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Jetzt sind über 200 Jahre seit dem Beginn des Späten Tages des Gesetzes vergangen. Es ist verwunderlich, dass ich, Nichiren, als erster dieses große Mandala als das Banner der Verbreitung des Lotos-Sutra einschrieb, wo doch sogar große Meister wie Nagarjuna, Vasubandhu, T’ien-t’ai und Miao-lo dazu nicht fähig waren. (DG Band 1, Seite 121)
„Hierzu habe ich, Nichiren, – aus welchem Wunder auch immer – dieses große Mandala, das weder Nagarjuna und Vasubandhu noch Tiantai und Miaole jemals manifestieren konnten, zum ersten Mal um die Zeit der zweihundert und etlichen Jahre nach Beginn des Späten Tages des Gesetzes als Banner für die Verbreitung des Lotos-Sutra manifestiert!“
(JG, Seite 1243)
1. Der vorliegende Brief an Frau Nichinyo wurde von Nichiren Daishonin (16.2.1222-13.10.1282) am 23. August 1277 geschrieben, also im vierten Jahr, nachdem er von der Verbannung aus Sado zurückgekehrt war (März 1274) und sich nach seiner dritten Mahnung an das Kamakura-Regime in Minobu niedergelassen hatte (Mai 1274). Nichts genaues über ihre Person ist bekannt, jedoch wird vermutet, dass sie entweder die Ehefrau Ikegami Munenakas, des älteren der Ikegami-Brüder war, die in der Provinz Musashi, der heutigen Hauptstadt Tokio, wohnten, oder eine Tochter der Witwe Matsuno. Und es wurde damals allgemein angenommen, dass die Mappo-Zeit, der Späte Tags des Gesetzes, mit dem Jahr 1052 begann.
2. Vom Inhalt der zwei jetzt vorhandenen Briefe ausgehend, die sie vom Daishonin erhielt, scheint Frau Nichinyo eine gebildete Frau mittleren Alters aus einer wohlhabenden Familie gewesen zu sein, die einen starken Glauben hatte. Nachdem der Daishonin sich eingangs dieses Briefes für die Gaben, die Frau Nichinyo darbrachte, bedankte, geht er gleich auf das Thema ein, was den Gohonzon, das wahre Objekt der Verehrung, zu manifestieren, in der gesamten Geschichte des Buddhismus bedeutet und erklärt, dass er diesen Gohonzon, der weder im Frühen Tag des Gesetzes noch im Mittleren Tag des Gesetzes nach dem Dahinscheiden des Buddha Shakyamuni manifestiert werden konnte, als das Banner für die Verbreitung des Lotos-Sutra manifestiert hat. Und darüber hinaus erläutert er detailliert die im Gohonzon manifestierten Funktionen. Aufgrund der Tatsache, dass der Daishonin in diesem Brief in bezug auf das wahre Objekt der Verehrung derart wichtige Lehren darlegt, lässt es sich klar erkennen, dass der Glaube, den Frau Nichinyo beibehielt und ausübte, rein und unerschütterlich gewesen sein muss.
3. Es wird dazu aufgefordert, dass wir solche Leute, die auf unser Leben einen negativen Einfluss ausüben, verlassen und uns darum bemühen sollten, uns guten Freunden zu nähern. Und im Anschluss daran weist der Daishonin darauf hin, dass wir den Gohonzon keinesfalls außerhalb unserer selbst suchen sollten, denn er existiert nur im eigenen Leben selbst derjenigen, die das Lotos-Sutra beibehalten und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, wie er schreibt: „Sie sollten diesen Gohonzon keinesfalls außerhalb Ihrer selbst suchen. Er existiert nur im sterblichen Fleisch im Herzen der Lebewesen, wie wir es sind, die das Lotos-Sutra beibehalten und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren. Das wird der ‚Palast der Wahrheit in der tiefsten Ebene des neunten Bewusstseins’ genannt.“. Zum Schluss lehrt er, dass der Schlüssel zur Verwirklichung der Buddhaschaft nur in unserem starken Glauben zu finden ist, somit die Wichtigkeit des reinen Glaubens.
