1600041779 a:2:{s:7:"content";s:23092:"
la Marquise de Lau d'Allemans,
„Habt Mut, damit können wir alles schaffen!“
Es war ein unglaubliches Drama.
Anfangs befand sich die Armee Napoleons schwer in Bedrängnis.
Es war die entscheidende Schlacht, Sieg oder Niederlage, der Gipfel des Feldzuges in Italien, „Die Schlacht an der Arcole Brücke“ (Nov. 1796). Napoleon Bonaparte (1769-1821), der Oberkommandierende der Armee in Italien, war 27 Jahre alt, also noch sehr jung.
Bis dahin triumphierte er durch die Strategie der außerordentlichen Schnelligkeit in allen Kriegen, die er führte. Sein Gegner, die österreichische Armee, war jedoch erfahren und auch an Zahl weit überlegen. Seine Armee war nur halb so stark wie die des Gegners.
Zudem dauerten die heftigen Kämpfe an. Seine Soldaten waren bereits äußerst erschöpft, und viele von ihnen verwundet. Es mangelte an Material, außerdem wurde entschieden, dass keine Hilfstruppen entsandt werden.
„Dennoch“, so spornte Napoleon seine Soldaten und sich selbst an, „heißt ein wahrer Sieg, mit wenigen an Zahl die Überlegenen zu besiegen. Letztlich wird die Zähigkeit über Sieg oder Niederlage entscheiden.“
Die Arcole Brücke, an der der Ausgang des Kampfes entschieden wurde: „Wir siegen, wenn wir die Brücke überqueren!“ Napoleon feuerte seine Leute fortgesetzt heftig an. Jedoch schreckten alle zurück, da sie die feindlichen Geschosse fürchteten.
„Nun gut!“
Napoleon begann, plötzlich loszustürmen.
„Folgt mir!“
Ihr Oberbefehlshaber setzte sich an die Spitze! Völlig überrascht, folgten ihm alle anderen. Als sie sich darüber bewusst wurden, war der Krieg für sie entschieden.
„Solange wir den Mut nicht verlieren, geht nichts verloren“, so waren seine Worte in Italien.
Mut bedeutete für ihn keine Tollkühnheit, als er sagte: „Kein Mensch ist kleinmütiger als ich, bevor ich beginne, zu kämpfen.“
In Aktion trat er nicht, solange er sein Vorhaben nicht von allen Seiten detailliert geprüft hatte. Wenn er sich aber einmal dafür entschieden hatte, zu kämpfen, blieb ihm nichts anderes übrig als zu siegen. Um den Sieg zu erringen, sah er nur eine einzige Möglichkeit, nämlich seinen Kampf bis zum Ende konsequent durchzuziehen.
Hierzu äußerte er sich: „Wenn wir uns einmal entschieden haben, zu kämpfen, müssen wir diesen Entschluss bis zum Ende beibehalten. Von diesem Zeitpunkt an ist es uns absolut nicht mehr gestattet, ‚nein’ oder ‚aber’ zu sagen.“
Mit einer Repräsentantin der direkten Nachkommen der traditionsreichen Familie Napoleon traf ich einmal zusammen. Das war Madame Fürstin Lau d’Allemans, die in Frankreich lebt. Sie kam nach Japan, um an der Eröffnungszeremonie der Sonderausstellung „Napoleon Bonaparte: Der Mann“ (im Tokioter Fuji Kunstmuseum) teilzunehmen. (April 1994)
Sie ist zugleich mit Anmut und Vitalität ausgestattet und setzt sich für soziale Belange unermüdlich ein.
Sie besuchte die Soka Schule in Kansai und ermutigte die jungen Schüler im Hinblick auf ihre Zukunft: „Von Napoleon können wir vieles lernen; was besonders wichtig ist, ein ‚Ziel zu haben’; und ‚geradewegs daraufhin zu marschieren’. Kommen Sie bitte niemals zum Stillstand. Währenddessen können viele Dinge geschehen, worunter Sie leiden müssen. Auch sehr schwierige Probleme werden erscheinen. Nichtsdestotrotz sollten Sie nie aufhören, Ihre Schritte nach vorne zu richten, unabhängig davon, welchen Hindernissen Sie auch immer direkt begegnen mögen. Schreiten Sie bitte entschieden voran, setzen Sie bitte Ihren Marsch immer weiter fort und geben Sie bitte niemals auf!“
Napoleon sagte: „Was unterscheidet mich von anderen Herrschern? Sie zögern, wenn Hindernisse vor ihnen auftauchen. Ich hingegen liebe es, Schwierigkeiten zu überwinden!“
Eine „Sprungfeder“ hatte er inne. Je stärker sie gedrückt wurde, desto kräftiger sprang sie zurück. „Fürchterlich schwer? Gerade weil das schwierig ist, lohnt es sich, sich dafür Mühe zu geben. Das bietet dir doch die beste Gelegenheit, dein Können und deine Entschlossenheit unter Beweis zu stellen!“, so Napoleon.
