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Vorlesermaterial für Februar 2004
„Antwort an Shijo Kingo – Die Schwierigkeit, den Glauben beizubehalten“
Der wichtige Punkt, dem wir uns in diesem Monat widmen:
Das Thema dieses Monats ist „Verfolgungen – Schwierigkeiten ist die Nahrung, uns zu trainieren – darin finden wir Frieden und Wohlergehen im wahren Sinne!“.
Nichiren Daishonin zeigte seine unerschütterliche Kraft aus dem tiefsten Grund des Lebens, die Kraft des Buddhas, indem er Verfolgungen hervorrief, bekämpfte und überwand. Damit zeigte er uns mit seinem eigenem Leben das Prinzip, wie man die Buddhaschaft verwirklichen kann. Verfolgung bedeutet für uns in weiterem Sinne die Schwierigkeiten im Leben, die uns zurückhalten, uns für Kosen-rufu einzusetzen.
„Dieses Jahr entscheidet über die Entwicklung von Kosen-rufu in 50 Jahren“ sagt Präsident Ikeda.
Da dieses Jahr so wichtig ist, wollen wir, jede und jeder Einzelne von uns, mutig unsere Schwierigkeiten herausfordern und die unerschütterliche Kraft aus dem tiefsten Grund des Lebens hervorbringen, um den vollständigen Sieg in unserem Leben und in Kosen-rufu zu erringen.
Goshosatz:
„Das Feuer flammt höher auf, wenn man Holzscheite nachlegt, und ein starker Wind lässt den Gura anschwellen. Die Zweige alter Pinien biegen sich und verdrehen sich mit dem Alter. Der Ausübende des Lotos-Sutra gleicht dem Feuer und dem Gura, während seine Verfolgungen gleich den Holzscheiten und dem Wind sind. Der Ausübende des Lotos-Sutra ist der Buddha des ewigen Lebens; kein Wunder, dass seine Ausübung behindert wird, genauso wie die Pinien gebogen oder gebrochen werden. Von jetzt an sollten Sie immer an die Worte denken: „Es ist schwierig, den Glauben an dieses Sutra beizubehalten.“ (B.I, S.47)
(Siehe die wichtigen Stellen aus der „Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ Teil 9, hier im Anhang Nr. 1, 2 und 3)
Hintergrund und Zusammenfassung der Gosho:
Diesen Brief schrieb Nichiren Daishonin am 6. März 1275 auf dem Berg Minobu an Shijo Kingo in Kamakura. Die Gosho wird auch „Die Schwierigkeit, den Glauben beizubehalten“ genannt. Die Einzelheiten über die Person Shijo Kingo entnehmen Sie bitte dem Material für April 2002. Wie dort auch beschrieben ist, begab sich der Daishonin im Mai 1274 auf den Berg Minobu.. Das gab seinen Schülern den Anlass, sich mit noch tieferem Bewusstsein für Kosen-rufu einzusetzen.
Im September 1274 versuchte Shijo King seinen Herrn vom Glauben an die Lehre des Daishonins zu überzeugen. Die Familie Ema gehörte ursprünglich zur Nembutsu-Sekte und sein Herr Mitsutoki Ema war außerdem Anhänger des Priesters Ryokan des Gokurakuji-Tempels (Ritsu-Sekte). Von daher schenkte er ihm kein Gehör und fing an Kingo zu meiden. Davon zogen Kingos Kollegen Vorteil und begannen mit verschiedenen Verfolgungen gegen Kingo wie z.B. Herrn Ema üble Nachrede über ihn zu erzählen. Im Hintergrund gab es die Intrigen des Priesters Ryokan des Gokurakuji.
Diesen Brief schrieb Nichiren Daishonin, um Kingo zu ermutigen. Weil der Daishonin gehört hatte, dass King sich über solche heftige Verfolgungen beschwert hatte,: „Diejenigen, die diesen
Glauben zum Mittelpunkt ihres Lebens machen, sollten sich des Friedens und der Sicherheit erfreuen werden. Aber stattdessen wurde ich von einer Schwierigkeit nach der anderen geplagt, obwohl ich mit vollem Einsatz genau so praktiziert habe, wie man mir unterwiesen hat.“
In einem Abschnitt dieses Briefes, vor der Passage, die wir in diesem Monat lernen, schrieb der Daishonin: „Anzunehmen ist einfach, beizubehalten ist schwierig. Aber den Glauben stetig fortzusetzen führt zur Buddhaschaft. Wer dieses Sutra zum Mittelpunkt seines Lebens macht, muss bereit sein, Schwierigkeiten zu begegnen.“(B. I, S. 47)
Danach verschlimmerten sich die Verfolgungen gegen ihn noch mehr; ihm sein Lehnsgebiet getauscht wurde (1276), aufgrund der Verleumdung seiner Kollegen verlangte Herr Ema von ihm, einen schriftlichen Schwur abzulegen, den Glauben an das Lotos-Sutra aufzugeben, sonst sollte sein Gebiet eingezogen werden (Juni 1277) usw.
Dahinter stand die Intrige des Ryokan des Gokurakuji und anderer, die dami rechneten, dass alle Anhänger des Daishonins in Kamakura vom Glauben abkommen würden, falls Kingo den Glauben aufgeben würde.
Jedes Mal, wenn Kingo Schwierigkeiten erlitt, ermutigte ihn der Daishonin aus ganzem Herzen hinsichtlich des Glaubens und auch mit konkreten Ratschlägen, da er seinen Charakter genau kannte.
Nun schrieb Shijo Kingo dem Daishonin einen Brief, in dem er schwor: „Ich werde meinen Glauben beibehalten, wenn auch mein Lehnsgebiet enthoben würde. Keinesfalls gehorche ich dem Verlangen meines Herrn, den Glauben aufzugeben“.
