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Zum Frieden!
Vom Universum aus werden Menschen angeschaut
Den ersten Gründungstag der Soka Gakkai im einundzwanzigsten Jahrhundert haben wir mit allen Kampfgefährten zusammen feierlich begehen können. Die Soka Gakkai hat sich auf der Grundlage des ernsten Glaubens und durch den tapferen Beitrag aller Mitglieder für die Verwirklichung von Kosen-rufu zur größten religiösen Laienorganisation in Japan sowie der ganzen Welt entwickelt.
Immanuel Kant (1724-12.2.1804), der große deutsche Philosoph, sagt: „Ohne Leidenschaft wurde nichts großartiges verwirklicht.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Der Grund, warum die Soka Gakkai eine derart große Entwicklung geschafft hat, liegt darin, dass die Leidenschaft für Kosen-rufu entbrennt. Der Gründungstag der Soka Gakkai ist zugleich der Todestag ihres ersten Präsidenten Makiguchi. [Die Soka Gakkai wurde am 18. November 1930 unter dem Namen „Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für Werteschaffende Pädagogik)“ begründet. Der erste Präsident Makiguchi wurde am 6. Juni 1871 geboren und verstarb am 18. November 1944]
Ich habe das Daimoku aufrichtig voller Dankbarkeit gegenüber dem ersten Präsidenten Makiguchi und dem zweiten Präsidenten Toda gechantet. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mit allen Mitgliedern der Soka Gakkai zusammen unseren größten Dank für das Verdienst von diesen beiden Präsidenten zum Ausdruck bringen.
Präsident Makiguchi las bis kurz vor seinem Tod im Gefängnis die Kantische Philosophie mit großer Sorgfalt. Makiguchi Senseis epochale Wertetheorie von „Schönheit, Nutzen und Gutem“ entstand, während er die Kantische Wertetheorie von „das Wahre, Gute und Schöne“ und weitere Höhen der Philosophie erklomm.
Heute möchte ich im Gedenken an Präsident Makiguchi die Gelegenheit wahrnehmen, in bezug auf Kants Gedanken über Universum, Menschen, Frieden und Religion zu sprechen. Allerdings habe ich nicht vor, direkt über seine Philosophie zu reden, sondern vielmehr von der Aufrichtigkeit seiner Person zu lernen, die fortgesetzt nach der Wahrheit suchte. Darin liegt meine eigentliche Absicht.
Nebenbei bemerkt haben die Mitglieder der Ärzte-Abteilung der Soka Gakkai, Vertreter der Absolventen der Soka Schule und Soka Universität sowie Mitglieder der Gruppe „chinesische Mauer“ zur Erinnerung an diesen Gründungstag der Soka Gakkai viele wertvolle Bücher von Kant in der deutschen Sprache und Studien über seine Werke gestiftet. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Während ich die von vielen Mitgliedern voller Aufrichtigkeit gestifteten Bücher aufgeschlagen und angeschaut habe, habe ich für die Glorie der Anführer der Weisheit gebetet, die fest entschlossen sind, den Geist von Präsident Makiguchi zu ererben.
Im letzten Monat hat die Kansai Soka Schule als einzige Schule in Japan an dem Bildungsprojekt der NASA „earthKAM“ zum zweiten Mal teilgenommen. Es war ein Unterfangen, indem die Schüler eine in der internationalen Raumstation installierte Digitalkamera fernsteuerten und verschiedene Objekte der Erde fotografierten. Der Blickwinkel, Menschen vom Universum aus zu sehen, wird der Menschheit ermöglichen, ihren eigenen Lebenszustand sicher zu erhöhen. Ich wünsche mir, dass dieses Projekt zum Frieden und Koexistenz führen möge.
Vor etwa zweihundert Jahren gab es einen Philosophen, der von der Ebene des Kosmos aus die Menschen anschaute und das Banner von ewigem Frieden auf der Erde und Menschenwürde hoch hisste. Das war Kant, der „Kaiser der Weisen“ genannt wurde. Kantische Philosophie eröffnete ein neues Kapitel in der Geschichte der Philosophie im Westen und brachte eine „Revolution in der Denkungsart“. Was für eine Revolution brachte er? Das geschah durch die Kritik der Vernunft; d.h. die Vernunft der Menschen gibt der Vernunft selbst eine konsequente Kritik. In der damaligen Philosophie herrschte die dogmatische Ansicht, dass die Vernunft der ontologischen Frage Gottes eine Antwort geben könne. Kant stellte klar, was die Vernunft der Menschen in Wahrheit erkennen kann, und etablierte ein neues philosophisches System.
Zunächst richtet sich sein Interesse auf die Natur. Kant, der in seiner Jugendzeit von Newton (1643-1729) sehr stark beeinflusst wurde, verfasste eine Schrift „die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ (1755), in der er die Nebular-Hypothese von Laplace vorwegnimmt und einen denkbaren Ursprung des Sonnensystems darlegt. Seine Hypothese ist in der Geschichte der Astronomie wohlbekannt. Er nahm an, dass das Sonnensystem, in dem die Menschheit existiert, nicht mehr als ein kleines Dasein innerhalb einer der im Makrokosmos vorhandenen unzähligen Galaxien ist. Er dachte, dass unzählige Sterne und Galaxien einen Kreislauf von Entstehen, Vergehen und Regeneration wiederholen. Und er glaubte auch, dass außerhalb der Erde Lebewesen existieren.
