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Freundschaft mit der Republik Usbekistan,
an der Kreuzung der Seidenstraßen
„Brennende Worte“ lassen auch Steine schmelzen!
„Ach, warum gibt es denn hier einen Friedhof für Japaner?“
Ein junger Tourist aus Japan neigte seinen Kopf. Er gehört zur Generation, die keinen Krieg kennt.
Er liegt weit westlich von Japan, 6000 Kilometer entfernt. Die Großstadt Taschkent, Kapitale von Zentralasien genannt, bedeutet „steinerne Stadt“, ihre Einwohnerzahl beträgt 2.200.000. In einem Viertel dieser Großstadt, in der Hochhäuser in den Himmel ragen und Straßen- und U-Bahnen rege verkehren, befindet sich ein Friedhof, auf dem 79 japanische Seelen ruhen. Es sind diejenigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der ehemaligen sowjetischen Armee hierher abgeführt wurden.
Etwa 600.000 Japaner wurden durch die sowjetische Armee als Gefangene interniert. Es gibt jedoch eine andere These, nach der es sich um mehr als eine Million Japaner handeln soll. Und über 20.000 von ihnen sollen bis nach Usbekistan geschickt worden sein. Sie verbrachten, auf mehr als zehn Konzentrationslager im Lande verteilt, ihre Tage mit Zwangsarbeit.
Unter ihnen waren auch solche, die von der sowjetischen Armee gesagt bekamen, „Wir lassen euch nach Japan zurückfahren“, und die so fest im Glauben daran die Züge bestiegen, die sie jedoch einfach in der entgegengesetzten Richtung immer weiter nach Westen fuhren.
Internierte wurden unter der strengen Bewachung sowjetischer Soldaten dazu gezwungen, Staudämme und Kraftwerke zu bauen, Tunnels zu graben, Eisenbahnschienen zu legen und sich an Straßen- und Kanalbauarbeiten zu beteiligen.
„Wann können wir nach Japan zurückfahren?“
„Nein, können wir überhaupt irgendwann heimkehren?“
Das alles war ungewiss. Sie waren es, die sich in nervöser Unruhe um ihre Familien Sorgen machten, „Sind sie alle unbeschadet geblieben?“ und fortgesetzt hart arbeiteten, während sie gegen ihre Verzweiflung, ob sie vom Vaterland preisgegeben wurden, schwer kämpften.
Die Versorgungssituation, erfuhr ich, war ebenso fürchterlich, so dass ein unbeschreiblicher Höllenzustand herrschte. Die Zahl der Menschen, die ihren Traum, heimzukehren, schließlich nicht realisieren konnten und auf den Hügeln des fremden Landes schlafen, beträgt allein in Usbekistan über achthundert Japaner und in Zentralasien insgesamt mehr als zweitausend.
Das „Nawoi-Operntheater“ in Taschkent ist auch eine Kristallisation der Mühen japanischer Internierter. Obwohl sie anfangs durch die russischen mit Maschinengewehren bewaffneten Soldaten streng bewacht wurden, fing die zwischen den beiden entstandene menschliche Mauer an, allmählich zu verschwinden.
Als ich Dr. Mirsobit Ochilov, den usbekischen Botschafter in Japan, traf (Feb. 2003), wollte ich als Japaner unbedingt meinen Dank zum Ausdruck bringen: „Ich habe erfahren, dass Ihr verehrter Vater sich während seiner Studentenzeit Mühe gab, vielen hungernden japanischen Internierten unaufhaltsam Geschenke zu schicken. Auf dem Weg zur Universität reichte er ihnen Brot, Äpfel und getrocknete Trauben über den Maschendraht. Ihr Großvater und Ihre Großmutter bereiteten für sie Nahrungsmittel vor und sagten ihm: ‚Bitte bringe ihnen dies!’“
Dies müsste wohl ihren Herzen entsprungen sein: „Wir sind doch als Menschen alle gleich. Wir alle sind gleichermaßen Opfer des Krieges.“ Außer ihnen, so hörte ich, gab es nicht wenige Bürger, die den japanischen Internierten halfen.