Darauf antwortete der Daishonin umgehend mit einem Brief, lobte darin Kingos unerschütterlichen Glauben und gleichzeitig schickte er eine lange Bittschrift an Herrn Ema im Namen Kingos. (japanische Gosho Seite 1153)
Es ist aus vielen noch heute vorhandenen Briefen des Daishonin an Shijo Kingo zu ersehen, dass Kingo dem Daishonin die Einzelheiten des Verlaufs der Verfolgung ständig berichtete und ihn um Ratschschläge bat. Der Daishonin ermutigte ihn jedes Mal aus verschiedenen Gesichtspunkten. Es ist zweifellos so, sagte der Daishonin, dass diejenigen, die die korrekte Lehre des Buddhismus praktizieren, am Ende siegen werden, deshalb soll Kingo gerade in schwierigsten Zeiten mit Mut und Überzeugung den Glauben durch und durch beibehalten. Auch konkret und ins Detail gehend legte er ihm ans Herz: „Wenn auch Ihnen ihr Gebiet weggenommen würde, sollten Sie Ihren Herrn nicht verlassen“. Mehr noch schrieb er: „Seit meiner Kindheit habe ich, Nichiren, niemals für die weltlichen Dinge dieses Lebens gebetet, sondern unbeirrbar danach getrachtet, Buddha zu werden. In letzter Zeit jedoch, habe ich ununterbrochen um Ihretwillen zum Lotos-Sutra, zu Shakyamuni Buddha und dem Gott der
Sonne gebetet, weil ich davon überzeugt bin, dass Sie ein Mann sind, der das Wesen des LotosSutras erben kann“. (B. III S. 239)
Shijo Kingo muss wohl von diesen Worten tief gerührt und aufgerüttelt worden sein. Danach setzte er entschlossen und furchtlos seinen Glauben durch, um sein Karma zu überwinden und seine Aufgabe für Konse-rufu zu erfüllen. .
Im September 1277 wurde sein Herr Mitsutoki Ema schwer krank und rief Kingo zu sich, der seine Krankheit schon früher einmal geheilt hatte. Genau von dem Daishonin unterwiesen, betete er mit Dankbarkeit seinem Herrn gegenüber für dessen Gesundheit und pflegte ihn aufrichtig und sorgfältig. Durch seine Bemühung überwand Herr Ema seine Krankheit. Daraufhin bekam Kingo von ihm den Auftrag, ihn zu begleiten, wenn er seinen täglichen Dienst im Shogunat tat. Im folgenden Jahr wurde ihm ein dreifach so großes Lehnsgebiet wie vorher gegeben. Am meisten von allen freute sich der Daishonin über den großen Sieg, den Kingo erzielte.
Beachtlich ist die Tatsache, dass Shijo Kingo dieser größten Verfolgung erst dann begegnete, nachdem er länger als 20 Jahre praktizierte. Es ist also nicht so, dass unser Karma automatisch überwunden wird, wenn wir länger praktizieren. Je ernsthafter wir praktizieren, auf desto stärkere Schwierigkeiten stoßen wir, die uns hindern, weiter zu praktizieren. Damit zeigt sich auch das in unserem Leben vorhandene Karma deutlicher. Wir praktizieren also nicht um keine Probleme mehr zu haben. Vielmehr können wir erst dann unser Karma überwinden und die eigene menschliche Revolution erzielen, wenn wir größere Schwierigkeiten hervorrufen, und ohne uns davon niederschlagen zu lassen, und den Glauben weiter beibehalten. Lasst uns das tief in unser Herz einprägen, indem wir an Shijo Kingo denken, der den Daishonin stets um Ratschlag über jedes neue Problem bat, um im Leben zu siegen.
Kernpunkte des Goshoabschnits:
1. Der Daishonin rief alle „drei starken Feinde“ hervor und überwand sie, um allen Menschen den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben zu öffnen. (Siehe hierzu den Anhang Nr. 1)
Das Lotos-Sutra erklärt, dass alle Menschen die Budhaschaft in sich tragen.
Das Zeitalter von „Mappo“, im Späten Tag des Gesetzes, ist ein Zeitalter, in dem die Menschen nicht an ihre Buddhaschaft glauben können, weil ihr Leben von der fundamentalen Dunkelheit des Lebens bedeckt ist. Wenn man zu dieser Zeit das LotosSutra verbreitet, wird die fundamentale Dunkelheit des Lebens der Menschen als „teuflische Kräfte“ hervorgerufen, die diejenigen, die das Lotos-Sutra verbreiten, verfolgen. So erschienen alle „drei starken Feinde“ gegen den Daishonin, die er überwand, so dass der Weg für alle Menschen gebahnt wurde, ihre Buddhaschaft zu verwirklichen.
^1^ Drei starke Feinde: Der „Zwanzig-Zeilen-Vers“ des 13. Kapitels des Lotos-Sutras Ermutigung zum Beibehalten beschreibt jene, die die Menschen verfolgen, welche das Lotos-Sutra im bösen Zeitalter nach dem Fortgehen des Buddhas verbreiten. Dies sind: (1) Laien, die nichts über den Buddhismus wissen, schlecht über die Ausübenden des Lotos-Sutras sprechen und sie mit Schwertern und Stöcken angreifen; (2) arrogante und verschlagene Priester, die die Ausübenden verleumden; und (3) in der breiten Öffentlichkeit anerkannte Priester, die um ihren Ruhm oder Reichtum bangen und deshalb weltliche Machthaber dazu bringen, die Ausübenden des Sutras zu verfolgen.
Schwierigkeiten herausfordern und dadurch unsere Buddhaschaft hervorbringen – das heißt gleich die ursprüngliche Dunkelheit des Lebens in uns zu überwinden. D.h. durch die Überwindung unserer ursprünglichen Dunkelheit des Lebens kann sich unsere Buddhaschaft zeigen. Der Buddha des ewigen Lebens, der im Goshoabschnitt für diesen Monat ausgedruckt ist, bedeutet die Buddhaschaft, die unserem Leben als Ursprung zugrunde liegt. Aus dem Grunde werden unsere Schwierigkeiten zur Nahrung, uns im tiefsten Sinne zu trainieren.
Wohlbefinden in unserem Leben. (Siehe hierzu den Anhang Nr. 3)
Wir fühlen uns auch mal genau so wie Shijo Kingo, der sich über seine Situation beschwerte. Wir fragen uns mal, warum wir einer Schwierigkeit nach der anderen begegnen, oder immer wieder Probleme haben, obwohl wir angefangen haben um glücklich zu werden. Präsident Ikeda spricht in seinem Dialog „die Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ (Teil 9): „Frieden und Wohlbefinden“ zu erreichen bedeutet nicht, ein ruhiges und ereignisloses Leben zu führen. Es geht vielmehr darum, einen Lebenszustand aufzubauen, der durch nichts erschüttert werden kann. Dann befinden wir uns immer in einem Zustand des Friedens und Wohlbefindens. Wir alle können uns selbst einen solch großartigen Lebenszustand erschaffen, indem wir mit einer starken Glaubenseinstellung kämpfen.
