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Der Buddhismus stellt den Makrokosmos dar, der grenzenlos weit und breit ist, und lehrt aufgrund der unerdenkbaren Wesenheit des Lebens eine Gesetzmäßigkeit, die sich auf die ewig andauernden drei Lebensexistenzen erstreckt. Aus dem Grund sagt der Daishonin wie folgt: „Buddhismus ist Vernunft.“ (Japanische Gosho, Seite 1169)
Dieser Abschnitt, der mir tief in meinem Herzen einen Schock versetzte, durchdrang in jungen Jahren mein ganzes Wesen. Der Buddhismus ist kein Märchen, das außerhalb unseres Lebens in der Gesellschaft existiert, sondern die Gesetzmäßigkeit, die sich in unserem realen Leben auswirkt.
Der Buddhismus erläutert vollständig wie zum Beispiel die Art und Weise der täglichen Lebensführung, die Richtung, die die Menschen einschlagen sollen, den untrennbaren Zusammenhang von Mensch und Natur. Es erläutert aber auch das, was alle Existenzen der ganzen Welt sowohl im Wesen des Fühlbaren und des Nichtfühlbaren als auch in Form des Gigantischen und des Winzigen durchdringt.
Darüber hinaus lehrt er die Wesenheit unserer Psyche, die sich von Augenblick zu Augenblick mannigfaltig sowie ständig ändert, bezeichnet dieses augenblickliche Leben klar und deutlich als „Gegenseitigen Besitz der Zehn Welten (Jikkai-Gogu)“ sowie „Dreitausend Welten in Einem Momentanen Herzen (Ichinen-Sanzen)“ und zeigt uns den grundlegenden Weg auf, der dieses Leben zum Glück und zum Frieden führt.
„Ich bin (soku) das Universum.“ In diesen Worten wird die Gesetzmäßigkeit, die alle Bereiche des Lebens durchdringt, und der korrekte Weg, der von der bedeutungsvollen Gegenwart in die Zukunft führt, unmissverständlich dargelegt.
„Wer nicht weiß, was das Universum ist, weiß nicht, wo er selbst existiert.“ (sinngemäße Rückübersetzung) Das war die Einsicht von Marcus Aurelius (121-180), dem römischen Kaiser. Sicherlich gibt es etwas, das wir zum ersten Mal klar erkennen können, wenn wir es vom Aspekt des ewigen und grenzenlosen Universums aus betrachten.
Herr Alexander Serebrov, der russische Astronaut, mit dem ich im monatlichen Magazin „Ushio“ einen Dialog führe, erzählte auch, dass, als er ins weite Weltall flog, er stark spürte, selbst ein „Kind der Erde“ zu sein. Man kann sagen, dass es nicht darum geht, ob man ein Russe oder ein Japaner ist, sondern um ein noch viel tieferes Zugehörigkeitsbewusstsein – das könnte man als „Erdenbürgerbewusstsein“ bezeichnen.
Er ist 58 Jahre alt, scheint dennoch physisch und psychisch jung und vital. Seine etwas bläulichen Augen strahlen so klar wie die Erde, die im Weltall schwebt. Er ist in seinem Bereich ein Pionier der Ära des Weltalls, der vier Mal ins Weltall flog und zehn Mal außerhalb des Raumschiffs tätig war. Aufgrund seiner wertvollen Erfahrungen liefert er eine „Philosophie des Universums“, dass die Erde ein gemeinsames Haus für die Menschheit ist. Ich denke, die neue „Philosophie des Friedens“ muss einen derart universellen Aspekt entfalten.
Im Nachthimmel des Winters sind die flimmernden Sterne durch die klare, kalte Luft besonders schön. In meiner Jugendzeit begann der Tag für unsere Familie, wir stellten Seegras her, sehr früh. Die arbeitsintensivste Jahreszeit war der Winter. Noch bevor es zu dämmern begann und die Sterne noch am Himmel glänzten, hatte ich angefangen mitzuarbeiten. Die Drehung des Himmelsgewölbes war wirklich fantastisch: ein Stern nach dem anderen verschwand vom Firmament, während es über der Bucht von Haneda langsam hell wurde.
Es gibt für mich einen unvergesslichen Satz, den mir der Schriftsteller Yasushi Inoue bei unserem Schriftverkehr zitierte:
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ (aus „Kritik der praktischen Vernunft“)
Er schrieb, dass er während seiner Gymnasiumszeit von seinem Freund diese Worte erfahren hatte, die von dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) stammen. Als ich ihm von den Erinnerungen über meine Jugendzeit berichtete, in der ich von Toda Sensei, meinem Meister, streng aber aus tiefer Liebe ausgebildet wurde, schrieb mir Herr Inoue diesen Satz zurück und sprach in seinem Antwortschreiben ganz offen über seine Jugendzeit.
