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6. Honbu-Leiterversammlung der Soka Gakkai
Fähige Leiter erziehen, die die Menschen beschützen
(Bei der 6. Honbu-Leiterversammlung der Soka Gakkai, gleichzeitig die zweite landesweite Generalversammlung der Frauenabteilung und die Generalversammlung der Regionen Kyushu, Chugoku und Okinawa im Toda Memorial Auditorium in Sugamo, Tokyo am 21. Mai 2001)
Heute nehmen Vertreter der SGI aus 15 Ländern und Gebieten in Übersee, darunter Brasilien, den Vereinigten Staaten, mehreren europäischen Ländern sowie aus Nigeria und Südkorea an dieser Honbu-Leiterversammlung teil. Danke Ihnen allen, daß Sie von so weit weg gekommen sind. Ich bin zutiefst dankbar für Ihre Bemühungen.
Ich möchte auch meine Glückwünsche zur 2. Generalversammlung von Kyushu, zur 1. Generalversammlung von Chugoku und zur ersten Generalversammlung von Okinawa ausdrücken.
Und besondere Glückwünsche an unsere unübertroffenen Mitglieder der Frauenabteilung, die bald [am 10. Juni] das 50. Jubiläum ihre Abteilung feiern werden!
Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Frauen. Wir wollen alle Männer aufstehen und uns als Zeichen unseres tiefen Respekts und unserer Unterstützung vor den Mitgliedern der Frauenabteilung verbeugen.
Volk, steh‘ auf!
Nächstes Jahr, 2002, ist der 200. Geburtstag von Victor Hugo (1802-85). Der große französische Schriftsteller schrieb: “Oh Volk! … zeige deine unerwartete Statur. Zeige der Welt das formidable Wunder dieses Erwachens. … Steh‘ auf, steh‘ auf!”[^1]
Es sind nicht Menschen in Autoritätspositionen oder berühmte Menschen in der Gesellschaft, die die größte Macht besitzen. Es ist das Volk. Hugo rief seine Mitbürger an und forderte sie auf, sich selbst nicht als unwichtig anzusehen. Er ermutigte sie, ihren Feinden die ungeheure Kraft des erwachten Volkes zu zeigen. Der Buddhismus Nichiren Daishonins ist Buddhismus, der für die Menschen existiert. “Menschen, steht auf.” Das ist der Ruf von Hugo, der Ruf meines Mentors Josei Toda und der Ruf der Soka Gakkai.
Dr. Sun Yat-sen (1866-1925), der als Vater des modernen China bekannt ist, sagte einmal, daß die Macht der Regierung zwar unermeßliches Gutes hervorbringen kann, aber auch unermeßliches Böses und er verlangte, daß schlechte Regierungen eliminiert werden müssen, wenn man Glück für die Menschen und Wohlstand für die Nation sichern will. In diesem Geist begann er die chinesische Revolution.
Wer ist wirklich grossartig?
In Japan leben wir jetzt in einem Zeitalter der Demokratie. Daher gibt es niemanden, der höher oder niedriger als irgendjemand anderer ist. Wir sollten alle gleich sein. “Trotzdem,” hat jemand gesagt, “wenn man den Fernseher einschaltet, sieht man nur Figuren des öffentlichen Lebens und die verhalten sich so, als ob sie irgendwie besser als wir alle wären.”
Stellen wir uns also die Frage: “Welche Menschen sind wirklich großartig?” Der Daishonin zitiert die Worte: “Da das Gesetz wunderbar ist, ist die Person verehrungswürdig; da die Person verehrungswürdig ist, ist das Land heilig.”[^2] (WND, p. 1097) Die Person, die das höchste Gesetz hochhält, verdient den höchsten Respekt. Das ist wahrer Humanismus. Wie verehrungswürdig sind dann Sie alle, die Sie sich so sehr bemühen, das mystische Gesetz zu verbreiten!
Herr Toda sagte oft: “Sie haben alle vergessen, wie großartig Sie sind! Es mag schon stimmen, daß kein großartiges Bankett auf Sie wartet, wenn Sie nach Hause kommen und Ihr Haus nicht so geräumig wie ein Palast ist. Also machen Sie sich selbst voller Selbstmitleid über Ihre armselige Situation schlecht, aber das ist lächerlich. Es sind Sie als menschliche Wesen, die großartig sind. Sie können immer irgendwann in der Zukunft ein großes Haus kaufen. Aber denken Sie daran, daß diese Dinge letztlich alle einmal zu Staub zerfallen werden.”
