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von Mitsuhiro Kaneda, stellvertretender Vorsitzender der Nichiren Shoshu Europa
Wie kann man das einfache und zugleich tiefgründige Mittel der buddhistischen Praxis benutzen? Ich werde hier die korrekte Einstellung, um sich dem Glück Tag für Tag zu nähern, Punkt für Punkt beschreiben.
Um irgendein Problem zu lösen, ist das Wichtigste die Einstellung, mit der wir zum Gohonzon chanten. Wir sollten uns daran erinnern, dass es keine unterschiedlichen Arten und Weisen zu Chanten gibt. Es existiert nur eine einzige richtige Einstellung. Wir werden sehen, welche das ist.
Der Buddhismus analysiert das Leiden anhand des Prinzips der vier oder acht Leiden.
Die ersten vier sind die der Geburt, des Alters, der Krankheit und des Todes. In der Geburt ist das Leiden des Wachstums eingeschlossen. Normalerweise hat man bis 13 oder 14 keine größeren Probleme, aber in den folgenden Jahren, bis 22 oder 24, bevor man erwachsen ist, trifft man auf verschiedene Schwierigkeiten. Die anderen vier Leiden sind: das Leid, sich von geliebten Personen trennen zu müssen, das Leid, sich mit ungeliebten oder gar gehassten Personen treffen zu müssen, das Leid, nicht das zu bekommen, was man begehrt, und schließlich das Leid, das von den fünf Komponenten herrührt. Das Letztere ist die Ursache für alle anderen. Deshalb möchte ich es ausführlicher erklären. Die fünf Komponenten gehören zu jedem lebenden Wesen. Es sind dies: Die Form, der physische Aspekt des Lebens, der den Körper und die fünf Sinne einschließt; die Wahrnehmung bzw. die Funktion, Informationen aus der Umgebung aufzunehmen; das Begriffsvermögen, also die Fähigkeit, sich eine Idee, Meinung oder Vorstellung von dem Wahrgenommenen zu bilden; der Entschluss, d.h. der Wille, als Antwort auf das Wahrgenommene zu handeln; das Bewusstsein, d.h. die Urteilsfähigkeit. Das Bewusstsein beinhaltet die anderen vier.
Form bezeichnet den physischen Aspekt des Lebens, die Handlungen gegenüber der Umgebung eingeschlossen. Wahrnehmung, Verarbeitung, Entschluss und Bewusstsein bilden den geistigen Aspekt des Lebens. Dies sind die Funktionen, die in dem Moment wirken, in dem das Individuum Informationen aus der Umgebung erhält. Dazu kommt der Wille, der zum intellektuellen Bereich gehört. Er motiviert die Handlung und stellt damit die Fähigkeit dar, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Die fünf Komponenten bezeichnen also nicht nur die physischen und psychischen Eigenschaften des Menschen, sondern beschreiben auch die Interaktion und den gegenseitigen Einfluss des Körpers und des Geistes des Individuums mit Personen oder Dingen seiner Umgebung. Aus der Umgebung erhalten wir die unterschiedlichsten Informationen: das Problem ist, wie wir sie aufnehmen, oder besser gesagt, wie unsere fünf Komponenten arbeiten. Wenn ich zum Beispiel „Ihr seid verrückt!“ sage, hängt es von Euch ab, wie Ihr das aufnehmt. Einer wird denken: „Das ist nicht wahr, ich bin nicht verrückt“, der andere: „Vielleicht schon ein bisschen“, je nachdem, wie seine fünf Komponenten arbeiten. Das gleiche tritt ein, wenn Ihr einen Diamanten seht: der eine wird Neid zeigen, der andere wird ihn stehlen wollen, der Dritte wird sich sagen: „Ich habe kein Geld, am besten gar nicht daran denken“. Auf diese Art und Weise funktionieren die fünf Komponenten.
Die acht Leiden sind unvermeidlich: egal wo wir wohnen, wir werden sie treffen. Sie zu vernichten oder zu zerstören ist unmöglich. Der Hinayana-Buddhismus sah zur Vernichtung des Leidens 250 Gebote vor, aber das, ich wiederhole es, ist nicht möglich. Wie kann man sie dann besiegen, wenn sie unvermeidlich sind? Die einzige Lösung besteht darin, sie in Glück zu verwandeln. Das ist der Grund, warum wir Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren. Um die Leiden in Freude zu verwandeln, benötigt man Lebenskraft, Weisheit und das, was wir üblicherweise Glück nennen. Der wichtige Punkt wird somit: wie verwandeln wir das Leiden?
Der Buddhismus erklärt das Gesetz der Kausalität und lehrt, dass zwei Dinge zum Erscheinen einer Wirkung notwendig sind: eine Ursache und eine Gelegenheit, oder um es präziser zu sagen, eine direkte innere Ursache und eine indirekte äußere Ursache oder Gelegenheit, die es der direkten inneren Ursache ermöglicht, eine Wirkung zu zeigen. Eine innere Ursache wird dann eine Wirkung zeigen, wenn sich die passenden Bedingungen einstellen, das heißt, wenn man die äußere Gelegenheit antrifft. Nehmen wir an, dass die linke Hand für die direkte innere Ursache und die rechte für die Gelegenheit oder äußere, indirekte Ursache steht. Wenn man in die Hände klatscht, macht man ein Geräusch, das die Wirkung repräsentiert. Eine Hand allein kann diese Wirkung nicht erzielen. Damit sich eine Wirkung zeigt, braucht man also sowohl die innere Ursache als auch die äußere Ursache bzw. Gelegenheit.