Das Operntheater wurde zum Gedenken an den Volksdichter Alischer Nawoi (1441-1501) erbaut. Der Dichter sagte: „Derjenige, den die Trauer der Menschen nicht schmerzt, kann nicht Mensch genannt werden.“
Das Operntheater wurde womöglich dank der Mentalität der fleißigen Japaner, die trotz Zwangsarbeit nicht nachlässig waren, als qualitativ hochwertiges Gebäude fertiggestellt. Als 1966 fast die ganze Stadt durch ein Erdbeben zerstört wurde, und trotz eines weiteren Erdbebens in den siebziger Jahren, blieb dieses Theater verschont, wodurch die Wertschätzung der Arbeit der Japaner nahezu sagenhaft wurde.
Und im Jahr 1991, nachdem das Land von der Sowjetunion unabhängig geworden war, brachte man an der Wand des Theaters eine Gedenkplatte an, in die folgendes eingraviert ist: „Das japanische Volk, das von 1945 bis 1946 zwangsweise aus Fernost deportiert wurde, nahm am Bau dieses Theaters teil und trug zur Fertigstellung bei.“
Mir wurde warm ums Herz, als ich von einer Anweisung hörte, die der usbekische Staatspräsident Islam Karimow (geb. 1938) zur Inschrift gab: „Es muss unbedingt ‚das japanische Volk’ lauten und keinesfalls ‚die japanischen Internierten’. Der Grund dafür ist, dass Japan und Usbekistan bislang gar keinen Krieg führten. Demzufolge darf es keine Gefangenen gegeben haben!“ In diesen Worten ließ sich eine menschliche Wärme spüren.
2001 wurde die Oper „Yuhzuru (Kranich am Abend)“, komponiert von Ikuma Dan (1924-2001), mit dem ich auch gut befreundet war, in diesem Theater aufgeführt. Das aus der kriegerischen Tragödie entstandene Produkt verwandelte sich in ein Symbol der Freundschaft beider Länder.
Man sagt, wer auf der Seidenstraße geht, wird zum Dichter.
Usbekistan liegt zu Recht am Knotenpunkt der Seidenstraßen. Sowohl Reisende, die von Westen nach Osten gehen, als auch Karawanen, die vom Reich der Mitte in Richtung Westen wandern, erreichen dieses Land erst etwa dann, wenn sie Wüste sowie Gebirge überstiegen und wegen der endlosen Reisewege außer Atem sind.
„Schaut! Das ist Samarkand!“
Wie sehr hüpfte das Herz der Reisenden, die den „Schmuckkasten in der Wüste“ immer näher kommen sahen? Die Haut wurde durch die glühende Hitze, die sie auf der ganzen Strecke quälte, rau, während die Kehle vor Durst ausgedörrt war.
Als sie sich der Stadt weiter näherten, sahen sie viele Obstbäume üppig wachsen, und es duftete nach Trauben. Die Stadt, von Wasserkanälen durchzogen, war voller Waren aus allen Ländern, und die Klänge der Tanzmusik hörten nie auf. Diese Stadt war einst eine prächtige Rose, die im hitzigen Sand erblühte.
Xuan-zang (602-664), ein Mönch in der Tang-Zeit Chinas, auch als Hauptfigur der Geschichte „Pilgerreise nach Westen“ bekannt, besuchte auf dem Weg nach Indien ebenso Samarkand und beschrieb das luxuriöse Gedeihen der Stadt.
Jedoch wurde diese Stadt gerade wegen ihres Reichtums oftmals erobert, in alter Zeit durch Alexander den Großen (356-323 v. Chr.), später durch das große Heer aus Arabien, und überdies war sie der schonungslosen Zerstörung durch Dschingis Khan (1167-1227) ausgesetzt. Mehr als zehn Mal wiederholte sich ihr Aufstieg und Niedergang. In schwindelnder Eile wechselten die Herrscher. Nichtsdestotrotz überlebte sie. Sie ist eine unbezwingbare Stadt.
