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Studienabteilung der SGI-Deutschland
Studienheft zur
Aufnahmeprüfung am 11. November 2001
I n h a l t
Das Leben von Nichiren Daishonin S. 1
Geschichte der Soka Gakkai S. 15
Grußbotschaft zum 3. Mai 2001 von SGI Präsident Daisaku Ikeda S. 22
Gosho "Über den Schatzturm" S. 25
Dialog mit der Jugend "Was ist der Zweck unserer Organisation?" S. 33
Zum Thema „Priesterschaftsproblematik“ ist ein Handbuch zur Priesterschaftsproblematik "Den Pfad unseres Glaubens festigen" extra herausgegeben.
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Am 16.Februar 1222 wurde Nichiren Daishonin in dem Dorf Kominato, in der Region Awa (gegenwärtig der Chiba-Präfektur zugehörig) in eine Fischerfamilie geboren. Er selbst kommentiert seine Herkunft folgendermaßen:
“Genauso verhält es sich auch mit mir, Nichiren, der ich in diesem Leben arm und auf niedriger sozialer Stufe in eine Chandala-Familie geboren wurde. In meinem Herzen bewahre ich einigen Glauben an das Lotus-Sutra, mein Körper hingegen ist zwar äußerlich menschlich, im Grunde jedoch der Körper eines Tieres, das sich einst von Vögeln und Fischen ernährte und aus den Körperflüssigkeiten eines Mannes und einer Frau entstand. Meine Seele wohnt in diesem Körper wie der Mond, der sich in einem schlammigen Teich widerspiegelt oder wie Gold in einer schmutzigen Hülle.” (Brief von Sado, S. 169)
Im Alter von elf Jahren wurde er Mönch in Seicho-ji (Seicho Tempel), nahe dem Berg Kiyosumi in Awa: zur damaligen Zeit gab es keine Schulen, und Tempel hatten die Funktion von Lehrinstitutionen. Als Kind nannten ihn seine Eltern Zennichimaro (‚Hervorragender Sohn‘). Anfänglich war der Seicho-ji-Tempel der Tendai-Schule^1^ angegliedert, welche die Überlegenheit des Lotus-Sutras lehrte. Später geriet dieser dann zunächst unter den Einfluß der Shingon-Schule^2^ mit ihren mystischen Ritualen, und dann unter den Einfluß der Reines-Land-Schule^3^.
Daher bestand innerhalb des Buddhismus zur Zeit, als Zennichimaro im Seicho-ji Tempel studierte, eine große Verwirrung darüber, welches die wahre oder korrekte Lehre sei.
Als Zennichimaro in seinem Studium fortschritt, stiegen in ihm ernsthafte Zweifel über die buddhistischen Lehren und deren Auswirkung auf die Gesellschaft seiner Zeit auf. Wie war es möglich, dass auf der Grundlage der Doktrinen, die der Buddha gelehrt hatte, eine solche Überfülle an unterschiedlichen Lehren entstehen konnte, mit derart widersprüchlichen Glaubenssätzen? Und warum war Japan, trotz aufrichtiger buddhistischer Gebete für den Frieden, jahrelangen Konflikten und Bürgerkriegen ausgesetzt? Da kein Priester im Seicho-ji Tempel in der Lage war, diese Fragen zu beantworten, betete Zennichimaro zur Statue des Bodhisattvas Kokuzo^4^, dass er ihn mit der Weisheit ausstatten möge, der weiseste Mensch Japans zu werden. In einem Brief an einen Anhänger von 1277, schrieb Nichiren Daishonin: ”Seit meiner Kindheit habe ich, Nichiren, nie für die weltlichen Dinge des Lebens gebetet, sondern unbeirrbar danach gestrebt, ein Buddha zu werden” (WND p . 839). Und in einem späteren Schriftstück merkte er an:
“Seit meiner Kindheit habe ich den Buddhismus mit einem einzigen Wunsch studiert. Das Leben als Mensch ist in beklagenswerter Weise vergänglich. Als Mensch tut man seinen letzten Atemzug ohne die Hoffnung, je einen weiteren zu tun. Nicht einmal der Tau, der vom Wind getragen wird, reicht als Beispiel aus, um diese Vergänglichkeit zu beschreiben. Niemand, weder weise noch töricht, jung oder alt, kann dem Tod entkommen. Mein einziger Wunsch ist es daher gewesen, dieses ewige Mysterium zu lösen. Alles weitere war zweitrangig (GZ, 1404; Antwort an MyohoAma).”
In seiner Suche nach Wahrheit erachtete Zennichimaro es als notwendig, sämtliche wichtigen buddhistischen Schriften und die dazu gehörigen Kommentare zu kennen. Daher studierte er sowohl die Doktrinen der Acht Schulen^5^, als auch die der späteren Zen- und Jodo-Schulen eingehend. Am 8. Oktober 1237, in seinem 16. Lebensjahr, wurde er von Dozen-bo, dem Hauptpriester des Seichoji Tempels, zum Priester geweiht. Als er Priester wurde, nahm er den religiösen Namen Zesho-bo Rencho^6^ an.
Rencho blieb eine Zeit lang im Seicho-ji Tempel, reiste aber, wahrscheinlich im Frühjahr 1239, im Alter von siebzehn Jahren nach Kamakura, um seine Studien fortzusetzen. Kamakura war der Mittelpunkt des Shogunats, der Militärregierung Japans, während der kaiserliche Hof in der alten Hauptstadt Kyoto blieb. Auch der Großteil des kulturellen Geschehens Japans fand dort statt.
Rencho studierte in den Tempeln Kamakuras drei Jahre lang, fand aber trotz seiner Bemühungen nicht die Antwort, die er suchte. Enttäuscht kehrte er daher im Frühjahr 1242 zum Seicho-ji Tempel zurück, ehe er eine weitere Studienreise nach Nara und Kyoto unternahm.
Die Tempel von Nara und die Klöster von Berg Hiei und Berg Koya^7^, in der Nähe von Kyoto gelegen, waren zu jener Zeit die Universitäten Japans. Dorthin gingen Priester, um die Lehren berühmter Priester zu hören und die Doktrinen anderer buddhistischer Schulen außer der eigenen zu hören.
Rencho verbrachte zwölf Jahre in den Tempeln von Nara und Kyoto. Innerhalb dieses Zeitraums las er alle wichtigen buddhistischen Texte, zu denen er Zugang hatte. In “Brief an die Brüder”, geschrieben am Berg Minobu am 16. April 1275, stellt Nichiren Daishonin fest:
“Als ich den Aufbewahrungsort des Sutras betrat und die vollständige darin enthaltene Sammlung untersuchte, fand ich, dass es zwei Versionen des Sutras gibt und Abhandlungen darüber, die zwischen der Yung-p’ing Ära der Späteren Han- und dem Ende der T’ang Dynastie nach China gebracht worden sind. Es gab 5.048 Bände der älteren Übersetzungen und 7.399 Bände der neueren Übersetzungen. Jedes Sutra erhob aufgrund seines Inhaltes den Anspruch, die höchste Lehre von allen zu sein. Ein Vergleich enthüllt jedoch, dass das Lotus Sutra allen anderen Sutras gegenüber soviel höher steht wie der Himmel der Erde. Es erhebt sich über sie wie eine Wolke über den Boden. Wenn man andere Sutras mit Sternen vergliche, so wäre das Lotus Sutra wie der Mond.
Wenn sie wie Fackeln, Sterne oder der Mond sind, so ist das Lotus Sutra so hell wie die Sonne. (WND, p. 493; Dt. Gosho I, S. 99).”
Nach etwa vierzehn Jahren des Studiums kam er schließlich zu der Überzeugung, dass die letzten Lehren Shakyamunis nirgendwo anders als im Lotus Sutra zu finden seien. Außerdem wurde ihm klar, dass er, Rencho, in diese Welt geboren worden war, um die Lehre zu enthüllen, die im Lotus Sutra vorausgesagt wurde, wodurch alle Menschen in der Lage sein würden, die Erleuchtung im Späteren Tag des Gesetzes zu erreichen.
Als Rencho am Ende seiner langjährigen Reisen zurückkehrte, waren die Priester des Seicho-jiTempels begierig, von ihm zu lernen. Sein alter Meister Dozen-bo war sehr stolz auf den jungen Mann, der mit solcher Entschlossenheit gearbeitet und seine Studien weiter vertieft hatte, als er selbst es hätte tun können. Um seine Rückkehr zu feiern und die Tiefe seines Wissens zu ermitteln, organisierten die Priester eine Zusammenkunft, bei welcher Rencho eine Predigt halten sollte. Zu diesem Anlaß wurden Würdenträger aus dem umliegenden Gebiet eingeladen.
Sehr früh am Morgen des 28.April 1253 chantete Rencho Nam-myoho-renge-kyo zum ersten Mal. Hiermit machte er für alle zukünftigen Generationen den Schatz der Erleuchtung zugänglich, der in ihren Herzen verborgen ist.
Später, am gleichen Tag, versammelte sich ein großes Publikum zum vereinbarter Zeitpunkt am entsprechenden Ort im Hof der Jibutsu-do Versammlungshalle im Seicho-ji-Tempel. Mittags zeigte sich Rencho, rezitierte drei Mal Nam-myoho-renge-kyo und erklärte diese Lehre als die einzige, die alle Menschen dazu befähige, im Späteren Tag des Gesetzes die höchste Erleuchtung in diesem Leben zu erlangen. Sein Publikum war vollkommen überrascht – niemand hatte jemals diese Anrufung gehört.
Rencho fuhr fort, indem er eröffnete, dass er einen neuen Namen, Nichiren (Sonnenlotus), angenommen habe und widerlegte dann die vier einflußreichsten Buddhistischen Schulen dieser Zeit. Die Ausübung von Nembutsu, so sagte er, sei weit entfernt davon, die Menschen nach ihrem Tode ins Paradies zu führen. Vielmehr führe diese sie in die Hölle unaufhörlicher Leiden. Er beschrieb den Zen-Buddhismus, der alle Sutren kategorisch ablehnte und der üblicherweise von den Samurai des Shogunats in Kamakura praktiziert wurde, als “die Lehre des Teufels”; er denunzierte die Shingon-Esoterik als “den Ruin der Nation” und attackierte die Ritsu- Lehre als “verräterisch”. Basierend auf den Agama-Lehren Shakyamunis vertrat die Ritsu-Lehre die Auffassung, dass eine Person, die nach der Erleuchtung suche, viele Grundsätze und schwierige Verhaltensregeln zu beachten habe.
Durch diese sogenannten ‚Vier Aussagen‘ widerlegte Nichiren Daishonin^8^ wirkungsvoll, dass die bestehenden Buddhistischen Schulen die Kraft hätten, die Menschheit zu retten, und dass die Ausübung dieser Lehren tatsächlich den Menschen und der Gesellschaft Schaden zufügten.
Falls unter den Zuhörern auch einige Wenige von dem berührt sein mochten, was Nichiren Daishonin gesagt hatte, so verstand ihn doch niemand. Am 28. April 1253 öffnete Nichiren Daishonin den Menschen den Weg zum Glück für alle Ewigkeit und war bereit, sich dafür Unverständnis und Verfolgung auszusetzen. Beides begann noch am selben Tag.
Unter denen, die Nichiren Daishonin zugehört hatten, war ein Gefolgsmann eines Verwalters der Region, Tojo Kanegobu, ein leidenschaftlicher Gläubiger der Reine-Land-Schule. Als dieser Mann seinem Lehnsherrn berichtete, dass Nichiren Daishonin all denen die Hölle unaufhörlicher Leiden voraussagte, welche die Nembutsu-Lehren ausübten, erließ Tojo unverzüglich einen Haftbefehl gegen den jungen, arroganten Priester. Seine Männer verlangten von Dozen-bo, dass er ihn aushändigte, doch Dozen-bo ließ Nichiren Daishonin eine Warnung zukommen, den Tempel unverzüglich zu verlassen. Geführt von zwei Priestern, Joken-bo und Gijo-bo, flüchtete Nichiren Daishonin auf einem kaum bekannten Pfad und ging nach Shoren-bo, einem kleinen Tempel, wo er für eine Weile Zuflucht fand.
Im Sommer 1253 ging Nichiren Daishonin nach Kamakura und ließ sich in der kleinen Einsiedelei Matsubagayatsu nieder. Nur wenige Monate nach seiner Ankunft, im November 1253, wurde ein reisender Priester der erste von Nichiren Daishonins Anhängern. Er hieß Joben, aber nach seiner Glaubensbekehrung änderte er seinen Namen in Nissho. Er wurde später der älteste der sechs Ältesten Priester. Andere Anhänger Nichiren Daishonins gehörten den Familien von Samurai an, wie Toki Gori Tanetsugu, der später ein Laienpriester mit dem Namen Toki Jonin wurde. Unter diesen ersten Anhängern waren auch Shijo Kingo, Kudo Yoshitaka und Ikegami Munenaka.
Während dieser Zeit suchten Hungersnöte und Epidemien das Land heim. Wie aus Dokumenten dieser Zeit, wie beispielsweise den Azumakagami^9^ hervorgeht, folgten von 1257 bis 1260 zahlreiche außergewöhnliche Naturphänomene aufeinander. Nach dem großen Erdbeben in Kamakura im Mai 1257 wurde die Region von Erschütterungen heimgesucht, die in weiteren, großen Erdbeben gipfelten, zuerst im August und dann erneut im November. Im August 1258 verheerten heftige Unwetter Kamakura, und Kyoto wurde von einem Sturm getroffen, der an der Getreideernte beträchtlichen Schaden anrichtete. Im Oktober 1258 prasselten sintflutartige Regenfälle auf Kamakura nieder und verursachten eine Flut, durch die viele Menschen getötet und zahlreiche Unterkünfte weggeschwemmt wurden.
Dem Brauch entsprechend, rief die Regierung im März 1259 ein neues Zeitalter aus und versuchte so, die Notlage zu bewältigen. Diese Geste erwies sich als zwecklos, so dass die Regierung im April1260 abermals ein neues Zeitalter ausrief: Noch im gleichen Monat wütete ein gewaltiges Feuer in Kamakura, auf das im Juni heftige Unwetter und Fluten folgten.
Im Jahre 1258 ging Nichiren Daishonin zum Jisso-ji- Tempel, einem Tempel in Iwamoto, dessen Bibliothek alle Sutren Shakyamuni’s umfaßte. Dort begegnete er einem zwölfjährigen Novizen, Hoki-bo, der die Möglichkeit hatte, ihm, Nichiren zu dienen und der bald den Wunsch äußerte, dessen Schüler zu werden. Als Nikko Shonin sollte dieser später Nichiren Daishonin‘s unmittelbarer Nachfolger werden.
Der Daishonin las sämtliche Sutren in der Bibliothek des Jisso-ji-Tempels und versuchte, aus buddhistischer Sicht sowohl die grundlegende Ursache als auch eine Lösung für das menschliche Leiden zu finden, insbesondere für die Leiden, die das japanische Volk zu jener Zeit erduldete. Er kam zu dem Schluß, dass das Unglück des Volk seinen Ursprung in der Mißachtung und Verleumdung des Lotus-Sutras habe. Das (dritte) Kapitel des Lotus-Sutras mit dem Titel ‚Gleichnis und Parabel‘ spricht beispielsweise von der Wichtigkeit, “nicht einen einzigen Vers von anderen Sutren anzunehmen”. Hier und an anderen Stellen macht Shakyamuni klar, dass seine maßgeblichen Lehren nur im Lotus-Sutra zu finden sind. Zu jener Zeit jedoch fußten alle Buddhistischen Schulen in Japan, mit Ausnahme der Tendai-Schule, auf Shakyamuni’s vorläufigen Lehren, die er vor dem Lotus-Sutra dargelegt hatte. Selbst die Tendai-Schule, die eigentlich auf dem Lotus-Sutra aufbaute, war durch die Lehren der Shingon- und Reine-Land-Schulen verfälscht worden.
Nichiren Daishonin formulierte das Ergebnis seiner Forschungen in einer Abhandlung mit dem Titel ‚Rissho Ankoku Ron‘ (“Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes”). Am 16. Juli 1260 präsentierte er diese Abhandlung Hojo Tokiyori, einem ehemaligen Regenten, der sich zwar schon im Ruhestand befand, aber noch immer Japans einflußreichste politische Figur war. Die “Rissho Ankoku Ron” ist bekannt als Nichiren Daishonin’s erste Auflehnung gegen die Regierung und beginnt mit einer Beschreibung des Elends dieser Zeit:
“Einst sprach ein Reisender traurig zu seinem Gastgeber: ‚In den letzten Jahren gibt es ungewöhnliche Erscheinungen am Himmel, merkwürdige Ereignisse auf der Erde, Hungersnot und Epidemien, die alle Gebiete des Kaiserreiches betreffen und die sich im ganzen Land ausbreiten. Ochsen und Pferde liegen tot auf den Straßen, die Knochen der Kadaver türmen sich auf allen Wegen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist schon gestorben, und in jeder Familie trauert jemand.‘ ” (WND, p.6; Dt. Gosho II, S.7)
Nichiren Daishonin verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, dass die grundlegende Ursache für die Katastrophen, die das Land heimsuchten, darin zu finden war, dass jeder, “vom Herrscher bis hin zu Personen niederer Herkunft” das Lotus-Sutra ablehnte oder dessen Lehren nicht kannte. Er kritisierte besonders Honen, den Gründer der Reine-Land-Schule, einer Nebenlinie des AmidaBuddhismus, der in Japan besonders beliebt geworden war.
Auf der Grundlage von Zitaten aus dem Daijutsu-Kyo (Große-Sammlung-Sutra) und dem YakushiSutra (das Haupt-Heilmittel-Sutra), welche die ‚drei Notlagen und sieben Katastrophen‘^10^ erläutern, sagt Nichiren Daishonin Bürgerkrieg und Invasion aus dem Ausland voraus, die einzigen Schicksalsschläge, die sich bisher noch nicht ereignet hatten. Diese würden mit Sicherheit eintreten, falls das Land weiterhin die Wahre Lehre, Nam-myoho-renge-kyo, ablehne.
Nichiren Daishonin wußte ganz genau, dass er schweren Verfolgungen ausgesetzt würde, falls er die “Rissho Ankoku Ron” an Hojo Tokiyori richten würde. Nichtsdestotrotz tat er dies aus einem tiefen Mitgefühl für die Menschheit, indem er die Leiden anderer als seine eigenen betrachtete. Es blieb natürlich nicht aus, dass die Priester und Gläubigen der Reine-Land-Schule bald schon Maßnahmen gegen Nichiren und seine Anhänger ergriffen.
In der Nacht des 27. August 1260 griffen mehrere hundert von ihnen Nichiren Daishonin’s Unterkunft in Matsubagayatsu mit der Absicht an, ihn zu ermorden. Diese Tat war von Hojo Shigetoki angestiftet worden, dem Vater des damaligen Regenten und selbst Anhänger der ReineLand-Schule. Er wurde unterstützt von mehreren älteren Priestern der Reine-Land-Schule. Glücklicherweise konnte Nichiren Daishonin entkommen und flüchtete in das Haus Toki Jonins, eines seiner Schüler.
Trotz der Gefahr, der er sich aussetzte, kehrte Nichiren Daishonin im darauffolgenden Frühling nach Kamakura zurück und begann aufs Neue, seine Lehren zu verbreiten.
Es war sein unerschütterlicher Wunsch, dass das japanische Volk zur Wahrheit des Buddhismus erwache.
Als die Priester der Reine-Land-Schule das schnelle Anwachsen der Anhängerschaft Nichiren Daishonin’s sahen, verleumdeten sie ihn weiterhin den Behörden gegenüber und verlangten, dass man Maßnahmen ergreife. Dieses Mal waren sie erfolgreicher – der Regent Hojo Nakatoki selbst unterstützte ihre Anschuldigungen und am 12. Mai 1261 schickte die Regierung Nichiren Daishonin ohne irgendein Gerichtsverfahren in die Verbannung nach Ito, einer Hochburg der Reine-LandSchule auf der Halbinsel Izu.
Als er mit seinen Wächtern Ito erreichte, wurde er von ihnen an einem Strand abgesetzt und seinem Schicksal überlassen. Trotz der Feindseligkeit, mit der das Volk normalerweise auf Verbannte reagierte, wurde er von einem Fischer namens Funamaori Yasuburo und dessen Frau aufgenommen und versorgt. Sie wurden später seine Schüler. Dies zeigt deutlich die Zuneigung, die Nichiren Daishonin für gewöhnliche Menschen hatte, ein Gefühl, dass ihm zu Lebzeiten in steigendem Maße erwidert wurde.
Kurz danach hörte Nichiren Daishonin, dass der dort zuständige Verwalter krank war und betete erfolgreich für dessen Genesung: der Herrscher wurde ebenfalls sein Anhänger.
Im Februar 1263, nach fast zwei Jahren auf Izu, wurde Nichiren Daishonin begnadigt. Er erklärt in “Über Verfolgungen, die dem Buddha widerfahren”: “HojoTokiyori, der ehemalige Regent und Hojo Tokimune begnadigten mich, als sie feststellten, daß ich unschuldig war und die Beschuldigungen gegen mich nicht zutrafen.” (WND, p.997; Dt. Gosho I, S.179).
Es ist auch wahrscheinlich, dass Hojo Tokiyori die wahre Absicht Nichiren Daishonins verstanden hatte, als dieser ihm im Juli 1260 die “Rissho Ankoku Ron” schickte und dessen Wunsch teilte, das Japanische Volk vor weiterem Unglück zu bewahren.