Jede Ursache, sowohl positiv als auch negativ, existiert in unserem Leben. Dieses Konzept ist sehr wichtig, weil es uns die Garantie gibt, jedes Leiden verwandeln zu können. Wenn im Gegensatz dazu die Ursache außerhalb unseres Lebens vorhanden wäre, wäre es unmöglich, das Leiden, das daraus entsteht, aufzulösen. Gerade dank der Tatsache, dass jede Ursache in uns selbst ist, können wir jegliches Problem lösen. In der Gosho „Neujahrsbrief“ steht: „Zunächst einmal zur Frage, wo genau denn die Hölle und der Buddha existieren, lautet ein Sutra, dass sich die Hölle unter der Erde befindet, und ein anderes Sutra besagt, dass der Buddha im Westen sei. Eine sorgfältige Überlegung wird jedoch klarstellen, dass beide in unserem fünf Fuß großen Körper existieren. Der Grund, wie ich es sehe, liegt darin, dass die Hölle im Herzen eines Menschen ist, der seinen Vater beleidigt und seine Mutter verachtet, genau wie der Samen der Lotos-Blume sowohl die Blüte als auch die Frucht zugleich enthält. Auf die gleiche Weise existiert der Buddha innerhalb unseres Herzens. Zur Verdeutlichung: ein Feuerstein kann Feuer hervorrufen, und Juwelen besitzen Wert in sich selbst. Wir gewöhnliche Sterbliche können weder unsere eigenen Wimpern sehen, die doch so nah sind, noch den fernen Himmel.“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 59). In „Der wahre Aspekt des Gohonzons“ erklärt Nichiren Daishonin: „Suchen Sie diesen Gohonzon niemals außerhalb Ihrer selbst. Der Gohonzon existiert nur im sterblichen Fleisch einfacher Menschen wie wir, die das Lotos-Sutra zum Mittelpunkt ihres Lebens machen und Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten. Der Körper ist der Palast des neunten Sinnes, der unabänderlichen Wahrheit, die alle Lebensfunktionen regiert. ‚Mit den Zehn Welten ausgestattet zu sein’ heißt, dass alle Zehn Welten ausnahmslos in der einen Welt der Buddhaschaft enthalten sind. Aus diesem Grund wird der Gohonzon Mandala genannt. Mandala ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet ‚vollkommen ausgestattet’ oder ‚Anhäufung von Wohltaten’. Nur im Glauben kann man den Gohonzon finden. Wie das Sutra feststellt: „Nur durch Glaube kann man in die Buddhaschaft eintreten“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 122f).
Der Lauf des Lebens folgt dem Gesetz der Kausalität: eine Ursache schafft eine Wirkung, diese wiederum bildet eine andere Ursache und so weiter. Auf diese Weise häuft sich die karmische Ursache oder „die Macht des Karmas“ an.
Das Wort „Karma“ bedeutet „vollbrachte Handlung“. Normalerweise gehen wir davon aus, dass eine Handlung nur mit dem Körper ausgeführt werden kann, aber der Buddhismus erklärt, dass das über die drei unterschiedlichen Ebenen Gedanke (shin), Wort (ku) und Handlung (i) geschieht. Im allgemeinen denken wir auch, dass eine einmal vollbrachte Handlung, positiv oder negativ, schon der Vergangenheit angehört, aber in Wirklichkeit bleibt diese als unsichtbares Karma immer in unserem Leben eingeprägt und bildet so eine Anhäufung sowohl positiver als auch negativer Wirkungen. Jede Handlung, egal auf welcher der drei Ebenen, ist also als „karmische Ursache“ oder , „Macht des Karmas“ (go riki) in unser Leben eingeprägt. Die Macht der passenden äußeren Gelegenheit beeinflusst die karmische Ursache und es zeigt sich eine Wirkung. Das ist die Theorie von Ursache und Wirkung.
Zusammengefasst gründet die Theorie des Karmas aus der Sicht des wahren Buddhismus auf zwei Hauptpunkten:
1) das Karma bildet sich sowohl aus positiven als auch aus negativen Aktionen;
2) jede Ursache bleibt durch die drei Ebenen der Gedanken, Worte und Handlungen in unserem Leben eingeprägt.
Im Wort „Karma“ sind die drei Bedeutungen karmische Tendenz, karmische Beziehung und karmische Ursache enthalten (s. Anhang). Die karmische Tendenz besteht aus dem Charakter des Individuums, seinen Eigenschaften und Fähigkeiten. Sie ist eine Neigung, bestimmte Dinge immer wieder zu tun. Sich ständig zu beklagen oder ängstlich zu sein, sind Beispiele für die karmische Tendenz. Der Dieb hat eine ihm eigene Tendenz, nämlich die zu stehlen. Das gleiche gilt für den, der oft wütend wird oder schnell andere schlägt. Die karmische Verbindung betrifft unsere Beziehung zu anderen oder zwischen uns und Objekten. Ein Beispiel für die karmische Verbindung ist die Ehe oder Freund oder Feind eines anderen zu sein. Auch zwischen uns, den Mitgliedern, besteht eine karmische Verbindung. Schließlich hängt die Anzahl der Kinder ebenfalls von der karmischen Verbindung ab. Dieses Zimmer hat Holzwände. Dieses Holz hat eine karmische Verbindung mit dem Konstrukteur dieses Gebäudes. Auch das Papier, das für den Gohonzon benutzt wurde, hatte eine karmische Beziehung mit dem Hohen Priester. Das sind Beispiele für die Verbindung zwischen einem Individuum und Dingen.
Die karmische Ursache ist das, was in der Vergangenheit durch die drei Handlungsarten vollbracht wurde. Wenn man zum Beispiel in der Vergangenheit eine Verletzung des Gesetzes begangen hat, hat man eine negative karmische Ursache gesetzt. Wenn wir die passende äußere Gelegenheit antreffen, wird die Wirkung sein, dass wir unglücklich sind. Haben wir jedoch in der Vergangenheit das Gesetz verehrt, werden wir als Ergebnis glücklich sein, da sich eine positive karmische Ursache bildete. Klären wir jetzt mit einem Beispiel das Verhältnis zwischen karmischer Tendenz, Beziehung und Ursache. Ein Ehepaar beschließt, sich scheiden zu lassen. Ihre Ehe kam aufgrund einer karmischen Beziehung zustande. Die beiden haben jedoch eine ihnen eigene karmische Tendenz. Der Mann arbeitet nicht und verdient somit auch kein Geld, während die Frau verschwenderisch ist. Deshalb diskutieren und streiten die beiden oft und manifestieren auf diese Weise die karmische Ursache, sich zu trennen (oder vielleicht hatten sie sie schon angesammelt). Hier stellt sich sofort die Frage: was kommt zuerst, die karmische Tendenz oder die karmische Ursache? Wir sind gewöhnliche Sterbliche und nicht in der Lage, die Zukunft vorherzusehen. Das kann man nur verstehen, wenn man eine Wirkung betrachtet, der sich im Moment zeigt oder in Kürze zeigen wird.
