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Studienserie von SGI-Präsident Daisaku Ikeda, in der er das Hoben- (passendes Mittel) und das Juryo- (Lebensspanne des Buddhas) Kapitel des Lotos-Sutras erläutert.
Teil 1
Erinnerungen - der Lebenszustand[^1] meines Mentors
Bis heute erinnere ich mich genau an die Vorlesungen meines Meisters, des zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda. Sie leben in mir wie Szenen eines großartigen Gemäldes.
Die Soka Gakkai war nach dem Kriege als Folge der Unterdrückung durch die Militärregierung zusammengebrochen. Präsident Toda begann den Wiederaufbau der Organisation mit Vorlesungen zum Lotos-Sutra für eine Handvoll Mitglieder.
Als Teilnehmer der siebten Serie dieser Vorlesungen hörte ich ihn zum ersten Mal am 13. September 1948. In jenem Herbst war ich 21 Jahre alt. Versammlungsort war das alte Zentrum der Soka Gakkai in Nishi-Kanda.
Er begann mit den Worten: “Ich sehe, Sie sind alle da”. Gekommen waren 50 bis 60 Menschen. Josei Toda, dessen Augen hinter den Brillengläsern lebhaft glänzten, ließ seine Blicke über den Versammlungsort gleiten, der aus zwei kleinen Zimmern bestand. Er räusperte sich und begann frei und offen seine Vorlesung zu halten.
Ich war vom ersten Augenblick an von Ehrfurcht erfüllt und elektrisiert von seinen tiefgründigen Gedanken, seinem großen, intensiven Vertrauen und dem leidenschaftlichen Ausdruck seiner Sorge um die Welt und die Menschheit, die sein ganzes Wesen ausstrahlte.
Niemals hätte Josei Toda leichtfertig oder scherzhaft über schwierige Gedanken oder Konzepte gesprochen. Seine Vorlesungen waren leidenschaftlich, geradeheraus und klar. Sie strahlten im Licht einer unendlich tiefen Wahrheit. Seine Worte vermittelten eine Philosophie, die unmittelbar in seiner Lebenserfahrung und dem Gesetz, welches das unendliche Universum durchdringt, gründete. Sie waren von atemberaubender Dramatik und Freude erfüllt. Als ich ihm einmal zuhörte, schien plötzlich die Sonne in meinem Herzen aufzugehen - alles vor meinen Augen war hell erleuchtet.
Noch immer überwältigt von Begeisterung und Aufregung, die mich während der Vorlesung gepackt hatten, schrieb ich in jener Nacht in mein Tagebuch ein Gedicht:
“Wie sehr bewundere ich die Größe und Tiefe des Lotos-Sutras,
den Weg zur Rettung für die Menschheit,
die Lehre vom Ursprung des Lebens und des Universums,
das höchste Prinzip, gelehrt in dem Wunsch,
daß alle Menschen sich vervollkommnen und höchstes Glück erringen.
Ich bin 21 Jahre alt.
Worüber habe ich mir Gedanken gemacht,
was habe ich getan, was habe ich zur Quelle meines Glücks gemacht,
seit ich die Reise meines Lebens angetreten habe?
Von heute an will ich tapfer vorangehen,
von heute an entschlossen leben.
Mein Leben soll verwoben sein in das des großen Gesetzes.
Ich will meine Leiden besiegen.
Aus echter Trauer wächst der Entschluß,
ein großes Leben zu führen.
Jetzt erkenne ich das Leben und den großen Weg der Wahrheit.”
Jemand, der von Josei Todas profundem und großem Wissen angetan war, fragte ihn einmal: “Wann haben Sie das alles studiert?”
Er antwortete mit einem warmen Lächeln: “Als ich verfolgt wurde und im Gefängnis war, habe ich aufrichtig Daimoku rezitiert und studiert. Es sieht so aus, als ob ich diese Dinge schon vorher einmal wußte; die 80.000 Sutras betreffen in der Tat mein eigenes Leben”.
Während seines Gefängnisaufenthaltes hatte Josei Toda die Erleuchtung über das Wesen des Buddhismus erlangt, und er hielt diese Vorlesungen mit seiner ganzen Kraft.
Das Lotos-Sutra des Frühen, Mittleren und Späten Tag des Gesetzes
Später entwickelte Josei Toda ein Konzept seiner Vorlesungen über das Lotos-Sutra. Er organisierte Vorlesungen über das Hoben- und Juryo-Kapitel speziell für neue Mitglieder.
Mit seinen Vorlesungen, brillant und voll Überzeugungskraft, pflanzte er die wesentliche Aussage des Buddhismus in die Herzen seiner Zuhörer, auch wenn sie sich dessen nicht bewußt waren.
Diese neuen Mitglieder kannten den Buddhismus meist nur im Zusammenhang mit Shakyamuni. Daher begann Josei Toda jede Vortragsreihe, indem er hervorhob, daß das Lotos-Sutra je nach Zeitalter anders dargestellt wurde, entsprechend dem Frühen, dem Mittleren oder dem Späten Tag des Gesetzes.
Josei Toda sagte immer:
“Jeder geht einfach davon aus, daß unter ‘Lotos-Sutra’ der unter diesem Namen existierende Text, aufgeteilt in 28 Kapitel, zu verstehen ist. Tatsächlich aber gibt es drei Arten des Lotos-Sutras.”
Das erste ist das Lotos-Sutra von Shakyamuni. Das ist das 28 Kapitel umfassende Sutra gleichen Namens. Dieses Lotos-Sutra brachte den Zeitgenossen Shakyamunis und den Menschen des Frühen Tages des Gesetzes Nutzen[^2]. Jetzt, im Späten Tag des Gesetzes, würde jedoch die Ausübung, die für den Frühen Tag des Gesetzes galt, nämlich das Lesen und Rezitieren sowie das Abschreiben dieses Sutras, keinen Nutzen bringen. Unser Rezitieren des Hoben- und Juryo- Kapitel beim Morgen- und Abendgebet hat jedoch eine andere Bedeutung.
Das Lotos-Sutra des Mittleren Tages des Gesetzes ist T’ien-t’ais Maka Shikan (Große Konzentration und Einsicht)[^3] Das Lotos-Sutra für unsere Zeit, den Späten Tag des Gesetzes, ist Nam-Myoho-Renge-Kyo, das aus sieben Schriftzeichen bestehende Lotos-Sutra, welches in der Tiefe des Juryo- Kapitels verborgen ist. Sie müssen unbedingt verstehen, daß es drei verschiedene Lotos-Sutras gibt und welche Beziehung sie zueinander haben.
Außerdem gibt es ein weiteres Lotos-Sutra, welches geschichtlich nicht nachweisbar ist. Dieses Lotos-Sutra wurde gleichermaßen von Nichiren, Shakyamuni, T’ien-t’ai und Dengyo erkannt. Es ist das 24 Schriftzeichen umfassende Lotos-Sutra des Bodhisattwas Fukyo[^4].
Der aus Indien stammende Shakyamuni lehrte das 28 Kapitel umfassende Lotos-Sutra für seine Zeitgenossen und die Menschen des Frühen Tages. Der aus China stammende T’ien-t’ai lehrte die Maka Shikan für die Menschen des Mittleren Tages des Gesetzes, und der Bodhisattwa Fukyo lehrte das sogenannte 24 Schriftzeichen umfassende Lotos-Sutra für die Menschen, die in einer Zeit lebten, die man den Mittleren Tag des Buddhas Ionno nennt.
Josei Toda erklärte, daß trotz der Unterschiede in bezug auf Zeit und Form, in welchen die Lehren verkündet wurden, sie tatsächlich alle dasselbe Lotos-Sutra sind. Er nannte es daher das “vielfältige Lotos-Sutra”.
Das Lotos-Sutra ist somit nicht einfach das “Lotos-Sutra von Shakyamuni”. Es ist auch das “Lotos-Sutra von T’ien-t’ai” und das “Lotos-Sutra des Bodhisattwas Fukyo”. Diese erstaunliche Feststellung konnte nur von Josei Toda gemacht werden, der zu dem Wesen des Lotos-Sutras erleuchtet war.
Seine Zuhörer, die seine sehr umfassenden Vorlesungen hörten, konnten sich im Laufe der Zeit die Unterscheidung zwischen dem Lotos-Sutra von Shakyamuni und dem Lotos-Sutra von Nichiren ganz klar einprägen.
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist das Lotos-Sutra des Späten Tages
Was haben diese unterschiedlichen Ausdrucksformen des “Vielfältigen Lotos-Sutras” gemeinsam? Letztendlich die Lehre, daß “alle Menschen ohne Ausnahme das Potential haben, Buddha zu werden”. Es gibt jedoch große Unterschiede in der Art, in der Shakyamuni und Nichiren dieser Lehre Ausdruck verliehen.
Während Shakyamuni sie als das 28 Kapitel umfassende Lotos-Sutra ausdrückte, offenbarte Nichiren die höchste Wahrheit des Lotos-Sutras als Nam-Myoho-Renge-Kyo, um allen Menschen des Späten Tages die Verwirklichung der Buddhaschaft zu ermöglichen.
In der “Hokke Shuyo Sho” (Wesen des Lotos-Sutras) sagt Nichiren: “Ich, Nichiren, legte das Ausführliche und die Zusammenfassung beiseite und bevorzugte das Wesentliche. Das Wesen besteht aus den an Bodhisattwa Jogyo übertragenen fünf Schriftzeichen von Myoho-Renge-Kyo”.[^5]
Die fünf Schriftzeichen Nam-Myoho-Renge-Kyo, die das Wesen des Lotos-Sutras darstellen - d.h. Nam-Myoho-Renge-Kyo der Drei Großen Esoterischen Gesetze - ist das für den Späten Tag des Gesetzes geeignete Lotos-Sutra. Josei Toda nannte daher die Lehren Nichirens “Das Lotos-Sutra des Späten Tages”.
Die Ausübenden[^6] des Lotos-Sutras
Jemand, der eine Lehre offenbart, die die Menschen in die Lage versetzt, die Buddhaschaft zu verwirklichen, wird sicherlich verfolgt werden. Selbst Shakyamuni war einer Reihe großer Verfolgungen ausgesetzt.
Im Lotos-Sutra selbst steht, daß jeder, der im Späten Tag des Gesetzes das Lotos-Sutra verbreitet, mehr Verfolgungen ausgesetzt ist als Shakyamuni. Dieser Punkt wird durch folgende Abschnitte belegt: “Da schon zu Lebzeiten des Buddhas Haß und Neid vorherrschten, um wieviel schlimmer wird es in der Welt nach seinem Tode sein?”; “die drei mächtigen Feinde”; “Überall ist Haß, und es ist schwer zu glauben” sowie die Lehre der “sechs schwierigen und der neun leichten Handlungen”.[^7]
Ein Ausübender, der all diese schweren Verfolgungen erlebt und trotzdem weiter im Späten Tag die Lehre unter den Menschen verbreitet, verkörpert den Geist des Lotos-Sutras. Verfolgungen ertragen zu können, ist in der Tat ein Ausdruck von Mitgefühl.
So wie das Sutra voraussagt, war Nichirens Leben, der im Späten Tag erschien, eine Kette schwerer Verfolgungen. Er hatte erkannt, daß die ihm widerfahrenen Verfolgungen in jeder Hinsicht den Voraussagen des Sutras entsprachen. Deshalb sagt er von sich, er sei der “Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag” und der “ursprüngliche Buddha des Späten Tages”.
Gleichzeitig bezeichnet Nichiren Shakyamuni, T’ien-t’ai und Dengyo als Ausübende des Lotos-Sutras ihrer Zeit. Sie waren alle Ausübende, die das Lotos-Sutra aus dem Wunsch für das Glück der Menschen lehrten und deswegen verfolgt wurden.
Außerdem würdigt und ermutigt Nichiren in vielen Briefen seine Anhänger, indem er sie als “Ausübende des Lotos-Sutras” bezeichnete. Einer von ihnen war Shijo Kingo, der große Schwierigkeiten zu überwinden hatte und an seinem Glauben festhielt, ohne sein Leben zu schonen. Einer Frau, (der Mutter von Oto Gozen), die, um ihn im Exil auf der Insel Sado zu besuchen, zusammen mit ihrer kleinen Tochter die beschwerliche Reise unternommen hatte, sagt er sogar: “Sie sind ohne Zweifel die herausragende Ausübende des Lotos-Sutras unter allen Frauen Japans.”[^8] Er gibt ihr den Namen Nichimyo Shonin (die Weise Nichimyo).
Buddhismus heißt handeln - mitten unter den Menschen und in der Gesellschaft
Er schreibt auch: “Zur Zeit von Kosen-rufu werden alle Menschen auf der ganzen Welt Ausübende des Lotos-Sutras werden”[^9].
“Ausübender des Lotos-Sutras” bezieht sich auf diejenigen, die sich während der 10.000 Jahre des Späten Tages und darüber hinaus der Aufgabe widmen, die Menschen zu retten. “Kosen-rufu” beschreibt eine Situation, in der einzelne Menschen als “Ausübende” auf der Grundlage des Mystischen Gesetzes einen Beitrag für andere und die Gesellschaft leisten, als Menschen der Tat.
Daher haben der Begründer der Soka Gakkai, Präsident Tsunesaburo Makiguchi, und der zweite Präsident, Josei Toda, die gegen das japanische Militärregime kämpften und für das Glück der Menschen das Gesetz ohne Rücksicht auf das eigene Leben verbreiteten, mit Sicherheit einen Platz in der Reihe der Ausübenden des Lotos-Sutras.
Der 65. Hohe Priester, Nichijun, pries Präsident Makiguchi als einen "als Boten des Buddhas Geborenen" und lobte Josei Toda als “den Anführer der Bodhisattwas aus der Erde”. Josei Toda begann um die Verbreitung des “Lotos-Sutras im Späten Tag” für diejenigen zu kämpfen, die sich unter den extremen Belastungen der Folgen des Zweiten Weltkriegs durchsetzen mußten.
“Ich will das Wort 'Unglück' aus dieser Welt verbannen. Ich will die Welt von Armut und Krankheit befreien.” Diesen leidenschaftlichen Ruf meines Mentors, der nach dem Krieg alleine einen Anfang machte, höre ich noch immer. Dieser Ruf aus seinem Innersten ist der Geist des Lotos-Sutras.
Buddhismus ist immer Handlung und Ausübung. Den Menschen zu ermöglichen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden und ein Leben höchster Erfüllung zu leben, erfordert den Dialog, und zwar einen in die Tiefe gehenden Dialog. In Handlung und Ausübung dieser Qualität lebt der Geist des Lotos-Sutras.
Der “Buddhismus, der in den Tiefen des Sutra verborgen ist”, ist für alle Menschen zugänglich
Im Laufe seiner Vorlesungen sagte Josei Toda oft: “Nichiren las das Lotos-Sutra ausgehend von der tiefsten Bedeutung. Der Große Lehrer T’ien-t’ai las das Lotos-Sutra in seiner offensichtlichen oder wörtlichen Bedeutung und legte die einzelnen Abschnitte und Sätze kunstvoll aus.
Wenn ich sage, Nichiren las das Lotos-Sutra, bedenken Sie bitte, daß er das von Shakyamuni gelehrte Lotos-Sutra nicht einfach so las, wie es war. Er las es in Bezug auf die in der Tiefe enthaltene Bedeutung, ausgehend von seinem Lebenszustand als der Buddha des Späten Tages. Darauf bezieht er sich, wenn er von 'der theoretischen Lehre, wie ich sie lese' und von dem 'Juryo- Kapitel in meiner Erleuchtung' spricht.”
In seinen Vorlesungen unterschied Josei Toda streng zwischen der wörtlichen, offensichtlichen Bedeutung beziehungsweise der Interpretation Shakyamunis und T’ien-t’ais, und der verborgenen Bedeutung in der Interpretation Nichirens. Anhand dessen zeigte er, wie man das Sutra im Späten Tag lesen sollte.
Aber was genau heißt es, das Sutra in bezug auf seine im Juryo-Kapitel verborgene Bedeutung zu lesen? Einfach gesagt heißt es, das Sutra vom Standpunkt des grenzenlosen Lebenszustandes des ursprünglichen Buddhas zu lesen, dessen Wunsch es ist, daß alle Menschen des Späten Tages echtes Glück[^10] verwirklichen.
Nichiren “las das Lotos-Sutra mit seinem Leben”, indem er es mit der Einstellung ausübte, das eigene Leben nicht zu schonen. Die Essenz des Lotos-Sutras, die Nichiren unter Einsatz seines Lebens verbreitete, ist Nam-Myoho-Renge-Kyo, “das Lotos-Sutra des Späten Tages”, das “in der Tiefe verborgene Lotos-Sutra”.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet, wird das 28 Kapitel umfassende Lotos-Sutra in seiner Gesamtheit zu einer Erklärung von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Das Lotos-Sutra vom Standpunkt von Nam-Myoho-Renge-Kyo aus zu lesen bedeutet also, es vom Standpunkt seiner verborgenen Bedeutung aus zu lesen.
Wenn wir das Hoben- und das Juryo-Kapitel rezitieren, tun wir das nicht vom Standpunkt des Lotos-Sutras des Frühen oder des Mittleren Tages des Gesetzes, sondern aus der Sicht von Nichirens Lehre von Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Eine lebendige Interpretation von großer Weisheit für das Glück der Menschen, eingebettet in das tägliche Leben
Nichiren erläuterte das 28 Kapitel umfassende Lotos-Sutra vom Standpunkt der in der Tiefe verborgenen Lehre. Nikko Shonin zeichnete diese Vorlesungen in Form der Ongi Kuden (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren) auf. Um den Geist des Lotos-Sutras wiederzubeleben und alle Menschen des Späten Tages in die Lage zu versetzen, die Buddhaschaft zu erlangen, erklärt Nichiren aus seinem unendlichen Mitgefühl heraus genau, wie die Abschnitte des Sutras gelesen werden sollten.
Das Lesen des Sutras in Bezug auf seine verborgene Bedeutung kann man als eine “Interpretation aus der Sicht der Erleuchtung Nichirens” bezeichnen. Es handelt sich dabei nicht nur um eine theoretische Erläuterung des Sutras, sondern um eine Interpretation, die den Geist der Sutraabschnitte allein unter dem Aspekt beleuchtet, wie alle Menschen in ihrem täglichen Leben glücklich werden können.
Mit anderen Worten handelt es sich um eine lebendige Erläuterung, wie man das Sutra in die Tat umsetzt. Es ist eine Erläuterung für die Menschen, die das tägliche Leben in den Mittelpunkt stellt. Die Ongi Kuden vermitteln nicht nur Wissen, sondern sie beruhen auf großer Weisheit. Nichiren wollte sicherstellen, daß die Lehre des Sutras entsprechend den Erfordernissen der Zeit und der Gesellschaft genau und energisch weiterentwickelt werden kann.
Der Ausdruck “In der Tiefe verborgen” könnte möglicherweise den Eindruck erwecken, es handele sich um ein Geheimnis, das den meisten Menschen nicht zugänglich ist. Das ist mit Sicherheit nicht so. Im Gegenteil, der wahre Wert des “in der Tiefe verborgenen Buddhismus” liegt darin, daß er allen Menschen zugänglich ist und zu einer lebendigen, pulsierenden Kraft wird, die Zeit und Gesellschaft mit Leben füllt.
Die Anhänger des Hohenpriesters Nikken haben dieses Grundanliegen vollkommen in das Gegenteil verkehrt. Sie verdrehen die Lehre des “in der Tiefe verborgenen Buddhismus”, begnügen sich mit dogmatischen Auslegungen und verschanzen sich hinter einer Mauer der Autorität. Sie haben die Welt der Priester und Tempel in eine Welt von Sonderprivilegien verwandelt; den Gohonzon haben sie zum Werkzeug der Kontrolle über die Menschen herabgewürdigt. Sie selbst haben keine angemessene Ausübung, sondern sie vergeuden sinnlosihre Zeit und werden immer unmenschlicher. Dieses Verhalten ist erschreckend. Sie haben die Absicht Nichirens zunichte gemacht.
Ich möchte auf der Grundlage der ongi kuden und der Vorlesungen Josei Todas diese Vorlesungsreihe so gestalten, daß sie der heutigen Zeit und Gesellschaft entsprechen.
Die Wohltaten durch das Rezitieren des Sutras
Wie Sie wissen, wird das Rezitieren des Daimoku, das heißt das Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo, als die wesentliche Ausübung, und das Rezitieren von Hoben- und Juryo-Kapitel als ergänzende, unterstützende Ausübung bezeichnet.
Der 26. Hohe Priester Nichikan verglich die Beziehung zwischen der wesentlichen und der ergänzenden Ausübung mit der Beziehung zwischen Nahrung und Gewürzen: wenn wir Reis oder Nudeln, unsere Grundnahrungsmittel, essen, verwenden wir gewöhnlich Gewürze wie Salz oder Essig, um den Geschmack zu betonen.
Das Glück, das man sich durch die wesentliche Ausübung erschafft, ist schier unermeßlich. Wenn man zusätzlich das Hoben- und das Juryo-Kapitel rezitiert, wird die Wirkung der wesentlichen Ausübung noch verstärkt und zeigt sich schneller.
Grundsätzlich besteht unser tägliches Gebet darin, Daimoku zu rezitieren und ergänzend das Hoben- und Juryo-Kapitel zu lesen.
Das Glück, das durch das Rezitieren des Daimoku entsteht, ist unermeßlich und grenzenlos. Allein in dem einmaligen Aussprechen von Nam-Myoho-Renge-Kyo liegt unendliche Kraft. Nichiren sagt: “Wenn Sie den Titel des Sutras auch nur einmal aussprechen, wird die Buddhaschaft aller Lebewesen herbeigerufen und um Sie gesammelt”[^11]. Er sagt auch, daß das Glück, das durch einmaliges Aussprechen des Daimoku entsteht, dem des Lesens des gesamten Sutras gleich ist; wenn man zehnmal Daimoku rezitiert, entspricht das dem zehnmaligen Lesen des Sutras, hundert Daimoku entsprechen dem hundertmaligen Lesen des Sutras, tausend Daimoku entsprechen dem tausendmaligen Lesen des Sutras.
Deshalb ist es beispielsweise nicht unbedingt notwendig, das Sutra zu lesen, wenn man krank ist. Wenn man sich trotz Krankheit zwingt, ein vollständiges Gebet zu machen, kann sich der Zustand dadurch noch verschlechtern. Dadurch könnte uns die Freude am Glauben verloren gehen, und wir könnten uns im Gegenteil selbst schaden.
Statt dessen ist es in solch einer Situation besser, einfach das Hoben-Kapitel und den Jigage-Teil des Juryo-Kapitels des Sutras zu lesen und Daimoku zu rezitieren oder sogar nur Daimoku zu rezitieren. Buddhismus ist Vernunft. Deshalb ist es wichtig, immer wieder eine weise Entscheidung zu treffen, um das tägliche Gebet jedes Mal mit Freude auszuführen.
Das Lotos-Sutra aus der Sicht Nichirens lesen
Die wesentliche Ausübung des Buddhismus Nichirens ist das Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo, der höchsten Wahrheit der buddhistischen Lehre. Da wir alle die beste wesentliche Ausübung ausführen, wäre eine geringere ergänzende Ausübung wirkungslos.
Das Lotos-Sutra, das den Zweck des Erscheinens des Buddhas Shakyamuni in dieser Welt schildert, ist die von Nichiren gewählte ergänzende Ausübung. Von den 28 Kapiteln des Sutras ist das Hoben-Kapitel der “Kernpunkt der theoretischen Lehre”[^12] und das Juryo- Kapitel der “Kernpunkt der wesentlichen Lehre”[^13].
Schon zu Lebzeiten Nichirens lasen und rezitierten seine Schüler diese beiden Kapitel. Er sagt in einem seiner Briefe:
“Von den 28 Kapiteln des Lotos-Sutras sind das Hoben- und das Juryo-Kapitel von ganz besonderer Bedeutung. Die übrigen Kapitel sind wie die Zweige und Blätter dieser beiden Kapitel. Ich schlage daher vor, daß Sie als beständige Ausübung den Prosateil des Hoben- und des Juryo -Kapitels lesen”[^14].
Die täglichen Gebete sind wie die Wurzeln, durch die ein Baum heranwachsen kann. Der Baum Ihres Lebens wird durch die Wirkung der wiederholten täglichen Gebete immer stärker und kräftiger. Möglicherweise kann man nicht von einem Tag zum anderen Veränderungen erkennen, aber die tägliche Nahrung einer beständigen Ausübung läßt das Leben eines Tages stark und ausladend werden wie ein großer Baum. Die beständige Ausübung führt zu einem Lebenszustand von absolut unzerstörbarem Glück.
Nichikan erklärte, daß wir das Hoben- und das Juryo-Kapitel lesen, um die oberflächliche Bedeutung “zurückzuweisen” und statt dessen die in der Tiefe verborgene Bedeutung zu “benutzen”. Wenn wir diese Kapitel vom Standpunkt des Buddhismus Nichirens lesen, machen wir die oberflächliche Bedeutung zunichte, so als ob man sagt: “Das Lotos-Sutra Shakyamunis hat im Späten Tag keine Kraft”.
Vom Standpunkt Nichirens lesen wir das Lotos-Sutra, um “den Gohonzon zu preisen”. Diese Art des Lesens entspricht dem “Benutzen” der Worte des Sutras.
Es gibt bis ins kleinste Detail gehende Argumente für diese Erklärung, ich möchte es jedoch dabei belassen.
Unsere Stimmen erreichen die Buddhas und Bodhisattwas
Einige von Ihnen werden sich sicherlich fragen, ob das Lesen von Teilen des Sutras, die man gar nicht versteht, überhaupt Nutzen bringen kann. Ich versichere Ihnen, daß durch diese Ausübung ganz bestimmt Glück entsteht.
Nichiren sagt: “Ein Baby kennt weder den Unterschied zwischen Wasser und Feuer, noch kann es Medizin von Gift unterscheiden. Aber wenn es Milch trinkt, wird sein Leben genährt und erhalten. Auch wenn man keine tiefe Kenntnis (der verschiedenen Sutras) hat… wenn man auch nur ein Schriftzeichen oder einen Satz des Lotos-Sutras hört, wird man ohne Zweifel die Buddhaschaft erlangen."[^15]
So wie ein Baby wächst, wenn es Milch trinkt, ohne sich dessen bewußt zu sein, so wird unser Leben bestimmt von unermeßlichem Glück strahlen, wenn wir mit aufrichtigem Glauben an den Gohonzon Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren.
Ein anderes Beispiel: Hunde verständigen sich in der Sprache der Hunde, Vögel in der Sprache der Vögel. Menschen können diese Sprachen nicht verstehen, jedoch können Hunde oder Vögel sich sehr wohl untereinander in ihrer Sprache verständigen. Und obwohl einige Menschen wissenschaftliche Fachbegriffe oder eine bestimmte Fremdsprache nicht verstehen, so gibt es doch andere, die sich in dieser Sprache sehr wohl verständigen können.
So kann man sagen, daß wir bei unserem täglichen Gebet die Sprache der Buddhas und Bodhisattwas sprechen. Auch wenn wir möglicherweise nicht verstehen, was wir sagen, erreicht unsere Stimme den Gohonzon, alle buddhistischen Götter und alle Buddhas und Bodhisattwas der drei Existenzen und der zehn Richtungen[^16], und als Antwort hüllt uns das ganze Universum in das Licht unzerstörbaren Glücks.
Wenn wir mit suchendem Geist[^17] die Bedeutung des Sutras auf der Grundlage unseres Gebetes studieren, gewinnen wir selbstverständlich mehr Vertrauen und vertiefen unseren Glauben.
Eine belebende Ausübung
Wenn wir das Sutra und das Daimoku rezitieren, halten wir eine Zeremonie ab, in der wir den ursprünglichen Buddha und das höchste Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo preisen. Man könnte sagen, daß unser Gebet ein Gedicht oder ein Lied höchsten Lobes für den Buddha und für Nam-Myoho-Renge-Kyo ist, das dem Universum zugrunde liegende Gesetz. Wenn wir beten, loben wir gleichzeitig das ewige Leben des Universums und die Buddhaschaft in unserem eigenen Leben.
Josei Toda sagte einmal: “Wenn wir uns nach Osten wenden und die buddhistischen Götter begrüßen, erscheinen die buddhistischen Götter sowohl in unserem Herzen als auch im ganzen Universum. Wenn wir uns dann beim zweiten Gebet dem Gohonzon zuwenden, nehmen alle buddhistischen Götter hinter uns Platz. Wenn ich egal zu welcher Tageszeit die buddhistischen Götter begrüße, nehmen sie alle hinter mir Platz und begrüßen den Gohonzon. All diese buddhistischen Götter arbeiten dafür, meine Herzenswünsche zu verwirklichen. So ist es.”
Wenn wir den Gohonzon verehren, öffnet sich auf der Stelle die Tür unseres Mikrokosmos zum Makrokosmos, und wir erleben ein erhabenes Gefühl großen Glücks - so als ob wir das ganze Universum überschauen könnten. Wir genießen ein Gefühl der Erfüllung und Freude und erfahren eine allumfassende Weisheit. Der Mikrokosmos verschmilzt mit dem Universum und beinhaltet es seinerseits.
Das Rezitieren des Sutras und des Daimoku ist eine “zeitlose Zeremonie”, die unser Leben von Grund auf erfrischt. Es ist daher wichtig, jeden Tag rhythmisch und klangvoll zu beten, so als ob ein weißes Pferd über den Himmel galoppierte. Ich hoffe, daß Sie so beten, daß sie danach körperlich und geistig entspannt und erfrischt sind.
Der “König der Sutras” macht die Menschen stark und weise
Das Lotos-Sutra ist der “König der Sutras”, “die Schrift, die sich an alle Menschen wendet”. Es ist die Lehre, die in jedem Augenblick lebendig ist, sie verkörpert das Mitgefühl und die unparteiische Einstellung des Buddhas. Es ist eine “Schrift der Wiederbelebung”, die den Menschen stark und weise macht. Hoben- und Juryo-Kapitel sind das Herz des Sutras.
Keine Ausübung ist für alle Menschen so offen wie die, das Sutra zu lesen und das Daimoku zu rezitieren, so wie es Nichiren gelehrt hat. Es ist die buddhistische Ausübung, die allen Menschen einfach zugänglich ist.
Zu Lebzeiten Nichirens haben sowohl Priester als auch Laien sich darin bemüht, das Sutra zu lesen und Daimoku zu rezitieren. In der heutigen Gesellschaft Japans jedoch sind die Sutras für viele Menschen zu etwas geworden, zu dem sie großen Abstand haben. Die meisten Japaner kommen mit den Sutras nur dann in Berührung, wenn sie von den Priestern bei einer Bestattung rezitiert werden.
Diese Abhängigkeit von den Priestern, die inzwischen als etwas so Natürliches betrachtet wird, daß sie niemand in Frage stellt, hat zu einer Haltung blinden Gehorsams gegenüber der religiösen Autorität geführt. Dieses grundlegende Übel ist die Ursache dafür, daß der Klerus arrogant und dekadent geworden ist.
Durch die Entwicklung der Soka Gakkai International rezitieren heute nicht nur die Menschen in Japan, sondern in der ganzen Welt voller Freude Nam-Myoho-Renge-Kyo und das Hoben- und Juryo-Kapitel. Dies ist ein großartiges Unterfangen und in der Geschichte des Buddhismus beispiellos. Es ist die große religiöse Revolution des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nichirens “Gesetz des Buddhas für die Menschen” erhellt die ganze Welt mit dem Licht von Frieden und Glück. Millionen Menschen erfahren die positive Kraft von Nam-Myoho-Renge-Kyo und leben das wunderbare Ereignis ihrer eigenen Menschlichen Revolution. Das bestätigt mehr als alles andere die Richtigkeit der Soka Gakkai und ihrer Ziele, die den Geist des Lotos-Sutras in unsere Zeit trägt.
Bei der Ausarbeitung dieser Vorlesung sehe ich all die vielen Freunde vor mir. Ich möchte so fortfahren, als ob ich eine Diskussion mit jedem einzelnen von Ihnen habe und wir bei strahlend blauem Himmel einen vergnügten Spaziergang durch ein Feld duftender Blumen machen.
Teil 2
Schaue zur Sonne der Buddhaschaft in Deinem Herzen empor
über das Hoben-Kapitel
Das Lotos-Sutra läßt die Sonne in unserem Herzen aufgehen
Wenn die Sonne auch in schwierigen Situationen in der Tiefe unseres Lebens strahlt, dann öffnet sich in unserem Herzen ein klarer, heller Himmel, blau wie der Himmel im Mai. Wenn wir in unserem Herzen die vier Tugenden (Ewigkeit, Glück, wahres Ich, Reinheit) besitzen, dann wird der Ort, an dem wir leben, zum Land des Buddhas.[^18]
Obwohl jeder die Sonne in sich trägt, sind sich dessen nur wenige bewußt. Das Lotos-Sutra ist die Schrift, die die Erleuchtung in unserem Leben offenbart.
"Du selbst bist Buddha. Schaue zur Sonne der Buddhaschaft in Deinem Herzen empor". Das ist die Quintessenz des Lotos-Sutras, die Botschaft des Hoben-Kapitels.
Shakyamuni erkannte, daß jeder die Buddhaschaft besitzt, und daß sie sich von seiner eigenen nicht unterscheidet. Er bahnte für alle den Weg, der zur Erleuchtung führt. Mit der Feststellung, daß alle Menschen verehrungswürdig sind und daß kein Mensch besser als der andere ist, ging Shakyamuni zu den Menschen und lehrte beständig das Gesetz.
Die Ausübung der buddhistischen Lehre ist der Weg der grenzenlosen Entfaltung
Im zweiten Teil des Hoben-Kapitels erläutert Shakyamuni, daß Buddhas in dieser Welt erscheinen, um die Tür zur Weisheit des Buddhas zu öffnen, sie zu zeigen, alle Menschen sie erkennen zu lassen und sie durch das Tor zu ihr eintreten zu lassen.[^19] "Genau wie ich können alle Menschen gleichermaßen die Buddhaschaft in ihrem Leben hervorbringen. Indem ich jetzt das Lotos-Sutra lehre, um für alle Menschen diese Möglichkeit zu schaffen, erfülle ich einen Schwur, den ich vor langer Zeit abgelegt habe."
Das Hoben-Kapitel bringt die Grundidee humanistischer Erziehung zum Ausdruck. Denn der Ausgangspunkt des Buddhismus ist die Erkenntnis des unendlichen Potentials jedes Menschen. Gleichzeitig lehrt er, wie die Menschen den großen Schatz der Buddhaschaft erkennen und ihn nutzen können.
Wer diesen Schatz in seinem eigenen Leben erkennt, wird ihn auch im Leben der anderen erkennen und seinen Mitmenschen mit aufrichtigem Respekt begegnen. Gleichzeitig wird ein solcher Mensch auch dazu beitragen, um in anderen die gleiche Erkenntnis zu wecken.
Durch diese Bemühungen entfalten wir unser Leben noch mehr, und verstärken unsere Überzeugung von unseren Fähigkeiten und unserer Würde. Die buddhistische Ausübung ist daher der Weg der grenzenlosen Entfaltung.
Nachdem Shariputra und die anderen Menschen im Zustand des Lernens von dem Buddha das Hoben-Kapitel gehört haben, erkennen sie die Weisheit des Buddhas. Sie schwören, daß sie mitten unter den Menschen handeln wollen. Dadurch werden sie zu "Menschen im Zustand des Lernens, die dem Volk dienen." Sie werden zu wahren Schülern des Buddhas.
Shariputra und die anderen waren zweifellos bewegt von dem tiefen Mitgefühl ihres Meisters, Shakyamuni. Das große Licht der Weisheit des Buddhas scheint plötzlich in die Dunkelheit ihrer vorher egozentrischen und fest verschlossenen Herzen. Ihr Herz öffnete sich weit.
Sie verstanden, daß der Buddha sie die ganze Zeit zur Buddhaschaft führen wollte, zu dem unendlich weiten und grenzenlosen Lebenszustand. Sie erkannten, daß der Weg der Zwei Fahrzeuge (die Welt von Lernen und Selbsterkenntnis) oder der drei Fahrzeuge (die Welt von Lernen, Selbsterkenntnis und Bodhisattwa) letztendlich nicht das Ziel der Lehre des Buddhas waren.
Diese Lehre, die die Menschen dazu bringt, die Buddhaschaft statt den Weg der drei Fahrzeuge anzustreben, wird "Ersatz der drei Fahrzeuge durch das eine Fahrzeug" genannt. (jap. kaisan ken'ichi). Die Ablösung des Weges der drei Fahrzeuge durch das eine höchste Fahrzeug ist die zentrale Lehre der ersten Hälfte, bzw. theoretischen Lehre des Lotos-Sutras. Unter den 14 Kapiteln der theoretischen Lehre - welche die Struktur der Ablösung der drei Fahrzeuge durch das eine höchste Fahrzeug bildet - ist das Hoben-Kapitel die tragende Säule.
Im Buddhismus bedeutet Hoben perfektes Mittel oder Methoden, die Buddhas verwenden, um Menschen zur Erleuchtung zu führen. Das Hoben-Kapitel zeigt die Weisheit des Buddhas, die Menschen auf diesen Weg zu führen. Ich werde später noch näher auf die Bedeutung des Ausdrucks "Hoben" eingehen.
Der Kernpunkt des gesamten Hoben-Kapitels
Bei unserem täglichen Gongyo rezitieren wir den Eingangsteil des Hoben-Kapitels. Das ist der wichtigste Teil des gesamten Kapitels.
Kurz gesagt ist der Inhalt dieses Teils des Kapitels folgender: zunächst erklärt Shakyamuni, daß die Weisheit, zu der alle Buddhas erleuchtet sind, "unendlich tief und unermeßlich ist." Er erklärt, daß es weit über die Kapazität von Shariputra und der anderen Menschen des Lernens hinausgeht, das zu verstehen. Shakyamuni sagt dann, daß er Gleichnisse und verschiedene andere Mittel benutzt hat, um auf kluge Weise den Menschen die Weisheit des Buddhas zu erläutern. Schließlich offenbart er, daß die Weisheit aller Buddhas nichts anderes ist, als das Verständnis des "Wahren Wesens alle Phänomene" (shoho jisso). Damit schließt der Teil des Hoben ab, den wir täglich rezitieren.
Kurz gesagt beinhaltet das "Wahre Wesen aller Phänomene" das Prinzip, daß alle Menschen das Potential haben, Buddha zu sein. Mit anderen Worten, dieser Abschnitt offenbart in der Theorie den Weg, auf dem alle Menschen die Buddhaschaft erlangen können. Der Teil des Hoben-Kapitels, den wir während des Gongyo rezitieren, ist daher der Kernpunkt des gesamten Hoben-Kapitels.
Lassen Sie mich nun zum Inhalt des Hoben-Kapitels kommen.
"Hoben" (passendes Mittel) ist das zweite Kapitel von Myoho Renge Kyo.
Niji seson. Ju sanmai. Anjo ni ki. Go sharihotsu.
Sho-but chi-e. Jinjin murio. Go chi-e mon. Nange nannyu. Issai shomon. Hyaku-shi-butsu. Sho fu no chi.
"Zu jener Zeit erhob sich der Welt-Verehrte langsam von seinem samadhi (Meditation) und wandte sich mit den Worten an Shariputra: "Die Weisheit der Buddhas ist unendlich tief und unermeßlich. Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwierig und schwer zu verstehen. Keiner der Menschen des Lernens oder der pratyekabuddhas (Buddhas des Lebenszustandes der Selbsterkenntnis) ist in der Lage, sie zu verstehen. . . . "
Shakyamuni beginnt schließlich das Lotos-Sutra zu lehren. Zu Anfang des Hoben-Kapitels erhebt sich Shakyamuni aus dem Zustand seiner unermeßlichen Erleuchtung[^20] und wendet sich direkt an Shariputra: "Die Weisheit der Buddhas ist unendlich tiefgründig und unermeßlich . . . (Keiner von euch) ist in der Lage, sie zu begreifen.". Die Verkündung der Lehre beginnt daher mit einer Szene von beträchtlicher Spannung.
Wenn wir die Worte "zu jener Zeit" zu Beginn des Kapitels betrachten, sollten wir uns zunächst darüber klar werden, was hier mit "Zeit" gemeint ist.
Präsident Toda erklärte dazu: "Zu jener Zeit" bezieht sich auf den Begriff von Zeit, wie er im Buddhismus verwendet wird. Er unterscheidet sich vom normalen Zeitbegriff, mit dem man eine Uhrzeit, wie beispielsweise zwei oder drei Uhr oder eine Jahreszeit bestimmt.
Dieses "zu jener Zeit" kann man auch nicht mit dem "Es war einmal..." in Märchen vergleichen. Hier bezieht sich "zu jener Zeit" vielmehr auf den Zeitpunkt, an dem ein Buddha erscheint, um seine Lehre zu verkünden, weil er die Sehnsucht der Menschen nach ihm wahrgenommen hat."
Vier Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Buddha das Gesetz lehrt: Zeit, Entsprechung, Fähigkeit und Gesetz. Zeit im buddhistischen Sinne steht für die Zeit, zu der der Buddha erscheint, um das Gesetz entsprechend der Fähigkeit der Menschen, die die Lehre suchen, zu lehren. Gemeint ist der Zeitpunkt, wenn ein Buddha und die Menschen einander begegnen.
Shakyamunis Schüler erwarteten eine große Lehre
Das Einführungskapitel des Lotos-Sutras beschreibt, daß Shakyamuni in tiefer Meditation ist, und die gespannte Erwartung seiner Schüler, unter ihnen auch Shariputra und die anderen Menschen der Zwei Fahrzeuge, einen Höhepunkt erreicht.
Sie müssen sich gefragt haben: "Was für eine Art Lehre wird der Welt-Verehrte offenbaren?". "Nicht ein Wort soll mir entgehen". "Ich will mir seine Lehre tief einprägen". Sie zügelten ihre Leidenschaft, und warteten gespannt. All ihre Sinne waren auf ihren Meister gerichtet.
So wurde die Zeit reif. Shakyamuni brach schließlich sein langes Schweigen und begann, das Lotos-Sutra zu lehren, die höchste Lehre, die allen Menschen ermöglicht, die Buddhaschaft zu verwirklichen. Das ist die Bedeutung von "zu jener Zeit" zu Beginn des Hoben-Kapitels.
Dieser Begriff bezeichnet den Zeitpunkt, wenn ein Buddha beginnt, die Menschen zur Erleuchtung zu führen, und wenn die Schüler nur den einen Wunsch haben, die Lehren des Buddhas zu suchen. Er steht für eine tiefe Übereinstimmung zwischen Schüler und Meister. Diese Darstellung im Lotos-Sutra schildert das Erscheinen von Meister und Schüler, die sich dem Glück der Menschheit widmen.
Der Buddha ist jemand, der ganz genau "die Zeit versteht". Der Buddha wartet auf den geeigneten Zeitpunkt, durchschaut die Zeit, schafft die Zeit und offenbart dann das zu der Zeit passende Gesetz. Das sind die Weisheit und das Mitgefühl des Buddhas.
"Warum leiden die Menschen?" "Wonach sehnen sich die Menschen"? "Mit welcher Lehre können die Menschen glücklich werden"? "Wann soll sie gelehrt werden"? Der Buddha denkt ständig über diese Dinge nach und offenbart das Gesetz frei in Übereinstimmung mit der Zeit.
In diesem Sinne ist die Kenntnis der Zeit auch gleichbedeutend mit "das Herz der Menschen zu verstehen". Der Buddha ist ein Anführer, der die Herzen der Menschen versteht. Der Buddha ist ein Lehrer der Seele und ein Experte in Menschenführung.
Aus seiner Sicht ist "jene Zeit" die Zeit, zu der der Buddha den harten Kampf aufnimmt, es allen Menschen zu ermöglichen, die Buddhaschaft zu verwirklichen. Für die Schüler ist es die Zeit, wenn sie sich die Absicht des Buddhas zu eigen machen und sich ihrer eigenen Aufgabe bewußt werden.
Im Zusammenhang mit der Bedeutung der Zeit sagt Nichiren:
"Wer die Lehren des Buddhismus studieren will, muß als erstes lernen, die Zeit zu verstehen" (dt. Gosho Bd.1, S. 81). Damit weist er darauf hin, daß der Buddhismus entsprechend der Zeit gelehrt wird und daß die zu verkündende Lehre in Übereinstimmung mit der Zeit sein muß.
Mit der Erklärung, daß diese Zeit des Späten Tages des Gesetzes die Zeit ist, in der das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo zu verbreiten ist, beginnt Nichiren den Kampf für die Verbreitung des Mystischen Gesetzes, um alle Menschen des Späten Tages zu erretten.
Eine kämpferische Haltung öffnet den Weg für eine große Zukunft
Man kann auch sagen, daß "jene Zeit" die Zeit beschreibt, in der die Schüler zusammen mit ihrem Meister anfangen, Kosen-rufu zu verwirklichen.
Bezüglich unserer Ausübung möchte ich deshalb betonen, daß "jene Zeit" nur dann entsteht, wenn wir zum Gohonzon beten und unsere Entschlossenheit und das Bewußtsein für die Aufgabe der weltweiten Verbreitung in die Tat umsetzen. Wir müssen uns entschließen, beten und handeln. Wenn wir das nicht tun, ändert sich unsere Umgebung nicht im geringsten, und auch in fünf oder zehn Jahren wird diese Zeit nicht kommen.
Nur unsere klare Entschlossenheit für Kosen-rufu schafft diese "Zeit". "Jene Zeit" beginnt, wenn wir unser Leben in Bewegung setzen, wenn wir aus eigenem Willen und aus eigener Kraft anfangen. "Jene Zeit" beginnt, wenn wir starken Glauben hervorbringen und unsere Aufgabe auf der Bühne von Kosen-rufu übernehmen.
Goethe schreibt: "Der Augenblick allein entscheidet, bestimmt das Leben des Menschen, entscheidet über sein Schicksal" "Jene Zeit" ist der Augenblick, in dem wir von ganzem Herzen entscheiden: "Jetzt fange ich an und kämpfe!". Von dem Augenblick an ändert sich unser Schicksal, unser Leben öffnet sich. Eine neue Zeit fängt an.
Das ist das Bedeutung des mystischen Prinzips der wahren Ursache (hon'in myo). Das ist das Prinzip von ichinen sanzen.[^21] Der Augenblick, in dem wir uns entschließen, etwas zu verwirklichen, ohne von jemandem dazu aufgefordert zu werden, ist die "Zeit", unsere Aufgabe zu erfüllen.
Teil 3
Unermeßliche Bedeutung kommt aus dem einen Gesetz
Niji seson. Ju sanmai. Anjo ni ki. Go sharihotsu. Sho but_ch-e. Jinjin muro. Go chi-e mon. Nange Nannyu. Issai shomon. Hyaku-shi-busu. Sho fu no chi.
“Zu jener Zeit erhob sich der Welt-Geehrte ruhig aus seinem samadhi und wandte sich mit den Worten an Shariputra: ‘Die Weisheit der Buddhas ist unendlich tief und unermeßlich. Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwierig und schwer zu verstehen. Nicht einer der Zuhörer, Menschen im Zustand des Lernens (die die Stimme des Buddhas hören) oder Menschen im Zustand der Selbsterkenntnis (Pratye-kabuddhas), ist in der Lage, sie zu verstehen”.
Zu Beginn des Hoben-Kapitels erhebt sich Shakyamuni feierlich aus dem samadhi und beginnt, das Lotos-Sutra zu lehren. Samadhi oder meditative Versenkung bedeutet, sich auf einen Punkt zu konzentrieren, so daß man vollkommen ruhig und still ist wie ein klarer Spiegel und damit in einen Zustand innerer Gelassenheit eintritt. Shakyamuni tritt zu Beginn der “Einführung”, des ersten Kapitel des Sutras, in das samadhi ein und setzt seine Meditation während des ganzen Kapitels fort.
Selbst wenn das Sutra davon spricht, daß Shakyamuni sich in den Zustand des samadhi oder der meditativen Versenkung versetzt, bedeutet das nicht, daß die Menschen im Späten Tag sich in Berge und Wälder zurückziehen und sitzend meditieren oder sich in sich selbst versenken sollten. Nichiren, der mitten in der Gesellschaft dafür kämpfte, daß alle Menschen die höchste Erleuchtung erlangen können, weist diese Praktiken als der Zeit nicht angemessen zurück.
Es ist klar, daß das samadhi oder die “meditative Versenkung” unserer Zeit die Rezitation des Gongyo und Daimoku ist. Wir üben diese meditative Versenkung nicht in der Einsamkeit von Wäldern und Bergen aus. Unsere tägliche Ausübung von Gongyo und Daimoku ist vielmehr die Grundlage für die Entwicklung unseres Lebens, um mit Mut und Weisheit in der Gesellschaft aktiv zu leben. Das ist unsere Ausübung.
Kontemplation oder Meditation um ihrer selbst willen ist absurd. Im Vimalakirti-Sutra erklärt Shakyamuni eindeutig, daß wahre Meditation nicht die Versenkung in der Zurückgezogenheit in einer Höhle oder unter einem Baum ist, sondern darin besteht, die Wahrheit mit seinem Leben zu begreifen und in der Gesellschaft eine aktive Rolle zu übernehmen.
Mahatma Gandhi soll einmal jemandem, der ihn zu einem Leben der Meditation bewegen wollte, gesagt haben, daß er keine Veranlassung sähe, sich dazu in die Einsamkeit einer Höhle zurückzuziehen. Seine Aussage war, daß er diesen Platz der Zurückgezogenheit immer bei sich habe, wo immer er auch hinginge. Diese Aussage ist für Gandhi bezeichnend, der sein Leben, ein Leben in der Gesellschaft, der Tat widmete.
Buddhismus ist keine Religion, die die Augen vor dem Leiden der Menschen verschließt, sondern eine Lehre, die den Menschen die Augen öffnet. Aus diesem Grunde ist der Buddhismus der Weg, der allen Menschen die Möglichkeit gibt, glücklich zu werden. Der Weg der buddhistischen Ausübung besteht nicht darin, seine Augen vor den Widersprüchen der Gesellschaft zu schließen und sich nicht mehr mit weltlichen Dingen auseinanderzusetzen.
Das wahre Wesen der Meditation liegt darin, die in uns vorhandene Weisheit in der Gesellschaft anzuwenden und entschlossen für unser eigenes Glück und das der anderen zu kämpfen und eine bessere Gesellschaft zu entwickeln.
Nichiren setzte sich für die gesamte Menschheit ein.
Die Meditation (samadhi), in die Shakyamuni eintrat, wird als “Meditation über die Wahrheit, daß unermeßliche Bedeutung aus dem einen Gesetz kommt” bezeichnet. Dieses Gesetz, in dem die unermeßlichen Bedeutungen existieren, ist die Grundlage aller Lehren. Daher heißt es im Muryogi-Sutra: “Unermeßliche Bedeutungen kommen aus einem einzigen Gesetz”. Shakyamuni lehrte das Lotos-Sutra aus dem Verständnis dieser großen Wahrheit, zu der er erleuchtet war.
Nichiren verstand und erläuterte, daß dieses “eine Gesetz” Nam-Myoho-Renge-Kyo ist. Er offenbarte dieses fundamentale Gesetz des Universums für alle Menschen. Er formulierte es so, daß es alle Menschen ausüben können. Er lehrte es für die ganze Welt und die gesamte Menschheit.
Nichiren stand auf, um dieses Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo für das Glück aller Menschen zu verkünden. Das ist die in dem Satz “und er erhob sich ruhig aus dem samadhi” enthaltene Bedeutung.
Von unserem eigenen Standpunkt aus bedeutet der Satz “unermeßliche Bedeutungen kommen aus dem einen Gesetz” für eigenes Leben, daß wir mit dem Glauben an das Mystische Gesetz und der entsprechenden Ausübung die unendliche Weisheit des Buddhas erlangen können. Dadurch, daß wir Gongyo und Daimoku rezitieren, entwickeln wir in unserem Leben die höchste Weisheit: so gewinnen wir in unserem Leben. Wir können jeden Tag mit ursprünglicher Lebenskraft neu beginnen.
Vertrauen Sie daher darauf, daß die Mitglieder der SGI, die mit der Entschlossenheit beten: “heute will ich mich bemühen, und auch morgen werde mein Bestes geben” und sich für Kosen-rufu in der Gesellschaft einsetzen, jeden Morgen und jeden Abend diesen Satz ausüben: “und er erhob sich ruhig aus dem samadhi.
Die spontane, unaufgeforderte Verkündung der Lehre
Shakyamuni, der sich ruhig aus dem samadhi erhoben hatte, beginnt spontan mit der Verkündung des Lotos-Sutras, ohne daß ihn jemand dazu aufgefordert hätte. Die Art der Lehre, bei der der Buddha aus eigenem Antrieb das Gesetz lehrt, ohne daß ihm jemand eine Frage gestellt hätte, wird als “spontane, unaufgeforderte Verkündung der Lehre” bezeichnet.[^22]
Die Lehre, die Shakyamuni nun spontan und feierlich verkündet, ist so tiefgründig, daß sie über die Vorstellungskraft seiner Schüler hinausging – ganz zu schweigen davon, daß sie ihn darum hätten bitten können, ihnen diese Lehre mitzuteilen. In dieser Situation kann man erkennen, daß Shakyamuni aus einem Lebenszustand, der von großer Weisheit und Mitgefühl geprägt war, das Lotos-Sutra lehrte.
Es ist von großer Bedeutung, daß Shakyamuni für die Verkündung des Lotos-Sutras die Form der “unaufgeforderten und spontanen Verkündung der Lehre” wählte. Alle Sutras außer dem Lotos-Sutra sind vorläufige Lehren, die “entsprechend der Einstellung der anderen” (jap. zuitai), das heißt, entsprechend dem Verständnis der Zuhörer und nicht der eigentlichen Absicht des Buddhas entsprechend gelehrt werden. Im Gegensatz dazu wird das Lotos-Sutra beschrieben als “in Übereinstimmung mit dem Wesen des Buddhas” (jap. zuijii), da Shakyamuni mit diesem Sutra die Wahrheit unmittelbar lehrt, und zwar entsprechend seiner eigenen Erleuchtung.
Nichirens Verkündung des Buddhismus des Späten Tag des Gesetzes ist ein weiteres Beispiel für solch eine “unaufgeforderte und spontane Verkündung der Lehre”. Zu der Gründung seiner Lehre sagt der Daishonin: “Wenn ich die Dinge beim Namen nenne, werde ich – dessen bin ich mir völlig bewußt – mit den drei Hindernissen und den vier Teufeln kämpfen müssen” (dt. Gosho Bd.2, S.105). Mit anderen Worten, er wußte, daß er mit Sicherheit verfolgt würde, wenn er das Mystische Gesetz verbreitete.
Trotzdem begann er unaufgefordert, die Lehre von Nam-Myoho-Renge-Kyo zu verkünden. Während seines Lebens, daß von ständigen Auseinandersetzungen geprägt war, hat Nichiren immer in Übereinstimmung mit zuijii, dem Wesen des Buddhas entsprechend zu lehren, gelehrt.
Für unsere eigene Praxis bedeutet zuijii die spontane Bereitschaft, aus der tiefen Erkenntnis über die Bedeutung des Mystischen Gesetzes das Gesetz zu verbreiten, unabhängig davon, was andere dazu sagen. Diese Bewunderung des Mystischen Gesetzes ist der wesentliche Grund dafür, daß wir das Sutra während des Gongyo rezitieren.
Zuijii verweist auf die Einstellung “das Gesetz nach besten Kräften und Fähigkeiten zu lehren”, den unbedingten Wunsch, andere zu lehren und ihnen möglicherweise nur ein einziges Wort oder einen einzigen Satz zu erklären. Wenn Sie andererseits über das Mystische Gesetz sprechen, weil man Sie dazu aufgefordert hat, oder weil Sie glauben, daß Ihr Ansehen dann steigt, dann ist das die Ausübung von zuitai, oder in Abhängigkeit von anderen zu handeln.
In weitem Sinne ist das “unaufgeforderte und spontane Verkünden der Lehre” und ein Verhalten, daß der Einstellung von zuijii entspricht, eine eigenständige Handlung, die aus dem eigenen Entschluß kommt. Es ist ohne Bedeutung, ob Ihre Worte einfach sind oder Sie vielleicht kein Talent zum Redner haben; was zählt, ist aufrichtig und mit der Entschlossenheit für das Glück anderer zu beten und ihnen ehrlich von die Größe des Buddhismus zu erzählen – überzeugt und mit eigenen Worten. Das heißt, im Geiste des Lotos-Sutras und der Soka Gakkai zu handeln.
Der Buddha will es allen Menschen ermöglichen, den gleichen erleuchteten Lebenszustand zu erlangen.
Zu Beginn wendet sich Shakyamuni an Shariputra: “Die Weisheit der Buddhas ist unendlich tief und unermeßlich. Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwierig und schwer zu verstehen. Nicht einer der Zuhörer, der Menschen im Zustand des Lernens (diejenigen, die die Stimme des Buddhas hören) oder der Menschen im Lebenszustand der Selbsterkenntnis (Pratyekabuddhas) ist in der Lage, sie zu verstehen”. Diese Aussage zeigt die große Weisheit des Buddhas.
Die “Weisheit der Buddhas” ist die Weisheit, die wie eine Sonne im Leben des Buddhas scheint. Shakyamuni preist diese Weisheit als “unendlich tief und unermeßlich”. Er nennt die Weisheit des Buddhas “unendlich tief”, weil sie durchdringt bis zu der Wahrheit, die das Fundament des Lebens ist. Man bezeichnet die Weisheit des Buddhas als unermeßlich, weil sie alle Phänomene erhellt, d.h. sie verständlich macht.
Die Weisheit des Buddhas erleuchtet und offenbart, tiefgründig, umumfassend das Leben in seiner Gesamtheit. Aus diesem Grund heißt es, der Lebenszustand des Buddhas sei “weit und tief”. T'ien-t'ai – der den Lebenszustand des Buddhas mit einem großen Baum oder einem mächtigen Fluß vergleicht, sagte: “Je tiefer die Wurzeln sind, um so mehr Früchte tragen die Zweige. Je ferner die Quelle, desto länger der Strom” (MW-4, S. 272)
Shakyamunis Lob der Weisheit des Buddhas bedeutet nicht, daß allein der Buddha großartig ist. Genau das Gegenteil ist der Fall; es ist seine Absicht, andere zu ermutigen. Und tatsächlich sagt er auch: “Aus diesem Grunde, sollen Sie alle dieselbe große Weisheit des Buddhas in ihrem eigenen Leben leuchten lassen und glücklich werden”.
In diesem Sinne ist der Weg der Weisheit der Weg, der ein glückliches Leben ermöglicht.
Weder Geld, noch die Fähigkeit in dieser Welt zu bestehen, noch Status helfen uns, die grundlegenden Leiden von Geburt, Altern, Krankheit und Tod zu überwinden. Das kann man nur, wenn man die Weisheit, mit der unser Leben von Geburt an ausgestattet ist, zur Entfaltung bringt.
Die Absicht des Lotos-Sutras ist es, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, die höchste Weisheit in ihrem Herzen hervorzubringen und den großen Weg unzerstörbaren Glücks zu gehen. Nichiren sagt: “…und die Schätze des Herzens sind die wertvollsten von allen”.(dt. Gosho Bd. 2, S. 257) Aus diesem Grunde beginnt Shakyamuni seine Vorlesung damit, die Weisheit des Buddhas, die höchste Weisheit darstellt, zu erläutern und zu preisen.
Im nächsten Abschnitt steht: “Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwierig und schwer zu verstehen”. Auch hier preist Shakyamuni die Weisheit der Buddhas, aber aus einer etwas anderen Perspektive.
