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Gosho-Studium für März 2003

„Über das Öffnen der Augen“

„Er sagte dies, weil, wenn ein Mann seine Eltern und sein Heim verlässt und ein Mönch wird, er immer die Errettung seines Vaters und seiner Mutter zum Ziel haben sollte. Aber diese Männer gehörten zu den beiden Bereichen von shomon und engaku, und obwohl sie dachten, dass sie selbst das Nirvana erlangt hatten, taten sie nichts, um anderen zu nützen. Und selbst wenn sie etwas getan hätten, um anderen Nutzen zu bringen, so waren sie selbst doch zu einem Pfad bestimmt, auf dem sie niemals die Buddhaschaft erlangen und ihren Eltern daher niemals die Errettung bringen konnten. So wurden sie im Gegensatz zu dem, was man hätte erwarten können, als Männer bekannt, die ihre Verpflichtungen nicht verstanden.“ (Gosho Band II, Seite 84)

„Nichtsdestotrotz bezeichnete der Weltverehrte sie (Shariputra, Kashyapa u.a.) als Personen, die nicht wussten, wie man seine Dankbarkeit erweist. Der Grund dafür ist folgender: Man verlässt sein Elternhaus und wird Mönch, weil man seine Eltern unbedingt retten will. Obwohl die Menschen der beiden Fahrzeuge (Shravakas oder Stimmen-Hörer und Pratyekabuddha) denken, dass sie selbst die Erleuchtung erlangt hätten, mangelt es ihnen an der Ausübung, anderen Nutzen zu bringen. Selbst wenn sie meinen, sie brächten anderen teilweise Nutzen, aber weil sie ihre Eltern und andere auf den Weg eintreten lassen, der in aller Ewigkeit nicht zur Verwirklichung der Buddhaschaft führt, gehören sie doch umgekehrt zu den Personen, die nicht wissen, wie man seine Dankbarkeit erweist.“ (Japanische Gosho, Seite 192)

Adressat und Hintergrund

1. Die vorliegende Gosho „Über das Öffnen der Augen“ schrieb Nichiren Daishonin im Februar 1272 in Tsukahara auf der Insel Sado und verlieh sie an Shijo Kingo, stellvertretend für alle Schüler und die gesamte Anhängerschaft. Der Daishonin war gerade 50 Jahre alt. Der Grund, warum er dieses Schreiben an Shijo Kingo adressierte, musste wahrscheinlich darin gelegen haben, dass der Daishonin in ihm seinen unerschütterlichen Glauben sah und ihm deswegen tief vertraute, weil er den Daishonin bei der Verfolgung in Tatsunokuchi bis zum Ort der Exekution begleitete, mit dem festen Entschluss, mit Nichiren Daishonin zusammen zu sterben.

2. Shijo Nakatsukasa Saburo Zaemon-no-jo Yorimoto, genannt Shijo Kingo (etwa 1230-1300), war unter den Schülern und Gläubigen des Daishonin eine Zentralfigur sowie Toki Jonin und diente Herrn Ema, einer der führenden Persönlichkeiten innerhalb des mächtigen Familienclans Hojo, auch im Bereich der Medizin. Obwohl nicht bekannt ist, wann und aus welchem Grund er anfing, den Glauben auszuüben, ist wohl anzunehmen, dass ihn die direkte Begegnung mit dem Daishonin dazu geführt hat. Der Daishonin, der seine Lehre im April 1253 zum ersten Mal verkündete, begab sich unmittelbar danach in die Stadt Kamakura, die damalige Metropole Japans, und begann, seine Lehre zu verbreiten. In Matsubagayatsu, einem Stadtteil Kamakuras, richtete er eine kleine Behausung ein und machte diese zum Zentrum der Verbreitung. Dies wurde ermöglicht, durch eine gute Beziehung zur Familie Ema, der Nichiren Daishonin bei einem Rechtsstreit um ein Grundstück in der Provinz Awa geholfen hatte. Es lässt sich vermuten, dass Shijo Kingo dem Daishonin in der frühen Phase der Verbreitung seiner Lehre begegnete und alsbald anfing, den Glauben auszuüben (1256).