Man könnte sagen, dass Kant letztlich beabsichtigte, das Ursprüngliche, das ganze Universum vereinigende, zu erforschen, und auf die Frage „Was sind Menschen?“ eine Antwort zu finden. Das galt auch für die Forschung nach der Menschenwürde. Es gibt eine berühmte Sentenz, in der die Kantische Philosophie zusammengefasst wird. Sie wurde auch als Inschrift auf seinem Grabmal angewendet: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ (aus der „Kritik der praktischen Vernunft“)
Über diese Sentenz habe ich bislang mit Dr. R. Jastraw, Hauptverantwortlicher der NASA für die erste Mondlandung der Menschheit, mit dem japanischen Schriftsteller Yasushi Inoue und vielen anderen intellektuellen Persönlichkeiten gesprochen. Außerdem ist es auch bekannt, dass Beethoven (1770-1827), der Leiden und Freude der Menschen sowie die Erhabenheit des Geistes in kosmischer Größe besang, die Kantische Philosophie leidenschaftlich studierte.
Seit jeher sind die Intellektuellen der Welt stets bemüht, sich über den Zusammenhang zwischen Universum und Menschen aufrichtig Gedanken zu machen und danach zu forschen, wie die Menschen leben sollten. Wenn wir unser Herz auf den Makrokosmos richten, können wir uns des unserem Leben innewohnenden Rhythmus leichter bewusst werden. Und wenn sie ein solches redliches Bestreben vergessen, werden die Menschen von einer Lebensbahn in Richtung Glück abweichen, und daraus resultiert, dass ihr Leben von Begierden erschüttert unweigerlich auf eine kleinliche Irrfahrt geleitet wird.
Die buddhistische Anschauung über das Universum stellt dar, dass das „Universum unserem Selbst und unser Selbst dem Universum entspricht (soku)“. Das Auge des Buddhismus sieht eine Einheit sowie einen Zusammenhang zwischen dem „äußeren Universum“ und dem „inneren Universum“. Der Buddhismus lehrt ferner, dass das Universum einen Kreislauf von „Entstehen (Jo)“, „Stabilität (Ju)“, „Verfall (E)“ und „Nicht-Existenz (Ku)“ ewig wiederholt. Das Gesetz, das dieses universelle Leben und das menschliche Leben durchdringt, wird das „Mystische Gesetz (Myoho)“ genannt. Es ist sowohl das Gesetz von Mitgefühl und Harmonie als auch die Lichtquelle, die in allen Teilen der Erde Frieden und Glück ausbreiten wird.
Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg, der ehemaligen Hauptstadt von Ostpreußen, dem heutigen russischen Kaliningrad [nach Michail Iwanowitsch Kalinin (1875-1946), sowjetischer Politiker], geboren und verstarb am 12. November 1804 im Alter von 80 Jahren. Er wirkte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts; es war ein Zeitalter, in dem der Aufklärungsgedanke reifte, und die Epoche der Französischen Revolution.
Er hielt an der Universität seiner Heimatstadt Königsberg das Amt des Dekans und später das des Rektors inne. Während dieser Zeit schrieb er zahlreiche Werke. Um seine Hauptwerke hier zu nennen: „Die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755)“ als Kosmologie in der Anfangsphase seiner Forschung, die „Kritik der reinen Vernunft (1786)“, die in seinem philosophischen System von „das Wahre, Gute und Schöne“ als Zentralachse bezeichnet wird, die „Kritik der praktischen Vernunft (1786)“ und die „Kritik der Urteilskraft (1790)“. „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793)“ zum Thema Religion und „Zum ewigen Frieden (1795)“ zum Thema Frieden. Außerdem gibt es auch die Werke „Menschenlehre auf der praktischen Lage“ und „Pädagogik“. Alle seine Werke sind mit den weitreichenden Gebieten der Menschen befasst und nehmen großen welthistorischen Einfuß.
Kant stammt aus einer armen Familie, aber er war stolz darauf. Selbstverständlich befand er sich in seiner Jugendzeit niemals in der Lage, sorgenfrei lernen zu können. Seine Mutter starb, als er 13 Jahre alt war. Sein Vater, Sattler von Beruf, verstarb, als Immanuel 22 Jahre alt war. Er war so arm, dass ihm sogar das Geld für die Beerdigung fehlte. Er borgte sich Schuhe und Kleidung von seinen Freunden. Außerdem war er auch kränklich. Unter solch widrigen Umständen war er dennoch bemüht, zu lernen, um sich zu entwickeln, während er als Hauslehrer Privatunterricht gab.
„Beuge dich dem Unglück nicht, sondern stelle dich ihm mit größerem Mut entgegen!“ Das sind die Worte des großen römischen Dichters Maro Publius Vergilius (70-19 v. Chr.), mit denen Kant sich selbst in seiner Jugendzeit ermutigte.
Kant sprach bis in seine letzten Jahre wiederholt von seiner Dankbarkeit dafür, dass seine Eltern ihm trotz der Armut eine Erziehung ermöglichten und ihm eine an Vertrauen nicht mangelnde ehrliche Lebensweise zeigten: „Weshalb ich auf meine Familie stolz sein kann, ist, dass meine Eltern, die aus der Arbeiterklasse stammen, in Punkto Ehrlichkeit und Höflichkeit vorbildhaft waren ... und mir eine Chance auf Bildung gaben. Die Bildung war aus der Sicht der Tugend hervorragend und übertraf alle anderen. Jedes Mal, wenn ich daran denke, fühle ich mich von Dankbarkeit erfüllt.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Insbesondere, wenn er von seiner Mutter erzählte, glänzten seine Augen voller Bewunderung: „Ich werde meine Mutter nie vergessen, denn sie pflanzte und nährte den ersten Keim des Guten in mir, sie öffnete mein Herz den Eindrücken der Natur, sie weckte und erweiterte meine Begriffe und ihre Lehren haben einen immerwährenden heilsamen Einfluss auf mein Leben gehabt.“ (aus „Brief an Reinhold Bernhard Jachmann“) Gerade in seinem Stolz als ein Bürger zu leben und in seiner Dankbarkeit liegt Kants Ausgangspunkt, der in der Geisteswelt der Menschheit herausragt.
