1600041780 a:2:{s:7:"content";s:32120:"

Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda

„Über das Öffnen der Augen“

(9) Die „sechs schwierigen und neun leichten Taten“

- das Herz des Meisters findet sich in der Handlung,

das Oberflächliche zu verlassen und das Tiefgründige anzutreten

Der Kampf um des Gesetzes willen, der

in Erwiderung der Absicht und Anordnung des Buddhas geführt wird

In der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ geht die Beweisführung, dass gerade Nichiren Daishonin der Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes ist, im Lichte der Texte des Lotos-Sutras vonstatten.

Dafür untersucht der Daishonin zuerst die „dreifache Verkündigung“ im elften Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“, dann die „zweifache Ermahnung“ im zwölften Kapitel „Devadatta“ und die „drei Starken Feinde“, die im Vers der zwanzig Zeilen im dreizehnten Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ erläutert sind.

Die „dreifache Verkündigung“ im Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“ geht daraus hervor, dass Shakyamuni alle Bodhisattwas, die sich zur Zeremonie im Lotos-Sutra versammelten, sein tiefes Anliegen, dass sie das Lotos-Sutra nach Shakyamunis Dahinscheiden verbreiten sollten, von den drei Aspekten aus erkennen ließ und sie somit dreimal dazu auforderte, es nach seinem Tod zu verbreiten. Diesen Punkt möchte ich aber später ausführlich erörtern.

Die „zweifache Ermahnung“ im Kapitel „Devadatta“ weist darauf hin, dass der Buddha die zwei Lehren, nämlich die Erlangung der Erleuchtung der Bösen und die Erlangung der Erleuchtung der Frauen, predigte. Dadurch, dass er diese Lehren in den beiden Kapiteln predigte, stellte es sich klar heraus, dass alle Bodhisattwas in der Zeit nach dem Tod Shakyamunis das Lotos-Sutra, das Gesetz für die Erlangung der Erleuchtung, verbreiten und dadurch alle Menschen in der unreinen Welt zum Glück führen sollten.

Der Daishonin bezeichnet die besagte „dreifache Verkündigung“ und die „zweifache Ermahnung“ zusammen als „fünffachen majestätischen Erlass“. (DG Band 2, Seite 164, Seite 223) Obwohl der Ausdruck „majestätischer Erlass“ (Hosho) ursprünglich für „Worte des Königs“ oder für „Befehle des Kaisers“ angewandt wurde, benutzt der Daishonin diesen Ausdruck hierbei im Sinne von „Worten, die der Absicht des Buddhas entsprechen“, sowie von „Befehlen des Buddhas“. Das heißt, die Verbreitung des Lotos-Sutras in der unreinen Welt, im Späten Tag des Gesetzes, ist sowohl die Absicht des Buddhas als auch die Anordnung des Buddhas.

In Erwiderung dieser Absicht des Buddhas wie auch der Anordnung des Buddhas legen 80 x 10.000 x 100.000 x Nayuta (unzählige) Bodhisattwas, die sich zur Zeremonie im Lotos-Sutra versammelten, ihren Schwur ab, das Lotos-Sutra nach dem Tod des Buddhas zu verbreiten. Wie bekannt, werden in diesem Schwur die „drei Starken Feinde“ gepredigt. Das heißt, die Bodhisattwas geloben sich, für die Verbreitung der wahren Lehre nach dem Tod des Buddhas immer voranzuschreiten, selbst wenn ihnen große Verfolgungen widerfahren sollten, die durch die drei Starken Feinde hervorgerufen werden.

Im Lichte dieser Texte des Sutras setzt der Daishonin fort, zu beweisen, dass gerade er selbst der Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes ist.

Aufgrund dieser Texte des Sutras ergibt sich, dass im Späten Tag des Gesetzes, der voll von Verleumdungen des Gesetzes ist, nur derjenige, der gegen die Bösen kämpft, die das Gesetz verleumden, der Ausübende des Lotos-Sutras genannt werden kann. Das heißt, dass einzig und allein derjenige, der die im Lotos-Sutra gepredigte Absicht sowie Anordnung des Buddhas entgegennimmt, dabei voll auf große Verfolgungen gefasst, die ihm widerfahren werden, dennoch zur Verbreitung des Lotos-Sutras aufsteht und seinen Kampf bis zum Ende führt, der Ausübende des Lotos-Sutras ist.