3. Shijo Kingo suchte stets nach der Lehre des Daishonin und übte sie rein und konsequent aus. Er war mit Frau Nichigen-nyo (1242-1303) verheiratet und hatte zwei Töchter, Tsukimaro, geboren am 08. Mai 1271, und Kyoō, geboren im Jahr 1272. Sie erhielten zahlreiche Briefe vom Daishonin. Im jetzigen gesammelten Gosho-Werk zählt man 35 Briefe, die allein an das Ehepaar gerichtet waren. In den Briefen handelt es sich um verschiedene wichtige Lehren sowie buddhistische Prinzipien, welche wir für die Vertiefung unseres Glaubens im täglichen Leben anwenden können, wie zum Beispiel: „der Glaube, Hindernisse zu überwinden“, „der Glaube für das Glück der Familie“, „das Verständnis über die Beziehung zwischen Arbeit und Ausübung des Glaubens“, „Bedeutung des Gohonzons“, „Krankheit der Kinder“, „wie wir Eintracht schaffen und die Kosen-rufu Bewegung zusammen vorantreiben können“ usw.. Außerdem bekam er als Repräsentant der Schüler sehr wichtige Thesen oder Abhandlungen wie „Über das Öffnen der Augen“ und „Über die Verfolgungen, die dem Buddha widerfahren“(Gosho Band I). Und selbst im „Brief aus Sado“(Gosho Band I) steht sein Name zusammen mit Toki Jonin und einigen anderen.

4. Der erste der 35 Briefe, die er und seine Frau vom Daishonin persönlich erhielten, stammt vom Mai 1271 und der letzte aus dem Jahr

  1. Das bedeutet, dass die meisten Briefe in einem Zeitraum von 9 Jahren, nämlich vom Zeitpunkt der Tatsunokuchi-Verfolgung an bis zur Einschreibung des Dai-Gohonzon verfasst wurden. Das war der wichtigste Zeitraum, in dem der Daishonin seinen ursprünglichen Daseinsgrund (Honchi) als der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes enthüllte und schließlich das letztendliche Ziel seiner Erscheinung verwirklichte. Shijo Kingo kämpfte mit Unterstützung seines Meisters Nichiren Daishonin und überwand verschiedene Probleme und Hindernisse gerade in dieser bedeutungsvollen Zeitspanne.

5. Er war derjenige, der zum Anlass der Tatsunokuchi-Verfolgung sofort zum Daishonin eilte und ihn mit seinen vier Brüdern bis zum Hinrichtungsort Tatsunokuchi begleitete, indem er die Zügel des Pferdes, auf dessen Rücken der Daishonin saß, hielt. Er war fest entschlossen, mit dem Daishonin zu sterben. Zum späteren Zeitpunkt pries der Daishonin das Verhalten Shijo Kingos mehrmals: „Wie sollte ich das jemals vergessen!“ (Japanische Gosho, Seite 1193) Oder: „Ich war zutiefst bewegt!“ (Gosho Band I, Seite 96) Es war unvermeidbar, Verfolgungen zu begegnen, wenn man zu Lebzeiten des Daishonin dessen Schüler werden wollte. Obwohl die meisten Menschen sich dessen bewusst waren und verschiedentliche Verfolgungen bis dahin überwinden konnten, gab es doch zum Bedauern viele Schüler und Gläubige, die anlässlich der Tatsunokuchi-Verfolgung und während der darauffolgenden Verbannung auf die Insel Sado oder in stürmischen Zeiten der Unterdruckung seitens der Obrigkeit sowie der direkten oder indirekten Schikane in der Gesellschaft ihren Glauben aufgaben. Unter solch unerbittlichen Umständen blieb Shijo Kingo unerschütterlich, sein Leben für die Verbreitung der Lehre des Daishonin einzusetzen und ermutigte andere Schüler und Gläubige. Ferner schickte er seinen Boten mit Gaben mehrmals zur Insel Sado, und er selbst besuchte Nichiren Daishonin dort im Mai 1272, also einige Monate später nach Erhalt dieser Abhandlung.