Deshalb sagt der Daishonin, dass „wir es als wahren Frieden und Wohlbefinden betrachten sollten, auf Hindernisse zu treffen“. (GZ, 750) Wenn Schwierigkeiten auftreten, ist das für uns eine Gelegenheit zur Erlangung der Buddhaschaft.
Wenn wir dies richtig verstanden haben, gibt es nichts zu fürchten. Egal was passiert, wir können es mutig herausfordern. Die SGI-Aktivitäten sind dafür da, damit wir eine „starke Glaubeneinstellung“ schaffen können. Durch unseren täglichen Kampf, uns mit dem gleichen großen Wunsch wie dem des Daishonins für Kosen-rufu herauszufordern, immer auf ein größeres Ziel hin, können wir ein starkes Ich aufbauen, mit der Einstellung zu leben, „Wenn Schwierigkeiten auftreten, ist das für uns eine Gelegenheit zur Erlangung der Buddhaschaft“.
Präsident Ikeda ruft uns in seinem Essay „das Licht des Jahrhunderts der Menschlichkeit – die edle Aufgabe der Soka Gakkai“ auf: „Meine lieben Glaubensgefährten! Lassen Sie uns, mit mir zusammen, an dem Ort, wo wir unsere Aufgabe zu erfüllen haben, den vollständigen Sieg in Kosen-rufu und in unserem Leben erringen! “ :
In Erwiderung auf seinen Aufruf wollen wir, jede und jeder von uns, in diesem Jahr, dem „Jahr des vollständigen Sieges“, die Mauer in uns durchbrechen und unsere Kräfte aus der Tiefe des Lebens hervorbringen, um erneut die großen Wellen der Verbreitung des mystischen Gesetzes, der Erweiterung durch Dialog, herbeizuführen.
So möchten wir im nächsten Jahr, am 26. Januar 2005, das 30igsten Jubiläum der Gründung der SGI und gleichzeitig das 30igste Jubiläum der Amtsantritts des SGI-Präsident Ikeda mit einem großen Sieg feiern.
Anhang Nr. 1
Die Welt der Schriften Nichiren Daishonins
Gespräche über eine humanistische Religion (9) Verfolgungen um des Gesetzes willen <Teil 1>
Ikeda: Warum musste der Daishonin so große Verfolgungen ertragen? Wie können wir das vom Glauben her verstehen? In gewisser Weise berühren diese Fragen den Kern des Buddhismus selbst, weil sie eng verbunden sind mit den zwei Fragestellungen „Was ist ein Buddha?“ und „Was bedeutet es, die Buddhaschaft zu erlangen?“.
Das Thema der Verfolgung in Nichiren Daishonins Leben ist deshalb von so großer Wichtigkeit, weil es uns dabei hilft, ihn wirklich zu verstehen.
Saito: Darf ich vorschlagen, nun die einzelnen Verfolgungen zu besprechen, denen der Daishonin ausgesetzt war?
Ikeda: Ja, das ist wichtig. Bisher haben wir darüber nur im Zusammenhang mit verschiedenen anderen Themen gesprochen. Wir sollten diese Gelegenheit nutzen, die Verfolgungen des Daishonins im Detail zu ergründen und das Verständnis ihrer Bedeutung zu vertiefen.
Morinaka: Sehr gern. In seinem Werk Typische Vertreter Japans beschreibt Kanzo Uchimura[^1] den Daishonin folgendermaßen: „Nach allem was wir wissen, ist er der einzige unter den japanischen Buddhisten, der mit seinem Leben beispiellos für das Sutra und das Gesetz einstand ... Religiöse Verfolgung im eigentlichen Sinn begann in Japan mit Nichiren.“[^2]
Außerdem lobt Uchimura den spirituellen Kampf des Daishonins während seines Exils auf der
Insel Sado, das zu jener Zeit einem Todesurteil gleichkam. Er sagt: „Sein Kampf war erneut ein Sieg des Geistes über den Körper, des Verstandes über die Macht.“^3^
Ikeda: Er interpretiert die Verfolgungen des Daishonins aus einer begrenzten Sichtweise heraus, aber ich meine, er macht eine sehr treffende Beobachtung. Der Daishonin begegnete Verfolgungen, weil er energisch erklärte, das Lotos-Sutra sei die Lehre, die die Menschen im Späten Tag des Gesetzes von ihren Leiden befreie und ihnen ermögliche, glücklich zu werden. Diese Verfolgungen waren keinesfalls auf irgendein weltliches Vergehen Nichirens zurückzuführen. Der Daishonin setzte sein Leben aufs Spiel, um mit Vehemenz das Wahre Gesetz zu verkünden. Diese Tatsache wirkte beängstigend auf andere Personen des religiösen
Lebens und erregte bei denjenigen starkes Unbehagen, die sich an die alten religiösen Bräuche und Traditionen gewöhnt hatten. Aufgrund seiner Haltung wurde der Daishonin geradezu mit Ärger und Eifersucht überschüttet.
Der Daishonin stellt fest, dass er den Verfolgungen „um des Lotos-Sutras willen“ begegnete. Die Verfolgungen ereigneten sich mit anderen Worten deshalb, weil er sich mit seinem ganzen Leben für die Verbreitung des Lotos-Sutras einsetzte.
Morinaka: Diese Verfolgungen waren die Antwort auf seine starke religiöse Überzeugung. Das meint Uchimura, wenn er sagt, dass sie „religiöser Verfolgung im eigentlichen Sinn“ gleichkamen.
Ikeda: Das Lotos-Sutra lehrt, dass alle Menschen die Buddhaschaft erlangen können. Doch diese Aussage ist nicht als bloße Theorie oder Doktrin zu verstehen. Das Sutra erläutert die Ausübung des Buddhas, der mit unermesslichem Mitgefühl danach strebt, dieses Prinzip zu bewahrheiten, sowie die Aufgabe der Bodhisattvas, die dafür kämpfen, diesen großen Wunsch nach dem Tode des Buddhas weiterzutragen.
Das Prinzip der allumfassenden Erleuchtung aller Menschen, das im Lotos-Sutra so eingehend erläutert wird, ist wirklich schwer zu glauben und zu verstehen. Denn die Lehre, die es allen ermöglicht, die Erleuchtung zu erlangen, genauer gesagt das Mystische Gesetz, ist gemäß dem Lotos-Sutra selbst „schwer zu verstehen und schwer zu erschließen“ (LS 2, 23). Nur mit der tiefen und grenzenlosen Weisheit des Buddhas kann man das Mystische Gesetz erfassen.
