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Fan Hongcai,
Ex-Präsident der Akademie der Sozialwissenschaften
der Provinz Heilongjiang in China
Bu Ping,
Vize-Präsident derselben Akademie
Alle müssen die Realität des Krieges erkennen!
Die Realität, wiewohl unerträglich, wahrzunehmen; wir müssen ihr ins Auge blicken.
Ebenso auf dem Weg, den Frieden hervorzubringen, müssen wir der „Realität des Krieges“ vor allem mit Mut ins Auge sehen, und sollte es uns nicht gelingen, damit anzufangen, werden alle weiteren Schritte zur leeren Theorie.
„Warum wollen die Japaner immer wieder nur den ‚Schaden’ des Krieges unterstreichen? Das war die Frage, die ich in mir spürte, als ich zum ersten Mal nach Japan kam“, so erzählte mir Herr Bu Ping, Vize-Präsident der Akademie der Sozialwissenschaften der Provinz Heilongjiang in China. Der 1948 geborene Forscher, der an der städtischen Universität Yokohama sowie an der staatlichen Universität Niigata in Japan als Gastprofessor tätig war, ist als Japan-Kenner wohl bekannt.
„Jedoch, nachdem ich das Friedens-Gedenk-Archive Museum in Hiroshima besucht hatte, veränderte sich mein Gedanke. Unter den Exponaten sind eine ‚schwarz verkohlte Lunchbox’ und der ‚verbrannte Schulranzen’ eines Schülers, der der Atombombe zum Opfer fiel, ausgestellt. Ich hatte deutlich vor Augen, wie die Kinder zur Schule gegangen waren . . . Ich begriff, die Opfer sind Kinder, Frauen und alle unschuldigen Menschen! Und die Japaner sind auch Opfer des Krieges! Erst dadurch, dass ich den Schaden, der den Japanern zugefügt wurde, zu sehen bekam, konnte ich ihren Friedensgedanken verstehen. Ebenso, wenn die Japaner erfahren könnten, inwieweit der Krieg den Chinesen Schaden zufügte, würden sie wiederum den Friedensgedanken der Chinesen verstehen können.
Ich denke, die meisten Japaner assoziieren Krieg mit der Atombombe, Schlacht auf der Insel Okinawa und dem Bombardement über Tokio. Im Gegensatz dazu ist das Image der Chinesen über Krieg die ‚Einheit 731’, die mit lebendigen Leibern experimentierte, um dadurch biologische Waffen zu entwickeln, und das ‚Massaker von Nanjing’. Unser Verständnis unterscheidet sich in dieser Hinsicht weit voneinander.“
Ernsten Gesichts fuhr der Vize-Präsident fort: „Ich glaube, dass sowohl Japaner als auch Chinesen Völker sind, die den Frieden gleichermaßen lieben. Deshalb bin ich der Ansicht, dass das ‚gegenseitige Verständnis’ von großer Wichtigkeit ist. Bislang, denke ich, gab es kaum Gelegenheit, miteinander zu reden und sich gegenseitig zu verstehen.“
Das war ein Teil der Reden, die er anlässlich seiner ersten Japanreise im vergangenen Jahr hielt (25.5.2002). Neben ihm verfolgten Herr Fan Hongcai und Herr Liu Shuang, der Direktor des wissenschaftlichen Forschungsinstituts, unser Gespräch aufmerksam und nickten dazu. Präsident Fan (geb. 1942) selbst hatte in seiner Kindheit schmerzhaft erfahren, dass sein Onkel von der japanischen Reichsarmee getötet wurde.
Die Provinz Heilongjiang, im Nordosten Chinas, war einst ein Teil der ehemaligen „Mandschurei“, in die die japanische Reichsarmee einmarschierte und sie eroberte. In Pingfang, wie die Ortschaft heißt, knapp 20 Kilometer südöstlich von Harbin, der Hauptstadt der Provinz Heilongjiang, befindet sich die Ruine des ehemaligen Hauptquartiers der berüchtigten „Einheit 731“.