6. In der Gosho „Über das Verhalten des Buddhas“ steht: „ ..., machte ich mich daran, ein zweibändiges Werk mit dem Titel ‚Über das Öffnen der Augen’ fertig zu stellen, an dem ich seit dem November des Vorjahres arbeitete.“ (Gosho Band I, Seite 197; Japanische Gosho, Seite 919) So fing der Daishonin unmittelbar nach der Ankunft auf der Insel Sado an, sich mit dem Konzept dieser Abhandlung zu befassen und vollendete sie im Februar. Der Daishonin, der am 12. September des Vorjahres der Verfolgung in Tatsunokuchi, wo er durch Intrigen von Ninsho-bo Ryokan, dem Hohenpriester des Gokuraku-ji Tempels, und Hei-no Saemon-no-jo Yoritsuna enthauptet werden sollte, entkam, wurde schließlich auf die Insel Sado verbannt. Er befand sich also weiterhin in der schwierigsten Lage seines ganzen Lebens. Unter den Schülern und Gläubigen gab es doch solche, die wegen unaufhörlicher Schikanen und Unterdrückung seitens der Obrigkeit ihren Glauben an den Daishonin nach und nach aufgaben. Einige wurden ebenfalls verbannt, manche wegen falscher Anschuldigungen, zum Beispiel Häuser in Brand gesetzt zu haben, festgenommen und ins Gefängnis geworfen oder es wurde ihnen Hab und Gut genommen.

7. Unter solch schwierigen Umständen kam unweigerlich die Frage auf, die die meisten Schüler und Anhänger in tiefe Zweifel stürzte und gar zur Verzweiflung trieb, warum die himmlischen Götter keinen Schutz gewährten, wenn Nichiren Daishonin wirklich der Ausübende des Lotos Sutras ist. Der Daishonin gibt in dieser Gosho eine klare Antwort auf diese kritische Frage, um die Zweifel zu beseitigen, mit denen sich die meisten Schüler und Gläubigen auseinander setzten, und erklärt eindeutig, dass er selbst der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist. Seine Begründung dafür beruht auf der Tatsache, dass der Daishonin, der die Drei Starken Feinde zum Erscheinen herausforderte, mit seiner Handlung allen Aussagen und Prophezeiungen im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji)“entspricht und sie bewahrheitet. Darauf basierend erklärt Nichiren Daishonin, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, der die drei Tugenden von Herrscher, Lehrer und Eltern besitzt.

8. Er schreibt anhand der Prophezeiung im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji)“ des Lotos-Sutras, dass der „Ausübende des Lotos-Sutras“ durch die „Drei Starken Feinde“ verfolgt wird. Bei der Frage, wer „der wahre Ausübende des Lotos Sutras“ ist, kommt es deshalb nicht darauf an, ob er von den buddhistischen Göttern beschützt wird oder nicht, sondern es wird sich in aller Deutlichkeit herausstellen, ob dieser das Lotos-Sutra trotz großer, unaufhaltsamer Verfolgungen fortgesetzt verbreitet. Zum Schluss erklärt Nichiren Daishonin, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, der diese drei Tugenden verkörpert, weil er sein Leben für die Rettung aller Menschen einsetzt, wie in der Gosho steht: „Ich, Nichiren, bin für alle Menschen Japans Herrscher, Meister, Vater und Mutter.“ (Gosho Band I, Seite 197; japanische Gosho, Seite 237)

9. In der Sanmai-do, einer vom Wind und Schnee völlig ungeschützten Hütte auf dem Friedhof, in der äußersten Kälte des Winters auf der Insel Sado wurde der Daishonin ständig von Inselbewohnern belauert, die meistens fromme Gläubige der Nembutsu Schule waren. Unter den Umständen, in denen es ihm selbstverständlich nicht nur an Nahrung, sondern auch an kostbarem Papier und Tinte mangelte, schrieb er diese 66 Seiten lange Abhandlung und machte mit löwenstarkem Ausruf klar: „Ich werde alle Menschen retten! Völlig unabhängig vom Schutz der Götter!“ – und er forderte seine Schüler aus tiefer Überzeugung auf: „Lasst uns zusammen kämpfen! Nur durch den Kampf, unser Leben einzusetzen, können wir den Horizont unseres Lebenszustandes grenzenlos erweitern.“