Hierüber schreibt der Daishonin in seiner Abhandlung „Über die Ausübung, wie der Buddha sie lehrt“ schlicht und einfach wie folgt:

„Zu einem solchen Zeitpunkt bin ich, Nichiren, in Erwiderung der Anordnung des Buddhas zur Welt gekommen. Das ist zeitlich eine unglückliche Fügung. Da ich schwerlich vermag, mich der Anordnung des Königs der Lehren zu widersetzen, habe ich, wie im Sutra gepredigt, mit der Schlacht der wahren Lehre gegen die vorläufigen Lehren begonnen.“ (DG Band 1, Seite 142; JG, Seite 501-502)

Der Grund, warum er im vorliegenden Abschnitt „zeitlich eine unglückliche Fügung“ sagt, liegt sicher nicht darin, dass er sein Unglück, in einer schlechten Zeit geboren zu sein, beklagt. Vielmehr zeigt er uns dadurch seinen festen Entschluss auf, gegen das Böse des Zeitalters zu kämpfen.

Der Daishonin, der ohne den Schutz durch die himmlischen Götter viele große Verfolgungen erduldet, ist womöglich kein Ausübender des Lotos-Sutras – dies war die Kritik, die von vielen Menschen wie auch selbst von manchen seiner Schüler dem Daishonin gegenüber erhoben wurde. Gegen diese Kritik erwidert der Daishonin, dass jemand, der von sich aus, selbst darauf gefasst, großen Verfolgungen zu begegnen, mit der Schlacht der wahren Mahayana-Lehre gegen alle vorläufigen Hinayana- und Mahayana-Lehren beginnt, der Ausübende des Lotos-Sutras ist, wie dieser im Lotos-Sutra beschrieben ist.

Es ist sicherlich keine Verfolgung, die einfach passiv leidend zu ertragen ist. Das ist vielmehr ein Kampf, den er in Erwiderung der Absicht des Buddhas von sich aus in Gang gesetzt hat – diese Art und Weise der Lebensführung ist der Angelpunkt, den der Daishonin seine Schüler anhand der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ lehrt.

Die Soka Gakkai ist recht eine Glaubensgemeinschaft, die entschieden mit dem Kampf für die Verwirklichung von Kosen-rufu begonnen hat, welche der Absicht sowie der Anordnung des Buddhas entspringt. All diejenigen, die sich an diesem Kampf beteiligen, heißt es, können im Einklang mit der Absicht des Buddhas leben. Daraufhin verrichten sie selbst die Taten des Tathagatas. Demzufolge offenbart sich im Leben der Mitglieder der Soka Gakkai der grenzenlose Nutzen, der aus dem Mystischen Gesetz hervorgeht, zu dem alle Buddhas erwacht sind.

Die „dreifache Verkündigung“ im Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“

Wie bereits erwähnt, zitiert der Daishonin in dieser Abhandlung die dreifache Ver-kündigung, die im elften Kapitel des Lotos-Sutras „Erscheinen des Schatzturms“ erläutert ist.

Bei der ersten Verkündigung geht es darum: Nachdem Shakyamuni eine Erklärung abgab, dass er all denjenigen, die das Lotos-Sutra in der Saha-Welt nach seinem Tod verbreiten, einen Auftrag erteilen wird, ruft er alle Bodhisattwas an, dass sie sich geloben mögen, die wahre Lehre nach seinem Tod zu verbreiten. Das heißt, dass Shakyamuni zuerst die Bedeutung des Auftrags klarmacht und dann den Bodhisattwas und allen anderen anrät, die wahre Lehre nach seinem Tod zu verbreiten.

Die Gesamtheit der Zeremonie in der Luft, die mit dem Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“ beginnt, stellt eine Zeremonie dar, die zweifelsohne dafür stattfindet, dass Shakyamuni den Bodhisattwas aus der Erde die Aufgabe, das Lotos-Sutra zu verbreiten, anvertraut.

Bei der zweiten Verkündigung geht es darum: Shakyamuni zeigt allen, dass das Ziel, wozu alle Buddhas aus den zehn Himmelsrichtungen, nämlich alle Buddhas des gesamten Universums, sich zur Zeremonie des Lotos-Sutras in der Saha-Welt versammelten, gerade darin liegt, „sicherzustellen, dass das Gesetz lange fortbestehen wird“ (Ryoho-kuju) in der Saha-Welt. Dann appelliert er an alle Anwesenden, dass sie sich geloben mögen, die wahre Lehre nach seinem Tod zu verbreiten.

