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[Daisaku Ikeda: Essay 22]

Ein Schatz des Herzens für die Boten der Zukunft

Frisch ergrünter, leuchtender Mai. Ich habe in diesem Monat begonnen, in der Grundschul-Kulturzeitung eine Serie mit dem Titel "Die große Grassteppe und das weiße Pferd" zu veröffentlichen, die in der Mongolei spielt. 1974 habe ich meine erste Erzählung für Kinder namens "Der Junge und der Kirschbaum" veröffentlicht, und diese Geschichte vom Grasland ist mein 18. Werk. Einst sagte mein Mentor Toda zu mir: "Daisaku, wir zwei wollen zu Pferd über das Grasland der Mongolei galoppieren - nicht wahr?" Ich habe diese Worte meines Mentors nie vergessen, der immer an Ostasien dachte und den Weltfrieden herbeisehnte. Das unendliche Grasland, nach dem ich mich sehne, und der unendlich weite Himmel über der Mongolei ...

Ich möchte mit den Kindern, den Boten der Zukunft, durch diese grandiose Welt laufen und ihnen den blauen Himmel des Herzens, den Wind des Mutes und der Hoffnung schicken - mit solchen Gedanken habe ich die Feder zur Hand genommen und "Die große Grassteppe und das weiße Pferd" zu schreiben begonnen.

Apropos Pferd: Vor sieben Jahren bekam ich vom ehemaligen Vizekanzler von Kirgistan, Herrn Duischejew, ein sehr schönes Reitpferd namens Aotogo geschenkt. Meine Freunde aus Bekkai auf Hokkaido bereiteten schon alles dafür vor und warteten auf die Ankunft des Tieres. Aber die strengen japanischen Quarantänekontrollen verhinderten seine Einreise, und es kehrte in sein heimatliches Grasland zurück. Mit meiner Geschichte möchte ich Herrn Duischejew und meinen liebevollen Freunden in Hokkaido meine Dankbarkeit erweisen. Mein Herz wird warm, wenn ich an Aotogo denke, wie er kühn über die weiten Grassteppen stürmt, und ich widme mich intensiv der Niederschrift der Geschichte.

Wenn ich auf meine Jugendzeit zurückblicke, sehe ich mich bei Mentor Todas Verlag anfangen. Meine erste Stelle hatte ich als Redakteur bei einer Zeitschrift für Jugendliche. Im Mai 1949 wurde ich Jugend-Chefredakteur und begann, bekannte Märchen aus aller Welt in dieser Zeitschrift vorzustellen. Ich liebe Kinder von Natur aus und möchte ihre Traumflügel zum Wachsen bringen. Später schuf der Maler Teikichi Miyoshi die Illustrationen für meinen Roman "Menschliche Revolution" und auch für "Aschenputtel". Dies sind für mich liebe Erinnerungen.

Eines Tages geschah es, daß ich ein Manuskript über die Jugendzeit Pestalozzis, das in der vorhergehenden Ausgabe schon angekündigt worden war, nicht erhalten hatte. Wir hatten den Autor gerade damit beauftragt, einen Serienroman zu schreiben, weswegen ich ihn nicht bitten konnte, auch diesen Artikel noch zu schreiben. Wegen der schon erfolgten Vorankündigung konnte ich aber auch die Leser nicht enttäuschen. Daher begann ich selbst über Pestalozzi, den großen Erzieher aus der Schweiz, zu schreiben mit dem Gefühl, als würde ich die Kinder direkt ansprechen. Dieses und ähnliche Erlebnisse waren vielleicht der Anlaß, selbst Märchen zu schreiben.

Vor drei Jahren wurde ich auf der amerikanischen Liste der Jugendliteratur-Autoren auf drei Seiten vorgestellt. In dieser Beschreibung erhielt meine Arbeit gute Kritiken, und es hieß: "Er beschreibt die Wichtigkeit, im Angesicht von Schwierigkeiten standhaft zu bleiben, wobei Geduld und Hoffnung eine große Rolle spielen."

Ich freute mich sehr, daß der Schreiber so genau erfaßt hat, was ich beim Verfassen meiner Erzählungen beabsichtigt hatte. Jetzt spielt der weltberühmte Kinderbuch-Illustrator Wildsmith eine große Rolle. Dadurch wurden meine Märchen auch im Ausland vorgestellt. Er hat "Der Prinz aus dem Schneeland" und meine drei anderen Bilderbücher illustriert. "Klare Sinfonie der Farben" - so werden seine Werke gepriesen. Von seinen wunderbaren Bildern bin ich ganz begeistert. 1988 begegnete ich ihm erstmals im Gebäude der Seikyo Zeitung und fragte ihn: "Was wünschen sich Kinder am meisten?" Er antwortete sofort: "Das Glück." Es war eine klare, wichtige Antwort, und sie stimmte vollkommen mit meiner eigenen Ansicht überein.

"Das Glück" blüht im Blumengarten des Herzens. Ein innerlich reiches und starkes Herz ist der Humus, auf dem die prächtigen Blumen des Glücks blühen. Aber auf Egoismus und Geldgier, so einem barbarischen geistigen Nährboden, wachsen weder Träume noch Romantik. Es gibt nur wenige Erwachsene, die davon sprechen, was Aufrichtigkeit und der echte Schatz des Lebens sind. Die Verkümmerung der Herzen von Jungen und Mädchen führt zum Untergang der Menschheit. Deswegen will ich die Herzen der Kinder kultivieren und Samen säen: Samen der Aufrichtigkeit, Samen des Mutes, Samen der Hoffnung, Samen des Fleißes und Samen der Liebe. Eines meiner Mittel ist das Verfassen von Märchen.

Der Tag rückt näher, an dem die Jungen und Mädchen, die Boten der Zukunft, auf dem weißen Pferd über das weite Grasland in das 21. Jahrhundert hineinreiten werden. Wenn ich an diesen Tag denke und mir das vorstelle, erklingt die Glocke der Hoffnung in meinem Herzen. Diesen Kindern "den Schatz des Herzens" zu hinterlassen, ist mein tiefster Wunsch und auch die Verantwortung der Erwachsenen, denke ich.

(Übersetzung aus der Seikyo Zeitung vom 13. Mai 1998 von Kimiko Brummer)

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