10. Ganz selten betitelte Nichiren Daishonin selbst dieses Schreiben mit „Über das Öffnen der Augen“. Und die Bedeutung des Titels dieser Abhandlung besteht gerade darin, die blinden Augen aller Menschen, die an Dummheit, Zweifel, Habgier haften, zu öffnen, nämlich die Augen des Herzens aller Menschen zu öffnen. Dies ist zugleich eine Abhandlung, in der das „Wahre Objekt der Verehrung aus dem Aspekt der Person (Nin-Honzon)“ aufgrund des Prinzips der „Untrennbarkeit von Person und Gesetz“ offenbart wird. Im Gegensatz dazu wird in der Abhandlung über „das Wahre Objekt der Verehrung (für die Anschauung des eigenen Herzens)“, die im April 1273 ebenfalls auf der Insel Sado verfasst und an Toki Jonin verliehen wurde, das Prinzip vom „Wahren Objekt der Verehrung aus dem Aspekt des Gesetzes (Ho-Honzon)“ erläutert.

Zusammenfassung:

1. In der ersten Hälfte dieser Gosho erläutert der Daishonin die Lehre von „Dreitausend Phänomene im Leben eines Augenblicks (Ichinen Sanzen)“ des Lotos-Sutras, die für alle schwer ist, zu verstehen und daran zu glauben. In der zweiten Hälfte konstatiert er, dass er, der diese schwer verständliche Lehre verbreitet, um die Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu retten, der „Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes“ ist, der die drei Tugenden des Herrschers, des Meisters und der Eltern besitzt. Einer der Gründe, warum man an das Lotos-Sutra schwer glauben und es schwer verstehen kann, liegt darin, dass die Verwirklichung der Buddhaschaft der zwei Fahrzeuge (Shravakas oder Stimmen-Hörer und Pratyekabuddha) erstmals im Lotos-Sutra verkündet wurde. Dies versicherte Shakyamuni in keinem anderen Sutra. In den vorläufigen Lehren wurde den Menschen der zwei Fahrzeuge die Verwirklichung der Buddhaschaft nicht ermöglicht, weil sie sich lediglich mit der Erlangung ihrer eigenen Erleuchtung allein begnügten, ohne sich um die Errettung ihrer Mitmenschen zu bemühen.

2. Nichiren Daishonin erwähnt an vielen Stellen der Gosho, dass er aus dem einfachen Volk stammt. Er gehörte nicht zu den auserwählten Menschen der hohen gesellschaftlichen Schichten, sondern er wuchs auf, indem er Leiden und Sorgen der einfachen Menschen in seinem eigenen Leben mitfühlte. Gleichzeitig spürte er wohl auch die ihnen innewohnende wunderbare Kapazität und Kraft. Sein großer Wunsch, seine Eltern und alle anderen, die ihn aufgezogen hatten, unbedingt zum Glück führen zu wollen, entsprang seinem tiefen Dankbarkeitsgefühl. Aus dem Grund verstärkte er seinen suchenden Geist nach der Wahrheit, der ihn zu dem Schwur führte: „Lass mich zum weisesten Menschen Japans werden!“ (Japanische Gosho, Seite 888)

3. Mit dem Schwur, den der Daishonin mit 11 Jahren ablegte, „zum weisesten Menschen Japans zu werden“, setzte er den Ausgangspunkt für seinen Kampf, sich sein ganzes Leben lang für das Glück der Menschen einzusetzen, indem er immer inmitten der Menschen blieb. Stets war er an der Seite der einfachen Menschen. Er ließ sich weder von Unterdrückungen noch von Versöhnungsversuchen seitens der Machthaber beeinflussen. Unerschütterlich und unermüdlich setzte er seinen Kampf für die Veränderung der in der damaligen Gesellschaft und der Zeit vorherrschen negativen Tendenz fort, nämlich die Menschen als Mittel zum Zweck zu benutzen und ihr Glück mit Fußen zu treten. Seinem einmal geleisteten Eid entsprechend betete der Daishonin und studierte eifrig sämtliche Lehren des Buddhismus, sodass er die Weisheit des Mystischen Gesetzes immer mehr entfaltete.

