1600041779 a:2:{s:7:"content";s:19567:"
Lyudmila Zhivkova,
Ex-Kultusministerin Bulgariens
Übernehmt bitte diese „Flagge des Friedens“!
Sie irrte sich nicht.
Wie aus Gewohnheit sagte sie:
„Was meinst du, wozu sind Menschen geboren? Sie sind geboren, um zu siegen, um noch mehr Schönes zu schöpfen, um noch mehr Wunderbares zu entdecken und großmütig zu siegen!“
Sie sind nicht deswegen geboren, um zu zerstören.
Sie sind nicht deswegen geboren, um zu trauern.
„Aber warum? Wie sieht diese Gesellschaft aus! Und diese Welt! Können wir, Mütter, beruhigt sein? Es ist jederzeit möglich, dass ein Krieg ausbricht, und die Erde wird zusehends verschmutzt. Wie würde die Zukunft aussehen? Wie wird es für unsere Kinder werden? Können sie glücklich leben?“
„Wie wäre es, wenn alle Erwachsenen der Welt ihre Kinder ernsthafter geliebt hätten! Wie können sie dann die Luft verschmutzen! Wie können sie einen Krieg vorbereiten! Wie können sie immer weiter miteinander im Streit liegen, ohne verhungernde Kinder zu retten! Das ist eine Schande für die Menschheit. Das ist ein Zeichen für die Armut des Herzens der Menschheit.“
Sie dachte ständig über die Welt nach. Während sie am östlichen Ende der Balkan Halbinsel wohnte, wanderten ihre Gedanken dennoch um die ganze Welt. In ihrem schmalen, kleinen Körper schlägt ein großes, großes Herz. Bei jeder Gelegenheit rief sie dazu auf: „Lassen Sie uns den Horizont des Herzens erweitern!“
„Die Zeit ist gekommen; die Zeit, dass Mütter sagen müssen: ‚Nein!’ ‚Nein’ zu den Erwachsenen, die ihr reines Gefühl der Gerechtigkeit während ihrer Kinderzeit vergaßen und keinem Menschen mehr vertrauen können. Und ‚Nein’ zu den vom Egoismus besessenen Führern.“
Sie ist eine unvergessliche Person.
Sie, Lyudmila Zhivkova (1942-1981), war die Kultusministerin Bulgariens. Als habe sie ihr Leben voller Eile durchschreiten wollen, lief sie atemlos nach vorne und immer weiter voraus und rannte durch ihr kurzes Leben.
Da ihr Hals schmal war und ihr weißes Kleid und ihr Hut beeindruckend wirkten, nannten meine Frau und ich, unter uns, sie mit Liebe und Respekt „Prinzessin Kranich“ oder „Prinzessin ‚weißer Kranich’“. Sie war die werte Tochter des (ehemaligen) Staatsratsvorsitzenden Bulgariens, Todor Zhivkov.
Mit Frau Zhivkova hatte ich eine wunderbare Beziehung. Ich traf sie im Jahr 1981, zwei Jahre nach meinem Rücktritt als Präsident der Soka Gakkai. Das dunkele Netzwerk, in dem man versuchte, mich festzuhalten und mich nicht bewegen zu lassen, bestand fortgesetzt. Es war die Zeit, in der man sich fühlte, als seien den Menschen Freiheit, Hoffnung und auch noch das Lachen geraubt. Mir machte es nichts aus, aber was sollte aus den wertvollen Freunden werden! Wie soll Kosen-rufu weiter gehen!
Ich entschloss mich: „Ich werde um die ganze Welt reisen und die Gleichgesinnten in Japan von dort aus ermutigen!“ Ich gab zwar mein Amt als Präsident der Soka Gakkai auf, ließ aber nicht zu, mich daran zu hindern, dass ich mich als Präsident der Soka Gakkai Internationale bewegte.
Der Buddhismus Nichiren Daishonins ist die Lehre, für den Frieden zu kämpfen. „Die Befriedung des Landes durch die Errichtung des wahren Gesetzes (Rissho-Ankoku)“ bedeutet für die heutige Zeit „Die Befriedung der Welt durch die Errichtung des wahren Gesetzes (Rissho-Ansekai)“.
Wer soll das Recht besitzen, die Taten für den Weltfrieden zu stoppen!
Wozu ist das gut, dass sie aus ihrem Neid und ihrer Gewinnsucht heraus versuchen, meine Aktivitäten zu unterbinden!
