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Gosho-Studium für Februar 2003

„Über das Öffnen der Augen“

„Obwohl ich und meine Schüler unterschiedlichen Schwierigkeiten begegnen mögen, werden wir gewiss die Buddhaschaft erlangen, wenn wir in unseren Herzen keine Zweifel hegen. Zweifeln Sie nicht, nur weil der Himmel Ihnen keinen Schutz gewährt. Lassen Sie sich nicht entmutigen, weil Sie in dieser Existenz kein leichtes und sicheres Leben genießen. Dies habe ich meine Schüler von morgens bis abends gelehrt, und dennoch beginnen sie zu zweifeln und geben ihren Glauben auf. Törichte Menschen vergessen im entscheidenden Augenblick leicht die Versprechen, die sie gemacht haben.“ (Gosho Band II, Seite 191)

„Selbst wenn ich sowie meine Schüler verschiedenen Verfolgungen begegnen mögen, können wir natürlicherweise zur Welt der Buddhaschaft gelangen, solange wir in unserem Herzen keine Zweifel hegen. Sie sollten weder daran zweifeln, dass Ihnen die himmlischen Götter ihren Schutz gewähren, noch darüber klagen, dass sich Ihre gegenwärtige Existenz nicht in Ruhe und Sicherheit befindet! Trotzdem ich dies meinen Schülern morgens wie abends gelehrt habe, zweifeln sie daran und hören alle auf. Die Angewohnheit der törichten Menschen ist, dass sie ihre Versprechen im entscheidenden Augenblick vergessen.“ (Japanische Gosho, Seite 234)

Adressat und Hintergrund

1. Die vorliegende Gosho „Über das Öffnen der Augen“ schrieb Nichiren Daishonin im Februar 1272 in Tsukahara auf der Insel Sado und verlieh sie an Shijo Kingo, stellvertretend für alle Schüler und die gesamte Anhängerschaft. Der Daishonin war gerade 50 Jahre alt. Der Grund, warum er dieses Schreiben an Shijo Kingo adressierte, musste wahrscheinlich darin gelegen haben, dass der Daishonin in ihm seinen unerschütterlichen Glauben sah und ihm deswegen tief vertraute, weil er den Daishonin bei der Verfolgung in Tatsunokuchi bis zum Ort der Exekution begleitete, mit dem festen Entschluss, mit Nichiren Daishonin zusammen zu sterben.

2. Shijo Nakatsukasa Saburo Zaemon-no-jo Yorimoto, genannt Shijo Kingo (etwa 1230-1300), war unter den Schülern und Gläubigen des Daishonin eine Zentralfigur sowie Toki Jonin und diente Herrn Ema, einer der führenden Persönlichkeiten innerhalb des mächtigen Familienclans Hojo, auch im Bereich der Medizin. Obwohl nicht bekannt ist, wann und aus welchem Grund er anfing, den Glauben auszuüben, ist wohl anzunehmen, dass ihn die direkte Begegnung mit dem Daishonin dazu geführt hat. Der Daishonin, der seine Lehre im April 1253 zum ersten Mal verkündete, begab sich unmittelbar danach in die Stadt Kamakura, die damalige Metropole Japans, und begann, seine Lehre zu verbreiten. In Matsubagayatsu, einem Stadtteil Kamakuras, richtete er eine kleine Behausung ein und machte diese zum Zentrum der Verbreitung. Dies wurde ermöglicht, durch eine gute Beziehung zur Familie Ema, der Nichiren Daishonin bei einem Rechtsstreit um ein Grundstück in der Provinz Awa geholfen hatte. Es lässt sich vermuten, dass Shijo Kingo dem Daishonin in der frühen Phase der Verbreitung seiner Lehre begegnete und alsbald anfing, den Glauben auszuüben (1256).