Die Schlacht in Jena (Okt. 1806): Die Armee Napoleons versuchte, Kanonen über einen Berg zu transportieren. Aber auf beiden Seiten des schmalen Pfades ragten Felsen schroff hervor, es gab also keine genügende Breite, um große Kanonen passieren zu lassen.
„Es ist unmöglich!“
Napoleon, der die Stimmen der Kanoniere wahrnahm, ging mit einer metallenen Handlampe in der Hand vor und sagte, nachdem er selbst die Stelle untersucht hatte:
„Gut, lasst uns die Felsen auf beiden Seiten brechen!“
Unter seiner Aufsicht begann die Arbeit, die bis zum Ende ohne Pause durchgeführt wurde. Und gerade durch dieses Unterfangen wurde der Weg zum vollständigen Sieg gebahnt.
Die Schlacht am Garda-See in Italien (Nov. 1796): Seine Armee wurde von den zahlenmäßig doppelt so starken feindlichen Truppen umzingelt. Die Feinde näherten sich zudem aus drei verschiedenen Richtungen seiner Armee. Dennoch blieb er ruhig und sagte: „Obwohl die Feinde doppelt so stark sind, sind sie doch in drei Truppen unterteilt. Wir sind geschlossen und einig. Daher, wenn wir uns jeweils mit einer von ihnen auseinandersetzen, sind wir ihnen doch überlegen!“
Als er beabsichtigte, mit seiner Armee die Alpen im Winter zu überqueren, wurde er, ausgehend vom damaligen allgemeinen Menschenverstand, für völlig unbesonnen gehalten. Dennoch dachte Napoleon: „Im Winter bleibt der Schnee fest. Deshalb braucht man sich keine Sorgen um Lawinen zu machen. Außerdem gibt es im November mehr Tage mit herrlichem Wetter, und die Luft ist ebenso mild.“
„Die Alpen? Von ihnen lassen wir uns nicht klein kriegen!“
Vor seiner Entschlossenheit wurden selbst die hohen Alpen zu nur kleinen Bergen.
Seine Lieblingsworte sind wohl bekannt: „Das Wort ‚unmöglich’ gibt es nur im Wörterbuch von Narren.“
Er sagte: „Unmöglich“ ist das Phantom eines Feiglings, wie welke Stielblütengräser für Geister gehalten werden. Geh hin, versuche zuerst, zu handeln! Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Bewegt man sich, so findet man doch einen Weg, selbst wenn es zuerst misslingt, das Ziel zu erreichen.
Zu sagen „es ist unmöglich“, bedeutet einen Fluchtpunkt für Schwächlinge. Das ist auch ein Vorwand, denn es gelingt allen, zu erklären, warum das zu schaffen nicht möglich ist. Zu sagen „es ist unmöglich“, bevor man etwas tut, heißt, öffentlich zu bekennen: „Ich bin unfähig.“
In den letzten fünf Minuten wird alles entschieden
Madame la Marquise de Lau d'Allemans gehört zur fünften Generation der Nachkommenschaft des Königs Jerome (1784-1860), des jüngsten Bruders Napoleons.
In den Jahren ihrer Kindheit wunderte sie sich oft: „Warum kommt mein Haus einem Museum gleich?“ Weil sie in einer Umgebung mit vielen Gegenständen aufwuchs, die mit Napoleon in direkter Verbindung standen.
Geschirr, das der Kaiser benutzt hatte, und Möbelstücke. Sie erzählte: „Auch das Schwert, das er in der Schlacht in Marengo benutzt hatte, wurde ausgestellt. An einer Wand meines Zimmers hing ein Gemälde, auf dem die Schlacht von Austerlitz (Dez. 1805) dargestellt war.