Er sprach: „Mein Stolz ist nur dieser, dass ich ein Mensch sey.“ (Nachlass: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen) Seine Blicke richteten sich geradewegs auf die Menschen und deren Lebensweise. Wie sollten die Menschen leben? Ein nur nach Vergnügen jagendes Leben bringt keinen Wert mit sich. Der Wert des Menschen hängt nicht davon ab, wie viel Materielles er gewann, sondern, was er erschafft.
Die Kantische Philosophie, die alle Verlogenheiten scharf kritisierte und eine Revolution der Gedanken mit sich brachte, entstand daraus, dass er zur grundlegenden Frage zurückkehrte „Was ist die richtige Lebensweise als Mensch?“ Es waren seine Eltern, die ihm eine solche Richtung aufgrund ihres eigenen Verhaltens zum ersten Mal aufzeigten.
Das Letztendliche der buddhistischen Lehre offenbart sich im „Verhalten der Menschen“. Meine lieben Freunde, Sie alle, die den Buddhismus Nichiren Daishonins korrekt ausüben, schreiten auf dem „Weg der höchsten Humanität“ voran. Lassen Sie uns unseren Kindern und den jungen Mitgliedern der Soka Gakkai, die uns folgen, das Leben der Gerechtigkeit feierlich übertragen!
Wenn er Schönem begegnet, spürt der Mensch eine Bewunderung, und in seinem Herzen wird irgendetwas erweckt. Kant entdeckte im Schönen eine Kraft, die Menschen zum Guten antreibt. Er sagt: „Das Schöne ist sittlich ein Symbol des Guten.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Es ist bekannt, dass Kants Überlegung über die Schönheit auch beim großen Dichter Goethe einen Eindruck hinterließ. Auch in Präsident Makiguchis Wertetheorie wird dem Wert von Schönheit große Bedeutung beigemessen. Und die Soka Gakkai fördert die Kultur- und Kunstbewegung, die den Wert der Schönheit erschafft, und erweitert die Solidarität des Guten auf der internationalen Ebene.
Kant sagt weiter: „Unter allen behauptete die Dichtkunst (die fast gänzlich dem Genie ihren Ursprung verdankt und am wenigsten durch Vorschrift oder durch Beispiele geleitet sein will) den obersten Rang“ (aus der „Kritik der Urteilskraft) Denn das Gedicht öffnet und stärkt das Herz der Menschen. Ich bin auch gleicher Ansicht und aufgrund dessen fest entschlossen, als weltgekrönter Dichter noch mehr Gedichte zu besingen und zu hinterlassen, um den neuen Horizont des menschlichen Geistes zu erweitern.
Man kann sagen, Kant sei einer der ersten Denker, die erkannten, dass Menschen einen eigenständigen Charakter besitzen, noch bevor sie je nach der sozialen Stellung und der Gattung voneinander unterschieden werden. Eines der berühmten moralischen Grundprinzipien, die Kant zeigte (der kategorische Imperativ), heißt wie folgt: „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel braucht.“ (aus den „Grundlegungen zur Metaphysik der Sitten“)
Wir dürfen die Menschen nicht als Mittel benutzen! Das ist das Prinzip, das bedingungslos eingehalten werden muss. Menschen sind würdevoll. Diese Deklaration Kants ermutigte den Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung Dr. Martin Luther King (1929-1968) und viele andere Persönlichkeiten, die bis heute in der Welt die Menschenrechtsbewegung vorantrieben. [In der modernen Bioethik wird dies auch die Kantische Bedingung genannt. (sinngemäße Rückübersetzung)]
Menschen sind auf der Welt geboren, weil sie Aufgaben haben. Sie müssen sich dessen bewusst werden, das „heilige Recht“ hochschätzen, das alle Menschen gleichermaßen besitzen, und als Weltbürger miteinander existieren – das ist seine Überzeugung. Und er war darum bemüht, bei vielen Gelegenheiten die Koexistenz der Menschheit und den ewigen Frieden zu betonen.
Die Soka Gakkai hisst das Banner der buddhistischen Philosophie, die der Würde des Lebens zugrunde liegt, und setzt den Pazifismus in der ganzen Welt durch. Eines der brennenden Themen, worüber ich mich mit dem englischen Historiker Dr. Toynbee (1889-1975) aufgrund der Kantischen Philosophie austauschte, war, wie wir die Würde des Lebens und der Menschen beschützen und erstrahlen lassen können. Die Soka Gakkai ist bereit, gegen diejenigen, die Menschen zum Mittel machen, unentwegt zu kämpfen.
Aber wie sollten wir diese Idee der Menschenwürde in der realen Welt verwirklichen? Es gibt zwar weise Handlungen einzelner Menschen, jedoch in der gesamten Welt sind die Menschen stets von Dummheit, kindischer Eitelkeit und Zerstörungssucht hin und her gerissen. Vor solch einer Geschichte der Menschheit fühlte sich Kant untröstlich. „... die Menschheit unter den Übeln seufzt, die sich aus Unerfahrenheit selbst anthut.“ (aus den „Kleinen Schriften: Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte)
Das größte Übel sind Kriege, denn sie degradieren die Menschen in äußerstem Maß zum Mittel. Worin sah Kant das Übel, das den ewigen Frieden verhindert? Es liegt in der Verkehrtheit, dass die Menschen nicht dem Befehl der Tugend folgen, sondern ihren eigenen Begierden gehorchen. Insbesondere ist die Machtgier der Politiker problematisch.
