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Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda

„Über das Öffnen der Augen“

(10) Die zweifache Ermahnung im Kapitel „Devadatta“

- Rettet alle Menschen durch das Gesetz, das ihnen ermöglicht,

„Gift in Medizin zu verwandeln“ (Hendoku-Iyaku) und
„unmittelbar mit dem eigenen Körper die Erleuchtung zu erlangen“!

Die drei Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“, „Devadatta“ und

„Aufforderung zum Beibehalten“ mit eigenem Leibe zu lesen

Kosen-rufu, das wahre Gesetz zu verbreiten, jetzt im Späten Tag des Gesetzes.

Das ist der große Wunsch, der im Lotos-Sutra nicht als Wille Shakyamunis allein, sondern auch als gemeinsame Absicht des Tathagatas „Viele Schätze“, aller Buddhas aus drei Existenzen sowie zehn Himmelsrichtungen und sämtlicher Bodhisattwas explizit zum Ausdruck gebracht wurde.

Bei der „dreifachen Verkündung“ im elften Kapitel des Lotos-Sutras „Erscheinen des Schatzturms“ ruft Shakyamuni die Menge, die an der Versammlung in der Luft teilnahm, durch seine eindringliche Stimme dazu auf, seine Lehre nach seinem Tod weit zu verbreiten.

„Unser verehrter Tathagata ‚Viele Schätze’ hat auch aufgrund seines Schwurs und innigsten Wunsches das Löwengebrüll zum Erschallen gebracht. Ihr sollt genauso den großen Wunsch hervorbringen, um selbst dieses Lotos-Sutra beizubehalten und weiter zu verbreiten!“

Diesen Aufruf Shakyamunis erwidernd, geht der Schwur, seine Lehre im Späten Tag des Gesetzes zu verbreiten, der innigste Wunsch, den alle Buddhas und Bodhisattwas hegten, jedoch erst durch das Erscheinen des Daishonins in Erfüllung.

In dieser Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ stellt der Daishonin Betrachtungen über die drei Kapitel des Lotos-Sutras, nämlich das elfte Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“, das zwölfte Kapitel „Devadatta“ und das dreizehnte Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“, welche im theoretischen Teil des Lotos-Sutras als die letzten der drei Komponenten gelten, die zur Verbreitung der Kernlehre dienen, der Reihe nach an. Dadurch wird der Beweis geführt, dass gerade der Daishonin, der diese drei Kapitel mit seinem eigenen Leibe liest und sie genau so ausübt, wie der Buddha darin lehrt, der Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes ist.

In völliger Übereinstimmung mit der Absicht des Buddhas, die durch die „dreifache Verkündung“ sowie die „sechs leichten und neun schwierigen Taten“ im elften Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“ aufgezeigt wird, verbreitete der Daishonin das Lotos-Sutra, an das zu glauben schwer und das zu verstehen ebenso schwer ist. Diesen Punkt habe ich beim letzten Mal als eines der Themen behandelt.

Zudem bahnte der Daishonin den großen Weg, gesichert durch die beiden Prinzipien „Verwirklichung der Buddhaschaft aller gewöhnlichen Sterblichen“ und „Gift in Medizin zu verwandeln“, um alle Menschen in dieser unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes zu erretten und zum Glück zu führen, genau wie die „zweifache Ermahnung“ im zwölften Kapitel „Devadatta“ klar unterweist. Diesmal werde ich diesen Punkt näher betrachten.

Ferner begegnete der Daishonin den Verfolgungen, die aus den „drei starken Feinden“ herrühren, wie sie der „Vers in zwanzig Zeilen“ im dreizehnten Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ darstellt, und überwand sie alle. Dieses Thema möchte ich jedoch in den nachfolgenden Vorlesungen ausführlich behandeln.

Die Erlangung der Erleuchtung der Bösen und Frauen,

welche die wahre Bedeutung der Religion aufzeigt

Nun was bedeutet die zweifache Ermahnung im Kapitel „Devadatta“? Sie weist auf die zwei buddhistischen Prinzipien hin; zum einen geht es darum, dass alle Bösen, die hierbei durch Devadatta vertreten werden, auch die Erleuchtung erlangen können; zum anderen wird offenbart, dass alle Frauen, deren Repräsentantin hier eine achtjährige Tochter des Drachenkönigs ist, ebenso die Erleuchtung erlangen können. Diese beiden Lehren zu predigen, bedeutet, die Bodhisattwas aufzuklären und zu ermahnen, sodass sie das wahre Gesetz, das allen ermöglicht, absolutes Glück zu realisieren, im Späten Tag des Gesetzes überall in der ganzen Welt unbedingt vollständig verbreiten sollen. In diesem Sinne wird das Wort „Ermahnung“ angewendet.

In den dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten vorläufigen Sutren wurden weder die Erlangung der Erleuchtung der Bösen noch die Erlangung der Erleuchtung der Frauen gepredigt. Aber, dass sie hier in diesem Kapitel klar und deutlich erklärt werden, dient zur erneuten Deklaration, die offensichtlich darauf hinweist, dass gerade das Lotos-Sutra das einzige große Gesetz ist, das allen in dieser unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes lebenden Menschen ermöglicht, die Buddhaschaft zu verwirklichen.

Gerade darin liegt der wahre Wert des Lotos-Sutras. Das heißt, ohne in der Tat jene unglücklichsten Menschen zu retten, die in den davor gepredigten vorläufigen Sutren jedoch nicht als die zu Errettenden berücksichtigt wurden, ist es im Grunde genommen nicht möglich, Menschen im Späten Tag des Gesetzes im wahrsten Sinne zu retten. Die Handlung, diesen wahren Wert des Lotos-Sutras immer mehr erstrahlen zu lassen, könnte man sagen, zeigt auch einen Beweis für den Ausübenden des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes, der in Erwiderung auf den Aufruf Shakyamunis die Absicht des Buddhas vollbringt.