3. Shijo Kingo suchte stets nach der Lehre des Daishonin und übte sie rein und konsequent aus. Er war mit Frau Nichigen-nyo (1242-1303) verheiratet und hatte zwei Töchter, Tsukimaro, geboren am 08. Mai 1271, und Kyoō, geboren im Jahr 1272. Sie erhielten zahlreiche Briefe vom Daishonin. Im jetzigen gesammelten Gosho-Werk zählt man 35 Briefe, die allein an das Ehepaar gerichtet waren. In den Briefen handelt es sich um verschiedene wichtige Lehren sowie buddhistische Prinzipien, welche wir für die Vertiefung unseres Glaubens im täglichen Leben anwenden können, wie zum Beispiel: „der Glaube, Hindernisse zu überwinden“, „der Glaube für das Glück der Familie“, „das Verständnis über die Beziehung zwischen Arbeit und Ausübung des Glaubens“, „Bedeutung des Gohonzons“, „Krankheit der Kinder“, „wie wir Eintracht schaffen und die Kosen-rufu Bewegung zusammen vorantreiben können“ usw.. Außerdem bekam er als Repräsentant der Schüler sehr wichtige Thesen oder Abhandlungen wie „Über das Öffnen der Augen“ und „Über die Verfolgungen, die dem Buddha widerfahren“(Gosho Band I). Und selbst im „Brief aus Sado“(Gosho Band I) steht sein Name zusammen mit Toki Jonin und einigen anderen.

4. Der erste der 35 Briefe, die er und seine Frau vom Daishonin persönlich erhielten, stammt vom Mai 1271 und der letzte aus dem Jahr

  1. Das bedeutet, dass die meisten Briefe in einem Zeitraum von 9 Jahren, nämlich vom Zeitpunkt der Tatsunokuchi-Verfolgung an bis zur Einschreibung des Dai-Gohonzon verfasst wurden. Das war der wichtigste Zeitraum, in dem der Daishonin seinen ursprünglichen Daseinsgrund (Honchi) als der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes enthüllte und schließlich das letztendliche Ziel seiner Erscheinung verwirklichte. Shijo Kingo kämpfte mit Unterstützung seines Meisters Nichiren Daishonin und überwand verschiedene Probleme und Hindernisse gerade in dieser bedeutungsvollen Zeitspanne.

5. Er war derjenige, der zum Anlass der Tatsunokuchi-Verfolgung sofort zum Daishonin eilte und ihn mit seinen vier Brüdern bis zum Hinrichtungsort Tatsunokuchi begleitete, indem er die Zügel des Pferdes, auf dessen Rücken der Daishonin saß, hielt. Er war fest entschlossen, mit dem Daishonin zu sterben. Zum späteren Zeitpunkt pries der Daishonin das Verhalten Shijo Kingos mehrmals: „Wie sollte ich das jemals vergessen!“ (Japanische Gosho, Seite 1193) Oder: „Ich war zutiefst bewegt!“ (Gosho Band I, Seite 96) Es war unvermeidbar, Verfolgungen zu begegnen, wenn man zu Lebzeiten des Daishonin dessen Schüler werden wollte. Obwohl die meisten Menschen sich dessen bewusst waren und verschiedentliche Verfolgungen bis dahin überwinden konnten, gab es doch zum Bedauern viele Schüler und Gläubige, die anlässlich der Tatsunokuchi-Verfolgung und während der darauffolgenden Verbannung auf die Insel Sado oder in stürmischen Zeiten der Unterdruckung seitens der Obrigkeit sowie der direkten oder indirekten Schikane in der Gesellschaft ihren Glauben aufgaben. Unter solch unerbittlichen Umständen blieb Shijo Kingo unerschütterlich, sein Leben für die Verbreitung der Lehre des Daishonin einzusetzen und ermutigte andere Schüler und Gläubige. Ferner schickte er seinen Boten mit Gaben mehrmals zur Insel Sado, und er selbst besuchte Nichiren Daishonin dort im Mai 1272, also einige Monate später nach Erhalt dieser Abhandlung.