Schwerpunkt:

1. Nichiren Daishonin, der unter den einfachen Menschen aufwuchs, wünschte sich stark, diese Menschen zum absoluten Glück zu führen und ihnen seine Dankbarkeit zu erweisen. Das war eine der Motivationen, warum er den großen Schwur, den wahren Buddhismus zu verbreiten, leistete. Wir wollen uns sein tiefes Herz und Mitgefühl zu eigen machen, d.h. wir lernen das Mystische Gesetz zu verstehen, üben es aus und verbreiten es, nicht allein für unser eigenes Glück, sondern auch für das Wohlergehen unserer Eltern, der Familienangehörigen, aller uns umgebenden Mitmenschen und darüber hinaus für das Glück des Volkes und den Frieden in der Welt. Wir wollen uns auch diese tiefe Entschlossenheit des Daishonin „weil man seine Eltern unbedingt retten will“ zu eigen machen.

2. Manche unserer Familienangehörigen oder unsere Eltern sind möglicherweise noch nicht so weit, den Buddhismus Nichiren Daishonins mit uns zusammen zu praktizieren. Selbst wenn das der Fall ist oder wir von ihnen im Moment keine Unterstützung erwarten können, können wir unsere ganze Familie sicher zum Glück führen, weil wir erst einmal allein in der Familie angefangen haben, diesen Glauben auszuüben.

3. Präsident Ikeda fing auch allein an, zu praktizieren (24.8.1947), nachdem er im Alter von 19 Jahren seinem Meister Josei Toda begegnet war (14.8.1947). Bald begann er bei der Firma zu arbeiten (3.1.1948), die dem späteren zweiten Präsidenten Toda gehörte, um die finanzielle Basis für Kosen-rufu aufzubauen und zu sichern. Als aber seine Unternehmen in große Schwierigkeiten gerieten, war es der damals erst 22jährige Daisaku Ikeda, der Präsident Toda mit vollem Einsatz bis zum Ende unterstützte. Über die damalige Zeit schreibt Präsident Ikeda in seinem Roman „Neue menschliche Revolution“ wie folgt:

Jeden Tag ging Shin´ichi Yamamoto hinaus, wo immer Toda ihn auch hinschickte. In vielen Fällen waren diese Arbeiten schwierige, diplomatische Manöver, die für ihn, der schüchtern und aufrichtig war, ziemlich schwer zu bewerkstelligen waren. Trotzdem versuchte er nie, diesem unangenehmen Weg auszuweichen, denn das wiederum erlaubte ihm sein Gerechtigkeitssinn nicht. Seine Aufgabe war es, Verständnis bei den Kreditgebern zu wecken, ihre Unterstützung zu suchen, sofortige Schuldentilgung einzuklagen und Beschwerden anzuhören. Jede Aufgabe erforderte seinen ganzen Mut. Die harte Realität und die Last seiner großen Verantwortung trieben ihn täglich an den Rand der Erschöpfung.

Shin'ichi erfuhr schon in sehr jungen Jahren den harten Gegenwind, den das Leben mit sich bringt. Zudem lebte er noch unter widrigen Bedingungen. Wenn er um Mitternacht in seine Wohnung zurückkehrte, chantete er ernsthaft Daimoku, aber für seinen erschöpften Körper konnte er nichts tun. Jeden Tag wurde er durch die Tuberkulose etwas schwächer. Seit Shin'ichi ein Jahr zuvor sein Elternhaus verlassen hatte, lebte er in einer Wohnung in Omori, Tokio. In eintönigen Nächten in seinem kleinen Zimmer erinnerte er sich oft an sein Elternhaus, das er sehr vermisste. Der zweiundzwanzigjährige junge Mann hätte sich sowohl physisch als auch spirituell in die Obhut seiner Eltern begeben können. Selbst wenn er der Verlierer gewesen wäre, hätten sie ihn dennoch mit offenen Armen aufgenommen. Gleichzeitig konnte er sich die Gefühle seiner Eltern vorstellen, wie sie seine Situation, die seiner Gesundheit abträglich war, verfluchen würden.

Er wollte jedoch seinem verehrten Meister Josei Toda keine Schande machen. Anstatt zu stöhnen, chantete er Daimoku mit tiefem Ernst. Er wünschte sich, dass er wenigstens gesund werden könnte oder dass seine täglichen Aktivitäten reibungslos verlaufen würden. Wäre wenigstens eine dieser Bedingungen erfüllt, dann würde er nicht so leiden. Das große Problem bestand darin, dass er gleichzeitig mit einer Krise in bezug auf die Arbeit und mit seiner gesundheitlichen Krise konfrontiert war. Er tat alles in seiner Macht stehende um einen Ausweg zu finden. Manchmal hatte er allerdings das Gefühl, als würde er in die Höhle des Ameisenlöwen eingezogen, und je mehr er versuchte sich dagegen zu wehren, desto schlimmer wurde es.