Thema und Schwerpunkt:
1. Im Zusammenhang mit dem wahren Objekt der Verehrung, dem Gohonzon, haben wir im April studiert, dass der Daishonin sein ganzes Leben einsetzte, um der gesamten Menschheit dauerhaften Frieden und wahres Glück zu ermöglichen, und sein eigenes Leben aufgrund der Erleuchtung, die er durch seinen unaufhörlichen Kampf gegen die großen Verfolgungen erlangte, schließlich als das grundlegendste Objekt der Verehrung schriftlich-graphisch manifestiert hat. Im Mai haben wir das Thema „der Gohonzon“ von verschiedenen Aspekten eingehend erwogen, nämlich was der Gohonzon, in dem alle zehn Lebenszustände geordnet manifestiert sind, konkret für unser Leben bedeutet, wobei unmissverständlich unterstrichen wird, dass den vom Daishonin manifestierten Gohonzon „anzunehmen und beizubehalten (Juji)“ von entscheidender Wichtigkeit ist.
2. Nun jetzt, im Juni wollen wir zum dritten Mal das allen Theorien und Prinzipien des Buddhismus zugrundeliegende Thema „der Gohonzon“ aus dem Aspekt, das Karma der gesamten Menschheit grundlegend zu verändern, anhand der Gesprächsreihe „Die Welt der Gosho, Teil 13“ intensiv studieren. Bereits sind drei Jahre im 21. Jahrhundert vergangen, und währenddessen treten viele Probleme unaufhörlich explosionsartig auf, die das Leben der gesamten Menschheit betreffen. Nicht allein in Deutschland, sondern auch auf internationaler Ebene hört man zusehends tiefbesorgte Stimmen, denen zu entnehmen ist, dass sich der Welt insgesamt eine finsterere Zeit unauffällig nähert. Unter solchen Zuständen wird nach einer Philosophie des Humanismus mehr denn je gesucht.
3. Präsident Ikeda sagt hierzu: „Wonach die Welt jetzt sucht, ist eine Philosophie des Friedens, die des Dialogs und die der Hoffnung. Die Quintessenz des Buddhismus Nichiren Daishonins liegt darin, dass er diese grundlegende Philosophie bietet. Und diese großartige buddhistische Lehre zu verbreiten, ist die edle Aufgabe der Soka Gakkai. All unsere Aktivitäten für die Verwirklichung von Kosen-rufu, tief verbunden mit unserem Aufgabenbewusstsein, bedeuten, nichts anderes als mitten in der Dunkelheit aus Misstrauen und Gewalt, die die Welt einzuhüllen droht, eine Fackel der Hoffnung anzuzünden und hoch zu tragen.“ Im menschlichen Leben existiert eine Art profunde Kraft, nach Glück, Frieden und Harmonie zu suchen. Das ist die Buddhanatur. Weil diese Kraft der Buddhanatur dem Leben aller Menschen immanent ist, suchen die Menschen umso ernsthafter nach der Fackel, die die Finsternis erhellt, je tiefer die Dunkelheit des Zeitalters wird. Präsident Ikeda fährt fort: „Der Nichiren-Buddhismus ist die großartige Lehre, die es ermöglicht, in allen Menschen die Buddhanatur zu erwecken. Und gerade dafür manifestierte der Daishonin den Gohonzon“.
Erläuterung von Präsident Ikeda zum Thema:
1. Nichiren Daishonin sagt, er habe den Gohonzon „als Banner für die Verbreitung des Lotos-Sutra“ manifestiert. Er ist also das wahre Objekt der Verehrung für die Verwirklichung von Kosen-rufu. Und es ist die Soka Gakkai, die diesen „Gohonzon für die Verwirklichung von Kosen-rufu“, nachdem der Daishonin große Verfolgungen ausgehalten und für die Rettung aller Menschen im Späten Tag des Gesetzes manifestiert hatte, dem Geist des Daishonin gemäß verbreitet hat.