Die wahre Bedeutung von „die Erleuchtung erlangen“ liegt jenseits der Sphäre der herkömmlichen Weisheit. Wenn wir zum Beispiel mit leidvollen Schwierigkeiten konfrontiert sind, ist es nahezu unmöglich zu glauben, dass wir in der Lage sein werden, die Buddhaschaft zu verwirklichen. Wenn unsere Umstände dagegen vorübergehend friedlich und behaglich sind, erscheinen uns Buddhaschaft oder Erleuchtung als etwas Überflüssiges. Sowohl in leidvollen als auch in angenehmen Zeiten neigen wir dazu, unser Streben nach der Buddhaschaft aufzugeben. Wenn wir in solchen Situationen andere über die Verwirklichung der Buddhaschaft einzelner oder aller Menschen reden hören, erscheint uns das eher wie ein Konzept von einem anderen Stern.
Im Lotos-Sutra heißt es außerdem: „Wenn Hass und Neid sogar schon zu Lebzeiten des Buddhas so stark ausgeprägt waren, um wie vieles schlechter wird es nach seinem Fortgehen auf der Welt sein?“ (LS 10, 164) Diese Aussage unterstreicht, wie schwierig es ist, an das Lotos-Sutra zu glauben und es zu verstehen.
Saito: Das ist ein Abschnitt aus dem Kapitel Lehrer des Gesetzes (10. Kapitel). „Wenn Hass und Neid sogar schon zu Lebzeiten des Buddhas so stark ausgeprägt waren“ bedeutet, dass denjenigen, die das Lotos-Sutra verbreiten, schon zu Shakyamunis Lebzeiten heftige Feindseligkeit und Neid begegnen, weil das Lotos-Sutra schwer zu glauben und schwer zu verstehen ist. „Um wie vieles schlechter wird es nach seinem Fortgehen auf der Welt sein“ bedeutet, dass diejenigen, die nach dem Dahinscheiden des Buddhas das Lotos-Sutra verbreiten, auf noch größeren Hass und Neid treffen werden als zu Lebzeiten des Buddhas.
Ikeda: Vor dem Hintergrund der Lehre sind die großen Verfolgungen, denen der Daishonin begegnete, natürlich darauf zurückzuführen, dass das Lotos-Sutra schwer zu glauben und schwer zu verstehen ist. Doch weil er das Lotos-Sutra in der bösen Welt des Späten Tags des Gesetzes verbreitete, waren die auftretenden Verfolgungen noch einmal heftiger. Hier spielt also auch der Faktor Zeit eine Rolle.
Der Späte Tag, der beschrieben wird als „Zeitalter des Konflikts, in dem das reine Gesetz verdunkelt wird und verloren geht“[^3] ist eine Zeit, in der sich innerhalb des Buddhismus Teillehren, die Shakyamuni lediglich als „Hilfsmittel“ erläutert hatte, zu eigenständigen Schulen entwickeln und miteinander in Konflikt geraten. Es ist eine Zeit, in der das Lotos-Sutra, das den höchsten Wert der Erlangung der Buddhaschaft lehrt, nicht länger als Wahre Lehre anerkannt wird.
Morinaka: Wenn die Menschen das Lotos-Sutra in diesem Zeitalter verbreiten, behindern verschiedene andere Lehren, die Shakyamuni erläutert hatte, die Ausübung des Lotos-Sutras und lassen die dem Leben eigene teuflische Natur wirksam werden. Dies blockiert den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft.
Ikeda: Hier liegt die Hauptursache für die großen Verfolgungen im Späten Tag. Weil die Wurzeln dieser Ursache sehr tief liegen, sind die Verfolgungen, die daraus entstehen, äußerst hartnäckig. Das Lotos-Sutra erklärt, dass diese großen Verfolgungen nach dem Dahinscheiden des Buddhas in Form von Angriffen der „drei starken Feinde“^5^ auftreten.
Der Daishonin nahm die Mühen auf sich, das Lotos-Sutra im Späten Tag zu verbreiten. Dabei war ihm völlig klar, dass er dadurch einen heftigen Kampf mit den teuflischen Funktionen würde führen müssen. Je hartnäckiger wir kämpfen, umso mehr teuflische Kräfte wetteifern darum, sich uns in den Weg zu stellen. Am Ende hatte der Daishonin jeden einzelnen der drei starken Feinde auf den Plan gerufen, die genauso erschienen, wie das Sutra es voraussagte, und führte seine Bemühungen unbeirrt fort.
In Das Öffnen der Augen beschreibt der Daishonin die großen Verfolgungen, die ihm in enger Abfolge begegneten: „Wie viel härter ist der Widerstand nach seinem Hinscheiden, besonders im Mittleren und Späten Tag des Gesetzes in einem weit entlegenen Land wie Japan? So wie sich Berge türmen und Wellen den Wellen folgen, so tragen Verfolgungen zu Verfolgungen bei, und Kritiken vermehren Kritiken.“ (DG 2, 109)
Wie der Daishonin feststellt, setzte nach der Verkündung seiner Lehre sofort eine Serie von Verfolgungen gegen ihn ein. Er fügt hinzu, dass vier dieser Verfolgungen als „große Verfolgung“ bezeichnet werden können.
Saito: In Das Öffnen der Augen sagt der Daishonin auch: „Es ist nun schon mehr als 20 Jahre her, seit ich damit begann, meine Lehren zu verkünden. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr bin ich wiederholten Verfolgungen ausgesetzt gewesen. Geringe Verfolgungen sind zu zahlreich, um überhaupt noch gezählt zu werden, aber die großen Verfolgungen zählen vier. Unter den vieren war ich zweimal Verfolgungen durch die Regierung ausgesetzt. Die kürzliche Verfolgung hätte mich beinahe das Leben gekostet. Außerdem wurden meine Schüler, meine Laienanhänger und selbst diejenigen, die meinen Lehren nur zugehört haben, strenger Bestrafung unterworfen und behandelt, als wären sie des Hochverrats schuldig.“
(DG 2, 106)
Morinaka: Die vier großen Verfolgungen, auf die er sich bezieht, sind bekannt als die Matsubagayatsu-Verfolgung (1260), das Izu-Exil (1261), die Komatsubara-Verfolgung (1264)
immer größeren Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen konkurrierenden buddhistischen Schulen geprägt ist und in der Shakyamunis wahre Lehre letztlich verloren gehen wird.
