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Präsident Ikedas Rede bei der 15. HLV

Gegenseitiger Respekt ist der Kern des buddhistischen Humanismus

Bei der 15. Honbu-Leiterversammlung der Soka Gakkai, gleichzeitig die 4. Generalversammlung von Kyushu und die 2. Generalversammlung der Kunstabteilung am 3. März 2002 in der Tokyo Makiguchi Memorial Hall in Hachioji, Tokyo.

Heute möchte ich über Dr. Martin Luther King sprechen. Dr. King war eine wirklich überragende Person. Er war ein Geistlicher und ein zentraler Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der sich standhaft dem gewaltlosen Widerstand verschrieben hatte und wurde im Alter von 39 Jahren [am 4. April 1968] inmitten seines Kampfes um die Menschenrechte ermordet. Als echter Held inspirierte Dr. King Millionen mit seiner kraftvollen Rhetorik und bleibt in den Vereinigten Staaten bis zu diesem Tag verehrt und respektiert.

Niemand ist tapferer als eine Person mit echter religiöser Überzeugung. Ein eitler, hohler Anführer tut nur so, als ob er tapfer sei, um einen guten Eindruck zu erwecken.

[Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung war der Kampf zur Beendigung der Diskriminierung afrikanischer Amerikaner und für ihre in der Verfassung der Vereinigten Staaten garantierten Rechte in den 50er- und 60er-Jahren. Im Jahr 1964 wurde schließlich der Civil Rights Act beschlossen und Dr. King, der diese Bewegung auf der Grundlage der Gewaltlosigkeit angeführt hatte, wurde im selben Jahr der Friedensnobelpreis verliehen.]

Die Menschenrechtsbewegung von Dr. King gründete auf seinen religiösen Überzeugungen. Die Religion ist eine Grundlage des menschlichen Lebens. Wenn die Menschen eine feste innere Grundlage humanistischen Glaubens besitzen, beginnen die Wirtschaft, die Philosophie, die Erziehung und die Regierung ihren höchsten Zweck zu erfüllen. Deshalb wird eine humanistische religiöse Bewegung unweigerlich eine Bewegung sein, die sich der Aufgabe widmet, die Gesellschaft zu verbessern und für die gesamte Menschheit Frieden zu verwirklichen. Mit dieser Überzeugung haben wir in der SGI unsere Bewegung für Frieden, Kultur und Erziehung auf der Grundlage des Buddhismus entwickelt.

Die SGI sponsert gegenwärtig in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen Ausstellungen, die Dr. Kings gewaltfreie Friedensbewegung an Ausstellungsorten auf der ganzen Welt vorstellt.

[In den USA haben die SGI-USA und die Morehouse College King International Chapel gemeinsam die Wanderausstellung Gandhi, King, Ikeda –Vermächtnis zum Aufbau des Friedens veranstaltet. Letztes Monat wurde die Ausstellung, die den gewaltlosen Friedenskampf von Mahatma Gandhi, Dr. King und Präsident Ikeda zeigt, in Kanada eröffnet. Ähnliche Ausstellungen über das Leben und die Leistungen dieser drei Kämpfer für den Frieden wurden in Italien und in der Schweiz gezeigt und haben in den Gemeinden, in denen sie gezeigt wurden, positiven Widerhall gefunden.]

Die Nacht geht immer in den Morgen über

Dr. King besaß festen Glauben an die Zukunft. Er erklärte: „Der Morgen wird kommen. Ernttäuschung, Kummer und Verzweiflung entstehen zu Mitternacht, aber der Morgen folgt nach.“[^1]

Wir dürfen uns nicht von Schwierigkeiten besiegen lassen. Egal wie hart und schmerzhaft die eigene Situation gegenwärtig sein mag, es kommt sicher der Morgen der Hoffnung. „Die Nacht geht immer in den Morgen über,“ wie der japanische Schriftsteller Eiji Yoshikawa gesagt hat.

