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Essay Nr. 24

„Das Leben ist wunderschön“ von SGI-Präsident Ikeda

Dr. Nicholas F. Gier,

Professor der Universität Idaho in den USA

Die Zukunft wird noch wunderbarer erstrahlen!

„Wir bemühen uns vielmehr darum, bei anderen den Eindruck zu erwecken, dass wir bereits glücklich sind, als dass wir uns darum bemühen, tatsächlich glücklich zu werden.“ [François Duc de La Rochefoucauld (1613-1680), sinngemäße Rückübersetzung]

Diese Worte, die der französische Fürst vor 340 Jahren aussprach, können möglicherweise heute noch die Wahrheit darstellen. Menschen sind dermaßen eitel und eifrig darum bemüht, ihre äußere Erscheinung zu schmücken.

Jedoch kann es in Wirklichkeit nichts nutzen, selbst wenn man „glücklich“ aussieht. Und es stört uns auch nicht, selbst wenn wir „unglücklich“ zu sein scheinen. Blumen sind, unabhängig davon, ob jemand sie sieht oder nicht, Blumen. Gold ist, unabhängig davon, ob es im Schlamm liegt oder nicht, Gold.

„Fröhlich und freudig!” als Formalität

Der Bundesstaat Idaho in den USA ist als Kornkammer des Landes bekannt. Die Ortsansässigen sind vor allem auf ihre „Kartoffeln“ stolz.

„Warum sind die Kartoffeln von Idaho so groß und süß? Das kommt daher, weil der Boden, das Wasser sowie das Klima gut sind. Außerdem ernährt man sie so liebevoll wie seine eigenen Familienmitglieder.“

Bis hierhin hört es sich noch gut an, es geht aber noch weiter:

„Manche sind aber zu groß geworden. Und weil sie zu groß geworden sind, musste neulich ein Mann acht Stunden lang unter einer Kartoffel zappeln! Erst dadurch, dass die Männer aus der Nachbarschaft kamen und gemeinsam die Kartoffel wegrollten, konnte man ihn gerade noch retten!“

Hier zeigt sich deutlich der Charakter des Landes, in dem die Menschen einen solchen Witz erzählen und genießen.

Nicholas Gier (geb. 1944), Professor der Universität Idaho, ist Doktor der Philosophie und Religionsforschung. Obwohl dieser Titel, den er trägt, einen scheinbar verschlossenen Eindruck vermittelt, ist Professor Gier von recht offenherziger Natur. Seine Art nicht auf Formalitäten zu beharren, zeigte sich auch, als er in diesem Frühling nach Japan kam (März 2002). Er sagte oftmals, dass er vorzugsweise „einfache Menschen“ anstatt „renommierte Persönlichkeiten“ treffen wollte. Ebenso ging er nicht ins „vornehme Japanische Restaurant“, sondern lieber in eine Kneipe, in der er mit „gebackenen Teigwaren“ hochzufrieden war.

Dr. Gier ist ein leidenschaftlicher Pädagoge. Als er das „Institut der Oriental Philosophie“ in Hachioji besuchte, sagte er offen: „Vor meiner Abreise habe ich meinen Studenten eine Hausaufgabe über den Grundriss des Buddhismus gegeben. Sie müssen jetzt langsam ihre Arbeit per E-Mail geschickt haben.“ So schaltete er seinen Computer ein.

Als er in der Bibliothek des Instituts mein Buch „Der Buddha lebt“ in der englischen Version fand, bat er: „Darf ich es mir bitte kurz ausleihen, da es das Lehrmaterial dafür ist.“ In seiner Universität benutzt er dieses Buch „Der Buddha lebt“ seit 1975 als Lehrmaterial.

Ich hatte lange Zeit den Wunsch gehegt, ihn zu treffen und ihm persönlich meinen herzlichen Dank auszudrücken, und dieser Wunsch wurde erfüllt, als ich ihn in diesem Frühling zur Abschlussfeier der Soka Universität einladen konnte. Obwohl unser Treffen sehr kurz war und wir nicht genügend Zeit hatten, uns miteinander zu unterhalten, spürte ich, dass der spirituelle Reichtum und die Sanftheit, die durch seine langjährige philosophische Forschung genährt worden waren, aus seinem ganzen Wesen hervorströmten.

Glück ist etwas anderes als Vergnügen!