2. Der Darstellung nach weist der Gohonzon eine multidimensionale Struktur mit Nam-Myoho-Renge-Kyo, dem Schatzturm, der bei der Zeremonie in der Luft erschien, als Zentralachse auf. „Nam-Myoho-Renge-Kyo“ in der Mitte zeigt die ursprüngliche Wahrheit auf. Weil Nam-Myoho-Renge-Kyo die Zentralachse des universalen Lebens ist, wird dies als Schatzturm dargestellt, der mitten in der Zeremonie in der Luft in den Himmel emporragt. Auf beiden Seiten nehmen Buddha Shakyamuni und Tathagata „Viele Schätze“ ihren Platz ein. Sie sind die Buddhas, die für die Funktionen von Myoho-Renge-Kyo stehen. Tathagata „Viele Schätze“ ist der Buddha, der die Vergangenheit repräsentiert und die ewige Wahrheit darstellt. Er stellt auch das Gesetz als Objekt der Weisheit dar. Shakyamuni ist der Buddha, der die Gegenwart repräsentiert und die Weisheit darstellt, die einem ermöglicht, zum Gesetz in der Tat zu erwachen. Diese sind zu Recht die beiden Aspekte von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Die Darstellung, dass die beiden Buddhas im Schatzturm nebeneinander sitzen, zeigt das Einssein der Wahrheit und Weisheit, nämlich die Verschmelzung der objektiven Wahrheit und der subjektiven Weisheit auf.
3. Der wichtige Punkt hierbei ist, dass wir weder Buddha Shakyamuni noch Tathagata „Viele Schätze“ zu unserem grundlegenden Objekt der Verehrung machen, denn die beiden konnten durch Nam-Myoho-Renge-Kyo ihre Buddhaschaft verwirklichen. Daher verehren wir konsequent Nam-Myoho-Renge-Kyo, das ursprüngliche Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft, als das wahre Objekt der Verehrung. Das stellt sich in bezug auf die schriftlich-grafische Darstellung des Gohonzon dadurch klar heraus, dass Nam-Myoho-Renge-Kyo in der Mitte groß geschrieben ist und sowohl Shakyamuni als auch „Viele Schätze“ auf seinen beiden Seiten platziert sind. Und Buddhas, die zu Nam-Myoho-Renge-Kyo erwacht sind, werden unweigerlich die Ausübung des Bodhisattwas, alle Menschen zum grundlegenden Glück zu führen, antreten. Es sind die vier anführenden Boddhisattwas aus der Erde, die die Aspekte der Ausübungen der Boddhisattwas aufzeigen. Der Grund, warum sie alle vier jeweils mit „Ausübung (Gyo)“ – wie „Aufwärtsstrebende Ausübung (Jogyo)“, „Grenzenlose Ausübung (Muhengyo)“, „Reine Ausübung (Jyogyo)“ und „Unerschütterliche Ausübung (Anryugyo)“ – gekennzeichnet sind, liegt darin, dass sie die Weisheit der Erleuchtung in ihren realen Aktivitäten zur Geltung bringen. Sie stehen jeweils für die „beste Handlung“, „grenzenlose Handlung“, „reine Handlung“ und „unerschütterliche Handlung“, die auf der unbegrenzten Lebenskraft basiert, die mit Myoho-Renge-Kyo eins ist.
4. In der oben genannten Gosho „Antwort an Frau Nichinyo“ schreibt der Daishonin wie folgt:
„Buddhas, Bodhisattwas sowie große Heilige und ferner fühlende Wesen in den acht Gruppen der zwei Bereiche, die an der Zeremonie im ersten Kapitel des Lotos-Sutra teilnahmen, wohnen alle, ohne dass ein einziges Wesen fehlt, im Gohonzon. Vom strahlenden Licht der fünf Schriftzeichen des Mystischen Gesetzes beleuchtet, zeigen sie ihr ursprünglich inhärentes, würdevolles Wesen. Das wird das Wahre Objekt der Verehrung genannt.“
(DG Band 1, Seite 122; JG, Seite 1243)
Jedes dieser Lebewesen der zehn Welten, die sich vor dem Mystischen Gesetz des Schatzturms versammelten, trägt jeweils einen Teil der Funktionen des Mystischen Gesetzes. Vom strahlenden Licht des Mystischen Gesetzes beleuchtet, offenbaren sie alle ihr Selbst als Wesenheit des Mystischen Gesetzes und zeigen ihr „ursprünglich inhärentes, würdevolles Wesen“. Jedes einzelne Wesen bringt seine Eigenschaft hervor und drückt somit den Reichtum des Mystischen Gesetzes aus. Das nennt man „Jitai-Kensho, die eigene Wesenheit zu beleuchten und zu offenbaren“.