Zwei von den mehr als 60 Kämpfen, die er in seinem Leben führte, endeten mit einem besonders glänzenden Sieg. Jedoch konnte er diese beiden Kämpfe nur im allerletzten Augenblick in einen Sieg verwandeln.
Bei der Schlacht in Marengo (Juni 1800) dachten alle, sowohl seine Soldaten als auch die der feindlichen Armee, dass die Franzosen den Kampf verlieren würden. Ein General, der die feindliche Truppe führte, ließ schon eine Depesche über seinen Sieg nach Hause entsenden. Und selbst die Soldaten Napoleons begannen, sich zurückzuziehen: „Es gibt keine Chance mehr . . .“
Allein Napoleon war im Begriff vorwärts zu marschieren, indem er zu sich sagte: „Noch nicht! Es ist noch nicht entschieden! ... Sieg oder Niederlage, jeder Kampf wird in den letzten fünf Minuten endgültig entschieden.“ In der Tat manifestierte sich seine Entschlossenheit. Der Sieg lächelte ihm zu, der zäh und beharrlich blieb.
Nein, es gab keinen Kampf, in dem er mit Leichtigkeit triumphieren konnte, und Sieg oder Niederlage wurde jedes Mal im letzten Augenblick entschieden. Aufgrund dessen sagte er: „Die Entfernung zwischen Sieg und Niedergang beträgt weniger als ein Schritt. ... Um Sieg oder Niederlage geht es nur im Bruchteil einer Sekunde.“
Auch bei der Schlacht von Austerlitz (Dez. 1805), die als vollständiger Sieg für die Armee Napoleons angesehen wurde, waren die französischen Streitkräfte denen der russisch-österreichischen Alliierten unterlegen. Außerdem erreichte sie kurz davor eine sehr unglückliche Meldung: „Die französische Marine wurde vollständig besiegt!“ Es handelte sich um die Seeschlacht von Trafalgar (Okt. 1805), bei der die Engländer die Franzosen bezwangen.
Ihre Enttäuschung zeigte sich in ihren Gesichtern. Aber sobald er die Nachricht erhielt, fing er sofort an, über eine neue Strategie nachzudenken, wie er den Kampf zum vollständigen Sieg führen könnte, wodurch er schließlich die gesamte Lage umkehren konnte. Das heißt, er verwandelte die größte Krise in den größten Sieg. Er sagte: „Wichtig ist, dass man sich niemals enttäuschen lässt. Das ist die erste Fähigkeit, über die man als General verfügen muss.“
Ebenso unmittelbar bevor er von seinem Amt als Kaiser zurücktreten musste, war Napoleon voller Enthusiasmus: „Ich kämpfe!“ So ging er selbst an die vorderste Front der Verteidigungslinie von Paris. Obwohl sich seine Adjutanten, inmitten von andauerndem heftigem Kanonenfeuer, um ihn große Sorgen machten, war er voller Mut und hoch motiviert, indem er sagte: „Es ist noch keine Munition erfunden, mit der man mich erschießen kann!“
Nichtsdestoweniger besaßen seine Marschälle keinen Kampfgeist mehr. Der Kaiser wurde wütend. „Wollt ihr nicht mehr kämpfen? Ihr seid euch ganz und gar nicht im klaren darüber, wie gefährlich es für euch ist, auf einer Matratze mit Federbettbezug zu schlafen!“
Es ist selbstverständlich, dass es schön wäre, wenn man alles schaffen könnte, ohne darum zu kämpfen. Jedoch in dem Augenblick, in dem wir, sowohl Individuum als auch Gemeinschaft, aufhören, weiter zu kämpfen, beginnt die Niederlage.
Die Stimme des Kaisers, seine Generäle anzuspornen und sie zum Kampf aufzufordern, gelangte nicht zu ihren Herzen, was ihn dazu führte, sein Amt niederzulegen, und er wurde auf die Insel Elba verbannt.
