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„Das Leben ist wunderschön“ von SGI-Präsident Ikeda
Dr. Hou Zixin,
Präsident der Nankai Universität in China
Schaut, die „Jugend voller Entschlossenheit“ ist schön!
„Wie ist die Person, die als Mensch am herausragendsten ist?“
Mein Meister lehrte mich:
„Sie ist ein Mensch, der das Ideal seiner Jugendzeit das ganze Leben hindurch beibehält.“
Einer von solchen Menschen, die in internationaler Ebene repräsentieren, denke ich, war Zhou Enlai (1898-1976), Ex-Premierminister in China.
Es geschah, als er dreizehn Jahre als wurde. Der Direktor der Schule, die er besuchte, stellte seinen Schülern eine Frage.
„Könnt Ihr mir sagen, wozu Ihr lernen wollt?“
Diverse Antworten kamen zurück:
„Ich lerne für meine Zukunft.”
„Ich lerne, um reich zu werden.”
Ein Kind, dessen Eltern ein Geschäft hatten, gab zur Antwort:
„Ich möchte Buchführung lernen, um meinen Eltern zu helfen.“
„Und Du?“, so der Direktor.
Der junge Zhou erhob sich und entgegnete:
„Ich lerne für den Aufstand Chinas!“
Die Zeit verstrich, inzwischen schrieb man das Jahr 1937. Der achtdreißigjährige Zhou nahm als Repräsentant der kommunistischen Partei mit Vertretern der Armee der Kuomintang, der nationalen Volkspartei, und der Nordostarmee Gespräche auf. Es sollte verhandelt werden, wie alle drei separaten Fraktionen gegen den heftigen Einmarsch der japanischen Reichsarmee eine Allianz bilden und vereint Widerstand leisten könnten.
Der junge Zhou arbeitete hart daran, seine Verhandlungspartner, die auf jeweils unterschiedlichen Meinungen und Standpunkten verharrten, zu überzeugen. Er appellierte an alle: Wir müssen uns mit der Gesamtsituation, in der wir uns gegenwärtig befinden, objektiv befassen. Jetzt ist sicher nicht die Zeit, dass wir uns als Chinesen intern gegenseitig befehden. Es hat absoluten Vorrang, dass wir geschlossen China vor seinem Niedergang retten. Dafür müssen wir alles tun! Für uns gibt es keinen anderen Weg als zu siegen, was auch immer geschehen mag! Außer unserer Eintracht gibt es auch keinen anderen Ausweg!
„Wir wollen keine Tränen der Trauer vergießen, sondern nur Tränen des Zorns. Sentimentalität nutzt uns nicht. Bislang haben unzählige Kameraden ihr Leben für die Revolution geopfert. Unsere politischen Maßnahmen, die wir getroffen haben, können niemals durch ein paar Tropfen Tränen der Sentimentalität gewaschen werden.“
An seinem Lebensabend wurde Zhous Körper von Krebs befallen, und er selbst wurde von der „Viererbande“ grausam angegriffen. Trotzdem setzte er seinen Kampf auch vom Krankenbett aus bis zum Ende fort, indem er sagte: „Ich werde China unbedingt modernisieren!“ Auch als ich ihn traf (5.12.1974), also ein Jahr vor seinem Tod (8.1.1976), erstrahlten seine Augen scharf, was mich seine unbezwingbare Entschlossenheit spüren ließ: „Ich kämpfe für die Menschen in China und in der ganzen Welt!“ Vor mir stand seine 76 Jahre alte Gestalt, aus der wie der Vers eines Gedichts, das der Premierminister liebte, erklang:
„Helden hören selbst an ihrem Lebensabend nicht auf,
von ihren jugendlichen Absichten entbrannt zu sein.“
Jugendliche Augen schauten!
