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Die Bewusstseinschichten des Menschen aus buddhistischer Sicht
Vortrag von Dr. Yoichi Kawada
gehalten im Kaikan Walldorf-Mörfelden, am 2.4.2000
Nach Shakyamuni Buddhas Erkenntnis steckt in jedem menschlichen Herzen ein Pfeil. Dieser Pfeil lässt die Menschen leiden. Das Ziel des Buddhismus ist es, diesen Pfeil herauszuziehen. Um was für einen Pfeil handelt es sich, und wo genau steckt er? Der Mahayana-Buddhismus hat diese Gedanken weiter vertieft. Darüber und über die Neunte Bewusstseinsschicht wollen wir heute etwas erfahren.
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich noch kurz etwas erläutern, was in der „Weisheit des Lotos-Sutras“ über das Juryo-Kapitel gesagt wurde. Dort ging es um den russischen Wissenschaftler Rogunow. Er hat schon vor Michail Gorbatschow zusammen mit Präsident Ikeda ein Buch veröffentlicht.
Nach der Begegnung zwischen Präsident Ikeda und Gorbatschow traf er sich ein weiteres Mal mit Präsident lkeda und gab ein zweites Buch heraus. Rogunow sagte zu ihm: „Mit Gorbatschows Erscheinen wurde die materialistische Geschichtsbetrachtung beseitigt. In diesem Moment wusste ich, dass ich über das wirkliche Leben überhaupt nicht Bescheid wusste. Bis dahin war ich sechzig Jahre lang gelehrt worden, dass das Leben mit dem Tod ausgelöscht würde. Aber nach Gorbatschow erfuhr ich über Nacht, dass das falsch ist.“
Er begann, neue Erkenntnisse über das Leben zu suchen, war aber sehr verwirrt und durcheinander. In dieser Phase traf er Sensei und erfuhr vom Buddhismus. Als Physiker dachte er die buddhistische Lehre weiter.
Während seines Dialoges mit Präsident Ikeda erkrankte sein ältester Sohn und starb. Rogunow fragte sich, was das menschliche Leben im Kern eigentlich sei. Der Gedanke des Karmas, den Präsident Ikeda ihm erklärt hatte, faszinierte und überzeugte ihn. Als Physiker verstand er, dass die materielle Energie unveränderlich ist. Die Form, in der sie erscheint, ändert sich, aber die Energie selber bleibt gleich. Das ist eine Grundlage der Physik.
Und wo geht die Energie unseres Lebens hin? Sie wird in der buddhistischen Lehre als Karma definiert. Rogunow verstand auf Grund seiner wissenschaftlichen Kenntnisse, dass die Energie des Lebens nicht verschwindet, sondern in irgendeiner Form erhalten bleibt. Dann setzt sich die Energie des Einzellebens als Karma des Menschen fort, verschmilzt mit der kosmischen Energie und erscheint in anderer Form aufs Neue. So muss es sein, dachte Rogunow. So lehrt es der Buddhismus. Das war der Punkt, der ihn daran am meisten anzog.
Präsident Ikeda fragt oft seine Gesprächspartner aus der Wissenschaft, wo sie in ihrem nächsten Leben wiedergeboren werden wollen. Die gleiche Frage richtete ich an Rogunow. Er antwortete, er wolle wieder in Russland geboren werden. Ich fragte ihn, was er dann machen wolle. Er sagte, er wurde am liebsten daran weiterarbeiten, was Einstein nicht vollendet hat, und dessen Theorien zu Ende führen. In seinem Institut war er mit der Theorie schon sehr weit gediehen. „Nun möchte ich gerne die Theorie in die Praxis umsetzen. Das schaffe ich in diesem Leben aber nicht mehr', sagte er. „Daher möchte ich das, was ich in diesem Leben nicht geschafft habe, in mein nächstes Leben mit hinübernehmen und wieder Physiker werden.“ Ich fand, dass er ein sehr glücklicher Mensch ist. Es gibt viele Menschen, die in ihrem nächsten Leben alles andere lieber machen würden als das, was sie jetzt machen.
