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Essay Nr. 34
Frau Weiss,
Die Kultursenatorin des Bundeslandes Hamburg
Kultur bedeutet den Kampf, das „Leben zu beschützen“.
„Frauen wurden bislang in die Enge getrieben.“ Das stimmt ganz genau!
„In Europa hat man Frauen ein paar Jahrhunderte lang auf den Bereich des Gefühls verbannt. Man hat sie dadurch ein bisschen von der intellektuellen Welt und vom Bereich der Rationalität ausgeschlossen.“
Es hieß, Frauen seien nicht in der Lage gewesen, sich der Gesellschaft gegenüber äußern zu können.
Hamburg ist ein Bundesland Deutschlands. Wer in dieser Art spricht, ist jedoch die Kultursenatorin von Hamburg. Frau Weiss ist bereits zehn Jahre lang im Amt des Kulturbereichs tätig gewesen.
Die Zeit hat sich geändert.
„Seit der Neuzeit erhielten Frauen die Chance, Schulen zu besuchen, und somit wurden sie bei allen Gelegenheiten rational trainiert. Als Folge davon haben sie eine bessere Existenz als die Männer gewonnen!“
Sie sind mitfühlend und weise. Wie erfrischend sich die Gesellschaft entwickeln kann, wenn die Stimmen solcher Frauen immer mehr wahrgenommen und akzeptiert werden! Die jetzige Welt wurde von Männern meistens zu deren eigenen Gunsten geschaffen. Das, was man selbst geschaffen hat, kann man nur schwer verändern. Es ist dringend notwendig, zu handeln, ohne von bisherigen Gebräuchen, Beziehungsbanden, „erworbenen Rechten“ und „veraltetem gesunden Menschenverstand“ abhängig zu sein.
Man sagt, Hamburg sei eine schöne Stadt. Sie ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Dennoch gibt es einen großen Wald und Parkanlagen. Jetzt um diese Zeit, wo die Blätter der Bäume buntgefärbt sind, sollte es dort wunderschön sein. Die Alster, ein künstlich angelegter See mit dem Wasser der Elbe. Die Erika-Straße, an der überall Erika blüht. Die Häuserreihen der Stadt, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen.
Der Hamburger, den die japanischen Kinder gerne essen, ist von Hamburg gemäß der englischen Leseart abgeleitet. Da das Beefsteak nach deutscher Art vom Hamburger Hafen nach England überbracht wurde, soll es zu diesem Namen gekommen sein. Einst wurden London, New York und Hamburg die „Drei größten Handelshäfen der Welt“ genannt. Hamburg ist immer noch als ein Wirtschaftszentrum Deutschlands präsent und mit der japanischen Stadt Osaka verschwistert.
Jedoch wurde diese Stadt vor sechzig Jahren beim „großen Luftangriff über Hamburg“ durch die Alliierten fast völlig zerstört. Hier und da brachen Feuer aus. Die größten Teile der Stadt sind verschwunden.
„Mutter! Vater! Hilfe! Wo seid ihr!“
Kinder verloren ihre Eltern aus den Augen, und Eltern ihre Kinder. Menschen, die in den einstürzenden Häusern gefangen und darin eingeschlossen wurden, verbrannten. Es gab Menschen, die über die schwarz verkohlten Leichen stolperten und auf den Boden fielen. Menschen, die ihre Kinder in ihren Armen sterben sehen mussten. Alle flüchteten und irrten umher, ohne die geringste Zeit zu haben, über den Höllenzustand zu jammern und zu weinen.
Von Ende Juli bis zum August des Jahres 1943 wurde das Teppichbombardement Tag und Nacht unablässig fortgesetzt. Da eine Unmenge phosphorhaltiger Bomben abgeworfen wurden, wurde die Stadt selbst mehrere Stunden nach dem Luftangriff von heißer stürmischer Luft heimgesucht. Das war der sogenannte Feuersturm. Millionen Menschen verloren ihre Häuser. Die Zahl der Bürger, die starben, soll fünfzig oder gar sechzig tausend betragen haben.