Außerdem hatten sie am Weltfrieden kein bisschen Interesse.
Ich stand auf. Angefangen mit der USA-Reise im Herbst 1980, reiste ich in diesem einen Jahr durch die ganze Welt; im Januar war ich in den USA, nach kurzer Rückkehr reiste ich im Februar wieder in die USA, nach Panama, Mexiko und wieder zurück in die USA.
Im März kam ich einmal nach Japan zurück und brach dann im Mai zur Reise um die nördliche Hemisphäre auf: die (ehemalige) Sowjet Union, (West)Deutschland, Bulgarien, Österreich, Italien, Frankreich. Von da aus überquerte ich den Atlantik nach den USA und anschließend nach Kanada.
Als ich über den Pazifik wieder nach Japan zurückkehrte, war der Monat bereits vom grünen Mai in den Juli des Hochsommers übergegangen; es waren 61 Tage, meine längste Auslandsreise. Und im darauffolgenden August flog ich nach Hawaii, um an der Generalversammlung der SGI teilzunehmen.
In der Welt erreichten die Gefahren des Kalten Krieges, „der sowjetische Einmarsch in Afghanistan“, „der Boykott westlicher Länder bei der Moskauer Olympiade“, „die harte Politik der Regierung Ronald Reagans gegen die Sowjet Union“ usw. ihren Höhepunkt.
Aus dem Grund reiste ich in die USA und besuchte auch die Sowjet Union, weil ich der Überzeugung bin, dass ein Wirbel des Dialogs den nächsten Wirbel herbeiruft, selbst wenn sich ein einziger unmerklich auswirkt. Dass man angesichts der Gefahren nur kritisiert, bedeutet eine Niederlage des Geistes.
Inmitten solch einer heftigen Bewegung kam ich in Mexiko City an (26. Februar). Just in dem Hotel, in dem wir übernachteten, hielt sich die Kultusministerin Zhivkova auf. Dass ich im Mai nach Bulgarien reisen würde, war bereits entschieden. Sie war die Zentralfigur derer, die mich einluden. Es war eine sonderbare Begegnung. Man erzählte mir, dass es ihr gesundheitlich nicht gut ginge. Meine Frau und ich ließen ihr einen Blumenstrauß zur Genesung bringen.
Die Ministerin ließ mir mitteilen, dass es ihr gesundheitlich wieder besser ging, und so trafen wir am 3. März, dem „Festtag für Mädchen (in Japan)“, zusammen. In Bulgarien ist es ein Feiertag, der an die Befreiung aus dem fünfhundertjährigen „Joch“ des Osmanischen Reichs (1878) erinnert.
Sie war eine elegante, feine Person. „Sie, Frau und Herr Ikeda, sind in Japan und ich in Bulgarien. Obwohl wir voneinander weit entfernt am jeweiligen Ende der Welt wohnen, treffen wir heute in Mexiko zusammen. Wie erfreulich es ist.“ Wir waren ganz ihrer Meinung.
Wir hielten die Dauer des Gesprächs aus Sorge um ihre Gesundheit kurz, dennoch konnte ich während des kurzen Wortwechsels erkennen, dass sie wunderbar schnell begreift, worum es geht. Sie war zurückhaltend, schaffte eine freundliche Atmosphäre und fokussierte die Themen klar und deutlich: „Die Kultur ist eine Brücke. Sie kann nicht nur zwischen dem einen Land und dem anderen, sondern auch zwischen den Systemen Brücken schlagen. Ich möchte kraft der Kultur gegen den Krieg kämpfen“, sagte sie entschieden. Sie war eine Historikerin, die an der Universität Oxford studierte, und zeigte großes Interesse am Buddhismus. Sie war auch eine Vegetarierin.
Nachdem ich wieder nach Japan zurückkehrt war, hatte ich auch die Gelegenheit, ihren Ehemann Iwan Slawkov zu treffen, der im April dienstlich nach Japan kam. Er war zu dieser Zeit der Präsident des bulgarischen Fernsehens.
Und dann im Mai. Bulgarien, das ich besuchte, war wunderschön. „Sofia“ – allein der Name klingt auch schön – die Stadt, die „Weisheit“ bedeutet: Das Grün der Pappeln strahlte in voller Frische und die Watte der Weiden flog wie Schneeflocken sanft vom Wind verweht.