Sobald man also vom Karma spricht, bezieht man sich auf die drei Konzepte der karmischen Tendenz, Beziehung und Ursache. Die karmische Tendenz kann stark oder schwach sein. Die karmische Beziehung kann tiefgehend oder oberflächlich sein bzw. dicht und massiv oder zerbrechlich und dünn. Die karmische Ursache kann schwer oder leicht sein.
Für „Schicksal“ ist das japanische Wort shukumei, was „im Leben eingebettet“ bedeutet. Man kann dann das eigene Schicksal ändern bzw. die karmische Vergeltung erleichtern, wenn man auf Schwierigkeiten trifft. Ich kann ein Beispiel geben, um das Konzept der Erleichterung der karmischen Vergeltung zu klären: wenn man die Wasserhähne eines neuen Hauses öffnet, wird zuerst nur schmutziges Wasser herauskommen. Entsprechend werden sich, wenn wir zu praktizieren beginnen, einige Unreinheiten unseres Lebens zeigen. Der Buddhismus jedoch erläutert, dass das ein winziger Teil dessen ist, was ohne zu praktizieren geschehen wäre. Vizepräsident Izumi sagt, dass es so sei, als ob man eine Schuld von 50 Millionen DM mit 5 DM begleicht. Wenn wir gegenüber dem Leben Leidensverpflichtungen haben, bedeutet das Praktizieren, einen großen Rabatt zu bekommen.
Ich möchte mich jetzt besonders mit den Schwierigkeiten, die sich in den menschlichen Beziehungen zeigen beschäftigen. Wenn wir Probleme mit den anderen haben, denken wir normalerweise: „Die anderen tun mir weh; sie sind die Schuldigen, die Ursache meiner Leiden. Ich bin nur ein Opfer“. Dieses Denken erwächst aus unserem oberflächlichen Verständnis. Die buddhistische Sichtweise ist vollkommen anders: ich habe eine Ursache, also Karma, während die anderen nur eine äußere Gelegenheit sind. Deshalb bin ich nicht das Opfer, sondern der Urheber meiner Leiden, während die anderen nicht die Schuldigen sondern eher meine Komplizen sind. Die anderen sind also letztendlich nichts anderes als ein Spiegel, der mein Karma reflektiert. Es ist unmöglich, diesen Punkt zu verstehen, ohne Daimoku zu rezitieren. Theoretisch erscheinen uns diese Schlussfolgerungen stimmig und beim Zuhören ist es einfach, ihnen zuzustimmen, aber wenn man die Leiden, die aus der Beziehung zu anderen erwachsen, erfährt, ist es ziemlich einfach diese Erklärung zu vergessen. Ich mache ein anderes Beispiel: wenn man sein schmutziges Gesicht im Spiegel sieht, ist es absolut unnütz, sich über den Spiegel zu ärgern oder zu versuchen, ihr zu putzen. Offensichtlich muss man sich das Gesicht waschen. Genauso sind die anderen der Spiegel, der unser Karma reflektiert.
Um unser Leiden zu besiegen, dürfen wir deshalb nicht erwarten, dass die anderen sich ändern, sondern müssen uns entschließen, unser Karma zu ändern. Auf diese Weise werden sich auch die anderer in gleichem Maße ändern. Ich wiederhole: in gleichem Maße. Die Schlussfolgerung ist, dass die Umgebung und die anderen der Spiegel sind, in welchem wir unser Schicksal reflektiert sehen. Den eigenen Charakter zu ändern ist schon sehr schwierig, aber den Charakter der Schwiegermutter zu ändern ist unmöglich ...! Wer Probleme mit den Schwiegereltern, Kollegen, Leitern, seinem Mann oder seiner Frau hat, hat keine andere Möglichkeit, sie zu lösen, als mit der richtigen Einstellung vor dem Gohonzon zu chanten. Das sind meine Ratschläge für die, die Probleme mit anderen Personen haben.
Jetzt möchte ich über gesundheitliche Probleme reden. Unter Gesundheit verstehe ich sowohl die körperliche als auch die geistige. In der Gosho „Antwort an Ota Nyudo über die Heilung der karmischen Krankheiten“ steht: „Ein Abschnitt der Maka Shikan besagt: ‚Es gibt sechs Ursachen der Krankheiten: die erste besteht in einer Unordnung der vier Elemente, die zweite in unmäßigem Gebrauch von Essen und Trinken, die dritte in fehlendem Rhythmus im Leben, die vierte ist ein Angriff äußerer Dämonen, die fünfte die Tat innerer Teufel und die sechste die Wirkung des Karma’. Das Nirvana-Sutra sagt: ‚Es gibt drei Personenkategorien, deren Krankheiten fast unmöglich zu heilen sind. Es sind dies: die, die den Mahayana-Buddhismus verleumden, diejenigen, die die fünf Kardinalsünden begehen und die, welche absolut nicht in der Lage sind, an den Buddhismus zu glauben, die Icchantica. Diese drei Personenkategorien werden von den schwersten Krankheiten befallen’. Ein anderer Abschnitt desselben Sutras besagt: ‚Jemand, der in diesem Leben schlechtes Karma bildet, wird sicherlich die Qualen der Hölle im nächsten Leben erleiden. Wie dem auch sei, wenn er den drei Schätzen dient, kann er es vermeiden, im nächsten Leben in die Hölle zu fallen und wird statt dessen an Gebrechen des Kopfes, Auges oder des Rückens in diesem Leben leiden.’ Die Maka Shikan sagt: ‚Selbst wenn jemand schwere Verleumdungen begangen hat, kann die entsprechende Wirkung in diesem Leben abgeschwächt werden. Folglich erscheint Krankheit, wenn schlechtes Karma dabei ist, sich aufzulösen.’ “ (dt. Gosho Bd. 2, S. 229)