Dr. Hou Zixin, Präsident der Nankai Universität, der Alma mater des Premierminister Zhou Enlai, erzählte mir:
„Die Tatsache, dass Premierminister Zhou Enlai ein Student unserer Nankai Universität war, gibt uns durchaus die Ehre, darauf stolz zu sein. Wir haben den Geist des Premierministers, ‚dem Volk zu dienen’, und seine Taten als unser Vorbild. Der Grund, warum ich mir vornahm, an der Nankai Universität zu studieren, lag wohl darin, dass sie die Alma mater des Premierministers ist. Das hat mich sicher beeinflusst. Meine Eltern haben sich auch sehr gefreut.“
Der Präsident ist in der Hafenstadt Tianjin (himmlische Furt), in der sich seine Universität befindet, geboren. Er fuhr fort:
„’Nankai’ bedeutet einen ‚Ort, der südlich’ von Tianjin ‚neu kultiviert wurde’. Nankai war ein Stadtteil armer Bürger. Wenn ich jetzt im nachhinein daran denke, finde ich, man kann der Tatsache, dass die Alma mater des Premierminister Zhou in solch einer Stadt existierte, große Bedeutung beimessen. Die Mittelschule, zu der der fünfzehnjährige Zhou zugelassen wurde, war von Yan Fansun (1860-1929) und Zhang Boling (1876-1951) gegründet worden. Sie war im damaligen Verhältnis eine fortschrittliche Bildungseinrichtung.“
Mir erscheinen die Szenen eines Filmes, in Tianjin vor etwa 90 Jahren:
Ein mannhafter Junge läuft voran. Obwohl sein indigofarbenes Oberhemd aus Baumwolle schlicht war, wirkte er jedoch sauber und ordentlich, sein Rücken war kerzengerade. Die Augen des Jungen erblickten die schmerzhafte Realität seines Vaterlandes unverhohlen. In den Fabriken seiner Stadt arbeiteten viele erschöpfte Frauen und Kleinkinder. Es war eine schwere Arbeit; jeden Tag 14 Stunden und 362 Tage im Jahr. Sie hatten im Jahr nur drei Tage frei.
Jedes Mal, wenn die naheliegende nordöstliche Region des Landes von Überschwemmung oder Dürre heimgesucht wurde, kamen hungernde Menschen wie eine Flut massenweise in die Stadt Tianjin und ließen sich als Flüchtlinge nieder. Betteln überall auf Straßen und Wegen, und Kinder, die verkauft wurden. Wenn der Winter kam, waren im Kanal, der die Stadt durchfließt, die flussabwärts treibenden Leichen der Verhungerten zu sehen.
Zum anderen gab es an diesem bräunlichen Fluss entlang ein Ausländerviertel, in dem die Ausländer herumstolzierten und auf die Chinesen herabschauten. Es war quasi Ausland innerhalb von China, in dem kein chinesisches Gesetz angewendet werden konnte. Dort gab es ein englisches, französisches, deutsches, italienisches, russisches . . . und auch ein japanisches Viertel. Das symbolisierte, als ob die „Großmächte vom Reich der Mitte jeweils ein bisschen gegessen hätten“.
Warum ist solch eine Diskriminierung erlaubt?
Was machen politische Führer, die eigentlich ihr eigenes Volk beschützen sollten!
Ohne gegen eine derartige Ungerechtigkeit anzukämpfen, haben Militärregierung und Bürokraten nichts anderes im Sinne, als sich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihre eigene Macht oder ihre Rechte und Interessen wahren wollen!
Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Der Junge warf seinen Zorn aufs Papier: „Die Kerle, die nur auf ihren eigenen Ruf und auf ihren eigenen Nutzen versessen sind! … Leute, die durch falsche Stimmen die Welt täuschen, das Volk irreführen und die Gesellschaft verwirren! … Ihr seid im wahrsten Sinne die Schuldigen!“
Das war die heuchlerische Welt, die sich nicht von der heutigen unterscheidet, und die Gesellschaft, die aus einer großen Schar von Menschen bestand, die miteinander in ein Horn bliesen und ohne eine feste Überzeugung lebten. Unterdessen gab es Pseudointellektuelle, die als Vorwand, um nicht gegen das Übel der Gesellschaft anzukämpfen, zu sagen pflegten: „Ganz gleich, wer an der Reihe ist, sie sind sowieso alle einer so gut wie der andere!“ – ihre Verantwortungslosigkeit entlarvte Lu Xun (1881-1936) in einem seiner Romane. („Das Knabenfest am
Der junge Zhou Enlai war kein Zuschauer und schrieb:
„Das Auf und Ab des ganzen Reiches obliegt auch den gewöhnlichen Menschen.“
Das Herz des jungen Zhou war feinfühlig und scharf.
