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Dr. Kim Il-Yun,
Gründer der Kyongju Universität und der Sorabol Universität in Korea
„Ich werde diese Schule aufbauen,
selbst wenn ich sterben müsste!“
Nichts, es gab überhaupt nichts.
Es gab keine Tische. Man legte Strohmatten aus, und die Schüler setzten sich darauf.
Das war die neu errichtete Schule. Das einzige, was es gab, waren glänzend strahlende Augen.
Der Gründer dieser Schule war ein 24 jähriger junger Mann. Er besaß ebenso nichts; er hatte weder Erfahrungen noch persönliche Beziehungen. Selbstverständlich hatte er auch kein Geld zur Verfügung. Was er besaß, war lediglich Leidenschaft, tollkühn auf das Ziel hin zu marschieren.
„Weil ihr arm seid, könnt ihr nicht in die Schule gehen – dennoch Ihr alle! Gebt bitte trotzdem nicht auf! Lasst uns zusammen lernen! Ich bin genau wie ihr ein armer Student!“
Es war 1963. Korea befand sich ebenso in tiefer Armut.
„Seoul höhere Volksschule.“
Diese Schule, erfuhr ich, kann Dr. Kim Il-Yun (geb. 1938), heute noch nicht vergessen. Dies ist die Schule, aus der mehrere pädagogische Unterfangen von Dr. Kim ausgingen. Sie war eine mittlere pädagogische Institution, die er in Soedaimun in Seoul für diejenigen einrichtete, die aus verschiedenen Gründen keine Schule besuchen konnten.
Es gab nichts, was man Schuleinrichtung hätte nennen können. Nichtsdestotrotz waren alle voller Freude. Auf beiden Seiten – sowohl derjenige, der unterrichtete, als auch diejenigen, die von ihm lernten – herrschte große Freude. Sie spürten und genossen die Freude, lernen zu können, indem sie sich alle gegen den Schlaf wehrten.
Der junge Kim war damals noch Student der „Hankuk Universität für Fremdsprachen“. Trotz seiner Situation, dass er selbst nicht genügend Geld hatte, seine eigenen Unterrichtsgebühren zu bezahlen, kamen nur solche Jugendlichen zu ihm, die absolut kein Geld hatten. Das führte ihn in eine umso bitterere Lage.
Um diese Schule zu betreiben, gab er in anderen Schulen Unterricht und verdiente somit Geld. Selbst sein eigenes Schulgeld, das er für den Unterricht an der Universität einzuzahlen hatte, konnte er mehrmals nicht aufbringen.
Es war im Frühling 1958, als er nach dem Abschluss an der „Kyongju höheren Schule“ im Alter von 19 Jahren nach Seoul, der Hauptstadt Koreas, kam. Er trug nur ein Paar Bücher bei sich und war in dieser Großstadt ohne einen Bekannten, dem er vertrauen konnte, ganz allein. Jedes Mal, wenn er an den Hochhäusern emporschaute, seufzte er. Um zu überleben, arbeitete er. Er musste ein Jahr lang darauf verzichten, eine weiterführende Schule zu besuchen.
„Als mein Vater starb, war ich 11 Jahre alt und Schüler einer Grundschule.“ Als er im letzten Jahr (Juni 2002) nach Japan kam, erzählte er mir voller Sehnsucht von der Erinnerung an seinen verstorbenen Vater, der Bauer war.
„Er war ein strenger Vater, der nur Hartnäckigkeit und Konsequenz im Sinne hatte. Es geschah einmal, dass ich von ihm, als er mich tadeln wollte, mit einer Peitsche in der Hand dreimal um das ganze Dorf herum gejagt wurde“, so Dr. Kim lächelnd. Es handelte sich um ein Dorf, das sich südlich von Bakdali in Kyonggju befindet.
Es war um die Zeit, in der gerade der Koreakrieg (1950-1953) ausbrach, als er seinen Vater, der an Dysterie erkrankt war, verlor. Zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester weinte er so laut, wie es ihm überhaupt möglich war. Da er das Gefühl des Bedauerns, dass er nicht in der Lage war, seinen Vater zu retten, lange nicht vergessen konnte, zielte er zuerst darauf ab, eine medizinische Hochschule zu besuchen. Jedoch war es ihm finanziell überhaupt nicht möglich.
