1600041779 a:2:{s:7:"content";s:43599:"

Vorlesermaterial für April 2004

„Antwort an Kyo´o“

Zum Thema dieses Monats und die wichtigsten Punkte

Das Thema diesen Monats ist der Gohonzon, den wir auch die nächsten 2 Male studieren werden. Heute sprechen wir über „Die Bedeutung der Einschreibung des Gohonzons von dem Daishonin“.

Der Daishonin kämpfte mit seinem Leben gegen die größte Verfolgungen und für das Glück und den Frieden der gesamten Menschheit. Er schrieb den Lebenszustand des Buddhas, den er dadurch erlangt hatte, als Gohonzon ein. Die Absicht seiner Tat war, das ewige mystische Gesetz, das dem Leben des Buddhas entspricht, allen Menschen zu offenbaren und zugänglich zu machen.

Deshalb ist es auch für uns, die wir den Gohonzon angenommen haben, wichtig, ernsthaft zum Gohonzon zu chanten und mit dem gleichen großen Wunsch und Schwur wie der Daishonin zu beten, zu kämpfen und zu handeln. Dann kommt aus uns selbst die Kraft hervor, mit der wir jede Schwierigkeit überwinden können.

Der Abschnitt aus der Gosho Antwort an Kyo´o, den wir nun studieren werden, lautet folgendermaßen:

„Ich, Nichiren, habe mein Leben mit Sumi-Tinte eingeschrieben, deshalb glauben Sie von ganzem Herzen an den Gohonzon. Des Buddhas Wille ist das Lotos-Sutra, aber meine, Nichirens Seele, ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo.“

Hintergrund und Zusammenfassung dieser Gosho:

Nichiren Daishonin schrieb diese Gosho während seiner Verbannung auf der Insel Sado. Damals im August 1273 war er 51Jahre alt.

Diese Gosho war die Antwort auf einen Brief Shijo Kingos, in dem er dem Daishonin von der Krankheit seiner Tochter Kyo´o berichtete.

Obwohl diese Gosho an Kyo´o adressiert ist, ist anzunehmen, dass er an ihre Eltern, dem Ehepaar Shijo Kingo gerichtet war, da sie erst im vorangegangenen Jahr geboren worden war.

Das Leben Shijo Kingos selbst haben wir schon oft studiert, so dass wir dieses Mal von einer Erläuterung seiner Person absehen.

Ein Jahr vor der Geburt von Kyo´o wurde das erste Kind des Ehepaares geboren. Der Daishonin gab dem Mädchen den Namen Tsukimaro (Das Zunehmen des Mondes) aus dem Wunsch heraus, dass ihr Leben von Glück erfüllt sein möge. (Das Zunehmen des Mondes steht für die Ansammlung von Glück) Das zweite Kind nannte er Kyo’o (Königin der Sutren). Hierin sieht man, wie der Daishonin die Geburt von Nachfolgern, die den Glauben weiterführen, aus vollem Herzen beglückwünschte.

Die Tochter Kyo´o wurde von einer schweren Krankheit befallen, als sie erst ein Jahr alt war. Wenn das eigene Kind erkrankt, ist das für die Eltern schwerer zu ertragen, als selbst krank zu werden. Das Leid des Ehepaar Shijo Kingo muss unvorstellbar groß gewesen sein. Der Daishonin ermutigte die beiden, gleich nachdem er seinen Dank für ihre Gaben ausgedrückt hatte, mit folgenden Worten: „Seit ich von Ihnen über Kyo´o gehört habe, bete ich jeden Augenblick des Tages für sie zu den Göttern der Sonne und des Mondes“. (B1, Seite 72)

Wie sehr sie sich wohl über diese Worte gefreut haben mögen und welch große Stütze ihnen das wohl war! Stets widersprach der Daishonin entschlossen den Machthabern, die dem Volk Unglück brachten, während er jedem seiner Schüler, die mit aller Kraft gegen schwere Schicksalsschläge ankämpften, mit Worten und Briefen tiefe und warme Ermutigungen gab. Auch wir möchten uns das Herz des Daishonin zu eigen machen, immer und überall den einzelnen Menschen wertzuschätzen.

Anschließend bestärkte er Shijo Kingo, den Gohonzon, den er ihm vor kurzem verliehen hatte, anzunehmen und beizubehalten und lehrte ihn dann die Bedeutung des Gohonzons.

Der Abschnitt, den wir dieses Mal studieren, bildet den zentralen Teil seiner Erklärung des Gonhonzons.

Der Kern des Inhalts lautet:

Warum schrieb der Daishonin den Gohonzon ein?

Er tat dies, um das ewig gültige mystische Gesetz allen Menschen der Welt zu zeigen und zugänglich zu machen.

Hierzu siehe den Anhang 1 aus der Welt der Schriften Nichiren Daishonins, Teil 11

Shakyamuni erlangte die Erleuchtung, dass sein Leben mit dem fundamentalen Gesetz des Universums, dem mystischen Gesetz, eins war.

Gleichzeitig wurde er gewahr, dass nicht nur sein Leben, sondern das Leben aller Menschen, ebenso wie alles Existierende das Wesen des mystischen Gesetzes selbst ist.

Die Ursache des Leids der Menschen sah der Daishonin darin, dass die Menschen dies nicht erkennen.

So entwickelte der Daishonin in seinem Herzen allen anderen Lebewesen gegenüber ein großes Mitgefühl. Das Wort Mitgefühl (jap. jihi) setzt sich im japanischen aus zwei Schriftzeichen zusammen, wobei das erste für Wohlwollen oder Zuneigung steht. So wie die Eltern gegenüber ihren Kindern, hegt der Buddha ein starkes Mitgefühl zu allen Menschen, da sie alle, wie er, das Wesen des mystischen Gesetzes sind.

