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Von heute an ...

Sich intensiv der Praxis zu widmen, ist der einzige Weg, die eigenen Lebensumstände zu verändern. Auch wenn alles bestens zu gehen scheint, kann man immer etwas verbessern.

Von Andrea Bottani

Buddhismus ist Sieg oder Niederlage. Fragen wir uns einen Moment, was das bedeutet. Daisaku Ikeda erklärte, daß der Buddhismus sich mit Sieg oder Niederlage beschäftigt. Das bedeutet nicht, daß jeder Bundeskanzler oder Industriekapitän oder ein berühmter Schauspieler werden muß. Schon allein weil all das nicht notwendigerweise zum Glücklichsein führt. Sieger zu werden bedeutet eher, das eigene menschliche Potential zu entwickeln, jeder nach seinen persönlichen Eigenschaften. Jeder hat in sich die Buddhanatur. Diese Natur manifestiert sich durch den Glauben und durch die buddhistische Ausübung als Freude, Lebenskraft und Weisheit. Diejenigen, die dieses Potential entwickeln, sehen große Verbesserungen in ihrem inneren Leben und positive Antworten in ihrer Umgebung. Das bedeutet, die negativen Umstände, in denen ein Mensch lebt, zu verändern, das eigene Leben zu entwickeln, um kräftig und gesund zu werden, körperlich, geistig und in der Gesellschaft. Sieger zu sein bedeutet zum Beispiel konkret, sich beruflich zu entwickeln, das Vertrauen der anderen zu gewinnen, die Gesundheit zu verbessern oder eine Familienkrise zu überwinden.

Auch diejenigen, die positive Ergebnisse in ihren Aktivitäten in der buddhistischen Gemeinschaft erhalten, können sich mit Recht als Sieger fühlen. Aber man kann sich natürlich nicht auf der einen Seite als Sieger fühlen und dann keine Arbeit haben oder von anderen verlacht werden: das wäre wie "Soka Gakkai spielen". Unsere Friedensbewegung erfordert, daß jeder sich als einzelner in der Gesellschaft behauptet und seine Rolle findet. Es kann sein, daß man Sieger in einem Bereich des Lebens und Verlierer in einem anderen ist, also daß man Erfolg im Beruf hat, sich aber in der Familie frustriert fühlt. Das kann normal scheinen, aber die wahre Herausforderung besteht darin, ständig zu versuchen, das eigene Leben in allen Bereichen zu harmonisieren.

Wir stehen am Beginn eines neuen Jahres. Das ist jetzt die Zeit, in der sich jeder betrachtet, draußen und drinnen, und Schlüsse zieht. Man soll sich selbst nicht belügen. Wenn wir gewonnen haben, sollten wir dem Gohonzon danken und uns auf unser nächstes Ziel vorbereiten; wenn wir verloren haben, sollten wir vor den Spiegel gehen und uns selbst eingestehen: "Ich bin nicht weitergekommen", und uns entschließen, in diesem Jahr zu gewinnen. Eine "gute, gesunde und heilsame" Niederlage kann oft mehr als hundert Siege wert sein, wenn man sie wirklich annimmt, darunter leidet und sich noch stärker als vorher entschließt. Oft folgt ein großartiges Ergebnis einem großen Verlust. In der Gosho heißt es sinngemäß: "Auf ein großes Unglück wird ein großes Glück folgen."