6. In der Gosho „Über das Verhalten des Buddhas“ steht: „ ..., machte ich mich daran, ein zweibändiges Werk mit dem Titel ‚Über das Öffnen der Augen’ fertig zu stellen, an dem ich seit dem November des Vorjahres arbeitete.“ (Gosho Band I, Seite 197; Japanische Gosho, Seite 919) So fing der Daishonin unmittelbar nach der Ankunft auf der Insel Sado an, sich mit dem Konzept dieser Abhandlung zu befassen und vollendete sie im Februar. Der Daishonin, der am 12. September des Vorjahres der Verfolgung in Tatsunokuchi, wo er durch Intrigen von Ninsho-bo Ryokan, dem Hohenpriester des Gokuraku-ji Tempels, und Hei-no Saemon-no-jo Yoritsuna enthauptet werden sollte, entkam, wurde schließlich auf die Insel Sado verbannt. Er befand sich also weiterhin in der schwierigsten Lage seines ganzen Lebens. Unter den Schülern und Gläubigen gab es doch solche, die wegen unaufhörlicher Schikanen und Unterdrückung seitens der Obrigkeit ihren Glauben an den Daishonin nach und nach aufgaben. Einige wurden ebenfalls verbannt, manche wegen falscher Anschuldigungen, zum Beispiel Häuser in Brand gesetzt zu haben, festgenommen und ins Gefängnis geworfen oder es wurde ihnen Hab und Gut genommen.

7. Unter solch schwierigen Umständen kam unweigerlich die Frage auf, die die meisten Schüler und Anhänger in tiefe Zweifel stürzte und gar zur Verzweiflung trieb, warum die himmlischen Götter keinen Schutz gewährten, wenn Nichiren Daishonin wirklich der Ausübende des Lotos Sutras ist. Der Daishonin gibt in dieser Gosho eine klare Antwort auf diese kritische Frage, um die Zweifel zu beseitigen, mit denen sich die meisten Schüler und Gläubigen auseinander setzten, und erklärt eindeutig, dass er selbst der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist. Seine Begründung dafür beruht auf der Tatsache, dass der Daishonin, der die Drei Starken Feinde zum Erscheinen herausforderte, mit seiner Handlung allen Aussagen und Prophezeiungen im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji)“entspricht und sie bewahrheitet. Darauf basierend erklärt Nichiren Daishonin, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, der die drei Tugenden von Herrscher, Lehrer und Eltern besitzt.

8. Er schreibt anhand der Prophezeiung im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji)“ des Lotos-Sutras, dass der „Ausübende des Lotos-Sutras“ durch die „Drei Starken Feinde“ verfolgt wird. Bei der Frage, wer „der wahre Ausübende des Lotos Sutras“ ist, kommt es deshalb nicht darauf an, ob er von den buddhistischen Göttern beschützt wird oder nicht, sondern es wird sich in aller Deutlichkeit herausstellen, ob dieser das Lotos-Sutra trotz großer, unaufhaltsamer Verfolgungen fortgesetzt verbreitet. Zum Schluss erklärt Nichiren Daishonin, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, der diese drei Tugenden verkörpert, weil er sein Leben für die Rettung aller Menschen einsetzt, wie in der Gosho steht: „Ich, Nichiren, bin für alle Menschen Japans Herrscher, Lehrer, Vater und Mutter.“ (Gosho Band I, Seite 197; japanische Gosho, Seite 237)

9. In der Sanmai-do, einer vom Wind und Schnee völlig ungeschützten Hütte auf dem Friedhof, in der äußersten Kälte des Winters auf der Insel Sado wurde der Daishonin ständig von Inselbewohnern belauert, die meistens fromme Gläubige der Nembutsu Schule waren. Unter den Umständen, in denen es ihm selbstverständlich nicht nur an Nahrung, sondern auch an kostbarem Papier und Tinte mangelte, schrieb er diese 66 Seiten lange Abhandlung und machte mit löwenstarkem Ausruf klar: „Ich werde alle Menschen retten! Völlig unabhängig vom Schutz der Götter!“ – und er forderte seine Schüler aus tiefer Überzeugung auf: „Lasst uns zusammen kämpfen! Nur durch den Kampf, unser Leben einzusetzen, können wir den Horizont unseres Lebenszustandes grenzenlos erweitern.“