Das zweite Schriftzeichen bedeutet Trauer. Eltern sind traurig, wenn ihr eigenes Kind durch einen Unfall oder durch Krankheit leidet. Genauso trauert der Buddha, wenn die Menschen leiden, weil sie ihr wahres Potenzial nicht erkennen. Das ist das Herz des Buddhas - das Leid anderer Lebewesen teilen zu wollen. Zuneigung (jap. ji) und Trauer (jap. hi)– das ist das Mitgefühl (jap. jihi) des Buddhas.

Mit diesem Geist des Mitgefühls setzt sich der Buddha für das Glück der Menschen ein. Er kämpft mit seinem ganzen Sein dafür, dass jeder einzelne, ja die gesamte Menschheit, so wie er selbst, das mystische Gesetz erkennt und glücklich wird.

Auch wegen der Buddhafiguren, die es an vielen Orten zu sehen gibt, denken wahrscheinlich viele, dass ein Buddha ein ruhiges, friedliches Leben führt, immer lächelnd. Dem ist nicht so. Der Buddha ist jemand, der immer aktiv und mit großem Mitgefühl für das Glück der anderen eintritt und nicht aufhört an vorderster Front weiter zu kämpfen.

Und genauso lebte Nichiren Daishonin. Er setzte sein ganzes Leben dafür ein, das ewige mystische Gesetz im Leben aller Menschen zu festigen.

Der Buddha ist kein besonderes Wesen wie der allmächtige Gott in monotheistischen Religionen. Das Ziel im Buddhismus ist, dass alle Menschen den gleichen Lebenszustand wie der Buddha erlangen.

Das wurde im Lotos-Sutra gelehrt. Aber im Laufe der Zeit verstanden immer weniger Menschen die wahre Bedeutung des Lotos-Sutras und die wahre Absicht Shakyamuni Buddhas. Die Menschen dachten noch nicht einmal daran, dass sie selbst Buddhas sind. Sie glaubten, dass das Lotos-Sutra nur ein Märchen oder eine Sage aus fernen Zeiten sei oder dass Shakyamuni Buddha zwar eine herausragende Persönlichkeit war, aber unerreichbar für sie selbst.

So war es notwendig geworden, einen Weg zu finden, die Menschen direkter mit dem ewigen, mystischen Gesetz zu verbinden. Aus diesem Grund schrieb Nichiren Daishonin den Gohonzon ein. Damit die Menschen erkennen, dass sie selbst das Potential eines Buddhas haben.

Siehe hierzu Anhang 2

Der Daishonin konzentrierte die Essenz des Lebensgesetzes, das dem Universum und allem Leben zugrunde liegt, so stark wie nur möglich. Diese Kristallisation ist Nam-Myoho-RengeKyo.

Und damit jeder einzelne sich, wann und wo immer er sich befindet, mit dem Gesetz direkt in Verbindung setzen und es in seinem Leben verwirklichen und verkörpern kann, schrieb er den Gohonzon ein.

Der Wendepunkt war die Offenbarung seiner wahren Identität bei der TatsunokuchiVerfolgung, was zum Einschreiben des Gohonzons führte. Dieses Thema haben wir im vergangenen Monat studiert.

Wie wir also wissen, überwand der Daishonin als ein gewöhnlicher Sterblicher die teuflischen Funktionen der Machthaber. Dadurch konnte er die Schutzfunktionen im gesamten Universum nach seinem Willen in Bewegung setzen, und so zeigte er als ein Mensch, wie man im Leben siegt. Er zeigte, wie groß das menschliche Potenzial sein kann.

Ein Mensch kämpft gegen große Verfolgungen an und überwindet sie – die Quelle dafür liegt in der Kraft des Schwures.

Der Daishonin hielt an seinem Schwur fest, hielt großen Verfolgungen stand und bewies die

Größe eines Menschen, der eins mit dem Gesetz ist. Dafür steht die TatsunokuchiVerfolgung Der Daishonin legte die vorübergehende Gestalt eines gewöhnlichen Sterblichen, das Oberflächliche, ab und offenbarte seine wahre Identität, nämlich den Lebenszustand des Buddhas der Ewigkeit, der mit dem ewigen Gesetz eins ist. Das bedeutet nicht, dass er zu einer anderen Gestalt oder zu einem Gott wurde, sondern er öffnete den Ursprung des Lebens, indem er so blieb wie ein Mensch, ein gewöhnlicher Sterblicher.

Nach der Verfolgung in Tatsunokuchi wurde er nach Sado verbannt. Im Februar des folgenden Jahres schrieb er das „Öffnen der Augen“. Darin heißt es: „Am 12. Tag des 9. Monats des vergangenen Jahres, zwischen den Stunden der Ratte und des Ochsen (23:00 bis 3:00), wurde diese Person namens Nichiren enthauptet. Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist und die, tief eingeschneit, im 2. Monat des darauffolgenden Jahres diesen Text schreibt, um ihn den engsten Anhängern zu schicken. Die Beschreibung des bösen Zeitalters im Kanji-Kapitel ist schreckenerregend. Jedoch habe ich, Nichiren, nichts zu befürchten, weil ich mich dem Wahren Gesetz gewidmet habe.“ (B II, S. 165)

Er schreibt „er wurde enthauptet“, obwohl es in Wirklichkeit nicht passierte. Was bedeutet das?

Er meint also, dass sein bisheriges Leben bei der Verfolgung in Tatsunokuchi beendet war. Er sei nun neu geboren. Er ist zu einer Person geworden, die den Ursprung des Lebens, den Buddhazustand sichtbar macht, der mit dem Leben des Universums eins ist. Mit „Seele“, wie er schreibt

Dort sagt er: „Das menschliche Herz existiert nicht, um zu leiden; es existiert, damit wir unbegrenzt den glücklichen Lebenszustand des Buddhas, der frei, ungehindert und unabhängig ist, vollkommen genießen“. In der Realität ist es natürlich nicht so einfach. Die Menschen leiden, gerade weil sie ein Herz mit Gefühlen haben. Deshalb erinnert uns Präsident Ikeda immer wieder daran. Damit wir immer wieder den Lebenszustand des Buddhas genießen können, schrieb der Daishonin den Gohonzon ein.