Kant sagt: „Sie müssen darum bemüht sein, das politische Prinzip und die Moral parallel durchzuführen.“ Und zum anderen: „Wir brauchen keinen Politiker, der darum bemüht ist, die Moral zu Gunsten der Politiker zu verändern.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Die Staatsmänner, die beabsichtigen, ihre Macht auszubauen, benutzen die Moral als Vorwand, um ihre Politik zu rechtfertigen. Obwohl sie auf ihre politischen Taten stolz sind, sind sie innerlich voller Egoismus und Intrigen. Sie betrachten die menschliche Gesellschaft als ihr Privateigentum und zielen nur darauf ab, Macht und Gewinn zu vermehren. Sie denken sogar, es sei ihnen erlaubt, um ihres Nutzens willen die Welt zu opfern. Kant kritisierte eine solche Machtpolitik als „falsche Politik“, „Fälschung“, „Vortäuschung“ und „Doppelzüngigkeit“, weil solche Staatsmänner selbst Übeltäter sind, die Besserungen zum ewigen Frieden verhindern.
Machtübel ist furchtbar. Aus dem Grund sagte Toda Sensei: „Jugend! Nehmt die Politik mit großer Sorgfalt ins Visier!“
Kant setzte Menschenrecht vor die Politik und forderte den Aufbau der „Vereinigung der Nationen“, um die Menschenrechte zu schützen. Und er sah voraus, dass den ewigen Frieden herbeizuschaffen das „höchste politische Gute“ ist. Es ist bekannt, dass seine These „Zum ewigen Frieden“ die Etablierung des Völkerbundes, der ersten internationalen Friedensorganisation der Menschheit, begründete, und seine Idee führt schließlich auch zu den jetzigen Vereinten Nationen. Kant schlug auch die „vollständige Abschaffung eines stehenden Heeres“ vor. Die Menschen sind nicht für den Staat da, sondern der Staat ist für die Menschen da. Und für die Menschen ist die Politik da. Kant war einer der Vorreiter, die sich dazu klar und deutlich äußerten.
Kant sah die Verlogenheit bei den Religionen und dem Klerus als das Böse an, die Würde der Menschen mit Füßen zu treten, und übte daran Kritik. Er behauptete: Alle Menschen können eigentlich zum Guten erwachen, ihr eigenes Herz erheben und sich selbst dadurch verändern. Die wahre Religion (die tugendhafte) ist imstande, die „Revolution der Menschen“ zum Guten zu fördern. Im Gegensatz dazu gibt es auch solche Religionen, die versuchen, die Handlungen und das Bestreben des Guten zu verhindern und somit die Menschen in einem Zustand der Minderjährigen bleiben zu lassen. In solchen Religionen neigt der Klerus dazu, Zeremonien oder Regeln, die nicht den Kern der Religion bilden, in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Klerus, der derart religiöse Zeremonien veranstaltet und Regeln hervorhebt, hat die Tendenz, die Herzen der Menschen ungerechterweise zu regieren, indem er sich selbst als Vermittler zwischen Gott und die Menschen schiebt.
Eigentlich sollten Priester den Menschen dienen, aber sie befehlen und beherrschen die Menschen und verlangen Gehorsam wie von Sklaven. Und die Menschen verlieren dadurch nicht nur den Mut und das Streben, Gutes zu tun, sondern lassen auch ein Gefühl aufkommen, ihre Sünden werden nur ausgelöscht, wenn sie an dieser Zeremonie teilnehmen und die Regeln einhalten. Dies schafft faule Gläubige. Außerdem besteht die Gefahr, dass diese falschen Gläubigen, die ihr böses Inneres durch die Teilnahme an Zeremonien zu verdecken suchen, immer dominanter werden.
Kant stellte ausführlich dar, dass eine falsche Religion, vom falschen Klerus derart falsch geführt, einen Verfall mit sich bringt, der eine Kettenreaktion der Falschheit genannt werden kann. Aus diesem Grund wurde Kant von den Machthabern verfolgt, und ihm wurde verboten, seine Kritik öffentlich auszuüben. Dennoch beugte er sich nicht davor, indem er sagte: „Zwar denke ich vieles mit der allerkläresten Überzeugung und zu meiner großen Zufriedenheit, was ich niemals den Muth haben werde zu sagen; niemals aber werde ich etwas sagen, was ich nicht denke.“ (aus „Briefwechsel: An Moses Mendelssohn – 1766)
Tolstoi (1828-1910), später von der religiösen Autorität exkommuniziert, kannte diese religiösen Anschauungen Kants. [Er las gern „die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ Kants (1793) und bezeichnete in seinem Tagebuch: „Kant gelesen, beeindruckt.“ „Sehr gut“ usw.] (sinngemäße Rückübersetzung)
Falscher Klerus und falsche Gläubige finden wir exakt im derzeitigen Auftreten der Nikken-Sekte. Die Soka Gakkai ist eine Laienorganisation, die sie zurechtweist und zur richtigen religiösen Revolution aufgestanden ist.