Dr. Gier sagt: „Im Buddhismus wird gelehrt, dass das Ziel der Ausübung darin liegt, ins Nirwana einzutreten. Ich bin der Auffassung, ins Nirwana einzutreten bedeutet sicher nicht, dass man sein eigenes Dasein auslöscht, wie es von den meisten Menschen verstanden wird, sondern es weist vielmehr darauf hin, einen von Frieden erfüllten Lebenszustand zu schaffen, der unerschütterlich bleibt, was auch immer geschehen mag.“

Ich stimme mit ihm vollkommen überein.

Glück oder Unglück hängt von unserem Herzen ab.

Es gibt Menschen, die mit niedergedrückter Stimmung eine Luxuslimousine fahren, während andere ein gebrauchtes quietschendes Fahrrad fahren und sich dabei freuen: „Das ist genau richtig für meine Gesundheit. Es produziert keine Abgase, und außerdem kann ich mir die Landschaft wunderbar anschauen!“

Es gibt Menschen, die sich nicht einfach unterkriegen lassen, selbst wenn ihnen von ihrer Firma gekündigt wurde, indem sie sagen: „Nun gut! Die Zeit ist gekommen, dass ich meine eigentliche Kapazität unter Beweis stellen kann. Die Tatsache, dass ein Weg für mich versperrt worden ist, bedeutet für mich ein Beweis dafür, dass sich der nächste Weg meiner Aufgabe unbedingt öffnet!“ Es gibt auch Menschen, die sich mit nichts zufrieden geben und jeden Tag voller Jammer leben, obwohl sie einen sicheren Arbeitsplatz haben.

Vom Äußeren her kann man nicht definitiv erkennen, ob jemand glücklich ist oder nicht. Dr. Giers Ansicht über das Glück ist klar und eindeutig:

„Aristoteles (384-322 v. Chr.) sagt: ‘Glück bedeutet, eine gute Seele zu besitzen.’ Das heißt, die innere Tugend, die den Höhen und Tiefen des Lebens gegenüber unerschütterlich bleibt, ist das Glück, dachte er. Dies ist etwas völlig anderes als das Vergnügen, von dem man im allgemeinen spricht. Worin liegt der entscheidende Unterschied zwischen diesen beiden? Es ist, dass das Vergnügen von Reue begleitet wird, während das Glück keine Reue kennt. Oder wer dem Vergnügen nachgeht, versucht Schmerzen und Schwierigkeiten zu meiden und in eine leichtere, sicherere Umgebung zu fliehen. Das stellt schließlich eine Lebensweise dar, vor Problemen zu flüchten. (…) Wiewohl Aristoteles der Ansicht war, dass nur eine beschränkte Anzahl von Menschen in der Lage sein kann, sich diese Tugend zu eigen zu machen und ein glückliches Leben zu führen, vertritt der Buddhismus nicht einen solchen elitären Gedanken, sondern ermöglicht diesen Lebenszustand allen Menschen!“

Der Buddhismus Nichiren Daishonins versichert uns, dass das Potenzial, alle Leiden, Trauer und Bedauern in Freude zu verwandeln, allen Menschen innewohnt. Er lehrt, dass wir daran nie zweifeln sollen.

Selbst wenn wir ein Leben voller Leiden führen, ist das unser Leben. Und wenn wir ein Leben voller Lachen so wie „die Sonne“ im Gesicht führen, ist das wiederum unser Leben. Wenn wir gerade aus dem Grund einen Lebenszustand stabilisieren können, in dem wir Freude daran haben, uns stetig herausfordern, auch wenn wir mit so viel Leiden zu kämpfen haben, dann haben wir nichts mehr zu fürchten.

Der Sieger fürchtet sich nicht davor, einen Misserfolg zu erleiden. Es gibt keinen Boxer, der zum Weltmeister wurde, ohne viele Schläge eingesteckt zu haben. Ebenso gibt es kein Baby, das laufen lernte, ohne wieder und immer wieder hingefallen zu sein. Viele Misserfolge gehabt zu haben, bedeutet auch, dass man sich genauso oft herausgefordert hat. Man sollte eher auf die „Zahl der Misserfolge“ stolz sein können.

Nun, wie kann man aber Angst überwinden? Wichtig ist, das zu tun, was man fürchtet! Wenn man es immer wieder versucht, verliert man mit der Zeit sein Angstgefühl. In diesem Sinn ist die Einstellung der Menschen, „Ich mache es, erst wenn ich sicher und zuversichtlich geworden bin“, etwa damit zu vergleichen, „Ich gehe zum Arzt, erst wenn ich wieder gesund geworden bin“.