In dieser Situation las er jeden Abend einen Abschnitt aus der Gosho. Unbewusst machte er es sich zur Gewohnheit, diese Abschnitte in seinem Tagebuch zu notieren. Das war eine Form der Gespräche, die er in der Einsamkeit nachts führte, aber genau das entzündete eine unsterbliche Flamme in seinem Herzen. Einmal - mitten in der Nacht - blätterte er in der Gosho „Über das Öffnen der Augen“, als sein Blick an einer Zeile hängen blieb. Dort hieß es: „Man verlässt sein Elternhaus und wird Mönch, weil man seine Eltern unbedingt retten will.“ Er hatte das Gefühl, als billigte Nichiren Daishonin sein gegenwärtiges Leben. Obwohl er sein Elternhaus ohne Tonsur verließ, war er doch fest entschlossen, seiner Aufgabe als großer, religiöser Erneuerer nachzukommen. Seit der Zeit steckte er all seine Energie in die Arbeit unter der Leitung Todas. Er erneuerte seine Überzeugung, dass er zweifellos fähig sein würde, diese beizubehalten.

Ein klarer Gedanke setzte sich in ihm fest, nämlich dass seine gegenwärtigen Leiden ein Omen auf dem Weg zu seiner menschlichen Revolution seien und dass er gleichzeitig seine Eltern wahrhaftig glücklich machen würde. Er dachte: „Schaut auf meine Zukunft! Ich muss nur diese drückenden Probleme ohne Angst überstehen. Ich bin jung. Tatkräftig und mit überschäumender Freude werde ich immer weiter voranschreiten.

Alles, was ich tue, wird vom Dai-Gohonzon gesehen. Sollen mich die anderen verurteilen, wenn sie wollen! Sollen sie über mich lachen, wenn ihnen danach ist! Er lag in seinem kleinen Zimmer und sah zur Decke hinauf. Manchmal war er unfähig, den Schleim in seiner Kehle beim Husten loszuwerden. Tatsächlich sah Shin'ichi gar nicht hinauf zur Decke, sondern er betrachtete vielmehr die bedenkliche Kondition seines eigenen Lebens. Während er über seine Krise nachdachte, versetzte er sich in einen Zustand glühender Entschlossenheit. Er hatte das Gefühl, als würden Windböen ihn hierhin und dorthin blasen und ohne dass er es selbst merkte, wurde sein Ausdruck ganz ernst. (Band 4)

4. Durch den Kampf in der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler überwand Josei Toda, der Generaldirektor der Soka Gakkai, seine Notlage zu seiner Zufriedenheit. Bald übernahm er das Amt des zweiten Präsidenten der Soka Gakkai (3.5.1951). Der Verlauf der Geschichte danach wird hier nicht beschrieben, da Ihnen allen bekannt ist, wie Präsident Ikeda bis zum Ende seinen Meister Toda beschützt, für Kosen-rufu immer an der vordersten Front gekämpft, somit die Einheit von Meister und Schüler vorgelebt hat und jetzt auch noch weiter seinen Kampf fortsetzt.

5. Kurz bevor seine Mutter starb, soll sie aus tiefstem Herzen gesagt haben: „Mein Leben war von Sieg gekrönt.“ Daraus können wir klar ersehen, dass Präsident Ikeda den Satz der Gosho „Man verlässt sein Elternhaus und wird Mönch, weil man seine Eltern unbedingt retten will“, buchstäblich praktiziert hat. Wir wollen ebenso, von dem Satz überzeugt, allein aufstehen und uns für den großen Wunsch, den Buddhismus Nichiren Daishonins sowie die Lebens- und Friedensphilosophie Präsident Ikedas zu verbreiten, voll und ganz einsetzen.

6. Und die Mitglieder, die in ihrer Familie trotz Schwierigkeiten allein praktizieren, möchten wir von Herzen ermutigen und unterstützen.