Dr. King insistierte: „Es gibt nichts Tragischeres auf der Welt, als das Richtige zu kennen und es nicht zu tun.“[^2] Tun Sie, was richtig ist! Es nicht zu tun, ist eine Tragödie – das war Dr. Kings Botschaft. Inmitten der Stürme der Verfolgung rief er tapfer aus: „Der höchste Maßstab eines Mannes ist nicht, wo er in Zeiten der Bequemlichkeit und des Komforts steht, sondern wo er in Zeiten der Herausforderung und Kontroverse steht.“[^3]

Als Mitglieder der SGI strahlt unser wahrer Wert als menschliche Wesen, wenn wir versuchen, andere Menschen durch offenen und ehrlichen Dialog zum Buddhismus zu führen, einen Dialog, in dem wir uns ernsthaft bemühen, den anderen zu einem wirklichen Erwachen zu sich selbst zu führen und ihm zu helfen, ein Verständnis von der Wahrheit und vom besten Weg des Lebens zu erlangen.

Wie würdig und edel Sie alle sind, die die richtige Lehre des Buddhismus hochhalten und sich der Aufgabe widmen, sie weithin mit anderen zu teilen!

Dr. King sagte: „Man wird nicht gefragt werden, wie viele akademische Titel man erlangt hat oder wieviel Geld man sich angeeignet hat, sondern wie viel man für andere getan hat.“[^4] Was zählt, ist wie viel wir für andere beigetragen haben. Als Mitglieder der SGI arbeiten wir durch unsere verschiedenen Aktivitäten der SGI und durch unsere laufenden Bemühungen, andere Menschen über den Buddhismus zu lehren, für das Glück der Menschen. Das sind die edelsten Handlungen, die wir als menschliche Wesen setzen können.

Mut ist die grösste Kraft für das Glück

Alle wirklich großen Philosophen und Anführer konzentrieren sich auf das menschliche Wesen.

Als Mitglieder der SGI, die die Philosophie der menschlichen Revolution hochhalten, gehen Sie an der vordersten Linie der menschlichen Geschichte voran.

Der russische Schriftsteller Tolstoi sagte, daß die menschliche Geschichte ständig Fortschritte macht und daß diese Bewegung nach vorne auch in der Welt des Geistes und der Religion notwendig ist.[^5] Politischer Fortschritt, wirtschaftlicher Fortschritt, aller Fortschritt hängt von der Entwicklung der Menschen selbst ab, die die Protagonisten in diesen Unternehmungen sind. Wenn nicht gleichzeitig auch der Glaube oder die Ideologie, die die Menschen als Grundlage nehmen, auch Forschritte macht, wird es keinen echten menschlichen Fortschritt geben.

Die Soka Gakkai hat immer Fortschritte gemacht. Sie hat sich in Kampf um Kampf engagiert und Sieg um Sieg gewonnen. Es ist ganz natürlich, daß unsere bemerkenswerte Entwicklung bei einigen Personen Neid und Eifersucht hervorgerufen hat.

Der französische Philosoph Alain sagte: „Ängstlichkeit ist ein großes Hindernis und oft ist es das einzige Hindernis.“[^6] Feigheit ist das größte Hindernis zum Glück. Nichiren Daishonin schreibt: „Nichirens Schüler können nichts erreichen, wenn sie feige sind.“ (WND, p. 481) Mut ist die größte Kraft für das Glück.

In einem Buch von Maximen hat Tolstoi einmal die Worte des römischen Philosophenkaisers Marcus Aurelius paraphrasiert: „Wenn man dafür angegriffen wird, daß man tugendhafte Taten vollbringt, ist es edel, sich zu freuen, anstatt sich zu beklagen.“[^7] Es ist nicht notwendig, zu klagen, wenn man für gute Taten kritisiert wird. Das trifft um so mehr auf unsere Bemühungen zu, anderen Menschen den Buddhismus nahezubringen, eine Handlung des höchsten Guten. Der Daishonin sagt auch, daß wir uns freuen sollen, wenn wir auf Hindernisse treffen. Das ist der Geist der Soka Gakkai.

[Der Daishonin schreibt zum Beispiel: „Je größer die Schwierigkeiten, die ihn befallen, desto größere Freude verspürt er wegen seines starken Glaubens.“ (WND, p. 33)]

Wir studieren an der Soka Gakkai-Universität

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant sagte: „Ich glaube, daß Dummheit immer aus den beiden niedrigen Leidenschaften der Arroganz und der Gier entsteht.“[^8] Wir haben schon viele solche Menschen gesehen – Menschen, die arrogant glauben, daß sie allen anderen überlegen sind und die von der Gier nach persönlichem Vorteil verzehrt wurden. Es hat auch dumme Menschen gegeben, die sich viel aus ihrem akademischen Leistungen machten und die ihre edlen Gefährten verachtet haben und vom Wag des Glaubens abgewichen sind.