Jedoch geht es nicht nur darum, dass es eine Tragödie ist, weil es unzählige Gefallene gab. Selbst wenn ein einziger Mensch getötet wird, ist die Tragik die gleiche. Sogar ein kleines Kind; wie sollte es getötet werden dürfen! Unter den wenigen Bauten, die vor dem Brand verschont blieben, gab es ein Denkmal, das anlässlich des ersten Weltkriegs errichtet wurde:
„Vierzigtausend Söhne unserer Stadt widmeten ihr Leben für euch 1914-1918“
Die Bürger, die überlebten, fragten sich angesichts des Denkmals. Warum? Unsere jungen
Menschen und unsere Männer! Wofür seid ihr gestorben? Jetzt sind unzählige eurer Eltern, eurer
Frauen und eurer Kinder gestorben. Wozu ist euer Opfer gut gewesen? Diese Fragen stellte der 1901 in Hamburg geborene Schriftsteller Hans Erich Nossack. Sein Haus war ausgebrannt und damit wurden seine Manuskripte vernichtet.
Wenn wir etwas zurückschauen, begann der erste Weltkrieg durch einen „Terrorakt“. Der österreichische Prinz wurde in Sarajevo angegriffen. Von Deutschland, das den Krieg verloren hatte, wurde kaum tragbares Entschädigungsgeld gefordert, und es war durch wirtschaftliche Sanktionen total verarmt. Aus Groll hierüber entstand der nationale Sozialismus. Die Nazis zielten darauf, die Juden auszurotten – eine Kettenreaktion, in der der Hass die Oberhand behielt.
Sollte die Gesellschaft der Menschen ihre Leiden ununterbrochen fortsetzen, indem sie mit der schwarzen Kette, die das Karma der Geschichte genannt werden kann, mehrfach gefesselt ist? Gibt es kein Schwert, welches so scharf ist, diese heute noch existierende schwere Kette zu sprengen?
Nossack schreibt eine sehr interessante Erfahrung.
Auf dem abgebrannten Land: Unter den entgeisterten Menschen konnte er keinen einzigen Menschen sehen, der bitter über den Feind schimpfte und versuchte, die Schuld der Zerstörung auf den Feind zu schieben.
Obwohl die Zeitungen emsig berichteten, dass die Feinde die Barbaren der Luft, oder Mörder und Brandstifter waren, ließen sich die Bürger davon nicht stören. Denn sie waren längst des Geredes des Staats sowie der Machthaber überdrüssig. Die Menschen haben die Dinge viel tiefer eingesehen. Für sie war der Feind nichts anderes als ein Werkzeug, von dem der unsichtbare Dämon, der wünschte, uns zum Ruin zu treiben, Gebrauch machte.
Die Menschen verspürten, dass es nicht um die Alliierten oder die deutsche Armee ging, sondern viel mehr darum, dass ein noch größerer und grundlegenderer „Dämon“ seine Macht der Zerstörung ausübte, so schreibt er.
Deswegen sagte kein Mensch, dass er sich irgendwann an den Feinden rächen wollte. Wozu sollte man auch die Feinde vernichten? Nossack erfuhr eine Geschichte, dass ein Schwätzer das Gerücht verbreitete, Deutschland habe einen Vernichtungsplan ausgearbeitet und werde mittels Giftgas einen Vergeltungsschlag gegen den Feind ausführen. Als er dies erzählte, wurde er von allen verprügelt. Das geschah, um seine dumme, schändliche Hetze ruhen zu lassen.“ (aus „Interview mit dem Tode“: sinngemäße Rückübersetzung)
Es handelte sich nicht darum, ob Deutschland, weil es böse und schuldig war, die Niederlage hinnehmen musste, oder auch nicht darum, ob die Deutschen angesichts enormer Schäden keine Kraft mehr besaßen, andere zu hassen. Das waren die wertvollen Zeugnisse der Menschen, die die Sinnlosigkeit, Menschen gegenseitig zu töten, bis ins Knochenmark einprägten und zutiefst einsahen.
Der Dämon und die teuflische Natur, alles Lebende zu zerstören! Gerade sie sind der „Feind“!
Um auf der Ebene zu bleiben und zu behaupten, dass die Strahlengeschädigten von Hiroshima und Nagasaki die USA hassen, die die Atombomben abwarfen, war die Atombombe für sie ein zu transzendentales Ereignis und verursachte solche Erlebnisse, bei denen sie sich direkt mit dem Ursprung ihrer menschlichen Existenz auseinandersetzen mussten.
Deshalb, wenn man vom Hass spricht, ist ein Gefühl, das auf einer neuen Dimension des Hasses basiert, das Gefühl, nicht Feinde, sondern das Zerstören selbst zu hassen und ferner das Hassgefühl selbst zu hassen, aus jenem Ruin entstanden. Das war das, was wir in die ewige Zukunft übertragen müssen. So denke ich darüber.
