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Vorlesermaterial Monatsgosho Mai 2002
"Die acht Winde" (Antwort an Shijo Kingo)
(Auszug aus der deutschen Gosho Band 1, S.78)
Die wichtigen Punkte, die wir in diesem Monat lernen wollen:
1) Shijo Kingo sollte so leben wie ein weiser Mensch, der sich von keinem der acht Winde beeinflussen lässt.
2) Er sollte es seinem Herrn nicht übel nehmen, sondern ihm zunächst dankbar sein und Treue und Aufrichtigkeit erweisen.
Wir wollen von Punkt 1) lernen, wie wichtig es ist, ständig, Tag für Tag unseren Lebenszustand zu verbessern. Aus Punkt 2) lernen wir, wie wir die Leiden und Probleme mit unseren Vorgesetzten überwinden können.
Gosho:
Ein wirklich weiser Mensch wird sich nicht von auch nur einem der acht Winde beeinflussen lassen: Wohlstand, Verschlechterung, Schande, Ehre, Lob, Tadel, Leiden und Freude. Er ist weder von Wohlstand berauscht, noch grämt er sich über die Verschlechterung. Die himmlischen Götter werden mit Sicherheit denjenigen beschützen, der sich nicht den acht Winden beugt. Aber wenn Sie unbegründeten Groll gegen Ihren Herrn hegen, werden sie Sie nicht beschützen, trotz all Ihrer Gebete.
Hintergrund und Zusammenfassung:
Über den Empfänger dieser Gosho, Shijo Kingo, beziehen Sie sich bitte auf das Vorlesungsmaterial vom April 2002.
Diese Gosho ist ein Brief, den der Daishonin 1277 in Minobu an Shijo Kingo gerichtet schrieb. Als Shijo Kingo diesen Brief erhielt, befand er sich in einer ziemlich misslichen Lage, weil er sich mit dem Wechsel seines Lehenterritoriums nicht einverstanden erklärte, und einige seiner Kollegen ihn deshalb bei seinem Herrn mit Sätzen verleumdeten wie: „Er schätzt seinen Herrn gering. Wenn er dem Befehl seines Herrn nicht Folge leistet, soll sein Territorium beschlagnahmt werden“.
Shijo Kingo überlegte, damit vor Gericht zu gehen und berichtete dem Daishonin über diese Situation. Daraufhin warnte der Daishonin ihn davor, von der bösen Absicht der anderen beeinflusst, gegen seinen Herrn Groll zu hegen und ihn zu verklagen. Wenn er als ein weiser Mensch, der sich von keinem der acht Winde ergreifen lässt, seinem Herrn weiter aufrichtig dient, dann wird er von den buddhistischen Göttern beschützt werden.
Ausserdem machte ihm der Daishonin klar, dass es notwendig ist, mit dem einheitlichen Herzen von Meister und Schüler zu beten. Das Herz des Meisters und das des Schülers müssen übereinstimmen, damit die Gebete in Erfüllung gehen.
Der Abschnitt, den wir dieses Mal lernen, ist die Stelle, in der ein Weiser erwähnt wird, der sich nicht von einem der acht Winde beeinflussen lässt.
Wichtige Punkte des Goshoinhalts
1) Shijo Kingo sollte so leben wie ein weiser Mensch, der sich von keinem der acht Winde beeinflussen lässt.
Mit einem weisen Menschen ist normalerweise jemand gemeint, der in den Regeln der natürlichen Welt und der Gesellschaft bewandert ist und darüber ohne Irrtum urteilen kann. Aber Nichiren Daishonin sagt, ein wirklich weiser Mensch ist jemand, der sich selbst richtig kennt und der nicht durch verschiedene Anlässe von aussen beeinflusst schwankt.
Die acht Winde bedeuten die acht verschiedenen Faktoren, die uns bei der buddhistischen Ausübung behindern und unseren Entschluss zum Schwanken bringen, uns für unsere menschliche Revolution und die Verwirklichung von Kosen-rufu einzusetzen. Da die Bäume vom Wind gerüttelt werden, wird die Funktion, das Herz der Menschen zu erschüttern, mit dem Wind verglichen.
Die acht Winde, die in der Goshostelle erwähnt sind, können grob in zwei Teile zu je vier Faktoren geteilt folgendermaßen erklärt werden:
Wohlstand, Ehre, Lob und Freude sind fröhliche Ereignisse, von denen sich unser Herz angezogen fühlt.
Verschlechterung, Schande, Tadel und Leiden sind unangenehme, leidvolle Ereignisse, die wir nicht erleben möchten und die wir zu vermeiden versuchen. Die acht Faktoren bilden jeweils Paare.
Wohlstand und Verschlechterung:
Mit Wohlstand sind persönliche und materielle Werte gemeint, die unsere Habgier befriedigen. Wir werden dadurch zufriedengestellt, Geld verdient zu haben oder das, was wir begehrten, bekommen zu haben, usw. Die Verschlechterung im Gegensatz dazu ist der Verlust sowie der Schaden der für uns entsteht, wenn die Objekte unserer Habgier verloren gehen. Z. B. leiden wir unter dem Schaden, wenn unser Geschäft nicht gut gelaufen ist oder wir leiden unter gesundheitlichen Problemen des Älterwerdens usw.