Im August 2001 besuchte die „japanisch-chinesische Freundschafts-Jugendaustauschdelegation“ der Soka Gakkai diesen Ort. Viele jungen Mitglieder der Gruppe waren schockiert. Obwohl sie vor ihrer Besichtigung über die Geschichte der Anlagen ausreichend unterrichtet worden waren, sträubten sich ihnen, die die Spuren der Greueltaten der japanischen Armee zu sehen bekamen, die Haare.
Das Gebäude, in dem sich die Hauptverwaltung der „biologischen Einheit“ befand, wird jetzt „Gebäude für Ausstellung der Schuldbeweise“ genannt. In diesem weiträumigen Gebäude-Komplex, dessen Aufbau im Jahr 1936 begann und bis 1945 dauerte, machten viele Mediziner Experimente an menschlichem Leibe und entwickelten biologische Waffen. Der Umkreis von drei Kilometern wurde zum Sperrgebiet erklärt. Den Dorfbewohnern wurden Äcker und Felder weggenommen, und mehrere hundert Häuser verbrannt.
An diesen geräumten Ort wurden etwa 3000 Menschen, darunter Chinesen, Russen, Koreaner und Mongolen, zwangsweise deportiert. Die Soldaten der japanischen Reichsarmee nannten sie im Sinne von Experimentiermaterial „Baumstämme (Maruta)“. In diesem einen Wort konzentrierte sich ihre Kaltblütigkeit.
Die japanischen Jugendlichen besichtigten die Ausstellungsstücke, während man ihnen alles in japanischer Sprache erklärte. Durch Modelle wurde der „Alltag“ der biologischen Einheit rekonstruiert: An diesem Ort wurden die meisten zum „Experimentierobjekt“ für medizinische Operationen. Unter dem Vorwand der Forschung wurden viele mit Pest- und Typhusbakterien infiziert. Außerdem wiederholten sich die „Experimente“, grausige Übeltaten.
Handschellen und Fußfesseln an Operationstischen, Injektionsspritzen, verrostete Messer, Giftmasken . . . Alle Teilnehmer wollten ihre Augen davon abwenden. Dennoch ermutigten sie sich: „Wir dürfen jetzt nicht einfach wegschauen!“
Kulturbehälter für Bakterien und „biologische Bomben“ aus Porzellan waren auch ausgestellt. Die japanische Reichsarmee, bestätigt man, setzte ebenso bei der tatsächlichen Kampfführung Anthrax- und Pestbakterien ein.
Einem jungen Mitglied der Besuchergruppe fiel auf, dass die Zahl der Exponate viel geringer war, als erwartet. Der Grund liegt darin, dass die Einheit kurz vor der Niederlage die Anlagen in die Luft sprengte, um sämtliche Beweise zu vernichten. Dass die „biologische Einheit“ eklatant gegen das internationale Abkommen verstieß, wussten sowohl die Militärführung als auch die japanische Regierung von Anfang an.
Der 9. August 1945: Das war nicht nur der Tag, an dem eine Atombombe über Nagasaki abgeworfen wurde, sondern auch der Tag, an dem die russische Rote Armee in die Mandschurei einmarschierte. Sobald sie davon erfahren hatten, machten sich die Soldaten der Einheit und ihre Familienangehörigen in Sonderzügen, die sie exklusiv organisierten, auf den Weg nach Japan. Nicht nur sie, sondern auch das ganze in China stationierte Militär „Kanto-gun“ versuchte, allen voran zu fliehen.
Das versetzte die japanischen Zivilisten, die in China zurückgelassen wurden, in Wut. „Für wen war das Militär überhaupt da! Heißt es nicht, dass es die japanischen Zivilisten schützen sollte?“ Das war ein Aufschrei aus ihrer tiefsten Seele. Dadurch wurden alle zu höllischer Flucht gezwungen.