Dadurch ist die Stadt Hamburg nach dem Krieg neu geboren. Die Freie Hansestadt Hamburg, die seit der mittelalterlichen Zeit der Hanse eine lange Geschichte hat, hat ihr Aussehen völlig verändert. Es ging nicht nur um die Landschaft, sondern Deutschland selbst musste sich verändern.
Das war für Deutschland notwenig, um von der Welt und insbesondere von seinen Nachbarländern durchweg Vertrauen zu gewinnen. Deutschland musste beweisen, dass es sich seit der Nazizeit vollkommen verändert hat und niemals wieder zum Militarismus tendieren wird; denn sonst war Deutschland nicht in der Lage, als ein Staat zu überleben. Deutschland ist mit aller Kraft viele Jahrzehnte lang darum bemüht, das „Vertrauen wieder zurückzugewinnen“. Japan fehlt es noch am Vertrauen seiner Nachbarländer.
Frau Weiss, die Kultursenatorin von Hamburg, spricht wirklich so lebendig, und ihre Augen glänzen. Ihr Motto ist, „neugierig zu sein und unablässig neugierig zu sein“. Sie erzählte, sie sei von klein auf ein Kind gewesen, das an allem Interesse zeigte. Der Einfluss ihrer Eltern scheint wohl sehr stark gewesen zu sein.
„Meine Eltern haben uns sehr früh auf Reisen mitgenommen. Sie haben die Reise nicht für die Kinder gemacht, sondern für sich selbst und die Kinder konnten zuschauen, wie die Eltern Interesse hatten. Daraus lernt man als Kind noch mehr, als immer nur gezeigt zu bekommen. Das überfordert einen eher.“
Später war sie als Literatur- und Kunstkritikerin sowie im Bereich Redaktion und Planung tätig. Sie wurde mit siebenunddreißig Jahren Kultursenatorin. Es war während der Aufführung des „Hamburg Balletts“ in Japan, als ich sie traf. (30. März 1994) Sie war über den kulturellen Austausch mit unserer Institution erfreut und sagte:
„Hamburg hinterlässt zwar als Wirtschaftsmetropole einen starken Eindruck, dennoch kann man die Welt nicht nur mit dem wirtschaftlichen Austausch wahrhaft vereinen. Durch den Kulturaustausch müssen wir die Kommunikation fördern und die gegenseitige
Freundschaftsbeziehung vertiefen.“
Das stimmt ganz genau. Abgesehen von der „Vereinigung der Welt mittels militärischer Gewalt“ ist die „Vereinigung der Welt mittels der Wirtschaft“ auch sozusagen eine Vereinigung, die von außen veranlasst wird. Sie wird oft manchen Ländern aufgezwungen und fordert Opfer.
Es wird häufig von der „Globalisierung“ gesprochen. Aber wenn diese die Monopolisierung der Marktswirtschaft bedeuten sollte, birgt sie eine Gefahr des „wirtschaftlichen Imperialismus“ in sich. In der Tat wächst der Unterschied zwischen Arm und Reich auf der Welt, und dies wird als ein „neuer Kolonialismus“ kritisiert.
Im Gegensatz dazu liebt die „Vereinigung durch die Kultur“ den Unterschied zwischen Regionen und Volksgruppen sowie zwischen den Individuen selbst und versucht, die Unterschiede vielfältig zum Aufblühen zu bringen. Und sie wird einen „Garten“ schaffen, in dem verschiedene Blumen sich umso voller entwickeln und blühen können. Das könnte man sozusagen als „Globalisierung von innen“ beziehungsweise als „Vereinigung der Welt von einfachen Bürgern aus“ bezeichnen.
Die Vereinigung mittels der Macht wird alle Unterschiede, die in der jeweiligen Region existieren, glatt walzen und möglicherweise in Beton verwandeln, auf dem keine Blume wachsen und erblühen kann. Wenn die Menschen sich beispielsweise lediglich nach der Marktwirtschaft orientieren, wird die Kultur, die keinen Gewinn bringt, unterdrückt. Eine Kultur von hervorragender Qualität wird dadurch aussterben.
Frau Weiss sagt:
„Kunst ist kein Luxus, sondern etwas, das jeden Menschen herausfordert, weiterbringt, auch mal entspannt und unterhält.“
Das ist richtig. Die Kultur ist etwas, das die Menschen ermutigt und eine Kristallisation der menschlichen Weisheit, die alles Leben beschützt und zum Erstrahlen bringt. Sie ist nichts „Überflüssiges“, sondern ein Bedürfnis, das in der Gesellschaft der Menschen notwendig ist. Am Leiden anderer desinteressiert zu bleiben und die Freude nur durch Vergnügen zu genießen, ist sicher nicht Kultur. Und schläfrig Kaffee zu trinken und sich über die Literatur zu unterhalten, das ist auch nicht Kultur.