Ein Abschnitt des Buches, in dem über ihn geschrieben wurde, besagt: „Als er im Vorbeigehen Bettler sich scharen sah, dachte er sich folgendes: Ich will mich in die Lage anderer hineinversetzen und so denken, als würde ich an Hunger leiden, wenn ich im Lande Hungernde sehe, und als sei ich am Ertrinken, wenn ich Ertrinkende sehe!“ (aus „Biographie – Zhou Enlai“)
Der Junge, der in Huaian der Provinz Jiangsu im Süden Chinas auf die Welt kam, war selbst auch arm und verlor bis zu seinem zehnten Lebensjahr sowohl seine eigene Mutter als auch seine Adoptiveltern. Bereits in seinen jungen Jahren führte er ein Leben, in dem er öfters zum Pfandhaus gehen musste. Unter solchen Umständen fuhr er zu seinem Onkel, der im Norden China lebte, und ließ sich bei dessen Familie eine Weile nieder.
Auch während der Zeit, in der er die Nankai Mittelschule besuchte, war er zuweilen nicht imstande, Essengeld in der Schule zu entrichten, deshalb versuchte er, seinen Hunger mit Tofu-Suppe oder Brei aus Kaoliang an Straßenständen zu stillen.
„Die Schule, die dies erfuhr, vermittelte Herrn Zhou zur Unterstützung Teilzeitjobs; er hatte Lehrmaterial der Schule mit einem Gerät zu vervielfältigen oder Bücher in der Schulbibliothek zu sortieren. Dadurch konnte er ein wenig Geld verdienen.“
So erzählt Präsident Hou, als ob das alles gestern geschehen wäre, und fuhr fort:
„Ich habe mir eines vorgenommen, wozu ich als Präsident der Universität fest entschlossen bin. Das ist, dass ich in meiner Schule keinen einzigen Studenten sehen möchte, der sein Studium aus finanziellen Gründen aufgeben muss. Aus dem Grund haben wir unser eigenes Stipendium errichtet. Und so wie in der Zeit von Premierminister Zhou vermittelt die Universität unseren Studenten Teilzeitjobs.“
Es ist wunderbar, dass die Geschichte des Premierminister Zhou heute noch lebendig bleibt. Dr. Hou setzt weiter fort: „Kurz nach dem Schulabschluss ging Herr Zhou zwecks Studium nach Japan, dennoch konnten sich seine Studien nicht so entwickeln, wie er es sich gerne gewünscht hätte. Zu diesem Zeitpunkt machte Herr Zhang Boling, Gründer unserer Nankai Universität, auf dem Heimweg von den USA, wo er sich über die Bildungssituation unterrichten ließ, in Japan eine Zwischenstation und bat Herrn Zhou, die Arbeit an der Universität zu übernehmen, die er vorhatte, neu zu gründen. Auf dessen Ersuchen hin kehrte Herr Zhou nach China zurück und fing an, unter der Leitung von Herrn Zhang zu arbeiten.“
Trotz aller Hoffnungen warteten auf den jungen Zhou, der von Japan nach China zurückkehrte, nicht solche Tage, an denen er ungestört intensiv studieren konnte, sondern eine Zeit von Sturm und Drang, die „Vierte-Mai-Bewegung“.
Die Bewegung gegen den japanischen Imperialismus und die Militärclique breitete sich aus wie das Feuer in der Steppe. Der junge Zhou schrieb und sprach wie besessen. Er veranstaltete Versammlungen, organisierte Demos und stand immer an der Spitze dieser Bewegungen. Dann zeigte die Sicherheitsbehörde ihre Zähne. So wurde Zhou zusammen mit anderen Studenten verhaftet. Es war im Januar 1920, also neun Monate nach seiner Rückkehr aus Japan.
Der Zorn seiner Kampfgefährten war heftig.
Machthaber! Was denkt ihr! Wollt ihr nur zu eurem eigenen Wohl die wahren Patrioten unterdrücken und sie aus der Welt schaffen!
Die junge Deng Yingchao (1904-1992), später die Ehefrau von Zhou Enlai, brachte eine Decke mit und trat vor der Polizeistation in einen Sitzstreik. Sie, ein 16 Jahre altes Mädchen, gab kund: „Sollte die Bewegung rechtswidrig sein, dann bin ich ebenso schuldig. Werft mich auch ins Gefängnis!“ Sie war ein Mitglied der Jugendorganisation „Gesellschaft für Aufklärung“, die der junge Zhou gründete.