Kant, der die Werke Rousseaus (1712-1778) las, wurden dadurch seine Augen geöffnet, „er lernte die Menschen zu respektieren“. (sinngemäße Rückübersetzung) Er, der die Menschen und besonders die Jugend liebte, wurde von vielen Menschen verehrt. Bei der Beerdigung Kants war kein Klerus anwesend, aber mehrere tausend Studenten trauerten, Lehrer seiner Universität und Bürger der Stadt nahmen Abschied von ihm. Genau wie auch Kant erörterte, ist eine solche Religion, in der die Entscheidung für Glück oder Unglück der Menschen vom Klerus abhängen sollte, falsch.
Auch von der ursprünglichen Bedeutung der buddhistischen Lehre aus gesehen hat eine Teilnahme des Klerus an der Trauerfeier mit der Verwirklichung der Buddhaschaft des Verstorbenen gar nichts mehr zu tun. Dies wird durch den eigenen Glauben sowie die geleisteten Handlungen des Verstorbenen entschieden. Die Richtigkeit der Lehre wird in der Tat durch die Trauerfeier bestätigt, die durch die Freunde der Soka Gakkai durchgeführt wird. Wir schreiten auf dem richtigen Weg der religiösen Revolution voran.
Kant erwähnte bereits vor über 200 Jahren das Lotos-Sutra, das als buddhistische Schriften des Glaubens der Menschen in Japan praktiziert wurde. [Er schreibt: „Ihr Sutra wird das Buch der Blume (Myoho-Renge-Kyo) genannt.“ (sinngemäße Rückübersetzung); aus der „Geographie der Natur“ aufgrund der Notizen für die Vorlesung im Jahr 1781]
Im vorigen Jahr wurde eine Ausstellung „Lotos-Sutra und Seidenstraße“ zum ersten Mal in Europa, und zwar in Österreich und Deutschland, veranstaltet. [Veranstalter: SGI, Institut der orientalischen Philosophie und Institut für orientalische Studien der russischen Akademie der Wissenschaften] Viele Gelehrte, die diese Ausstellung besuchten, erzählten von ihrer Bewunderung über die spirituelle Kultur des Friedens, die aus dem Lotos-Sutra hervorströmt.
Indem er die Philosophie Kants im einsamen Gefängnis las, lebte Präsident Makiguchi durchweg gemäß dem Kern der großen Philosophie des Ostens, die auch die große Philosophie des Westens enthält, und öffnete der zukünftigen Soka Gakkai den Weg zur Weltreligion. Die von ihm gegründete Soka Gakkai hat sich heute als Soka Gakkai Internationale (SGI) in 177 Ländern und Gebieten der Welt entwickelt. Wir schreiten gezielt auf den Tag voran, an dem die Philosophie der Würde des Lebens im Lotos-Sutra zum allgemeinen gesunden Menschenverstand der Welt, dem „Weltgeist“ wird.
Kant sagte: „Der wahre ewige Frieden ist nie ein leeres Ideal, sondern eine uns auferlegte Aufgabe.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Präsident Makiguchi, der inmitten der großen Verfolgung für den ewigen Frieden, den langersehnten Wunsch der Menschheit, mit dem Geist „ohne sein eigenes Leben zu schonen“ kämpfte, und die Soka Gakkai, die seinen letzten Willen ererbt und zum Weltfrieden unentwegt voranschreitet, genau das ist die eine große Bewegung der Menschlichen Revolution, die wir vorantreiben.
Das Herz der Menschen ist das Schlachtfeld von Gut und Böse, und auch in der menschlichen Gesellschaft liefern sich Gut und Böse gegenseitig einen heftigen Kampf. Dort finden wir Machthaber, die die Menschen mit Füßen treten, als auch den Klerus, der die Menschen durch Verlogenheit betrügt. Wie kann man das Böse aus der Welt schaffen und das Gute entstehen lassen? Als Philosoph dachte Kant über einen Weg nach, der dazu führt, dass das „Prinzip des Guten“ gegen das „Prinzip des Bösen“ siegt. Hierin könnte man den Grund sehen, warum er die Aufklärung des Geistes der Menschen förderte, indem er sagte, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (aus „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung) und die Bildungsreform forderte.
In seiner „Pädagogik“ steht wie folgt: „Gute Erziehung gerade ist das, woraus alles Gute in der Welt entspringt. ... Denn wie kann man Menschen glücklich machen, wenn man sie nicht sittlich und weise macht?“ Die Quantität des Bösen wird dann nicht vermindert.“ (aus „Pädagogik, 1803) Nur Bildung, den Menschen weiser werden zu lassen, ist die richtige Bahn, die Gesellschaft in Richtung des Guten zu führen.
Ferner schreibt Kant: „Die Anlage zu einem Erziehungsplane muss aber kosmopolitisch gemacht werden.“ (aus „Pädagogik“, 1803) Die Pädagogik muss zur „Bildung der Weltbürger“ reformiert werden, denn nur Weltbürger, die eine den Staat überschreitende Sichtweite entwickelt haben, können zur Grundlage für die Errichtung des ewigen Friedens werden.
Aus diesem Grund kritisierte Kant, dass Politiker voller Machtgier den Staatsetat für Krieg vergeudeten und die Bildung völlig vernachlässigten. Über den Kantischen Gedanken, der die Menschen auffordert, „weiser zu werden“, habe ich mich mit Richard von Weizäcker, dem ersten Bundespräsidenten des vereinten Deutschland, als Staatsmann-Philosoph bekannt, unterhalten. [Juni 1991 in Bonn] Mit ihm war ich auch gleicher Ansicht, dass das wichtigste Thema im vereinten Deutschland in der Bildung liegt.
Für die Reform der Gesellschaft ist die Bildungsreform und darüber hinaus die Veränderung des Menschen unentbehrlich. Alle ernsthaften Führer der Welt blicken gemeinsam auf dieses unveränderbare Prinzip hin.