Sie ist dafür da, den Menschen die Flamme des Lebens zu geben! Wahre Künstler leiden, indem sie den Docht ihres eigenen Lebens verbrennen, und leiden weiter.
„Intellektuelle“ sind nicht diejenigen, die das „fragmentarische Wissen“ zusammenstellen und möglichst viel in ihren Kopf hinein stopfen. Und Kritiker, die mit dem Mund über die Menschenrechte reden und im Herzen aber keine Liebe besitzen, sind auch nicht „Kulturmenschen“. Wieso kann eine Blume im Eis aufblühen? Wie die Kultur sich inmitten der Kälte den Menschen entfalten kann!
Deshalb ist ein Facharbeiter, in dessen Technik die Menschenliebe eingeprägt ist, selbst wenn er unbekannt sein sollte, viel wertvoller als solche Kulturmenschen, die sich aufgrund ihres falschen Ruhmes überheblich verhalten. Gerade Bauern, die die Erde kultivieren und Lebensmittel für alle Menschenleben erzeugen, sind Kulturmenschen. Und Mütter, die herzlich Lebensmittel trocknen, einlegen, räuchern, braten, kochen und das Essen jeden Tag zubereiten, sind Kulturmenschen.
Es sind Mütter, die in dieser Art und Weise seit der uralten Zeit die Fäden des Lebens der Menschen immerwährend gewoben haben, und Frauen, die jeden Morgen und jeden Abend mit größter Achtsamkeit, um die Fäden nicht abzuschneiden, den Fluss des Lebens ununterbrochen beschützt haben. Jemand anderen mehr zu lieben als sich selbst, da ist Kultur entstanden, und dort wird der Frieden entstehen.
Frau Weiss erzählt:
„Wenn jeder Mensch bezüglich aller Probleme, angefangen mit dem Umweltproblem, nur „für sich“ selbst egozentrische Handlungen fortsetzt, werden wir schon bald nicht mehr eine einzige Stadt aufrecht erhalten können. Und die Menschheit hat angefangen, sich davon bewusst zu werden.“
Aus diesem Grund ist die Kultur, das Herz des Mitleidens zu kultivieren, von großer Wichtigkeit. Die mitfühlende Liebe der Frauen ist daher so wichtig.
Der Ex-Bundespräsident Richard von Weizäcker ist ein Politiker, den Frau Weiss schätzt und respektiert. Sie sagte:
„Herr von Weizäcker ist ein Politiker in Deutschland, den ich niemals vergessen kann. Er hat der deutschen Politik eine freie und von allen Dingen unabhängige Menschlichkeit gebracht.“
Er ist jemand, der von allen Dingen – von den Banden der menschlichen Beziehungen, vom Verlauf des Geschehens, von politischen Taktiken und von emotionsgeladenen Kritiken – völlig unabhängig einen Mut besitzt, das zu sagen, was er aus dem Aspekt der Humanität für richtig hält.
Unmittelbar nach der Vereinigung von Ost und West habe ich ihn in seinem Amtssitz in Bonn getroffen. (12. Juni 1991) Das war in einem Zimmer, mit Blick auf den herrlich fließenden Rhein. Ich kann mich an eine Nachmittagsstunde erinnern, in der wir, der Bundespräsident mit den intellektuell silbernen Haaren und ich, uns darüber, dass es keinen Frieden geben kann, wenn wir den die Welt beherrschenden Materialismus nicht überwinden, unterhalten haben.