„Meine, Nichirens, Seele“, ist das Leben des Daishonin selbst, der seine „Hosshaku kenpon“, das Ablegen des Oberflächlichen und die Offenbarung der wahren Identität durchführte. Seinen hohen Lebenszustand, in dem er mit vollem Einsatz seines Lebens für das Glück aller Menschen kämpfte, schrieb er in den Gohonzon ein.

(Übrigens wird das Wort „Seele“ hier mit der gleichen Bedeutung der „Seele“ in dem vorher zitierten Goshosatz „Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist“ benutzt.)

Siehe hierzu Anhang 4 und 5

Wie bereits oben erwähnt, entfaltete der Daishonin seinen Lebenszustand als Mensch, so wie er war, als gewöhnlicher Sterblicher.

Die Buddhaschaft zu verwirklichen bedeutet nicht zu einem transzendentalen, übernatürlichen Wesen zu werden. Der Buddha ist, wie am Anfang dieser Ausführungen erwähnt, eine Person, die sich ohne Ende bemüht, andere normale Menschen in den gleichen höchsten Lebenszustand zu versetzen.

Wäre der Daishonin einem absoluten Gott gleich, hätte er den Gohonzon nicht eingeschrieben. Von solch einer hohen Position hätte er nur zu sagen gebraucht: „Nun rette ich euch alle!“ Der Daishonin zeigte den Menschen mit seinem eigenen Verhalten das höchste Potenzial, das ein Mensch haben kann, und damit alle anderen das gleiche Potenzial selber offenbaren können, schrieb er den Gohonzon ein.

Der Daishonin spricht uns an - Sie und ich sind Menschen wie ich, deshalb schaffen Sie es auch. Beten Sie zu dem Gohonzon Nam-Myoho-Renge-Kyo. Sie erreichen auch den gleichen Lebenszustand wie ich.

Daher kann jemand, der diesen Gohonzon beibehält, Schwierigkeiten herausfordert, große Verfolgungen bekämpft, den Glauben behält und für Kosen-rufu lebt, so einen Lebenszustand hervorbringen, wie der Daishonin, der frei und unabhängig, voller Freude, Hoffnung und Mut ist. Ein Vorbild für die Verwirklichung unserer Buddhaschaft zeigte der Daishonin mit seinem eigenen Leben.

Der Daishonin schrieb das Leben des Buddhas, das er dadurch erlangte, dass er für die ganze Menschheit mit dem Einsatz seines Lebens ernsthaft kämpfte, in den Gohonzon ein. Deshalb ist es auch für uns wichtig, ernsthaft zum Gohonzon zu beten; aus dem gleichen großen Wunsch heraus und mit dem gleichen Schwur zu beten, sich anzustrengen und zu handeln. Dann können wir uns mit der „Seele“ des Daishonin, mit dem Gohonzon, dem Leben des Daishonin selbst, in Einklang bringen. Unser Leben wird mit dem des Daishonin eins. Es ist ebenfalls dem Geist des Daishonin entgegengesetzt, wenn wir erwarten oder uns wünschen, dass ein besonderer Heiliger für uns betet. Denn dieser Glaube ist dafür da, mit eigenen Bemühungen das eigene Potenzial zu entfalten.

Wir beten nicht „Lieber Gott, bitte hilf mir!“ Wir beten: „Ich will auch mit dem gleichen Herzen wie der Daishonin für das Glück der anderen kämpfen! Ich will in der Lage sein, so zu kämpfen!“ In dem Moment kommt die Kraft aus uns hervor, jegliche Schwierigkeiten zu überwinden.

Anhang Nr. 1 Die Welt der Schriften Nichiren Daishonins

Gespräche über eine humanistische Religion (11) Der Gohonzon <Teil 1> Die Offenbarung des ewigen Gesetzes für alle Menschen Öffnen Sie Ihre Augen für das ewige Gesetz

Ikeda: Ein wahrer Buddha setzt sich dafür ein, alle Menschen auf den Weg des Glücks zu führen, auf dem er selbst vorangegangen ist. Shakyamuni erkannte, dass sein eigenes Leben das Mystische Gesetz verkörperte. Er verstand, dass alle Lebewesen ebenfalls Manifestationen des selben Mystischen Gesetzes und deshalb ebenso in der Lage sind, diese grenzenlose Freude des Gesetzes zu erfahren. Leider sind jedoch die Augen der Menschen für diese Wahrheit verschlossen. Benebelt von verschiedenen Illusionen handeln die Menschen immer wieder voller Torheit und enden schließlich im Leid.

Shakyamuni betrachtete seine Mitmenschen, die alle dieses Potenzial der Erleuchtung mit ihm gemeinsam hatten, voller Mitgefühl; ihre Sorgen machten ihn traurig und er nahm ihr Leid an, als wäre es sein eigenes. Aus diesem Grund erläuterte er unaufhörlich seine Lehren – den Dharma oder das Gesetz –, um alle Menschen zu der ihrem Leben innewohnenden Wahrheit zu erwecken. Der Buddha widmete sich von ganzem Herzen der Bemühung, die Augen der Menschen für das ewige Gesetz zu öffnen, zu dem er selbst erwacht war.

Anhang 2

Morinaka: Myoho-Renge-Kyo ist Ausdruck des ewigen Buddhas, der eins ist mit dem ewigen Gesetz, der wahren Identität Shakyamunis. Der wahre Wert des Lotos-Sutras, das die Erleuchtung aller Menschen darlegt, besteht in der Enthüllung dieser letztendlichen Wesenheit.