Seit zweitausend Jahren erklärt der Buddhismus, dass es sechs Ursachen gibt, die Krankheiten hervorbringen. Die erste ist die Unordnung der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Im menschlichen Körper steht die Erde für das Fleisch, die Knochen, die Fingernägel und die Haare, Wasser für Blut und die verschiedenen organischen Flüssigkeiten, Feuer für die Körpertemperatur und den Stoffwechsel. Die Luft entspricht der Atmung. Der Körper wird aus allen vier Elementen gebildet: theoretisch existierte keine Krankheit, wenn er nur aus einem Element gebildet wäre. Solange die vier Elemente im Gleichgewicht sind, sind wir gesund. Umgekehrt, sobald es ein Ungleichgewicht zwischen ihnen gibt, werden wir krank. Die zweite Krankheitsursache ist unmäßiges Essen und Trinken. Die dritte besteht in fehlendem Lebensrhythmus. Wir leben alle entsprechend dem Rhythmus des Universums. Deshalb schlafen wir nachts und arbeiten am Tage. Das Universum ist wie ein großes Leben. Auch in uns existiert ein kleines Universum. Diese beiden Wesenheiten sind unsichtbar. Auch unser Körper selbst ist wie ein kleines Universum: wir haben zwei Augen, ein größeres und ein kleineres, wie die Sonne und der Mond. Wir öffnen und schließen sie und das steht für den Wechsel von Tag und Nacht. In unserem Körper sind zwölf große Gelenke, so viele wie das Jahr Monate hat. Im weiteren gibt es dreihundertsechzig kleine Gelenke, so viele wie das Jahr Tage hat und so fort. Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren, bedeutet in Harmonie dem Rhythmus des Universums zu sein. Wenn sich das negative Karma zeigt, leiden wir, weil unser Leben aus dem Rhythmus ist. Deshalb ist es wichtig, konstant morgens und abends das Gongyo zu wiederholen. Fehlender Lebensrhythmus führt zum Nervenzusammenbruch. Die vierte Ursache ist der Angriff äußerer Dämonen, das heißt der Angriff eines Virus oder von Bakterien, wie es bei einer Grippe geschieht. Die Krankheiten, die in den ersten vier Ursachen begründet sind, lassen sich mit de modernen Medizin heilen. Der Buddhismus stellt die Effizienz und Nützlichkeit der medizinischen Wissenschaft nicht in Frage. Die Krankheiten aus der fünften und vor all aus der sechsten Ursache jedoch, sind unmöglich auf diese Weise zu heilen. Die fünfte, das heißt die Aktion der inneren Teufel, besteht geistigen Krankheiten oder hohem Fieber, das plötzlich auftritt. Die von der sechsten Ursache erzeugten Krankheiten, das heißt die Wirkung des Karmas, sind die sogenannten „unheilbaren“ Krankheiten. Man nennt sie so, weil die Medizin weder die Ursache kennt, noch in der Lage ist, sie zu heilen. Der Buddhismus erklärt, dass diese Krankheiten die Wirkung des Karmas sind.
Es gibt letztlich zwei Gründe, warum man durch die Praxis unheilbare Krankheiten heilen kann. Zum ersten, der Gohonzon ist der beste Arzt der Welt. Im Juryo-Kapitel des Lotos-Sutra steht: „Stell dir einen weisen und fähigen Arzt vor, der Arzneimittel zubereiten kann, die in der Lage sind, jede Krankheit zu heilen!“. Die beiden Attribute „weise und fähig“ symbolisieren die Macht des Buddha und des Gesetzes, die das gesamte Universum durchdringen und im Gohonzon enthalten sind. Dank der Tatsache, dass sich die Macht des Gohonzon über die Grenzen der modernen Medizin hinaus erstreckt, kann er Krankheiten heilen, die unser Arzt als unheilbar eingestuft hat. Das setzt jedoch einen starken Glauben und eine starke Praxis des Erkrankten voraus. In der „Antwort an Kyo’o“ sagt Nichiren Daishonin: „Nam-Myoho-Renge-Kyo ist wie das Brüllen des Löwen. Welche Krankheit kann daher ein Hindernis sein?“. Deshalb kann jede Krankheit, egal wie schwer oder wie tief sie im Karma verwurzelt ist, überwunden werden.
Der zweite Grund, warum wir durch die Praxis gesund werden können ist der, dass der Gohonzon sozusagen exakt die Ursachen jeglicher Krankheit kennt. In der Gosho „Über das Verhalten des Buddhas“ steht: „Wenn Sie versuchen, jemandes Krankheit zu behandeln, ohne die Ursache der Krankheit zu kennen, machen Sie ihn nur noch kränker“. (dt. Gosho, Bd. 1, S.201). Nehmen Sie an, dass ein Arzt, weil er die Ursachen der Krankheit nicht kennt, eine irrtümliche Diagnose stellt und eine unangebrachte Kur empfiehlt: er würde nur gegenteilige Wirkungen erzielen und damit die Situation verschlechtern. Der Buddhismus erklärte vor mehr als zweitausend Jahren, dass ein Arzt noch schwerere Schäden im Patienten hervorruft, wenn er nicht weiß, wie eine Krankheit zu heilen ist. In der heutigen Gesellschaft geschieht genau das Gleiche. In der Gosho „Über die Verlängerung des Lebens“ steht: „Im siebten Band des Lotos-Sutra heißt es: ‚Die wörtliche Bedeutung dieses Sutras sind seine 28 Kapitel, während seine wahre Bedeutung Nam-Myoho-Renge-Kyo ist’. Im siebten Band des Lotos-Sutra heißt es: ‚Dieses Sutra ist die wirksame Medizin gegen die Krankheiten der gesamten Menschheit’. Diese Worte kann man in keinem anderen Sutra finden. Alle Lehren des Buddhas sind goldene Worte der Wahrheit, die seit unzähligen Äonen niemals den geringsten Fehler enthalten haben.“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 82).