Trotz alledem, so wurde berichtet, gingen die leitenden Angehörigen der „Einheit 731“ straffrei aus, weil sie nach der Niederlage Japans die „wichtigsten Forschungsunterlagen“, die sie durch Experimente an lebendigen Leibern gewonnen hatten, der Siegermacht USA übergaben und dafür Immunität während der Prozesse über Kriegsverbrechen in Tokio erhielten.
Die Jugendlichen, die nach der Besichtigung aus den Anlagen, „Auschwitz Chinas“ genannt, heraustraten, waren ausnahmslos schweigsam. Der sommerliche Himmel strahlte blau und herrlich, und es herrschte Friede bis in die weite Ferne. Sie fragten sich: „Warum können Menschen anderen Mitmenschen gegenüber derart grausam sein?“
Die Mitglieder der japanischen Freundschaftsdelegation dachten: Wie sollte es jemals möglich sein, mit den Menschen in China von Herzen zu kommunizieren, solange wir Japaner derartige historische Tatsachen nicht zu unserem gemeinsamen Verständnis machen können? Die Fakten „undeutlich“ zu belassen, weist auf den Willen hin, sie „möglicherweise verneinen“ zu wollen. Die geschichtlichen Fakten nicht aktiv der nächsten Generation weiterzugeben, heißt, nicht reflektieren zu wollen. Eine solche Annahme ist wohl selbstverständlich.
Kurz bevor sich die „Einheit 731“ auf die Flucht begab, hatte sie sämtliche Gefangenen getötet. Die meisten von ihnen kamen durch Giftgas ums Leben. Mit ihr kooperierte die „Einheit 516“, die dafür verantwortlich war, chemische Waffen zu entwickeln. Ihr Hauptquartier befand sich in Qiqihar (Tsitsihar), der zweitgrößten Stadt der Provinz Heilongjiang.
Nach den Untersuchungen, die Herr Bu Ping, Vize-Präsident des Instituts, vorgenommen hatte, kam die „Kooperation zwischen den beiden Einheiten absolut nicht nur einmalig vor ihrem Rückzug zustande. Schon Jahre zuvor führten sie gemeinsam Experimente an lebendigen Leibern durch“.
Und nicht nur bei Experimenten, sondern auch bei Kampfhandlungen setzte die japanische Reichsarmee für gewöhnlich Giftgas ein. Obwohl die genauen Zahlen unbekannt bleiben, belaufen sich die Einsätze von Giftgas, den Untersuchungen Herrn Bu Pings zufolge, auf mindestens 2000 Mal und es waren über 80.000 Menschen, die den Untaten der Armee zum Opfer fielen.
Darüber hinaus wurde Giftgas nicht nur bei Kampfhandlungen, sondern auch gegen unbewaffnete Zivilisten eingesetzt. Dorfbewohner, die in Höhlen, Hütten oder Unterrichtsräumen der Schulen eingeschlossen waren, wurden mit giftgasgeladener Munition beschossen oder man warf Röhren mit Giftgas hinein. Diejenigen, die versuchten, zu entkommen, wurden erschossen . . . wie könnte man jemals solche Annalen vergessen! Das kommt dem gleich, dass die Japaner die Tragödie der Atombombenabwürfe niemals vergessen können.
Die Qualen der Atombombenstrahlengeschädigten in Japan dauern heute noch an. Und in China brachte eine riesige Menge von Giftgasmunition, die von der japanischen Reichsarmee „vernichtet“ worden war, selbst nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges noch viele Jahre lang große Schäden.
Im Hafen der Stadt Jiamusi in der Provinz Heilongjiang holten Arbeiter, die im Jahr 1974 damit beschäftigt waren, Schlamm aus dem Hafenbecken zu baggern, Giftgasmunition heraus, und dabei wurden 35 der Arbeiter stark vergiftet.