Die Soka Gakkai ist eine Welt des Glaubens. Das wichtigste in dieser Welt sind Glaube und Charakter. Wir studieren, wenn Sie so wollen, an der „Volksuniversität“ der Soka Gakkai. Diese Soka Gakkai-Universität ist die beste Universität der Welt, an der wir lernen, als Menschen zu leben.

Der französische Schriftsteller Romain Rolland erklärte, daß es das größte Laster ist, zu faul zu sein, sich zu erneuern.[^9] Sich nicht zu erneuern, seine menschliche Revolution nicht herauszufordern – das ist der größte Fehler, den die Menschheit machen kann. Es ist besonders wichtig, daß leitende Personen in ihrer menschlichen Revolution vorangehen.

Begrüssung der Kunstabteilung und der Mitglieder aus Übersee

Begrüßen wir heute hier die Mitglieder der Kunstabteilung! Danke für Ihre harte Arbeit! Ich unterstütze Sie immer bereitwillig und applaudiere Ihnen in meinem Herzen und bete für Ihren fortgesetzten Erfolg.

Wir haben heute auch edle Mitglieder bei uns, die aus Übersee zu einem buddhistischen Studienkurs angereist sind. Ich danke diesen Mitgliedern aus den Vereinigten Staaten, Italien, Südkorea, Taiwan, Malaysia, Indien – insgesamt 15 Nationen. Ich bin glücklich, Sie zu sehen!

Die „höchste Weitergabe“

Eine berühmte Stelle des Lotus-Sutra sagt: „Wenn Sie eine Person sehen, die dieses Sutra annimmt und beibehält, sollten Sie sich erheben und sie von weitem empfangen und ihr denselben Respekt zeigen wie einem Buddha.“ (LS 28, p. 324) Das ist die letzte Lehre des Lotus-Sutra, mit der Shakyamuni das Sutra zum Abschluß bringt.

Im spezifischen Sinn bezieht sich die Formulierung von der Person, die „dieses Sutra annimmt und beibehält“ – in anderen Worten der Ausübende des Lotus-Sutra – auf Nichiren Daishonin, aber In allgemeinem Sinn bezieht es sich auf seine Anhänger, die direkt seinen Geist annehmen und für Kosen-rufu arbeiten, auf die Menschen, die die Lehren des Buddhismus mit anderen teilen.

Ich hoffe, daß Sie daran denken werden, daß „den Ausübenden des Lotus-Sutra Respekt zeigen“ für die Verwirklichung von Kosen-rufu von grundlegender Bedeutung ist. Nichiren Daishonin sagt in der Ongi Kuden (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren), daß die gerade erwähnte Sutrenstelle die Grundlage der Lehren Shakyamunis ist und erklärt sie zur „höchsten Weitergabe.“ (Gosho Zenshu, p. 781)

Respektieren Sie die Menschen, die für Kosen-rufu kämpfen, wie einen Buddha“ – das war Shakyamunis letzte Aufforderung an uns. Deshalb ist die Verfolgung, die die Nikken-Sekte unseren Mitgliedern angetan hat, die so ernsthaft für Kosen-rufu arbeiten, ein Verrat am wichtigsten Prinzip des Lotus-Sutra. Die Nikken-Sekte hat auch gegen die Lehren der Gosho gehandelt – das Herz des Daishonin selbst – und gegen die Lehren der früheren Hohepriester. Das ist das verwerflichste Vergehen und es zeigt klar, daß Nikken nicht im Besitz irgendeiner Übertragung des Erbes des Gesetzes des Daishonin ist.

Vertrauen und Harmonie

In einer anderen Gosho zitiert der Daishonin dieselbe Sutrenstelle und schreibt:

Wenn eine Person nur einen einzigen Vers oder Satz des Lotus-Sutra verkündet, müssen Sie sie respektieren wie den Buddha. Das meint das Sutra, wenn es sagt „sollten Sie sich erheben und sie von weitem empfangen und ihr denselben Respekt zeigen wie einem Buddha.“ Sie sollten einander respektieren wie Shakyamuni und Taho in der Zeremonie im Schatzturm-Kapitel. (WND, p. 757)

Wer „nur einen einzigen Vers oder Satz des Lotus-Sutra verkündet“ – das bezieht sich auf Sie alle, die Mitglieder der SGI. Mit dem Wunsch für das Glück Ihrer Freunde in ihrem Herzen, erzählen Sie ihnen frei und natürlich mit Ihren eigenen tief empfundenen Worten über den Buddhismus des Daishonin. „Dieser Buddhismus ermöglicht Ihnen, Ihren höchsten Lebenszustand zu enthüllen. Wieso probieren Sie es nicht aus?“ Sie ermutigen sie, schädliche oder irrige Lehren aufzugeben und die richtige Lehre des Buddhismus anzunehmen.