Ein Marschall, der Napoleon verriet, verhielt sich unbekümmert und sagte: „Wir haben schon eine hohe Stellung und ein Haus mit großem Grundstück erworben. Meint er wirklich, dass wir uns dennoch für ihn opfern werden?“
„Ich werde mich durchsetzen!“
Eine Stelle der Rede, die Madame Lau d'Allemans während der Eröffnungszeremonie der Ausstellung „Napoleon Bonaparte: Der Mann“: hielt, prägte sich mir besonders ins Herz ein: „Für uns, die Angehörigen der Familie eines Menschen wie Napoleon, der öfters strengen Kritiken ausgesetzt wurde, ist das Leben keinesfalls einfach gewesen . . .“
Sie erzählte, dass sie in ihrer Jugendzeit darunter gelitten hatte: „Oft wusste ich nicht, wie ich die Person Napoleon einschätzen sollte. Ob er, wie in manchen Büchern geschrieben, ein kriegssüchtiger Unterdrücker war oder ein Mensch, der dazu fest entschlossen war, die Welt durch den allgemeinen Intellekt zu verändern?“
Madame Lau d'Allemans kam schließlich dazu, Napoleon als einen Menschen zu verstehen, der ein Ideal zum Frieden besaß, dennoch sehen manche ihn als einen Tyrannen an. Davon ganz zu schweigen, nehme ich an, schrieb man allen, die den Familienname Napoleon trugen, gewollt oder ungewollt, die politische Existenz zu.
Die Großmutter der Madame Lau d'Allemans war eine Prinzessin, die Tochter des belgischen Königs, Leopold II (1835-1909). Ihr Vater, König von Belgien, jedoch nahm eine Position ein, sich total gegen eine Vermählung mit der Familie Napoleons zu stellen.
Prinzessin Clementine (1872-1935) hielt aus und setzte sich durch, und zwar erstaunlicherweise seit ihrer ersten Begegnung im Alter von 16 Jahren 22 Jahre lang! Erst ein Jahr nach dem Tod des Königs heiratete sie im Alter von 38 Jahren. So wurde die Mutter von Madame Lau d'Allemans zur Welt gebracht. Ihre unbeirrte Entschlossenheit erinnerte mich an ihre Vorfahren, das Ehepaar Jerome Napoleon.
Madame Katharina, die Gattin des Königs Jerome, des jüngsten Bruders des Kaisers Napoleon, war eine Prinzessin aus dem Königshause Württemberg in Deutschland. Nach Napoleons Niedergang wurde sie durch ihren Vater gedrängt, sich scheiden zu lassen, möglicherweise aus seiner tiefen Sorge sagte er: „Meine liebe Tochter, wie kannst du fortan weiter leben? Du wirst wahrscheinlich künftig keinen Platz mehr finden, wo du dich sicher fühlen kannst, und außerdem würden dir viele Verfolgungen widerfahren . . .“
Obwohl ihr Vater allerlei versuchte, sie zu überreden, blieb ihr Entschluss jedoch unerschütterlich und sie sagte: „Nein, ich habe mit meinem Mann den Thron geteilt. Deshalb bin ich fest entschlossen, Unglück und Verbannung mit ihm zusammen zu teilen. ... Ich bitte dich, mir zu gestatten, mit und bei ihm zu bleiben. Ich bitte dich untertänigst.“
Die Episode über dieses Ereignis erreichte auch Napoleon, der sich an seinem letzten Verbannungsort St. Helena aufhielt, und das löste in ihm eine tiefe Begeisterung aus. Er sagte: „Es ist wahrhaft verehrungswert von ihr, obwohl er, jener starrsinnige Vater, bis zum äußersten versuchte, ihre Ehe auseinander zu reißen. Ihre Tugend, die sie als Ehefrau erwiesen hat, wird bestimmt in der Geschichte ewig gepriesen werden.“
Auf der Gefängnisinsel sagte er: „Ich bin frei!“
Auch auf der Insel St. Helena setzte er seinen Kampf fort. Von gegnerischen Augen umgeben und ständig verschmäht, hielt er den schweren inneren Druck, die Einsamkeit und dazu noch das unangenehme Klima aus, und er setzte sich voll dafür ein, seine Memoiren niederzuschreiben, mit festem Vorsatz: „Ich werde meine Wahrheit hinterlassen!“
Seine Begleiter, die Mut und Vitalität verloren, tadelte er: „Wir sind hier auf dem Schlachtfeld!“ Und zu seinen böswilligen Aufsehern sagte er: „Ihr könntet wohl meinen Körper regieren, dennoch liegt meine Seele sicher nicht in eurer Hand, sondern von Tapferkeit und Stolz erfüllt, befindet sich meine Seele jetzt nicht minder als zu jener Zeit, in der ich Befehle über ganz Europa gab, auf der Spitze der Kliffe von St. Helena.“
Auf der einsamen Insel, einem Gefängnis gleich, befand er sich auf dem Thron des Geistes.