Die Schwergeschädigten bekamen an ihrem ganzen Körper überall Geschwüre und waren wegen vieler Folgeerkrankungen nicht mehr fähig, gewöhnliche Arbeiten zu verrichten. Die Jugendlichen, die bis dahin völlige Gesundheit präsentierten, waren gezwungen, fortan viele Jahrzehnte lang gegen Krankheiten zu kämpfen, und ihr Familienglück wurde vollkommen zerstört. Unter ihnen versuchten manche, Selbstmord zu begehen. Das ist jedoch lediglich ein winzig kleiner Teil der Beispiele.
Die preisgegebene Giftgasmunition betrug nach einer Schätzung der japanischen Behörde 700.000 Stück, während sie sich einer Schätzung Chinas nach auf zwei Millionen belaufen. Selbst heutzutage werden immer noch viele Menschen während der Land- und Bauarbeiten vergiftet.
Herr Bu Ping setzt sich mit diesem Problem allen voran intensiv auseinander. Und dank der beharrlichen Bemühungen vieler Menschen konnten Japan und China im September 2000 damit beginnen, preisgegebene Giftgasmunition gemeinsam einzusammeln. Es waren bereits 55 Jahre seit Beendigung des letzten Weltkrieges vergangen.
Bei der ersten Gemeinschaftsarbeit, die in der Stadt Bei’an der Provinz Heilongjiang stattfand, wurde tödliche Giftgasmunition gefunden, die, knapp fünf Meter von einem Privathaus entfernt, unter der Erde begraben war.
Ich bin der Ansicht, dass alle Führungspersönlichkeiten der Welt, insbesondere alle Führer der Länder, die Nuklearwaffen besitzen, nach Hiroshima und Nagasaki kommen und direkt mit ihren eigenen Augen schauen sollten, was die Nuklearwaffen verursachten.
Um die japanisch-chinesische Freundschaftsbeziehung zu fördern, sollten die japanischen Führer das „Museum zum Gedenken an das Massaker von Nanjing“ sowie den ehemaligen Sitz des Hauptquartiers der „Einheit 731“ besuchen. Gerade das wird zum bedeutungsvollen ersten Schritt, sich dem Herzen der Menschen in China zu nähern, so glaube ich fest.
Der Vergangenheit ins Auge zu schauen, bedeutet sicher keine Selbstquälerei, sondern eine Selbstreflexion. Wer nicht bereit ist, über sich selbst zu reflektieren, kann keinen Weg für die Zukunft bahnen. Wer Ereignisse aus der Geschichte zu streichen versucht, wird wiederum von der Geschichte ausgelöscht. Gerade dadurch, dass wir uns darum bemühen, aus vergangenen Vergehen zu lernen, können wir zu einem wertvollen Start antreten und somit von anderen Ländern der Welt respektiert werden. Davon ausgehend kann ein Land aufgebaut werden, auf das sein ganzes Volk stolz sein kann.
Herr Bu Ping, der die Insel Ookuno, Giftgasinsel genannt, die sich in der Präfektur Hiroshima befindet, besuchte, trauert von ganzem Herzen über die Tatsache, dass viele Japaner bei der Herstellung von Giftgas auf der Insel vergiftet wurden. Er schaut dies nicht vom Aspekt der beiden Staaten, China gegen Japan, an, sondern vom „menschlichen Gesichtspunkt“ aus.
Sowohl Militarismus als auch Invasionismus stellen hierbei für die Völker der beiden Nationen, Japan und China, einen „gemeinsamen Feind“ dar.