Die „Zeremonie im Schatzturm-Kapitel“ bezeichnet die berühmte Szene, in der die beiden Buddhas Shakyamuni und Taho in der Zeremonie in der Luft Seite an Seite nebeneinander sitzen. Shakyamuni öffnet die Türe des Schatzturms und Taho lädt Shakyamuni ein, sich neben ihn auf seinen Platz zu setzen. Wer das mystische Gesetz hochhält, soll sich gegenseitig respektieren und füreinander sorgen wie diese beiden Buddhas. Der Daishonin sagt uns, daß wir dem Vorbild dieser beiden Buddhas folgen sollen.

Im Buddhismus gibt es keine Diskriminierung. Alle besitzen den höchsten Lebenszustand der Buddhaschaft. Alle strahlen mit unendlichem Glanz.

Die harmonische Welt der Soka Gakkai ist in vollkommener Übereinstimmung mit dem Kern des Lotus-Sutra gegründet worden. Sowohl unser erster als auch unser zweiter Präsident Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda haben ihr Leben gegeben, um das zu erreichen. Es ist das gegenseitige Vertrauen und die Harmonie der Mitglieder, die ermöglicht hat, daß die Soka Gakkai die heutige herausragende Entwicklung erreicht hat.

Ein Ende des Kreislaufs des Krieges und der Gewalt

Der Buddhismus lehrt, daß alle Menschen in ihrem Wesen Buddhas sind. Ich glaube, daß diese buddhistische Auffassung von der Humanität ein entscheidendes und grundlegendes Prinzip für den Weltfrieden verkörpert. „Du bist ein Buddha und ich bin ein Buddha. Deshalb dürfen wir nicht gegeneinander kämpfen. Deshalb müssen wir einander respektieren“ - wenn führende Personen auf der ganzen Welt das wirklich verstünden, gäbe es keinen Krieg mehr. Ich bin fest davon überzeugt, daß wenn alle Präsidenten, Premierminister und andere wichtige führende Personen auf der ganzen Welt gemeinsam dieses Prinzip hochhielten und einander respektieren, einander ehren und einander auf halben Weg treffen, wir dem Krieg ein Ende bereiten und uns auf Frieden und Glück für die gesamte Menschheit hin bewegen könnten.

Dieser Geist des gegenseitigen Respekts ist der Kern des buddhistischen Humanismus. Er ist die tiefgründige Lehre Shakyamunis und Nichiren Daishonins. Er ist das Licht der Hoffnung, das den Kreislauf von Krieg und Gewalt umwandeln kann. Die Bedeutung Ihrer Bemühungen, die Lehren des Buddhismus weithin zu vermitteln, ist wirklich ungeheuer.

Musiker des mystischen Gesetzes

Heute sind viele wunderbare Musiker bei uns. Kimiko Yazawa ist einer von Japans führenden Interpretinnen der Biwa (japanische Laute). Frau Yazawa trägt auch in ihrer Nachbarschaft die Seikyo Shimbun aus. Danke Ihnen für Ihre aufrichtigen Bemühungen.

Begrüßen wir auch Wang Chengyue, einen bekannten Erhu-Spieler (zweisaitige chinesische Geige) und Opernbariton und den führenden japanischen Violaspieler, Nubuo Okada. Danke Ihnen allen, daß Sie heute gekommen sind.

Ewig an vorderster Front

Glückwünsche zur Generalversammlung von Kyushu! Danke Ihnen allen, daß Sie die weite Reise nach Tokyo gemacht haben.

Kyushu hat tapfer gekämpft. Es hat eine wunderbare Geschichte von Leistungen geschaffen. Es führt Japan, ja die ganze Welt bei der Erweiterung von Kosen-rufu an.

Was besonders bemerkenswert ist – ich höre, daß das bahnbrechende Kyushu auch in seinen Resultaten bei der Verbreitung in der diesjährigen Februarkampagne einen neuen Rekord verzeichnet hat.

