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(12) Die drei Arten von starken Feinden (2)
- der Ausübende des Lotos-Sutras, der
gegen den Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz,
das letztendliche Böse, kämpft
Ein Abschnitt in dieser Abhandlung besagt: „Sollte ein Ausübender des Lotos-Sutras existieren, dann erscheinen ganz bestimmt die drei Arten von starken Feinden des Buddhas.“ (DG Band 2, Seite 181; JG, Seite 230)
Verfolgungen, die durch die drei Arten von starken Feinden[^1]^1)^ hervorgerufen werden, ereignen sich wahrhaft parallel dazu, dass der Ausübende des Lotos-Sutras die wahre Lehre verbreitet. Wenn der Ausübende des Lotos-Sutras das mystische Gesetz verbreitet, stößt sich die dem Leben aller Menschen immanente fundamentale Dunkelheit als entgegengesetzte Kraft davon ab, offenbart sich als teuflische Natur in diversen Gestalten und fällt über den Ausübenden des Lotos-Sutras her.
Aber, wenn der Ausübende des Lotos-Sutras, ohne einen einzigen Schritt zurück-zuweichen, das mystische Gesetz allem zum Trotz konsequent verbreitet, erscheint diese fundamentale Dunkelheit des Lebens schließlich als Falschheiliger mit der sich aufbauschenden Arroganz, die böseste der drei Arten von starken Feinden. Von der anderen Seite betrachtet, ist derjenige, der den Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz herausfordert und ferner ihn besiegt, der wahre Ausübende des Lotos-Sutras.
Diesmal werde ich von den drei Arten von starken Feinden insbesondere auf die dritte Art, die Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz, fokussierend des Daishonins Worte in „Über das Öffnen der Augen“ mit Ehrfurcht untersuchen.
Das Böse, das aus „unwissenden Laiengläubigen
mit der sich aufbauschenden Arroganz“ und „verschlagenen Priestern
mit der sich aufbauschenden Arroganz“ hervorgeht
Nun, in „Über das öffnen der Augen“ geht zunächst einmal eine Klärung vonstatten, wer zu Lebzeiten Nichiren Daishonins konkret auf die Beschreibungen der drei Arten von starken Feinden passt, und ferner wird klargestellt, in welchem Sinne die drei Arten von starken Feinden jeweils das „Böse“ darstellen. Und als Fazit wird aufgezeigt, dass die dritte Art von starken Feinden, Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz, das höchste Böse ist.
In dieser Abhandlung des Daishonins werden die Worte des Großen Lehrers Miaole[^2]^2)^ (Ja. Myoraku Daishi) folgendermaßen dreimal zitiert: „Die dritte Art der sich aufbauschenden Arroganz ist am furchtbarsten. Der Grund dafür ist, dass die zweite Art der sich aufbauschenden Arroganz schwer und die dritte Art der sich aufbauschenden Arroganz als solche umso schwerer zu durchschauen ist“ (DG Band 2, Seite 166; JG, Seite 224) Das bedeutet, dass das Wesen des Bösen sich von der ersten Art der sich aufbauschenden Arroganz zur zweiten Art der sich aufbauschenden Arroganz und von der zweiten Art der sich aufbauschenden Arroganz zur dritten Art der sich aufbauschenden Arroganz immer schwieriger erkennen lässt und dass sich die dritte Art von starken Feinden, Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz, aus diesem Grund als furchtbarster Feind darstellt.
„Unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ sind hierbei diejenigen, die durch die Verunglimpfungen der Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz beeinflusst versuchen, den Ausübenden des Lotos-Sutras mit bösem Mund zu schmähen oder mittels Gewalt direkt zu verfolgen.
Was „unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ angeht, weist der Daishonin lediglich darauf hin, dass sie als große Förderer die zweite Art der sich aufbauschenden Arroganz sowie die dritte Art der sich aufbauschenden Arroganz unterstützen, und erwähnt jedoch nicht ausführlich, wie das Böse ist. Das liegt daran, dass ihre böse Art und Weise so offenkundig ist und dass von der Sicht aus betrachtet, die Menschen irrezuführen und das wahre Gesetz zu zerstören, „verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“ und „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ bei weitem bösartiger sind als die erste Art der sich aufbauschenden Arroganz.
Als nächstes, was „verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“ angeht, macht der Daishonin klar, indem er „Männer wie Ho’nen, die über keine Gebote verfügen und verdrehte Ansichten vertreten“ (DG Band 2, Seite 173; JG, Seite 226) konkret namentlich nennt, und erklärt explizit, warum sie Böse genannt werden.
Die Nembutsu-Schule, die durch Ho’nen[^3]^3)^ (1133–1212) begründet wurde, lehrt: „Der Grund, das Lotos-Sutra zurückzuweisen, liegt darin, dass seine Prinzipien so tiefgründig sind, sodass nur wenige sie verstehen können.“ Oder: „alle Lehren außer der Lehre der Nembutsu ablegen (Sha), verschließen (Hei), ignorieren (Kaku) und aufgeben (Ho).“ Diese Lehren der Nembutsu-Schule drängen die Menschen, sich von der wahren Errettung durch das Lotos-Sutra zu entfernen, dies trifft auf das Böse, das wahre Gesetz zu verleumden, zu. Deshalb weist der Daishonin Priester der Nembutsu-Schule als Menschen „verdrehter Ansichten“ strikt zurück.
Zudem nennt der Daishonin sie Menschen, die „über keine Gebote verfügen“. Das kommt daher, dass die meisten Nembutsu-Anhänger damals aufgrund der Lehren Ho’nens so sehr danach begehrten, nur noch nach dem Tod erlöst zu werden, und dabei ihre Lebenseinstellung in eine trotzige veränderten: „Schließlich sind wir Menschen bereits mit unzähligen Missetaten belastet, deshalb sehen wir keine Notwendigkeit, unsere Lebenseinstellung jetzt in dieser Welt zu ändern und gute Taten anzusammeln.“ Dadurch herrschten unter ihnen degenerierte Handlungen weit verbreitet.
„Verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“, die Missetaten treiben und das Lotos-Sutra verleumden, lassen sich immer noch als Böse relativ unschwer erkennen. Aber allein „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“, die sich als Heilige ausgeben, lassen sich als Böse am schwierigsten durchschauen und sind gerade deshalb am bösartigsten.