Der chinesische Ausdruck für „Aufklärung“ bedeutet nicht, sich zu entschließen oder einen Entschluss zu fassen, wie es sich auf Japanisch versteht, sondern eher zu „erwachen“ oder „bewusst zu werden“.
Das war eine Zusammenkunft derjenigen, die sich alle gegenseitig motivieren sollten: Lasst uns unsere Gesellschaft, die in die Sackgasse geraten ist, verändern! Lasst uns dafür die Wahrheit, um das Land und das Volk zu retten, ergründen und dem Volk ermöglichen, dazu zu erwachen! Und ihr Motto lautete: „Die Revolution des Herzen! Die Erneuerung!“
Die Revolution des Herzen – lasst uns unsere eigene Denkweise und unseren Geist reformieren!
Die Erneuerung – lasst uns gegen das Böse der Gesellschaft, die einfachen Menschen zu opfern, ankämpfen und sie reformieren!
„Ohne das Herz zu revolutionieren, ist keine Erneuerung möglich.“
Um die Gesellschaft zu verändern, müssen sich Menschen selbst ändern.
„Ohne eine Erneuerung ist keine Revolution des Herzen möglich.“
Nur inmitten der Handlungen, die Gesellschaft verändern zu wollen, kann sich ein jeder selbst verändern.
Die alte Gesellschaft adieu!
Das alte Ich adieu!
Lasst uns alles erneuern! Lasst uns das Ganze reinigen! „Wir müssen unsere Gesellschaft von Grund auf verändern.“ Das stimmte mit der „Reform der nationalen Mentalität“, die Herr Lu Xin allen zurief, im wesentlichen überein.
Die „Gesellschaft für Aufklärung“ war sehr darum bemüht, renommierte Wissenschaftler und Menschen aus der Pressewelt einzuladen, und lernten gierig von ihnen. Der junge Zhou, erfuhr ich, besuchte ebenso Lu Xin und bat um einen Vortrag. Trotzdem er einmal zugesagt hatte, entsandte Lu Xin, der am Tag des Vortrags sein Versprechen aus unvorhergesehenen Gründen nicht einhalten konnte, an seiner Stelle seinen jüngeren Bruder Zhou Zuo-ren (1885-1966), so Präsident Hou Zixin.
Wiewohl in der strengen Kälte des Gefängnisses, blieb der junge Zhou unerschrocken, hochmotiviert und voll unbezähmbaren Mutes. Während er die mit inhaftierten Studenten anspornte, nutzten sie die Zeit, über Geschichte, Englisch, Gesetz, Wirtschaft, Psychologie usw. zu referieren. Überdies versuchte er, auch mit den Gefängniswärtern Gespräche zu führen, und machte sie somit zu Befürwortern der Revolution.
Der Premierminister war jemand, der sich sein ganzes Leben hindurch „niemals entmutigen ließ, was auch immer geschehen mochte“. Er war sogar jemand, der sich umso stärker motivierte, je mehr er in die Enge getrieben wurde. Wo befand sich die Quelle seiner Stärke?
Es war mitten auf dem Weg jenes langen Marsches. Der Zug ging in einem großen, höllischen Sumpfgebiet vonstatten. Sollte man einen unachtsamen Schritt getan haben, so wäre man auf der Stelle versunken. Die Wetterlage war auch ungewöhnlich; der stürmische Wind wehte, gleich nach dem Sonnenschein hagelte es. Für diesen Gewaltmarsch gab es nur mangelhafte Nahrungsmittel.
Ein junger Soldat brach zusammen. Herr Zhou näherte sich ihm sofort und ermutigte ihn, während er ihm seine mühsam ersparte, karge Ration Essen gab:
„Das ist die Revolution. Wenn wir heute dafür schwer leiden, hat das Volk in der Zukunft nicht nötig, solch ein Leid zu ertragen. Um die Revolution erfolgreich zu führen, müssen wir eine feste Entschlossenheit aufbringen, noch größeres Leid auf uns zu nehmen.“ (aus „Der Mensch – Zhou Enlai“, Su Shu-yang)
Ah! Das war das Herz des Premierminister Zhou Enlai, der fest dazu entschlossen war: Lasst mich leiden und selber noch mehr leiden!
Warum kann sich die Welt nicht verbessern? Das liegt daran, dass es in dieser Gesellschaft viele Führer gibt, die der Ansicht sind, dass sie selbst Leiden ausweichen und es lieber auf andere zukommen lassen wollen.