Dann fragte ich ihn, was seine zweite Wahl als Geburtsort nach Russland sei. Er sagte: „Japan.“ „Warum?“ „Weil ich dort Buddhismus lernen könnte, von Geburt an.“ Ich denke, irgendwie wird es möglich sein, dass er auch in Russland nächstes Mal von Anfang an den Buddhismus kennen lernen kann.
Wo existiert das Karma? Nach der buddhistischen Lehre in der Alayaschicht (der 8. Bewusstseinsschicht). Alaya bedeutet „Lager des Karmas“.
Erst im Mahayana-Buddhismus wird das Leben wirklich erläutert. So entstand auch die Erklärung der Neun Bewusstseinsschichten. Im Alltag benutzen wir vor allem die Fünf Sinne und die Sechste Bewusstseinsschicht, um unsere Umgebung aufzunehmen, zu verstehen und zu verarbeiten. Normalerweise denken wir, Ich bin Ich, und dieses Ego ist unser Bewusstein, die Sechste Schicht. Der Buddhismus erläutert jedoch, dass unter dieser Schicht noch eine tiefere Schicht liegt, Manas genannt.
In der europäischen Psychologie wird diese Siebte Schicht im Rahmen der Tiefenpsychologie erforscht und dort angesiedelt. Darauf beruht die Psychoanalyse, die von Sigmund Freud und anderen seit dem 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Ich halte sie für identisch mit der Manasschicht. Hier ist das eigentliche Ich angesiedelt, das auch dann existiert, wenn die Fünf Sinne und das Bewusstsein nicht aktiv sind, z.B. im Tiefschlaf. Trotzdem ist man „da“. Das werde ich später noch näher erläutern. Jedenfalls steckt Shakyamunis „Pfeil“ in diesem ursprünglichen Ich, in der Manasschicht.
Unterhalb der Manasschicht ist die Alayaschicht, der Bereich des Karmas. Das hat der Buddhismus herausgefunden. Dieser Bereich existiert sowohl im Leben als auch im Tod, also über den Tod hinaus. Es ist der Ursprung von beidem.
Darüber führte der Friedensforscher Johan Galtung einen Dialog mit Präsident Ikeda. Er fand durch seine wissenschaftliche Arbeit zur Lehre Gandhis und dann zum Buddhismus, was ihn mit Präsident Ikeda zusammenführte. Galtung erzählte ihm, dass in Gandhis Schriften die Stelle vorkommt: „Möglicherweise bin ich Buddhist.“ Sie trafen sich mehrmals. Einmal stellte Galtung ganz grund-sätzliche Fragen zum Buddhismus. Sie waren so ähnlich wie diejenigen, die Rogunow gestellt hat.
Das heißt, der Buddhismus spricht nicht von der Seele. Umgekehrt kann man daraus aber nicht den Schluss ziehen, das Leben sei mit dem Ende der diesmaligen Existenz insgesamt zu Ende. Dem ist keineswegs so. Die Seele verbindet sich vielmehr über den Tod hinweg mit dem Leben und manifestiert sich neu. Ganz anders auch als der Materialismus, der lehrt, dass mit dem Tod alles verschwinde. Dagegen erläutert der Buddhismus, dass das Leben ewig ist. Die Frage ist also, was genau geht denn nun weiter? Galtung stellte Buddhisten verschiedener Richtungen seine Fragen. Präsident Ikeda antwortete mit etwas, was Galtung noch nie sonst gehört hatte. Es gefiel ihm außerordentlich, und er konnte es sofort akzeptieren. Zusammengefasst in einem Wort lautete die Antwort: „Alayashiki-engi“ (Alayaschicht-Beziehung).