Ehre und Schande:
Mit Ehre ist der Ruhm gemeint, von Menschen verehrt, respektiert oder bewundert zu werden. Schande heisst im Gegenteil dazu, dass wir zum Gegenstand der Verachtung der Menschen werden.
Lob und Tadel:
Lob meint hier ein Ereignis, bei dem wir von Menschen konkret und direkt gepriesen werden. Tadel heisst, dass wir ebenfalls konkret und direkt auf verschiedene Weise kritisiert oder verleumdet werden.
Leiden und Freude:
Freude bedeutet hier sowohl körperliche als auch seelische Freude und uns zu vergnügen. Auch wenn wir uns aus Spaß vergnügen oder einen leichteren Weg ohne Schwierigkeiten einschlagen. Leiden ist der Zustand, in dem wir uns körperlich und seelisch schlecht fühlen oder Not leiden.
Der Daishonin weist darauf hin, dass gerade derjenige, der ohne von den acht Winden ergriffen zu werden, die Ausübung fortsetzt, von den buddhistischen Göttern beschützt wird, indem er sagte: „Ein wirklich weiser Mensch wird sich nicht von auch nur einem der acht Winde beeinflussen lassen“ und „Die himmlischen Götter werden mit Sicherheit denjenigen beschützen, der sich nicht den acht Winden beugt“.
Shijo Kingo, der sich in einer schlimmen Notlage befand, ermutigt er, dass er keinesfalls den Glauben aufgeben darf, egal welch leidvolles, schmerzhaftes Ereignis ihm begegnen würde. Wenn er sich nicht davon niederschlagen lässt und den Glauben weiterhin beibehält, wird er, sagt der Daishonin, bestimmt von buddhistischen Göttern beschützt und kann dadurch sein Glück aufbauen.
Gleichzeitig warnt der Daishonin ihn, dass ein angenehmes, fröhliches Ereignis die buddhistische Ausübung behindern kann. Menschen können ihren Glauben auch durch positive und gut scheinende, erfreuliche Ereignisse verlieren.
Wenn wir z.B. Wohlstand, nämlich einen sichtbaren Nutzen erhalten haben, freuen wir uns zunächst darüber und sind auch dankbar. Aber mit der Zeit gewöhnen wir uns daran und geben uns damit zufrieden, so dass wir nicht mehr ernsthaft zum Gohonzon beten können. Wir praktizieren dann aus Gewohnheit und verlieren unserer wahres Ziel, die Verwirklichung der Buddhaschaft und Kosen-rufu aus den Augen. So werden wir nicht mehr in der Lage sein, wahres Glück und wahre Werte in unserem Leben zu schaffen.
Wenn wir Ehre und Lob erhalten und von Menschen bewundert werden, glauben wir, was wir doch für ein toller Mensch seien und werden arrogant. Somit verlieren wir unser bescheidenes Herz und auch den suchenden Geist. Wir können dann den rechten Rat anderer nicht mehr hören und annehmen oder sehen sogar verächtlich auf sie herab. So werden wir uns im Glauben und auch menschlich nicht mehr weiterentwickeln. Unsere positive Ausstrahlung geht verloren. Vorübergehende und vergängliche Freude zu erleben ist im Grunde genommen kein wertvolles Erlebnis. Aber wir denken natürlich, es sei besser, fröhliche als anstrengende und leidvolle Erlebnisse zu haben oder einen leichten, angenehmen Weg zu gehen als einen schwierigen. Wenn wir in eine leichtere, angenehmere Richtung fortgetrieben werden und unsere eigentliche Aufgabe vergessen und nur oberflächlich für flüchtige Vergnügungen leben, können wir niemals die wahre Freude des Lebens erfahren.
In diesem Sinne sind diese vier Faktoren mehr zu fürchten als die vier negativen.
Wir Menschen neigen dazu, uns positiv oder negativ von den augenblicklichen, oberflächlichen Ereignissen beeinflussen zu lassen und unseren Glauben zu vergessen.
Aber so können wir nicht wirklich glücklich werden, sagt der Daishonin. Und „Wind“ wird immer wehen.
Shijo Kingo praktizierte bereits ungefähr 20 Jahre, als er der größten Schwierigkeit begegnete.
„Windstille“ ist keineswegs zu erwarten, nur weil wir den Glauben weiter fortsetzen. Denn im Laufe unseres Lebens weht immer irgendein Wind. Deshalb dürfen wir nicht denken, dass wir den Wind verschwinden lassen wollen, sondern wir müssen ein „von keinem Wind zu erschütterndes Selbst“ aufbauen und uns stark machen. Wir sind in der Lage, einen großartigen Lebenszustand aufzubauen, der von keinem Wind beherrscht werden kann. Egal aus welcher Richtung der Wind weht. Ein Segelschiff fährt auch dann weiter vorwärts, wenn der Wind von hinten oder vorne oder von der Seite weht. Zu einem solchem Menschen sollten wir werden.
