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Essay Nr. 5

„Das Licht des Jahrhunderts für die Menschen“

Shi’ichi Yamamoto

Die wertvolle Aufgabe der „SGI“

„Die Zeit, in der ich kämpfte, war für mich die angenehmste. Gerade in dieser Zeit brachte meine Philosophie ihre maximale Schärfe zur Geltung.“

Diese Worte des russischen Philosophen Nikolai Berdyaev (1874-1948) gefielen mir sehr.

„Kampf“ ist (soku) „Erfüllung“.

„Nun, in welcher Sprache wollen wir heute die Versammlung abhalten?“

Mit dieser Frage, erfuhr ich, beginnt die Versammlung in Luxemburg. Auf einer Versammlung, an der viele Mitglieder voller Freude teilnahmen, zählte man insgesamt 12 Nationen, darunter, von Luxemburg ganz zu schweigen, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden, Russland, Holland, Korea, Japan etc.

Meine Freunde, die mit starker Überzeugung aktiv sind, sind in jedem Land miteinander wirklich freundschaftlich verbunden, und führen mit Freude Dialoge über ihr eigenes Leben und den Buddhismus Nichiren Daishonins, indem sie für das Wohlergehen und den Frieden des jeweiligen Landes beten. Ein junger Student aus Deutschland lobte: „Diese Gästeversammlung ist eine Zusammenkunft der Repräsentanten der Menschheit für den Frieden, deren Aufgabe die aller internationalen Konferenzen übersteigt.“

Derartige Versammlungen finden in den Privathäusern der Mitglieder der SGI, die sich jetzt auf 186 Länder der Welt erstreckt, und darüber hinaus in etwa 800 Zentren der SGI außerhalb von Japan statt.

Am 26. Januar 1975 wurde unsere SGI gegründet. Das war in der Zeit, als die humanistische „Friedenskonferenz“ in Guam stattfand, an der herausragende Repräsentanten aus 51 Ländern der Welt teilnahmen.

Es waren bereits 15 Jahre vergangen, seitdem ich mit dem Flug in Richtung Befriedung der Welt begonnen hatte, deren Verwirklichung mir mein Meister Toda anvertraut hatte. Damals befanden wir uns inmitten des Strudels des „Kalten Kriegs zwischen Ost und West“, der Gegensätze, die die Welt in zwei Lager teilten. Die Erde war von der nuklearen Bedrohung, die Menschheit in die Krise zu dängen, überschattet. Das war das Symbol der Dummheit und Niederlage, dass die Menschheit der teuflischen Natur des Nationalismus vollkommen ausgeliefert war.

Politiker, überseht die Menschen nicht!

Vergesst den Wert des Lebens nicht!

Ich wollte die „Stimme“, ernsthaft nach dem Frieden zu suchen, sich erheben lassen. Ich wollte sie durch den Lautsprecher, die Solidarität von Mensch zu Mensch und zwischen einfachen Menschen, der ganzen Welt mitteilen.

Der russische Schriftsteller Anton Pawlowitsch Tschechow (1860-1904) schrieb: „Wenn du dir wirklich wünschst, etwas für andere Leute zu tun, dann musst du besser aus diesem derart engen, gewöhnlichen Betätigungsfeld hinaustreten und danach suchen, direkt auf die einfachen Menschen einzuwirken!“

Bei dieser Gelegenheit erklärten wir auf der Insel Guam, die im Zweiten Weltkrieg im Pazifik zum großen Schlachtfeld wurde, nachdrücklich: „Wir sind fest entschlossen, das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert, in dem die Würde der Menschen in höchstem Maße geschätzt wird, nämlich zum Jahrhundert des Lebens werden zu lassen.“

Darüber hinaus bestätigten wir gemeinsam, dass, um den wahren Frieden zu schaffen, es in der Frage, welches Potenzial noch wirksamer ist als Politik und Wirtschaft, absolut nichts anderes gibt als die Solidarität der einfachen Menschen, die zur Würde des Lebens erwachen.

