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Das eigene Selbst betrachten
Wir, Nichirens Schüler, die den wahren Buddhismus in der ganzen Welt leben, sind die Erben seiner großen Barmherzigkeit und deshalb werden auch wir unweigerlich auf einigen Widerstand treffen. Wir müssen einander ermutigen, stark zu werden aus der Überzeugung, daß die Richtigkeit unseres buddhistischen Glaubens und unserer Ausübung sich nur dann bestätigen wird, wenn wir unter allen Umständen unerschrocken aushalten.
Dadurch, daß er die Tatsunokuchi-Verfolgung und die Verbannung nach Sado überlebte, erfüllte Nichiren Daishonin alle Vorhersagen des Lotus-Sutra als Bodhisattwa Jogyo und danach offenbarte er seine Identität als ursprünglicher Buddha. Nach Tatsunokuchi und vor Sado hat er zum ersten Mal den Gohonzon eingeschrieben.
Der unbesiegbare Lebenszustand des ursprünglichen Buddhas existierte bereits in den Tiefen seines Seins. Der verstorbene Präsident Josei Toda sagte in einer Vorlesung über einen Abschnitt aus dem Brief an die Priester von Seicho-ji, daß der Daishonin, als er noch als Priesterschüler an diesem Tempel zu Bodhisattwa Kokuzo betete, er wolle der weiseste Mensch in ganz Japan werden, bereits erkannte, daß er der ursprüngliche Buddha war.
Tatsächlich hätte der Daishonin nicht im Alter von zweiunddreißig Jahren den Beginn des wahren Buddhismus verkünden können, wenn er nicht den dazu erforderlichen Lebenszustand erreicht hätte. Er wußte nur zu gut, daß das Zeitalter des Späten Tages des Gesetzes bereits angebrochen war, für welches das Nachlassen der Kraft von Shakyamunis Buddhismus prophezeit worden war; er wußte, daß es völlig unangemessen gewiesen wäre, Shakyamunis Buddhismus als neues Glaubenssystem erneut zu verkünden. Er konnte den Menschen eine vollkommen neue Art des Buddhismus bringen, weil er von seiner Identität und von seiner Aufgabe, alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu retten, überzeugt war. Dennoch offenbarte sich der Daishonin erst als der ursprüngliche Buddha, nachdem er gut zwanzig Jahre lang die Vorhersagen des Lotus-Sutra Wort für Wort erfüllt hatte. Nach dem Ereignis in Tatsunokuchi und der Verbannungnach Sado warf er die vorübergehende Identität eines Sendboten des Buddhas ab und erklärte seine wahre Identität als der ursprüngliche Buddha.
Nichiren Daishonin schrieb den Gohonzon ein, damit alle im Späten Tag des Gesetzes geborenen Generationen die Buddhaschaft verwirklichen könnten. Seine eigenen Zeitgenossen waren in der Lage, seine Größe persönlich zu erleben, und da er natürlich sterben mußte, schrieb er sein eigenes Leben für die Nachwelt in Gestalt des Gohonzon ein. Wir denken oft vom Gohonzon, er sei eine physische Darstellung des Gesetzes, aber in Wirklichkeit ist er die Verkörperung sowohl der Person als auch des Gesetzes.
“Nam-Myoho-Renge-Kyo, Nichiren" steht in kühnen Schriftzeichen senkrecht im Zentrum des Gohonzon; “Nam-Myoho-Renge-Kyo" ist das Gesetz, und “Nichiren" ist die Person. Der Daishonin sah es als die grundlegende Eigenschaft des Gohonzon an, daß er die Einheit von Person und Gesetz ist. Aber wie sollten wir, die wir den Gohonzon verehren, dies betrachten? Laut Nichiren Daishonin sollten wir den Standpunkt von kanjin einnehmen; das bedeutet wörtlich, sein eigenes Herz, das heißt sein Selbst, betrachten; daher auch der Titel dieses Werkes über den Gohonzon: kanjin no honzon sho.
Was bedeutet kanjin? Ein Satz aus dieser Gosho lautet: “Kanjin bedeutet, sein eigenes Herz zu betrachten und die Zehn Welten darin zu finden. " Der Daishonin fügte hinzu, daß man ebensowenig, wie man ohne Spiegel sein eigenes Gesicht sehen kann, auch die Zehn Welten im eigenen Leben ohne den Spiegel des Buddhismus sehen kann. Ein anderer Satz in derselben Gosho lautet:
“... verschiedene Sutras nehmen hier und da Bezug auf die sechs Pfade und die vier edlen Welten (die die Zehn Welten ausmachen), doch nur im klaren Spiegel des Lotus-Sutra und der Maka Shikan von T'ien-t'ai kann man die eigenen dreitausend Lebenszustände erkennen - die Zehn Welten, ihren gegenseitigen Besitz und die tausend Faktoren.“
Dieses Zitat macht deutlich, daß kanjin bedeutet, ichinen sanzen zu sehen, das heißt dreitausend mögliche Lebenszustände in jedem einzelnen Augenblick des Lebens. Aber ichinen sanzen ist nur ein theoretischer Ausdruck der Wahrheit unseres Lebens. Der Daishonin folgert, daß Nam-Myoho-Renge-Kyo die konkrete Wirklichkeit von ichinen sanzen ist, die endgültige Realität, in der dreitausend mögliche Lebenszustände enthalten sind. Daher bedeutet “sein eigenes Herz zu betrachten und die Zehn Welten darin zu finden", daß man sein eigenes Leben als das Wesen von Nam-Myoho-Renge-Kyo wahrnimmt.