^5^ Drei starke Feinde: Der „Zwanzig-Zeilen-Vers“ des 13. Kapitels des Lotos-Sutras Ermutigung zum Beibehalten beschreibt jene, die die Menschen verfolgen, welche das Lotos-Sutra im bösen Zeitalter nach dem Fortgehen des Buddhas verbreiten. Dies sind: (1) Laien, die nichts über den Buddhismus wissen, schlecht über die Ausübenden des Lotos-Sutras sprechen und sie mit Schwertern und Stöcken angreifen; (2) arrogante und verschlagene Priester, die die Ausübenden verleumden; und (3) in der breiten Öffentlichkeit anerkannte Priester, die um ihren Ruhm oder Reichtum bangen und deshalb weltliche Machthaber dazu bringen, die Ausübenden des Sutras zu verfolgen.
und die Verfolgung, die mit seiner nur knapp gescheiterten Hinrichtung in Tatsunokuchi begann und bis zum Exil auf der Insel Sado andauerte (1271).
Wenn er sagt „zweimal war ich Verfolgungen seitens der Regierung ausgesetzt“, meint er damit die Verfolgungen, für die die damalige japanische Militärregierung verantwortlich zeichnete. Es ist ein Hinweis auf das Izu-Exil und die Tatsunokuchi-Verfolgung, bis hin zum Sado-Exil. Wenn er von „der kürzlichen Verfolgung, die mich beinahe das Leben gekostet hätte“ spricht, bezieht er sich damit auf Tatsunokuchi und Sado, während der er Das Öffnen der Augen schrieb. Diese großen Verfolgungen führten dazu, dass der Daishonin seine Überzeugung darüber vertiefen konnte, „Ausübender des Lotos-Sutras“ zu sein.
Ikeda: Der Daishonin richtet sein Augenmerk insbesondere auf die drei starken Feinde, die das Lotos-Sutra im Zwanzig-Zeilen-Vers des Kapitels Ermutigung zum Beibehalten beschreibt.
Er setzte die Ursache dafür, dass alle drei starken Feinde sich zeigten und bemühte sich darum, das Mystische Gesetz für die Ewigkeit zu verankern. Anders ausgedrückt, besiegte er vollständig die teuflischen Funktionen, die erschienen waren, um das Wahre Gesetz zu zerstören. Damit schaffte er die Grundlage um „sicherzustellen, dass das Gesetz lange fortdauern wird.“[^4]
Der dritte der drei starken Feinde – Priester, die als Heilige verehrt werden – ist der stärkste von allen. Der Große Chinesische Lehrer Miaole sagt, der dritte starke Feind sei „zunehmend schwer zu erkennen“[^5]. Damit weist Miaole darauf hin, dass er sehr schwierig zu durchschauen ist, weil er jeden mit seinem frommen und heiligen Auftreten täuscht. Gerade deshalb ist es wichtig, allen Menschen den wahren Charakter dieses Feindes zu offenbaren. Solange nur eine begrenzte Gruppe von Menschen diese Natur erkennt, wird die Gesellschaft sich nicht verändern.
Ein Mensch, dessen Augen dafür offen sind, kann deshalb nur einen einzigen Weg wählen: aktiv werden, um den dritten starken Feind zu entlarven. Wenn wir gegen die größte teuflische Kraft kämpfen und sie besiegen, können wir für die Menschen den Weg zur Buddhaschaft im Späten Tag des Gesetzes öffnen.
Saito: In jeder Gesellschaft, in der die Ausübenden des Lotos-Sutras erscheinen, stellt sich also die entscheidende Frage, ob die Menschen den dritten der drei starken Feinde zurückweisen oder ob sie diese Zurückweisung gegen die Ausübenden des Lotos-Sutras richten.
Ikeda: Eine Gesellschaft, die die Ausübenden des Lotos-Sutras ausgrenzt, wird sich letzten Endes unvermeidlich auf ihre eigene Zerstörung zu bewegen, weil sie vom dritten der drei starken Feinde manipuliert wird. Der Kampf, über die drei starken Feinde zu siegen, ist gleichzeitig der Kampf für die Errichtung des Wahren Gesetzes für Frieden im Land.
Wenn wir sogar den schrecklichsten der drei starken Feinde besiegen, stellen wir dadurch sicher, dass das Gesetz lange fortdauern wird. Das ist die Grundlage für das ewige Erblühen des Gesetzes in den zehntausend Jahren des Späten Tages.
Saito: Auf der Grundlage von Schriften wie Über die Lehre, die Auffassungsgabe der Menschen, die Zeit und das Land, die der Daishonin während des Izu-Exils verfasste, können wir erkennen, dass er zu dieser Zeit sein Bewusstsein, Ausübender des Lotos-Sutras zu sein, stark vertiefte.
Ikeda: Wir können das als Hinweis darauf verstehen, wie sehr er davon überzeugt war, selbst die drei starken Feinde auf den Plan gerufen zu haben.
In Über die Lehre, die Auffassungsgabe der Menschen, die Zeit und das Land sagt er: „Wenn ich, Nichiren, über die Wahrheit dieser Worte des Buddhas nachsinne, dann begreife ich, dass diese drei Arten von Feinden wirklich existieren. Wenn ich sie nicht dazu bringe, in Erscheinung zu treten, dann bin ich kein wahrer Ausübender des Lotos-Sutras. Bringe ich sie jedoch dazu, in Erscheinung zu treten, dann ist es fast sicher, dass ich Tod und Verderben auf mich lade.“ (DG 4, 23)
Später sagt er: „Nach dem Studium dieser Abschnitte weiß ich, dass ich kein wahrer Ausübender des Lotos-Sutras sein werde, wenn ich diese drei Feinde des Lotos-Sutras nicht hervorrufe. Nur indem ich sie in Erscheinung treten lasse, kann ich ein wahrer Ausübender sein.“ (DG 4, 24)
Angesichts der ersten Anzeichen des Erscheinens des dritten starken Feindes im Izu-Exil gelangte der Daishonin demnach zu einer noch tieferen Überzeugung, tatsächlich der Ausübende des Lotos-Sutras zu sein; als solcher würde er die Menschen des Späten Tags des Gesetzes zur Erleuchtung führen, weil er gegen die drei starken Feinde ankämpfen musste.