Herr Toda gab auch über diesen Punkt Führung indem er eine Stelle aus der Gosho Über die vier Stufen des Glaubens und die fünf Stufen der Praxis zitierte. In dieser Stelle sagt der Daishonin, daß seine Schüler, die Nam-myoho-renge-kyo chanten “die Gründer … der verschiedenen anderen Schulen des Buddhismus Hundert-, Tausend-, Zehntausend-, Millionenmal übertreffen.” (WND, p. 788)
Sie chanten nicht nur das mystische Gesetz, sondern verbreiten es in ganz Japan und auf der Welt. Sie führen die weite Verbreitung des Gesetzes durch. In dieser Eigenschaft haben Sie eine wirklich unglaubliche Statur.
Der Daishonin rief die Menschen Japans und der ganzen Welt auf, seine Schüler nicht geringschätzig zu betrachten. Jeder, der seinen Aufruf mißachtet, wird in Übereinstimmung mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung strenge Vergeltung auf sich ziehen.
Wenn Sie auf Kritik oder Spott treffen, der aus der Ignoranz oder dem mangelnden Verständnis anderer über unsere Bewegung kommt, lachen Sie einfach darüber und sagen sich: “Wieso soll ich mich von so einer Person stören lassen? Werde ich mich von diesem kleinen Hindernis aufhalten lassen?” und leben sie mit Stolz und Zuversicht weiter.
Kampf um die Menschenrechte in Yubari
Am 30. Juni werden wir den Jahrestag der Gründung der Studentenabteilung feiern. Gratulation! Die Seele der Studentenabteilung ist Initiative. Die Zukunft liegt in der Studentenabteilung. Ich bin absolut zuversichtlich, daß aus der Studentenabteilung zukünftige Präsidenten und Generaldirektoren der Soka Gakkai und herausragende führende Personen auf allen Gebieten der Gesellschaft hervorkommen werden.
Am 30. Juni 1957 wurde in Anwesenheit von Herrn Toda in der Azabu Civic Hall in Tokyo die Gründungsversammlung der Studentenabteilung abgehalten. Ich habe damals aus Yubari in Hokkaido [der nördlichsten der vier Hauptinseln Japans] ein Glückwunschtelegramm geschickt. Zu dieser Zeit kämpfte die Soka Gakkai gegen die Verletzung der Religionsfreiheit ihrer Mitglieder durch die Bergarbeitergewerkschaft von Yubari. Und ich war schnell wie der Blitz alleine in diese Bergbaustadt im Norden gefahren. Als die Gründungsversammlung der Studentenabteilung abgehalten wurde, war ich daher mittendrin in diesem Disput.
Die Bergarbeitergewerkschaft, die die Menschenrechte unserer Mitglieder mit Füßen trat, galt damals als eine der mächtigsten Gewerkschaften in Japan. Ich habe entschlossen gekämpft und einen klingenden Sieg errungen.
In unseren Kämpfen für Kosen-rufu in ganz Japan habe ich einen unerreichten Rekord von Sieg um Sieg aufgebaut. Darauf bin ich sehr stolz. Diese Kämpfe sind eine goldene Erinnerung.
Drei Tage nach der Gründungsversammlung der Studentenabteilung, am 3. Juli 1957, wurde ich in Osaka aufgrund von falschen Anschuldigungen verhaftet. Ich war entschlossen, Herrn Toda und die anderen Mitglieder zu schützen. Wenn das bedeutete, daß ich ins Gefängnis mußte, war ich dazu bereit und bereit zu kämpfen, wie junge Menschen kämpfen sollen.
Gründung der Studentenabteilung
Bei der Gründungsversammlung der Studentenabteilung sagte Herr Toda zu den 500 strahlenden jungen Menschen, die sich vor ihm versammelt hatten: “Es ist mein Wunsch, daß die Hälfte von Ihnen Direktoren von Firmen werden und die andere Hälfte ein Doktorat machen.” Das ist ein bekannter Ausspruch.
Wir müssen fähige Personen heranziehen, insbesondere fähige Leiter, um die Menschen vor der korrupten, grausamen Natur der Autorität zu beschützen. Das war Herrn Todas Schlußfolgerung und sein brennender Wunsch.