Jedes Mal, wenn wir einen Satz aus der Gosho lesen sollten wir denken: „Es stimmt“. Wenn der Arzt uns jedoch eine unheilbare Krankheit diagnostiziert und wir den Satz aus der Gosho lesen der besagt: „Welche Krankheit kann daher ein Hindernis sein?“, neigen wir dazu zu denken: „Keine, außer meiner“. In der Gosho steht nicht „ausgenommen Deine Krankheit“. Wer eine schwere Krankheit hat sollte bitte bis auf den Grund gehen und die Überzeugung beibehalten, gesund zu werden. Für den, der gesundheitliche Probleme hat, bedeutet dieser Satz, dass der Gohonzon zu einem Arzt und einer Medizin wird. Wer ein finanzielles Problem hat oder Arbeit, einen Mann oder eine Frau sucht, lese die Neujahrsgosho, in welcher Nichiren Daishonin erklärt, dass der Gohonzon wie ein Magnet funktioniert: „... während diejenigen, die an das Lotos-Sutra glauben, das Glück von zehntausend Meilen weit her ansammeln“.
Zum Beispiel kann ein Geschäftsinhaber oder sonst kommerziell aktiver Mensch nach zehn Jahren Praxis eine spürbare Verbesserung der Geschäfte erfahren. Wenn man Glück ansammelt, kommen die Kunden von alleine. Ansonsten, wenn das Glück fehlt, muss man sie suchen. Ich machte selbst diese Erfahrung: zu Beginn meiner Aktivität musste ich die Kunden suchen, während es heute die Kunden sind, die mich suchen. Wie konnte es zu dieser Veränderung kommen? Nachdem ich einige Jahre praktiziert hatte, hatte ich Glück angesammelt. Wer daher finanzielle Probleme hat, muss die Fähigkeit entwickeln, Glück anzuziehen, genau wie ein Magnet. Und vor allem sollte er die Weisheit entwickeln, die einem erlaubt, die richtige Sache, die einem entspricht, anzuziehen Dank der Weisheit aus einem ehrlichen Gebet entfernen wir uns selbstverständlich von allem, was nicht unserem Glück dient.
Ebenfalls in der Gosho „Antwort an Kyo’o“ steht: „Glauben Sie mit Ihrem ganzen Herzen an dieses Mandala“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 72). Der wichtigste Teil dieses kurzen Satzes ist „mit Ihrem ganzen Herzen“. Mit ganzem, nicht mit halbem oder drittel, sondern mit Ihrem ganzen Herzen. Für den, der seit einem, zwei oder drei Jahren praktiziert, ist es sehr schwierig, dermaßen vom Gohonzon überzeugt zu sein. In der Gosho steht ebenfalls: „Ein Schwert wird in den Händen eines Feiglings nutzlos sein. Das mächtige Schwert des Lotos-Sutras muss von jemandem, der mutig im Glauben ist, geschwungen werden“. Wenn jemand trotz Zweifel eine, zwei oder drei Stunden Daimoku rezitiert, um ein Problem zu lösen, dann ist er oder sie eine im Glauben mutige Person. Wer trotz der Zweifel weiterpraktiziert, zeigt wahren Mut im Glauben. Wer allerdings bei den ersten Zweifeln aufhört, kann nicht als mutig bezeichnet werden. In diesem Fall kann man sagen, dass „...ein Schwert in den Händen eines Feiglings nutzlos sein (wird)“
- Zweiter Teil -
Ein anderes, sehr ernsthaftes Problem ist die Drogenabhängigkeit. Um dieses Problem zu lösen, denkt man zuerst daran, die drogenabhängige Person selbst zum Praktizieren zu bewegen. Wenn jedoch ihre Eltern praktizieren, kann das Problem schon nach maximal zwei Jahren gelöst sein. Unserer Erfahrung nach gab es nur sehr wenige Fälle, wo es etwa drei Jahre dauerte. Drogenabhängige sind im allgemeinen Personen mit schwachem Charakter. Das ist die innere Ursache. Die äußere Ursache oder Gelegenheit sind im überwiegenden Teil der Fälle familiäre Schwierigkeiten, vor allem die Trennung der Eltern. In den Familien von mehr als 90% der Drogenabhängigen sind die Eltern geschieden oder leben getrennt. Für die Kinder ist die Droge eine Art zu fliehen und die Augen zu verschließen. Der ursprüngliche Grund ist ihr schwacher Charakter: sie wissen nicht, wie sie die familiäre Situation lösen können, und ihr Problem ist nichts anderes als der unbewusste Versuch, die Liebe zwischen den Eltern wiederherzustellen.
Wenn in diesem Fall der Vater oder die Mutter zu rezitieren beginnt, kann das Problem innerhalb von zwei Jahren gelöst sein. Im Fall von Alkohol- oder Glücksspielabhängigen kann das Problem, wie im Fall von Drogenabhängigen, nicht mit Gewalt gelöst werden. Diese Personen empfinden tatsächlich eine große Befriedigung, wenn sie Drogen nehmen, trinken oder Karten spielen; sie leiden deswegen nicht. Deshalb ist es vollkommen unnütz, ihnen Vorwürfe zu machen oder sie zu schlagen. Wenn Ihr einen Betrunkenen fragt, ob er leide, antwortet er: „Ich, absolut nicht. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt“. Trinken verursacht in diesem Falle kein Leiden sondern Vergnügen. Wer jedoch wirklich leidet, sind die Frau, die Kinder oder die Eltern. Sie sind es, die das Karma haben, leiden zu müssen, und sie müssen, um es zu verändern, den Wahren Buddhismus praktizieren.
Oft beklagen sich die Ehefrauen über ihre Männer, weil sie wenig verdienen oder zu viel trinken. Auf der anderen Seite stöhnen auch die Ehemänner über ihre Frauen. Mir fällt dazu die Geschichte eines Pferdes ein, das in San Siro (eine italienische Pferderennbahn, A.d.Ü.) lief und klagte: „Mein Jockey gibt mir immer die Sporen und erwartet ständig, dass ich gewinne“. Und es fuhr fort: „Wenn Du mir leckere Sachen zu essen geben würdest, würde ich schnell rennen und den Lauf gewinnen“. Diese Klage ähnelt der eines Mannes, wenn er zu seiner Frau meint: „Wenn Du mir ein gutes Abendessen machtest, würde ich arbeiten.“ Auf jeden Fall ist es auch hier völlig sinnlos, dem anderen Vorwürfe zu machen: Es ist derjenige, der leidet, der rezitieren muss. Solange eine innere Ursache besteht, wird sie eine Wirkung erzeugen. Aber sobald die Ursache beseitigt ist, wird der Effekt verschwinden.