Im Laufe der Zeit wurden jedoch diejenigen, die den wahren Wert des Lotos-Sutras verstanden, immer weniger. Wenn man lediglich die Worte des Sutras liest, ist schwer zu ermessen, dass das Lotos-Sutra mehr ist als nur eine märchenhafte Erzählung oder Legende aus der entfernten Vergangenheit. Selbst wenn den Menschen nach der Lektüre klar wird, dass Shakyamuni ein wunderbarer Buddha war, würden sie niemals darauf kommen, dass sie selbst ebenfalls Buddhas sind. Aus diesem Grund musste es einen Weg für die Menschen geben, sich unmittelbarer mit dem Gesetz verbinden zu können.

Vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen zur Einschreibung des Gohonzons

Ikeda: Das ist eine der Bedeutungen, die Nichiren Daishonins Offenbarung des Gohonzons zugrunde liegt. Mit dem Gohonzon öffnete er allen Menschen einen Weg der direkten Verbindung mit dem Gesetz, so dass sie das Gesetz tatsächlich in ihrem Leben erfahren können.

Saito: Wir gelangen nicht erst über das Lotos-Sutra zum Gesetz. Indem der Daishonin das Gesetz selbst in der graphischen Form des Gohonzons niederlegte, begründete er einen Weg, auf dem sich alle Menschen direkt mit dem Gesetz verbinden können.

Ikeda: Darum verehren wir Nichiren Daishonin als Wahren Buddha des Späten Tags des Gesetzes. Im Leben des Daishonin gab es einen Wendepunkt, der ihn zu der Entscheidung veranlasste, den Gohonzon einzuschreiben. Dies war der Vorfall während der TatsunokuchiVerfolgung, den wir als Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen charakterisiert haben.

Morinaka: Beim letzten Mal haben Sie erläutert, dass die Tatsunokuchi-Verfolgung Ausdruck des siegreichen Verhaltens Nichiren Daishonins als Mensch ist. Der Daishonin besiegte als einfacher Mensch die teuflische Natur der Macht und veranlasste die buddhistischen Götter im ganzen Universum zum Handeln. Viele Leser haben geschrieben, dass sie anhand Ihrer Beschreibung eine neue Wertschätzung des Verhaltens von Nichiren Daishonin entwickeln konnten.

Saito: Ein Leser bemerkte dazu: „Bis heute hatte ich gedacht, es sei ganz natürlich, dass Nichiren Daishonin die Krise der Tatsunokuchi-Verfolgung meistern konnte, weil er schließlich der Wahre Buddha ist. Wenn wir den Daishonin jedoch auf diese Weise betrachten, wird er zu einer distanzierten Persönlichkeit. Doch jetzt verstehe ich, dass der Daishonin als einfacher Mensch diese große Verfolgung gelassen überstehen konnte, und sehe, dass die Kraft seines Schwurs ihm die Stärke dazu verlieh.“

Ikeda: Richtig. Wenn man einen Schwur abgibt, wird dadurch das eigene latente Potenzial unbegrenzt freigesetzt.

Der Daishonin hatte geschworen, sein Leben gänzlich der Suche, dem Schutz und der Verbreitung des Gesetzes zu widmen. Er lebte mit seinem ganzen Sein für das Gesetz. Er machte das Gesetz allen Menschen zugänglich. Kein Schwur kann großartiger sein als dieser. Wenn wir uns dem Gesetz widmen, kann es für uns nur einen Weg geben: uns von ganzem Herzen für das Glück aller Menschen einzusetzen.

In den 18 Jahren von der Begründung seiner Lehre bis zur Tatsunokuchi-Verfolgung führte der Daishonin einen Kampf auf der Grundlage des Gesetzes. Es war ein Kampf der selbstlosen Widmung für die Verbreitung des Gesetzes ohne einen Moment der Ruhe. Der Höhepunkt dieser Bemühungen war die Tatsunokuchi-Verfolgung. Sein Leben war ein Beispiel dafür, was es für einen einfachen Menschen bedeutet, in Übereinstimmung mit dem Gesetz zu leben.

Morinaka: Könnte man sagen, der Daishonin hat mit seinem Leben die Großartigkeit des Gesetzes bewiesen?

Ikeda: Genau genommen hat er mit seinem Leben die Großartigkeit eines Menschen bewiesen, der eins mit dem Gesetz geworden ist.

Anhang 3

Was der Daishonin in diesem Abschnitt seine „Seele“ nennt, ist der Lebenszustand des Buddhas der Zeit ohne Anfang, der allen Menschen innewohnt. Dieses Leben ist die Essenz der individuellen Person, die als Nichiren Daishonin bekannt ist. Es ist ein Leben absoluter Freiheit, strahlend und uneingeschränkt. Es ist erfüllt von Anteilnahme für alle lebenden Wesen und mit Mitgefühl für diejenigen, die leiden. Es strömt über von unerschöpflicher Weisheit und spiritueller Energie und birst vor unendlicher Lebenskraft, Glück und Wohltaten. Und es ist erfüllt von brennendem Mut, die eigenen negativen Tendenzen und die anderer zu bekämpfen, ohne irgendetwas zu fürchten. Die höchste Bedeutung der menschlichen Existenz ist in einem Leben zu finden, das den wundervollen Zustand der Welt der Buddhaschaft voll auskostet und genießt. Das menschliche Herz existiert nicht, um zu leiden; es existiert, damit wir unbegrenzt den weiten Lebenszustand des Buddhas, der mit den vier Tugenden Ewigkeit, Glück, wahres Selbst und Reinheit ausgestattet ist, genießen können. Es gibt keine größere Freude. Darum beschreibt das Juryo-Kapitel des Lotos-Sutra die Welt als einen Ort, an dem die Menschen „glücklich sind und sich wohlfühlen“.

Anhang 4

Ikeda: Der wichtige Punkt ist, dass das Leben des ewigen Buddhas, der eins ist mit dem ewigen Gesetz sich in einem zutiefst menschlichen Verhalten ausdrückt, das Taten, Worte und Gedanken umfasst. Während er den Prozess der Lehre des Gesetzes und der Überwindung heftiger Verfolgung durchlief, zeigte Nichiren Daishonin selbst das Leben des Buddhas der grenzenlosen Freude – des Buddhas, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet und eins ist mit dem ewigen Gesetz. Das heißt: Wir erreichen den Lebenszustand des Buddhas der grenzenlosen Freude, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist, durch unsere Taten, Worte und Gedanken. Dies ist der Lebenszustand, der im Gohonzon eingeschrieben ist.

