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Vorlesermaterial für Juli/August 2004 „Der Brief von Sado“
Hintergrund
Wann und an wen wurde diese Gosho geschrieben?
Diese Gosho wurde am 20.März 1272 geschrieben, als sich Daishonin im Alter von 51 Jahren im Exil auf der Insel Sado befand. Dieser Brief war an alle seine Schüler gerichtet, wobei Toki Jonin, Shijo Kingo und einige andere seiner engeren Gläubigen namentlich erwähnt wurden.
Was ereignete sich vor Sado?
Im Vorjahr, am 12.09.1271, ereignete sich die Verfolgung von Tatsunokuchi, bei der Nichiren beinahe hingerichtet worden war. Knapp einen Monat später, am 10.10.1271, wurde Nichiren ins Exil auf die Insel Sado verbannt.
Wie sah Nichirens Situation auf Sado aus?
Er wurde an einen Ort namens Tsukahara gebracht, an den normalerweise Leichen hingebracht und gelagert wurden. Der Zustand der Hütte, in der er untergebracht wurde, war sehr schlecht. Das Dach war undicht, die Wände bröckelten und der Wind wehte durch die Ritzen und Löcher. Die Insel Sado, die für ihr strenges Winterklima bekannt ist, der Umstand, nicht genügend Essen zu haben und die ständige Lebensgefahr, von Anhängern der Nembutsu Schule angegriffen zu werden, der er stets ausgesetzt war, erschwerten seinen dortigen Aufenthalt, auf in Worten unbeschreibliche Weise.
Ereignete sich etwas besonderes während seines Aufenthaltes auf Sado?
Am 16.01.1272 versammelten sich mehrere hundert Priester anderer Schulen aus Nordjapan in Tsukahara, um für eine religiöse Debatte mit Nichiren anzutreten, wobei von den jeweiligen Seiten Argumente über die Richtigkeit ihrer Lehre, die sie vertraten, gebracht und gleichzeitig die Falschheit der anderen Lehre mit theoretischen und tatsächlichen Beweisen belegt wurde. Nichiren Daishonin stellte sich alleine gegen diese Hundertschaft von Gegnern und konnte alle Anschuldigungen und Behauptungen widerlegen und die wahren Argumente bringen.
Kurz nach diesem Ereignis im Februar trugen sich familiäre Machtkonflikte innerhalb der herrschenden Familie ,Hojo, aus, womit sich eine der Warnungen Nichirens bewahrheitete.
Welche Ereignisse führen dazu, dass Nichiren diesen Brief an seine Schüler richtete?
Kurz nach der Verfolgung von Tatsunokuchi, kam die Frage unter den Staatsbeamten auf, was nun mit Daishonin geschehen soll. Zu dieser Zeit ereigneten sich in Kamakura mehrere rätselhafte Brände, Morde und Überfalle. Es ging das Gerücht um, dass dies ein Werk von Nichirens Schülern sei. Dafür wurde z.B. Nichiro, ein Schüler Nichirens in das Gefängnis gesteckt, andere Schüler waren einer Verfolgung und Unterdrückung ausgesetzt. Nichiren wurde verbannt.
Durch diese Situation gab es auch viele, die diesem äußeren Druck nachgaben und deswegen ihren Glauben aufgaben, weil sie Angst hatten. Auch gab es ehemalige Schüler, die anfingen vor anderen ihre Zweifel am Meister zu äußern, und ihn sogar zu verleumden. Obwohl Nichiren selbst, sich in einer unbeschreiblich schwierigen Situation befand, waren für ihn der Schutz seiner Schüler und des Gesetzes wichtiger als sein Leben selbst, was von seinem unendlichen Mitgefühl herrührte und somit schrieb er diesen Brief an seine Schüler, um ihre Zweifel zu lösen und lehrte sie, dass der direkteste Weg zur Erleuchtung die Widmung des eigenen Lebens für die Verbreitung und den Schutz dieser Lehre ist.
Warum wurde diese Stelle der Gosho gewählt?
„Es liegt im Wesen der Tiere, die Schwachen zu bedrohen und die Starken zu fürchten“ Dieser Satz drückt die typische Eigenschaft der Welt der Animalität aus. Ein Zustand, dem wir in unserem alltäglichen Leben immer wieder begegnen.
„Unsere heutigen Gelehrten benehmen sich genauso. Sie verachten einen Weisen, aber machtlosen Menschen, fürchten sich jedoch vor bösen Herrschern.“
Die Priester der jeweiligen Schulen hatten ursprünglich die Aufgabe die Lehre zu studieren, danach zu leben und sie wahrheitsgemäß, weiterzugeben. Leider unterschieden sie nicht danach, ob etwas richtig/gerecht oder falsch/ungerecht ist, sondern danach, wer die Macht auf seiner Seite hat. Dementsprechend nahmen sie eine verachtende Haltung Nichiren gegenüber an, auch wenn er die Wahrheit lehrte, weil sie sahen, dass er nicht den Schutz der Machthabenden erhielt und sorgten dafür, dass er verfolgt und unterdrückt wurde.