“Der Zugang zu dieser Weisheit” ist der Zugang zu der Welt der Weisheit des Buddhas. Die vielen Lehren Shakyamunis waren Mittel, den Menschen den Zugang zu dieser Weisheit zu ermöglichen. Vor dem Lotos-Sutra hatte er viele Lehren entsprechend den unterschiedlichen Fähigkeiten seiner Zuhörer verkündet. Zu den jeweils unterschiedlichen Zeiten lehrte er unterschiedliche Inhalte, zum Beispiel, daß Leben Leiden ist oder daß nichts beständig ist, oder daß das Glück in dem Auslöschen aller Begierden liegt, oder daß die Menschen versuchen sollten, das Prinzip der bedingten Entstehung zu verstehen.
Auf diese Weise nutzte Shakyamuni die Weisheit des Buddhas und verkündete Lehren, die dem unterschiedlichen Verständnis der Menschen entsprachen. Diese einzelnen Lehren jedoch entsprechen nicht der wahren Absicht des Buddhas. Diese Lehren dienten eher dem Zweck, allen Menschen den Weg zu Weisheit, den Weg, Buddha zu werden, zu öffnen.
Diese Absicht des Buddhas ist mit der Weisheit der Menschen der Zwei Fahrzeuge des Lernens (diejenigen, die Stimme des Buddha hören) und der Selbsterkenntnis (Pratyekabuddhas) nicht zu erfassen. Selbst wenn diese Menschen den Inhalt der Lehren verstehen, können sie nicht begreifen, warum sie gelehrt werden.
Denn die Tatsache als solche, daß sie sich mit den einzelnen Lehren zufriedengaben, welche die Unbeständigkeit des Lebens erklärten oder die Notwendigkeit erläuterten, die irdischen Begierden auszulöschen, hinderte sie daran, in die Welt der Weisheit des Buddhas einzutreten, der diese Doktrinen erläutert hatte. Sie erreichten zwar das Tor, blieben jedoch davor stehen. Aus diesem Grunde sagt Shakyamuni, daß die Weisheit schwer zu verstehen und der Zugang schwierig sei.
Leiden und Freude als Realitäten des Lebens
Mit den vorangehenden Ausführungen habe ich die wörtliche Bedeutung, bzw. die Oberfläche erkennbare Bedeutung dieses Abschnitts besprochen. Josei Toda erklärte diesen Abschnitt bezüglich der darin enthaltenen Bedeutung folgendermaßen:
“Die Zeile: ‘Die Weisheit der Buddhas ist unendlich tief und unermeßlich’ bedeutet, daß Nam-Myoho-Renge-Kyo unendlich tief und unermeßlich ist. Der Abschnitt: ‘Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwierig und schwer zu verstehen’ bezieht sich auf das Tor, d.h. den Zugang zu dem Glauben an den Gohonzon. Wenn wir an die Stelle von ‘Weisheit’ ‘Glauben’ setzen, dann können wir ‘das Tor zu dieser Weisheit durchschreiten’. Es ist schwierig, diesen Zugang zu verstehen und ‘dieses Tor’ zu durchschreiten.”
Wie es Nichiren mit den Worten: “Weisheit bedeutet Nam-Myoho-Renge-Kyo” (jap. Gosho S. 725) sagt, enthält Nam-Myoho-Renge-Kyo die ganze unendlich tiefe und unermeßliche Weisheit der Buddhas. Und der Zugang zu Nam-Myoho-Renge-Kyo ist das “Tor des Glaubens”. Aus diesem Grunde sagt der Daishonin: “Tor bedeutet Glauben” (jap. Gosho, S. 715).
Wenn wir an den Gohonzon glauben, Praxis und Studium so durchführen, wie es Nichiren lehrt, dann können wir – entsprechend dem Prinzip “Weisheit durch Glauben” zu ersetzen – einen Lebenszustand höchsten Glücks entfalten. Das ist die Bedeutung von “Das Tor des Glaubens” oder den “Weg der Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben” zu gehen.
Den Glauben beizubehalten wird schwierig, wenn wir Schicksalsschlägen ausgesetzt sind. In solchen Zeiten können die Menschen vergessen, daß Glaube das Tor zur Weisheit ist. Dann sind sie voller Klagen und hilflos dem Spiel der Wellen in einer aufgewühlten See ausgeliefert. Oder aber sie wählen aus Furcht vor dem Leiden lieber ein Leben von Vergnügen und Entspannung. Und auch in diesem Sinn ist das Tor des Glaubens schwer zu verstehen und schwer zu durchschreiten.
Deshalb sagt Nichiren: “Betrachten Sie Leiden und Freude als Tatsachen des Lebens und chanten Sie unter allen Umständen weiter Nam-Myoho-Renge-Kyo” (dt. Gosho Bd.1, S 23).
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die Quelle der Weisheit aller Buddhas. Gongyo ist eine “Zeremonie von kuan ganjo”, in der wir zu dem absoluten Ursprung unseres Lebens zurückkehren und aus dem großen Meer der Welt der Buddhaschaft Weisheit schöpfen.
Teil 4
Die Wandlung derjenigen, die die Lehre hören
Niji seson. Ju sanmai. Anjo ni ki. Go sharihotsu. Sho-but chi-e. Jinjin murio. Go chi-e mon. Nange Nannyu. Issai Shomon, Hyaku-shi-butsu. Sho fu no chi.
"Zu dieser Zeit erhob sich der Welt-Geehrte ruhig aus seiner Meditation (samadhi) und wandte sich mit den Worten an Shariputra: 'Die Weisheit aller Buddhas ist unendlich tief und unermeßlich. Der Zugang zu dieser Weisheit ist schwer zu verstehen und schwer zu erschließen. Nicht einer der Menschen im Zustand des Lernens (die, die die Stimme des Buddha hören) oder der Menschen im Zustand der Selbsterkenntnis (pratyekabuddhas) ist in der Lage, das zu verstehen."[^23]
Im letzten Satz dieses Abschnitts verkündet Shakyamuni Shariputra, daß die unendliche Weisheit aller Buddhas nicht mit der oberflächlichen Weisheit der Menschen im Zustand des Lernens und der Menschen im Zustand der Selbsterkenntnis, also den Menschen der Zwei Fahrzeuge, zu erfassen ist.
Shariputra, ein Mensch im Zustand des Lernens, ist als der weiseste unter den Schülern Shakyamunis bekannt. Seine Weisheit und seine intellektuelle Brillianz waren unübertroffen. Und doch erklärt Shakyamuni, daß selbst Shariputra mit seiner ganzen Weisheit die Weisheit der Buddhas nicht verstehen kann.
Aber während Shakyamuni seine Erläuterung in diesem und den folgenden Kapiteln fortsetzt, vollzieht sich nicht nur bei Shariputra, sondern bei allen Menschen, die die Lehre hören, eine vollständige Wandlung. Sie beginnen die Weisheit aller Buddhas zu verstehen; Shakyamuni bestätigt, daß sie die Buddhaschaft erlangen werden. Das bezeichnet man als die "Erleuchtung der zwei Fahrzeuge".
Nur durch den Glauben kann man in das weite Meer der Buddhaschaft eintreten.
Wodurch wurde diese Änderung bei den Menschen im Zustand des Lernens bewirkt? Was ist mit ihnen geschehen, als sie Shakyamuni das Lotos-Sutra verkünden hörten? Das wird im dritten Kapitel "Gleichnisse und Parabeln" erläutert, in welchem Shakyamuni sagt, daß selbst Shariputra "nur durch den Glauben eintreten konnte".^24 Mit anderen Worten, die "Stimmenhörer" (Menschen im Zustand des Lernens) können in die höchste Weisheit der Buddhas eintreten, nicht etwa durch ihre eigene oberflächliche Weisheit, sondern nur durch den Glauben.
Im Buddhismus steht Glaube für ein reines Herz, einen flexiblen Geist und Offenheit. Glaube ist die Funktion des menschlichen Lebens, die die dunklen Wolken von Zweifel, Angst und Reue vertreibt. Glaube bedeutet, sein Herz zu öffnen und es auf etwas Großartiges zu richten.
Glaube kann man auch als die Kraft definieren, die den eigenen Mikrokosmos in die Lage versetzt, den universalen Makrokosmos zu spüren. Durch diese Kraft, die Kraft des Glaubens, können die Menschen im Zustand des Lernens in die unendliche Weite der Weisheit aller Buddhas eintreten. Nach Nagarjuna und T'ien-t'ai ist Buddhismus ein weites Meer, in das man nur durch den Glauben eintreten kann.
Man könnte meinen, daß Shakyamunis Vorlesung der ersten Hälfte, d.h. der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras, mit der er sich gezielt an die Menschen des Lernens gewandt hatte, in ihnen eine weit größere Kraft des Glaubens hervorgerufen hatte als sie vorher besessen hatten. Im Hoben-Kapitel fordert Shakyamuni Shariputra nachdrücklich auf, seinen Glauben noch weiter zu entwickeln. Er sagt ihm, jetzt sei die Zeit, große Glaubenskraft aufzubieten.
Menschen, die nur die Lehre hören, werden zu Menschen, die hören und die Lehre an andere weitergeben.
Was geschieht mit den Menschen im Zustand des Lernens, die in die Welt der Weisheit aller Buddhas durch den Glauben eintreten? Sie selbst antworten auf diese Frage, indem sie sagen: "Wir sind jetzt wahrhaftige Stimmenhörer geworden, denn wir werden den Weg der Stimme des Buddhas gehen und dafür sorgen, daß die Lehre von allen gehört werden kann."^25
Mit anderen Worten, sie erfahren eine Wandlung von "Menschen, die die Lehre hören", zu "Menschen, die die Lehre hören und dazu beitragen, daß andere die Lehre hören". Sie werden von reinen Zuhörern zu Menschen, die zu den anderen Menschen über den Buddhismus sprechen.
So gesehen sind die Menschen im Zustand des Lernens, "Menschen, die die Lehre hören", diejenigen, die ihrem Lehrer folgen, um eigene Probleme zu lösen und für ihr eigenes Leben Nutzen daraus zu ziehen. In diesem Verständnis beinhaltet diese Aussage die Feststellung, daß sie von Schülern, "die gerettet werden" zu Schülern werden, "die andere retten", zu Schülern, die sich mit ihrem Mentor zusammen bemühen.
In den Lehren, die vor dem Lotos-Sutra verkündet wurden, sind mit "Menschen der Zwei Fahrzeuge" diejenigen gemeint, die an einer Teilerleuchtung festhalten und die Suche nach dem Weg des Buddhas aufgeben. Im Lotos-Sutra erfahren sie eine Wiederbelebung; sie wandeln sich von Menschen der Zwei Fahrzeuge, die sich selbst durch eine oberflächliche Teilerleuchtung von der Erleuchtung ausschließen, zu Menschen der Zwei Fahrzeuge, die den höchsten Weg des Buddhas suchen.
Bei den Menschen im Zustand des Lernens wird das Vertrauen in andere Menschen, die Achtung vor ihnen und die Hoffnung auf die Zukunft wiederbelebt. Mit anderen Worten, sie entdecken die Buddhaschaft, die in allen Menschen vorhanden ist. Das ist die Kraft und die Wohltat der unendlichen Weisheit aller Buddhas, die man durch den Glauben erlangt.
Ein Mensch von Weisheit ist ein Mensch mit einem wunderbaren Herzen
Die Weisheit, von der das Lotos-Sutra spricht, bedeutet nicht einfach, geistreich zu sein. Sie geht viel tiefer. Im wesentlichen steht sie für ein großes Herz, für Menschlichkeit und Charakter, der auf innerer Stärke, Großzügigkeit und tiefer Spiritualität beruht.
Nichiren sagt: "Die Weisen dürfen menschlich genannt werden..."[^26] Er sagt auch, daß jemand, der beständig den korrekten Weg auf der Grundlage des Mystischen Gesetzes geht und davon weder durch Ruhm noch durch Tadel abzubringen ist, wahrhaftig weise ist.[^27]
Ein kanadischer Dichter schreibt, daß gerade dumme Menschen dazu neigen, andere herablassend zu behandeln, während ein weiser Mensch zur Toleranz fähig ist.
Nichirens Buddhismus sagt zu der Wandlung der Menschen, die die Lehre hören, daß Shariputra, der in die Weisheit der Buddhas durch den Glauben eintritt und ein Schüler der Tat wird, die Schüler Nichirens repräsentiert. Die Schüler Nichirens nehmen Nam-Myoho-Renge-Kyo - die Weisheit aller Buddhas - an und behalten es bei; sie setzen sich für die Verwirklichung von Kosen-rufu ein. Deshalb sagt Nichiren: "Deshalb sind wir, d.h. ich, Nichiren, und meine Schüler, die Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, alle Shariputras."[^28] Alle, die den buddhistischen Dialog mit Freunden führen und aufrichtig das Mystische Gesetz rezitieren, die ihre Weisheit zum Wohle anderer einsetzen, sind die "Shariputras" unserer Zeit.
Sho-i sha ga. Butsu zo shingon. Hyaku sen man noku. mushu sho butsu. Jin gyo sho-butsu. Myuro doho. Yumyo shojin. Myosho fu mon. Joju jinjin. Mi-zo-u ho. Zui gi sho setsu. Ishu nange.
"Was ist der Grund dafür? Ein Buddha hat persönlich hundert, tausend, zehntausend, Millionen zahllosen Buddhas gedient und hat eine unendliche Anzahl religiöser Ausübungen durchgeführt. Er hat sich mutig und mit ganzer Kraft eingesetzt, und sein Name ist im ganzen Universum bekannt. Er hat das tiefe und niemals zuvor bekannte Gesetz erkannt, und lehrt es in Übereinstimmung mit dem, was erforderlich ist - dennoch ist seine Absicht schwer zu verstehen."[^29]
Daimoku beinhaltet die Wohltaten aller Ausübungen
In diesem Absatz erklärt Shakyamuni den Grund dafür, daß die Weisheit aller Buddhas unendlich tief und unermeßlich ist, und auch, warum der Zugang zu dieser Weisheit schwer zu verstehen und schwer zu erschließen ist, indem er die Ausübungen aufzählt, die er in früheren Existenzen durchgeführt hat.
Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie schwierig es ist, die Buddhaschaft zu erlangen, erklärt Shakyamuni, daß ein Buddha in früheren Existenzen zahllosen anderen Buddhas gedient hat, daß er mutig und entschlossen eine unendliche Zahl von Ausübungen durchgeführt hat und dadurch zu einem Gesetz von unerreichter Größe erleuchtet wurde.
Im Vergleich dazu ist die Ausübung von Shariputra und den anderen Menschen der zwei Fahrzeuge eher oberflächlich. Und natürlich können sie deshalb auch nicht die wahre Absicht der Lehre verstehen, die er ihnen aus der Sicht der unermeßlichen Weisheit der Buddhas erläutert.
Verständnis, Mut und die Tat entstehen aus tiefem gemeinsamen Verständnis
Es ist interessant, wie Shakyamuni über seine Ausübung früherer Existenzen spricht, um zu erklären, daß die Weisheit aller Buddhas unendlich tief und unermeßlich ist. Da es nicht einfach ist, die Weisheit, die er erlangt hat, zu beschreiben, erklärt er sie, indem er die Ausübungen beschreibt, die zu dieser Erleuchtung geführt haben.
Diese Argumentation mag uns heutzutage etwas sonderbar erscheinen. Aber für die Menschen des damaligen Indien war der Gedanke, daß jemand immer wieder den Kreislauf von Geburt und Tod durchläuft, allgemein verbreitet. Aus dem Grunde konnte Shakyamuni mit der Erklärung, daß er in seiner Vergangenheit zahllosen Buddhas gedient hatte, sofort Verständnis und Zustimmung gewinnen.
Ein tiefes gemeinsames Verständnis ist wichtig. Wenn die Menschen eine zufriedenstellende Erklärung bekommen, vertieft sich ihr Verständnis und ihr Lebenszustand erweitert sich. Aus einem gemeinsamen tiefen Verständnis entstehen Mut, Hoffnung und Tatendrang.
Aus diesem Grund ist der Dialog wichtig. Die Kraft, tiefes Verständnis zu vermitteln und die Zustimmung der anderen zu gewinnen, ist die Kraft des Wortes, die Kraft der Stimme. Selbst bei Shariputra löste die Kraft der Worte Shakyamunis den Wunsch aus, die unendliche Weisheit aller Buddhas zu erlangen.
Das Mystische Gesetz beinhaltet die Ausübungen aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In diesem Teil legt Shakyamuni dar, daß er durch eine Vielzahl von Ausübungen unter zahllosen Buddhas die Weisheit und den erleuchteten Lebenszustand des Buddhas erlangt hat.
Ein Buddha ist jemand, der alle möglichen Ausübungen in seinen früheren Leben erfahren und durchgeführt hat. Ein Buddha ist Experte in der buddhistischen Ausübung. Shakyamuni besaß in seinem Leben die Erfahrung und Wohltaten sämtlicher Ausübungen der Vergangenheit. Aus diesem Grunde konnte er die Lehre offenbaren, die dem Verständnis der Menschen und der Zeit entsprachen. Ein Buddha ist jemand, dessen vielfältige Erfahrungen in der Vergangenheit zu einer Fülle geistiger Fähigkeiten in der Gegenwart führen.
Wirkliche Verantwortliche sind Menschen, die aufgrund der eigenen Erfahrung passenden Rat geben können; sie erteilen keine Befehle, und ihre Aussagen sind keine leeren Worte. Verantwortliche sind in erster Linie Menschen der Tat, die mit gutem Beispiel vorangehen. Sie sind keine Menschen, die einen Status haben oder eine Position bekleiden. Verantwortliche sind Menschen, die hart arbeiten, sie taktieren und manipulieren nicht - und sie sind vor allen Dingen nicht autoritär.
Das Leben eines Buddhas ist tief und wunderbar. Es beinhaltet die Wohltaten unermeßlicher Ausübungen, die alle in diesem einen Leben enthalten sind. Das ist das Rätsel des Lebens. Nichiren sagt, das mystische Wesen des Lebens ist Nam-Myoho-Renge-Kyo:
"Die ersten fünf Schriftzeichen von Myoho-Renge-Kyo, dem Kernstück der wesentlichen Lehre des Lotos-Sutras, beinhalten alle Wohltaten, die durch die Ausübungen und guten Taten aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft angesammelt wurden."[^30]
Myoho-Renge-Kyo beinhaltet also die Wohltaten aller Ausübungen und guten Taten, nicht nur Shakyamunis, sondern aller Buddhas über Zeit und Raum. Daimoku enthält die Wohltaten aus allen Ausübungen und allen guten Taten aller Buddhas der zehn Richtungen und der drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens hebt daher dieser Absatz "ein Buddha hat persönlich hundert, tausend, zehntausend, einer Million, einer zahllosen Anzahl Buddhas gedient und eine unermeßliche Anzahl religiöser Ausübungen vollständig durchgeführt" die Wohltaten von Nam-Myoho-Renge-Kyo hervor.
Im Späten Tag ist der aufrichtige Glaube der Weg, die Buddhaschaft zu erlangen.
Die Tatsache, daß Shakyamuni die unbeschreibliche Zahl von Ausübungen erwähnt, bedeutet nicht, daß er andere auffordern will, das gleiche zu tun. Vielmehr sagt er: "Wegen Ihres Vertrauens in den Buddha sollten Sie an die Lehren glauben, die ich, Shakyamuni, jetzt offenbare."
Shakyamuni ist ein Buddha, der in der Vergangenheit unermeßlich viele Ausübungen gemacht hat. Die bekannten Geschichten über Sessen Doji[^31] und König Shibi[^32] beschreiben die mutige und entschlossene Ausübung seiner vergangenen Existenzen.
Im Späten Tag des Gesetzes besteht keine Notwendigkeit, eine "unendliche Zahl religiöser Praktiken durchzuführen". Wenn man das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das alle Wohltaten enthält, die als Wirkung der Ausübungen und guten Taten aller Buddhas angesammelt wurden, für sich selbst und für andere ausübt und verehrt, erhält man alle Wohltaten unendlich vieler religiöser Praktiken.
Das bedeutet jedoch nicht, daß die Ausübung Shakyamunis für uns ohne Bedeutung ist. In der gesamten Gosho hebt Nichiren die Einstellung der Ausübung Shakyamunis hervor. Er sagt zum Beispiel zu der Bedeutung der Ausübung von Sessen Doji in Bezug auf die Ausübung der Menschen im Späten Tag: "Doch selbst gewöhnliche Sterbliche können die Buddhaschaft erlangen, wenn sie nur eines wertschätzen: einen aufrichtigen Glauben. Ein aufrichtiger Glaube ist im tiefsten Sinne der Wille, den Geist des Sutras - nicht deren Worte - zu verstehen und danach zu leben."[^33]
Im Späten Tag des Gesetzes ist ein aufrichtiger Glaube der Wille, das Gesetz zu verstehen und danach zu leben, und die Ursache für die Verwirklichung der Buddhaschaft.
Nichiren lobt ganz besonders jene mutigen Menschen, die einen aufrichtigen Glauben beibehalten. Er sagt zum Beispiel zu Shijo Kingo, der die lange und beschwerliche Reise über Berge und Flüsse und das gefährliche Meer unternahm, um Nichiren im Exil auf der Insel Sado zu besuchen: "Wie könnte man Ihre Entschlossenheit geringer bewerten als die von Sessen Doji?"[^34] Und an Myoichi-ama schreibt er über ihren verstorbenen Mann, der sein Leben dem Mystischen Gesetz gewidmet hatte: "Daher werden seine Nutzen mit Gewißheit so groß sein wie ihre." (Sessen Doji und Bodhisattwa Yakuo)[^35]
Angesichts dieser Ausführungen können wir feststellen, daß der aufrichtige Glaube eines Menschen, der auf der Grundlage des Mystischen Gesetzes lebt und sich für Kosen-rufu einsetzt, die Wohltaten aller Ausübungen und aller guten Taten enthält.
Teil 5
Ein revolutionäres Verständnis der Buddhaschaft:
Den Gohonzon zu verehren ist bereits Erleuchtung
Sho-i sha ga. Butsu zo shingon. Hyaku sen man noku. Mushu sho butsu. Jin gyo sho-butsu. Muryo doho.
"Was ist der Grund dafür? Ein Buddha hat persönlich hundert, tausend, zehntausend, Millionen, zahllosen Buddhas gedient und unendlich viele religiöse Ausübungen durchgeführt."[^36]
Die Lehre zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben
Ich möchte etwas über das Verständnis des Wegs zur Erlangung der Buddhaschaft, wie er in diesem Abschnitt erläutert wird, sagen. Nach dieser Beschreibung hat ein Buddha einer unermeßlichen Zahl von Buddhas über einen unvorstellbar langen Zeitraum hinweg gedient und Ausübungen durchgeführt. Diese Ausübung über viele Existenzen hinweg wird zur Ursache für die Erleuchtung; das heißt, wer diese Ausübung macht, erlangt die höchste Erleuchtung. Das wird als "Ausübung zur Erleuchtung über einen Zeitraum von zahllosen kalpas" bezeichnet.
Wir sollten uns jedoch vor Augen halten, daß es sich hier nur um eine wörtliche Auslegung der Ursachen (Ausübung) und ihrer Wirkungen (Tugenden) handelt, wie der Buddha sie wahrnimmt und die in der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras beschrieben sind.
Wenn wir diesen Abschnitt aus der Sicht des Buddhismus Nichirens lesen, ist es laut Josei Toda nicht notwendig, diese Praxis über zahllose kalpas durchzuführen, um die Erleuchtung zu erlangen. Er erläuterte die Bedeutung dieses Abschnitts folgendermaßen:
"Nach der Lehre Nichirens ist der Buddha (der Gohonzon) von Nam-Myoho-Renge-Kyo das allem zugrunde liegende Gesetz, aus dem hundert, tausend, zehntausend oder eine Million Buddhas hervorgehen. Aus diesem Grunde können wir durch das einfache Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo mehr Wohltaten erlangen, als wenn wir persönlich so vielen Buddhas dienen würden. Die Wirkung aus dieser einzigen Ausübung ist gleichzusetzen mit der unermeßlichen Menge strenger Ausübungen, die alle Buddhas durchgeführt haben."
Es ist nicht schwer, Buddha zu werden
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist das allem zugrunde liegende Gesetz, aus dem alle Buddhas hervorgehen. Entscheidend ist bei der Erkenntnis des fundamentalen Gesetzes, das die Ursache zur Erleuchtung aller Buddhas ist, also nicht die strenge Ausübung über zahllose kalpas, sondern die Tatsache, daß die Buddhas zu dem allem zugrunde liegenden Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo erleuchtet wurden. Die buddhistische Ausübung des Späten Tages bedeutet, unmittelbar das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo anzunehmen und auszuüben. Im Buddhismus Nichirens ist es daher nicht erforderlich, über zahllose kalpas hinweg strenge Ausübungen durchzuführen, um die Buddhaschaft zu erlangen.
Nichiren sagt in der Gosho "Das Wahre Objekt der Verehrung": "...aber in der Essenz bedeuten sie, daß Shakyamunis Ausübungen und Tugenden, die er dadurch erlangte, alle in dem einen Satz Myoho-Renge-Kyo enthalten sind. Wenn wir an diesen Satz glauben, werden wir natürlich dieselben Wohltaten erlangen wie er."[^37] Alle Ausübungen Shakyamunis und aller Buddhas (über Zeit und Raum) zur Erlangung der Buddhaschaft und die Tugenden, die sie dadurch erlangten, sind in Nam-Myoho-Renge-Kyo enthalten. Wenn wir daher die fünf Schriftzeichen des Mystischen Gesetzes annehmen, erlangen wir auf natürliche Weise die positiven Wirkungen sowohl der Ausübung als auch der Tugenden von Shakyamuni und allen Buddhas - somit ist es sicher, daß wir die Buddhaschaft erlangen. Das ist das Prinzip "Den Gohonzon anzunehmen, ist bereits Erleuchtung". Es wird auch als "Verwirklichung der Buddhaschaft, so wie man ist" und als "unmittelbare Erleuchtung" bezeichnet.
Nichiren sagt, daß es für einen Menschen, der das Mystische Gesetz annimmt, "nicht schwer ist, Buddha zu werden".[^38] Durch die Lehren Nichirens ist für alle der Weg zur Buddhaschaft offen. Die Verwirklichung der Buddhaschaft liegt also nicht in der Zukunft oder in weiter Ferne. Der Buddhismus Nichirens ermöglicht allen Menschen, die Buddhaschaft in diesem Leben zu erlangen.
Die Lehre "Den Gohonzon anzunehmen ist bereits Erleuchtung an sich" ist eine revolutionäre Sicht der Erlangung der Buddhaschaft. Josei Toda sagt: "Im Gegensatz zu den Buddhas des Hoben-Kapitels, die viele Millionen Jahre lang strenge Ausübungen durchgeführt haben, besteht unsere Ausübung zur Erlangung der Buddhaschaft darin, daß wir einfach an den Gohonzon glauben und den einen Satz Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren."
Selbst wenn man Nam-Myoho-Renge-Kyo nur ein einziges Mal rezitiert, liegt darin unvorstellbares Glück. In dem Augenblick erhalten wir sämtliche Wohltaten, die alle Buddhas durch ihre Ausübung über viele Existenzen und einen sehr langen Zeitraum hinweg erlangt haben. So großartig ist das Mystische Gesetz.
Nach konventioneller buddhistischer Auffassung gleicht der Prozeß bis zur Erleuchtung einem steil ansteigenden Bergpfad zur Spitze der Buddhaschaft, die in weiter Ferne liegt. Die Lehre Nichirens dagegen ermöglicht allen Menschen, sofort den Gipfel der Erleuchtung zu erreichen. Vom Buddhazustand aus können wir dann auf die Berge weit unter uns schauen und unseren Blick über das Panorama um uns herum schweifen lassen.
Wir können diesen unendlich weiten Zustand der Buddhaschaft direkt erlangen - jetzt und da, wo wir sind. Dann erzählen wir anderen von dieser belebenden Erfahrung, diesen Lebenszustand zu manifestieren. Diese Ausübung ist die Quintessenz des Buddhismus Nichirens.
Die Buddhistische Ausübung ist eine tägliche Herausforderung
Yumyo shojin. Myosho fu mon.
"Er hat sich mutig und mit ganzer Kraft gewidmet - sein Name ist im ganzen Universum bekannt "[^39]
Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ausübungen der Lehren vor dem Lotos-Sutra und die theoretischen Lehren der Buddhas, bzw. die erste Hälfte des Lotos-Sutras. Gleichzeitig ist er für unseren Glauben eine wichtige Richtlinie.
Zunächst steht "mutig und entschlossen" für Glauben. In der Rokkan Sho (sechsbändiges Werk) sagt der 26. Hohe Priester Nichikan hierzu: "'Mutig' heißt, mit Mut zu handeln und 'entschlossen' bedeutet, jeden Funken Weisheit zu nutzen." "Mutig und entschlossen" heißt, mit Mut die Kraft des Glaubens aufs vollste zu nutzen.
Die buddhistische Ausübung muß mit Entschlossenheit und Mut durchgeführt werden. Die Herausforderung anzunehmen mit einer Einstellung von "Heute mehr als gestern, und morgen mehr als heute", ist diese Ausübung.
Ohne diese mutige und entschlossene Einstellung können wir die Fesseln unseres Schicksals nicht abstreifen, noch Hindernisse und teuflische Tendenzen überwinden. Unser tägliches Gongyo ist jedesmal ein überwältigendes Abenteuer der Herausforderung, in dem in diesem Moment etwas Neues in unserem Leben erschaffen wird. Wenn wir mit unserem Glauben mutig unsere Aufgabe angehen, wird unser Herz von Verzweiflung und Angst befreit - der Weg ist frei für das Licht der Hoffnung und Entfaltung. Diese Einstellung, die Herausforderung mutig anzunehmen, ist Glauben.
Die Buddhaschaft zeigt sich in unserem Leben, wenn wir aufrichtig und beständig praktizieren.
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens bedeutet dieses "intensive Ausüben", fleißig Daimoku für das eigene Glück und das der anderen zu rezitieren. Das kann man nur, wenn man mutig und entschlossen ist.
Der Hohe Priester Nichikan interpretiert Miao-lo's Aussage über die "intensive Ausübung" dahingehend, daß mit "rein" und "beständig" die richtige Einstellung zum Rezitieren von Daimoku gemeint ist. Er sagt, "rein und beständig" bedeutet kontinuierlich und ohne Unterbrechung zu praktizieren. Es ist also wichtig, daß wir jeden Tag ernsthaft und aufrichtig Daimoku chanten. Nur dann wird unsere Ausübung zu der Praxis, mit der wir unser Leben verändern, und zum Anlaß, die Buddhaschaft in diesem Leben zu verwirklichen.
Nichiren sagt: "Wenn Sie die Anstrengung von hundert Millionen Äonen in einem einzigen Augenblick hervorbringen, erscheinen in Ihnen in jedem Augenblick die drei erleuchten Eigenschaften des Buddhas. Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die Ausübung, sich vollkommen zu widmen"[^40]
Mit dem Rezitieren von Daimoku widmen wir uns vollkommen. Aus diesem Grunde zeigen sich die unermeßliche Weisheit und das Mitgefühl des Buddhas in jedem Augenblick bei denjenigen, denen das Gesetz ein wirkliches Anliegen ist und die sich mutig und beharrlich für dieses Gesetz einsetzen. Wenn wir diesen mutigen und entschlossenen Glauben haben, manifestieren wir in dem Augenblick die Einstellung des Buddhas.
Dies ist die Bedeutung des Prinzips: "Den Gohonzon mit seinem ganzen Leben anzunehmen ist bereits Erleuchtung."
Die Aussage Nichirens ist also: "Wer eine mutige und entschlossene Ausübung macht, ist Buddha."
Ein Leben beständiger Entwicklung
Rufen wir uns noch einmal ins Gedächtnis, daß die Entwicklung der SGI zu einem großen Teil auf unsere mutige und entschlossene Ausübung des Glaubens, die wahrhaft ernsthafte Ausübung zurückzuführen ist.
Ich habe einmal auf die Frage eines ausländischen Journalisten, was denn der Grund für unsere Entwicklung sei, geantwortet: "Der Grund liegt in unserer uneingeschränkten Widmung. Die außerordentliche Entwicklung der weltweiten Verbreitung war nur möglich, weil wir uns aufrichtig und uneingeschränkt für das Glück unserer Freunde, die Gesellschaft und den Frieden eingesetzt haben."
Ein junger Mann fragte einmal Tsunesaburo Makiguchi, den Begründer der Soka Gakkai, wie jemand die Fähigkeit entwickeln könne, gut von böse zu unterscheiden. Tsunesaburo Makiguchi antwortete: "Wenn Sie ausdauernd und mutig genug sind, die beste Religion der Welt zu praktizieren, werden Sie das verstehen." Und weiter sagte er: "Sie müssen sich mutig und aufrichtig widmen - und Sie müssen handeln. Obwohl ich schon ein alter Mann bin, führe auch ich diese Ausübung durch."
Diese mutige und entschlossene Widmung ist Ausdruck der grundlegenden Einstellung der Mitglieder der Soka Gakkai. Wenn wir die Herausforderung durch den Glauben annehmen, wird unser Leben aufgerüttelt. Es entsteht Weisheit. Freude und Hoffnung strömen aus unserem ganzen Wesen.
Ein mutiger und leidenschaftlicher Mensch, der beständig in jedem Augenblick an seiner eigenen Entwicklung arbeitet, wird immer siegen. Wer sich mit Ernst und Offenheit einsetzt, wer wie der König der Löwen handelt, erweist sich als kühn und leidenschaftlich.
Leben Sie als "eine Berühmtheit des Mystischen Gesetzes"
Die nächste Zeile "sein Name ist im ganzen Universum bekannt" bedeutet, daß die Namen derer, die sich mutig und entschlossen einsetzen, weithin bekannt sein werden. Durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit werden sie hohes Ansehen gewinnen. Sie werden die Herzen aller Buddhas bewegen.
Nichiren schrieb an eine Anhängerin, deren Ehemann schwer erkrankt war: "Unabhängig von allem, was ihm auf dem Wege zwischen diesem und dem nächsten Leben zustoßen könnte, sollte er immer bekennen, daß er ein Schüler Nichirens ist (...). Mein Name hat sich bis in das reine Land der zehn Richtung verbreitet, Himmel und Erde kennen ihn bestimmt. Wenn Ihr Mann erklärt, daß er ein Schüler Nichirens ist, kann kein Dämon sagen, daß er diesen Namen nicht kennt."[^41]
Josei Toda hat uns oft gesagt, daß wir uns auf unserem Weg zum Adlergipfel stolz als "Schüler von Josei Toda, dem Anführer von Kosen-rufu" zu erkennen geben sollten. Alle Buddhas und Bodhisattwas der zehn Richtungen, Bonten, Taishaku und alle buddhistischen Götter kennen die Namen derer, die sich mutig und entschlossen der weltweiten Verbreitung widmen. Sie genießen im ganzen Universum großes Ansehen.
Wie das Sutra erklärt, liegt das daran, daß die Verbreitung der korrekten buddhistischen Lehre im Späten Tag des Gesetzes das schwierigste Unterfangen überhaupt ist. Und deshalb ist die große Tat derer, die das Lotos-Sutra tatsächlich verbreiten, auch allen Wesen der Welten der Zehn Richtungen bekannt. Alle Buddhas, Bodhisattwas und buddhistischen Götter der drei Existenzen und Richtungen beschützen die mutigen Männer und Frauen, die das Mystische Gesetz verbreiten.
Im Kapitel "Hervortreten des Schatzturms", dem elften Kapitel des Lotos-Sutras, sagt Shakyamuni: "Es ist schwer, dieses Sutra beizubehalten; wenn dies jemand nach meinem Tode auch nur kurze Zeit tut, werde ich darüber hoch erfreut sein und mit mir alle anderen Buddhas. Ein Mensch, der das kann, wird von den Buddhas bewundert."[^42]
Nichiren sagt: "...begründen Sie Ihren Ruf unter allen Menschen von Kamakura und dem übrigen Japan als 'Shijo Kingo von der Hokke-Schule'."[^43]
Er will, daß jeder Mensch selbst zum Ruhm für das Mystische Gesetz wird, in seiner unmittelbaren Umgebung und in der Gesellschaft. Es ist sicher, daß wir mit unserer mutigen Widmung diesen Ruf erwerben.
Die Leistung der SGI für die Geschichte des Buddhismus
Es ist die höchste Ehre, sich den Ruf eines Menschen zu erwerben, der sich dem Lotos-Sutra widmet. Die Namen derjenigen, die sich mit dem ursprünglichen Buddha zusammen für die weltweite Verbreitung des Buddhismus einsetzen, sind wie Blumen. Es ist sicher, daß alle Buddhas der Zehn Richtungen sie kennen.
Die Ideale und die Bewegung der SGI sind inzwischen in der ganzen Welt bekannt, und dadurch mehren sich überall die Stimmen, die den Wert des Buddhismus schätzen. Auch das kann man als Bekräftigung der Worte sehen: "Sein Name ist im ganzen Universum bekannt."
Die SGI hat das Mystische Gesetz in 115 Ländern auf der ganzen Welt getragen; dies ist beispiellos in der Geschichte des Buddhismus. Sie, die Millionen Freunde, die aus der Erde hervorgetreten sind, haben dies vollbracht. Niemand sonst hat sich der Verbreitung des Buddhismus und der Würdigung des Gesetzes in der ganzen Welt mit solchem Ernst gewidmet.
Ihre Namen und der Name der SGI wird in der Geschichte der Menschheit leuchten; man wird sie im ganzen Universum hören und die Ohren aller Buddhas der zehn Richtungen erreichen. Das ist das Prinzip von "Sein Name wird im ganzen Universum bekannt."
Teil 6
Der Daishonin schuf das "Objekt der Verehrung", das niemals zuvor bekannt war"
Sho-i sha ga. Butsu zo shingon. Hyaku sen man noku. Mushu sho butsu. Jin gyo sho-butsu. Muryo doho. Yumyo shojin. Myosho fu mon. Joju jinjin. Mi-zo-u ho. Zui gi sho setsu. Ishu nange.
"Was ist der Grund hierfür? Ein Buddha selbst hat hundert, tausend, zehntausend, einer Million - einer unendlich großen Anzahl Buddhas gedient und unzählige religiöse Ausübungen durchgeführt. Er hat sich mutig und entschlossen eingesetzt - sein Name ist überall (im Universum) bekannt. Er hat das tiefgründige und vorher nicht bekannte Gesetz erkannt und lehrt es in der angemessenen Weise. Aber seine Absicht ist schwer zu verstehen."[^44]
Joju jinjin. Mi-zo-u ho.
"Er hat das tiefgründige und vorher nicht bekannte Gesetz erkannt..."^45
Alle Menschen sind Manifestationen des Mystischen Gesetzes
Entsprechend diesem Absatz ist das Mystische Gesetz, an das wir glauben, die höchste Lehre, die niemals zuvor offenbart wurde. Wenn ich diese Worte lese, fühle ich mich, als ob ich eine Morgendämmerung erlebe. Shakyamuni hat in der Vergangenheit zahllosen Buddhas gedient und unendlich viele religiöse Ausübungen durchgeführt. Dieser Absatz sagt aus, daß er durch seine strenge Ausübung für die Erleuchtung über zahllose kalpas[^46] hinweg das "tiefgründige und bis dahin unbekannte Gesetz" erkannt hat.
T'ien-t'ai sagt dazu, daß "tiefgründig" bedeutet: "Bis auf den Grund der Erleuchtung vordringen" und "bis dahin unbekannt" heißt, daß bis zu dem Zeitpunkt niemand dieses "Gesetz" kannte, daß es selbst Shakyamuni bis zu seiner Erleuchtung unbekannt war.
Es war daher ganz sicher außerhalb der Erkenntnis der Menschen der Neun Welten und somit der Menschen der Zwei Fahrzeuge und der Bodhisattwas. Aus diesem Grunde sagt Shakaymuni wenig später im Hoben-Kapitel: "(Das wahre Wesen aller Phänomene) kann nur von Buddha zu Buddha verstanden werden."^47
Das heißt also, nur ein Buddha kann dieses Gesetz verstehen.
Das Lotos-Sutra legt die "geheime Lehre" zur Erlangung der Buddhaschaft offen
Das Lotos-Sutra ist die Lehre der Offenbarung dieses "Gesetzes, das niemals zuvor bekannt war", des Gesetzes, "welches nur von Buddha zu Buddha verstanden werden".
Die vor dem Lotos-Sutra offenbarten Lehren entsprachen alle dem Verständnis der anderen (japanisch zuitai), d.h. der Aufnahmefähigkeit der Menschen der Neun Welten. Aus diesem Grunde ist das Lotos-Sutra für Menschen der Neun Welten eine Lehre, die sie niemals zuvor gehört haben; auch in diesem Sinne ist es die Lehre, die "niemals zuvor bekannt war".
Das Lotos-Sutra legt für alle Menschen die niemals zuvor bekannte "Geheime Lehre" offen, die nur "von Buddha zu Buddha verstanden wird". Eine wirklich "geheime Lehre" behält man nicht für sich und enthält sie auch nicht den anderen vor; sie wird nicht benutzt, um eine Aura des Geheimnisvollen zu schaffen, sie dient auch nicht dazu, jemandem Autorität zu verleihen.
Der Autoritarismus der Gruppe um den Priester Nikken beweist, daß sie die Absicht des Lotos-Sutras überhaupt nicht verstanden hat.
Wenn die richtige "Zeit" gekommen ist, muß eine authentische "geheime Lehre" mit lauter Stimme zur Heilung der Leiden der Menschheit verkündet und verbreitet werden, so daß sich ihre große Kraft beweist. Das ist die Absicht der "geheimen Lehre" dieses "Gesetzes, das tief ist und niemals zuvor bekannt war".
In vielen seiner Briefe spricht Nichiren von dem Gohonzon der Drei Großen Esoterischen Gesetze als dem "großen Mandala, das niemals zuvor bekannt war". An anderer Stelle sagt er: "Selbst im Lotos-Sutra sprach er über ihn (den Gohonzon, Anm. d. Redaktion) nur im Juryo-Kapitel. Im Jinriki-Kapitel vertraute er ihn den Bodhisattwas aus der Erde an."[^48]
An anderer Stelle sagt er: "Nach dem Tode des Buddhas wurde während der 2000 Jahre des Frühen und des Mittleren Tages des Gesetzes noch nicht einmal der Ausdruck 'Das Objekt der Verehrung der Wahren Lehre' erwähnt, geschweige denn das Objekt selbst eingeschrieben. (...) T'ien-t'ai, Miao-lo und Dengyo haben es in ihrem Herzen wahrgenommen, aber aus bestimmtem Grunde erwähnten sie es nicht in ihren Lehren (...). Ich, Nichiren, [schrieb] als erster dieses große Mandala [ein]."[^49]
Nichiren schenkte allen Menschen des Späten Tages des Gesetzes die große "geheime Lehre", die nur Buddhas kennen, in Form des "Objekts der Verehrung, das niemals zuvor bekannt war". Schließlich mußte er dafür große Verfolgungen auf sich nehmen.
Wir sollten nie das tiefe Mitgefühl Nichirens vergessen, das sich in der Tat, die Lehre zu verbreiten, zeigte. Aus diesem Grunde sollten wir unsere Ausübung immer aus einem Gefühl der Dankbarkeit und Freude machen.
Das "Gesetz, welches tief und niemals zuvor bekannt war", zeigt sich in unserem Leben, wenn wir mit tiefer Widmung an das "große Mandala" glauben, "welches niemals zuvor bekannt war".
Handeln Sie mit dem Stolz der Bodhisattwas aus der Erde, die eine neue Geschichte der Menschheit einleiten
Josei Toda erklärte den Abschnitt über "Er hat das Gesetz erkannt, das tief ist und niemals zuvor bekannt war" folgendermaßen: "Diese Stelle bezieht sich darauf, daß Nichiren den Dai-Gohonzon, das Objekt der Verehrung des Buddhismus des Säens, in seinem eigenen Leben errichtet." Dieses "Gesetz, welches tief ist und niemals zuvor bekannt war", existiert nirgendwo anders. Es manifestiert sich in unserem lebendigen Körper, d.h. in unserem Leben (wenn wir den Gohonzon annehmen). In der bekannten Gosho "Über den Schatzturm" sagt Nichiren: "Deshalb sind diejenigen, die Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung, selber der Schatzturm und damit selbst Taho-Buddha."[^50]
Damit sagt er, daß wir den Schatzturm von Nam-Myoho-Renge-Kyo in unserem Leben selbst errichten sollen. Das ist die Aussage der Zeilen: "Er hat das Gesetz erkannt, welches tiefgründig und niemals zuvor bekannt war."
Nicht nur Shakyamuni, sondern alle Menschen können zu diesem "Gesetz, welches tiefgründig ist und niemals zuvor bekannt war", erwachen. Alle Menschen können den leuchtenden Schatzturm in ihrem Leben errichten. Wenn die Zeit kommt, wird die Erde voll sein von unzähligen leuchtenden Schatztürmen des Lebens. Das wird vom Standpunkt des Buddhismus Nichirens der tatsächliche Beweis der Worte sein: "Er hat das Gesetz erkannt, das tiefgründig ist und niemals zuvor bekannt war". Wir bewirken durch dieses große und beispiellose Mystische Gesetz einen "niemals zuvor dagewesenen" Aufbruch in der Geschichte der Menschheit.
Weil es sich um eine niemals zuvor bekannte Lehre handelt, müssen zur Verbreitung auch mutige Bodhisattwas aus der Erde erscheinen, die niemals zuvor bekannt waren. Josei Toda sagt dazu: "Wir sind Mitglieder der großen Familie der Soka Gakkai, Bodhisattwas, die aus der Erde gekommen sind, um die beispiellose, weite Verbreitung des Gesetzes zu vollbringen". Diese Überzeugung Josei Todas ist auf uns übergegangen, wir führen "diese niemals zuvor bekannte Ausübung" durch.
Bitte vertrauen Sie darauf, daß wir mit der "beispiellosen Bewegung von Kosen-rufu" die Ursache für grenzenloses Glück legen, ein Glück, das so niemals zuvor bekannt war.
Die SGI setzt die Absicht des Buddhas in die Tat um
Zui gi sho setsu. Ishu nange.
"... und (er) lehrt (das Gesetz) in Übereinstimmung mit den Erfordernissen, aber seine Absicht ist schwer zu verstehen."[^51]
In diesem Abschnitt erklärt Shakyamuni, warum "der Zugang zu dieser Weisheit schwer zu verstehen und schwer zu erschließen ist".
Shakyamuni erklärt, daß die Lehren vor dem Lotos-Sutra dem Verständnis der Menschen der Neun Welten entsprachen, und daß er bisher seine Absicht noch nicht dargelegt hat. Er spricht von der wahren Absicht des Buddhas, diese Lehre zu verkünden, und davon, daß sie bisher niemand verstanden hat.
Es ist keine einfache Sache, das "Gesetz, welches tief ist und niemals zuvor bekannt war" und das der Buddha als Ergebnis einer kühnen Ausübung versteht, direkt zu offenbaren. Das liegt daran, daß zwischen dem Verständnis des Buddhas und dem der anderen Menschen ein so gewaltiger Unterschied besteht.
Selbst wenn der Buddha die wahre Lehre verkünden müßte, so bleibt zu bedenken, daß sie beginnen würden zu zweifeln, das Gesetz zerstören und in die Drei Bösen Pfade fallen würden.
Direkt nachdem Shakyamuni die Erleuchtung unter dem Bodhibaum erlangt hatte, zögerte er, das Gesetz zu lehren. Er verstand jedoch, daß die Menschen auf immer in der Illusion gefangen blieben, wenn er die Lehre nicht an Ort und Stelle verkündete. Das war der innere Kampf Shakyamunis, der den Weg zur Erleuchtung aller Menschen freimachte. Erst als er diesen Konflikt in sich gelöst hatte, konnte er das Gesetz offenbaren.
Damit die Menschen das korrekte und sichere Verständnis von dem Gesetz erlangen können, setzte Shakyamuni seine ganze Weisheit ein. Er dachte beständig darüber nach, wie er seine Erleuchtung möglichst vielen vermitteln könnte. Er nutzte seine ganze Weisheit. Es war das leidenschaftliche Mitgefühl Shakyamunis. Weisheit entsteht aus Mitgefühl.
Er wußte, daß die Lehre für die Menschen der Drei Fahrzeuge (der Zustände des Lernens, der Selbsterkenntnis und des Bodhisattwas) in Bezug auf ihr unterschiedliches Verständnis entwickelt worden war. Der Buddha offenbarte den Weg "derjenigen, die hören", den Weg der "Menschen der Selbsterkenntnis" und den "Weg der Bodhisattwas", und er paßte jede Lehre genau dem Verständnis jeder dieser Gruppen an. Dadurch schuf er für sie die Möglichkeit, zum "Tor der Weisheit" der Buddhas zu gelangen. Das war der Zweck der vorläufigen Lehren, die dem Lotos-Sutra vorausgingen.
In diesem Abschnitt sagt Shakyamuni, daß er sie in der passenden Weise verkündet. Er offenbart also das Gesetz in Übereinstimmung mit dem Verständnis der Menschen.
Die wirkliche Absicht des Buddhas war immer, das höchste Fahrzeug der Buddhaschaft, den Weg zur Buddhaschaft für alle Menschen zu offenbaren. Doch die "Menschen des Lernens" und die "Menschen der Selbsterkenntnis" verstehen das nicht. Sie sind schließlich von den vorläufigen Lehren abhängig geworden und können nicht verstehen, daß es die wahre Absicht des Buddhas ist, ausnahmslos allen Menschen die Buddhaschaft zu ermöglichen. Sie verstehen nicht die wahre Lehre, die alle Menschen zu Buddhas macht. Das ist die Bedeutung der Worte: "Es ist schwer, seine Absicht zu verstehen."
Natürlich will der Buddha mit dieser neuen Art zu lehren seine Erläuterung nicht schwer verständlich machen. Die Absicht des Buddhas ist für seine Zuhörer deshalb schwer zu verstehen, weil sie nicht glauben und von vorläufigen Lehren abhängig sind.
Wenn die Herzen der Menschen verschlossen sind, können sie selbst vernünftige Argumente nicht einfach akzeptieren. Daran kann man ermessen, wie gefährlich die Abhängigkeit von falschen Gedanken ist. Diese Abhängigkeit kann das Leben eines Menschen zerstören.
In der Tat verfolgen die "Drei starken Feinde" diejenigen, die das Lotos-Sutra verbreiten, weil sie das Wesen des Lotos-Sutras ("Es ist schwer, seine Absicht zu verstehen") nicht verstehen; sie bleiben abhängig von vorläufigen Lehren. Im Sutra steht: "Die bösen Mönche jenes unreinen Zeitalters, die das 'geeignete Mittel des Buddhas' nicht verstehen, welches den Umständen entsprechend gelehrt wird, werden uns mit Verleumdungen entgegentreten."[^52]
Von der Lehre abtrünnige Priester des unreinen Späten Tages des Gesetzes, die nicht verstehen, daß alle vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren "geeignete Mittel" sind, die "entsprechend den Erfordernissen gelehrt" werden, wurden von den oberflächlichen Lehren abhängig. Folglich wollen sie sich an denen rächen, die das Lotos-Sutra verbreiten; sie verfolgen diejenigen, die die Lehren zurückweisen, denen sie anhängen.
Wer die wahre Absicht des Buddhas nicht versteht und sie zerstört, verfolgt diejenigen, die die Ausübung durchführen, wie der Buddha es gelehrt hat. In jedem Zeitalter sind es immer sehr viele, die die Absicht des Buddhas nicht verstehen, und wenige, die die Ausübung entsprechend der Lehre des Buddhas durchführen.
Gerechtigkeit - der Sieg der wahren Lehre
In einer vergifteten, destruktiven Gesellschaft verbreiten die Feinde derer, die das Lotos-Sutra ausüben, boshafte Gerüchte über sie und versuchen, die öffentliche Meinung gegen sie aufzuwiegeln. Sie versuchen auch, gerechte Menschen zu vertreiben.
Wir müssen in dieser verdorbenen Welt, in der die Dinge auf den Kopf gestellt werden, beständig die Stimme der Wahrheit und Gerechtigkeit erheben. Wir müssen diesen Kampf gewinnen und den Beweis der korrekten Lehre zeigen.
Nach dem Tode Nichirens wurde seine korrekte Lehre nur durch das mutige Handeln von Nikko beschützt. Hätte Nikko geschwiegen, dann hätte die Geschichte eine "Wahrheit der Aussagen der fünf älteren Priester" hervorgebracht. Nikko jedoch wies die falschen Lehren der fünf älteren Priester strikt zurück.
Die fünf älteren Priester hatten "die Absicht" Nichirens, des ursprünglichen Buddhas, nicht verstanden. Seine einzige Absicht war es, das Objekt der Verehrung der Drei Großen Esoterischen Gesetze zu verbreiten und allen Menschen des Späten Tages des Gesetzes die Möglichkeit zu geben, glücklich zu werden.
Die fünf älteren Priester vergaßen den Geist Nichirens, der die Drei Großen Esoterischen Gesetze offenbart hatte. Nikko allein folgte immer Nichiren und diente ihm. Er erduldete gemeinsam mit ihm die Verfolgungen und verbreitete mutig seine Lehre in strikter Übereinstimmung mit den Anweisungen seines Lehrers. Weil er sich mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Bewußtsein wie sein Mentor bemühte, verstand er auch dessen "Absicht".
Am Verhalten des Schülers kann man erkennen, ob die Absicht des Meisters auf ihn übergegangen ist. Wenn sich ein Mensch darauf beruft, die Drei Esoterischen Gesetze zu verehren, sich aber nicht aus dem Wunsch für das Glück aller Menschen für die weltweite Verbreitung einsetzt, muß man daraus schließen, daß er die "Absicht" Nichirens aus den Augen verloren hat.
700 Jahre nach dem Kampf Nichirens, diese Lehre trotz aller Verfolgungen zu verbreiten, erschien die Soka Gakkai zu einer Zeit, als seine "Absicht" schon fast ausgelöscht war. Die Soka Gakkai ist die Organisation, auf die die wahre Lehre übergegangen ist und die in Übereinstimmung mit Nichirens Willen und seinem Vermächtnis handelt.
Die Soka Gakkai International, die direkt mit Nichiren verbunden ist und den Gohonzon und die Gosho in jeder Hinsicht zu ihrer Grundlage macht, ist die einzige Organisation von Gläubigen, die in harmonischer Einheit die "Absicht" des Daishonin korrekt weitergibt.
Um zu beweisen, daß "die Lehre korrekt ist", müssen wir uns mit Stolz, Würde und überzeugender Eloquenz für die weltweite Verbreitung einsetzen, und dabei sollten wir unsere Stimmen nicht schonen.
Wenn wir nicht zweifeln, können wir bestimmt das absolute Glück erlangen
Josei Toda erklärte die Bedeutung der Zeile "Es ist schwer, seine Absicht zu verstehen" in bezug auf unsere Ausübung so: "Während der Buddha weiß, was kommen wird, ist für uns die Zukunft völlig dunkel - wir sehen nur das, was sich ereignet hat. Aus diesem Grunde ist es für uns schwierig, das Wesen des Gohonzons wirklich zu begreifen. Es reicht, wenn wir mit ganzem Herzen an den Gohonzon glauben, ganz gleich, was geschieht. Wenn wir das tun, werden wir mit Sicherheit Wohltaten erhalten. Es ist nicht gut, wenn wir anfangen zu zweifeln."
Damit spricht er die Bedeutung von Glauben an sich an. Der feste Glaube an den Gohonzon führt zur höchsten "Weisheit". Das ist das Prinzip von "Weisheit durch Glauben ersetzen".
Es ist die Absicht Nichirens, daß alle Menschen Buddhas werden. Aus diesem Grunde ist sicher, daß jemand, der seine Lehren ein Leben lang ausübt, glücklich wird.
Im Verlauf unserer Ausübung ereignen sich aufgrund negativer Ursachen und Tendenzen in unserem eigenen Leben verschiedene Dinge. Vielleicht denken wir manchmal: "Womit habe ich das verdient?"
Aber wir sollten nicht jedesmal, wenn so etwas eintritt, ins Wanken geraten; denn es steht schon fest, daß wir am Ende glücklich werden. Wir sollten alles, was uns begegnet, als Teil unserer Ausübung, als Training sehen, was schließlich dazu führt, daß wir unsere Bestimmung, das Glück, erreichen. Wenn wir uns so verhalten, werden wir später die jedem dieser Ereignisse zugrundeliegende tiefe "Bedeutung" und "Absicht" erkennen.
Nichiren sagt: "[Wir werden] gewiß die Buddhaschaft erlangen, wenn wir in unseren Herzen keine Zweifel hegen."[^53]
Diejenigen, die ihre Zweifel besiegen, ganz gleich, was geschieht, werden schließlich Sieger im Glauben sein. Sie sind Menschen, die wahrhaftig "die Absicht" des Daishonin verstehen.
Teil7
"Geeignetes Mittel" zur Entwicklung der Menschen
Shari-hotsu. Go ju jo-butsu irai. Shuju innen. Shuju hiyu. Ko en gonkyo. Mushu hoben. Indo shujo. Ryo ri sho jaku.
"Shariputra, seit ich die Buddhaschaft erlangt habe, habe ich mit unterschiedlichen Ursachen und mit vielen Gleichnissen meine Lehre offenbart. Ich habe zahllose geeignete Mittel benutzt, um die Menschen anzuleiten, sich von ihrer Abhängigkeit zu befreien."[^54]
Hier bespricht Shakyamuni den unmittelbar vorangehenden Absatz, in dem er sagt: "Er (der Buddha) hat das Gesetz erkannt, welches tief ist und niemals zuvor bekannt war. Er lehrt es entsprechend den Erfordernissen (entsprechend dem Verständnis der Menschen), aber es ist schwer, seine Absicht zu verstehen."
Shakyamuni hatte schon vorher über "Die Weisheit aller Buddhas" gesprochen. Dagegen spricht er in diesem Absatz über die Weisheit, die er selbst erworben hat.
"Seit ich die Buddhaschaft erlangte" bezieht sich auf den Zeitraum von seiner Erleuchtung bis er das Lotos-Sutra lehrte - in diesem Zeitraum lehrte er verschiedene vorläufige Sutras. Shakyamuni erklärt dann die Besonderheit der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren. Er sagt, daß er zur Verbreitung seiner Lehre "unterschiedliche Ursachen" (die darlegen, warum die Dinge so sind) und "viele Gleichnisse" benutzt hat. Er sagt, daß diese Lehren "geeignete Mittel" (jap. hoben) sind, die Menschen zur Wahrheit zu führen und sie von ihren verschiedenen Abhängigkeiten zu befreien.
Die geeigneten Mittel der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren
Ein geeignetes Mittel ist ein Mittel, das der Buddha aus Mitgefühl anwendet, damit die Menschen die Erleuchtung erlangen können. Es war von Anfang an Shakyamunis Absicht, alle Menschen zur Buddhaschaft zu führen. Aber diese Absicht offenbarte er in seinen vorläufigen Sutras nicht, sondern erst im Lotos-Sutra.
Zweck der vorläufigen Sutras ist, die Menschen von jeder Art Abhängigkeit zu befreien. Die Menschen sind von verschiedenen Dingen abhängig; sie unterliegen unterschiedlichen Zwängen. Aus diesem Grunde verkündete Shakyamuni eine Vielzahl von Lehren, verwendete Ursachen und Gleichnisse, und zwar dem Verständnis der jeweiligen Personengruppe entsprechend.