Falls Taschkent mit Tokio zu vergleichen ist, könnte Samarkand mit Kyoto verglichen werden, und Buchara mit Nara. Aus diesem ewigen historischen Land Usbekistan kamen letztes Jahr drei kulturelle Gesandte nach Japan (Feb. 2002).
Der Bote der Kunst war Dr. Tursunali Kuzief, Präsident der Kunstakademie Usbekistans,
der Bote der Erziehung war Usman Hosilovich Karabaev, Rektor des Kamoliddin Bekhzod
National Instituts für Kunst und Design, und
der Bote der Presse war Abbos Usmonov, Inhaber des Verlaghauses für die Tageszeitung „Narodnoe Slovo / Halq Suzi (Die Stimme des Volkes)“.
Es sind erst zehn Jahre vergangen, nachdem das Land seine Unabhängigkeit erklärte (Aug. 1991). Alle drei brachten eine frische Brise mit sich: „Nun, lasst uns unser Land durch die Kultur zum Glück führen!“
Ich gewann einen Eindruck, als ob das Fluidum der Seidenstraße gänzlich herüber gekommen wäre.
Dr. Kuzief ist ein berühmter Maler und zugleich Abgeordneter des Nationalkongresses. Ich übermittelte meine volle Sympathie dem Politiker, der gleichzeitig ein Künstler ist:
„Es ist meine feste Ansicht, dass führende Persönlichkeiten das ‚Herz des Dichtens’ hervorbringen sollten. Wenn sie kein Herz besitzen, sich von der Schönheit bewegen zu lassen, können sie keine tränenreiche menschliche Politik machen. Ebenso werden sie nicht die Melodie der Herzen einfacher Menschen wahrnehmen können.“
Der Botschafter Ochilov erzählte mir, dass auch einige Dichter als Berater im Präsidialamt des Staatspräsidenten Karimow tätig sind. Er fuhr fort:
„Man soll den Stimmen der Dichter zuhören. Denn wer das Herz des Dichtens besitzt, ist imstande, die ‚Tiefe des Lebens’ wahrzunehmen und schreitet anderen zwei oder drei Schritte voraus. Dadurch, dass wir dem ‚Herzen und der Wahrnehmung der Dichter’ folgen, hat sich die Menschheit entwickelt, so glaube ich.“
Der Volksdichter Alischer Nawoi, dessen Name jenes Theater trägt, war wahrhaft derjenige, der im Sinne der Dichter Politik machte. Manche nennen ihn im Vergleich mit dem deutschen Dichter und Minister zugleich „Goethe von Zentralasien“.
Die späte Periode des Timur-Reichs ging schon zur Neige, in der er als Minister heftig kämpfte. Nach dem Tod des Helden Timur (1336-1405) konnte dessen Großreich nur noch einhundert Jahre weiter bestehen. Nawoi lebte, indem er das zusammenstürzende Großbauwerk stützte. Die Silhouette, die sich aus der purpurrot strahlend untergehenden Sonne hervorhebt, scheint zwar Ehrfurcht gebietend zu sein, hinterlässt in mir jedoch einen schmerzhaften Eindruck.