Obwohl er die Aufnahmeprüfung zur „Hochschule für Fremdsprachen“ mit Mühe und Not bestand, hatte er jedoch kein Geld, die Schulgebühren zu bezahlen. Daher versuchte er alles zu unternehmen, was er konnte: Er trug Zeitungen aus, arbeitete als Hauslehrer usw. Selbst weite Strecken ging er zu Fuß, ohne mit einem Bus zu fahren. So mühsam sparte er Geld, als ob Wasser langsam in einen Behälter tropfte. Er konnte sich nicht erlauben, ins Kino zu gehen und einen Film zu sehen, selbst wenn er es sich so sehr wünschte. Während seines Wachstums war er ständig hungrig.
„Ach! Warum muss ich noch studieren, obwohl ich mit solchen Gefühlen kämpfen muss?“ Zuweilen konnte er sich schwerlich beherrschen und wollte alles aufgeben. Aber jedes Mal, wenn er von einem solchen Gefühl heimgesucht wurde, tauchte das Antlitz seiner Mutter auf, die in der Heimat auf ihn wartete. Es war die Mutter, die es ganz allein schaffte, ihn in die Mittelschule zu schicken, und ihm trotz aller Widrigkeiten ermöglichte, die höhere Schule zu besuchen, die Mutter, die dafür in den Tiefen der Berge Kräuter sammelte und sich auf den weiten Weg bis nach Pusan machte, um sie von Haus zu Haus zu verkaufen.
Wenn er sich über seine Mutter Gedanken machte, konnte er sich niemals besiegen lassen. Auch während der Zeit, in der er die höhere Schule besuchte, ging er 10, 12 Kilometer zu Fuß bis zur Schule, indem er die Liebe seiner Mutter im Rücken spürte. Selbst an kalten Wintertagen marschierte er, indem er seine gefrorenen Hände anhauchte. Er versäumte jedoch keinen einzigen Tag.
„Mutter! Deine Mühen werde ich niemals zunichte machen!“, schwor er.
Der junge Kim Il-Yun bemühte sich fortgesetzt an der Universität zu studieren.
Seine geliebte Mutter wurde im Jahr 1909 geboren. Im darauffolgenden Jahr annektierte Japan Korea. Das japanische Wort „Heigo (Annexion)“ ist ein geschaffenes Wort, um eine Invasion vorzutäuschen. Manche vernünftelten hierbei: „Die Annexion geschieht sowohl um des Friedens willen als auch um die Menschen auf der koreanischen Halbinsel zu retten, die selbst nicht in der Lage sind, die schlechte Politik eigenständig zu bezwingen.“
Koreanische Politiker, die mit Japan sympathisierten und beim Prozess der Annektierung Koreas mitwirkten, meinten: „Ist es nicht nötig, dass die Eltern ihren Kindern die Hände reichen, wenn sie selbst keine Kraft besitzen, allein laufen zu können?“
Jedoch ließen sich die Menschen in Korea von solchen Sophistereien nicht täuschen, indem sie diese folgendermaßen widerlegten: „Können Sie Japan wie eine liebevolle Pflegemutter ansehen?“ (aus dem Roman „Das Amt des Generalgouverneurs in Korea“)
Der Name seiner geliebten Mutter ist Chon Bun-Nam. Sie wurde im Alter von einem Jahr zwangsläufig zum Untertanen des „Großen japanischen Reichs“ gemacht. Nach der Annektierung wurden den Menschen ihre Grundstücke schon fast betrügerisch weggenommen, und sie konnten dadurch nur als Pächter existieren und mussten zu ihrem großen Entsetzen 70 bis 80 Prozent ihrer Ernte als Pachtzinns bezahlen. Alle Straßen und Wege wurden von mehreren Millionen Menschen gefüllt, die aus Hungersnot und vor Kälte weinten.
Dichter Lee (I) Sang-hwa (1900-1941) beklagte die Lage: „Kommt der Frühling auch auf die gute Erde, die geraubten Felder, die jetzt den Fremden gehören? (...) Uns wurden die Felder weggenommen, und der Frühling selbst steht ebenso in Gefahr, weggenommen zu werden.“ (aus „Gedichte vom Jahr 1926“)
Dr. Kim Il-Yun wurde im Jahr 1938 geboren. Es war sieben Jahre nach dem „Vorfall vom 18. September in der Mandschurei“. Im Verlauf der Zeit, in der Japan seine Invasion ins Festland Chinas unter dem Namen „Heiliger Krieg“ in vollem Zuge durchführte, wurden die Lebensverhältnisse der Menschen auf der koreanischen Halbinsel immer schwerer und leidvoller. Weil man ihnen alles, was sie besaßen, schonungslos wegnahm und die Halbinsel als Versorgungsbasis ausnutzte, um in den chinesischen Kontinent vorzudringen.