Ich wurde in einen Vorort der Stadt Sofia eingeladen. Auf dem Hügel, von dem man in der Ferne auf das namhafte Witoscha-Gebirge blicken kann, begann das Treffen der „Flagge des Friedens“. Kleine Mädchen tanzten in ihren Trachten, Ballette wurden aufgeführt und Chöre der Mädchen und Jungen in Pionier-Uniformen sangen:
„Wenn der Frühling kommt,
freuen sich die Kinder und die Natur ist voller Freude erfüllt.
Lasst uns die Welt erfüllen
mit Lachen und Freude der Kinder . . .“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Die Heiterkeit, die die unerwarteten schwarzen Wolken am Himmel vertrieb, verbreitete sich im Nu. Auf dem Platz neben mir verfolgte Ministerin Zhivkova die ganze Veranstaltung mit den „Augen der Mutter“, die einmal mit Freude über das Können der Kinder und einmal mit Sorgen darum zuschaute.
„Die Flagge des Friedens“ begann 1979 zur Feier des „Jahres der Internationalen Kinder“ der Vereinten Nationen. Etwa 1300 Kinder aus 76 Ländern der Welt versammelten sich und tauschten zusammen mit den bulgarischen Kindern den „Eid des Friedens“ aus. Das war eine große Veranstaltung, die von der ganzen Welt gepriesen wurde. Und darin zeigten sich die aus vollen Leibeskräften stammenden Handlungen der jungen Kultusministerin, die diese Veranstaltung möglich machte.
Als sie vor den Bildern der Kinder, die aus aller Welt gesammelt wurden, stand, rief sie vor Bewunderung aus: „Bitte schauen Sie! Sie sind wunderschön! Lassen Sie uns die Zukunft der Kinder nicht zerstören! Lassen Sie uns die Träume dieser Kinder nicht mit Füßen treten!“
Bei der Zusammenkunft der „Flagge des Friedens“ rief Frau Zhivkova auf:
„Die Welt darf nicht mehr mit der Angst vor dem Krieg leben. Dass die Mütter auf ihre Kinder, die nie wieder zurückkehren, aussichtslos warten müssen, darf nicht noch einmal passieren! Auf dieser Erde leben unzählige Brüder und Schwester von Ihnen in Hungersnot und unter der schweren Last der Ausbeutung. Sie sterben, bevor sie schreiben lernen; bevor sie ‚Mutter’ und ‚Freiheit’ – die wichtigsten Wörter auf dieser Welt – schreiben können. Eine solche Tragödie darf niemals mehr passieren!“
Direkt vor meinen Augen ragte der Gedenkturm für die „Flagge des Friedens“; darauf waren die drei Mottos der Bewegung – „Harmonie“, „Kreativität“ und „Schönheit“ – eingeprägt. Gerade sie waren die Quintessenz ihrer Friedensphilosophie.
„Der Friede“, dachte sie, „bedeutet, mit dem universellen Gesetz vereint zu leben.“ Und der konkrete Ausdruck dieses „ewigen Gesetzes“ offenbarte sich als mannigfaltige Harmonie, unversiegbare Kreativität und lebendige Schönheit.
Die Erde, auf der es weder Krieg noch Furcht gibt und alle Menschen leben können, indem sie Kreativität und Schönheit genießen, war ihr Traum. „Die Menschheit“, sagte sie vehement, „muss auf den Krieg verzichten!“ Das war jedoch eine „allzu fortschrittliche“ Idee.
Sie sagte nicht nur etwas, sondern sie war eine Person der Tat; sie bemühte sich darum, die als „avantgardistisch“ gefährlich-angesehene Kunst zu beschützen und den Kulturmenschen sowie Intellektuellen so viel Freiheit zur Schöpfung wie möglich zu sichern. Zelu Zelev, der später Staatspräsident wurde, war in der damaligen Zeit einer dieser Intellektuellen, die von der Obrigkeit „überwacht“ wurden. Ich erfuhr, dass er von der Kultusministerin Zhivkova in Schutz genommen wurde.
Allerdings kann sie womöglich durch ihre besondere Position als Tochter des Parteichefs über die Macht verfügt haben, das zu tun. Dennoch war sie unverändert der Gefahr ausgesetzt.