Wie wir den einen Menschen, der sich in der Tat vor unseren Augen befindet, retten wollen und können? Gäbe es diesen realen Kampf nicht, so würden wir daraus keinen Wert schöpfen können, selbst wenn wir danach riefen, „Lasst uns Menschen retten!“, ganz gleich, wie oft und wie lautstark.

Wie können wir überhaupt den unglücklichsten Menschen, die die Hoffnung fürs Weiterleben verloren, noch ermöglichen, wieder Freude zum Weiterleben in sich selbst hervorzurufen? Religionen, die nicht in der Lage sind, auf diesen Grundsatz des Lebens zu antworten, müssten meines Erachtens nunmehr als tote Religionen bezeichnet werden.

Das Lotos-Sutra und der Buddhismus Nichiren Daishonins werden „die lebendige Lehre“ genannt und als Religion der Wiederbelebung charakterisiert, die alles wieder aufleben lässt. Das bedeutet wiederum die Religion der Hoffnung, welche all denjenigen, die am Rand absoluter Hoffnungslosigkeit stehen, ermöglicht, neue Lebenskraft aus dem Inneren ihres eigenen Lebens hervorzubringen.

Gerade diese Religion der Hoffnung ist nichts anderes als die fürwahr humanistische Religion, die den großen Weg aufzeigt, der alle Menschen zum Glück führt, wobei wir für die Tatsache, dass wir jetzt am Leben sind, von Herzen dankbar sein und für die ganzen Mühen der Eltern, die uns mit Liebe pflegten und aufzogen, und all denjenigen, mit denen wir bislang direkt oder indirekt in Kontakt kamen, unsere tiefe Dankbarkeit erweisen können.

Die Erlangung der Erleuchtung der Bösen und die Erlangung der Erleuchtung der Frauen im Kapitel „Devadatta“, also zwei Prinzipien, die in dieser Abhandlung erläutert werden, sind ein wichtiges Thema, das die grundlegende Bedeutung von Religionen tiefgreifend tangiert.

„Zusätzlich zur dreifachen Verkündung im Kapitel ‚Erscheinen des Schatzturms’ gibt es im Kapitel ‚Devadatta’ die zweifache Ermahnung. Devadatta war ein Mensch von unkorrigierbarem Unglauben, Icchantika genannt, trotzdem wurde ihm zugesichert, in der Zukunft Tathagata ‚himmlischer König’ zu werden.

Der tatsächliche Beweis dafür, dass die Icchantikas die Erleuchtung erlangen können, wie es in den 40 Bänden des Nirwana-Sutras gepredigt wird, findet sich in diesem Kapitel ‚Devadatta’. Aus zahllosen anderen Personen, unter ihnen der Mönch Sunakshatra oder König Ajatashatru, welche die fünf Kapitalsünden begangen und das wahre Gesetz verleumdeten, wurde er, stellvertretend für die zahllosen anderen, als Kopf aller anderen gezählt.

Gleichsam ist er als Stamm eines Baumes und alle anderen, die ihm folgen, als dem Stamm untergeordnete Zweige zu betrachten. Das heißt, die Erlangung der Erleuchtung all derjenigen, die die fünf oder sieben Kapitalsünden begangen und das wahre Gesetz verleumdeten, einschließlich Icchantikas, offenbarte sich durch die Veränderung im Leben Devadattas zum Tathagata ‚himmlischer König’. Gift verwandelte sich in süßen Tau. Dessen Geschmack ist allen gewöhnlichen Geschmäckern überlegen.

Dass das Drachenmädchen die Erleuchtung erlangte, betrifft nun nicht eine einzige Person, sondern das stellt auch die Erlangung der Erleuchtung aller Frauen dar. In allen dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten Hinayana-Sutren wurde es keiner Frau erlaubt, die Erleuchtung zu erlangen.

Obwohl es in verschiedenen Mahayana-Sutren gestattet zu sein scheint, dass Frauen die Erleuchtung erlangen und im reinen Land wiedergeboren werden, ist es allerdings nur dann möglich, wenn sie zuvor eine andere Gestalt angenommen haben. Und weil es sich nicht um die Erlangung der Erleuchtung handelt, die auf der Lehre von „Ichinen-sanzen“ basiert, sind sowohl die Erlangung der Erleuchtung als auch die Wiedergeburt im reinen Land nur nominell und substanzlos.

Wie es heißt, „ein Beispiel zu nennen, das für alle anderen steht“, ebnete das Drachenmädchen, das die Erleuchtung erlangte, den Weg für alle Frauen in späteren Zeiten, die Buddhaschaft zu verwirklichen.“ (DG Band 2, Seite 163f; JG, Seite 223)

Den Weg zur Erlangung der Erleuchtung in der unreinen Welt bahnen

Als Gesichtspunkte, aus denen der Daishonin in dieser Abhandlung die „zweifache Ermahnung“ detailliert erläutert, können folgende drei Themen aufgeführt werden.

Erstens: Es wurde dem bösen Devadatta, der alle Icchantikas vertrat, die in den davor gepredigten vorläufigen Sutren als solche dargestellt wurden, die sich von der Erlangung der Erleuchtung am weitesten entfernt befanden, die Prophezeiung für die Erlangung der Erleuchtung in der Zukunft verliehen. Und dadurch, dass die achtjährige Tochter des Drachenkönigs, ein weibliches Wesen, das sowohl gesellschaftlich als auch religiös massiv diskriminiert war, allen voran den tatsächlichen Beweis für die Erlangung der Erleuchtung zeigte, stellt es sich klar heraus, dass das Lotos-Sutra die Schrift ist, die allen Menschen, die in dieser unreinen Welt leben, den Weg zur Verwirklichung der Buddhschaft bahnt.