Der Daishonin schreibt: „Ich, Nichiren, habe mein Leben mit Sumi-Tinte eingeschrieben, deshalb glauben Sie von ganzem Herzen an den Gohonzon. Des Buddhas Wille ist das LotosSutra, aber meine, Nichirens, Seele ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo.“ (Antwort an Kyo’o, DG 1, 72)

Als Gläubige des Gohonzons sollten wir unsere Gebete entsprechend ernsthaft vorbringen, so dass sie unsere Taten, Worte und Gedanken durchdringen. Andernfalls wird unser Leben nicht im Einklang mit dem Gohonzon als Verkörperung des Lebens von Nichiren Daishonin sein.

Morinaka: Völlig verfehlt ist daher eine Einstellung, dass jemand von seinen Priestern abhängig ist, die in seinem Auftrag Gebete vorbringen, wie wir sie zum Beispiel in der Nichiren Shoshu unter der Leitung von Nikken beobachten können.

Ikeda: Am wichtigsten ist das Herz. Das Herz bedeutet Glaube. In dem Abschnitt, den ich gerade zitiert habe, sagt der Daishonin: „ ...glauben Sie von ganzem Herzen ...“ Kurz nachdem ich den Glauben angenommen hatte, sagte Präsident Toda zu mir: „Es gibt eine Goshostelle, die Du in Dein Leben eingravieren solltest.“ Dann erläuterte er den Abschnitt aus der Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren, der besagt: „Wenn Sie in einem einzigen Lebensmoment die Bemühungen von hundert Millionen Kalpas machen, werden die drei erleuchteten Eigenschaften des Buddhas in jedem einzelnen Augenblick in ihrem Leben hervortreten“. (GZ, 790)

Wenn wir für Kosen-rufu kämpfen und dabei in jedem Moment die Bemühungen von hundert Millionen Kalpas machen, steigt in unserem Sein in jedem einzelnen Augenblick das unermessliche Leben des Buddhas empor. Die drei erleuchteten Eigenschaften Weisheit, Mut und Mitgefühl, mit denen wir ursprünglich ausgestattet sind, durchströmen unser Leben.

Der Daishonin offenbarte den Gohonzon, um die Menschen diese unbegrenzte Lebenskraft zu lehren. Mit dem Gohonzon als klarem Spiegel sollten wir Vertrauen entwickeln, dass diese Lebenskraft in uns selbst, in unseren Freunden, in allen Menschen existiert. An den Gohonzon zu glauben bedeutet, daran zu glauben, dass alle Menschen tatsächlich mit dem Potenzial des Leben des Buddhas der grenzenlosen Freude ausgestattet sind.

Saito: In praktisch all seinen Schriften, in denen Nichiren Daishonin über die Bedeutung des Gohonzons spricht, lehrt er uns, dass der Zustand, der im Gohonzon verkörpert ist, gleichzeitig auch in uns existiert.

Morinaka: Ein bekannter Abschnitt aus Der Wahre Aspekt des Gohonzons lautet: „Suchen Sie diesen Gohonzon keinesfalls [niemals] außerhalb Ihrer selbst. Der Gohonzon existiert nur im sterblichen Fleisch einfacher Menschen, wie wir es sind, die das Lotos-Sutra zum Mittelpunkt ihres Lebens machen und Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten. Der Körper ist der Palast des neunten Sinnes[^1], der unabänderlichen Wahrheit, die alle Lebensfunktionen regiert. (DG 1, 122)

Auch in Über den Schatzturm bringt er diese Idee zum Ausdruck: „Deshalb ist Abutsu-bo der Schatzturm selbst und der Schatzturm ist Abutsu-bo. Es gibt keine höhere Erkenntnis. Es ist der Schatzturm, der mit sieben Arten von Edelsteinen geschmückt ist – die Wahre Lehre zu hören, sie zu glauben, das Gebot zu achten, innere Stabilität zu erlangen, konsequent zu praktizieren, durch Widmung seinen Egoismus abzulegen und immer die Selbsterkenntnis zu suchen. Sie mögen denken, dass Sie dem Schatzturm Taho-Buddhas [des Buddhas Viele Schätze] Geschenke darbringen, aber das ist nicht so. Sie geben sie sich selber. Sie selbst sind tatsächlich Buddha [der Tathagata], der die drei erleuchteten Eigenschaften [Körper] besitzt. Sie sollten mit diesem Glauben Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten. Dann ist der Ort, an welchem Sie leben und Daimoku chanten, der Schatzturm.“ (DG 1, 61 f.)

Saito: Würden wir lediglich ein Abbild des Buddhas einschreinen und es anbeten, könnten wir unmöglich unser Leben als eins mit dem Tathagata, der mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist, erfahren.

Das grundlegende Gesetz, das es über Zeit und Raum hinweg allen Buddhas ermöglicht, Buddha zu werden, ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Nichiren Daishonin ist der Tathagata von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Er schrieb das Leben des Tathagata von Nam-Myoho-Renge-Kyo als Mandala ein. Wenn wir den Gohonzon von Nam-Myoho-Renge-Kyo verehren, kann dadurch in unserem eigenen Herzen die Quelle unseres inneren Nam-Myoho-Renge-Kyo hervorsprudeln.

Eine Zusammenfassung unserer bisherigen Diskussion macht deutlich: Die Bedeutung des Gohonzons liegt darin, uns zu der Tatsache zu erwecken, dass unser eigenes Leben selbst eine Wesenheit des Mystischen Gesetzes ist.