„Sicherzustellen, dass das Gesetz lange fortbestehen wird“ (Ryoho-kuju) in der Saha-Welt, heißt es, entspringt der Absicht aller Buddhas, die im ganzen Universum existieren. Das ist ihr herzlichstes Anliegen. Denn das liegt daran, dass alle Buddhas, die zum Gesetz erwacht sind, welches allen Menschen die Verwirklichung der Buddhaschaft ermöglicht, ihren Kampf, es zu verbreiten, doch nicht bewerkstelligen können, falls nicht alle Lebewesen in der Saha-Welt die Buddhaschaft verwirklichen können.

Bei der dritten Verkündigung geht es schließlich darum: Nachdem Shakyamuni das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“[^1] predigte und damit allen vor Augen führte, dass die Verbreitung der wahren Lehre nach seinem Tod die schwierigste aller schwierigen Taten ist, so weist er die Bodhisattwas und alle anderen an, den innigsten Wunsch hervorzubringen und sich zu geloben, dass sie die wahre Lehre nach seinem Tod verbreiten.

Doktrinäre Klassifizierung, die der Buddha selbst aufstellte

Von dieser „dreifachen Verkündigung“ erläutert der Daishonin die dritte Verkündigung, wobei es um die „sechs schwierigen und neun leichten Taten“ geht, am ausführlichsten, um klarzustellen, ob alle wichtigen Sutren zu den Lehren gehören, die trotz der „sechs schwierigen Taten“ nach dem Tod des Buddhas verbreitet werden müssten, oder eher zu den niederen Lehren mit den „neun leichten Taten“ gehören. Und diese „sechs schwierigen und neun leichten Taten“, um alle Sutren zu unterscheiden, betrachtet er als doktrinäre Klassifizierung.

Das heißt, der Grund, warum Shakyamuni das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ predigte und die Bodhisattwas und alle anderen dazu aufforderte, das Lotos-Sutra nach seinem Tod zu verbreiten, liegt darin, dass das Lotos-Sutra die wertvollste Lehre ist, durch die alle Lebewesen, die in der unreinen Zeit nach dem Dahinscheiden des Buddhas leben, gerettet werden können.

Wie in der ersten Hälfte dieser Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ klar erwähnt, ist die Lehre von „Ichinen-sanzen“ im wahren gegenseitigen Enthaltensein der zehn Welten, die grundlegendste Lehre für die Verwirklichung der Buddhaschaft, in der Tiefe des Textes im sechzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ verborgen. Deswegen wird das Lotos-Sutra das überragendste Sutra genannt.

Saicho (767-822), als großer Lehrer Dengyo bekannt, Gründer der Tendai (Tiantai)-Schule in Japan, erwähnt in seiner 821 verfassten Abhandlung „Hokke Shuku“ (herausragende Prinzipien des Lotos-Sutras) wie folgt: „Das Oberflächliche ist leicht und das Tiefgründige ist schwer – das ist die objektive Unterscheidung, die Shakyamuni aufzeigt. Das Oberflächliche zu verlassen und das Tiefgründige anzutreten, darin findet sich das Herz des Meisters.“

Das heißt, Shakyamuni lehrte das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“, um klarzustellen, dass die oberflächlichen Lehren zu verbreiten leicht ist, wogegen die tiefgründige Lehre zu verbreiten schwer ist. Darin findet sich eine Unterscheidung zwischen den Lehren, nämlich die von Shakyamuni selbst aufgestellte doktrinäre Klassifizierung der Sutren, wonach festgestellt wird, dass das Lotos-Sutra tiefgründig ist, wogegen alle anderen Sutren oberflächlich sind. Genau diese doktrinäre Klassifizierung kommentiert der große Lehrer Dengyo, wie bereits zitiert, als „Das Oberflächliche ist leicht und das Tiefgründige ist schwer – das ist die objektive Unterscheidung, die Shakyamuni aufzeigt“.

Weil alle Sutren, das Lotos-Sutra ausgenommen, zur Kategorie solcher Lehren gehören, die Shakyamuni der Auffassungsgabe und der Neigung der Menschen in den neun Welten entsprechend predigte, „Zui-tai“ genannt, sind sie leicht anzunehmen und ebenso leicht zu verstehen. Aber im Gegensatz dazu gehört das Lotos-Sutra zu der Lehre, in der der Buddha die Welt seiner eigenen Buddhaschaft direkt predigte, „Zui-jii“ genannt, deswegen ist es schwer zu verstehen und daran zu glauben ebenso schwer.