„Wo ist das Glück? – es wohnt dem Herzen, nichts zu fürchten, inne!“

Es gibt ein englisches Wort „friendly (freundlich)“. Dr. Gier betont, dass gerade in der Eigenschaft „freundlich” die Tugend, der der Buddhismus starken Nachdruck verleiht, kristallisiert ist. Die buddhistischen Schriften überliefern, dass sich Shakyamuni selbst niemals autoritär verhielt und stattdessen ein Mensch war, der allen Menschen mit Freude begegnete. Nicht mit verzerrtem Gesicht, sondern mit freudigem Gesicht und immer als erster sprach er alle Menschen an.

Dr. Gier sagt: „Im allgemeinen sind die Menschen geneigt, nach ihrer Erlösung in Religionen zu suchen. Dadurch, dass sie diese Tendenz der Menschen ausnutzen, werden Religionen ‚autoritär’. Jedoch die wahre Rettung, die Shakyamuni lehrte, liegt darin, dass man an das Potenzial, das die Menschen eigentlich in ihrem Leben besitzen, fest glaubt und den Menschen hilft, es selbst hervorzubringen.“

Um dies zu ermöglichen, musste Shakyamuni zuerst die Voreingenommenheit der Menschen durchbrechen. Zum Beispiel lehrte er, dass alle Existenzen „unbeständig“ sind. Diese Lehre wird häufig als eine lediglich rückwärtsgerichtete Einsicht verstanden, dass alles „vergänglich (substanzlos)“ sei. Aber in Wirklichkeit weist dies darauf hin, dass, gerade weil alles „unbeständig“ ist, die Menschen sich verändern können. Obwohl wir uns ändern können, denken wir: „Sowieso ändert sich nichts“ oder „Ich will mich nicht ändern.“ Diese Gedanken entspringen falschem Anhaften sowie Irrtum.

Es gibt eine bekannte Geschichte: „Ein Elefant, der von klein auf immer an einem Pfahl festgebunden war, macht keine Anstalten, diesen Pfahl herauszuziehen, obwohl er inzwischen groß und kräftig geworden ist.“

Ähnlicherweise gibt es ein Experiment: In der einen Hälfte eines Aquariums, das durch eine transparente Glasscheibe geteilt ist, lässt man einen großen Fisch schwimmen. Wenn man in die andere Hälfte einen kleinen Fisch hineingibt, versucht der große Fisch, auf den kleinen zuzuschwimmen, weil er annimmt, Futter bekommen zu haben. Aber er stößt mit seiner Nase mit voller Kraft gegen die Glasscheibe. Und wenn er dies mehrmals wiederholt hat, versucht er nicht mehr kleine Fische zu fressen, selbst wenn die Glasscheibe entfernt wurde und die kleinen Fische direkt vor seiner Nase herumschwimmen.

Analog dazu betrachten Menschen Hindernisse in ihrem Leben möglicherweise als eine Art Wand, die schon ewig besteht, wenn sie einmal dagegen gestoßen sind. Und wenn sie sich dies einmal eingebildet haben, können sie keine Willenskraft, die Wand durchbrechen zu wollen, mehr hervorbringen. Das heißt, man nimmt eine „unbeständige Wand (eine unweigerlich zusammenbrechende Wand)“ irrtümlicherweise als „eine beständige Wand (eine unzerstörbare Wand)“ an und bremst sich so selbst.

Im Gegensatz dazu geschieht es oft, dass, wenn ein Sportler einen lange ungebrochenen Rekord bricht, danach viele Sportler erscheinen, die das gleiche Ergebnis erzielen. Das kommt wahrscheinlich daher, dass die Wand im Herzen der Sportler abgebaut worden ist: „Das ist die Grenze der Machbarkeit.“

Ein Bericht zeigt das interessante Phänomen, dass die Fähigkeiten vieler Menschen in ihrem Beruf bereits etwa drei Jahre vor ihrer Pensionierung anfangen, nachzulassen. Wollen sie womöglich unbewusst bereits anfangen, sich zu bremsen, wenn sie ihr Ziel nahen sehen? Wie schade das ist!

Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), der erste Präsident der Soka Gakkai, nahm die Herausforderung auf sich, im Alter von über 50 Jahren Englisch zu lernen, und er war nahezu 60 Jahre alt, als er anfing, den Buddhismus Nichiren Daishonins auszuüben.