Was sollen wir dafür tun?
Wenn wir etwas Schönes erleben, sollten wir von Herzen dafür dankbar sein, uns darüber freuen und uns aus dieser Dankbarkeit heraus noch mehr bemühen, ein weiteres Ziel zu erreichen.
Erleben wir etwas unangenehmes, schmerzvolles, sollten wir nicht deprimiert sein oder aufgeben, sondern davon überzeugt sein, dass wir uns „gerade dadurch entwickeln können“, „dadurch unser negatives Karma überwinden können“. Wir sollten uns herausfordernd beten und kämpfen.
Lassen wir uns so beten und herausfordern, um sowohl gute als auch üble Ereignisse zur Nahrung unserer Entwicklung zu machen.
Fragen wir uns selbst, ob wir uns heute im Vergleich zu gestern, wenn auch nur ein bisschen, weiterentwickelt haben, ohne uns mit anderen zu vergleichen.
Entscheidend dabei ist, mit welchem Ziel wir leben.
Präsident Ikeda sagt: „Wenn Ihr nur von sichtbaren Ereignissen ergriffen oder von eigenen engherzigen Gedanken gefangen seid, macht Ihr keinen neuen Fortschritt. Wenn Ihr Euer Herz ein Stück weiter öffnet, um Kosen-rufu willen, um der Soka Gakkai willen, um der Mitglieder willen, um der Nachfolger willen, dann wird sich Euer eigener Lebenszustand klarer und fröhlicher erweitern. Der Buddhismus, den wir praktizieren, hat die Kraft, uns unbegrenzt zu verbessern und zu entwickeln. Lassen wir uns mit der Einstellung uns tagtäglich herauszufordern, weiter für Kosen-rufu einsetzen.
2) Er sollte es seinem Herrn nicht übel nehmen, sondern ihm zunächst dankbar sein und Treue und Aufrichtigkeit erweisen.
Shijo Kingo scheint damals seinem Herrn gegenüber ziemlich unzufrieden gewesen zu sein. Sein Herr Ema glaubte den Verleumdungen seiner Kollegen und behandelte ihn kalt. Es ist deshalb verständlich, dass Kingo sich darüber ärgerte und seiner überdrüssig wurde.
Obwohl Nichiren Daishonin Kingos Gefühle sehr gut verstand, sagte er ihm: „Aber wenn Sie unbegründeten Groll gegen ihren Herrn hegen, werden sie (die buddhistischen Götter) Sie nicht beschützen, trotz all Ihrer Gebete.“
„Weil er Ihr Herr ist, dem gegenüber Sie dankbar sein sollten, dürfen Sie es Ihm nicht übel nehmen.“
Damals als der Daishonin die großen Verfolgungen wie Tatsunokuchi und die Verbannung auf Sado erlitt und viele seiner Schüler sehr unterdrückt wurden, zog Kingo sich von seinem Herrn keinen Tadel zu. Darauf hinweisend meint der Daishonin: „Das ist eine außergewöhnliche Gnade von ihm. Diese Wohltat sollten Sie nie vergessen.“
Es ist sicherlich schlecht von seinem Herrn, den Verleumdungen einfach zu glauben. Trotzdem ändert sich die Situation nicht, wenn er ihm gegenüber Groll hegt und ihn angreift. Vielmehr sollte er sich gerade deshalb daran erinnern, dass er Kingo Wohltaten erwiesen hatte. Er sollte ihm dankbar sein, ihm aufrichtig und gewissenhaft dienen, egal wie er sich jetzt ihm gegenüber verhält. So werden die Umstände bestimmt verbessert, ermutigt ihn der Daishonin.
Aber seinem Glauben betreffend sollte Kingo auf keinen Fall einen Schritt zurückschreiten, schreibt der Daishonin in seiner Gosho. Dieses betonte er wiederholt in weiteren Briefen.
Während dieser Verfolgung, bei der es darum ging, seinen Glauben oder seinen Beruf aufzugeben, kämpfte Kingo entsprechend dieser Anweisung des Daishonin mit der klaren Einstellung, „weder Glauben noch Beruf aufzugeben“.
Nichiren Daishonins Führung war, betreffens des Glaubens keine Kompromisse zu machen und deshalb seinem Herrn gegenüber als Mensch aufrichtig zu handeln und mit Vernunft zu leben. Shijo Kingo setzte die Worte des Daishonin ganz genau in die Tat um. Er handelte mit aufrichtigem Herzen, seinen Herrn bis zum Ende zu beschützen und ihn glücklich zu machen. Dadurch erlangte er einen großen Sieg in seinem Leben. (Siehe Studienmaterial April 2002)
Das ist ein wichtiges Prinzip, dass ohne Ausnahme auch für uns in der heutigen Zeit gilt.
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