Des weiteren erwähnt der große Lehrer Dengyo: „Das Oberflächliche zu verlassen und das Tiefgründige anzutreten, darin findet sich das Herz des Meisters.“ Dieser Satz ist von großer Wichtigkeit. Dass Shakyamuni das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ predigte und die Bodhisattwas und alle anderen Teilnehmer an der Zeremonie in der Luft dazu aufforderte, das Lotos-Sutra nach seinem Tod zu verbreiten, weist eigentlich auf die Absicht des Buddhas hin, dass sie die oberflächlichen Lehren verlassen und das tiefgründige Lotos-Sutra verbreiten sollten.

Der „Meister“ ist hierbei eine Abkürzung von „Lehrmeister“ (Jyogo-Jyobu)[^2]. Also dieser stellt den Buddha dar, während das „Herz des Meisters“ das Herz des Buddhas sowie die Absicht des Buddhas ausdrückt. Wir sollten in unserer Bemühung dafür, die wahre Lehre nach dem Tod des Buddhas zu verbreiten, die leicht-verständlichen und leicht-annehmbaren Lehren ablegen und stattdessen uns auf das tiefgründige Lotos-Sutra stützen, das schwer zu verstehen ist und an das ebenso schwer zu glauben ist. Darin liegt die Absicht des Buddhas.

Das heißt, aus der durch den Buddha selbst aufgestellten doktrinären Klassifizierung geht hervor, dass gerade das Lotos-Sutra die höchste Lehre des Buddhas ist. Und in der Zeit nach dem Dahinscheiden Shakyamunis muss man gemäß dieser doktrinären Klassifizierung des Buddhas alle anderen Sutren verlassen und die höchste Lehre, das Lotos-Sutra, annehmen, beibehalten und verbreiten. Das sollte die Ausübung aller Bodhisattwas sein, welche die Absicht des Buddhas tief verinnerlichen und tatkräftig realisieren.

Doktrinäre Klassifizierungen der anderen Schulen,

die von den zu unterscheidenden Objekten nichts wissen

Wie der Daishonin, unmittelbar nachdem er die Texte des Sutras in bezug auf die dreifache Verkündigung zitiert hatte, folgendes schreibt, „Das Herz der Texte dieses Sutras steht direkt vor unseren Augen“ (DG Band 2, Seite 151; JG, Seite 218), ist es klar und deutlich, dass die Absicht des Buddhas in der dreifachen Verkündigung liegt. Das kommt quasi der Sonne gleich, die am blauen Himmel glänzend strahlt, sodass normalerweise kein Mensch sie verwechseln kann. Aber wer kein offenes Herz hat, Dinge frei von seiner Verbohrtheit oder unvoreingenommen zu schauen, kann doch keine Sonne sehen. Es ist, als schaue man mit verbundenen Augen zum Himmel empor.

Dann zählt der Daishonin die Gründer und ihre Nachfolger der vier seinerzeit führenden Schulen[^3] auf und stellt klar, mit welch verdrehten Augen sie das Lotos-Sutra betrachteten.

Warum stellten die oben genannten Priester der buddhistischen Schulen falsche doktrinäre Klassifizierungen auf? Diesbezüglich weist der Daishonin als Grund darauf hin, dass sie keine zu unterscheidenden Objekte kannten bzw. nichts vom Maßstab wussten, wonach sie alle Lehren des Buddhas vergleichen konnten.

Das heißt, selbst wenn alle Schulen behaupten, dass jedes einzelne Sutra, worauf sie sich jeweils doktrinär stützen, eigens die höchste Lehre des Buddhas sei, kann man jedoch mit Sicherheit nicht einfach sagen, dass ihr speziell geschätztes Sutra somit von allen Sutren am herausragendsten ist. Denn dies ist nichts weiter als die Aussage, dass Shakyamuni sein unter den jeweiligen ganz spezifischen Umständen gepredigtes Sutra als die höchste Lehre pries.

Im Gegensatz dazu wird das Lotos-Sutra, wie Shakyamuni es im zehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Lehrer des Gesetzes“ insbesondere als „bereits, jetzt und gleich“ (i-kon-to)[^4], womit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gemeint ist, eindeutig hervorhebt, unter allen Sutren, die er auf Lebzeiten predigte, als die unübertroffene Lehre angesehen.

Der Ausdruck „bereits, jetzt und gleich“ (i-kon-to) weist hierbei sowohl auf alle Sutren, die Shakyamuni in der Vergangenheit predigte, in der Gegenwart predigt und in der Zukunft predigen wird, als auch darauf hin, dass er im Kapitel „Lehrer des Gesetzes“ klar und deutlich predigt, dass es unter allen Sutren einzig das Lotos-Sutra ist, an das äußerst schwer zu glauben und das ebenso schwer zu verstehen ist.