Die Welt der Autorität ist erfüllt von Arroganz und Intrige. Die Menschen, die in ihr wohnen, wissen nie, wann sie verraten oder gestürzt werden. Es ist eine erschreckende Welt. Was ist notwendig, um in einer solchen Welt an seiner Integrität und an seinem Bekenntnis zur Gerechtigkeit festzuhalten? Man kann nicht einfach durch Masse siegen oder nur mechanisch seine Arbeit verrichten. Stärke und Fähigkeit sind wichtig. Egal wie viele Menschen Sie auf Ihrer Seite haben, wenn sie nicht stark sind, werden sie verschwinden, wenn eine Krise kommt.
Deshalb hat Herr Toda mich so streng trainiert. Er hat mich sogar mitten in der Nacht zu sich gerufen. Um 3 Uhr morgens rief er mich an und sagte: “Komm sofort hierher.” Und ich bin sofort zu ihm gegangen. So intensiv war damals unser Kampf für Kosen-rufu.
Ich habe meine Jahre mit Herrn Toda in meinem Roman Die Menschliche Revolution und in zahlreichen Aufsätzen beschrieben, aber meine Erinnerungen an ihn sind ohne Ende.
Eine große intellektuelle Kraft
Wie Sie alle wissen, sind die Ärzte unserer Ärzteabteilung und die Doktoren der Philosophie unserer Akademiker- und Wissenschaftlerabteilung in ganz Japan aktiv. Wir leben in einem wunderbaren Zeitalter. In der Vergangenheit waren Menschen mit einem akademischen Abschluß in der Soka Gakkai eine Seltenheit, aber jetzt haben wir eine große intellektuelle Kraft, die gemeinsam mit uns vorangeht.
Natürlich hat ein Doktorat mit der Welt des Glaubens nichts zu tun. Nichts wäre dümmer, als nur an gesellschaftlichen Rang, Ruhm und Reichtum zu denken. Egal welchen Beruf oder welche Ausbildung man hat, ein Leben, das Kosen-rufu gewidmet ist, ist das großartigste und edelste Leben das es geben kann.
Wunderbare Fortschritte der Soka Erziehung
Kürzlich habe ich eine wunderbare Nachricht von unseren Soka-Schulen erhalten: “An einem Zeitpunkt, an dem unser Gründer Präsident Ikeda mehr als 100 Ehrendoktorate und Ehrenprofessuren von Universitäten auf der ganzen Welt erhalten hat, hat auch die Zahl von Absolventen der Soka-Schulen in Tokyo, die Doktorate erlangt haben, die 100 überstiegen, gegenwärtig hält sie bei 108. Zusätzlich dazu zählen die Soka-Schulen in Kansai, die jünger sind als ihr Gegenstück in Tokyo, 24 Absolventen, die ein Doktorat gemacht haben. Das macht zusammen 132. Und es werden noch viele andere unserer Absolventen der Soka-Schulen in der Zukunft Doktorate erhalten.”
Ich spreche zwar nur ungern über mich selbst, aber ich möchte Ihnen als Ihr Vertreter berichten, daß zusammen mit einer in Kürze [am 1. Juni] an mich verliehenen Ehrenprofessur der Pädagogischen Universität Fujian die Zahl der Ehrendoktorate und Professuren, die ich erhalten habe, 105 beträgt. Diese wunderbaren Ehrungen sind alle Ihnen zu verdanken und ich nehme sie an Ihrer Stelle entgegen.
Meine Frau wird übrigens als Vertreterin der Frauenabteilung auch eine Ehrenprofessur der Pädagogischen Universität Fujian erhalten.
Zusätzlich dazu möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich auch Benachrichtigungen von verschiedenen anderen akademischen Einrichtungen erhalten habe, daß sie mir in naher Zukunft ähnliche Ehrungen verleihen werden. Dazu gehören eine Ehrenprofessur der Zhejiang Universität in der chinesischen Provinz Zhejiang, in der der Berg Tiantai [der Sitz der Tiantai-Schule, nach dem der Große Lehrer Tiantai benannt ist] liegt, eine Ehrenprofessur der Staatlichen Universität Moskau, die erste Universität, die mir [1975] ein Ehrendoktorat verliehen hat, und ein Ehrendiplom des Morehouse College in Atlanta, Georgia, in den Vereinigten Staaten, der Alma Mater des großen Kämpfers für die Menschenrechte, Dr. Martin Luther King.