5. Wenn Sonnenlicht durch ein Prisma scheint, wird es in ein Spektrum vieler Farben von Rot bis Violett gebrochen. Das Sonnenlicht ist hierbei die Gesamtheit dieser Farben, und jede einzelne Farbe stellt einen Bestandteil dieses Lichts dar. Im Sonnenlicht sind unzählige Farben enthalten. Und gerade weil das Sonnenlicht unzählige Farben enthält, zeigen sich verschiedene Farbnuancen, wenn die Sonne auf einen Gegenstand scheint, indem dieser einen Teil ihres Farbspektrums absorbiert oder einen anderen Teil reflektiert. Das Mystische Gesetz ist die „Urquelle des Lebens“ und bringt alles Leben hervor. Darin ist alles enthalten. Weil dies vom strahlenden Licht des allumfassenden Mystischen Gesetzes beleuchtet wird, kann alles voller Individualität erstrahlen. Der Daishonin lehrte die drei Bedeutungen von „Myo“ von Myoho oder dem Mystischen Gesetz, nämlich „zu öffnen“, „vollkommen ausgestattet zu sein“ und „wiederzubeleben“. Der Gohonzon hat die Kraft, die Buddhanatur aller Menschen zu öffnen, er enthält alle Wohltaten und hat die Kraft, alle Aufnahmefähigkeiten der Menschen umzuschließen; und er hat die Kraft, alle Menschen von negativem Karma und Elend zu retten und wiederzubeleben.
6. Die Zeremonie in der Luft weist auf die „Welt, die Zeit und Raum übersteigt“ hin. Sie fand nicht in einer historisch belegten Zeit und an einem bestimmten Ort statt. Und gerade deshalb können wir zu jeder Zeit und an jedem Ort an der Zeremonie in der Luft teilnehmen. Dadurch, dass wir diesen Gohonzon verehren, der aufgrund der Zeremonie in der Luft manifestiert wurde, können wir „jetzt“ mit dem ewigen universellen Leben eins werden und einen Lebenszustand entwickeln, von „hier“ aus auf das ganze Universum herunterzublicken. Durch unsere tägliche Praxis des Gongyo und Chanten von Daimoku können wir „jetzt und hier“ der ewig andauernden Zeremonie in der Luft beiwohnen. Wir können den Schatzturm in unserem eigenen inneren Leben, in unserem Alltagsleben und in unserem ganzen Leben erstrahlen lassen. Das ist das Wunderbare des Gohonzon. Ein grandioser Kosmos des Lebens offenbart sich in uns, und die Realität erscheint als eine Welt des Werteschaffens. Wenn wir an das ursprüngliche Mystische Gesetz glauben, erscheint das Mystische Gesetz in unserem eigenen Herzen und ermöglicht uns, unseren eigenen Lebenszustand von Grund auf zu verändern. Die karmischen Beziehungen, aus denen Irrtum und Zweifel entstehen, werden ausgelöscht, und stattdessen wird das Mystische Gesetz unser eigenes Leben bereichern und ferner in unsere Umgebung einfließen. Dadurch ändert sich die Welt von Grund auf. Das ist die Basis des Nutzens, der uns vom Gohonzon zuteil wird.