Die Bildung der Weltbürger, das große Gute in der gesamten Welt zu verbreiten, war auch der innigste Wunsch des ersten und des zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Tsunesabu Makiguchi und Josei Toda. Darin liegt der Grund, warum ich die Soka Universität in Japan sowie in den USA gegründet habe, um die Vision der beiden Präsidenten zu realisieren.
Um in dieser Welt den Sieg des Guten zu erringen, behauptet Kant, ist eine ethische Gemeinschaft notwendig, die zum Ziel hat, das Gute zu erweitern und zu verwirklichen. Er wollte darauf hinaus, dass alle Menschen unter dem Banner des Mutes geschlossen gegen das Böse kämpfen. Und darin sah er die Aufgabe der wahren Religion. Was Kant in der Religion als das höchste schätzte, war die Tat des Guten. Eine Religion ohne diese Tat des Guten war laut ihm keine lebendige Religion. Kant wies darauf hin, dass die Welt des ewigen Friedens erst dann realisiert werden kann, wenn sich die Menschen, die sich für die Erweiterung und Verwirklichung des Guten bemühen, miteinander zusammen schließen.
Für eine Revolution der Menschen und für den Weltfrieden ist die Soka Gakkai mit den beiden Rädern von Bildung und Religion vorangeschritten. Dies bleibt weiter unverändert bestehen. Die Soka Gakkai ist die Universität der menschlichen Weiterbildung und führt eine große Bewegung der Philosophie, die darauf gerichtet ist, das Gute zu erweitern.
Kant setzte seine Vorlesungen an der Universität in Königsberg 41 Jahre lang fort. Seine Philosophie, die sich auf alle Bereiche einschließlich Natur, Politik, Bildung, Religion, Kunst u.a. erstreckte, wurde an der Universität fortgesetzt unterrichtet und entstand zugleich in den täglichen Vorlesungen. Ein renommierter Philosoph wie Kant erhielt selbstverständlich von zahlreichen Universitäten viele Einladungen mit guten Angeboten. Dennoch sagte er alles ab und blieb an seiner geliebten Universität. Bis er aus Altersschwäche keine Vorlesung mehr halten konnte, führte er seine Aufgabe als Lehrkraft vollständig durch und setzte sich somit voll und ganz für seine Universität ein. Es ist eine unübersehbare Tatsache, dass einer der Gründe, warum seine Philosophie weit und breit geschätzt wurde, auch darin lag, dass er als Lehrer redlich und leidenschaftlich war.
Kant war in den ersten fünfzehn Jahren als Privatdozent an der Universität tätig. Während dieser Zeit bezog er kein festes Einkommen. Deshalb war er gezwungen, Vorlesungen über mehrere verschiedene Fachbereiche zu halten. Aber er gab seine Vorlesungen immer leidenschaftlich und redlich. Er versuchte auch, keinen Urlaub in Anspruch zu nehmen. Nie vernachlässigte er seine Aufgabe. Seine Vorlesungen waren so anziehend, intellektuell inspirierend und sehr humorvoll. Für die Studenten war es ein Augenblick der freudigen menschlichen Begegnung. Gerne erfreute Kant seine Studenten und brachte sie zum Lachen. Niemals verhielt er sich überheblich.
Der wahre Intellekt offenbart sich im Verhalten der Menschen. Nichiren Daishonin schreibt in einer Gosho wie folgt: „Das Wesen der Tiere besteht darin, die Schwachen zu bedrohen und die Starken zu fürchten. Die Gelehrten der gegenwärtigen Welt verhalten sich genau wie Tiere.“ (Gosho Band I, Seite 167; Japanische Gosho, Seite 957) Der Macht zu schmeicheln und vor den Schwachen hochmütig zu sein, ist die Natur der Tiere. Die Arroganz ist eine Erscheinung der barbarischen tierhaften Eigenschaft.
Johann Gottfried von Herder (1744-1803), der die Philosophie der Kritik von Kant lernte, widmete seinem Lehrer Kant das große Lob, dass er (Herder) von Kants Eifer, nach der Wahrheit zu suchen, von dessen Leidenschaft, die Wahrheit für das Glück der Menschheit nützlich zu machen, von dessen Verhalten, unparteiisch und fraktionsfrei zu sein, und von dessen Einstellung, weder nach Beliebtheit noch Ruf und Nutzen zu suchen, sehr beeindruckt wurde.
Seine Vorlesung war stets von neuer Idee und Schöpfung erfüllt; sie ermöglichte den Zuhörern, ihren Blick als Weltbürger zu erweitern. Es war auch Kant, der fortschrittlich Vorlesungen an der Universität über Menschenkunde und Geographie einführte. Seine Vorlesungen über diese Fächer zogen viele Studenten an und der Hörsaal war immer voll besetzt.
Es gibt eine berühmte Sentenz, die Kant bei einer Vorlesung sprach: „Man kann also Philosophie lernen, ohne philosophieren zu können. Wer also eigentlich Philosoph werden will, der muss einen freien Gebrauch von seiner Vernunft machen, und nicht bloß einen nachahmenden, so zu sagen, mechanischen Gebrauch.“ (aus „Vorlesungen über die Metaphysik“)
Er setzte seine Vorlesung mit der Absicht fort, den Studenten zu verhelfen, sich selbst eigenes Denkvermögen anzueignen. Er war auch ein Lehrer voller Mitgefühl, der sich ernsthaft um das tägliche Leben und den Beruf seiner Studenten kümmerte. Von seinen Studenten wurde er als wahrer Lehrer der Humanität geliebt, und unter seinem Einfluss entwickelten sich unzählige führende Persönlichkeiten, die zur Kulturbewegung und Bildungsreform beitrugen.