Diese Lehren waren alle nur "Mittel", um die Menschen schließlich zu befähigen, die Buddhaschaft zu erlangen. In diesem Sinne sind die vor dem Lotos-Sutra (als Vorbereitung auf das Lotos-Sutra) verkündeten Lehren "geeignete Mittel".
Dennoch kamen auch die Lehren vor dem Lotos-Sutra aus dem Mitgefühl des Buddhas. Shakyamuni bemühte sich, auf das unterschiedliche Verständnis der Menschen einzugehen und eine Lehre zu wählen, die genau auf sie zugeschnitten war, um so jedem gerecht zu werden. Seine Bemühungen waren getragen von Mitgefühl und Weisheit.
"Was sucht dieser Mensch?" "Was soll ich ihn lehren, damit er oder sie nicht vom korrekten Weg abweicht?" Er wandte sich den einzelnen Menschen zu und unterwies alle mit der Einstellung, daß "es gelingen muß".
Obwohl wir von "der Menschheit" sprechen, ist sie keine abstrakte, homogene Menge, keine farblose Masse. "Wie kann man das Herz dieses einen Menschen öffnen?" "Wie kann ich gerade diesem Menschen Kraft geben?" Das ist Buddhismus. Wenn wir zu vielen Menschen sprechen, können wir nur die richtigen Worte zu den Herzen vieler finden, wenn wir uns innerlich jedem einzelnen zuwenden.
Seit seiner Erleuchtung hat Shakyamuni sich mit seinem ganzen Wesen der Aufgabe gewidmet, das Gesetz für jeden einzelnen Menschen zu lehren. Wenn er sprach, dachte er immer an das Glück des einzelnen, und deshalb konnte das Gesetz auch einen Menschen nach dem anderen erreichen. Seine Worte waren wie eine frische Brise, die Angst und Zweifel vertrieb. So konnten Hoffnung und Glück entstehen. Da er alle mit Anteilnahme und Wärme behandelte, fühlten sich Menschen aus allen Schichten angezogen - jung und alt, Männer und Frauen kamen zusammen und hörten mit Freude und Begeisterung, wie Shakyamuni lehrte.
Shakyamuni lehrte aus Mitgefühl mit den Menschen, deren Leben von Illusion und Leiden durchdrungen war. Der Wunsch, ihnen zu helfen, ließ ihm keine Ruhe: "Womit kann ich sie von ihren Leiden befreien? Wie kann ich sie von Illusionen befreien?" Die geeigneten Mittel kamen aus seinem Wunsch, den Menschen zu helfen, seine Weisheit entstand aus Mitgefühl.
In Shakyamuni, der die Erleuchtung unter dem Bodhibaum erlangt hatte, erwachte das große Mitgefühl und der Wunsch, alle Menschen von ihren Leiden zu befreien. Zu dieser Zeit erschienen die Buddhas der zehn Richtungen und drängten Shakyamuni mit den Worten "dem Beispiel aller Buddhas folgend die Kraft der 'geeigneten Mittel' zu nutzen. Auch wir (...) machen Unterschiede und predigen die drei Fahrzeuge".[^55] Daraufhin begann Shakyamuni, als Vorbereitung zu der Offenbarung des "nie zuvor bekannten Gesetzes", zu dem er erleuchtet war, die Lehren vor dem Lotos-Sutra mit der Kraft der geeigneten Mittel zu verkünden.
Geeignete Mittel entstehen aus der Weisheit, Menschen zu führen. Mit den Worten der Weisheit und des Mitgefühls tat Shakyamuni entschlossen den ersten Schritt auf der schwierigen Reise, das Gesetz zur Rettung aller Menschen zu verkünden. Damit hob er den Schleier, der über dem Buddhismus lag, von dem die Botschaft des Glücks für alle Menschen ausgeht.
Das "geheime und mystische Mittel" des Lotos-Sutras
Wie bereits erwähnt, ist das "geeignete Mittel", auf das sich dieser Absatz bezieht, das "geeignete Mittel" der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren. Man darf sie nicht mit dem "geeigneten Mittel" des Titels des zweiten Kapitels des Lotos-Sutras verwechseln. Diesem "geeigneten Mittel" des Lotos-Sutras kommt eine tiefe Bedeutung zu.
T'ien-t'ai nennt drei Arten von "geeigneten Mitteln": Mittel für zweckmäßiges Lehren, Mittel zur Öffnung der Wahrheit und das "geheime und mystische Mittel". Die beiden ersten beziehen sich auf die "geeigneten Mittel" der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren. Das "geheime und mystische Mittel" bezieht sich auf das geeignete Mittel des Lotos-Sutras, das Mittel des Hoben-Kapitels.
Die Mittel des zweckmäßigen Lehrens (hoyu hoben) sind die verschiedenen Lehren, die entsprechend dem unterschiedlichen Verständnis der Menschen gelehrt wurden. Von der Funktion (yu) dieser Lehren (ho) profitierten Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten. Mittel zur Öffnung der Wahrheit (notsu hoben) sind Lehren, die den Zugang zur Wahrheit ermöglichen. Diesen Weg nennt man notsu, denn er führt die Menschen zur Wahrheit.
Die geeigneten Mittel der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren sollen die Menschen zu der Weisheit des Buddhas, zum Lotos-Sutra, führen. Indem er sagt: "Ehrlich die vorläufigen Lehren ablegen"[^56], weist Shakyamuni darauf hin, daß man die Mittel der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren ablegen solle, nachdem das Lotos-Sutra gelehrt worden ist.
Shakyamuni hatte den Mut, die Wahrheit, zu der er erleuchtet war, in Worte zu fassen
Das "geeignete Mittel" des Lotos-Sutras ist keine vorläufige Lehre, die abgelegt werden müßte, sondern die Lehre von der Wahrheit. Dennoch gilt auch hier, daß es sich um ein Mittel handelt. Obwohl das zweite Kapitel die Wahrheit erklärt, heißt der Titel nicht "Wahrheit", sondern "geeignetes Mittel". Darin liegt die tiefe Bedeutung des "geheimen und mystischen Mittels" (himyo hoben).
Zu Beginn des Hoben-Kapitels erfahren wir, daß die Weisheit der Buddhas unendlich tief und unermeßlich und für Menschen des Lernens (welche die Stimme hören) und Menschen im Lebenszustand der Selbsterkenntnis (Pratyekabuddhas) schwer zu verstehen ist. Es ist die höchste Lehre, die sich mit Worten nicht ausdrücken und nicht erklären läßt.
Wenn jedoch die Weisheit aller Buddhas nicht mit Worten ausgedrückt wird, bleiben die Menschen in der Dunkelheit. Aus diesem Grund unternahm der Buddha das Wagnis, sie in Worte zu fassen.
Im Vergleich zu der nicht in Worten faßbaren Wahrheit sind die Worte, mit denen der Buddha die Wahrheit ausdrückt, nur ein Mittel, das allerdings die Kraft hat, die Menschen zu retten. Die Worte des Lotos-Sutras, die dem Mitgefühl des Buddhas entsprangen, (jap. zuiji) stellen das "geheime und mystische Mittel" dar. Gleichzeitig sind sie mehr als nur ein Mittel, denn sie sind eins mit der Weisheit des Buddhas.
Über das Lotos-Sutra sagte Nichiren: "Seine Worte sind die Wirklichkeit des Lebens."[^57]; "Jedes der 69.384 Schriftzeichen des Lotos-Sutras ist ein Buddha"[^58]; und "Wenn Ihre Augen über die Worte des Lotos-Sutras gleiten, sollten Sie sich dessen bewußt sein, daß Sie den lebendigen Körper des Buddhas Shakyamuni vor sich haben."[^59] Nichiren weist also wiederholt darauf hin, daß die Weisheit des Buddhas eins ist mit den Worten, die diese Weisheit ausdrücken.
Die Mittel der vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren und das Mittel des Lotos-Sutras weisen im Grunde in entgegengesetzte Richtungen. Der japanische Begriff Hoben kommt ursprünglich aus dem Sanskrit und heißt Annäherung (upaya). Die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren ermöglichen den Menschen, sich von ihren Illusionen zu befreien und sich der Erleuchtung zu nähern. Sie sind also auf die Weisheit des Buddhas gerichtet, es sind die Mittel der zweckmäßigen Lehren und das Mittel zum Öffnen der Wahrheit. Sie sind nutzlos, wenn das Lotos-Sutra gelehrt wird.
Im Lotos-Sutra hingegen erklärt und formuliert Shakyamuni, seinem eigenen Bewußtsein entsprechend, die Weisheit des Buddhas für die ganze Welt. Hier nähert sich daher der Buddha der Welt der Menschen. Das ist das geheime und mystische Mittel.
Das Lotos-Sutra weist den vor dem Lotos-Sutra offenbarten Lehren die Bedeutung als Teil-Ausdruck der Wahrheit zu. Man sagt, daß sie in der Lehre des Lotos-Sutras offenbart und zusammengefaßt werden.
Die Kraft des Mystischen Gesetzes zeigt sich durch unsere eigene Anstrengung
Die Weisheit der Buddhas, die im "Hoben-Kapitel" offenbart wird, ist das "wahre Wesen aller Phänomene". Das heißt, daß in Wahrheit alle Lebewesen Buddha sind.
"Geheim" ist dieses Mittel, weil die Wahrheit nur von Buddhas verstanden wird, und "mystisch", weil es für die Menschen schwer zu verstehen ist. Die Lehre, welche die Menschen zu der Wahrheit führt, daß alle Lebewesen Buddhas sind, ist ein geheimes und mystisches Mittel.
Das wird in der Parabel über den Edelstein im Gewand im achten Kapitel des Lotos-Sutras ("Prophezeiung, daß 500 Schüler die Erleuchtung erlangen") dargestellt (jap. gohyaku deshi juki). Die Parabel handelt davon, wie ein Mann von seinem Freund einen Edelstein von unschätzbarem Wert erhält. Der Freund näht ihm den Edelstein in sein Gewand, während dieser im Zustand der Trunkenheit vor sich hindämmert. Der Mann weiß nicht, daß er den Edelstein besitzt. Er bleibt arm und erlebt viele Schwierigkeiten. Viel später trifft er seinen Freund wieder und entdeckt erst dann, daß er schon immer diesen Edelstein besaß.
Der Freund dieses Mannes (der Buddha) wußte, daß der Mann den Edelstein in seinem Gewand hatte (die Buddhaschaft in diesem Leben), obwohl er selbst (ein Wesen der Neun Welten) dies nicht wahrnahm.
Ein gewöhnlicher Mensch ist Buddha. Das ist schwer zu verstehen. Wenn wir nicht daran glauben, daß wir die Buddhaschaft besitzen, wird sie für immer "geheim" bleiben. Sobald wir das aber erkannt haben, ist es nicht mehr "geheim", und unsere mystischen Kräfte erscheinen.
Josei Toda sagte dazu: "Es ist das geheime und mystische Mittel, daß wir nur gewöhnliche, nicht erleuchtete Wesen sind. In Wahrheit sind wir Buddha." Diese Wahrheit zu erkennen heißt, das geheime und mystische Mittel zu verstehen.
Obwohl wir Buddha sind, werden wir als gewöhnliche Sterbliche geboren. Denn indem wir uns als Menschen entwickeln und das Mystische Gesetz beweisen, verwirklichen wir die weltweite Verbreitung. Besäßen wir bereits alles von Beginn an und wären gesund und reich, könnten die anderen Menschen nicht die Kraft des Mystischen Gesetzes sehen. Aus diesem Grunde versuchen wir, ihnen die Kraft des Mystischen Gesetzes durch unsere Anstrengungen als gewöhnliche Menschen zu zeigen. Das ist das geheime und mystische Mittel.
Durch den Glauben im Leben gewinnen
Wer also an den Gohonzon, das Lotos-Sutra des Späten Tages des Gesetzes, glaubt und in der Wirklichkeit der Neun Welten kämpft, ist ein Beispiel für das "geheime und mystische Mittel".
Solange die Grundlage unseres Lebens der Gohonzon ist, wird jedes Leiden für uns zu einem passenden Mittel zur Stärkung und Vertiefung der (Welt der) Buddhaschaft in unserem Leben. Leiden und Freude, alles, was geschieht, werden dann zu dem "geeigneten Mittel", die Kraft des Mystischen Gesetzes zu zeigen.
Es heißt oft, daß das Leben ein Schauspiel ist. Wo immer wir sind, ob in der Geschäftswelt, in der Ausbildung oder zu Hause, ist jeder von uns der Hauptdarsteller in seinem Stück. Diese Rolle an sich ist ein "geeignetes Mittel". Wenn der Schauspieler seine Rolle nicht annimmt, kann er seine Aufgabe nicht erfüllen. Mit der Wahrnehmung unserer Aufgabe manifestieren wir in vollem Umfang die uns innewohnende Wahrheit.
Das tägliche Leben ist Glauben. Die Welt der Buddhaschaft zeigt sich nur in Verbindung mit der Wirklichkeit der Neun Welten.
Lassen Sie uns das wunderbare Schauspiel der Menschlichen Revolution auf der Bühne unseres eigenen Lebens aufführen. Vom Unglück zum Glück, von Enttäuschung zu Hoffnung, vom Verhängnis zur Aufgabe, vom Leiden zu ewiger Freude - die Kraft, die diese dynamischen Veränderungen möglich macht, ist das Mystische Gesetz, ist der Glaube.
Teil 8
Die Bemühung des Buddhas ist, durch den Dialog eine Änderung der Menschen zu bewirken
Shari-hotsu. Go ju jo-butsu irai. Shuju innen. Shuju hiyu. Ko en gonkyo. Mu shu hoben. Indo shujo. Ryo ri sho jaku.
"Shariputra, seit ich die Buddhaschaft erlangte, habe ich mit verschiedenen Ursachen und Gleichnissen meine Lehre weit verkündet. Ich habe zahllose geeignete Mittel angewandt, um die Menschen zu leiten und sie dazu zu bringen, ihre Abhängigkeit aufzugeben."[^60]
Der Buddhismus lebt vom Dialog. Das Grundanliegen des Buddhas ist es, im Leben aller Menschen eine Weisheit hervorzubringen, die seiner Weisheit gleich ist.
Das bedeutet auch, daß wir mit anderen über den Buddhismus sprechen, weil wir ihr Leben verehren. Wenn wir andererseits glauben, daß es nichts nützt, einem Menschen vom Buddhismus zu erzählen, brauchen wir den Versuch gar nicht erst zu unternehmen.
Wir sprechen mit Menschen über den Buddhismus, weil wir sie als Menschen respektieren. Vertrauen ist die Voraussetzung für einen beständigen Dialog.
Shakyamuni sagte: "Ich habe (...) meine Lehren umfassend erläutert und habe zahllose Mittel benutzt, um die Menschen zu leiten." Das heißt, daß er die Menschen durch einen freien und grenzenlosen Dialog geleitet hat. Sowohl Shakyamuni als auch Nichiren verbreiteten das Gesetz auch durch die Offenheit, mit der sie Gespräche führten.
Josei Toda und Tsunesaburo Makiguchi waren ebenso Meister des Dialogs und der Diskussion. Unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung ihrer Gesprächspartner sprachen sie immer mit Würde und Überzeugung und leiteten damit eine Epoche des Gesprächs ein.
Die Kraft des Dialogs bewirkt eine Veränderung bei den Menschen. Ein ernsthafter Dialog ist wie die Sonne, die das versteinerte Herz sanft stimmt. Klare Worte des Vertrauens sind wie ein frischer Wind, der die Wolken der Illusion vertreibt. Im Buddhismus ist der Dialog der Ausgangspunkt für die Veränderung im Leben der Menschen.
Shakyamuni sagt hier, daß er den Dialog aufrichtig geführt hat, um anderen zu helfen, und dabei immer das Ziel hatte, den anderen zu überzeugen. Er habe seine ganze Weisheit und seinen Scharfsinn aufgeboten, um mit seinen Worten den Menschen zu erreichen. Darin liegt die Bedeutung von "verschiedene Begründungen und Gleichnisse", auf die er sich bezieht. Zum besseren Verständnis seiner Lehre benutzte er Beispiele, mit denen er den Sinn der Handlungen und Ereignisse erklärte.
Das Leben der Verbreitung widmen
Im heutigen Japan wird das Wort innen (Ursachen) oft mit dem Fluch der Geister verstorbener Vorfahren oder ähnlichem Aberglauben in Verbindung gebracht. Aber das hat nichts zu tun mit der ursprünglichen buddhistischen Bedeutung dieses Begriffs. Alle Ursachen (innen) für unser Glück oder Unglück liegen in unserem eigenen Leben.
Im Buddhismus haben diese Ursachen eine tiefere Bedeutung. Das Wort innen beinhaltet Ursache und Wirkung sowie Ursprung und Beziehung.[^61]
In einer buddhistischen Schrift werden zum Beispiel die "Ursachen" des Königs Ashoka folgendermaßen erklärt: Zwei Jungen, Tokusho Doji und Musho Doji brachten einmal Shakyamuni eine Gabe dar. Tokuso Doji bietet ihm einen Kuchen aus Schlamm an, während Musho Doji in Verehrung seine Hände zusammenlegt. Shakyamuni erklärt dann seinem Schüler Ananda: "Es ist sicher, daß Tokusho Doji als König mit dem Namen Ashoka wiedergeboren wird". Nach alten Überlieferungen setzte Tokusho Doji mit seiner Gabe an den Buddha die Ursache für seine Geburt als Sohn von König Bindusara mit dem Namen Ashoka.
In den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren versuchte Shakyamuni, den Menschen das strikte Gesetz von Ursache und Wirkung, nach dem ihr Leben verläuft, verständlich zu machen.
Die wirklichen Fähigkeiten zeigen wir, wenn wir uns unserer Aufgabe bewußt sind
Eine noch größere Bedeutung haben die im Lotos-Sutra offengelegten "Ursachen". Sie beziehen sich auf die direkte Verbindung zwischen dem Leben des Buddhas und dem der Menschen, die seit der entfernten Vergangenheit von sanzen-jintengo oder gohyaku-jintengo besteht.
In diesem Zusammenhang sagte Josei Toda zu dem Begriff "verschiedene Ursachen": "In der Zeit von kuon ganjo waren wir Anhänger des ursprünglichen Buddhas Nichiren. Aus diesem Grund sind wir jetzt, im Späten Tag des Gesetzes und mehr als 600 Jahre nach dem Tode Nichirens, als seine Schüler und als arme Leute erschienen, hier in Japan, einem geschundenen Land. Wir zeigen, daß wir wohlhabende Leute werden, wenn wir an den Gohonzon glauben. Wenn wir uns an die Ursache erinnern, die wir mit unserem Versprechen, Kosen-rufu zu verwirklichen, gesetzt haben, werden unsere Armut und alle Leiden sofort verschwinden".
Um das Glück, das aus der Kraft des Mystischen Gesetzes kommt, zu beweisen, müssen wir in diesem Leben Leiden und Kämpfe durchstehen. Da wir in der Zeit von kuon ganjo versprochen haben, das Mystische Gesetz weit zu verbreiten, wurden wir jetzt geboren, um diese Aufgabe zu erfüllen. Es ist unmöglich, daß ein Bodhisattwa aus der Erde in seinen Leiden verharrt oder von Schwierigkeiten besiegt wird. Wenn wir erst einmal erkennen, daß es unser eigener Wunsch war, in diese Umstände hineingeboren zu werden, um dadurch die Aussage des Buddhismus zu beweisen, dann können wir alles verändern.
Der Sieg eines einzelnen Menschen ist ein Beispiel für alle
Die "verschiedenen Gleichnisse", von denen Shakyamuni in diesem Absatz spricht, sind Allegorien und Parabeln, die er in seinen Lehren vor dem Lotos-Sutra benutzte. Sie sind leicht zu verstehen, weil er den gesunden Menschenverstand und Beispiele des täglichen Lebens benutzt, um schwierige buddhistische Prinzipien zu erklären.
Die Verwendung von Gleichnissen kommt daher aus seinem Mitgefühl für andere. Weil das Mitgefühl des Buddhas so stark ist, hofft er, daß seine Lehren mit guten Gleichnissen leicht verständlich werden.
Der Buddha richtet sich nach dem Verständnis der Menschen und führt zum Vergleich natürliche Phänomene und allgemeine Beobachtungen an. Zum Beispiel vergleicht er in den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren die Wünsche und Begierden der Menschen mit einer reissenden Strömung, die die Menschen in eine Finsternis zieht, die das Licht des Lebens des Buddhas erstickt. Er vergleicht die Wünsche und Begierden auch mit Flammen, die Körper und Geist verschlingen, mit Gift, das uns großen Schaden zufügt, und mit einem undurchdringlichen Wald, aus dem niemand einen Ausweg findet, der sich darin einmal verlaufen hat. Auf diese Weise lehrt er die Menschen, wie gefährlich diese Wünsche und Begierden sind, und er versucht, sie so dazu zu bringen, von ihnen abzulassen.
Natürlich bedeutet das Ablegen der Begierden nicht, die Buddhaschaft zu erlangen. Die Gleichnisse in den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren erklären die Weisheit des Buddhas nur aus einem bestimmten Blickwinkel. Wenn wir diesen Gleichnissen eine zu große Bedeutung beimessen, besteht die Gefahr, daß wir es uns noch schwerer machen, die Buddhaschaft zu erlangen.
Die im Lotos-Sutra genannten Beispiele sind dagegen eins mit der Weisheit des Buddhas, denn sie offenbaren die Erleuchtung und Weisheit des Buddhas.
Beispiele für den tatsächlichen Beweis
Man kann vor dem Hintergrund des höchsten Gesetzes von Nam-Myoho-Renge-Kyo sagen, daß alle Sutras, einschließlich des 28 Kapitel umfassenden Lotos-Sutras, großartige Beispiele sind, welche den Menschen zum Verständnis des Gohonzons von Nam-Myoho-Renge-Kyo führen.
Vom Standpunkt des Buddhismus des Daishonin sind die Beispiele tatsächlicher Beweise unseres täglichen Lebens auch Gleichnisse, die die Kraft des Gohonzons beweisen, den Menschen Wohltaten zu bringen. Diese Beispiele tatsächlicher Beweise im täglichen Leben sind in der Tat beredte Zeugnisse für die Gültigkeit des Gohonzons.
Josei Toda erklärte zu "verschiedene Gleichnisse", daß auch die Kämpfe auf Leben und Tod derjenigen, die als Schüler und Zeitgenossen Nichirens das Gesetz verbreiteten, und die Fülle von Wohltaten, die sich in ihrem Leben zeigte, für uns heute ein Beispiel sind.
Die außergewöhnlichen Anstrengungen der Schüler des Daishonin, die zu seiner Zeit lebten, sind für spätere Generationen ein Beispiel. Shijo Kingo überwand zum Beispiel Schwierigkeiten in seinem Beruf; die Brüder Ikegami brachten ihren Vater, der sich gegen ihren Glauben gestellt hatte, dazu, die Lehren Nichirens anzunehmen. Nanjo Tokimitsu, der eine Krankheit besiegt hatte, wurde zu seinem Schüler; Myoichi-ama führte den Kampf des Glauben für sich und ihren verstorbenen Mann; es gibt sehr viele Beispiele. Der tatsächliche Beweis der Anhänger Nichirens, welche schwierige Umstände überwanden, ist eine Quelle großer Ermutigung für uns, wenn wir selbst ähnliche Problemen haben.
Das gleiche gilt auch, wenn wir über unsere Erfahrungen sprechen. Die Erfahrung eines Menschen, der Schwierigkeiten überwunden hat, kann vielen anderen Mut und Hoffnung geben und dazu führen, daß sie es wirklich verstehen.
Unser Sieg wird zu einer hervorragenden Darstellung dafür, daß viele andere auch gewinnen können. Unser Sieg über Schwierigkeiten schafft für viele andere das Vertrauen: "Wenn es so ist, kann auch ich gewinnen. Auch dieser Mensch kann gewinnen - alle können gewinnen."
Wenn andere über die Kraft des Mystischen Gesetzes sprechen, kann es sein, daß sie ihre Erfahrung als "Beispiel" erwähnen und sagen: "Nimm Dir ihn als Beispiel" oder "Sieh Dir einmal ihre Menschliche Revolution an".
In diesem Sinn bitte ich Sie, lassen Sie uns viele Beispiele Menschlicher Revolution für andere zeigen. Es gilt, unser Leben mit "verschiedenen Ursachen" und "verschiedenen Gleichnissen" zu schmücken.
Lassen Sie uns unsere Umgebung wie blühende Gärten mit "verschiedenen Ursachen und Beispielen" zahlreicher verschiedener Beispiele Menschlicher Revolution zieren, wenn ein Mensch nach dem anderen seine Schwierigkeiten besiegt und glücklich wird.
Die Weisheit, Abhängigkeiten zu erkennen
Shakyamuni sagte, daß er die Menschen durch "verschiedene Ursachen und Gleichnisse" befreien wollte.
Die grundlegende Ursache, welche die Menschen schließlich unglücklich macht, liegt in ihrer Tendenz zu Abhängigkeiten. Abhängigkeiten sind Teil unserer Persönlichkeit mit ihren Wünschen und Sehnsüchten. In den vor dem Lotos-Sutra gelehrten Sutras zeigte Shakyamuni den Menschen der Neun Welten - deren Leben von Leiden erfüllt war - den Weg der Befreiung von ihren Abhängigkeiten. Wie er in dem obigen Absatz sagt, führte er sie dazu, sich von ihren Abhängigkeiten zu befreien.
Im Lotos-Sutra geht es jedoch in Wahrheit nicht darum, die menschlichen Wünsche auszulöschen. Wenn wir das Mystische Gesetz zur Grundlage unseres Lebens machen, können wir diese menschlichen Wünsche - so wie sie sind - in Erleuchtung umwandeln. Das ist das Prinzip: "Menschliche Wünsche (Begierden) sind Erleuchtung."
Zu dem Abschnitt im 23. Kapitel, "Die früheren Angelegenheiten des Bodhisattwas König Medizin": "(Das Lotos-Sutra) kann alle Lebewesen dazu führen, alle Schmerzen abzuwerfen"[^62] sagt Nichiren in den Ongi Kuden (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren): "abwerfen" bedeutet "im Zusammenhang mit . . . . . . . erleuchtet werden".[^63]
Im Sinne des Buddhismus Nichirens sollte der Begriff: "sie dazu führt, alle Abhängigkeiten abzulegen" als "sie dazu bringen, die Erleuchtung im Zusammenhang mit ihrer Abhängigkeit zu erlangen" interpretiert werden. Es geht nicht darum, Abhängigkeiten auszulöschen, sondern sie vielmehr deutlich zu sehen. Mit anderen Worten dient unsere buddhistische Ausübung nicht dazu, unsere menschlichen Wünsche und Abhängigkeiten aufzugeben, sondern sie als solche klar zu erkennen und sie als Antrieb für unser Glück zu nutzen.
Die Wahrheit ist, daß wir de facto unsere Abhängigkeit nicht auslöschen könnten, selbst wenn wir es wollten. Und selbst wenn es theoretisch möglich wäre, die Tatsache als solche würde ein Leben in der Wirklichkeit unserer Welt unmöglich machen.
Was zählt ist, daß wir unsere Abhängigkeiten voll nutzen, statt zuzulassen, daß sie Macht über uns haben. Dazu ist es erforderlich, daß wir sie als solche und in ihrer Art klar erkennen.
Nutzen sie Ihre Abhängigkeiten
Josei Toda sagt: "Der Gohonzon ermöglicht uns, unsere Abhängigkeiten so zu sehen, wie sie sind. Ich glaube, daß Sie alle irgendwelche Abhängigkeiten haben. Auch ich habe sie. Und weil wir diese Abhängigkeiten haben, können wir ein interessantes und bedeutsames Leben führen. Zum Beispiel, wenn wir geschäftlich erfolgreich sein wollen oder wenn sie viele Menschen zum Buddhismus führen wollen, brauchen wir sogar diese Abhängigkeit. Unser Glaube ermöglicht uns, diese Abhängigkeit auf eine solche Weise zu nutzen, daß sie kein Leiden verursachen. Es gilt, diese Abhängigkeit voll zu nutzen und nicht von ihr abhängig zu sein, um glücklich zu werden."
Die wesentliche Aussage des Mahayana-Buddhismus ist, einen Zustand im Leben zu entwickeln, in dem wir klar unsere Abhängigkeit erkennen und vollkommen nutzen, und ein Leben zu führen, welches dadurch interessant und bedeutungsvoll wird, daß man starke Abhängigkeiten "kultiviert".
Kurz gesagt, wir sollten das Feuer unserer menschlichen Wünsche sehr stark schüren und im gleichen Maße aufrichtiges Daimoku rezitieren und handeln. Dann werden unsere menschlichen Wünsche zu einem Sprungbrett zur Verwirklichung unserer Buddhaschaft.
Glaube heißt, uns selbst einen Berg zu schaffen und ihn dann zu ersteigen - und dann wieder von vorne beginnen. Bei diesem Prozeß entwickeln wir uns von einem Zustand, in dem wir uns nur mit unseren kleinen Sorgen befassen, dahin, daß wir immer größere Schwierigkeiten annehmen können - diesmal für einen Freund, für viele andere, für die gesamte Menschheit.
Dazu ist es wichtig, daß wir immer das Ziel unserer Handlungen im Auge behalten. Wenn wir uns ein klares Ziel im Leben schaffen, dann können wir unsere Abhängigkeiten voll und nützlich anwenden. Sie sind der Rückenwind, der uns ins Glück treibt.
Dieses Prinzip ist eine unglaublich wertvolle Richtschnur im Leben der modernen Gesellschaft, in der die Menschen immer hin- und hergerissen sind von Wünschen und Begierden.
Teil 9
Der Buddha ist der große Arzt des Lebens, der die Menschen dazu bringt, ein glückliches Leben zu führen
Sho-i sha ga. Nyorai hoben. Chiken hara-mitsu. Kai i gosoku.
"Warum ist das so? Weil der Buddha sowohl in vollem Besitz der 'geeigneten Mittel' als auch dem 'Paramita der Weisheit' ist."[^64]
In diesem Teil fährt Shakyamuni fort, die große Weisheit des Buddhas zu loben. Bis zu diesem Punkt hat er diese Weisheit aus der Sicht der unermeßlichen Ausübungen des Buddhas in der Vergangenheit gepriesen. Hier spricht er über die Kraft der Weisheit, die Menschen zu leiten und über den Zustand, den der Buddha infolge dieser Ausübung erlangt hat.
Wissen und Weisheit sind nicht dasselbe
Im Anschluß an den vorausgehenden Absatz erklärt Shakyamuni nun den Grund dafür, daß er alle nur erdenklichen Mittel und Gleichnisse angewandt hat, um die Menschen zu leiten und dazu zu bringen, ihre Abhängigkeit abzulegen. Er erklärt, wie der Buddha selbst das getan hat.
In dem Ausdruck 'geeignetes Mittel' und 'Paramita der Weisheit' steht der Ausdruck 'Paramita der Weisheit' für die vollkommene Weisheit. Das Sanskritwort paramita bedeutet, etwas zu erlangen und vollkommen ausgestattet zu sein. Außerdem bedeutet der Ausdruck "in vollem Besitz" in der obigen Passage "ausgestattet mit". Der Buddha, der verschiedene Ausübungen gemeistert und einen außerordentlich tiefen Zustand der Erleuchtung erlangt hat, besitzt die geeigneten Mittel, die Menschen anzuleiten. Außerdem ist er im Besitz von Weisheit. Aus diesem Grunde kann er die Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten leiten.
In dem folgenden Abschnitt erklärt Shakyamuni im einzelnen, was er unter Weisheit meint. Er sagt, daß der Buddha die Kräfte der Weisheit "des unermeßlichen Mitgefühls", "der unbegrenzten Redegewandheit", "der Kraft" und "der Furchtlosigkeit" besitzt.^65
Ich werde diesen Abschnitt in meiner nächsten Vorlesung ausführlich behandeln. Für den Augenblick sei festgestellt, daß die Kräfte die spezifischen Funktionen der Weisheit sind, die der Buddha anwendet, um die Menschen zu ihrem Glück zu führen.
Buddhismus ist eine Religion der Weisheit. Josei Toda sagte oft: "Einer der Gründe für das Unglück der Menschen in unserer Zeit ist, daß sie Wissen mit Weisheit verwechseln. Wissen ist nicht Weisheit. Wissen kann die Tür zur Weisheit sein, aber Wissen selbst ist definitiv keine Weisheit."
Zum Beispiel ist das Studium der Wirtschaftswissenschaften keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg. Tatsache ist, daß viele Menschen wirtschaftlich erfolgreich sein können, ohne jemals ein entsprechendes Studium absolviert zu haben.
Die Tatsache, daß jemand viele Bücher über Erziehung liest, ist keine Garantie dafür, daß man auch ein guter Vater oder eine gute Mutter ist. Die Wahrheit ist, daß unzählige Faktoren zum Wachstum der Kinder beitragen. Es gibt sogar Berichte darüber, daß Mütter neurotisch wurden, weil sie in der Kindererziehung mit Situationen konfrontiert sind, die im krassen Gegensatz zu dem stehen, was sie in den Büchern gelesen haben.
Selbstverständlich ist Wissen notwendig. Über etwas Bescheid zu wissen, bedeutet eine große Stärke. In unserer Gesellschaft kann man insbesondere davon reden, daß Wissen immer mehr zu einer Waffe geworden ist. Gleichzeitig aber ist es so, daß Wissen allein überhaupt keinen Wert schafft. Glück kann man nicht allein durch Wissen entwickeln. Das Vermehren von Wissen führt ganz bestimmt nicht gleichzeitig zu größerem Glück. Wichtig ist, daß Menschen über die grundlegende Weisheit verfügen, die sie in die Lage versetzt, ihr Wissen voll auszuschöpfen.
Zum Beispiel wird in der Theorie der Kinderpädagogik oft die Wichtigkeit hervorgehoben, mit den Kindern auf gleicher Höhe zu sprechen. Jemand, der auf diesem Gebiet Erfahrung hat, sagt dazu folgendes: "Was sollte man tun, wenn das Kind anfängt zu betteln, ihm etwas in einem Geschäft oder sonstwo zu kaufen, sich dann auf den Boden setzt und schreit und sich nicht bewegt, bis man nachgibt? Unter solchen Umständen hilft es gar nichts, über dem Kind zu stehen und mit ihm zu schimpfen. Das beste wäre, sich genau an dieser Stelle neben das Kind zu setzen. Wenn Sie das tun, hört das Kind erstaunt auf zu schreien. Wenn Sie dann ruhig mit dem Kind sprechen, werden Sie feststellen, daß es erstaunlich schnell darauf eingeht."
Diese Methode wird natürlich nicht immer funktionieren. Dennoch kommt sie zweifellos aus der Weisheit der Eltern, die eine herzliche Beziehung zu dem Kind aufnehmen. Das Wissen um die Bedeutung des Gesprächs in Augenhöhe des Kindes hat zu dieser praktischen Weisheit geführt.
Wozu kann man dieses Wissen nutzen?
Wenn wir uns nicht beständig fragen: "Wozu dient dieses Wissen?" geraten wir sehr schnell dahin, daß wir Wissen um seiner selbst erwerben wollen.
Um das zu veranschaulichen: Die Aufgabe eines Lehrers ist es, zu unterrichten. Es ist seine Aufgabe, Charakter und Weisheit seiner Schüler zu fördern und ihnen zu helfen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln, die sie brauchen, um ein erfülltes Leben zu führen.
In diesem Fall dient das Wissen des Lehrers der Erziehung. Wenn aber der Lehrer nicht auch Weisheit besitzt, dieses Ziel zu verwirklichen, dann ist er (oder sie) nicht wirklich ein Erzieher.
Politiker als Diener der Öffentlichkeit haben die Aufgabe, sich selbstlos dem Glück und dem Wohl der Menschen zu widmen. Zu diesem Zweck müssen sie den Rat vieler Menschen einholen und daran arbeiten, diese Ideen umzusetzen. Wenn den Politikern aber die Weisheit und der Wille zur Durchsetzung der Ideen zur Verbesserung der Gesellschaft fehlt, sind sie keine wirklichen Politiker.
Wissenschaftler zum Beispiel haben die Aufgabe, durch ihre wissenschaftliche Arbeit einen Beitrag für die Menschheit zu leisten.
Wir müssen uns beständig fragen, ob wir unsere grundlegende Aufgabe erfüllen. Wenn wir das vergessen und uns statt dessen arrogant damit brüsten, wieviel wir wissen, was wir an Informationen zur Verfügung haben oder mit unseren enormen Kenntnissen angeben, dann geht dieses Bewußtsein (für die Aufgabe) in eine falsche Richtung.
Recht, Erziehung, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und alle Gebiete menschlicher Aktivitäten sollen zum Wohl der gesamten Menschheit eingesetzt werden.
Zu welchem Zweck erschien dann der Buddha in dieser Welt? Auch sein Ziel war es, den Menschen den Weg zum Glück zu ermöglichen, genau gesagt, alle Menschen in die Lage zu versetzen, einen Zustand ewigen Glücks zu verwirklichen. Es gibt daher keinen Widerspruch zwischen dem Buddhismus und anderen Gebieten menschlicher Aktivitäten. Die Kenntnisse auf allen Gebieten schaffen den höchsten Wert, wenn sie auf der Weisheit des Buddhismus basieren.
Im Hoben-Kapitel steht, daß der Buddha in der Welt erscheint, um "das Tor der Buddhaweisheit für alle Lebewesen zu öffnen", "den Menschen die Buddhaweisheit zu zeigen", "die Menschen dazu anzuleiten, die Buddhaweisheit zu erkennen und "die Menschen zu veranlassen, den Weg der Buddhaweisheit zu beschreiten".[^66]
Diese vier Aspekte der Buddhaweisheit von "öffnen", "zeigen", "erkennen" und "veranlassen zu beschreiten", werden als "der eine große Grund" (japan. ichidaiji innen) für das Erscheinen des Buddhas in dieser Welt bezeichnet.
Kurz gesagt: Shakyamuni lehrte, daß der Weg zu einem glücklichen Leben darin besteht, daß jeder Mensch die eigene Weisheit entwickelt. Die Buddhaweisheit kommt auch aus seinem starken Gefühl und Bewußtsein für seine Aufgabe.
Die Medizin des Gesetzes gegen die Leiden der Menschheit
Der Buddhismus lehrt den höchsten Weg, zu leben. Man kann die Frage-und-Antwort-Versammlungen Josei Todas als ein wahrhaftiges "Forum der Weisheit" bezeichnen, um die Menschen zum Glück zu führen. Mit großer Glaubensüberzeugung gab er unvoreingenommen Rat zur Überwindung von den unterschiedlichen Leiden und dem Kummer der Menschen - das reichte von Krankheit über Arbeitslosigkeit über Schulden bis hin zu Eheproblemen. Dabei traf er immer den Nagel auf den Kopf. Durch seine Ermutigung faßten die Anwesenden sofort wieder Mut und Hoffnung.
Er sagte zum Beispiel immer: "Man erkennt Menschen daran, wie sie gehen, wie sie die Schultern hochziehen, erkennt sie an ihrer Stimme. Ebenso kann man an leichten Gesten daran, wie sie eine Tür öffnen, die Art ihres Kummers erkennen."
Ein wahrer Verantwortlicher in der buddhistischen Bewegung kann mit diesem Geschick und dieser Tiefe erkennen, wie sich die Menschen fühlen; er kann ihnen auf eine Weise das Gesetz erklären, die auf diesen Menschen und seine Situation zugeschnitten ist.
Es ist schwer, den Buddhismus richtig zu erklären, das heißt auf eine Weise, die der Zeit und den Fähigkeiten der Menschen entspricht. Es gibt eine Erzählung darüber, daß selbst Shariputra Fehler machte, als er das Gesetz erklärte.
Einmal erklärte Shariputra einem Schmied und einem Wäscher das Gesetz. Keiner von beiden konnte jedoch die Lehre verstehen, und sie wandten sich schließlich gegen die Lehre.
Shariputra hätte den Schmied die Meditation des Atemzählens lehren müssen und den Wäscher die Meditation über die Unreinheit des Körpers.[^67]
Der Grund dafür ist folgender: Es gehört zum Beruf des Schmiedes, beständig das heiße Eisen mit einem Hammer zu bearbeiten und gleichzeitig das Feuer mit einem Blasebalg anzufachen. Ein Schmied arbeitet also beständig darauf hin, den Rhythmus seines Atems zu kontrollieren. Hätte Shariputra ihm die Meditation des Atemzählens erklärt, so hätte er sofort verstehen und einen Fortschritt in seiner buddhistischen Ausübung machen können. Und ebenso ist es mit dem Wäscher, dessen Beruf es ist, schmutzige Wäsche zu waschen. Hätte Shariputra ihn die Meditation über die Unreinheit des Körpers gelehrt, hätte er sie zweifellos verstehen können.
Shariputra lehrte jedoch beide die Lehre, die jeweils für den anderen passend gewesen wäre. Als Folge konnten sie auch keine Wirkung aus der Ausübung erkennen. Trotz aller Bemühungen war es Shariputra lediglich gelungen, bei ihnen Leiden zu erzeugen.
Es ist außerordentlich schwierig, die Lehre zu erläutern, die für den einzelnen Menschen geeignet ist. Nichiren schuf jedoch eine Art der Ausübung, die allen Menschen zugänglich ist, unabhängig von ihrem Verständnis. Er sagt: "Nam-Myoho-Renge-Kyo ist für alle Menschen, Menschen mit unterschiedlicher Auffassungsgabe, bestimmt."[^68]
Genau das ist der Grund dafür, daß es ein so großes Glück hervorruft, anderen von dem Mystischen Gesetz zu erzählen.
Ein Arzt mit großer Erfahrung kann die Krankheit eines Patienten genau erkennen und eine seiner körperlichen Verfassung entsprechende Behandlung verschreiben. Solch ein Arzt besitzt nicht nur die medizinischen Kenntnisse, sondern die Weisheit, dieses Wissen voll zu nutzen. Echtes Wissen und Weisheit sind ein und dasselbe.
Es gibt möglicherweise keine Ärzte, die dem Patienten einfach sagen würden: "Sie haben eine Blinddarmentzündung", ohne ihn dann zu behandeln. Man könnte sagen, daß echtes medizinisches Wissen oder Weisheit darin liegt, die Menschen von ihrem Zustand zu befreien und sie wieder gesund zu machen.
Der Buddha ist der große Arzt des Lebens, der alle Menschen zum Glück führt. Der Buddha erkennt klar den tiefen Grund für ihr Leiden und lehrt sie den Weg zu ewigem Glück und einem fröhlichen und bewegten Leben. Das ist die Weisheit des Buddhas. In unserer Zeit, in der es nur natürlich scheint, daß die Menschen kein Mitgefühl haben, kann sich niemand mit den Mitgliedern der SGI darin messen, Menschen in ihrem Inneren wiederzubeleben. Es gibt keine andere bekannte Organisation in der Welt, deren Mitglieder so aufrichtig sind oder die wie wir für andere beten und handeln. Es gibt viele hervorragende Persönlichkeiten und Intellektuelle in dieser Welt, aber ich bin der Meinung, daß die Mitglieder der SGI noch mehr Achtung verdienen. Sie sind die Ärzte und Krankenschwestern der Weisheit, denen größte Bewunderung gebührt.
Glaube beinhaltet das "Paramita" der Weisheit
Wie reagieren Shariputra und die anderen Anwesenden der Versammlung, als sie Shakyamuni das Kapitel der geeigneten Mittel verkünden hören?
Denken sie: "Es ist unmöglich, daß ich auch nur einen Bruchteil der Weisheit des Buddhas in mir habe"?
Nein, tatsächlich sagen sie sich: "Wenn diese Lehre die wunderbare Weisheit des Buddhas ist, die alle Menschen retten kann, dann will ich sie auch verstehen. Ich will sie zum Teil meines Wesens machen."
Im Hoben-Kapitel steht, daß Shariputra und die anderen "die Lehre der vollkommenen Ausstattung hören wollen."[^69]
Das bedeutet, sie suchten nach dem Weg, der zur Buddhaschaft in diesem Leben führt, der wahrhaftig "voll ausgestattet ist mit dem geeigneten Mittel und dem Paramita der Weisheit".
Statt zu denken: "Ich habe bereits alles Notwendige gehört", werden sie sehr motiviert und ermutigt.
In der Gosho "Das Öffnen der Augen" sagt Nichiren, daß diese "Lehre der vollkommenen Ausstattung" Nam-Myoho-Renge-Kyo ist.[^70]
In den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren offenbarte Shakyamuni die Sechs Paramitas als Ausübung für Bodhisattwas zur Erlangung der Buddhaschaft. Der Gedanke war, daß man durch die sechs Ausübungen von Almosen geben, Einhalten der Vorschriften, Enthaltsamkeit, Ausdauer, Meditation und Entwicklung der Weisheit den Zustand der Buddhaschaft erreichen könne. Diese Ausübung, über einen unendlichen Zeitraum Leben für Leben durchgeführt, bezeichnet man als "Ausübung zur Erleuchtung über einen Zeitraum von zahllosen kalpas".
Trotzdem steht im Muryogi-Sutra, der Einführung zum Lotos-Sutra: "(Wenn Sie dieses Sutra ausüben), werden sie natürlich auch die Wohltaten der Sechs Paramitas empfangen, ohne sie ausüben zu müssen."[^71]
Selbst wenn wir also die Sechs Paramitas nicht ausüben, erhalten wir die entsprechenden positiven Wirkungen, wenn wir das Lotos-Sutra (den Gohonzon) annehmen.
Glauben Sie an den Gohonzon und gehen Sie zusammen mit der SGI voran
Im 17. Kapitel "Die Unterscheidungen der Wohltaten" des Lotos-Sutras wird erklärt, daß die Wohltaten derjenigen, die das Lotos-Sutra verstehen und daran glauben, wenn sie es hören, unermeßlich groß sind. Es heißt, daß die Wohltaten hundert, tausend, zehntausend, eine Million Mal größer sein werden als die, die fünf Paramitas über einen Zeitraum von "achthunderttausend Millionen nayutas an kalpas"[^72] auszuüben (d.h. nicht eingeschlossen das Paramita, die Weisheit zu erlangen).
Das Paramita der Erlangung der Weisheit ist nicht eingeschlossen, weil es sich hier um eine grundlegende Vorschrift handelt; es hat seine eigene Bedeutung, gemessen an der der anderen fünf Paramitas. Man könnte auch sagen, daß man die fünf Paramitas zur Erlangung des Paramita der Weisheit ausübt. Im Buddhismus wird immer der Weisheit die größte Bedeutung eingeräumt.
Aus diesem Grunde sagt Nichiren, daß diejenigen, die im Späten Tag praktizieren, "die gerade begonnen haben, nach Erleuchtung zu streben", nicht die fünf Paramitas auszuüben brauchen.[^73]
Diese Auslegung der buddhistischen Ausübung war eine große Revolution, und das zu einer Zeit, in der öffentlich verlangt wurde, den Priestern Gaben zu machen und die Vorschriften und andere Paramitas einzuhalten.
Darüber hinaus lehrt der Buddhismus das Prinzip "Glauben durch Weisheit ersetzen". Der korrekte Glaube selbst wird zur Weisheit. Durch den Glauben an den Gohonzon können wir Menschen des Späten Tages des Gesetzes dieselben Wohltaten erlangen, als ob wir alle Sechs Paramitas ausübten, einschließlich des Paramitas der Erlangung der Weisheit.
Folglich können diejenigen, die an den Gohonzon glauben und zusammen mit der SGI die weltweite Verbreitung vorantreiben, die Wohltaten der Sechs Paramitas erlangen. Diejenigen, die ihr Leben lang zusammen mit anderen die weltweite Verbreitung fortsetzen, führen ein Leben höchster Weisheit. Viele Menschen, die uns den Glauben lehrten, beweisen das mit ihrem Leben. Wenn wir später auf unser Leben zurückblicken, können wir das deutlich sehen.
Gerade weil wir diese Lehre ausüben, sollten wir auch bemüht sein, täglich auf der Grundlage der Prinzipien "Glaube zeigt sich im täglichen Leben" und "Die Tat zeigt sich durch gute Gesundheit" weise zu leben.
Teil 10
Engagement für Kosen-rufu führt zu einem großartigen Lebenszustand
Shari-hotsu. Nyorai chiken. Kodai jinnon. Muryo muge. Riki. Mu-sho-i. Zenjo. Ge-das. Sanmai. Jin nyu musai. Joju issai. Mi-so-u ho.
Shariputra, die Weisheit des Buddhas ist tief und weit. Er hat unermeßliches Mitgefühl, unbegrenzte Redegewandheit, Stärke, Furchtlosigkeit, Konzentration, Freiheit und Samadhis, er ist tief in das Grenzenlose vorgedrungen und zu dem niemals zuvor bekannten Gesetz erwacht.[^74]
Dieser Absatz erklärt die sich auf unterschiedliche Art und Weise zeigende Kraft des Buddhas. Hier wird der wunderbare Zustand im Leben beschrieben, den diejenigen entwickeln können, die den Gohonzon annehmen.
Im Zusammenhang mit diesem Absatz sagte Josei Toda über den im Gohonzon verkörperten Lebenszustand: "Der Unterschied zwischen dem Zustand (des Buddhas) von Nam-Myoho-Renge-Kyo und dem des Buddhas der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras ist so groß wie der zwischen Himmel und Erde. (Wie das Sutra sagt), erhalten wir ohne Anstrengung "diese Ansammlung von Juwelen unübertroffenen Wertes", ohne sie je gesucht zu haben.[^75] Wir erhalten alle Wohltaten aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Selbst wenn wir in der Vergangenheit keine Ausübung durchgeführt haben, ist unser Leben durch den Glauben an den Gohonzon mit mannigfachen Kräften ausgestattet. Wir haben als gewöhnliche Menschen durch das Prinzip der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung Zugang zu der Welt der Buddhaschaft."
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens sind alle diese Kräfte Eigenschaften des Lebens des Gohonzons. Durch die beständige Ausübung bringt unser Leben diese Kräfte hervor. Was für eine wunderbare Lehre.
Die Funktionen der Buddhaschaft in unserem Leben
Hier bezeichnet Shakyamuni "unermeßliches Mitgefühl", "unbegrenzte Redegewandheit", "Kraft", "Furchtlosigkeit" etc. als Eigenschaften des Buddhas. Die Sorge des Buddhas um die Menschen ist also unendlich (unendliches Mitgefühl), er kann die Lehre frei in Worte fassen (unbegrenzte Redegewandheit), er hat die Einsicht in das Leben und die Kraft, die Ursachen für das Unglück der Menschen zu erkennen (Kraft), und er hat den Mut, die Wahrheit zu sagen (Furchtlosigkeit).
Ausgestattet mit der Kraft der Weisheit geht der Buddha zu den Menschen und führt sie durch den Einsatz seines ganzen Wesens zur Buddhaschaft, obwohl er dafür Verfolgungen erleidet.
Entwickeln Sie einen Rhythmus beständigen Fortschritts
Das unermeßliche Mitgefühl des Buddhas schließt die vier grenzenlosen Tugenden ein: anderen Glück zu geben, das Leiden von ihnen zu nehmen, sich neidlos an ihrem Glück zu freuen und alle Menschen unparteiisch zu behandeln. Dabei ist der Buddha frei von Vorurteilen und Abneigung. Seine Offenheit den Menschen gegenüber ist grenzenlos.
Was bedeutet konkret dieses "unermeßlich" für uns gewöhnliche Menschen? Es bedeutet, nicht auf halbem Wege aufzugeben. Ob wir die Lehre verbreiten oder andere leiten, wichtig ist, daß wir in unseren Bemühungen für koßen rufu bis zum Ende gehen. Wenn wir in eine Sackgasse geraten, können wir vor dem Gohonzon unsere innere Kraft anzapfen, dann die Herausforderung annehmen und herausfinden, wie viele Mauern wir durchbrechen können. Dieser Glaube, ohne Grenzen weiterzugehen, kann als "unermeßlich" bezeichnet werden.
Es ist vielleicht schwer, ein Gefühl für die Bedeutung des Begriffs "Mitgefühl" zu bekommen. Josei Toda sagte oft, daß Mut und Mitgefühl eins sind. Unser mutiges Handeln entspricht dem Mitgefühl des Buddhas.
In unserer heutigen Gesellschaft gehen die Menschen der Beziehung zu anderen Menschen aus dem Weg. Wir leben in einer Gesellschaft des Neides, in der einer dem anderen das Glück mißgönnt.
In diesem Umfeld bauen die Mitglieder der SGI Beziehungen zu anderen Menschen auf aus dem Wunsch heraus ihnen zu helfen, glücklich zu werden. Das wird allerdings oft mißverstanden und stößt bisweilen sogar auf großen Widerstand.
Trotzdem beten wir jeden Tag und setzen uns für andere ein. Wir tragen zum Glück anderer bei, nehmen ihnen den Kummer, freuen uns über ihr Glück, als wäre es unser eigenes, und widmen uns ihrem Wohlbefinden, ohne jemanden auszuschließen. Das ist eine Einstellung von Kummer nehmen und Freude geben, die in der SGI lebt. In dieser Hinsicht stehen wir in der Tat ganz allein da.
Wenn Menschen sich an dem Glück anderer freuen und sich gegenseitig ermutigen, statt neidisch zu sein, ist die Welt von Glück durchdrungen. Wer dagegen durch das Leben geht und sich ständig mit anderen vergleicht und deshalb immer wieder das Wechselbad von Freude und Traurigkeit erlebt, gerät in eine Sackgasse.
Josei Toda sagte uns, wir sollten unser eigenes Leben leben.
Wie die Blüten von Kirsche, Pflaume, Pfirsich und Damaszenerpflaume ihre spezifischen Eigenschaften haben, so ist auch jeder Mensch einzigartig. Wir können nicht jemand anders werden. Wichtig ist, daß wir uns selbst treu sind und unser Leben zum Blühen bringen. Was für einen Sinn hat das Leben, wenn wir das nicht schaffen? Wozu leben wir dann? Es gibt keinen Grund, sich mit anderen zu vergleichen. Wenn wir schon Vergleiche ziehen, sollten wir zwischen dem vergleichen, wie wir einmal waren, und wie wir heute sind. Ein Buddha entwickelt sich jeden Tag, um heute mehr als gestern zu erreichen und morgen mehr als heute.
Aufrichtiger Glaube ist der Schlüssel zu einem Leben der Freiheit
Die "unbegrenzte Redegewandheit" ist die Kraft, unbegrenzt zu verstehen und sich frei ausdrücken zu können. "Unbegrenzte Redegewandheit" beinhaltet die vier unbegrenzten Fähigkeiten des Verstehens und Lehrens. Es sind: vollständige Kenntnis der Lehre, vollständige Kenntnis der Bedeutungen der Lehre, vollständige Freiheit im Gebrauch verschiedener Sprachen und Dialekte, um die Lehre in Worte zu fassen, und die Fähigkeit, die Lehre frei und mutig zu lehren und dabei die anderen drei unbegrenzten Fähigkeiten einzusetzen.
Der Buddha hat die Weisheit, die Lehre unbegrenzt zu verstehen und sie frei zu verkünden. Die "freie" Verkündung der Lehre geschieht nicht automatisch, sondern setzt eine bestimmte Einstellung voraus. Josei Toda sagte, daß man selbst Vorlesungen über die Gosho in "nicht fachgerecht" und "fachgerecht" einteilen kann. Hinter einer Goshovorlesung, die wie ein "Kunstwerk" ist , stehen immer aufrichtige Praxis und Übung.
Der Buddha ist aufrichtig. Seine Aufrichtigkeit führt zu Weisheit. Seine beständige Frage ist: "Mit welchen Worten kann ich die Herzen aller Menschen erreichen?". Der Buddha ist in der kunstvollen Gestaltung seiner Worte aufrichtig. Dabei zeichnen ihn Konzentration und Scharfsinn aus. Er zeigt die Kraft des "geeigneten Mittels". Das versteht man darunter das Gesetz "frei" zu lehren.
Nichiren hat sein Leben lang seine Anhänger in ausführlichen Briefen ermutigt. Ob er sie ermutigte, ermahnte oder mit ihnen trauerte, immer fühlten sich seine Anhänger durch seine Worte gestärkt. Er kannte ihr tägliches Leben, ihre Familie, ihren Kummer und sie selbst ganz genau.
Er erklärte beispielsweise Sennichi-ama nach dem Tode ihres Mannes Abutsubo, daß Abutsubo ohne Zweifel die Buddhaschaft erlangt hatte. Gleichzeitig sagt er über ihren Sohn, der als aufrichtiger Nachfolger seines Vaters das Lotos-Sutras ausübte: "Es gibt keinen größeren Schatz als ein Kind, keinen größeren Schatz als ein Kind!"[^76] Damit drückte er seine Freude über die Entwicklung eines fähigen Nachfolgers aus.
Eine andere Anhängerin Nichirens (Konichi-ama) machte sich über das nächste Leben ihres verstorbenen Sohnes Sorgen, da er als Soldat getötet hatte. Nichiren erklärte der Mutter die Lehre so: "Selbst ein kleiner Irrtum führt einen Menschen in die bösen Pfade, wenn er ihn nicht bereut. Aber selbst ein schweres Vergehen kann ausgelöscht werden, wenn man aufrichtig bereut"[^77]. Er lehrte sie, daß ein Kind durch den starken Glauben der Eltern davor bewahrt werden kann, in die bösen Pfade zu fallen.
Kinder bereiten ihren Eltern Freude und Kummer. Aber der Buddhismus Nichirens lehrt, daß Eltern und Kinder glücklich werden, wenn sie das Mystische Gesetz verehren.
Des Buddhas Lehre ist frei und ohne jede Einschränkung; und mit Sicherheit ist sie nicht starr oder engstirnig. Der Buddha weiß, wie man das Gesetz mit konkreten Beispielen und anhand fester Grundsätze erklärt, damit die Menschen geistig erfrischt werden. So können sie ihre Situation nutzen, etwas Wertvolles daraus zu machen. Das ist der Grund, warum die Menschen sich wohlfühlen.
Mit der Gosho hat Nichiren den Menschen neue Kraft gegeben. Man kann sich die Freude seiner Schüler vorstellen, wenn sie einen Brief von ihm erhielten.
Die Gosho, welche weit über die damalige Zeit und das Land hinausgeht, in dem sie entstanden ist, ist die Botschaft vom Glück für die gesamte Menschheit. Die Gosho ist ein lebendiges Buch der Menschlichkeit. Sie ist das höchste Erbe der Menschheit.
Den Weg bereiten
"Kraft" in dem obigen Absatz des Sutras bezieht sich auf die zehn Kräfte der Weisheit des Buddhas. So hat der Buddha zum Beispiel die Kraft zu beurteilen, inwieweit die Menschen die Lehre verstehen. Er kann ihre Hoffnungen und ihren Zustand verstehen.
Die zehn Kräfte sind Fähigkeiten, die Menschen zu verstehen. Diese Fähigkeit ist die Kristallisation der auf dieses Ziel gerichteten beharrlichen Anstrengungen des Buddhas.
Shakyamuni nutzte seine Kräfte der Weisheit, um den Menschen einen Weg großen Glücks zu bahnen. Er ging selbst zu den Menschen, um die Lehre zu verbreiten, und rief seine Schüler auf, es ihm gleichzutun. Auch Nichiren verbreitete sein Leben lang das Gesetz.
Wenn man selbst keinen Kontakt zu den Menschen sucht, kann man sie nicht verstehen. Weil auch Nikko keine Mühe scheute, die Menschen in der Gegend von Atsuhara zu besuchen und zu ermutigen, konnten sie auch während der großen Verfolgung ihren Glauben bewahren.