10. Ganz selten betitelte Nichiren Daishonin selbst dieses Schreiben mit „Über das Öffnen der Augen“. Und die Bedeutung des Titels dieser Abhandlung besteht gerade darin, die blinden Augen aller Menschen, die an Dummheit, Zweifel, Habgier haften, zu öffnen, nämlich die Augen des Herzens aller Menschen zu öffnen. Dies ist zugleich eine Abhandlung, in der das „Wahre Objekt der Verehrung aus dem Aspekt der Person (Nin-Honzon)“ aufgrund des Prinzips der „Untrennbarkeit von Person und Gesetz“ offenbart wird. Im Gegensatz dazu wird in der Abhandlung über „das Wahre Objekt der Verehrung (für die Anschauung des eigenen Herzens)“, die im April 1273 ebenfalls auf der Insel Sado verfasst und an Toki Jonin verliehen wurde, das Prinzip vom „Wahren Objekt der Verehrung aus dem Aspekt des Gesetzes (Ho-Honzon)“ erläutert.

Zusammenfassung:

1. Ein glückliches Leben zu führen heißt nicht, weder Probleme noch Schwierigkeiten zu haben. In der Tat gibt es kein Menschenleben, das frei von Schwierigkeiten ist. Vielmehr ist es selbstverständlich und sogar unvermeidlich, Schwierigkeiten und Hindernissen bei der Ausübung des Buddhismus zu begegnen, sobald wir uns dafür entschließen, uns für Kosen-rufu, nämlich für das Glück der Menschen und für den Frieden der Welt einzusetzen. Denn dieser Entschluss lässt die Menschen sich am meisten entwickeln. Vom Glück können wir dann erfüllt sein, wenn wir Schwierigkeiten und Probleme mit unseren eigenen Kräften überwunden und besiegt haben. In Wirklichkeit aber gibt es Menschen, die sich von Schwierigkeiten besiegen lassen. Sind sie besiegt, verstärken sich ihre Leiden, statt dass es ihnen besser geht. Glücklich zu werden erfordert die Stärke des Herzens, um Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden. Unglück heißt mit anderen Worten die Schwäche des Herzens, die sich von den Schwierigkeiten besiegen lässt.

2. Präsident Ikeda sagt, dass das, was in uns das „starke Herz“ und das „starke Selbst“ aufbaut, der große Wunsch, den Buddhismus Nichiren Daishonins zu verbreiten, ist. Wie im Text steht: „. . . können wir natürlicherweise zur Welt der Buddhaschaft gelangen, solange wir in unserem Herzen keine Zweifel hegen“, kommt es jedoch vor, dass wir, auch wenn wir eifrig und mit vollem Einsatz praktizieren, dennoch zweifeln. Die Fragen entstehen und verfolgen uns zumal hartnäckig: „Warum passiert so etwas Unangenehmes, obwohl ich schon so lange praktiziere?“ oder „Warum kann ich immer noch nicht glücklich sein, obwohl ich so sehr dafür bete?“ Zwar warnen wir uns selbst davor zu zweifeln, aber Zweifel tauchen in unserem Herzen einfach so wie Wolken auf. Was müssen wir dagegen tun?

3. Wenn Zweifel aufkommt, ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns noch mehr herausfordern müssen: „Nein, so ist es nicht. Wenn ich gerade diese Situation durchgehalten und überwunden habe, wird sich ein neuer Weg bestimmt öffnen! Statt Zweifeln Nachschub zu geben, müssen wir uns ganz neu entschließen und alle Kräfte gesammelt an die Probleme herangehen. Letztlich kommt es darauf an, ob wir diesen Schritt beständig und unermüdlich machen können oder nicht. Darin liegt die Möglichkeit, das „starke Herz“ und das „starke Selbst“ hervorzubringen. Und das beste, was uns dazu befähigt, ist den großen Wunsch nach weiter Verbreitung der Lehre Nichiren Daishonins zu hegen, sagt Präsident Ikeda.