Kyushu ist heue zu einem Objekt der allgemeinen Respekts und Bewunderung geworden. Das ist die Frucht der strahlenden Bemühungen der Leiter von Kyushu und der Einheit aller Mitglieder von Kyushu und es ist ganz besonders das Resultat der Bemühungen der Mitglieder der Frauenabteilung.

Ich freue mich, die große Entwicklung von Kyushu gemeinsam mit Vertretern der Region bei dieser bedeutenden Honbu-Leiterversammlung feiern zu können – unserer ersten nach dem 50. Jahrestag der Februar-Kampagne. Ich danke Ihnen allen aus ganzem Herzen.

Wie glücklich die heutige Versammlung auch Tsunesaburo Makiguchi, den Gründungspräsidenten der Soka Gakkai, machen würde, der viele Male nach Kyushu gereist ist!

Herrn Makiguchis Postkarte an einen jungen Mann in Kyushu

Einige Tage vor dieser Generalversammlung von Kyushu wurde eine Postkarte entdeckt, die Präsident Makiguchi an einen jungen Mann in Kyushu geschickt hatte. Sie ist ein wertvolles Dokument, dicht beschrieben mit Herrn Makiguchis fließender Schrift. Die Mitarbeiter des Soka Education Research Center an der Soka Universität haben sie sorgfältig untersucht. Her Makiguchi schreib die Postkarte am 3. März 1940 – vor 62 Jahren – an einen Erzieher aus der Stadt Izumi, Präfektur Kagoshima, Kyushu. Herr Makiguchi hatte enge Verbindungen zu Kyushu. Die kraftvollen Bemühungen unserer Freunde aus Kagoshima strahlen heute auch hell.

Die Postkarte war an Masataka Kubota adressiert, der an einer Grundschule in Tokyo unterrichtet hatte, deren Schulleiter Herr Makiguchi war. Der junge Lehrer erheilt von Herrn Makiguchi über einen Zeitraum von über sechs Jahren praktische Anleitung und Training. Herr Kubota sagt heute, daß er auf diese Zeit als die glücklichste seines Lebens zurückblickt.

Obwohl der junge Herr Kubota Herrn Makiguchi tief respektierte, war er scheinbar nicht sehr darauf aus, ihn über den Buddhismus sprechen zu hören. Auf dieser Postkarte leitet Herr Makiguchi seine Bemerkungen mit dem Satz ein: „Ich weiß, daß es Ihnen nicht gefallen wird, daß das Thema sich wie immer dem Glauben zuwendet …“ und legt dann auf geordnete und logische Weise dar, wieso er andere Menschen zum Buddhismus bringen will. Er erklärt, daß er durch die ständige Suche nach immer höheren Prinzipien zu seinem Glauben an den Buddhismus des Daishonin gekommen ist, indem er sich von unbedeutenden, unmittelbaren Nutzen zu großem Nutzen, vom minderen Gesetzen zu großen Gesetzen, von den Blättern und Zweigen zur Wurzel, vom Teil zum Ganzen bewegt hat. Nachdem er schließlich beim größten und höchsten Gesetz des Lebens angelangt ist, sagt er, ist es nur selbstverständlich, daß er andere Menschen dieses Gesetz lehren und es an sie weitergeben will. Andernfalls, so sagt er, wäre er des Geizes und des Mangels an Mitgefühl schuldig.

Herr Makiguchi fordert den jungen Mann auf, der Soka Kyoiku Gakkai (Vorläuferin der Soka Gakkai) beizutreten und sagt sinngemäß: „Ich wünsche, daß Sie sich mir anschließen und diese Lehre annehmen, damit Sie so schnell wie möglich einen sicheren Hafen erreichen.“ Sie sind jetzt nicht sicher, sagt er, aber die Welt des Glaubens ist ein sicherer Hafen für das Leben. Daher wollen wir in dieser Welt gemeinsam ein wunderbares Leben führen, schreibt er. Das war Herrn Makiguchis brennende Hoffnung.

[Herr Kubota trat im Jahr 1958, 18 Jahre nachdem er diese Postkarte erhalten hatte, der Soka Gakkai bei. Im Jahr 1976 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel Ryakkai Soka Kyoikugaku Nyumon. (Eine kurze Einleitung in die wertschaffende Erziehung)]

Ich werde nie die Worte der Ermutigung vergessen, die Präsident Toda einem anderen jungen Mann gab, der ein Verbrechen begangen hatte und ins Gefängnis mußte. Herr Toda sagte: „Vergessen Sie nie Ihre buddhistische Praxis. Egal was geschieht, verlasen Sie nie die Soka Gakkai.“ Der junge Mann hielt sich an diese Worte und überwand seine bittere Situation und reifte als Mensch.