In dem Jahr, bevor die SGI gegründet wurde, hatte ich China und die (ehemalige) Sowjetunion zum ersten Mal besucht. Ich wurde beleidigend gefragt, warum ich ein Land besuchen wollte, das die Religion verneinte, oder ob ich versuchen wollte, den Kommunismus zu unterstützen usw.. Jedoch antwortete ich klar und deutlich: „Auch dort leben die Menschen. Ich gehe hin, wo es Menschen gibt.“

Der Buddhismus Nichiren Daishonins lehrt, dass alle Menschen mit der „Buddhanatur“, dem wertvollsten Leben, ausgestattet sind. Ebenso wird im Lotos-Sutra gelehrt: „Ich verehre euch alle zutiefst.“ Als Mensch sich gegenseitig zu respektieren – darin liegt der korrekte universale Weg des Lebens.

Kurz nach der Ankunft in der Sowjetunion sagte mir einer derjenigen, die beim Empfang eine zentrale Rolle spielten: „Wenn die Welt durch die Religion, von der Sie sprechen, friedlich werden sollte, würde ich auf meinen Kommunismus verzichten. Das ist absolut unrealisierbar!“

Dennoch gab ich nicht auf, „Dialoge“ zu führen. Jeder einzelne Augenblick sowie ein jeder Tag war für mich ein Kampf, das Eis im Herzen der Menschen zum Schmelzen zu bringen. Als mich der Ministerpräsident Aleksei Nikolayevich Kosygin (1904-1980) fragte:

„Was ist Ihre grundlegende Ideologie?“

Antwortete ich darauf:

„Es ist der Pazifismus, gestützt auf Kultur und Erziehung, und ihm liegt der Humanismus zugrunde.“

„Das ist die Philosophie, die wir auch in der Sowjetunion realisieren müssen!“

Als mir der Ministerpräsident dies mit ernstem Gesicht erwiderte, waren alle Anwesenden völlig überrascht.

In der Zeit, als mein Aufenthalt sich dem Ende zuneigte, kam ich mit denjenigen, die meinen Reiseplan seitens der Sowjetunion mit gestaltet hatten, zu einem kleinen Gespräch zusammen.

„Sind all Ihre Wünsche erfüllt? Haben Sie noch etwas, womit Sie nicht zufrieden sind?“

Auf diese Frage hin antwortete ich:

„Sehr viel!“

Als meine Antwort gedolmetscht wurde, erstarrten ihre Gesichter, und es herrschte Stille im Raum. Ich fuhr fort:

„99.9 Prozent bin ich zufrieden, aber 0.1 Prozent unzufrieden. Warum? Weil die Menschen in Ihrem Land ein wenig zu dick sind. Obwohl ich sie gerne zum Zeichen der Freundschaft umarmen möchte, kann ich sie mit meinen Armen nicht umfassen!“

Im Augenblick, als dies übersetzt wurde, brach ein heiteres Gelächter aus. Als ob der Frühling gekommen wäre, hatte ich das Gefühl, dass wir, Mensch und Mensch, uns lächelnd von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen konnten.

Seit der Zeit sind 30 Jahre vergangen. Heute sind in jenem Russland viele Freunde der SGI aufgrund ihrer Aufgabe stark engagiert.

In die Herzen der Menschen die Samen des Glücks einsäen!

Die Verwirklichung der weltweiten Kosen-rufu ist der letztendliche große Wunsch des Buddhismus Nichiren Daishonins. Mit anderen Worten heißt es, dass wir aus dieser Welt das „Elend“ verschwinden lassen und den dauerhaften Frieden, das Glück der Menschheit, realisieren. Eine bestimmte Religion zum Gedeihen zu bringen ist nicht unser Ziel, sondern das Glück aller Menschen ist unser letztendliches Ziel. Denn der Buddhismus Nichiren Daishonins ist für „Menschen“ da.

Im festen Glauben, dass mir unzählige Freunde bestimmt auf die Zukunft hin nacheinander folgen werden, entschloss ich mich dafür, mit der „Hacke“ des Dialogs in der Hand mindestens die höchsten „Samen“ des Friedens in allen Ländern der Welt einzusäen.

Wenn die Samen eingesät sind, werden die Blumen unweigerlich aufblühen. Um in allen Gefilden der ganzen Welt die Blumen, „Frieden“ genannt, erblühen zu lassen, nahm ich es zu meiner Aufgabe, in jedem Ort, den ich besuchte, die vom Frieden beseelten Samen zu hinterlassen.