„Ja, Menschen sind immer frei. Sie sind stets Herr über sich selbst!“
Gerade der weite Himmel seines Inneren, aus dem diese Aussage mit fester Überzeugung hervorkam, war herrlich und großartig.
„Wer ist der wahre Sieger?“
Wichtig ist, dass man als Mensch siegt, nämlich über sich selbst siegt.
Waterloo war die letzte Schlacht (Juni 1815), die von Napoleon geführt wurde. Die französische Armee wurde durch die Alliierten immer mehr in Bedrängnis gebracht. Seine Soldaten fielen nach und nach von Schüssen getroffen zu Boden, und die Munition begann, vielerorts auszugehen. Die Standarten sahen aus wie zerrissene Lumpen.
Die Alliierten, den sicheren Sieg vor Augen, forderten die Armee Napoleons auf:
„Ergebt euch!“
Genug, die Entscheidung um Sieg oder Niederlage ist gefallen! Ein weiteres Blutvergießen bringt nichts! Dass ihr tapfer seid, habt ihr schon mehr als genug bewiesen!
Auf diese Aufforderung erwiderte ein altgedienter Soldat:
„Scheiß darauf!“
Niemals werde ich kapitulieren, so dachte Cambronne, ein treuer Soldat der kaiserlichen Garde, der unzählige Kämpfe durchstanden hatte. Zehn Jahre, zwanzig Jahre und noch länger zog er von Schlacht zu Schlacht, ständig zusammen mit Napoleon. Trotz starker und wütender Schneestürme, trotz schlammiger Wege, marschierte er stets schweigsam vorwärts. Er sagte zu sich: „Ich tue nur das, was gemacht werden muss.“ Während all dieser strengen Kämpfe klagte er niemals.
Cambronne begleitete Napoleon bis auf die Insel Elba. Zu jenem Zeitpunkt, als Napoleon verbannt wurde, verrieten die Generäle gerade ihn, von dem sie in der Gesellschaft befördert worden waren und dem sie sehr viel zu verdanken hatten. Auch Marie-Louise, die Ehefrau Napoleons, ließ ihn im Stich, sie kam nicht einmal auf die Insel. Sein Leibarzt entfloh ebenso. Der Held von gestern war heute ein Verräter.
Trotz alledem kamen viele Soldaten der kaiserlichen Garde mutig zur Insel, auf die ihr Kaiser verbannt war. Von der Sonne braun gebrannt, marschierten 600 altgediente Soldaten in Richtung Süden und immer weiter gen Süden, voller Sehnsucht: „Dort ist unser Kaiser!“ Vor ihnen lag ein Weg von 1200 Kilometern.
Was würde auf uns warten, selbst wenn wir zur Insel gekommen sind? Es ist wohl vorauszusehen, dass wir dort von den Royalisten nur als Dorn im Auge angesehen werden. Von unseren Familien getrennt, und es ist ungewiss, ob wir Löhne bekommen können . . . Aber, was soll’s! Für uns muss es doch selbstverständlich sein, mit ihm zusammen zu bleiben, ja, gerade zu der Zeit, wo er sich in der schwierigsten Lage befindet! Ohne ihn wäre unser Leben schon nicht mehr existent.
Dieser Marsch führt zum „Sieg der Seele“
Sie zogen durch Städte, die von der feindlichen Armee besetzt waren, ihre Standarte mit den drei Farben hochgehisst, stolz in Reih und Glied, als wollten sie sagen: „Wir werden niemanden, der sich uns widersetzt, verschonen!“
Derjenige, der diesen „Marsch der Royalität“ leitete, war jener Cambronne. Einer der Gründe, warum Napoleon sich entschied, von der Insel Elba zu flüchten, so nehme ich stark an, lag darin, dass er ihrer Treue entsprechen wollte.
Nachdem er die Insel verlassen hatte, regierte er noch einhundert Tage und führte seinen entscheidenden Kampf in Waterloo. In diesem Augenblick, in dem für ihn kein Entkommen mehr war, zeigte Cambronne seinen Mut.
Was? Sollten wir uns beugen, damit ihr uns am Leben lasst!
Versteht ihr nicht, wer wir sind!
„Scheiße!”
Dieses eine Wort war seine Erwiderung, die ausdrücken sollte: „Die kaiserliche Garde wird sich niemals ergeben, selbst wenn sie völlig zugrunde geht!“
In diesem Augenblick verwandelte sich das schmutzigste Wort in das edelste, und die schauderhafteste Tragödie in das hehrste Drama der Menschen.