Diese Anhänger Nichirens, alles einfache Bauern, konnten durch das Beispiel Nikkos schon bald nachdem sie den Buddhismus Nichirens angenommen hatten verstehen, wie einzigartig diese Lehre ist und was für ein Mensch Nichiren war. Nikko stand auch auf dem Höhepunkt der Verfolgung mit ihnen in vorderster Reihe.
Er schickte Nichiren auf dem Berg Minobu genaue Berichte über die Vorgänge. Nichiren konnte seine Schüler deshalb durch Briefe ermutigen und in der Zeit der direkten Verfolgung ihre Herzen öffnen.
Weil Nichiren und Nikko die Herzen der Menschen tief verstanden, konnten sie sie derartig ermutigen, daß sie der Verfolgung widerstehen konnten.
Man muß verstehen, was in den Menschen vorgeht. Ein wahrer Verantwortlicher der buddhistischen Bewegung unternimmt alle Anstrengungen, die Menschen, ihre Gedanken, ihre Kämpfe zu verstehen.
Teil 11
Wenn wir Kosen-rufu zu unserem Anliegen machen, können wir Buddha werden
Shari-hotsu. Nyorai chiken. Kodai jinnon. Muryo muge. Riki. Mu-sho-i. Zenjo. Gedas. Sanmai. Jin nyu musai. Joju issai. Mi-zo-u ho.
“Shariputra, die Weisheit des Buddhas ist umfassend und tiefgründig. Er besitzt unerme§liches Mitgefühl, grenzenlose Redegewandtheit, Kraft, Furchtlosigkeit, Konzentration, Freiheit und samadhis (FŠhigkeit zu meditieren). Er ist tief in das Grenzenlose vorgedrungen und zu dem niemals zuvor erkannten Gesetz erwacht.”[^78]
In meiner letzten Vorlesung habe ich darüber gesprochen, warum unermeßlich großes Mitgefühl, Redegewandheit, Stärke und Furchtlosigkeit Eigenschaften des Buddhas sind, mit denen er das Gesetz frei verkünden kann.
Furchtlosigkeit bedeutet, das Gesetz mutig und ohne Angst zu lehren, und steht für das unerschütterliche Selbstvertrauen des Buddhas bei der Verbreitung des Gesetzes.
Der Buddha lehrt das Gesetz furchtlos auf vier verschiedene Arten. Zum ersten erklärt er, daß er zu der höchsten Wahrheit erleuchtet ist. Das bedeutet, er hat Vertrauen in das Mystische Gesetz. Zweitens erklärt er, daß er sich beständig von Illusionen befreit, sich also niemals von Furcht oder Leiden besiegen läßt. Drittens zeigt er den Menschen Enttäuschungen und Hindernisse, die ihnen den Weg zur Erleuchtung versperren, und ermutigt sie, die "drei Hindernisse und vier Teufel" zu besiegen. Zum vierten lehrt er die Menschen den sicheren Weg, die Buddhaschaft zu erlangen. Er sagt mit klarer Stimme, daß er den Weg zum Glück kennt.
Furchtlosigkeit bedeutet, keine Angst zu haben, wenn man über die Lehre spricht; sie kommt aus einer tiefen Überzeugung.
Wenn Sie den Buddhismus verbreiten, werden Sie ganz bestimmt auf Schwierigkeiten stoßen. Shakyamuni und Nichiren haben im vollen Bewußtsein dessen mit Worten einen beredten Kampf gegen die religiösen und politischen Machthaber ihrer Zeit geführt. Ihre Stimme muß dabei wie das "Brüllen des Löwen" geklungen haben. An der Klarheit der Stimme erkennt man die Furchtlosigkeit.
Nichiren forderte seine Schüler auf, keine Furcht zu zeigen. Er sagte: “Wenn die Schüler Nichirens feige sind, werden ihre Gebete ohne Antwort bleiben”.[^79] Er lehrte, daß wir Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren und uns mit unserer Stimme für die Gerechtigkeit einsetzen sollen.
Nichiren zufolge zeigt sich darin die Einstellung, die in dem entsprechenden Abschnitt in dem Kapitel "Aus der Erde hervortreten" erläutert wird. "Sie sind klug im Umgang mit schwierigen Fragen und Antworten, ihr Herz kennt keine Furcht".[^80]
In diesem Abschnitt wird erklärt, daß die Bodhisattwas aus der Erde die schwierige Lehre gut erklären können und ihre Gegner in der Debatte nicht im geringsten fürchten. Sie beherrschen Fragen und Antworten und treten selbst gegenüber den stärksten Feinden mutig auf.
Wer sich fürchtet, kann mit seinen Worten die Herzen der Menschen nicht erreichen; jemand, der sich fürchtet, entwickelt keine Weisheit.
Nikko sagte: "Sie sollten die Gläubigen in Ehren halten, die wie unser verstorbener Meister (Nichiren) die schwierige Debatte beherrschen".[^81]
Wir sollten alle, die die Lehre verbreiten, in Ehren halten. Das ist die Absicht Nichirens, und so hat es Nikko weitergegeben. Die heutige Priesterschaft hat diese Lehre auf den Kopf gestellt und sie mißbraucht. Sie hat die SGI und ihre Mitglieder, die das Gesetz leben, exkommuniziert.
Menschen, die sprachlich versiert sind, sind Schätze für die Entwicklung von Kosen-rufu. Kraft der Rede bedeutet nicht nur Redegewandheit, sondern die Fähigkeit, das ganze Verständnis der Menschen zu gewinnen. Manchmal genügt das Wort eines Menschen mit starkem Glauben, um vollkommenes Verständnis bei einem anderen zu erzeugen, den selbst ein großer Gelehrter nicht überzeugen konnte. Das ist die Kraft von Weisheit und Charakter. Es ist die Kraft des Glaubens.
Sie alle haben trotz der Fülle falscher Anschuldigungen beharrlich den Dialog der Gerechtigkeit geführt und sich nicht von herablassender Kritik gefürchtet. Darin zeigt sich Furchtlosigkeit bei schwierigen Fragen und Antworten.
Der Buddha verbreitet das Gesetz frei unter den Menschen
In diesem Absatz wird auch erläutert, daß der Buddha "Konzentration", "Freiheit" und samadhis besitzt und sehr weit in einen Zustand vorgedrungen ist, in dem es keine Grenzen gibt, und daß er zu dem großen Gesetz erleuchtet ist, das niemals zuvor bekannt war. Wegen seiner Festigkeit und Unerschütterlichkeit konnte Shakyamuni beständig bei den Menschen mit grenzenloser Freiheit das Gesetz verkünden.
Es gibt keinen Buddha, der immer nur meditiert. Ein Buddha ist deshalb Buddha, weil er sich beständig Gedanken macht und handelt, um anderen bei der Überwindung ihrer Leiden zu helfen.
In diesem Sinne verdienen Sie alle großes Lob, wenn Sie sich mit der Lösung der unterschiedlichsten Probleme auf dem Weg von Kosen-rufu auseinandersetzen und für deren Lösung beten. Sie bemühen sich täglich um das Glück Ihrer Freunde, helfen den Menschen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und setzen sich für Kosen-rufu ein. Dieses Bemühen zeigt, daß Sie Bodhisattwas sind und die Buddhaschaft verwirklichen können.
Was Sie für die große Aufgabe von Kosen-rufu tun, ist die Tat des Buddhas.
Die Weisheit und Kraft des Buddhas, über die in diesem Abschnitt gesprochen wird, sind also Eigenschaften des "Lebenszustandes", der im Gohonzon verkörpert ist. Wenn man den Gohonzon verehrt, kann man diesen Zustand entwickeln. Wie im Rahmen dieser Vorlesungen bereits ausgeführt wurde, sind Konzentration, Freiheit und samadhis in unserer Ausübung von Gongyo und Daimoku enthalten.
In dem Umfang, in dem wir uns ernsthaft um Kosen-rufu bemühen und mit unseren Problemen zum Gohonzon gehen, werden die in der Tiefe unseres Lebens existierende Weisheit und Kraft des Buddhas sichtbar. Das bedeutet in diesem Abschnitt der Ausdruck "mit dem Leben lesen".
Der erleuchtete Zustand des Buddhas und die "niemals zuvor erlangte" Weisheit sind also nichts anderes als das Vertrauen in den Gohonzon.
Shari-hotsu. Nyorai no. Shuju fun-betsu. Gyo sessho ho. Gonji nyunan. Ekka shushin, Shari-hotsu. Shu yo gon shi. Muryo muhen. Mi-zo-u-ho. Busshitsu joju.
“Shariputra, der Buddha kennt alle Unterschiede und versteht es, die Lehre zu verkünden. Seine Worte sind liebenswürdig und sanft und erfreuen die Herzen der Zuhörer. Shariputra, der Buddha hat das grenzenlose, unbegrenzte und nie zuvor bekannte Gesetz vollkommen erkannt.”[^82]
In diesem Absatz fährt Shakyamuni fort, die große Weisheit des Buddhas zu preisen.
Hier sagt er, daß letztendlich er, der Buddha, im Besitz des "Gesetzes ist, das grenzenlos und ohne Schranken ist und niemals zuvor bekannt war", daß er die Lehre den Umständen und dem Verständnis der Menschen entsprechend verkündet und die Menschen mit seiner sanften Stimme erfreut.
Shakyamuni sagt auch, daß er das Gesetz so lehren konnte, daß es einen direkten Bezug zum Kummer und zu den Sorgen aller Menschen hatte, weil sein Leben durchdrungen ist von der großen und tiefen "Weisheit aller Buddhas". Dadurch zeigt er die Weite des Gesetzes, das vor ihm niemand erkannt hatte.
Shakyamuni spricht hier bereits zum dritten Mal in dem 2. Kapitel über das Gesetz, das niemals zuvor bekannt war oder erkannt wurde. Warum sagt Shakyamuni in diesem Kapitel bereits zum dritten Mal dasselbe zu Shariputra?
Für die Menschen des Lernens und der Selbsterkenntnis ist die "Weisheit aller Buddhas" eine "unendlich tiefe und unfaßbare Lehre", die sie nicht verstehen können. Shakyamunis Anliegen ist, Shariputra und den anderen mitzuteilen, daß es eine Weisheit gibt, die so unendlich groß ist, daß sie es sich noch nicht einmal vorstellen können.
Aus diesem Grunde weist er wiederholt auf die Existenz eines großes Gesetzes hin, das niemals zuvor bekannt war. Shariputra und die anderen können die unendliche Weisheit des Buddhas nicht verstehen, solange sie sich mit ihrer eigenen oberflächlichen Weisheit zufriedengeben. Aus diesem Grunde erklärt Shakyamuni immer wieder freundlich, wie wunderbar die Weisheit der Buddhas ist.
Wenn jemand glaubt, eine einzige Erklärung sei genug, fehlt es ihm an Mitgefühl. Wir dürfen den Dialog nicht beenden, wenn unser eigenes Interesse erlischt, sondern müssen ihn so lange weiterführen, bis sich etwas im Leben des anderen ändert.
Shakyamuni muß bei jedem Wort die Veränderung im Gesichtsausdruck Shariputras beobachtet haben. Er wartete offenbar darauf, daß in Shariputra der Wunsch nach Verständnis erwachte, während er immer wieder von der Weisheit der Buddhas sprach.
Es ist sicher, daß Shariputra auch schon vorher um die Größe Shakyamunis wußte. Und dennoch müssen seine Hochachtung vor der breitgefächerten Weisheit des Buddhas und sein Wunsch, diese zu verstehen, noch gewachsen sein, während Shakyamuni das Hoben-Kapitel lehrte. Vielleicht wünschte Shariputra sich, das Gesetz zu hören, “das niemals zuvor bekannt war". Vielleicht erwachte in ihm "ein niemals zuvor bekannter Wunsch nach Erleuchtung".
Das Gebet für das Glück der anderen
"Seine Worte sind ruhig und sanft" bedeutet, daß seine Worte den Zuhörern sanft und ruhig erscheinen. In ihrer Sanftheit sind sie durchdrungen von starker Überzeugungskraft.
Mit seinen Worten brachte der Buddha die Menschen dazu, Freude zu empfinden, und konnte sie dadurch zum Wesentlichen führen. Obwohl er das in bezug auf die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren sagt, die er entsprechend den Fähigkeiten der Menschen gelehrt hatte, ist das auch für uns ein wichtiger Maßstab.
"Sanft und ruhig", bedeutet hier nicht nur Freundlichkeit oder liebenswürdige Höflichkeit, die nur gefallen will. Diese Worte berühren das Leben der anderen, sie bewegen die Menschen. Sie sind voll Verständnis für die Gefühle der Menschen. Da jeder sich danach sehnt, wirklich glücklich zu sein, sind Worte, die aus dem Gebet für das Glück eines anderen Menschen kommen, "sanft und weich".
Nichiren sagt: "Selbst wenn jemand streng spricht, kann man seine Worte als aufrichtig und sanft bezeichnen, wenn sie hilfreich sind. Andererseits sind scheinbar sanfte Worte, die jedoch einen Menschen verletzen, falsch und hart.
Die Gelehrten lehren den Buddhismus mit scheinbar sanften, in Wirklichkeit aber harten und falschen Worten. Ich sage das, weil sie nicht mit dem Lotos-Sutra übereinstimmen, welches die wahre Absicht des Buddhas verkörpert"[^83] Selbst Worte, die an der Oberfläche höflich erscheinen, können böse sein und das Herz eines Menschen verletzen. Auf der anderen Seite können strenge Worte zu Herzen gehen.
Es gibt ein japanisches Sprichwort: “Ein guter Rat tut dem Ohr weh, und gute Medizin schmeckt bitter. Höfliche Floskeln können gefährlich sein.”
Den hoffnungsvollen Dialog in einer Gesellschaft führen, der es an "aufrichtigen Worten" fehlt
Was sind eigentlich sanfte und ruhige Worte? Entscheidend ist nicht, wie sie klingen, sondern ob sie Wert haben, ob sie aus dem Mitgefühl kommen.
In der heutigen Gesellschaft gibt es wenig "aufrichtige Worte". Wir ertrinken in einer Flut von berechnenden Worten, die nur dem eigenen Interesse dienen, die verletzen sollen und voller Selbstgefälligkeit sind. In unserer Zeit hören wir wenige Worte der Wahrheit, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen.
Ehrliche Worte stimmen mit dem Handeln desjenigen überein, der sie spricht, und kommen aus der persönlichen Überzeugung. Ehrliche Worte kommen aus einem lebendigen und reichen Herzen.
Nikko warnte davor, sich Müßiggang und Geschwätz hinzugeben.[^84] Josei Toda sagte, Worte ohne Glauben seien wie Rauch.
"Ruhige und sanfte Worte" kommen aus dem Glauben. Sie sind aufrichtig, ernst und anständig. "Sanft und ruhig" sind Worte, wenn sie klar ausdrücken, was gesagt werden soll.
Ein Dichter schrieb einmal: "Verletzende Worte stehen auf einem schwachen Fundament. Höfliche Worte sind ein Zeichen von Selbstvertrauen".
Wir wollen einen ernsthaften Dialog führen und niemals unsere innere Freiheit, Haltung und unseren Humor aufgeben. Solche Dialoge sind unsere “wahren Waffen”.
Die Verwirrung der Sprache führt zu Verwirrung in der Gesellschaft. In einer Zeit, der es an aufrichtigen Worten fehlt, wird unsere Bewegung, die im Dialog gründet, zu einem großen Licht der Hoffnung für die Welt.
Teil 12
Menschen ermutigen, so daß sie Freude empfinden
Shari-hotsu. Nyorai no. Shuju fun-betsu. Gyo ses\^sho ho. Gonji nyunan. Ekka Shushin. Shari-hotsu. Shu yo gon shi. Muryo muhen. Mi-zo-u-ho. Bus\^shitsu joju.
“Shariputra, der Buddha kennt alle Unterschiede und versteht es, die Lehre zu verkünden. Seine Worte sind liebenswürdig und sanft und erfreuen die Herzen der Zuhörer. Shariputra, der Buddha hat das grenzenlose, unbegrenzte und nie zuvor bekannte Gesetz vollkommen erkannt.”[^85]
Jemand, der Verantwortung übernimmt, bringt die Menschen dazu, Freude zu empfinden. Er ermutigt die Menschen und erhöht ihren Lebenszustand. Nichts berechtigt ihn dazu, einen Freund zu tadeln oder ihn zu beschimpfen.
Der Ausdruck "das Herz seiner Zuhörer erfreuen" bedeutet, daß Shakyamuni die Menschen erfreut und ihr herzliches Verständnis durch sanfte und ruhige Worte gewinnt.
Mit fester Überzeugung und wirklich sanften und ruhigen Worten zeigt ein Verantwortlicher, wie sehr er die anderen schätzt. Er trägt dazu bei, daß sie sich erfrischt und wohl fühlen, nimmt ihnen die Zweifel und weckt in ihnen Wünsche und Ziele. Wer andere unter Druck setzt oder sie in eine Ecke drängt, disqualifiziert sich und mißachtet die Aussage dieses Abschnitts.
Dieser Absatz des Hoben-Kapitels bezieht sich auf die von Shakyamuni vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren - darauf, daß Shakyamuni für die Menschen unterschiedlicher Auffassungsgabe und mit unterschiedlichen Sorgen und Leiden verschiedene Lehren verkündete, und sie dadurch dazu brachte, Freude zu empfinden und glücklich zu werden.
Er lehrte zum Beispiel für Menschen, die von der Meinung anderer abhängig und sich selbst gegenüber nicht objektiv waren: "Geh allen voran, wie das Horn eines Rhinozeros". Denen, die nur sich selbst und ihre enge Sichtweise kannten, sagte er: "Selbst Narren werden weise, wenn sie sich guten Freunden anschließen".
Shakyamuni ermutigte Menschen, die wegen ihrer Wünsche und Habgier litten, diese Begierden auszulöschen, und empfahl Hedonisten ein Leben der Askese. Er wies aber auch Menschen zurecht, die lange Fastenzeiten oder extreme Praktiken durchführten, diese aufzugeben und dem Mittleren Weg zu folgen.
Oberflächlich betrachtet erscheinen diese unterschiedlichen Lehren widersprüchlich. Aber er lehrte die Menschen je nach Situation, wie sie ihr Leben verbessern konnten; indem er ihr Herz erfreute, half er ihnen, weiterzukommen. Shakyamunis Einstellung war immer dieselbe. Die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren dienten alle diesem Ziel.
Auf der Grundlage dieser früheren Lehren verkündet er im Lotos-Sutra das Mystische Gesetz - die Lehre, die die Menschen zutiefst glücklich macht, unabhängig davon, ob seine Zuhörer ihn sofort verstehen konnten oder nicht.
Weil der Buddha das Lotos-Sutra "entsprechend seinem Zustand" lehrte, konnten seine Zuhörer ihn nicht sofort verstehen. Shariputra war zum Beispiel so skeptisch, als er hörte, daß alle Menschen Buddha werden können, daß er bei sich dachte: "Ist das nicht ein Teufel, der sich als Buddha ausgibt, um meinen Geist durcheinanderzubringen und zu verwirren?".[^86]
Wir sollten nicht über Shariputra lachen. Denn kaum jemand, der zum ersten Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo hört, wird die Größe des Buddhismus verstehen oder reine Freude verspüren. Mit der Zeit können die Menschen jedoch durch diese Lehre eine nie zuvor erlebte Freude empfinden. Sie können die "größte aller Freuden" erlangen. In diesem Sinne ist das Mystische Gesetz die Lehre, die wirklich "das Herz der Zuhörer erfreuen" kann. Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens bedeutet dieser Absatz, daß unser Leben durch den Gohonzon voll Freude ist.
Auch wenn wir den Buddhismus ausüben, können wir schmerzliche, traurige und unangenehme Dinge im Laufe unseres Lebens nicht vermeiden. Aber nach dem Prinzip "irdische Begierden sind Erleuchtung" können wir einen Zustand der Freude herstellen. Darin liegt die Größe des Buddhismus Nichirens. Wenn wir uns auf der Grundlage der Ausübung des Buddhismus entwickeln, verwandeln wir ein Leben des Leidens in ein Leben großer Freude.
Zu dem Ausdruck "erfreut die Herzen der Zuhörer" sagte Josei Toda:
Wenn wir unseren Glauben zehn Jahre lang ernsthaft ausüben, wird unser Leben wirklich rein. Unsere Haut, der Ausdruck unserer Augen, unsere Handlungen werden weich und rein, und sie bekommen eine bestimmte Würde. Das ist die Kraft des Gohonzons. Dann empfinden wir Freude; das ist mit "erfreut die Herzen der Zuhörer" gemeint.
Menschen mit einem solchen Lebenszustand fühlen Freude. Sie sind glücklich und lächeln. In Geschäften sind sie erfolgreich. Vielleicht denken andere: "Wenn ich sowieso etwas kaufen will, kann ich es auch gleich bei ihm machen".
Reine Freude kommt aus einem Leben, das durch viele Daimoku strahlt. Menschen, von denen Josei Toda hier spricht, könnte man als "Meister des Lebens" bezeichnen, die Freude gewinnen, auch wenn sie selbst leiden. Sie gehen gut mit den Schwierigkeiten ihres Lebens um und können jeder Situation Freude abgewinnen.
Nichiren sagt: "Betrachten Sie Leiden und Freude als Tatsachen des Lebens und chanten Sie unter allen Umständen weiter Nam-Myoho-Renge-Kyo.”[^87] Es ist von großer Bedeutung, daß wir Leiden und Freude als unausweichliche Tatsachen unseres Lebens sehen. Ohne Härten wäre unser Leben schal und farblos. Die Menschen lernen aus harter Arbeit; etwas, das schwer erkämpft wird, ist die Nahrung für Freude. Leiden und Freude sind die beiden Seiten einer Münze. Wenn wir diese Wahrheit erkennen, zeigen wir die wahre Stärke des Menschen und die wirkliche Tiefe des Lebens.
Der große russische Schriftsteller Leo Tolstoi kämpfte beständig gegen das Leiden. Auch als er von der Obrigkeit der Kirche exkommuniziert wurde, bewahrte er Haltung und blieb sich selbst treu. Er kam zu dem Schluß, daß er seine Devise: “sich zu freuen, ganz gleich was geschehe”, niemals aufgeben wolle: “Freu’ Dich, freu’ dich, unsere Arbeit im Leben, unsere Aufgabe ist Freude, am Himmel, an der Sonne, den Sternen, Gräsern, Bäumen, Tieren und Menschen - auch Du sollst, darfst Dich freuen.”
Wir üben unseren Glauben aus, um einen Zustand zu erlangen, in dem wir alles in Freude verwandeln können.
Aus Hindernissen Wert schaffen
Nichiren sagt: "Je größer die Nöte, die ihn bedrängen, desto größer die Freude, die er wegen seines starken Glaubens fühlt”[^88] und "Ganz sicher werden zu einer solchen Zeit die drei Hindernisse und vier Teufel erscheinen; der Weise freut sich, während der Dumme flieht."[^89]
Wenn wir erkennen, daß unsere Schwierigkeiten eine Chance zur Entwicklung sind, können wir sie mit Freude, Heiterkeit und Mut angehen. Wenn wir dazu beitragen, daß unsere Freunde sich wohl fühlen, und selbst alles mit einem frohen Lächeln tragen, führen wir ein starkes Leben, das "die Herzen der Zuhörer erfreut".
Es gibt ein japanisches Sprichwort, das etwa heißt, "ein Marmorblock ist ein Hindernis für die Schwachen, für die Starken aber ist er ein Sprungbrett".
Starke Menschen machen das Beste aus einem Hindernis. Je stärker wir sind, desto mehr Freude erleben wir. Alles hängt von unserer Lebenskraft, unserer geistigen Energie ab. Diese kommt letztendlich aus der Kraft von Glauben und Ausübung.
Nichiren erklärt zu der Parabel "des Edelsteins in dem Gewand", daß die Freude des armen Mannes bei der Entdeckung, daß er den unbezahlbaren Edelstein besitzt, vergleichbar ist mit "der großen Freude", die wir erleben, wenn wir zum ersten Mal verstehen, daß unser Leben von Beginn an "Buddhaschaft" ist. “Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die größte aller Freuden".[^90]
Wahres Glück ist kein äußerliches Glück, sondern ein Zustand, der von äußeren Bedingungen unabhängig ist.
In unserer Zeit streben die Menschen nach vergänglichem Vergnügen und neigen dazu, äußerlich sichtbaren Wohlstand für den Maßstab des Glücks zu halten. Daher ist es um so wichtiger, daß wir andere das Wunder des Glücks lehren, das im Leben existiert, indem wir mit unserem Leben die "größte aller Freuden" zeigen.
Freude ist ansteckend.
Freude ist ansteckend. Wer “die Herzen der Zuhörer erfreut”, kann jede/n um sich herum zu einem Menschen werden lassen, der ebenfalls “die Herzen der Zuhörer erfreut”. Und wer sich Mühe gibt, “die Herzen der Zuhörer” zu erfreuen, findet große Freude im eigenen Herzen wieder.
Shi shari-hotsu. Fu shu bu setsu. Sho-i sha ga. Bus\^sho joju. Dai ichi ke-u. Nange shi ho.
“Doch halt, Shariputra, ich sage nichts mehr. Weshalb? Weol das, was der Buddha vollbracht hat, das außergewöhnlichste und am schwierigsten zu verstehende Gesetz ist.” (LS2, 24)
Werde ein hervorragender Mensch durch Ausüung der hervorragenden Lehre.
Wie ich schon sagte, wird das Kapitel “Geschickte Hilfsmittel” als die “unaufgeforderte und spontane Lehre” bezeichnet, weil nämlich der Buddha aus eigener Initiative zu lehren begann, als er sagte: “Die Weisheit der Buddhas ist grenzenlos tief und unermeßlich” (LS2, 23) und nicht als Antwort auf eine Frage.
Bis hierher hat er betont, daß die Weisheit des Buddhas das Verständnis Shariputras und der anderen Menschen der “zwei Fahrzeuge” übersteigt. Hier jedoch sagt Shakyamuni zu Shariputra - um einen noch stärker suchenden Geist zu entfachen -: “Ich sage nichts mehr.”
Leben Sie getreu Ihrer selbst.
Shakyamuni erklärt, daß er nicht weiter predigen wird, “Weil das, was der Buddha vollbracht hat, das außergewöhnlichste und am schwierigsten zu verstehende Gesetz ist.”
Präsident Toda gab mit einem Lächeln seinen Kommentar zu diesem Abschnitt:
“Der Buddha begann, das “Geschickte Hilfsmittel”-Kapitel zu predigen, ohne daß ihm jemand zuerst eine Frage gestellt hätte. Bis dahin hat er den Lebenszustand des Buddhas in höchsten Tönen gepriesen, doch jetzt sagt er: “Du wirst nun von mir nichts mehr hören”. Seine Zuhörer waren zweifellos verblüfft.”
Aus dem tiefsten Wunsch heraus, seine geliebten Schüler den höchsten Lebenszustand erlangen zu lassen, spricht Shakyamuni diese Worte strikten Mitgefühls: Doch halt, Shariputra.”
Wie ich schon bemerkt habe, ist es der Wunsch des Lehrers, alle Schüler den gleichen Lebenszustand erlangen zu lassen, wie er selbst ihn besitzt. Es gibt keinen wahren Lehrer, der sich große Mühe gibt, das Wachstum seiner Schüler zu verwirren oder zu behindern.
Shariputra, der als der Erste an Weisheit unter Shakyamunis Schülern galt, hört der folgenden Predigt zu und begreift nun, daß der einzige Zweck der buddhistischen Ausübung darin besteht, die Welt der Buddhaschaft im eigenen Leben zu öffnen. Weil Shariputra als Schüler die Strenge seines Lehrers Shakyamuni mit seinem ganzem Leben empfand, konnte er den eigenen Lebenszustand entwickeln.
Weiterhin: vom Standpunkt Shakyamunis aus gesehen wagte dieser,das wahre Gesetz zu predigen - die Lehre, die so schwierig zu verstehen ist -, weil er Shariputra und seinen anderen Schülern vertraute. Hätte der Meister geglaubt, daß seine Schüler seine wahre Absicht nicht hätten begreifen können, dann hätte er nicht begonnen, seine Lehre zu verkünden. Bei solch schwachen Schülern hätte er noch nicht mal ihren unreifen Lebenszustand tadeln können und keine Wahl gehabt, als “Lehren gemäß des der Auffasungsgabe” zu verkünden, die dem Lebenszustand seiner Schüler entsprachen.
Von einer Ebene her mag man sich das Lotos-Sutra als ein spirituelles Drama vorstellen, das sich entfaltet zwischen dem Meister, der die Wahrheit lehrt, und den Schülern, die seine Lehre mit ihrem ganzen Leben empfangen.
Vom Standpunkt des Buddhismus Nichirens weist dieser Abschnitt darauf hin, daß das große Gesetz Nam-Myoho-Renge-Kyo, das Nichiren besitzt, die “außergewöhnlichste” Lehre ist, und daß die Menschen es unmöglich mit ihrem üblichen Lebenszustand begreifen können.
Die grenzenlose Kraft des Gohonzons.
Die zeitlich und räumlich unbegrenzte Kraft des Gohonzons kann mit einem oberflächlichen Lebenszustand nicht erfaßt werden. Es wäre einfältig, wenn wir versuchen wollten, die Kraft des Gohonzons mit unserem Verstand abzuschätzen oder zu bestimmen. Solches Denken verrät die eigene Einbildung. Wenn wir praktizieren und unsere starke Glaubenskraft hervorholen, können wir auf jeden Fall Ergebnisse in Gestalt von unauffälligen und offensichtlichen Nutzen hervorbringen. In dem Ausmaß, in dem wir davon überzeugt sind, können wir unseren inneren Lebenszustand erweitern.
Das Mystische Gesetz ist “das außergewöhnlichste und am schwierigsten zu verstehende Gesetz.”
Nichiren Sagt: “Wenn es das höchste Gesetz ist, das jemand man annimmt und beibehält, dann muß dieser Mensch demgemäß der Erste unter allen sein” (MW-5, 32). Das Leben derer, die das höchste Gesetz annehmen, ist in höchstem Maße glücklich.
Ich wünsche mir, daß Sie alle als die “Ersten” auf Ihrer jeweiligen Aktivitätsbühne strahlen. Bitte zeigen Sie in Ihrem Leben den brillianten Beweis des höchsten Gesetzes. Das ist die Bedeutung von “das außergewöhnlichste und am schwierigsten zu verstehende Gesetz” auszuüben.
Die SGI ist eine Ansammlung von solch erstklassigen Menschen. Wir sollten uns nicht erniedrigen und so etwas sagen wie “Meine Fähigkeiten sind so gering.” Jede/r hat eine Aufgabe, die nur sie oder er erfüllen kann.
Präsident Toda sagte: “Ich möchte gerne, daß die Soka Gakkai eine Gruppe wird, die Dinge schafft, welche die Mitglieder anderer Bewegungen nicht tun können. Ich möchte eine solche Organisation entwickeln, daß selbst der schwächste Mensch in der Soka Gakkai in der Gesellschaft der stärkste ist.”
Wir können uns vornehmen, unsere Aufgabe mit Würde zu erfüllen in dem Entschluß, als erstklassige Menschen im jeweiligen Bereich unserer Aktivitäten zu strahlen und dabei auf eine uns gemäße Art zu leben.
Teil 13
Das wahre Wesen aller Phänomene ist die Weisheit, die Wahrheit des Lebens zu verstehen.
Yui butsu yo butsu. Nai no kujin. Shoho jisso. Sho-i shoho. Nyo ze so. Nyo ze sho. Nyo ze tai. Nyo ze riki. Nyo ze sa. Nyo ze in. Nyo ze en. Nyo ze ka. Nyo ze Ho. Nyo ze Honmak\^kukyo to.
“Das wahre Wesen aller Phänomene kann nur von Buddhas verstanden werden; dieses Verständnis wird von allen Buddhas geteilt. Diese Wirklichkeit besteht aus Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innewohnender Ursache, Beziehung, latenter Wirkung, manifester Wirkung und deren Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende.”[^91]
Wir kommen nun zu dem wichtigsten Abschnitt des Hoben-Kapitels. Es geht um das wahre Wesen aller Phänomene und die zehn Faktoren. Was ist denn diese Weisheit des Buddhas, die Shakyamuni von Beginn des Kapitels an als "unendlich tief" und "schwierig zu verstehen" preist? An dieser Stelle versucht er, es zu erklären.
Das wahre Wesen aller Phänomene ist die Weisheit des Buddhas, die nur von Buddhas verstanden wird und die alle Buddhas teilen. Shakyamuni erklärt, daß das wahre Wesen aus den zehn Faktoren von Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innerer Ursache, Beziehung, latenter Wirkung, manifester Wirkung und deren Übereinstimmung von Anfang bis Ende besteht.
"Alle Phänomene" bezieht sich auf Leben, wie es sich in den zehn Welten darstellt (jap. shoho), und dessen Umgebung (sho), also auf alle Lebewesen und die Orte, an denen sie leben. Es bezieht sich auf die ganze Natur, auf alle Dinge und alle Phänomene. "Wahres Wesen" steht für Wirklichkeit, so wie sie ist. Man könnte das wahre Wesen aller Phänomene als die unverfälschte Wahrheit aller Dinge bezeichnen. Die zehn Faktoren bezeichnen den Inhalt des wahren Wesens. Aus diesem Grund heißt dieser Absatz: "Das wahre Wesen der zehn Faktoren".
Was sind die zehn Faktoren?
(1) Erscheinung (nyo ze so): die äußere Manifestation von Leben; (2) Natur (nyo ze sho): der geistige oder mentale Aspekt des Lebens; (3) Wesen (nyo ze tai): die Gesamtheit des Lebens, bestehend aus Erscheinung und Natur; (4) Kraft (nyo ze riki): inhärente Energie, (5) Einfluß (nyo ze sa): nach außen gerichtete Handlung; (6) innere Ursache (nyo ze in): die innere Ursache für Ereignisse; (7) Beziehung (nyo ze en): Die Ursachen oder Bedingungen, die die innere Ursache aktivieren; (8) latente Wirkung (nyo ze ka): die (in der Tiefe des Lebens) durch innere Ursache und Beziehung verursachte Wirkung; (9) manifeste Wirkung (nyo ze ho): die konkrete, wahrnehmbare Manifestation der latenten Wirkung; (10) Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende (nyo ze homatsu kukyoto): das vollkommene Zusammenwirken dieser neun Faktoren in jedem Augenblick.
Die zehn Faktoren können folgendermaßen zusammengefaßt werden: Die drei Faktoren von Erscheinung, Natur und Wesen erklären die wesentliche Zusammensetzung aller Phänomene. Die sechs Faktoren von Kraft, Einfluß, innerer Ursache, Beziehung, latenter und manifester Wirkung beschreiben die Funktionen und das Wirken aller Phänomene. Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende zeigt den Zusammenhang aller neun Faktoren, angefangen bei der Erscheinung bis zur manifesten Wirkung.
Vor jedem Faktor steht hier der Begriff nyo, der wörtlich übersetzt "es ist wie" heißt. Damit sagt Shakyamuni: Man kann die Weisheit des Buddhas grundsätzlich nicht in Worte fassen, doch könnte man sie so beschreiben.
Ich möchte die zehn Faktoren anhand eines Beispiels erklären. Unsere eigene Existenz ist ein "Phänomen". Unser Aussehen, unsere Haltung und so weiter machen die "Erscheinung" des Phänomens des Lebens aus. Charaktereigenschaften wie Ungeduld, Großmut, Freundlichkeit, Zurückhaltung oder die verschiedenen Aspekte von Persönlichkeit oder Temperament bilden zusammen die Natur. Die Gesamtheit der körperlichen und geistigen Aspekte - von "Erscheinung" und "Natur" - bilden das Wesen, die Person.
In unserem Leben gibt es verschiedene Energien (Kraft), die ihrerseits verschiedene äußere Funktionen hervorrufen (Einfluß). Damit wird unser Leben zu einer Ursache (innere Ursache), und von inneren und äußeren Bedingungen aktiviert (Beziehung) werden Veränderungen im Leben verursacht (latente Wirkung), die sich schließlich äußerlich zeigen (manifeste Wirkung).
Darüber hinaus verweben die neun Faktoren unser Leben und unsere Umgebung in vollkommener Übereinstimmung ohne eine Auslassung der Faktoren (Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende). Das ist der wahre Aspekt der zehn Faktoren in unserem Leben.
Wir alle leben im Rahmen dieser zehn Faktoren. Niemand kann behaupten, er habe keine "Erscheinung", denn dann wäre er unsichtbar. Und niemand kann sagen, er habe keine Persönlichkeit oder keine Energie oder er übe keinerlei Aktivitäten aus. Es gibt auch keine Situation, in der die Erscheinung eine Person, die Natur eine andere und das Wesen eine weitere Person sind. Es gibt bei allen Faktoren Übereinstimmung; sie alle zusammen bilden die nicht ersetzbare Gesamtheit des individuellen Seins.
In jeder der zehn Welten sind die Menschen mit den zehn Faktoren entsprechend ihrem Lebenszustand ausgestattet.
Im Zustand der Hölle ist die Erscheinung eines Menschen, der von Leiden überwältigt ist, düster und deprimiert. Seine Natur und sein Einfluß tendieren dazu, die Menschen in seiner Umgebung auch in die Dunkelheit zu ziehen. Im Zustand des Glücks erscheint ein Mensch glücklich und lächelnd. Es liegt in seiner "Natur", daß ihn alles, was er erlebt, glücklich macht. Seine "Kraft" und sein "Einfluß" tragen dazu bei, daß sich alle in seiner Umgebung auch "obenauf" und glücklich fühlen.
So hat jede der zehn Welten ihre eigenen Faktoren von Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innerer Ursache, Beziehung, latenter Wirkung und manifester Wirkung. Auch hier gilt die Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende. Das ist die wahre Natur aller Phänomene.
Josei Toda erklärte das so: "Nehmen wir an, vor uns steht ein Dieb. Er ist ein Dieb, angefangen von der Erscheinung bis zur manifesten Wirkung. Das ist Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende im Leben eines Diebs. Da gibt es keine Ausnahme". Das Verständnis des wahren Wesens aller Phänomene bedeutet, nicht nur die oberflächliche Erscheinung zu sehen, sondern die Weite und Tiefe des Lebens in seiner Gesamtheit zu verstehen.
Die zehn Faktoren sind nicht auf Menschen beschränkt. Auch Blumen, die am Wegesrand blühen, haben die Natur und das Wesen der Schönheit. Auch sie besitzen Kraft, Einfluß, innere Ursache, Beziehung, latente Wirkung und manifeste Wirkung, wobei nicht ein Faktor fehlt. In ihrer Gesamtheit sind diese Faktoren untereinander entsprechend dem Leben der Blume miteinander verbunden. Das trifft ebenso für anorganische Dinge zu. Einen Kieselstein, den Himmel, den Mond, Sterne, die Sonne, das Meer mit seinem Salzgeruch, zerklüftete Berge, Häuser, Autos, Möbel, Gebrauchsgegenstände - die zehn Faktoren beschreiben die Existenz aller Dinge.
Das ist die Weisheit, das wahre Wesen aller Phänomene zu erkennen, welche ein Buddha erlangt hat. Ein Buddha versteht anhand eines einzigen Phänomens das wahre Wesen. Wenn er einen Menschen ansieht, sieht er dessen Lebenszustand und Buddhanatur. Wenn ein Buddha etwas in der Natur betrachtet, erkennt er die innere noble Schönheit. Bei einem sozialen Phänomen erkennt er sofort dessen tiefere Bedeutung. Die Weisheit, das wahre Wesen aller Phänomene zu kennen, ist die Fähigkeit, die wahre Natur aller Dinge zu sehen.
Die Wahrheit sehen
Der Buddhismus erklärt, daß es für Menschen entsprechend ihrem Lebenszustand fünf Arten zu sehen gibt: mit dem Auge des gewöhnlichen Sterblichen, dem göttlichen Auge, dem Auge der Weisheit (der Menschen der zwei Fahrzeuge), dem Auge des Gesetzes von Ursache und Wirkung (der Bodhisattwas) und dem Auge des Buddhas. Zum wahren Wesen aller Phänomene erleuchtet zu sein, bedeutet, alles mit dem Auge des Gesetzes von Ursache und Wirkung und dem Auge des Buddhas zu sehen.
Das Sehen ist natürlich nur eins von vielen Beispielen. Hinzu kommen Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Wir versuchen, mit allen Fähigkeiten das wahre Wesen aller Phänomene wahrzunehmen. Der französische Dichter Comte de Lautremont schreibt, er suche die Wahrheit in flüchtigen Phänomenen. Was aber in Wirklichkeit zählt, ist die Fähigkeit, in die Tiefe zu schauen und die wahre Natur der sich verändernden Phänomene unmittelbar zu erkennen. Ein Buddha beherrscht diese Art zu sehen.
Oftmals sind Mißerfolg oder Verlust selbst bei alltäglichen Dingen auf Mißverständnisse oder falsche Wahrnehmungen, auf Vorurteile oder Spekulation zurückzuführen. Es wird um so schwieriger, die Wahrheit zu sehen, wenn es um grundlegende Probleme des einzelnen oder der Gesellschaft geht. Nur ein Buddha kann das wahre Wesen eines Problems sehen.
Von dem Wissenschaftler Isaac Newton sagt man, daß er das Gravitationsgesetz erkannte, als er einen Apfel vom Baum fallen sah. In dem fallenden Apfel (dem Phänomen) erkannte er die Wahrheit (das wahre Wesen), daß nämlich alle Dinge dem Gesetz der Schwerkraft unterliegen. Das könnte man sich als Teil der Weisheit vorstellen, das wahre Wesen aller Phänomene zu erkennen.
Wenn jemandem die entsprechende Einsicht fehlt, wird er das wahre Wesen nicht erkennen können, auch wenn er noch so viele Äpfel fallen sieht. Die Entdeckung Newtons ”öffnete eine neue Welt" und war für die Menschheit von großem Nutzen.
Die Weisheit des Buddhas, das wahre Wesen aller Phänomene zu erkennen, ist für das Glück der Menschen und den Fortschritt der Menschheit von noch weit größerem Wert. Wenn wir davon sprechen, das wahre Wesen "hinter" den Phänomenen zu erkennen, könnte der Eindruck entstehen, daß das Gesetz irgendwo getrennt von den Phänomenen zu finden sei. Das ist nicht so. Die Phänomene und ihr wahres Wesen sind untrennbar. Ein Buddha sieht das wahre Wesen, wie es sich durch die Phänomene manifestiert, und erkennt genau, daß das wahre Wesen niemals getrennt von den Phänomenen existiert.
Man könnte die ständig wechselnden Phänomene mit Wellen vergleichen und das wahre Wesen mit dem Meer. Einerseits entstehen die Wellen durch das Meer und bestehen aus Meerwasser. Andererseits gibt es kein Meer, daß sich nicht durch Wellen manifestiert. Im wesentlichen sind beide eins.
Wenn man das wahre Wesen mit der Oberfläche eines Spiegels vergleicht, dann entsprechen die Spiegelbilder darin dem Phänomen. Der Spiegel reproduziert alle möglichen Dinge als Bilder. Es gibt keinen Spiegel, der bei Licht nichts widerspiegelt. Andererseits gäbe es auch keine Spiegelbilder ohne Spiegel.
Wenn man Leben wie der Buddha wahrnimmt, steht "alle Phänomene" für individuelles Leben und "wahres Wesen" für die Wahrheit des Lebens, das das Universum durchdringt. Ein Buddha sieht selbst in der kleinsten Manifestation von Leben das universale Leben.
Alle Lebewesen sind also Wesenheiten des Mystischen Gesetzes, zu dem ein Buddha erleuchtet ist. Ein Buddha erkennt, daß sie mit ihrem Leben auch die Buddhanatur besitzen. Das ist die Weisheit des wahren Wesens aller Phänomene.
Die Weisheit des Buddhas, das wahre Wesen zu erkennen, das sich in allen Phänomenen manifestiert, ist identisch mit dem Mitgefühl des Buddhas, der allen Menschen ermöglichen will, Buddha zu werden.
Nichiren sagt: "Jedoch ist das Leben selbst der wertvollste aller Schätze. Selbst die Schätze des gesamten Universums können nicht den Wert eines einzigen menschlichen Lebens erreichen".[^92] Das Leben eines einzigen Menschen, sagt Nichiren, ist wertvoller als alle Schätze im Universum. Das ist die buddhistische Sicht des Lebens. Sie beruht auf der Wahrnehmung des wahren Wesens aller Phänomene. Aus der Sicht des Buddhas ist das Leben ein Wunder. Das Universum ist hell und voll Harmonie. Ein Buddha sieht voll Freude und Begeisterung die nicht austauschbare Einzigartigkeit aller Dinge.
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens ist das wahre Wesen aller Phänomene der Gohonzon.
Teil 14
Der Gohonzon ist das wahre Wesen aller Phänomene
Yui Butsu yo butsu. Nai no kujin. Shoho Jisso. Sho-i shoho. Nyo ze so. Nyo ze sho. Nyo ze tai. Nyo ze riki. Nyo ze sa. Nyo ze in. Nyo ze en. Nyo ze ka. Nyo ze ho. Nyo ze honmak\^kukyo to.
“Das wahre Wesen aller Phänomene kann nur von Buddhas verstanden werden; dieses Verständnis wird von allen Buddhas geteilt. Diese Wirklichkeit besteht aus Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innewohnender Ursache, Beziehung, latenter Wirkung, manifester Wirkung und deren Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende.”[^93]
In der letzten Folge meiner Vorlesungen über das Lotos-Sutra sprach ich über die Weisheit eines Buddhas, das wahre Wesen aller Dinge zu sehen, und zwar aus der Sicht des Sutra-Abschnitts, in welchem die zehn Faktoren des Lebens erläutert werden.
In der Gosho "Das wahre Wesen des Lebens" erklärt Nichiren die grundlegende Bedeutung des wahren Wesens der zehn Faktoren.
Er hatte den Brief über "Das wahre Wesen des Lebens" als Antwort auf eine Frage seines Schülers Sairen-bo über den obigen Abschnitt des Hoben-Kapitels geschrieben. Sairen-bo, von dem man annimmt, daß er ursprünglich ein Priester und Gelehrter der Tendai-Schule war, gilt als wissensdurstiger Schüler des Buddhismus.
Nichiren beginnt seinen Brief mit der einfachen Feststellung, daß der Abschnitt des Lotos-Sutras über die zehn Faktoren "bedeutet, daß alle Wesen und deren Umgebung in irgendeiner der Zehn Welten, von Hölle, der niedrigsten, bis zur Buddhaschaft, der höchsten, ohne Ausnahme Manifestationen von Myoho-Renge-Kyo sind".[^94] Leben in jeder Form (alle Phänomene, die ständigem Wandel unterworfen sind) ist die Manifestation von Nam-Myoho-Renge-Kyo (dem wahren Wesen).
Das gesamte Universum ist das Mystische Gesetz - alles in der Natur, Musik, Tanz, Theater, Poesie, Glanz, das sprühende Leben, Geburt und Tod, Leiden und Freude, beständiger Wandel, Fortschritt und die höchste Freude des Mystischen Gesetzes.
Durch unsere Ausübung erkennen wir das wahre Wesen aller Phänomene und manifestieren es aktiv im eigenen Leben.
"Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende" der zehn Faktoren bedeutet nicht allein, daß die neun Faktoren von "Erscheinung" bis zu "manifester Wirkung" vollkommen in jede der zehn Welten integriert sind, so daß sich bei einer Person oder Sache im Zustand der Hölle auch alle zehn Faktoren im Zustand der Hölle befinden. Nichiren erklärt, daß diese Übereinstimmung auf einer wesentlich tieferen Ebene besteht, daß nämlich alle neun Faktoren in jeder der zehn Welten im Grunde Manifestationen von Myoho-Renge-Kyo sind. Alles als Manifestation von Myho-Renge-Kyo zu sehen, bedeutet, das wahre Wesen alle Phänomene wahrzunehmen. Das ist die Weisheit des Buddhas.
In einer anderen Gosho sagt Nichiren dies klar: "Die zehn Faktoren des Lebens sind Myho-Renge-Kyo".[^95] Nam-Myoho-Renge-Kyo ist das dem Universum zugrunde liegende Gesetz (das wahre Wesen), das sich ununterbrochen als Leben in den zehn Welten manifestiert (alle Phänomene).
Wer zum Mystischen Gesetz als fundamentaler Wahrheit des Universums erleuchtet wird, ist Buddha. Die Erleuchtung des Buddhas findet im Gohonzon Ausdruck. Aus diesem Grunde sind die zehn Faktoren des Lebens letztendlich der Gohonzon.
Josei Toda erklärte es so: "Die zehn Faktoren stellen eine abgekürzte Erklärung des Gohonzons dar. Aus diesem Grunde ist das Hoben-Kapitel sehr wichtig. An der Oberfläche sind es lediglich die zehn Faktoren. Das ist die Ebene der Doktrin des Sutras. Aber aus der Sicht der Erleuchtung Nichirens werden sie zu einer Beschreibung des Gohonzons. Das ist die Ebene seiner Wahrnehmung der Wahrheit."
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens ist das wahre Wesen aller Phänomene also nichts anderes als der Gohonzon.
So gesehen ist "Nam-Myoho-Renge-Kyo Nichiren", das in der Mitte des Gohonzons von oben nach unten geschrieben ist, das wahre Wesen; die Wesen der zehn Welten auf beiden Seiten entsprechen somit allen Phänomenen. Nach der Lehre von ichinen sanzen (ichinen = ein einziger Augenblick) ist ichinen das wahre Wesen und sanzen (dreitausend Welten) die Phänomene.
Wenn wir als Wesen der neun Welten vor dem Gohonzon von ichinen sanzen beten, zeigen unsere durch Nam-Myoho-Renge-Kyo erleuchteten täglichen Aktivitäten das wahre Wesen aller Phänomene. Nichiren sagt: "Die Lebewesen der zehn Welten sind alle Buddhas des wahren Wesens aller Phänomene."[^96] Unser Leben kann als die Verkörperung von Nam-Myoho-Renge-Kyo leuchten, ob wir im Zustand der Hölle oder der Menschlichkeit sind.
Man muß nicht in die Ferne gehen, um ein besonderer Mensch zu werden. So lange wir ernsthaft vor dem Gohonzon beten und uns für Kosen-rufu einsetzen, sind wir Buddhas des wahren Wesens aller Phänomene, gleichgültig ob wir gerade Freude oder Kummer erfahren. Jeder kann seine einzigartige Aufgabe erfüllen.
Durch die Ausübung können wir das ungehinderte Wirken von ichinen sanzen im täglichen Leben zeigen.
Der 26. Hohe Priester Nichikan sagt in seiner Auslegung von "Das wahre Objekt der Verehrung": "Wenn wir aufrichtig Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, wird unser Leben in seiner Gesamtheit zum Objekt der Verehrung".
Durch die Ausübung des Mystischen Gesetzes für uns selbst und für andere wird unser Leben zum Gohonzon. Wir können unser Leben als Wesen des Mystischen Gesetzes zum Leuchten bringen.
Josei Toda sagt: "Mit der Verehrung des Gohonzons und dem Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo durchdringt der Gohonzon unser Leben vollständig. Wenn wir unsere Augen öffnen und das Universum betrachten, finden wir darin den Gohonzon. Wenn wir die Augen schließen und tief in uns hineinsehen, erscheint auch dort immer klarer und stärker der Gohonzon.
Im Grunde ist das ganze Universum das wahre Wesen aller Phänomene und der Gohonzon. Das gleiche gilt für unser Leben. Durch die Verehrung des Gohonzons wird die Dynamik zwischen dem Universum und unserem Leben aktiviert, und unser wahres Wesen von Nam-Myoho-Renge-Kyo erscheint. Die Weisheit des Buddhas, die von Anfang an in unserem Leben vorhanden ist, tritt zutage, und wir haben den Mut, aus Mitgefühl zu handeln. Das ist der Beginn des Glücks.
Der Gohonzon und die Weisheit des Lotos-Sutras sind wunderbar. Der Gohonzon verkörpert ein unerschöpfliches Reservoir von Glück und Weisheit und das Lotos-Sutra des Späten Tages des Gesetzes.
Der gegenseitige Besitz der zehn Welten und ichinen sanzen
Mit der Erklärung der zehn Faktoren und des wahren Wesens aller Phänomene hat Shakyamuni die Weisheit eines Buddhas dargestellt. Er erläutert später im Hoben-Kapitel die eine Lehre des Buddhas (das eine Fahrzeug), welche “die Tür öffnet” zur Weisheit des Buddhas, diese "zeigt", "Lebewesen zu (ihr) erweckt" und "sie veranlaßt, den Weg (zu ihr) einzuschlagen". Er legt dar, daß die drei Arten von Lehren (die drei Fahrzeuge), die vor dem Lotos-Sutra verkündet wurden, für die Menschen, die die Lehre hören, für die Menschen, die aus sich die Erkenntnis haben (Pratyekabuddhas), und die Bodhisattwas passende Mittel (Hoben) sind. Das bezeichnet man als "die Ablösung der drei Fahrzeuge durch das eine Fahrzeug".
Da der Abschnitt über das wahre Wesen der zehn Faktoren den wesentlichen Punkt dieser "Ablösung" erläutert, wird er als die "genaue Ablösung" der drei Fahrzeuge durch das eine Fahrzeug bezeichnet. Der große Lehrer T'ien-t'ai aus China entwickelte seine wichtige Lehre von ichinen sanzen aus diesem Abschnitt und dem Konzept des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten.
Die Lehre des Lotos-Sutras, die die Weisheit des Buddhas allen Menschen zugänglich macht, ist die Offenbarung, daß alle Wesen der neun Welten auch die Welt der Buddhaschaft besitzen. Auf der Grundlage dieses mystischen Prinzips formulierte T'ient-t'ai das unergründlich wahre Wesen anhand des Konzepts des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten (daß nämlich jede der zehn Welten mit allen zehn Welten ausgestattet ist) und anhand des Konzepts der hundert Welten und tausend Faktoren (daß jede der hundert Welten ihrerseits mit den zehn Faktoren ausgestattet ist). Die Welt der Umgebung wird in dem Kapitel "Dauer des Lebens" der wesentlichen Lehre des Lotos-Sutras erläutert, wo es heißt, daß diese saha-Welt das Land ist, in dem der Buddha ewig wohnt. T'ient-t'ai entwickelt auf dieser Grundlage die Lehre von ichinen sanzen; er erklärt, daß die tausend Faktoren die drei Welten enthalten.
In diesem Zusammenhang sagt Nichiren: "Die Lehre von ichinen sanzen kommt von den zehn Faktoren, die im ersten der acht Bände des Lotos-Sutras enthalten sind".[^97]
Wir sehen also, daß der Abschnitt über das wahre Wesen der zehn Faktoren mit der Aussage, daß alle Wesen der zehn Welten Buddha werden können, von wesentlicher Bedeutung ist.
Die Aussage, daß alle Lebewesen der zehn Welten die zehn Faktoren von Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innerer Ursache, Beziehung, latenter Wirkung, manifester Wirkung und deren Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende besitzen, ist also die Bestätigung, daß es aus der Sicht eines Buddhas keinen Unterschied gibt zwischen dem Leben eines Buddhas und dem Leben der anderen. Daher ist die Erleuchtung aller Menschen Gewißheit. Nichiren hebt die Bedeutung dieses Abschnitts hervor: "Der letztendliche Zweck des Erscheinens der Buddhas in der Welt ist das Lotos-Sutra, die fundamentale Lehre, die allen Lebewesen den Weg zur Buddhaschaft “öffnet”. Diese Lehre liegt allein in dem aus vier Schriftzeichen bestehenden Ausdruck des wahren Wesens aller Phänomene.. . . Dieser eine Satz ist von unermeßlicher Bedeutung."[^98]
In der Tendai-Lehre gibt es keine Ausübung
Es ist von großer Bedeutung, daß in Nichirens Buddhismus das wahre Wesen aller Phänomene der Gohonzon ist.
Der Buddhismus T'ien-t'ais wollte das wahre Wesen aller Phänomene im Menschen selbst erkennen. Dazu diente die Ausübung, das eigene Wesen zu beobachten und das Gesetz darin wahrzunehmen. Das Ziel war letztlich, zum wahren Wesen zu erwachen, das eins ist mit allen Phänomenen.
Dieses wurde jedoch von den späteren Tendai-Gelehrten verdreht. Zu Lebzeiten Nichirens war die Tendai-Lehre soweit verfallen, daß man der buddhistischen Ausübung den Wert ganz abstritt. Da das wahre Wesen ohnehin mit allen Phänomenen eins ist, konnte man ihrer Ansicht nach alles so lassen, wie es war. Man war eben ein Buddha, auch wenn man keine Ausübung machte. Sie hatten den Geist T'ien-t'ais, des Begründers der Lehre, zerstört.
Allein mit der Feststellung, daß die schmutzige und verderbte Wirklichkeit selbst das wahre Wesen ist, läßt sich keine Verbesserung im Leben der Menschen oder in der Gesellschaft herbeiführen. Bis heute finden wir in der Einstellung der Japaner zur Religion und zum Leben selbst die Tendenz, die gegenwärtigen Verhältnisse durch eine rosa Brille zu betrachten und nichts zu tun, um eine positive Veränderung hervorzurufen. Nichiren kämpfte gegen diese dekadente Tendai-Lehre. Man könnte sogar behaupten, daß die Priester der Tendai-Schule die Lehre vom wahren Wesen aller Phänomene benutzten, um ihre eigene Dekadenz zu rechtfertigen. In dieser Hinsicht sind sie der heutigen Nichiren-Shoshu-Priesterschaft sehr ähnlich.
Nichiren Daishonin erweckte die Weisheit des Buddhas zu neuem Leben, der das wahre Wesen aller Phänomene als Leitlinie für die Menschen erkannte, sich um ihre buddhistische Ausübung zu bemühen und sie für die Verwirklichung der Buddhaschaft zu benutzen.
Er schrieb den Gohonzon, der das erleuchtete Leben des Buddhas von Nam-Myoho-Renge-Kyo (Nichiren) verkörpert, für alle Menschen der Welt im Späten Tag des Gesetzes ein.
Der Buddhismus Nichirens lehrt nicht, daß wir uns darauf beschränken sollen, das wahre Wesen aller Phänomene in unserem Leben zu betrachten. Er lehrt, daß wir uns darum bemühen sollen, unser Leben und unsere Umgebung als das wahre Wesen aller Phänomene zum Leuchten zu bringen. Es ist der Gedanke der Veränderung und Verbesserung, der alle Phänomene unseres Lebens und der Gesellschaft als Manifestation des Mystischen Gesetzes strahlen läßt.
Mit dem Licht dieser Weisheit können wir die Dunkelheit der Illusion vertreiben, die aus Unkenntnis entsteht. In diesem Sinne ist unser Leben selbst hell. Wir sollen den Ort, an dem wir leben, hell und strahlend machen. Wenn wir zum Licht werden, kann es keine Dunkelheit an diesem Ort geben, ganz gleich, was geschieht.
Nichiren rief zur religiösen Reformation und gegen den Verfall des Buddhismus auf. Wir führen diesen Kampf fort. Die Priesterschaft der Nichiren Shoshu hat sich wie die Tendai-Schule zu Lebzeiten Nichirens, jedoch in viel schlimmerem Maße, gegen den Geist ihres Begründers vergangen. Sie vernachlässigt die Ausübung und führt ein ausschweifendes Leben. Damit verstößt sie gegen den Geist des Buddhismus.
Vom Nutzen, den Abschnitt dreimal zu lesen
Welche Bedeutung hat es, beim Gongyo diesen Abschnitt über das wahre Wesen der zehn Faktoren dreimal zu lesen?
