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Alles zu seiner Zeit?

Im ”Nuovo Rinascimento” vom Juni 2000 habe ich einen Leitartikel geschrieben, an den ich, nachdem ich die Unmittelbarkeit der Antwort eines Schülers auf die Fragen des Meisters erklärt hatte, den unseligen Satz ”offensichtlich hat alles seine Zeit...” anfügte. Giovanni Littera, der Vize-Generaldirektor, hat dieses Beispiel gebraucht, um mich öffentlich ernsthaft zu rügen, bei verschiedenen Versammlungen in ganz Italien und auch in dieser Zeitschrift, um die Fehlerhaftigkeit der Einstellung dessen zu verdeutlichen, der es vorziehe, den Ernst einer Glaubensbotschaft zu verwässern und dabei meint, die Addressaten müßten beschützt werden, ”die Ärmsten”.

Das ist der öffentliche Aspekt. Ich möchte sagen, wie ich diese Erfahrung erlebt habe, die – ich sage es direkt – sicher nicht schmerzlos war: Leiden, mitunter Wut, Verwirrung, Lust einfach abzuhauen. In dieser Zeit befand ich mich übrigens in einer schwierigen Situation, da meine Frau wegen der Gefahr einer Fehlgeburt gezwungen war, die letzten vier Monate ihrer zweiten Schwangerschaft im Bett zu liegen: zu den erheblichen Problemen bei der Organisation der Familie kamen bedeutende wirtschaftliche Schwierigkeiten, denn meiner Frau stand kein Mutterschutz zu.

Ich habe nie aufgehört, Aktivitäten zu machen und habe eine ganze Reihe guter Freunde um mich herum gehabt, die mir keine Fluchtmöglichkeiten ließen sondern mit sicherem und tiefem Mitgefühl, das ich nie vergessen werde, mir die Vorwürfe von Giovanni Littera immer wieder vorgehalten haben: Auch meine Frau hat von ihrem Bett aus die Situation verstanden; sie hat mich nicht bedauert, was ich als Mensch von ihr erwartet hatte, sondern hat mich gedrängt, vor den Gohonzon zu gehen um mein Leiden umzuwandeln.

So mußte ich nach einigen Tagen auf einmal denken: ”Oder habe ich mich vielleicht geirrt? Hast du an meiner Einstellung irgendetwas gefunden, was ich ändern sollte?” und so habe ich zum ersten Mal einen Teil Arroganz in meinem Leben entdeckt, in Wahrheit die Spitze eines Eisberges.

Ich habe mich immer für einen Menschen mit gutem Charakter gehalten, nicht aggressiv oder streitsüchtig, also frei von jeder Arroganz. Aber ich mußte eine ”intellektuelle” Arroganz feststellen, ein Festhalten an meinen Ideen und Gedanken, das verheerend sein kann, besonders für jemanden, der sich – wie ich – für das Leben eines Intellektuellen entschieden hat (zur Zeit habe ich einen Forschungsvertrag mit der Universität Bologna) und einen Intellektuellen, der sich bemüht, die Vision der buddhistischen Welt zu fördern (insbesondere der Erziehung, die mein Gebiet ist) wie sie Daisaku Ikeda immer wieder verbreitet. In der Gosho (Das Öffnen der Augen) und in der Neuen Menschlichen Revolution (Band VII) habe ich tatsächlich Bestätigung dafür gefunden, wie wichtig es ist, die eigene Arroganz zu bekämpfen.

Und ich bin wiedergeboren worden. Ich habe eine neue Begrenzung gefunden und habe das Leiden in eine Begeisterung für meine Entwicklung verwandelt, die ich seit Jahren nicht verspürt hatte. Ich habe sofort etwas empfunden, was ich als Scham definieren würde für das, was ich geschrieben hatte und das gerade den Menschen Probleme verursachte, die ich eigentlich unterstützen wollte. Dazu kam ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für die, die wie Giovanni Littera den Mut und das Mitgefühl hatten mich zu korrigieren, indem sie auf einen Punkt gezeigt haben, worüber mich noch nie jemand hatte nachdenken lassen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind zurückgegangen und eine wichtige Zukunftsperspektive für die akadamische Laufbahn hat sich aufgetan. Am

  1. August kam Federico fast pünktlich nach einer leichten und sicheren Geburt zur Welt; ihm und seiner Mama geht es ausgezeichnet.\ \ Massimiliano Tarozzi (aus Nuvo Rinascimento Oktober 2000 )
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