„Wenn wir uns einmal entschieden haben, zu kämpfen, bleibt nichts anderes als Sieg oder Tod.“
Das war ein mutiger Aufschrei aus der Seele desjenigen, der sich weder materieller Überlegenheit noch gesellschaftlicher Macht beugte.
„Wer sich zurückziehen will, soll das tun! Ich werde dennoch weiter kämpfen!“
Jeder einzelne Tropfen von ihrem Blut schäumte vom Kampfgeist, und der Puls ihres Herzens schlug kräftig: „Lasst uns zusammen kämpfen!“
In seinem Roman „Die Elenden” schrieb Viktor Hugo (1802-1885): „Der wahre Sieger von Waterloo sind nicht die Alliierten, sondern ein namenloser Soldat Cambronne.“
Vertreibt es aus dem Inneren des Herzens!
Napoleon selbst, denke ich, war ein Mensch, der zuerst in seinem Herzen siegte. Aus seinem Herzen vertrieb er „Resignation“, denn er verstand, dass man selbst bereits vor einer Handlung, falls man sie für „unmöglich“ gehalten würde, entschied: „Ich kann nicht!“ Also im Herzen besiegt wäre.
Aus seinem Herzen vertrieb er die dunklen Wolken der Ängste, wenn er sagte: „Fürchtet euch nicht! Wenn ihr euch vor dem Tod nicht fürchtet, wird der Tod euch fürchten und in Richtung der feindlichen Armee fliehen.“
Wenn man vor etwas, das man fürchtet, wegläuft, wird man davon gejagt, so dass die Gefahr sich verdoppelt. Wenn man aber darauf wildentschlossen zugeht, wird sich die Gefahr halbieren. Flieht deshalb nicht davor! Denkt, „ich bin anderen überlegen!“ und macht euch daran!
Wenn ihr keinen Mut hervorbringen könnt, verhaltet euch, als hättet ihr ihn! Denn währenddessen quillt der wahre Mut hervor. Selbst wenn ihr Fehler gemacht habt und deshalb von anderen kritisiert werdet, grübelt nicht darüber! Die Energie der Menschen ist begrenzt. Anstatt dass ihr eure wertvolle Energie verschwendet, solltet ihr sie lieber dafür einsetzen, sofort den nächsten Angriff zu starten!
Wenn es euch gut gelungen ist, sollt ihr mit diesem Schwung weiter vorangehen! Nehmt darauf keine Rücksicht! Denkt niemals, wir hätten schon genug getan!
Aus seinem Herzen vertrieb er den Nebel der „Nachlässigkeit“, wenn er sagte: „Die größte Gefahr liegt im Augenblick des Sieges.“
In dem Moment, in dem wir arrogant werden und denken: „wir haben gesiegt!“, lauert eine Gefahr auf uns.
Aus seinem Herzen vertrieb er den Gedanken, „Aufgaben hinauszuschieben“, wenn er sagte: „Wenn etwas innerhalb von zwei Stunden zu erledigen ist, soll man dafür nicht zwei Tage verschwenden! ... Selbst einen einzigen Augenblick, lasst euch keine Zeit entgehen!“
„Heute nicht, sondern später!“ Das ist das Herz des Weglaufens.
Aus seinem Herzen vertrieb er die „Passivität“, wenn er sagte: „Wer sich im Bunker aufhält, wird den Kampf verlieren.“
Geht hinaus und greift mutig an!
„Meine Glorie liegt in meiner Unbeugsamkeit und Beharrlichkeit“
Zu Madame Lau d'Allemans sagte ich wie folgt: „Die Welt ist in vielen Bereichen in eine Sackgasse geraten. Ein Ohnmachtgefühl, nichts könne sich ändern, selbst wenn man sich Mühe gebe, herrscht auch stark vor. Gerade aus diesem Grund möchte ich vom Mut, den Napoleon bewies, der alle Mauern und Grenzen durchbrach, lernen. Die Zeit ändert sich, und wir müssen uns immer weiter herausfordern, mit fester Überzeugung, dass sie sich bestimmt ändern wird. Napoleons Worte ‚Meine Glorie liegt in meiner Unbeugsamkeit und Beharrlichkeit’ liebe ich von Herzen.“
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 26. Oktober 2003)
";s:12:"content_meta";N;}