Ein anderes spezielles Problem ist das der geistig Kranken. Diese Personen neigen dazu, persönliche Ideen in die Praxis einzubringen und daher antwortet der Gohonzon nicht auf ihre Gebete. Um ihnen zu helfen, ist es notwendig, ein anderes Familienmitglied, das dieses Problem nicht hat, dazu zu bringen zu praktizieren. Das wird indirekt deren Leben beeinflussen. Es ist absolut verfehlt einem geistig Kranken ein, zwei oder gar drei Stunden Daimoku rezitieren empfehlen. Im Gegenteil ist es das beste, wenn diese Personen eine halbe Stunde oder auch nur fünf Minuten Daimoku rezitieren, und zwar sehr langsam.
Ich möchte jetzt über den Glauben sprechen, ohne den es unmöglich wäre, das, was bisher gesagt wurde, in die Praxis umzusetzen und auszuprobieren. Der erste wichtige Punkt ist, unser Ziel zu klären, zu bestimmen und festzulegen und dann, als zweiten Punkt, Daimoku zu rezitieren - wenn es ein Problem gibt, auch eine Million Daimoku. Aber diese beiden Punkte allein reichen nicht aus. Man muss auch handeln. Im Verlauf meiner Erfahrungen als Praktizierender, habe ich viele Mitglieder gesehen, denen es nicht gelang, das festgesetzte Ziel zu erreichen, weil sie trotz aller Entschlossenheit nicht handelten.
Handeln bedeutet sich maximal zu bemühen und einen Weg zu suchen, um das Problem zu lösen. Es ist also notwendig, sich zu entschließen, zu beten und zu handeln. Dann wird der konkrete Beweis erscheinen. Wenn er nicht erscheint, muss man sich von neuem entschließen, von neuem beten und handeln, bis man auf dem Grund anlangt. Auf diese Weise wird der konkrete Beweis ganz sicher erscheinen. Vielleicht ist es schwierig, soviel Geduld aufzubringen, aber es ist notwendig. Es existiert keine Medizin, die unsere Leiden augenblicklich umwandelt. Das vierte Gebet des Gongyo lautet: „Ich bete dafür, mein negatives Karma, das ich in der Vergangenheit durch Verletzungen des Gesetzes geschaffen habe, auslöschen und meine größten Wünsche in diesem Leben und der Zukunft verwirklichen zu können“ (Der Unterschied zur deutschen Fassung liegt darin, dass in der italienischen Übersetzung die Eigenverantwortung und die eigene Tat stärker betont werden. A.d.Ü.).
Dieses Gebet enthält vier fundamental wichtige Punkte. Der erste Punkt ist, um Verzeihung zu bitten. In der Gosho „Brief an Konichi-bo“ steht: „Auch eine kleine Verleumdung kann eine Person, wenn sie sie nicht bereut, in die bösen Pfade führen, aber auch eine große Verleumdung kann getilgt werden, wenn Reue existiert“. In einer anderen Gosho, „Über die Verlängerung des Lebens“, steht: „Durch aufrichtige Reue wird sogar unveränderliches Karma ausgelöscht werden, ganz zu schweigen von veränderlichem Karma“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 82). Die Reue muss deshalb aufrichtig sein. Die Länge unseres Lebens ist unveränderliches Karma. Dennoch können wir, wenn wir Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, unser Leben verlängern. In der Gosho wird mit vier Beispielen die Möglichkeit, sein Leben zu verlängern, belegt. Um so sicherer ist es möglich, eine Krankheit zu überwinden, angesichts der Tatsache, dass es sich hier um leichteres Karma handelt. Voraussetzung ist, dass es ehrliche Reue gibt.
In der Gosho „Brief an Shijo Kingo“ steht: „Wenn diese über sich selbst reflektieren und jetzt gründlich bereuen, ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass sie gerettet werden können“. Das heißt, dass die Reue nicht nur aufrichtig, sondern auch gründlich sein muss. In einer anderen Gosho steht: „Diese Leute können durch die Kraft der eigenen Reue von den Leiden des Lebens und des Todes befreit werden“ Zusammengefasst muss eine wirksame Reue aufrichtig, tiefgehend und stark sein. Eine andere Gosho erklärt, wie man sich entschuldigt oder Sange macht. „Wenn Du Sange zu machen wünschst, las Dich nieder und meditiere gründlich über das wahre Wesen des Lebens. Dann werden alle Deine vergangenen Verleumdungen wie Reif oder Tau im Lichte der Sonne der ewigen Weisheit verfliegen“. Der Ausdruck „das wahre Wesen des Lebens“ entspricht dem Gohonzon. Deshalb muss man vor dem Gohonzon rezitieren. Auf diese Weise verschwindet unser negatives Karma. Es ist unnötig, verstehen zu wollen, welche Ursachen wir in unserer Vergangenheit gesetzt haben. Es ist unmöglich, sich daran zu erinnern. Wichtig ist, das Be-wustsein zu haben, dass das, was wir heute sind, das Resultat der Ursachen ist, die wir in der Vergangenheit gesetzt haben. Der zweite Punkt besteht darin sich zum Handeln für die Realisierung von Kosen-rufu zu entschließen. Das zu vergessen, ist so, als ob man denkt, de Gohonzon sei uns etwas schuldig. In Wirklichkeit sind wir Schuldner des Gohonzons. Aus diesem Grund bemühen wir uns, nachdem wir uns entschuldigt haben, nicht an Anstrengungen für Kosen-rufu zu sparen. Erst nachdem man das getan hat, erreicht man den dritten Punkt, der darin besteht, seine persönlichen Wünsche auszudrücken, wie eine Krankheit zu heilen oder ein bestimmtes Problem zu lösen. Der vierte und letzte Punkt ist die Dankbarkeit. Üblicherweise entsteht in uns das Gefühl der Dankbarkeit, wenn wir eine Wohltat erhalten. Aber nach einiger Zeit neigen wir dazu, zu vergessen und als Beispiel wie folgt zu denken: „Mein Mann ist wieder gesund, aber ich habe immer noch keine gute Arbeit“. Das Wort „aber“ zwischen die erhaltene und die noch zu verwirklichende Wohltat zu setzen ist kein Dank, sondern eine Klage!