Und gerade derjenige, der den Kampf als erster an der vordersten Front durchführt, um diesen Weg zur Rettung aller Menschen zu öffnen, ist der Ausübende des Lotos-Sutras.

Zweitens: Als philosophische Rückendeckung wird die „Erlangung der Erleuchtung durch das Ichinen-sanzen“ aufgeführt, welche nämlich durch die Offenbarung der dem Leben jedes einzelnen Menschen ursprünglich innewohnenden Buddhanatur ermöglicht wird. Diese Erlangung der Erleuchtung durch das „Ichinen-sanzen“ (ein augenblickliches Herz enthält dreitausend Möglichkeiten) ist eine Doktrin, die sich nur im Lotos-Sutra findet. Als ihr Vermögen, die gegenwärtige Welt grundlegend zu verändern, werden zum einen die Möglichkeit, Gift in Medizin zu verwandeln, ein Prinzip, wodurch selbst das Höchstböse in das Höchstgute verwandelt werden kann – die Erlangung der Erleuchtung der Bösen genannt – aufgezeigt und zum anderen der tatsächliche Beweis für die unmittelbare Erlangung der Erleuchtung, hierbei ein zweites Prinzip, dass Frauen die Erleuchtung ohne Veränderung ihrer gewöhnlichen, sterblichen Gestalt erlangen können – die Erlangung der Erleuchtung der Frauen genannt – aufgeführt.

Deswegen ist der Ausübende des Lotos-Sutras jemand, der in sich die Verwirklichung der Buddhaschaft durch das „Ichinen-sanzen“ verkörpert, welche nämlich durch die Offenbarung der dem Leben jedes einzelnen Menschen ursprünglich innewohnenden Buddhanatur ermöglicht wird.

Drittens: Dadurch, dass sowohl die Erlangung der Erleuchtung der Bösen als auch die Erlangung der Erleuchtung der Frauen, also zwei Prinzipien, aufgrund derer alle Menschen, die in der unreinen Welt leben, die Buddhaschaft ausnahmslos verwirklichen können, gepredigt wurden, konnte der Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft aller Väter und Mütter in der ganzen Welt wie in den drei Existenzen gebahnt werden. Aus diesem Grund sagt der Daishonin, allein das Lotos-Sutra gelte „innerhalb der buddhistischen Literatur auch als Sutra der Pietät im Konfuzianismus“, welches lehrt, wie man den Eltern gegenüber Kindespflichten erfüllen kann, denn es ermöglicht uns allen Menschen im wahrsten Sinne, unseren Eltern Dankbarkeit zu erweisen.

Das auf dieser Philosophie der Hoffnung basierende Herz und die daraus hervorgehende Praxis, Dankbarkeit zu erweisen, bilden sowohl das Fundament als auch den Kern der humanistischen Gesellschaft und stabilisieren darüber hinaus das wahre Band der zwischenmenschlichen Beziehung. Der Ausübende des Lotos-Sutras ist daher jemand, der sich für den grundlegenden Kampf voll und ganz einsetzt, um Frieden und Wohlergehen der Gesellschaft aufzubauen, also der gänzlich für die Befriedung des Landes durch die Errichtung des wahren Gesetzes Praktizierende.

„Myo“ des Prinzips „Gift in Medizin zu verwandeln“,

wodurch auch Icchantikas gerettet werden können

Anlässlich seiner Erläuterung über die Bedeutung des im Kapitel „Devadatta“ gepredigten Prinzips „Erlangung der Erleuchtung der Bösen“ sagt der Daishonin eingangs im Abschnitt der Abhandlung: „Devadatta war ein Mensch von unkorrigierbarem Unglauben, Icchantika genannt, trotzdem wurde ihm zugesichert, in der Zukunft Tathagata ‚Himmlischer König’ zu werden. Der tatsächliche Beweis dafür, dass die Icchantikas die Erleuchtung erlangen können, wie es in den 40 Bänden des Nirwana-Sutras gepredigt wird, findet sich in diesem Kapitel ‚Devadatta’.“ (DG Band 2, Seite 163; JG, Seite 223)

Es ist kaum nötig zu sagen, dass Devadatta derjenige war, der seinen einst verehrten Meister Shakyamuni befeindete, das wahre Gesetz verleumdete und die fünf Kapitalsünden einschließlich der Tat, die Harmonie des Ordens zu zerstören, beging, also er verkörpert die Existenz des Höchstbösen.

Die buddhistisch-philosophische Theorie selbst, dass alle Lebewesen die Erleuchtung erlangen können, wird bereits durch die Offenbarung der „zehn Aspekte des Lebens“ im zweiten Kapitel des Lotos-Sutras „Geeignetes Mittel“ unmissverständlich erklärt. In diesem Sinne müsste auch die Erlangung der Erleuchtung im Leben Devadattas rein theoretisch längst im Kapitel „Geeignetes Mittel“ klar garantiert worden sein.