Und, wie bereits ausgeführt, gerade deswegen, weil das Lotos-Sutra, das tiefgründigste Gesetz, allen anderen Sutren gegenüber in höchstem Maße schwierig anzunehmen und zu verstehen ist, werden darin die sechs schwierigen und neun leichten Taten gepredigt.

Diesen Punkt aus den Augen verloren, suchten die Gründer und ihre direkt nachfolgenden Priester anderer Schulen solche Stellen aus, welche im jeweiligen Sutra als die beste Lehre gepredigt wurden, und lehnten sich als theoretische Stütze daran an. Infolgedessen hinterließen sie solche doktrinäre Systeme, die schließlich der wahren Absicht des Buddhas widersprachen.

Um so stärker irrten sich die Priester, Deszendenten anderer Schulen, sowohl in den theoretischen Unterschieden der Lehren als auch in den darauf basierenden Doktrinen. Solch eine Dummheit weist der Daishonin vehement zurück, indem er sagt: „Wenn sie nicht imstande sind, die theoretischen Unterschiede der verschiedenen Lehren zu erkennen, so kann keiner von ihnen die unterschiedlichen Werte der darauf basierenden Doktrinen beurteilen!“ (DG Band 2, Seite 161; JG, Seite 222)

Das heißt, es ist wohl natürlich zu sagen, dass sie sich in den unterschiedlichen Werten der im jeweiligen Sutra enthaltenen Doktrinen irren, wenn sie der Prinzipien „die sechs schweren und neun leichten Taten“ und „bereits, jetzt und gleich“, die der Buddha selbst aufstellte, unkundig sind und nicht vermögen, die unterschiedlichen Werte der Lehren zu beurteilen.

Nehmen Sie den salzigen Geschmack des großen Ozeans zur Kenntnis, wenn Sie einen Tropfen Wasser davon lecken, und erahnen Sie die Ankunft des Frühlings, wenn Sie eine Blume erblühen sehen. Selbst wenn man nicht zehntausend Meilen wandert, um das Reich Sung (China) zu erreichen, auch wenn man nicht drei Jahre lang reist, um zum Adlergipfel (in Indien) zu gelangen, auch wenn man nicht den Palast des Drachenkönigs betritt, wie Nagarjuna es tat, auch wenn man nicht Bodhisattwa Maitreya (Ja. Miroku) begegnet, wie Bodhisattwa Asanga (Ja. Mujyaku) es tat, und auch wenn man nicht einer der drei Versammlungen an den zwei Orten beiwohnt, kann man jedoch unterschiedliche Werte der Lehren, [die Shakyamuni zu seinen Lebzeiten predigte], genau erkennen. Von Schlangen heißt es, dass sie sieben Tage im voraus wissen, ob es eine Überschwemmung geben wird, weil sie mit Drachen verwandt sind. Krähen wissen, welche Glücks- und Unglücksfälle sich im kommenden Jahr ereignen werden, weil sie in ihrer vergangenen Existenz Wahrsager waren. Vögel sind, was die Fähigkeit, zu fliegen, angeht, Menschen überlegen.

Ich, Nichiren, bin, wenn es darum geht, unterschiedliche Werte der Sutren zu erkennen, Chengguan (Ja. Chokan) von der Huayan (Ja. Kegon)-Schule, Jiaxiang (Ja. Kasho) von der Sanlun (Ja. Sanron)-Schule, Tz’u-en (Ja. Jion) von der Fa-hsiang (Ja. Hosso)-Schule und Kobo von der Shingon-Schule überlegen. Das liegt daran, dass ich über die Verdienste der Lehrer Tiantai und Dengyo nachdenke. Wenn jene Leute (Chengguan und die anderen) jedoch den Lehren Tiantais und Dengyos gefolgt wären, hätten sie den Fehler vermeiden können, die wahre Lehre zu verleumden. Wer in der gegenwärtigen Welt der reichste Mensch in Japan ist, bin ich, Nichiren. Mein Leben widme ich dem Lotos-Sutra und werde somit meinen Namen der Nachwelt überliefern. Wenn man zum Herrscher des großen Ozeans wird, werden einem all die Flussgötter gehorchen. Warum sollten alle Berggötter dem König des Berges Sumeru nicht gehorchen? Falls ich die sechs schwierigen und neun leichten Taten im Lotos-Sutra gründlich gemeistert habe, werden mir alle gehorchen, selbst wenn ich alle Sutren nicht gelesen hätte. (DG Band 2, Seite 162 f; JG, Seite 222 f)

„In der gegenwärtigen Welt bin ich der reichste Mensch in Japan“

Aus einem anderen Aspekt betrachtet, kann derjenige, der das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ gründlich erforscht und in der Tat erlebt, die theoretischen Unterschiede der verschiedenen Lehren erkennen und die unterschiedlichen Werte der darauf basierenden Doktrinen beurteilen. Nichiren Daishonin ist es, der diese Stellung innehat.