Die „äußerst bösen Taten“ können nur
mit den Augen des Buddhas durchschaut werden
In „Über das Öffnen der Augen“ stellt der Daishonin das wahre Wesen des Bösen der Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz klar, indem er zahlreiche Sutren und Kommentare zitiert. (DG Band 2, Seite 174-179; JG, Seite 227-229) Hier zähle ich einige davon auf:
1) Es gibt auch Icchantika, Menschen mit unkorrigierbarem Unglauben, die wie Arhats aussehen. (aus dem „Parinirwana-Sutra“; Ja. Hatsunaion-Kyo)
2) Es wird Mönche geben, die den Anschein erwecken, als würden sie den Regeln der Mönchsdisziplin gehorchen. Sie werden jedoch nur wenig Sutren lesen und rezitieren und nach allen möglichen Arten von Essen und Trinken verlangen, um ihre Körper zu ernähren. (aus dem „Nirwana-Sutra“; Ja. Nehan-Kyo)
3) Nach außen werden sie weise und gut erscheinen, aber in ihrem Inneren werden sie voller Neid und Eifersucht sein. (aus dem „Nirwana-Sutra“)
4) In Wirklichkeit sind sie keine Arhats, sondern sie verhalten sich scheinbar wie Arhats, sind voll von verdrehten Ansichten und verleumden das wahre Gesetz. (aus dem „Nirwana-Sutra“)
5) Die Mitglieder des Klerus repräsentieren alle Arten von bösen Menschen. (Ch. Tung-chun; Ja. Toshun)
6) „Zen-Meister, die sich nur mit einer einzigen Ausübungsart befassen“, konzentrieren sich ausschließlich auf die Meditationsausübung, eine der „zehn Absichten“. Jedoch ist ihre Meditationsausübung entweder oberflächlich oder falsch, und die restlichen neun Absichten fehlen völlig. (aus „Die Große Konzentration und Einsicht“ Tiantais, Ch. Mo-ho tschih-kuan; Ja. Makashikan)
7) „Priester, die sich nur auf die geschriebenen Worte konzentrieren“, bezieht sich auf diejenigen, die in ihrem Herzen weder Einsicht noch Verständnis erlangt haben und sich lediglich mit der Oberfläche der Lehren theoretisch befassen. „Zen-Meister, die sich der Oberfläche der Realität widmen“, bezieht sich auf diejenigen, die versäumen, die objektive Wahrheit und die subjektive Weisheit zu lernen, und ihre ganze Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Atemtechnik richten. (aus „Miaoles Kommentar zu ‚Die Große Konzentration und Einsicht’“)
8) Auf dem Sterbebett bedauerten alle, was sie getan hatten. (aus „Die Große Konzentration und Einsicht“, Tiantai)
9) Das Äußerste nicht zu sehen, bedeutet, die von jenen Icchantika begangenen äußerst bösen Taten nicht zu erkennen. (aus dem „Parinirwana-Sutra“)
Die Zitate von 1) bis 4), die aus dem Nirwana-Sutra und Parinirwana-Sutra stammen, drücken jeweils zwischen der äußeren Erscheinung derjenigen, die sich als Heilige ausgeben, und dem wahren Lebenszustand ihres Inneren eine erhebliche Diskrepanz aus.
Das Zitat 1) „Es gibt auch Icchantika, Menschen mit unkorrigierbarem Unglauben, die wie Arhats aussehen“ bedeutet, dass, obwohl die Menschen sich zwar dem Arhat, dem Heiligen in der höchsten Stufe des Hinayana-Buddhismus, ähnlich verhalten, ihr Wesen von Begierden und Misstrauen beherrscht ist, also sind sie nichts anderes als Icchantika selbst. Die weiteren drei Zitate sind von der Bedeutung her gleich gemeint.
Das Sanskrit-Wort „Icchantika“, aus dem phonetisch ins Japanisch „Issendai“ hergeleitet wurde, ist ein Ausdruck, der das wahre Wesen der Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz aufzeigt, und bedeutet ursprünglich, nach etwas zu gieren. Das weist hier auf solche Menschen hin, die sich vom Misstrauen völlig beherrschen lassen und das wahre Gesetz verleumden, weil sie voll von Begiereden sind und deshalb an ihre eigene Buddhanatur und die anderer nicht glauben können.
Im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ wird gepredigt, dass die Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz, aus dem „bösen Herzen“ getrieben, den Ausübenden des Lotos-Sutras verfolgen. Dieses „böse Herz“ weist genau auf das Leben von Icchantika hin.
Das Zitat 5) „Die Mitglieder des Klerus repräsentieren alle Arten von bösen Menschen“ bedeutet, dass sämtliche böse Menschen, die potenziell als „unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ oder „verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“ fungieren, sich zu den „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“ versammeln, sich miteinander verschwören und den Ausübenden des Lotos-Sutras verfolgen. Das heißt, sie verwandeln sich in das „Grundübel“ der Verfolgungen. Was diesen Punkt angeht, werde ich in bezug auf den Priester Ryokan[^4]^4)^ (1217-1303) des Gokuraku-ji Tempels, der als Hauptdrahtzieher der Verfolgungen fungierte, die dem Daishonin widerfuhren, später noch eine ausführliche Erläuterung geben.
Die Zitate von 6) bis 8) stammen aus Tiantais[^5]^5)^ „Die Große Konzentration und Einsicht“ (Ch. Mo-ho tschih-kuan; Ja. Makashikan) sowie aus Miaoles „Kommentar zu ‚Die Große Konzentration und Einsicht’“ (Ja. Shikan-Bugyoden-Guketsu). Zu Lebzeiten des Großen Lehrers Tiantai gab es in China zahlreiche Priester wie Mönche, die sich hauptsächlich Meditationsausübungen widmeten oder Sutren und deren Kommentare intensiv erforschten, dennoch hörten die meisten von ihnen mit ihren Meditationsausübungen und Forschungsarbeiten wegen der unerbittlichen Herausforderungen auf halbem Wege auf und konnten sich somit den Kern der buddhistischen Lehren letzten Endes nicht aneignen. Nichtsdestotrotz gab es unter ihnen welche, die von Laiengläubigen geachtet und verehrt wurden. Und alle, die ihnen folgten, konnten zu keinem Nutzen gelangen und mussten schließlich auf dem Sterbebett bedauern, was sie getan hatten.