Alles hängt von unserer Entschlossenheit ab." Egal ob du gewonnen oder verloren hast, schreite kraftvoll dem nächsten Ziel entgegen", lehrt uns Daisaku Ikeda. Und genau das, das Ziel, ist der Ausgangspunkt. Vor allem ist es notwendig, die eigenen Ziele zu klären. Wenn wir das wie eine Formalität erledigen, werden wir unsere Ziele bald vergessen. Wenn wir nicht die ganze Verantwortung für die Verwirklichung unserer Ziele übernehmen, werden wir uns auf die Hilfe oder Gefälligkeit von anderen verlassen und warten. Wenn wir uns Ziele mit Entschlossenheit setzen, werden wir jeden Tag unser Letztes geben, um das erwünschte Ergebnis zu erreichen. Oder wir können sogar total vermeiden, uns Ziele zu setzen, um uns nicht mit einem Sieg oder einer Niederlage auseinandersetzen zu müssen. Wenn wir keine Herausforderungen annehmen, können wir das Gefühl haben, daß wir ruhiger leben. Warum sich Ziele setzen, wenn wir einfach das genießen können, was wir schon haben, und in Harmonie mit unserer Umgebung leben können? Alles hängt davon ab, was für eine Lebensauffassung wir haben. Wenn wir eine aktive, auf das Schaffen von Werten gerichtete Lebensauffassung haben, wenn wir Werte nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere schaffen wollen, werden wir uns aktiv einsetzen. Je größer die Wünsche, desto größer unser Einsatz. Das bedeutet aber nicht, immer wie im Kampfeinsatz zu leben, und die unzähligen Früchte nicht zu genießen, die das Leben uns bieten kann. Im Gegenteil, einen hohen Lebenszustand zu haben, fröhlich und optimistisch zu sein und das Leben zu genießen, sind die ersten Früchte einer mutigen Ausübung. Und außerdem, wie Daisaku Ikeda uns lehrt: "Ein Leben ohne konkrete Wünsche und ohne Herausforderungen führt nicht zum wahren Glück. Dasselbe gilt auch im Bereich des Glaubens: unsere Ziele zu klären ermöglicht es uns, voranzugehen." Es kann sein, daß einige nicht gewohnt sind, sich Ziele zu setzen, und über diesen Punkt ein bißchen verwirrt sind. Es kann sein, daß jemand es für unmöglich hält, einige seiner tiefsten Wünschen zu verwirklichen, und nicht einmal wagt, es zu versuchen "Solange wir unsere Situation nur mit gewöhnlicher Vernunft betrachten, gibt es nicht die geringste Chance, daß wir gewinnen können. Aber der Daishonin sagt uns geradeheraus, daß der Gohonzon unbegrenzte Kraft besitzt. Die einzige Frage bleibt, ob wir in der Lage sind, die Art von mutiger Praxis durchzuführen, die das Unmögliche möglich machen kann", sagte Shin'ichi Yamamoto zu seinen Freunden in Kansai. (Die Menschliche Revolution, Band 10, S.15). Wir können nicht den Zweifeln unseres Verstandes folgen und unsere Hoffnung aufgeben, nur weil wir Angst haben zu versagen. Wenn wir aufgeben, ehe wir es versucht haben, können wir nie die Kraft des Mystischen Gesetzes erfahren. Wer sein Leben auf der Vergangenheit basiert, fühlt sich ohnmächtig und empfindet Schwere. Wer nur die Gegenwart betrachtet, bleibt stehen und wird nichts verändern können. Aber wer seinen Blick mit Hoffnung auf die Zukunft richtet, findet Entschlossenheit und Freude. Alles fängt mit unserer Einstellung an. Wie Daisaku Ikeda sagt: "In dem Moment, in dem Sie beschließen, erfolgreich zu sein, werden sich jeder Nerv und jede Faser Ihres Seins sofort auf Ihren Erfolg ausrichten. (FORUM Oktober 1997, S.8)

Daisaku Ikeda sagte auch: "Was für eine Zukunft stelle ich mir für mich vor? Was für ein Mensch möchte ich sein? Was will ich in meinem Leben erreichen?" Sie sollten sich diese Visionen Ihres Lebens so genau wie möglich vorstellen. Damit wird dieses "Gestalten" schon zu einem Entwurf Ihrer Zukunft. (...) Je deutlicher und klarer der Entwurf in unserem Herzen ist, um so besser. Wir gestalten im Detail unser Ziel, das wir für uns selbst im Herzen tragen, und schreiten entschieden darauf zu. So wird sich unser tatsächliches Leben nach und nach auf diesen Entwurf, nach dem wir streben, zu bewegen." (FORUM April 1998, S.22). Wenn wir ein bißchen weiter gehen, wenn wir jenseits der Oberfläche schauen und uns von unseren alten Vorstellungen nicht irreführen lassen, dann finden wir das Gebiet des Mystischen Gesetzes, wohin der Verstand normalerweise nicht reicht.

Wenn wir unser Ziel geklärt und uns dazu entschlossen haben, es zu verwirklichen, haben wir schon die innere Kraft unseres Lebens in Bewegung gesetzt. Der nächste Schritt ist, mit Zuversicht zum Gohonzon zu beten. Am Anfang scheint alles gut zu laufen, aber unvermeidlich entstehen Schwierigkeiten. Es ist natürlich, daß wir als Menschen von Zweifeln und Trostlosigkeit überkommen werden, wenn wir vor einem Hindernis stehen oder wenn das Ziel noch weit entfernt zu sein scheint. In der "Neuen Menschlichen Revolution" schreibt Daisaku Ikeda: "Wenn unsere Entschlossenheit schwächer wird, werden wir nur unüberwindliche Hindernisse am Horizont erscheinen sehen, und schließlich werden wir glauben, daß sie unveränderliche Tatsachen sind: darin liegt die Ursache für die Niederlage." Das ist der Moment, an dem man so lange Daimoku chanten sollte, bis man die Hoffnung wiederfindet. Der Glaube wird nur in den Schwierigkeiten und in den schwierigsten Unternehmen sichtbar, wo der einzige Ausweg ist, an den Gohonzon zu glauben und weiter zu gehen.

Natürlich ist das Gebet nur der erste Faktor des Erfolges; der zweite ist die Handlung. Handlungen ohne Gebet sind oft wirkungslos, aber auch das Gebet ohne Handlung ist reiner Idealismus. Nur durch vernünftige Handlungen können wir Schritt für Schritt an unserem Sieg arbeiten. Wenn wir mit der Überzeugung chanten, daß wir es schaffen werden, stellen wir unser Leben auf die Grundlage des Gesetzes und können eine höhere Weisheit hervorströmen lassen, auf der wir unsere Handlungen gründen.

Der Anfang des Jahres ist für alle eine Gelegenheit, neue Entschlüsse zu fassen. Jetzt ist der Moment, die Trägheit oder die Angst zu besiegen und sich zu entschließen: "Ich will mich verändern!" Die Gosho sagt: "Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt." Jetzt ist die Zeit, die Reise wieder neu zu beginnen.

(Gekürzte Fassung. Übersetzung von Carolina Baratta)

Quelle: FORUM Januar 1999

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