Alle Artikel, die die Bauernfamilien zum täglichen Lebensbedarf benötigten, wie zum Beispiel Kleidungsstücke und Baumwolle für Betten galten als Kontrollgüter, sodass die Bauern schließlich nichts mehr zum Anziehen hatten. Sollte ein Bauer beim Anbau selbst geringer Mengen an Baumwolle entdeckt werden, wurde ihm ein wahnsinnig hohes Bußgeld auferlegt. Wenn er das Bußgeld nicht bezahlen konnte, musste er Jahre lang Zwangsarbeit leisten. Und wenn ein Familienmitglied eingezogen wurde, das auf dem Feld arbeiten konnte, verschwand auch die Möglichkeit, selbst eine geringe Ernte lediglich fürs Überleben zu sichern.
Wenn man sich unter solchen Umständen quälte, erschien, fast wie vorauszusehen, ein japanischer Geldverleiher, der hohe Zinsen verlangte. Dass man am Ende alles verlieren würde, war klar abzusehen, sobald man von ihm Geld lieh, weil man es nie würde zurückzahlen können. Aber wenn eine Familie ein Mitglied verlieren sollte, das arbeiten konnte, blieb ihr nichts anderes übrig als zu verhungern. Unabhängig davon, welche Möglichkeit sie wählten, wurde es rein systematisch so konstruiert, dass die Bauern dem Untergang geweiht waren. (aus „Die Geschichte des japanisch-koreanischen Austausches, von Bürgern geschaffen“)
Dadurch stieg die Zahl der Menschen auf Hunderttausende an, denen nichts anderes übrig blieb, als entweder in die Mandschurei oder nach Japan zu flüchten. Es ist unvorstellbar, welche Bitternisse des Lebens die Eltern von Dr. Kim kosten mussten. Als Erinnerung an seine Kindheit erzählte er: „Ich ging in Lumpen und war immer hungrig.“
Obwohl der junge Student Kim in Seoul unter widrigen Umständen hart lernen musste, kümmerte er sich noch um seine Freunde! In seiner Heimat gab es ebenso viele Jugendliche, die nicht nach Seoul kommen konnten, selbst wenn sie es sich innig wünschten. Völlig vergessend, wie seine eigenen Umstände waren, setzte er sich dafür ein, dass diese Freunde ihr Studium fortsetzen konnten, indem er ihnen verschiedene Arbeitsstellen vermittelte. Oder er versuchte mit ihnen zusammen, Waren, die er eingekauft hatte, in den Zügen zu verkaufen, die zwischen Seoul und Pusan verkehrten.
Auch in Seoul begegnete er vielen Jugendlichen, die sich in unglücklichen Umständen befanden. Sobald er sie kennen lernte, konnte er keinen von ihnen im Stich lassen. Denn alle litten und verloren ihr Selbstvertrauen. Sie fühlten sich von einem elenden Gefühl fast überrollt: „Meine Freunde tragen eine Studentenuniform, während ich einen Arbeitsanzug . . .“
„Sie sind meinesgleichen. Sie sind ich selbst!“ So begann er, sich herauszufordern, um eine Schule zu errichten, obwohl er noch Student war. Viele Monate, an denen es für ihn weder Tag noch Nacht gab, vergingen. Obwohl er wegen übermäßiger Strapazen oft Nasenbluten hatte, fasste er Mut und fuhr fort, sowohl selbst an der Universität zu studieren als auch seine Schule zu betreiben. Auch finanziell dauerte sein bitterer Kampf an, bei dem er sein Leben aufs Spiel setzte. Es währte viele Jahre lang.
„Völlig egal, was mit diesem meinen Körper auch immer geschehen mag, werde ich diese Schule unbedingt aufbauen und sie immer bestehen lassen!“, entschloss er sich tief.
Und jetzt entwickelte sich diese Schule hervorragend zur „Kyonggi höheren Handelsschule für Frauen“.