Präsident Ikeda erläutert diesen Begriff folgendermaßen: Der Buddhismus erklärt engi (Beziehung) unter verschiedenen Aspekten und Vorzeichen. Der Ursprung unseres Lebens ist, wie gesagt, die Alayaschicht. Wenn Leben im Mutterleib entsteht, erscheint zuerst die Alayaschicht. Aus der Manas ebenso wie das Bewusstsein und die Fünf Sinne sowie der Körner etc. entstehen. Das heißt, wie sich das Kind im Mutterleib körperlich entwickelt, wird maßgeblich von der Alayaschicht beeinflusst. Dabei spielt die Kraft des Karmas in dieser Schicht eine große Rolle. Sie beinhaltet das allmähliche Erscheinen der Form des Lebens, in der sich das Baby dann zeigt.
Und wie verhält es sich dann beim Tod? Solange wir leben, nutzen wir alle Acht Bewusstseinsschichten und den Körper. Vielleicht stehen gerade jetzt die Sechs Sinne im Vordergrund: Sehen, Hören, Denken ...
Oder manche hören vielleicht auch auf der Siebten Ebene zu. Durch verschiedene Nah-Todeserfahrungen wurde festgestellt, dass man in der Manasschicht bis zum Ende zum Hören fähig ist. Man kann auch im Tiefschlaf die Kontrolle über seinen Körper behalten. Nur weil man ohne Bewusstsein ist, bleibt ja z. B. nicht das Herz stehen, und man hört auch nicht auf zu atmen. Es geschieht unbewusst.
Was ist es also, was das Herz am Schlagen hält? Was lässt die Lungen weiteratmen? Es ist das ursprüngliche Ich in der Manasschicht. Es geht ja nicht nur um die körperlichen Funktionen, das pure Funktionieren. Wenn jemand dem Tode nahe ist, werden die Fünf Sinne, das Bewusstsein und die Manasschicht eins. Auch wenn man im Manas kein Bewusstsein mehr hat, lebt man trotzdem noch. Wenn diese Funktion der Manasschicht in die Alayaschicht integriert wird, verschwindet sie also nicht, sondern bildet mit dieser eine Einheit. Der Augenblick. in dem das ursprüngliche Ich sich als latente Energie in die Alayaschicht integriert, ist der Zeitpunkt des Todes.
Im Manasbereich finden bestimmte Erfahrungen statt. Z. B. dass, wenn man für eigentlich Bewusstlose oder Komatöse Daimoku chantet, diese das hören und aufnehmen können. Das haben wir oft bestätigt gefunden. Ganz tief im Unterbewusstsein hört man die Stimme, die einen ruft.
Ein Beispiel aus Japan: Ein Patient lag in tiefem Koma. Seine Angehörigen glaubten, er sei bereits gestorben und nicht mehr wiederzubeleben. Sie fingen an, über das Erbe zu sprechen. Er erlangte jedoch das Bewusstsein wieder und wusste alles, was sie geredet hatten. Daraufhin änderte er sein Testament je nachdem, wie seine Angehörigen über ihn gesprochen hatten. Auch wenn also ein Mediziner sagt, hier sei nichts mehr zu machen, darf man das nicht einfach so hinnehmen. An der Grenze zwischen Manas und Alaya hört man die normalen Worte und Stimmen nicht mehr, aber das Daimoku hört man sogar dann noch, bis zuletzt.
Im Manas sind sowohl das positive als auch das negative ,,Herz“ vorhanden, bonno und bodai, also irdische Begierden ebenso wie der erleuchtete Zustand. Das bedeutet, was wir in der Fünften und der Sechsten Bewusstseinsschicht erleben, erscheint als verschiedene Gefühle:
Arger, Trauer, Hoffnungslosigkeit (schlechtes Herz) oder Vertrauen, Liebe, Barmherzigkeit (gutes Herz). Sie sind in der Manasschicht verwurzelt. Das hat auf den Verlauf von Krankheiten großen Einfluss. Wenn Manas also voller positiver Gedanken und Gefühle ist, sind die Aussichten auf Heilung außerordentlich gut.