Jeder Mensch in jeder der Zehn Welten besitzt die endgültige Wirklichkeit, Nam-Myoho-Renge-Kyo, in der Tiefe seines Lebens. Tatsächlich sagt uns die theoretische Lehre des Lotus-Sutra, dass jeder einzelne Mensch ursprünglich eine Verkörperung des Mystischen Gesetzes ist. Im Kernstück der theoretischen Lehre, im Hoben-Kapitel, findet sich der Satz: “Alle Phänomene offenbaren das Wahre Wesen." Nichiren Daishonin deutet diesen Satz als Ausdruck der endgültigen Wahrheit. Darum führt er ihn in Das Wahre Wesen des Lebens an, und zwar auf folgende Weise: “Alle Wesen und ihre Umgebung in jeder der Zehn Welten, von Hölle, der niedrigsten, bis zur Buddhaschaft, der höchsten, (sind) ohne Ausnahme Manifestationen von Myoho-Renge-Kyo. (...) Alle Phänomene sind ihrerseits Offenbarungen von Myoho-Renge-Kyo. Das ist die Bedeutung von 'Alle Phänomene offenbaren das Wahre Wesen des Lebens'.
Die Tatsache, daß jeder einzelne Mensch seinem Wesen nach mit dem Mystischen Gesetz identisch ist, ist nicht dasselbe wie die tatsächliche Verwirklichung der Buddhaschaft. Wenn es mit Buddhaschaft gleichbedeutend wäre, dann gäbe es keinerlei Unterschied zwischen dem Buddha und einem gewöhnlichen Menschen, und es wäre nicht notwendig, an die buddhistische Lehre zu glauben und sie auszuüben. Die Frage ist, ob jeder Einzelne zu der Erkenntnis erwacht, daß er oder sie eine Verkörperung des Mystischen Gesetzes ist, oder nicht. Die Kanjin no Honzon Sho beschreibt die Verwirklichung des höchsten Lebenszustandes, der Buddhaschaft, im eigenen Leben. Wenn Menschen zu ihrem wahren Wesen erwachen, erreichen sie die Buddhaschaft; wer dies nicht tut, bleibt ein gewöhnlicher Sterblicher. Das ist es, wie Sie wissen, was der Daishonin in Das Wahre Wesen des Lebens mit den Worten meint: “Es gibt einen klaren Unterschied zwischen einem Buddha und einem gewöhnlichen Sterblichen, der darin besteht, daß ein gewöhnlicher Sterblicher in der Illusion lebt, während ein Buddha erleuchtet ist. Der gewöhnliche Sterbliche erkennt nicht, daß er selbst sowohl das Wesen als auch die Funktion der drei Eigenschaften des Buddhas besitzt.
In der Gosho Über die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben kommt folgender Abschnitt vor: “Wenn Sie sich von den Leiden aus Geburt und Tod befreien wollen, die Sie seit aller Ewigkeit erduldet haben, und die höchste Erleuchtung in diesem einen Leben erlangen wollen, müssen Sie zu der mystischen Wahrheit erwachen, die immer schon in Ihrem Leben vorhanden war. Diese Wahrheit ist Myoho-Renge-Kyo. Das Chanten von Myoho-Renge-Kyo ermöglicht es Ihnen deshalb, die mystische Wahrheit in sich selbst zu erfassen." “Zu der mystischen Wahrheit erwachen, die immer schon in Ihrem Leben vorhanden war", und erkennen, daß Sie immer schon Nam-Myoho-Renge-Kyo gewesen sind, das ist die höchste Erleuchtung. Zu der Tatsache erwachen, daß Sie das Wesen des Mystischen Gesetzes sind, heißt. Ihr eigenes Selbst betrachten (kanjin). Kanjin bedeutet also letztlich, die Buddhaschaft zu verwirklichen.
Also existiert das Objekt der Verehrung “für die Betrachtung des eigenen Herzens", damit die Menschen in jeder der Zehn Welten sich selbst als die Verkörperung des Mystischen Gesetzes sehen und die Buddhaschaft verwirklichen können. Ganz gleich, in welchem Lebenszustand jemand sich befindet, der Gohonzon ermöglicht es jedem, wirklich jedem Einzelnen, gleichermaßen die Buddhaschaft oder Erleuchtung zu erreichen. Dies wurde zum ersten Mal möglich, als Nichiren Daishonin das Objekt der Verehrung errichtete.
Auszug aus : "Das Wahre Objekt der Verehrung" - Goshoerläuterung von Daisaku Ikeda
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