Erläuterung zum Thema „Der Schwur“ (aus „Die Welt der Gosho“, Teil 2)

Präsident Ikeda: Wahre Religion ist im Leben der Menschen zu finden. Der Buddhismus des Daishonin ist eine Lehre für einfache Menschen. Der wahre Buddhismus ist dafür da, diesen einfachen Menschen Frieden und Glück zu bringen.

In der Gosho finden sich mindestens zwei große Schwüre, die der Daishonin im Laufe seines Lebens leistete. Als erstes schwor er mit elf Jahren (12.5.1233), der weiseste Mensch Japans zu werden. Den zweiten Schwur hatte er mit einunddreißig Jahren geleistet, kurz bevor er die Gründung seiner Lehre verkündete (28.4.1253). Der Daishonin beschreibt diesen späteren Schwur in „Über das Öffnen der Augen“. Er spricht von seiner Entscheidung, Verleumdungen gegen das Lotos-Sutra zurückzuweisen, welche Verfolgungen ihm auch immer widerfahren mögen, und die wahre Lehre für das Glück aller Menschen zu verbreiten. Der Daishonin hielt sich sein ganzes Leben lang an diesen Schwur. (...)

Präsident Ikeda: Der Daishonin leistete seinen ersten Schwur, als er in den Seicho-ji Tempel in der Provinz Awa, der heutigen Chiba-Präfektur, eintrat. Mit elf Jahren entsprach er vom Alter her einem heutigen Sechstklässler. Es ist wohl anzunehmen, dass der Grund für seinen frühen Beitritt zum Seicho-ji Tempel weniger darin begründet war, dass er Priester werden wollte, als dass er grundlegende Dinge wie Lesen und Schreiben lernen wollte.

Saito: Zu der damaligen Zeit hatten buddhistische Tempel in ganz Japan die Funktion von Erziehungseinrichtungen. Vier Jahre später wurde der Daishonin offiziell zum Priester geweiht.

Präsident Ikeda: Obwohl er erst mit fünfzehn Jahren geweiht wurde, war das Leben des Daishonin bereits im Alter von elf Jahren erfüllt von dem Geist, die Lehren des Buddhismus zu suchen. Es wird daher angenommen, dass seine aktive Suche nach dem Weg bereits in frühem Alter begann. (...)

Präsident Ikeda: Und das tut er auch in zahlreichen Goshostellen. Eine dieser Passagen beinhaltet sein Versprechen, ernsthaft einen Weg zu öffnen, der alle Menschen zur Erleuchtung führt, angefangen mit seinen Eltern. Er schreibt: „Man verlässt sein Elternhaus und wird Mönch, weil man seine Eltern unbedingt retten will.“ Das klingt zwar wie eine allgemeine Feststellung, bezieht sich jedoch auf ihn selbst.

An anderer Stelle erklärt der Daishonin seinen Beitritt zur Priesterschaft, indem er sich daran erinnert: „Davon ganz zu schweigen, sollten gerade diejenigen, die den Buddhismus studieren, ihre Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern, ihrem Meister und ihrem Land niemals vergessen. Es ist jedoch nicht möglich, Dankbarkeit für deren Güte zu erweisen, ohne unbedingt den Wahren Buddhismus gründlich zu studieren, auszuüben und sich dadurch zu einem Weisen Menschen zu entwickeln.“ (Gosho Band IV, Seite 164)

Hierin kann man sehen, dass der Schwur des Daishonin, der weiseste Mensch in ganz Japan zu werden, aus dem Wunsch entstand, seinen Eltern und anderen seine Dankbarkeit zu erweisen und alle Menschen zur Erleuchtung zu führen.

Saito: Er spricht von seinen Eltern als Repräsentanten aller Menschen, nicht wahr?

Präsident Ikeda: Das stimmt und das ist ein wichtiger Punkt. Wie der Daishonin in all seinen Schriften erwähnt, wurde er als ganz gewöhnlicher Mensch in eine bescheidene Familie geboren, die eine Fischerei betrieb.