Saito: Der Daishonin beschreibt die Freude darüber, das Lotos-Sutra mit seinem Leben gelesen zu haben, mit den Worten: „Wenn ich daran denke, wie .... der Buddha vorausgesagt hat, dass dieser Person Verfolgungen widerfahren werden, kann ich meine Freude nicht mehr verbergen“ (The four debts of gratitude, WND, 42 f.), und „Welch größere Freude könnte es geben für alle, die als Mensch geboren wurden?“ (WND, 43)
Ikeda: Das zeigt, was für einen weiten Lebenszustand der Daishonin hatte. Dies ermöglichte es ihm, Verfolgungen um des Lotos-Sutra willen als größte Freude zu betrachten.
Auf der anderen Seite sagt der Daishonin über die Herrscher des Landes, die ihn wegen des Lotos-Sutras verfolgten, obwohl er zu keinem Zeitpunkt die Gesetze des Staates gebrochen hatte: „Ich bin ... einem Herrscher begegnet, der es mir ermöglichen wird, mich in meiner jetzigen Existenz von den Leiden der Geburt und des Todes zu befreien.“ (WND, 44) Er geht sogar so weit, der Person des Herrschers seine Dankbarkeit zu bezeugen, „dem er zu tiefstem Dank verpflichtet ist“ (WND, 43), weil er dem Daishonin seine Ausübung zur Erlangung der Buddhaschaft ermöglicht hat. Er ist absolut unbezwingbar und hat gleichzeitig eine zutiefst humanistische Geisteshaltung.
Jede Verfolgung, die dem Daishonin widerfuhr, machte ihn noch stärker und großartiger. Denn er rief in sich selbst die „Lebenskraft des Tathagata“ hervor, um sein Leben vollständig dem Kampf für das Gesetz widmen zu können.
In einem Brief an Shijo Kingo bemerkt der Daishonin, dass der Ausübende des Lotos-Sutras, der große Verfolgungen überwindet, der Tathagata mit seiner unermesslichen Lebensspanne ist.
Morinaka: Der Abschnitt lautet: „Das Feuer flammt höher auf, wenn man Holzscheite nachlegt, und ein starker Wind lässt den Gura [Sanskrit: Kalakula, nur in der Vorstellung existierende Insekten, die bei starkem Wind schnell anschwellen, A. d. Ü.] anschwellen. Die Zweige alter Pinien biegen sich und verdrehen sich mit dem Alter. Der Ausübende des Lotos-Sutras gleicht dem Feuer und dem Gura, während seine Verfolgungen gleich den Holzscheiten und dem Wind sind. Der Ausübende des Lotos-Sutras ist der Buddha des ewigen Lebens [der Tathagata, dessen Lebensspanne unermesslich ist]; kein Wunder, dass seine Ausübung behindert wird, genauso wie die Pinien gebogen oder gebrochen werden. Von jetzt an sollten Sie immer an die Worte denken: ‚Es ist schwierig, den Glauben an dieses Sutra beizubehalten’.“ (Die Schwierigkeit, den Glauben beizubehalten, DG 1, 46 f.)
Ikeda: Zu diesem Zeitpunkt lebte Shijo Kingo in äußerst schlimmen Umständen. Er stand nicht länger in der Gunst seines Lehnsherren, der ihm damit gedroht hatte, sein Lehen zu beschlagnahmen. Schließlich erreichte Shijo Kingo einen Punkt, an dem er sich fragte, warum er nicht in Ruhe und Frieden leben konnte, obwohl er doch den Glauben ausübte. Als der Daishonin davon hörte, war er tief betroffen und schrieb Shijo Kingo diesen Brief der Ermahnung und Ermutigung.
Wenn wir das Lotos-Sutra ausüben, kommt es zwangsläufig auch zu Verfolgungen. Indem wir diese Verfolgungen jedoch ertragen und überwinden, können wir unsere Identität als „Tathagata, dessen Lebensspanne unermesslich ist [des Buddhas des ewigen Lebens]“ manifestieren, der unsere ursprüngliche Lebensrealität ist. In diesem Sinne lehrt der Daishonin, dass Verfolgungen der Antrieb sind, um unser Leben auf der tiefsten Ebene zu polieren und abzuhärten. Wer sich vor Schwierigkeiten und Training drückt, kann niemals persönlichen Fortschritt und Entwicklung erzielen. Das ist die tiefe Überzeugung des Daishonins auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrung und eine ewige Wahrheit der buddhistischen Ausübung.
Ikeda: Selbst mitten in einer Reihe großer Verfolgungen verfügte der Daishonin über eine geistige Verfassung, die wie die Sonne strahlte. Sein Lebenszustand war so groß und weit wie der Ozean. Wie stark der Wellengang an der Oberfläche auch sein mag, in seiner Tiefe ist der Ozean stets still. Man kann ihn nicht aus der Ruhe bringen.
Der Daishonin erreichte diesen weiten Lebenszustand durch sein tiefes Vertrauen in die Wahrheit, dass alle Menschen die Buddhaschaft erlangen können, und mit dem großen Wunsch nach der Erleuchtung aller Menschen des Späten Tages. Außerdem hatte er diesen Zustand, weil er das Herz des Löwenkönigs zeigte, der angesichts negativer Kräfte völlig unerschrocken bleibt. In seiner Schrift Über die Ausübung der Lehren des Buddhas, die er während des Sado-Exils verfasste, blickt er auf seine Kämpfe im Späten Tag zurück – seine offensiven und defensiven Kämpfe gegen das Wirken der teuflischen Funktionen – und beschreibt diese
Auseinandersetzung als wirklich erfreulich.