Dr. Kim erzählte mir: „Ich spreche oft zu den Studenten: Jugend! Schreitet auf ein großes Ideal blickend immer weiter voran! Wo es einen Willen gibt, eröffnet sich der Weg. Wenn Ihr entschlossen handelt, wird sich der Weg bestimmt bahnen!“
Im Jahr 1966 richtete er die „Munhwa Akademie“ ein. Sie ist eine Schule, die für diejenigen gedacht ist, die die Chance verpassten, eine Mittel- und höhere Schule zu besuchen, und dort innerhalb kurzer Zeit die erforderlichen Lehrgänge nachholen können. Außerdem begann er, ein „Fernstudium“ einzurichten.
Im Jahr 1967 setzte er selbst, der im Alter von 28 Jahren sein Studium an der Universität absolvierte, das Studium für Pädagogik im Forschungskursus der „Yonsei Universität“ fort. Danach promovierte er zum Doktor der Betriebswirtschaft an der „Chung Ang Universität“. Darüber hinaus gründete er in seiner Heimatstadt Kyongju die heutige „Sorabol Universität“ (1981), „Kyongju Universität“ (1988) und „Shilla höhere Schule“.
Als ich erfuhr, dass Dr. Kim seine Erfahrungen erzählte, gewann ich das Gefühl, die „Originallandschaft“ der sogenannten Erziehung erblickt zu haben. Selbst unter schwierigsten Bedingungen, obwohl es nichts gibt, kann doch eine Schule entstehen, wenn einerseits die Leidenschaft, lernen zu wollen, und andererseits die Liebe, ihr entsprechen zu wollen, vorhanden sind.
Es geht weder um die Formalität noch die Quantität des Wissens. Wie können wir die Menschen erziehen, wenn es uns an ernster Leidenschaft und Liebe, uns dafür voll einsetzen zu wollen, mangelt, obschon hervorragende Gebäudekomplexe vorhanden sind oder als erstklassig eingestufte Lehrkräfte eingestellt worden sind? Wie kann sich Wissen in Wert verwandeln, ohne die Menschen zu erziehen?
Die Menschen auf der koreanischen Halbinsel trachteten mit allen Kräften danach, das Licht der Erziehung fortwährend brennen zu lassen. Auch während jener abscheulich dunklen Zeit unter der japanischen Herrschaft beharrten sie darauf: „Wenn Japan die glorreiche Geschichte des koreanischen Volks unterschlägt, dann wollen wir unsere Kinder in ‚Soedang (kleiner Privatschule)’ unterrichten. (...) Wenn Japan die Erziehung unserer Kinder einschränken will, werden wir selbst unsere eigene Schule errichten.“
Das Schulgebäude erschien armselig, und es gab keinen Strom. Ging die Sonne zu Neige, konnte man keine Bücher mehr lesen.
Dennoch – was ist schlimm daran! Wenn man daran gehindert wird, durchs Lesen zu lernen, dann kann man immer noch durchs Hören lernen!
„Lasst uns Fähigkeiten entwickeln! Um der Unabhängigkeit willen!“
Obwohl sie dies nicht aussprechen konnten, spürten sie alle etwas, das in ihren Herzen siedete.
„Wichtig ist, zu wissen. Wissen ist Kraft!“ (...) Jetzt herrscht die Zeit, in der wir durchweg ertragen und erdulden. Während dieser Zeit jedoch müssen wir genug Kraft ansammeln!“
Rächen wir uns an Japan, das uns das Heimatland raubte, mit der Erziehung!