Das heißt, verlogene Kleriker wie Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz verursachen für die einfache Bevölkerung unwiederbringliches Unglück, und gerade das ist das „größte Böse“.
Im sechsbändigen Parinirwana-Sutra (Ja. Hatsunaion-Kyo) heißt es: „Das Äußerste nicht zu sehen, bedeutet, die von jenen Icchantika (Ja. Issendai) begangenen äußerst bösen Taten nicht zu sehen.“ Oder, wie Miaole (Ja. Myoraku) sagt: „Die dritte Art der sich aufbauschenden Arroganz ist am furchtbarsten. Der Grund dafür ist, dass die zweite Art der sich aufbauschenden Arroganz schwer und die dritte Art der sich aufbauschenden Arroganz als solche umso schwerer zu durchschauen ist“
Menschen ohne Augen, Menschen mit einem Auge und Menschen mit verdrehter Ansicht sind nicht imstande, diese drei Arten von starken Feinden, die zu Beginn des Späten Tags des Gesetzes erscheinen, zu sehen. Aber diejenigen, die teilweise die „Augen des Buddhas“ erlangt haben, können sie erkennen.
„Sie wenden sich an den König, die Minister, Brahmanen und die großen Förderer …“, heißt es im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“. Mönch Zhidu (Ja. Chido) kommentiert in seinem Werk „Tung-chun“ (Ja. Toshun): „Diese Menschen wenden sich an die Obrigkeit, verleumden das wahre Gesetz und diffamieren dessen Ausübenden.“
In der Vergangenheit, am Ende des Mittleren Tags des Gesetzes, überreichten Gomyo, Shuen und andere Mönche dem Kaiserhof Petitionen und schuldigten den Großen Lehrer Dengyo eines Verbrechens fälschlicherweise an.
Jetzt, zu Beginn des Späten Tags des Gesetzes, setzten Ryokan, Nen’a und andere falsche Dokumente auf und überreichten sie dem Shogunat. Sind sie nicht der dritten Gruppe der Feinde des Buddhas zuzuordnen? (DG Band 2, Seite 178f; JG, Seite 229)
Es ist jedoch unvorstellbar schwierig, dieses Böse zu durchschauen. Um dies verständlich zu machen, wird ein Abschnitt des Zitats 9) „Das Äußerste nicht zu sehen, bedeutet, die von jenen Icchantika begangenen äußerst bösen Taten nicht zu erkennen“ aus dem „Parinirwana-Sutra“ (Ja. Hatsunaion-Kyo) aufgeführt.
Zu Recht manifestiert sich das aus „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“ herrührende Böse als „äußerst böse Taten“. Sie verhalten sich scheinbar wie echte Heilige, obwohl sie in ihrem Inneren voll von Begierden und Misstrauen sind. Sie mühen sich, um auf ihrer Position zu bestehen, und sind im Fall eines Falls auch darauf gefasst, andere ins Unglück zu stürzen. Sie sind innerlich über alle Maßen verdreht und boshaft. Sie sind sowohl Anti-Buddhisten, die sich als Buddhisten ausgeben, als auch Feinde, die allen Menschen vortäuschen, sie besäßen tiefes Mitgefühl. Das ist das wahre Wesen der „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“.
Der Daishonin sagt, dass dieses „äußerste Böse“, über das die Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz verfügen, nur durch „diejenigen, die die Augen des Buddhas, auch nur teilweise, erlangt haben“, (DG Band 2, Seite 179; JG, Seite 229) erkannt werden kann. Denn das den Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz zugrundeliegende Böse als Offenbarung der dem Leben der Menschen immanenten fundamentalen Dunkelheit kann nur von solchen Menschen durchschaut werden, die das Leben in der Welt der Buddhaschaft verwirklicht haben und aufgrund dessen in der Lage sind, die fundamentale Dunkelheit des Lebens zu durchbrechen. Und genauso können nur diese Menschen den Kampf dagegen bis zum letzten Ende führen.
Ryokan des Gokuraku-ji Tempels, der alle Arten von bösen Menschen repräsentiert
Nun werde ich dann die religiöse Situation zu Lebzeiten des Daishonins kurz erläutern, um zu verdeutlichen, wie verschlagen und hinterlistig die Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz in der damaligen Gesellschaft zum Objekt der Verehrung werden konnten.
Ein Abschnitt in „Über das Öffnen der Augen“ besagt in bezug auf den Vers der zwanzig Zeilen im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ folgendes: „Wenn wir im Lichte der Sonne des Lotos-Sutras . . . die hässlichen Fratzen der gegen-wärtigen Schulen sowie der Vertreter von Zen, Ritsu und Nembutsu im heutigen Japan wider-spiegeln lassen, gibt es gar keine Spur des Zweifels.“ (DG Band 2, Seite 168; JG, Seite 225)
Die „gegenwärtigen Schulen“ weisen auf die acht buddhistischen Schulen hin, nämlich die sechs in der alten Kaiserstadt Nara etablierten Schulen plus zwei Schulen, Tendai (Tiantai)- und Shingon-Schulen, die im Land weit verbreitet waren.
Diese Schulen standen im Schutz vom Kaiserhof und Adligen und besaßen eine ungeheuer große Fläche tempeleigener Domänen, sodass sie auch als Großlandbesitzer gesellschaftlich über einen enormen Einfluss verfügten. Die Menschen in der Führungsschicht der Tempel in der jeweiligen buddhistischen Schule vergaßen ihr ursprüngliches Ziel, Menschen zum Glück zu führen, und degenerierten mit der Zeit. Als die Mönche aus den beiden Tempeln der Tendai (Tiantai)-Schule, Enryaku-ji und Onjo-ji, begannen, sich mit Waffen auszurüsten, spürten die Menschen den Niedergang der buddhistischen Lehren. Und inmitten der sich fortgesetzt ereignenden Naturkatastrophen und der kriegerischen Auseinandersetzungen fingen sie an, sich des Herannahens des Späten Tags des Gesetzes umso stärker bewusst zu werden.