In der Zeit, bevor ich meinen Meister traf, war ich ein junger Reisender voller Leiden. Für mich, der ich nach dem Kompass der rechten Lebensführung suchte, waren die Anleitungen Toda Senseis ein Wegweiser wie der Polarstern. Ich sehne mich heute noch von Herzen danach, wie er mir in seiner „Toda-Hochschule“, in der sein Privatunterricht stattfand, anhand der Werke des amerikanischen Physikers George Gamow (1904-1968) die „Astronomie“ erklärte.
Bald fanden die Vorlesungen der „Toda-Hochschule“ nicht nur in seinem Haus, sondern auch jeden Morgen in seiner Firma statt, und außer mir erlaubte Toda Sensei Kennosuke Yoshida, dem mittlerweile verstorbenen Tsutomu Seiryu und einigen wenigen, an seinen Vorlesungen teilzunehmen. Sie nutzten diese Gelegenheit sehr ernsthaft.
„Von jetzt an müssen wir den Schwerpunkt noch mehr auf die Erziehung im Bereich der Astronomie legen. Man kann dadurch, dass man sowohl in der Schule als auch in der Gesellschaft Astronomie studiert, das Herz der Menschen, die den Frieden lieben, kultivieren“, so sprach der Meister sehr nachdrücklich, als habe er von seinem Traum erzählt.
Ein wichtiger Ausgangspunkt für die Soka Schule in Tokio wurde das zweite „Glorienfest (Eiko-sai)“ (17.7.1969). Wir feierten es einen Tag, nachdem die Apollo 11 mit dem Ziel, auf dem Mond zu landen, gestartet war. Zu den auf dem Sportfeld versammelten Schülern sprach ich, wie sehr ich mir das Gelingen der Mondlandung in der Geschichte der Menschheit wünsche: „Warum? Weil es keinen Krieg mehr geben wird, wenn das Zeitalter des Weltalls früher kommt!“
Zu diesem Thema schrieb ich damals einen Essay in einer Zeitschrift. Ich war davon überzeugt, dass, wenn hundert Millionen Menschen dieses epochale Ereignis mitverfolgen und sich nur für einen kurzen Moment gemeinsam als „Erdenbürger“ fühlen können, sich für die Menschen eine Sichtweise eröffnen würde, ihre zwischenstaatlichen Konflikte zu überwinden.
Den Schülern der Soka Schule schlug ich vor, uns im Jahr 2001 wiederzutreffen, und dieses Versprechen wurde trefflich eingelöst.
Wie dem auch sei, ich wünschte mir tief, dass viele fähige Menschen und neue Weltbürger, die sich auf eine kosmische Sichtweise stützen und die engstirnigen Auseinandersetzungen als unzeitgemäß betrachten, in meiner Schule erzogen werden und ununterbrochen hinein in die Gesellschaft gehen.
Auf der monatlichen Leiterversammlung der Soka Gakkai, die drei Tage nach diesem Schulfest stattfand, gab ich meine Vision, eine Soka Schule in Kansai (Osaka) zu errichten, bekannt. Ein Tag danach folgte, dass Neil Alden Armstrong (geb. 1930), der Kommandant der Apollo 11, den ersten Schritt der Jahrhunderte im „Meer der Ruhe“ auf dem Mond markierte.
In der Stadt Katano, in der die Soka Schule in Kansai gegründet wurde, gibt es viele Ortsnamen, die uns über den Nachthimmel fantasieren lassen: „Hoshi-da (Felder der Sterne)“, „Amano-gawa (Fluss der Milchstraße)“, „Tsukiwa-no-taki (Wasserfall des Mondrings)“ usw.. In dieser wunderbaren Umgebung, die das Gefühl der Poesie in uns anregt, öffneten die Schüler der Soka Schule in Kansai „das Fenster zum Kosmos“.
Die Teilnahme der Soka Schule an dem Bildungsprogramm „earthKAM“ der NASA bedeutete eine Verwirklichung des Traums von Toda Sensei, der große Hoffnung auf die Erziehung im Bereich der Astronomie setzte. Ich freute mich wirklich. Nein, ich war völlig überrascht.
Man kann eine Digitalkamera, die in der internationalen Raumstation installiert ist, durch eine Fernsteuerung bedienen und die Erde photographieren. Im letzten Jahr nahm die Soka Schule zum fünften Mal an diesem Programm teil. Auch im Herzen der Schüler der Soka Schule entstanden Veränderungen. Ein Schüler sagte: „Wenn ich Bilder aus dem All sehe, kommen mir mein Kummer und meine Probleme so winzig klein vor.“
Sicher ist es nicht so, dass sie keinen Kummer mehr haben. Aber so, wie man von einem weiten Himmel alles gelassen überschauen kann, wird er wohl einen Gesichtpunkt gefunden haben, um sich selbst klar anzuschauen.