Aufgrund dessen sagt der Daishonin, dass er selbst in bezug auf das tiefe Verständnis über die theoretischen Unterschiede der verschiedenen Lehren Chengguan (Ja. Chokan) von der Huayan (Ja. Kegon)-Schule, Jiaxiang (Ja. Kasho) von der Sanlun (Ja. Sanron)-Schule, Tz’u-en (Ja. Jion) von der Fa-hsiang (Ja. Hosso)-Schule in China und Kobo von der Shingon-Schule in Japan weit überlegen ist.

Die sechs schwierigen und neun leichten Taten beurteilen und die theoretischen Unterschiede der verschiedenen Lehren erkennen zu können, bedeutet grundsätzlich, dass man sich Annehmen, Beibehalten und Verbreiten des Lotos-Sutras widmet, das durch das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ deutlich aufgezeigt wird. Doktrinäre Klassifizierung ohne Ausübung ist bloß ideelle Spielerei. Dann erklärt der Daishonin entschieden, dass, weil er seinen Kampf für die Verbreitung der wahren Lehre, ohne Körper und Leben zu schonen, wie es dem Herzen des Lotos-Sutras entspricht, bis zum Ende führt, sein Name der Nachwelt überliefert wird. Und von diesem großartigen Lebenszustand aus sagt er: „Wer in der gegenwärtigen Welt der reichste Mensch in Japan ist, bin ich, Nichiren.“ (DG Band 2, Seite 162; JG, Seite 223)

Kein anderer Schatz ist spirituell reicher als das Lotos-Sutra, das überragendste Sutra aller Sutren, mit eigenem Leibe zu lesen.

Auch die Mitglieder der Soka Gakkai, die den Buddhismus Nichiren Daishonins aufrichtig ausüben, können sich an diesen großen, erhabenen Lebenszustand gleichermaßen anschließen.

Es ist hier erneut besonders hervorzuheben, dass Nichiren Daishonin, der sich gerade in der Verbannung auf der Insel Sado befand, deutlich ausdrückt: „Im Land Japan bin ich der reichste Mensch.“

Hierzu bekennt er sich offen wie zum Beispiel: „Zusammen mit Leib und Seele bin ich hocherfreut, obwohl ich ein Verbannter bin.“ (JG, Seite 1343)

Oder: „Meine Freude und Wonne ist unermesslich, obwohl ich ein Verbannter bin.“ (DG Band 1, Seite 39; JG, Seite 1360)

Ganz gleich, welch große Macht oder welch große Verfolgung auch immer gewesen sein mag, absolut nichts konnte das mit dem universellen Gesetz vereinte große Leben Nichiren Daishonins niederdrücken. Und auch wenn er sich äußerlich in einem der schlimmsten Hölle gleichen Zustand befunden haben mag, nichts galt vom erhabenen Lebenszustand des Buddhas aus gesehen als etwas, das sein Leben fesseln konnte, so schätze ich.

Der Dreh- und Angelpunkt, solch einen Lebenszustand zu realisieren, liegt in der Ausübung, ohne Körper und Leben zu schonen, wie es im oben genannten Absatz steht: „Mein Leben widme ich dem Lotos-Sutra und werde somit meinen Namen der Nachwelt überliefern.“ . (DG Band 2, Seite 162; JG, Seite 223) Dadurch, dass wir uns dem Lotos-Sutra widmen, öffnet sich das unserem Herzen innewohnende Myoho-Renge-Kyo und es beginnt, in unserem Leben aufzublühen. Diese Art und Weise der Lebensführung, das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ mit eigenem Leibe zu lesen, erklärt der Daishonin mit den beiden Beispielen von „Herrscher des Ozeans“ und „König des Berges Sumeru“.

Kurzum: Wie all die Flussgötter dem Herrscher des großen Ozeans gehorchen und genauso wie alle Berggötter dem König des Berges Sumeru gehorchen, ist derjenige, der das Prinzip „die sechs schwierigen und neun leichten Taten“ mit eigenem Leibe gelesen hat, der König des buddhistischen Gesetzes. Und aus dem Grund, weil dieser in sich das in der Tiefe des Kapitels „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ verborgene Mystische Gesetz, die Urquelle aller Sutren, verkörpert und aufgrund dessen Nam-Myoho-Renge-Kyo verbreitet, kann er sich zu solch einer Persönlichkeit entwickeln, die den höchsten Gipfel des Buddhismus erreicht.