Nach seiner Begnadigung kehrte der Daishonin nach Kamakura zurück.
Im Herbst 1264 erfuhr Nichiren Daishonin, dass seine Mutter schwer erkrankt war und beschloß darum, jetzt, nach zehn Jahren, das erste Mal nach Awa zurückzukehren. Sein Vater war schon 1258 verstorben.
Über die Nachricht, dass der Daishonin nach so langer Abwesenheit zurückkehren würde, freute sich sein Anhänger Kudo Yoshitaka und lud ihn in sein Haus nach Amatsu ein.
Am 11. November 1264, als sie auf dem Weg zu Yoshitaka waren, lauerte sein alter Feind Tojo Kagenobu, Verwalter der Region, an einem Ort namens Komatsubara dem Daishonin und seinen Anhängern auf.. Yoshitaka eilte mit einigen seiner Gefolgsleuten zum Ort des Geschehens, um seinen Meister zu beschützen. Aber die Gegner waren in der Überzahl und Yoshitaka und ein anderer Gefolgsmann, Konin-bo, wurden getötet. Nichiren Daishonin selbst wurde an der Stirn durch ein Schwert verletzt, und sein Arm war gebrochen. Trotzdem entkam er abermals. Dieser Vorfall ist als die Komatsubara-Verfolgung bekannt.
Nichiren Daishonin kehrte Anfang des Jahres 1268 nach Kamakura zurück. Im Januar desselben Jahres traf ein Gesandter des Mongolischen Reiches in Kamakura mit der Botschaft ein, Japan solle sich entweder der Vorherrschaft der Mongolen unterwerfen, oder es stünde eine Invasion bevor. Der Gesandte wurde mit leeren Händen zurückgeschickt und die japanische Regierung begann, sich auf einen Krieg vorzubereiten. Dies bestätigte Nichiren Daishonin’s Vorhersage in der “Rissho Ankoku Ron” über eine Invasion aus dem Ausland.
Im April 1268 sandte Nichiren Daishonin die “Begründung für die Unterbreitung der ‚Rissho Ankoku Ron‘ ” an ein aktives Mitglied der Regierung. Darin erklärte er die Umstände, die dazu führten, dass er die “Rissho Ankoku Ron” geschrieben hatte und erinnerte das Shogunat an seine Schlußfolgerungen:
“Jetzt, neun Jahre nach Vorlage meiner ‚Rissho Ankoku Ron‘ bei den Regierungsbehörden, im ersten Schaltmonat dieses Jahres (1268), kam jener Brief aus dem mächtigen Königreich der Mongolen. Diese Ereignisse stimme mit den Voraussagen, die ich in meiner Arbeit gemacht habe, so überein, wie die beiden Hälften eines Kerbholzes” (WND, p.163; Dt. Gosho II, S. 58).
Im Oktober sandte er elf Briefe an hochrangige Politiker und religiöse Führer und wies darauf hin, dass seine Voraussagen in der “Rissho Ankoku Ron” sich jetzt erfüllten und forderte ein öffentliches religiöses Streitgespräch, um die Gültigkeit seiner Lehren zu beweisen. Sein Aufruf blieb unbeachtet.
Nichiren Daishonin war ein Mann großen Wissens, Grund genug für die religiösen Anführer von Kamakura, die Auseinandersetzung mit ihm zu verweigern. Aber er wusste, dass es noch einen anderen Grund für deren Weigerung gab, der deutlich im dreizehnten Kapitel des Lotus-Sutras dargelegt ist:
Diese Menschen, die im Herzen schlecht sind, und sich ständig mit weltliche Dinge befassen,
werden den Namen von Mönchen übernehmen, die im Wald leben ... ^11^
Kurz gesagt, er wusste, dass sie Heuchler waren, die Lehren verbreiteten, welche sie selber nicht in die Tat umsetzen konnten oder wollten.
Im Jahre 1271 erlitt Japan eine schwere Dürreperiode, und die Regierung bat Ryokan, den Hauptpriester der Shingon-Ritsu-Schule, um Regen zu beten. Als Nichiren Daishonin das hörte, ließ er öffentlich bekannt machen, dass er gelobe, Ryokans Anhänger zu werden, falls dieser es innerhalb von sieben Tagen schaffe, dass es regnete. Falls Ryokan versage, solle dieser dann zugeben, dass er ein Scharlatan sei. Er solle dann zugeben ein Priester zu sein, der an falschen Lehren festhalte und der das Volk täusche, und er solle auch erklären, dass er ein Anhänger Nichirens werde. Ryokan, sicher, dass er gewinnen würde, nahm diese Herausforderung an und war gedemütigt, als seine Gebete fehlschlugen. Anstatt jedoch seinen Glauben aufzugeben, schmiedete er ein Komplott, um seinen Rivalen loszuwerden. Da er als großer Humanist und führender buddhistischer Gelehrter der Stadt verehrt wurde, empfand er Nichiren Daishonin’s ständige Herausforderungen und Kritiken als unerträglich. Er verbündete sich heimlich mit seinen Anhängern und begann, unter den Ehefrauen der leitenden Regierungsbeamten falsche und böswillige Gerüchte über den Daishonin in Umlauf zu bringen.
Die Taktik war erfolgreich. Am 10. September 1271 wurde Nichiren Daishonin von Hei no Saemon, dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Militär und Polizeiliche Angelegenheiten (der Leiter war der Regent selbst), vorgeladen und verhört. Nichiren Daishonin wiederholte seine Voraussagen, dass das Land zerstört würde, falls die Wahre Lehre weiterhin verleumdet würde. Dieses Treffen ist als die zweite Auflehnung gegen die Regierung bekannt (die erste war die “Rissho Ankoku Ron”). Er schreibt über dieses Treffen in der Gosho “Über das Verhalten des Buddhas”, und warnt so Hei no Saemon:
“Wenn Sie wollen, daß dieses Land in Frieden und Sicherheit lebt, müssen Sie unbedingt die Priester der anderen Sekten zu einer Debatte mit mir in Ihrer Anwesenheit einladen. Falls Sie diesen Rat abschlagen und mich wieder die Vernunft bestrafen, wird die ganze Nation Ihren Beschluß beklagen. Falls Sie mich schuldig sprechen, weisen Sie den Boten des Buddhas zurück.(...) Als der Richter Hei no Saemon dies vernahm, vergaß er alle Würde seines Standes und wurde wild vor Wut, ebenso wie Taira no Kiyomori.” (WND, p. 765; Dt. Gosho I, S.186)
Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei diesem Treffen keine Einigung erzielt wurde.
Hei no Saemon war noch lange nicht fertig. In der Nacht des 12. September 1271 nahmen er und ein Trupp bewaffneter Soldaten Nichiren Daishonin fest. Sie behandelten ihn wie einen Verräter und nahmen ihn mit an den Strand von Tatsunokuchi, einer Hinrichtungsstätte in der Nähe von Kamakura: Hei no Saemon hatte eigenmächtig beschlossen, Nichiren Daishonin solle unverzüglich enthauptet werden.
Auf dem Weg nach Tatsunokuchi jedoch führte der Weg des Trupps am Schrein Hachimans, einer Schutzgottheit Japans, vorbei. Der Daishonin verlangte, der Trupp möge für einen Augenblick anhalten. Die Soldaten entsprachen seinem Wunsch und sofort rügte Nichiren Daishonin Hachiman:
“ ‚Bodhisattva Hachiman, bist du wirklich ein Gott? ... Ich, Nichiren, bin der größte Ausübende des Lotus-Sutras in Japan und völlig unschuldig ... Als Buddha Shakyamuni das Lotus-Sutra lehrte, erschienen Buddha Taho und viele andere Buddhas und Bodhisattvas und leuchteten wie so viele Sonnen, Monde, Sterne und Spiegel. In Anwesenheit der unendlich vielen Buddhas und Götter Indiens, Chinas und Japans forderte der Buddha alle buddhistischen Götter auf zu versprechen, den Ausübenden des Lotus-Sutras jederzeit zu beschützen. Jeder buddhistische Gott leistete diesen Schwur. Ich sollte euch nicht erinnern müssen. Warum seid ihr nicht hier, um euren Eid einzulösen, jetzt wo die Zeit gekommen ist?‘
Schließlich rief ich: ‚Falls ich heute Nacht hingerichtet werde und zum reinen Land des Adlergipfels gehe, werde ich gleich Shakyamuni Buddha berichten, daß Tensho Daijin und Hachiman den Schwur, den sie ihm leisteten, gebrochen haben. Wenn ihr meint, daß ihr dafür büßen müßt, solltest ihr besser sofort etwas unternehmen!‘ ” (WND, p. 767; Dt. Gosho I, S. 189).
Nichiren Daishonin stieg, nachdem er dies gesagt hatte, wieder auf sein Pferd, und der Trupp bewegte sich weiter in Richtung Tatsunokuchi. Dort eilte Shijo Kingo^12^, der von seinem Meister gerufen worden war, barfuß herbei, um gemeinsam mit seinen Brüdern ihn, Nichiren Daishonin zu begleiten. Er führte das Pferdes Nichiren Daishonin‘s am Zügel, bis sie die Hinrichtungsstätte erreicht hatten und war bereit, sein eigenes Leben hinzugeben.
Zu dem Zeitpunkt, als Nichiren Daishonin enthauptet werden sollte, durchquerte jedoch ein helles Objekt den Himmel, dass die Nacht zum Tage machte. Der Henker geriet in Panik und warf sein Schwert weg. Die Soldaten waren so versteinert vor Schreck, dass sie mit der Hinrichtung nicht fortfahren konnten.
Dieses Ereignis ist von höchster Bedeutung. Zum einen haben die buddhistischen Götter^13^ Nichiren Daishonin beschützt und ihn vor dem Tode bewahrt. Zum anderen aber enthüllte er zu diesem entscheidenden Zeitpunkt seine wahre Identität als der ursprüngliche Buddha, indem er seine vorherige oder vergängliche Identität als “der Verkünder des Lotus Sutras ablegte”. Dies ist im Buddhismus als hosshaku kempon bekannt – wörtlich: das Vergängliche ablegen und das Wahre enthüllen‘. In der Abhandlung “Über das Öffnen der Augen” schreibt Nichiren Daishonin:
“Am 12. Tag des neunten Monats des vergangenen Jahres, zwischen den Stunden der Ratte und des Ochsen (23.00 – 3.00) wurde diese Person namens Nichiren enthauptet. Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist...” (WND, p. 269; Dt. Gosho II, S. 165).
Die Behörden hielten Nichiren Daishonin bei Echi in der Sagami Präfektur in Haft, während sie versuchten zu klären, was nun zu tun sei. Wieder wurde er zur Verbannung verurteilt. So wurde er in den Norden von Echi gebracht, auf die Insel Sado im Japanischen Meer. Hier war er am 1. November gezwungen, sich in einem kleinen verfallenen Tempel auf einem alten Friedhof bei Tsukahara nieder zu lassen. Er hatte weder warme Kleider, die ihn vor der schrecklichen Kälte schützten, noch hatte er ausreichend Lebensmittel. Außerdem waren die Bewohner der Insel sehr feindselig, da sie Gläubige der Reine-Land-Schule waren. Auch waren Verbannte, die nach Sado kamen, zum größten Teil gewöhnliche Kriminelle und wurden im Regelfall wie Vogelfreie behandelt; es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die Behörden davon ausgingen, dass der Daishonin den Winter nicht überleben würde.
Selbst in diesen äußerst schwierigen Zeiten folgte und diente Nikko Shonin weiter seinem Meister. Nichiren Daishonin war weit davon entfernt zu sterben. Er gewann in zunehmendem Masse die Unterstützung der dortigen Bevölkerung und bekehrte viele Personen zu seiner Lehre, darunter auch Abutsu-bo und dessen Frau, Ko Nyudo und dessen Frau, Nakaoki Nyudo und Sairen-bo Nichijyo.
Nun, da ihr Feind in der Verbannung war, hätten die Führer der anderen Buddhistischen Schulen eigentlich zufrieden sein müssen. Doch nichts anderes als sein Tod konnte sie befriedigen. Um die Sache zu erledigen, kamen im Jahre 1272 Hunderte von Priestern aus ihren heimatlichen Provinzen übers Meer auf die Insel und strömten in der Region der heutigen Präfekturen Niigata, Nagano und Yamagata zusammen. Auf Sado erörterten sie die Angelegenheit mit dem stellvertretenden Polizisten Homma Shigetsura, aber der gab ihnen folgenden Bescheid, mit dem er deren Hoffnung auf ein schnelles Ende ihres Feindes zerschlug:
“Es ist ein offizielles Schreiben der Regierung gekommen mit der Verfügung, daß der Priester nicht hingerichtet werden soll. Dies ist kein gewöhnlicher, verachtenswerter Verbrecher, und falls ihm etwas zustößt, werde ich grober Vernachlässigung meiner Pflicht schuldig sein. Staat ihn zu töten, sollten Sie sich in einer religiösen Debatte mit ihm auseinandersetzen!” (WND, p.771; Dt. Gosho I, S. 196)
In der ‚Tsukahara Debatte‘, wie sie später bekannt wurde, die vom 16. auf den 17. Januar 1272 stattfand, stand Nichiren Daishonin mehreren hundert Priestern anderer Schulen gegenüber. Er beschreibt dieses Ereignis später in der Gosho “Über das Verhalten des Buddhas” wie folgt:
“Ich ging auf alles ein, mache die genaue Bedeutung von dem, was vorgetragen wurde, klar, und stellte dann Fragen. Doch brauchte ich nur eine oder höchstens zwei zu stellen, und sie verstummten vollends. Sie waren selbst den Priestern in Kamakura unterlegen und ich schlug sie mit Argumenten so leicht, wie ein scharfes Schwert durch eine Melone fährt oder ein Sturm das Gras herunterdrückt. Sie kannten sich nicht nur denkbar schlecht im Buddhismus aus, sondern widersprachen sich auch noch. Sei verwechselten Sutren und Kommentare mit Abhandlungen.” (WND, p. 771-772; Dt. Gosho I, S. 196f.)
Nach dieser Debatte ließen viele von denen, die anwesend waren, von ihrem Glauben ab oder nahmen auf der Stelle Nichiren Daishonins Lehre an.
Im Februar bewahrheitete sich die Voraussage eines Bürgerkrieges, die der Daishonin zwölf Jahre zuvor in der ‚Rissho Ankoku Ron‘ gemacht hatte. Innerhalb des herrschenden Hojo-Klans entstanden Konflikte, die in gewaltsamen Kämpfen in Kamakura und Kyoto gipfelten. Die Regierung begann, Nichiren ernster zu nehmen als bisher, und deshalb wurde er, noch immer auf Sado, im April von seiner Hütte bei Tsukahara in eine gewöhnliche Residenz bei Ichinosawa versetzt.
Kurz nach der Tatsunokuchi-Verfolgung, als er sich noch auf dem Festland aufhielt, hatte Nichiren Daishonin damit begonnen, persönliche Gohonzons für seine engsten Anhänger einzuschreiben. Auf Sado verfaßte er viele wichtige Schriftstücke, unter anderem “Das Öffnen der Augen”, “Das Wahre Objekt der Verehrung”, “Das Wahre Wesen des Lebens” und “Der Brief von Sado”. Diese Goshos sind deshalb so wichtig, weil sie die Bedeutung des Gohonzons erläutern und daher die Grundlage für die Lehren Nichiren Daishonins darstellen. Beispielsweise erklärt “Das Öffnen der Augen”, warum der Daishonin die Person ist, die dazu befähigt ist, den Gohonzon zu errichten. “Das Wahre Objekt der Verehrung” erklärt, warum Nam-myoho-renge-kyo das zu errichtende Gesetz ist, weshalb in Form des Gohonzons und weshalb das gegenwärtige Zeitalter die richtige Zeit ist, um das Höchste Objekt der Verehrung zu errichten.
Im Februar 1274 wurde es Nichiren Daishonin vom damaligen Regenten Hojo Tokimune erlaubt, die Insel Sado zu verlassen. Dies war ein beispielloses Vorgehen und wurde wahrscheinlich durch zwei Geschehnisse ausgelöst, die sich 1273 ereigneten: der versuchte Aufstand des Bruders von
Hojo Tokimune und die wiederholte Ankunft einer mongolischen Gesandtschaft in Japan. Beides bestätigte die Voraussagen, die der Daishonin in der “Rissho Ankoku Ron” Jahre vorher gemacht hatte.
Er verließ Ichinosawa am 13. März und ging nach Kamakura, wo er am 8. April mit Hei no Saemon auf dessen Wunsch zusammentraf. Ein drittes Mal lehnte Nichiren Daishonin sich gegen die Regierung auf. Er drängte sie dazu, die irreführenden Lehren aufzugeben und dies auch zu fördern und zu unterstützen, und den Glauben an die wahre Lehre anzunehmen. Er warnte davor, dass die mongolische Invasion nahe bevor stünde, aber die Regierung weigerte sich, zuzuhören. Wenige Monate später, im Oktober desselben Jahres, griffen die Armeen Kublai Khans den südlichen Teil Japans an.
Einem alten chinesischen Brauch zufolge soll ein Weiser sich in die Berge zurückziehen, wenn er die Behörden drei Male gewarnt hat, diese Warnungen aber nicht beachtet wurden. Daher zog sich Nichiren Daishonin in die Abgelegenheit des Berges Minobu zurück. Er ging auf den Landsitz von Hakiri Rokuro Sanenaga^14^, dem Verwalter der Minobu Region, in der Provinz Kai (der heutigen Yamanashi Präfektur). Sein Rückzug bedeutete jedoch nicht, dass er der Welt den Rücken zukehrte. Vielmehr war sein Rückzug ein Ausdruck seiner tiefen Aufgabe, die Menschen von der grundlegenden Ursache für sein Erscheinen in dieser Welt zu überzeugen. Auf Minobu fuhr er mit dem Schreiben fort und bildete weiter Schüler heran, die dazu befähigt waren, das Gesetz weiterzugeben.
Am 17. Mai 1274 ließ sich Nichiren Daishonin in einem Haus nieder, was seine Schüler im Tal westlich des Berges Minobu für ihn gebaut hatten. Er beschreibt sein neues Heim wie folgt:
“Es gibt keine einzige Behausung außer der meinen in dieser Gegend. Meine einzigen Besucher - so selten sie kommen - sind die Affen, die sich durch die Baumkronen schwingen. Und zu meinem Bedauern bleiben sogar sie nicht lange, sondern eilen dorthin zurück, woher sie gekommen sind.” (WND, p. 755; Dt. Gosho III, S. 205).
Er widmete einen Großteil seiner Zeit dem Schreiben, und nahezu die Hälfte seiner noch vorhandenen Schriften datieren aus dieser Zeitspanne. Er verbrachte auch viel Zeit damit, seine Schüler zu unterrichten und zu trainieren, insbesondere Nikko Shonin. Dieser schrieb fleißig diese Besprechungen in den “Ongi Kuden” (die Aufzeichnungen der mündlich überlieferten Lehren) auf, eine weitere der wichtigen Arbeiten von Nichiren Daishonin, die seine Auslegung des Lotus Sutras enthält.
Im Jahre 1275 übernahm Nikko Shonin in der Fuji-Region die Führung in der Verbreitung der Lehren Nichiren Daishonins. Dabei legte er den Schwerpunkt auf das Dorf Atsuhara. Er schaffte es, viele der Laiengläubigen dort (hauptsächlich Bauern), aber auch Priester vom Buddhismus zu überzeugen. Einer, der einen besonders starken Glauben hatte und diesen Glauben in dieser Gegend unterstützte, war Nanjo Tokimitsu. Er hatte Nikko Shonin etwa zehn Jahre vorher kennengelernt, als dieser von Nichiren Daishonin gesandt worden war, über dem Grab des damals erst kurz vorher verstorbenen Vaters von Tokimitsu zu beten. Der siebenjährige Tokimitsu hatte damals Nikko als Vorbild im Glauben angenommen, und obwohl noch keine zwanzig Jahre alt, setzte dieser sich mit ganzem Herzen für die Verbreitung des Gesetzes ein. So kam es, dass sein Heim der Mittelpunkt dieser Aktivitäten war.
Durch die Verbreitung der Lehren Nichirens regte sich jedoch großer Widerstand auf Seiten der Tempel, weil diese befürchteten, ihr Einkommen würde sich verringern, wenn ihre Glaubensgemeinden zu einer anderen Lehre wechselten. Der stellvertretende Hauptpriester des Ryusen-Tempels im Dorf Atsuhara namens Gyochi wurde ganz besonders neidisch und ärgerlich. Als Priester der Tendai-Schule hatte Gyochi Tempelgelder veruntreut, Schmiergelder angenommen und die bäuerlichen Anhänger des Tempels zu seinem eigenen Nutzen ausgebeutet. Da dieser nun sein Einkommen gefährdet sah, begann er, die Anhänger des Daishonins zu belästigen und bezichtigte zwanzig von ihnen fälschlich, während der Ernte auf den Feldern des Tempels Reis gestohlen zu haben. Gyochi verschwor sich mit den staatlichen Behörden dahingehend, dass man die zwanzig Bauern am 21. September 1279 festnahm und nach Kamakura brachte. Dort versuchte Gyochi, sie mit Folter und Todesdrohungen dazu zu zwingen, von ihrem Glauben an Nam-myohorenge-kyo abzulassen. Sie weigerten sich jedoch.
In der Zwischenzeit kämpfte Najo Tokimitsu unter Lebensgefahr und trotz schwerster Repressalien seitens der Regierung dafür, das Wahre Gesetz und dessen wertvolle Gläubige zu beschützen. Er wurde beispielsweise so schwer besteuert, dass er sogar sein Pferd verkaufen musste, obwohl dies für einen Samurai-Bauern eigentlich unentbehrlich ist.