Die Soka Gakkai ist wirklich ein sicherer Hafen des Glücks und der Hoffnung.

Persönlich führen

Herr Makiguchi führte persönlich die Bemühungen der Gakkai an, anderen Menschen den Buddhismus des Daishonin nahezubringen. Anführer müssen an vorderster Front stehen. Es ist feige, wenn ein Leiter weit hinter der Frontlinie zurückbleibt und die anderen die schwere Arbeit machen läßt.

Ich bin immer an der vordersten Linie aktiv. Deshalb bin ich auch vielen Angriffen ausgesetzt. Das ist nichts anderes als „Haß und Eifersucht,“ von denen im Lotus-Sutra die Rede ist. Wenn wir nicht kritisiert und beleidigt werden, können unsere Handlungen nicht mit dem Lotus-Sutra übereinstimmen.

[Eine Stelle im Kapitel Lehrer des Gesetzes des Lotus-Sutra sagt: „Da Haß und Eifersucht auf dieses Sutra selbst überhandnehmen, wenn der Tathagata auf der Welt ist, um wieviel mehr wird es dann nach seinem Tod so sein.“ (LS 10, p. 164)]

Wenn wir uns bemühen, die weite Verbreitung des mystischen Gesetzes zu verwirklichen, werden unweigerlich die drei starken Feinde und die drei Hindernisse und vier Teufel erscheinen und miteinander wetteifern, unseren Fortschritt zu behindern. Gegen diese negativen Kräfte zu kämpfen, stellt den großen Weg zur Erlangung der Buddhaschaft dar. Indem wir uns tapfer bemühen, verschiedene Hindernisse zu überwinden, können wir herausragenden Charakter bilden. Ohne solche Herausforderungen wären wir nur Lehnsessel-Buddhisten und unser Glaube wäre nicht mehr als eine leere Formalität.

Herr Makiguchi reiste durch ganz Japan und pflanzte in den Herzen vieler Menschen die Samen des mystischen Gesetzes. Als die Militärbehörden ihn in Shimoda auf der Halbinsel Izu verhafteten, befand er sich gerade auf einer Reise zur Verbreitung des Buddhismus.

Es war auch die Hafenstadt Shimoda, von der aus Yoshida Shoin, der berühmte Reformer des 19. Jahrhunderts in die Welt hinausreisen wollte. [Er versuchte im Jahr 1854 auf ein amerikanisches Schiff zu gelangen, wurde aber entdeckt.]

Das Ziel der letzten Reise Nichiren Daishonins war auch eine Hafenstadt, die Stadt Hitachi [in der heutigen Provinz Ibaraki]. Es ist ein Ort, der auf den pazifischen Ozean hinausblickt, offen zur Welt.

Der Geist des Buddhismus des Daishonin ist ständig auf die Welt ausgerichtet.

Kyushu, das als „Land des Feuers“ bekannt ist, ist ein Fenster zu Asien und zur Welt. Das kosmopolitische Kyushu führt jetzt die Bemühungen zur Erweiterung der Bewegung von Kosen-rufu in Japan an!

Der Buddhismus ist Vernunft und er zeigt sich im täglichen Leben. Es ist sehr wichtig für unsere Gesundheit, genug zu schlafen, damit wir erfrischt und bereit für die Herausforderungen des neuen Tages aufwachen können. Wir praktizieren den Buddhismus, damit wir Gesundheit und Glück genießen können.

Der Mut und die Überzeugung von Jeanne d’Arc

Es gibt eine Geschichte, die ich besonders mit den Mitgliedern der Junge-Frauen-Abteilung erzählen möchte. Im April vor etwas mehr als 200 Jahren schrieb der große deutsche Dichter Friedrich von Schiller ein Theaterstück über Jeanne d’Arc. [Die Jungfrau von Orleans, fertiggestellt im Jahr 1801.]