Warum ist es wichtig, zum Gohonzon zu beten? Indem wir Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, erwerben wir Weisheit und Lebenskraft. Zusätzlich erhält man den Schutz der Buddhistischen Götter, der Shoten senjin. Wenn man fortwährend so praktiziert, kann man das Unmögliche in Mögliches verwandeln. Wenn wir einmal einen Entschluss gefasst haben, müssen wir ihn bis zum Schluss beibehalten, ohne uns entmutigen zu lassen oder Methoden oder Tricks zu suchen, kaum dass wir vor einer Schwierigkeit stehen.
In der Gosho „Die Strategie des Lotos-Sutra“ steht: „Benutzen sie die Strategie des Lotos-Sutra vor jeder anderen“ (dt. Gosho, Bd. 1, S.57). „Vor jeder anderen“ bedeutet, vor allem anderen Daimoku zu rezitieren; danach kann man eine Lösung suchen. Indem Ihr ein für alle mal trickreiche Strategien von Euch weist, überzeugt Ihr Euch, dass es keinen anderen Weg gibt, als zum Gohonzon zu beten. Man liest in der Gosho, dass die korrekte Einstellung darin besteht, zum Gohonzon so zu beten, als ob wir Wasser aus trockenem Sand pressen, oder mit nassem Holz Feuer machen müssten. Das sind unmögliche Situationen, aber manchmal brauchen wir vor dem Gohonzon diese Art der Einstellung. Dann wird das Unmögliche möglich. Denken wir an ein Neugeborenes: wenn es Hunger hat, trinkt es Muttermilch, und es überlegt sicher nicht, ob diese Milch vergiftet sei, es hat nicht den geringsten Zweifel. Im Gegensatz dazu zweifeln wir oft vor dem Gohonzon. In der Gosho „Über das Gebet“ ist zu lesen: „Auch wenn die Erde mit einem Finger weggefegt werden würde, jemand in der Lage wäre, die Himmel zu bändigen, die Meere Ebbe und Flut einstellten oder die Sonne im Westen aufginge, niemals wird es geschehen, dass das Gebet eines Gläubigen des Lotos-Sutras ohne Antwort bliebe“. Wir sind die Gläubigen des Lotos-Sutras, also kommt die Antwort des Gohonzons immer: es hängt jedoch alles von uns ab, von unserer Einstellung. In „Der wahre Aspekt des Gohonzons“ steht: „Das allerwichtigste ist, nur Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten und die Buddhaschaft hervorzubringen. Alles hängt von der Stärke Ihres Glaubens ab. Glauben zu haben ist die Grundlage des Buddhismus“ (dt. Gosho, Bd. 1, S. 23). „Hervorbringen“ bedeutet das Leben zu öffnen.
Wenn wir Daimoku zum Gohonzon rezitieren, müssen wir folgende Einstellung haben: „Ich möchte mein Leben öffnen“. Wenn unser Leben jedoch verschlossen ist, beklagen wir uns. Unser Leben zu öffnen ist außerordentlich wichtig, und es gibt keinen anderen Weg, als Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren. „Alles hängt von der Stärke Ihres Glaubens ab“, sagt Nichiren Daishonin, und er sagt ebenfalls „Glaube zu haben ist die Grundlage des Buddhismus“. In einer anderen Gosho erklärt in sehr verständlicher Weise: „Um ein Beispiel zu machen: wenn ein Vogel im Käfig singt, fliegen die Vögel vom Himmel herunter, um zu ihm zu gelangen. Sobald sich die anderen Vögel nähern, wird der im Käfig versuchen zu fliehen. Auf die gleiche Weise rufen wir die Buddhanatur innerhalb unseres Lebens, wenn wir mit lauter Stimme das Mystische Gesetz rezitieren, und diese wird unfehlbar wieder aufwachen“. Deshalb bitte ich Euch, bleibt beim Gongyo und beim Daimoku nicht passiv, erwartet nicht, dass irgendetwas vom Gohonzon kommt. So ist es nicht. Wenn wir Daimoku zum Gohonzon rezitieren, rufen wir die Buddhanatur hervor, die innerhalb unseres Lebens existiert, wir öffnen unser Leben; enthüllt sich Nam-Myoho-Renge-Kyo. das in uns verborgen ist. Vizepräsident Tsuji hat diesen Punkt mit „das Leben reinigen“ erklärt, das heißt, es so machen, dass Nam-Myoho-Renge-Kyo die Augen und alle anderen Körperteile erreicht. Das bedeutet, die Buddhaschaft aus uns hervorzurufen bzw. hervorzubringen.
Präsident Ikeda empfahl folgendes: „Der wahre Glaube ist, sich ungeachtet unserer Situation oder unseres Leids aufrichtig dem Gohonzon zu widmen. Auf alle Fälle muss man chanten, koste es was es wolle. Man sollte solch Glauben habe, dass man sich dem Gohonzon immer und vollständig anvertrauen kann. Es ist notwendig, die Überzeugung zu haben, dass sich dem alle Straßen öffnen, der kraftvoll betet. Ein formales Daimoku, mit schwachem Glauben und Gebet, wird niemals unsere Wünsche Wirklichkeit werden lassen. Ohne ein starkes Gebet gibt es kein glückliches Leben oder die Tilgung des Karmas. Ohne einen starken Glauben kann es kein völlig erfülltes Leben geben. Der Glaube dient dazu, glücklich zu werden. Es ist nötig so einen Glauben zu haben, dass man die großen Wohltaten des Gohonzon in der Arbeit, im täglichen Leben und in sich selbst spürt“.