Einschließlich der geplanten Ehrungen zählen die mir von Universitäten und Erziehungseinrichtungen auf der ganzen Welt verliehenen Auszeichnungen jetzt 130. Ich habe diese Titel nur mit dem Wunsch angenommen, sie als ein Vermächtnis der Anerkennung durch führende Sitze des Gelehrsamkeit weiterzugeben, damit Sie und Ihre Nachkommen in ihr Licht getaucht sein werden.
Der 6. Juni dieses Jahres ist der 130. Geburtstag des ersten Präsidenten der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi. Je mehr wir über sein Leben und sein Werk lernen, umso mehr erkennen wir, was für ein wirklich großartiger Lehrer er gewesen ist. Wie mystisch, daß wir diesen bedeutungsvollen 130. Geburtstag Herrn Makiguchis mit insgesamt 130 Ehrungen, die ich von akademischen Institutionen erhalten habe und mit einer Zahl von 130 Absolventen der Soka-Schulen, die bis jetzt Doktorate gemacht haben, feiern können.
Ich sollte nebenbei bemerkt hinzufügen, daß auch 39 Absolventen der Soka Universität ein Doktorat gemacht haben. Und nur um ihnen zu zeigen, wie schnell die Zeit vergeht – jetzt hat schon ein Absolvent des Sapporo Soka Kindergartens [der 1976 gegründet wurde] sein Doktorat gemacht.
Wie auch immer, wenn Erzieher dem Wohlergehen und der Entwicklung ihrer Schüler verpflichtet sind, wird es ihnen gelingen, viele fähige Personen hervorzubringen. Menschen die dagegen selbstbezogen und aufgeblasen von dem Gefühl ihrer eigenen Bedeutung sind, werden nicht in der Lage sein, andere anzuleiten oder zu erziehen.
Zu welchem Zweck sollten wir Weisheit pflegen? Was ist der Zweck unseres Glaubens? Die Antwort ist, um zu siegen – im Leben, in der Gesellschaft und als menschliches Wesen zu siegen; unfehlbar zu siegen, damit wir Glück sichern und Frieden schaffen können. Menschen, die dieses grundlegende Gefühl ihrer Aufgabe besitzen, sind stark. Menschen, die ihr Ziel vergessen haben, sind schwach.
Die Absolventen der Soka-Schulen und der Soka Universität haben Doktorate auf vielen verschiedenen Gebieten gemacht, darunter in Medizin, Pharmakologie, Zahnheilkunde, Technik, Landwirtschaft, Naturwissenschaften, Physik, Biowissenschaften, Jura, Wirtschaft, Literatur, Erziehung, Linguistik, Anthropologie, Religion, internationale Beziehungen, Umweltstudien und Friedensforschung.
Eröffnung eines Soka Kindergartens in Brasilien
Eine weitere wunderbare Nachricht ist, daß in Brasilien endlich ein Soka Kindergarten eröffnet werden wird, ein Ereignis, auf das viele Menschen in diesem südamerikanischen Land gewartet haben. Die Mitglieder der Erzieherabteilung der SGI-Brasilien, die mit der Planung und der Vorbereitung des neuen Kindergartens befaßt sind, sind heute hier bei uns. Danke, daß Sie die lange Reise hierher gemacht haben! Obrigado!
Ich bin absolut sicher, daß der neue Soka Kindergarten in Brasilien auch viele Doktoren und herausragende führende Persönlichkeiten der Welt für das 21. Jahrhundert hervorbringen wird.
Grosser Nutzen entsteht aus grossen Herausforderungen
Der deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) sagte: “Es ist allein die Erziehung, die uns von allen Übeln retten kann, die uns bedrängen.”[^3] Das sind Worte ewiger Weisheit.
Der erste und zweite Präsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda, waren beide Erzieher. Ich habe mich auch entschlossen, die Erziehung zu meiner letzten Unternehmung zu machen und ich habe alle meine Energie in dieses Ziel gelegt.