Die Bevölkerung litt unter aufeinander folgenden Konflikten, Hungersnöten und hohen Steuern. Er setzte sich dafür ein, die Armen zu schützen und sie von Steuern zu befreien. Seine Handlungen basierten nicht auf kalten Regeln; er unterstützte Künstler, Facharbeiter und Gelehrte, er baute Hospitäler, Schulen und öffentliche Badehäuser. Er war entschlossen: „Es genügt mir schon, wenn ich Hitze sowie Kälte aushalten kann. Alles andere setze ich für die Armen ein!“
Nichtsdestotrotz waren um ihn herum nur solche Menschen, die sich die ganze Zeit mit dem Machtkampf beschäftigten. Da er gerade edelmütig war, wurde er umgekehrt gehasst. Er hätte eigentlich in Ruhe leben können, indem er Gedichte rezitierte und auf der Harfe spielte. Er fragte sich: „Warum soll ich solche Leiden freiwillig in Kauf nehmen?“
Jedoch wollte er nichts bereuen: „Mir wäre ein leidvolles Leben lieber als ein ruhiges Leben. Gerade vom Leiden nichts zu wissen, ist die wahre Tragödie.“
Schließlich wurde er durch die Schmähung seiner politischen Feinde an einen abgelegenen Ort verwiesen. Er dachte:
„Ah, wozu wollt ihr mich daran hindern, einfachen Menschen zu helfen!“ Einzig allein das verärgerte ihn.
Es geht nicht um mich, sondern ich klage um die einfachen Menschen. Ich wollte mich nur noch mehr für die Bevölkerung einsetzen, dachte er.
„Wenn Lügner ihre Lügen weniger verbreitet hätten, wäre das Zeitalter doch nicht derart herzlos geworden!“
Umherirrende Geister der Macht! Hört ihr mich?
Mich zu verfolgen, ist einfach!
Dennoch könnt ihr mein Herz nicht besiegen!
Der Dichter ermutigte sich selbst:
„In deinem Herzen gibt es Klage,
dennoch sollst du nicht klagen.
Du sollst deine eigene Klage
nicht vergrößern.
Du musst dich von deiner eigenen Klage befreien,
Müdigkeit, Einsamkeit und Trauer
hinwegblasen.
Lass dich Stürme der Verfolgung und peitschendes Schicksal
mit leichten Herzen überwinden,
welch große Mauer auch immer bestehen mag!
Nur wer leichten Herzens ihr entgegen steht,
kann Sieger werden. (...)
Trete mit Lächeln dem Unglück entgegen!“
Er überwand sein eigenes Herz, deshalb war er größer als alle Eroberer.
„Das Leben ist nur ein Augenblick! Diesen Augenblick werde ich mit Glück ausstatten.“
Meine Gedanken fliegen, in Richtung Gewimmel auf dem Basar in Samarkand, zu dem viele Menschen aus allen vier Himmelsrichtungen kommen. Mir kommt es vor, als ob sie im Nu verschwänden, sobald sie zusammengetroffen sind. Das scheint mir darauf hinzudeuten, dass die menschliche Welt selbst möglicherweise einen riesengroßen Basar darstellt.
„Hinterlasse in deinem Leben kein Soll, wenn du dich von dieser Welt verabschiedest! Dass du die Welt beschmutzt hinterlässt, kommt sicher der Tat gleich, dass du, ohne dich gewaschen zu haben, aus dem Bad steigst.“
Für Nawoi bedeutete das Leben eine Arena, um die Seele zu reinigen.
Sechs Jahre nach dem Tod des Dichters brach das Reich zusammen. Prachtvolles Kaleidoskop der Macht sowie einst durch Kriege errungene Glorie sind heute vergänglich. Könige und Kriegshelden, Königinnen und Tänzerinnen sind jenseits des Windes verflogen. Gibt es überhaupt etwas, das über alle Zeiten hinweg unvergänglich bestehen bleibt?
Sollte es aber etwas geben, dann muss dies meines Erachtens nur eine Spur des einzelnen Lichts sein, das offenbart: „Ich habe als Mensch gelebt, und ich habe mein Leben um meiner eigenen Wahrheit willen konsequent gelebt.“
Unabhängig davon, ob jemand anderer davon weiß oder nicht, habe ich nach Frieden strebend gekämpft. Bei Aktionen, andere zu erretten, bin ich verwundet worden – diese Wahrheit sieht der Himmel und vernimmt die Erde. Ein Schatztopf aus Lasursteinen, der in der Sandwüste schläft, bleibt erhaben und erstrahlt schön lasurblau, unabhängig davon, ob jemand ihn sieht oder nicht.