Die Soka Universität ist auch die Universität für Studenten. Ich wünsche mir sehr, dass sich Lehrer und Studenten, ohne dieses erhabene Ziel zu vergessen, unter dem Gründungsgeist der Universität vereint darum bemühen, die Ideale der humanistischen Bildung zu verwirklichen.
Kant kritisierte die damalige Art des Studiums vehement, indem er sagte: „Gelehrte glauben, es sey alles um ihretwillen.“ (Nachlass: Beobachtungen über das Gefühle des Schönen und Erhabenen“) Die meisten Gelehrten blieben in ihrem engen spezifischen Fach verschlossen und waren von einer parteiischen Ansicht befangen. Sie stellten ihr Fachwissen zur Schau und machten es zum Werkzeug der Eitelkeit. Sie verloren ihr Ziel, wofür sie studieren.
Wie sollte das Studium sein, das die Menschen wahrhaft benötigen? Kant gibt darauf eine klare Antwort: „Das Studium muss dazu dienen, dass man studieren kann, wie man als Mensch sein sollte.“ (sinngemäße Rückübersetzung) Kant sagte auch, dass die Weisheit unentbehrlich ist, um das Studium nicht nur als bloßes Wissen bestehen zu lassen. Denn aufgrund der Weisheit kann man das Wissen richtig anwenden und somit schließlich der Aufgabe, die man lösen muss, entgegentreten. Außerdem war er fest davon überzeugt, dass Studium auf die Wohlfahrt der Menschheit hinzielen sollte. Auf der Grundlage dieser Gedanken setzte er sich bis zum Ende seines Lebens leidenschaftlich dafür ein, ein Lehrfach der „Menschenlehre“ (sinngemäße Rückübersetzung) aufzubauen, die für alle Studien und alle Handlungen der Menschen als Quelle dienen kann.
Nichiren Daishonin schreibt in einer Abhandlung wie folgt: „Das Undenkbare des Herzens ist der Kern, den sowohl das Sutra als auch seine Erläuterungen darstellen. Und derjenige, der zu diesem Undenkbaren des Herzen erwacht, wird als der Tathagata (Der aus der Wahrheit Erscheinende) bezeichnet.“ (JG, Seite 564)
Der Buddhismus offenbart die Quintessenz der Menschenlehre, die das Innere des menschlichen Lebens erforscht. „Wie sollen die Menschen leben?“ Diese Weisheit des Buddhismus Nichiren Daishonins wird jetzt in der ganzen Welt umso stärker gesucht.
Präsident Makiguchi verfasste das „System der Werteschaffenden Pädagogik“, das die Wertetheorie beinhaltet, sowohl aus dem Grund, Japans verhangene verschiedene Bildungsprobleme zu überwinden, als auch aus seinem tiefen Wunsch, eine Bildung zu realisieren, um alle Kinder zum Glück zu führen.
Er durchschaute scharfsinnig, dass der Grund des Stillstands der Gesellschaft darin besteht, dass Philosophie, Gedanken und Bildung in die Sackgasse geraten sind. Inmitten seiner eigenen pädagogischen Praxis suchte er voller Kraft eine Werteordnung, die eines der Zentralthemen der Philosophie ist. Was ist das Ziel des Lebens? Was muss man zum maßgeblichen Wert machen, um dieses Ziel zu erreichen? Und wie kann man diesen Wert schaffen? Er entdeckte, dass die große Philosophie, die diese ganze Reihe grundlegender Fragen beantworten kann, einzig allein der Buddhismus Nichiren Daishonins ist.
Seine Wertetheorie, die neue Horizonte der Philosophie eröffnet, wurde dadurch zum Führungsprinzip, das der ganzen Menschheit das Ziel, das Ziel des menschlichen Lebens, klar aufzeigt. Während Japan seine Neigung zum Nationalismus stärkte, beharrte Präsident Makiguchi darauf: „Habt eine klare Vision für Bildung!“ „Nehmt die Wertetheorie zur grundlegenden Philosophie auf!“ Und er setzte seinen Kampf fort, indem er den Buddhismus des Daishonin, die Seele seines Aufrufes, hervorhob.
Auf einer Postkarte, die er aus dem Gefängnis an seine Familie schrieb (datiert am 13. Oktober 1944), steht folgendes: „Bin gerade dabei, die Philosophie Kants sorgfältig zu lesen. Die Wertetheorie, mit der sich viele Gelehrte nicht konkret befassen konnten, obwohl sie seit über 100 Jahren überfällig ist, habe ich verfasst und sie darüber hinaus einerseits mit dem Glauben an das Lotos-Sutra in Verbindung gesetzt und andererseits ihre Wirkung durch Tausende von Menschen unter Beweis gestellt. Das wundert mich selbst sehr! Aus diesem Grund ist es nur natürlich, dass „drei Hindernisse und vier Teufel“ in Erscheinung treten, wie im Sutra steht.“
Takao Ito, ein Student, der sein Studium im Forschungskursus der Soka Universität fortsetzt, hat mir kürzlich einen Bericht über den jungen Makiguchi und Immanuel Kant anhand der wissenschaftlichen Studien vieler Gelehrten zukommen lassen.