Premierminister Zhou war derjenige, der anderen ermöglichte, sich auszuruhen, während er selbst unter Hunger leiden und arbeiten musste, auch wenn er am Rande der Erschöpfung stand. Er war auch ein Mensch, der seinen Schwur, „aus der Sicht anderer zu denken und zu handeln“, welchen er in seinen jungen Jahren abgelegt hatte, bis zum Ende konsistent beibehielt. Er war es, der sein Leben nicht als Machthaber, sondern als „ein Mensch“ führte.
Inmitten des langen Marsches wurde er schließlich krank und musste eine Weile auf einer Trage transportiert werden. Obwohl dies sein Herz sosehr schmerzte, war er überhaupt nicht in der Lage, aufzustehen. Nach diesem Ereignis waren 19 Jahre vergangen, es kam die Zeit des neuen China. Eines Tages erreichte den Premierminister die Nachricht, dass einer derjenigen, die ihn damals auf der Trage transportiert hatten, gestorben sei. Herr Zhou, erfuhr ich, bestand vehement darauf, indem er sagte: „Einzig seinen Sarg trage ich mit.“
Sein Kampf im Gefängnis dauerte ein halbes Jahr an, und er wurde am „17. Juli“ freigelassen. Wenn ich dieses Datum sehe, geht aus mir ein tiefes Gefühl der Rührung hervor. Denn ich habe auch meinen „Kampf im Gefängnis“ gegen die von der Macht hergeleitete Unterdrückung an diesem „17. Juli“ (1957) zu Ende geführt.
Wenn ich darüber nachdenke, war das ganze Leben des Premierminister Zhou nur von andauerndem Kampf gegen die arrogante „teuflische Natur der Macht“ erfüllt, von der Zeit vor der Gründung des neuen China ganz zu schweigen, ebenso in der Zeit danach.
Die langersehnte Revolution wurde vollbracht und die politische Führung übernommen. Aber, wofür sollte die Revolution gewesen sein und was ist denn ihr eigentliches Ziel, wenn die Funktionäre der Partei verdorben wären!
Und wozu wurden die blutigen Tränen vieler Kampfgefährten vergossen, falls die Führer der Partei so wie die Führer der konventionellen Gesellschaft geworden wären!
Sollten sie angeben, sobald sie den Mund aufmachen: „Wir dienen dem Volk!“ In Wirklichkeit aber machen sie sich lediglich über ihre alleinige Beförderung und das Erringen ihres Ruhmes Gedanken und streben nur danach. Das ist Verrat gegen das Volk! Und es ist Blasphemie gegen den Kampf vieler Weggefährten!
Der Premierminister war streng, insbesondere gegenüber denjenigen, die in der höheren Ebene eine Stellung innehatten. Er war dazu fest entschlossen, Führungspersönlichkeiten von ihrem Egoismus und ihrer Arroganz gründlich abzubringen, während er die Grundidee „das Herz revolutionieren“ in die Tat umsetzte. Das bedeutete für ihn ein Kampf, um die alte politische Kultur zu verändern. Währenddessen wurde er öfters bitter verraten. Nichtsdestotrotz verzweifelte er nicht. Das alles hielt er mit großer Ausdauer aus, ließ die Partei stetig wachsen und setzte immer weiter fort, allen ein Beispiel großer Aufrichtigkeit zu zeigen, ganz und gar aus tiefem Herzen, dem einfachen Volk zu dienen.
Premierminister Zhou besuchte seine Alma mater nach der Gründung des neuen China insgesamt vier Mal. Als er im Mai 1959 da war, nahm er sich die Zeit und machte auf dem Camps einen Rundgang. Präsident Hou Zixin, der sich im September des selben Jahres immatrikulieren ließ, erfuhr ich, kann sich heute noch gut daran erinnern, dass ihm seine älteren Kommilitonen über dieses Ereignis begeistert erzählten:
„Der Premierminister ging völlig ungestört in die Mensa und auch in die Bibliothek. Die Studenten, die zufällig da waren, fragte er freundlich und höflich, ob sie im täglichen Leben irgendwelche Probleme oder finanzielle Sorgen hätten. Sogar war er auch dabei willens, von den Studenten die englische Aussprache zu lernen. In der Mensa gab er selbst eine Anweisung und aß das selbe Menu aus dem selben Geschirr wie die Studenten. Da die Essenszeit eigentlich bereits vorbei war, konnte man ihm infolgedessen nicht das gleiche servieren, sondern ein Restmenu …, so habe ich gehört.“
Premierminister Zhou war jemand, der durch und durch an das Volk glaubte. Er wusste auch, dass unter den primitiven, unwissenden Menschen, die kaum in der Lage sind, selbst einfachste Schriftzeichen zu schreiben, die große Weisheit, Recht und Unrecht zu durchschauen, existiert.