7. In der Gosho „Über das Öffnen der Augen der zwei hölzernen und gemalten Bildnisse“ (DG, Band 3, Seite 29; JG, Seite 248) weist der Daishonin darauf hin, dass es nicht ausreicht, die Gesamtheit des Buddhas durch hölzerne und gemalte Darstellungen zu manifestieren, weil besonders die reine und weitreichende Stimme, eine der 32 kapitalen Merkmale des Buddhas, in bezug auf die beiden Gesetze von Körper und Geist einzig und allein zum Gesetz des Geistes gehört. Das Herz verfügt über einen Reichtum, der Zeit und Raum übersteigt und sich unendlich erstreckt, geschweige denn das Herz des Buddha kann durch eine Statue oder ein Gemälde nicht vollständig ausgedrückt werden. Außerdem wird es durch Gemälde oder Statuen von Person zu Person unterschiedlich aufgenommen. Im allgemeinen neigt man dazu, sich mehr einem bestimmten sichtbaren Ausdruck zuzuwenden. Es kommt leicht vor, dass es einen daran hindert, sich über die „Wahrheit“, die der Ausdruck symbolisiert, Gedanken zu machen. Es ist schwierig, das ewige und universelle Gesetz durch Gemälde oder Skulpturen darzustellen. Damit der Gohonzon für alle Menschen das „ewige Gesetz“, den „ewigen Buddha“ zugleich, manifestiert und weiter von ihnen verbreitet wird, hat der Daishonin ihn nicht als Statue, sondern schriftlich-graphisch dargestellt. Darin können wir eine tiefe Bedeutung erblicken.
8. Die Darstellung des Gohonzon zeigt die Würde des Lebens auf, die allen Menschen gleicht ist. Der Gohonzon hat die Kraft, alle Trennungen und Fehden aufzulösen und zu harmonisieren. Und er hat die Kraft, die Menschen in den sechs Pferden zu retten, die am meisten leiden. Es sind die Bodhisattwas aus der Erde, die diese Kraft hervorbringen. Der Daishoin sagt: „Letztendlich werden diese Katastrophen schwerlich aufhören, solange wir Sieg oder Niederlage nicht entscheiden.“ (DG Band 3, Seite 279; JG, Seite 998) Es ist die Aufgabe der Bodhisattwas aus der Erde, im Kampf zwischen der teuflischen Natur und der Buddhanatur unter allen Umständen zu siegen. Wenn die Bodhisattwas aus der Erde das Böse nicht besiegen, wird die Welt für immer in einem Kreislauf des Bösen gefangen bleiben. Erst wenn wir über das Böse siegen, erscheint die Dharmanatur, und dadurch wird eine harmonische Welt der untrennbaren Einheit von Gut und Böse verwirklicht.
9. Das Wahre Objekt der Verehrung im Buddhismus Nichirens verfügt über die grundlegende und harmonisierende Kraft, die das Ideal vieler Religionen war. Voller Respekt können wir betrachten, dass der Daishonin genau aus diesem Grund den Gohonzon in einer „Zeit voller Konflikte“, einer Zeit der tiefsten Dunkelheit, schriftlich-grafisch manifestierte. Zur Zeit der Mongolen-Invasionen, einer Bedrohung von noch nie gekanntem Ausmaß in Japan, hat der Daishonin den Gohonzon manifestiert. Und die Soka Gakkai wurde geboren inmitten eines Zeitalters noch nie da gewesener chaotischer Situationen, die als Folge des Zweiten Weltkrieges im ganzen Land herrschten. Der zweite Präsident Josei Toda (11.2.1900-2.4.1958) gelobte, unter den verwüsteten Zuständen der Nachkriegzeit das Mystische Gesetz mit voller Widmung zu verbreiten. Der Kern seiner Aktivitäten für die Verbreitung der Lehren Nichirens war der Gohonzon. Um die leidenden Menschen in der Nachkriegszeit in Japan durch das Mystische Gesetz zu retten, übernahm Präsident Toda den Schwur, den sein Meister Tsunesaburo Makiguchi (6.6.1871-18.11.1944) abgelegt hatte, und stand allein auf. Das heißt, all seine darauffolgenden Bemühungen und Anstrengungen für die Verwirklichung von Kosen-rufu waren auf den Gohonzon zurückzuführen, und die Morgendämmerung von Kosen-rufu brach in der Nacht des 3. Juli 1945, an dem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, an. Sie ist vom Zimmer meines Meisters ausgegangen.