Nichiren Daishonin war von der Glaubenshaltung seiner Schüler tief beeindruckt, die sogar bereit waren, wenn nötig ihr Leben zu geben. Es wurde ihm klar, dass es jetzt für ihn an der Zeit war, seine höchste Aufgabe in diesem Leben zu erfüllen. Am 12. Oktober 1279 schrieb er den DaiGohonzon ein. In der Gosho ”Über die Verfolgungen, die dem Buddha widerfahren” erläutert er die Bedeutung dieses Ereignisses:
“Jetzt, im zweiten Jahr von Koan (1279), ist es 27 Jahre her, dass ich zum ersten Mal die wahre Lehre im Tempel Seicho-ji verkündet habe. Dies geschah mittags am achtundzwanzigsten Tag des vierten Monats im fünften Jahr von Kencho (1253) auf der südlichen Seite der Jibutsu-do-Halle im Shobutsu-bo des Tempels im Dorf Tojo. Tojo ist jetzt ein eigener Bezirk, doch damals war es ein Teil des Bezirks Nagasa in der Provinz Awa. Hier befindet sich der damals zweitwichtigste, aber heute wichtigste der Sonnengöttin gewidmete Schrein des Landes, der von Minamoto no Yoritomo, dem Gründer des Kamakura-Shogunats, erbaut wurde. Der Buddha erfüllte den Zweck seines Erscheinens in etwas mehr als vierzig Jahren. T’ien-t’ai brauchte dafür ungefähr dreißig Jahre und Dengyo etwa zwanzig. Ich habe wiederholt von den unbeschreiblichen Verfolgungen gesprochen, unter denen sie in jener Zeit litten. Ich brauchte dafür siebenundzwanzig Jahre, und die Verfolgungen, die mir in dieser Zeit widerfuhren, sind Ihnen allen gut bekannt.” (WND, p.996; Dt. Gosho I, S. 177)
Drei Tage später, am 15 Oktober, wurden drei der bäuerlichen Anhänger, die in Kamakura festgehalten worden waren, nämlich die Brüder Jinshiro, Yagoro und Yarokuro, geköpft. Als die Behörden sahen jedoch, dass die siebzehn anderen sich noch immer weigerten zu widerrufen, sahen sie ein, dass weitere Hinrichtungen nutzlos wären, weshalb sie diese siebzehn Bauern einfach von Atsuhara verbannte. Die Anhänger Nichiren Daishonins wurden für einige Zeit immer wieder belästigt, was sich dann aber mit der Zeit legte. Insgesamt ist die Verfolgung seiner Anhänger in und um Atsuhara in der Zeit von 1275 bis 1281, die dann mit dem Tod der drei Brüder endete, bekannt als die Atsuhara Verfolgung.
Bis zum Ende seines Lebens hörte Nichiren Daishonin niemals auf, grenzenloses Mitgefühl zu manifestieren, indem er Seite an Seite mit denen litt, die litten und Tag und Nacht für sie betete. Als beispielsweise Shichiro Goro, der junge Bruder von Najo Tokimitsu, plötzlich im Alter von sechzehn starb, schrieb der Daishonin der trauernden Mutter:
“Man denkt unwillkürlich an Ihren verstorbenen Sohn Goro. Die Blütenblätter, die einst herunterfielen, werden wieder blühen und das verwitterte Gras hat bereits begonnen, erneut zu sprießen. Warum kommt der verstorbenen Goro nicht auch wieder? Ach, wenn er wiederkäme mit den Blumen und dem Gras, dann würden wir, obwohl wir nicht Hitomaro sind, bei den Blüten warten; obwohl wir keine festgebundenen Pferde sind, würden wir nie das Gras verlassen! (WND, p. 1091)
Er ermutigte Goros Mutter unermüdlich, bis sie sich aus eigener Kraft wieder erholte.
Bereits im Jahre 1280 stand für Nichiren Daishonin fest, dass Nikko Shonin sein Anhänger würde, und er erklärt dies in dem Dokument “Die Einhundert und sechs Vergleiche”, dass er ihm überreichte. Nikko war eindeutig der Führende unter seinen Schülern hinsichtlich des Glaubens, der Ausübung und des Studiums. Er hatte Nichiren Daishonin zweimal ins Exil (in Izu und auf Sado) begleitet und gedient, und er war auch derjenige, der das meiste zur Verbereitung tat und andere Anhänger schulte. Nikko hatte einen tiefen Respekt für Nichiren Daishonin als Buddha dieses Zeitalters und verstand die tiefe Bedeutung seiner Lehren aus der Sichtweise des Glaubens. Daher war er die Person, der Nichiren Daishonin im September 1282 alle Lehren und den Dai-Gohonzon übertrug, den er für die ganze Menschheit eingeschrieben hatte. Formell bestätigte er Nikko in dem “Dokument der Überantwortung des Gesetzes, das Nichiren sein Leben hindurch propagierte” als seinen Nachfolger und Anführer der Verbreitung seines Buddhismus
Kurz danach, am 8. September 1282, wurde sein Gesundheitszustand schlechter und der Daishonin nahm den Rat seiner Schüler an, die heißen Quellen von Hitachi zu besuchen. Er verließ den Berg Minobu, wo er neun Jahre gelebt hatte, legte bei den heißen Quellen einen Zwischenstop ein und begab sich dann auf den Weg zu einem seiner lebenslangen Anhänger, Ikegami Munenaka. Hier, in Musashi (dem heutigen Tokyo), setzte er sein Schlußtestament für die Zukunft auf. Am 8. Oktober benannte er sechs erfahrene Priester als seine wichtigsten Priester-Schüler – Nissho, Nichiro, Nikko, Niko, Nitcho und Nichiji – und überantwortete ihnen die Aufgabe, die Anhänger in den verschiedenen Gebieten Japans zu erziehen und heranzubilden.
Am 13. Oktober, kurz vor seinem Tode, schrieb Nichiren Daishonin ein zweites Übergabedokument, “Das Dokument über das Vermächtnis von Minobu” und erklärte nochmals Nikko zu seinem rechtmäßigen Nachfolger. In diesem Dokument vertraut er all seine Lehren Nikko an und ernennt ihn zum Hohepriester des Kuon-Tempels^15^.
Am gleichen Tag verstarb Nichiren Daishonin im Hause Ikegami Nunenakas im Alter von 60
Jahren.
Anmerkungen
Tendai Schule: von T’ien-t’ai (538-597) in China gegründet. Miao-lo (1711-1782) wird als Restaurator dieser Schule verehrt. Sie wurde im 9. Jh. in Japan von Dengyo (767-822) eingeführt, der diese Lehre in China studiert hatte. Dank seiner Bemühungen wurde das Lotus Sutra in Japan allgemein anerkannt.
Shingon Schule: Schule, welche die esoterische Lehre vertritt. Das Wort shingon entspricht dem Wort mantra aus dem Sanskrit (geheimes Wort, mystische Silbe). Die Shingon-Lehre stützt sich auf die Dainichi- und Kongôchô- Sutren.
Nembutsu predigte, dass das Heil nur in einem zukünftigen Leben und in einem weit entfernten Land existierte. Dadurch verstärkte sich in der Japanischen Gesellschaft eine Haltung der Resignation, Trägheit und der Wunsch, zu entfliehen.
Eine Darstellung dieses Bodhisattvas wurde während des 8.Jh. im Seicho-ji-Tempel eingeschreint. Bodhisattva Kokuzo wurde der Bodhisattva des Weltraums genannt, weil seine Weisheit und sein Glück als so unendlich, wie das Universum selbst, angesehen werden.
Acht Schulen: die Schulen von Kusha, Jojitsu, Sanron, Ritsu, Hosso, Kegon, welche in der Nara-Ära (710-794) florierten, und die Tendai- und Shingon-Schulen, die während der Heian-Ära (7941185) eingeführt wurden.
Das chinesische Zeichen ze hat drei Wurzeln, die ‚die Person‘, ‚unter‘ und ‚die Sonne‘ bedeuten; sho bedeutet ‚weise‘ oder ‚heilig‘; Rencho bedeutet ‚Lotus Wachstum‘.
Klöster auf den Bergen Hiei und Koya: Haupttempel der Tendai-, bzw. der Shingon-Schule.
Daishonin: wörtlich, ‚Großer Weiser‘; ein Titel der Verehrung, den Nichiren später von seinen Schülern bekam.
Eine behördliche Chronik dieser Zeit, die von der Regierung in Kamakura erstellt wurde.
Drei Unglücke und sieben Katastrophen: Unglücke, die in verschieden Sutren beschrieben wurden. Es gibt zwei Arten der drei Unglücke. Die weniger Schweren sind Inflation (insbesondere durch Hungersnot ausgelöst), Krieg und Krankheit. Die schwerwiegenderen sind Katastrophen, die durch Feuer, Wind, und Wasser bei Weltuntergang ausgelöst werden. Die sieben Katastrophen sind unter anderem Krieg und Naturkatastrophen. Diese werden auch üblicherweise als Folge davon betrachtet, das Wahre Gesetz verleumdet zu haben. Je nach Sutra unterscheiden sich diese sieben Katastrophen aber nur geringfügig.
LS 13, S. 194
(1230-1300) ein Samurai und Schüler Nichirens.
(Jap. Shoten zenjin): wohlwollende himmlische Wesen. Im traditionellen Sinne, Götter, die zusammenkamen, um Shakyamuni zuzuhören, als er das Lotus Sutra lehrt und die geschworen hatten, die Anhänger des Lotus Sutras zu beschützen. Bezeichnet werden mit diesem Begriff aber auch die lebensunterstützenden und schützenden Kräfte im Universum, wie auch die des eigenen Lebens, die durch die buddhistische Praxis aktiviert werden können.
Hakiri lernte die Lehren Nichiren Daishonins durch Nikko Shonin kennen und wurde stark im Glauben. Nach dem Tode des Daishonins verübte er unter dem Einfluß Nikos, einem der Sechs Älteren Priester, einige verleumderische Taten. Er forderte schließlich Nikko auf, Minobu zu verlassen und den Dai-Gohonzon , die Asche des Daishonins und andere Schätze mitzunehmen.
Kuon-Tempel: gebaut am Berg Minobu im November 1281.
Nikko Shonin verstand und verehrte Nichiren Daishonin als den ursprünglichen Buddha im Späten Tag des Gesetzes und gab dessen Lehre und den Glauben an das große Mandala weiter, das Nichiren Daishonin erschaffen hatte. Die orthodoxe Schule des Gründers Nikko hieß jahrhundertelang Nikko-Schule oder Fuji-Schule. Erst im Jahre 1912 wurde der Name Nichiren Shoshu[^1] eingeführt. Im Tempel von Taiseki-ji wurde der Dai-Gohonzon (jap. dai: groß) aufbewahrt und verehrt, der von Nichiren am 12. Oktober 1279 für die ganze Menschheit eingeschrieben wurde. Diese Tat war der fundamentale Grund für die Ankunft Nichiren Daishonins in dieser Weit.
Die "Drei Schätze"[^2] des Buddhismus entsprechen in der Fuji-Schule Nikko Shonins:
Der Schatz des Buddhas - Nichiren Daishonin
Der Schatz des Gesetzes (dharma) - der Dai-Gohonzon
Der Schatz des Priesters (skt. samgha, Priester und Laien - Schüler) - Nikko Shonin,
der den Buddhismus Nichiren Daishonins der Nachwelt korrekt erlieferte. Die "fünf Älteren Priester"[^3] hingegen konnten Nichiren Daishonin nicht als den ursprünglichen Buddha im Späten Tag des Gesetzes anerkennen und blieben der Lehrinterpretation der Tendai-Schule[^4] verhaftet, die der Daishonin nur als Hilfe zur besseren Verständigung benutzt hatte. Diese vormaligen Hauptschüler des Nichirens machten Shakyamuni zum Objekt der Verehrung. Darüber hinaus verbrannten sie die Schriften des Daishonin, die in kana[^5] geschrieben waren, als literarische Schande. Nikko hat mehrere Schriften verfasst, um die Fehler der Fünf Älteren Priester klarzustellen und dadurch die Rechtmäßigkeit der Lehre des Daishonin zu bekräftigen.
Diese Lehre hat Nichimoku von Nikko übernommen, der ihm das Amt des "Meisters des Tempels" als 3. Hohenpriester übertrug, und er bewahrte die Drei Schätze und reichte sie seinen Nachfolgern weiter. Nichimoku hatte sich besonders intensiv um die Verbreitung gekümmert und in diesem Zusammenhang die Regierung mehr als vierzigmal ermahnt[^6]. Auf seiner letzten Reise nach Kyoto, wo er wiederum dem Kaiser die historische Ermahnung überreichen wollte, starb er. Alle nachfolgenden Hohenpriester hatten die Aufgabe erhalten, genau wie er als "Meister des Tempels" die Drei Schätze zu verehren und weiterzureichen.
Der 9. nachfolgende Hohepriester Nichiu (1402-1482) bemühte sich um die Renovierung und Restaurierung der Tempelgebäude in Taiseki-ji, bereiste ganz Japan zur Verbreitung und gab der Lehre und verschiedenen Zeremonie ihre ursprüngliche Ordnung zurück. Seine Feststellungen erschienen gesammelt in Buchform.
In der Nachfolge hat es einige Unregelmäßigkeiten gegeben, z.B. gab es ein Kind als Hohepriester (förmliche Übertragung der Autorität), oder über hundert Jahre lang übernahmen Priester anderer Nichirenschulen das Amt des Hohenpriesters, so dass die Lehre Nichiren Daishonins nur förmlich weitergegeben wurde.
Erst zur Edo-Zeit^7^ begann der 26. Hohepriester Nichikan (1665-1726) damit, die Lehre Nichiren Daishonins und das Tempelgelände zu "restaurieren". Er hielt viele Vorlesungen und Vorträge über die Gosho^8^, und er verfasste einen sechsbändigen Kommentar (rokkan sho) dazu. Die Lehre des Daishonin und Nikkos, wie sie von der Fuji-Schule übertragen worden waren, systematisierte er und etablierte sie als eine Art "Katechismus". In dieser Fuji-Schule nämlich, die ja im Prinzip die Grundsätze der traditionellen Lehre des Daishonin übernommen hatte, entwickelten sich in der langen Geschichte gewisse Deformationen und Abweichungen von dieser Lehre, wie z. B.: "Priester sind Meister, Laien sind deren Schüler". Solche Behauptungen zur Meister-SchülerBeziehung führten zu falschem Verständnis über die Eigeninitiative, indem die Gläubigen damit anfingen, durch Spenden die Priester zu bitten, eine Stupa^9^ herzustellen oder besondere Gebete zu verrichten. Das führte zum Verlust der Selbständigkeit und zu einem abhängigen Glauben. Dazu entstand noch ein konkreter Unterschied zu der Lehre des Daishonin, denn es wurde nun gelehrt, dass der Hohepriester absolut sei, oder dass die von der Lehre abweichenden Auslegungen^10^ der Minobu-Schule toleriert wurden.
dieser Lehre jedoch Unglück wie Naturkatastrophen, Hungersnöte und Kriege nach sich ziehen mußten. Die bekannteste Schrift zur Ermahnung eines Herrschers ist die "Rigsho Atikokij Ron" Nichiren Daishonins aus dem Jahre 1260, in der er den damaligen Regenten Hojo Tokiyori zu dieser Erkenntnis zu bringen suchte. Es heisst, dass mit dieser Schrift "Nichiren Daishonins Lehre beginnt und endet.
Edo-Zeit: (1600 - 1868) In dieser Periode untersagte die damalige jap. Regierung jegliche religiöse Debatte und gliederte alle Religionsgemeinschaften zwangsweise in die Staatsbürokratie ein, um die Verbreitung des Christentums zu verhindern und ihre eigene Macht zu festigen und die Menschen zu kontrollieren. Dort entstand das sog. Dankasystem (s.d.).
Daishonins, Abhandlungen, Thesen sowie Briefe an seine Anhänger und Schüler, mit denen er seinen "Buddhismus der Sonne" fundierte. In seinen vielen Schriften an seine Schüler und Anhänger ging der "Daishonin stets warmherzig und dem jeweiligen Verständnis der Empfänger entsprechend auf ihre persönliche Situation ein und ermutigte sie im Glauben.
Stupa: eine Art Schrein, der buddhistische Reliquien enthält, zuerst in Indien entstanden. Später wurden Stupas auch in anderen Ländern (z.B. Tibet) errichtet. Bei der Nichiren Shoshu Priesterschaft wurden gegen eine Spende Stupas aus Holz (toba) für Verstorbene hergestellt.
Auch der Dai-Gohonson wurde dort eingeschrieben. Nach seinem Tod verlegte Nikko Shonin im Frühling 1289 das
Zentrum der Lehre in das von Herrn Ueno gestiftete Land am Fusse des Fujiyama, so wie es Nichiren Daishonin für den Fall der Häresie gefordert hatte: "Ich will nicht am Ort der Verleumdung wohnen. " Der Stewart von Minobu, Hakiri Sanenaga, der Anhänger Nichirens gewesen war, beging nach dessen Tode vier verleumderischen Handlungen: das Aufstellen einer Shakyamuni-Statue (als Objekt der Verehrung), Wallfahrten zu Shinto-Schreinen, die Errichtung eines Nembutsu-Monumentes in Fukushi sowie der Bau eines Tempels der "Reines-Land-Schule".
So hatten die Priester der Nichiren Shoshu schließlich den Geist Nichiren Daishonins und Nikko Shonins für Kosen-rufu verloren, und sie beschäftigten sich statt dessen hauptsächlich mit Querelen und Korruption innerhalb der Priesterschaft.
Nicht nur in der langen Geschichte der Taiseki-ji Schule entstanden Lehren, die von denen des Daishonins abwichen, sondern es etablierte sich ein traditionelles hierarchisches Verhältnis zwischen Priestern und Laien und führte zum sog. "Zeremonie-Buddhismus", wo z.B. bei der Feierlichkeit für Verstorbene die Priester die Leitung der Totenzeremonie übernahmen. All das aber widerspricht den Reformbestrebungen Nichirens.
Als im Jahre 1930 die Soka Gakkai gegründet wurde, war das Feuer des korrekten Buddhismus Nichirens und Nikkos fast erloschen.
Die Soka (Kyoiku) Gakkai[^7] wurde am 18. November 1930 gegründet durch ihren 1. Präsidenten, Tsunesaburo Makiguchi, und den damaligen Generaldirektor (und späteren 2. Präsidenten) Josei Toda. An diesem Tag wurde der erste Band von Makiguchis "Soka[^8] Lehrsystem" veröffentlicht, und da in diesem Buch zum erstenmal die Soka Kyoiku Gakkai erwähnt wurde, bezeichnet man diesen Tag als Gründungstag der Soka Gakkai.
Anfangs war diese Soka Kyoiku Gakkai eine Gemeinschaft für Erzieher, für Pädagogen, da die Philosophie des "Soka Lehrsystems" Makiguchis die Reform des Erziehungssystems zum Ziele hatte. Im Jahre 1928 war Tsunesaburo Makiguchi in die Nichiren Shoshu eingetreten und gewann die Überzeugung, dass der Buddhismus Nichiren Daishonins zur Grundlage seiner pädagogischen Theorie werden und die Schaffung kreativer Persönlichkeiten ermöglichen könnte. Von da aus ist die Soka Gakkai über den Rahmen einer pädagogischen Reformbewegung hinaus zu einer religiösen Gemeinschaft geworden, die um eine bessere Gesellschaft aufzubauen - dem einzelnen hilft, die eigene menschliche Revolution und eine tiefgreifende Erneuerung des täglichen Lebens zu entwickeln.
In der von Makiguchi geschaffenen Bewegung war es sehr wichtig, dass die Menschen durch einen selbständigen Glauben Erfahrungen und Beweise ansammeln konnten. Die Art und Weise der buddhistischen Bewegung unterschied sich vom herkömmlichen Glauben, in dem das hierarchische System zwischen Priester und Laien weitergegeben wurde, die Soka Gakkai lehrte die Gleichberechtigung aller Menschen, genau wie Nichiren sie gelehrt hatte. Durch solchen persönlichen Einsatz erreichte die Soka Gakkai damals eine Mitgliedschaft von etwa 3.000 Haushalten.
Während des 2. Weltkriegs wurde die Soka Kyoiku Gakkai von der Militärregierung verfolgt, und schließlich wurden insgesamt 21 ihrer Leiter verhaftet, allen voran Makiguchi und Toda, und damit war die Soka Kyoiku Gakkai fast vernichtet. Makiguchi starb am 18. November 1944 im Gefängnis.
Aus Furcht vor der Unterdrückung durch die damalige Militärregierung hatte die Priesterschaft der Nichiren Shoshu den geforderten shintoistischen Talisman[^9] akzeptiert und kurz vor der Verhaftung der führenden Leiter der Soka Gakkai von Makiguchi und Toda verlangt, dieses shintoistische Objekt der Verehrung für ihre Bewegung anzunehmen. Da beide dies ablehnten, verbot ihnen die Priesterschaft, den Haupttempel Taiseki-ji zu besuchen. Nach ihrer Verhaftung besuchte ein leitender Priester der Nichiren Shoshu die Familie Makiguchi und empfahl ihnen: "Sie sollten sich entschuldigen, so wie es die Gedankenpolizei[^10] verlangt, [den shintoistischen Talisman annehmen] und um baldige Entlassung Herrn Makiguchis bitten." Das war für seine Familie gleichbedeutend mit der Aufgabe ihres Glaubens an den Buddhismus Nichiren Daishonins, und sie lehnte dies strikt ab.