Als Bertrand Russell (1872-1970), der englische Pazifist, das Alter von 80 Jahren überschritt, empfahl man ihm, seine Memoiren zu schreiben. Er erwiderte aber: „Ist es nicht noch zu früh? Wer kann denn überhaupt definitiv sagen, dass ich nicht noch Staatspräsident von Mexiko werden kann?“

„Grußbotschaft an die jungen Freunde“

Man fragte Dr. Gier: „Was sagen Sie, wenn Sie vor Ihren Augen ein amerikanisches Mädchen oder einen Jungen im Alter von 16 Jahren sehen? Und was möchten Sie sagen, wenn Sie vor sich ein palästinensisches Mädchen oder einen Jungen sehen?“

Dr. Giers Antwort an die amerikanischen Sechzehnjährigen lautete: „Lassen Sie sich bitte von der ‚Verführung’ durch die reiche materialtendierte Kultur nicht besiegen! Vielmehr wünsche ich mir herzlichst, dass Sie sich so gut wie möglich anstrengen, um den ‚stärksten und schönsten Charakter’ zu schaffen. Bleiben Sie sich bitte immer selbst treu! Bitte führen Sie kein Leben, in dem Sie sich nur danach orientieren, was Ihre Freunde tun. Suchen Sie bitte nach Ihrem eigenen Traum und lassen Sie sich bitte erziehen und trainieren, was notwendig ist, um Ihren Traum zu realisieren. Geben Sie bitte nicht auf, Ihr Ziel zu verfolgen, indem Sie sich von verschiedenen Diskriminierungen und anderen kulturellen Vorurteilen besiegen lassen. Außerdem wünsche ich, dass Sie um der Gesellschaft willen an Aktivitäten freiwillig teilnehmen. Denn die Teilnahme an solchen Tätigkeiten bietet Ihnen die beste Möglichkeit, sich selbst vom Egoismus fernzuhalten, eine Ihrem Herzen innewohnende harte Schale des Egozentrismus zu knacken und die reine Selbstzufriedenheit zu überwinden!“

Seine Antwort an die palästinensischen Sechzehnjährigen war folgendermaßen: „Lassen Sie sich bitte von der ‚Verführung’, mittels Gewalt zum Märtyrer Ihrer eigenen Doktrin werden zu wollen, nicht besiegen! Vielmehr wünsche ich mir herzlichst, dass Sie sich mit anderen Palästinensern und Israeliten solidarisieren, um gegenüber allen Konflikten gewaltlosen Widerstand zu leisten. Möglicherweise versuchen Sie bitte, sich mit einer internationalen Organisation, die für eine solche Solidarität eine Unterstützung leistet, in Verbindung zu setzen. Und versuchen Sie bitte, Ihre israelischen Geschwister nicht mehr zu hassen. Ich bitte Sie, nicht mißzuverstehen, dass die wütenden Gesichter der Soldaten die Gesamtheit ihrer Menschlichkeit darstellen. Die Menschlichkeit, die sie besitzen, ist Ihrer eigenen Menschlichkeit gleich!“

Dr. Gier stellt fest: Der Kern des Friedens und der Gewaltlosigkeit liegt darin, dass man alles von der Seite der anderen aus betrachtet. So wie die Ansicht: „Sowieso kann ich nicht . . .“ ein Irrtum ist, bedeutet eine kurze Schlussfolgerung: „Sowieso kann er oder sie nicht . . .“ genauso ein Irrtum.

Obwohl die Menschen nach einer gewissen Tendenz denken und handeln, sind sie doch nicht von vorneherein gänzlich fixiert, dass dieser oder jener Mensch bestimmt so oder so ist. Vielmehr ist es möglich, dass sowohl die positive Seite als auch die negative Seite des menschlichen Seins durch die Beziehung mit der Umgebung hervortreten.

Es gab ein Ehepaar, dessen Beziehung schon lange brüchig war. Als der Ehemann krank wurde, sagte er zu seiner Frau weinend zum ersten Mal: „Da ich dir bislang nur Leiden zugefügt habe, kann ich in diesem Zustand nicht einfach sterben.“ In dem Augenblick, in dem die Frau seine Tränen fließen sah, war sie völlig überrascht und begriff: „Er hat immer daran gedacht.“ Obwohl sie ihren Mann als eine kaltherzige Person ansah, war dies doch nicht zutreffend. Sie dachte darüber nach, dass ihr eigenes Verhalten, das auf der Ansicht basierte, ihn so beurteilt zu haben, womöglich die Chance verhinderte, dass seine sanften Charaktereigenschaften an die Oberfläche treten konnten.