Aber es lässt sich ebenso zweifelsohne vermuten, dass die Frage, ob Icchantikas, Menschen von unkorrigierbarem Unglauben, die das wahre Gesetz durch und durch verleumdeten, die Erleuchtung in der Tat erlangen können oder nicht, für viele Menschen zu einem bedeutenden und interessanten Thema wurde. Im Nirwana-Sutra insbesondere wurde daher die Erlangung der Erleuchtung der Icchantikas als größtes Thema behandelt, wobei der Buddha erwähnt, dass auch dem Leben von Icchantikas die Buddhanatur innewohnt, so wie alle Lebewesen mit der Buddhanatur vollständig ausgestattet sind. Jedoch wird hingegen ebenso gepredigt, dass, selbst wenn sie in sich die Buddhanatur besitzen, Icchantikas in Wirklichkeit doch keine Erleuchtung erlangen könnten, und dass die Erlangung der Erleuchtung lediglich eine Möglichkeit in ihrer zukünftigen Existenz sei, weil sie in der tiefen Ebene ihres Lebens grundtendenziell zum Unglauben gegen das wahre Gesetz sowie zu dessen Verleumdung stehen.

Wie konnte denn überhaupt die Erlangung der Erleuchtung Devadattas, der der höchste Repräsentant aller Icchantikas genannt werden kann, realisiert werden? Das ist sicherlich ein Punkt, der bei allen einen Zweifel entstehen lässt. Es wurde einmal klar festgestellt, dass Devadatta in die Hölle unaufhörlichen Leidens fiel, dort in aller Ewigkeit bleiben soll und aus dieser großen Zitadelle der Avichi-Hölle niemals freigelassen werden kann. Aber warum konnte ausgerechnet ihm an der Zeremonie in der Luft, wie sie im Lotos-Sutra beschrieben ist, die Prophezeiung für die Erlangung der Erleuchtung verliehen werden?

Hierzu steht in der Gosho „Über das Daimoku des Lotos-Sutras“ folgendes: „Ich halte ausgerechnet das Ereignis, dass Shakyamuni, Herrscher der Lehren, im Kapitel des Lotos-Sutras ‚Devadatta’ seinem früheren Meister in einer vergangenen Existenz, (also Devadatta), die Prophezeiung verlieh, in der Zukunft Tathagata ‚Himmlischer König’ zu werden, für wundersam.“ (DG Band 3, Seite 22; JG, Seite 945)

Es ist wahrhaft „wundersam“. Wenn ich aber das Fazit vorwegnehme, das ist die Kraft des Mystischen Gesetzes. Indem der Daishonin sicherstellt, dass es aufgrund der Tatsache, dass selbst Devadatta die Erleuchtung erlangen konnte, an der Erlangung der Erleuchtung für alle anderen bösen Menschen gar keinen Zweifel mehr gibt, erklärt er wie folgt: „Deshalb nennt man dieses Sutra (Lotos-Sutra) ‚Myo’.“ (DG Band 3, Seite 23; JG, Seite 945)

Das Wort „Myo“ (mystisch) enthält, wie es der Daishonin in der oben genannten Gosho ausführlich erklärt, drei Bedeutungen, nämlich „Öffnen“ (Kai), „vollkommen ausgestattet zu sein“ (Gusoku) und „Wiederbeleben“ (Sosei). Zur Tatsache, dass Shravakas (Stimmen-Hörer), Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), Icchantikas und Frauen, also solche Menschen, die in den davor gepredigten Sutren schwer geächtet wurden, erst durch das Lotos-Sutra die Erleuchtung erlangen konnten, sagt der Daishonin folgendes:

„’Myo’ bedeutet wiederbeleben, und Wiederbeleben bedeutet wiederaufleben.“ (DG Band 3, Seite 27; JG, Seite 947) Und weiter:

„Das Lotos-Sutra jedoch kann auch die Toten heilen, deshalb nennt man es ‚Myo’.“ (DG Band 3, Seite 28; JG, Seite 947)

Die hier erwähnten „Toten“ weisen auf Shravakas wie Icchantikas hin, die durch ihre Verbohrtheit in irreführende Ansichten, Philosophien und Religionen selbst die ihrem eigenen Leben inhärente Buddhanatur versiegen ließen. Das Lotos-Sutra verfügt jedoch über die Kraft, das Leben solcher Menschen auch noch wiederaufleben zu lassen.

Der Grund dafür liegt gerade darin, dass das Lotos-Sutra als letztendlicher Nährstoff des Lebens wirkt, der die Buddhanatur aller Menschen wiederbeleben und aktivieren kann. Die im sechzehnten Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ gepredigte „große hervorragende Medizin“ (LS, Seite 485) deutet darauf hin.

Im Lotos-Sutra lobpreisen sowohl Shakyamuni und Tathagata „Viele Schätze“ als auch alle anderen Buddhas aus dem gesamten Universum und Bodhisattwas das zu erleuchtende Mystische Gesetz und erfreuen sich des Erblühens der Buddhanatur, das kraft des Mystischen Gesetzes möglich wurde. Dann legen sie ihren „Schwur, innigsten Wunsch“ (Seigan) ab, um alle Menschen dazu zu bringen, die Erleuchtung zu erlangen, und führen den Kampf von „selbst seinen Leib und sein Leben nicht zu schonen“ (Fushaku-Shinmyo) bis zum Ende durch, um ihren selbst abgelegten großen Schwur zu erfüllen. Wahrhaftig ist die Gesamtheit des Lotos-Sutras gerade dafür da, die dem Leben aller Menschen innewohnende Buddhanatur zu erwecken. Hört man das Lotos-Sutra, das quasi ein Lobgesang genannt werden kann, und berührt man die Symphonie, die durch das Mystische Gesetz und das Leben aller Buddhas und Bodhisattwas gewoben wurde, kann auch im Leben der bösen und unglücklichen Menschen, ganz gleich, wie schlimm, die Buddhanatur wieder aufgeweckt werden. Im Lotos-Sutra wird diesbezüglich klar aufgezeigt, dass selbst das Leben des Höchstbösen wie Devadatta auch nicht als Ausnahme ausgegrenzt wird.