Darüber hinaus änderte die Nichiren Shoshu 14 Aussagen des Daishonin in seiner Gosho, wie. z.B. "Nichiren ist der Heilige für die ganze Welt" (jap. Gosho, S. 974). Die Neuherausgabe der gesammelten Schriften Nichiren Daishonins wurde untersagt, um die Regierung mit ihrer shintoistischen Staatsreligion nicht zu erzürnen. Außerdem empfahl der damalige Hohepriester den Gläubigen, Shintoschreine zu besuchen und er ließ die "Stillen Gebete" beim Morgen- und Abendgongyo dahingehend ändern, dass er shintoistische Elemente hinzufügte (Verehrung des Kaisers und Gebet für den Erfolg des Kampfes "gegen die Feinde"). Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte die Nichiren Shoshu den Geist als Schüler des Daishonin verloren.
Josei Toda, der gleichzeitig verhaftet wurde, erlangte seine Erleuchtung, als er das Lotos-Sutra mehrmals gelesen hatte. Er begriff: "Der Buddha ist das Leben selbst". Und er erlebte eine mystische Erfahrung, eine Vision, in der er als Bodhisattwa aus der Erde selbst an der Zeremonie in der Luft teilnahm, so wie sie im Lotos-Sutra beschrieben ist. Durch diese Erfahrung wurde Präsident Toda sich seiner Aufgabe als "Bodhisattwa aus der Erde"[^11] für die Verwirklichung von Kosen-rufu in der Zeit des Späten Tags des Gesetzes bewusst, und er entschloss sich, sein Leben der Verbreitung zu widmen. Das war der Ausgangspunkt der künftigen Entwicklung der Soka Gakkai.
Am 3. Juli 1945 wurde Toda aus dem Gefängnis entlassen. Er verließ es mit dem Entschluss, den Buddhismus des Daishonin zu verbreiten und eine neue Soka Gakkai wieder aufzubauen. Als am 3. Mai 1951 Josei Toda auf Wunsch aller Mitglieder das Amt des 2. Präsidenten der Soka Gakkai übernahm, begann er seine Tätigkeit mit dem Ziel, 750.000 Haushalte zum Gohonzon zu führen. Dieser Tag, der 3. Mai, an dem die Soka Gakkai ihre ursprüngliche Aufgabe für Kosen-rufu angefangen hat, wurde zum "Tag der Soka Gakkai" erklärt.
Im Jahre 1951 trat in Japan eine neue Gesetzgebung für Religionsgemeinschaften in Kraft, und in Zusammenhang mit diesem Gesetz wurde im Dezember 1952 die Soka Gakkai eine selbständige Religionsgemeinschaft. Nach Überwindung mehrerer großer Hindernisse wurde schließlich das Ziel erreicht: Ende 1957 hatte die Soka Gakkai eine Mitgliederzahl von 750.000 Haushalten von Gläubigen - eine bis dahin unvorstellbare Anzahl. Bereits im darauffolgenden Jahr, am 2. April 1958, starb Präsident Toda im Alter von 58 Jahren.
Nach seinem Tode übernahm Daisaku lkeda, damals Generalverwalter der Soka Gakkai, die Leitung der Bewegung. Er wurde am 3. Mai 1960 im Alter von 32 Jahren ihr 3. Präsident.
Sofort begann er erste Schritte für die weltweite Kosen-rufu-Bewegung. Im Oktober 1960 besuchte er Nord- und Südamerika, im Januar des darauffolgenden Jahres Asien, im Oktober 1961 zum erstenmal Europa. Die Verbreitung in den Ländern dieser Kontinente und der Weg der Kosen-rufu entwickelte sich sehr schnell: Noch vor dem 10. Jahrestag seiner Amtsübernahme im Januar 1970 erreichte die Soka Gakkai eine Mitgliedschaft von 7,5 Millionen Haushalten.
5 Jahre später, am 26. Januar 1975, wurde auf der im 2. Weltkrieg so schwer umkämpften Insel Guam die SGI[^12] gegründet mit Mitgliedern der Länder, in denen bereits Bewegungen für die Verwirklichung des Weitfriedens begonnen hatten. Gegenwärtig sind in 128 Ländern der Welt Mitglieder der SGI als gute Bürger ihres Landes aktiv in der Ausübung des Buddhismus Nichiren Daishonins. Die grundsätzliche Aktivität der Soka Gakkai, der einen großen buddhistischen Gemeinschaft, die den Buddhismus Nichiren Daishonins in dieser heutigen Welt übernommen hat und praktiziert, liegt in der Ausübung der Lehre und deren Verbreitung.
Konkret gesagt übt jedes Mitglied täglich Gongyo[^13], Daimoku[^14] und Studium der Lehre aus und engagiert sich in der Verbreitung. In den Briefen Nichirens heißt es, dass der Buddhismus dort existiert, wo man sich in den beiden Wegen von "Ausübung und Studium" bemüht - das ist die konkrete Ausübung des Glaubens.
Regelmäßig werden Diskussionsversammlungen und persönliche Führungen in der Soka Gakkai durchgeführt, um jedem Mitglied die Möglichkeit zu geben, seinen Glauben zu vertiefen. Darüber hinaus führt die Soka Gakkai auf der traditionellen Grundlage des Buddhismus des Daishonin verschiedene Aktivitäten für den Frieden, für Kultur und Erziehung aus. Diese Aktivitäten basieren auf dem Geist von rissho ankoku[^15], wie ihn Nichiren Daishonin in einer seiner Hauptthesen darstellte. Rissho bedeutet Verwirklichung der buddhistischen Philosophie, ankoku bedeutet, dadurch die Gesellschaft in der Welt zu stabilisieren und zum Wohlstand und zum Frieden zu führen. Der Buddhismus zeigt seine wohltuende Wirkung nicht nur in der persönlichen, individuellen geistigen Ebene, sondern es ist das tiefe Mitgefühl des Buddhas, aktiv zum Erblühen der Gesellschaft beizutragen.
Josei Toda gab ein Jahr vor seinem Tode eine öffentliche Deklaration für die Verbannung von Atom- und Wasserstoffbomben von dieser Erde ab. Dabei betonte er, dass nukleare Waffen eine grenzenlose Bedrohung der Menschheit darstellen und dem Geist des Buddhismus für die Verwirklichung eines dauerhaften Friedens zuwiderlaufen. Diese Deklaration entspricht dem Ideal der Soka Gakkai und ist Grundlage ihrer heutigen Bewegung für Frieden und Kultur.
Präsident Ikeda übernahm diese Einstellung von seinem Vorgänger, veröffentlichte eine ganze Reihe von Thesen und Vorschlägen zur Lösung der nuklearen Situation, zu Nahrungs-, Erziehungs- und Umweltproblemen, und bemüht sich unermüdlich, mit verschiedenen Wissenschaftlern und Persönlichkeiten entsprechende Dialoge zu führen. Die Soka Gakkai ist zur Mitarbeit im Lösen bestimmter globaler Themen wie Umweltschutz, Flüchtlingsfragen und regionalen Konflikten aktiv als NGO[^16] bei den Vereinten Nationen akkreditiert und veranstaltet in Zusammenarbeit mit ihnen Ausstellungen gegen nukleare Waffen, Antikriegs-und Friedensausstellungen, solche für Umwelt und Entwicklung und Menschenrechtsausstellungen. Das Engagement der Soka Gakkai in ihrer Bewegung für Frieden und Kultur ist in der Welt sehr hoch angesehen.
Ende 1990 wurde Präsident lkeda als Vorsitzender aller Laienorganisationen der Nichiren Shoshu entlassen. Dies geschah im Rahmen der sog. "C"-Strategie. "C" bedeutet "Cut"[^17], d.h. die Soka Gakkai und die Priesterschaft absolut zu trennen. Der damalige Hohepriester Nikken plante diese Aktion schon im Sommer 1990. Während die Soka Gakkai bemüht war, nach dem Willen des Daishonin Kosen-rufu zu realisieren, hatte dieser Plan "C" die Absicht, die Soka Gakkai zu vernichten. Die Verantwortlichen der Soka Gakkai versuchten, einen ernsthaften Dialog mit der Priesterschaft zu führen, aber dies wurde zurückgewiesen.
Im Frühjahr 1991 wurde den Mitgliedern der Soka Gakkai verboten, den Haupttempel Taiseki-ji und den Dai-Gohonzon zu besuchen. Statt dessen wurde ihnen empfohlen, die Organisation zu verlassen. Im November desselben Jahres forderte die Nichiren-Shoshu-Priesterschaft die Soka Gakkai auf, sich aufzulösen, und gab gleichzeitig die Anordnung der Exkommunikation der Soka Gakkai bekannt. Die Priesterschaft der Nichiren Shoshu betonte immer wieder, dass die Soka Gakkai die Absolutheit des Hohenpriesters anzuerkennen hätte.
Im Verlaufe der Zeit wurde immer deutlicher, wie verdorben die Einstellung der Priesterschaft bereits war. Mitglieder und Freunde der Soka Gakkai forderten, dass Nikken sein Amt niederlegen sollte. Dafür wurden 16 Millionen Unterschriften in aller Welt gesammelt. Einige Priester innerhalb der Priesterschaft traten mit dem Wunsch nach Reformation aus der Nikken-"Sekte" aus. Das wirklich Schlimme in diesem Geschehen war nicht nur die Exkommunikation der Soka Gakkai, sondern besonders das Verbot der Verleihung des Gohonzons an ihre Mitglieder. Nichiren Daishonin hat den Gohonzon eingeschrieben für das Glück der gesamten Menschheit. Die NichirenShoshu-Priesterschaft hat dieses Herz des Daishonin ignoriert und zerstört.
Im September 1993 wurde von der Reformationsgruppe der Priester ein Originalgohonzon des 26. Hohenpriesters, Nichikan Shonin, als Grundlage eines Gohonzons für alle Gläubigen der Soka Gakkai angeboten; dadurch ist nun der Gohonzon Nichiren Daishonins wieder für alle Menschen verfügbar.
Die Reformation, die die Soka Gakkai vorantreibt, hat zum Ziel, die falsche Lehre, das falsche Verständnis und die falsche Tradition der Nichiren-Shoshu-Priesterschaft zu korrigieren und zum ursprünglichen Geist Nichiren Daishonins zurückzukehren. Daher haben wir diese Bewegung der Soka Gakkai "Soka Renaissance". Diese Bewegung ist schließlich auch eine Herausforderung an einen formalistischen Buddhismus, der in der Edo-Zeit als Danka-System[^18] etabliert wurde.
Diese neue Bewegung führt dazu, dass Nichiren Daishonins Buddhismus sich als Religion für alle Menschen, als Weltreligion entwickelt. Diese Reformation in der Soka Gakkai hat in der jetzigen japanischen Gesellschaft bereits verschiedene Wirkungen gezeitigt, insbesondere dass Trauerzeremonien unter Freunden nun ohne Priester abgehalten werden. Diese Tatsache wurde in Japan sehr positiv aufgenommen, und es gab viele Japaner, die nun die Bedeutung dieser Trauerzeremonie überhaupt hinterfragten. Nichiren Daishonin hatte als ursprünglicher Buddha die Aufgabe der Verbreitung dieses Buddhismus an seine Schüler zur Errettung der gesamten Menschheit weitergegeben. Diese Verbreitung ist seine Absicht und seine Hinterlassenschaft, aber es war viele Jahrhunderte lang nicht möglich gewesen, dies selbst in Japan realisieren zu können.
Die Soka Gakkai hat anfangs wegen ihrer Aufgabe für Kosen-rufu die total schwach gewordene Priesterschaft unterstützt, ihr viele Tempel und auch Gebäude im Haupttempel als Zuwendung gegeben, und 1972 wurde der Shohondo als Heiligtum von Kosen-rufu durch die aufrichtigen Spenden der Gakkai-Mitglieder erbaut und eröffnet. Mit dem Erscheinen der Soka Gakkai bekam der Buddhismus Nichiren Daishonins wieder seinen ursprünglichen Glanz und ist nun im Begriff, sich in der ganzen Welt zu verbreiten.
Die Soka Gakkai ist nach unserer Überzeugung diejenige buddhistische Glaubensgemeinschaft, die den Willen des Buddhas in die Tat umsetzt. Der
Wortwörtlich sagte Nichijun Shonin folgendes: "Anlässlich des Jubiläums des 700. Jahrestags der Gründung des Buddhismus Nichiren Daishonins treten wir in die große Verbreitung ein. Gerade zu solcher Zeit entstand die Soka Gakkai. Dieses Erscheinen der Soka Gakkai zeigt nichts anderes als ihre direkte Beziehung mit dem Buddha."
Weil die Zeit des Beschützens vorbei war, übernahm die Soka Gakkai die Verantwortung für die Verbreitung des Buddhismus in Japan und in der Welt. Knapp 40 Jahre später wurde durch die Maßnahme der Nichiren-Shoshu-Priesterschaft die Soka Gakkai von ihr getrennt. Ohne Absicht wurde die Soka Gakkai so vom hierarchischen Zentralismus der Nichiren Shoshu befreit, und sie nahm dies zum Anlass, Nichiren Daishonins Buddhismus im wahrsten Sinne für das Volk, für die Welt zu entwickeln. Die Zeit ist gekommen, dass die SGI mit Unterstützung der ganzen Weltbevölkerung die Nutzen des "Buddhismus der Sonne" für die gesamte Menschheit zur Wirkung bringt.
Meine wertvollen Kameraden auf der ganzen Welt. Herzliche Glückwünsche zum 3.Mai 2001!
Es ist unser erster 3 Mai des neuen Jahrhunderts – in diesem Jahr 2001, das einen zutiefst wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Menschheit sowie in den Annalen unserer weltweiten KosenRufu-Bewegung darstellt. Durch ihre großzügige Widmung und ihre unaufhörlichen Bemühungen allein sind wir in der Lage, diesen Tag mit solch großer Freude und wunderbaren Ergebnissen feiern zu können. Die tiefe Wertschätzung, die ich für Sie alle empfinde, läßt sich mit Worten nicht beschreiben! Ihnen allen, liebe Freunde in 165 Ländern und Gebieten der Erde rufe ich zu: „Vielen Dank!“ und : „Herzliche Glückwünsche zum ersten 3.Mai des 21. Jahrhunderts! Banzai!“
In der Gosho schreibt Nichiren Daishonin:
„Es besteht kein Zweifel, daß unser gegenwärtiges Zeitalter der fünften 500-Jahr-Periode entspricht, die im Daijuku-Sutra beschrieben wird, wenn ‚das reine Gesetz verdunkelt wird und verloren geht‘. Aber nachdem das ‚reine Gesetz verdunkelt worden und verloren gegangen ist‘, ist es das große reine Gesetz Nam-Myoho-Renge-Kyo, das Herz und der Kern des Lotus Sutras, das dann kommen wird. Dies ist es, was im gesamten Kontinent Jambudvipa (...) verkündet und verbreitet werden sollte (...).“[^19]
Die SGI hat in völliger Übereinstimmung mit der Aussage dieses Abschnittes das Herzblut der Absicht und Verfügung des Buddhas übernommen und sich zu einer buddhistischen
Laienorganisation nie dagewesenen Ausmaßes entwickelt, die wirklich Großartiges erreicht hat. Die strahlende Sonne des Buddhismus Nichiren Daishonins hat nun begonnen, den Himmel eines neuen Jahrtausends zu erleuchten und die Morgendämmerung des Jahrhunderts des Lebens anzukündigen.
Laßt uns am heutigen Tag, dem 3.Mai 2001, an dem wir die erste der zweiten „sieben Glocken“ erklingen lassen mit neuer Entschlossenheit für den Frieden und das Glück der gesamten Menschheit aufbrechen.
Inzwischen ist es eine weithin anerkannte Tatsache, daß Ideologien, die davon ausgehen, daß sich der Mensch durch soziale Reformen ändert, ihr Ziel nicht erreicht haben, und daß der Fortschritt der Wissenschaften zwar großen Nutzen, andererseits aber auch großen Schaden über die Welt gebracht hat. Die wichtige Lektion, die uns das 20. Jahrhundert gelehrt hat, ist daher die, daß globale Veränderungen und sogar unser nacktes Überleben von unserer eigenen inneren Transformation abhängen. Wenn sich die Menschen ändern, wird alles andere nachfolgen.
Der Humanismus in Nichiren Daishonins Buddhismus ist die Sonne der Hoffnung für die Menschheit im 21. Jahrhundert: Er wirft ein neues Licht auf den Menschen und versetzt ihn in die Lage, sein grenzenloses Potential hervorzuholen.
Noch immer höre ich die klare Stimme meines Mentors Josei Toda, mit der er uns Jugendlichen sagte:
„Unsere Bewegung der Menschlichen Revolution wird sich durch die ganze Welt verbreiten, wenn eure Zeit gekommen ist. Ich zähle auf euch. Das (die Bewegung von Menschen in der Ganzen Welt, die sich ernsthaft um ihre Menschliche Revolution bemühen und den Weltfrieden erreichen wollen, zu vergrößern) ist der Weg, die Gültigkeit Nichiren Daishonins Buddhismus zu beweisen. Denn der Buddhismus liegt in den tatkräftigen Bemühungen, Frieden zu erschaffen und die Gesellschaft zu bereichern.“
Gemeinsam mit Ihnen allen möchte ich meinen Schwur erneuern, den „Buddhismus der Menschlichen Revolution“ über den ganzen Globus auszudehnen.
Der Daishonin sagt in der Gosho: „Ich vertraue Ihnen die Verbreitung des Buddhismus in Ihrer Provinz an“. [^20]Diese Worte machen deutlich: Jede und jeder einzelne von uns hat eine einzigartige und edle Aufgabe, die uns vom Daishonin anvertraut wurde, um die weite Verbreitung des Mystischen Gesetzes in unserer jeweiligen Umgebung sicherzustellen. In Nichiren Daishonins Buddhismus sind diejenigen, die sich Ihrer Aufgabe als Bodhisattwas aus der Erde bewußt sind unermeßlich wertvoll.
Die nie dagewesene Verbreitung des Buddhismus des Daishonin, die wir heute in jeder Region dieser Welt beobachten können, begann durch die wegbahnenden Bemühungen vollkommen sich widmender Einzelner. Es sind immer einzelne Personen mit einem starken Gefühl für Verpflichtung und Verantwortung, die den Weg für Kosen-rufu öffnen. Ich hoffe, daß jeder von Ihnen das Bewußtsein, den Stolz und das Verantwortungsgefühl hat, ein Anführer unserer weltweiten Kosenrufu-Bewegung zu sein und daß jeder von Ihnen eine Schaltzentrale für die Verbreitung des Buddhismus in der Gesellschaft wird.
Buddhismus ist unaufhörliches Streben nach dem Guten, nach positivem Wert; es ist eine Philosophie des Gemeinwohls. Daher streben wir als Buddhisten danach, gegenseitige Freundschaften zu nähren und wohlwollende persönliche Beziehungen aufzubauen, Weisheit zu entwickeln und Vertrauen in der Gesellschaft zu gewinnen, konkret Kultur und Frieden in der Welt als ganzer zu fördern.
Shariputra war als der weiseste unter den Schülern Shakyamunis bekannt. Was führte ihn dazu, die Lehren des Buddhas zu suchen? Einst war er einem Schüler Shakyamunis begegnet. Von dessen Aufrichtigkeit und Würde in seiner Rede und seinem Verhalten war er tief beeindruckt. Die Lehren eines Meisters, der so einen großartigen Schüler hat, dachte er, müssen außergewöhnlich sein.
Ich hoffe, daß Sie alle danach streben, entsprechend Ihrer Kapazität und persönlicher Situation, „gute Bürger“ ihrer jeweiligen Gesellschaft zu werden. Ich hoffe, daß Sie Ihre Umgebung mit Ihrer heiteren Gegenwart beleben, die Universalität der buddhistischen Lehren anderen weise vermitteln und die Wärme der Menschlichkeit der SGI ausstrahlen. Auf diese Art wird sich unser humanistisches Netzwerk ausdehnen – durch eine Verbindung von Mensch zu Mensch, die sich wie eine Kettenreaktion beständig und stabil über den ganzen Globus entfaltet. Genau durch diesen Prozeß entsteht Frieden. Und es ist ebenso der Schlüssel für den Fortschritt der weltweiten Kosenrufu-Bewegung.
Die Welt verliert immer mehr Grenzen und wächst immer mehr zusammen. Es ist für die Menschheit an der Zeit, sich von engstirnigem Eigennutz zu trennen und sich dem Wohlergehen des Planeten als ganzem zuzuwenden. Es ist für die Menschheit an der Zeit, eine gemeinsame Identität als Weltbürger zu entwickeln. In dieser Hinsicht ist die harmonische Solidarität der SGI ein großes Licht der Hoffnung für die Welt.
Sowohl die Menschen als auch die Erde dürsten nach Mitgefühl und Fürsorge. Das helle, mitfühlende Licht der Sonne des Buddhismus wird die Menschen, die Welt und die Zivilisation wiederbeleben.
Ich kämpfe zusammen mit Ihnen allen, meine geliebten Kameraden, weiter gegen die teuflischen Kräfte, die die Lebenskraft der Menschen und unseres Planeten schwächen und das menschliche Glück und den Frieden bedrohen. Unermüdlich arbeite ich weiter für eine neue Solidarität unter den Menschen und für die Entstehung einer idealen weltumspannenden Gemeinschaft. Dialog und Austausch sind die wirkungsvollsten Mittel, um dies zu erreichen. Daher setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, ernsthafte und fortgesetzte Dialoge zu führen. Hoffnungsvoll werde ich mich heute und auch morgen für den Austausch um des Friedens willen engagieren. Denn ich glaube daran, daß die größte Herausforderung dieses Jahrhunderts darin besteht, Unterschiede zwischen Kulturen und Gesellschaften zu überbrücken.