In der Einleitung des Stückes sagt Jeannes Vater zu ihr: „Ich sehe dich in Jugendfülle prangen / Dein Lenz ist da, es ist die Zeit der Hoffnung,“[^10] Das ist auch eine perfekte Beschreibung des jugendlichen Glanzes unserer Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung. Ihr Leben ist der Inbegriff der Schönheit, wenn sie in der Blüte ihrer Jugend voller Freude für Kosen-rufu arbeiten.

Eine berühmte japanische Romanschriftstellerin hat einmal eine Generalversammlung der Junge-Frauen-Abteilung beobachtet und danach überschwenglich gesagt: „Die Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung der Soka Gakkai sind wunderbar! Wenn man sich vorstellt, daß es Zehntausende solcher junger Frauen mit solcher Hingabe, solcher Philosophie und solchem Glauben gibt! Mir kommt vor, als hätte ich den Morgen Japans gesehen.“

Jugend ist Hoffnung, Jugend ist Sieg.

Schillers Stück spielt im Frankreich des 15. Jahrhunderts. Jeanne d’Arc, die Tochter eines Bauern, ist eine junge Frau von edlem und mutigen Geist. Auch das erinnert mich an unsere Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung.

Jeanne machte sich fröhlich an die Arbeit und murrte oder beschwerte sich nie, auch wenn sie beschwerlich oder anspruchsvoll war. Sie war eine Person, die allen in ihrer Umgebung Freude brachte.

Dann, eines Tages, hörte sie die tragische Nachricht, daß feindliche Streitkräfte in ihr geliebtes Land eingedrungen waren und daß es nicht möglich schien, die Niederlage gegen sie zu vermeiden. Das war gegen Ende des hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England.

Die meisten Menschen taten nichts, um die Niederlage ihrer Heimat abzuwenden, aber Jeanne stand entschlossen auf. In einer Krise erweisen sich die Frauen oft als stärker als die Männer.

Schillers Stück schildert Jeannes dramatischen Auftritt folgendermaßen. Die Truppen des französischen Königs sind am Ende ihrer Kräfte und stehen kurz davor, sich zu ergeben. Da erscheint eine einsame junge Frau aus dem Wald und ruft mit klingender Stimme aus: „Was zagt ihr, tapfre Franken!“^11 Jeanne nimmt dem Fahnenträger das Banner aus der Hand und beginnt kühn anzugreifen. Die Soldaten sind sprachlos vor Erstaunen, aber sie folgen wie von einer unsichtbaren Macht gezogen der Jungfrau, die das Banner trägt und führen einen direkten Angriff gegen die feindlichen Kräfte.

Die Engländer sind durch die plötzliche Wendung noch mehr erschrocken. Ihre Gegner, die kurz davor standen, sich zu ergeben, greifen plötzlich mit ungeheuerer Kraft an, noch dazu angeführt von einem jungen Mädchen! Sie trauen ihren Augen nicht, es ist so, als ob sie Zeugen eines Wunders würden. Die verwirrten englischen Soldaten werfen ihre Waffen fort und fliehen in Furcht. Dadurch wendet sich die Lage und die von Jeanne d’Arc geführten Kräfte erringen einen gewaltigen Sieg.

Die strahlende Hoffnung der Junge-Frauen-Abteilung

In dem geistigen Kampf von Kosen-rufu dient auch das edle Beispiel unserer Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung, die sich zielbewußt bemühen, ihre einzigartige Aufgabe zu erfüllen, als Quelle der Ermutigung und Inspiration für alle. Die Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung haben die Kraft, den Fortschritt unserer Bewegung der Wahrheit und Gerechtigkeit wesentlich zu beschleunigen. Ich hoffe, daß Sie alle von der Junge-Frauen-Abteilung sich dieser Aufgabe bewußt sein werden. Ich zähle auf Sie!

Sich nicht besiegen lasen

Nach ihrem glanzvollen Auftritt führt Jeanne d’Arc die französischen Truppen in vielen anderen Schlachten und erringt eine Reihe von Siegen. Sie verkündet: „Wer darf mir Halt gebieten?“[^12] Sie hat ihre Befehle vom Himmel erhalten, sagt sie, und sie drückt ihre Entschlossenheit aus, immer an ihrer Pflicht festzuhalten, für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Sie weigert sich, sich von den vielen Prüfungen, die sie befallen, besiegen zu lassen. Sie treibt sich voran, immer weiter: „Schlacht und Kampf“[^13] „Ich führ es aus und löse mein Gelübde!“[^14] “Siegreich vollenden will ich meine Bahn / Und käm die Hölle selber in die Schranken / Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken!“^15

Mit ihrer wie die Morgensonne strahlenden Anziehungskraft zieht sie viele Menschen zum Sieg. Die Kraft der Entschlossenheit eines jungen Mädchens, unverzagt weiter zu kämpfen, rettet eine große Zahl von Menschen vor dem Verderben.