Durch Erziehung werden wir wirklich menschlich. Die Religion für sich allein neigt dazu, in Selbstgerechtigkeit zu verfallen. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, hat es Religionen gegeben, die die Herzen der Menschen verschlossen und sinnlose Konflikte verursacht haben. In einigen Religionen haben arrogante Priester die Gläubigen als wenig mehr als Sklaven angesehen und sie benützt, um ihre eigenen Taschen zu füllen. Das ist ein furchtbarer Fehler. Eine Religion, die nicht den Menschen hilft, die sich nicht dem Frieden widmet, ist keine richtige Religion.
In ihrem grundlegendsten Kern ist Religion Engagement, Engagement, um Menschen vom Leiden zu retten. Wahre Religion bemüht sich, in den Herzen der Menschen diese Bereitschaft zum Engagement zu erwecken. Die Erziehung bildet Menschen durch weithin zugängliches und allgemeines Wissen heran. Ohne Religion und Erziehung kann der richtige Weg für die Menschheit nicht verwirklicht werden.
Fichte sagte auch: “So wie die nächste Generation, die von Ihnen ausgeht, sich entwickelt, wird Ihr Ruf in der Geschichte sein.”^4 Letztlich werden Individuen und Nationen in der Geschichte nach der Qualität und Quantität der fähigen Menschen beurteilt, die sie gefunden und herangezogen haben.
Wir müssen führende Personen heranziehen, die zum Wohlergehen der Menschen, der Gesellschaft und der menschlichen Rasse als Ganzes beitragen. Dadurch entstehen Wellen hin zum Weltfrieden, die sich immer weiter ausbreiten, und das ist genau, was die SGI tut. Ich hoffe, daß Sie jetzt, wo der Vorhang sich über dem Jahrhundert der Erziehung erhebt, daran denken werden, daß es die Aufgabe der SGI ist, im “humanen Wettbewerb” der Erziehung fähiger Menschen die Führung zu übernehmen.
Alles beginnt und endet mit Erziehung
Der Schweizer Erzieher Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), über den ich einmal in meiner Jugend einen Artikel verfaßt habe, sagte: “Der Anfang und das Ende meiner Politik ist Erziehung.”[^5] Unsere gewählten Vertreter sollten sich an ihm ein Beispiel nehmen und besondere Bemühungen unternehmen, um die Sache der Erziehung zu unterstützten, zu verteidigen und sich ihr zu widmen. Es ist natürlich eine Aufgabe der Regierung, verschiedene gesellschaftliche Probleme wie Fragen der Wirtschaft und des Umweltschutzes anzugehen, aber am wichtigsten ist es, Menschen hervorzubringen, die bewußt und gebildet sind. Wenn die Menschen bewußt und gebildet sind und höhere Werte haben, kann ein Weg zu einer weisen Lösung von Umweltproblemen und aller anderer Probleme gefunden werden. Fähige Menschen heranzuziehen ist die Grundlage von allem. Deshalb habe ich auch verschiedene Vorschläge und Artikel zur Entwicklung einer Gesellschaft herausgegeben, die den grundlegenden Bedürfnissen der Erziehung dient.
Zum 50. Jahrestag der Jugendabteilung
Bei der letzten Honbu-Leiterversammlung [am 25. April] habe ich den Vorschlag gemacht, daß wir das Jahr 2030, das 100. Gründungsjahr der Soka Gakkai, zu unserem langfristigen Ziel machen. Aber ich möchte klarstellen, daß ich bei diesem Ziel vor allem an die Mitglieder der Jugendabteilung und der Zukunftsabteilung gedacht habe! [Gelächter]
Ich wurde nämlich nach der letzten Versammlung mit Entschlüssen der Taho-Gruppe [Mitglieder über 65] überschwemmt, die ihre feste Entschlossenheit zum Ausdruck gebracht haben, dieses Jubiläum gemeinsam mit uns zu feiern und noch mehr Daimoku zu chanten, damit sie sicher so lange leben werden! [Gelächter] So gesehen würde ich vorschlagen, daß wir zuerst auf ein näheres Ziel im Jahr 2005 vorangehen sollen. Was meinen Sie? Das wird ohne Zweifel eine große Erleichterung für alle unsere Mitglieder der Taho-Gruppe sein. [Gelächter]
Das Jahr 2005 ist der 75. Jahrestag der Gründung der Soka Gakkai. Die Zahl 75 besitzt eine mystische Beziehung zu den fünf oder sieben Schriftzeichen des mystischen Gesetzes. [Myoho-renge-kyo wird mit fünf chinesischen Schriftzeichen geschrieben, Nam-myoho-renge-kyo mit sieben.] In diesem Jahr werden wir auch den 30. Jahrestag der Gründung der SGI feiern.