Als Verkörperungen der buddhistischen Prinzipien „Glaube gleich tägliches Leben“ und „Buddhismus zeigt sich in der Gesellschaft“, werden Sie bitte Brückenbauer, die, mit Vertrauen und Respekt, Bande der Freundschaft und des Verständnisses zwischen den Menschen durch Dialog und Austausch schmieden.
Wir treten jetzt in eine neue Phase auf unserer Reise zur ewigen Verbreitung des Buddhismus und der Erschaffung einer Welt ein, in der Humanismus und Frieden vorherrschen. Lassen Sie uns in fester Eintracht voranschreiten. Halten wir das Banner des Soka-Humanismus hoch.
Ich bete mit ganzem Herzen dafür, daß Sie sich guter Gesundheit erfreuen, glücklich sind und ein höchst erfülltes Leben des Wertschaffens führen und daß Ihre Familien das gleiche Glück genießen. Ich bete dafür, daß Sie weitermachen, daß Sie in Harmonie mit den anderen in Ihren jeweiligen Ländern auf Kosen-rufu zumarschieren, im Geist von „verschieden an Gestalt, eins im Geist“.
3. Mai 2001
Daisaku Ikeda
Präsident
Soka Gakkai International
1) „Gegenwärtig ist der gesamte Körper von Abutsu Shonin eine Zusammensetzung der fünf universalen Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Ku (Leere). Diese fünf universalen Elemente sind die fünf Silben des Daimoku. Demzufolge sind Sie, Abutsu-bo, identisch mit dem Schatzturm, und der Schatzturm ist identisch mit Abutsu-bo. Alle Erkenntnisse außer dieser sind nutzlos.
2) Es ist der Schatzturm, der mit sieben Arten von Juwelen geschmückt ist – Hören (Mon), Glauben (Shin), Gebot (Kai), Stabilität (Jo), Voranschreiten (Shin), Ablegen (Sha) und Scham (Zan).
3) Sie mögen wohl gedacht haben, dass Sie dem Schatzturm des Tathagata „Viele Schätze (Taho)“ Geschenke darbringen, jedoch ist das nicht der Fall, sondern Sie bringen sie Ihrem eigenen Leben dar. Auch Sie sind selbst der Tathagata (Buddha) der ursprünglichen Erleuchtung, der in sich die drei Körper offenbart.
4) Glauben Sie fest daran und rezitieren Sie Nam-Myoho-Renge-Kyo! Dann ist der Ort, an dem Sie sich befinden, identisch mit dem Ort des Schatzturms.“ (Gosho Band I, Seite 61; Japanische Gosho, Seite 1304)
Die vorliegende Gosho hat Nichiren Daishonin, gerade 50 Jahre alt, am 13. März 1272 auf der Insel Sado geschrieben und an Herrn Abutsu-bo verliehen. Der Daishonin war am 1. November des vorangegangenen Jahres in der Ortschaft Tsukahara auf der Insel Sado angekommen und verbrachte den ersten Winter in einer Hütte auf dem Friedhof, bis er im April 1272 von dort nach Ichinosawa auf derselben Insel verwiesen wurde. Obwohl die Situation, die den Daishonin umgab, unvorstellbar streng war, besaß er die unerschütterliche Entschlossenheit, alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu retten, und war voller Überzeugung und von Freude entbrannt, seine wahre Identität als Ursprünglicher Buddha offenbart zu haben.
Abutsu-bo war ein frommer Anhänger der Nembutsu Schule. Er suchte den Daishonin in dessen notdürftiger Behausung auf, um mit ihm zu debattieren und ihn womöglich zur Nembutsu Schule zu bekehren. Als er aber die menschliche Größe des Daishonin direkt kennen lernte und von ihm ausführlich hörte, warum das Lotos-Sutra allen anderen buddhistischen Lehren überlegen ist und dass die Lehre der Nembutsu Schule die Menschen vielmehr zum Unglück führt, legte Abutsu-bo seinen Glauben an die Nembutsu Lehre an Ort und Stelle ab und entschloss sich, mit seiner Frau Sen’nichi-ama zusammen die Lehre des Daishonin anzunehmen. Es wurde lange Zeit angenommen, dass er als einer der Leibwächter des Ex-Kaisers Juntoku bei dessen Verbannung im Jahr 1221 auf die Insel Sado gekommen sei. Aber die neueste Studie bezeugt, dass er doch ein einheimischer Inselbewohner gewesen sein soll.
„Obwohl Soldaten und Nembutsu-Anhänger tag und nacht vor meiner Hütte Wache standen, um zu vermeiden und zu verhindern, dass jemand zu mir gelangte, schickten Sie Ihren Mann, Abutsu-bo, mit einer Kiste auf seinem Rücken, mehrmals in tiefer Nacht zu mir. Das werde ich in meinem Leben nie und nimmer vergessen.“ (Japanische Gosho, Seite 1313)
Vom April 1274 an hielt sich der Daishonin etwa zwei Jahre im Haus von Ichinosawa-nyudo auf. Obwohl sich die Umstände wesentlich verbesserten, hatten es immer noch so viele Menschen auf das Leben des Daishonin abgesehen. In diesem Zeitraum schrieb der Daishonin viele wichtige Goshos und Abhandlungen. Jedoch war es äußerst schwierig, immer genügend Schreibwaren wie Pinsel und Papier, die damals sehr kostbar waren, zur Verfügung zu haben. Das alles beschaffte das Ehepaar. Nachdem der Daishonin im Februar 1274 begnadigt wurde, kehrte er im März nach Kamakura zurück. Er traf am 08. April Hei-no Saemon-no-jo (Taira-no Yoritsuna) und sprach zum dritten Mal eine Ermahnung aus, indem er Hei-no Saemon-no-jo dringend aufforderte, alle irreführenden Lehren zu untersagen und die wahre Lehre des Lotos-Sutras anzunehmen, um das Land und die Menschen zu retten. Danach begab sich Nichiren Daishonin nach Minobu, um einen neunen Kampf aufzunehmen, den Dai-Gohonzon einzuschreiben und damit eine stabile Basis für Kosen-rufu in der Zukunft aufzubauen.
Abutsu-bo und Sen’nichi-ama, die sich voller Gefühl vom Daishonin verabschiedeten, konnten jedoch ihre tiefe Sehnsucht nach ihm schwerlich aufhalten. Mit Briefen, geschrieben seiner Frau und verschiedenen Gaben, machte sich Abutsu-bo auf den Weg zum Daishonin. Abutsu-bo besuchte den Daishonin in Minobu zwischen 1274 und 1278 insgesamt drei Mal. Die Reise, während der das tobende Meer und mehrere hohe Berge überquert werden mussten, war voller Gefahr und dauerte etwa 20 Tage. Sie fand in einer Zeit statt, in der sich das ganze Land im Zusammenhang mit der Invasion der Mongolen in Aufruhr befand, so dass seine heile Rückkehr aus Minobu äußerst fragwürdig war. Als er den Daishonin im Juli 1278 zum dritten Mal besuchte, hatte er bereits das beachtliche Alter von 89 Jahren erreicht. Nichiren Daishonin, der sich riesig über den Besuch von Abutsu-bo freute, ermutigte ihn, seine Frau, alle Schüler und Gläubigen von Sado von ganzem Herzen.
„Selbst wenn es Menschen gibt, die Zweifel hegen, wo sich die Seele des verstorbenen Abutsu-bo jetzt befinden könnte, ersehe ich, Nichiren, im klaren Spiegel des Lotos-Sutras deutlich, dass sie sich innerhalb des Schatzturms des Taho-Buddha in der Tiefe des Adlergipfels nach Osten wendend befindet.“ (Japanische Gosho, Seite 1319)
Abutsu-bo, der erst seit kurzer Zeit Schüler des Daishonin war, machte eine Spende an den Daishonin zusammen mit einem Brief, in dem er eine Frage stellte, was die Bedeutung des Schatzturms ist, der im elften Kapitel des Lotos-Sutras aus der Erde erscheint. Mit der vorliegenden Gosho antwortet der Daishonin auf die Frage. Zu Beginn des elften Kapitels wird erklärt, dass ein mit sieben Arten von Juwelen geschmückter Schatzturm von überdimensionalen Maßen erscheint und in der Luft schwebt. Die Höhe dieses Schatzturms soll wie der Durchmesser der Erde und seine Breite die Hälfte davon betragen. Und in diesem Schatzturm nehmen die beiden Buddhas, Shakyamuni und Tathagata „Viele Schätze (Taho)“, ihren Platz nebeneinander ein, und Shakyamuni lässt alle Lebewesen ebenfalls in der Luft schweben. Von diesem elften Kapitel bis zum zweiundzwanzigsten Kapitel „Übertragung“ findet die sogenannte Zeremonie in der Luft statt. Es wurde seit jeher verschiedentlich erläutert, was das Erscheinen des Schatzturms überhaupt bedeuten könnte.
„Im Späten Tag des Gesetzes gibt es keinen Schatzturm außerhalb der Körper der Männer und Frauen, die das Lotos-Sutra beibehalten.“ (Gosho Band I, Seite 61)
Das heißt, dass der Schatzturm auf das Leben derjenigen hinweist, die den Gohonzon beibehalten und darum bemüht sind, Daimoku zu chanten. Das gilt: „Unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung.“ (Seite 61)
Alle Menschen, die das mystische Gesetz annehmen und beibehalten, können unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft und von ihrer intellektuellen Fähigkeit das wertvollste Leben des Buddhas offenbaren. Und der Daishonin setzt seine Erklärung fort, indem er schreibt:
„Es gibt keinen Schatzturm außer Myoho-Renge-Kyo. Das Daimoku des Lotos-Sutras ist der Schatzturm, und der Schatzturm ist wiederum Nam-Myoho-Renge-Kyo.“ (Seite 61)
„Das ist die wahre Absicht meines Erscheinens in dieser Welt.“ (Seite 62)
Im weiteren erklärt der Daishonin, dass er, Abutsu-bo, „Führer des nördlichen Landes“ genannt wird, und preist, dass er als Wiedergeburt des Bodhisattwas Jyogyo den Daishonin besucht haben müsse. Zum Schluss fordert der Daishonin Abutsu-bo auf, mit seiner Frau zusammen den Schatzturm, den Gohonzon fest entschlossen beizubehalten und in tiefer Ernsthaftigkeit das Gebet zum Gohonzon zu richten.
Präsident Ikeda: Seit alter Zeit wurde das Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“, das wir dieses Mal zu studieren beginnen, auf viele verschiedene Arten interpretiert. In einigen Fällen bedeuteten solche Interpretationen den Menschen, denen sie gegeben wurden, in gewisser Hinsicht sehr viel. Nichiren Daishonin weist jedoch auf die höchste Bedeutung des Kapitels hin, wenn er schlicht und einfach sagt:
„Der Schatzturm weist auf unsere individuellen Körper hin.” (Japanische Gosho, Seite 740) Im selben Zug vergleicht er das Erscheinen des Schatzturmes mit dem Hervortreten aus dem Mutterleib bei der Geburt, indem er erklärt:
“Die Welt `Schatzreinheit´ ist der Schoss unserer Mutter” (Japanische Gosho, Seite 740) sowie “der Vorgang des Hervortretens aus diesem Schoß wird hervorquellend erscheinen genannt.” (Japanische Gosho, Seite 797)
Unser Leben ist ein würdevoller Schatzturm. Doch dies ist eine Wahrheit, die sich uns entzieht. Zu erkennen, dass eine solche Wahrheit wirklich unser Leben ist, bedeutet, “den Schatzturm zu sehen”. Und die Zeremonie, die im Kapitel “Erscheinen des Schatzturms” stattfindet, ist ein Spiegel, der die wahre Wesenheit unseres Lebens enthüllt.
Der Gohonzon, den Nichiren Daishonin auf der Grundlage der Zeremonie im Kapitel “erscheinen des Schatzturms” errichtete, ist der “klare Spiegel,” in dem wir unser wahres Selbst wahrnehmen können.
Der Buddhismus ist ganz in unserer Nähe. Er beschäftigt sich mit der Realität unseres Lebens. Das sollte unsere grundlegende Haltung sein. Nun wollen wir versuchen, die Lehren des Lotos-Sutras zu studieren.
Gegenwärtig ist der gesamte Körper von Abutsu Shonin eine Zusammensetzung der fünf universalen Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Ku (Leere). Diese fünf universalen Elemente sind die fünf Silben des Daimoku. Demzufolge sind Sie, Abutsu-bo, identisch mit dem Schatzturm, und der Schatzturm ist identisch mit Abutsu-bo. Alle Erkenntnisse außer dieser sind nutzlos.
Das Leben aller Lebewesen einschließlich der Menschen sowie alle Phänomene des Universums sind die Zusammensetzung der „fünf universalen Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Ku (Leere/Nicht-Substantialität)“. Hierzu lehrt Nichiren Daishonin, dass diese fünf Grundelemente letztendlich die fünf Schriftzeichen von Myo-ho-Ren-ge-Kyo darstellen, und Abutsu-bo, der das Daimoku chantet, der Schatzturm ist, weil das Daimoku selbst die Wesenheit ist, die durch das Erscheinen des Schatzturms offenbart wird. Zu Abutsu-bo, der diese Frage stellte, was das Erscheinen des Schatzturms bedeutet, erklärte der Daishonin: „Der Schatzturm sind Sie selbst! Dies genügt Ihnen vollkommen für die Verwirklichung der Buddhaschaft. Alle anderen Interpretationen oder Erläuterungen sind völlig nutzlos.“
„Der Buddha schaut nicht von einer Höhe auf die Menschen herab, sondern er ist stets darum bemüht, alle Menschen auf die selbe Höhe zu erheben, auf der er sich befindet. Der Buddha lehrt, dass alle Menschen wie auch er der würdevollste Schatzturm sind. Das ist die Philosophie des Lotos-Sutras, und darin liegt die spirituelle Essenz des Buddhismus Nichiren Daishonins. Daraus resultiert der wahre Humanismus.“
Präsident Ikeda: Der Schatzturm ragt im Zentrum des Kosmos. In seinem Glanz ist er wie eine Ansammlung aller Juwelen im Universum. Seine Pracht weist auf metaphorische Weise darauf hin, dass das Leben jedes einzelnen Menschen eine Ansammlung von Juwelen ist. Seine ungeheure Größe veranschaulicht die Wahrheit, dass das Leben jeder Person so weit und groß ist wie das Universum selbst.
Saito: Mir scheint das Bild, dass der Schatzturm in der Luft schwebt, wirklich wie eine Achse, die Himmel und Erde verbindet.
Präsident Ikeda: Nichiren Daishonin sagt:
“Die Luft (Koku) steht für ‚Renge’, die Erde für ‚Kyo’ und der Himmel für ‚Myoho’.” (Japanische Gosho, Seite 742)
In anderen Worten bezeichnet der in der Luft zwischen Himmel und Erde schwebende Schatzturm, dass Himmel, Luft und Erde in ihrer Gesamtheit Myoho-Renge-Kyo sind.
Das Universum in seiner Gesamtheit, wie es durch Himmel und Erde dargestellt wird, ist Myoho-
Renge-Kyo. Unser Leben ist auch Myoho-Renge-Kyo, und der Schatzturm ist gleichfalls MyohoRenge-Kyo. Das weist auf die große Wahrheit hin, dass unser Leben und das Universum eins (soku) sind.
Präsident Ikeda: Abutsu-bo wollte etwas über die Bedeutung des Schatzturmes erfahren. Der Daishonin erklärt ihm ganz einfach; “Der Schatzturm ist nichts anderes als Sie selbst,” und fügt hinzu; “alle Erkenntnisse außer dieser sind nutzlos.” Der Daishonin weist darauf hin, dass dies der wichtigste Punkt ist, den Abutsu-bo verstehen muss.
Es gibt in anderen Worten nichts zu gewinnen, wenn man versucht, andere Theorien oder Lehren zu verstehen. Sobald wir verstehen, dass wir, die wir den Gohonzon verehren, der Turm der vielen Schätze sind, dann brauchen wir keine weitere theoretische Erkenntnis mehr.
Wie wir jetzt auf diese Weise das Lotos-Sutra studieren, sollte dazu dienen, dass wir den Kern der Lehre bestätigen, unsere Überzeugung von der Lehre vertiefen, wodurch wir fähig werden, mit vielen anderen über das Lotos-Sutra sprechen zu können. Wissen, das von diesem grundlegenden Ziel abschweift, besitzt für das Ziel der Verwirklichung der Buddhaschaft keinen Wert.
Es ist der Schatzturm, der mit sieben Arten von Juwelen geschmückt ist – Hören (Mon), Glauben (Shin), Gebot (Kai), Stabilität (Jo), Voranschreiten (Shin), Ablegen (Sha) und Scham (Zan).
1. Im Lotos-Sutra wird dargestellt, dass Tathagata (Nyorai – eine der zehn Bezeichnungen des Buddhas) „Viele Schätze (Taho)“ zusammen mit einem Schatzturm erscheint, der mit den sieben
Arten von kostbaren Juwelen – Gold Silber Lapislazuli Muschel Achat Perlen Karneol – prachtvoll geschmückt ist. In bezug auf diese sieben Arten von Juwelen nennt der Daishonin die oben zitierten Eigenschaften, nämlich Hören (Mon), Glauben (Shin), Gebot (Kai), Stabilität (Jo), Voranschreiten (Shin), Ablegen (Sha) und Scham (Zan). Diese sieben Eigenschaften sollten wir in unserem täglichen Leben reflektieren. Wenn wir das mystische Gesetz beibehalten und ausüben, sind sie außerdem die Grundvoraussetzung, die unbedingt notwendig ist, die Lehre des Daishonin in unserem täglichen Leben in die Tat umzusetzen.
Endo: Dann müssen die sieben Arten von Juwelen, die den Schatzturm schmücken, in unserem eigenen Leben existieren, nicht wahr?
Präsident Ikeda: Ja, so ist das. Sie existieren nirgendwo anders als in unserem Leben.
Saito: Nichiren Daishonin enthüllt in seinem Brief an Abutsu-bo, dass die sieben Arten von
Juwelen „Hören (Mon)“, „Glauben (Shin)“, „Gebot (Kai)“, „Stabilität (Jo)“, „Voranschreiten (Shin)“, „Ablegen (Sha)“ und „Scham (Zan)“ sind.
Präsident Ikeda: Das sind Schätze in unserem Leben. Im Gegensatz zu dem, was die Menschen allgemein als Schätze betrachten, Gold, Silber und die anderen Juwelen, die den Schatzturm schmücken, sind Schätze im Bereich der Ausübung des Buddhismus, zum Beispiel der Schatz des “Hörens der Lehre” und des “Glaubens an die Lehre”. Es sind die einzigen Schätze, die wir nach unserem Tod mit uns nehmen können. Sie sind ewiger Reichtum.
Endo: Diese sieben Arten von Juwelen, die auch als “sieben Reichtümer des Gesetzes” bezeichnet werden, sind unentbehrliche Elemente auf dem Weg der buddhistischen Ausübung.
Suda: Präsident Ikeda, ich erinnere mich daran, dass Sie einmal die Bedeutung der sieben Arten von Juwelen erklärt haben.
Zuerst “Hören” bedeutet einen suchenden Geist, die wahre Lehre hören zu wollen. Die buddhistische Ausübung beginnt mit dem “Hören”.
“Glauben” bedeutet die Kraft des Glaubens. Nach dem Prinzip von “Weisheit durch Glauben ersetzen (Ishin-Daie)” entsteht die Weisheit des Buddhas aus unserem tiefen Glauben. Die Bande zwischen den Menschen können durch die Kraft des Glaubens geschmiedet werden.
“Gebot” bedeutet ursprünglich, “Unrecht vorzubeugen und Böses aufzuhalten (Bohi-Shiaku)“ und auf dem richtigen Weg des Buddhismus korrekt voranzuschreiten. Das kann auch als eine geistige Haltung der Selbstkontrolle oder eines tiefen Gerechtigkeitsgefühls bezeichnet werden.
“Stabilität” bedeutet, durch Konzentration umherschweifende Gedanken zu verbannen und auf einem unerschütterlichen Zustand des Lebens zu stehen. Das kann auch als unentwegte Überzeugung bezeichnet werden.
“Voranschreiten” bedeutet Bemühung mit fortwährendem Fleiß. Es bezieht sich auf die Einstellung, für die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben und von Kosen-rufu unermüdlich voranzuschreiten.
“Ablegen” bedeutet, Begierde aufzugeben oder loszulassen. Das impliziert auch den Mut, sein Klein-Ego durchzubrechen, und Herausforderungen anzunehmen, um große Ideale zu verwirklichen.
“Scham” bedeutet, nicht arrogant zu sein, sondern Bescheidenheit zu besitzen und sich selbst kritisch anzuschauen.
Präsident Ikeda: All das ist in dem Wort “Glaube” enthalten. All das ist in den Aktivitäten der SGI enthalten. Wir arbeiten tagsüber mit der Sonne und reflektieren im Licht des Mondes in der Nacht über uns selbst und bemühen uns immer, voranzugehen – alles auf der Grundlage des mystischen Gesetzes.