Indem ich Frau Weiss gegenüber die unvergessliche Ansprache des Ex-Bundespräsidenten gepriesen habe, habe ich eine Stelle aus seiner Rede zitiert. Das war eine Ansprache, die er aus Anlass des 40. Jahrestags der Beendigung des Krieges im Plenarsaal des Deutschen Bundestages hielt (Bonn, 8. Mai 1985):
„Den vielleicht größten Teil dessen, was den Menschen aufgeladen war, haben die Frauen der Völker getragen. Ihr Leiden, ihre Entsagung und ihre stille Kraft vergisst die Weltgeschichte nur allzu leicht. Sie haben gebangt und gearbeitet, menschliches Leben getragen und beschützt. Sie haben getrauert um gefallene Väter und Söhne, Männer, Brüder und Freunde.“
„Sie haben in den dunkelsten Jahren das Licht der Humanität vor dem Erlöschen bewahrt. Am Ende des Krieges haben sie als erste und ohne Aussicht auf eine gesicherte Zukunft Hand angelegt, um wieder einen Stein auf den anderen zu setzen.“
„Als die überlebenden Männer heimkehrten, mussten Frauen oft wieder zurückstehen. Viele Frauen blieben auf Grund des Krieges allein und verbrachten ihr Leben in Einsamkeit.“
„Wenn aber die Völker an den Zerstörungen, den Verwüstungen, den Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten innerlich nicht zerbrachen, wenn sie nach dem Krieg langsam wieder zu sich selbst kamen, dann verdanken wir es zuerst unseren Frauen.“
Die Situation in Japan war genau gleich. In Gebirgen, auf Inseln, in Städten und Dörfern sind ihre schweigenden Stimmen eingedrungen. Hört diesen Stimmen aufmerksam zu! Das ist die mindeste Verantwortung, die alle führenden Persönlichkeiten tragen müssen.
Frieden heißt nicht,
die Seele der Menschen zu erweichen und auch nicht, das Pulver des Zorns zum Bösen anzufeuchten. Frieden bedeutet Kampf, ein Kampf, alle Menschen zu lieben.
Das ist ein Kampf, mit ihnen Dialoge zu führen.
Der Kampf, für die Geschichte der Menschheit eine neue Dimension anzubahnen.
Selbst wenn die Menschen der modernen Zeit sich überheblich „zivilisierte Menschen“ nennen; wofür und für wen ist die Zivilisation, falls sich nur die „Technologie der Tötung“ entwickelt hat. Die Menschheit hat sich vielschichtig bemüht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, Soldaten zu trainieren, Armeen auszurüsten, Tätigkeiten der Geheimdienste auszubreiten, um „für den Frieden“ die „Feinde einzusperren“. Wie wäre es denn, wenn wir uns mit weniger als einem Zehntel davon Mühe für den Dialog geben würden!
Nuklearwaffen, chemische und biologische Waffen, Spionagesatelliten und Teleskope, die Feinde auch im Dunkel zu observieren – eine ganze Reihe erschreckender Technik. Wie wäre es denn, wenn wir selbst weniger als ein Zehntel von dieser Leidenschaft, solche Technik zu entwickeln, für die Entwicklung der „Technik, mit anderen Menschen verschiedener Ansichten Dialoge zu führen, einsetzen könnten!
Die Menschheit erklärt sich sofort bereit, für kriegerische Auseinandersetzungen mehrere Milliarden Mark zur Verfügung zu stellen und verschwenderisch zu benutzen. Es würde alle unsere Vorstellungen übersteigen, welch horrende Summen in der ganzen Welt bislang für Waffen ausgegeben worden sind.
Wie wäre es denn geworden, wenn wir selbst weniger als ein Zehntel davon seit Jahren kontinuierlich benutzt hätten, um den Menschen in Not zu helfen, um den Unterschied zwischen den Armen und den Reichen in der Welt zu reduzieren, um den armen Menschen zu ermöglichen, sich selbst auf die Beine zu stellen und für die Gesundheit sowie schulische Ausbildung der Kinder.
Ich glaube, die Bäume im Walde der ganzen Welt schreien jetzt bestimmt: Wenn ihr mich abholzen wollt, produziert bitte aus mir keine Waffe!
Ich will nicht, dass ich ein Schlagstock werde, sondern ich wünsche, eine Krücke zu werden.
Ich glaube, das Eisenerz murmelt:
Wenn ihr aus mir ein Eisen produzieren wollt, will ich nicht, dass ich Munition werde,
sondern ich wünsche, ein Kochtopf in der Küche zu werden und die tägliche Nahrung zu erwärmen.
Ich glaube, die Erde ächzt:
Wenn ihr aus mir einen Ziegel herstellen wollt,
will ich nicht, dass ich als Bunker für den Krieg benutzt werde, denn ich will kein Klappern der Gewehre hören,
sondern ich wünsche eine Schule zu werden und somit zu sehen, dass die Kinder, von mir umgeben, die Schriften lernen, die Geschichte studieren und Lieder singen.
Erwache zur neuen Weisheit!