In der Gosho ichinen sanzen homo, der Lehre von ichinen sanzen, sagt Nichiren, daß mit dem dreimaligen Lesen gezeigt wird, daß sich die drei Wahrheiten von Nicht-Substantialität, vorübergehender Existenz und "Mittlerem Weg" in unserem Leben manifestieren. Das bedeutet, daß unser Leben die drei erleuchteten Eigenschaften von Gesetz, Weisheit und Handlung besitzt. Das bedeutet auch, daß unser Leben die drei erleuchteten Eigenschaften von Gesetz, Weisheit und Freiheit besitzt.
Unser Leben leuchtet wie ein Buddha, der die Erleuchtung verkörpert (die Eigenschaft des Gesetzes), ausgestattet mit Weisheit (die Eigenschaft der Weisheit) und Mitgefühl (die Eigenschaft der Handlung und der Freiheit).
Nichiren lehrt: "Es entsteht mehr Nutzen, wenn man diesen Abschnitt dreimal liest".[^99]
Wir lesen ihn also dreimal, um auszudrücken, daß unser Leben das des edlen Buddhas ist, und vermehren den Nutzen. Allgemein gesagt: Jedes Mal, wenn wir Gongyo machen und Daimoku rezitieren, loben wir die Buddhanatur in unserem Leben. Wir loben auch die Buddhanatur im Leben aller anderen und verbinden uns mit der Buddhanatur des Universums. Welch feierliche Zeremonie! Wie glücklich sind wir, nach dem Prinzip des Glaubens zu leben und dies im täglichen Leben zu zeigen.
Teil 15
In allem die Bedeutung sehen
Yui Butsu yo butsu. Nai no kujin. Shoho jisso. Sho-i shoho. Nyo ze so. Nyoze sho. Nyo ze tai. Nyo ze riki. Nyze sa. Nyo se in. Nyo en. Nyoze ka. Nyo ze ho. Nyo ze honmak kukyo to.
“Das wahre Wesen aller Phänomene kann nur von Buddhas verstanden werden; dieses Verständnis wird von allen Buddhas geteilt. Diese Wirklichkeit besteht aus Erscheinung, Natur, Wesen, Kraft, Einfluß, innewohnender Ursache, Beziehung, latenter Wirkung, manifester Wirkung und deren Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende.”[^100]
Was bedeutet die Erkenntnis des wahren Wesens aller Phänomene für unser Leben? Sie gibt uns die Kraft, aus allem, was geschieht, einen Wert zu schaffen.
In Laufe unseres Lebens ereignet sich vieles. Wir durchleben Leiden und Freude; manchmal haben wir Rückenwind, und manchmal weht uns der Wind ins Gesicht. Dadurch können wir das wahre Wesen der Buddhaschaft in unserem Leben zum Leuchten bringen. Alles, was geschieht, kann zu unserem Glück beitragen, wenn wir ein Leben führen, das von der Weisheit des wahren Wesens aller Phänomene erleuchtet ist.
Nicht nur Freude und Erfolg alleine zählen. Leiden ist die Mutter der Erkenntnis, Kummer und Mißerfolge ermöglichen uns, den Glauben zu vertiefen, wenn wir uns nicht von ihnen besiegen lassen. Unser Leid wird zu Bausteinen des Glücks. Das ist das Prinzip: "Irdische Wünsche sind Erleuchtung". Irdische Wünsche zeigen wie alle anderen Phänomene das wahre Wesen.
Wenn wir an den Gohonzon glauben, birgt alles, was geschieht, Nutzen. Entscheidend ist der Glaube an das Mystische Gesetz.
Als junger Mann fragte ich einmal Herrn Toda, was einen großen Menschen ausmacht. Er antwortete mit einem Lächeln: "Ein großer Mensch hat Vertrauen. Was im Leben immer zählt, ist Vertrauen".
Von den vielen wichtigen Dingen des Lebens nannte Josei Toda, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, das Vertrauen. Natürlich meinte er damit das absolute Vertrauen in das Mystische Gesetz: sich im Leben niemals besiegen zu lassen, dazu beizutragen, daß andere glücklich werden, sich am Arbeitsplatz und in der Umgebung so einzusetzen, daß sich eine positive Änderung ergibt, den Strom der Zeit zu beeinflussen, daß die Gesellschaft menschlicher und die Menschen fröhlicher werden. Wer dieses Vertrauen besitzt und entsprechend handelt, ist großartig.
Vertrauen ist ein klarer Entschluss, Vertrauen ist Mut, Hoffnung, Großzügigkeit und Mitgefühl. In diesem Sinne sagte der 26. Hohe Priester Nichikan: "Buddhaschaft ist Vertrauen in das Lotos-Sutra", und Vertrauen ist Buddhaschaft.
Obwohl Vertrauen und Buddhaschaft mit den Augen nicht wahrgenommen werden können, manifestieren sie sich doch konkret. Das entspricht dem Prinzip der Manifestation des wahren Wesens in allen Phänomenen. Buddhismus ist kein leerer Idealismus.
Glaube zeigt sich im täglichen Leben
Buddhismus zeigt sich in der Gesellschaft. Man kann sagen, daß der Buddhismus das "wahre Wesen" und die Gesellschaft (die weltlichen Angelegenheiten) "alle Phänomene" sind. Genau so ist Glaube das "wahre Wesen" und das tägliche Leben "alle Phänomene". Das Prinzip "Glaube zeigt sich im täglichen Leben" ist also das Prinzip des wahren Wesens aller Phänomene.
Man kann Buddhismus nicht vom täglichen Leben trennen. "Keine Angelegenheit des Lebens oder der Arbeit unterscheidet sich von der letztendlichen Wirklichkeit". Auf diese Aussage T'ien-t'ais bezieht sich Nichiren, wenn er sagt: "Ein weiser Mensch übt den Buddhismus nicht getrennt von den Angelegenheiten des täglichen Lebens aus, sondern hat ein gründliches Verständnis der Prinzipien, die das Leben bestimmen".[^101] Und weiter "Weltliche Dinge sind letzten Endes Buddhismus".[^102] "Letzten Endes" bedeutet in diesem Zusammenhang: "so wie sie sind". Die Ereignisse unseres täglichen Lebens sind also Buddhismus. Nur im täglichen Leben ist die Gültigkeit des Buddhismus zu beweisen.
In der Gosho "Das Wahre Objekt der Verehrung" schreibt Nichiren: "Ist der Himmel klar, so wird der Boden erhellt. Ähnlich versteht jemand, der das Sutra kennt, die Bedeutung aller weltlichen Angelegenheiten."[^103] Dazu sagte Josei Toda, daß nach Nichiren jemand, der den Gohonzon angenommen hat, eigentlich wissen sollte, wie man sein Leben positiv verändern oder geschäftlich vorankommen kann.
Mit dem Sonnenaufgang wird es hell auf der Erde. Wer das Mystische Gesetz verehrt, muß die weltlichen Angelegenheiten verstehen. Durch den Glauben geht die Sonne der Weisheit in uns auf, und wir sehen deutlich, was zu tun ist.
Einer der Ehrentitel eines Buddhas ist: "Der die Welt versteht". Der Buddha versteht alle weltlichen Angelegenheiten in ihrem Kern.
Auch im Land existieren die zehn Faktoren
Das wahre Wesen der zehn Faktoren existiert auch im Land und in der Gesellschaft, genau wie in unserem eigenen Leben als Ganzem und von Tag zu Tag. Auch das Land und die Gesellschaft haben die Faktoren von innerer Ursache, latenter Wirkung und Kraft. Die Erscheinung eines Landes messen wir in Begriffen wie Schicksal, Glück und so weiter.
Nichiren schreibt: "Der Buddhismus ist wie der Körper, und die Gesellschaft wie der Schatten. Wenn der Körper schief ist, ist es auch der Schatten".[^104] Körper und Schatten sind eine untrennbare Einheit. Es gilt gleichermaßen für den Körper wie für Philosophie, Gedanken und Religion: Wenn Verdrehungen in diesen Bereichen nicht rechtzeitig korrigiert werden, wird jeder Versuch, den Schatten geradezubiegen, fehlschlagen.
Mit dem beständigen Dialog trägt die SGI dazu bei, den "Körper" der Gesellschaft aufzurichten. Damit setzen wir die entscheidende innere Ursache für Frieden und Wohlstand.
Im August 1995 jährte sich zum 50. Mal das Ende des 2. Weltkriegs, der die ganze Welt in schreckliche Leiden gestürzt hatte. Und doch ereignen sich in der Welt auch heute noch immer neue Tragödien.
Es gibt nichts Schlimmeres für ein Land, als immer wieder von Krieg und Blutvergießen heimgesucht zu werden. Es gibt nichts Schrecklicheres und Zerstörerischeres als den Krieg.
Im Gedenken an die Leiden der koreanischen Menschen während des Koreakrieges schrieb Josei Toda:
"Ich trauere mit vielen, die in diesem Krieg ihre Männer und Frauen verloren haben oder vergeblich ihre Kinder oder Eltern suchen.
Da sind Menschen, die alles verlieren, zu Bettlern werden und eines gewaltsamen Todes sterben.
Junge Menschen sind gestorben, ohne zu wissen, warum. Da sind alte Frauen, die noch im Tod schreien: "Was habe ich denn getan?"
Ganze Scharen von Kindern wissen nicht, was es bedeutet, Eltern und Geschwister zu haben, da sind zahllose Frauen, die mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken durch das Land wandern, Alte, die von dem Reis träumen, den sie einst aßen.
Da sind viele, die auf die Frage, auf welcher Seite sie stehen, ohne Zögern antworten 'Ich bin auf der Seite von Essen und Obdach'."
In diesen Zeilen sind Trauer, Ärger und Bedauern für Menschen, auf denen gnadenlos herumgetrampelt wird, die voneinander getrennt und getötet werden. Josei Toda litt mit den Menschen in Asien und weinte mit ihnen. Er wollte die Tränen aller Menschen trocknen und kämpfte deshalb für die Verbreitung des Mystischen Gesetzes.
Im Sinne unseres Lehrers helfen wir unseren Freunden, durch das Mystische Gesetz glücklich zu werden. Wir schaffen eine Bewegung von Frieden, Kultur und Erziehung in der ganzen Welt.
Echten und dauerhaften Frieden schaffen
Das wahre Wesen aller Phänomene ist das Prinzip der Achtung der Würde des Lebens.
In unserer heutigen Welt verschärfen sich ethnische Konflikte und gleichzeitig die Bedrohung durch den Terrorismus. Die Tragödie von Menschen, die sich gegenseitig hassen und töten, setzt sich fort, ohne daß ein Ende abzusehen wäre. Auch in Japan steigt die Zahl der Morde durch Schußwaffen, und die Angst vor einer "Revolver-Gesellschaft" wächst.
Aus der Sicht eines Buddhas verkörpert jeder Mensch eine Manifestation des Mystischen Gesetzes; jeder Mensch ist kostbar und unersetzlich, unabhängig von seiner ethnischen Herkunft und gesellschaftlichen Stellung. Niemand darf diskriminiert werden. Es ist unerträglich, daß Menschen in der Gesellschaft getötet werden.
Das Lotos-Sutra ist nichts anderes als der Schrei nach Menschlichkeit. Der Buddhismus existiert deshalb, damit alle Menschen an der grenzenlosen Freude am Leben teilhaben können, damit das Leben der Menschen strahlt.
Es ist daher unsere Aufgabe, uns unerschrocken gegen diejenigen zu stellen, die sich gegen die Würde des Lebens vergehen. In seiner berühmten Erklärung zur "Abschaffung von Kernwaffen" bekannte sich Josei Toda öffentlich dazu, daß er die Ursachen für die Nuklearwaffen bekämpfen wolle.
Es war eine Kampfansage an die teuflische Natur im Leben, die die Menschen dazu bringt, Kernwaffen aufeinander zu richten, an die Kraft des "Mara", die zerstörerische Macht, die das Universum durchdringt, und damit an die menschenverachtende Ausbeutung von Menschen zum eigenen Machterhalt.
Jetzt mit Anbruch des 21. Jahrhunderts muß die Menschheit selbst diese teuflische Kraft, dieses Krebsgeschwür besiegen, das sich im 20. Jahrhundert herausgebildet und bedrohliche Ausmaße angenommen hat.
Die Weisheit des Lotos-Sutras des wahren Wesens aller Phänomene wird eine wichtige Richtlinie für das neue Jahrhundert sein, ein Jahrhundert ohne Mord, in dem die Menschen in Frieden mit ihren Nachbarn und im Einklang mit der Natur leben können.
In diesem Sinne sind alle, die das Mystische Gesetz verbreiten, Pioniere. Man wird ihnen im neuen Jahrhundert Beifall zollen.
Wer einen anderen verletzt, verletzt das Universum und damit sich selbst
Wenn das Bewußtsein der Einheit mit dem Universum verlorengeht, werden die Menschen isoliert und entfremden sich. Innerlich verarmt und alle Werte negierend, bleibt ihnen nur noch die Gewalt.
Wenn bei den Menschen das Bewußtsein vom Einssein mit dem unendlichen Leben, dem Mystischen Gesetz, entsteht, werden die Menschen sich fühlen, als wären sie von der Knechtschaft befreit.
Nichiren sagt: "Letztlich sind alle Phänomene im eigenen Leben enthalten, bis hin zum letzten Staubkorn. Die neun Berge und acht Meere sind in unserem Körper enthalten; wir tragen in uns Sonne, Mond und die Myriaden von Sternen".[^105]
Berge und Meere, Sonne, Mond und Sterne sind alle Teil unseres Seins; Nichiren beschreibt einen unendlich weiten und großartigen Zustand. Der Gohonzon offenbart die unendliche Weite des Lebens des ursprünglichen Buddhas, der die Einheit von Universum und der eigenen Person erkennt. Damit auch wir den gleichen Zustand entwickeln können, hat Nichiren allen Menschen diesen Gohonzon gegeben. Auch außerhalb der buddhistischen Tradition finden sich ähnliche Einsichten. Der englische Schriftsteller D.H. Lawrence (1885-1930) schreibt beispielsweise: "Ich bin so Teil der Sonne, wie mein Auge ein Teil von mir ist. Meine Füße wissen genau, daß ich Teil der Erde bin, mein Blut ist ein Teil des Meeres. Meine Seele weiß, daß ich Teil der Menschheit bin, meine Seele ist Teil der großen menschlichen Seele, mein Geist ist Teil meiner Nation."[^106]
Er beschreibt das Gefühl der Einheit von einer Person mit dem Universum. Seit Menschengedenken haben Philosophie, Religion und Literatur in Ost und West versucht, das menschliche Leben zu definieren. Der Buddhismus Nichirens verleiht der Einheit von Leben und Universum sowohl theoretisch als auch praktisch vollkommenen Ausdruck. Er ist eine Religion des universalen Humanismus.
Lawrence, der ein neues Zeitalter der Menschheit herbeisehnte, folgert: "Beginne mit der Sonne, und alles andere wird nach und nach geschehen."^107
Auf den Lebenszustand bezogen, bedeutet der Buddhismus: "Beginne mit der Sonne". Wenn wir mit dem Himmel, den Göttern von Sonne und Mond als unseren Verbündeten Zwiesprache halten, entwickeln wir einen wunderbaren Lebenszustand. Das ist unsere buddhistische Ausübung.
Was ist der Sinn des Lebens? Einen Zustand absoluten Glücks zu schaffen und zu festigen, einen Zustand, in dem allein die Tatsache zu leben große Freude hervorruft.
Was auch immer geschieht, erleben wir mit Freude. Wir sind in der Tiefe unseres Lebens immer glücklich und haben Vertrauen in die Zukunft. Wie das Meer, das in der Tiefe ruhig bleibt, auch wenn es an der Oberfläche durch Stürme aufgewühlt wird, wie die Sonne, die immer scheint, auch wenn sie durch Wolken verdeckt wird. Auf der Basis des wahren Wesens aller Phänomene können wir unser Leben zu Zeiten von Freude und Leiden genießen.
Was für ein wunderbares Leben können wir führen, die wir uns dem Buddhismus Nichiren Daishonins widmen. Wir werden klare tatsächliche Beweise im nächsten Jahrhundert sehen, wenn wir uns weiterhin unbeirrt bemühen. Dieser große Buddhismus kann der menschlichen Zivilisation einen neuen Anfang bringen.
Teil 16
Das 16. oder Juryo-Kapitel des Lotos-Sutras ("Dauer des Lebens"): das große Epos von der Ewigkeit des Lebens
Das Leben ist das letztendliche Geheimnis. Es ist das größte Wunder, ein Rätsel ohnegleichen, das Schauspiel schlechthin.
Was bedeutet unser Leben? Was ist das Wesen unserer Existenz? Woher kommen und wohin gehen wir? Das sind die Fragen, denen wir uns als Menschen gegenübersehen.
Wenn wir uns diesen Fragen nicht stellen, werden wir niemals echtes Glück und wahre Erfüllung im Leben erfahren, selbst wenn wir im materiellen Überfluß leben und ein zufriedenes, sorgloses Leben führen.
Das Juryo-Kapitel des Lotos-Sutras enthält die Antworten auf diese grundsätzlichen Fragen. Nichiren sagt: "Gäbe es nicht das Juryo-Kapitel unter all den Lehren Shakyamunis, wären sie wie der Himmel ohne Sonne und Mond, ein Königreich ohne König, die Berge und Meere ohne Schätze, oder ein Mensch ohne Seele."[^108]
Wenn wir die anderen Schriften mit den Sternen am Himmel vergleichen, dann ist das 16. Kapitel wie Sonne und Mond, deren Licht am hellsten am Himmel strahlt. Es ist die Königin unter den Philosophien, das kostbarste aller Gedankensysteme und die Seele des Buddhismus.
Gäbe es dieses Kapitel nicht, dann wären, wie Nichiren sagt, alle Sutras wie "wurzelloses Gras", wie "ein Fluß mit versiegender Quelle."^109
Das Kapitel "Dauer des Lebens" erhellt in vollkommener Weise die Antwort auf die Fragen des Lebens, die allen Sutras und allen Denksystemen, Systemen der Philosophie und Religion zugrundeliegt.
Beginnen wir nun mit unserem Studium dieses Kapitels - dem Studium des großen Schauspiels des Lebens. Ich versuche, den wesentlichen Teil des Kapitels, den wir jeden Tag beim Gongyo rezitieren, so deutlich wie möglich zu formulieren.
Die Bedeutung des Kapitels "Dauer des Lebens"
Was lehrt nun eigentlich das Kapitel "Dauer des Lebens"? Um es mit einem Wort zu sagen: Es lehrt die Ewigkeit des Lebens. Der Begriff juryo im Titel des Kapitels (jap.: nyorai juryo) bedeutet so viel wie die Dauer des Lebens zu erfassen. Dieses Kapitel erklärt, daß die Dauer des Lebens des Buddhas unermeßlich ist.
Es ist von Bedeutung, daß Shakyamuni die Ewigkeit des Lebens am Beispiel seiner eigenen Existenz erklärt. Die Ewigkeit des Lebens ist keineswegs eine abstrakte Theorie. Sie ist nicht ein Produkt von Dichtung oder Phantasie. Dieses Kapitel berichtet von Shakyamunis eigener Erfahrung.
Der Kern dieser Erfahrung ist folgender: Shakyamuni bemerkt zunächst, daß die meisten Menschen glauben, daß er im jungen Alter der Welt entsagte, Ausübungen machte und unter dem Bodhi-Baum in der Nähe der Stadt Gaya den Buddhazustand erreichte. Er widerlegt diese Ansicht und macht klar, daß er in Wirklichkeit den Buddhazustand in unvorstellbar ferner Vergangenheit (gohyaku-jintengo) erreichte. Und daß er seitdem zahllose Menschen in dieser saha-Welt[^110] und in unzähligen anderen Ländern unterrichtet habe. Damit erklärt er, daß die Dauer seines Lebens unermeßlich und sein Leben selbst ewig und unvergänglich ist.
Die Offenbarung im 16. Kapitel der wesentlichen Lehre, also der zweiten Hälfte des Lotos-Sutras, daß Shakyamuni den Buddhazustand in der unvorstellbar fernen Vergangenheit erreicht hat, steht in absolutem Widerspruch zu der Ansicht, er habe die Erleuchtung erstmalig in seinem damaligen Leben unter dem Bodhi-Baum in Indien erreicht. Diese Ansicht bestand aber vor der Verkündung der theoretischen Lehre (der ersten Hälfte des Lotos-Sutras) und in ihr durchgängig. Wenn wir die theoretische Lehre mit dem Spiegelbild des Mondes auf der Oberfläche eines Gewässers vergleichen, dann ist die wesentliche Lehre der Mond am Himmel selbst.
Nun könnte man sich verständlicherweise fragen: "Es heißt zwar, daß Shakyamunis Leben ewig ist, Tatsache aber ist, daß er doch starb. Bedeutet das nicht, daß die Lebensdauer des Buddhas begrenzt ist?"
Die Antwort auf diese völlig natürliche Frage findet sich im Juryo-Kapitel ("Dauer des Lebens") selbst.
In diesem Kapitel wird erklärt, daß Shakyamuni, der die Erleuchtung erstmalig in Indien erlangte, ein vorläufiger Buddha ist, ein "Mittel"; der wahre Buddha aber ist der Shakyamuni, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte und dessen Leben ewig und unvergänglich ist.
Wie wir bereits gelernt haben, greift der Buddha auf geeignete Mittel zurück, um die Menschen zu leiten. Während das Leben des Buddhas ewig ist, erscheint er als vergängliches Wesen, das der “Auslöschung” unterworfen ist, damit sich die Menschen auf die spirituelle Suche machen. Dies ist die Antwort, die im Juryo-Kapitel enthalten ist.
Selbst wenn wir die Ewigkeit des Lebens des Buddhas so annehmen, kann man sich fragen, ob diese Offenbarung für uns gewöhnliche Sterbliche überhaupt von Bedeutung ist.
Tatsächlich ist sie von großer Reichweite, denn der Buddha, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, ist letztendlich niemand anderer als wir selbst, die gewöhnlichen Sterblichen, die das Mystische Gesetz annehmen.
Nichiren sagt, daß "'der Buddha' (in dem Titel des Kapitels) sich auf alle Lebewesen bezieht".[^111] Ewigkeit ist nicht ausschließlich das Merkmal des Lebens des Buddhas, sondern der wahre Aspekt eines jeden Lebens.
Der Buddha, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, wird immer den Menschen den Weg zum Glück zeigen
Um die Ewigkeit des Lebens zu erklären, zu der er erleuchtet wurde, gibt Shakyamuni seine wahre Identität als der Buddha zu erkennen, der die Erleuchtung in ferner Vergangenheit erlangte und immer den Menschen den Weg zeigen wird. Das ist die eigentliche Lehre des Sutras, in dem die Ewigkeit als Attribut des Lebens des Buddhas erklärt wird, das sich aus der Verwirklichung des Buddhazustands ergibt.
Letztlich ist dieses Attribut des Lebens des Buddhas eine Funktion des Mystischen Gesetzes, das dem Universum zugrundeliegt. Das eine Mystische Gesetz, das die drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfaßt, blüht wie eine Lotosblume im Leben der Menschen. Was einen Buddha in Wahrheit ausmacht, ist seine Fähigkeit, ursprünglich und großherzig zu leben, Mitgefühl auszustrahlen und selbst im Leid Weisheit auszustrahlen. Diese Funktion des Mystischen Gesetzes ist ewig.
Myoho-Renge-Kyo selbst ist also die ursprüngliche Wesenheit des Buddhas, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte. Shakyamuni und alle Buddhas sind Funktionen des Mystischen Gesetzes.
Das ist die Lehre des Juryo-Kapitels aus der Sicht des Buddhismus Nichirens. Deshalb sagt Nichiren: "(...) Myoho-Renge-Kyo tatsächlich der wahre Buddha ist."[^112] Der Ausdruck "der Buddha" im Titel des Juryo-Kapitels bedeutet Nam-Myoho-Renge-Kyo oder Nichiren selbst.
Und weiter sagt er, daß "Nichiren und die, die ihm folgen und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, ursprünglich diejenigen sind, auf die sich das Kapitel bezieht."[^113]. Der ursprüngliche Buddha sagt hier ohne Umschweife, daß es in der Lehre des Kapitels "Dauer des Lebens" um uns geht, die Nam-Myoho-Renge-Kyo annehmen und bewahren. Wir selbst sind in diesem Kapitel die Hauptperson, in diesem großen Epos der Ewigkeit des Lebens.
Wenn wir uns in unserem Leben bemühen, das ewige Mystische Gesetz durch unsere Handlungen zu manifestieren, führen wir ein Leben der ewigen Gelassenheit, Freude und Zufriedenheit. Wir können in völliger Freiheit den Weg des Glücks gehen, als ob wir uns im unendlichen Universum bewehten. Das Juryo-Kapitel enthält die außergewöhnliche Lehre, mit der wir im Leben und im Tod die größte Freude erfahren können.
Wer wird diese Lehre im "Späten Tag des Gesetzes" verbreiten?
Das Lotos-Sutra ist die Schrift, die allen Menschen ermöglicht, glücklich zu werden. Besonders im Juryo-Kapitel offenbart Shakyamuni das große Gesetz, das nach seinem Tod alle Menschen in der Welt zum Glück führen kann. Es ist das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das in den Tiefen des Kapitels verborgen ist.
Nichiren sagt: "Im Späten Tag des Gesetzes können die vorläufigen und theoretischen Lehren den Menschen nicht helfen, die Leiden von Leben und Tod zu überwinden. Einzig das Juryo-Kapitel der wesentlichen Lehre ist die lebendige Lehre, die ihnen das ermöglicht."[^114]
Auch innerhalb des Lotos-Sutras ist die Lehre, die den Menschen des Späten Tags des Gesetzes helfen kann, nur im Juryo-Kapitel zu finden. Die Leiden von Leben und Tod zu überwinden, bedeutet die Befreiung von den grundlegenden Leiden des Daseins. Diese Lehre ermöglicht den Menschen, einen Glückszustand zu entwickeln, der aus den Tiefen ihres Wesens selbst kommt. Das Juryo-Kapitel erhellt das "ewige Leben", dem alles Leben entspringt.
Welcher Nutzen läßt sich aus dem Hören dieses Kapitels ziehen? Im 17. Kapitel, das den Titel "Unterschiedliche Nutzen" hat, findet sich die Stelle: "Alle Lebewesen sind von Freude erfüllt, wenn sie hören, daß das Leben eines Buddhas unermeßlich ist."[^115] Die Ewigkeit des Lebens zu verstehen, erfüllt die Menschen also mit Freude, die der Tiefe ihres Wesens entspringt. Diese Freude ist die Kraft des Mystischen Gesetzes, die selbst das tiefste Leiden vertreibt. Dies bezieht sich natürlich auf den Nutzen von Nam-Myoho-Renge-Kyo, der in den Tiefen dieses Kapitels verborgen ist. Nichiren sagt: "Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die größte aller Freuden."[^116]
Josei Toda schilderte die innere Verfassung derer, die den Gohonzon annehmen, so: "Aus den Tiefen ihres Lebens heraus erfahren sie das Gefühl völligen Friedens, und das Leben selbst wird zur Freude."
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist das große Gesetz, das das Leben aller Menschen von Grund auf erhellt. Es ist die heilende Medizin für alle Menschen im "Späten Tag des Gesetzes", die sich in die Leiden von Leben und Tod verstrickt haben.
Die "Hauptpersonen" des Lotos-Sutras, die die heilende Medizin von Nam-Myoho-Renge-Kyo bei den Menschen des "Späten Tages" lehren und verbreiten werden, sind die Bodhisattwas aus der Erde.
An dieser Stelle soll kurz auf die Entwicklungen im Lotos-Sutra eingegangen werden. Am Anfang macht Shakyamuni im Hoben-Kapitel verschiedene Voraussagen darüber, wie Shariputra und andere Schüler in der Zukunft Buddha werden. Im 10. Kapitel mit dem Titel "Lehrer des Gesetzes" verändert sich die Thematik, und die Frage, wer nach Shakyamunis Tod das Lotos-Sutra verbreiten wird, rückt in den Mittelpunkt.
Im 11. Kapitel, "Das Sichtbarwerden des Schatzturmes", erscheint ein majestätischer Schatzturm aus der Erde, und die sogenannte Zeremonie in der Luft beginnt. Auf Shakyamunis Ermahnungen hin verpflichten sich die “Bodhisattwas der theoretischen Lehre” (die von einem vorläufigen Buddha unterrichtet wurden, der seine wahre Identität nicht preisgibt, da er entsprechend der Aufnahmefähigkeit der Menschen nur eine vorübergehende Rolle spielt) und die "Menschen des Lernens", nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu verbreiten. Dann stoßen Bodhisattwas aus anderen Welten (die von Buddhas unterrichtet wurden, die nicht in dieser saha-Welt zu Hause sind, sondern in anderen Welten) zu der Versammlung und verpflichten sich, das Lotos-Sutra zu verbreiten, und sagen, daß es sie nicht reuen wird, selbst wenn sie von den "drei mächtigen Feinden" angegriffen würden.
Doch Shakyamuni betraut diese Bodhisattwas nicht mit der Verbreitung des Sutras nach seinem Tode. Im 15. Kapitel "Das Hervortreten aus der Erde" sagt er: "Auch in meiner saha-Welt gibt es Bodhisattwas und Mahasattvas. Sie sind so zahlreich wie die Sandkörner von sechzigtausend Ganges-Flüssen. Nach meinem Tode werden sie in der Lage sein, dieses Sutra zu schützen, zu lesen, zu rezitieren und zu verbreiten."[^117]
Plötzlich öffnet sich die Erde, und eine große Zahl von Bodhisattwas tritt aus ihrer Tiefe hervor. Jeder von ihnen führt ein großes Gefolge an. Die “Bodhisattwas aus der Erde” werden von vier Bodhisattwas geführt. Sie tragen die Namen "Höchste Ausübung" (jap. Jogyo), "Grenzenlose Ausübung" (jap. Muhengyo), "Unverfälschte Ausübung" (jap. Jyogyo) und "Unerschütterliche Ausübung" (jap. Anryugyo) und sind überaus würde- und verdienstvoll. Die Bodhisattwas der ursprünglichen Versammlung sind verblüfft. Im Namen aller fragt Maitreya (Miroku), was das Erscheinen der "Bodhisattwas aus der Erde” bedeutet.
Shakyamuni lobt Maitreya: " Phantastisch, daß du dem Buddha die Frage nach dieser wichtigen Angelegenheit stellst."[^118]
Er erklärt dann, wer diese Bodhisattwas sind. Shakyamuni verweist darauf, daß er selbst diese zahllosen Bodhisattwas zur wahren Lehre geführt und sie unterrichtet hat, und dies seit der Zeit, als er in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte.
Überrascht und voller Zweifel fragt Maitreya nun, wo und wann Shakyamuni sie unterrichtet hatte. Er fleht ihn an, verständlich zu antworten. Daraufhin lehrt Shakyamuni das Juryo-Kapitel ("Dauer des Lebens"). Später betraut Shakyamuni im 21. Kapitel "Übernatürliche Kräfte des Buddhas" die Bodhisattwas aus der Erde mit der Verbreitung des Lotos-Sutras nach seinem Tod.
Auch das Leben der Bodhisattwas aus der Erde beinhaltet das ewige Mystische Gesetz. Nichiren sagt, daß es ihnen nicht möglich wäre, im Späten Tag zu erscheinen und das höchste Gesetz zu verbreiten, wenn sie nicht damit beauftragt worden wären.[^119] Das höchste Gesetz ist Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Wie schon erwähnt, ist das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das im Juryo-Kapitel enthalten ist, die heilende Medizin, die alle Menschen des "Späten Tages" zur Erleuchtung führen kann. Das heißt, daß man den Menschen des "Späten Tages" nur dann helfen kann, wenn man mit diesem Gesetz betraut worden und daher in der Lage ist, dieses für die Menschen des "Späten Tages" zu manifestieren.
Um alle Menschen des "Späten Tages" zu befreien, erkannte Nichiren als die Reinkarnation des Bodhisattwas Jogyo, des Anführers der Bodhisattwas aus der Erde, daß sein eigenes Leben das Nam-Myoho-Renge-Kyo des Juryo-Kapitels war, und manifestierte es im Gohonzon.
Nichiren sagt: "Glaube bedeutet, dieses Gesetz der Gesetze anzunehmen und zu bewahren. Der Glaube ist das scharfe Schwert, mit dem wir die fundamentale Dunkelheit bezwingen."[^120] Und: "Wenn Sie denselben Geist wie Nichiren haben, dann müssen Sie ein Bodhisattwa aus der Erde sein."[^121]
Wenn wir im Sinne Nichirens den Glauben an den Gohonzon praktizieren und uns für Kosen-rufu einsetzen, sind wir Bodhisattwas aus der Erde, die mit dem höchsten Gesetz betraut sind.
Die Ausübung der Bodhisattwas aus der Erde in der heutigen Zeit
Im 15. Kapitel "Aus der Erde hervortreten" des Lotos-Sutras steht über die Bodhisattwas aus der Erde: "Sie halten sich im leeren Raum im unteren Teil dieser saha-Welt auf."[^122] Zu dem Begriff "im unteren Teil" sagt Nichiren: "Der untere Teil steht für das Prinzip Wahrheit."[^123]
Die Bodhisattwas aus der Erde sind Bodhisattwas aus der "Welt der Wahrheit", die in dieser saha-Welt erschienen sind. Sie sind also mutige Menschen, die aus dem großen Gesetz des Universums, Nam-Myoho-Renge-Kyo, kommen und strahlend unter den Menschen auftreten.
Deshalb werden sie nie in die Sackgasse geraten. Sie können aus der Welt des Mystischen Gesetzes unbegrenzt Lebenskraft und Weisheit schöpfen. Sie können das Mystische Gesetz verbreiten und in der vergifteten Welt des "Späten Tages" mit Verfolgungen umgehen.
Alle, die den Buddhismus in der entweihten Welt des "Späten Tages" verbreiten, wie Nichiren es lehrte, sind Bodhisattwas aus der Erde. In unserer Zeit entsprechen die Mitglieder der SGI genau der Beschreibung der Bodhisattwas aus der Erde im Sutra.
Die Bodhisattwas aus der Erde werden als "fest in ihrer Absicht und ihren Gedanken"[^124] geschildert. Es sind Menschen, die sich durch ihre Entschiedenheit auszeichnen und an dem Kurs, den sie einmal eingeschlagen haben, festhalten. Es sind Menschen, die Ausdauer haben. Zu ihnen gehören die Mitglieder der Pioniergruppe (Taho-kai), die sich seit den ersten Tagen unserer Bewegung von nichts irremachen ließen. Weder Verleumdung noch Mißbrauch konnten ihre Entschlossenheit ins Wanken bringen. Ihr Leben strahlt die unerschütterliche Beharrlichkeit der Bodhisattwas aus der Erde aus.
Im Sutra heißt es von den Bodhisattwas aus der Erde auch, daß sie "gewandt sind beim Erlernen des Bodhisattwa-Weges und von den weltlichen Angelegenheiten so wenig verdorben sind wie die Lotosblume im Wasser."[^125]
In einer Welt, in der "die fünf Verunreinigungen" ihre Spuren hinterlassen haben, leben die Mitglieder der SGI ein aufrichtiges Leben im Einklang mit der Philosophie des Buddhismus und entfliehen so der Beschmutzung ihres Lebens durch die fünf Verunreinigungen. Sie helfen denen, die in den trüben Wassern der Gesellschaft leiden, glücklich zu werden.
Wem es zuwider ist, sich unter die Menschen zu mischen, und wer der Gesellschaft den Rücken kehrt und sich in die Berge zurückzieht, kann den Auftrag der Bodhisattwas aus der Erde nicht erfüllen.
Zudem heißt es im Sutra, daß die Bodhisattwas aus der Erde "sich bei schwierigen Fragen und Antworten klug anstellen und daß sie keine Furcht kennen. Sie haben ihre Ausdauer gut kultiviert, sie sind aufrecht in Würde und Tugend."[^126]
"Klug mit schwierigen Fragen und Antworten umgehen" bedeutet ganz einfach, daß sie wissen, wie man einen Dialog führt. Ihre Weisheit rührt daher, daß sie in der Gesellschaft leben. Sie besitzen die Weisheit, Unrecht und Mißbrauch mit einem einzigen Wort und ohne viel Aufhebens zurückzuweisen. Vielleicht sagen sie etwas wie: "Wie wäre es, wenn wir uns erst einmal darüber unterhalten, was ein glückliches Leben eigentlich ist?" Sie alle sind ganz gewiß Menschen der Weisheit, die sich auf schwierige Fragen und Antworten verstehen.
"Sie kennen keine Furcht": Dies ist die Beschreibung mutiger Männer und Frauen, die vor niemandem Angst haben und entschlossen die bösen Mächte bekämpfen, die “über Leichen gehen”.
"Sie haben ihre Ausdauer beständig kultiviert", heißt es weiter. Beharrlichkeit ist ihre wahre Stärke. Vielleicht gibt es Menschen in ihrer Umgebung, die sich immer beschweren oder ständig nur an sich selbst denken. Und doch werden sie einen Freund nie im Stich lassen. In ihrer Beharrlichkeit sind sie unschlagbar. Durch diese Einstellung haben sie auch in ihrem Leben Schwierigkeiten überwunden. Sie sind die wahren Könige und Königinnen des Mitgefühls und der Überzeugung.
"Aufrecht in Würde und Tugend" bedeutet, daß ihr Herz und ihr Leben viel Ausstrahlung haben. Ihre Menschlichkeit übt eine große Anziehungskraft auf Menschen aus. Wer diesen Reichtum an Menschlichkeit sieht, wird von der Größe dieses Buddhismus überzeugt sein.
In diesem Sinn haben Sie alle die Kraft der Bodhisattwas aus der Erde. Bei dieser Schilderung denken Sie sicher an Menschen, die Verantwortung für viele Mitglieder übernommen haben, oder an ein Mitglied, das die buddhistische Bewegung von Anfang an mit aufgebaut hat.
Jeder Bodhisattwa aus der Erde ist "ein Schatz unter den Menschen"[^127], ein Schatz in der Gemeinde, des ganzen Landes, der Welt. So kostbar sind Sie, so viel Respekt verdienen Sie.
Sie alle haben den Geist eines Bodhisattwas aus der Erde. Sie besitzen die Courage und die Zuverlässigkeit, das Mystische Gesetz zu beschützen; wie ein Bodhisattwa ermutigen Sie andere und versuchen, den Schmerz in ihrem Leben zu lindern. Sie achten alle Menschen aus tiefstem Herzen. Das ist der Geist des Lotos-Sutras und der Geist der Bodhisattwas aus der Erde.
Jeder von Ihnen führt die Ausübung der Bodhisattwas aus der Erde durch. Bodhisattwas aus der Erde erscheinen, wenn die Menschen am meisten leiden und da, wo die Traurigkeit am größten ist.
Der Menschheit Hoffnung bringen
Nichiren schildert die Zustände während des "Späten Tages des Gesetzes" so: "Jene, die Hinayana annehmen, lehnen Mahayana ab, und jene, die die vorläufigen Lehren annehmen, greifen die Wahren Lehren an, bis das ganze Land voll ist von Menschen, die verleumden."[^128]
Nichiren verweist hier zwar auf die Verwirrung in bezug auf die Hinayana- und Mahayana-Lehren und die vorläufigen und ursprünglichen Lehren, beschreibt aber auch die spirituelle Verwirrung unserer heutigen Zeit sehr zutreffend. Die Menschen hängen an bankrotten Wertsystemen, halten sich gern an das Gemeine und schrecken vor dem Höheren zurück. Sie sind in diese Belanglosigkeiten und ins Unechte vernarrt und verabscheuen das Echte. Im "Späten Tag des Gesetzes" sind die Menschen empfänglich für oberflächliches Denken und für ein oberflächliches Leben und setzen ein mit Ernst geführtes Leben herab.
In einer Gesellschaft mit solchen auf den Kopf gestellten Werten bemühen sich die Mitglieder der SGI unbeirrt, denen, die ihre Orientierung verloren haben und sich ziellos umhertreiben lassen, zu verdeutlichen, wie man richtig lebt. Als Orientierung für die Menschen sind sie für viele ein Licht, genauso, wie es im Sutra steht: "Jeder dieser Bodhisattwas führte eine große Versammlung an."[^129]
In diesem Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 50. Male. Es jährt sich auch zum 50. Male, daß Josei Toda, der zweite Präsident der Soka Gakkai, inmitten der Verfolgungen ganz allein den ersten Schritt tat, um die Soka Gakkai wieder aufzubauen. Ungezählte Orte überall im Land sind Zeugen der Geschichte des spirituellen Ringens der Mitglieder.
In Okinawa, dem einzigen Ort in Japan, wo es zu Bodenkämpfen kam, in Hiroshima und Nagasaki, den ersten Städten in der Weltgeschichte, die die Schrecken des Nuklearkriegs erlebten - in allen Teilen des Landes wurde Frieden gesät, und Glück und Wohlstand sind gewachsen.
In den Gebieten, die sich den größten Herausforderungen gegenübersahen - in Dörfern, die im Zuge des raschen Wirtschaftswachstums einen Exodus in die Städte verzeichnen mußten, in den Bergregionen, die durch die Schließung der Kohlenzechen in den Ruin getrieben wurden, auf den abgelegenen Inseln und in den Großstädten, wo die Herzen der Menschen aushungerten und verdorrten: Sie folgten Nichirens Ermutigung "Und doch müssen Sie die Zähne zusammenbeißen und dürfen nicht in Ihrem Glauben nachlassen."[^130] Weil die Werte der Gesellschaft auf den Kopf gestellt wurden, mußten Sie viel ungerechtfertigte Kritik und Verleumdung über sich ergehen lassen. Und Sie haben alles überwunden, und ihre frohen, lächelnden Gesichter haben Japan sehr verändert. Und das gleiche Lächeln verbreitet sich jetzt überall auf der Welt.
Präsident Toda erklärte: "Ich erkannte, daß wir mit der großen Verantwortung in diese Welt gekommen sind, das aus sieben Schriftzeichen bestehende Lotos-Sutra während des "Späten Tages des Gesetzes" zu verbreiten. Wenn wir diese Aufgabe verstehen, sind wir Bodhisattwas aus der Erde."
Sie alle beweisen, was unser Mentor mit starken Worten erklärt hat. Der ursprüngliche Buddha und alle Buddhas werden die großen Leistungen der Bodhisattwas aus der Erde des 20. Jahrhunderts loben.
Dennoch ist die Welt noch voller Tragödien und voller Leid. In Japan und auch in anderen Teilen der Erde nimmt die Unruhe immer weiter zu. Der lange Weg der Bodhisattwas aus der Erde geht weiter - für den Frieden und für das Glück der Menschen.
Ich hoffe, daß Sie weitermachen. Ich wünsche Ihnen Gesundheit, Fröhlichkeit und ein langes Leben. Die Welt und das Jahrhundert warten sehnsüchtig auf Ihre lächelnden Gesichter.
Teil 17
Alle Menschen sind Buddhas
Über den Titel
Was verbanden diejenigen, die das Sutra seit uralten Zeiten lasen und rezitierten, mit den Worten Myoho-Renge-Kyo Nyorai-Juryo-Hon?
Sicher haben viele Menschen sie nur überflogen, ohne daß ihnen ihre besondere Bedeutung aufgefallen wäre. Andere haben leidenschaftlich abstrakte Debatten über die Bedeutung des Titels dieses Kapitels geführt. Nur selten geschah es, daß ein Mensch den Inhalt des Juryo-Kapitels richtig erfaßte und den Titel von dieser Grundlage aus erklärte, so wie T'ien-t'ai dies in China tat.
Niemals zuvor in der Geschichte wurde jedoch der Titel des Kapitels mit der Klarheit Nichirens gelesen.
Nichiren sagt: "Im Titel dieses Kapitels geht es um etwas Wichtiges, das mit Nichiren selbst zu tun hat. Es ist die Übertragung, die im Kapitel "Übernatürliche Kräfte" erwähnt wird."[^131] Nur Nichiren verstand, daß es im Titel des Juryo-Kapitels "um etwas Wichtiges" geht, das mit ihm selbst zu tun hat, etwas, das eng verbunden ist mit der Übertragung, die im 25. Kapitel des Lotos-Sutras "Übernatürliche Kräfte" beschrieben wird.
Im 25. Kapitel überträgt Shakyamuni Bodhisattwa Jogyo und den anderen Bodhisattwas der Erde die Aufgabe, nach seinem Tod das Lotos-Sutra zu verbreiten. Der Kern der Lehre, mit der die Bodhisattwas aus der Erde beauftragt wurden und die alle Menschen im "Späten Tag" zur Erleuchtung führen kann, ist das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das große Gesetz der Zeit ohne Anfang, das in der Tiefe des Juryo-Kapitels enthalten ist.
Nichirens Leben war Nam-Myoho-Renge-Kyo. Und als Reinkarnation des Bodhisattwas Jogyo machte er den ersten Schritt, für die Menschen des "Späten Tages" das Mystische Gesetz zu verbreiten.
Deshalb sagt Nichiren, daß es im Titel des 16. Kapitels "um etwas Wichtiges" geht, "das mit Nichiren selbst zu tun hat".
Der Titel des Juryo-Kapitels verweist auch auf die heilsame Wirkung von Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Die Worte nyorai juryo im Titel des Kapitels bedeuten wörtlich, die Dauer des Lebens des Buddhas zu erfassen. Die Länge des Lebens des Buddhas zu erfassen bedeutet auch, den unermeßlichen Nutzen zu verstehen, den der Buddha angesammelt hat. Denn je länger das Leben des Buddhas dauert, desto mehr Menschen kann er zum Glück führen und desto größer ist folglich die Wirkung.
In Übereinstimmung damit interpretiert T'ien-t'ai den Begriff juryo ("die Lebensdauer ergründen") als Erfassen und Verdeutlichen der Nutzen verschiedener Buddhas.
Nach T'ien-t'ai besteht der Nutzen des Buddhas in den drei Körpern oder erleuchteten Eigenschaften des Buddhas: dem Dharma-Körper oder der Eigenschaft des Gesetzes (die Wahrheit, zu der ein Buddha erleuchtet ist), dem Körper der Glückseligkeit oder der Eigenschaft der Weisheit (die Weisheit, die der Buddha erlangt hat) und dem Körper, der sich manifestiert hat oder der Eigenschaft der Tat (die körperliche Gestalt, in der der Buddha in dieser Welt erscheint, und sein mitfühlendes Handeln). Er erklärt, daß der wahre Buddha, der immer in dieser Welt zu Hause ist und die wirksame Kraft dieser drei Eigenschaften besitzt, Shakyamuni ist, der in gohyaku-jintengo, der fernen Vergangenheit, die Erleuchtung erlangte.
Aus der Sicht Nichirens hat die wohltuende Wirkung des ewigen Buddhas, der mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist, ihren Ursprung in Nam-Myoho-Renge-Kyo. Der Nutzen des Buddhas, der in ferner Vergangenheit erleuchtet wurde, entspringt Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Daher verweist Nichiren darauf, daß der Titel des 16. Kapitels eigentlich als "Dauer des Lebens des Buddhas von Nam-Myoho-Renge-Kyo"^132. gelesen werden sollte.
Josei Toda betonte: "Dadurch, daß das (Sanskrit-)Wort nam hinzukommt, erhält 'der Buddha' eine völlig andere Bedeutung. Wenn wir den Titel als Dauer des Lebens des Buddhas von Nam-Myoho-Renge-Kyo lesen, ergründen wir die Wohltaten des "Buddhas von Nam-Myoho-Renge-Kyo", des Buddhas, der in der Tiefe des Kapitels verborgen ist.
Weil Nichiren selbst der Buddha von Nam-Myoho-Renge-Kyo ist, sagte er, daß es im Titel "um etwas Wichtiges" geht, "das mit Nichiren selbst zu tun hat".
Von dem in diesem Kapitel verborgenen Buddha heißt es, daß er auf immer mit den drei Körpern ausgestattet ist. "Immer ausgestattet" heißt, daß er sie ursprünglich und natürlich besitzt. Nichiren sagt: "'Für immer ausgestattet mit den drei Körpern' bezieht sich auf den, der das Lotos-Sutra im 'Späten Tag des Gesetzes' ausübt. Der Ehrentitel für jemanden, der für immer mit den drei Körpern ausgestattet ist, ist Nam-Myoho-Renge-Kyo".
Er sagt auch: "'Buddha' bezieht sich auf alle Lebewesen. Im engeren Sinne bezieht es sich auf die Schüler und Laien, die in Nichirens Nachfolge stehen"^133. Wenn wir aufrichtig Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, erscheinen in uns "von einem Augenblick zum anderen die drei Körper, mit denen wir für immer ausgestattet sind".[^134]
Wie wunderbar das ist! Jeder von uns kann die wohltuende Wirkung von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das im 16. Kapitel enthalten ist, selbst ergründen und sichtbar machen.
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens lotet das Juryo-Kapitel die unermeßlichen Nutzen aus, die wir besitzen, wenn wir unser Leben auf das Mystische Gesetz gründen, und preist diese. Aus diesem Blickwinkel strahlt der Titel des Kapitels das helle Licht des Buddhismus der Menschen aus.
Niji butsu go. Sho bo-satsu gyu. Issai daishu. Sho zen-nanshi. Nyoto to shinge. Nyorai jotai shi go. Bu go daishu. Nyoto to shinge. Nyorai jotai shi go. U bu go Sho daishu Nyoto shinge Nyorai jotai shi go. Zeji bo-satsu daishu. Miroku is shu. Gassho byaku butsu gon. Seson Yui gan sesshi. Gato to shinju butsu-go. Nyo ze san kyaku i. Bu gon Yui gan sesshi. Gato to shinju butsu-go. Niji seson. Chi bo-satsu. San sho fu shi. Ni go shi gon Nyoto tai cho. Nyorai hi-mitsu. Jinzu shi riki.
“Zu der Zeit sprach der Buddha zu den Bodhisattwas und der großen Versammlung. “Menschen der Tugend, Ihr müßt die wahrhaftigen Worte des Buddhas glauben und verstehen.” Und wieder sagte er zu der großen Versammlung: “Ihr müßt die wahren Worte des Buddhas glauben und verstehen.” Und noch einmal sagte er zu der großen Versammlung: “Ihr müßt die Worte des Buddhas glauben und verstehen.”
Darauf legten die Boddhisattwas und alle in der großen Versammlung ihre Hände zusammen. Maitrrya, der Anführer der Bodhisattwas, wandte sich mit den Worten an den Buddha: “Weltgeehrter, bitte lehre uns. Wir wollen die Worte des Buddhas glauben und sie annehmen. Das sagten sie dreimal und danach noch einmal: “Wir bitten Dich, uns zu lehren. Wir wollen die Worte des Buddhas glauben und sie annehmen.”
Als der Buddha sah, daß die Bodhisattwas ihre Bitte dreimal und öfter wiederholt hatten, sprach er zu ihnen: “Ihr müßt sorgfältig zuhören und hören, was das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas sind."[^135]
Das feierliche Versprechen, das Gesetz zu verbreiten
Wir können jetzt mit dem Studium des Juryo-Kapitels beginnen, das den Lehren des Buddhas zugrunde liegt.
Das Kapitel beginnt wie das Hoben-Kapitel: "Zu der Zeit...". Doch im Juryo-Kapitel sind die Worte noch bedeutsamer.
Sie beziehen sich nämlich auf die Zeit, als der Buddha schließlich beginnt, das fundamentale Gesetz der wesentlichen Lehre zu lehren. Die Zeit, in der alle Menschen die fundamentale Dunkelheit, die Quelle der Illusion, aus ihrem Leben vertreiben können, was selbst Bodhisattwas wie Maitreya die doch in ihrer Entwicklung schon so weit gekommen waren, schwerfiel, ist gekommen.
Der Ausdruck "zu der Zeit" im Juryo-Kapitel verweist auch auf die Zeit nach dem Tod des Buddhas. Und im Grunde fleht Maitreya Shakyamuni an, für die, die nach dem Tod des Buddhas leben, die Lehre zu offenbaren.
Die Zeit ist endlich gekommen. Shakyamuni wird die grundlegende Lehre offenbaren, die das Leben aller Menschen in der Welt nach seinem Tod erleuchten wird. Auf diese Zeit beziehen sich die Worte und deshalb beginnt das Kapitel mit der feierlichen Szene der Einheit von Lehrer und Schüler.
"Zu der Zeit" sagt der Buddha: "Ihr müßt die wahren Worte des Buddhas verstehen und glauben." Er wiederholt dies dreimal. "Wahre" Worte drücken die Wahrheit, zu der der Buddha erleuchtet ist, direkt aus. Er sagt also, daß er seine Erleuchtung direkt erklären und auf alle Hilfsmittel verzichten wird. Deshalb fordert er sie auf, diese Lehre vertrauensvoll aufzunehmen. Es ist der Ruf des Lehrers, sein leidenschaftlicher Appell an die Schüler.
"Zu der Zeit" bitten seine Schüler ihn, die Lehre darzulegen: "Wir werden die Worte des Buddhas glauben und auf sie hören." Dreimal bitten ihn die Schüler mit großem Ernst, seine Lehre zu verkünden. Daraufhin tun sie dies noch ein weiteres Mal. Der Buddha versteht, daß sich nichts ihrem aufrichtigen Verlangen, die Wahrheit zu erfahren, in den Weg stellen kann.
"Zu der Zeit" beginnt der Mentor, die Lehre darzulegen, die nie zuvor bekannt war. Er sagt: "Ihr müßt aufmerksam zuhören. Hört also von dem Geheimnis des Buddhas und von seinen außergewöhnlichen Kräften."
Der Schüler sucht die Lehre des Mentors
Viele Sutras schildern die Szene, wie die Schüler den Buddha dreimal bitten, seine Lehre darzulegen. Unmittelbar nachdem Shakyamuni den Weg erlangte, und während er sich noch unschlüssig war, ob er zu lehren beginnen sollte, flehte Brahma (jap. Bonten) ihn dreimal an, das Gesetz zu lehren. Ähnlich beginnt er im Hoben-Kapitel, die Ablösung "der drei Fahrzeuge" durch "das eine Fahrzeug" zu lehren, nachdem Shariputra ihn dreimal inständig darum gebeten hat.
Nach alter Tradition bedeuten drei aufeinander folgende Bitten, daß eine wichtige Lehre dagelegt werden soll. Sie verweisen auch auf die feste Entschlossenheit des Buddhas, daß diese Lehre verbreitet werden soll.
Beim Juryo-Kapitel bleibt es jedoch nicht bei drei Bitten. Die Sehnsucht der Schüler ist wie ein reißender Strom, der sich nicht eindämmen läßt. Deshalb beginnt der Buddha, seine höchste Lehre darzulegen.
Die Tatsache, daß die Schüler den Buddha ein viertes Mal bitten, seine Lehre darzulegen, zeigt, daß die Lehre des Juryo-Kapitels weit über alle anderen Lehren des Buddhas hinausgeht. Gleichzeitig liegt auch nahe, daß die Schüler mit ihrer Entschlossenheit das Herz ihres Lehrers bewegen konnten.
Die Wiederholung des Ausdrucks "zu der Zeit", die die Dynamik des Wechselspiels aus Zureden der Schüler und der Antwort des Buddhas am Anfang des Juryo-Kapitels kennzeichnet, vermittelt auch, daß die geistige Einheit von Lehrer und Schülern stärker wird. Die "Zeit" des Juryo-Kapitels ist der Augenblick, in dem Lehrer und Schüler im Geiste eins werden. Es ist die Zeit der Einheit von Lehrer und Schüler.
Zu der "Zeit" herrscht vollkommene Übereinstimmung zwischen der Bereitschaft des Lehrers und der Entschlossenheit der Schüler, der Weisheit des Lehrers und dem Ernst der Schüler, den Erwartungen des Lehrers und der Entwicklung der Schüler. Diese "Zeit" der vollkommenen Einheit ist die Zeit, wo sich für alle Zukunft der Weg zur Buddhaschaft aller Menschen weit öffnet.
In der Gosho "Das wahre Objekt der Verehrung", die in dem Frage-Antwort-Muster des Juryo-Kapitels angelegt ist, klärt Nichiren den hypothetischen Fragesteller erst dann über die Natur des wahren Objekts der Verehrung auf, als dieser die gleiche Schlüsselfrage vier Mal gestellt hat.[^136]
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens könnte man sagen, daß in der Textstelle am Anfang des Juryo-Kapitels der ursprüngliche Buddha Nichiren seine Schüler dazu ermahnt, die "wahren Worte" des Buddhas, nämlich Nam-Myoho-Renge-Kyo, anzunehmen und auszuüben.
Wenn wir diese Stelle während des Gongyos jeden Morgen und jeden Abend rezitieren, versprechen wir im Grunde, uns im Geist des ursprünglichen Buddhas für Kosen-rufu einzusetzen. Jeden Tag versprechen wir Nichiren, an seine Lehre zu glauben, sie zu verbreiten und zu helfen, die Menschen zur Erleuchtung zu führen.
Ein Mensch, der auf der Suche ist und sich mit seiner ganzen Leidenschaft widmet, ist ein wahrer Schüler. Unsere Praxis bedeutet, beständig die Wahrheit zu suchen. Wir widmen unser Leben der Erfüllung unserer Aufgabe in diesem Leben.
Der ursprüngliche Buddha sieht unsere Bemühungen im Glauben und unsere Handlungen für Kosen-rufu. Er lobt und beschützt uns deshalb.
Wer nicht aufhört, die Wahrheit zu suchen, und sein Versprechen nicht vergißt, gerät niemals in eine Sackgasse. Dies ist der Weg der ständigen Entwicklung. Wenn wir im Sinne Nichirens leben und unser Leben auf den Gohonzon gründen, können wir ein Leben in völliger Gelassenheit führen.
Teil 18
"Das Geheimnis des Buddhas und seine außergewöhnlichen Kräfte" verweist auf den großen Nutzen des Gohonzons
Niji butsu go. Sho bo-satsu gyu. Issai daishu. Sho zen-nanshi. Nyoto to shinge. Nyorai jotai shi go. Bu go daishu. Nyoto to shinge. Nyorai jotai shi go.U bu go Sho daishu Nyoto shinge Nyorai jotai shi go. Zeji bo-satsu daishu. Miroku is shu. Gassho byaku butsu gon. seson Yui gan sesshi. Gato to shinju butsu-go. Nyo ze san byaku i. Bu gon Yui gan sesshi. Gato to shinju butsu-go. Niji seson. Chi bo-satsu. San sho fu shi. Ni go shi gon Nyoto tai cho. Nyorai hi-mitsu. Jinzu shi riki.
“Zu der Zeit sprach der Buddha zu den Bodhisattwas und der großen Versammlung. “Menschen der Tugend, Ihr müßt die wahrhaftigen Worte des Buddhas glauben und verstehen.” Und wieder sagte er zu der großen Versammlung: “Ihr müßt die wahren Worte des Buddhas glauben und verstehen.” Und noch einmal sagte er zu der großen Versammlung: “Ihr müßt die Worte des Buddhas glauben und verstehen.”
Darauf legten die Boddhisattwas und alle in der großen Versammlung ihre Hände zusammen. Maitrrya, der Anführer der Bodhisattwas, wandte sich mit den Worten an den Buddha: “Weltgeehrter, bitte lehre uns. Wir wollen die Worte des Buddhas glauben und sie annehmen. Das sagten sie dreimal und danach noch einmal: “Wir bitten Dich, uns zu lehren. Wir wollen die Worte des Buddhas glauben und sie annehmen.”
Als der Buddha sah, daß die Bodhisattwas ihre Bitte dreimal und öfter wiederholt hatten, sprach er zu ihnen: “Ihr müßt sorgfältig zuhören und hören, was das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas sind.”