Der Daishonin stellt in „Über das Öffnen der Augen“ fest, dass gerade die Erlangung der Erleuchtung Devadattas, wie dies im Lotos-Sutra dargestellt wird, als tatsächlicher Beweis für die Erlangung der Erleuchtung aller Icchantikas dient und die Erlangung der Erleuchtung des einen Menschen Devadatta als allgemein gültiges Prinzip darauf hinweist, dass Böse aller Art in dieser unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes die Buddhaschaft verwirklichen können. Und somit schließt er seine Erläuterung einmal wie folgt ab: „Gift verwandelte sich in süßen Tau. Dessen Geschmack ist allen gewöhnlichen Geschmäckern überlegen.“ (DG Band 2, Seite 163; JG, Seite 223) Die Erlangung der Erleuchtung im Leben Devadattas ist daher nichts anderes als ein tatsächlicher Beweis für das Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ schlechthin, wie es im Lotos-Sutra klar dargestellt wird.

Der Weg zur Erlangung der Erleuchtung

für alle Frauen in späteren Zeiten wurde gebahnt

Nachfolgend möchte ich den wichtigsten Punkt in bezug auf die Erlangung der Erleuchtung im Leben des Drachenmädchens klarstellen.

Wie der Daishonin hierbei wiederum schlussfolgert, geht dies aus seiner tiefen Auffassung hervor, dass die Erlangung der Erleuchtung im Leben der achtjährigen Tochter des Drachenkönigs nicht einzig und allein für das Drachenmädchen gilt, sondern dies auch darauf hinweist, dass alle Frauen die Buddhaschaft verwirklichen können.

Hierzu sagt der Daishonin „Das Drachenmädchen, das die Erleuchtung erlangte, ebnete dadurch den Weg für alle Frauen in späteren Zeiten, die Buddhaschaft zu verwirklichen.“ (DG Band 2, Seite 164; JG, Seite 223) Das bedeutet, dass die Erlangung der Erleuchtung im Leben der einen Person prinzipiell die Verwirklichung der Buddhaschaft im Leben aller Menschen verspricht.

Die erste Person ist es, worauf es ankommt. Die Eins ist die Mutter aller Zahlen. Ohne solch eine Leidenschaft, jeden einzelnen Menschen retten zu wollen, ganz gleich, wie er auch immer sein mag, ist die Verwirklichung von Kosen-rufu absolut nicht möglich.

Des weiteren widerlegt der Daishonin auch aus dem doktrinären Aspekt vehement solche Lehren, die in den vorläufigen Mahayana-Sutren bei manchen den Anschein erwecken, dass sie die Erlangung der Erleuchtung der Frauen in ähnlicher Weise anerkennen würden. Das heißt, obwohl die davor gepredigten vorläufigen Sutren die Erlangung der Erleuchtung im Leben der Frauen anzuerkennen scheinen, weist das jedoch genau genommen nur auf das Prinzip „Erlangung der Erleuchtung durch die Verwandlung der Gestalt“ hin, nämlich eine Möglichkeit, dass Frauen die Erleuchtung erlangen können, erst nachdem sie in nächster Existenz als männliches Wesen geboren sind. So war die Kritik, die der Daishonin angesichts der Lehren der vorläufigen Sutren diesbezüglich scharfsinnig ausübte.

Was die Tochter des Drachenkönigs im Gegensatz dazu durch ihr Leben offenbarte, war die Erlangung der Erleuchtung durch das „Ichinen-sanzen“, nämlich das Prinzip, dass Frauen das Leben in der Welt der Buddhaschaft öffnen können, ohne dabei ihren Körper in den neun Welten zu verändern. Dies wird die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ (Sokushin-Jobutsu) genannt. Kurz, es geht darum, dass die achtjährige Tochter des Drachenkönigs, ohne ihren eigenen Körper verändert zu haben, die Erlangung der Erleuchtung vollbringen konnte.

Im Kapitel „Devadatta“ des Lotos-Sutras ist der Zweifel Shariputras, dem schwer fiel, sich von der Erlangung der Erleuchtung im Leben des Drachenmädchens zu überzeugen, deutlich gezeichnet.

Das heißt, als Shariputra erfuhr, dass das Drachenmädchen die Erleuchtung erlangte, äußerste er sich völlig überrascht: „Du meinst, binnen nicht langer Zeit den unübertroffenen Weg erlangt zu haben. Das ist doch schwer zu glauben!“ (LS, Seite 408) Und er fuhr fort, indem er das achtjährige Mädchen direkt in wahrhaft unhöflicher, gar beleidigender Weise fragte: „Der Körper von Frauen ist befleckt und kein Gefäß des Gesetzes. Wie kannst du daher fähig sein, die unübertroffene Bodhi (Erleuchtung) zu erlangen?“ (LS, Seite 408)

Das zeigt klar und deutlich, dass selbst Shariputra, dem bei der im Lotos-Sutra stattgefundenen Versammlung die Prophezeiung für die Erlangung der Erleuchtung verliehen wurde, an die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ nicht sofort glauben konnte, weil er seine lang gewohnte Denkweise schwer aufgeben konnte, dass man erst nach unzähligen, äonenlangen Ausübungen die Erleuchtung erlangen könne.

Beispiele, dass Devadatta sowie das Drachenmädchen die Erleuchtung erlangten, sind nichts anderes als die wohltuende Kraft des Mystischen Gesetzes, welche „Gift in Medizin zu verwandeln“ (Hendoku-Iyaku) sowie „unmittelbar mit dem eigenen Körper die Erleuchtung zu erlangen“ (Sokushin-Jobutsu) genannt wird. Erst durch diese wohltuende Kraft lässt sich die Errettung aller Menschen in dieser unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes realisieren. Denn allein das Mystische Gesetz ist die große hervorragende Medizin, die alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes grundlegend retten kann.