Selbst während der Sowjetzeit lebten die Menschen sich windend, indem sie in unzähligen schwerlastenden Paradoxen ausharrten und versuchten, sich der Richtung Hoffnung und der Richtung Gut selbst einen Millimeter zu nähern.
Der Präsident Kuzief ist derjenige, der seit 1989, noch während der Sowjetzeit, die Ausgrabungs- und Forschungsgruppe der Soka Universität warmherzig empfing. Dank seiner Unterstützung konnte die Gruppe aufgrund ihrer Ausgrabung in der Ortschaft „Dalverzin-Tepe“ zur buddhistisch-kulturellen Forschung mit dem König Kanishka bekannten „Kushana-Dynastie“ in der antiken Zeit Indiens beitragen.
Die Erforschung der Seidenstraßen gehört zu meinen großen Wünschen, bereits seit der Zeit, als ich damit anfing, ein Konzept zur Gründung der Soka Universität zu erstellen. Als Gründer der Soka Universität war ich darüber erfreut. Vor allen Dingen wurden wir zum Vorreiter im wissenschaftlichen Zusammenwirken zwischen Usbekistan und Japan und konnten dadurch einen klaren Beweis erbringen, dass wir selbst in der Kalten Kriegszeit eine „Seidenstraße der Freundschaft“ bahnen konnten.
Das Min-On, eine Konzert-Gesellschaft in Japan, begann ebenso in den 70iger Jahren mit einer Konzertserie „Musikalische Reise an den Seidenstraßen“. Auf den gleichen Bühnen wurden die Künste aus den zwanzig Ländern, die sich an den Seidenstraßen entlang befinden, vorgestellt, und sie begeisterten ein Publikum von über 300.000 Menschen.
Die (ehemalige) Sowjetunion und die Volksrepublik China, die sich damals feindselig gegenüber standen, kamen zu offiziellen Anlässen niemals zusammen. Aber die „Weltpremiere“ der Künstler dieser beiden Länder wurde auf der Min-On Aufführung im Jahr 1985 ermöglicht. Und niemand anderer als die Künstlergruppe aus Usbekistan waren es, die bei dieser Gelegenheit die Sowjetunion vertraten.
Der Weg bahnt sich.
Der Dichter Nawoi sagte: „Heiße, nach der ‚Wahrheit’ brennende Worte lassen selbst Steine in Wasser verwandeln.“
Das war wiederum meine Überzeugung, die ich durch meine seit 1974 wiederholten Besuche in der Sowjetunion vertiefte.
Ein usbekisches Sprichwort besagt: „Von Seele zu Seele sind die Wege verbunden.“
Der Buddhismus an sich bahnte den Weg von einer Seele zur anderen und verbreitete sich allmählich. Beispielsweise fing der Buddhismus erst in China richtig an, sich zu verbreiten, und zwar in jener „Zeit der Drei Reiche“ (220-265).
Chin Shunshin (geb. 1924), ein in Japan lebender chinesischer Schriftsteller, schreibt: „Obwohl der Buddhismus bis zu diesem Zeitpunkt auch in China eingeführt wurde, galt er jedoch nach wie vor als ‚Glaube für die Menschen aus westlicher Welt’. Aber erst nachdem sich eine Welt voller Konflikte in der Zeit der ‚Drei Reiche’ auftat, fingen die Menschen zum ersten Mal an, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, was das Leben bedeuten soll, und ihren Blick auf den Glauben der Menschen aus westlicher Welt zu richten. (...) Als sie dann merkten, dass ihre Leiden eigentlich die gleichen sind, die allen Menschen widerfahren, und die Menschen aus westlichen Regionen genau die gleichen Menschen sind wie sie selbst, öffnete sich die Pforte des Buddhismus in Richtung China.“
Menschen sollten nicht deswegen geboren worden sein, um miteinander zu streiten!