Das „Herz des Mutigen“, der das Tiefgründige antritt

Das Tiefgründige anzutreten, bedeutet, dass ein jeder zuallererst selbst von sich aus als Hauptverantwortlicher aufsteht und den Kampf für die Verwirklichung von Kosen-rufu tapfer und mutig führt.

Es sind die Soka Gakkai in Japan sowie die weltweit vernetzte Soka Gakkai Internationale, die in dieser modernen Zeit diesen äußert schwierigen Kampf unermüdlich geführt haben.

Seit der Pionierzeit sind alle Mitglieder verschmäht, kritisiert und verleumdet worden, trotzdem haben sie ihre Bemühungen unaufhörlich fortgesetzt, um diese eine Person zu erretten, um jenem Freund vom Glauben an die Lehre Nichiren Daishonins zu erzählen und somit zu ermöglichen, glücklich zu werden. Und sie haben unentwegt Mut geschöpft, um allen, denen sie begegneten, über die Großartigkeit des Glaubens und die Gerechtigkeit der Soka Gakkai zu erzählen.

Inmitten eines Zeitalters, in dem Egoismus und Unbarmherzigkeit herrschen, schreiten sie zur Verwirklichung von Kosen-rufu stetig und beharrlich voran, indem sie für das Glück ihrer Freunde innigst beten und von ganzem Herzen das Wohlergehen ihrer Gemeinde und Gesellschaft wünschen.

Im wahrsten Sinne des Wortes haben sie die von Mut, Überzeugung und suchendem Geist erfüllten wertvollen Handlungen, „das Lotos-Sutra in der unreinen Welt zu predigen“, „das Lotos-Sutra auch nur einer einzigen Person um ihretwillen zu erklären“ und „wiewohl ein wenig, nach der Bedeutung des Lotos-Sutras zu fragen“, wie recht einige der „sechs schwierigen Taten“ darstellen, tagein und tagaus fortgeführt.

Gerade das Herz des Mutigen, der derart um der Verwirklichung von Kosen-rufu willen kämpft, wird sich als das Herz des Meisters sowie das des Buddhas offenbaren. Und gerade dank des mit dem Herzen des Buddhas im Einklang stehenden Kampfes, den Sie, meine werten Gleichgesinnten, geführt haben und immer weiter führen, ist durch die Soka Gakkai das noch nie da gewesene Zeitalter der weltweiten Kosen-rufu Bewegung angebrochen.

Als Lebensführung eines Menschen betrachtet, bedeutet das „Oberflächliche“ Trägheit, Faulheit und Feigheit. Dieses träge, schwache Herz tapfer zu durchbrechen und die tiefe Überzeugung und die tiefe Großartigkeit des Menschen anzutreten, das ist das Herz des Meisters.

Treten wir das Oberflächliche an, oder treten wir das Tiefgründige an? – diese grundlegende Auseinandersetzung des Lebens, denke ich, kann möglicherweise im Herzen jedes einzelnen Menschen selbst an einem Tag öfters stattfinden.

Das Leben ist ein Kampf. Wichtig ist, dass wir unser schwaches Herz besiegen und aufgrund des starken Glaubens mutig aufstehen, indem wir uns stets neu entschließen: „Ich will mich entwickeln, wiewohl ein klein wenig!“, „Lass uns noch einen Schritt voranschreiten!“ und „Ich will unbedingt siegen!“ Wer diese tiefgründige Lebensweise konsequent beibehält, kann zum wahren Sieger des Lebens werden. Dafür üben wir unseren Glauben von Tag zu Tag aus, und die Aktivitäten, die wir als Mitglieder der Soka Gakkai durchführen, sind ebenso dafür da.

(Fortsetzung folgt)

(aus „Daibyakurenge“, Januar 2005)

[^1]: ^1^ Die sechs schwierigen Taten sind: (1) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu predigen, (2) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu schreiben und andere es schreiben zu lassen, (3) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra in der unreinen Welt auch nur eine kurze Zeit lang zu lesen, (4) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra anzunehmen und es auch nur einer einzigen Person ihretwillen zu erklären, (5) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu hören und nach seiner Bedeutung zu fragen und (6) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra gut anzunehmen und beizubehalten.