In den 1920iger Jahren breitete sich eine „Schulbaubewegung“ aus. Ein Beispiel dafür, wie sie in einem Dorf durchgeführt wurde:
„Mühen, eine Neigungsfläche zu ebnen und den Boden für eine Schule zu bearbeiten, sind außergewöhnlich groß. Dafür benötigte man gut zwei Monate, selbst wenn man alle Dorfbewohner mobilisieren konnte. Wenn sie aber unwillig daran mitgearbeitet hätten, hätte man noch mehrere Tage dazu rechnen müssen. Jedoch waren sie alle von einem tiefen Aufgabenbewusstsein erfüllt, dies für ihre Kinder unbedingt zuwege bringen zu wollen. Die Dorfbewohner vereinigten sich und bauten eine Schule. Ihre gesammelten Kräfte, unbeirrt für ihre Kinder gemeinsam Schaufeln und Hacken geschwungen zu haben, verwandelten sich in Triebkraft, durch die sie sich von dem Unwissen und der Ungelehrtheit befreien konnten.“ (aus „Das 20. Jahrhundert von Korea, nach Themen gelesen“)
Die Zahl der Schulen, die durch die einfachen Menschen freiwillig gebaut wurden, die für ihre eignen Kinder auf Alkohol und Rauchen verzichteten, wuchs landesweit auf mehr als 3000. Schulen, die mit solchem Gefühl gebaut wurden, verwandelten sich durch die Amtsgewalt Japans in einen Ort, wo es die Kinder jedoch schmerzte.
Denn die Erziehung auf der koreanischen Halbinsel aber bedeutete für Japan nur sklavische Bildung, um Japan treue Untertanen zu schaffen. Dort wurde der Gebrauch der koreanischen Sprache untersagt. Überdies lehrte man die unwahre Geschichte, dass nur das japanische Volk allen anderen besonders überlegen sei. Weil das einzige Ziel der Erziehung nur darauf gerichtet war, die Koreaner zu japanisieren, nämlich zu assimilieren.
Nichtsdestotrotz schrieb eine Tageszeitung „Toua Nippou (Asien Tagesanzeiger)“ (datiert am 21. August 1924):
„Kann die japanische Regierung dieses Ziel irgendwann erreichen? Es ist nicht möglich. (...) Die Kinder wissen, wie grausam ihre Großväter und Väter durch die Japaner verfolgt wurden. Sie erfuhren ebenso, inwieweit die Menschen ihres eigenen Volks unter der japanischen Kolonialherrschaft litten. Die Kinder sahen direkt am Tatort, dass die japanischen Polizisten plötzlich in ihre Wohnungen eindrangen und ihre Eltern misshandelten. Wie kann man solche Kinder überhaupt japanisieren?“
Wer die Tatsache kennt, lässt sich von jedweder trügerischen Propaganda nicht täuschen.
„Nur anhand der Waffengewalt versucht Japan, uns zu erobern. Trotzdem kann Japan unsere Herzen nicht erobern. Obwohl unser Land durch die japanische Armee erobert worden ist, ist unser Volk noch nicht erobert.“
Das stimmte. Auf der anderen Seite gab es Menschen, die tief bis ins Innere erobert wurden. Wer waren sie? Sie waren keine anderen als die Japaner selbst. Die Menschen auf der Halbinsel sagten leise zu sich, „Das stimmt nicht“, ganz gleich, worüber man sie unterrichtete. Sie durchschauten die Wahrheit. Aber die Japaner hingegen glaubten voll und ganz daran und wurden durch das fürchterliche ethnische Überlegenheitsgefühl vergiftet. Als Folge verübten sie gegen das koreanische Volk wiederholt unzählige grausige Untaten, die nur unter der Voraussetzung möglich wären, dass ihre Herzen schwer erkrankt sein mussten.
Die Hoheit geraubt, die Felder geraubt, Reis geraubt, und die Menschrechte geraubt, begann Japan schließlich, organisiert „Menschenjagd“ zu verüben. Die Zahl der Menschen, die zwangsweise nach Japan verschleppt wurden, belief sich nach Archiven des ehemaligen Wohlfahrtsministeriums auf 667,684 Personen. (1939-1945) Es gibt auch eine andere Studie, die einschließlich Frauen auf eine Zahl von 1,5 Millionen hinweist.
Selbst der tosende Strom, die Niederlage des Krieges genannt, und auch die darauffolgenden Monate und Jahre konnten das Überbleibsel dieser „nationalistischen Erziehung“ nicht hinwegtäuschen. Und heute noch setzt Japan fort, die in Japan lebenden Koreaner und die anderen ausländischen Mitbürger schonungslos, als würde mir das Herz erfrieren, zu diskriminieren.
Selbstverständlich verneinen die meisten Japaner, dass es eine solche Diskriminierung gab, und zeigen den Geschädigten gegenüber Mitleid. Manche von ihnen ermutigen die Geschädigten, indem sie sagten: „Halten Sie bitte Ihren Kopf hoch!“
Das mag gewiss wichtig und richtig sein. Aber wenn sie ihre Handlung nur damit beenden und nicht gegen die Täter kämpfen, müssen nur die Geschädigten allein ihren Kampf in aller Ewigkeit fortsetzen.