Sie sollten sicher nicht deswegen am Leben bleiben, um sich gegenseitig zu quälen!
In diesem für die gesamte Menschheit allgemein gültigen Aufruf, nach Frieden zu begehren, existiert die Seele des Buddhismus.
„Das stimmt. Alle Kinder, von wem auch immer, sind meine eigenen Kinder!“ so entschieden Mütter in Usbekistan. Nach und nach ununterbrochen kamen die Kinder, sie flohen aus dem Feuer des Krieges. Es war während des Zweiten Weltkrieges. Sie kamen nach Usbekistan und in südliche Länder, die von den Nazis noch nicht besetzt waren.
„Den Kindern die mütterliche Liebe!“
Die Menschen von Usbekistan versorgten Waisen- und Flüchtlingskinder voller Widmung, indem sie zu ihnen sagten: „Schon gut, jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben! Entschuldige, dass wir euch nicht früher helfen konnten. Verzeihung! Es ist schon wieder gut! Jetzt kannst du immer beruhigt bleiben und immer weiter ohne Angst leben!“
Unterernährt und erdgleiche Gesichtsfarbe, die meisten Kinder verloren im kriegerischen Chaos ihre Eltern. Und aus dem Schock vergaßen manche von ihnen ihren eigenen Namen. Wenn die Nacht kam, bekamen manche starke Krämpfe, möglicherweise weil sie sich an die Furcht erinnerten. Die Menschen von Usbekistan entbrannten in Zorn zu den Eroberern.
„Wozu führt ihr diesen Krieg? Wer hat euch das Recht erteilt, Menschen zu töten?“
Könnt ihr das Zittern und die Leiden dieser Kinder nicht verstehen?
Gebt dann auf, als Mensch zu leben, falls ihr es nicht begreifen könnt!
Wie könnt ihr Machthaber sein, obwohl ihr dies nicht einsehen könnt?
In einem Dorf nahmen zehn Familien 169 Waisenkinder auf und zogen sie groß. Nicht wenige von ihnen ließen sich adoptieren. Ein Ehepaar, das eine Eisenschmiede in Taschkent betrieb, erzog 14 Kinder als seine eigenen; sie waren Russen, Ukrainer, Letten, Moldawier, Weißrussen, Kasachen, Tataren usw., wirklich ganz verschieden. Das Paar ermöglichte ihnen, eine Schule zu besuchen, und zog sie zu Menschen auf, die in der Gesellschaft selbstständig werden konnten.
Wir sind als Menschen alle gleich!
Eine Statue zum Gedenken an dieses Ehepaar wurde auf dem Nawoi Gedenkpark errichtet, das ist ein „Forum der Freundschaft aller ethnischen Gruppen“. Obwohl die Statue Stalins (1879-1953) zerstört wurde und des weiteren die Lenins (1870-1924) verschwand, steht die „Statue der einfachen Menschen“, die um der Menschenliebe willen lebten, heute noch voller Glanz.
Der Botschafter Dr. Alisher Shaykhov, der Vorgänger des amtierenden Botschafters Dr. Ochilov, erzählte mir einmal: „Im Denkmal von Nawoi sind wunderschöne Worte eingraviert: ‚Verbindet die Menschen aus aller Welt mit der Freundschaft! Wie töricht die Feindseligkeit ist!“
In Taschkent, erfuhr ich, leben heute noch Menschen aus mehr als hundert ethnischen Gruppen miteinander.
Wir sind doch als Menschen alle gleich!
Diese Philosophie, so hart wie ein Diamant – gerade diese kann der „geheime Schatz der Seidenstraßen“ sein, nach dem alle Reisenden der Welt fortgesetzt auf der Suche sind.
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 6. April 2003)
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