Wenn wir mit diesem Geist von “Glaube manifestiert sich (soku) im täglichen Leben” praktizieren, ist unser Leben mit den sieben Arten von Juwelen geschmückt. Das ist der Weg, um wahren und ewigen Reichtum anzusammeln.
Saito: Diese Schätze beziehen sich nicht nur auf den Glauben, sondern sie sind für alle Menschen auch wichtige Bedingungen der Humanität, die allgemein hochgehalten werden.
Präsident Ikeda: Glauben auszuüben bedeutet, das richtigste Leben zu führen. Weisheit zu erlangen bedeutet, das tiefste Verständnis der menschlichen Natur zu gewinnen.
Der Schatzturm existiert im menschlichen Leben – es in diesen Begriffen zu verstehen bedeutet, über unsere scheinbaren Unterschiede hinaus zu blicken und die Würde des menschlichen Lebens selbst zu erkennen. Der Grund dafür ist, dass es auf der tiefsten Ebene des Lebens weder oben noch unten gibt.
Jeder besitzt gleichermaßen Leben. Auf dieser Ebene des Lebens gibt es keine Unterschiede von Geschlecht, Hautfarbe oder Rasse. Es gibt keine Diskriminierung aufgrund von Reichtum oder gesellschaftlicher Stellung. Jeder ist gleich.
Sich auf den Schatzturm zu gründen, könnte man sich daher als Begründung einer Anschauung der Würde des Lebens der absoluten Gleichheit vorstellen. Es ist wahrer Humanismus.
Endo: “Unabhängig von gesellschaftlicher Stellung” sagt der Daishonin zu Abutsu-bo, was bedeutet, dass alle Lebewesen gleichermaßen unendlich verehrungswürdig sind.
Präsident Ikeda: Wer andere diskriminiert, verletzt die Würde seines eigenen Lebens. Wenn wir andererseits das Leben anderer wertschätzen, wird unser eigener Schatzturm auch strahlen. Suda: Das ist der Geist der untrennbaren “Einheit von Selbst und anderen (Jita-funi)”.
Sie mögen wohl gedacht haben, dass Sie dem Schatzturm des Tathagata „Viele Schätze (Taho)“ Geschenke darbringen, jedoch ist das nicht der Fall, sondern Sie bringen sie Ihrem eigenen Leben dar. Auch Sie sind selbst der Tathagata (Buddha) der ursprünglichen Erleuchtung, der in sich die drei Körper offenbart.
„Die drei Körper“ weisen auf die drei Körper des Buddhas hin. Sie sind Dharma-Körper (Ho’sshin), Körper der Weisheit (Ho-shin) und Manifester Körper (O-jin). Der „DharmaKörper (Ho’sshin)“ bezieht sich auf die Wahrheit, die der Buddha offenbart. Er ist die Eigenschaft des Buddhas selbst, der das Gesetz des Universums sowie die Wahrheit verkörpert. Der „Körper der Weisheit (Ho-shin)“ weist auf die Weisheit, die universelle Wahrheit zu manifestieren, sowie auf die manifeste Wirkung des Buddhas, der sich mit dem Gesetz des universalen Lebens identifiziert. „Der manifeste Körper (O-jin)“ ist die physische Form beziehungsweise die Funktion des Buddhas, der auf der Erde mit tiefem Mitgefühl (Jihi) erscheint, um alle Lebewesen zu retten.
„In sich die drei Körper zu offenbaren“ heißt, dass die drei Körper nicht voneinander getrennt, sondern in dem Körper des Buddhas vollständig existieren. „Die ursprüngliche Erleuchtung (Hongaku)“ bedeutet, dass der Buddha ursprünglich – in der Zeit ohne Anfang und ohne Ende – erleuchtet ist, und steht weiter im Gegensatz zu „der primären Erleuchtung (Shi-gaku)“, wenn erläutert wird, dass Shakyamuni seine Erleuchtung zum ersten Mal in Indien erlangte. Der „Buddha der primären Erleuchtung“ ist derjenige, der durch die streng asketische Ausübung des Buddhismus einen Zweifel nach dem anderen oder eine Begierde nach der anderen bezwang und schließlich zu der Erleuchtung gelangte. Im Gegensatz dazu ist der „Buddha der ursprünglichen Erleuchtung“ derjenige, der seit der unendlichen Zeit erleuchtet ist. Das weist auf das Prinzip des Buddhismus Nichiren Daishonins hin, dass alle gewöhnlichen Sterblichen (Bonpu) identisch (Soku) mit dem Buddha (Hotoke) sind. Dies gilt im allgemeinen für alle Lebewesen, jedoch im spezifischen oder im besonderen für den ursprünglichen Buddha, der in sich diese drei Körper seit der unendlichen Zeit offenbart. Dementsprechend verbindet und vereinigt sich unser Leben in seiner Urquelle mit dem Leben des Buddhas.
Hier versichert der Daishonin, dass Abutsu-bo, der bis dahin wohl dachte, er mache dem Daishonin, Ausübenden des Lotos-Sutras, Geschenke, was die Gaben und Spenden an den Schatzturm des Taho-Buddhas, den Gohonzon, bedeutet, jedoch in Wirklichkeit seinem eigenen Leben Geschenke darbringt. Das heißt, dass unser Leben durch den Nutzen der Darbietung von Spenden als „Buddha der ursprünglichen Erleuchtung, der in sich die drei Körper offenbart,“ manifest wird.
Glauben Sie fest daran und rezitieren Sie Nam-Myoho-Renge-Kyo! Dann ist der Ort, an dem Sie sich befinden, identisch mit dem Ort des Schatzturms.
Überall, wo wir wohnen und leben – Arbeitsplatz, Familie, Gesellschaft usw. – sind eigentlich die Orte der Zeremonie und der Zusammenkunft, sowie es im Lotos-Sutra dargestellt wird. Sie sind die Orte, die sich zum Land des Buddhas verwandeln. Hier wird klar und unmissverständlich erläutert, dass wir alle, die den Gohonzon beibehalten, nach dem Prinzip der „untrennbaren Einheit vom Subjekt und seiner Umgebung (Esho-funi)“ die Möglichkeit haben, aktiv daran zu arbeiten, um unsere gegenwärtige Umgebung zum glänzenden Ort des Schatzturms, nämlich zur friedvollen Gesellschaft zu verändern, in der alle Menschen ihr glückliches Leben aufbauen können.
Das Erscheinen des mit den sieben Arten von kostbaren Juwelen geschmückten, strahlenden Schatzturms drückt aus, dass jeder einzelne Mensch mit seiner Existenz weder wertlos noch ohnmächtig ist. Das ist ferner ein Ausdruck, dass wir unsere Gesellschaft, selbst wenn sie im Moment voller Chaos und Widersprüchen erfüllt ist, kraftvoll verändern können. Die feste Entschlossenheit jedes einzelnen Menschen kann alles zum positiven ändern.
Präsident Ikeda: Nichiren Daishonin lehrt:
“Der Schatzturm ist (soku) alle Lebewesen, und alle Lebewesen sind (soku) die Gesamtheit von Nam-Myoho-Renge-Kyo.” (Japanische Gosho, Seite 797)
Das ist die Perspektive des Kapitels „Erscheinen des Schatzturms“. Wir erkennen den Schatzturm in unserem Leben, und wir erkennen den Schatzturm im Leben anderer Menschen. Und wir arbeiten dafür, den Ort, an dem wir leben, sowie die Erde, mit Wäldern von Schatztürmen feierlich zu schmücken.
Errichten wir in unseren Gemeinden “Schatztürme von Kosen-rufu”. Hinterlassen wir alle ein ewiges goldenes Monument persönlicher Leistungen. Schmücken wir unser Leben, indem wir uns mit dem Geist “hier werde ich meinen Schatzturm errichten” herausfordern.
Shakyamuni erklärte das Lotos-Sutra, um sein Leben großer Kämpfe krönend abzuschließen. Und der Schatzturm erschien erstmals als Antwort auf Shakyamunis unermüdliche Bemühungen und Einsätze mit der Entschlossenheit „ich werde das mystische Gesetz verbreiten“.
Tathagata „Viele Schätze (Taho-Nyorai)“ erschien, um ihn zu unterstützen und Shakyamunis Emanationen, die Buddhas aus den zehn Richtungen des Universums, versammelten sich um ihn. Hinter all dem standen Shakyamunis unermüdliche Kämpfe und tiefe Entschlossenheit für Kosenrufu.
Nur dadurch, dass wir für Kosen-rufu handeln, erscheint der Schatzturm. Das ist keine theoretische Angelegenheit; es ist ein direkter Kampf mit der Realität, ein ernster Kampf um Sieg oder Niederlage bei der Überwindung großer Hindernisse. Durch einen solchen Kampf kann unser eigenes Leben mit den sieben Arten von Juwelen “Hören“, „Glauben“, „Gebot“, „Stabilität“, „Voranschreiten“, „Ablegen“ und „Scham“ geschmückt strahlen.
21. Teil der Reihe von Diskussionen zwischen SGI-Präsident Ikeda und den Verantwortlichen der Soka Gakkai Highschool-Abteilung, Hidenobu Kimura (JMA) und Kazue Igeta (JFA).
Kimura: In diesem Teil unserer Diskussion möchten wir über die Rolle und Funktion der Soka Gakkai Organisation sprechen. Jemand hat mich gefragt: „Warum haben wir eine Organisation? Ist irgend etwas falsch an Leuten, die individuell arbeiten?“ Jemand anderes kommentierte: „Ich mag Gruppenaktivitäten nicht, deshalb ist mir das Wort Organisation unbehaglich.“
Igeta: Viele Mitglieder haben ihre Freude darüber ausgedrückt, Teil einer solch mitfühlenden Gruppe, wie es die Soka Gakkai ist, zu sein. An einer Versammlung zum Gedenken des 5. Mai diesen Jahres, dem Tag der Nachfolger der Soka Gakkai, haben Sie die Äußerung des zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda, zitiert, der gesagt hat, die Soka Gakkai „ist die Organisation für Kosen-rufu - kostbarer als mein Leben“. Wir alle waren von diesen Worten sehr bewegt, und viele von uns haben ihren Entschluss erneuert, diese Organisation zu hüten und zu beschützen,.
Kimura: Die meisten der Mitglieder der Highschool-Abteilung waren, solange sie sich erinnern können, Mitglieder der Soka Gakkai. Die Einstellungen der einzelnen Personen unterscheiden sich, abhängig von ihren persönlichen Erfahrungen und Umständen.
Ikeda: Das Wort ‘Organisation’ beschwört wahrscheinlich für manche Leute bestimmte Bilder herauf, aber tatsächlich ist alles in dieser Welt auf irgend eine Art organisiert. Ein einziger menschlicher Körper besteht schon aus über sechzig Billionen Zellen, die alle harmonisch zusammenarbeiten. Das ist eine unglaublich effiziente Organisation. Da gibt es all diese Zellen, und sie sind keineswegs wahllos zusammengestellt. Jede Zelle hat ihre eigene ganz bestimmte Aufgabe. Manche vereinen sich zu Muskeln, andere formen Nerven und andere wiederum unser Blut. Der Körper arbeitet als ein Ganzes, weil jede dieser Zellen ihre einzigartige Aufgabe in Einklang mit den anderen erfüllt.
Kimura: Es ist wirklich eine vereinte Bemühung.
Ikeda: Ja. Koordination ist sehr wichtig. Überall ist eine gute Organisation nötig. Dies gilt nicht nur für Menschen. Alles Leben funktioniert auf eine organisierte Art. Angefangen vom winzigsten Plankton bis zum größten Wal, alle Lebensformen unseres Planeten sind organisierte Wesen, Organismen. Selbst die Moleküle, aus denen diese Organismen zusammengesetzt sind, enthalten eine organisierte Struktur von Atomen. Unser Planet ist ebenfalls eine große Organisation, in der alle Arten von fühlenden und nicht fühlenden Wesen, Tiere, Pflanzen und natürliche Rohstoffe gemeinsam existieren, um eine zusammenhängende Welt zu formen.
Igeta: Aus dieser Perspektive ist auch das Universum eine Organisation.
Ikeda: Ja. Das stimmt. Die Erde ist Teil einer Organisation, die als das Sonnensystem bekannt ist. Dies ist Teil der Galaxie, die als Milchstraße bekannt ist. Und diese selbst ist ein größeres System, das etwa zweihundert Milliarden Sterne, die unserer Sonne gleichen, einschließt. Wenn mehrere Galaxien sich verbinden, formen sie Galaxieschwärme oder Superschwärme . Das Universum ist eine Ansammlung von unendlich vielen solcher Schwärme. Wenn wir einen Brief an ein Wesen schicken wollten, das auf einem anderen Planeten lebt, müsste unser Absender etwa so lauten: Planet Erde, Sonnensystem Arm des Orion, Milchstraße Örtliche Galaxie-Gruppe, lokaler Superschwarm Universum. Die menschliche Gesellschaft ist genauso organisiert. Länder, Städte, Kleinstädte, Dörfer, Unternehmen und Schulen, alle sind sie Organisationen. Dies liegt daran, dass enge Teamarbeit und Interaktion für sie nötig sind, um effektiv zu funktionieren. Das gleiche gilt für den Sport. Eine Fußballmannschaft ist eine Organisation. Und selbst bei Individualsportarten wie dem Tennis, Judo oder Fechten, kann das Üben und Wetteifern mit anderen in einem Verein für den Zweck hilfreich sein, die eigenen Fähigkeiten zu polieren und ein Gewinner zu werden. Enge Zusammenarbeit mit Trainern, Ernährungsfachleuten und anderen kann ebenso unentbehrlich für den Erfolg sein. Alles ist organisiert. Wenn ein Paar sich zusammen tut, um eine Familie zu gründen, dann formen sie auf natürliche Weise eine Organisation. Dann gibt es den unsichtbaren organisatorischen Rahmen, welchen wir in unserer Gemeinschaft finden, wo Kommunikation ein entscheidender Schlüssel im Aufrechterhalten guter Beziehungen mit Freunden und Nachbarn geworden ist. Ihr seid auf irgendeine Weise mit dem, was euch umgibt, verbunden, mit der Gesellschaft, der Schule, euren Familien usw. Jeder ist Teil irgendeiner Organisation. Niemand in der heutigen Welt, außer vielleicht einem Einsiedler, der irgendwo auf einem entlegenen Berg lebt, ist von dieser Tatsache ausgenommen. Wenn wir danach streben, ein großes Ziel zu erreichen oder uns zu entwickeln, damit wir etwas Großes vollbringenistes ganz natürlich, dass irgend eine Form der Organisation essentiell ist. Die Soka Gakkai ist eine Organisation, die daran arbeitet, das große Ziel von Kosen-rufu zu verwirklichen, das Erringen von Frieden und Glück für die gesamte Menschheit, basierend auf den Prinzipien und der Philosophie des Buddhismus Nichiren Daishonins. Solch ein Ziel kann nicht durch eine einzige Person erreicht werden. Es wird nur dann möglich, wenn Menschen in verschiedenen Sphären der Gesellschaft zusammen kommen, sich zu einer zusammenhaltenden Kraft organisieren und für das Erreichen dieses Ziels arbeiten. Nichiren Daishonin hatte die sechs älteren Priester an seiner Seite, und Shakyamuni hatte zehn HauptSchüler. Auch diese kann man als Organisation betrachten. Beide, der Daishonin und Shakyamuni, formierten ein Netzwerk oder eine Organisation, durch welche sie sich bemühten, die Lehren des Buddhismus zu verbreiten, während sie ihre Anhänger ausbildeten und beschützten.
Kimura: Also dienen Organisationen einem Zweck.
Ikeda: Genau. Aber es ist wichtig zu beachten, dass es sowohl gute als auch schlechte
Organisationen gibt. Eine Organisation, die den Menschen Leid zufügt und sie auf den Weg der Zerstörung führt, ist nichts als schlecht Die Kriegsmaschinerie des militaristischen Japan und NaziDeutschlands während des Zweiten Weltkrieges waren genau so. Im Gegensatz dazu ist eine Organisation, die versucht, Beziehungen zwischen den Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern, die für eine positivere, konstruktivere Richtung für die Menschheit arbeitet, eine würdevolle und ehrbare Organisation. Die SGI ist eine solche Organisation.
Igeta: Die Welt der Soka Gakkai ist eine, in der sich die Menschen gegenseitig mit Wärme ermutigen. Ein Mitglied der Highschool-Abteilung in Saitama bemühte sich, ein Mitglied, das aufgehört hatte, zur Schule zu gehen, zu unterstützen und zu ermutigen. Am Anfang weigerte sich die Person, der sie helfen wollte, sie zu sehen, wenn sie sie besuchen wollte. Also fing sie an, Briefe über die Schule zu schreiben, über ihre Interessen und Hobbys und auch über den Glauben und die Ausübung. Sie schrieb immer wieder, und ein Jahr später bekam sie schließlich Antwort, in dem sie erfuhr, dass das Mitglied, obgleich sie die Schule nicht mehr besuchte, jeden Tag weiter gechantet hatte und die junge Frau auch bat, ihren Briefwechsel fortzusetzen. Mit Tränen in den Augen erzählte mir diese junge Frau von der tiefen Freude, die sie fühlte, zu wissen, dass ihre ernsthafte Sorge angekommen war. Durch den Geist des Mitglieds bewegt, ihre Probleme herauszufordern und sich nicht von ihnen unterkriegen zu lassen, entschloss sie sich um so mehr, weiter zu wachsen und sich zu verbessern .
Ikeda: Das ist wundervoll. Die Organisation der SGI entstand natürlicherweise aus diesem Geist, der Einstellung irgendwie eine andere Person zu ermutigen, den Wunsch zu hegen, andere glücklich werden zu lassen. Die SGI erschien nicht zuerst und füllte sich dann mit Menschen. Die Menschen begannen, untereinander Bande zu schmieden und dann verbreiteten sich diese Bande der Freundschaft und gebaren so auf natürliche Art die Soka Gakkai. Aus diesem Grund müssen wir uns darüber bewusst sein, dass die Organisation für die Menschen existiert. Die Menschen existieren nicht für die Organisation. Bitte vergesst niemals diesen Punkt. Ich hoffe, ihr lebt eure Leben, um die zuverlässigsten Freunde und Unterstützer für jene zu sein, die leiden oder in Not sind. Und ich hoffe, ihr werdet die Soka Gakkai hegen, eine Organisation von und für die Menschen, dass ihr sie verehren werdet, sie unterstützt und für ihre Entwicklung arbeitet. Dieses ist meine tief empfundene Bitte an euch.
Igeta: Chiharu Ota, die Verantwortliche für die jungen Frauen in der Highschool-Abteilung in der Chubu Region, erklärte ihre Dankbarkeit für die Soka Gakkai. Sie sagte: „Durch meine Aktivitäten in der Soka Gakkai ist es mir möglich, meine Schwächen herauszufordern. Ich fühle der Organisation gegenüber enorme Dankbarkeit, weil ich von einer Person, die durch ihre eigenen Probleme überwältigt war, zu einer Person geworden bin, die aufrichtig um das Wohlergehen ihre Freunde besorgt ist und für deren Glück chantet.“
Kimura: Kazuhiro Kawakami, der Verantwortliche für die jungen Männer in der HighschoolAbteilung in der Fukui-Präfektur, war einer der Menschen, die in den Nachwirkungen des Großen Hanshin Erdbebens, das Kobe, Osaka und die Insel Awaji am 17. Januar 1995 getroffen hatte, Hilfsgüter per Lastwagen lieferten. Wegen des Unglücks arbeiteten viele Jugendabteilungsmitglieder unermüdlich die ganze Nacht, und verteilten die unzähligen gespendeten Hilfsgüter, wie Decken und Handwärmer an die Erdbebenopfer in den betroffenen Gebieten. Die Hilfsgüter waren aus ganz Japan zu den lokalen Soka Gakkai Gemeindezentren in Osaka und Kobe geliefert worden. Diese Episode, bemerkte Herr Kawakami, prägte ihm tief die unvergleichliche Stärke der Soka Gakkai Organisation ein, eine Körperschaft von gewöhnlichen Menschen, vereint in einer gemeinsamen Sache.
Ikeda: Weil diese jungen Menschen in ihrem Betreben, zu tun, was immer sie tun konnten, um zu helfen, vereint waren, war es ihnen möglich, einen großen Beitrag zu leisten. Unsere Organisation existiert, um solch menschliche Güte zu mobilisieren, den Wunsch der Menschen, anderen zu helfen und ihnen Gutes zu tun, um ihnen zu nutzen, um Werte zu erschaffen. Man könnte sagen, dass die Soka Gakkai eine Gruppe oder ein Organismus ist, die Form annahm und spezifisch zum Leben erweckt wurde, um das grundlegend Gute in den Herzen der Menschen zusammenzubringen, es weiter zu entwickeln und es zu stärken. Ohne die Organisation gäbe es keinen Zusammenhalt oder keine Ordnung in unseren Bemühungen. Eine Organisation, die dem Guten gewidmet ist, erweitert die Kapazität der Menschen, für das Gute zu arbeiten und fördert unbegrenztes Wachstum und Selbstverbesserung. Sie behindert nicht den Fortschritt der Menschen oder führt sie auf den falschen Weg. Sie unterstützt die Selbstverbesserung der Menschen, indem sie sie auf einen sicheren Kurs zu Glück und persönlichem Wachstum setzt. Aus dieser Absicht heraus existiert unsere Organisation. In diesem Sinne ist die Organisation ein Mittel. Das Ziel ist, dass die Menschen glücklich werden.
Kimura: Millionen von Menschen in Japan und auf der ganzen Welt erklären ohne Zögern, dass sie wegen der Organisation einen Weg gefunden haben, um wahrhaft glücklich zu werden.