Auch die heutige Soka Gakkai ist von den Mitgliedern der Frauenabteilung aufgebaut worden, die sich mit der Entschlossenheit von „Jeanne d’Arcs des mystischen Gesetzes“ seit ihrer Zeit als Mitglieder der Junge-Frauen-Abteilung unermüdlich dem Wohl ihrer leidenden Freunde und Kosen-rufu gewidmet haben, Meine tiefste Anerkennung an die Frauenabteilung!

Jetzt ist es Zeit, daß die Junge-Frauen-Abteilung die Führung übernimmt.

Arbeiten wir zusammen!

Auf der ganzen Welt ist das Zeitalter der Frauen gekommen. Ich hoffe, daß die Mitglieder unserer Frauen- und Junge-Frauen-Abteilung zusammenarbeiten werden, einander inspirieren werden und vereinte Kraft zeigen werden, die weit größer ist, als was jede für sich erreichen könnte. Wir leben in einem turbulenten Zeitalter. Getrennt sind wir schwach. Wer sich zusammenschließen und seine Kräfte wie eine starke Legierung vereinen kann, wird triumphieren.

Ich beende meine heutige Rede mit dem Wunsch, daß unsere Mitglieder der Frauen- und Junge-Frauen-Abteilung sich zusammenschließen und (während sie gelegentlich unsere Männer schlecht aussehen lassen) [Lachen] eine ewige Geschichte persönlicher Leistungen begründen und Glück und Nutzen ansammeln und einen unzerstörbaren Zustand des Glücks aufbauen.

Danke für Ihre lange Aufmerksamkeit. Bitte richten Sie den Mitgliedern zu Hause meine Grüße aus.

Führen Sie ein wunderbares Leben! Führen Sie ein freudiges Leben!

Treffen wir uns bald wider! Geben Sie auf sich acht!

[^1]: Martin Luther King Jr., A Knock At Midnight, Strength to Love, Philadelphia, Fortress Press 1963, p. 68.

[^2]: Nancy Shuker: Martin Luther King. New York, Chelsea House Publishers 1985, n. p.

[^3]: Martin Luther King Jr.: On Being a Good Neighbor, Strength to Love. Philadelphia, Fortress Press 1963, p. 35.

[^4]: Martin Luther King Jr.: Three Dimensions of a Complete Life, Strengt to Love, New York, Harper & Row Publishers, 1963, p. 72.

[^5]: 20. Februar, A Calendar of Wisdom – Wise Thoughts for Every Day, compiled by Leo Tolstoy, trans. By Peter Sekirin, London, Hodder & Stoughton, 1997, p. 51.

[^6]: Alain, Know Tyself, Alain on Happiness, transl by Robert D. Cottrell and Jane E. Cotrell, New York, Frederick Ungar Publishing Co., 1973, p. 181.

[^7]: Aus dem Japanischen. Leo Tolstoy, 17. Mai Ichinicho Issho Jinsei Dokuhon – Shigatsu – Rokugatsu (Tageskalender des Lebens – April bis Juni), aus dem Russischen von Hisaichiro Hara, Tokyo, Shakai Shiso-sha, 1967, p. 112

[^8]: Nach dem Japanischen, Immanuel Kant, Nobyo Shiron (Versuch über die Krankheiten des Kopfes), in Kanto Zenshu (Kants Werke), übers von Yasuhi Kato, Tokyo, Iwanami Shoten, 20000, p. 392.

[^9]: Nach Romain Rolland, Les Precurseurs, Paris, Librairie Ollendorff, 1923, p. 217.

[^10]: Friedrich von Schiller, Die Jungfrau von Orleans. http://www.gutenberg2000.de/schiller/jungfrau/jfo02.htm

[^12]: Friedrich von Schiller, Die Jungfrau von Orleans. http://www.gutenberg2000.de/schiller/jungfrau/jfo24.htm

[^13]: ibid., http://www.gutenberg2000.de/schiller/jungfrau/jfo35.htm.

[^14]: ibid., http://www.gutenberg2000.de/schiller/jungfrau/jfo39.htm.

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