Stattdessen, denke ich, müssen die Japaner selbst ihren Zorn denjenigen gegenüber, die diskriminieren, zum Ausdruck bringen, „Was sagt ihr! (...) Was macht ihr!“, und mutig aufstehen. Denn die Japaner selbst können die in ihnen nistende ethnische Voreingenommenheit tilgen und die Humanität wieder zurückgewinnen, erst wenn sie gegen das den Japanern innewohnende Böse gekämpft haben.
Obwohl die ersten beiden Präsidenten der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944) und Josei Toda (1900-1958), dagegen kämpften und wegen des Verstoßes gegen das „Gesetz für Erhalt der öffentlichen Ruhe und Ordnung“ verhaftet wurden (am 3. Juli 1943), wurde dieses berüchtigte Gesetz zuerst auf der koreanischen Halbinsel angewendet (Nov. 1925).
Die beiden Präsidenten wurden eingekerkert, weil sie sich einem Zwang, die Staatsreligion Schintoismus anzunehmen, widersetzten. Ebenso wurden auf der koreanischen Halbinsel viele Menschen inhaftiert, die verweigerten, einen schintoistischen Schrein zu besuchen.
Unsere Meister der „Werteschaffenden Pädagogik (Soka Kyoiku)“ und viele Menschen auf der Halbinsel kämpften gemeinsam für die Menschenrechte. Das stellte einen heftigen Zusammenstoß zwischen der „ungerechten Waffengewalt“ und der „waffenlosen Gerechtigkeit“ dar.
Trotzdem die eine Partei kurzzeitig einen Sieg erzielte und darauf stolz war, ging sie bald zugrunde, während die andere Partei, obwohl vorübergehend verloren, ein Fundament des ewigen Sieges etabliert. Weil ihnen die Menschen folgten, die die Seele des Friedens erbten!
Die 93 Jahre alte Mutter von Dr. Kim, hörte ich, ist heute noch gesund und munter und beobachtet liebevoll seine Arbeit. Ich habe ihr aus tiefem Gefühl, das wertvolle Leben der „Mutter Koreas“ zu würdigen, den „Humanitätspreis der SGI“ verliehen und gewidmet.
Die Mutter gewann; sie gewann mit der Liebe. Sie siegte gegen die Waffengewalt; sie siegte aufgrund der Ausdauer. So wie ein einziger Samen mit der Zeit viele Früchte hervorbringt, hat sich ihr Kind zu einer Persönlichkeit entwickelt, die grüne Felder der Erziehung erweitert.
Ich werde nicht vergessen, dass Dr. Kim folgendes gesagt hat: „Auch von meiner Erfahrung her fühle ich mich, ein wenig von Ihren Mühen, die Sie sich, Präsident Ikeda, für die Gründung der Soka Universität gegeben haben, zu verstehen. Alles . . . ohne sein Leben einzusetzen, kann man nicht bewerkstelligen!“
Die Erziehung:
Sie ist möglicherweise ein Unterfangen, dass ein Lehrer die Flamme, die er durch den vollen Einsatz seines eigenen Lebens gewonnen hat, auf das Leben der jungen Menschen überträgt und entfachen lässt.
Genau gleich, wie die Mutter nichts bereute, selbst wenn sie bereit war, ihr eigenes Leben für ihr Kind zu opfern.
Des weiteren, wie der Vater sein Kind auf den Weg der Gerechtigkeit hinwies, indem er sein ganzes Leben dafür weihte.
Und so wie viele Menschen unter der Schreckensherrschaft ihren Kindern Wort für Wort die Wahrheit mit dem Gefühl, Vermächtnisse zu hinterlassen, beharrlich erzählten.
Von Herz zu Herz – die Flamme erlöscht nicht.
Von Leben zu Leben – die Flamme wird sich ausweiten.
Deshalb denke ich:
In jenem „völlig leeren Unterrichtsraum“, dem Schlachtfeld des jungen Kim Il-Yun, war alles vorhanden. Weil sich dort ein Lehrer befand, der „fest entschlossen war, zu unterrichten, selbst wenn es ihn das Leben kosten sollte“.
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 9. März 2003)
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