Präsident Fan ist ein Wegbereiter, der den Bereich „Humanwissenschaft“ in China etablierte. Auf die Frage, die ich ihm stellte, „was ist aus der Sicht der Humanwissenschaft für das Glück der Menschen am wichtigsten?“, antwortete er: „Eine korrekte ‚Wertanschauung’ zu gründen und sie in die Tat umzusetzen.“
Er fuhr fort: „Zum Beispiel ist hier ein reicher Mensch. Aber falls er sein Vermögen durch inkorrekte Methoden, wie Betrug oder Unterschlagung, angehäuft hätte, würde er damit in absehbarer Zeit zugrunde gehen. Andererseits kann selbst ein einfacher Bürger, auch wenn er ein nicht allzu hohes Gehalt bezieht, viel glücklicher sein als alle reichen Menschen, solange er über einen für seine Existenz möglicherweise notwendigen Lebensraum verfügen und mit Ruhe im Herzen leben kann.“
Das gilt ebenso für ein jedes Land. Selbst wenn man für sein Land Reichtümer oder Rohstoffe benötigt, kann man niemals glücklich werden, solange man fremde Länder ausplündert oder sie verwüstet.
Der Einmarsch der japanischen Reichsarmee in die „Mandschurei“ wurde erst durch den sogenannten „Mandschurei-Vorfall“, der sich im Jahr 1931 ereignete, regelrecht in Gang gesetzt. Unmittelbar nach diesem Vorfall erhob Sakuzo Yoshino (1878-1933), seine kritische Stimme.
Zu seiner Zeit wurde gesagt, dass „die Mandschurei die Frontlinie sei, die über Japans Existenz entscheidet“. Gegenüber dem vorherrschenden Ton des Arguments in den damaligen Medien, dass die militärischen Handlungen in der Mandschurei für das Überleben des japanischen Volkes unabdinglich sei, trat er mit einer offnen Kritik auf, dass man das Invasion nennt. Er schrieb in einem führenden Monatsmagazin: „Wir sind von klein auf so erzogen, dass man kein Wasser aus dem Brunnen stehlen darf, selbst wenn man durstig ist.“ (aus „Völker, Klassen und der Krieg“ in Chuo-Koron, erschienen in der Januarausgabe von 1932)
Man ignoriert die Absichten der Menschen, die in ihrem Land leben, und betrachtet ihr Land lediglich als eine Versorgungsbasis für Rohstoffe für sein eigenes Land. In solch einer allzu egoistischen Vorstellung, denke ich, existierte der Nährboden, aus dem bald ein teuflisches Kind, „Einheit 731“ genannt, hervorgebracht werden konnte.
Sobald man einmal von der humanistischen Schiene abgekommen ist, kann man nicht mehr auf der regulären Schiene fahren. Krieg, sobald er ausbricht, ist nicht mehr zu bremsen, denn er eskaliert, sodass alles um des Sieges willen eingesetzt wird.
Nach Zeugenaussagen wurden all jene Greueltaten, die von der selben Einheit verübt worden waren, unter dem Vorwand „um des Landes willen“ gerechtfertigt. Und als Folge von Rechtfertigungen, erfuhr ich, wurden sie allmählich in die Lage versetzt, im Herzen keine Schmerzen mehr zu spüren.
Selbst die Pressewelt, die eigentlich die Rolle übernehmen sollte, solch eine Tendenz zu bremsen, fungierte ab dem Zeitpunkt des Einmarsches der japanischen Reichsarmee in die Mandschurei nicht mehr als Bremse, sondern viel mehr als Gaspedal.
Es liegt hier eine Unterlage vor, die belegt, dass einer der damals führenden Zeitungsverleger Japans im darauffolgenden Monat nach dem Einmarsch in die Mandschurei, genauer gesagt, am 12. Oktober 1931, eine „Vorstandskonferenz“ veranstaltete und dabei „nunmehr geltende Richtlinien“ verabschiedete.
