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Vorlesermaterial September 2003

„Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“

Einst sprach ein Reisender traurig zu seinem Gastgeber: „In den letzten Jahren gibt es ungewöhnliche Erscheinungen am Himmel, merkwürdige Ereignisse auf der Erde, Hungersnot und Epidemien, die alle Gebiete des Kaiserreichs betreffen und sich im gesamten Land ausbreiten. Ochsen und Pferde liegen tot auf den Straßen, die Knochen der Kadaver türmen sich auf allen Wegen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist schon gestorben, und in jeder Familie trauert jemand.“

(dt. Gosho Band 2, S. 7)

Wichtige Punkte für Vorleser zur Monatsgosho September 2003: Was bedeutet “Ankoku (die Befriedung des Landes)?

A

Wiederholung aus den Monaten Juli / August:

Was ist “Rissho” (die Errichtung des Wahren Gesetzes) ?

Bezogen auf das Individuum:

Es ist der feste Glaube an das Lotos-Sutra und an Nam Myoho Renge Kyo,: Daran, dass jeder Mensch die Buddhaschaft in sich trägt und er/sie das Wesen des Mystischen Gesetzes ist, was entsprechendes Verhalten im Alltagsleben zur Folge haben sollte. Die “Reform des Herzen” ist hierbei vorausgesetzt.

Bezogen auf die Gesellschaft:

Es ist die Verwirklichung der Friedensphilosophie des Lotos Sutras: Alle Menschen sind Buddha, die Würde des Menschen und des Lebens überhaupt werden im höchsten Maß geachtet.

B

Was bedeutet ”Ankoku” (die Befriedung des Landes / Frieden im Land)?

B-1

Warum wurde Nichiren Daishonins ”Rissho Ankoku Ron” bisher in Japan so oft missverstanden? Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 4, S. 18) Erstens:

Weil man das Prinzip der ”Errichtung des Wahren Gesetzes” fälschlicherweise als sektiererisch wahrgenommen hat. (=Staatsreligionsgedanke) Zweitens:

Weil ”Frieden im Land” bezogen auf die Machthaber verstanden wurde. (=das Volk, die gewöhnliche Bürgerschaft, wurden im Stich gelassen) B-2

Was bedeutet ”Ankoku” (Befriedung des Landes / Frieden im Land) konkret?

Das bedeutet die Erschaffung einer friedlichen Gesellschaft, in der die Menschen Glück und

Sicherheit genießen und ihre Menschlichkeit im höchsten Maß entfalten können. Der Kern der Sache bei ”Frieden im Land” ist, dass mit dem Wort ”Volk” in ”Rissho Ankoku Ron“, die ”gewöhnlichen Bürger” und nicht die Mächtigen oder eine Elite gemeint ist (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 39)

Das Wort ”Volk” ist auch in keiner Weise nationalistisch gemein. Es steht für alle diejenigen, die keine besondere Machtpositionen in der Gesellschaft innehaben.

B-3

Die Würde aller Menschen sollte in den Mittelpunkt gestellt werden.

Wie sehr ND sein Augenmerk auf die gewöhnliche Bürgerschaft richtete, zeigt sich deutlich in der ersten Passage von ”Rissho Anoku Ron”, in der der Gastgeber und der Gast das Elend der Bürgerschaft und die Unfähigkeit der damaligen Religion bedauern. Diese Passage studieren wir gerade in diesem Monat.

Der Gastgeber (=ND) sagt über die verheerende Situation in der Stadt Kamakura: ”Ich bin innerlich entrüstet.” Diese Worte lassen vermuten, dass seine Gefühle ein normales Maß an Traurigkeit weit überstiegen, und dass er seine Empörung nicht mehr unterdrücken konnte. Darin zeigt sich seine Einstellung, das Leiden Anderer zu teilen. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 42)

ND benützt das Wort ”Land” in dieser Abhandlung insgesamt 71 mal, wobei er es mit 3 verschiedenen chinesischen Schriftzeichen bezeichnet, die ”ein König”, ”die Waffe” und ”das Volk” bedeuten.

56 mal, also zu knapp 80%, benutzt er die dritte Kategorie, in der mit Land das ”Volk” gemeint ist. Hier zeigt sich klar, wie ND das Land definiert: Das Land bedeutet für ihn vor allem das Volk im Sinne der gewöhnlichen Bürger. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 43)

Das bedeutet wiederum nicht, dass ND gegen die Machthaber gewesen wäre. Ihm geht es darum, dass die Machthaber in der Pflicht sind, das Land verantwortungsbewusst zu führen.