Einmal sprach er über den Sieg der Revolution folgendermaßen:
„Von dem Zeitpunkt an, an dem der lange Marsch begann, trotzdem man von keiner Seite Hilfe und Unterstützung erhoffen konnte, ist die Revolution jedoch innerhalb von knappen 14 Jahren zum Sieg geführt worden. Wer konnte es sich überhaupt vorstellen? Es war eine unreine Welt, in der man nichts für die Zukunft prognostizieren konnte. Dennoch habe ich seit der Zeit in meinem Herzen immer das Eine, wovon ich völlig überzeugt bin. Das lautet: ‚Zum Schluss siegt das Volk unter allen Umständen.’ Das ist meine einzige, feste Überzeugung gewesen.“
Mit dieser Zuversicht tief im Herzen hat er seit seiner Jugendzeit weite Minenfelder aus Fallen und Gewalt durchlaufen. Auf ihn lauerten stets demagogische Propaganda, Intrige, Vertrauensmissbrauch und große Unterdrückung. Mit einer ausgesetzten Belohung in Höhe von 80.000 Yuan wurde nach ihm gefahndet. Vorn wie hinten hatte er nur Feinde. Inmitten solch eines starken Gegenwinds versuchte er, jeden einzelnen, dem er begegnete, als seinen Befürworter zu gewinnen, und konnte dadurch die ungünstige Lage umwenden.
Das war das Leben, das den berühmten Spruch von Han Fei (ß-233 v. Chr.) unter Beweis stellte:
„Eine aus Leibeskräften kämpfende Person übertrifft zehn Personen,
Zehn aus Leibeskräften kämpfende Personen übertreffen einhundert Personen,
Einhundert aus Leibeskräften kämpfende Personen übertreffen eintausend Personen,
Eintausend aus Leibeskräften kämpfende Personen übertreffen zehntausend Personen
Und zehntausend aus Leibeskräften kämpfende Personen herrschen in der Welt.“
Präsident Hou Zixin appelliert inständig an seine Studenten: „Was ist jetzt wichtig? Das ist, von unserem Ex-Premierminister Zhou Enlai zu lernen und selbst ein ‚neuer Mensch’ des 21. Jahrhunderts zu werden.
Der Präsident kam 1998 nach Japan, um mir große Ehren zu verleihen, nämlich die „Ehrenprofessorwürde der Nankai Universität“ und die „Würde des Ehrendirektors des Zhou Enlai Forschungszentrums der Nankai Universität“. Folglich habe ich eine Verantwortung und fühle mich dazu verpflichtet, allen Jugendlichen in Japan lautstark zu sagen: „Lernt von der fest entschlossenen Jugend Zhou Enlais!“
Entschlossenheit – das ist ein Kampf, klar zu erkennen und zu bestimmen, dass es keinen anderen Weg gibt, als diesen.
Entschlossenheit – das ist ein Kampf, seinen einmal für sich bestimmten Weg der Gerechtigkeit bis zum Ende zu gehen.
Entschlossenheit – das ist ein Kampf, den Weg zu bahnen, falls es keinen gibt, und unbedingt zu siegen.
Inmitten des kriegerischen Chaos sagte der Premierminister: „Die Jugend sollte sich eher darüber freuen, in solch einem Zeitalter der großen Umwälzung auf die Welt gekommen zu sein.“
Und jetzt wieder leben wir möglicherweise in einer undurchschaubaren, chaotischen Welt. Gerade aus dem Grund möchte ich allen jungen Menschen sagen:
Freut Euch deshalb!
Freut Euch über Widrigkeiten!
Freut Euch übers Training!
Freut Euch darüber, dass es Menschen gibt, die auf Euren Kampf warten!
Jugend, brecht zum Kampf auf, um euer „Herz zu revolutionieren“ und zu „erneuern“!
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 26. Juni 2004)
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