Ikeda: Er ist das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens. Der einzige Weg, alle Menschen zur Erleuchtung zu führen, besteht darin, ihnen zu helfen, das Objekt der Verehrung mit ihrem eigenen Leben zu verkörpern. Der Gohonzon befähigt alle Menschen gleichermaßen, das Objekt der Verehrung in ihrem eigenen Leben zu manifestieren. Er eröffnet jedem Menschen diese Möglichkeit.

Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens kommt einer radikalen Veränderung des Konzepts des Objekts der Verehrung gleich. Hierin liegt die Essenz einer „Religion für die Menschheit“, die das menschliche Potenzial zutiefst respektiert und wirkliche Veränderung möglich macht.

Morinaka: Nichiren Daishonin verkörperte das ewige Gesetz, das uns selbst in einer Zeit, die so böse ist wie nie zuvor, ein dynamisches Leben ermöglicht. Er zeigte, wie ein gewöhnlicher Mensch das Gesetz verkörpern kann. Den höchsten Ausdruck dieses Prinzips finden wir in der Tatsunokuchi-Verfolgung.

Ikeda: Auf der Hinrichtungsstätte von Tatsunokuchi lieferte Nichiren Daishonin den Beweis für die Großartigkeit des Menschen. Aus diesem Grunde konnte er dem grundlegenden Gesetz, welches es allen Menschen ermöglicht, ihr höchstes Potenzial als Mensch zu erreichen, eine graphische Form geben.

Im Gohonzon kristallisiert sich Nichiren Daishonins Schwur, alle Menschen zu erretten; er ermöglicht es allen Menschen, die Erleuchtung zu erlangen. Der Gohonzon ist Nichiren Daishonins Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens.

Anhang 5 Die Welt der Schriften Nichiren Daishonins

Gespräche über eine humanistische Religion

(12) Der Gohonzon <Teil 2/3>

Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens ist das Objekt der Verehrung im Glauben

Saito: Bei unserem letzten Gespräch erläuterten Sie, dass Nichiren Daishonin den Gohonzon einschrieb, um das Mystische Gesetz allen Menschen zugänglich zu machen. Wir konnten bestätigen, dass der Gohonzon die universelle Verkörperung des Gesetzes darstellt, das der Daishonin offenbarte, um allen Menschen die Erleuchtung zu ermöglichen. Lassen Sie uns heute die Diskussion über die tiefe Bedeutung des Gohonzons fortsetzen.

Ikeda: Der Begriff honzon[^2] oder Objekt der Verehrung bedeutet auch „das, was als grundlegend geachtet oder verehrt wird“. Der Daishonin offenbarte den Gohonzon als zutiefst verehrungswürdiges Objekt, das alle Menschen als grundlegende Leitlinie annehmen sollten.

Der Schlüssel beim Gebet zum Gohonzon ist das Bewusstsein, dass er eine graphische Darstellung von Nam-Myoho-Renge-Kyo, dem Leben Nichiren Daishonins selbst, ist. Wie der Daishonin sagt: „Ich, Nichiren, habe mein Leben ... eingeschrieben ... Meine, Nichirens, Seele ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo.“ (Antwort an Kyo’o, DG 1, 72) Der Daishonin manifestierte mit seinem eigenen Leben die höchste Wahrheit, die dem Leben zugrunde liegt, das Objekt größter Wertschätzung. Gleichzeitig erkannte er, dass eben diese höchste Wahrheit im Leben aller Menschen existiert.

Morinaka: Wie Sie beim letzten Mal erwähnten, ist dies das Objekt der Verehrung, eine Wesenheit unseres eigenen Lebens.

Ikeda: Lassen Sie uns das Konzept des dem Leben innewohnenden Objekts der Verehrung aus moderner Sicht näher untersuchen. Nam-Myoho-Renge-Kyo ist nicht nur das letztendliche Gesetz des Universums, sondern verkörpert in sich die höchst verehrungswürdige Essenz des Lebens, die Welt der Buddhaschaft. Es ist die Grundlage des erhabenen Lebenszustands, den der Buddha erreichte. Ich denke, das meint der Daishonin, wenn er sagt, er habe „sein Leben eingeschrieben“.

Das letztendliche Gesetz des Universums und das Leben des Tathagata, der eins ist mit diesem Gesetz, sind der Kern der Einstellung und der Handlungen des Buddhas. Dies umfasst eine tiefe Einsicht und Mitleid für das Leben sowie das daraus resultierende Mitgefühl für alle Lebewesen; den Willen, das Leid anderer Menschen zu teilen und von Weisheit getragene Handlungen mit dem Ziel, die Leidenden zu retten. Der Daishonin erkannte, dass dieses höchste Gesetz „Nam-Myoho-Renge-Kyo“ ist und beschreibt es als sein „Leben“.

Der Daishonin enthüllte Nam-Myoho-Renge-Kyo als grundlegendes Objekt der Verehrung für die Menschen im Späten Tag des Gesetzes. Diese Definition von Objekt der Verehrung führt zu einer zutiefst humanistischen Religion.

Viele Religionen unserer Zeit siedeln – bewusst oder unbewusst – ihr Objekt der Verehrung bzw. der Widmung als Ausdruck eines höchsten Wesens oder einer letztendlichen Wahrheit außerhalb des Menschen an. Doch im

  1. Jahrhundert müssen wir einen höheren Humanismus begründen, der lehrt, dass das Leben aller Menschen ohne Unterschied einen absolut erhabenen und wertvollen Aspekt besitzt. Deshalb ist eine Sichtweise des Objekts der Verehrung als dem Leben innewohnend, wie sie der Nichiren-Buddhismus vertritt, sehr bedeutsam.

Saito: Als Beispiel für die Verehrung eines außerhalb des Menschen befindlichen Objekts der Widmung können wir die Verehrung des Staates nennen, die Wurzel des Nationalismus. Diese Haltung hat möglicherweise in erheblichem Maße zu den nie enden wollenden Tragödien von Krieg und Massenmord beigetragen, die der Nationalismus im modernen Zeitalter verursacht hat.