10. Im Kapitel „Morgendämmerung“ des ersten Bandes seines Romans „Menschliche Revolution“ beschreibt Präsident Ikeda die Szene wie folgt.
„In einem Zimmer des oberen Stockwerks, durch einen Vorhang verdunkelt, saß Josei Toda aufrichtig vor dem Familienaltar. Er war von einer unheimlichen Stille, bedingt durch die Luftangriffswarnung, umgeben. Er nahm ein Shikimi-Blatt zwischen seine Lippen und hing den Gohonzon langsam ab. Dann legte er seine Brille beiseite.
Er folgte einem Schriftzeichen nach dem anderen, als ob er seine Wange an den Gohonzon drücken würde.
‚Es stimmt, es stimmt genau wie diese! Es gibt keinen Zweifel. Es ist vollkommen genauso wie damals!’
Indem er dies seinem Herzen zuflüsterte, erkannte er, dass die wundervolle Zeremonie in der Luft, die er im Gefängnis mit seinem eigenen Leben erlebte, ohne jegliche Veränderung auf dem Gohonzon feierlich manifestiert ist. Sein Herz war vor Freude übergeschäumt, Tränen rannen seine Wangen hinab. Seine Hände zitterten. In seinem Herzen rief er klar aus:
‚Gohonzon-sama! Daishonin-sama!
Ich, Toda, werde Kosen-rufu unbedingt verwirklichen!’
Er fühlte in seinem Herzen die ein weißglühendes Licht ausstrahlende Flamme auflodern. Das war das Feuer, das von nichts ausgelöscht werden konnte. Es überstieg seinen Willen. Die ewig unauslöschliche Flamme der Morgendämmerung für die Verwirklichung von Kosen-rufu wurde zu Recht an diesem Zeitpunkt inmitten des Herzens Josei Todas angezündet.“
11. Hierin liegt der Ausgangspunkt, dass sich die beispiellose Verbreitung des Gohonzon, die in den 700 Jahren nach dem Dahinscheiden Nichiren Daishonins von keiner anderen Person geleistet werden konnte, entwickelt hat. Gerade aufgrund des Schwurs und tiefen Wunsches Präsident Todas, alle Menschen durch den Gohonzon zu retten, hat sich der Geist Nichiren Daishonins in der ganzen Welt verbreitet. Der Gohonzon ist die Wesenheit des Mitgefühls des Ursprünglichen Buddha. Daher, wenn wir ohne Praxis für Kosen-rufu zum Gohonzon beten, wird das wahre Mitgefühl des Buddhas nicht unser Leben durchdringen.
12. „Ich habe dieselbe Absicht wie Nichiren! Ich bin Nichirens Schüler!“ – Wenn wir, uns auf diesen Entschluss für die Verwirklichung von Kosen-rufu stützend, aufstehen, wird das große Mitgefühl Nichiren Daishonins wie ein großer Fluss unser Leben durchströmen. Der Nutzen des Gohonzon ist grenzenlos und unerschöpflich. Und der größte Nutzen des Gohonzon ist die Veränderung des Karmas der Menschheit, und es ist der Glaube der Soka Gakkai, der diesen Nutzen hervorbringt. Und wir kommen jetzt der Zeit entgegen, dass die Solidarität der Bodhisattwas aus der Erde, deren Netzwerk in 188 Ländern der Welt verbreitet worden ist, den Nutzen des Gohonzon wohlriechend zur Geltung bringt, um die fundamentale Dunkelheit, die die Welt umgibt, zu vertreiben. (aus „Die Welt der Gosho“, Teil 13)
Stichpunkte:
1) Was ist ein „Mandala“?