Einmal sagt Shakyamuni zu seinen Schülern: "Wenn es um die Wahrheit geht, bin ich immer sehr ernst." Genauso sollten alle, die sich dem buddhistischen Gesetz widmen, streng zwischen wahr und falsch, gut und böse, korrekt und irrig unterscheiden können. Der Buddha spricht die Wahrheit geradlinig aus. Seine Waffen sind Worte vollkommener Aufrichtigkeit.
"Die wahren Worte des Buddhas" sind seine Worte der Wahrheit, die die Menschen dazu bringen, von innen her glücklich zu sein. Im 16. Kapitel offenbart Shakyamuni schließlich für die Menschen, die nach seinem Tod leben, die unvergängliche Wahrheit, nach der er gelebt hat. Und im obigen Abschnitt erklärt er ausdrücklich, daß "wahre Worte" "das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas" bedeuten.
Der Ausdruck "das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas" verweist auf die große Lehre, die im 16. Kapitel dargelegt werden soll. Shakyamuni erklärt Maitreya und den anderen, daß er nun endlich die außergewöhnliche Lehre und die Kräfte und Funktionen des Buddhas preisgeben werde.
Was die wörtliche Bedeutung im Kontext des Sutras betrifft, so ist das "Geheimnis" (jap. hi-mitsu) des Buddhas die Offenbarung, daß Shakyamuni erstmalig in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangt hat. Dies wird als "die tatsächliche Verwirklichung in der fernen Vergangenheit" (jap. kuon jitsujo) bezeichnet.
Shakyamunis wahre Identität ist also die des Buddhas, der in grauer Vorzeit die Erleuchtung erlangte, in der Zeit von gohyaku-jintengo. Da seine wahre Identität nirgends in den Lehren vor dem Lotos-Sutra oder in der theoretischen Lehre (der ersten Hälfte) des Lotos-Sutras offenbart wurde, wird sie "verborgen" (hi) genannt. Und da sie nur dem Buddha bekannt ist, wird sie als "vertraut" (mitsu) bezeichnet. Das ist das Geheimnis, das Shakyamuni endlich im 16. Kapitel preisgibt und klärt.
Der Ausdruck "seine außergewöhnlichen Kräfte" bezieht sich auf die verschiedenen Aspekte und Funktionen, die der Buddha, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, manifestiert, um die Menschen zu leiten und ihnen Nutzen zu bringen. Im 16. Kapitel erklärt Buddhas erschienen ist, seit er zum ersten Mal die Erleuchtung erlangte, und eine Anzahl von Lehren dargelegt und viel dafür getan hat, um die Menschen zur Erleuchtung zu bringen.
"Das Geheimnis des Buddhas" verweist also auf den Buddha, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, und "seine Shakyamuni, daß er in verschiedenen Ländern in Gestalt verschiedener außergewöhnlichen Kräfte" verweist auf das, was er getan hat, um die Menschen zum unvergänglichen Glück zu führen.
So gesehen sind alle Buddhas nur "Funktionen" des Buddhas, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte. Im Kontext des Sutras ist daher der Buddha, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, der "wahre Buddha", während alle anderen Buddhas - die Funktionen dieses Buddhas - "vorläufige Buddhas" sind.
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die ursprüngliche Identität aller Buddhas
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens interpretieren wir "das Geheimnis und die transzendentalen Kräfte des Buddhas" als Anspielungen auf das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo, die letztendliche Ursache für die Erleuchtung des Buddhas in der fernen Vergangenheit. Der Lebenszustand, der zu Nam-Myoho-Renge-Kyo erleuchtet ist, ist die ursprüngliche Identität aller Buddhas. Dieser Lebenszustand selbst ist sowohl der Kern der Buddhaschaft als auch das Leben des ursprünglichen Buddhas. Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens ist der "ursprüngliche Buddha" der Buddha von Nam-Myoho-Renge-Kyo.
"Das Geheimnis des Buddhas" bezieht sich daher auf den "Buddha von Nam-Myoho-Renge-Kyo". Die Funktionen Shakyamunis, des Buddhas, der in ferner Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, um für immer die Menschen zur Erleuchtung zu führen, sind letztendlich die Funktionen von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Das ist aus der Sicht Nichirens die Bedeutung von "seine außergewöhnlichen Kräfte".
Nam-Myoho-Renge-Kyo ist also der wahre Buddha. Shakyamuni, Taho und alle anderen Buddhas sind dagegen vorläufige Buddhas, die Funktionen von Nam-Myoho-Renge-Kyo manifestieren.
Weshalb ist nun die Interpretation dieser Textstelle aus der Sicht des Buddhismus Nichirens wichtig?
Ohne die Klarstellung des Gesetzes, das ursprünglich alle Buddhas zur Erleuchtung befähigt, also Nam-Myoho-Renge-Kyo, könnte nicht allen Menschen der Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft geöffnet werden.
Die Verwirklichung der Buddhaschaft durch gewöhnliche Sterbliche ist der Kern des 16. Kapitels. Und der Ausdruck "das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas", in dem sich der Inhalt des gesamten Kapitels kristallisiert, zeigt den Pfad, auf dem gewöhnliche Sterbliche Buddha werden können.
Das 16. Kapitel stellt klar, daß die eigentliche Identität aller Buddhas in Shakyamunis Verwirklichung der Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit wurzelt.
Mit Bezug auf den Ausdruck "ferne Vergangenheit" sagt Nichiren: "Dieses (16.) Kapitel gipfelt im (Prinzip vom) Erlangen der Erleuchtung in der fernen Vergangenheit. 'Ferne' bedeutet unbeweglich, nicht erschaffen, im ursprünglichen Zustand".[^137]
Diese Bedeutung liegt in dem Ausdruck "ferne Vergangenheit" (kuon). Um diese Interpretation von dem abzugrenzen, was "ferne Vergangenheit" in Shakyamunis Lehre wörtlich bedeutet, wird auch von "Zeit ohne Anfang" oder kuon ganjo gesprochen.
Wie Nichiren sagt, bedeutet "ferne Vergangenheit" "im ursprünglichen Zustand". "Das Leben im ursprünglichen Zustand" ist der Ort, wo die eigentliche Erleuchtung stattfindet. Und diese Verwirklichung der Buddhaschaft selbst ist "das Geheimnis des Buddhas".
Das "Leben im ursprünglichen Zustand" des Buddhas ist identisch mit dem "Leben im ursprünglichen Zustand" aller Menschen. Die beiden unterscheiden sich in nichts. Alle Menschen sind im Grunde Buddhas. Der einzige Unterschied ist, daß der Buddha das versteht, während die anderen unwissend sind. Deshalb wird es "das Geheimnis des Buddhas" genannt.
"Leben im ursprünglichen Zustand", die Basis des Prinzips, daß gewöhnliche Sterbliche Buddhas sind und der Buddha ein gewöhnlicher Mensch, ist nichts anderes als Nam-Myoho-Renge-Kyo. Nichiren offenbarte dieses "Leben im ursprünglichen Zustand" von Nam-Myoho-Renge-Kyo durch seine Existenz als gewöhnlicher Mensch.
Wenn gewöhnliche Sterbliche wie wir Nichiren glauben und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, können wir daher das Leben von kuon ganjo in unserem eigenen Dasein öffnen. Das ist die Bedeutung des Ausdrucks "außergewöhnliche Kräfte".
Die Verkettung negativer Ursachen im eigenen Leben löschen
Josei Toda sagte einmal: "Nichiren errichtete das Gesetz, das gewöhnliche Menschen dazu befähigt, die Verkettung negativer Ursachen aus der Vergangenheit in ihrem Leben zu durchbrechen und in ihrem alltäglichen Leben zur fernen Vergangenheit (von kuon ganjo) zurückzukehren. Sich (Nichiren) zu widmen und Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren, ist die Methode, mit der wir unser Schicksal ändern und zum Guten wenden können. Wenn diese Methode angewendet wird, erscheint der gewöhnliche Sterbliche von kuon ganjo, und alle negativen Ursachen und Wirkungen, die in der Zwischenzeit entstanden, verschwinden."
"Der gewöhnliche Sterbliche von kuon ganjo erscheint", sagt er. Das ist eine herrliche Formulierung. Sie enthält den Kern des Lotos-Sutras. Diese Worte drücken die Weisheit Josei Todas aus, der das Lotos-Sutra mit Leib und Seele las und dem dadurch klar wurde, daß der Buddha das Leben selbst ist.
Mit "Verkettung negativer Ursachen aus der Vergangenheit" und "negative Ursachen und Wirkungen, die man in der Zwischenzeit verursacht hat", bezieht er sich auf die ungezählten negativen Ursachen und Wirkungen, die den Menschen Unglück bringen.
Doch wie die aufgehende Sonne alle Sterne vor unseren Blicken verschwinden läßt und einen neuen Morgen bringt, können wir durch den Glauben an das Mystische Gesetz die ungezählten negativen Ursachen und Wirkungen, die wir im Laufe zahlloser Äonen angehäuft haben, mit einem Schlag löschen und so wie wir sind, als gewöhnliche Menschen, zum Leben von kuon ganjo zurückkehren, das frei ist von karmischer Verunreinigung.
Nichts anderes ist mit dem Erscheinen des "gewöhnlichen Sterblichen von kuon ganjo" gemeint. Die Verwirklichung der Buddhaschaft ist nicht das Ende des gewöhnlichen Menschen. Sie macht aus einem kein Wesen, das besser als andere ist oder höher steht.
Nichiren sagt: "Seit der Zeit ohne Anfang haben wir gewöhnlichen Sterblichen uns alle im Meer des Leidens aufgehalten. Aber nun, da wir Ausübende des Lotos-Sutras geworden sind, werden wir unfehlbar Buddhas werden, erleuchtet zum Wesen von Körper und Geist, welches seit der Vergangenheit ohne Anfang existiert. Wir werden die uns innewohnende unveränderliche Natur offenbaren wie auch die mystische Weisheit, die uns die mystische Wahrheit erkennen läßt. Wir werden uns eines Lebenszustandes erfreuen, der so unzerstörbar ist wie ein Diamant. Wie können wir dann in irgend einer Weise verschieden sein vom Buddha, der aus dem Meer erschien? Der Buddha Shakyamuni, der zu einer Zeit, die sogar noch weiter zurückliegt als gohyaku jintengo, erklärte "Ich allein kann sie retten", ist niemand anderer als jeder von uns."[^138]
Unzerstörbares Glück
"Unser Körper und unser Geist, die seit der Vergangenheit ohne Anfang existieren" bedeutet "Leben im ursprünglichen Zustand". Darauf bezog sich Josei Toda mit dem "gewöhnlichen Sterblichen von kuon ganjo". Wir können in unserem Leben unvergängliches Glück schaffen, das so unzerstörbar ist wie ein Diamant - die wahre Identität des Buddhas. Dieses Geheimnis der Verwirklichung der Buddhaschaft ist "das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas".
"Das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas" verweist auf die Verwirklichung der Buddhaschaft durch die gewöhnlichen Sterblichen. In den "Ongi Kuden" (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren) sagt Nichiren: "Außer der Verwirklichung der Buddhaschaft gibt es kein 'Geheimnis' und keine 'außergewöhnlichen Kräfte'"[^139].
"Das Geheimnis des Buddhas und seine außergewöhnlichen Kräfte" verweist mit Sicherheit nicht auf übernatürliche oder mystische Fähigkeiten im landläufigen Sinne. Josei Toda bemerkte dazu: "Wenn man von außergewöhnlichen Kräften spricht, denken die Leute an irgendeinen Unsinn, zum Beispiel daß man auf einer Wolke fliegen kann. Doch die außergewöhnlichen Kräfte, von denen wir hier reden, sind bei weitem phantastischer. Das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas von Nam-Myoho-Renge-Kyo führen alle Menschen zum Glück. Uns interessieren die außergewöhnlichen Kräften, die alle Menschen befähigen, Buddha zu werden."
Nichiren erklärt, daß wir nicht in übernatürliche oder besondere Kräfte investieren sollen. In "Sho Hokke Daimoku Sho" ("Den Titel des Lotos-Sutras rezitieren") sagt er: "Man sollte die Gültigkeit einer Religion nicht nach den übernatürlichen oder okkulten Kräften ihrer Anhänger beurteilen".[^140]
Als Shakyamuni von König Ajatashatru nach dem Unterschied zwischen Buddhismus und Brahmanismus gefragt wurde, antwortete er auch: "Meine Lehre warnt vor fragwürdigem Zauber, zum Beispiel Feuer oder Techniken, mit Hilfe derer die Zukunft durch die Stimmen von Tieren vorausgesagt wird."
Nichts ist so geheimnisvoll wie das menschliche Leben. Nichts ist so verehrungswürdig. Gewöhnliche Menschen können so wie sie sind Buddhas werden. Wir können als gewöhnliche Menschen ein glückliches Leben und vollkommene Zufriedenheit schaffen, die aus der Tiefe unseres Wesens aufsteigt, den Lebenszustand des Buddhas. Es gibt kein größeres Geheimnis und keine größere außergewöhnliche Kraft.
Das "Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte" des Buddhas bedeutet die Fähigkeit, alle Menschen dazu zu bringen, ein Leben höchsten Glücks zu genießen. Es ist die Kraft, das Leben aller Menschen zu erhöhen. Und das ist die große wohltätige Kraft des Gohonzons.
Nichiren drückte sein eigenes Leben als Buddha von Nam-Myoho-Renge-Kyo im Gohonzon aus. "Das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas" sind nichts anderes als der Gohonzon. In den "Ongi Kuden" sagt Nichiren: "Der Gohonzon ist in der Textstelle 'das Geheimnis und die außergewöhnlichen Kräfte des Buddhas' begründet."[^141]
Aus der Sicht der Lehre Nichirens bedeutet die Stelle "Ihr müßt .....und hören" also: "Hört aufmerksam zu, weil die Kraft des Buddhas und die Kraft des Gesetzes des Gohonzons nun dargelegt werden." Letztlich erklärt und preist das Juryo-Kapitel die Kraft des Gohonzons.
Unsere tägliche Ausübung des Gongyo und das Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo ist ein Kampf, die Ketten des Schicksals und des Leidens zu durchbrechen und zu dem "gewöhnlichen Sterblichen von kuon ganjo" zurückzukehren. Diese Bemühungen werden uns den wahren Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben öffnen.
Teil 19
Den ewigen Augenblick von kuon ganjo leben
Issai seken. Tennin gyu. Ashura, Kai i kon shakamuni-butsu. Shus\^shaku-shi gu. Ko gayajo fun on. Za o dojo. Toku a-noku-ta-ra san-myaku sanbodai. Nen zen-nanshi. Ga jitsu jo-butsu irai Muryo muhen. Hyaku sen man noku. Nayuta ko.
“In allen Welten glauben alle Menschen und asuras, daß sich der hier anwesende Buddha Shakyamuni, als er den Palast der Shakyas verlassen hatte, am Ort der Ausübung in der Nähe der Stadt Gaya niederließ und dort anuttara-samyak-sambodhi (die höchste vollkommene Erleuchtung) erlangte. Aber, Menschen der Tugend, in Wirklichkeit habe ich vor einer unermeßlichen, grenzenlosen Zeit von hunderten, tausenden, zehntausenden, Millionen von nayuta Äonendie Buddhaschaft erlangt.”[^142]
In diesem Abschnitt verkündet und erläutert Shakyamuni, daß er die Buddhaschaft in der entfernten Vergangenheit von gohyaku-jintengo erlangt hat. Das ist die wesentliche Aussage des Juryo-Kapitels .
Shakyamuni erklärt der großen Menge von Wesen, die bei der Zeremonie in der Luft anwesend sind, jeder nehme an, er habe zum ersten Mal im Alter von 30 Jahren die Buddhaschaft unter dem Bodhi-Baum in der Nähe der Stadt Gaya erlangt, nachdem er den königlichen Palast mit 19 Jahren verlassen hatte.
Die Menschen glaubten, Shakyamuni habe zum ersten Mal im Alter von 30 Jahren die Buddhaschaft in diesem Leben erlangt, was auch als die "erstmalige Erleuchtung" bezeichnet wird, und zwar deshalb, weil Shakyamuni in allen früheren Sutras und in der ersten Hälfte der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras aussagt, daß er die Buddhaschaft erstmalig in diesem Leben erlangt hat.
Aber im Juryo-Kapitel weist er seine eigene Aussage zurück und erklärt: "Ich habe die Buddhaschaft vor einer unermeßlichen und grenzenlosen Zeit von hundert, tausend, zehntausend, Millionen, nayutas von Kalpas erlangt."^143
Er offenbart also, daß er vor unvorstellbar langer Zeit Buddha geworden ist. Das nennt man auch "die tatsächliche Erleuchtung in der fernen Vergangenheit". Shakyamuni weist somit seinen vorläufigen Status als Buddha zurück, der "den Weg" lediglich in diesem Leben erlangt hat, und offenbart seine ursprüngliche Identität als ein Buddha, der die Erleuchtung in der entfernten Vergangenheit erlangte. Das bezeichnet man als "das Vorübergehende ablegen und das Ursprüngliche offenbaren".
Den Schülern, die er das Kapitel über die Dauer des Lebens lehrte, muß es vorgekommen sein, als ob er Himmel und Erde verwechsele, denn die Darstellung seiner Erleuchtung in der fernen Vergangenheit und die Vorstellung von der erstmaligen Erleuchtung in diesem Leben schlossen einander aus wie Feuer und Wasser.
Nichiren sagt dazu: "Aber nun sind alle diese Abschnitte durch diese einzige Verkündung im Juryo-Kapitel als grobe Falschaussage enthüllt worden."[^144]
Falsche Darstellungen sind Lügen. Wenn die von Shakyamuni selbst verbreitete Aussage, er habe die Erleuchtung in diesem Leben zum ersten Mal erlangt, falsch war, trafen auch die von ihm gelehrten Ursachen für die erstmalige Erlangung der Buddhaschaft in diesem Leben nicht zu. Das war ein großer Schock, denn es bedeutete, daß auch die Ursachen und Wirkungen zur Erlangung der Buddhaschaft, die Shakyamuni bis dahin verkündet hatte, falsch waren.
In der Gosho "Über das Öffnen der Augen" sagt Nichiren: "Wenn wir zu den Kapiteln des Lotos-Sutras kommen, welche die wesentliche Lehre vorstellen, dann wird der Glaube daran zerstört, daß Shakyamuni die Buddhaschaft zum ersten Mal in Indien erlangte, und die Wirkungen der vier Lehren werden gleichermaßen zerstört. Wenn die Wirkungen der vier Lehren zerstört werden, werden die Ursachen in gleicher Weise zerstört. Somit werden die Ursache und Wirkung der zehn Welten der Existenz, wie in den früheren Sutras und der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras gelehrt, ausgelöscht, und die Ursache und Wirkung der zehn Welten in der wesentlichen Lehre werden enthüllt."[^145]
"Die vier Lehren" steht vereinfacht für die früheren Sutras und die theoretische Lehre des Lotos-Sutras. In den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren erläuterte Shakyamuni, daß man das Leben der neun Welten beenden müsse, um Buddha zu werden, und daß man damit die Ursache für die Erleuchtung setze.
Selbst in der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras wird der Darstellung von der Erlangung der Buddhaschaft früherer Sutras im wesentlichen nicht widersprochen, obwohl darin bereits offenbart wird, daß im Leben der Menschen der neun Welten die Buddhaschaft existiert. Denn Shakyamuni spricht dort noch aus der Sicht des Buddhas, der erstmalig die Erleuchtung in diesem Leben erlangt hat, was ja bedeutete, daß man erst die neun Welten auslöschen mußte, um Buddha zu werden.
Dagegen erklärt er im Juryo-Kapitel der wesentlichen Lehre (2. Hälfte) des Lotos-Sutras, daß er tatsächlich die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt hatte, und damit weist er die Ursachen und Wirkungen für die Erleuchtung, wie sie in den früheren Sutras und der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras erläutert sind, zurück.
Aus buddhistischen Schriften geht hervor, daß Shakyamuni in früheren Existenzen Ausübungen als Sessen Doji, als König Shibi oder als Deer King (Rehkönig) durchgeführt hatte. Diese Inkarnationen lagen natürlich weit nach dem Zeitpunkt, zu dem er zum ersten Mal die Buddhaschaft erlangt hatte. Shakyamunis Offenbarung, daß er die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt hatte, bedeutet, daß von da an seine wahre Identität bereits die eines Buddhas war, unabhängig davon, ob er als Mensch, als Tier oder ein anderes Wesen der neun Welten Ausübung machte. Das Leben des Buddhas, der in der entfernten Vergangenheit erleuchtet wurde, ist ausgestattet mit den neun Welten, in denen er sich frei bewegen und die er nutzen kann.
Die Buddhaschaft ist im Leben vorhanden, das sich in den neun Welten manifestiert. Genauso sind die neun Welten immer im Leben des Buddhas vorhanden . "Die Erlangung der Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit steht für das Prinzip des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten. Das ist mit "Ursache und Wirkung der zehn Welten der wesentlichen Lehre" im obigen Abschnitt gemeint.
Die wahre Ursache und Wirkung der Erlangung der Buddhaschaft erklären sich nur, wenn die Vorstellung zurückgewiesen wird, daß Shakyamuni die Erleuchtung zum ersten Mal in diesem Leben erlangt hat. Auch wenn Shakyamuni in den früheren Sutras und der theoretischen Lehre des Lotos-Sutras davon spricht, daß er die Buddhaschaft in diesem Leben erlangt hat, ist das belanglos, weil er bei dieser Aussage davon ausgeht, daß er in diesem Leben zum ersten Mal die Erleuchtung erlangt hatte.
Der Buddha, der in Wirklichkeit die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, sagt, daß das Leben mit den zehn Welten ausgestattet und ewig ist. Das ist räumlich gesehen die kosmische Lebenskraft. Zeitlich betrachtet ist es die Ewigkeit des Lebens, letztendlich das Wesen unseres Lebens. "Die Erlangung der Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit" bedeutet also das Öffnen oder den Zugang zu dem grenzenlosen, kosmischen und ewigen Leben.
Kuon ganjo ist der Ursprung des Lebens
Im Sutra bezieht sich das "Ich" in dem Satz "seit ich tatsächlich die Buddhaschaft erlangt habe" im Wortlaut zwar auf Shakyamuni und auf sein mit den zehn Welten ausgestattetes Leben, das ewig ist. Nach Nichiren bezieht sich dieses "Ich" aber auf alle Lebewesen der "Dharma-Welt", die Wesen der zehn Welten.[^146] Nichiren macht also klar, daß alle Menschen der zehn Welten (Wesenheiten des) Buddhas sind, die in der entfernten Vergangenheit die Erleuchtung erlangt haben, und daß unser Leben mit dem ewigen Leben eines Buddhas ausgestattet ist.
Nur im Buddhismus Nichirens besteht die ausdrückliche Zusicherung, daß alle Menschen die Buddhaschaft erlangen können. Diese Lehre steht allen Menschen offen und macht ihnen das Juryo-Kapitel zugänglich.
Unser Leben ist ewig und mit den zehn Welten ausgestattet. Da die Buddhaschaft in unserem Leben von der Zeit ohne Anfang bis zur Zukunft ohne Ende existiert, kann sie jederzeit und überall manifestiert werden, solange die richtigen äußeren Bedingungen gegeben sind. Deshalb brauchen wir nicht zahllose Äonen hindurch zu praktizieren, um die Buddhaschaft zu erlangen. Wir können in diesem Leben Buddha werden und müssen nicht Leben für Leben Ausübungen durchführen, ohne unser Ziel zu erreichen. Wenn wir aus der Lebenskraft schöpfen, die in uns vorhanden ist, können wir unser Leben vollkommen verändern, auch wenn unser Karma schwer ist.
Das ist eine grundlegend neue Sicht der Erlangung der Buddhaschaft, die Umkehrung der bis dahin bestehenden Theorie über Ursache und Wirkung, Buddha zu werden.
Nichiren machte deutlich, daß er mit seinem Leben dieses Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo zur Erlangung der Buddhaschaft verkörpert und nannte sich daher Buddha Nam-Myoho-Renge-Kyo. Er manifestierte sein großes Leben in Form des Gohonzons für alle Menschen des Späten Tages des Gesetzes.
In den "Ongi Kuden" sagt Nichiren, daß "ferne Vergangenheit" Nam-Myoho-Renge-Kyo ist und "die Erlangung der Buddhaschaft" die Erkenntnis, daß man selbst ewig mit den drei Körpern des Buddhas ausgestattet ist.[^147] Er sagt auch, daß erlangen "öffnen" oder "den Zugang erlangen" bedeutet.[^148]
“Ferne Vergangenheit” bezieht sich auf das ewig existierende Leben, das mit den zehn Welten ausgestattet ist. Die "tatsächliche Verwirklichung der Buddhaschaft" bezieht sich darauf, daß wir in unserem Leben den Gohonzon manifestieren und darauf, daß wir die Nutzen des Buddhas erlangen.
Das ist die Bedeutung von "tatsächliche Erlangung der Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit" aus der Sicht Nichirens. Um diese Bedeutung von der wörtlichen Bedeutung des Satzes in dem Kontext der Lehre Shakyamunis zu unterscheiden, wird sie auch als "Zeit ohne Anfang" oder kuon ganjo bezeichnet.
Kuon ganjo bezeichnet nicht einfach einen Zeitpunkt, der noch weiter zurückliegt als die entfernte Vergangenheit von gohyaku-jintengo, es steht für eine Zeit ohne Anfang oder Ende. Man könnte sagen, daß kuon ganjo in seiner wesentlichen Bedeutung für den ursprünglichen Augenblick des Lebens steht. Wenn wir zu dem tatsächlichen Ursprung des Lebens erwachen, wird der Augenblick der drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für uns der Augenblick von kuon ganjo.
Das Wesen der Lehre Nichirens ist ein Leben auf der Grundlage von kuon ganjo. Es ermöglicht uns, der Wirklichkeit unseres Lebens mit frischem, auf die Zukunft gerichtetem Geist in dem Bewußtsein des tatsächlichen Ursprungs unseres Lebens zu begegnen.
Wenn wir den Gohonzon annehmen und an ihn glauben, Gongyo und Daimoku rezitieren, ist jeder Tag kuon ganjo, wir erleben jeden Augenblick als kuon ganjo.
Der bekannte Schriftsteller Romain Rolland sagte, daß wir das Heute leben sollten, jeden Tag ehren, ihn lieben, respektieren.[^149] Nichiren lehrte uns die große Freude, das "Jetzt" zu leben, in dem sowohl die ewige Vergangenheit als auch die unendliche Zukunft enthalten sind.
Josei Toda sagte: "Wenn wir unser Leben ansehen, erkennen wir, daß wir in der Zeit vor gohyaku-jintengo (d.h. in der Zeit von kuon ganjo) in absoluter Freiheit in einer Welt voll Reinheit und Freude lebten. Wir waren alle guter Dinge und hatten die gleiche Einstellung. Wir alle, die wir einmal in einer so hellen Welt gelebt haben, sind nun zusammen in dieser saha -Welt erschienen.
Wenn ich zurücksehe, kommt es mir vor, als hätte ich erst gestern in dieser reinen angenehmen Welt gelebt. Wie könnten wir denn diese strahlende Welt vergessen, in der wir einst wohnten. Wie könnten wir die Freunde vergessen, mit denen wir ein Leben in absoluter Freiheit und Freude verbrachten? Und wie könnten wir unsere Schwüre vergessen, die wir zusammen in der Versammlung ablegten, als das Lotos-Sutra gelehrt wurde?
Angesichts der Tatsache, daß diese saha-Welt ursprünglich von Menschen bewohnt wird, die ein reines Leben als wahre Freunde und voll Freude führten, ist es traurig und bedauerlich, daß wir von den Anhängern des vorläufigen Mahayana, Hinayana und der nicht-buddhistischen Lehren gezwungen wurden, das Gift von Habgier, Ärger und Neid zu trinken, so daß wir alle wie verwirrte Kinder sind und diese ferne Vergangenheit vergessen haben?"[^150]
Josei Toda sagt, daß er sich an kuon ganjo erinnert, als wäre es gestern gewesen. Einen solchen Lebenszustand hatte er!
Wenn wir zu kuon ganjo erwachen, wird diese saha-Welt zu einer Welt von Freude, Reinheit und Helligkeit, und in der nur Freunde in Harmonie leben.
Die Wirklichkeit ist jedoch, daß diese Welt voll endlosem Elend und Kampf ist. Deshalb setzt sich jemand, der im Augenblick von kuon ganjo lebt, für die weite Verbreitung des Mystischen Gesetzes zum Wohl der Menschen und für den Frieden der Welt ein.
Unsere tägliche Ausübung auf der Grundlage unseres Gebets für das Glück aller Menschen und die Verwirklichung von echtem Frieden in der Welt öffnen eine neue Dimension des Lebens.
Teil 20
"Das Vorläufige ablegen und das Wahre offenbaren" ist die Manifestation des Lebens von kuon ganjo
Issai seken. Tennin gyu Ashura. Kai i kon shaka-muni-butsu. Shus shaku-shi gu. Ko gayajo fu on. Za o dojo Toku a-noku-tara san-myaku sanbodai. Nen-zen-nanshi. Ga jitsu jo-butsu irai. Muryo muhen. Hyaku sen man noku. Nayuta ko.
“In allen Welten glauben alle Menschen und asuras, daß sich der hier anwesende Buddha Shakyamuni, als er den Palast der Shakyas verlassen hatte, am Ort der Ausübung in der Nähe der Stadt Gaya niederließ und dort anuttara-samyak-sambodhi (die höchste vollkommene Erleuchtung) erlangte. Aber, Menschen der Tugend, in Wirklichkeit habe ich vor einer unermeßlichen, grenzenlosen Zeit von hunderten, tausenden, zehntausenden, Millionen von nayuta Äonen die Buddhaschaft erlangt.”[^151]
Ga jitsu jo-butsu irai. Muryo muhen. Hyaku sen man noku. Nayuta ko.
"Aber in Wirklichkeit habe ich vor einer unermeßlichen, grenzenlosen Zeit von hunderten, tausenden, zehntausenden, Millionen von nayuta Äonen die Buddhaschaft erlangt."
Jeder kennt die Unantastbarkeit des Lebens. Und gleichzeitig herrscht allgemeine Verwirrung über die Bedeutung dieses Begriffs. Wenn die Unantastbarkeit des Lebens zu einer greifbaren Weisheit für alle Menschen wird, müssen Krieg und Elend nicht mehr das Schicksal der Menschheit sein. Darauf sind unsere Anstrengungen gerichtet.
Jetzt ist der entscheidende Augenblick für den Wandel vom 20. Jahrhundert, einem Jahrhundert der Kriege, zu einem Jahrhundert des Lebens. Jetzt ist "die Zeit der wesentlichen Lehre", der Augenblick, "das Vorläufige abzulegen und das Wahre zu offenbaren".
Ein großer Wandel kann sich nur dann vollziehen, wenn es einen Menschen gibt, der die Zeichen der Zeit erkennt und handelt. Wenn ein solch außergewöhnlicher Menschen da ist, werden ihm zwei oder drei folgen. Das ist das Prinzip von Kosen-rufu. Lassen Sie uns jetzt den dynamischen Aufbruch in das Jahr 2005, dem 75. Bestehen der Soka Gakkai, machen.
Das Lotos-Sutra versetzt die Menschen in die Lage, die Unantastbarkeit des Lebens zu sehen und ein Leben in Würde führen zu können. Die theoretische Lehre des Lotos-Sutras sagt aus, daß alle Menschen die Weisheit des Buddhas, die in ihrem Leben vorhanden ist, hervorbringen können. Im Gegensatz dazu offenbart das Juryo-Kapitel der wesentlichen Lehre, daß Shakyamuni die Weisheit eines Buddhas nicht erstmalig in diesem Leben erlangt hatte. Die Aussage ist, daß das ewige Wirken des Lebens an sich mit der Weisheit des Buddhas ausgestattet ist und daß Shakyamuni selbst die Wesenheit dieses ewigen Lebens ist. Indem Shakyamuni seinen vorläufigen Status ablegt und seine wahre Identität offenbart, zeigt er, daß jeder Mensch die Wesenheit der Ewigkeit des Lebens ist. Das belegt die Aussage des Lotos-Sutras, daß allen Menschen der Zugang zu der Weisheit des Buddhas und der Entfaltung ihres Lebens offen ist.
Wie Nichiren das Vorläufige ablegt und das Wahre offenbart
Nichiren setzte das Prinzip "das Vorläufige abzulegen und das Wahre zu offenbaren" bei der Verfolgung von Tatsunokuchi um. Diese Verfolgung ereignete sich am 12. September 1271. In der Gosho "Über das Öffnen der Augen" sagt er: "Am 12. Tag des 9. Monats des vergangenen Jahres, zwischen der Stunde der Ratte und des Ochsen (23.00 bis 3.00 Uhr), wurde diese Person namens Nichiren enthauptet. Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist."[^152]
Nichikan sagt zu diesem Satz: "Die wesentliche Bedeutung dieses Abschnitts ist folgende: Der Begründer und große Weise Nichiren spricht hier vom Wesen des Lebens eines normalen Menschen von myoji soku, der Buddha der grenzenlosen Freude von kuon ganjo wird und seine wahre Identität erlangt. Damit gibt er sich als der ursprüngliche Buddha des Buddhismus des Säens im Späten Tag des Gesetzes zu erkennen".
Nichiren erlebt die grenzenlose Freude des Buddhas von kuon ganjo als normaler Mensch. Auf diese Weise verwirklichte er das Prinzip von "das Vorläufige ablegen und das Wahre offenbaren".
Nichirens wahre Identität ist die des Buddhas der grenzenlosen Freude (jap. jijuyushin) von kuon ganjo. Grenzenlose Freude steht für "das Selbst, das frei empfängt und anwendet".[^153] Das ist der Zustand eines Menschen, der erkannt hat, daß das ganze Universum sein eigenes Leben ist, und der frei die Kraft des Mystischen Gesetzes, der Quelle des kosmischen Lebens, empfängt und anwendet.
"Sie sollten über dieses große Glück hocherfreut sein"
Als Nichiren enthauptet werden sollte, sagte Shijo Kingo unter Tränen zu ihm: "Dies sind Ihre letzten Augenblicke." Darauf erwiderte Nichiren: "Sie sollten über dieses große Glück hocherfreut sein."[^154]
Wer die Kraft der Buddhaschaft, die das Universum durchdringt, frei empfängt und anwendet, muß die Machenschaften von Hei no Saemon und Ryokan des Gokuraku-ji Tempels als unbedeutend empfunden haben. So kommentiert Nichiren die Situation eher sachlich: "Ich hatte diese Ereignisse schon lange erwartet."[^155]
Selbst im Exil auf der Insel Sado zeigt er den grenzenlosen Zustand seines Lebens: "Ich fühle unsagbares Glück, auch wenn ich jetzt im Exil bin."[^156] Trotz der äußerst schweren Bedingungen schrieb er "Das Wahre Objekt der Verehrung" und "Über das Öffnen der Augen". Darin erläutert er die Lehre, die alle Menschen der zehntausend Jahre des Späten Tages des Gesetzes zur Erleuchtung führen kann. Er begann auch auf Sado, den Gohonzon einzuschreiben.
Wie groß und grenzenlos war das Leben Nichirens. Keine noch so schwere Verfolgung konnte ihn bezwingen.
Josei Toda sagte, daß manche Menschen die Größe Nichirens an den Verfolgungen maßen, die er erduldete. Er fügte hinzu, daß das zwar auch zutreffe, aber was Nichiren in weit größerem Maße auszeichnete, sei die Tatsache, daß er trotz aller Verfolgungen das Mitgefühl hatte, alle Menschen zur Erleuchtung zu führen.
Wenn wir darüber sprechen, daß Nichiren das "Vorläufige abgelegt und das Wahre offenbart" hat, sollten wir ihn damit nicht auf eine Ebene heben, die für normale Menschen nicht erreichbar ist. Tatsächlich zeigt Nichiren bei der Verfolgung von Tatsunokuchi wie man sich als Mensch verhalten soll. Nichiren selbst war ein Beispiel für menschliche Größe und Würde. Damit hat nicht aufgehört, ein Mensch zu sein, sondern er zeigte die Größe seines Lebens und damit auch des Lebens aller Menschen.
Das Wesen des Buddhismus liegt in dem Prinzip, daß normale Menschen so wie sie sind, die Buddhaschaft manifestieren. Das Leben eines normalen Menschen manifestiert kuon ganjo. Das lehrte Nichiren die Menschen mit seinem eigenen Beispiel, "das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren".
Das Bewußtsein, eine Aufgabe zu haben
Auch wir sollten uns in unserem Umfeld bemühen, unsere wahre Identität durch unseren Glauben und unseren Einsatz für Kosen-rufu zu zeigen. "Das Wahre zu offenbaren" bedeutet, mit klarem Bewußtsein zu handeln. Wenn wir dieses Bewußtsein in die Tat umsetzen, zeigen wir unsere ursprüngliche Identität.
Dazu Josei Toda: "In der oberflächlich erkennbaren Bedeutung der Sutras oder in unserer "äußeren Funktion" sind wir Bodhisattwas der Erde. Aus der Sicht der Glaubens jedoch sind wir Schüler Nichirens". Diese Überzeugung, sagte er weiter, ist "der zentrale Gedanke der Soka Gakkai".
Wenn alle Mitglieder in dem Bewußtsein handeln, daß sie Kinder des Buddhas sind, die direkt mit Nichiren verbunden sind, wird die SGI als Organisation das Prinzip "das Vorläufige ablegen und das Wahre offenbaren" in die Tat umsetzen.
Der Tag, an dem die Soka Gakkai das "Vorläufige abgelegt und das Ursprüngliche offenbart" hat, war der 3. Mai 1951, als Josei Toda der zweite Präsident der Soka Gakkai wurde.
Damals schwor er vor vielen, daß noch in seinem Leben die Soka Gakkai 750.000 Mitglieder haben sollte. Dadurch wurde den Mitgliedern der Soka Gakkai bewußt: "Wir sind Bodhisattwas aus der Erde, wir waren Schüler des ursprünglichen Buddhas".
Damals sagte Josei Toda oft: "Ich erinnere mich an das Frühjahr 1943, als Präsident Makiguchi immer wieder sagte, daß die Soka Gakkai das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren müsse. Er sagte, wenn wir nicht das Prinzip "das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren" in die Tat umsetzen, machen wir etwas falsch. Damals waren alle perplex und wußten nicht, was sie tun sollten".
Aber Josei Toda setzte die Vision von Tsunesaburo Makiguchi um. Das Band zwischen Meister und Schüler ist der Schlüssel dazu, daß wir "das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren".
Wir alle sind Kinder des ursprünglichen Buddhas. Jeder von uns hat eine wichtige Aufgabe. Alle Mitglieder der SGI haben die ursprüngliche Identität eines Bodhisattwas aus der Erde.
In dem Roman "Die Menschliche Revolution" beschreibt Josei Toda, wie er die Erleuchtung im Gefängnis erlangte. Der Protagonist in seinem Roman, Gan, ist ein normaler Mann im Gefängnis. Warum beschreibt er diese Szene der Erleuchtung mit einer Romanfigur, die absolut nichts Außergewöhnliches hat?
Josei Toda sagt dazu: "Ich wollte damit deutlich machen, daß jeder gleichermaßen die Aufgabe übernehmen kann".
"Ursprüngliches Wesen" ist ursprüngliches Selbst. Das Leben des Buddhas lebt kraftvoll in denen, die sich ihrer ursprünglichen Aufgabe bewußt sind. Unabhängig von ihrer persönlichen oder gesellschaftlichen Situation können diese Menschen mit großer Haltung im Leben siegen. Sie können ein Leben voller Freude und Bedeutung führen. Wer also nach dem Motto handelt: "Kosen-rufu und mein Leben", wird niemals in eine Sackgasse geraten, aus der es keinen Ausweg gibt.
Das Leben Nichirens und die Kraft des Gohonzons sind weit und grenzenlos wie das Universum selbst. Auch unser Leben besitzt unendliches Potential. Ob wir dieses Potential nutzen können, hängt allein von der Stärke und Tiefe unserer Entschlossenheit ab.
Mit dem Buddha den Tag beginnen und beenden
Wenn wir in eine Sackgasse geraten, gilt es, ernsthaft zu beten und große Glaubenskraft aufzubringen, um die Situation zu ändern. Nach Josei Toda ist es "das Vorläufige abzulegen und das Wahre zu offenbaren". Glaube ist der Kampf gegen die Ausweglosigkeit, der Kampf zwischen den teuflischen Kräften und dem Buddha. Im Buddhismus ist Sieg oder Niederlage in dieser Auseinandersetzung von größter Bedeutung.
Wir beginnen jeden Morgen mit dem Ursprung des Lebens. Die Sonne von kuon ganjo geht jeden Morgen für uns auf. "Morgen auf Morgen erwachen wir und offenbaren das Ursprüngliche."[^157]
Nichiren sagt, daß wir jeden Augenblick das Wahre offenbaren. Wenn wir Daimoku rezitieren und uns für Kosen-rufu einsetzen, erscheint unser wahres Selbst, der Buddha mit grenzenlosem Mut. Wir können ein Leben absoluter Freiheit führen. Das ist gemeint mit "das Vorläufige ablegen und das Wahre offenbaren".
In den Aufzeichnungen der mündlich überlieferten Lehren erklärt Nichiren die Bedeutung dieses Abschnitts "vor unermeßlich und grenzenlos langer Zeit . . . . Kalpas erlange ich die Buddhaschaft" so:
"Die Aussage dieses Abschnitts ist, daß die Buddhaschaft, die ich tatsächlich erlangt habe, unermeßlich und grenzenlos ist. Das gilt sowohl für die Vergangenheit als auch für die Zukunft."[^158]
Wenn wir durch den Glauben erkennen: "Im Grunde bin ich Buddha" zeigt sich unser ursprüngliches Selbst in diesem Augenblick, der unser Leben sowohl der entfernten Vergangenheit als auch der entfernten Zukunft enthält. Dann, so lehrt Nichiren, können wir frei auf der Ebene des ewigen Lebens handeln.
Das Juryo-Kapitel offenbart die kosmische Lebenskraft, die wir von unserem Ursprung her besitzen.
Teil 21
Das Leben eines Buddhas ist weit wie das Universum
Hi nyo go hyaku sen man noku. Nayuta. Asogi. Sanzen dai sen sekai. Ke shi u nin. Matchi mijin. Ka o tobo. Go hyaku sen man noku. Nayuta. Asogi koku. Nai ge ichi-jin. Nyo ze to gyo. Jin ze mijin. Sho zen-nanshi. O i unga. Ze sho sekai. Ka toku shiyui kyokei chi go. Shu fu. Mi-roku bo-sat to. Ku byaku butsu gon. Seson. Ze sho sekai. Muryo muhen.
"Angenommen, jemand nähme fünfhundert, tausend, zehntausend, eine Million nayuta asamkhya milliardenfache Welten und zermahlte sie zu Staub. Und angenommen, er bewegte sich nach Osten, und wenn er alle fünfhundert, tausend, zehntausend, eine Million nayuta asamkhya Welten ein Staubpartikel fallen ließe und er damit fortführe, indem er sich weiter nach Osten bewegt, bis er auf diese Weise alle Staubpartikel verbraucht hätte - was glaubt ihr, Freunde, wäre die gesamte Anzahl dieser Welten vorstellbar oder berechenbar?”
"Der Bodhisattwa Maitreya und die anderen sagten zu dem Buddha: "Weltgeehrter, diese Welten sind nicht meßbar und grenzenlos, man kann sie weder zählen noch mit dem menschlichen Geist erfassen. Selbst alle Menschen des Lernens (diejenigen, die die Stimme des Buddhas hören) und die Menschen der Selbsterkenntnis (pratyekabuddhas) mit ihrer reinen Weisheit können sich nicht vorstellen oder verstehen, wie viele es sind. Auch wir können es nicht verstehen, obwohl wir im avivartika[^159] Zustand sind. Weltgeehrter, diese Welten sind nicht meßbar und grenzenlos."[^160]
Shakyamuni zeigt hier anhand dieses Vergleichs, wie lange es her ist, daß er die Buddhaschaft erlangte. Den hier von ihm beschriebenen Zeitraum bezeichnet man als gohyaku-jintengo, was wörtlich "fünfhundert Staubpartikel kalpas" bedeutet.
Zu Beginn sagt er: "Angenommen, jemand nähme fünfhundert, tausend, zehntausend, eine Million nayuta asamkhya milliardenfache Welten.” Der Ausdruck nayuta und asmakhya steht für eine nicht berechenbare Menge (Zahlen, die so groß sind, daß man sie nicht in Worte fassen kann). Eine unendliche Zahl multipliziert mit einer unendlichen Zahl ergibt eine Menge, die niemand berechnen kann. In der Kosmologie des alten Indien entsprach ein "größeres Weltensystem" dem gesamten Universum. Ein solch größeres Weltensystem hatte eine immense Ausdehnung. Es bestand aus einer Milliarde Welten, zu der jeweils Sonne und Mond gehörten und in deren Mitte sich der Berg Sumeru zu einer unvorstellbaren Höhe erhob.
Doch in dem 16., dem Juryo-Kapitel, spricht Shakyamuni von "fünfhundert, tausend, zehntausend, einer Million nayuta asamkhya größeren Weltensystemen", was auf eine unvorstellbar große Zahl von Welten hinweist, die weit über die Größe des Kosmos, wie wir ihn kennen, hinausgeht.
Shakyamuni stellt sich dann vor, daß eine unermeßliche und grenzenlose Anzahl von Welten zu feinem Staub zermahlen wird. Die Anzahl dieser Staubpartikel wäre natürlich noch viel weniger berechenbar. "Staub" entsprach den kleinsten Partikeln, in die Materie zerlegt werden konnte, heute würde man von Atomen oder Elementarteilchen sprechen.
Dann spricht er davon, daß jemand diese nicht faßbare Menge von Staubteilchen nimmt und nach Osten geht, wobei er jeweils nach fünfhundert, tausend, zehntausend, einer Million nayuta asamkhya Welten jeweils nur ein Staubkorn fallen läßt. Shakyamuni fragt den Bodhisattwa Maitreya und die anderen, wie viele Welten ein Mensch durchliefe, wenn er das solange fortsetzte, bis die Staubpartikel aufgebraucht sind. Das kann natürlich niemand beantworten.
Der Bodhisattwa Maitreya, der die Anwesenden im Juryo-Kapitel vertritt, antwortet: "Diese Welten sind nicht meßbar und grenzenlos, man kann sie weder zählen noch mit dem menschlichen Geist erfassen." Mit der Bemerkung, daß man sie mit dem Verstand nicht fassen kann, deutet er darauf hin, daß selbst die Menschen des Lernens (diejenigen die die Stimme des Buddhas hören) und der Selbsterkenntnis (pratyekabuddhas), die die irdischen Begierden ausgelöscht und den avivartika -Zustand der großen Bodhisattwas erreicht haben, das nicht verstehen können. Die Fähigkeit zu verstehen hat also nicht nur etwas mit der Größe der Zahl oder mit der Zeitspanne zu tun, sondern mit dem Lebenszustand.
Die Tatsache, daß selbst die großen Bodhisattwas, die bereits einen Teil der Dunkelheit ausgelöscht haben, das nicht begreifen können, zeigt, daß man die ferne Vergangenheit des Juryo-Kapitels nicht fassen kann, ohne die grundlegende Dunkelheit zu besiegen, aus der alle Illusionen und Begierden kommen. Deshalb betont Shakyamuni zu Beginn des Juryo-Kapitels, daß man "glauben und verstehen" muß. Nichiren sagt "Nur im Glauben findet sich ein scharfes Schwert, mit dem man die grundlegende Dunkelheit zerschlagen kann."[^161]
Selbst in den Lehren vor dem Lotos-Sutra findet man astronomisch große Zahlen. Aber im Juryo-Kapitel erklärt Shakyamuni, daß "zahllos" nicht lediglich eine abstrakte Größe ist. Durch ein scheinbar konkretes Beispiel (die Welten werden zu Staub zermahlen, und die Staubteilchen werden einzeln fallen gelassen) scheint er seine Zuhörer nach und nach dazu zu bringen, ihr Denken zu ändern, indem er sie zwingt, eine bestimmte Vorstellung bei sich abzurufen. In beiden Fällen werden unvorstellbare Mengen genannt, aber in der Vorstellung von Maitreya und den anderen gibt es im Juryo-Kapitel ein unterschiedliches Gefühl, eine tiefere geistige Ebene.
Das von Shakyamuni verwendete Beispiel entspricht nicht wie in den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren "dem Verständnis der anderen" (d.h. der Wesen der Neun Welten). Hier handelt es sich um ein Beispiel, das dem "Verständnis des Buddhas entspricht". Die Absicht des Buddhas ist, die Menschen aus der Enge ihres Lebens in den entwickelten Zustand des Buddhas zu führen. Maitreya und die anderen Zuhörer fühlten sich bestimmt mit großer Kraft zu dem Zustand des Buddhas hingezogen, der sich frei im Universum bewegt.
"Niji butso go. Dai bosas shu. Sho zen-nanshi. Konto funmyo. Sengo nyoto. Ze sho sekai. Nyaku jaku mijin. Gyu fu jaku sha. Jin ni i jin. Ichi-jin ikko. Ga jo-butsu irai. Bu ka o shi. Hyaku sen man noku. Nayuta. Asogi ko.
"Zu dieser Zeit sagte der Buddha zu der Menge der großen Bodhisattwas: 'Freunde, ich will es euch klar sagen. Angenommen all diese Welten, ob nun ein Staubkorn auf sie gefallen ist oder nicht, würden noch einmal zu Staub zermahlen, und ein Staubteilchen entspräche einem kalpa. Die Zeit, die vergangen ist, seit ich die Buddhaschaft erlangte, ist einhundert, tausend, zehntausend, eineinhunderttausend nayuta asamkhya kalpas länger'. "[^162]
Mit der Ankündigung, daß er eine klare Aussage machen will, erklärt Shakyamuni die ferne Vergangenheit von gohyaku-jintengo.
Zunächst soll man sich vorstellen, daß alle bis dahin durchreisten Welten, ob sie nun ein Staubkorn abbekommen haben oder nicht, genommen und zu Staub zermahlen würden. Danach nimmt er diese unendliche Menge von Staubteilchen und überträgt auf sie den Begriff Zeit: "Nehmen wir an, ein Staubteilchen entspräche einem kalpa." Ein kalpa ist ein äußerst langer Zeitraum. Schließlich offenbart Shakyamuni, daß er die Buddhaschaft in einer Zeit erlangte, die "hundert, tausend, zehntausend, eine Million nayuta asamkhya Kalpas" länger zurück liegt als diese unermeßliche Menge Kalpas. Dieser Zeitraum ist gohyaku-jintengo.
Gohyaku-jintengo bezeichnet einen Punkt in der nicht faßbaren fernen Vergangenheit. Trotzdem ist seine Dauer noch begrenzt. Da gohyaku jintengo sich auf den Zeitpunkt bezieht, als Shakyamuni Buddha wurde, bezeichnet es einen Zeitraum mit einem bestimmten Anfang.
In ihrem Wesen ist die Erleuchtung Shakyamunis jedoch "ohne Anfang". Shakyamuni erklärt gohyaku-jintengo, weil er die Ansicht zurückweisen will, er habe die Erleuchtung zu einem bestimmten Augenblick in seinem gegenwärtigen Leben erlangt.
Das Wesentliche ist aber das Thema Erleuchtung. Wenn die innere Dunkelheit verschwindet, stellt man fest, daß das Leben im Grunde ohne Anfang und Ende ist. Buddha werden bedeutet also, das ursprüngliche Leben, so wie es ist, freizulegen und hervorzubringen. In "Das wahre Objekt der Verehrung" sagt Nichiren, daß der Shakyamuni, der im Leben derjenigen existiert, die das Mystische Gesetz annehmen, "der ursprüngliche Buddha seit der Zeit ohne Anfang"[^163] ist.
Das Prinzip von kuon ganjo erklärt die in diesem Absatz enthaltene Bedeutung. Kuon ganjo ist die Quelle des Lebens und des Universums. Dieses ursprüngliche Leben ist das Leben des Buddhas der grenzenlosen Freude von kuon ganjo; es ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Nichiren sagt: "'Ferne Vergangenheit' ist Nam-Myoho-Renge-Kyo."[^164]
Josei Toda sagt in diesem Zusammenhang: "Das Leben Nichirens und unser Leben sind ohne Anfang und Ende. Das bezeichnet man als kuon ganjo. Es gibt weder Anfang noch Ende. Das Universum selbst ist eine große lebendige Wesenheit, die weder Anfang noch Ende hat. Isoliert betrachtet hat unsere Erde allerdings Anfang und Ende."
Unser Leben ist nicht von einem Schöpfer oder einer Art Schöpfergottheit "erschaffen" worden. Es ist eins mit dem Universum und ist wie das Universum selbst ewig. Man könnte sagen, daß das Leben selbst Schöpfer und Geschöpf ist.
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens wandelten sich alle, die von Shakyamuni das Juryo-Kapitel hörten, sofort von Menschen, die sich der Erleuchtung durch das Auslöschen ihrer Begierden näherten, zu Menschen, die direkt an das große Leben von Nam-Myoho-Renge-Kyo glauben und es annehmen. Gohyaku-jintengo ist ein "hervorragendes Gleichnis", das den Menschen hilft, ihr Leben auf der Grundlage des großen Lebens von kuon ganjo zu führen.
Teil 22
Die große saha-Welt selbst ist das Land des Ewig Ruhigen Lichts
Ji ju ze rai. Ga jo zai shi. Shaba sekai. Seppo kyoke. Yaku o yosho. Hyaku sen man noku. Nayuta. Asogi koku. Dori shujo.
"Seitdem bin ich immer in dieser saha-Welt gewesen, habe das Gesetz gepredigt, gelehrt und habe bekehrt. Ich habe Menschen in hundert, rausend, zehntausend, hunderttausend nayutas und asamkhyas Ländern angeleitet und ihnen Wohltaten gebracht."[^165]
Shakyamuni sagt zunächst, daß er beständig das Gesetz gepredigt und die Menschen in der saha-Welt gelehrt hat, seit er die Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit von gohyaku-jintengo erlangte. Seine wesentliche Aussage ist, daß die saha-Welt das reine Land ist, wo der Buddha, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangt hat, ewig wohnt. Das ist eine sehr bedeutsame Offenbarung. Nach Josei Toda stellt Shakyamuni den Buddhismus hier auf den Kopf. In den vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren hatte er gesagt, daß diese saha-Welt unrein sei und die reinen Länder, in denen Buddhas wohnen, anderswo liegen. So lehrte er zum Beispiel, daß der Buddha Amida (Ewiges Leben) im Westen des Universums in dem "Reinen Land der vollkommenen Seligkeit” und der Buddha Yakushi (Lehrer der Medizin) in dem "Reinen Smaragd Land" im östlichen Universum wohne. Diese Erklärungen der früheren Lehren werden im Grunde auch in der theoretischen, der ersten Hälfte des Lotos-Sutras beibehalten.
Damit hatte Shakyamuni in den früheren Sutras einen Unterschied zwischen dieser unreinen saha-Welt und anderen reinen Ländern gemacht. Mit diesem Abschnitt im 16. Kapitel (die Lebensspanne des Buddhas) aber weist er zum ersten Mal diese Gedanken klar zurück.
In diesem Abschnitt zeigt er, daß die saha-Welt das wahre Land ist, in dem der Buddha wohnt, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangt hat. Das Land, in dem der Buddha wohnt, ist "das Land des Ewig Ruhigen Lichts". Deshalb klärt dieser Abschnitt das Prinzip, daß die saha-Welt selbst das "Land des Ewig Ruhigen Lichts" ist.
Er sagt dann: "Ich habe Menschen in hundert, tausend, zehntausend, hunderttausend nayutas und asamkhyas Ländern gelehrt und ihnen Wohltaten gebracht". Shakyamuni, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, hat also in zahllosen Ländern außerhalb der saha-Welt Wesen angeleitet. Das zeigt, daß Buddhas in anderen Ländern vorübergehende Projektionen oder Emanationen von Shakyamuni sind.
In der Gosho “Über das Öffnen der Augen” sagt Nichiren: “Als Shakyamuni Buddha enthüllte, daß er die Erleuchtung in der weit entfernten Vergangenheit erlangt hatte und seitdem ununterbrochen in dieser Welt gewesen war, wurde offenbar, daß alle anderen Buddhas Ema-nationen Shakyamunis waren.”[^166]
Diese saha-Welt ist in Wirklichkeit das Land, in dem der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, nie endend tätig ist und alle Menschen zum Glück führt. Suchten wir also das reine Land außerhalb dieser saha-Welt, so käme das einer Suche nach einem vergänglichen Land außerhalb der saha Welt gleich. Solche Anstrengungen wären vergeblich und vergleichbar mit der Suche nach einem Schatten oder einem Trugbild.
Warum aber hat Shakyamuni dann über die Existenz von Ländern des ruhigen Lichts außerhalb der saha-Welt gesprochen? Weil er in den Menschen, die nur mit weltlichen Dingen beschäftigt waren, den Wunsch nach Höherem wecken wollte. Die "Länder des ruhigen Lichts" der früheren Sutras waren in diesem Sinne lediglich ein Mittel.
Shakyamuni weist also im 16. Kapitel den Gedanken zurück, es gebe außerhalb dieser realen Welt eine ideale Welt. Die Menschen neigen dazu, den Dingen auszuweichen; sie möchten gern glauben, daß man glücklich werden kann, wenn man sich von der Realität abwendet und sich einer "anderen Welt " zuwendet. Auch das Glück der Illusion kann niemals mehr sein als eine Illusion. Im 16. Kapitel wird diese Illusion zerstört.
In den "Ongi Kuden" (Aufzeichnungen der mündlich überlieferten Lehren) sagt Nichiren: "Es trifft nicht zu, daß er (der Ausübende des Lotos-Sutras) diesen Ort verläßt und an einen anderen geht. . . alle Orte, an denen Nichiren und seine Schüler Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, ob Bergtäler oder Wildnis, sind 'das Land des Ewig Ruhigen Lichts'."[^167] Der Ort, an dem Menschen das Mystische Gesetz annehmen, ist "das Land des Ewig Ruhigen Lichts".
Gleichzeitig ist aber diese Welt - und das zeigt sich auch in dem Wort saha, was so viel wie "ertragen" bedeutet - auch der Ort, an dem die Menschen dauernd Trauer und Leiden unterschiedlicher Art ertragen müssen. Was aber bedeutet dann die Aussage, daß eine Welt wie diese "das Land des Ewig Ruhigen Lichts" selbst ist?
Es weist auf eine große Veränderung in der Bedeutung des Ausdrucks saha-Welt hin, wie er im 16. Kapitel gebraucht wird. Diese Welt ist nicht ein Ort der Tragödie, an dem die Menschen dauernd Leiden und Trauer ertragen müssen, sie wird zu einem Ort der Befreiung der Menschen, einem Ort, an dem der Buddha die Menschen beständig rettet, während sie alle möglichen Schwierigkeiten durchstehen.
Aus der Sicht der Lehre Nichirens ist Shakyamuni, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, nicht der einzige Akteur. Ich habe bereits an anderer Stelle gesagt, daß die Bedeutung des eigentlichen Erlangens der Erleuchtung in der fernen Vergangenheit bedeutet, zu dem Leben von kuon ganjo zurückzukehren.