Was ist ein gutes Herz? Ein Herz voller Hoffnung. Das Gegenteil davon ist Hoffnungslosigkeit. Auf dem Grunde der Hoffnungslosigkeit findet sich Groll. Wenn man viele positive Samen gespeichert hat, ist das Herz ruhig. In solch einem Zustand kann man alles annehmen, entsprechend der jeweiligen Situation. Auch wenn man kein Bewusstsein mehr hat, bleibt man mit anderen verbunden und wird sogar zu einer Quelle der Verbindung für andere. Liebe verbindet ein Herz mit dem anderen, Hass trennt die Menschen voneinander. Vertrauen verbindet, Misstrauen spaltet. Das wird ganz deutlich, wenn jemand im Manasbereich angelangt ist.
Wer im Manasbereich ist, hört die Stimme desjenigen, mit dem er in Liebe verbunden war oder zu dem er Vertrauen hat. Die Stimme desjenigen, den er gehasst hat, hört er nicht. In dieser Lage haben schon viele Leute für andere gechantet und damit viel bewirkt. Aber nochmals: die Stimme eines Menschen, den man liebt. hört man am deutlichsten. Dann kann sogar das Bewusstsein wiederkehren. Aber Bewusstlose hören auch das Daimoku der anderen, die für sie chanten.
In Japan herrscht die übliche asiatische Gesellschaftsstruktur, nach der die Eltern Daimoku chanten, wenn ihre Kinder Probleme haben, und umgekehrt. Das ist besonders wirksam. In Europa sind vielleicht die Beziehungen unter Ehepartnern als Liebende die stärksten. Das mag von Person zu Person unterschiedlich sein. Was ich aber ganz deutlich sagen kann, ist folgendes: Wessen Stimme man im unbewussten Zustand als erste und deutlichste hört, das ist der Mensch, den man am liebsten hat. Das ist der Beweis, den man aus einer solchen Erfahrung gewinnen kann. Es ist der unbestechliche Beweis des ursprünglichen Ich. Umgekehrt kann man auch von innen, von der Alayaschicht aus die selbe Information bekommen.
1970 wollte sich die Ärztin und Sterbeforscherin Elisabeth Kühler-Ross mit Präsident Ikeda treffen. Er war jedoch zu der Zeit nicht in Tokyo, sondern in Shikoku. Stattdessen traf ich sie dann. Sie ist jetzt über 90 Jahre alt. Damals war sie noch sehr aktiv, man könnte sie mit den Mitgliedern der Frauenabteilung der Soka Gakkai vergleichen.
Wenn ich in verschiedenen Ländern unterwegs bin, begegne ich überall besonders munteren Menschen, meistens Frauen. Frau Kübler-Ross gehört ganz bestimmt zu dieser Kategorie. Wie Sie wissen, erforschte sie die Erfahrungen von Krebspatienten im Endstadium. Später hat sie auch Erfahrungen von todkranken Aidspatienten gesammelt. Dadurch hat sie große Erfahrungen auf dem Gebiet des Sterbens gewonnen. Vorhin habe ich das Kind im Mutterleib erwähnt. Durch ihre Gespräche mit Patienten erinnerte sich Frau Kühler-Ross an folgendes. Sie erzählte, dass sie es als sehr eng empfunden habe, als sie selbst im Mutterleib war. Sie wusste es damals natürlich selber nicht, aber später kam sie als Zwilling zur Welt.
Wenn man in Lebensgefahr gerät, kann man sich an sein ganzes Leben erinnern, auch an das, was man gar nicht bewusst erlebt hat. Es gibt Menschen unter uns, die selber solche Erfahrungen gemacht haben. Präsident Ikeda sagt in der ,,Weisheit des Lotos Sutras“: ,,Die Wurzel dieser Erfahrung existiert in der Manasschicht. Wenn sie noch tiefer geht, reicht sie bis in die Alayaschicht.“
Wir alle denken bei dem Wort ,,Karma“ an das Karma, das bereits in uns vorhanden ist. Aber wie wir in dieser Existenz leben und handeln, wird alles in jedem Augenblick in der Alayaschicht eingelagert. Mit anderen Worten, das Karma, das wir jetzt ansammeln, ist neben dem schon früher geschaffenen ebenfalls vorhanden. Es kommt dann in der Form verschiedener Erlebnisse und Ereignisse zum Vorschein. Manche sind positiv, andere können schrecklich und sehr bitter sein.