Glaube an „Myo“ (mystisch), um drei Gifte in drei Tugenden zu verwandeln

Der Daishonin bezeichnet die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ als „der gegenwärtige Körper ist gleich ‚Myo’“ (Toi-soku-Myo) sowie „Veränderung des eigenen Körpers ist unnötig“ (Fukai-Hon’i).

Das geht aus seiner Antwort an Herrn Hakii Saburo (1222-?) folgendermaßen hervor: „Das Herz des Lotos-Sutras wird ‚der gegenwärtige Körper ist gleich ‚Myo’ und die Veränderung des eigenen Körpers ist unnötig“ genannt, sodass man, ohne sein negatives Karma preiszugeben, den Buddhaweg vollbringen kann.“ (JG, Seite 1373)

„Der gegenwärtige Körper ist gleich ‚Myo’“ heißt hierbei, dass unser jetziger Körper, so wie er ist, selbst die Wesenheit des Mystischen Gesetzes ist, während „die Veränderung des eigenen Körpers ist unnötig“ bedeutet, dass man seinen Körper nicht in einen anderen Körper zu verwandeln braucht.

Ohne den Körper eines gewöhnlichen Sterblichen zu verändern, kann ein jeder aus seinem Inneren das Leben des Buddhas hervorbringen und in seinem Verhalten im realen Leben die Eigenschaft des Buddhas entfalten. Nichts anderes als dieser Weg, der uns zur „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ und zugleich zur menschlichen Revolution führt, ist als Möglichkeit, alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu erretten, denkbar.

Zudem ist der Späte Tag des Gesetzes ein Zeitalter, in dem sich Ursache und Wirkung der Negativität sowohl im Leben jedes einzelnen Menschen als auch in der Gesellschaft ununterbrochen fortsetzen. Im vorher zitierten Abschnitt stand: „ohne sein negatives Karma preiszugeben.“ Aber, wenn wir nur unter der Voraussetzung, negatives Karma preiszugeben, die Erleuchtung erlangen könnten, wäre die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes einfach unmöglich.

Das buddhistische Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ vermag einem in dieser unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes, in der die negative Kausalität von Böse zu Böse unaufhörlich fortwährt, die grundlegende Hoffnung zu bringen und allen die Kraft zu geben, um Verzweiflung und Ohnmacht zu überwinden.

Einer der Sprüche Nagarjunas[^1]^1)^, den der Daishonin in seinen Briefen und Abhandlungen öfters zitiert, lautet wie folgt: „Das ist beispielsweise damit vergleichbar, dass ein großer Mediziner in hervorragender Weise Gift in Medizin verwandelt.“ Das drückt genau die Überlegenheit des Lotos-Sutras aus und kennzeichnet „den Nutzen, der in dem Schriftzeichen ‚Myo’ enthalten ist“. (DG Band 2, Seite 225; JG, Seite 1504)

In „Bedeutung über das Buddha-Fahrzeug, von dem man erstmals hört“, dem Brief, der am 28. Februar 1278 verfasst und an Toki Jonin (1216-1299) adressiert wurde, erklärt der Daishonin, dass „Gift“ im Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ auf die drei Wege Begierde (Bon’no), (negatives) Karma (Go) und Leiden (Ku) hinweist, während „Medizin“ wiederum auf die drei Tugenden „Dharma-Körper“ (Ja. Ho’sshin), „Weisheit“ (Ja. Hannya; Sk. Prajna) und „Erlösung bzw. vollkommene Befreiung“ (Ja. Gedatsu; Sk. Moksa) hinweist. Er fährt mit seiner Erläuterung weiter fort, dass das Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ es ermöglicht, selbst in der Wesenheit des Lebens, das sich täglich im Fluss der von den drei Wegen bestimmten negativen Kausalität befindet, kraft des Mystischen Gesetzes den Nutzen der drei Tugenden zu manifestieren.

Die drei Wege, nämlich Begierde, (negatives) Karma und Leiden, sind es, die die Maschen darstellen, in die Ursache und Wirkung von Böse und Leiden im täglichen Leben der Menschen eingewoben werden.

Begierde bedeutet hierbei die drei Gifte von Habgier, Ärger und Dummheit und stellt den grundlegenden Irrtum bzw. Zweifel im Herzen dar, der bei allen Menschen Leiden verursacht. (Negatives) Karma bedeutet die Handlung von „Körper“ (shin), „Wort“ (ku) und „Gedanke“ (i), die aus der Begierde entsteht und einen schließlich zum Leiden hinsteuert. Hierzu werden fünf Kapitalsünden, zehn böse Taten, Verbrechen der vier Kardinalgebote und andere gezählt. Leiden ist es, was man als Folge von Begierde und (negativem) Karma erlebt. Dazu gehören vier bzw. acht Leiden[^2]^2)^. Es wird gepredigt, dass das Leben der Menschen durch die davon stark beeinflussten Irrtümer und Leiden gefesselt wird.

„Dharma-Körper“, „Weisheit“ und „Erlösung bzw. Befreiung“, drei Tugenden genannt, sind der großartige Nutzen, der sich im Leben des Buddhas manifestiert. Sie weisen wiederum jeweils auf die „letztendliche Wahrheit“, die „reine Weisheit“ und den „vollkommen freien Lebenszustand“ hin.