So in die Kamakura-Ära eingetreten, wuchsen die Zen-, Ritsu- und Nembutsu-Schulen als neue einflussreiche Kräfte. Besonders denjenigen, die sich in der konventionellen, moralisch verdorbenen religiösen Welt verdrießlich fühlten, kamen „Gebote und Regeln“ erfrischend vor, die großen Wert darauf legten, Disziplinen für die Lebensführung und die Ausübungen strenger einzuhalten. Wenn von „Regeln“ (Ritsu) die Rede ist, stellen wir uns möglicherweise zuerst die Ritsu-Schule, eine der sechs konventionellen Schulen, vor. Das war aber in der damaligen Zeit nicht der Fall, sondern eine neue alle buddhistischen Schulen übergreifende Bewegung für den Wiederaufbau von Geboten und Regeln brach an.
Es waren Shoichi[^6]^6)^ (1202-1280), Zen-Mönch des Tofuku-ji Tempels in Kyoto, Eison[^7]^7)^ (1201-1290), Mönch des Saidai-ji Tempels in Nara, und dessen Schüler Ryokan (1217-1303), die diese Bewegung tatkräftig förderten.
Und im Zuge dieser Bewegung fingen die Vertreter der Nembutsu-Schule in Kamakura ebenso an, den Schwerpunkt ihrer Ausübungen auf das Einhalten von Geboten und Regeln zu verlegen. Zu ihnen werden Doa Dokyo[^8]^8)^ (Lebensspanne unbekannt) und Nen’a Ryochu[^9]^9)^ (1199-1287) gezählt, die vor dem Hintergrund, dass ein großer Teil des herrschenden Hojo-Klans den Glauben an ihre Lehren annahm, ihre Aktivitäten durchführten.
Ryokan, der den Schwerpunkt seiner Aktivitäten von Nara nach Kamakura verlegt hatte (1252), holte seinen Meister Eison auch nach Kamakura (1262), der dann die führenden Persönlichkeiten des Kamakura-Regimes sowie die Priester der Nembutsu- und der anderen Schulen jeweils nach Ritsu-Riten zum Priester weihte. Dadurch gelang es Ryokan, die führenden Persönlichkeiten des Kamakura-Regimes sowie die Priester der Nembutsu- und der anderen buddhistischen Schulen unter seine Kontrolle zu bringen, wodurch er im Verlaufe der Zeit mittels seiner ausgeübten Autorität in Kamakura ein Kontrollsystem errichtete. In diesem Sinne erschien allmählich wahrhaft ein Zustand, genau wie der Mönch Zhidu (Ja. Chido) diesen im Hinblick auf die drei Arten von starken Feinden, die im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ klar dargestellt sind, in seinem Werk „Tung-chun“ (Ja. Toshun) kommentierte: „Die Mitglieder des Klerus repräsentieren alle Arten von bösen Menschen.“
Ryokan verhielt sich dem Anschein nach durch und durch als Protagonist der Bewegung für den Wiederaufbau von Geboten und Regeln, trotzdem war er innerlich mehr als alle andere in weltliche Angelegenheiten verstrickt, förderte Wohltätigkeiten, indem er Brücken und Straßen bauen ließ, wodurch er kostbare „Seidentücher und Schätze“ (JG, Seite 476) ansammelte.
Da die Menschen jedoch keine Möglichkeit hatten, das wahre Wesen Ryokans zu erkennen, verehrten sie ihn als „lebenden Buddha des Gokuraku-ji Tempels“ (JG, Seite 1416) und überhäuften ihn mit Spenden, um nach der Errettung zu suchen.
Ryokans Verhaltensweise stimmte genau mit dem vorhin aus dem Nirwana-Sutra zitierten Abschnitt überein: „In Wirklichkeit sind sie keine Arhats, sondern sie verhalten sich scheinbar wie Arhats.“ Ganz gleich, wie sehr er versuchte, sich mit dem Priestergewand zu verhüllen und sich äußerlich wie ein Priester zu verhalten, konnte man ihn, wenn seine Maske entlarvt wurde, keinesfalls als Arhat bezeichnen.
Nichtsdestotrotz ließen sich die Menschen von geistlichen Gewändern leicht täuschen. Und gerade darum bemühten sich die Priester immer geschickter. Das ist eines der besonderen Merkmale, die das Wesen der Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz kennzeichnen, wie der Große Lehrer Miaole (Ja. Myoraku) sagt: „. . . umso schwerer zu durchschauen ist.“ Es war einzig und allein der Daishonin, der ihr wahres Wesen durchschauen konnte. Deshalb setzte er sich allein mit aller Entschiedenheit dafür ein, ihre Scheinheiligkeit und Täuschung herauszufordern.
In seinem „Schreiben an Ryokan des Gokuraku-ji Tempels“, einem der 11 Briefe, die Nichiren Daishonin am 11. Oktober 1268 schrieb und jeweils an die vier wichtigen Amtsinhaber des Regimes und sieben führenden Geistlichen in Kamkura adressierte, kritisierte der Daishonin einen Abschnitt des Kapitels „Aufforderung zum Beibehalten“ Bezug nehmend mit aller Strenge, dass gerade Ryokan der „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz und in dieser Existenz ein Landesverräter ist“. (JG, Seite 174)
Und um das wahre Wesen Ryokans gegenüber allen wichtigen Persönlichkeiten in Regierungskreisen klarzustellen, rief der Daishonin ihn dazu auf, unverzüglich eine offizielle Debatte zu führen.
Aber, sobald Ryokan, der allerlei versuchte, nicht auf des Daishonins Aufforderung zum offenen Dialog einzugehen, und daraus hinterhältig entwich, beim gegen den Daishonin geführten Wettgebet um Regen eine eklatante Niederlage hinnehmen musste, fing er an, das wahre Wesen der dem Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz zugrunde-liegenden teuflischen Natur zu offenbaren. Das passt auf die Darstellung des vorhin zitierten Gosho-Abschnitts: „Diese Menschen wenden sich an die Obrigkeit, verleumden das wahre Gesetz und diffamieren dessen Ausübenden.“ (DG Band 2, Seite 179; JG, Seite 229) Die „Obrigkeit“ bedeutet hierbei Machthaber sowie gesellschaftlich einflussreiche Prominenz. Dadurch, dass er ihm bei den Machthabern diverse Verunglimpfungen unterstellte, versuchte Ryokan, den Daishonin in die Enge zu treiben.