Nach Nord- und Südamerika, nach Europa, nach Asien, nach Mittelosten, nach Afrika, nach Ozeanien und sogar in die sozialistischen Länder reiste ich, indem ich Gebet, Aktion und Dialog für den Frieden fortsetzte.

In der Pionierzeit gab es Länder, in denen Mitglieder da waren, und solche Länder ohne ein Mitglied. Ebenso gab es Länder, die ich nur deswegen besuchte, um dort ein einziges Mitglied zu treffen. Erfuhr ich einmal, dass ein Mitglied vorhatte, nach Übersee zu gehen, setzte ich trotz dichtgedrängter Pläne alles dafür ein, diesen Freund zu ermutigen.

Und mit mir standen meine Freunde einer nach dem anderen mutig auf. Es gab auch solche Orte, in denen, sobald die Zahl der Mitglieder anstieg, aus Missverständnis und Vorurteil der Sturm der Unterdrückung tobte. Nichtsdestotrotz setzten meine geliebten Freunde ihre Herausforderung fort: „Gerade das beweist den wahren Glauben.“ Und sie verwandelten zahlreiche Missverständnisse in Verständnis. Darüber hinaus konnten sie in ihrer jeweiligen Gesellschaft unvorstellbares Vertrauen gewinnen, wie Ihnen allen wohl bekannt ist.

Kosen-rufu schreitet durch Dialoge fort – das war die herrauragende Einsicht des Gründungs-präsidenten der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (6.6.1871-18.11.1944): Nur durch Bücher und Vorträge kann die zähe Solidarität der einfachen Menschen nicht gebildet werden, somit ist die Verbreitung des Buddhismus Nichiren Daishonins auch nicht möglich. Die größte Kraft liegt sowohl in der Gästeversammlung als auch darin, dass jeder sich spontan auf den Weg macht und vor Ort mit jedem einzelnen Menschen spricht.

Präsident Makiguchi selbst hatte seinen Dialog der Gerechtigkeit bis zum letzten Augenblick, als er wegen der Unterdrückung durch das Militärregime inhaftiert wurde, ohne einen Schritt zurückzuweichen, fortgesetzt. In diesem Jahr begehen wir das 60. Jubiläum seit seinem Tod um des Mystischen Gesetzes willen.

Der zweite Präsident Josei Toda (11.2.1900-2.4.1958) erklärte auf der Versammlung anlässlich seiner Amtsübernahme am 3. Mai 1951: „Wir verwirklichen Kosen-rufu durch Dialoge von Eins zu Eins.“

Nichiren Daishonin schreibt in seiner Gosho „Über das wahre Wesen aller Phänomene“ wie folgt: „Obwohl ich, Nichiren, allein anfing, Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren, folgten allmählich zwei, drei und hundert, die chanten und verbreiten. Auch in der Zukunft wird es gleichermaßen geschehen. Ist das nicht die Bedeutung von ‚aus der Erde hervortreten’?“ (DG Band 1, Seite 38; JG, Seite 1360)

Wir sind auf diesem rechten Weg der Dialoge geradewegs marschiert.

Lesya Ukrainka (1871-1913), die ukrainische Dichterin, besang:

„Sprachen – meine Waffe, meine Freude!

... in der Nachwelt sollt ihr von scharfen Worten

für den harten Kampf, um zu rächen, Gebrauch machen.

Aufrichtige Schneide,

diene dem Mutigen!

Überlasse dich nicht dem Schwachen!“

Sprache wie Rede sind ursprünglich ernsthaft anzuwenden. Dennoch wird in Japan der Wert der Sprachen allzu gering geschätzt.

„Trotz der ehrenvollen Demokratie versucht man, die Ehre anderer zu verletzen, nichts als Lügengeschichten zu schreiben und damit Geld zu verdienen. Was für ein elendes barbarisches Land Japan ist!“ Das Ehrfurcht gebietende Gesicht eines Studenten, der dies vor Wut entrüstet sagte, kann ich nicht vergessen.