Unser persönliches Ziel ist, glücklicher zu werden, das heißt, unsere menschliche Revolution zu machen. Was auch geschehen mag, vergesst bitte niemals diesen Punkt. Welches Problem oder welche Krankheit ihr auch immer haben solltet, behaltet diese Überzeugung vor dem Gohonzon bei und seid auch geduldig. Dann wird es sich sicher lösen. In diesen Jahren hatte ich Gelegenheit, viele Leute kennen zu lernen, und ich bemerkte folgendes: wer viele Schulden hatte, so hundert bis zweihundert Millionen Lire, hat durch das Praktizieren sein Problem gelöst. Wer allerdings kleine Schulden, acht bis neun Millionen, hatte, hat diese Problem immer noch (eine Million Lire entspricht etwa 700 DM, A.d.Ü). Analog dazu hat sich derjenige, der eine unheilbare Krankheit hatte, und der Arzt schon jede Hoffnung auf Heilung verneint hatte, auf den Gohonzon verlassen, weil es keine andere Lösung mehr gab, und hat sie besiegt. In dieser dramatischen Situation ist es einfacher, sich für den Gohonzon zu entscheiden und auf ihn zu zählen. Aber wer einige Millionen Schulden hat, denkt daran, seine Eltern, Freunde, Banken oder irgendwen sonst um Geld zu bitten. Wenn man aber eine Lösung dieser An sucht, löst sich das Problem nicht. Das einzige was zählt, um ein Problem zu lösen, ist unsere Entschlossenheit.
Der Begriff karmische „Tendenz“ bezieht sich auf eine besondere „Vorbestimmtheit“ oder „Charakteristik“, die sich im Leben einer Person festsetzt und sich immer wieder in beistimmten Handlungsweisen offenbart.
Der Charakter einer Person, seine Art zu handeln oder auf äußere Reize zu reagieren, werden durch die karmische Tendenz festgelegt. Zum Beispiel ist das musikalische Genie Mozarts, das sich von kleinster Kindheit an zeigte, ein illustres Beispiel für die karmische Tendenz, genau wie für jemand anderen der Weg zum Sport oder zur Malerei etc. vorbestimmt ist. Auch die Tatsache, ob man den Buddhismus Nichiren Daishonins praktiziert oder nicht, ist von der karmischen Tendenz abhängig. In der Gosho „Das wahre Wesen des Lebens“ steht:
„Man wird Ausübender des Lotos-Sutra dank der karmischen Tendenz, die von der Ausübung in den eigenen vergangenen Existenzen herrührt“. Wenn deshalb jemand zum ersten Mal vom Buddhismus hört, entscheidet der eine, ihn sofort auszuprobieren, ein anderer zieht es vor, darüber nachzudenken, und wieder andere sprechen sich absolut dagegen aus. Diese verschiedenen Reaktionen sind ein Ausdruck der karmischen Tendenz. Aus unserer Sicht jedoch ist der wichtige Punkt, jeder Person zu helfen, die karmische Tendenz, den Buddhismus zu praktizieren, zu entwickeln oder zu verstärken. Auf jeden Fall kann die karmische Tendenz, egal wie verwurzelt und stark sie sein mag, durch ehrliches Beten zum Gohonzon verändert werden. Wer die Tendenz hat, zornig zu sein, kann ruhig und ausgeglichen werden, wer tendenziell leidet, kann glücklich werden und sofort.
Wie kommt es, dass wir in einer bestimmten Familie geboren wurden und nicht in einer anderen? Welche Beziehung verbindet uns mit den Kindern, die wir auf die Welt gebracht haben? Warum haben wir bestimmte Personen im Verlauf unseres Lebens getroffen? Was brachte uns dazu, eine bestimmte Person zu heiraten und nicht irgendeine andere? Die Antwort auf all diese Fragen ist: die karmische Beziehung.
Alle Arten von Verbindungen mit anderen Personen oder Sachen hängen vom Karma ab. „Es sind die karmischen Beziehungen, die bestimmen, welcher aus so vielen gleichartigen Bäumen zum Abbild des Buddha gemacht wird“, erläutert Nichiren Daishonin in der Gosho „Das wahre Wesen des Lebens“. Und es ist auch die karmische Beziehung, die uns dazu brachte, dem Gohonzon zu begegnen.
Die karmische Beziehung kann dick und dünn sein oder oberflächlich und tief. Zum Beispiel trifft man im Laufe seines Lebens unzählige Personen. Mit einigen errichtet man eine tiefe Freundschaft, mit anderen nicht. Oder einer hat viele Kinder, und andere können keine bekommen. Das alles hängt von der karmischen Beziehung ab. Aber natürlich sollte man keine fatalistische Betrachtungsweise haben. Gerade weil unsere Beziehungen von unserem Karma abhängen, können wir das Leiden, das darin seinen Ursprung haben kann, transformieren, wenn wir uns bemühen, den Buddhismus Nichiren Daishonins korrekt zu praktizieren.
„Die karmische Ursache ist Grund dafür, dass manche Buddhas als vorläufiger Buddha geboren werden“, steht ebenso in der Gosho „Das wahre Wesen des Lebens“. Die karmische Ursache ist das, was sich jedes Mal, wenn wir denken, reden oder handeln, in unser Leben einprägt. Freude oder Schmerz empfinden, auf Schwierigkeit oder glückliche Umstände treffen, krank werden oder gesund sein, alles was uns passiert, ist nichts anderes als der offenbare Effekt einer karmischen Ursache, die in unserem Leben verborgen ist.
Leid ist der Effekt negativer karmischer Ursachen, während im Gegensatz dazu das Glück der Effekt positiver karmischer Ursachen ist. Die grundlegende Handlung dafür, sich eine glückliche Existenz aufzubauen, ist daher, dadurch positive Ursachen anzusammeln, dass wir regelmäßig Gongyo und Daimoku rezitieren und Shakubuku machen. Aus buddhistischer Sichtweise ist jeder selbst der autonome Urheber seines eigenen Schicksals. Deshalb ist es absolut sinnlos, einer anderen Person oder Sache die Schuld an unserem Leiden zu geben. Glücklich zu werden ist unsere ganz persönliche Verantwortung.
Quelle: FORUM Februar-März 1990
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