4. Erinnern wir uns an unseren großen Wunsch, in dem all unsere persönlichen Wünsche des realen, täglichen Lebens enthalten sind. Wenn es nur um unsere eigene Sache geht, besteht die Gefahr, dass wir mit der Schwäche oder der negativen Eigenschaft, die in unserem Leben tendenziell dominant ist, einen Kompromiss schließen und schließlich aufgeben, einem gesetzten Ziel nachzugehen, mit der Begründung wie etwa: „Da kann man nichts machen. (...) Ich kann nichts dafür usw..“ Wenn wir aber an den großen Wunsch nach weiter Verbreitung denken, die alle Menschen zum Glück führt, können wir nicht einfach aufgeben, selbst wenn wir momentan mit Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert sind. Weil wir uns einmal entschlossen haben, uns dem Schwur unseres Meisters anzuschließen, wollen wir uns bis zum Ende nicht besiegen lassen. Deshalb ruft uns der Daishonin dazu auf: „Selbst wenn ich sowie meine Schüler . . . “ und warnt uns davor, unser Versprechen im entscheidenden Augenblick zu vergessen.

5. Präsident Ikeda zitiert oft diesen Gosho-Abschnitt und weist darauf hin: „Dieser Satz ist der Kern aller Führungen, die uns der Daishonin gibt. Wir brauchen nur diesen einen Satz zu lernen, um Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden. Wir werden Buddha, solange wir diesen Satz nicht vergessen und in die Tat umsetzen. (...) Sie sollen diesen Satz so tief in Ihr Herz einprägen, bis Sie ihn jederzeit auswendig können.“

Erläuterung zum Thema „der große Wunsch“:

1. Im Zeitraum von der Tatsunokuchi-Verfolgung bis zur Verbannung auf die Insel Sado waren nicht nur der Daishonin, sondern auch seine Anhänger und Schüler heftigen Verfolgungen ausgesetzt, wie Verbannung, Beschlagnahme von Hab und Gut. Es kam immer wieder vor, dass Gläubige durch die unablässigen Verfolgungen ins Schwanken gerieten, Zweifel hegten und dabei dachten: „Es bringt doch keine Wohltaten hervor, selbst wenn wir diesen Glauben weiter ausüben“ und hörten auf, zu praktizieren. Angesichts solcher Umstände ermutigte der Daishonin seine Schüler von tiefem Herzen: „Egal welch leidvolle Schwierigkeiten und Hindernisse uns auf dem Weg der buddhistischen Ausübung widerfahren mögen, können wir, solange wir an dem mystischen Gesetz nicht zweifeln und den Glauben daran unerschütterlich beibehalten, letzten Endes den Lebenszustand des Buddhas erlangen und die Buddhaschaft in diesem einen Leben verwirklichen können. Deshalb sollten wir uns niemals besiegen lassen!“

2. Der Späte Tag des Gesetzes ist ein „Zeitalter des Konflikts“, eine Zeit, in der Zwietracht unter den Menschen herrscht. Die Kraft, diesem Ansturm zu widerstehen, entspringt der starken Überzeugung, dass wir selber wie alle anderen die Buddhaschaft besitzen. Andere Menschen wirklich konkret zu verehren, heißt nichts anderes, als aus dieser Überzeugung heraus zu handeln. Kosen-rufu ist nur die Erweiterung des Netzwerks derer, die diese Überzeugung teilen und sich demgemäss vorwärts bewegen. Nichiren Daishonin hat eine Gegenströmung zu den heranbrausenden Fluten des „Zeitalters des Konflikts“ geschaffen.

3. Der Daishonin versichert, dass sein eigener Kampf die Wurzel und die Quelle ist, die die Menschen in den über zehntausend Jahren des Späten Tags des Gesetzes zum Glück führen wird. Er setzte den Strom von Kosen-rufu auf grundlegendster Ebene in Gang, indem er die allem innewohnende Buddhaschaft anzapfte. Kosen-rufu wird sich nur entwickeln, wenn wir durch starken Glauben an das mystische Gesetz über die fundamentale Dunkelheit siegen, die im Zentrum aller Konflikte steht. In der ganzen Gosho betont der Daishonin die Wichtigkeit des „großen Wunsches nach weiter Verbreitung (Taigan)“, um die Weitergabe erst möglich zu machen.