Die Ministerin arbeitete 15 Stunden am Tag und auch oft noch länger; sie war zugleich Mutter von zwei Kindern. Die Menschen in ihrer Umgebung machten sich Sorgen um ihre Gesundheit und sagten:
„Es ist nicht gut, wenn du solch ein hartes Leben führst.“
Darauf antwortete sie lächelnd:
„Es ist nichts zu machen. Denn obwohl das Leben so kurz ist, habe ich soviel zu tun!“
Und fuhr sie fort:
„Jeder Tag ist für mich ein Kampf. Wir Menschen sollen nicht jeden Tag und nicht jedes Jahr ‚unverändert’ verbringen. Wir müssen uns verändern!“
Obwohl ich damals nicht in der Lage war, über ihre Situation gut informiert zu sein, sagte ich ihr aus dem Gefühl, sie habe sich unvorstellbar große Mühen auferlegt:
„Achten Sie bitte auf Ihre Gesundheit!“
Ihre Antwort, die sie mir darauf gab, vergesse ich nie.
„Diejenigen, die sich in wichtigen Positionen befinden, haben wichtige Aufgaben. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als an ihren Aufgaben bewusst zu arbeiten. Auch wenn als Folge davon eine Tragödie passieren würde, . . . es ist unvermeidbar und ich habe nichts zu bereuen. Darauf bin ich bereits eingestellt.“
Es waren die Worte voller Entschiedenheit.
Im Verlauf des Programms der Zusammenkunft der „Flagge des Friedens“ verschlechterte sich die Wetterlage. Als ich an die Reihe kam, meine Begrüßungsrede zu halten, begann es zu tropfen. Ich dachte, die Kinder sollten sich keine Erkältung zuzuziehen. Um die Zeit zu verkürzen, bat ich den Veranstalter darum, meine vorbereitete Rede nur durch den Dolmetscher auf Bulgarisch vorlesen zu lassen.
Das Finale des Treffens spielte sich dramatisch ab; die Kinder fingen an, die Glocken, die um den Turm bereitgestellt waren, auf einmal zu läuten. Zig Glocken, die aus vielen Ländern der Welt geschickt worden waren, klangen mal tief, mal hoch, mal leicht und mal schwer, stiegen aber alle vereint zum Himmel empor. Es war eine Sinfonie des Friedens schlechthin; es stellte zurecht Harmonie, Kreativität und Schönheit dar.
Etwa sieben Tage nach meiner Rückkehr von der Auslandsreise im Juli erhielt ich plötzlich eine Eilnachricht. Ich wurde völlig überrascht. Es hieß, Frau Zhivkova sei plötzlich gestorben. Es waren noch nicht volle zwei Monate vergangen, seit wir uns auf jenem Hügel getroffen hatten. Sie verstarb am 21. Juli, hätte fünf Tage später ihren 39. Geburtstag feiern können; sie war noch zu jung.
Die Fahnenträgerin fiel, während sie die „Flagge des Friedens“ hochhielt. Es wurde bekannt gegeben, dass sie wegen einer akuten Erkrankung gestorben war. Ihr Tod, der zu früh kam, wurde auf der ganzen Welt bedauert. Indira Gandhi (1917-1984), die Ministerpräsidentin Indiens, hielt eine Gedächtnisrede: „Es gibt nur selten solche Menschen, die sich derart für eine Aufgabe eingesetzt haben.“
Im Jahr 1985, also vier Jahre später, traf ich Todor Zhivkov, den Staatsratsvorsitzenden Bulgariens, wieder (29. Mai), als er nach Japan kam. Unser Wiedersehen kam zustande, nachdem ich ihn vier Jahre zuvor im Staatsrat in Sofia besucht hatte.
Man erzählte mir, dass er nach dem plötzlichen Tod seiner geliebten Tochter eine Zeit lang auffallend gealtert wirkte. Als ich ihm mein herzliches Beileid zum Ausdruck brachte, sagte er lächelnd: „Anstelle meiner Tochter habe ich die Enkelkinder. Diesmal habe ich Lyudmilas Tochter Efgenia (Evgenja) mitgebracht.“
Es war bereits die Zeit Michael Gorbatschows (geb. 1931), des Generalsekretärs der damaligen Sowjet Union. Wie sehr hätte sich Frau Zhivkova gefreut, wenn sie die „Perestroika“, die die „Vereinigung der Politik und Kultur“ zum Ziel hatte, erlebt hätte! Sie war diejenige, die die Zeit vorwegnahm.