Morinaka: Herr Ikeda, ich erinnere mich daran, wie Sie in der Studienserie „Die Weisheit des Lotos-Sutras“ den Schweizer Psychologen Carl Jung[^3] mit den Worten zitierten: „Der Staat nimmt den Platz Gottes ein.“[^4] (Dialoge über das Lotos-Sutra, Bd. 5, S. 111) Jung unterstreicht, dass nur das individuelle Bewusstsein der Würde des menschlichen Lebens die Kraft besitzt, sich der teuflischen Natur des Nationalismus zu widersetzen – im Sinne der Aussage „Der Mensch ist ein Mikrokosmos, eine Reflexion des großen Kosmos en miniature.“^5^ (ebd.)

Ikeda: Damit unterstreicht er einen äußerst wichtigen Punkt, der mit der Lehre des Daishonin vom inneren Objekt der Verehrung übereinstimmt.

Saito: Ich möchte an dieser Stelle noch einmal den Abschnitt vorlesen, in dem der Daishonin sagt, sein Leben sei das Objekt der Verehrung. Er ist sehr bekannt und viele Mitglieder kennen ihn auswendig. Er sagt:

„Ich, Nichiren, habe mein Leben mit Sumi-Tinte eingeschrieben, deshalb glauben Sie von ganzem Herzen an den Gohonzon. Des Buddhas Wille ist das Lotos-Sutra, aber meine, Nichirens, Seele ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo. Miaole erklärt in seiner Deutung: ‚Die Offenbarung der ursprünglichen Erleuchtung des Buddhas [und seiner unermesslichen Lebensspanne[^5]] ist das Herz des Sutras.’“[^6] (Antwort an Kyo´o, DG 1, 72)

Ikeda: Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die Grundlage und das Wesen des Gohonzons. Dies wird auch dadurch deutlich, dass der Daishonin die Worte „Nam-Myoho-Renge-Kyo Nichiren“ in großen Schriftzeichen von oben nach unten in die Mitte des Gohonzons geschrieben hat.

Der Daishonin besiegte die teuflischen Kräfte, die ihn als die drei starken Feinde angegriffen hatten, und erreichte während der Tatsunokuchi-Verfolgung einen Lebenszustand der vollkommenen Einheit mit dem ewigen Mystischen Gesetz. Es war der Lebenszustand des Buddhas der grenzenlosen Freude, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist, der Lebenszustand des Buddhas der Zeit ohne Anfang.[^7] Indem er das Prinzip Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verwirklichte, zeigte er seine wahre Identität als Buddha der Zeit ohne Anfang – und blieb dabei doch ein gewöhnlicher Mensch.

Saito: Wahre Identität bedeutet ursprünglicher Seinszustand. Es handelt sich dabei um den Zustand der Einheit von Person und Gesetz.

Morinaka: Wir können die Einheit von Person und Gesetz als wahren Zustand der Buddhaschaft betrachten, den ein real existierender Mensch in seinem Leben erreicht hat. In diesem Seinszustand kommt die unbegrenzte Kraft des Mystischen Gesetzes, das seit der Zeit ohne Anfang existiert, in seiner Gesamtheit und ohne jegliche Behinderung zum Tragen.

Ikeda: Der Mensch erfährt die reine Blüte des Mystischen Gesetzes: Nam-Myoho-Renge-Kyo und das „Leben“ Nichirens.

Morinaka: Der Daishonin zitiert den Großen Chinesischen Lehrer Miaole mit den Worten „Die Offenbarung der ursprünglichen Erleuchtung des Buddhas und seiner unermesslichen Lebensspanne ist das Herz dieses Sutras.“ Damit will er zeigen, dass der Gohonzon das Leben des Buddhas der Zeit ohne Anfang verkörpert, das eins ist mit dem ewigen Mystischen Gesetz.

Ikeda: Der Daishonin bezeichnete dieses höchst verehrungswürdige Leben als Nam-MyohoRenge-Kyo.

Saito: Da jedes Lebewesen ursprünglich das Wesen des Mystischen Gesetzes und den eigentlichen Ursprung des Universums verkörpert, könnte man sagen, dass das Leben des Buddhas, das eins ist mit dem Mystischen Gesetz, die wahre Identität aller Lebewesen ist.

Ikeda: Richtig. Um allen Menschen des Späten Tages des Gesetzes diese Wahrheit bewusst zu machen, schrieb der Daishonin den absolut erhabenen Lebenszustand, zu dem er erwacht war, in Form des Gohonzons ein.

Um allen Menschen dabei zu helfen, den Gohonzon, den sie in ihrem Innersten besitzen, zu enthüllen, schrieb der Daishonin sein eigenes Leben, das eins war mit dem ewigen Mystischen Gesetz, in graphischer Form ein. Er hinterließ uns den Gohonzon als klaren Spiegel, den wir bei unserer Ausübung zur Verwirklichung der Buddhaschaft benutzen sollen.

Morinaka: Wie ich mich erinnere, erläuterten Sie im achten Teil dieser Gesprächsreihe, dass das „Leben“ bzw. die „Seele“ Nichirens das Herz des Löwenkönigs ist. Das beinhaltet die angeborene Hoffnung, die es uns ermöglicht, uns niemals besiegen zu lassen, sowie die Kraft, immer voller Entschlossenheit zu leben. Außerdem bezeichnet es den Mut, gegen alle negativen und Leid verursachenden Kräfte tapfer anzukämpfen und allen Menschen den Weg zum Glück zu öffnen.

Saito: Als Schüler besitzen auch wir das Herz des Löwenkönigs, das der Meister von ganzem Herzen zeigte, indem er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Wenn wir daran glauben, werden wir diesen Mut in uns selbst entdecken.