Das einundzwanzigste Jahrhundert:
Die neue Weisheit, um ein neues Jahrhundert zu erschaffen! Losgelöst von den bisherigen „veralteten Zöpfen“ und befreit von unserem „eigenen gesunden Menschenverstand“.
Frau Weiss erzählte mir:
„Nur diejenigen, die das Auge besitzen, sich selbst kritisch zu betrachten, können bestimmtes schaffen.“ Sie ist eine Person mit scharfem Sinn.
Wir müssen unsere ganze Weisheit in allen Bereichen zusammen nehmen, um eine neue Gesellschaft der Menschheit, die nicht auf der Logik des Staats, sondern auf dem Gesetz des Lebens basiert, zu konzipieren, zu zeichnen und zu gründen.
In der Verfassung dieser neuen Gesellschaft der Menschheit, in der alle Völker harmonisch miteinander kommunizieren, sollte klar und deutlich geschrieben stehen: Paragraf 1: nicht töten.
Wovon hängt der Wert der Menschen ab?
Frau Weiss bekräftigt die Aufgabe der Frauen wiederholt:
„Wenn die Umgebung, in der die Frauen weit größere Aufgaben übernehmen können, noch besser eingerichtet werden kann, wird die Gesellschaft „noch menschlicher“. Da Frauen reich an Emotionen sind, besitzen sie die Fähigkeit, das Gefühl der Menschen tiefer zu ‚verstehen’. Ich denke, wenn solche Frauen noch größere Verantwortung tragen, können sie selbst innerhalb der extrem harten Wettbewerbgesellschaft vom Aspekt der Menschenrechte und der Würde der Menschen aus kräftig stützen.“ Sie sagt auch:
„Der Fluss dieser Reform hat gerade begonnen, und das ist ein sehr langer Weg.“
Ich habe ihr von einem Gedicht des deutschen Dichters Heinrich Heine (1797-1856) erzählt, der einst der Stadt Hamburg verbunden war. Heine vertrat als verfolgter Jude die „Partei der Menschheit“ und träumte von der „harmonischen Vereinigung aller Völker“.
„Ich liebe die Deutschen, dennoch zählt die Menschheit außer den Deutschen mehr als das Hundertfache. Wenn der Wert der Menschen an ihrer Menschenliebe gemessen werden sollte, ist es besser, aus dem Sumpf des „Egoismus des Volkes“ herauszusteigen, und auch sinnvoller, die Menschheit mehrfach zu lieben. Dadurch können wir Menschen werden, die mehr als hundertfachen Wert haben! Solch ein großes Herz möchte ich entwickeln!“
„So wie die Sterne den Himmel schmücken, werden die großartigen Menschen ihre Heimat schmücken und ferner die Erde. Die Herzen großer Menschen sind wie Sterne auf der Erde. Wenn man auf unsere Erde von oben herunterschaut, werden ihre Herzen wie die Sterne am Himmel strahlend leuchten.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Wenn solche „Sterne“ auf der Erde mit den anderen „Sternen“ verbunden werden, mag auf der Erde ein „Sternbild des Friedens“ realisiert werden. Und wenn sich die Sternbilder erweitern, mag die Erde voller Sterne erfüllt werden. Strahlt deshalb an dem Ort, wo ihr seid!
Sage nicht, „ich kann nicht“!
Es ist nicht leicht, die mehrere tausend Jahre andauernde „Herrschaft der Macht“ und den Gedanken der Gewalt zu verändern. Die „Ausrottung des Terrorismus“ kann auch ein langer Prozess sein. Die Menschen haben jedoch das Sklavensystem, dessen Schwinden für unmöglich gehalten wurde, beendet, und weiter den Holocaust und die Apartheidpolitik.
Wir können den Krieg auch beenden, und wir können den „Terrorismus“ einschließlich des Staatsterrorismus ebenso ausrotten. Dafür haben wir das 21. Jahrhundert. Es sollte das „Jahrhundert der Frauen“ sein, um dies zu verwirklichen.
Ich glaube an die Menschen. Ich glaube an das Wunderbare der Menschen. Und selbst wenn ich die verzweifelte Lage mit meinen Augen sehen müsste, würde ich fortsetzen, zu sagen: „Dennoch glaube ich daran.“
Frau Weiss hat einmal über ihren Vater erzählt:
„Uns Kindern hat er immer verboten, zu sagen: ‚Ich kann das nicht.’ Dann sagte er immer: ‚Das musst du beweisen.’ Auf dem Weg, es zu beweisen, hat man komischerweise fast immer gekonnt.“
(datiert: am 7. Oktober 2001)
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