Im konkreten Fall erhob ein Priester namens Gyobin, Schüler von Nen’a, eine Anklage gegen den Daishonin, mit der Anschuldigung, dass dieser die Ordnung der buddhistisch-geistlichen Welt und des Regimes zerstöre. Zu Beginn in seiner Erwiderung gegen diese Anklageschrift zählt der Daishonin drei Namen Ryokan, Nen’a Ryochu und Doa Dokyo auf und stellt klar und deutlich heraus, wer hier als Drahtzieher fungiert. (JG, Seite 180) Ryokan, dem die Anklage wegen der falschen Anschuldigung misslang, setzte sich umso stärker dafür ein, dem Daishonin bei führenden Amtsinhabern des Regimes und deren Ehefrauen verunglimpfende Worte heimtückisch zu unterstellen. Daraus resultierend entstand eine ganze Reihe massiver Unterdrückungen gegen den Daishonin, nämlich die Tatsunokuchi-Verfolgung und die unmittelbar darauffolgende Verbannung auf die Insel Sado.
In der Tat, von Eifersucht und Zorn getrieben, arbeitete Ryokan Intrigen aus, indem er dem Daishonin den Machthabern und ihren Ehefrauen gegenüber dreiste Schmähungen unterstellte, um eine vernichtende Unterdrückung gegen ihn, den Ausübenden des Lotos-Sutras, in die Wege zu leiten. Als Folge davon begann Ryokan, genau wie durch die zurechtweisenden Worte des Daishonins herauskristallisiert, die mit der Darstellung der Sutren völlig übereinstimmende Verhaltensweise eines Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz einzunehmen.
Wenn die Worte des Buddhas nicht falsch sind, ist das Land bereits voll von den drei Arten von starken Feinden des Buddhas. Aber, als ob die goldenen Worte des Buddhas gebrochen worden wären, gibt es keinen Ausübenden des Lotos-Sutras. Wie ist das möglich? Wie ist das überhaupt möglich?
Wer ist denn aber von den Menschen, die vom Buddhismus wenig Ahnung haben, mit bösem Mund geschmäht worden? Welcher Mönch ist mit Schwertern und Stöcken angegriffen worden? Welcher Mönch ist um des Lotos-Sutras willen von Höflingen und Kriegern angeklagt worden? Welcher Mönch ist „immer und immer wieder verbannt worden“, wie das Lotos-Sutra es voraussagt? Selbst wenn man versucht, einen in Japan herauszufinden, gibt es außer mir, Nichiren, keinen anderen Menschen, [der auf diese Beschreibung passt].
Ich, Nichiren, bin kein Ausübender des Lotos-Sutras, weil mich der Himmel im Stich gelassen hat. Wen dann können wir in dieser Welt als Ausübenden des Lotos-Sutras schätzen und die Worte des Buddhas als wahr annehmen?
Der Buddha und Devadatta sind wie eine Gestalt und deren Schatten; sie bleiben Leben auf Leben nie voneinander getrennt. Prinz Shotoku und Monobe-no Moriya sind wie die Blüte und die Samenhülse der Lotosblume, die zur selben Zeit erscheinen.
Sollte ein Ausübender des Lotos-Sutras existieren, dann erscheinen ganz bestimmt die drei Arten von starken Feinden des Buddhas. Die drei Arten von starken Feinden sind bereits existent, wer also ist dann der Ausübende des Lotos-Sutras? Wir sollten nach ihm suchen und ihn zu unserem Meister machen. Das ist damit vergleichbar, dass eine einäugige Schildkröte einem Stück Treibholz im Ozean begegnen könne. (DG Band 2, Seite 180f; JG, Seite 230)
Den Vers der zwanzig Zeilen im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras
„Aufforderung zum Beibehalten“ mit ganzem Leibe zu lesen
„Wenn die Worte des Buddhas nicht falsch sind, ist das Land bereits voll von den drei Arten von starken Feinden des Buddhas. Aber, als ob die goldenen Worte des Buddhas gebrochen worden wären, gibt es keinen Ausübenden des Lotos-Sutras. Wie ist das möglich? Wie ist das überhaupt möglich?“ (DG Band 2, Seite 180; JG, Seite 230)
Soweit konnte man feststellen, dass in Japan zu Lebzeiten des Daishonins die drei Arten von starken Feinden erschienen, wie es in Sutren prophezeit wurde. Nun, wer ist der Ausübende des Lotos-Sutras, der gegen sie kämpft?, so stellt der Daishonin hier die Frage. Selbstverständlich kommt außer Nichiren Daishonin kein anderer Mensch in Frage, der als Ausübender des Lotos-Sutras den Kampf gegen die drei Arten von starken Feinden bis zum letzten Ende durchführte.
Um dies folgerichtig zu beweisen, weist der Daishonin auf die folgenden vier Abschnitte aus dem dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ hin und stellt klar, dass diese mit der Ausübung des Daishonins vollkommen übereinstimmen.
1) „Wer ist denn aber von den Menschen, die vom Buddhismus wenig Ahnung haben, mit bösem Mund geschmäht worden?
2) Welcher Mönch ist mit Schwertern und Stöcken angegriffen worden?
3) Welcher Mönch ist um des Lotos-Sutras willen von Höflingen und Kriegern angeklagt worden?
4) Welcher Mönch ist „immer und immer wieder verbannt worden“, wie das Lotos-Sutra es voraussagt?
Jedes einzelne dieser vier Phänomene von Verfolgungen hat eine tiefgründige Bedeutung. Außerdem versteht sich offenkundig, dass keine einzige der Verfolgungen, die dem Daishonin widerfuhren, in gewöhnlichem Ausmaß stattfand.
Wenn es beispielsweise um den Punkt 1) „Wer ist denn aber von den Menschen, die vom Buddhismus wenig Ahnung haben, mit bösem Mund geschmäht worden?“ geht, so wurde der Daishonin in der Tat von unzähligen Menschen in ganz Japan mit bösem Mund geschmäht, und zwar über 20 Jahre lang fortgesetzt.