„Nur indem man einen mächtigen Feind besiegt, kann man seine wirkliche Kraft beweisen.“ Wenn man Verfolgung und Unterdrückung erleidet, aber trotzdem dagegen ankämpft und sie überwindet, wird man darin den wahren Glauben entdecken. Warum Nichiren diesen Satz schrieb, stammt wohl aus der Tatsache, dass einige seiner Schüler/innen durch die Unterdrückung und Verfolgung, die sie erlitten, ihren Glauben aufgaben bzw. kurz davor waren. Ihnen wollte er klarmachen, das schwache Herz, sprich die Tendenz der Animalität abzulegen und einen mutigen Glauben auszuüben.
„Wenn ein böser Herrscher in Übereinstimmung mit ketzerischen Priestern den Wahren Buddhismus zu vernichten und einen weisen Menschen zu verbannen versucht, dann werden diejenigen mit dem Herzen eines Löwen sicherlich die Buddhaschaft verwirklichen.“ Mit „böser Herrscher“ meinte er die hohen Beamten, die ihre Macht ausspielten, um Nichiren zu unterdrücken. Wenn korrupte Priester sich bösen Herrschern anschließen und zusammenwirken , ist es wichtig in solchen Augenblicken das Herz eines Löwen zu besitzen und diejenigen, die versuchen die wahre Lehre zu zerstören, daran zu hindern. Derjenige, der so handelt wird gewiss die Erleuchtung erlangen. Mit den Herzen eines Löwenkönigs stellt auch den starken Geisteszustand Nichirens dar. Für uns bedeutet es, mit einem mutigen Glauben aufzustehen.
„So wie ich, Nichiren, sie verwirklicht habe. Ich sage dies nicht aus Überheblichkeit, sondern weil ich dem Wahren Buddhismus verpflichtet bin. Ein arroganter Mensch wird von der Angst überwältigt, wenn er einem starken Feind begegnet – genauso wie der hochmütige Ashura. Als Taishaku ihn tadelte, wurde er klein und versteckte sich in einer Lotos-Blume auf dem Munechi-See.“
Nichiren Daishonin selbst, wird zum Vorbild in dieser Zeit von Mappo, indem er Shakubuku macht. Sein Herz zu kämpfen entsprang keinesfalls aus Überheblichkeit, sondern kam ganz und gar aus Verpflichtung zum wahren Buddhismus. Deswegen konnte er, egal auf welche Hindernisse er traf, mutig wie ein Löwenkönig brüllen. Der Geist von Shakubuku für diese Zeit des späten Tag des Gesetzes, bedeutet auf einem unerschütterlichen Glauben basierend, ein, sich vor nichts fürchtendes Herz eines Löwenkönigs zu haben.
Wie habe ich diese Passage verstanden?
Diese Passage spricht meiner Meinung nach den Kernpunkt der Ursache an, wie Staat und Religion sich verschwören und durch Missbrauch der Regierungsfunktionen Unglück unter die Menschen bringen.
Nicht der Staat für die Sicherheit des Volkes, nicht die Religion für das Glück des Einzelnen, sondern das Volk zur Absicherung des Staates bzw. des Herrschers und der Ausübende zum Erhalt der Religion.
Die Einstellung der Machthabenden, solange ich an der Macht bin, solange ich mit meiner Methode durchkomme ist alles in Ordnung. Über die Zukunft mache ich mir keine Gedanken. Hauptsache ich und jetzt, später bin ich nicht mehr da.
Der Daishonin verurteilt auch die Feigheit und falsche Einstellung der buddhistischen Priester, die durch ihren Einfluss dem Volk und dem Staat zum Glück verhelfen könnten, es aber aus eigenen, selbstsüchtigen Zielen nicht tun und unmittelbaren Gewinn und Selbsterhalt zur Motivation ihres Handelns machen.
Der Daishonin übt den Glauben so aus, wie es der Buddha lehrte und wird somit für uns zum Beispiel, das die Hoffnung jedem gibt, ebenfalls die Buddhaschaft erlangen zu können.
Wenn wir die damalige Lebenssituation des Daishonin betrachten, waren die Umstände, alles andere als günstig, um sich um seine Schüler, die Organisation oder überhaupt um andere zu sorgen und sie zu ermutigen. Trotzdem überwog die Leidenschaft des Buddhas die Menschen zu schützen und sie zum Glück zu führen, weswegen er es trotzdem schaffte seine ganze Weisheit und sein Mitgefühl zum Schutz der Menschen gegen die
Ungerechtigkeit einzusetzen.
Als ich diese Passage studierte, wurde mir nochmal bewusst, dass auch Makiguchi, Toda und Ikeda Sensei in ähnlich aussichtslosen Situationen, genau mit dem selben Herz des Löwenkönigs, Mut und Weisheit aufbrachten, um unter Einsatz des eigenen Lebens die Organisation und somit jeden einzelnen Menschen zu beschützen. Durch diesen mutigen Kampf, haben sie die Erleuchtung erlangt.
Auch bei mir selbst merke ich schon in kleineren Situationen die Tendenz den unmittelbaren Gewinn und den Selbsterhalt in Form von eigenen Interessen, Umständen und subjektiv betrachteter Kapazität, abhängig zu machen. Somit sehe ich, dass ich die Verfolgung und Unterdrückung meiner eigenen Buddhaschaft schon innerhalb meiner Selbst vornehme, bevor es überhaupt zum äußeren Konflikt kommt. Umkehrschluss wäre, wenn ich im Buddhazustand bin, kann ich mich furchtlos jeder Situation stellen, egal wie mächtig sie auch sein mag.
Studienkomitee Daiki Nakamoto
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