Wir sollen nicht, von Kummer und Leiden gefangen, nach unten schauend laufen!
Lasst uns weit über jeden Kummer unerschrocken voranschreiten! Ich kann mir gut vorstellen, dass die Schüler in den Bildern aus dem Weltall den rechten „Weg der Jugend“ entdeckten.
Mein Sohn Takahiro, der in der Soka Schule in Kansai arbeitet, ist auch ein unvergleichbar großer Liebhaber der Sterne. Er, der während seiner Jugendzeit dem astronomischen Klub seiner Schule angehörte, hüllte sich an kalten Wintertagen bis zum Kopf in eine Decke ein und schaute im engen Garten ab zwei oder drei Uhr morgens durch sein Fernrohr den Nachthimmel an.
Meine Frau und ich wurden von seinem umfangreichen Wissen über die Astronomie wirklich überrascht. Und jetzt ist er stolz darauf, dass er seinen Schulkindern, die vom Weltall lernen, helfen kann. Meine Soka (Werteschaffende) Pädagogik, wünsche ich, möge eine Erziehung sein, die es ermöglicht, das Weltall als sehr nah zu empfinden und daraus zu lernen.
Anlässlich des Studentenfests der Soka Universität „Takiyama-sai“ im Juli 1975 wurden der erste künstliche Erdsatellit „Sputnik I (Reisegefährte)“ und ein Mondfahrzeug ausgestellt. Diese Sonderausstellung wurde durch die Unterstützung der (damaligen) Sowjetunion möglich, die mir eine Gunst erwies, weil ich sie zwei Monate zuvor besucht hatte.
Während ich mir diese Ausstellungsstücke anschaute, kam mir der Gedanke, dass deren Bedeutung bestimmt vertieft werden könnte, wenn wir eine naturwissenschaftliche und technische Fakultät errichten. Jetzt ist an der Soka Universität auch eine technische Fakultät eröffnet. Außerdem gibt es unter den Absolventen der Soka Schulen auch solche, die als Doktor die Astronomie erforschen.
Bislang unterhielt ich mich nicht nur mit Alexander Serebrov, sondern auch mit vielen Astronauten und Astronomen: Zu ihnen gehören Walentina Tereschkowa (geb. 1937), die erste Astronautin, Dr. Gerald P. Carr, der das „Skylab (Himmelslabor)“-Programm leitete, Dr. Nalin Wickramasinghe (geb. 1939), mit dem ich mich über die Astronomie und den Buddhismus unterhielt und darüber ein Buch herausgab, Dr. Fred Holye (geb. 1915), der eine „steady-state Theorie“ aufstellte, Dr. R. Jastrow, der Direktor des Observatoriums Wilson, Dr. Carl Sagan (geb. 1934), der nach der Möglichkeit von Leben außerhalb der Erde suchte.
Sie alle sind Spitzenwissenschaftler und mit ihren Überlegungen auf einer philosophisch-religiösen Ebene sehr vertieft:
„Gibt es im Universum einen Anfang und ein Ende?“
„Was ist das Leben?“
„Woher Menschen kommen und wohin sie gehen?“
„Was ist die Gesetzmäßigkeit, die das Universum und die Menschen durchdringt?“ usw..
Dr. Albert Einstein (1879-1955), der das „äußere Universum“ erforschte, gelangte zum Grenzenlosen des Herzens, des „inneren Universums“, drückte dabei die Ehrfurcht vor dem tiefgründigen Herzen als „kosmisches, religiöses Gefühl“ (sinngemäße Rückübersetzung) aus. Und Dr. Einstein war auf der Erde, auf der kriegerisches Chaos nicht aufhört, ein Kämpfer für den Frieden.
Aus dem Grund, dass der kosmische Roman uns ermöglicht, die Augen vor der unübertroffenen Würde des Lebens zu öffnen, fordert er uns wiederum dazu auf, gegen das Böse, das die Menschen erniedrigt und verzwergt, mit aller Entschiedenheit zu kämpfen.
Nichiren Daishonin lehrt: „Letztendlich sind alle Phänomene in einem Leben enthalten. (…) Sonne, Mond und unzählige Sterne sind auch im Herzen eines Menschen vorhanden. (Japanische Gosho, Seite 1473)
„Ich bin (soku) das Universum“ und das Universum bin (soku) ich“. Kein Mensch darf sich selbst erniedrigen, weil er in sich das große Universum besitzt! Das Aufblühen eines augenblicklichen Lebens (Ichinen), das den ganzen Kosmos einschließt, lässt unser Leben in höchstem Maße erstrahlen. Das nennt man „die menschliche Revolution“!
Nun, lasst uns auch heute kämpferisch voranschreiten!
Indem wir uns mit dem hellleuchtenden Mond unterhalten und zu dem voll bestirnten Himmel emporschauen.
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 21. Januar 2003)
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