Bulgarien ist das Land der Rosen. Frau Zhivkova kann möglicherweise eine „Winterrose“ gewesen sein, die vor dem Kommen des Frühlings blühte; sie war möglicherweise eine „weiße Rose der Freiheit“, die mitten im eisigen Wind des Kalten Kriegs im voraus aufblühte. Wegen ihrem reinen, edlen Weiß wurde sie einerseits gepriesen und wegen der Anmut der Rose wurde sie andererseits beneidet.
Die Menschen in Bulgarien damals brauchten zwar nicht zu verhungern, aber sie lebten keinesfalls wohlhabend. Eine Ministerin, die in einer solchen Situation um die Welt reiste und wiederholt zu „Frieden“ und „Kultur“ aufrief, wurde von den meisten Menschen in ihrem Land womöglich als Fremdkörper angesehen, während ihre Aktivitäten als Hobby der Tochter einer wohlhabenden Familie betrachtet wurden, die sich ums Überleben keine Sorgen zu machen brauchte. Ungeachtet dessen war es ihr mit ihren Aktivitäten vollkommen Ernst.
Menschen können der Zeit, in der sie leben, nicht entkommen. Es gibt für sie keine andere Möglichkeit zu leben, als dass sie sich in diesem Dschungel voller Paradoxe den Weg zum Licht bahnen. Auch wenn ihre Taten, sowohl von nachfolgenden Generationen als auch von einer glückverheißenden Gesellschaft aus gesehen, auf alle Fälle als unvollkommen betrachtet werden mögen. Allein die „Art und Weise der Lebensführung“, sich der eigenen Überzeugung konsequent zu widmen, bleibt unsterblich, unabhängig von der Verwandlung der Zeit und Gesellschaft.
„Kämpfer sind am Leben, leben weiter . . .
Kämpfer, die im Kampf für die Freiheit gefallen sind,
werden nicht sterben.
Alle Menschen betrauern Mutige;
Himmel, Erde, Natur und Tiere
Und die Minnesänger besingen
Diese Helden.“
Das ist das ausgezeichnete Gedicht Hristo Botevs (1848-1876), des Freiheitskämpfers und des Dichters Bulgariens, den Frau Zhivkova innig liebte.
Frau Zhivkova war auch an japanischen Gedichten interessiert. Hierbei erinnere ich mich eines Waka-Gedichts Minamoto-no-Sanetomos (1192-1219), des Premierministers in der Kamakura-Ära, der (durch ein Attentat) umkam. Obwohl er als zweiter Sohn Minamoto-no-Yoritomos, des Gründers des Kamakura-Regimes, geboren wurde, im Zentrum der militärischen Macht Japans aufwuchs und schließlich das höchste Amt des Shogunats übernahm, konnte er sich mit der Welt der „Macht“ nicht identifizieren und sehnte sich fortwährend nach der Kultur, die innerhalb der Dynastie (in Kyoto) erhalten blieb. Sanetomo war selbst ein hervorragender Dichter und lebte, indem er inmitten des Machtkampfs in seiner unmittelbaren Umgebung seine Seele und seinen Körper ausschöpfte. Und sein letztes Gedicht klingt, als habe er die nur kurze Zeit seines Lebens vorausgeahnt:
„Wenn ich ausgehe und fern bleibe,
und das Haus herrenlos wird,
vergiss nicht,
Pflaumenbaum am Ende des Gartens,
den Frühling.“
Für Frau Zhivkova bedeutete der Pflaumenbaum, der am Ende des Gartens blühte, wohlmöglich jene Kinder. Sie liebte Kinder mehr als alles andere und wünschte sich herzlichst, dass sie alle glücklich und stark aufwachsen und mit anderen Kindern der Welt Hand in Hand voranschreiten.
Die Kinder, die an der Veranstaltung der „Flagge des Friedens“ teilnahmen, müssten nun ein Alter erreicht haben, selbst Kinder zu haben. Sie alle, nehme ich an, könnten wohl ohne eine Ausnahme viele Stürme der Zeit und des Lebens überwunden haben. Und jetzt: Können sie in ihren Ohren noch den Klang der Glocken wahrnehmen, wenn sie mitten in ihrem geschäftigen Leben eine kleine Pause einlegen? Erleben sie vielleicht einen Tag, an dem sie im Traum die Glocken auf jenem Hügel läuten hören können? Und die Stimme der Frau, die sie sehr liebte und große Hoffung auf sie setzte, die Frau, die sich tief wünschte: „Kinder! Lebt ein wunderbares Leben! Lebt auch für uns!“
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 18. Januar 2003)
";s:12:"content_meta";N;}