Die drei Wege von Begierde, (negativem) Karma und Leiden im Leben der gewöhnlichen Sterblichen stellen einen solchen Lebenszustand her, der von Irrtümern und Leiden fest gefesselt ist. „Dharma-Körper“, „Weisheit“ und „Erlösung bzw. Befreiung“, also die drei Tugenden des Buddhas garantieren hingegen so ein Leben, das der letztendlichen Wahrheit und Weisheit entsprechend von absoluter Freiheit und voller Freude erfüllt geführt werden kann. Diese beiden Arten von Lebensführung stehen qualitativ völlig entgegengesetzt. Jedoch aufgrund der unerdenkbaren Kraft des Mystischen Gesetzes wird eine dramatische Umwandlung von den drei Wegen zu den drei Tugenden möglich. Das ist die Bedeutung des Prinzips „Gift in Medizin zu verwandeln“.

Im Leben der gewöhnlichen Sterblichen, die die zu den drei Wegen tendierende negative Ursache und Wirkung fortgesetzt abhalten, ist jedoch ein Samen enthalten, der sich zu einem von den drei Tugenden geprägten Leben entwickelt. Das heißt, die drei Wege können sich im Grunde genommen als Samen des Buddhas verstehen.

Der im Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ enthaltene Schlüssel liegt grundsätzlich in unserem Glauben an das Lotos-Sutra, in dem gelehrt wird, was „Myo“ (mystisch) bedeutet, welches im Leben aller Menschen eine Transformation von den drei Wegen zu den drei Tugenden möglich macht. Dieser Glaube, den wir ausüben, vermag das unserem Leben innewohnende „Myo“ zu öffnen.

Der erste Präsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), sagte einmal: „Was auch immer geschehen mag, es ist von großer Wichtigkeit, dass wir uns über die Zukunft Gedanken machen und somit immer weiter werteschaffend leben.“ In diesem Zusammenhang erzählt er über das Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ folgendes:

„Das Leben auf der Basis des Mystischen Gesetzes täglich zu führen, hängt mit dem Prinzip ‚Gift in Medizin zu verwandeln’ eng zusammen. Solange wir in der Gesellschaft leben, kommt es auch unvermeidlich vor, in einen Unfall oder in ein Unglück verwickelt zu werden. Oder könnten Geschäfte zugrunde gehen. … Wie dem auch sei, wenn wir uns jedoch unter allen Umständen auf der Basis des Mystischen Gesetzes bemühen, unseren Glauben unverzagt zu vertiefen, ohne dabei den Gohonzon anzuzweifeln, dann können wir auf alle Fälle Gift in Medizin verwandeln.

Zum Beispiel ist man krank geworden. Aber, solange man dabei nur grübelt, ob das als Folge einer negativen Handlung zu betrachten sei oder nicht, so kann das Problem von sich aus nicht gelöst werden. Wichtig dabei ist, dass man sich immer neu fest entschließt, den Glauben unerschütterlich weiter zu verstärken, indem man voller Zuversicht an die Sache herangeht: ‚Ich will diese Krankheit, Gift, unbedingt in Medizin verwandeln! Ich werde daraus große Wohltaten und großen Nutzen, die Gesundheit genannt, öffnen!

Hierbei geht es aber nicht nur darum, dass die Krankheit geheilt wird, sondern vielmehr darum, dass man zum Zeitpunkt der vollen Genesung noch gesünder wird als vorher. Das ist das Mystische Gesetz, das dem Prinzip ‚Gift in Medizin zu verwandeln’ zugrunde liegt.“

Das buddhistische Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“, könnte man daher sagen, ist die Urquelle der Hoffnung, die uns allen ermöglicht, in dieser unreinen Welt progressiv zu leben.

Das Lotos-Sutra gilt innerhalb der buddhistischen Literatur

auch als Sutra der Pietät im Konfuzianismus

„Die Lehren der konfuzianischen und anderen philosophischen Schulen Chinas in bezug darauf, den Eltern gegenüber Kindespflichten zu erfüllen, beschränken sich nur auf die gegenwärtige Existenz. Da sie aber den Eltern in der nächsten Existenz nicht beistehen, sind jene, die in ihren nicht-buddhistischen Schulen als Heilige oder Weise bezeichnet werden, dies nur dem Namen nach.

Der Brahmanismus Indiens erkennt zwar die Existenz des vergangenen und zukünftigen Lebens an, lehrt aber keinen Weg, die Eltern zu retten. Nur der Buddhismus vermag, den Eltern in der zukünftigen Existenz beizustehen, deshalb sollten ihm die Namen von Heiligen und Weisen zugeschrieben werden.

Jedoch sind die Hinayana- und Mahayana-Schulen, die auf den dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten Lehren beruhen, nicht in der Lage, uns zu ermöglichen, die Erleuchtung für uns selbst zu erlangen, geschweige denn, die Erlangung der Erleuchtung für unsere Eltern. Darin gibt es nur Worte, aber keine Fakten.

Aber jetzt, als das Lotos-Sutra gepredigt wurde, kam die Zeit, dass alle Frauen die Erleuchtung erlangen können. Dadurch wird die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Mütter offenbar. Und wenn sogar ein böser Mensch wie Devadatta die Erleuchtung erlangt, wird die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Väter auch offenbar.

Dieses Lotos-Sutra gilt innerhalb der buddhistischen Literatur auch als Sutra der Pietät im Konfuzianismus, [welches lehrt, wie man den Eltern gegenüber Kindespflichten erfüllt]. Hiermit schließe ich meine Erläuterung zur zweifachen Ermahnung im Kapitel „Devadatta“ ab. (DG Band 2, Seite 164; JG, Seite 223)

In „Über das Öffnen der Augen“ unterstreicht der Daishonin, dass das Lotos-Sutra, das allen Müttern und Vätern den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft bahnt, nichts anderes als Sutra der Pietät innerhalb der buddhistischen Literatur ist, und beendet seine Erklärung über die zweifache Ermahnung im Kapitel „Devadatta“.