Ikeda: Die Soka Gakkai ist eine wundersame Organisation. Es gibt ohne Zweifel keinen anderen Bereich, der so rein, aufrichtig, warm und schön ist. Da ihr jung seid, seid ihr euch der harschen und hässlichen Seite der Gesellschaft vielleicht noch nicht bewusst und wertschätzt daher vielleicht nicht völlig, wie großartig diese Organisation ist. Aber lasst mich euch versichern, es gibt keine andere wie diese. Ungefähr so lange, wie es unsere Organisation gibt, wurden unsere Mitglieder, auch eure eigenen Mütter und Väter, die praktizieren, eingeschlossen, von arroganten Leuten beleidigt und lächerlich gemacht, während sie mit unglaublicher Geduld und Kraft daran gearbeitet haben, um dieses Schloss von Menschen zu bauen. Es gibt Menschen, die unsere Organisation kritisieren und angreifen. Aber sind sie es, die andere lehren werden, wie man das absolute Glück erreicht? Nein, sie sind es nicht. Jene, die dies erkannt haben, ermutigten einander, glücklich zu werden und kamen zusammen, um denen zu helfen, die leiden. Und das Ergebnis ist die Soka Gakkai. Dies ist eine höchst erhabene und hehre Tatsache. Die Organisation ist eine Kristallisierung von wahrer Demokratie, von Menschenhand für Menschen gemacht. Sie ist die einzige Gesellschaft, welche die Verbreitung des Buddhismus Nichiren Daishonins, der den höchsten Wert auf die Würde des Menschen legt, weit und breit ausführt. Sie ist die Sonne der Hoffnung für die gesamte Menschheit. Deshalb erklärte Präsident Toda, dass die Organisation der Soka Gakkai wertvoller als sein Leben ist. Ich fühle genauso.
Igeta: Manche Menschen haben den Eindruck, dass das Beitreten zu einer Organisation bedeutet, ihre Freiheit oder ihre Identität zu verlieren, aber die Soka Gakkai ist überhaupt nicht so.
Ikeda: Es gibt sehr wohl Organisationen, die die Menschen ihrer Freiheit und ihrer Identität berauben. Solche Organisationen beuten die Menschen aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Dies ist ein negativer Aspekt, den Organisationen haben können. Jedoch, obwohl ihr Organisationen vielleicht nicht mögt, ist das alleine bleiben wirklich ein Zeichen von Freiheit? Könnt ihr garantieren, dass ihr euch selbst dennoch nicht aus den Augen verlieren werdet? Das ist schwer zu sagen. Wahre Freiheit bedeutet nicht, selbstsüchtig zu leben und alles zu tun, was ihr möchtet; es bedeutet, auf dem korrekten Weg im Leben zu reisen. Die Erde, beispielsweise, dreht sich um die Sonne. Wenn sie nur ein wenig von ihrer Umlaufbahn abschweifen würde, würde dies eine Katastrophe bedeuten. Ein Raumfahrzeug kann, wenn es den korrekten Kurs nimmt, den weiten Kosmos durchfahren und sein Reiseziel erreichen. Dies ist die Bedeutung wahrer Freiheit. Kimura: Wenn wir von der rechten Umlaufbahn abweichen, könnten wir ‚verloren im Weltall‘ landen.
Ikeda: Das stimmt. Der Sport hat auch seine festgesetzten Regeln. Es gibt bestimmte Arten, Dinge zu tun. Bedeutet diese Regeln für die eigene Annehmlichkeit zu brechen, Freiheit? Ich denke nicht. Die eigenen Fähigkeiten und die eigene Kraft voll zu nutzen, während man die Regeln des Spieles befolgt, ist wahre Freiheit. Ohne ein Ziel oder ohne eine Absicht zu leben, alles zu machen, was einem passt, wann immer es einem passt, lässt das Leben rücksichtslos, sogar destruktiv werden. Unsere Organisation ist von großer menschlicher Vielfalt. Dies dient als eine Anregung für unser persönliches Wachstum. In vielen Sportarten ist es schwer, ein genaue Vorstellung vom eigenen wahren Stand oder der wahren Fähigkeit zu bekommen, wenn man nur alleine trainiert oder übt. Wir entwickeln uns und wachsen durch den Kontakt mit vielen anderen Menschen. In Japan sind die Bergkartoffeln, die als ‚taros‘ bekannt sind, rauh und schmutzig bei der Ernte, aber wenn sie in ein Becken mit fließendem Wasser gelegt werden und gegen einander gerieben werden, schält sich die Haut weg und hinterlässt die Kartoffeln glänzend und sauber und bereit zum Kochen. Es ist wahrscheinlich unangebracht, Menschen mit Kartoffeln zu vergleichen, aber mein Standpunkt ist, dass der einzige Weg für uns, unseren Charakter zu feilen und zu polieren durch unsere Interaktionen mit anderen ist. Unabhängig zu sein, ohne andere zu sehen oder an andere denken zu müssen, scheint vielleicht sehr bequem und mühelos, aber ihr werdet euch in einer Welt gefangen finden, die furchtbar klein und begrenzt ist. Durch das Vermeiden, einer Gruppe oder Organisation anzugehören, beraubt ihr euch selbst des Kontaktes mit vielen Menschen und am Ende bleibt ihr mit der Frage zurück, was die Bedeutung eurer Existenz ist. Eine Gesellschaft ohne eine wie auch immer geartete Organisation wäre chaotisch und ungeordnet; es gäbe Selbstjustiz, bei der jeder macht, was er will, ungeachtet der Folgen. Sie wäre wie ein Schiff, das ohne einen Kompass aufs Meer segelt, entweder wird es seinen Weg verlieren oder zerstört werden. Im Bereich der buddhistischen Praxis bitte ich euch dringend, wenigstens einen Freund mit Erfahrung im Glauben zu finden, dem ihr vertraut, bei dem ihr euch behaglich fühlt, alles zu besprechen. Präsident Toda gab denselben Ratschlag.
Igeta: Yuko Nakaniwa, die Verantwortliche für die Schülerinnen der Highschool-Abteilung der Shikoku Region, erzählte mir, wie nervös und ängstlich sie war, als sie nach Tokio zog, wo sie ihr erstes Jahr an der Universität anfing. Die damalige Verantwortliche für die jungen Frauen besuchte sie trotz ihres eigenen engen Terminplanes häufig. Frau Nakaniwa sagte, dass sie mit dieser Person über alles reden konnte und bemerkte, dass Begegnungen mit solchen Mitgliedern, die schon länger mit dem Glauben leben, einer der größten Schätze der Welt sind. Ich persönlich werde niemals die warmherzigen Ermutigungen solcher Freunde im Glauben vergessen, die für mich da waren, als ich eine schwere Zeit hatte, mit Zulassungsprüfungen der Universität zu ringen hatte oder wenn ich einem Problem gegenüberstand.
Ikeda: Persönliche Beziehungen mit Menschen zu entwickeln, denen ihr vertrauen könnt, ist wichtig. Obwohl wir den Ausdruck Organisation benutzen, ist sie eigentlich eine Ansammlung von Banden zwischen Individuen. Und dies ist der Grund, warum die Soka Gakkai in der Vergangenheit jedes Mitglied uneingeschränkt geschätzt und unterstützt hat und dies auch in Zukunft tun wird. Dies zu vergessen, würde zu einer Organisation führen, die Menschen nötigt und unterdrückt.
Kimura: Manche sagen, sie brauchen die Organisation nicht, um ihre buddhistische Praxis aufrecht zu erhalten. Sie sagen, sie können das auf eigene Faust tun.
Ikeda: Taatsächlich ist es nicht einfach, dies zu tun. Und selbst wenn man den Buddhismus alleine praktizieren könnte, würde es zu einer selbstbezogenen Praxis führen, zum Gebet mit wenig Handlung. Selbst wenn es euch mit der Praxis alleine gut ginge, was ist beispielsweise mit den anderen? Nichiren Daishonin lehrte seine Schüler im Geiste des ‘viele Körper, ein Geist’ (Itai Doshin) zu verfahren. Dies war seine klare Führung. Wahre Ausübende des Buddhismus Nichiren Daishonins sind diejenigen, die in genauem Einklang mit seinen Lehren handeln. Zeitgemäß ausgedrückt bedeutet ‘viele Körper, ein Geist’ ‘eine Organisation’. ‘Viele Körper’ bedeutet, dass jede Person sich von anderen Personen unterscheidet, dass die Menschen in ihren Erscheinungen verschieden sind: gesellschaftliche Stellung, Lebensumstände und individuelle Aufgaben. Aber ihre Herzen sollten eins sein; alle Menschen sollten im Glauben in ‘einem Geist’ vereint sein. Auf der anderen Seite, wenn man die Situation von ‘viele Körper, unterschiedlicher Geist’ (Itai Ishin) hat, wird es keine Einheit in der Absicht geben. Zusätzlich bedeutet das Konzept von ‘ein Körper, ein Geist’ (Dotai Doshin), dass Menschen zur Einförmigkeit genötigt sind, dazu gemacht werden, gleich zu denken, auszusehen und zu handeln. Dies ist wie im Faschismus, in welchem die Menschen keine Freiheit besitzen; es führt letztendlich nur zu einem Zustand von ‘ein Körper, unterschiedlicher Geist’ (Dotai Ishin), in welchem die Menschen an der Oberfläche die Erscheinung abgeben, als seien sie vereint und würden sich dem selben Ziel widmen, aber in Wahrheit nicht mit diesem Ziel in ihren Herzen vorwärtsgehen.
Kimura: Also besteht die beste Art von Organisation aus Mitgliedern, die sich von einander unterscheiden, aber vereint sind in der Absicht, ein gemeinsames erhabenes Zieles teilen. Mit anderen Worten: eine Organisation, die den Geist von ‘viele Körper, ein Geist’ veranschaulicht.
Ikeda: Ja. ‘Viele Körper’ bedeutet, jedem Individuum zu erlauben, seinem oder ihrem einzigartigen Potential und seine oder ihre Individualität voll ausleben zu lassen. ‘Ein Geist’ bedeutet, dass alle auf der Grundlage des Glaubens arbeiten, das gleiche Ziel und die gleiche Absicht teilen. Dies ist wahre Einigkeit. ‘Viele Körper, ein Geist’ kann mit einem Bambushain verglichen werden, in dem jeder Bambushalm unabhängig sprießt, dennoch sind seine Wurzeln fest verflochten und unter der Erde verbunden. Die Welt des Glaubens ist genauso: weil wir im gleichen Glauben wurzeln, weil wir im gemeinsamen Geist eine gemeinsame Absicht teilen, kann jeder von uns sich unbegrenzt entwickeln, mit seiner oder ihrer persönlichen Entwicklung und Fortschritten nach dem Himmel greifen. Wahre Einigkeit wird erreicht, wenn jede Person die Stärke besitzt, alleine zu stehen, die Überzeugung und Kraft besitzt, um fortzuschreiten, selbst wenn man der oder die einzige ist. Gegenseitige Abhängigkeit ist nicht die Lösung. Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse und kreist um die Sonne. Dies erlaubt es dem Sonnenlicht, den gesamten Planeten im Licht zu baden und bringt so das Leben zum Gedeihen. Auch wir beteiligen uns an einer bestimmten achsengleichen Umdrehung, wenn wir für uns alleine praktizieren, indem wir Gongyo machen und Daimoku chanten. Unsere Beziehung und Interaktion mit anderen und mit der Gesellschaft bildet dann unsere orbitale Umdrehung, wie die der Erde um die Sonne. Die Drehung um die eigene Achse und ihre Umdrehung um die Sonne, stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Dies ist ein universales Gesetz. Die Funktion unserer Organisation ist ähnlich, uns zur gegenseitigen Ermutigung zu befähigen und zu unterstützen, so dass wir alle eine ‘Drehung um die eigene Achse’ durch unsere persönliche Praxis bewirken und unsere weitere ‘orbitale Umdrehung um die Sonne" des Arbeitens für und mit anderen aufrechterhalten. Dadurch wenden wir uns niemals von der ‘Umlaufbahn des Lebens’ ab.
Igeta: Es ist traurig zu denken, dass es in unserer wundervollen Organisation noch Menschen gibt, Verantwortliche eingeschlossen, die aufhören zu praktizieren.
Ikeda: Ich hoffe, ihr alle werdet diejenigen übertreffen, die ihren Mut verloren haben und ihren Glauben verloren haben, das Vertrauen der Mitglieder verraten haben. Andere Menschen sind andere Menschen; ihr seid ihr. Wichtig für euch ist es, selbst zu einer aufrichtigen Person heran zu wachsen, und euch niemals von jenen beeinflussen lasst, die ihren Mitgliedern ihre Rücken zukehren würden. Selbst in der Zeit des Daishonin ließen zahlreiche Anhänger ihren Glauben im Stich, und nach seinem Tode verließen ebenfalls viele Priester, die unter Nikko Shonin, seinem direkten Nachfolger, praktizierten, die Lehren des Daishonin. Selbst jene, die von den Laiengläubigen als ehrwürdige Priester verehrt wurden, gaben ihren Glauben auf. Auch in der Soka Gakkai haben die meisten Verantwortlichen ihren Glauben schnell aufgegeben, als Präsident Makiguchi dafür inhaftiert wurde, dass er sich gegen den japanischen Militarismus während des Zweiten Weltkrieges aussprach. Und selbst in den Tagen von Präsident Toda gab es viele Mitglieder, die ihre Praxis einfach aufgaben, weil sie sich um den negativen Ruf der Soka Gakkai sorgten, der wegen ihrer umfassenden und schnellen Entwicklung zunahm. Jene, die ihr ganzes Leben hindurch in ihrer buddhistischen Praxis durchhalten, sind wahre Anhänger von Nichiren Daishonin. Jene, die den Gohonzon annehmen und ihre Praxis niemals abbrechen, egal welche Schwierigkeiten bevorstehen, sind die wahren Schüler des Daishonin. Dies beschreibt exakt die Mitglieder der Soka Gakkai. Verglichen mit der Vergangenheit sind die Menschen sehr selbstzentriert, unverantwortlich und undiszipliniert geworden. Den unentwegten Einsatz der eigenen buddhistischen Praxis in diesem Zeitalter der Richtungslosigkeit beizubehalten, ist wahrhaft nobel. Es gibt einige, die ihre Praxis aufgegeben haben, beeinflusst durch die überwältigende Menge an Kritik, die unserer Organisation entgegen geschleudert wurde. Aber Nichiren Daishonin erklärte, dass unser Glaube nicht wie das Feuer sein sollte, das in einem Moment aufflackert und im nächsten Moment ausbrennt, sondern, dass er eher wie das Wasser sein sollte, welches sich unaufhörlich vorwärts bewegt. Wichtig ist es, einen Glauben zu haben, der stark genug ist, um weiterhin Daimoku zu chanten und Kosen-rufu zu fördern, egal was unsere Umgebung, unsere Umstände oder der Zustand der Gesellschaft sind.
Igeta: Eine Schülerin sagte, dass sie äußerst enttäuscht war, als sie bestimmte Verantwortliche, die schon länger praktizieren, getroffen hat, die sehr arrogant und voll von ihrer eigenen Wichtigtuerei waren.
Ikeda: Präsident Toda schimpfte arrogante Verantwortliche und jene, die versuchten, die Soka Gakkai für persönlichen Gewinn oder Genugtuung zu benutzen, heftig aus. Er sagte, dass Verantwortliche sich selbst als Diener der Mitglieder verstehen sollten, und dass arrogante oder hochmütige Verantwortliche aus der Organisation hinausgeworfen werden sollten. Die Verantwortlichen sind dazu da, den Mitgliedern zu dienen. Es ist ihre Aufgabe, für das Glück der Mitglieder zu arbeiten. Ein Leiter, der diese Verantwortung vergessen hat, hat schon den wesentlichen Funken des Glaubens verloren und steuert auf eine sinkende Spirale in Richtung Aufgabe seiner oder ihrer Praxis insgesamt zu. In der Soka Gakkai geht es nicht um vertikale Beziehungen zwischen Verantwortlichen und Mitgliedern. Ein Leiter ist lediglich jemand, der oder die Verantwortung übernimmt und eine zentrale Rolle darin spielt, die Dinge zusammen zu halten. Führungspositionen in der Organisation sind schließlich nur eine Anhäufung ausgedachter Titel. Entscheidend ist der Glaube. Egal welche Führungsposition man besetzen mag, ohne Glauben wird es keinen Nutzen geben. Es ist das genauso, als ob man seine Praxis aufgeben würde. Solche Leiter nutzen die Soka Gakkai und den ernsthaften Glauben der Mitglieder nur aus. Der Daishonin würde solche eine Person sicherlich verurteilen.
Igeta: Was würden Sie jemandem sagen, der fragt, ob es nötig ist, an Versammlungen teilzunehmen, die ganz klar nur aus Formalitätsgründen gehalten werden, im Gegensatz zu Versammlungen, die wahre Substanz und einen positiven Wert haben?
Ikeda: Ich fühle mit allen, die an Versammlungen teilnehmen, denen es an Substanz fehlt oder von einer selbstgefälligen oder anmaßenden Figur geleitet werden. Die Verantwortung dafür liegt natürlich auf den Schultern jener, die an der Planung und Vorbereitung der Versammlung beteiligt sind. Dennoch ist es wichtig, sich zu erinnern, dass alles von euch abhängt. Wenn ihr entschlossen seid, alles was ihr könnt, aufzunehmen, werdet ihr höchstwahrscheinlich von jeder Versammlung, an der ihr teilnehmt, etwas lernen. Wenn ihr die Bemühung macht, an einer Versammlung teilzunehmen, aber nach Hause zurückkehrt, ohne etwas gewonnen zu haben, wäre das euer Verlust. Zusätzlich werdet ihr, wenn ihr mal an der Planung einer Versammlung beteiligt ward, lernen, dass es leicht ist zu kritisieren, aber eine ganz schöne Herausforderung, eine inspirierende Versammlung zu halten. Das Wichtigste ist: wenn ihr das Gefühl habt, dass die Organisation oder die Versammlungen, die ihr besucht, langweilig und unproduktiv sind, dann bemüht euch selbst, die Dinge zu ändern. Die Organisation ist ein Mittel, nicht ein Ziel; sie ist nicht perfekt. In den frühen Jahren meiner Ausübung war ich mit der Soka Gakkai Organisation nicht zufrieden. Damals waren wir nicht sehr in kulturellen Aktivitäten eingebunden, und ich konnte mich einfach nicht dazu bringen, die Organisation wie sie war, zu mögen. Präsident Toda nahm dies wahr und sagte: „Wenn das dein Gefühl ist, wieso erschaffst du dann nicht eine Organisation, die dir wirklich gefällt. Arbeite hart und widme dich ernsthaft, eine ideale Organisation durch deine eigene Bemühung zu erbauen!“
Igeta: Das ist so inspirierend!
Kimura: Ich kann die Weitherzigkeit Präsident Todas, Sie auf diese Art zu ermutigen, spüren. Es ist so eindrucksvoll, zu sehen, wie Sie sich sofort daran machten, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen.
Igeta: Da dieser Buddhismus die Wichtigkeit des Besitzes vom Geist des ‘alleine Stehens’ lehrt, sollten wir wohl alle unser Bestes geben, die Dinge zum Besseren zu verändern.
Ikeda: Dies trifft auch auf eure Stellung in Organisationen wie eurer Schule oder Familie zu. Als ein Mitglied der Organisation, die als Schule bekannt ist, seid ihr verpflichtet, sie zu einem besseren Ort zu machen. Als ein Mitglied der Organisation, die eure Familie ist, müsst ihr Bemühungen machen, die bestmögliche Umgebung zu schaffen. Dieser Geist ist entscheidend. Es ist auch gesunder Menschenverstand. Und der Buddhismus harmoniert mit gesundem Menschenverstand. Der korrekte Weg, den Buddhismus Nichiren Daishonins zu praktizieren, ist es, die Einstellung zu haben: „Ich werde die treibende Kraft für Veränderung sein.“ Unsere Organisation, die Kosen-rufu gewidmet ist, wurde erschaffen, damit wir unser Verständnis von den Lehren des Daishonin vertiefen können und diese auch mit anderen teilen.
Igeta: Es gibt viele SchülerInnen, die sagen, dass sie ihren nahen FreundInnen gern über ihre buddhistische Ausübung erzählen würden, aber nicht sicher sind, wie sie das angehen sollen. Ikeda: Tut einfach das, was natürlich entsteht. Die religiöse Freiheit gehört jedem, und niemand kann uns daran hindern, über den Glauben mit anderen zu sprechen, wenn wir das wollen. Wir sollten jedoch daran denken, dass es für alles eine geeignete Zeit gibt. Wenn ihr euch beispielsweise zu einem Festmahl hinsetzt, und es würde sofort die Hauptmahlzeit serviert werden, wäret ihr vielleicht ein wenig überrascht, da es normalerweise üblich ist, eine Vorspeise oder einen Salat zu servieren. Wenn ihr jemanden zu Hause besucht, stürzt ihr nicht gleich ins Haus; ihr wartet, bis der Gastgeber die Tür öffnet und euch hereinbittet. Ähnlich gibt es einen passenden Weg, den man geht, wenn ihr wünscht, mit jemandem über den Buddhismus zu sprechen. Zu einem Freund, einer Freundin könntet ihr so etwas sagen wie: „Ich praktiziere Buddhismus. Es ist eine tiefe Philosophie, die uns viele wichtige Dinge lehrt, wie die Natur des Lebens und des Universums. Durch den Buddhismus kann man dazu kommen, Dinge zu verstehen, die nicht in der Schule gelehrt werden, Dinge, die grundlegender und hintergründiger sind. Er ist eine Philosophie, die tiefen Wert und tiefe Bedeutung für unser Leben hat. Würdest Du gern mal über diese Lebensphilosophie, den Buddhismus sprechen? Oder möchtest Du gern mal etwas darüber lesen?“ Selbst wenn sie sagen, sie seien nicht interessiert, haben sie durch euch eine Verbindung zu diesem Buddhismus hergestellt und werden ihn bestimmt wieder treffen. Wir sollten die gleiche natürliche Annäherung nutzen, wenn wir unsere Mitglieder ermutigen. Es gibt keinen Grund, ungeduldig zu werden. Der Glaube ist ein lebenslanger Prozess, der die drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. Wichtig ist es, viele Freundschaften zu schließen und daran zu arbeiten, diese Beziehungen zu festigen. Anderen den Buddhismus vorzustellen und nach Kosen-rufu zu streben, ist nur eine Erweiterung des Sinnes einer jeden Freundschaft: man wünscht, dass jene, um die wir uns sorgen, glücklich werden.