Menschen mit Nah-Todeserfahrung können oft ihr Leben noch einmal ganz neu beginnen. Andere, die den Film ihres Lebens an sich vorbeiziehen sehen, überschreiten die Schwelle des Todes und können dieses Leben nicht wiederholen. Welche Erlebnisse sie in diesen Augenblicken haben, wissen nur die betreffenden Leute selbst.
Vielleicht denkt mancher kurz vor dem Tod: ,,Ich sollte mehr Daimoku chanten. Ich sage öfter zu Mitgliedern der Männerabteilung, wer sich solche Sorgen macht, sollte die Frauen bitten, ihm Daimoku zu schicken, damit das eventuelle Defizit im letzten Moment des Lebens ausgeglichen wird. Dafür muss man aber ihre Liebe gewinnen. Andere glauben, ihnen könne so etwas nicht passieren, weil sie genug chanten würden. Aber gerade diese Überheblichkeit ist gefährlich.
Der 26. Hohepriester Nichikan sagte: ,,Unmittelbar vor dem Tod Daimoku zu chanten ist sehr wichtig. Für Leute, die in ihrem Leben wenig gechantet haben, ist das aber mühsam und schwierig. Ein Beispiel: Hier steht ein Baum. Im Tod fällt der Baum um. In welche Richtung er fällt, hängt davon ab, wie er zu Lebzeiten gestanden hat. Wenn er einen Rechtsdrall hatte, fällt er garantiert nach rechts. Wenn er nach links geneigt war, fällt er natürlich nach links.
Nehmen wir an, rechts wäre die Hölle und links die Buddhaschaft. Es ist schwer, Bäume, die sich zu Lebzeiten deutlich nach rechts geneigt haben, in den paar Sekunden vor dem Tod noch in die andere Richtung zu biegen. In diesem Augenblick ist das Daimoku der Mitglieder. vor allem das der Frauenabteilung sehr nötig. (In Japan ist allgemein bekannt, dass die Mitglieder der Frauenabteilung deutlich mehr Daimoku chanten als die der anderen Abteilungen. In Deutschland ist es vielleicht anders?) Wenn man aber selbst genug gechantet hat und sich nach ,,links“ neigt, fällt man automatisch in Richtung Buddhaschaft.
Das Karma kann man sortieren nach den Zehn Welten. Zehn verschiedene Welten - zehn verschiedene Karmas, vom Höllenzustand bis zur Buddhaschaft. In welchem Zustand wir den Tod empfangen, hängt sehr davon ab, wie stark welche Welt in uns aktiv ist. Das kann durchaus mehr als nur eine Welt sein. Das Ziel des Glaubens ist, unsere Buddha- und Bodhisattwa-Natur zu stärken, solange wir leben. Anders gesagt, diesen Zustand unser ganzes Leben und über den Tod hinaus beizubehalten, also unsere Buddhaschaft in diesem Leben zu verwirklichen.
Die buddhistische Ausübung und entsprechende Aktivitäten sind die Grundlage, um die Buddhaschaft und den Bodhisattwa-Zustand zu verstärken. Außerdem gibt es unter den Leuten, die nicht praktizieren, aber Präsident Ikeda begegnen, sehr viele, die in der Bodhisattwa-Welt leben. So wie Professor Rogunow oder Johan Galtung. Ob sie nun eher Theoretiker oder Praktiker sind, sie haben jedenfalls eine tiefe und herzliche Beziehung zu ihm.