4. Der große Wunsch nach weiter Verbreitung ist das Herz der Gosho. Er ist auch der Kern, der das Leben Nichiren Daishonins durchdringt. „Großer Wunsch“ bezieht sich auf das grenzenlose Bestreben, das aus der Erleuchtung des Daishonin entsteht. Es ist der „ursprüngliche Wunsch unseres Lebens“, der ausgedrückt wird durch das Herz des Buddhas, das zu der Wahrheit erwacht ist, dass das Leben selbst die Wesenheit des mystischen Gesetzes ist, das eine große Gesetz, das alle anderen umschließt. „Zu erwachen“ heißt, sich an diesen ursprünglichen Wunsch zu erinnern.

5. Der Lebenszustand der Buddhaschaft und der große Wunsch nach weiter Verbreitung sind ein und dasselbe. Daraus folgt, dass dieser ungeheure Lebenszustand sich nur bei denen zeigt, die fest entschlossen sind, Kosen-rufu zu verwirklichen. Wenn wir uns von dem Kampf entfernen, „Anstrengungen von hunderttausend Kalpas im Leben eines einzigen Augenblicks hervorzubringen“, (Japanische Gosho, Seite 790), um dieses noble Ziel zu verwirklichen, können wir unser höchstes Potenzial nicht hervorbringen. Dieses „augenblickliche Leben“ ist der Buddha oder „der aus der Welt der Wahrheit Kommende (Tathagata)“ genannt.

6. Der Buddhismus des Daishonin lehrt, dass das Leben des Buddhas Wirklichkeit ist. Deshalb fordert uns der Daishonin dazu auf, unser Leben dem großen Wunsch nach Kosen-rufu zu widmen. Das Leben derer, die sich diesen Wunsch zu eigen machen und ernsthaft bemüht sind, ihn in die Tat umzusetzen, ohne im Glauben zurückzufallen, nähern sich natürlicherweise immer mehr dem Leben des Buddhas an und bringen den Zustand der Buddhaschaft hervor.

7. Dieser Weg besteht einzig und allein in der Herausforderung, die Lehren zu verbreiten und Menschen zum Glück zu führen. Buddhismus ist Handlung. Das bedeutet, einen persönlichen Entschluss zu fassen und hartnäckig daran zu arbeiten, ihn umzusetzen, ganz egal, was auch für Hindernisse auftauchen mögen. Wenn wir uns nicht bemühen, einen Weg nach vorne zu öffnen, kann das, was wir machen, nicht buddhistische Ausübung genannt werden. Wir werden nur dann den Weg der Buddhaschaft einschlagen, wenn wir uns unermüdlich und mit derselben Entschlossenheit wie der Buddha bemühen.

8. Der große Wunsch nach dem Glück aller ist eine menschliche Manifestation des Lebens des Buddhas. Das Lotos-Sutra spricht vom ewigen Buddha, der in Übereinstimmung mit seinem Schwur in der Saha-Welt lebt. Er ist der Buddha, der immer dafür bemüht ist, alle Menschen in dieser Welt der Realität zur Erleuchtung zu führen. Das ewige Leben des „Tathagata (des aus der Welt der Wahrheit Kommende)“ strahlt also in denen, die sich der Verwirklichung dieser noblen Sache inmitten der harten Realität der Gesellschaft widmen.