Demzufolge kann man zwischen den Werken Kants einerseits und den Schriften sowie Büchern Präsident Makiguchis andererseits, bis dieser „das System der Werteschaffenden Pädagogik“ 1930 im Alter von 59 Jahren verfasste, viele gemeinsame Punkte feststellen. Seine zweiteilige Abhandlung, die zum ersten Mal veröffentlicht wurde, schrieb Präsident Makiguchi im Jahr 1896 mit 25 Jahren, und sie trägt den Titel „Das Wirken der Systematisierung der Ideen“.
Dieser Ausdruck „Das Wirken der Systematisierung der Ideen“ wurde unter dem Einfluss eines der Hauptwerke Kants, der „Kritik der reinen Vernunft“ vom Pädagogen Johann Friedrich Herbert (1776-1841) angewendet, der Kant als seinen Meister verehrte.
In einer anderen Abhandlung, die der 26 Jahre alte Makiguchi schrieb, ist der Name Kants auch zu sehen. Außerdem übernahm Präsident Makiguchi nach Herausgabe seiner „Humangeographie (Jinsei-chiri-gaku)“ 1904 mit 33 Jahren die Aufgabe als Herausgeber und Chefredakteur des Magazins „Bildung“, das ein Verband von Absolventen der pädagogischen Hochschule in Tokio publizierte. In diesem Magazin „Bildung“ leistete der Philosoph Sanjuro Tomonaga (1871-1951) [dessen Sohn Shin’ichiro Tomonaga (1906-1979) im Jahr 1965 mit dem Nobelpreis in Physik ausgezeichnet wurde] einen Beitrag, indem er 1895 eine zweiteilige Abhandlung „Entwicklung des Spiritualismus nach Kant“ schrieb.
Im weiteren begegnete Präsident Makiguchi ums Jahr 1917 einem Buch, das Kant erörterte. Es war „Probleme der ökonomischen Philosophie“, herausgegeben von Kiichiro Souda. [Souda studierte Philosophie in Deutschland unter dem Philosophen Rickelt, der die neokantische Schule vertrat] In diesem Buch „Probleme der ökonomischen Philosophie“, das Präsident Makiguchi eifrig und intensiv las, ist ein wissenschaftlicher Artikel enthalten, der „Über Erkenntnis Kants und rein theoretische Wirtschaftslehre“ heißt.
Kants Worte geben für unser Leben tiefe Inspirationen. Er schreibt: „Neid, Undankbarkeit und ein Gemüt, sich über das Unglück anderer zu freuen ... können als dämonisches Laster bezeichnet werden.“ (sinngemäße Rückübersetzung) Kant entschied, dass Neid und Undankbarkeit die größten Laster sind.
Er sagt auch: „Für solche Menschen, die immer zu verzögern versuchen, die selbst getroffene Entscheidung in die Tat umzusetzen, bleibt vieles unerledigt zurück.“ (sinngemäße Rückübersetzung) Es geht nicht um „irgendwann“, sondern um „jetzt“. Wichtig ist, sofort in die Tat umzusetzen.
Kant war „der nach dem Weg suchende“, der seiner eigenen Philosophie gemäß lebte. Darin liegt auch seine Größe. Er sagt: „Ich werde meinen Weg gehen. Niemand kann verhindern, dass ich fortschreite.“ (sinngemäße Rückübersetzung) Das war eine Erklärung des jungen Kant. Er widmete sein ganzes Leben, seinem Schwur entsprechend, der Erforschung der Wahrheit und hinterließ in den Analen der Menschheit unzerstörbare Spuren.
Bald gehen wir dem 200 jährigen Todestag Kants (2004) entgegen. Auch ist dieses Jahr genau das sechzigste Jahr nach dem Tod Präsident Makiguchis, der sein Leben der Verbreitung des mystischen Gesetzes widmete. Kants und Makiguchis Ideale von „Zum ewigen Frieden“ sowie „Für die Würde der Menschen“ müssen wir in diesem Jahrhundert unbedingt verwirklichen. Dafür wollen wir über solche Menschen, die voller Neid erfüllt sind und ihre Dankesschuld vergessen, hinweg auf dem großen Weg der werteschaffenden Philosophie stolz voranschreiten.
Am 18. November vor 71 Jahren sind Makiguchi und Toda, „Meister und Schüler der untrennbaren Einheit“, mit der in der unendlichen Vergangenheit gesetzten Beziehung verbunden, für die Menschheit aufgestanden. Dieser Tag ist zum bedeutungsvollen Gründungstag unserer Soka Gakkai geworden, die mit der tiefgründigen Aufgabe für die weltweite Kosen-rufu Bewegung über zehntausend Jahre und alle Ewigkeit hinaus im Späten Tag des Gesetzes aufgebrochen ist.
Und dieser Tag ist der Todestag unseres großen Meisters Tsunesaburo Makiguchi. Der 18. November ist der Tag, an dem jedes Jahr und alle Jahre unser Geist der Gerechtigkeit entbrennt und immer mehr Banner des Triumphes aufgestellt werden. Der Gründungstag ist der Tag, an dem alle unentwegten Kampfgefährten von Kosen-rufu in der ganzen Welt entschlossen aufstehen.
Am 18. November 2001 haben wir die Glocke der Hoffnung, um den Beginn des neuen Jahrhunderts zu begehen, mit vollem Elan geschlagen und mit dem neuen Marsch begonnen. Indem ich von tiefem Herzen wünsche und dafür bete, dass Sie alle, die verehrten wertvollen Kampfgefährten, mit absoluter Gewissheit ohne eine einzige Ausnahme zum Sieger des Lebens von Glück und Glorie werden können, möchte ich meine Rede abschließen. Bitte ziehen Sie sich keine Erkältung zu!
Am 20. November 2001
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 22./23./24. Nov. 2001)
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