„Aber jetzt, als das Lotos-Sutra gepredigt wurde, kam die Zeit, dass alle Frauen die Erleuchtung erlangen können. Dadurch wird die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Mütter offenbar. Und wenn sogar ein böser Mensch wie Devadatta die Erleuchtung erlangt, wird die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Väter auch offenbar. Dieses Lotos-Sutra gilt innerhalb der buddhistischen Literatur auch als Sutra der Pietät im Konfuzianismus, [welches lehrt, wie man den Eltern gegenüber Kindespflichten erfüllt].“ (DG Band 2, Seite 164; JG, Seite 223)

Der Grund, warum der Daishonin in seinem vorhin zitierten Brief an Toki Jonin dieses buddhistisch-philosophische Prinzip „Gift in Medizin zu verwandeln“ erläutert, liegt darin, dass er anlässlich des dritten Jahrestags zum Gedenken an die Ende Februar 1276 im Alter von über 90 Jahren verstorbene Mutter Toki Jonins die wahre Bedeutung über die Verwirklichung der Buddhaschaft für Mutter und Kind als untrennbare Einheit erklären wollte. Am Ende dieses Schreibens sagt der Daishonin wie folgt:

„Wenn ein gewöhnlicher Sterblicher im Späten Tag des Gesetzes etwas über diese Lehre hört, kann er dadurch nicht nur für sich allein die Buddhaschaft verwirklichen, sondern seine Eltern können auch die Buddhaschaft unmittelbar verwirklichen. Das ist die beste Handlung, um den Eltern Dankbarkeit zu erweisen.“ (JG, Seite 984)

Der in diesem obigen Abschnitt stehende Ausdruck „diese Lehre“, von der im Späten Tag des Gesetzes lebende gewöhnliche Sterbliche hören, weist auf nichts anderes hin als die beiden buddhistischen Prinzipien „Gift in Medizin zu verwandeln“ und „unmittelbar mit dem eigenen Körper die Buddhaschaft zu verwirklichen“.

Eines der Motive, warum der Daishonin in jungen Jahren sein Elternhaus verließ und in die buddhistische Ausübung eintrat, ging aus seinem tiefen Herzen hervor, sich die Verwirklichung der Buddhaschaft für seine Eltern, die ihn liebevoll aufzogen, innigst zu wünschen. Das war der Weg, auf dem er seinen Eltern seine Dankbarkeit erwies.

Sich die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Lebewesen im Späten Tag des Gesetzes zu wünschen und die eigenen Eltern zu erretten, hängen in ihrer tiefen Ebene miteinander eng zusammen.

Der Daishonin sagt über diesen Zusammenhang: „Ohne selbst die Buddhaschaft zu verwirklichen, ist es schwierig, die eigenen Eltern zu erretten, geschweige denn andere.“ (JG, Seite 1429) An vielen Stellen seiner Briefe und Abhandlungen betont der Daishonin oftmals, dass er selbst die Buddhaschaft verwirklichen muss, um auch den Mühen seiner Eltern mit Dankbarkeit zu erwidern. Und ohne seine eigenen Eltern zu erretten, kann er keine Fremden retten. Dieser Auffassung nach führte der Daishonin sein Leben bis zum Ende. Außerdem erklärte der Daishonin auch seinen Schülern mit Nachdruck, dass die wahre Erweisung von Dankbarkeit nur durch das Lotos-Sutra möglich wird.

In der Tat ist allein das Mystische Gesetz, aufgrund dessen die beiden Prinzipien „Gift in Medizin zu verwandeln“ und „unmittelbar mit dem eigenen Körper die Buddhaschaft zu verwirklichen“ im Leben jedes einzelnen Menschen realisiert werden können, das herausragendste Gesetz, um die gesamte Menschheit im Späten Tag des Gesetzes zu erretten, und es weist uns alle auf den großen Weg hin, auf dem wir unseren Eltern gegenüber im wahrsten Sinne Kindespflichten erfüllen und somit alle Mütter und Väter erretten, nämlich zum absoluten Glück führen können.

(Fortsetzung folgt)

(aus „Daibyakurenge“, Februar 2005)

[^1]: ^(1)^ Nagarjuna (Ja. Ryuju): Er war ein führender Philosoph der Mahayana-Bewegung, der zwischen 150 und 250 in Indien wirkte. Er stammte aus einer wohlhabenden brahmanischen Familie und studierte zuerst den Hinayana-Buddhismus. Durch das Studium des Mahayana-Buddhismus erläuterte er zahlreiche Sutren, darunter die 100 bändige Abhandlung „Über die Vervollkommnung der großen Weisheit“, und festigte somit das theoretische Fundament des Mahayana-Buddhismus.

[^2]: ^(2)^ Vier bzw. acht Leiden: die ersten vier Leiden sind die unausweichlichen grundlegendsten Leiden des Lebens; 1) Geburt, 2) Altern, 3) Krankheit und 4) Tod. Acht Leiden: zuzüglich zu den oben genannten vier Leiden heißen die weiteren vier Leiden; 1) Leiden, sich von Geliebten zu trennen, 2) Leiden, Angefeindeten und Gehassten zu begegnen, 3) Leiden, nichts zu gewinnen, was man begehrt, 4) Leiden, das aus den fünf Sinnesorganen bzw. aus physisch und psychisch regen Aktivitäten des Lebens entsteht.

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