„Mandala“ ist ein Begriff aus dem Sanskrit und stellt ein Objekt der Verehrung dar, auf dem die Buddhas, Bodhisattwas und andere Lebenszustände schriftlich-graphisch manifestiert werden. Ursprünglich bezeichnet es den Altar, auf dem die Buddha-Statuen platziert sind. Nichiren Daishonin benutzt diesen Begriff hier aber auch im Sinne seiner chinesischen Übersetzung, nämlich „Ansammlung von Nutzen und Wohltaten“ oder „vollkommen ausgestattet sein“. Er bezieht sich damit auf das von ihm manifestierte wahre Objekt der Verehrung, den Gohonzon. Er benutzt diese Bezeichnung, um die Großartigkeit des Gohonzon noch plastischer zu beschreiben, und will damit zum Ausdruck bringen, dass dieses wahre Objekt alle Buddhas und Bodhisattwas und damit auch alle Wohltaten verkörpert, die diese durch ihre Ausübungen empfangen.
2) Warum ist der Gohonzon das Banner für die Verbreitung des Lotos-Sutra?
Nichiren Daishonin erklärt, dass der Gohonzon Ausdruck der großartigen Lehre des Buddhismus des Säens ist, die im sechzehnten Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagata“ des Lotos-Sutra verborgen ist. Hierin erläutert Shakyamuni, dass er die Erleuchtung nicht in diesem Leben, sondern in der unendlichen Vergangenheit erlangt hat. Dies bedeutet, dass das Leben des Buddhas nicht an die Person Shakyamuni gebunden ist. Die Lebenskraft des Buddhas ist ewig und deswegen im Leben jedes Menschen vorhanden. Der Gohonzon ist die Grundlage dafür, dass alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes Zugang zu dieser Lebenskraft erhalten können. Er entspringt dem großen Wunsch Nichiren Daishonins, des Ursprünglichen Buddha im Späten Tag des Gesetzes, für das Glück aller Menschen, indem er die Möglichkeit für jeden einzelnen schafft, die eigene Buddhaschaft zu verwirklichen. Der Gohonzon ist deswegen mehr als ein individuelles Objekt der Verehrung, er ist dafür da, unter den Menschen verbreitet zu werden. In diesem Sinne prophezeit Nichiren Daishonin, dass im Späten Tag des Gesetzes die unzähligen Bodhisattwas aus der Erde erscheinen und den Gohonzon verbreiten werden.
3) Was bedeutet, dass Nichiren als erster dieses große Mandala manifestierte?
Es gab zu seiner Zeit und auch zuvor viele buddhistische Gelehrte, die den Kern der Lehren des Buddha Shakyamuni verstanden. Nichiren Daishonin war jedoch derjenige, der tiefgründig verstand, dass die Verbreitung der Kernlehre des Mahayana-Buddhismus von vielen Faktoren abhängt, gemäß der fünf Richtlinien der Verbreitung (die Lehre, die Aufnahmebereitschaft der Menschen, die Zeit, das Land und die Abfolge der Verbreitung der Lehren). Der Daishonin sah seine Aufgabe darin, diesen Kern der Lehren Shakyamunis deutlich zu machen und in Form eines Objektes zu manifestieren, um allen Menschen leichten Zugang zu ermöglichen. Er schreibt daher wie folgt: „Wenn Nichirens Mitgefühl (Jihi) unermesslich und umfassend ist, dann wird sich Nam-Myoho-Renge-Kyo bestimmt über zehntausend Jahre hinaus bis in alle Ewigkeit verbreiten. Es besitzt den Nutzen, die blinden Augen aller Lebewesen im Land Japan zu öffnen. Es sperrt den Pfad, der zur Hölle unaufhörlichen Leidens führt.“ (DG Band 4, S. 263;JG, Seite 329) Und die Menschen im Späten Tag des Gesetzes sehnen sich nach diesem Objekt.
4) Was bedeutet es, das Lotos-Sutra zu verbreiten (Kosen-rufu)?