„Die mich sahen, rissen die Augen weit auf, während diejenigen, die nur meinen Namen hörten, gegen mich Groll hegten.“ (DG Band 2, Seite 61; JG, Seite 1445)
„Der Name eines kriminellen Mönchs ist über die vier Meere verbreitet … der Verruf wuchert im ganzen Himmel.“ (JG, Seite 936)
„Es gibt keinen einzigen Menschen, der von Menschen derart gehasst wurde, wie ich, Nichiren.“ (JG, Seite 1514)
Wie schwierig es ist, das Bewusstsein aller Menschen tiefgreifend zu verändern, stellen die Phänomene von Verfolgungen seitens unwissender Laiengläubiger mit der sich aufbauschenden Arroganz klar und deutlich heraus. Auf solche Stürme von Kritik und Verschmähung voll gefasst, stand der Daishonin zur Errettung aller Menschen auf. Wie erhaben und würdevoll seine Seele ist! Allein von dieser Tatsache aus gesehen, hebt sich klar und deutlich hervor, wer der wahre Ausübende des Lotos-Sutras ist.
Was den Punkt 2) „Welcher Mönch ist mit Schwertern und Stöcken angegriffen worden?“ angeht, erläutert der Daishonin in seinem Brief „Verfolgung durch Schwert und Stock“ (Antwort an Herrn Ueno) ausführlich.
Darin steht: „Den Vers der zwanzig Zeilen habe ich, Nichiren, allein gelesen.“ (DG Band 2, Seite 276; JG, Seite 1557) Im Zusammenhang hiermit schreibt der Daishonin weiter, dass außer Nichiren Daishonin kein anderer Mensch existiert, dem die „Verfolgung durch Schwert und Stock“ widerfuhr.
Die „Verfolgung durch Schwert“ trifft auf die Verfolgung in Komatsubara und die in Tatsunokuchi zu. Was der Daishonin hierbei als „Verfolgung durch Stock“ besonders hervorhebt, ist eine Begebenheit, dass ein Priester namens Shou-bo, mit dem als Handlanger der Macht Hei-no-Saemon-no-jo Yoritsuna (?-1293) ein Heer von schwer bewaffneten Soldaten führte und den Daishonin in dessen Behausung kurz vor der Tatsunokuchi-Verfolgung überfiel, den fünften Band des Lotos-Sutras, den der Daishonin bei sich trug, dem Daishonin wegnahm und dem Daishonin mit diesem fünften Band ins Angesicht schlug.
Im fünften Band des Lotos-Sutras findet sich das Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“. Es ist der fünfte Band, in dem geschrieben steht, dass der Ausübende des Lotos-Sutras der „Verfolgung durch Stock“ begegnen wird, und ebenso der fünfte Band, mit dem der Daishonin geschlagen wurde. Hierzu sagt der Daishonin, dass dies eine wundervolle Prophezeiung des Buddhas ist. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als so zu ersehen, dass jedes einzelne Ereignis genau dahingehend verlief, nur um zu beweisen, dass der Daishonin die Prophezeiungen des Buddhas mit seinem eigenen Leibe las.
Zum dritten geht es um die Verfolgung seitens der Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz. Sie geht aus Verunglimpfungen hervor, die in konkreter Weise Machthabern gegenüber unterstellt werden. Wie bereits erwähnt, wurden sowohl die Tatsunokuchi-Verfolgung als auch die darauffolgende Verbannung auf die Insel Sado anhand verunglimpfender Worte systematisch herbeigeführt.
Mit anderen Worten, kann man sagen, gibt es keine andere Methode mehr, als zu verunglimpfen, wenn Schurken hinterlistige Pläne anzetteln wollen, um den Menschen der Gerechtigkeit eine Falle zu stellen. Die Ausführung der gemeinen Ideen von Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz ist auf keiner festen religiösen Überzeugung begründet. Folglich bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als gegenüber dem wahren Ausübenden des Lotos-Sutras zu hinterhältigen Mitteln zu greifen.
Was Ryokan angeht, musste er eigentlich in der Lage gewesen sein, Gebote und Regeln strikt einzuhalten und keine Lüge zu verbreiten, dennoch versuchte er, anderen eine Falle zu stellen. Selbst allein auf diesen einen Punkt bezogen, stellt sich Ryokans „Doppelzüngigkeit“ unmissverständlich heraus, er hatte nämlich wegen seiner Doppelzüngigkeit als Kleriker vollkommen versagt.
Zum Schluss geht es um die „Verbannung“, die Verfolgung, die durch die autoritäre Macht hervorgerufen wurde. Im Sutra steht eindeutig: „Verbannung“ – von einem Ort vertrieben zu werden.
Da ein Abschnitt des Kapitels „Aufforderung zum Beibehalten“ insbesondere „immer und immer wieder verbannt zu werden“ lautet, legt der Daishonin explizit auf diesen Ausdruck großen Wert, der besagt, dass man nicht nur einmal verbannt wird.
In „Über das Öffnen der Augen“ erörtert der Daishonin bereits dieses Hauptthema.
Es heißt: „Aber, wenn Nichiren um des Lotos-Sutras willen nicht oft verbannt worden wäre, was sollten diese Worte ‚immer und immer wieder’ bedeuten? Diese beiden Worte von „immer und immer wieder“ konnten bislang weder Tiantai noch Dengyo lesen, geschweige denn jemand anderer.“ (DG Band 2, Seite 111; JG, Seite 202)
„Was sollten diese Worte ‚immer und immer wieder’ bedeuten?“ – nicht nur einmal, sondern auch ein zweites Mal (am 12. Mai 1261 auf die Halbinsel Izu und im Oktober 1271 auf die Insel Sado) wurde er verbannt. Sogar, nachdem der Daishonin sich nach Minobu begeben hatte, ging ein Gerücht um, dass er ein drittes Mal verbannt werden sollte.
Einmal von der Verbannung begnadigt, und dann wieder verbannt zu werden, war zu jener Zeit unvorstellbar, weil, zur Verbannung verurteilt zu werden, die Möglichkeit, lebend wieder zurückzukommen, normalerweise ausschloss.
Mit anderen Worten gesagt, war und ist die teuflische Natur äußerst hartnäckig. Nur erst dann, wenn einer gegen diese hartnäckige teuflische Natur konsequent gekämpft und sie entschieden besiegt hat, kann er als Ausübender des Lotos-Sutras bezeichnet werden.