Ein Zeichen dieser Einstellung von ND – das Volk steht an erster Stelle

”Herrscher sollten die Menschen wie ihre Eltern ansehen”(Jap. Gosho, S. 1554).

Herrscher sind ”Hände und Füße aller Menschen” (Jap. Gosho, S.171).

”Ein Herrscher, der dem Leid der Menschen (des ”Volkes”) keine Bedeutung beimisst, fällt in die drei bösen Pfade von Hölle, Hunger und Animalität.” (Jap. Gosho, S. 36).

Pr. Ikeda: Für den Daishonin hatte das Glück der gewöhnlichen Bürger immer absoluten Vorrang. Wenn das Lotos-Sutra die Erleuchtung aller Lebewesen lehrt, ist es die zwangsläufige Konsequenz, dass die Bürger an erster Linie steht. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 50)

B-4

Der Irrtum nationalistischer Interpretation

Ist ”Rissho Ankoku Ron” ein Instrument für den Krieg?

NDs Abhandlung ”Rissho Ankoku Ron” wurde in der modernen Zeit Japans als Deckmantel für kriegerische Zwecke ausgenutzt. Ein Beispiel dafür ist die Behauptung der sog. ”Nichirenisten”, dass folgende Aussage des Gastes in ”Rissho Ankoku Ron” der Beweis für die nationalistische Prägung von ND sei: ”Man muss zu allererst für die Sicherheit des Landes beten und dann daran arbeiten, das buddhistische Gesetz zu errichten”. (Dt. Gosho, Band 2, S. 33). Aber dies sind die Worte des Gastes, der für das Shogunat Hojo Tokiyori steht. Also waren dies eine Fragestellung des Gastes an ND. Die ”Nichirenisten” haben diese Worte aus dem Kontext gerissen und als Beleg für NDs Gedanken, das Land sei wichtiger als die Religion, interpretiert.

Schließlich trugen die ”Nichirenisten” dazu bei, Japan in den Weltkrieg zu führen. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 52-55)

Das ist eine sehr gute Lektion, wie wichtig es ist, dass die Menschen, nicht die Mächtigen oder der Krieg oder der materielle Reichtum, in den Mittelpunkt gestellt werden müssen.

Die angebliche ”Nichirenisten” betrachteten die Menschen als Mittel zum Zweck, um den Wohlstand des Staates zu sichern. Pr. Makiguchi dagegen betrachtete den Staat als Mittel, um das Glück der Menschen zu verwirklichen. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 60)

B-5

Die Kraft des Dialogs

Eine Person, die im modernen Japan konsequent gegen diesen nationalistischen Zeitgeist stand, war Tsunesaburo Makiguchi, der erste Präsident der Soka Gakkai. Obwohl die Nichiren Shoshu ihn dazu aufforderte, den Shinto-Talisman zu akzeptieren, lehnte Makiguchi dies strikt ab. Er sagte: ”Was mich bedrückt, ist nicht der Niedergang unserer Religion, sondern tatenlos mit ansehen zu müssen, wie die ganze Nation vor meinen Augen zerstört wird.” (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 57).

Bestimmt meinte er damit, dass die Grundlage zum Frieden der Menschheit dadurch verloren geht. Makiguchi suchte - mitten im Totalitarismus Japans während des 2. Weltkriegs - den Dialog mit möglichst vielen Menschen, um die Friedensphilosophie NDs bekannt zu machen. Er besuchte, unter strenger Beobachtung durch die Geheimpolizei, mehr als 240 Gästeversammlungen zwischen Mai 1941 und Juni 1943. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 61) Schließlich kostete ihn seine Hingabe für kosen rufu das Leben. Doch er erweckte die Geisteshaltung NDs von der ”Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes”

wieder zum Leben. (vgl. Welt der Schriften Nichiren Daishonins Teil 5, S. 61) Wir, alle Mitglieder der SGI, sind ihm für seine Widmung dankbar.

Eine Episode am Rande: Makiguchi machte Shakubuku auch im Gefängnis. Ein Wächter wurde Mitglied der Soka Gakkai. Stark!

Auch Gandhi und King zeigten die Kraft des Dialogs in unvergesslicher Weise.

Was machen wir jetzt, angesichts der aktuellen Konflikte in der Welt (11. September 2001, Krieg in Afghanistan, Krieg in Irak usw.)?

Mutige Aktion mit der unbesiegbaren Waffe ”Dialog”!

B-6

Sonstige

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