Morinaka: Ich glaube, Sie beziehen sich auf den Abschnitt, der mit den Worten beginnt: „Dies ist in der Tat eine verfluchte Zeit, um in diesem Land zu leben“. (DG 1, 142) Der Abschnitt geht wie folgt weiter:
„Jedoch hat mir der Buddha befohlen, in diesem Zeitalter geboren zu werden, und es wäre unmöglich, entgegen seiner Weisung zu handeln. Und daher habe ich meinen ganzen Glauben in dieses Sutra gesetzt und die Schlacht der wahren gegen die vorläufigen Lehren begonnen. Ich lege die Rüstung der Standhaftigkeit an und trage das Schwert der wahren Lehre; ich hisse das Banner Myoho-Renge-Kyo, das Herz der gesamten acht Bände des Lotos-Sutras. Dann spanne ich den Bogen der Erklärung des Buddhas – ‚Ich habe noch nicht die Wahrheit offenbart’[^6] – und schieße den Pfeil ab ‚Aufrichtig die vorläufigen Lehren ablegend’[^7]; ich besteige den von dem großen weißen Ochsen gezogenen Wagen[^8] und zerschmettere die Tore der vorläufigen Lehren. Ich habe die Nembutsu-, Shingon- (Wahres-Wort), Zen-, Ritsu-(Vorschriften) und andere Schulen nacheinander angegriffen und widerlegt. Einige meiner Gegner sind Hals über Kopf geflohen, während andere sich zurückgezogen haben, und wieder andere sind gefangen, um meine Schüler zu werden. Ich fahre fort, ihre Angriffe zurückzuschlagen und sie zu besiegen, aber es gibt Legionen von Feinden, die sich dem allein kämpfenden König des Gesetzes widersetzen und den wenigen, die ihm folgen. Deshalb geht die Schlacht auch heute weiter. ‚Die Ausübung des Lotos-Sutras ist Shakubuku, die Widerlegung der vorläufigen Doktrinen.’[^9] Nach diesen goldenen Worten werden die Gläubigen aller vorläufigen Lehren und Schulen schließlich besiegt werden und sich den Anhängern des Königs des Gesetzes anschließen. Die Zeit wird kommen, in der alle Menschen, einschließlich der des Lernens, der Absorption und der Bodhisattvas, den Weg zur Buddhaschaft betreten werden, und das Mystische Gesetz alleine wird im ganzen Land blühen. Weil alle Menschen zusammen Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, wird der Wind in jener Zeit den Ästen und Zweigen nicht schaden, noch wird der Regen so hart fallen, dass er die Erdkrume zerstören könnte. Die Welt wird werden, wie sie im Zeitalter von Fu Hsi und Shen Nung[^10] im alten China war. Katastrophen werden vom Land vertrieben werden, und die Menschen werden vom Unglück befreit sein. Sie werden auch die Kunst eines langen, erfüllten Lebens lernen. Erkennen Sie, dass die Zeit kommen wird, wenn die Wahrheit, dass sowohl die Person als auch das Gesetz nicht altern und ewig sind, offenbart wird. Es kann nicht den geringsten Zweifel an dem feierlichen Versprechen des Sutras für ein friedliches Leben in dieser Welt geben.“ (DG 1, 142 f.)
Ikeda: Dieser Abschnitt ist erfüllt von einem dynamischen Kampfgeist. Der Daishonin war überzeugt davon, dass wirklicher „Frieden und Sicherheit“ einzig in dem Kampf gegen die teuflischen Kräfte und dem Sieg über diese Kräfte zu finden sind. Und er selber lieferte den besten Beweis für dieses Prinzip. Aus diesem Grund konnte er inmitten seiner Kämpfe eine derart große Freude empfinden.
Der Daishonin eröffnete den Feldzug gegen die teuflischen Kräfte, die überall in seiner Gegenwart wucherten, weil er die Menschen zum Glück führen wollte. Es war ein „Kampf der vorläufigen Lehren gegen das Wahre Gesetz“. Die vorläufigen Lehren, die als vorbereitende Phase und Hinleitung zum Wahren Gesetz gedacht waren, waren von den Priestern verzerrt und verfälscht worden, um die Verbreitung des Wahren Gesetzes zu behindern.
Der Daishonin begegnete der Verfolgung nicht mit einer passiven Haltung. Vielmehr sagt er, er habe diesen Feldzug selbst eröffnet. Das, was der Daishonin unter dem „Banner der fünf Schriftzeichen von Myoho-Renge-Kyo“, dem Herz des Lotos-Sutras, realisierte, war eine Revolution der Religion. Das ist der Kampf für Kosen-rufu. So wie er es mit seinen Worten „die Schlacht geht auch heute weiter“ andeutet, führte Nichiren Daishonin diesen Kampf 20 Jahre lang ohne Unterlass. Wer sich auf diese Weise unaufhörlich herausfordert, ist ein Buddha. Der Buddha bemüht sich beharrlich, um die Menschen zu beschützen und für sie das Glück zu erschaffen.
Saito: Wenn der Daishonin über die Tatsache, dass er im bösen Zeitalter des Späten Tags des Gesetzes geboren wurde, sagt „Dies ist in der Tat eine verfluchte Zeit, um in diesem Land zu leben“, dürfen wir das nicht falsch interpretieren. Auf keinen Fall wollte er sich damit in irgendeiner Weise beklagen. Vielmehr bringt er mit seinen Worten seine Entschlossenheit zum Ausdruck, die bösen Kräfte des Zeitalters aktiv anzugreifen und sie ohne Ausnahme zu überwinden. Dies alles basiert auf seinem festen Entschluss, sein Leben der großen Aufgabe von Kosen-rufu im Späten Tag zu widmen.
Ikeda: Das stimmt. Für den Daishonin war es tatsächlich eine Freude, im bösen Zeitalter des Späten Tages zu kämpfen. Denn „Frieden und Sicherheit in diesem Leben“ und der ewige Weg zur Erlangung der Buddhaschaft sind einzig und allein in einem Leben zu finden, das dieser Bemühung gewidmet ist.
Der Daishonin lehrt: Indem wir kämpfen, erschließen wir uns wahren inneren Frieden und Wohlbefinden, und wenn wir diese Herausforderung bis zum Ende annehmen, können wir in diesem Leben für jedermann sichtbar eine friedliche und sichere Welt erschaffen. Wir können eine Welt offenbaren, in der „der Wind den Ästen und Zweigen nicht mehr schaden, noch der Regen so hart fallen wird, dass er die Erdkrume zerstören könnte.“ Eine beispiellose Sphäre von Zeitlosigkeit und Unsterblichkeit entsteht. Anders ausgedrückt aktivieren wir die Kraft des ewigen Mystischen Gesetzes sowohl in den Menschen als auch in der Gesellschaft und realisieren eine durch die Leiden von Alter und Tod unbeeinträchtigte Welt des wahren Glücks und Friedens.
„Frieden und Wohlbefinden“ zu erreichen bedeutet nicht, ein ruhiges und ereignisloses Leben zu führen. Es geht vielmehr darum, einen Lebenszustand aufzubauen, der durch nichts erschüttert werden kann. Dann befinden wir uns immer in einem Zustand des Friedens und Wohlbefindens. Wir alle können uns selbst einen solch großartigen Lebenszustand erschaffen, indem wir mit einer starken Glaubenseinstellung kämpfen.