Dann, fünf Jahre danach, werden wir das Jahr 2010 erreichen, das 80. Jubiläum der Soka Gakkai. Das chinesische Schriftzeichen für “acht” hat auch die Bedeutung von “öffnen.” Es wird auch das 50. Jubiläum meiner Ernennung zum dritten Präsidenten der Soka Gakkai sein.
Das sind die unmittelbaren Meilensteine, auf die wir unseren Blick richten sollen. Was meinen Sie?
Gehen wir entschlossen auf die Erweiterung von Kosen-rufu zu, mit dem 3. Mai 2005 als großes Ziel für jedes Mitglied, jede Gemeinde, Präfektur und Region.
Der Gipfel von Kosen-rufu ist hoch. Die Soka Gakkai hat bei ihrem Aufstieg auf den Mount Everest von Kosen-rufu endlich den halben Weg erreicht. Und ich bin zutiefst dankbar, daß ich es gemeinsam mit Ihnen allen so weit geschafft habe.
Wir wollen lange leben und voller Freude, Hoffnung und starkem Einsatz unseren Weg auf den Gipfel dieses Berges gehen, mit dem Ziel, die Fundamente für Kosen-rufu fertigzustellen. Auch wenn einige unterwegs auf dieser Reise von uns gehen sollten, werden sie die Buddhaschaft erlangen und schnell wiedergeboren werden; weil Leben und Tod untrennbar sind, werden sie ewig gemeinsam mit den anderen Mitgliedern weiter für Kosen-rufu arbeiten.
Der erste schwierige Hang des 21. Jahrhunderts, einer, der das zukünftige Schicksal Japans bestimmen wird, liegt direkt vor uns. Wer diesen Hang erfolgreich besteigt, wer in dieser Herausforderung siegt, wird in allen Kämpfen im 21. Jahrhundert siegreich sein. Ich versuche jetzt ernsthaft, in der Soka Gakkai den Schwung für diesen Sieg zu schaffen. Die nächsten paar Jahre werden sehr wichtig sein. Wir wollen eine großartige Geschichte hinterlassen!
Und ich möchte, besonders weil wir diesen Sommer das 50. Jubiläum unserer Jugendabteilung feiern werden, daß die Jugend mit ihrer angeborenen Leidenschaft und Kraft, diesen Anlaß mit einem wunderbaren Sieg für die Sache des Guten schmücken.
Es gibt kein größeres Glück, als an einem gewaltigen Kampf teilzunehmen. Es ist auch ein schneller Weg, um sein Karma zu verändern. Großer Nutzen entsteht aus großen Herausforderungen. Herr Toda sagte immer: “Gibt es nicht noch einen größeren Kampf, den wir aufnehmen können?” Herr Makiguchi hatte den selben Geist, und ich auch.
Das buddhistische Gesetz ist wunderbar und unergründlich. Je größer unserer Bemühungen für Kosen-rufu sind, umso größere Energie und Kraft strömen aus uns hervor. Unser Leben fließt über vor reichem Nutzen.
Nur durch solche unermüdlichen Bemühungen können wir eine feste, dauerhafte Grundlage errichten, die nicht nur für Japan, sondern für die gesamte Menschheit eine Richtung zeigen kann.
Das ganze Leben gemeinsam mit der Soka Gakkai vorangehen
Napoléon Bonaparte sagte: “In jeder Laufbahn kommt der Ruhm erst am Ende.”[^6] Es ist das Ende, das wichtig ist. Die letzten Jahre der Menschen, die von Ruhm und Reichtum verführt wurden und ihren Glauben aufgegeben haben, sind elend. Dagegen gibt es viele heldenhafte einfache Menschen, die ihre Tage wunderbar beenden. Toshiharu Omachi, ein engagiertes Pioniermitglied der Soka Gakkai, der im Gebiet von Komae in Tokyo aktiv war, ist ein gutes Beispiel dafür. Er ist diesen April im Alter von 92 Jahren gestorben. Heute sind sein Sohn Fumio Omachi und seine Schwiegertochter Toshiko hier bei uns.