Nichiren Daishonin erklärt, dass er einen Satz im 28. Kapitel des Lotos-Sutra als zentral unter den buddhistischen Lehrinhalten ansah. Dieser Satz lautet: „Deshalb, Samantabhadra, wenn du sie siehst, die dieses Sutra aufnehmen und halten, solltest du aufstehen und sie von Ferne grüßen, gerade als ob du dem Buddha Verehrung bezeigtest.“ Die Verbreitung des Lotos-Sutra bedeutet, dass wir uns gegenseitig achten und respektieren. Frieden schaffen wir zuerst in uns und in unserer unmittelbaren Umgebung. Die Zeit der Konflikte kann nur durch Selbstachtung überwunden werden. Das Banner der Verbreitung ist das Banner der Selbstachtung. Der Gohonzon, das wahre Objekt der Verehrung, ist nichts anderes als die Verehrung des eigenen Selbst!
Glossar:
Nagarjuna (ca. 150-250): Er stammte aus einer prominenten brahmanischen Familie in Südindien, und nachdem er seine Studien im Brahmanismus vollendet hatte, studierte er zuerst den Theravada-Buddhismus. Durch das Studium des Mahayana-Buddhismus erläuterte er zahlreiche Sutren, darunter die 100 bändige Abhandlung „Über die Vervollkommnung der großen Weisheit“, und festigte somit das theoretische Fundament des Mahayana-Buddhismus, und er war ein führender Philosoph der Mahayana-Bewegung. Er ist als „Gründer der acht Schulen“ bekannt. Sein bedeutendster philosophischer Beitrag war der Begriff shunyata oder das Leere, und eines seiner Hauptwerke ist Madhyamika oder die Lehre der Mitte.
[Karl Jaspers (1883-1969), der deutsche existentialistische Philosoph, zählt in seinem Werk „Die großen Philosophen“ (1957) die fünfzehn größten Philosophen der Welt auf, worunter sich Nagarjuna neben Shakyamuni (566-486 v. Chr.) befindet, und die verbleibenden dreizehn sind Christus, Platon (427-348 v. Chr.), Augustinus (354-430), Kant (1724-1804), Anaximander (610-546 v. Chr.), Heraklit (?-480 v. Chr.), Parmenides (515-445 v. Chr.), Plotin (205-270), Anselm von Canterbury (1033-1109), Spinoza (1632-1677) und Lao-Tse (579-499 v. Chr.)]
Vasubandhu: Er wurde in Purusharpura im nordindischen Staat Gandhara, dem heutigen Peshawar, geboren. So wie Nagarjuna stammte er aus einer vornehmen Brahmanenfamilie. Der große buddhistische Philosoph, der um das vierte oder fünfte Jahrhundert in Nordindien lebte. Zuerst studierte er die Lehren des Theravada-Buddhismus, und dann durch seinen älteren Bruder Asanga (in Japan als Bodhisattwa „Mujaku“ bekannt), ebenso einen großen buddhistischen Gelehrten, lernte er den Mahayana-Buddhismus kennen und leistete für die Verbreitung der Mahayana-Lehren in Indien einen großen Beitrag.
Tiantai (538–597): Sein richtiger Name ist Chih-i. Da er sich in einem Tempel auf dem Berg Tiantai mit den Lehren des Mahayana-Buddhismus intensiv befasste und dadurch seine buddhistische Schule in China begründete, wird er Tiantai der Große genannt. Seine drei Hauptwerke sind „Große Konzentration und Einsicht (jap.: Maka-Shikan)“, „Erläuterung über Worte und Formulierungen des Lotos-Sutra (jap.: Hokke-Mongu)“ und „Erläuterung über die wesentlichen Bedeutungen des Lotos-Sutra (jap.: Hokke-Gengi)“.
Miaole (711–782): Der sechste Hohepriester der Tiantai-Schule in China, deren Ursprung auf Nagarjuna in Indien zurückführt. Er wird Miaole der Große genannt. Durch seine genaue, ausführliche Erläuterung der drei Hauptwerke Tiantais befestigte er das theoretische Fundament der Mahayana-Lehren und leistete somit für deren Verbreitung in China einen großen Beitrag.
(überarbeitet)
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