Jetzt komme ich zurück auf Rogunow und Galtung. Obwohl wir wissen, dass wir durch Barmherzigkeit, Liebe, Vertrauen den Bodhisattwa-Zustand verstärken können, sind wir in der Realität von Ärger, Trauer, Gier erfüllt. Was bedeutet das? Und wo liegt die Quelle, um es zu verhindern? Hier haben wir die Antwort.
Nur die buddhistische Religion erläutert diesen Aspekt des Lebens. Die Alayaschicht ist die Quelle sowohl von Leben als auch Tod des Individuums. Die Frage ist, was ist denn eigentlich die Alayaschicht? Die Antwort auf diese Frage konkret zu erfahren ist schwierig bis unmöglich. Aus der Manasschicht in die Alayaschicht zu gehen, bedeutet schon Tod. Man kann dann nicht mehr zurückkehren.
Nach der Lehre Shakyamunis, T'ien-t'ais, Dengyos, Nagarjunas und Nichiren Daishonins wird erläutert, wie man ohne zu sterben, zu Lebzeiten, von der Manasschicht zur Alayaschicht und noch tiefer in die Amalaschicht, das Neunte Bewusstsein, gelangen kann. Das wurde im Verlauf dieser Lehre als Phänomen des Lebens erläutert.
Das hat ein buddhistischer Gelehrter in Indien namens Tenjin folgendermaßen erklärt: ,,Die Alayaschicht ist wie ein heftig fließender Fluss Die Tiefe unseres Lebens ist ständig in Bewegung. Die Alayaschicht ist keine Seele, die unveränderlich ist. Von Augenblick zu Augenblick verändert sich die Realität, von Augenblick zu Augenblick wird das Karma der Zehn Welten eingraviert. Man kann es den Strom des Karmas nennen.
Wenn ich Tenjins Bild verwenden darf, dann ist das Karma der drei niedrigsten Welten wie ein verunreinigter Fluss. Die Buddhaschaft und der Bodhisattwa-Zustand sind dagegen wie ein klarer, sauberer Fluss. Präsident Ikeda erklärt: ,,Dieser Fluss des Lebens in der .Alayaschicht tauscht sich mit dem Karma anderer Lebewesen aus, über die individuellen Grenzen hinaus. Die Alayaschicht ist wie Wasser, das über Leben und Tod hinaus weiter fließt. Das nennt man alaya shiki engi. Es ist eine sehr tiefe Betrachtung des Lebens nach der buddhistischen Lehre. Anhand dieser Erläuterung verstand Professor Galtung das Prinzip.
Wie Sie selber bereits wissen, bedeutet alaya shiki engi ,,entstehende Beziehung der Alayaschicht“. Sie ist keine persönliche, unveränderliche Seele, die substantiell gleich bleibt. Ebenso wenig verschwindet der unaufhörliche Strom des Karmas in der Alayaschicht mit dem Tod.
Wenn ein Mensch geboren wird, bewegt er sich von der Alayaschicht zur Amalaschicht. Von dort aus betrachtet er die Alayaschicht. Das heißt, das eigene ursprüngliche Ich betrachtet ständig die Alaya-schicht. Nur glauben die Menschen bei dieser Betrachtung, die Alayaschicht sei etwas Festes, Unver-änderliches. Infolgedessen sind sie nicht in der Lage zu verstehen, dass die eigene Alayaschicht sich wie ein Fluss von einer Sekunde auf die andere verändert und mit der Alayaschicht anderer in ständiger ,,entstehender Beziehung“ steht. Darin besteht die sogenannte fundamentale Dunkelheit.
Die Ursache aller irdischen Begierden liegt darin, dass man die eigene Seele als etwas Eigenständiges, von anderen Getrenntes sieht, das mit ihnen nichts zu tun hat. Durch die fundamentale Dunkelheit entstehen irdische Begierden. Eine davon ist Arroganz, als Kehrseite davon Minderwertigkeitskomplexe. Man ist von seinem Ego gefesselt und vergleicht sich mit anderen. Einerseits hat man falschen Stolz, andererseits fühlt man sich unterlegen. Dadurch wird man sehr auf sich selbst bezogen, weitere Begierden entstehen. Im Endeffekt verletzt man damit andere oder beraubt sie, um sich selbst zu schützen.