Auf dieser Konferenz wurde „entschieden, dass, obwohl die Betonung auf die Reduzierung der militärischen Rüstung unverändert bleiben sollte, es doch selbstverständlich ist, dass wir uns als japanisches Volk auf die schwere Zeit des Staates einstellen, das Militär unterstützen, dazu beitragen, unter der Bevölkerung einen nationalen Konsens zu bilden, und zu allem, was Pläne sowie Kampfhandlungen der jetzigen Militärführung angeht, absolut keine Kritiken wie Vorwürfe ausüben und sie nach besten Kräften befürworten“. (aus „Nachrichten der Militärpolizei“)
Obwohl aus dem Kreise der Journalisten an der Front manche Kritiken wie „müssen wir dem Militär gehorchen?“ gemeldet worden waren, wurden solche Kritiken „mit der Begründung, dass es, unter der momentanen ernsten Lage über solche Kleinigkeiten zu debattieren, zeitlich nicht angebracht ist, barsch zurückgewiesen“. (aus „Nachrichten der Militärpolizei“)
Da an der Spitze der Führung gemeinsam verabredet worden war, das Militär nicht zu kritisieren, lief alles, was danach erfolgte, in großer Geschwindigkeit. In Bälde begannen sämtliche Zeitungsverleger, die Stimmung zum Krieg wetteifernd zu schüren.
Obwohl alle Betroffenen bis heute eine tiefe Selbstreflexion vornahmen, bleibt alles, was einmal auf Papier gedruckt worden war, um den Krieg zu befürworten, in aller Ewigkeit unauslöschlich, und zugleich ihre Geschichte, Leib und Seele des japanischen Volkes durch ihre Schriften zum Krieg mobilisiert zu haben.
Hierzu meinen manche, dass das unter Berücksichtigung der damaligen Umstände unvermeidbar gewesen sei. Dennoch gab es gerade nicht wenige Zeitgenossen, die ihre Gegenhaltung klar und deutlich zum Ausdruck brachten.
Rokko Kikutake, der Chefredakteur der Tageszeitung „Fukuoka-Nichinichi (Vorläufer der heutigen Nishi-Nippon)“, ließ sich, ohne seinen journalistischen Antikriegs-Grundton zu vermindern, trotz verschiedener Schikanen und Unterdrückung, angefangen mit einer Boykott-Bewegung, nicht unterkriegen.
Als er von manchen Stellen gefragt wurde, „Können Sie das etwas nachsichtig behandeln?“, argumentierte er voller Zorn: „Macht keinen dummen Scherz! Es geht nicht einfach darum, ob die Firma kaputt geht, sondern vielmehr darum, ob das Land Japan zerstört wird oder nicht.“ (aus „Journalisten in der modernen Zeit“)
Wie dem auch sei, zerstörte der „Mandschurei-Vorfall“ den Trend zur internationalen Zusammenarbeit, die bis zu diesem Zeitpunkt, auch wenn nur im Prinzip, bestanden hatte. Als Folge davon zeigte die dadurch bloßgestellte Welt, „der Schwache fällt dem Starken zur Beute“, auch Japan ihre Zähne und führte es schließlich zum Untergang.
„Sie, Herr Fan, haben in Ihrem Leben unvorstellbar große Hindernisse überwunden und sind auf dem Weg des Studiums unermüdlich vorangeschritten. Ich habe ebenso erfahren, dass Sie Ihre Eltern sehr früh verloren“, so sagte ich zu Präsident Fan.
Einige Momente später entgegnete er: „ . . . die Zeit, in der ich meine Kindheit verbrachte, war inmitten des Anti-Japanischen Widerstandskrieges. Das Haus, in dem meine ganze Sippe wohnte, fungierte als Stützpunkt der Untergrundorganisation für den Anti-Japanischen Widerstand. Mein Onkel, der ältere Bruder meines Vaters, war eine Zentralperson. Er wurde aber verraten und zusammen mit seinem Sohn verhaftet. Sein Sohn, ein 16 jähriger Junge, wurde bald freigelassen. Jedoch musste mein Onkel, kurz vor der Kapitulation der japanischen Reichsarmee, im Gefängnis sterben.“
Bei dieser Gelegenheit erzählte ich den Gästen aus China von meinem Gefühl der Bewunderung über „eine Mutter“, die in meinem Herzen tief eingraviert ist. Sie heißt Zhao Yiman (1905-1936), eine Chinesin, die gegen die Invasion der japanischen Reichsarmee kämpfte.