Es ist hierbei von entscheidender Wichtigkeit, mit der diese hartnäckige teuflische Natur überwältigenden Beharrlichkeit „den unaufhörlich kämpfenden Geist“ beizubehalten.
Es steht in der Gosho: „Der Buddha und Devadatta[^10]^10)^ sind wie eine Gestalt und deren Schatten; sie bleiben Leben auf Leben nie voneinander getrennt.“ (DG Band 2, Seite 181; JG, Seite 230)
Das Wirken der dem Leben der Menschen immanenten fundamentalen Dunkelheit, die sich die Praxis des Ausübenden des Lotos-Sutras zum Anlass nehmend offenbart, um diese zu verhindern, nennt sich nicht anders als die „drei Arten von starken Feinden“. Solange der „Körper“ sich betätigt, wird er von seinem „Schatten“ auf Schritt und Tritt verfolgt.
Wenn das Böse in Schwung kommt und das Gute sich dagegen verliert, wird das Wirken der Dharmanatur zugrunde gehen. Im genauen Gegenteil gilt es ebenso; wenn das Gute aufblüht und das Böse besiegt, wird das Wirken der fundamentalen Dunkelheit verschwinden.
Fortwährend und von Augenblick zu Augenblick findet im Inneren unseres Lebens ein Kampf zwischen dem Bösen und dem Guten statt: „… wie die Blüte und die Samenhülse der Lotosblume, die zur selben Zeit erscheinen“, so das Zitat. (DG Band 2, Seite 181; JG, Seite 230) Demzufolge bleibt uns nichts anderes übrig, als gegen das dem Leben der Menschen immanente Böse unaufhörlich und beharrlich zu kämpfen, wenn wir wirklich das unserem Leben innewohnende Gute verstärken wollen.
Selbst wenn vom Buddhismus, dem Gesetz des Buddhas, die Rede sein sollte, ist uns dieses „Gesetz“ nicht sichtbar. Jedoch das Gesetz, das Gute hervorzurufen, manifestiert sich nur im tatsächlichen Verhalten des Ausübenden des Lotos-Sutras, der beständig gegen das dem Leben der Menschen immanente Böse kämpft.
Nichtsdestotrotz kommt es selten vor, dem Ausübenden des Lotos-Sutras zu begegnen, der gegen die drei Arten von starken Feinden kämpft und über sie triumphiert. Es ist äußerst schwierig, den wahren Führer des Buddhismus zu treffen.
Aus diesem Grund sagt der Daishonin: „Wir sollten nach ihm suchen und ihn zu unserem Meister machen. Das ist damit vergleichbar, dass eine einäugige Schildkröte einem Stück Treibholz im Ozean begegnen könne.“ (DG Band 2, Seite 180f; JG, Seite 230)
Das Zitat lautet eindeutig: „Wir sollten nach ihm suchen und ihn zu unserem Meister machen.“
Die wahre Beziehung von Meister und Schüler findet sich nur inmitten der Bemühung und Praxis eines jeden Schülers, der nach dem Meister unaufhörlich und unermüdlich sucht.
Am Ende der ganzen Bemühungen, die ein jeder selbst dafür auf sich nimmt, nach ihm konsequent zu suchen, taucht die Gestalt des fortwährend kämpfenden großartigen Meisters klar und deutlich auf. In diesem Sinne bedeutet „Das Öffnen der Augen“ dieser Abhandlung, „Erwacht zur Gestalt des wahren Ausübenden des Lotos-Sutras, der gegen die Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz, die fundamentale Dunkelheit des Lebens, kämpft!“ Zugleich, können wir mit Ehrfurcht ersehen, liegt die wahre Bedeutung des „Öffnens der Augen“ gerade darin, dass der Meister seine Schüler zum Kampf aufruft: „Erwacht zu Eurem Selbst, das sich fest entschießt, nach dem Meister zu suchen und mit ihm den Kampf gegen die teuflische Natur bis zum letzten Ende führt!“
(Fortsetzung folgt)
(aus „Daibyakurenge“, April 2005)
[^1]: ^(1)^ Die drei Arten von starken Feinden: Im Vers der zwanzig Zeilen des dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ wird erläutert, in welcher Art und Weise derjenige, der nach dem Dahinscheiden des Buddhas das Lotos-Sutra verbreitet, verfolgt wird. Diese Beschreibungen ordnete der Große Lehrer Miaole aus China in seinem Werk „Kommentar zu ‚Worte und Sätze des Lotos-Sutras’ (Ch. Fa-hua Wen-chü; Ja. Hokke-Mongu)“ systematisch in die drei Arten ein: 1) „Unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ (Zokushu-Zojoman)“: sie sind männliche und weibliche Laien, die nichts über den Buddhismus wissen, den Ausübenden des Lotos-Sutras mit bösen Worten schmähen und oft Gewalt gegen sie anwenden. 2) „Verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“ (Domon-Zojoman)“: Das sind Menschen, die dem weltlichen Leben entsagt haben und durch „verdrehte Ansichten” und „Herz aus Argwohn gekrümmt” gekennzeichnet sind. 3) „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“ (Sensho-Zojoman): Sie sind Menschen, die den Buddhismus dazu verwenden, um sich selbst Profit zu verschaffen. Trotzdem werden sie von der Welt verehrt, als ob sie Heilige wären. Sie verachten die Menschen und blicken auf sie herab. Das ist das Hauptmerkmal der Falschheiligen – ihre herablassende Einstellung gegenüber anderen. Eine solche Einstellung richtet sich direkt gegen den Geist des Lotos-Sutras, das lehrt, dass alle Lebewesen unendlich verehrungswürdig sind. Daher werden solche Menschen unweigerlich zu „Feinden des Ausübenden des Lotos-Sutras“.