Als Kind beobachtete der Daishonin natürlich, wie seine Eltern ihre Energien bündelten und ernsthaft arbeiteten, zusammen mit den anderen Mitgliedern ihrer Gemeinde. Es wird auch berichtet, dass seine Eltern ein gutes Verhältnis zu dem Herrscher ihres Gebietes hatten und deshalb wahrscheinlich der Gemeinde in irgendeiner Weise in verantwortlicher Position dienten, vielleicht als Vermittler zwischen den Gemeindemitgliedern und dem lokalen Herrscher. Auf jeden Fall besteht kein Zweifel, dass der Daishonin unter ganz normalen Leuten aufwuchs.

Um ihnen seine Dankbarkeit zu erweisen, wollte er sich zum Weisen entwickeln und die Menschen zum Glück führen. Das ist eine der Bedeutungen, die in seinem Schwur enthalten sind, der in dem Satz „Lass mich zum weisesten Menschen Japans werden“ manifestiert ist.

Saito: Seine Erklärung bedeutete jedoch auf keinen Fall, dass er anstrebte, sich auf elitäre Weise über einfache Menschen zu erheben.

Präsident Ikeda: Der Buddhismus des Daishonin ist eine Lehre, in der die Menschen die Hauptdarsteller sind. Sie ist von den Menschen getragen und für die Menschen da. Wir sollten verstehen, dass der Eid des jungen Daishonin klar die Richtung bestimmte, die dieser Buddhismus als eine Lehre für gewöhnliche Menschen nehmen wird.

Saito: Warum ist es notwendig, ein Mensch von Weisheit zu werden, wenn man seinen Eltern und anderen seine Dankbarkeit erweisen will?

Präsident Ikeda: Das geht aus den Schriften des Daishonin deutlich hervor. Denn um unseren Eltern zu ermöglichen, wirklich glücklich zu werden, müssen wir sie von den Leiden von Leben und Tod befreien und die wahre Weisheit des Buddhismus besitzen, die Leben und Tod übersteigt.

Der Daishonin sagt, dass er bereits in seiner Kindheit begann, den Buddhismus zu studieren mit dem Gedanken: „Erst werde ich über den Tod lernen und dann über andere Dinge.“

An anderer Stelle schreibt er: „Seit meiner Kindheit habe ich, Nichiren, nicht für die weltlichen Dinge dieses Lebens gebetet, sondern unbeirrbar danach getrachtet, Buddha zu werden.“ (Gosho Band 3, Seite 239) Ein Buddha zu werden, heißt in erster Linie, die Leiden von Leben und Tod zu überwinden. Diese Aussagen zeigen, dass das Thema Leben und Tod zweifellos von zentraler Bedeutung für den Schwur des Buddhas war.

Es war der tiefe Wunsch des Daishonin, seine Eltern, die sich große Mühen dafür gegeben hatten, ihn großzuziehen, sowie ihre Freunde, die mit ihnen zusammen hart gearbeitet hatten, auf den großen Weg zum wahren Glück zu führen. Von diesem tiefen Dankbarkeitsgefühl getrieben, schwor der Daishonin, die Quintessenz des Buddhismus zu erforschen und dadurch zur letztendlichen Wahrheit von Leben und Tod zu gelangen. (...)

Präsident Ikeda: Das starke Bewusstsein, das der junge Daishonin hegte, um die Menschen zu retten, war begründet in der unsicheren, wechselhaften Zeit, in der er aufwuchs. Das Land war nur in dem Maße stabil, wie die Militärregierung nach der Machtergreifung eine soziale Ordnung hergestellt hatte, die durch den Einsatz von Krieger-Clans dominiert wurde. Analytisch betrachtet war die Situation allerdings alles andere als stabil. In Wirklichkeit bedeutete die Etablierung eines von Kriegern geleiteten sozialen Systems den Beginn eines Zeitalters militärischer Führung. Anders ausgedrückt markierte es den Beginn eines „Zeitalters des Konflikts“. (...)

Einerseits schritt das Zeitalter des Späten Tags des Gesetzes voran, beherrscht von Habgier und Macht. Andererseits trat die Unfähigkeit des traditionellen Buddhismus, Menschen zum Glück zu führen, deutlich zutage. Inmitten all dieser Umstände wurde die Sehnsucht nach einem neuen Buddhismus, der dem Glück der Menschen dienen und das Zeitalter reformieren kann, immer größer, wie auch sein leidenschaftlicher Wunsch, zum weisesten Menschen Japans zu werden, wuchs beständig.

(überarbeitet)

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