Es ist tendenziell festzustellen, dass je mehr und stärker man jemanden als einen bestimmten Menschentyp einordnet, desto mehr nähert er sich dem vorbestimmten Menschentyp an. Aus diesem Grund wäre es oft ratsamer zu sagen, „Ich bin traurig, wenn du mir so etwas antust.“ als „Du bist ein Typ, der wirklich kein Mitgefühl besitzt!“

Wenn jemandem vorgeworfen wird, „Du bist . . .“, nimmt er eine Verteidigungshaltung ein und wird sein Herz verschließen. Aber wenn man im Gegensatz dazu versucht, sein Gefühl offenherzig zum Ausdruck zu bringen, „Ich bin . . .“, dann überlässt man dem anderen die Entscheidung, so oder so zu handeln. Dadurch kann das Gefühl des Respekts dem anderen übermittelt werden. Das gilt nicht nur für Arbeitskollegen, sondern überall. Wenn man offenherzig spricht, dann kann sich etwas ändern.

Alles hängt von uns selbst ab!

Im Frühling dieses Jahres besuchte Dr. Gier das Soka Gymnasium in Kaisai und nahm die Gelegenheit wahr, mit Schülern zu sprechen (März 2002).

„Bitte setzen Sie sich!“

Nachdem er sie freundlich gebeten hatte, Platz zu nehmen, antwortete er humorvoll, aber auch ernsthaft auf ihre Fragen.

„Sie haben so viele Jahre lang den Buddhismus studiert. Was war der Anlass?“

„Ich habe anfangs Naturwissenschaften studiert und bin mit dem Studium bis zum Forschungskurs zur Vorbereitung der Doktorarbeit gelangt. Aber eines Tages kam in mir die Frage hoch, ob meine Forschung wirklich für die Menschheit nützlich sein kann. Von da an habe ich mit der Religionsforschung angefangen, die das Fundament des menschlichen Lebens ist. Seit dieser Zeit sind nun 30 Jahre vergangen. Dennoch habe ich nichts zu bereuen.“

„Was meinen Sie, worin der Daseinsgrund der Menschheit liegt?“

„Ganz toll! Du bist ein Philosoph! Wofür die Menschheit existiert? Das ist es, was ihr selbst entscheidet. Die Menschheit hat bislang allerlei Böses getan. Deshalb wird es nun je nach euren eigenen Handlungen entschieden, was für eine existenzielle Bedeutung der Menschheit in Zukunft zukommen wird!“

Das Leben jedes einzelnen Menschen ist von uns selbst abhängig und wird gleichfalls von uns selbst entschieden. Wenn es um die Arbeit geht, gibt es nicht eine solche Arbeit, die uninteressant ist, sondern nur solche Menschen, die daran desinteressiert arbeiten. Wenn uns das Leben wertlos vorkommt, kann das wohl ein Zeichen sein, das drauf hindeutet, dass wir uns selbst wertlos finden und uninteressante Menschen werden.

Selbst „unser wunderbares Leben“ existiert nicht irgendwo weit jenseits des Regenbogens, sondern es existiert in den Mühen und Leiden derer, die fest entschlossen sind, „das wunderbare Leben“ aufzubauen, das beharrlich und unbeugsam ist.

Die Überzeugung soll so fest sein wie ein Felsen!

Das Herz soll so weit und breit sein wie der blaue Himmel!

Der Friede des Herzens soll so ruhig sein wie eine idyllische Landschaft!

Das chinesische Schriftzeichen „nen“ vom buddhistischen Begriff „Ichinen“ besteht wiederum aus den zwei Schriftzeichen und wird als „das jetzige Herz“ bezeichnet. Die Vergangenheit ist bereits nicht mehr existent. Die Zukunft ist noch nicht da. Jetzt, von diesem jetzigen Herzen an beginnt die Geschichte des Lebens, die alles kraftvoll und dynamisch ins Positive verändert.

Als Charlie Chaplin (1889-1977), der König der Komödie, gefragt wurde: „Was ist Ihr bester Film?“ gab er die Antwort: „Das ist der nächste!“

Wenn wir, die Könige der Hoffnung, jetzt gefragt werden: „Wann ist das beste Jahr in Ihrem Leben gewesen?“ dann wollen wir darauf antworten: „Das ist das nächste Jahr!“

(aus „Seikyo Shimbun“ vom 29. Dezember 2002)

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