Ikeda: Ja. Stete Widmung auf dem Weg der Einheit von Meister und Schüler ist der Schlüssel zu unserem Glück, zum Glück aller Menschen. Das Lotos-Sutra erläutert diese Wahrheit als Versprechen „alle Menschen mir gleich zu machen ohne jeden Unterschied zwischen uns.“ (LS 2, 36; Dialoge über das Lotos-Sutra, Bd. 1, S. 122)^9^ Es ist wie die Hymne eines Helden der Menschlichkeit: „Ich bin ein Mensch. Ihr seid auch Menschen! Wie großartig die Menschen sind!“ Das ist das Herz des Lotos-Sutras.

Der Gohonzon ist ein klarer Spiegel, der unser eigenes Leben reflektiert

Ikeda: In seiner Schrift Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens [Das Wahre Objekt der Verehrung]^10^ zeigt der Daishonin systematisch auf, wie alle Menschen das in ihrem Leben vorhandene Objekt der Verehrung erkennen können. Der Titel Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens weist in prägnanter Form darauf hin, dass das Objekt der Verehrung in unserem Inneren zu finden ist.

  1. Abschnitt aus dem Kapitel Hilfsmittel (2. Kapitel) des Lotos-Sutras. Er bedeutet, dass der Buddha die Absicht hatte, alle Menschen zu dem gleichen Lebenszustand zu führen, den er selber hatte – der Buddhaschaft.

  2. Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens (Dt. Gosho: Das Wahre Objekt der Verehrung): Der vollständige Titel lautet Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens eingeschrieben in der fünften Fünfhundert-Jahr-Periode seit dem Dahinscheiden des Tathagata. Der Brief wurde am 25. April 1273 verfasst, als der

Daishonin 52 Jahre alt war und im Exil in Ichinosawa auf der Insel Sado lebte. Er war an Toki Jonin aus der Provinz Shimosa (Teil der heutigen Präfekturen Chiba und Ibaraki) gerichtet und zählt zu den wichtigsten fümf und den wichtigsten zehn Schriften des Daishonins. Im Gegensatz zu Das Öffnen der Augen, einer Schrift, die das Objekt der Verehrung im Hinblick auf die Person erläutert, erklärt Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens das

Objekt der Verehrung im Hinblick auf das Gesetz. In dieser Schrift offenbart der Daishonin, dass Nam-Myoho-RengeKyo die grundlegende Lehre für die Menschen des Späten Tages zur Erlangung der Buddhaschaft ist, und beschreibt das Objekt der Verehrung als Manifestation dieses Gesetzes. Nichikan Shonin erläutert in seinem Kommentar zu Nichiren Daishonins Schrift Das Wesen des Mystischen Gesetzes (The Entity of the Mystic Law, WND, 417 ff.), dass die Gosho Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens in Hinblick auf Lehre, Ausübung und Beweis der Ausübung entspricht. Denn sie erklärt das Prinzip von Den Gohonzon anzunehmen ist bereits die Betrachtung des eigenen Herzens, d.h. die Verwirklichung der Erleuchtung.

[^1]: Neunter Sinn: Auch Amala-Bewusstsein; die Buddhanatur oder die grundlegende, reinigende Kraft, die frei von jeglichem karmischen Einfluss ist. An dieser Stelle bezieht sich der Daishonin damit auf Nam-Myoho-Renge-Kyo.

[^2]: Honzon ist der japanische Ausdruck für religiöse Objekte der Widmung bzw. Verehrung; Gohonzon, mit „go“ als Ehrentitel, bezieht sich auf das Mandala, das von Nichiren Daishonin eingeschrieben wurde.

[^3]: Carl Jung (1875-1961): Trug als Student Freuds zur Entwicklung der Psychoanalyse bei; folgte jedoch später nicht mehr Freuds Ansichten über das Unterbewusstsein und seiner Erklärung der sexuellen Begierde und entwickelte seine eigene Theorie der analytischen Psychologie. Seine Forschungsarbeit hatte Auswirkungen auf etliche Gebiete, wie z.B.

der Anthropologie und der Ethnologie.

[^4]: Übersetzung aus dem Englischen, The Collected Works of C. G. Jung, translated by R. F. C. Hull (Rockville, MD: Princeton University Press, 1964), Bd. 10, S. 259 ^5^ ebd., S. 278

[^5]: Die eckigen Klammern innerhalb von Goshozitaten ergänzen jeweils den deutschen Originaltext mit Abschnitten der neuen englischen Ausgabe der Schriften Nichiren Daishonins.

[^6]: Aus dem Werk Anmerkungen zu „Wörter und Begriffe des Lotos-Sutras“ des Großen Lehrers Miaole. Der Abschnitt bezieht sich auf Shakyamunis lange Lebensspanne und seine wahre Identität als Buddha, der die Erleuchtung in der entfernten Vergangenheit erlangte. Dies ist das gleiche Prinzip wie das Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen bzw. Das Nahe öffnen und das Ursprüngliche offenbaren. Shakyamunis ursprüngliche Erleuchtung ist im Kapitel Lebensspanne (16. Kapitel) des Lotos-Sutras mit den folgenden Worten beschrieben: „Es sind unermessliche grenzenlose Hunderte, Tausende, Zehntausende Millionen Nayutas von Kalpas her, seit ich in Wirklichkeit die

Buddhaschaft erlangte.“ (LS 16, 225; vgl. *Dialoge über das
Lotos-Sutra*, Bd. 4, S. 15)

[^7]: Buddha der Zeit ohne Anfang: der Buddha, der das Gesetz verkörpert, das die letztendliche Quelle aller Buddhas der drei Existenzen und zehn Richtungen ist. „Zeit ohne Anfang“ steht im Gegensatz zu der „Zeit in der entfernten Vergangenheit vor unzähligen Asamkhya-Kalpas“, die im Lotos-Sutra erläutert wird. Der Buddha der Zeit ohne Anfang wird auch Buddha der grenzenlosen Freude genannt, was darauf hindeutet, dass der Buddha frei über die Wohltaten des Gesetzes verfügt, zu dem er erwacht ist.

";s:12:"content_meta";N;}