Deshalb sagt der Daishonin, dass „wir es als wahren Frieden und Wohlbefinden betrachten sollten, auf Hindernisse zu treffen“. (GZ, 750) Wenn Schwierigkeiten auftreten, ist das für uns eine Gelegenheit zur Erlangung der Buddhaschaft.
Saito: Es sind die drei ersten Präsidenten der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi, Josei Toda und Sie, Herr Ikeda, die das Beispiel von Nichiren Daishonin für unser jetziges Zeitalter aktualisiert haben. Wir können vertrauensvoll diesem Weg zur Buddhaschaft folgen, wenn wir die Einstellung der ersten drei Präsidenten weiterführen. Das ist wirklich ein Grund zur Freude.
Ikeda: Der Daishonin verhielt sich stets wie ein einfacher Mensch, kämpfte als einfacher Mensch gegen heftige Verfolgungen an und öffnete auf diese Weise den edlen Weg zur Buddhaschaft. Deshalb ist sein beispielhafter Umgang mit vielen Schwierigkeiten nicht mehr und nicht weniger als ein Beweis für die Größe des menschlichen Seins.
Indem er große Verfolgungen erduldete, konnte er das Prinzip Verfolgungen sind bereits die Erlangung der Buddhaschaft mit seinem eigenen Leben beweisen. Er zeigte, dass ein gewöhnlicher Mensch wirklich ein Buddha werden kann; das ist der Kernpunkt, wenn es heißt, als Mensch zu siegen. Deshalb ruft der Daishonin seine Schüler dazu auf, ihm auf demselben Weg nachzufolgen, indem er sagt: „... so wie ich, Nichiren, ...“ (Der Brief von Sado, DG 1, 167); „… und ich, Nichiren, bin der erste, …” (Über das Verhalten des Buddhas, DG 1, 185); „Verbreiten Sie das Lotos-Sutra so wie er [Nichiren] es tut“ (Letter to Jakunichi-bo, WND, 994); und:
„Meine Schüler! Schließen Sie sich zusammen und folgen Sie mir, und Sie werden selbst Mahakashyapa, Ananda, Tiantai und Dengyo übertreffen! Wenn Sie sich von den Drohungen der Herrscher dieses winzigen Inselstaates einschüchtern lassen und Ihren Glauben aufgeben, wie wollen Sie dann dem noch schrecklicheren Zorn des Königs der Hölle, Enma [Yama], begegnen?“ (Über das Verhalten des Buddhas, DG 1, 185)
„Sie müssen all Ihren Mut zusammennehmen und auf dem gleichen Weg voranschreiten wie ich. Wenn Sie das tun, können sie auf jeden Fall die Buddhaschaft erlangen“ – so lautet das Manifest des Buddhas des Späten Tags des Gesetzes.
Saito: In unserer nächsten Diskussionsrunde werden wir weiter über die Verfolgungen des Daishonins sprechen. Dabei werden wir uns auf die Tatsunokuchi-Verfolgung konzentrieren, bei der der Daishonin den höchsten Sieg als Mensch erzielte.
[^1]: Kanzo Uchimura (1861-1930): Während seiner Studienzeit an der Landwirtschaftlichen Universität von Sapporo (heute Universität Hokkaido) konvertierte er gemeinsam mit Inazo Nitobe und anderen zum Christentum. Nach seinem akademischen Abschluss am Amherst College in den Vereinigten Staaten wurde er Lehrkraft an der renommierten Ersten Höheren Schule in Tokio. Später wurde er jedoch aus diesem Amt entlassen, weil er dem Kaiserlichen Erlass über Erziehung nicht den gebührenden Respekt entgegengebracht hatte. Zusätzlich zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit für Publikationen wie der bekannten Zeitung Yorozuchoho engagierte sich Uchimura in einem Hilfsprogramm für die Opfer des Grubenunglücks von Ashio und trat während des Russisch-Japanischen Krieges (1904-1905) für eine Anti-Kriegs-Doktrin ein. Er vertrat ein Christentum, das nicht an die Institution der Kirche gebunden war, sondern auf der Bibel basierte. Sein Ziel war es, ein für Japan einzigartiges System unabhängiger Kirchen zu gründen.
[^2]: Kanzo Uchimura, Representative Men of Japan (Typische Vertreter Japans), in The Complete Works of Kanzo Uchimura (Tokio: Kyobunkwan, 1972), Bd. 2, S. 125. Uchimura verfasste seine Texte in englischer Sprache. ^3^ Ebd., S. 133
[^3]: „Zeitalter des Konflikts, in dem das reine Gesetz verdunkelt wird und verloren geht“: ein Ausdruck aus dem Sutra der großen Schriftensammlung, das den Niedergang des Buddhismus Shakyamunis in einer Unterteilung in fünf 500-Jahr-Perioden beschreibt. Das „Zeitalter des Konflikts“ bezieht sich auf die fünfte dieser Perioden, die von
[^4]: „Sicherstellen, dass [das Gesetz] lange fortdauern wird“: ein Abschnitt aus dem 11. Kapitel des Lotos-Sutras Das Erscheinen des Schatzturms (LS 11, 178). Dieser Abschnitt weist darauf hin, dass das Mystische Gesetz für die ewige Zukunft verbreitet werden soll.
[^5]: „Zunehmend schwer zu erkennen“: Worte des Großen Chinesischen Lehrers Miaole aus seinen Anmerkungen zu Tiantais Worte und Begriffe des Lotos-Sutras, die sich auf das Erkennen des dritten der drei starken Feinde beziehen. Die zweite Gruppe ist schwerer zu erkennen als die erste, und die dritte schwerer zu erkennen als die zweite. Weil die zur dritten Gruppe Zugehörigen wie Heilige und Weise verehrt werden, ist ihre teuflische Natur am schwierigsten auszumachen.
[^6]: Sutra der unermesslichen Bedeutungen
[^7]: Das Kapitel Hilfsmittel (2. Kapitel) des Lotos-Sutras
[^8]: „Der von dem großen weißen Ochsen gezogene Wagen“ bezieht sich auf das höchste Fahrzeug der Buddhaschaft, das in der Parabel der drei Fahrzeuge und dem brennenden Haus aus dem Kapitel Ein Gleichnis (3. Kapitel) des Lotos-Sutras beschrieben wird.
[^9]: Anmerkung Tiantais aus Die tiefe Bedeutung des Lotos-Sutras
[^10]: Fu Hsi und Shen Nung waren Könige der Legende, die ideale Gesellschaften im alten China regierten.
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