Zu dieser Stelle im Sutra: "Seitdem bin ich beständig in dieser saha-Welt gewesen, habe das Gesetz gepredigt, gelehrt und bekehrt” sagte Josei Toda: “Das zeigt, daß der Gohonzon dem großen Universum gleich ist. Das Leben von Nam-Myoho-Renge-Kyo ist seit kuon ganjo eins mit dem Universum."
Wenn wir unser Leben auf der Grundlage von kuon ganjo führen, wird die saha- Welt zum Universum. Sie wird die große Bühne, auf der wir frei handeln können. Wenn wir das Mystische Gesetz annehmen und in uns das große Leben von kuon ganjo öffnen, können wir gewöhnlichen Menschen unsere wahre Identität als Menschen zeigen, deren Aufgabe es ist, ihr Leben der Befreiung der Menschheit zu widmen und dabei gelassen die Schwierigkeiten der saha-Welt annehmen.
Das Leben eines mutigen Bodhisattwas aus der Erde besteht sozusagen darin, mit einem mutigen Sprung kopfüber in schwierigste Situationen einzutauchen und Menschen, die am meisten leiden, in den Arm zu nehmen, mit Freunden zu sprechen und sie zu beschützen. So entsteht eine Revolution der Hoffnung, eine Revolution der Einsicht, daß die saha-Welt selbst "das Land des Ewig Ruhigen Lichts" ist. Wer so lebt, leuchtet von innen.
Nichiren sagt: "Saha: damit ist gemeint, wie sich die Bodhisattwas der wesentlichen Lehre in der großen Tugend Geduld üben, indem sie die wesentliche Lehre verkünden und verbreiten. Diese Geduld ist “das Land des Ewig Ruhigen Lichts”. Diese Ausdauer heißt der Buddha Shakyamuni."[^168]
Als Bodhisattwa aus der Erde das Mystische Gesetz mit der großen Kraft der Geduld auf der Grundlage des grenzenlosen Lebens von Nam-Myoho-Renge-Kyo zu verbreiten, ist saha oder Durchhalten. Gerade in dieser Einstellung von Ausdauer und Durchhalten zeigt sich "das Land des Ewig Ruhigen Lichts".
Wenn wir in die Wirklichkeit der saha-Welt eintauchen, um den Leidenden zu helfen, und dabei das ursprüngliche Leben des Universums mit dem eigenen Leben durch die Ausübung von Gongyo und Daimoku manifestieren, verwirklichen wir das Prinzip von: "Die saha-Welt selbst ist das Land des Ewig Ruhigen Lichts". Wenn wir zu dem höchsten ursprünglichen Leben in uns erwachen, wandelt sich die unreine Welt der Wirklichkeit voller Leiden und Kummer in ein reines Land voller Freude und Aufgaben.
Das wahre Erbe des Buddhismus liegt im Geist von Rissho Ankoku. Ein altes japanisches Sprichwort sagt: "Verachte und verlasse die unreine Welt und suche die Wiedergeburt im reinen Land". Lange galt der Buddhismus als eine Religion der Weltentsagung, -verachtung und Passivität. Im Kern ist dies die Aussage des Sprichwortes, man solle die Wirklichkeit der Welt ablehnen, da sie voll Leiden ist, und sich statt dessen nach der Wiedergeburt in dem "Reinen Land des Vollkommenen Lichts" nach dem Tode sehnen.
Aber bei dem Konzept eines reinen Landes, das außerhalb dieser Wirklichkeit existiert, handelt es sich um eine vorläufige Lehre, die entsprechend dem Verständnis der Menschen verkündet wurde. Solch eine Lehre kann vorübergehend Trost, nicht aber wirkliches Glück bringen.
In der Abhandlung Shugo Kokka Ron (Über den Schutz des Landes) stellt Nichiren die Frage, ob jemand, der das Lotos-Sutra ausübt, dafür beten sollte, in einem reinen Land wiedergeboren zu werden. Als Antwort weist der Gefragte darauf hin, daß Shakyamuni im Juryo-Kapitel, dem Kernstück des 28 Kapitel umfassenden Lotos-Sutras, sagt: "Ich bin immer in dieser saha-Welt gewesen". Demnach, so sein Argument, ist Shakyamuni, der seine Identität als ein Buddha offenbart hatte, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, in dieser saha-Welt anwesend. Seine Schlußfolgerung daraus ist, daß es nicht notwendig ist, diese saha-Welt zu verlassen und die Wiedergeburt in einem anderen Land zu suchen.[^169] Nichiren lehrt, daß wir das “Reine Land” in dieser saha-Welt suchen sollen.
Unsere Wirklichkeit ist also das “Reine Land”. Das Anliegen des Buddhismus ist, beharrlich daran zu arbeiten, dieses ursprüngliche, reine Land zu manifestieren. Der Buddhismus ist ganz sicher keine Religion, die die Menschen ermuntert, nur für sich, getrennt von anderen Menschen und von ihrem sozialen Umfeld, als Einsiedler nach der Erleuchtung zu streben. Er ist auch keine Religion, die von den Menschen verlangt, hier und heute alle Hoffnungen in der Aussicht auf das Glück nach dem Tode aufzugeben.
"Reines Land" bedeutet praktisch und auch in aktiver Hinsicht "das Land des Buddhas zu reinigen". Das ist die ursprüngliche Bedeutung von "Reines Land". Im japanischen Buddhismus ist diese ursprüngliche Bedeutung vollkommen untergegangen; heute bezeichnet dieser Ausdruck eine Welt nach dem Tode.
"Reines Land" heißt also im ursprünglichen Sinne: "Das Land reinigen". Es zeigt an, daß gehandelt werden muß, um die Umgebung und die Gesellschaft zu verbessern. Die buddhistischen Schriften schlagen sogar bestimmte Maßnahmen zur Veränderung des Landes vor. Shakyamuni sagt beispielsweise an einer Stelle, daß in öden Gegenden bestimmte Bäume gepflanzt und dadurch grüne Haine geschaffen werden sollten, daß über Flüsse Brücken und in trockenen Gegenden Brunnen zur Bewässerung des Landes gebaut werden sollten. Er sagte, daß an den Straßen Raststätten für die Reisenden gebaut werden sollten.. Die Wohltaten derer, die das durchführten, werden mit jedem Tag größer, in ihrem Leben werde sich die unveränderliche Wahrheit spiegeln.
Der indische König Ashoka (268-232 v.Chr.) setzte diese Ideen Shakyamunis um. Nagarjuna, der große buddhistische Gelehrte im Frühen Tag des Gesetzes, ermahnte den damaligen König, sich um die "Kranken, Waisen und Armen" zu kümmern, den Opfern von Naturkatastrophen, schlechten Ernten und Epidemien beizustehen und seine Macht nicht dazu zu mißbrauchen, Menschen ohne rechtliche Grundlage ins Gefängnis zu werfen.
Es ist wichtig, klarzustellen, daß "Reines Land" im ursprünglichen Sinne nur lebendig und gut in dem Ideal und der Umsetzung der Lehren Nichirens von rissho ankoku ist, in der Befriedung des Landes durch die Verbreitung des wahren Buddhismus. Das wahre Erbe des Buddhismus liegt in der Veränderung zum Besseren des Landes, in dem wir leben.
Josei Toda sagte: "Wir müssen unsere saha-Welt in einen Ort von Ruhe und Frieden verwandeln. Es dürfen keine Nuklearraketen abgeschossen werden oder Bomben aus Flugzeugen herabregnen. Es dürfen keine Menschen mehr getötet werden oder verhungern in einer Welt, in der wir das Mystische Gesetz verbreiten."
Beim Gongyo beten wir für den Weltfrieden und das Glück aller Menschen. Täglich hören wir unseren Freunden zu, die mit uns über ihren Kummer sprechen, und setzen uns für die Verbreitung des Buddhismus ein. Das ist bedeutet in Wahrheit, "das Land des Buddhas zu reinigen".
Die Mitglieder der SGI sind Bodhisattwas und Boten des Buddhas. Lassen Sie uns dazu beitragen, daß unsere nähere Umgebung, unser Land und die ganze Welt im "Ewig Ruhigen Licht" erstrahlt. Mit dieser Entschlossenheit lebt man die Worte des Sutras: "das Gesetz predigen, lehren und diese saha-Welt verändern".
Teil 23
Der Buddha beobachtet die Herzen der Menschen und hört ihre unausgesprochenen Wünsche
So zen-nanshi. O ze chugen. Ga setsu nen-do-but to. U bu gon go. Nyu o nehan. Nyo ze kai i. Hoben fun-betsu. Sho zen-nanshi. Nyaku u shujo. Raishi ga sho. Ga i but-su-gen. Kan go shin to. Sho kon ridon. Zui sho o do. Shosho ji setsu. Myoji fudo. Nenki daisho. Yaku-bu gen gon. To nyu nehan. U i shuju hoben. Setsu mimyo ho. No ryo shujo. Ho kangi shin.
"Freunde, als ich über den Buddha Nento (Brennende Fackel) und andere gesprochen und beschrieben habe, wie sie ins Nirvana eingingen, habe ich dieses als Mittel zur Unterscheidung benutzt.
Freunde, wenn es Menschen gibt, die zu mir kommen, sehe ich mit den Augen des Buddhas ihren Glauben, und ob ihre sonstigen Fähigkeiten scharf oder stumpf sind. Je nachdem, wie empfänglich sie für die Rettung sind, erscheine ich an unterschiedlichen Orten und predige für sie unter verschiedenen Namen und bezeichne die Zeitspanne, während der meine Lehren wirksam sind. Wenn ich erscheine, sage ich manchmal, daß ich gerade ins Nirvana eintrete und verwende auch verschiedene geeignete Mittel, um das tiefgründige und wunderbare Gesetz zu predigen. Auf diese Weise führe ich die Menschen zur Freude.”[^170]
"Zu der Zeit", bezieht sich auf den Zeitraum des Erlangens der Buddhaschaft Shakyamunis in der fernen Vergangenheit von gohyaku-jintengo bis zu seinem Leben in Indien. In diesem Abschnitt spricht Shakyamuni ausführlich über das, was er in dieser Zeit getan hat.
Zunächst sagt Shakyamuni, daß alle Erzählungen über das Erscheinen des Buddhas Nento und anderer Buddhas und deren Eintreten in das Nirvana lediglich geeignete Mittel waren.
In dem unmittelbar vorangehenden Abschnitt hatte Shakyamuni erklärt, daß er immer in dieser saha-Welt lebt und beständig bemüht ist, die Menschen zur Erleuchtung zu führen. An dieser Stelle stellt er klar, daß seine Erzählungen über das Erscheinen früherer Buddhas und ihren Eintritt ins Nirvana lediglich geeignete Mittel waren, um die Menschen zu leiten, und daß diese Buddhas alle Erscheinungsformen von Shakyamuni selbst waren, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt hatte.
In einem früheren Sutra hatte Shakyamuni erklärt, daß er sich in einem früheren Leben unter dem Buddha Nento der Ausübung als Bodhisattwa Judo (gelehrter Jüngling) gewidmet hatte. Als Wirkung dieser Ausübung, so hatte der Buddha Nento ihm vorausgesagt, werde er in der Zukunft die Buddhaschaft erlangen. Shakyamuni sagte auch, daß seine damalige Ausübung die Ursache für das erstmalige Erlangen der Buddhaschaft in seinem gegenwärtigen Leben war. Shakyamuni nennt hier den Namen des Buddhas Nento, weil er den Zuhörern am geläufigsten war.
Wenn aber der Buddha Nento und die anderen Buddhas der Vergangenheit nur Mittel waren, dann müssen doch sowohl die buddhistischen Ausübungen, die Shakyamuni während zahlloser Äonen unter diesen Buddhas durchgeführt hatte, als auch die Wirkung, die erstmalige Erleuchtung in diesem Leben, auch nur Mittel gewesen sein.
Mit der Aussage weist Shakyamuni also die Ursachen für das Erlangen der Buddhaschaft während dieser Zeit sowie die Wirkung einer erstmaligen Erleuchtung in diesem Leben zurück, weil sie lediglich ein angemessenes Mittel sind. Wenn also die vorübergehenden Ursachen und Wirkungen zurückgewiesen werden, ist die Schlußfolgerung, daß die wahre Ursache für Shakyamunis Erleuchtung vielmehr in seiner Ausübung in der fernen Vergangenheit liegt. Dann erkennt man auch, daß seine Erleuchtung in der fernen Vergangenheit die wahre Wirkung ist. In diesem Abschnitt klärt Shakyamuni, daß diese wahre Ursache und wahre Wirkung die tatsächliche Ursache und Wirkung seiner Erleuchtung sind.
Indem er das Eintreten ins Nirvana anspricht, deutet Shakyamuni an, daß der Buddha Nento und die anderen Buddhas, die ins Nirvana eingehen, angemessene Mittel sind. Nirvana bedeutet einen inneren Zustand von Frieden und Ruhe, der durch das Auslöschen der irdischen Begierden entsteht. Die früheren Sutras lehren außerdem, daß man auch durch das Auslöschen des Körpers in den Zustand des Nirvana eintreten könne. Aus diesem Verständnis rührt die Bedeutung von "in das Nirvana eintreten" her, was für das Sterben eines Buddhas steht.
Hier im Juryo-Kapitel betont Shakyamuni, daß das "vollständige Nirvana" im Sinne eines physischen und geistigem Auslöschens ein geeignetes Mittel ist. Im Lotos-Sutra bedeutet Nirvana in Wahrheit weder körperliches noch geistiges Auslöschen, sondern die Perfektion der Weisheit.
Aus diesem Grunde erklärt Shakyamuni hier, daß selbst Erzählungen von Buddhas, die ins Nirvana eintreten, lediglich geeignete Mittel sind und die vollkommene Weisheit ewig in Shakyamuni verkörpert ist, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Shakyamuni spricht darüber in dem Versteil des jigage im Hoben-Kapitel, in dem es heißt: "Als geeignetes Mittel scheine ich, ins Nirvana einzutreten."[^171] Diesen Teil werden wir später ausführlicher behandeln.
In den Abschnitt, der mit den Worten: "Freunde, wenn es Menschen gibt, die zu mir kommen, . . . " beginnt, geht Shakyamuni auf die Aktivitäten des Buddhas "in dieser Zeit" ein, der die Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit erlangt hat.
Warum erscheint Shakyamuni, der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, in dieser Zwischenzeit in Gestalt verschiedener Buddhas und Bodhisattwas? Die Antwort ist, daß er entsprechend dem mystischen Prinzip von ”Wunsch und Erscheinen” handelte.
"Wenn es Menschen gibt, die zu mir kommen", weist auf den Wunsch hin. Das ist also die Bedingung, unter der Menschen den Buddha suchen und finden möchten, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Der Abschnitt: ". . . sehe ich mit den Augen des Buddhas ihren Glauben", beschreibt das Erscheinen des Buddhas von gohyaku-jintengo. Als Antwort auf die Suche der Menschen erscheint der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, jeweils in Gestalt verschiedener Buddhas und Bodhisattwas in dieser Welt.
Die grundlegende Motivation für das Erscheinen des Buddhas ist das Mitgefühl. Wer unter Schmerzen und Kummer leidet, sucht in der Tiefe seines Lebens den Buddhismus und möchte den Buddha finden.
Durch die Kraft seines Mitgefühls nimmt der Buddha die stummen Schreie und das Verlangen nach seiner Hilfe wahr. Er erscheint in der Welt, um alle Menschen zum Glück zu führen. Das ist das mystische Prinzip von ”Wunsch und Erscheinen”.
Wenn jemand als Antwort auf das Leiden anderer aktiv wird, manifestiert er damit das Mitgefühl des Buddhas. Dieser Geist des Mitgefühls mit den Leidenden liegt der Ausübung in der Soka Gakkai zugrunde. Aus dieser grundlegenden Einstellung des Mitgefühls entstehen Ernsthaftigkeit, Weisheit und die Umsetzung von Vorstellungen in die Tat. Erst dann sieht man eine Entwicklung. Das dürfen wir nie vergessen.
Josei Toda sagte einmal, daß der Buddha erscheint, weil die Menschen sich nach dem Buddha sehnen und sich einen hervorragenden Mentor wünschen. Der Buddha ist die wahre Leitfigur, die das tiefe Verständnis des Lebens verkörpert.
Es gibt Sackgassen im eigenen Leben, der Gesellschaft, selbst in der Zivilisation als solcher. Mit einer Philosophie, die eine tiefe Einsicht in das Leben bietet, kann man einen Weg aus einer scheinbar ausweglosen Situation finden.
In einem Zeitalter, dem es an einer Philosophie fehlt, irren die Menschen orientierungslos umher. "Irgend etwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann", sagen sich die Menschen. "Ich möchte glücklich sein, aber ich weiß nicht, was es heißt, wirklich glücklich zu sein."
Im weitesten Sinne stehen diese stimmen Schreie für die Sehnsucht der Menschen und ihren Hilferuf nach dem Buddha. Lassen Sie uns dem Beispiel des Buddhas folgen, dem Ruf der Menschen folgen und einen beständigen Dialog für Wahrheit und Gerechtigkeit führen.
Der Buddha sehnt sich danach, seine Wohltaten mit anderen zu teilen
Shakyamuni legt dann dar, wie er als der Buddha, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, erscheint, um die Menschen zur Erleuchtung zu führen, die den Buddhismus suchen.
Zunächst sagt er, daß er mit den Augen des Buddhas erkennt, ob ihre Fähigkeiten entwickelt oder nicht entwickelt sind. So findet er heraus, wie er sie zur Erleuchtung führen kann. Deswegen erscheint er in verschiedenen Ländern unter verschiedenem Namen. Dabei legt er verschiedene Zeitspannen fest, in denen seine Lehren am wirksamsten sind. Shakyamuni erklärt also, daß er in Gestalt verschiedener Buddhas und Bodhisattwas erschienen ist, die jeweils unterschiedliche Namen hatten und deren Lehren passend für unterschiedliche Zeiten waren. Er sagt auch, daß er manchmal ankündigte, er werde ins Nirvana eintreten und er auch diesen Anschein erweckte.
In Wahrheit ist das Leben des Buddhas, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, ewig. Um aber die Menschen anzuleiten, benutzte er das geeignete Mittel, unter verschiedenen Namen und in verschiedenen begrenzten Lebensspannen zu erscheinen und scheinbar ins Nirvana einzugehen.
Die Buddhas und Bodhisattwas der Vergangenheit, als die der Buddha Shakyamuni erschien, kamen in diese Welt, um die Menschen zur Erleuchtung zu führen. Das heißt, daß sich das ewige Leben des Buddhas auch auf die Buddhas und Bodhisattwas bezieht, als die er erschien, um die Menschen zu lehren und zu leiten.
Die unermeßliche Wohltat des Buddhas ist ewiges Leben. T'ien-t'ai sagt: "Die Lebenszeit zu erfassen (juryo) bedeutet, die Wohltaten verschiedener Buddhas zu erfassen und zu erläutern."[^172]
Shakyamuni verwandte seien gesamte Lebensdauer darauf, die von ihm erworbenen positiven Wirkungen an Menschen an zahllosen Orten und in unterschiedlichen Zeiten weiter zu geben. Menschen zu retten bedeutet für den Buddha, seine unendliche Lebenskraft, d.h. seine Lebensdauer, mit anderen zu teilen. In der Tiefe bedeuten die positiven Wirkungen des Buddhas Lebenskraft, d.h. seine Kraft zu überleben. Im Juryo-Kapitel (die Lebensspanne des Buddhas) erklärt Shakyamuni, daß die Lebensspanne des Buddhas, d.h. seine Lebenskraft, tatsächlich unermeßlich ist.
Wir erhalten täglich diese unermeßliche Lebenskraft vom Gohonzon. Unser Leben gewinnt Würde, Kraft und Glanz, je mehr wir diese wohltätige Kraft des Gohonzon loben.
Im Glauben an den Gohonzon beten, handeln und sprechen wir für das Glück anderer. Das Beibehalten dieses korrekten Rhythmus führt zu einem langen Leben, Gesundheit und Glück.
Ich habe einmal ein Vier-Punkte-Programm für ein gesundes Leben aufgestellt, um diesen Rhythmus der Manifestation des Glaubens im täglichen Leben zu zeigen: 1) machen Sie ein belebendes Gongyo, 2) gestalten Sie Ihren Tagesablauf vernünftig und produktiv, 3) tun Sie etwas für andere, 4) achten Sie auf gesunde Eßgewohnheiten.
Man kann auch sagen, daß der Glaube an das mystische Gesetz selbst der wichtigste Katalysator für Gesundheit und und ein langes Leben ist.
Ein Glaube der mutigen Tat führt zu großer Freude
Betrachten wir diesen Absatz des Lotos-Sutras von Standpunkt des Buddhismus Nichirens.
Zunächst bezieht sich "Wenn es Menschen gibt, die zu mir kommen" auch auf unsere aufrechte Haltung vor dem Gohonzon.
Im Späten Tag des Gesetzes bedeutet die Tat des Buddhas, mit den Augen des Buddhas die Fähigkeiten der Menschen zu erkennen und ihnen das Gesetz den Umständen entsprechend zu predigen, den leidenschaftlichen Wunsch Nichirens, alle Menschen zur Buddhaschaft zu führen.
Josei Toda sagte zu diesem Absatz, daß der Gohonzon unseren Glauben wahrnimmt und wir dadurch großes Mitgefühl bekommen
Aus unserer Sichtweise steht "ob ihre sonstigen Fähigkeiten entwickel oder nicht entwickelt sind" für die Stärke bzw. Schwäche unseres Glaubens. Je tiefer unser Glaube wird, um so mehr manifestieren wir die unermeßlichen Wohltaten des Gohonzon.
An anderer Stelle sagte Josei Toda dazu: "Bevor Nichiren ins Nirvana einging, hinterließ er uns, den Menschen des Späten Tages, den Gohonzon. Zu seinen Lebzeiten hatte er den Ehrentitel des Nichiren Daishonin. Nach seinem Tode nennt man ihn in Verehrung den Dai-Gohonzon, das Vermächtnis für die gesamte Menschheit. Das ist die Bedeutung von ‘predige für sie unter verschiedenen Namen” und bezeichne die Zeitspanne, während der meine Lehren wirksam sind’. Dieser Gohonzon ist das wahre Wesen des Buddhas."
Der Buddhismus Nichirens ist also die große Lehre für die unbegrenzte Zeit des Späten Tages des Gesetzes. Er ist die Quelle des Lichts für die gesamte Menschheit für alle Zukunft. Die "Zeitspanne" seiner Wirksamkeit ist unbegrenzt.
Der Abschnitt "(ich) verwende auch verschiedene geeignete Mittel an, um das mystische Gesetz zu predigen. Auf diese Weise führe ich die Menschen zur Freude", weist auf das Verkünden des Gesetzes von Myoho-Renge-Kyo hin, wobei die Menschen durch die Kraft des Gohonzon große Freude empfinden. Wer das mystische Gesetz ehrlich annimmt, kann nicht unglücklich werden. Daran besteht kein Zweifel.
Josei Toda sagte sogar, daß mit unserem Glaube etwas nicht stimmt, wenn wir beim Gebet vor dem Gohonzon keine Freude empfinden. Wenn wir diese Freude fühlen, ist unser Leben voller Wohltaten.
Er relativierte das aber: "Allerdings werden Sie keine wirkliche Freude empfinden, wenn Sie sich zur Freude zwingen wollen. Wenn Sie Gongyo machen und Ihre Beine taub werden und Sie immer wieder denken müssen: 'wann hören wir endlich auf, aber ich muß mich ja freuen', dann fühlen Sie keine Freude."
Glaube ist die inspirierte Handlung. Unser Herz wird mit der ernsthaften Bemühung leicht und gerät in diesen Strom. Im Buddhismus gibt es keinen Pessimismus. Freude entsteht durch unseren Einsatz für die Gerechtigkeit. Diese Überzeugung sollten wir zur Grundlage unseres Lebens machen.
Teil 24
Widmen Sie Ihr Leben dem großen Gesetz und hohen Idealen
Sho zen-nanshi. Nyorai ken sho shujo. Gyo o shobo. Toku hak ku ju sha. I ze nin setsu. Ga sho shukke. Toku a-noku-ta-ra san-myaku sanbo dai. Nen ga jitsu. Jo-butsu irai. Ku-on nyaku shi. Tan ni hoben. Kyoke shujo. Ryo nyu butsu-do. Sa nyo ze setsu.
"Freunde, der Buddha beobachtet die Menschen, die sich an dem unterlegenen Gesetz erfreuen, wenig tugendhaft sind und deren Leben unrein ist. Für diese Menschen beschreibe ich, wie ich in meiner Jugend mein Zuhause verlassen und annuttara-samyak-sambodhi erlangt habe. In Wahrheit aber ist, wie ich bereits sagte, eine sehr lange Zeit vergangen, seit ich die Buddhaschaft erlangt habe. Diese geeigneten Mittel habe ich allein zu dem Zweck benutzt, um die Menschen zu lehren und sie zu veranlassen, in den Weg des Buddhas einzutreten. Das ist der Grund, warum ich so spreche."[^173]
Der spirituelle Kampf des Buddhas, der die Ewigkeit des Lebens lehrt
Wer sich hohen Idealen widmet und sich beständig entwickelt, führt ein hoffnungsvolles, erfülltes und inspiriertes Leben. Von ihm geht eine innere Klarheit aus und ein Zauber, den man nur schwer in Worte fassen kann.
Das Lotos-Sutra ist die Schrift, die alle Menschen auffordert, den Weg der beständigen Entwicklung zu gehen. "Streben Sie nach dem großen Zustand des Buddhas", "Kultivieren Sie in Ihrem Herzen das grenzenlose Universum". Das Lotos-Sutra lehrt diesen höchsten Weg.
Um das Lotos-Sutra lehren zu können, verkündete der Buddha zunächst verschiedene geeignete Lehren als Mittel, um die Menschen anzuleiten. Obwohl Shakyamuni in den früheren Sutras und der theoretischen Lehre (erste Hälfte des Lotos-Sutras) lehrte, daß er das weltliche Leben als junger Mensch aufgegeben hatte und den höchsten Weg der Erleuchtung erstmalig in seinem gegenwärtigen Leben erlangt hatte, war das ein geeignetes Mittel, das er entsprechend dem Verständnis derjenigen, "die sich an dem unterlegene Gesetz erfreuen und wenig tugendhaft sind und deren Leben unrein ist", benutzt hatte.
"Sich an dem unterlegenen Gesetz erfreuen", bezieht sich auf Menschen, die Hinayana- oder vorläufigen Mahayana-Lehren anhängen oder, im weiteren Sinne, deren Ideale oder das Verständnis vom Sinn des Lebens auf sehr niedrigem Niveau sind und die folglich nicht den hohen Zustand des Buddhas anstreben. Der große chinesische Lehrer T'ien-t'ai sagt in bezug auf solche Menschen: "Ihr Herz ist durch weltliche Wünsche und Vergnügungen unrein, sie hängen falschen Lehren an", und "Sie streben danach, ihren Körper in Asche zu verwandeln und ihr Bewußtsein auszulöschen".
"(...) wenig tugendhaft sind und deren Leben sehr unrein ist", bedeutet, daß diese Menschen außerordentlich wenig Ursachen zum Erlangen der Buddhaschaft gesetzt haben und daß ihr Leben durch irdische Wünsche unrein ist. "Unrein" steht in diesem Zusammenhang für negatives Verhalten wie Habgier, Ärger, Dummheit, Arroganz, Zweifel, falsche Ansichten und Neid.
Shakyamuni versucht nicht, diese Menschen zu lehren, was das ewige Leben des Buddhas ist, der seit der Zeit von gohyaku-jintengo erleuchtet ist, sondern sagt ihnen, daß er die Erleuchtung erstmalig in diesem Leben aufgrund der verschiedenen Ausübungen in früheren Leben erlangt hat. Letztendlich bereitete er damit den Weg für die Offenbarung der Ewigkeit des Lebens eines Buddhas (d.h. das tatsächliche Erlangen der Erleuchtung in der fernen Vergangenheit) hier im Juryo-Kapitel (16. Kapitel) vor.
Hätte er von Anfang an gelehrt, was das ewige Leben des Buddhas ist, ohne sich des geeigneten Mittels zu bedienen , d.h. der Aussage, er habe die Buddhaschaft in diesem Leben erlangt, hätten viele Menschen gezweifelt und ihn vielleicht so verleumdet: "Wer soll diesem großtuerischen Gerede glauben?" Vielleicht hätten sie auch die Hoffnung vollständig aufgegeben, überzeugt, niemals diesen großartigen Zustand erreichen zu können. In beiden Fällen hätten sie ihre Ausübung aufgegeben.
Die Menschen konnten seinen Worten folgen und nach der Erleuchtung streben, weil er seine Erläuterung damit begann, ihnen die Ursache seiner früheren Ausübung und die Wirkung seiner erstmaligen Erleuchtung in diesem Leben zu erklären.
Darüber hinaus hatte Shakyamuni mit der Lehre der Ablösung der Drei Fahrzeuge durch das Eine Fahrzeug im zweiten, dem Hoben-Kapitel des Lotos-Sutras, gesagt, daß alle Menschen von Anfang an die Buddhaschaft besitzen. Dort erklärte er unmißverständlich: Sie sollten nicht dem Weg der Zwei Fahrzeuge oder der Drei Fahrzeuge folgen, sondern den Zustand der Buddhaschaft, das eine höchste Fahrzeug anstreben.
Da diese Grundlage bereits gelegt war, wurden die Schüler, die im Juryo-Kapitel eine Ahnung davon bekamen, daß der Zustand ihres Lehrers weit und grenzenlos ist wie das Universum war, nicht von Zweifel geplagt, sondern konnten mit Freude und Begeisterung an die Lehre glauben. Diese Lehre besagte, daß er in Wirklichkeit die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt hatte.
Man könnte sagen, daß die Art, wie Shakyamuni sein erstmaliges Erlangen der Erleuchtung in diesem Leben lehrte, Teil eines pädagogischen Konzepts war, das der Buddha aus seinem tiefen Entschluß entworfen hat, daß nämlich niemand im Glauben nachlassen oder vom Weg der Erleuchtung abfallen sollte. So tief sind die Gedanken und unaufhörlichen Bemühungen, die Menschen zum Glauben zu führen, im ewigen Leben des Buddha verankert.
Auch außerhalb des Buddhismus ist die Ewigkeit des Lebens ein Thema, das viele Religionsgelehrte und Philosophen ein Leben lang beschäftigt hat. Letztendlich haben sich jedoch alle Versuche entweder als reine Theorie oder als persönliche Erleuchtung einzelner herausgestellt und waren nicht geeignet, der Menschheit auf breiter Ebene nähergebracht zu werden.
Das alles zeigt, wie schwierig es ist, normalen Menschen, die eben "wenig tugendhaft sind und deren Leben unrein ist", die Größe des Lebens des Buddhas verständlich zu machen. Das ist der heldenhafte, mutige Kampf des Buddhas.
Für die Menschen im Späten Tag des Gesetzes manifestierte Nichiren das Leben des Buddhas im Gohonzon. Aus diesem Grunde wird für uns der Glaube an den Gohonzon der Weg zur Ewigkeit des Lebens. Mit dem Glauben an den Gohonzon, der Praxis von Gongyo und Daimoku und dadurch, daß wir unser Leben Kosen-rufu widmen, können wir in den Weg des ewigen Glücks des Buddhas eintreten. Wer an das mystische Gesetz glaubt und es ausübt, für den trifft es nicht zu, daß er "wenig tugendhaft und sein Leben unrein ist" ist. Sein Leben ”besitzt dauerhaftes Glück im höchsten Maße"[^174], und er erfreut sich des höchsten Zustandes.
Wir leben wahrhaftig in einem Zeitalter, in dem es viele Menschen gibt, die "nicht sehr tugendhaft sind, deren Leben sehr unrein ist und die sich an dem 'kleinen Gesetz erfreuen'". In unserer Zeit gilt es als normal, ein Leben zu führen, in dem Lust und Gier vorrangige Bedeutung haben. Andererseits kann man auch von einem Zeitalter des Hedonismus sprechen, in dem die Menschen es schlicht zu schwierig finden, hohen Idealen zu folgen.
Mitten in dieser modernen Gesellschaft studieren wir die große Philosophie des Lebens des höchsten Gesetzes. Wir glauben an sie und üben sie aus. Wir führen die Menschheit im Bewußtsein dieser Ewigkeit zur Erleuchtung. Es gibt keinen edleren Weg und einen Weg, der mehr Glück birgt. Daher ist es nur natürlich, daß man uns beneidet. Träfen wir nicht auf Mißverständnisse oder Vorurteile oder auch in gewissem Maße auf Verfolgung, dann wäre das wirklich verwunderlich.
Wir wollen mit Würde und aufrecht unsere Arbeit für andere mit noch größerer Freude fortsetzen.
Zur Bedeutung der Zeile "Freunde, der Buddha beobachtet die Menschen . . ." erklärt T'ient-t'ai, daß sich das auf den entschlossenen Kampf bezieht, der vergleichbar ist mit der Vollkommenheit des Sprungs eines Löwen. Es ist die Absicht, zum Wohle der Mitmenschen zu handeln und sie zur Erleuchtung zu führen. Kosen-rufu mit einer solchen Hingabe und dem gleichen Entschluß zu leben, heißt, diesen Absatz des Sutras mit dem Leben zu lesen.
Alle Lehren des Buddhas sind wahr.
Sho zen-nanshi. Nyorai sho en kyoden. Kai i dodas shujo. Waku sek koshin. Waku set tashin. Waku ji koshin. Waku ji tashin. Waku ji koji. Waku ji taji. Sho sho gon-setsu. Kai jitsu fu ko.
"Freunde, die vom Buddha gelehrten Schriften dienen alle dem Zweck, die Lebewesen zu retten und zu befreien. Manchmal spreche ich von mir, manchmal von anderen; manchmal stelle ich mich vor, manchmal andere, manchmal zeige ich meine Handlungen, manchmal die von anderen. Was ich predige ist wahr und nicht falsch.”[^175]
Die Sutras, die Shakyamuni früher gelehrt hatte, dienten alle dem Ziel, die Menschen zur Erleuchtung zu führen. Shakyamuni betont hier, daß diese Lehren, die alle aus unterschiedlichen Sichtweisen gelehrt wurden, die Wahrheit zeigen; keine von ihnen sagt etwas Falsches.
In dem Satz, der mit "manchmal spreche ich von mir, manchmal von anderen", beginnt, erscheint das Wort "manchmal" insgesamt sechs Mal. Daher kommt die Bezeichnung "die sechs Arten zu predigen".
Nichiren weist diesem Abschnitt den dokumentarischen Beweis des Prinzips: "So enthält die Welt der Buddhaschaft die zehn Welten"[^176], zu. Zur Erklärung: die Worte "mir" und "andere", etc. zeigen die verschiedenen Zustände und Aktivitäten der Wesen der zehn Welten, wie sie der Buddha lehrt, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte.
Nichiren sagt zu diesem Abschnitt: "Alle Buddhas der zehn Richtungen, die sieben Buddhas der Vergangenheit, alle Buddhas der drei Existenzen, Bodhisattwa Jogyo (Überlegene Ausübung), Monjushiri, Shariputra, Bonten (König Brahma), der Teufel des sechsten Himmels, Taishaku (Shakra Devanam Indra), der Gott der Sonne, der Gott des Mondes, die Götter der Sterne, die sieben größeren nördlichen Himmelskörper, die achtundzwanzig Konstellationen, die fünf Planeten, die sieben Konstellationen, die achtundvierzigtausend zahllosen Sterne, der asura König, die Götter des Himmels, die Götter der Erde, die Götter der Berge, die Götter des Meeres, die Hausgötter, Dorfgötter, und die Menschen, die über alle Länder in der ganzen Welt regieren - kann überhaupt jemand von ihnen nicht eine Manifestation Shakyamunis, des Herrn aller Lehren sein? In ihrem Wesen sind die Gottheit der Sonne (Tensho Daijin) und der Bodhisattwa Hachiman auch Shakyamuni. Wenn Shakyamuni mit dem Mond am Himmel vergleichbar ist, sind die vielen Buddhas und Bodhisattwas mit dem Spiegelbild des Mondes auf allen Gewässern vergleichbar."[^177]
Diese Manifestationen der zehn Welten sind Mittel, die Shakyamuni benutzte, um die Menschen "zu retten und zu befreien". All diese Gestalten nahm Shakyamuni zum Wohle der Menschen an; sie sind Ausdruck des Mitgefühls des Buddhas, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Es ist sicher, daß diese Beschreibungen wahr sind; sie weisen darauf hin, wie allumfassend der Zustand der Buddhaschaft ist.
Für den Späten Tag des Gesetzes sind "die vom Buddha gelehrten Schriften" die Gosho Nichirens. Mir scheint, daß wir auch die "sechs Arten zu predigen" in der Gosho, "den Schriften des Späten Tages", erkennen können. "Manchmal spreche ich von mir" bezieht sich auf Nichiren, der über den Zustand des ursprünglichen Buddhas spricht. "(..) manchmal von anderen" bezieht sich darauf, daß er über den Zustand der Wesen der neun Welten von "Bodhisattwa" bis "Hölle" spricht. "(...) manchmal stelle ich mich vor" bezieht sich darauf, daß Nichiren den Aspekt des ursprünglichen Buddhas zeigt, "manchmal andere" darauf, daß er den Aspekt eines normalen Menschen der neun Welten zeigt.
"(...) manchmal zeige ich meine Handlungen" weist auf das hin, was der ursprüngliche Buddha erreicht hat, es bezieht sich also auf seine Kämpfe, das Gesetz für immer zu erhalten und Kosen-rufu zu verwirklichen, was sich in seinen leidenschaftlichen Anstrengungen der Verbreitung zeigt, die zu den vier großen Verfolgungen führten. Diese Verfolgungen waren unter anderem die Verbannung auf die Inseln Izu und Sado. Ebenso erkennen wir sein Engagement in seinen unermüdlichen Anstrengungen, viele Schüler zu ermutigen, und darin, daß er seine Lehren schriftlich aufzeichnete.
"(...) manchmal die von anderen" weist auf die Errungenschaften der Schüler Nichirens hin, die alles unternehmen, die Lehre zu verbreiten, dem Buddha Gaben anbieten und Wohltaten erhalten.
"Die sechs Arten zu predigen" des ursprünglichen Buddhas beziehen sich also alle auf das Verhalten Nichirens und die aus dem Glauben kommenden Handlungen seiner Schüler, wie sie in der Gosho beschrieben sind. Der Zweck dieser Erzählungen ist, die Menschen zu retten und zu befreien; keine von ihnen ist falsch.
Die Gosho zeigt den großen Zustand des ursprünglichen Buddhas, der sich danach sehnt, alle Menschen der zehntausend Jahre des Späten Tages zu retten. Jede Zeile der Gosho erklärt nur eins, nämlich das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Josei Toda sagte: "Was Nichiren sah und lehrte, ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Käme jemand zu ihm und sagte: 'Daishonin, bitte sag mir, was ist die wichtigste Lehre', so würde er antworten: 'Also gut, setz Dich, es ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Das ist alles.’
Die von Nichiren über einen Zeitraum von 30 Jahren verkündeten Lehren münden in einen einzigen Satz. Wenn wir an den Gohonzon glauben, Daimoku rezitieren und die Lehre verbreiten, werden wir daher die Erleuchtung erlangen."
Sie alle praktizieren diese "eine wesentliche Lehre" zur Befreiung aller Menschen.
Nichiren sagt: "Meine beständige Bemühung war, den Menschen in Japan die fünf oder sieben Silben von Nam-Myoho-Renge-Kyo in den Mund zu legen."[^178]
Man kann sagen, daß viele von Ihnen, die mit Leidenschaft handeln, um es Nichiren gleichzutun, in Wirklichkeit auf ein Leiden und eine Schwierigkeit nach der anderen stoßen. Ich will mir mit aller Kraft ihren edlen und schwierigen Kampf bewußt machen.
Im Sutra steht: "Was ich predige, ist wahr und nicht falsch". Keine Anstrengung ist im Buddhismus verloren. Ich hoffe, daß Sie mit mir zusammen das glorreiche Schauspiel von Kosen-rufu aufführen. Dabei werden wir manchmal bedrückt sein und manchmal Freudenschreie ausstoßen.
Teil 25
Geburt und Tod sind Phasen im großen Rhythmus des Mystischen Gesetzes
Sho-i sha ga. Nyorai nyojit chiken. Sangai shi so. Mu u shoji. Nyaku tai nyaku shutsu. Yaku mu zai-se. Gyu metsu-do sha. Hi jitsu hi ko. Hi nyo hi i. Fu nyo sangai. Ken no sangai. Nyo shi shi ji. Nyorai myo ken. Mu u shaku-myo.
"Warum tue ich das? Der Buddha sieht den wahren Aspekt der dreifachen Welt. Es gibt weder das Kommen und Vergehen von Geburt und Tod, es gibt weder Existenz noch Nicht-Existenz. Sie ist weder Wahrheit noch Illusion, weder gleichbleibend noch wechselnd. Sie ist auch nicht das, wofür die Bewohner der dreifachen Welt sie halten. Der Buddha sieht all das klar und ohne Irrtum."[^179]
Der Buddha nimmt die Welt wahr, wie sie ist
In diesem Abschnitt erklärt Shakyamuni, wie umfassend der Buddha das Leben sieht. Diese Sichtweise ist der Kern des Buddhismus. Dieser Abschnitt enthält also die Schlüsselaussage, wie die Menschen einen höheren Zustand erlangen können.
Für die Menschen gibt es wahrscheinlich nichts, das unerreichbarer, geheimnisvoller und gleichzeitig so nahe ist wie Geburt und Tod. Ich glaube, daß das Juryo-Kapitel (16. Kapitel) die grundlegende und überzeugendste Lösung dieses Geheimnisses bietet. Gerade dieser Abschnitt enthält einen wichtigen Teil der Lösung.
Nichiren sagt: "Setzen Sie sich zuerst mit dem Tod und dann mit den anderen Dingen auseinander".[^180] Damit wird auf die zentrale Bedeutung des Themas Geburt und Tod im Buddhismus hingewiesen. Josei Toda hat oft gesagt: "Das größte Problem, das der Buddhismus zu lösen hat, ist der Tod."
Wie geht man mit dem Thema Geburt und Tod um? Ich denke, daß es die Aufgabe von Religionen im 21. Jahrhundert sein muß, eine tragfähige Antwort auf diese Frage zu bieten. Wir setzen uns auch im Hinblick auf die Zukunft mit der tiefgründigen Lehre des Juryo-Kapitels auseinander.
Shakyamuni erklärt hier, daß der Buddha mit seiner Weisheit das Leben der dreifachen Welt wahrnimmt, so wie es ist. Im zweiten, dem Hoben-Kapitel, wird die Weisheit des Buddhas anhand des "wahren Wesens aller Phänomene erklärt." In diesem Teil konzentriert er sich auf Leben und Tod der Menschen und spricht über die Weisheit des Buddhas, die Tatsache der Einheit von Leben und Tod wahrzunehmen. Mit seiner eingangs gestellten Frage "Warum tue ich das?" geht er auf die Fragen ein, warum der in der fernen Vergangenheit erleuchtete Buddha in unterschiedlicher Gestalt erscheinen, wieso er eine Vielzahl von Lehren den Bedingungen entsprechend verkünden und unermüdlich alle Menschen anleiten kann. Als Erklärung sagt er: "Der Buddha erkennt den wahren Aspekt der dreifachen Welt, so wie sie ist".
Die "dreifache Welt" bezieht sich auf die Welt nicht erleuchteter Wesen, die sich in den Sechs Pfaden (die ersten sechs der Zehn Welten - vom Zustand der Hölle bis zum Entzücken) bewegen. Diese ”dreifache Welt” besteht aus der Welt der Wünsche (Begierde), der Welt der Form (die Welt der Materie) und der Welt der Formlosigkeit (die spirituelle Welt). Sie alle sind die "Welten der Illusion", in denen das Leben von Dunkelheit im Sinne von Ignoranz beherrscht wird. Diese Dunkelheit ist die fundamentale Quelle des Unglücks und der Leiden der Menschen.
Der seit der fernen Vergangenheit erleuchtete Buddha kämpft unaufhörtlich dafür, alle Menschen zum Glück zu führen. Dieser Buddha sieht den wahren Aspekt der “dreifachen Welt” so wie sie ist und will mit dieser Weisheit die Menschen von dem "Leiden von Geburt und Tod" befreien. Die Aussage, daß der Buddha den wahren Aspekt der "dreifachen Welt" wahrnimmt, ist also der Hinweis auf die Weisheit des Buddhas, mit der er alle Menschen zur Erleuchtung führt.
Anschließend erklärt Shakyamuni, wie diese “dreifache Welt” ist, die er mit seiner Weisheit vollkommen wahrnimmt. Er sagt: "Es "gibt weder das Kommen und Vergehen von Geburt und Tod, und es gibt weder Existenz noch Nicht-Existenz". Er sagt also, daß es in der dreifachen Welt weder Geburt noch Tod gibt und die Wesen weder erscheinen noch vergehen. Das heißt, es gibt keine Unterscheidung zwischen denen, die in der Welt sind und denen, die nicht da sind.
Das überraschendste an dieser Aussage ist zunächst, daß es weder Geburt noch Tod gibt. Denn die Menschen betrachten im allgemeinen Geburt und Tod als feste Fakten des menschlichen Lebens. In diesem Abschnitt des Sutras werden nicht die Phänomene von Geburt und Tod geleugnet, sondern es bietet sich aufgrund der Erkenntnis ihrer Realität eine neue Bewertung von Geburt und Tod aus einer tieferen Sicht des Lebens.
Hier wird der wahre Aspekt des Lebens aus der Sicht des Buddhas erklärt, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Dieser Buddha ist ein Wesen des Lebens ohne Anfang und Ende, der immer in der saha -Welt ist. Daher gibt es keine grundlegende Unterscheidung zwischen Geburt und Tod, zwischen Existenz und Nicht- Existenz. Trotzdem benutzt der Buddha sein Erscheinen in dieser Welt und seinen Tod als ein geeignetes Mittel, die Menschen zur Erleuchtung zu führen.
In diesem Abschnitt setzt Shakyamuni die Wirklichkeit des Lebens des Buddhas, der in der fernen Vergangenheit erleuchtet wurde, direkt in Beziehung zu den Wesen der “dreifachen Welt”. Der Vergleich hat absolute Gültigkeit. Tatsächlich gibt es keinen Unterschied zwischen dem wahren Wesen des Lebens der Bewohner der “dreifachen Welt” und dem des Buddhas, der seit der fernen Vergangenheit erleuchtet ist. Somit gibt dieser Abschnitt eine genaue Beschreibung des wahren Wesens des Lebens aller Wesen der "dreifachen Welt".
Der Glaube an den Gohonzon führt zu einem Leben, das frei von Irrtum ist
Nichiren erläutert das in absoluter Klarheit: "Der Buddha steht für die Menschen der "dreifachen Welt". Wenn wir diese Menschen aus der Sichtweise des Juryo-Kapitels betrachten, können wir die Wesen der Zehn Welten so sehen, wie sie ursprünglich sind."[^181]
Der Buddha und die Menschen der "dreifachen Welt" sind alle Manifestationen des Lebens, das von Anfang an mit den Zehn Welten ausgestattet ist. Daher steht der Buddha des Juryo-Kapitels für niemand anderen als den Menschen der "dreifachen Welt". Nichiren sagt, daß man mit dieser Betrachtungsweise die Menschen in ihrem ursprünglichen Zustand sieht.
Es ist klar, daß das ursprüngliche Wesen des Lebens Nam-Myoho-Renge-Kyo ist, das Wesen des Lebens Nichirens. Er manifestierte dieses Wesen als Gohonzon, der mit den Zehn Welten ausgestattet ist.
Wenn wir die Dinge auf diese Weise betrachten, erkennen wir, daß auf einer tiefen Ebene selbst unsere eigene Geburt und unser eigener Tod Geburt und Tod des Lebens in seinem ursprünglichen Zustand sind. Es handelt sich also um das Wesen unseres größeren Lebens. Geburt und Tod sind einfach wechselnde Phasen dieses Wesens. Aus diesem Grund sagt Nichiren: "Myo steht für Tod und ho für Leben"[^182] und "Leben und Tod aller Phänomene sind nur die beiden Phasen von Myoho-Renge-Kyo."[^183]
Geburt und Tod sind Phasen im großen Rhythmus des Mystischen Gesetzes, dem Ursprung des kosmischen Lebens. Nichiren sagt, daß alle Phänomene im Universum die Phasen von Geburt und Tod zeigen und dem Rhythmus des Mystischen Gesetzes folgen. Das Universum zu sehen, "wie es ist", heißt, den "wahren Aspekt der “dreifachen Welt” wahrzunehmen".
Unser Leben existiert ewig in seinem ursprünglichen Zustand zusammen mit dem Leben des Universums, beide haben weder Anfang noch Ende. Wir manifestieren die Geburt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Wenn die Zeit gekommen ist, ziehen wir uns wieder in das Universum zurück und treten in einen Zustand der Ruhe ein. Das ist das Wesen unseres Todes. Unser Leben wird nicht durch den Tod festgelegt, man könnte eher sagen, daß der Tod ein geeignetes und notwendiges Mittel für den Beginn eines neuen, starken Lebens ist.
Grundsätzlich gibt es weder "das Kommen und Vergehen von Geburt und Tod"; so betrachtet, verkörpert das Leben die Einheit von Geburt und Tod. Unser Leben existiert ewig und kann nicht ausgelöscht werden. Wer diese Wahrheit vollkommen erfaßt, betrachtet weder die Geburt leichtfertig, noch fürchtet er sich vor dem Tode. Wir können die Gegenwart genau sehen und den Weg der beständigen Entwicklung gehen, ohne dabei ungeduldig oder nachlässig zu werden. So lebt man, wenn man den wahren Aspekt des Lebens sieht.
Der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson (1803-82) sagte voller Vertrauen: "Was zähle, sei die Tiefe unseres Lebens und nicht, was an der Oberfläche ist; er sagt, wir hielten Ausschau nach der Ewigkeit . . . und daß selbst die kleinste Beschleunigung der Gedanken und die geringste Zunahme der Kraft der Gedanken schon zu der Schlußfolgerung führten, daß das Leben nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich von endloser Dauer sei."[^184]
Was zählt, ist die Tiefe des Lebens, in die wir vordringen, und die Kraft der Gedanken, die wir leben. Ein Mensch, der ein wirklich bedeutungsvolles Leben führt, kann jedem Tag den Wert von zehn Tagen oder gar einem Monat geben. Er kann in einem Jahr den Wert von zehn oder gar hundert Jahren schaffen. Das ist der wirkliche Maßstab für die Lebensdauer eines Menschen - man kann es nicht einfach oberflächlich an der Anzahl der Jahre messen.
Ich habe mein Leben lang in diesem Bewußtsein gekämpft und bin entschlossen, das fortzusetzen. Daher habe ich keine Angst, was auch geschehen mag. Ich kann alles mit Haltung und mit dem Geist eines Königs der Löwen überwinden.
Wenn wir das zur Grundlage unseres Lebens machen, können wir das fundamentale Leiden von Geburt und Tod überwinden. Wir können den Zustand großer Gelassenheit eines Buddhas zeigen. Dann brauchen wir nichts zu fürchten. Wir können uns mit ganzem Herzen dem Glück aller Menschen und der Verwirklichung des Friedens der Welt widmen, dem ewigen Kampf, als Buddha Werte zu schaffen. Wir sind Kinder des Buddhas, die ein Leben in Würde und Größe führen können. In diesem Abschnitt des Sutras erklärt Shakyamuni die "dreifache Welt" noch weiter, die der Buddha, der in der fernen Vergangenheit erleuchtet wurde, genau wahrnimmt. Er sagt: "Sie ist weder Wahrheit noch Illusion, weder gleichbleibend noch wechelnd. Sie ist auch nicht das, wofür die Bewohner der “dreifachen Welt” sie halten". Der Buddha nimmt also die "dreifache Welt" mit der perfekten Weisheit des Mittleren Weges so wahr, wie sie tatsächlich ist. Seine Wahrnehmung ist nicht getrübt wie die der Bewohner der “dreifachen Welt”.
In der Bedeutung dieses Abschnitts ist Nichiren der Buddha, der den "wahren Aspekt der Welt" wahrnimmt. Nichiren verkörpert das Leben des Mitgefühls und der Weisheit, das schon ewig von kuon ganjo her existiert, das Leben von Nam-Myoho-Renge-Kyo, das in der Tiefe des Juryo-Kapitels enthalten ist. Der Gohonzon, den wir verehren, ist das Leben des Daishonin voll Mitgefühl und Weisheit.
Josei Toda sagt: "Wenn wir in Verehrung Daimoku vor dem Gohonzon chanten und das Leben des Gohonzon in uns öffnen, bricht diese Kraft in Fülle aus unserem Leben hervor, weil unser Leben selbst Nam-Myoho-Renge-Kyo ist. Wenn das geschieht, werden wir die Dinge richtig beurteilen, ob es sich nun um Angelegenheiten der Gesellschaft oder etwas anderes handelt.
Durch unseren Glauben erhalten wir die Kraft des Gohonzon, und das versetzt uns in die Lage, unbeirrt unseren Weg in dieser Welt zu gehen. Laßt uns so im Glauben an den Gohonzon ein Leben frei von Irrtümern führen."
Wir sind heute vielen negativen Einflüssen ausgesetzt - nichts ist schwerer, gleichzeitig aber auch wichtiger, als ein Leben frei von Irrtümern zu führen. Durch den Glauben an den Gohonzon wird unser Herz mitfühlend wie das des Buddhas, und wir bekommen die Weisheit, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Dann können wir in unserm Leben den richtigen Weg gehen.
Teil 26
Die für einen Buddha charakteristische Kraft ist unzerstörbar
Shoi-sha ga. Nyorai nyojit chiken. Sangai shi so. Mu u shoji. Nyaku tai nyaku shutsu. Yaku mu zai-se. Gyu metsu-do sha. Hi jitsu hi ko. Hi nyo hi i. Fu nyo sangai. Ken no sangai. Nyo shi shi ji. Nyorai myo ken. Mu u shaku-myo.
"Warum tue ich das? Der Buddha sieht den Aspekt der "dreifachen Welt". Es gibt weder das Kommen und Vergehen von Leben und Tod, es gibt weder Existenz noch Nicht-Existenz. Sie ist weder Wahrheit noch Ilusion, weder gleichbleibend noch wechselnd. Sie ist auch nicht das, wofür die Bewohner der “dreifachen Welt” sie halten. Der Buddha sieht all das klar und ohne Irrtum."[^185]
Weisheit entsteht durch Mitgefühl
Wir leben in einer Zeit des Wandels. Mit dem bevorstehenden Anbruch des
Für den einzelnen Menschen wie für Gruppen gilt: Wenn man die Fakten und die Gesellschaft mit klaren Augen sieht und dabei die erforderliche Weisheit entwickelt, kann man nicht in den Strudel von noch so tumultartigen Ereignissen geraten. Statt dessen können wir eine Entwicklung einleiten, in der Schwierigkeiten überwunden und Werte geschaffen werden.
Im Gegensatz dazu werden diejenigen, die sich an starre und veraltete Denkmuster halten, auf der Strecke bleiben. Wer nicht in der richtigen Weise auf den Wandel reagiert, wird besiegt. Wir leben in einer Zeit dieser unerbittlichen Strenge. Diese Herausforderung dürfen wir nicht unterschätzen. Aus diesem Grunde brauchen wir für das Glück und die Überwindung von Schwierigkeiten die Weisheit des Buddhas, der "den wahren Aspekt der Welt sieht, wie sie ist". Dieser Umstand gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Wissen als reine Technik gehört der Vergangenheit an. Die Zukunft gehört der Weisheit der Philosophie. Es wird das Herz der Menschen sein, das die Zeit bewegt. An manchen Stellen werden wir auf Wissen zurückgreifen können, aber es kann nicht zur zukunftsbestimmenden Kraft werden. Im Gegensatz dazu gewinnt die Weisheit immer mehr das Herz der Menschen. Sie hat die Kraft, ein neues Zeitalter zu öffnen. Weisheit ist der Schlüssel zum Verständnis und zur "Erschaffung" der "Zeit".
Glauben (im Sinne von Überzeugung) ist die Schatzkammer unendlicher Weisheit. Nichiren sagt, "Glauben ist eine Schatzkammer mit den Schätzen der . . . . dreitausend Welten in einem Augenblick"[^186]. Wer an das Mystische Gesetz glaubt, ist also eine Schatzkammer, die die Weisheit von Ichinen Sanzen enthält. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern oder zurückzuschrecken, wenn wir auf Veränderungen und Schwierigkeiten stoßen. Wir besitzen die unendliche Weisheit des Buddhas in der Schatzkammer unserer Überzeugung. Wenn wir unendliche Weisheit besitzen, können wir gelassen das Notwendige zur Überwindung aller Schwierigkeiten unternehmen, und zwar so, daß die Veränderung zu einem Sieg wird und wir größte Schwierigkeiten in Wachstum umsetzen.
Der Abschnitt "Der Buddha sieht den wahren Aspekt der “dreifachen Welt”, wie sie ist", beschreibt die Weisheit des Buddhas. Die Weisheit des Buddhas ist die Fähigkeit, "den wahren Aspekt der dreifachen Welt", d.h. die Wirklichkeit, zu sehen. Warum nimmt der Buddha den wahren Aspekt der “dreifachen Welt” so wahr, wie sie ist? Natürlich um die Wesen der “dreifachen Welt” von ihren Leiden zu befreien. Die Quelle für die Weisheit des Buddhas ist das Mitgefühl. Die Weisheit des Buddhas kommt aus und ist eins mit diesem Mitgefühl.
Die Weisheit des Buddhas, die Wirklichkeit klar wahrzunehmen, kommt aus dem starken und eindeutigen Entschluß, die Leidenden zu retten. Wegen dieses starken Mitgefühls kann der Buddha klar in der Welt des Leidens und der Uneinigkeit "die Welt des Mystischen Gesetzes und die Welt der Harmonie" entsprechend dem Prinzip der "dreitausend Welten in einem einzigen Augenblick" erkennen.
Ein anderer Name für den Buddha bedeutet soviel wie "ausgestattet mit einem langen Leben". Die große Lebensdauer des Buddhas ist nichts anderes als die ewige und universale Weisheit des Buddhas. Aus diesem Grunde hat man dem Buddha auch den Namen gegeben "Der, der von der Weisheit lebt".
Das (16.) Juryo-Kapitel des Lotos-Sutras erklärt, daß die Lebensdauer dessen, der von der Weisheit lebt, unendlich ist. Der Buddha, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte, ist seinem Wesen nach die Verkörperung der Weisheit, die grenzenlos tätig ist, um die Menschen zur Erleuchtung zu führen.
Im Juryo-Kapitel ist die Weisheit von zentraler Bedeutung. Der Buddha ist der, der über das Gesetz erleuchtet ist. Diese Eigenschaft der Weisheit ist die Tugend, die der Buddha durch seine buddhistische Ausübung erworben hat. Das Wesentliche daran ist die Weisheit des Buddhas, mit der er die Welt sieht, wie sie ist, d.h. die Welt des Mystischen Gesetzes. Durch diese Weisheit kann der Buddha aus eigenem Willen ein Gefühl von tiefem Frieden und Wohlbefinden frei empfangen, benutzen und genießen. Dieses Gefühl kommt aus dem Mystischen Gesetz. Der Buddha wird auch der "Buddha der grenzenlosen Freude" oder der "Buddha der absoluten Freiheit" genannt.