Als sie von der japanischen Armee umzingelt wurde, widersetzte sie sich der Empfehlung eines Kampfgenossen, zu entfliehen, da sie eine Frau war. Die Frau, die sich normalerweise ruhig verhielt, behauptete mit bestimmendem Ton: „Warum? Weil ich eine Frau bin! Meint Ihr, dass eine Frau unter den strengen Umständen nicht durchhalten kann?“ Ihre unbeugsame Entschlossenheit bewegte alle.
Diese Heldin, die die Japaner „Anführerin der kommunistischen Banditen“ nannten, wurde verjagt und nach hartnäckigen Verfolgungen letztendlich festgenommen. Sie, die vor der öffentlichen Hinrichtung auf einem Wagen überall in der Stadt zur Schau gestellt wurde, ermutigte die Menschen, die an den Straßenrändern standen, indem sie stolz Revolutionslieder sang. Im August 1936 wurde sie in Harbin erschossen. Sie war 31 Jahre alt.
In der Nacht vor der Hinrichtung schrieb die junge Mutter ihrem kleinen Sohn einen letzten Brief: „An mein Kind, dem ich nicht mehr lebend begegnen kann! Bitte wachse gesund heran, mein geliebter Sohn! Deine Mutter braucht nicht tausend Sätze und zehntausend Worte zu verlieren, um dich zu erziehen. Ich werde dich dadurch, wie deine Mutter ihr Leben geführt hat, erziehen. Vergiss bitte diesen Kampf deiner Mutter nicht, auch wenn du groß geworden bist!“
Auch wir dürfen die Herzen der Menschen in China nicht vergessen. Denn wenn wir sie nicht verstehen, können wir weder Frieden zwischen Japan und China schaffen noch den Weg sehen, den Japan einschlagen muss.
Sein eigenes Gesicht kann man selber nicht sehen. In ähnlicher Weise erscheinen Berge, die entweder von dieser Seite oder von der anderen Seite betrachtet werden, auch unterschiedlich. Nur solche Japaner, die fähig sind, sich in die Lage der Menschen in China zu versetzen und sich darüber Gedanken zu machen, was sich die meisten Menschen in China vom Frieden wünschen, vermögen auch das, was das reale Bild Japans angeht, genau zu sehen, so denke ich.
Hier sind die Worte von Präsident Fan: „Nach dem Tod meines Onkels führten meine Eltern den Anti-Japanischen Widerstandskampf hart durch und setzten sich für die Gründung des neuen China voll und ganz ein. Wir lebten in einem bitterarmen Dorf. Meine Mutter starb, als ich sechs Jahre alt war, und mein Vater, als ich im Alter von 14 Jahren war. Selbst wenn sie krank wurden, hatten sie kein Geld, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen und ein Medikament zu kaufen.
Ich bin jedoch auf meine Sippe, die den Anti-Japanischen Widerstandskampf bis zum Ende durchführte, sehr stolz. Auf dem Denkmal, das die Helden des Anti-Japanischen Widerstandskampfes belobigt, steht der Name meines Onkels eingraviert.“
Wir haben auch unseren Stolz.
Herr Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), der erste Präsident der Soka Gakkai, und Herr Josei Toda (1900-1958), der zweite Präsident, führten im Gefängnis ihren Kampf gegen den Militarismus Japans unbeugsam durch. Auf diese Geschichte sind wir äußerst stolz.
Ich habe meinen Gästen versprochen: „Wir sind absolut gegen Krieg. Die Soka Gakkai führt den Kampf gegen die teuflische Natur der Macht in aller Ewigkeit durch!“
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 9. August 2003)
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