Ich habe Herrn Omachi am 15. September 1979 zu Hause besucht und mit ihm über viele Themen gesprochen. Er hatte die starke, beeindruckende Präsenz des japanischen Helden des 19. Jahrhunderts, Saigo Takamori. Er war früher als Abgeordneter der Liberaldemokratischen Partei im Gemeinderat und Stadtrat tätig und hat hart für die Entwicklung seines Gebietes gearbeitet und er war in seiner ganzen Gemeinde sehr bekannt.
Im Jahr 1955 faßte er den festen Entschluß, der Soka Gakkai beizutreten. Er war damals 46 Jahre alt und sein Entschluß rief einige Aufregung hervor. Seine ganze Familie war sehr dagegen, seine Nachbarn und die Menschen in der Gemeinde nannten ihn einen religiösen Fanatiker und überhäuften ihn mit anderen Beleidigungen, aber stand unerschrocken von der ganzen Aufregung selbstbewußt auf und erklärte, daß er sein Leben der Soka Gakkai und Kosen-rufu widmen werde.
Es war Herr Omachi, der das Land für das Tamagawa Friedenszentrum bereitstellte, das wichtigste Gemeindezentrum der Soka Gakkai in diesem Gebiet. Er unterstützte auch aufrichtig den Tempel Butsuju-ji, der von der Gakkai [auf einem Grundstück neben den Zentrum, das er ebenfalls zur Verfügung gestellt hatte] erbaut worden war, mit dem Ziel, enge und harmonische Einheit zwischen Priestern und Laien zu schaffen. Aber die Priesterschaft, die die finanziellen Zuwendungen der Mitglieder der Gakkai voll und ganz ausgenützt hatte, machte eine völlige Kehrtwendung und verriet die Soka Gakkai, der sie so viel schuldete.
Herr Omachi war einer der ersten, die aufstanden und dagegen kämpften und der die Stimme erhob, um Unwahrheiten zu widerlegen und die Wahrheit aufzuzeigen, wie auch sein ältester Sohn Fumio und der Rest seiner Familie [die sich in der Folge auch der Soka Gakkai anschloß].
Wie Nichiren Daishonin sagt: “Lehrer und Anhänger werden sicher in die Hölle des unaufhörlichen Leidens fallen, wenn sie Feinde des Lotus-Sutra sehen und sie nicht beachten und versäumen, sie zu tadeln.” (WND, p. 747) Herr Toda hat diese Stelle oft zitiert und gesagt, daß wir entschlossen gegen das Böse und gegen das Unrecht kämpfen müssen.
Vor fünfzig Jahren, im August 1951, kurz nachdem er als zweiter Präsident der Soka Gakkai angelobt worden war, schrieb Herr Toda einen Brief an einen Leiter, der seit den frühen Tagen der Organisation aktiv gewesen war. Darin sagte er mit seiner charakteristischen Strenge: “Was sind von der Ewigkeit des Lebens gesehen die kleinen Schwierigkeiten dieser Welt? Die Buddhaschaft zu erlangen, heißt in einem Zustand des ewigen Glücks zu wohnen. … Jetzt arbeiten unsere Mitglieder in jedem Bezirk leidenschaftlich für Kosen-rufu. Der Glaube ist die Grundlage für alles. Wir brauchen keine Leute, die von Priestern gelobt werden wollen.” Das war Herrn Todas Führung. Er blickte immer weit in die Zukunft.
In einer anderen Gosho lehrt der Daishonin den Geist, gegen korrupte Priester zu kämpfen und zitiert die Worte des Nirvana-Sutra: “Weil ich ein Verteidiger der richtigen Lehre war, konnte ich diesen diamantgleichen Körper erlangen.” (WND, p. 20) Dieser “diamantgleiche Körper” ist der unzerstörbare Zustand der Buddhaschaft. Deshalb sagt uns der Daishonin, daß wir gegen böse Priester kämpfen müssen.
Herr Omachi hat tapfer gekämpft, genau wie der Daishonin es gelehrt hat. Er hat auch als Stadtrat für die Komeito einen Beitrag für seine Gemeinde geleistet und war bei allen Menschen sehr beliebt. Auch nachdem er sich aus der Lokalpolitik zurückgezogen hatte, tat er weiter ernsthaft was er konnte für seine jungen Kollegen, die anderen Mitglieder und die Soka Gakkai. Ich denke, daß das ein Zeichen von Größe ist. Man kann den wahren Wert einer Person daran erkennen, wie sie sich verhält, wenn sie in den Ruhestand getreten ist.