[^2]: ^(2)^ Miaole Tschan-jan (Ja. Myoraku Tan’nen, 711-782): Er wird oft Tsching-hsi Tschan-jan genannt, weil Tsching-hsi sein Geburtsort war, und er ist auch unter dem posthumen Titel „Großer Lehrer Miaole“ (Ja. Myoraku Daishi) bekannt, ein Name, der sich von der Tatsache ableitet, dass Tschan-jan in einem Tempel in Lan-ling mit Namen Miaole lebte. Seine Lebenszeit liegt in einer der glänzendsten Epochen der chinesischen Kultur und Literatur, als die dicht bevölkerte und blühende Tang-Hauptstadt Tschang-an Kreuzungspunkt des kulturellen Austauschs für ganz Ostasien war. Er war der sechste Patriarch des Tiantai-Buddhismus, wenn man Tiantai als den Gründer der Schule ansieht, beziehungsweise der neunte Patriarch, wenn man Nagarjuna in Indien als Gründer betrachtet. Durch seine genaue, ausführliche Erläuterung der drei Hauptwerke Tiantais befestigte er das theoretische Fundament der Mahayana-Lehren und leistete somit zu deren Verbreitung in China einen großen Beitrag. Der große Lehrer Miaole wird als Restaurator dieser Schule verehrt.
[^3]: ^(3)^ Ho’nen Genku (1133–1212): Gründer der Reines-Land-Schule, die erklärte, dass man das Leben auf der Erde, dem „unreinen Land“ aufgeben soll und durch die Anrufung des Namens des Amida-Buddha erst nach dem Tod im reinen Land westlich des Universums wiedergeboren werden könne, wo Amida-Buddha wohne. In seiner Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des wahren Gesetzes“ weist der Daishonin die Lehren Ho’nens als Grundübel, das Menschen zum Unglück führt, strikt zurück.
[^4]: ^(4)^ Ryokan-bo Ninsho (1217-1303), Priester des Gokuraku-ji Tempels, der zur Shingon-Ritsu-Schule gehörte. Er erhielt die Vorschriften von Eizon, der als Begründer der Ritsu-Schule in Japan verehrt wurde. 1261 kam Ryokan von Kyoto nach Kamakura. Später wurde er Hauptpriester des Gokuraku-ji Tempels, gegründet von Hojo Shigetoki. Während der Dürre 1271, wetteiferte er mit Nichiren Daishonin im Gebet um Regen und verlor. Danach ersann er Anklagen, die er gegen den Daishonin vorbrachte und die zur Tatsunokuchi-Verfolgung und Verbannung auf die Insel Sado führten. Er war der Hauptdrahtzieher von Verfolgungen, die dem Daishonin und dessen Schülern widerfuhren.
[^5]: ^(5)^ Tiantai Zhiyi (Ja. Tendai Chigi, 538–597): Gründer der Tiantai-Schule in China. Er war Hui-Ssus (Ja. Eshi) hervorragendster Schüler, der wegen seiner langen Verbindung mit dem buddhistischen Zentrum auf dem Berg Tiantai in der Provinz Zhejiang oft als der Große Lehrer Tiantai bezeichnet wird. Er erklärte die Lehren des Lotos-Sutras in logischen und philosophischen Begriffen und systematisierte sie zum besseren Verständnis der Gläubigen. Seine Hauptwerke sind „Große Konzentration und Einsicht (Ch. Mo-ho tschih-kuan; Ja. Maka-Shikan)“, „Worte und Sätze des Lotos-Sutras (Ch. Fa-hua Wen-chü; Ja. Hokke-Mongu)“ und „Die tiefe Bedeutung des Lotos-Sutras (Ch. Fa-hua Hsüan-i; Ja. Hokke-Gengi)“.
[^6]: ^(6)^ Shoichi (1202-1280): Er wird auch En’ni Ben’en genannt, Begründer des Tofuku-ji Tempels der Rinzai-Schule. Er studierte Zen-Buddhismus in China, und nachdem er nach Japan zurückgekehrt war, verbreitete er diese Lehren am kaiserlichen Hof. Dadurch, dass er Hojo Tokiyori (1227-1263), den fünften Regenten des Kamakura-Regimes, und andere zu Priestern des Zen-Buddhismus weihte, übte er auf führende Persönlichkeiten des Regimes einen großen Einfluss aus.
[^7]: ^(7)^ Eison Shien (1201-1290): Gründer der Shingon-Ritsu-Schule und Hauptpriester des Saitai-ji Tempels in Kyoto. Er führte Gebote und Regeln in esoterische Gebete nach Shingo-Riten ein. Nach dem Ersuchen Hojo Tokiyori, Hojo Sanetoki u. a. kam er nach Kamakura und weihte sie zu Priestern der Shingon-Ritsu-Schule, wodurch er auf die Führungsschicht des Regimes einen erheblichen Einfluss ausübte.
[^8]: ^(8)^ Doa Dokyo (Lebensspanne unbekannt): Hauptpriester des Shinzen-ji Tempels in Kamakura. Obwohl er eine religiöse Debatte mit Nichiren Daishonin führte, musste er eine Niederlage hinnehmen. Zusammen mit Nen’a Ryochu leitete er als eine der Zentralpersonen seine Nembutsu-Anhänger an und versuchte, des Daishonins Schüler zu verfolgen.
[^9]: ^(9)^ Nen’a Ryochu (1199-1287): Begründer der Rinzei-Schule der Jodo-Sekte. Er war nach Ho’nen und Bencho der dritte Hohepriester der Jodo-Sekte, erhielt von Hojo Shigetoki (1198-1261), dessen Sohn Nagatoki (1229-1264), dem sechsten Regenten des Regimes, und anderen große Unterstützung. Er befand sich im Machtzentrum der Nembutsu-Gläubigen in Kamakura.
[^10]: ^(10)^ Devadatta (Ja. Daibadatta): Vetter Shakyamunis, versuchte sich selbst als dem Buddha überlegen darzustellen und in der Gesellschaft dadurch Anerkennung zu gewinnen, dass er fünf Ausübungen vertrat. Er war der älteste Sohn von König Dronodana (Ja. Kokubon-o) und ein älterer Bruder von Ananda (Ja. Anan), einem der zehn Hauptschüler Shakyamunis. Er vertraute Kronprinz Ajatashatru an: „Ich beabsichtige, den Buddha zu töten und selbst der neue Buddha zu werden. Du musst deinen Vater, König Bimbisara, töten und an seiner Stelle der neue König werden!“ Er gründetet seinen eigenen Orden auf dem Berg Gaya (Ja. Zozu-Zan), dessen Gipfel einem Elefantenkopf ähnelte. Einer der Legenden zufolge stieß Devadatta einen Felsblock von diesem Gipfel herab, um Shakyamuni zu töten, als dieser mit einer Gruppe am Fuße des Berges entlang kam.
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