Kimura: Manche sagen, dass sie unsicher sind, den Buddhismus mit anderen zu teilen, weil sie durch ihre momentanen Umstände kein schlechtes Licht auf die Soka Gakkai werfen wollen. Sie möchten warten, bis sie ihr Leben in Ordnung gebracht oder ein glänzendes Vorbild des Glaubens geworden sind.
Ikeda: Es ist jedem selbst überlassen. Diese Schüler und Schülerinnen scheinen zu erkennen, dass es die Hauptsache ist, den tatsächlichen Beweis des Glaubens im täglichen Leben zu zeigen. Aber das bedeutet nicht, ihr sollt so tun, als wäret ihr jemand, der ihr nicht seid. Es ist absolut in Ordnung über den Buddhismus von Herzen zu sprechen, in euren eigenen Worten, auf eine sehr natürliche Art, so wie ihr seid. Der Zweck des Glaubens ist es nicht, euch in den Augen anderer gut aussehen zu lassen. Für andere Mitgefühl zu haben, bedeutet, aufrichtig zu beten und für das Glück anderer zu arbeiten, egal wie sie euch betrachten mögen. Sie schätzen eure Aufrichtigkeit vielleicht nicht sofort, aber wenn ihr in euren Bemühungen wahrhaftig seid, werden sie sich an irgendeinem Punkt zwangsläufig an den Freund erinnern, der sie einmal ermutigt hat oder ihnen durch eine schwierige Zeit geholfen hat. Sicherlich ist dies die würdevollste Art zu leben.
Kimura: Manche SchülerInnen sagen, sie seien mit ihrem Studium und ihren außerschulischen Aktivitäten so beschäftigt, dass sie keine Zeit haben, an Gakkai Aktivitäten der HighschoolAbteilung teilzunehmen.
Igeta: Es gibt auch SchülerInnen, die mit ihrem Teilzeitjob beschäftigt sind, um ihr Schulgeld zahlen zu können.
Ikeda: All diese Dinge sind wichtig. Die Herausforderung ist, hart zu arbeiten und in allen Bereichen das Beste zu versuchen. Wenn alles einfach wäre, gäbe es keine Herausforderung. Je größer die Herausforderung, desto größer ist die Freude und das Gefühl der Leistung, wenn wir erfolgreich sind. Durch unser Streben, unser Bestes zu geben, werden wir zu Gewinnern; wir können Menschen von inhaltsreichem Wesen werden. Wenn Pflanzen starken Winden ausgesetzt sind, wachsen ihre Wurzeln tiefer. Alles funktioniert auf diese Weise. Ohne Herausforderungen, würden wir faul und träge werden; unser Leben wäre leer und öde. Und Leere bedeutet Freudlosigkeit.
Igeta: Manche SchülerInnen glauben, da das Studium ihre Hauptpriorität in dieser Zeit ihres Lebens sein sollte, sei es nicht nötig, sich im Glauben anzustrengen. Aber ich denke nicht, dass das wahr ist, oder?
Ikeda: Was ist wichtig, das Studium oder der Glaube? Die Antwort ist: beides. Sie sind auf unterschiedliche Weise wichtig. Der Glaube ist unsere äußerste Grundlage, unsere Wurzel. Aus den Wurzeln wächst ein Baumstamm, Äste, Blätter und Blüten. Diese stellen die verschiedenen menschlichen Handlungen im menschlichen Leben dar. Für euch alle, die Mitglieder der Highschool-Abteilung, ist euer Studium euer Baumstamm, eure erste Priorität. Alles andere, die Äste und so weiter, kommen an nächster Stelle. Der Glaube ist die Kraft, die unser Wachstum durch das Leben hindurch antreibt. Aber ohne konkrete Bemühungen zu machen, ohne fortzuschreiten, wird diese Kraft nicht funktionieren. Für SchülerInnen bedeutet Fortschritt, zu studieren. Selbst wenn ihr chantet und euch in Aktivitäten, den Glauben betreffend, engagiert, werdet ihr wie ein abgewürgtes Auto sein, das nirgend wohin fährt, wenn ihr euch in eurem Studium nicht herausfordert. Einfach gesagt, für euch, die Schüler und Schülerinnen, ist der Glaube eure Grundlage und das Studium ist eure Priorität.
Kimura: Also ist es, während wir unser Leben auf dem Glauben basieren, entscheidend, dass wir im Studium hart arbeiten.
Ikeda: Ja. Und was ist der Zweck des Studiums? Uns zu ermöglichen, eine Fähigkeit oder das Wissen zu erarbeiten, damit wir zur Gesellschaft und zum Glück und Wohlergehen vieler Leute beitragen können. Was ist der Zweck des Glaubens? Jeder einzelne von uns soll wahrhaft glücklich werden und andere befähigen, das gleiche zu tun. Der Glaube ist die treibende Kraft, die uns anwenden lässt, was wir in unserem Studium erwerben, um den Menschen aufrichtig zu dienen. Einfach ein Universitätsprofessor oder Anwalt zu werden, macht einen Menschen nicht automatisch großartig oder respektwürdig. Die Frage ist, was haben sie getan, seit sie diese Position erlangt haben; wie sehr haben sie anderen geholfen? Eine großartige Person ist jemand, der viele Menschen ermutigt und ihnen hilft, glücklich zu werden. In diesem Sinne sind diejenigen, die eine aktive Rolle in der Soka Gakkai spielen, um Kosen-rufu zu verwirklichen, die ehrenwertesten von allen. Jene von euren Eltern, die sich dieser Sache widmen, sind viel respektwürdiger, als irgend eine Berühmtheit oder ein Politiker. Die Mitglieder unserer Organisation haben mit kraftvoller Entschlossenheit gearbeitet, um denen zu helfen, zu denen sie eine Beziehung haben, wirklich glücklich zu werden. Ich hoffe, ihr werdet euch immer an diesen Geist der Soka Gakkai erinnern. Vielleicht sind, als ihr jünger ward, eure Eltern losgegangen, um Aktivitäten für Kosen-rufu zu machen, während ihr zu Hause bliebt und euch einsam fühltet. Ich bin mir sicher, eure Eltern hätten es viel entspannender gefunden, mit euch zu Hause zu bleiben. Statt dessen, weil sie fühlten, dass es selbstsüchtig wäre, nur an das Glück oder die Behaglichkeit seiner selbst oder die der Familie zu denken, und sich über das Leiden der anderen hinwegzusetzen, arbeiteten sie immer unermüdlich, um die Lehren des Daishonin zu verbreiten. Eine reife Person ist jemand, die diese Tatsache versteht und wertschätzen kann. Mein Traum ist es, dass ihr alle eine großartige Zukunft genießen werdet und in allen Gebieten der Gesellschaft und der ganzen Welt führende Rollen einnehmt und euer volles Potenzial enthüllt. Das bedeutet jedoch, wenn ihr nur nach Ruhm oder Status sucht und dies erlangt, werdet ihr euch nicht von den Anführern der Welt unterscheiden, wie wir sie bis heute gesehen haben. Daher ist es entscheidend, dass ihr zu Führungspersonen werdet, die die Einstellung besitzen, alles zu tun, um den Menschen zu dienen. Wenn unsere Welt mit weiten Gruppierungen von solch herausragenden menschlichen Anführern erhellt ist, wird die Zeit von Kosen-rufu gekommen sein. Dies wird eine ideale Gesellschaft sein. Der einzige Weg, diesen Geist wirklich zu entwickeln, ist durch den Glauben, durch das Perfektionieren seiner Selbst und das Feilen des Charakters in der Soka Gakkai Organisation.
Frage 1 Schreiben Sie die richtigen Daten zu den historischen Ereignissen im Leben von Nichiren Daishonin!
a) Die Gründung des Buddhismus Nichiren Daishonins
b) Die erste Auflehnung in Form der Abhandlung von "Rissho Ankoku Ron"
c) Tatsunokuchi-Verfolgung
d) Einschreibung des Dai-Gohonzons
Frage 2 Worüber schrieb Nichiren Daishonin in seiner Abhandlung "Rissho Ankoku Ron"? Schreiben Sie eine Kurzfassung!
Frage 3 Nichiren Daishonin schrieb, dass er in eine Chandla-Familie geboren wurde. Was bedeutet diese Tatsache für Nichiren Daishonins Buddhismus?
Frage 1 Warum wurden der erste Präsident Makiguchi und der spätere zweite Präsident Toda während des zweiten Weltkrieges von der japanischen Militär-Regierung verhaftet? Wie verhielt sich die Nichiren Shoshu-Priesterschaft dazu und was tat sie?
Frage 2 Der zweite Präsident Toda erlangte die Erleuchtung im Gefängnis. Das ist der Ausgangspunkt der Entwickelung der heutigen Soka Gakkai. Erläutern Sie, was seine Erleuchtung war!
Frage 3 Welche Perspektive ist notwendig, um das 21.Jahrhundert zum "Jahrhundert des Friedens" zu entwickeln? Antworten Sie anhand der Grußbotschaft von Präsident Ikeda zum 3. Mai 2001!
Frage 4 In der Grüßbotschaft zum 3.Mai 2001 wurde ein Gosho-Abschnitt; "Ich vertraue Ihnen die Verbreitung des Buddhismus in Ihrer Provinz an" zitiert. Erläutern Sie anhand dieses Abschnitts, wie wir zum Ziel von "Koßen Rufu" stehen sollten!.
Frage 1 Was können wir von diesem Ehepaar Abutsu-bo in puncto "Glauben" lernen!
Frage 2 Was bedeutet der Abschnitt; "Deshalb ist Abutsu-bo der Schatzturm selbst und der Schatzturm ist Abutsu-bo" für unser Leben?
Frage 3 Erläutern Sie die Bedeutung der "Sieben Arten von Edelsteinen" in Bezug auf die buddhistische Ausübung!
Frage 1 Erläutern Sie das Prinzip "Praxis für sich und andere"!
Frage 2 Erläutern Sie das Prinzip "Gift in Medizin verwandeln"!
Frage 1 Der Glaube ist eine Angelegenheit jedes einzelnen Menschen. Warum ist im buddhistischen Glauben die Organisation notwendig?
Frage 2 Was ist die Bedeutung und das Ziel der Organisation "Soka Gakkai"!
Frage 3 Antworten Sie auf die Frage; "Würde man seine Identität sowie seine Freiheit verlieren, wenn man Mitglied der Organisation wird?
Frage 4 Erläutern Sie das Prinzip "Itai Doshin"(verschieden an Gestalt, eins im Geist)!
Frage1 In der Gosho steht," Wie großartig die guten Ursachen, die man setzt, auch sein mögen, oder selbst, wenn man das gesamte Lotos Sutra liest und es tausend oder zehntausend Mal abschreibt, oder den Weg der Erkenntnis von drei tausend Bereiche in einem Augenblick des Lebens erlangt, wenn man es versäumt, die Feinde des Lotos Sutra zu tadeln, wird es unmöglich sein, den Weg zu erlangen."(GZ Seite 1494) Wie dieser Abschnitt lehrt, ist es wichtig, dass wir die Feinde des Lotos Sutra tadeln, um unsere eigene Buddhaschaft zu verwirklichen. Nikken und die Nikken-Sekte sind im heutigen Sinne die Feinde des Lotos Sutra. Warum? Nennen Sie drei Gründe dafür!
Frage 2 Die Gosho stellt fest: "Es ist unmöglich, dieses Sutra zu verstehen, wenn es Ihnen nicht übertragen wurde."(GZ Seite 398) Die Nikken-Sekte behauptet anhand dieses Abschnitts ,dass es eine geheime Lehre geben muß, die ein Hoher Priester vom vorherigen Hohen Priester ererbt. Widerlegen Sie dieser Behauptung!
Frage 3 Erläutern Sie die ursprüngliche Bedeutung von "Schatz des Priesters" unter den "Drei Schätzen"!
[^1]: Wörtl. Orthodoxe Schule Nichiren - Die im Laufe der Zeit degenerierte buddhistische Schule wurde vom 26. Hohenpriester, Nichikan Shonin, reformiert. In jüngster Zeit (1980-1991ff) wurden die Lehren des Daishonin innerhalb dieser Schule durch den Hohepriester jedoch so stark verändert und verfälscht, daß die ursprüngliche Einstellung Nichiren Daishonins im Haupttempel nicht mehr existiert.
[^2]: Drei Schätze: drei grundsätzlich für jeden Buddhisten Objekt der Verehrung, die den grundlegenden Weg zur Buddhaschaft aller Menschen beinhalten. Die Nichiren Shoshu interpretiert den "Schatz des Priesters" (Priester und Laien) jedoch fälschlich als alleinige Verehrungswürdigkeit der Priester schlechthin und verlangt darüberhinaus die Anerkennung der Unfehlbarkeit des Hohenpriesters.
[^3]: Fünf Ältere Priester: Neben Nikko Shonin hatte Nichiren Daishonin weitere fünf enge Schüler, die er selbst als seine wichtigsten bezeichnete. Sie hiessen Nissho, Nichiro, Niko, Nicho und Nichiji. Solange der Buddha lebte, folgten sie seiner Lehre, nach seinem Tode jedoch weigerten sie sich, den von ihm selbst eingesetzten Nachfolger Nikko Shonin in dieser Eigenschaft anzuerkennen. Schließlich öffneten sie eigene Schulen, und einige von ihnen verkannten die Bedeutung Nichiren Daishonins als Buddha im Späten Tag des Gesetzes und ersetzten den "Schatz des Buddhas" durch Shakyamuni.
[^4]: Tendai-Schule: buddhistische Schule, die auf den chinesischen Gelehrten T'ein-T'ai zurückgeht und 806 von dem jap.
Gelehrten Dengyo in Japan gegründet wurde. Die Tendai-Schule ging
ursprünglich von der Erkenntnis aus, daß das Lotos-Sutra und
insbesondere das Prinzip von *ichinen sanzen* die höchste unter
allen buddhistischen Lehren sei. Im Laufe der Zeit wurde die
Tendai-Schule durch interne Rivalitäten und
Meinungsverschiedenheiten über den Inhalt der Lehre stark
zersplittert und nahm Prinzipien anderer Schulen auf.
[^5]: kana: Japanische Umgangsschrift; Nichiren Daishonin benutzte die für Japaner leichter leserliche Schrift, während Gelehrte die chinesischen kanji (Silbenschrift) benutzten.
[^6]: Ermahnung: aus der tiefgründigen Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen dem Verhalten der Menschen gegenüber der Wahren Lehre heraus wiesen Nichiren und seine Nachfolger die Machthaber ihrer Zeit immer wieder darauf hin, dass Verehrung der korrekten Lehre Wohlergehen für das Land und seine Bevölkerung, Verleumdung und Bekämpfen
[^7]: Soka Kyoiku Gakkai: "Gesellschaft für Werteschaffende Erziehung" - ursprünglicher Name der Soka Gakkai. Der Gründer und 1. Präsident, Tsunesaburo Makiguchi, selbst Lehrer und Schulrektor, hatte diese Laiengemeinschalft zunächst als Gruppe von Pädagogen und Erziehern ins Leben gerufen, um buddhistische Prinzipien für die Erziehung von Jugendlichen fruchtbar zu machen. Da durch starke Verbreitungsbemühungen der Mitglieder der Begriff
"Erziehung" sich nicht mehr nur auf den Bereich Schule beschränkte,
wurde die Bewegung nach dem 2. Weltkrieg in Soka Gakkai,
"werteschaffrnde Gesellschaft", umbenannt.
[^8]: Soka Lehrsystem: System der Soka (werteschaffenden)-pädagogischen Lehre
[^9]: Shintoistischer Talisman: während des Zweiten Weltkrieges hatte die Militärregierung Japans systematisch damit begonnen, ihre Eroberungspläne in Südostasien durch den Shintoismus unterstützen zu lassen, der das Gottestum des Kaisers (tenno) proklamierte. Alle buddhistischen Schulen wurden zur Vereinigung aufgefordert und zur Annahme dieses "Verehrungsobjekts der Sonnengöttin" verpflichtet. Wer sich dem widersetzte, wurde als "Staatsfeind" betrachtet und eingesperrt. Dennoch wichen Makiguchi und Toda in dieser elementaren Frage keinen Schritt zurück und bewahrten so die Reinheit der Lehre Nichiren Daishonin bei Einsatz ihres Lebens.
[^10]: Gedankenpolizei: infolge der Einführung des "Gesetzes zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Friedens", das im Mai 1925 in Japan in Kraft trat und nach mehreren, meist verschärfenden Änderungen bis 1945 galt, wurden zunehmend die
Rede-, Presse- und Glaubensfreiheit eingeschränkt. Ziel des Gesetzes
war eine totale Kenntnis und Beherrschung der Gedanken und Gefühle
der Bürger, die für die Kriegshetze und die militaristischen
Eroberungspläne der
Militärregierung im 2. Weltkrieg gewonnen werden sollten. Die
Ordnungsbehörden setzten diese"Geheimpolizei" ein, um die Bürger zu
beeinflussen und zu kontrollieren.
[^11]: Bodhisattwa aus der Erde: in der im Lotos-Sutra beschriebenen Zeremonie auf dem Adlergipfel, bei der der Buddha seine höchste Lehre verkündet, treten auf die Frage, wer denn nach dem Tod des Buddhas die Lehre verbreiten wird, plötzlich zahllose unbekannte Bodhisattwas "aus der Erde" hervor (L.S., 15. Kapitel). Der Buddha erläutert, dass diese "Boddhisattwas aus der Erde" seit unmeßbarer Zeit seine Schüler gewesen seien unddaher die Fähigkeit besäßen, die
Lehre in der"schlimmen Zeit nach dem Tode" zu verbreiten. Die
Mitglieder der Soka Gakkai sind nichts anderes als die Bodhisattwas
aus der Erde, denen Shakyamuni die Aufgabe der Verbreitung im Späten
Tag des Gesetzes übertragen hat.
[^12]: SGI: Soka Gakkai International - die weltweite Dachorganisation der über 160 nationalen Soka Gakkai Vereinigungen, der z.B. die SGI-D angehört.
[^13]: Gongyo: wörtl. fleißige Ausübung. Gemeint ist das Rezitieren von Teilen des Lotos-Sutras, morgens und abends, aus dem 2. und des 16. Kapitels vor dem Gohonzon.
[^14]: Daimoku: wörtl. Titel. Gemeint ist der Titel oder genauer gesagt die Essenz des Lotos-Sutras, "(Nam) Myoho Renge Kyo". Das regelmäßige Rezitieren dieses Mystischen Gesetzes ist die Hauptpraxis der Gläubigen der Soka Gakkai, die den Buddhismus Nichiren Daishonins zur"Verwirklichung der Erleuchtung in diesem Leben" ausüben.
[^15]: Rissko Ankokm Ron ("Sicherung des Friedens des Landes durch die Verbreitung des Wahren Buddhismus") ist der Titel einer Schrift, die Nichiren Daishonin im Jahre 1260 dem damals mächtigsten Mann im Lande, Hojo Tokiyori, vorlegte. Er fühlte sich verpflichtet, ihm vor Augen zu führen, dass die Verleumdung der Wahren Lehre die eigentliche und ursprüngliche Ursache für die zahlreichen Naturkatastrophen und äußeren Bedrohungen Japans durch feindliche Mächte zu jener Zeit darstellte. Die mehrfach wiederholte Ermahnung zeitigte keine Einsicht bei Hojo, trug dem Daishonin jedoch heftige und konstante Verfolgungen, er wurde sogar zur Hinrichtung verurteilt.
[^16]: NGO: Non-Govemmental Organisation, dt. "Nicht-Regierungsorganisation". So werden Institutionen und
Gruppierungen bezeichnet, die nicht selbst die Regierung eines
Landes vertreten, sich aber als Verbände bei den Vereinten Nationen
für Ziele des Friedens, kulturellen Austauschs, Völkerverständigung,
Umweltschutz und ähnlichen globalen gravierenden Interessen der
Menschheit einsetzen.
[^17]: Cut: engl. (ab)schneiden, abtrennen
[^18]: Danka-System: wörtl. dan = Spenden, um den Tempel gedeihen zu lassen, ka = Familie. In der Edo-Zeit (s.d.) wurden zum Kampf gegen eine Verbreitung des Christentums in Japan die buddhistischen Tempel damit beauftragt, Einwohnemeldelisten über die zu ihrem Tempel gehörenden Familien zu führen.
[^19]: Deutsche Gosho III, S.89
[^20]: WND S.1117 [MW -5, S.151]
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