Ich habe gehört, daß weit über tausend Personen an Herrn Omachis Begräbnis teilgenommen haben. Führende Personen auf verschiedenen Gebieten nahmen aus tiefem Respekt für ihn an der Abschiedsfeier teil oder besuchten seine Familie persönlich, um ihr Beileid auszudrücken.
Herr Omachi hat seine Tage in ständigem Dialog verbracht. So konnte er so viel kostbare Freundschaften schließen.
Die Weitergabe des Glaubens
Der Glaube allein ist der größte Schatz im Leben. Als Herr Omachi von 46 Jahren der Soka Gakkai beitrat, war er der Einzige in seiner Familie. Jetzt bemühen sich seine 3 Söhne, 2 Töchter, 13 Enkel und 11 Urenkel alle im Glauben und sind als Leiter der Soka Gakkai und als Mitglieder in unserer Bewegung für Kosen-rufu aktiv. Viele Mitglieder der weiteren Familie Herrn Omachis haben auch Soka Schulen besucht und sie scherzen, daß sie alleine schon genug Leute sind, um ihr eigenes Absolvententreffen zu veranstalten.
Die Familie von Herrn Omachi ist ein leuchtendes Beispiel für die Weitergabe des Glaubens von einer Generation an die nächste. Das war Herrn Omachis strahlendes Vermächtnis. Ich glaube daß es ein Zeichen für eine Person von wahrem Glauben ist, wenn sie ihren Glauben an ihre Kinder weitergibt.
Als ich hörte, daß Herr Omachi verstorben war, habe ich sofort ein Gedicht für ihn verfaßt:
Wir vermissen dich
Der war wie
Ein großer König
Und warten voller Sehnsucht
Auf deine Rückkehr
Mit tiefem Respekt
Für den Leiter, der den Weg
Für den großen Sieg von Komae bereitet hat
Herr Omachi ist ein Gefährte im Glauben, den ich nie vergessen werde.
Handeln Sie entschlossen!
Lassen Sie mich Ihnen abschließend einige Worte großer Denker zitieren.
Der deutsche Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe sagte: “Was glänzt, ist für den Augenblick geboren. / Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.”[^7]
Der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson schrieb: “Geduld und Geduld, wir werden endlich siegen.”[^8] Das faßt zusammen, wie die Soka Gakkai ihre Geschichte unbezwungener Siege geschaffen hat.
Der französische Schriftsteller Victor Hugo hat ständig konsequent die ungerechten Politiker seiner Zeit angeklagt. Er erklärte, daß es die Pflicht der Abgeordneten der Nationalen Gesetzgebenden Versammlung sei es, “aufzustehen, dem Feind die Brust entgegenzuhalten und weder seine Zahl noch seine Kraft zu berechnen und mit ihrem Körper die Souveränität des Volkes zu verteidigen.”[^9]
José Martí, der Vater der kubanischen Unabhängigkeit, sagte: “In Zeiten, die Entschlossenheit verlangen, ist Unentschlossenheit ein Verbrechen.”[^10]
Damit beende ich meine heutige Rede. Danke!
[^1]: Victor Hugo “Actres et Paroles: III. Depuis l’Exil, Oeuvres Completes, ed. Jean Massin. Paris 1970, 15, Bd. 2, p. 1244.
[^2]: Tiantai, Worte und Sätze des Lotus-Sutra. (Hokke Mongu)
[^3]: Johann Gottlieb Fichte: Reden an die Deutsche Nation (Rückbersetzung aus dem Englischen)
[^5]: Heinrich Perstalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes: Ein Wort der Zeit von Heinrich Pestalozzi. In: Pestalozzi, Werke Bd 24A, Vorwort, p. 12
[^6]: Les Pages immortelles de Napoléon, ed. Octave Aubry, 1941.
[^7]: Johann Wolfgang von Goethe, Faust, 1. Teil, Vorspiel auf dem Theater.
[^8]: Ralph Waldo Emerson: Essays & Lectures. New York 1976, p. 2
[^9]: Victor Hugo: Napoléon-le-petit. Oeuvres Completes, ed. Jean Massin, Paris 1968, Buch 8, Bd. 1, p. 418.
[^10]: José Martí: Obras Escogidas, Havana 1992, Bd. 3, p. 181.
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