Reden und Schreiben sind natürlicherweise jedem freigestellt. Dennoch darf keine intrigante Presse, um einen in die Falle zu locken, erlaubt sein. Nein, die ganze Nation und die gesamte Menschheit darf es ihr nicht erlauben. Ein Gelehrter sagte auch voller Zorn: „Die Freiheit ist dafür da, das Böse niederzuschlagen, nach der Wahrheit zu suchen und über die Wahrheit zu sprechen.“

Das stimmt ganz genau. Die hinterlistige, niederträchtige Presse war der Kunstgriff, den die Nazis anwendeten, die dadurch schließlich zugrunde gingen. Solche Leute, die beabsichtigen, mit unbegründeten, erdichteten Geschichten Geld zu verdienen, gehen unweigerlich zugrunde. Und die Dummen, die dies nicht durchschauen können, sind als Menschen am unglücklichsten.

„Wer lügt, ist schmutzig.“

Das sind die berühmten Worte von Anton Pawlowitsch Tschechow (1860-1904).

Die Priesterschaft der Nichiren Shoshu verwendete unzählige Lügen und unterdrückte uns. Welch ein Glück, dass wir uns von einer dermaßen schmutzigen Gruppe für alle Ewigkeit trennen konnten! Es besteht durchaus kein Zweifel daran, dass das durch den Schutz des Daishonin ermöglicht wurde.

Die weltweite Kosen-rufu bedeutet die Verwirklichung des „Friedens“

Von einer Person zu einer anderen Person! Von Herz zu Herz! Durch Mühen und Leiden mit Schweiß und Tränen der ehrenvollen Helden von Kosen-rufu ist der Traum der weltweiten Kosen-rufu endlich im Begriff, sich tatsächlich zu erfüllen. Die Worte, die ein altgedientes Mitglied einmal aussprach, haften in meinen Ohren:

„Wo gibt es denn überhaupt solche einfachen Bürger, die sich derart ernsthaft, kontinuierlich und unentgeltlich um des Buddhismus willen, um der Menschen willen und um des Friedens willen einsetzen? Den feinen Politikern werden zahlreiche Orden, die durch unsere Steuer finanziert sind, verliehen, dennoch ernten die Bürger, die sich im Gegensatz zu ihnen unvergleichlich bemühen, meistens Schimpfworte, keinesfalls Lobpreisung. Ein trauriges Japan, ein elendes Japan!“

Dass man den namenlosen, ehrenwerten Bürgern den höchsten Dank zollt und ihnen Dankbarkeit erweist, muss der grundlegende Weg aller Führungspersönlichkeiten sein.

Der als „ukrainischer Sokrates“ gepriesene Philosoph Hryhorii Skovoroda (1722-1794) sagte entschieden: „Das Herz, die Dankbarkeit zu vergessen, ist die Quelle, aus der das höllische Leiden hervorgeht, während das Herz, die Dankbarkeit zu erweisen, ein Paradies ist, das von Freuden erfüllt ist.“

Anlässlich der Teilnahme an jener Gründungskonferenz der SGI trug ich auf der Spalte der Teilnehmerliste für Nationalität „die Welt“ ein. Orte, wo die Menschen leben, sind „die Welt“, und dort erzeugen wir die Wellen der Dialoge eine nach der anderen, denn die solide Ausbreitung dieser redlichen Solidarität von Menschen ist selbst die Kosen-rufu Bewegung schlechthin.

Tschechow schrieb mit grenzenloser Hoffnung auf die Zukunft: „Die Menschen, die in einem kranken Zeitalter wie heute Schwierigkeiten und Leiden ertragen und Großartiges leisten, sind der Sonne gleich.“

Aus vollem Gefühl rufe ich aus:

Ein Hoch auf das strahlende Netzwerk der SGI!

Möge Glorie!

Möge Gesundheit!

Möge ein langes Leben!

Allen meinen großartigen Weltbürgern beschieden sein!

Meine gleichgesinnten Freunde!

Lasst mit mir gemeinsam am jeweiligen Ort und im jeweiligen Bereich ihrer Aufgabe entsprechend den „vollständigen Sieg“ von Kosen-rufu und Leben feiern!

(aus „Seikyo Shimbun“ vom 21. Januar 2004)

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