Die neun leichten Taten sind: (1) zahllose Sutren außer dem
Lotos-Sutra zu lehren, (2) den Berg Sumeru zu fassen und ihn in die
unzähligen Buddhaländer zu schleudern, (3) die dreitausend großen
Tausenderwelten (ein großes Weltsystem) mit seiner Fußzehe in einen
anderen Teil des Universums zu treten, (4) im höchsten Himmel dieser
Welt zu stehen und zahllose Sutren außer dem Lotos-Sutra zu
predigen, (5) den Himmel mit der Hand zu fassen und sich überall
frei zu bewegen, (6) die Erde auf die Fußbeuge zu legen und damit in
den Brahma-Himmel emporzusteigen, (7) mit einem Bündel trockenem
Gras über eine brennende Steppe zu gehen, ohne sich dabei zu
verbrennen, (8) vierundachtzigtausend Lehren zu predigen und seine
Zuhörer befähigen, die sechs übernatürlichen Kräfte zu erlangen und
(9) unzählige Menschen zu befähigen, den Arhat, die höchste Stufe
der Lehren des Kleinfahrzeugs, zu erreichen, und die sechs
übernatürlichen Kräfte zu erlangen.

[^2]: ^2^ Lehrmeister (Jyogo-Jyobu): Die wortwörtliche korrekte Übersetzung sei „Dressurmeister“. Das ist eine der zehn Ehrenbezeichnungen, welche die zehn herausragenden Eigenschaften darstellen, mit denen der Buddha ausgestattet ist. Dadurch sollte unter anderen eine besondere Eigenschaft des Buddhas zum Ausdruck gebracht werden, dass er über Kräfte und Funktionen verfügt, alle Gesetze vollkommen frei zu predigen, damit allen Lebewesen ermöglicht, physisch wie psychisch harmonisch zu leben, sie daran hindert, alle möglichen negativen Taten zu verrichten, und schließlich vermag, alle Menschen zur Erlangung der Erleuchtung zu führen. Das steht unter anderen im siebten Kapitel des Lotos-Sutras „Parabel des Phantomschlosses“ geschrieben.

\[Bemerkung des Übersetzers: Der Ausdruck „Dressurmeister“ steht
sicher mit der indischen Kultur eng zusammen, wobei besonders zu
beachten ist, dass wilde Elefanten abzurichten unvorstellbar
schwierig ist. In diesem Zusammenhang sollte man verstehen, dass der
Buddha alle Lebewesen, die in verschiedenen niederen Ideen und
Vorstellungen stark befangen sind, uneingeschränkt und meisterhaft
zur Erleuchtung führen kann, genau wie ein hervorragender
Dressurmeister wilde Tiere virtuos abrichtet\]

[^3]: ^3^ Die Gründer und ihre Nachfolger der vier führenden Schulen: In dieser Abhandlung führt der Daishonin sie namentlich auf und weist ihre eigenwilligen irreführenden Doktrinen strikt zurück. Sie sind Du-shun (Ja. Tojun, 557-640), Zhiyan (Ja. Chigen, 602-668), Fa-zang (Ja. Hozo, 643-712) und Chengguan (Ja. Chokan, 738-839) von der Huayan (Ja. Kegon)-Schule, Xuan-zang (Ja. Genjo, 602-664) und Tz’u-en (Ja. Jion, 632-682) von der Fa-hsiang (Ja. Hosso)-Schule, Ji-zang bzw. Jiaxiang (Ja. Kichizo, 549-623) von der Sanlun (Ja. Sanron)-Schule und Shan-wuwei (Sk. Subhakara-simha; Ja. Zenmui, 637-735), Jin-gangzhi (Sk. Vajrabodhi; Ja. Kongochi, 671-741) und Bu-kong (Sk. Amoghavajra; Ja. Fuku, 705-774) von der Wahren-Worte-Schule in China und Kukai bzw. Kobo (774-835) von der Shingon-Schule in Japan.

[^4]: ^4^ „Bereits, jetzt und gleich“ (i-kon-to): Im zehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Lehrer des Gesetzes“ wird gepredigt: „Die Sutren, welche von mir gepredigt werden, zählen unermessliche Tausende, Zehntausende und Hunderttausende, die Sutren, die ich „bereits“ (i) gepredigt habe, „jetzt“ (kon) predige und „gleich“ (to) predigen werde. Unter ihnen ist jedoch dieses Lotos-Sutra am schwierigsten zu glauben und ebenso am schwierigsten zu verstehen. Bhaisajya-raja (Bodhisattwa Medizinkönig)! Dieses Sutra ist die geheime wesentliche Schatzkammer aller Buddhas.“ (LS, Seite 362)

";s:12:"content_meta";N;}