Wie Präsident Ikeda in seinem Friedensvorschlag vom 26. Januar sagte. wird die eigene Vernunft dazu benutzt, sich selbst zu beschützen bzw. andere zu verletzen oder das eigene Ego herauszustreichen. Aus dieser Geisteshaltung heraus werden verschiedene Ideologien entworfen, die dazu geeignet sind, die ganze Menschheit unglücklich zu machen. Das ist der Pfeil, den Shakyamuni gemeint hat. Solange man ihn nicht herauszieht, wird es kein Ende von Kriegen geben. Ebenso werden Gewalt, Intrigen und Bösartigkeit sich immer weiter fortsetzen.
Die Frage der gesamten Menschheit hat mit der Manasschicht zu tun, wie Shakyamuni gelehrt hat. Wenn wir das Wesen des Lebens erfahren und nach dieser Wahrheit leben wollen, können wir alle unsere irdischen Begierden zum Guten verwandeln.
Die Konkretisierung der "entstehenden Beziehung" ist der Bodhisattva-Weg. In der gegenwärtigen Zeit sind die Aktivitäten der Soka Gakkai der Bodhisattva-Weg. Alle Phänomene der Alayaschicht sind gleichzeitig Phänomene des Lebens und stehen in ständiger Beziehung mit den Alayaschichten anderer, wobei sie sich gegenseitig beeinflussen. In der Tiefe helfen sie einander. Mit diesem Bewusstsein entsteht in der Manasschicht Vertrauen. Dadurch ist es möglich, dass sich alle Lebewesen in der Tiefe ändern können. Das ist das Kernstück der Menschlichen Revolution.
Wenn wir durch unsere Aktivitäten in der Gegenwart den Bodhisattva-Weg gehen, dann verstehen wir in der Tiefe der Manasschicht das Wesen der Alayaschicht. Man sieht sein Karma. kann sein Herz betrachten, erkennt, was man noch ändern muss. Wenn man das versteht, kann man die Angst vor dem Tod überwinden.
Wie fließendes Wasser verändern wir uns ständig. Wenn unser physischer Körper verschwindet, geht die Energie unseres Karmas ungeschmälert in das Universum ein. Der Ursprung der Alayaschicht und der Manasschicht werden wieder eins und gehen in das Universum ein, genauso wie sie sind. Dann muss man, wie gesagt, keine Angst mehr vor dem Tod haben.
Was die Soka Gakkai sich mit Nichiren Daishonins Buddhismus zum Ziel gesetzt hat, ist der Wunsch, andere durch die buddhistische Lehre das Wesen des Lebens erfahren zu lassen. Unter allen Religionen hat allein der Buddhismus das Leben auf eine solch umfassende Weise betrachtet und erklärt. Unabhängig davon, ob man diesen Glauben annehmen kann oder nicht, sollte man jedenfalls den Bodhisattva-Weg beschreiten und sein Leben in diese Richtung lenken. Wer die eigene Menschliche Revolution in seine ihn umgebende Gesellschaft, sein Land oder seinen Staat hineinwirken lässt, kann sie und letztendlich sogar die gesamte Menschheit retten.
Wenn man alle Religionen und Philosophien betrachtet, gibt es keine höhere als den Buddhismus oder eine, die mehr bewirkt hätte. Davon sollten Sie wirklich überzeugt sein. Nichiren Daishonins Buddhismus basiert auf der oben skizzierten Grundlage. Wer ihn in die Tat umgesetzt hat, waren die Drei Präsidenten. Ich glaube, es gibt nichts Vergleichbares.
Übersetzung: Kimiko Brummer
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