9. Egal auf welchem Gebiet: ein Versprechen ist die Grundlage, etwas Großes zu erreichen. Aus welchem Grund auch immer jemand auf halbem Weg aufgibt oder zurückweicht, seine Entschlossenheit kann nicht auf einem Versprechen basiert sein. Halbherziges Sehnen kann man nicht als Schwur betrachten. Der Daishonin sagt: „Alle anderen Schwierigkeiten sind für mich nicht mehr als Staub im Wind.“ Wahrer Friede und Sicherheit existieren in einem starken Selbst. Wenn wir ein solches Selbst erschaffen, indem wir einen großen Schwur leisten, öffnet sich vor uns der Weg zu wahrem Frieden und Sicherheit in diesem Leben.

10. Andererseits ermahnt uns der Daishonin sehr streng: „Unabhängig davon, ob man sich vom Guten verführen lässt oder vom Bösen bedroht wird, wer das Lotos-Sutra aufgibt, setzt eine Ursache, in die Hölle zu fallen.“ Das schwache Selbst, das von teuflischen Funktionen und inneren Hindernissen besiegt wird und vor dem Erreichen des Zieles aufgibt, ist eine Manifestation der Welt der Hölle. Leben heißt Sieg oder Niederlage. Daraus folgt, dass es auch im Buddhismus um Sieg oder Niederlage geht. Zu siegen bedeutet, Gerechtigkeit zu erringen und wahres Glück zu erlangen. Ein großes Versprechen erschafft ein starkes Selbst. Wichtig zu verstehen ist, dass das von tiefem Herzen kommende Versprechen für uns eine Stütze bedeutet, um unser schwaches Selbst abzulegen und hingegen unser starkes Selbst durchzuhalten, was auch immer geschehen mag.

11. In dem Abschnitt, der beginnt: „Selbst wenn ich sowie meine Schüler verschiedenen Verfolgungen begegnen mögen, können wir natürlicherweise zur Welt der Buddhaschaft gelangen, solange wir in unserem Herzen keine Zweifel hegen . . .“ versichert der Daishonin klar und deutlich, dass wir in dieser Lebensexistenz die Buddhaschaft verwirklichen können, wenn wir uns dem großen Schwur, den Buddhismus Nichiren Daishonins zu verbreiten, widmen. Auf der Basis eines großen Versprechens zu leben, ist die „Essenz der Menschlichkeit“. Wenn wir unser Leben auf der Grundlage des großen Schwurs des Buddhas leben, werden wir beschützt, und unser Leben wird wunderbar strahlen und leuchten, was auch immer uns widerfahren mag. Aus dem Grund ist die Kraft, die daraus entsteht, dass wir unser Leben mit diesem Schwur im Einklang führen, für die Menschen unentbehrlich, die in diesem bösen Zeitalter des Späten Tags des Gesetzes, das von den fünf Unreinheiten vergiftet ist, ein wahrhaft würdiges Leben führen wollen. (aus „Die Welt der Gosho“ Band I)

Glossar:

Fünf Unreinheiten (Go-joku):

Unreinheiten des Zeitalters, der Begierde, der Lebewesen, der Anschauung und der Lebensdauer. Sie werden im zweiten Kapitel „Geeignete Mittel“ des Lotos-Sutras genannt.

1. Unreinheit des Zeitalters (Ko-joku): Schlechte Phänomene häufen sich sowohl in der Gesellschaft als auch in der Umwelt.

2. Unreinheit der Lebewesen (Shujo-joku): Die Unreinheit der Menschen selbst. Das bedeutet eine physische und psychische Schwächung im Leben der Menschen. 1. und 2. weisen auf die Unreinheiten in der Gesamtheit eines Menschen hin.

3. Unreinheit der Begierde (Bonno-joku): Das ist eine Unreinheit im Individuum und bedeutet, dass sich die Fünf Gifte Habgier, Ärger, Dummheit, Arroganz und Zweifel verstärken.

4. Unreinheit der Anschauung (Ken-joku): Das bedeutet die Verwirrung der Gedanken und Philosophien, die den Menschen zum rechten Weg führen sollten.

5. Unreinheit der Lebensdauer (Myo-joku): Das bedeutet zum einen, dass die Lebensdauer der Menschen kürzer wird, und zum anderen, dass die Lebenskraft der Menschen schwächer wird.

(überarbeitet)

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