In diesem Sinne bezeichnet der große Lehrer T'ien-t'ai den Buddha des Juryo-Kapitels als die "drei erleuchten Eigenschaften unter dem Aspekt der Eigenschaft der Weisheit". Er sagt damit, daß das Juryo-Kapitel die drei erleuchteten Eigenschaften des Dharmakörpers (Eigenschaft des Gesetzes), des "spirituellen Körpers" (Eigenschaft der Weisheit) und des "manifestierten Körpers" (die Eigenschaft der Handlung) aus der Sicht der Weisheit des Buddhas erläutert.
Der Dharmakörper des Buddhas bezeichnet das Mystische Gesetz, also die zentrale, unveränderliche Wahrheit. Die Weisheit des Buddhas ist in erster Linie und vor allem die Weisheit, das Mystische Gesetz zu erkennen. Vom Standpunkt der Erleuchtung des Buddhas sind Weisheit und Mystisches Gesetz untrennbar. Es gibt außerhalb des Mystischen Gesetzes keine Weisheit. Der Buddha, der das Mystische Gesetz verkörpert und der eins ist mit der Weisheit, heißt "der Buddha, der über das Gesetz erleuchtet ist".[^187]
Zeitlich betrachtet ist das mystische Gesetz ewig, räumlich gesehen ist es weit und grenzenlos. Im Sinne des Rhythmus des Universums funktioniert es immer, unabhängig davon, ob der Buddha in dieser Welt manifest ist oder nicht. Das ist die Aussage des Abschnitts "Es gibt weder das Kommen und Vergehen von Leben und Tod . . .". Es gibt weder Geburt noch Tod. Es gibt weder Substanz noch Nichts im üblichen Sinne. Man kann auch nicht sagen, daß es weder gleichbleibend noch wechselnd ist. Die Welt des Mystischen Gesetzes kann also nicht ganz mit der Weisheit der Wesen der “dreifachen Welt” erfaßt werden.
Das Mystische Gesetz ist der Ursprung des kosmischen Lebens, das alle Phänomene einschließlich Leben und Tod beinhaltet. Der Buddha, der das Mystische Gesetz so wahrnimmt, wie es ist, und es verkörpert, d.h. der das Universum verkörpert, ist der Buddha, der über das Gesetz erleuchtet ist.
Würde der Buddha nicht mit seiner Weisheit das Mystische Gesetz lehren, könnten andere nicht frei die Kraft des Mystischen Gesetzes nutzen, die in ihrem Leben vorhanden ist. Daher wirkt das Mystische Gesetz nur dann, wenn der Buddha in der Welt erscheint und seine Weisheit nutzt, um das Mystische Gesetz zu lehren.
Wenn die Menschen den Buddha suchen, erscheint die Weisheit des Buddhas. Der Buddha fühlt das Suchen der Menschen und erscheint deshalb. Der Buddha, der wegen der Suche der Menschen und ihrer Aufnahmefähigkeit erscheint, ist der "Buddha, der über das Gesetz erleuchtet ist". Die Weisheit des Buddhas manifestiert sich in Gestalt von Buddhas und Bodhisattwas. So lehrt er die Menschen und leitet sie an. Im Juryo-Kapitel bezieht sich Shakyamuni auf das Erscheinen in unterschiedlicher Gestalt: "Manchmal spreche ich von mir, manchmal von anderen . . .", Dabei werden die "sechs Arten zu predigen" beschrieben, über die wir bereits in der vorletzten Vorlesung sprachen.
Der Buddha erscheint in einer Gestalt, die die Menschen am leichtesten annehmen können, er verhält sich so, daß sich die Menschen am wohlsten fühlen, und leitet sie an. Hinter solch einer Erscheinung und der Handlung steht die Weisheit des Buddhas, hinter der Gestalt und der Handlung aber ist der spirituelle Körper des Buddhas aktiv. Die aus dem Mitgefühl des Buddhas entstehende Weisheit dient dazu, andere zum Glück zu führen. Sie ist auch die Ursache für das Erscheinen des Buddhas.
So erklärt das Juryo-Kapitel das Wesen des Buddhas, der über das Gesetz erleuchtet ist, der in der fernen Vergangenheit die Erleuchtung erlangte. Die Aussage ist auch, daß der Buddha mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist. T'ien-t'ai sagt: "Ein einziger Buddha besitzt alle drei erleuchteten Eigenschaften, und die drei Eigenschaften sind alle in einem einzigen Buddha vorhanden."
Der Buddha, der als die Einheit der drei Körper ewig in dieser Welt ist, also der Buddha des Juryo-Kapitels, erleuchtet durch sein Mitgefühl und seine Weisheit auf ewig das Leben der Menschen. Diese Weisheit und dieses Mitgefühl kommen aus seinem Zustand. Das Charakteristische des Buddhas, nämlich seine Kraft, die Menschen zu unterstützen, ist unzerstörbar.
Der Körpers des Buddhas
In der nicht auf den ersten Blick erkennbaren Bedeutung des Sutras ist der Buddha, der alle drei erleuchteten Eigenschaften besitzt, der Buddha Nam-Myoho-Renge-Kyo, Nichiren.
In der wörtlichen Bedeutung heißt es, daß der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, die drei Körper in dem einen spirituellen Körper vereinigt, den er durch seine Ausübung erworben hat.
Im Gegensatz dazu handelt es sich nach der Lehre Nichirens um den Körper von einfachen Menschen, die von ihrem Ursprung her mit allen drei Körpern ausgestattet sind. Das bezeichnet man als den Buddha, der vom Ursprung her mit allen “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist. Das kommt daher, daß das Universum die Eigenschaften der drei Körper besitzt und keine Notwendigkeit besteht, diesen neu in jedem Menschen zu schaffen. Daher können wir diesen Körper des Buddhas erlangen, ohne daß wir unsere Erscheinung als gewöhnliche Menschen ändern müssen.
Der Buddha, der ursprünglich mit den “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist, ist der ursprüngliche Buddha. Es ist die Absicht des Juryo-Kapitels, alle Menschen nach dem Tode Shakyamunis zur Erleuchtung zu führen. Um diese universale Rettung möglich zu machen, verbarg Shakyamuni den ursprünglichen Buddha, der von Anfang an mit den “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist, in der Tiefe des Kapitels.
Nichiren erklärt die genaue Bedeutung des Juryo-Kapitels: "Gewöhnliche Sterbliche wie wir, die seit der Zeit ohne Anfang in den Leiden von Geburt und Tod gefangen sind und immer nur höchstens von der Erleuchtung träumen konnten, sind in gewissem Sinne der Buddha, der ursprünglich mit den “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist. Das bedeutet, er lehrte die letztendliche Doktrin von ichinen sanzen."[^188]
Wenn wir das Universum so wahrnehmen, wie es wirklich ist, erkennen wir, daß es von Anfang an mit den Tugenden der “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist. Das ist der wahre Aspekt der Welt der Menschen, die in den Leiden von Geburt und Tod gefangen sind.
Das Universum brachte auf der Erde nach Materie wie Sternen, Bergen, Flüssen und Meeren schließlich Leben hervor. Nach dem Entstehen einer Vielzahl von Lebensformen im Verlauf einiger hundert Millionen Jahre entstand der Mensch. Man kann sagen, daß dies das Wirken des Buddhas ist, der im Ursprung mit den “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist.
Josei Toda sagte immer, daß das Leben und die Phänomene in jedem Augenblick der Buddha sind, und daß die Funktion, Leben hervorzubringen und zu erhalten, nur durch das Mitgefühl möglich ist, welches das Universum vom Ursprung her besitzt. Er lehrte, daß das Universum beständig danach trachtet, dieses Werk des Mitgefühls fortzusetzen. Das führt nach seiner Meinung schließlich dazu, daß die latente Welt der Buddhaschaft der jeweiligen Zeit entsprechend manifest wird. Auf diese Weise wird das Erscheinen des Buddhas hervorgerufen.
Was können wir dann tun, um in unserem eigenen Leben die “drei erleuchteten Eigenschaften”, die wir von Anfang an besitzen, zu erkennen?
Nichiren sagt: "Die hier erwähnten “drei erleuchteten Eigenschaften” erlangt man durch ein einziges Wort. Dieses Wort ist 'Glauben'".[^189] Er sagte auch: "Wenn wir einhundert Millionen Äonen von Anstrengungen in einem einzigen Augenblick des Lebens hervorbrächten, würden in uns in jedem Augenblick die “drei erleuchteten Eigenschaften” entstehen, mit denen unser Leben von Anfang an ausgestattet ist".[^190]
Die “drei erleuchteten Eigenschaften” werden durch den Glauben manifest. Das höchste Mystische Gesetz, die unermeßliche Weisheit des Buddhas und das Mitgefühl, das alle Menschen zur Buddhaschaft führt, sind alle im Glauben enthalten. Daher muß sich die Weisheit im Leben derer zeigen, die den Glauben ausüben.
Josei Toda sagte: "Wenn wir im Glauben an den Gohonzon Daimoku rezitieren, wird der Glaube die Ursache und unsere Stimme, die chantet, zur Wirkung. Dieser Glaube und die Ausübung zusammen entsprechen der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung. Wir erlangen auf der Stelle als Wirkung die Buddhaschaft, und damit beginnt das Leben des Buddhas von kuon-ganjo, der von Anfang an die “drei erleuchteten Eigenschaften” besitzt, stark zu pulsieren.
Alle Wohltaten des Gohonzon werden im täglichen Leben gewöhnlicher Menschen manifest. Nur dadurch, daß wir mit ganzem Herzen an den Reichtum des Mitgefühls und die große Kraft der Weisheit des Buddhas glauben, können wir einfachen Menschen als Anhänger des ursprünglichen Buddhas die Erleuchtung erlangen und, so wie wir sind, Buddha werden. Es gibt definitiv keine anderen Buddhas."
Das ist die Größe des Gohonzon und das Glücks derjenigen, die sich ihrem Glauben voll widmen. Wir können die Buddhaschaft zeigen, so wie wir sind, und brauchen uns nicht zu verstellen und Änderungen an uns vorzunehmen. Wichtig ist, daß wir uns unserem Glauben widmen.
Der Buddha, der vom Ursprung mit den “drei erleuchteten Eigenschaften” ausgestattet ist, ist ein anderer Name für die wunderbaren Menschen, die mit ihrem einfachen Leben Größe zeigen.
Teil 27
Das Bemühen des Buddhas hört nicht einen Augenblick lang auf
I sho shujo. U shuju sho. Shuju yoku. Shuju gyo. Shuju oku-so. Fun bek ko. Yoku ryo sho sho zengon. I nyakkan innen. Hiyu gonji. Shuju seppo. Shosa butsu-ji. Mi zo zan pai. - Mi zo zan pai.
"Da die Menschen unterschiedlich sind, unterschiedliche Wünsche haben und unterschiedlich handeln, da auch ihre Art zu denken und zu unterscheiden unterschiedlich ist, und weil ich ihnen helfen möchte, gute Ursachen zu setzen, verwende ich eine Vielzahl von Ursachen und Bedingungen, Parabeln, Gleichnissen und Beispielen und predige verschiedene Doktrinen. Das ist das Wirken des Buddhas, das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe."[^191]
Der Buddha schwört, alle Menschen zur Erleuchtung zu führen
In diesem Abschnitt wird die Weisheit des Buddhas erklärt, zum Wohle anderer zu handeln. Dieser Schwur des Buddhas aus Mitgefühl bezieht sich darauf, daß er nicht einen Menschen zurücklassen oder es zulassen will, daß auch nur einer nicht folgen kann. Es entspricht der Weisheit des Buddhas, der den wahren Aspekt der dreifachen Welt vollkommen wahrnimmt, unvoreingenommen und wohlwollend mit den "Augen des Mitgefühls" über alle Menschen zu wachen. Es wird also unparteiisch der Individualität jedes Menschen Rechnung getragen.
Der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, ist ein Buddha, der den Dialog "von Herz zu Herz" mit den einzelnen führt. Der Buddha kann jederzeit und an jedem Ort erscheinen, weil sein Leben ewig ist. Er läßt nie in seinem ehrlichen Kampf nach, alle Menschen zum Glück zu führen. Ohne Pause denkt er darüber nach, wie er die Menschen von ihren Leiden befreien kann, und handelt entsprechend. Dieser Abschnitt erklärt, daß der Buddha seit der fernen Vergangenheit ohne Unterlaß voll Mitgefühl handelt.
Unzählige bedürfen seiner Hilfe. Sie alle sind einzigartig. Daher besitzt der Buddha, der sich ihrer Rettung verschrieben hat, ein langes Leben, tiefe Weisheit und unermeßliche Wohltaten. Weil die Anstrengungen des Buddhas für andere grenzenlos sind, sind auch seine Wohltaten unermeßlich. Aus dem Wesen des Buddhas kommt eine unglaubliche Lebenskraft, die jemand, der nur etwas für sich selbst tut, überhaupt nicht verstehen kann.
"Menschen", sagt Shakyamuni "sind unterschiedlich, haben unterschiedliche Wünsche, handeln unterschiedlich. Ihre Art zu denken und zu unterscheiden ist unterschiedlich". In dieser Schrift verwendet Shakyamuni eine wunderschöne Metapher, um die Vielfalt ihrer Fähigkeiten zu beschreiben: "Einige Lotusblüten sind blau, andere rot und wieder andere weiß. Einige sind unter Wasser, andere sind direkt unter dem Wasserspiegel, und wieder andere ragen aus dem Wasser heraus."
Menschen sind unterschiedlich in Fähigkeit und Temperament. Das ist natürlich: es ist die Wirklichkeit. An dieser Vielfalt erkennen wir, daß Leben vorhanden ist. Wenn alle Menschen gleich wären, wären sie Roboter. Der Buddha respektiert diese Unterschiede und Vielfalt in hohem Maße. Bei hundert Menschen findet man hundert verschiedene Arten der Freude; bei tausend Menschen findet man auch tausend einzigartige Leiden. Der Buddha betrachtet diese Vielfalt und diese Menge der Leiden als seine eigenen. Da er genau die einzigartige Veranlagung und die Wünsche jedes einzelnen Menschen erkennt, verwendet er eine Vielzahl von Metaphern und Worte, um seine Lehre zu verkünden. Er leitet die Menschen an, so daß sie schließlich alle die Fähigkeit entwickeln, die Lehre des einen Fahrzeugs des Buddhas zu hören.
Zu Lebzeiten Shakyamunis gab es beispielsweise einen Mann mit Namen Shuddhipanthaka (jap.: Surihandoku). Shuddhipanthaka hatte ein schwaches Gedächtnis und schaffte es nicht, der buddhistischen
Ausübung in der Gemeinschaft der anderen Anhänger zu folgen. Schließlich sagte sein älterer Bruder zu ihm, "ganz gleich, wie sehr du dich bemühst, es bringt nichts, geh nach Hause".
Nach dieser Zurechtweisung ging Shuddhipanthaka fort; er fühlte sich ausgeschlossen. Da kam jemand auf ihn zu. Es war Shakyamuni. Der Buddha nahm ihn sanft bei der Hand und führte ihn zurück. Shakyamuni reichte ihm einen Lappen, der als Fußmatte benutzt wurde. Shuddhipanthaka war wie dieser Lappen. Auch er war mit Staub bedeckt. Shakyamuni sagte ihm: "Stell dir diesen schmutzigen Lappen als etwas Sauberes vor".
Im Buddhismus heißt es, daß man nicht an äußeren Unterscheidungen wie "sauber" oder "unsauber" hängen sollte. Wahre Reinheit existiert nach buddhistischer Auffassung allein im Herzen. Shuddhipanthaka konnte den Buddhismus theoretisch nicht verstehen. Das Mitgefühl Shakyamunis aber rührte ihn so stark an, daß beim Anblick der Fußmatte, die er mit der Freundlichkeit seines Lehrers verglich, für sich das sichere Gefühl hatte, "diese Fußmatte ist rein". Entsprechend wurde seine Ausübung zur Freude, und er wurde schließlich zu einem hervorragenden Schüler, der die Dinge mit den Augen des Buddhas sah.
Es ist sicher, daß der Buddha niemanden aufgibt. Auch wenn alle anderen einen Menschen aufgeben, der Buddha nutzt seine Weisheit frei und rettet diesen Menschen.
"Ich verwende eine Vielzahl von Ursachen und Bedingungen, Gleichnissen, Parabeln und Beispielen und predige verschiedene Doktrinen". Dieser Satz weist darauf hin, daß der Buddha ein Meister der Diskussion ist. Der deutsche Philosoph Karl Jaspers (1882-1969) bezeichnete Shakyamuni als jemanden, dessen Stärke der freie, offene Dialog war. Der Buddha verkündete in der Tat die Lehren mit vollkommener Freiheit und erreichte und berührte alle Menschen mit diesem Ausdruck seiner Überzeugung.
Der Buddha bezweckt mit dem Dialog, daß die Menschen gute Ursachen für ihr Leben setzen. Durch die höchste Ursache können alle Menschen gleichermaßen glücklich werden; diese Ursache ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Der Glaube an das Mystische Gesetz ist die höchste Ursache. Das große Anliegen des Buddhas ist, den Menschen dieses Mystische Gesetz nahezubringen. Wenn wir also unseren Freunden von dem Mystischen Gesetz erzählen, erfüllen wird die Aufgabe des Buddhas.
Ein Mensch, der handelt
Die Worte Shakyamunis in diesem Abschnitt des Sutras "(das Werk des Buddhas), das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe," beschreiben die Tat des Buddhas, die er nicht einen Augenblick lang vernachlässigt. Der Buddha kennt keine Ruhe, und er wird nicht rasten, bis er die Erde vom Elend befreit hat.
Shakyamuni sagt: "Ich habe Tag und Nacht keinen Augenblick des Bedauerns. Selbst im Schlaf ist in meinem Herzen der Wunsch, alle Menschen zu retten". Der Buddha wird daher mit seinem Wirken fortfahren, solange es gilt, auch nur einen Menschen zu befreien - und sollte dieser Mensch am Ende der Welt wohnen!
Shakyamuni hat zahllose Städte und Dörfer bereist, um seine Lehre zu verbreiten. Untersuchungen haben ergeben, daß er die Hauptstadt Rajagriha des Königreichs Vriji allein 49 mal, Kapilavastu, wo er aufwuchs, 31 mal und das Königreich Kaushambi 19 mal besuchte.
Diese Orte lagen jeweils hunderte von Kilometern voneinander entfernt, und die einzige Möglichkeit, von einem Ort zum anderen zu gelangen, war, zu Fuß zu gehen. Bei der letzten Reise vor seinem Tod legte er allein 250 Kilometer zurück. Mir scheint, daß das Beispiel Shakyamunis, wie die Berichte über seine Reisen zeigen, sehr gut veranschaulicht, was die Worte bedeuten : "das Werk des Buddhas, das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe". Er vermittelte seinen Schülern deutlich, welche Größe darin liegt, zu leben und Vertrauen in die Großartigkeit des Lebens zu haben.
Im allgemeinen gilt der Buddhismus als eine statische Religion mit dem sitzenden, meditierenden Buddha als Sinnbild. Aber der Shakyamuni, von dem wir reden, war ganz anders. Das wahre Bild Shakyamunis ist das eines dynamischen, wandernden, eines handelnden Buddhas.
Buddha ist ein anderer Name für einen Menschen, der sich unaufhörlich bemüht. Der Buddha handelt ohne Unterbrechung für das Glück und die Befreiung der Menschen von jeder Art Macht. " . . keinen Augenblick lang vernachlässigt habe" ist Ausdruck für Handlung und beständigen Kampf.
Auch Nichiren führte ein Leben, in dem "(das Werk des Buddhas) keinen Augenblick lang vernachlässigt" wurde. Er übertraf selbst Shakyamuni in seiner Fähigkeit, die Lehre unter großen Schwierigkeiten zu verbreiten. Von dem Augenblick an, als er im Jahre 1253 würdevoll Nam-Myoho-Renge-Kyo verkündete, setzte sich Nichiren ohne Pause für das Glück und den Frieden aller Menschen ein. Die Verfolgungen durch die Machthaber wurden besonders schwer, nachdem er im Jahre 1260 seinen Protestbrief, die Rissho Ankoku Ron (über die Befriedung des Landes durch die Verbreitung des wahren Buddhismus) an eben diese Machthaber geschickt hatte.
Nichiren war mehreren schweren Verfolgungen ausgesetzt. Dazu gehörten die Matsubagayatsu-Verfolgung (1260), die Verbannung auf die Insel Izu (1261-1263), die Komatsubara-Verfolgung (1264), die Tatsunokuchi-Verfolgung (1271) und die Verbannung auf die Insel Sado (1271-74). Nichiren sagt, daß er trotz aller Schwierigkeiten "niemals daran dachte, aufzugeben"[^192] und "der Kampf geht auch heute weiter"[^193].
Selbst als er am Ende seines Lebens auf dem Berg Minobu lebte, war sein Leben alles andere als ein Leben im Ruhestand. Er wohnte in einer spartanischen Hütte und lehrte mit viel Energie seine Schüler das Lotos-Sutra und andere Lehren.
Er wandte sich mit starken Worten an arrogante Machthaber und Religionsführer, die die Menschen in die Irre führten. Gleichzeitig ermutigte er leidende Menschen mit großer Wärme. Nach Aussage eines Wissenschaftlers handelt es sich bei der Anzahl der Briefe, die er geschrieben hat, um eine in dieser Welt einzigartige Zahl.
Es ist sicher, Nichiren führte das Werk des Buddhas unermüdlich durch. Er vernachlässigte seine Aufgabe nicht einen Augenblick. "Vom Augenblick meiner Geburt bis heute", sagt er, "habe ich, Nichiren, auch nicht einen Augenblick gerastet."[^194]
Das ist nicht alles. Nichiren schrieb den Gohonzon ein und verewigte damit die Ausübung größten Mitgefühls. Er öffnete den Weg zur Rettung aller Menschen der zehntausend Jahre des Späten Tags des Gesetzes. Er schrieb: "Wenn das Mitgefühl Nichirens wirklich groß und umfassend ist, wird Nam-Myoho-Renge-Kyo sich über zehntausend Jahre und darüber hinaus für alle Ewigkeit verbreiten"[^195]. Es gibt niemanden, der "das Werk des Buddhas, das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe" stärker verkörpert. Welch ein Glück für uns!
Zu diesem Abschnitt "das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe" bemerkte Josei Toda einmal schmunzelnd: "Wir können sonntags frei nehmen, aber für den Gohonzon gibt es keinen Ruhetag. Es wäre wohl ziemlich unangenehm, wenn der Gohonzon uns sagte: 'Ich habe heute frei'. Oder wenn wir beispielsweise nachts Bauchschmerzen kriegen und zum Gohonzon gingen, und der wachte nicht auf".
Er sagte auch einmal: "Es ist ganz natürlich, daß Menschen wie wir anderen eine oder zwei Stunden widmen. Und trotzdem ist das nicht mehr als eine Hundertmillionstel oder noch weniger dessen, was ein Buddha tut. Angesichts dieser Fakten bleibt uns nichts anderes übrig, als uns noch mehr zu bemühen".
Bevor Josei Toda zu einer Versammlung ging oder Führung gab, vergegenwärtigte er sich immer diese Stelle: "die Tat des Buddhas, die ich niemals auch nur für einen Augenblick vernachlässigt habe". Selbst wenn er müde oder körperlich in schlechter Verfassung war, ging er wie sonst auch und sagte: "Da der Buddha niemals auch nur für einen Augenblick sein Werk vernachlässigte, muß ich auch alles geben, da ich mein Leben dieser Aufgabe widme". Diese Worte sind mir immer im Gedächtnis.
Ich verhalte mich auch so. Als Anhänger Nichirens und Schüler Josei Todas habe ich nie aufgehört zu beten und mich für Kosen-rufu einzusetzen.
Buddhismus ist die Ausübung der Beharrlichkeit. Wegen dieser Einstellung "(das Werk des Buddhas), das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe" in der Soka Gakkai konnten wir unsere große Entwicklung verwirklichen. Für Verantwortliche von Kosen-rufu gibt es keinen Stillstand.
Trotzdem sollten Verantwortliche nicht die Mitglieder in unvernünftiger Weise antreiben, wenn sie müde sind oder Ruhe brauchen. Das Geheimnis von "niemals auch nur einen Augenblick das Werk des Buddhas vernachlässigen" liegt darin, den Menschen zu helfen, so zu leben, daß sie Werte schaffen und einen Rhythmus der Freude leben. Noch einmal, Verantwortliche sollten immer ernsthaft darüber nachdenken, wie alle mit großer Hoffnung vorangehen können. Diese Entschlossenheit ist mit der Haltung des Buddhas vergleichbar, niemals auch nur einen Augenblick lang das Werk des Buddhas zu vernachlässigen.
Wir wollen ohne Furcht und mit Haltung vorangehen. Was bedeutet dieses "das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe" für uns? Es bedeutet, sich mutig und fröhlich einzusetzen. Ganz gleich, welche Schicksalsschläge wir erleben, wir sollten ihnen mit der Einstellung begegnen, daß wir diese Herausforderung annehmen wollen. Das entspricht der Bedeutung dieses Abschnitts.
Mit dieser Einstellung können wir ein gesundes, langes Leben führen. "Ich werde meine Aufgabe für andere, für die Gesellschaft erfüllen", ist die Einstellung des Buddhas, der im Juryo-Kapitel sagt: "Das ist das Werk des Buddhas, das ich niemals auch nur einen Augenblick lang vernachlässigt habe".
Teil 28
Die Lebensdauer eines Bodhisattwas ist ewig
Nyo ze. Ga jo-butsu irai. Jindai ku-on. Jumyo muryo. Asogi ko. Joju fu-metsu. Sho zen-nanshi. Ga hon gyo bo-satsu do. Sho jo jumyo. Kon yu mi jin. Bu bai jo shu.
Seit ich die Buddhaschaft erlangt habe, ist eine sehr lange Zeit vergangen. Die Dauer meines Lebens ist eine unermeßliche Zahl von asamkhya kalpas. In dieser Zeit bin ich immer hier gewesen, ohne daß mein Leben jemals geendet hätte. Meine Freunde, ich habe ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt, und das dadurch erworbene Leben ist noch nicht aufgebraucht, sondern wird noch doppelt so lange dauern, wie es bereits existiert.[^196]
Das Juryo-Kapitel ist eine Botschaft für die Zukunft
Von hier an wendet sich der Text an zukünftige Generationen.
Oberflächlich betrachtet scheint das Juryo-Kapitel über die ferne Vergangenheit von gohyaku-jintengo zu sprechen. Tatsächlich aber befaßt es sich mit der Zukunft.
Nichiren sagt, daß das Juryo-Kapitel "ausschließlich für die Menschen nach dem Tode Shakyamuni, besonders für die Menschen des Späten Tags des Gesetzes, gepredigt wurde"[^197]. Zu der Lehre des Juryo-Kapitels über Shakyamunis Erleuchtung in der fernen Vergangenheit sagt Nichiren: "Obwohl der Buddha zunächst über Ereignisse der Vergangenheit zu sprechen scheint, können wir bei genauer Betrachtung dieses Abschnitts feststellen, daß er sich in erster Linie auf die Zeit nach seinem Tode bezieht. Seine Erklärung der Ereignisse der Vergangenheit sind als Beispiel zu verstehen."[^198]
T'ien-t'ai sagt, daß in diesem Teil des Lotos-Sutras die Aussage gemacht wird, daß in der Zukunft die Kraft der Wohltaten des Buddhas immer in der Welt zum Wohle der Menschen sein wird.[^199]
Daher ist die wahre Absicht des Juryo-Kapitel die Rettung zukünftiger Generationen. Wir wollen das anhand dieses Abschnitts selbst untersuchen.
Er beginnt mit den Worten: "Seit ich die Buddhaschaft erlangt habe, ist eine sehr lange Zeit vergangen. Die Dauer meines Lebens ist eine unermeßliche Zahl von asamkhya kalpas."
Das ist die Summe der wesentlichen Aussage bis zu diesem Abschnitt des Juryo-Kapitels: Es ist eine unfaßbar lange Zeit vergangen, seit Shakyamuni die Buddhaschaft erlangte. Dieser Zeitraum wird als gohyaku-jintengo bezeichnet. Dieser Abschnitt erklärt auch, daß der Buddha, der seit der fernen Vergangenheit erleuchtet ist, "immer hier gewesen ist, ohne daß sein Leben jemals geendet hätte."
Die Worte "In dieser Zeit bin ich immer hier gewesen, ohne daß mein Leben jemals geendet hätte", weisen in der Tat in die Zukunft. Gerade deshalb, weil der Buddha immer in allen Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in dieser Welt ist, kann er zu jeder Zeit und an jedem Ort erscheinen, wenn die Menschen ihn suchen. Die Taten des Buddhas, die Menschen zur Erleuchtung zu führen, setzen sich ununterbrochen von der fernen Vergangen über die Gegenwart des Lebens Shakyamunis (in Indien) bis in die Zukunft nach seinem Tode fort. Sie dauern ewig über die drei Existenzen an.
Gerade im Juryo-Kapitel wird der eigentliche Buddha beschrieben, der ständig über alle drei Existenzen hinweg in dieser Welt ist, um alle Menschen des Späten Tages des Gesetzes zu retten. Dieser Buddha wohnt auch in der Welt des Späten Tages, einer Welt, von der man immer geglaubt hatte, sie habe keinen Buddha und daß in ihr das Gesetz untergehen würde.
Angesichts dessen ist klar, daß die Lehre vom Späten Tages des Gesetzes im Buddhismus keineswegs ein Beispiel der sogenannten Eschatologie (Lehre vom Untergang der Welt) ist - nichts wäre untypischer für den Buddhismus als eine Lehre der Apokalypse, die bei den Menschen lediglich Ängste auslöst. Der Buddhismus ist eine Lehre, die den Menschen den Frieden geben soll, der aus der Tiefe ihres eigenen Wesens kommt.
Als nächstes sagt Shakyamuni: "Ich habe ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt und das dadurch erworbene Leben ist noch nicht aufgebraucht, sondern wird noch doppelt so lange dauern, wie es bereits existiert". Damit wird noch eindeutiger, daß das Juryo-Kapitel eine Lehre für die Zukunft ist.
Shakyamuni erklärt, daß die Lebensdauer, die er als Ergebnis seiner Ausübung in der fernen Vergangen als Bodhisattwa erwarb, nicht nur den Zeitraum von gohyaku-jintengo der Vergangenheit umfaßt, sondern noch doppelt so lang in der Zukunft andauern wird.
Der Buddha, der seit der fernen Vergangenheit erleuchtet ist, setzt seine Bemühungen, die Menschen zur Erleuchtung zu führen, über einen unglaublich langen Zeitraum fort. Dieser Zeitraum ist doppelt so lang wie gohyaku-jintengo. Das zeigt, daß die wahre Absicht des Juryo-Kapitels die Erleuchtung der zukünftigen Generationen ist.
Der Buddhismus der wahren Ursache
Diese auf die Zukunft gerichteten Abschnitte des Sutras offenbaren die äußerst wichtige Lehre der mystischen Prinzipien von "wahrer Ursache" und "wahrer Wirkung".
Die "wahre Ursache" und die "wahre Wirkung" sind Ursache und Wirkung von Shakyamunis Erleuchtung in der fernen Vergangenheit. Seine Ausübung als Bodhisattwa in der fernen Vergangenheit, also die Ursache für seine Erleuchtung, ist die wahre Ursache. Das Ergebnis, die Buddhaschaft, ist die "wahre Wirkung".
Die "wahre Ursache" ist die grundlegende Ursache für die Buddhaschaft. Sie ist die tiefe Quelle des Glücks. Diese Ursache liegt in der Ausübung Shakyamunis in der fernen Vergangenheit. Man spricht in diesem Zusammenhang von dem mystischen Prinzip der "wahren Ursache", weil es mystisch und außerhalb unseres Verständnisses liegt.
In der wörtlichen Bedeutung des Sutras ist das mystische Prinzip der "wahren Ursache" der Stelle: "Ich habe ursprünglich die Ausübung als Bodhisattwa durchgeführt, und das dadurch erworbene Leben ist noch nicht aufgebraucht, sondern wird noch doppelt so lange dauern, wie es bereits existiert", ausgedrückt.
"(...) das dadurch erworbene Leben ist noch nicht aufgebraucht", weist darauf hin, daß das Leben der Weisheit, das Shakyamuni durch die Ausübung als Bodhisattwa in der fernen Vergangenheit erworben hat, unermeßlich und unerschöpflich ist.
Die Ausübung als Bodhisattwa, d.h. zum Wohle anderer zu handeln, ist der Weg schlechthin, seine Weisheit zu entwickeln und dauerhaftes Glück anzusammeln. Ein großes Herz, das sich dem Glück anderer widmet, ist der Schlüssel zum Entstehen unerschöpflicher Weisheit.
Wenn wir die neun Welten mit der Welt der Buddhaschaft vergleichen, steht die Ausübung Shakyamunis hier für die gewöhnlichen Menschen der neun Welten. Im Grunde ist das Leben der Wesen der neun Welten mit der Lebensdauer unermeßlicher Weisheit ausgestattet. Das ist die letztendliche Wirklichkeit im Leben der Wesen der neun Welten; ein weiterer Grund dafür, daß die "wahre Ursache" der Erleuchtung als mystisch bezeichnet wird. Die Absicht des Buddhismus liegt darin, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr ursprüngliches mystisches Leben hervorzubringen.
Die "wahre Wirkung" ist der vom Buddha manifestierte Zustand. Er ist wegen der Ausübung der wahren Ursache seit der fernen Vergangenheit erleuchtet. Es ist schwer, diesen "mystischen" Zustand zu verstehen, der als das mystische Prinzip der "wahren Wirkung" bezeichnet wird. Nach T'ien-t'ai ist die "wahre Wirkung" ein Zustand, der durchdrungen ist von den vier Tugenden von Ewigkeit, Glück, dem wahren Selbst und Reinheit. Dieser Zustand ist so weit und rein wie ein absolut wolkenloser Himmel und von unzerstörbarem und unerschütterlichen Glück.
In der wörtlichen Bedeutung des Textes des Sutras wird das mystischen Prinzip der wahren Wirkung mit folgenden Sätzen erläutert: "Seit ich die Buddhaschaft erlangt habe, ist eine Ewigkeit vergangen. Die Dauer meines Lebens ist eine unermeßliche Zahl von ashamkhya kalpas. In dieser Zeit bin ich immer hier gewesen, ohne daß mein Leben jemals geendet hätte." Hier sagt der Buddha, der die ”wahre Wirkung” der Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt hat, daß er immer hier in der Welt ist, ohne daß sein Leben jemals endet.
Die Lehre von der "wahren Ursache" und der "wahren Wirkung" im Juryo-Kapitel zeigt nicht nur, daß das Leben in der Welt der Buddhaschaft, also die "wahre Wirkung", ewig ist, sondern daß das gleiche für das Leben der neun Welten, also das Leben der "wahren Ursache" gilt.
Weil im Leben des Buddhas auch immer das Leben der neun Welten existiert, kann der Buddha auch, nachdem er die Buddhaschaft erlangt hat, die Ausübung des Bodhisattwas durchführen, um die Menschen der neun Welten zur Erleuchtung zu führen. Die tatsächliche Erleuchtung in der fernen Vergangenheit bedeutet nicht, daß der Buddha, der bereits die ”wahre Wirkung” erlangt hat, die Ausübung der "wahren Ursache" nicht weiter durchführt. Es bedeutet auch nicht, daß das Leben der neun Welten im Leben des Buddhas ausgelöscht wird und er in eine andere, in die Welt der Buddhaschaft, wechselt.
Sowohl die neun Welten und die Welt der Buddhaschaft existieren ewig. Der wahre Aspekt des Lebens, der anhand des Lebens des Buddhas, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangt, sichtbar wird, erklärt das fundamentale Prinzip der Erlangung der Buddhaschaft. Das ist das Vermächtnis Shakyamunis für die Rettung der Menschheit in der Zukunft. Es ist das Prinzip des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten und von ichinen sanzen, d.h. daß dreitausend Welten in einem einzigen Augenblick enthalten sind. Das ist die zentrale Aussage.
In der Gosho "Über das Öffnen der Augen" sagt Nichiren, daß die Lehre von der ”wahren Ursache” und der ”wahren Wirkung” "enthüllt, daß die 9 anderen Welten alle in der Buddhaschaft ohne Anfang vorhanden sind und daß die Buddaschaft den 9 anderen Welten ohne Anfang innewohnt. Dies ist der wahre gegenseitige Besitz der 10 Welten, der die wahren 100 Welten und 1000 Faktoren, das wahre ichinen sanzen."[^200]
"Die neun Welten ohne Anfang" und die "Buddhaschaft ohne Anfang" sind die wahre Ursache und die wahre Wirkung. Beide existieren im Wesen des Buddhas, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Dieses Wesen des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten d.h. von ichinen sanzen, existiert immer in dieser Welt und wird nicht ausgelöscht.
Die Aussage des Sutras ist jedoch, daß das Leben des Buddhas, der in der fernen Vergangenheit die Buddhaschaft erlangte (d.h. die "wahre Wirkung") nicht nur die "wahre Wirkung", sondern auch die "wahre Ursache" beinhaltet. Das bedeutet, daß der Buddhismus Shakyamunis die Betonung auf die "wahre Wirkung" legt.
Im Gegensatz dazu wird im Buddhismus Nichirens das Gewicht auf die "wahre Ursache" gelegt. Den einfachen Menschen der zehn Welten kommt die zentrale und nicht eine untergeordnete Bedeutung zu, denn die Wesen des Späten Tages, um deren Befreiung es geht, sind einfache Menschen. Daher müssen wir diesen Satz, der das mystische Prinzip der "wahren Ursache" erklärt, "Ich habe ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt" noch einmal näher betrachten:
Was ist denn letztendlich die treibende Kraft, die den gewöhnlichen Menschen Shakyamuni befähigte, eine Lebensdauer von unermeßlicher Weisheit zu erlangen, dadurch daß er in der fernen Vergangenheit die Ausübung eines Bodhisattwas durchführte? Es ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Nam-Myoho-Renge-Kyo ist in der Tiefe dieses Abschnitts: ”Ich habe ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt" enthalten.
Nichiren sagt in der Gosho "Über das Öffnen der Augen": Die Lehre von ichinen sanzen kann nur an einer Stelle gefunden werden, verborgen in den Tiefen des Juryo-Kapitels des wesentlichen Lehre des Lotos-Sutras.”[^201] "Die Tiefe des Juryo-Kapitels" bezieht sich genauer betrachtet auf den Satz: "Ich habe ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt."
Shakyamuni, der einfache Sterbliche der fernen Vergangenheit, erlangte die Buddhaschaft als Wirkung seiner Ausübung von Nam-Myoho-Renge-Kyo. Mit den Worten "Dieses wunderbare eine Gesetz (myoho), das gleichzeitig sowohl Ursache als auch Wirkung (renge) besitzt"[^202] sagt Nichiren, daß Nam-Myoho-Renge-Kyo sowohl die "wahre Ursache" als auch die "wahre Wirkung" beinhaltet.
Wie schon der Ausdruck "Ursache und Wirkung in einem Augenblick des Lebens" sagt, sind Ursache und Wirkung in einem Augenblick des Glaubens an das eine Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo enthalten.
Dieser "mystische Augenblick des Lebens" ist die letztendliche Bedeutung der Lehre Nichirens über das mystische Prinzip der wahren Ursache und gleichzeitig der gesamte Inhalt der Lehre von ichinen sanzen. Sowohl die ”wahre Ursache” als auch die ”wahre Wirkung” sind im Leben von gewöhnlichen Menschen enthalten. Eine Änderung im ichinen eines Menschen in einem Augenblick ist eine grundlegende Veränderung.
Durch die Aussage im Buddhismus Nichirens, daß die "wahre Ursache" und die "wahre Wirkung" in einem Augenblick existieren, erhält eine bestimmte Art zu leben große Bedeutung. Nichiren lehrt, wie wir beginnen können, frisch und optimistisch voranzugehen, indem wir immer wieder zum Ausgangspunkt des Lebens zurückkehren. Unser Leben ist eine Folge von Augenblicken, in denen wir Glück, Trauer, Leiden und Freude erfahren. Was wir in der Gegenwart erfahren, ist die Wirkung von Ursachen, die wir in der Vergangenheit gesetzt haben. Das ist nicht schwer zu verstehen. Gleichzeitig aber setzen wir in der Gegenwart die Ursachen für zukünftige Wirkungen. Obwohl das theoretisch sehr natürlich erscheint, ist es schwer, mit diesem Bewußtsein zu leben:
Es hängt von diesem gegenwärtigen Augenblick ab, was in der Zukunft geschieht.
Josei Toda sagte: "Mit der Ausübung des mystischen Prinzips der "wahren Ursache" sehen wir jeden Moment den beständigen Strom der Wirklichkeit in unserem Leben als Ursache für die Zukunft. Wir entscheiden uns also, die gegenwärtige Wirklichkeit zur Ursache für die Zukunft zu machen."
An anderer Stelle sagt er: "Die täglichen Ereignisse werden im Leben eines Menschen, der fest an den Gohonzon glaubt, als reine Ursachen von kuon ganjo aktiviert. Durch den Gohonzon bringt ein solcher Mensch grenzenlose Lebenskraft hervor. Wenn man diese Ursache als Wirkung sieht, muß dieser Mensch gute Wirkungen haben."
Sowohl die "wahre Ursache" als auch die "wahre Wirkung" sind in jedem Augenblick oder ichinen unseres Lebens enthalten. Das ist die Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung. Wir können also durch die in einem Augenblick hervorgebrachte Überzeugung alle Ereignisse unseres täglichen Leben, selbst wenn es sich um eine sehr schlimme Wirkung handelt, in die "wahre Ursache" von kuon ganjo, die grundlegende Ursache für unser Glück verwandeln. Wir können also bei allem den ursprünglichen Quell des Lebens zur Grundlage machen. Als Wirkung wird unser ganzes Leben in einen Zustand unerschütterlichen Glücks sein. Das bedeutet "auf der Grundlage des Prinzips der "wahren Ursache" leben".
Dieser Aspekt des mystischen Prinzips der "wahren Ursache" wird in der nächsten Folge weiter behandelt.
Teil 29
Der Geist grenzenloser Hoffnung und Entwicklung
Nyo ze. Ga jo-butsu irai. Jindai ku-on. Jumyo muryo. Asogi ko. Joju fu-metsu. Sho zen-nanshi. Ga hon gyo bo-satsu do. Sho jo jumyo. Kon yu mi jin. Bu bai jo shu.
"Seit ich die Buddhaschaft erlangt habe, ist eine sehr lange Zeit vergangen. Die Dauer meines Lebens ist eine unermeßliche Zahl von ashamkhya kalpas. In dieser Zeit bin ich immer hier gewesen, ohne daß meine Leben jemals geendet hätte. Freunde, ursprünglich habe ich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt, und das dadurch erworbene Leben ist noch nicht aufgebraucht, sondern wird noch doppelt so lange dauern, wie es bereits existiert".[^203]
Die Achtung der Würde des Lebens findet im Buddhismus der "wahren Ursache" in den Worten Ausdruck "ursprünglich habe ich die Ausübung eines Bodhisattwas durchgeführt". Das wird direkt im 16. Kapitels des Lotos-Sutras angesprochen.
Wie ich bereits in der letzten Vorlesung sagte, verweist dieses "Ich" darauf, daß Shakyamuni in der fernen Vergangenheit als ein Mensch wie wir und nicht als ein übermenschliches Wesen die Ausübung als Bodhisattwa durchgeführt hat. "Ursprünglich" bezieht sich auf den Ursprung des Lebens. Shakyamuni vertritt als ein Mensch, der die Ausübung der "wahren Ursache" macht, den gewöhnlichen Menschen von kuon ganjo, der zum Ursprung seines Leben zurückkehrt.
Im Buddhismus Nichirens ist Shakyamuni, der die Ausübung der "wahren Ursache" durchführt, das Objekt der Verehrung. Der Shakyamuni, der in der fernen Vergangenheit die Ausübung der "wahren Ursache" machte, ist Nichiren, der ursprüngliche Buddha des Späten Tages des Gesetzes. Das ist das Prinzip von "Die ferne Vergangenheit ist der Späte Tag".
Das wird deutlich an Aussagen Nichirens wie "Die Ausübung, die Nichiren jetzt durchführt, unterscheidet sich nicht im geringsten von dem Verhalten des (gewöhnlichen Sterblichen Shakyamuni im Zustand von) myoji-soku in der fernen Vergangenheit."[^204] "Zwischen der Ausübung Shakyamunis in der fernen Vergangenheit und Nichirens jetziger Ausübung gib es keinen Unterschied nach Kriterien wie überlegen oder unterlegen".[^205] Er sagt hier also, daß es keinen Unterschied gibt zwischen seiner Ausübung im Späten Tag und der Ausübung des gewöhnlichen Menschen Shakyamuni im Zustand von myoji-soku in der fernen Vergangenheit.
Myoji-soku ist die Ausübung von jemandem, der den Glauben an das mystische Gesetz ausübt. Der 26. Hohepriester Nichikan sagt, daß wir Shakyamuni, der die wahre Ursache ausübte, mit Nichiren und die ferne Vergangenheit mit dem Späten Tag gleichsetzen, weil es nicht den geringsten Unterschied gibt bezüglich "Ausübung" oder "der erreichten Stufe" . In beiden Fällen bedeutet "Ausübung", das mystische Gesetz anzunehmen. Die Stufe steht für den Zustand der Ausübung eines gewöhnlichen Menschen von myoji-soku, von jemandem also, der an das mystische Gesetz glaubt.
Die Aussage, daß Nichiren und Shakyamuni in ihrer Ausübung gleich sind und die erreichte Stufe der Ausübung dieselbe ist, heißt so viel wie als Mensch das mystische Gesetz anzunehmen, ob das nun in der fernen Vergangenheit oder im Späten Tag geschieht. Die Ausübung, das mystische Gesetz zu verehren, ist mystisch und unfaßbar. Das liegt daran, daß darin sowohl die "wahre Ursache" als auch die "wahre Wirkung", die Erlangung der Buddhaschaft enthalten ist. Das bedeutet letztendlich das Prinzip, glücklich zu werden, also das Prinzip der "wahren Ursache".
Im Späten Tag des Gesetzes ist also Nichiren, der in seiner Eigenschaft als jemand, der die wahre Ursache ausübt und mit Shakyamuni identisch ist, als Objekt der Verehrung zu betrachten.
Die Ausübung, andere zu achten
Was ist denn nun die Ausübung eines Bodhisattwas, die Shakyamuni in der fernen Vergangenheit durchführte? Sie wird teilweise durch die Ausübung des Bodhisattwa Fukyo (Der Niemals Verachtet) veranschaulicht. Bodhisattwa Fukyo war einer der Namen für Shakyamuni in einem früheren Leben, der in einem dekadenten Zeitalter nach dem Tode des Buddhas Ionno die Ausübung eines Bodhisattwas gemacht hatte. Über diese Zeit berichtet das Lotos-Sutra.
Nichiren sagt in bezug auf den Bodhisattwa Fukyo: "Hier bezieht sich das Wort "Ich" auf den Buddha, als er die "wahre Ursache" zu seiner ursprünglichen Erleuchtung ausübte. Der Abschnitt darüber, wie der Buddha "ursprünglich die Ausübung eines Bodhisattwa durchführte", bezieht sich auf Ausübungen wie die des Bodhisattwa Fukyo."[^206]
Die Ausübung des Bodhisattwas Fukyo entspricht also der Bodhisattwa-Ausübung Shakyamunis, der Ausübung der "wahren Ursache".
Der Bodhisattwa Fukyo hat sich, wann immer er einem Menschen begegnete, vor ihm verbeugt und ausgerufen: "Ich achte dich sehr", weil er erkannte, daß jeder Buddha werden konnte. Seine Ausübung beruhte auf tiefster Sympathie für seine Mitmenschen.
Andere zu verehren, die höchste Ausübung zur Achtung der Würde des Lebens, war ein wichtiger Teil der Bodhisattwa-Ausübung Shakyamunis in der fernen Vergangenheit. Der Bodhisattwa Fukyo war redlich bemüht, diese Überzeugung über die Würde des Lebens praktisch umzusetzen. Er lebte aber in einem korrupten und unreinen Zeitalter. Die Menschen konnten die edle Absicht darin nicht verstehen. Eine unreine Zeit erkennt man daran, daß es viele Menschen gibt, die sich über einen Menschen von wahrer Größe lustig machen und sich selbst durch eine schamlose Täuschung in einem besonders guten Licht erscheinen lassen. Diese ignoranten Menschen zahlen einem gerechten Menschen die Weigerung, seine Überzeugungen aufzugeben, mit Verfolgung heim.
Solche Menschen schlugen den Bodhisattwa Fukyo mit Stöcken und vertrieben ihn mit Steinwürfen. Angesichts dessen entwickelte er eine interessante Strategie. Wenn er vertrieben wurde, zog er sich ein wenig zurück, blieb aber am Ort des Geschehens. Sobald er außerhalb der Reichweite von Stöcken und Steinen war, begann er erneut mit seiner Ausübung der Verehrung und sagte: "Ich achte euch sehr".
Der Bodhisattwa Fukyo handelte sehr flexibel. Einerseits unterwarf er sich nicht, andererseits legte er es nicht auf eine Konfrontation an. Er war ganz und gar nicht feige, weder übereifrig heroisch, noch angetrieben von einer Haltung, die zum Tragischen neigte. Seine Stärke war seine Flexibilität. Er bliebt fest bei seiner Überzeugung, unabhängig davon, wie groß seine Verfolgungen waren. Er gab niemals seine Überzeugungen auf und fiel niemals im Glauben zurück.
Das Mystische Gesetz zu verehren, heißt auch, seine Überzeugungen zu leben. Das wurde schließlich die Ursache für den Bodhisattwa Fukyo, die Buddhaschaft zu erlangen. Er wurde später als Shakyamuni wiedergeboren.
Diese Ausübung des Bodhisattwas Fukyo ist die "wahre Ursache" zur Erlangung der Buddhaschaft. Er blieb fröhlich, er war immer bei den Menschen und er war beharrlich. Mir scheint, das war bezeichnend für Shakyamunis ursprüngliche Ausübung als Bodhisattwa in der fernen Vergangenheit.
Wenn wir mit den Menschen über das mystischen Gesetz sprechen und es loben, vertieft sich unser eigener Glaube an das Mystische Gesetz. Schließlich wird es uns möglich, die "wahre Wirkung" der Buddhaschaft zu erlangen. Die Ausübung selbst ist mystisch.
Tsunesaburo Makiguchi sagte einmal: "So wie jemand, der nicht täglich im Leben steht, auch nicht die Prinzipien des Alltagslebens verstehen kann, so werden Menschen mit einem Leben von nur mittlerem oder geringem Guten, das große Gute nicht verstehen. Wenn jemand keine Ausübung macht, kann er auch keine wirkliche Überzeugung haben."
Nur wenn wir die Ausübung eines Bodhisattwas machen, können wir verstehen, was wirkliche Überzeugung ist. Nur wenn wir die Ausübung machen, können wir die tiefe Bedeutung verstehen und die unermeßlichen Wohltaten des Glaubens hervorbringen.
Wenn man sein Leben auf der Grundlage des Prinzips der "wahren Ursache" führt, macht man seine Ausübung als ganz einfacher Mensch bei den Menschen. Man braucht sich nicht besonders fein zu machen. Ein Bodhisattwa ist ehrlich und geradeheraus. Er tut den Menschen gut und setzt durch sein geradliniges Handeln die Ursachen für das Glück dieser Menschen. Das ist die Ausübung der "wahren Ursache" von Bodhisattwas.
Nichiren ist der Buddha des mystischen Prinzips der "wahren Ursache". Obwohl er der ursprüngliche Buddha ist, hat er immer die Ausübung eines Bodhisattwas als einfacher Mensch gemacht. Er hat vom Anfang bis zum Ende als gewöhnlicher Mensch gekämpft. Es ist der einfache Mensch, der erhaben ist. Das ist der Kern des Buddhismus Nichiren Daishonins.
Selbst als er seine vorübergehende Rolle als der Bodhisattwa Jogyo abgelegt und seine wahre Identität als der ursprüngliche Buddha bei der Tatsunokuchi-Verfolgung offenbart hatte, waren bei Nichiren keine besonderen Merkmale (wie z.B. die 32 Merkmale) sichtbar.
Trotzdem war in seinem Herzen das Gesetz von kuon ganjo. Seine Handlungen für die Menschen der 10.000 Jahre des Späten Tages waren die des ursprünglichen Buddhas. In ihnen offenbarte er höchste Menschlichkeit. Und das war das "Ablegen des Vorübergehenden und die Offenbarung des Wahren".
Die buddhistische Ausübung unserer Zeit ist nicht die Verehrung der wahren Wirkung. Da die Erleuchtung darin liegt, das Mystische Gesetz anzunehmen, können wir sofort die Welt der Buddhaschaft in unserem Leben manifestieren, wenn wir den Gohonzon annehmen. Die Ausübung eines Bodhisattwas des Buddhismus der "wahren Ursache" liegt darin, sich auf der Basis der Buddhaschaft den neun Welten zuzuwenden. Man könnte auch sagen, sich auf der Grundlage der Buddhaschaft kopfüber in die Realität einer Gesellschaft zu stürzen, die von den neun Welten beherrscht wird.
Unsere Ausübung ist also eine beständiges Hin- und Herwandern zwischen der Ausübung für sich selbst (indem man Gongyo macht und Daimoku rezitiert) und der Ausübung für andere (die darin besteht, das Mystische Gesetz zu verbreiten). Der Schlüssel zur Manifestation der Welt der Buddhaschaft liegt in dieser beständigen Ausübung.
Der Buddhismus der "wahren Ursache" liegt in einem Leben der fortgesetzten Bemühung, die unmittelbare tägliche Umgebung zu verbessern und die Entwicklung unserer Zeit und der Gesellschaft voranzutreiben. Im Buddhimus Nichirens sind daher die Grundsätze, daß der Glaube sich im täglichen Leben und Buddhismus sich in der Gesellschaft zeigt, von zentraler Bedeutung.
Wir müssen jetzt handeln
Der 65. Hohepriester Nichijun beschrieb den Geist des Buddhismus der wahren Ursache folgendermaßen: "Wenn die Menschen glauben, es handele sich lediglich um die Handlungsweise des Buddhas, andere zu lehren, und erkennen nicht, daß es das Vorbild für ihre eigene Lebensweise ist, dann ist die Lehre von der Verbreitung der wahren Ursache tot."
Ich teile diese Ansicht. Diskussionen über den Buddhismus, die mit der Realität des Lebens nichts mehr zu tun haben, zerstören die Absicht des ursprünglichen Buddhas.
Nichijun sagte auch: "Man könnte auch sagen, mit dem 'Buddhismus der Verbreitung der "wahren Ursache"' ist eine positive, auf die Zukunft gerichtete Einstellung gemeint."
Auch das habe ich oft gesagt. Der Geist des Buddhismus der "wahren Ursache" liegt in einem Herzen, das voll Hoffnung für die Zukunft ist.
Wenn wir fühlen, daß "jetzt die Zeit ist" und "alles davon abhängt, was ich von jetzt an tue", können wir voll Hoffnung beständig unsere Situation verändern. Das heißt, auf der Grundlage des mystischen Prinzips der "wahren Ursache" zu leben. Ich hoffe, daß Sie alle so leben.
Wenn einmal die strahlende Sonne des mystischen Prinzips der wahren Ursache in unserem Herzen aufgeht, werden die Kausalität von Schicksal oder Karma aus der Vergangenheit schnell ihre Kraft verlieren, so wie Sterne oder andere Himmelskörper bei Tagesanbruch verlöschen.
Josei Toda erklärte immer wieder, daß die Ursachen und Wirkungen der Zwischenzeit[^207] verschwinden und "der gewöhnliche Sterbliche von kuon ganjo erscheint", wenn wir uns dem mystischen Gesetz widmen.
Der gewöhnliche Sterbliche von kuon ganjo ist ein anderer Name für Bodhisattwas aus der Erde. Die Bodhisattwas aus der Erde sind aus freiem Willen in dieser korrupten Welt erschienen, um die Menschen vom Leiden zum Glück zu führen. Sie selbst haben aus freien Stücken ihre jetzige Lage gewählt, um so gute Ursache setzen zu können. Sie sind also mit einem Karma, das sie selbst gewählt haben, in diese Welt gekommen. Damit setzen sie die Veränderung des Karmas in Gang und beweisen die Größe des Buddhismus.
Wir haben daher alle ein einzigartiges Schicksal. Wenn wir uns im Glauben der Aufgabe von Kosen-rufu widmen, können wir alle Umstände nutzen, um das Prinzip der "Verringerung der karmischen Wirkungen" und der Veränderung von Karma in Wirklichkeit zu leben. Nichiren sagt: "Die Leiden der Hölle werden augenblicklich verschwinden".[^208]
Wenn wir das mystische Gesetz annehmen, werden die Hindernisse unseres Karmas keine Hindernisse mehr sein.
Wenn wir den Gohonzon annehmen, können wir in diesem Leben sowohl die Ausübung des Buddhas (die Ursache) als auch die Wohltaten (die Wirkungen) erlangen. Karmische Hindernisse aus der Vergangenheit werden zum Schlüssel, das große Leben der Buddhaschaft zu öffnen. Irdische Wünsche werden zur Erleuchtung. Wir schaffen Gelassenheit und Ruhe im Leiden und in den Schwierigkeiten des Lebens.
Die Welt der Buddhaschaft beinhaltet die neun Welten des Leidens. Die Welt der Buddhaschaft kann man nur zusammen mit der Wirklichkeit der neun Welten manifestieren. Nur so erscheint der wahre Aspekt des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten.
Wichtig ist, angesichts von Schwierigkeiten auch nicht einen Schritt zurückzuweichen. Wir sollten nicht schwach, voller Zweifel und Klagen sein. Wenn wir mutig und entschlossen in die Zukunft sehen, können wir alle Aspekte unserer Lebens ändern und den großartigen Zustand unzerstörbaren Glücks manifestieren. Darauf beruht das Prinzip von ichinen sanzen oder eines Augenblicks, in dem alle dreitausend Welten enthalten sind.
Es ist wichtig, daß wir immer fortfahren, das Mystische Gesetz mit dem Entschluß zu rezitieren, die Buddhaschaft in diesem Leben zu verwirklichen, unabhängig davon, ob wir Leid oder Freude erfahren. Was auch geschehen mag, wir müssen Schritt für Schritt mit Hoffnung und unerschütterlicher Einstellung Kosen-rufu verwirklichen. Wer in jedem Augenblick solch einen Glauben hat, wird von dem immensen und grenzenlosen Mitgefühl des ursprünglichen Buddhas aufgefangen werden. Das ist das großartige Prinzip des Buddhismus der wahren Ursache.
Shakyamuni sagt an anderer Stelle: "Suche nicht die Vergangenheit, und halte nicht an leeren Hoffnungen für die Zukunft fest. Die Vergangenheit ist schon vorbei, und die Zukunft noch nicht da. Betrachte genau das Wesen der Gegenwart inmitten der Wirklichkeit. Wer ohne zu schwanken klar die Gegenwart ansieht, vertieft seinen Zustand. Konzentriere dich einfach ganz darauf, das zu tun, was heute getan werden muß!"
Was zählt, ist die Gegenwart, dieser Augenblick. Unsere Überzeugung in diesem Augenblick, unser Entschluß, unsere Entschlossenheit gibt uns die Möglichkeit die Ketten der karmischen Kausalität durch die Stärke zu sprengen, die aus unserem Inneren kommt. So können wir sicher den Weg des Glücks gehen.
Der Glaube im Buddhismus der "wahren Ursache", der aus der Quelle des Lebens kommt, gibt uns die Möglichkeit, einen Zustand ewigen Glücks zu schaffen und ein erfülltes Leben zu führen. Der Geist des Buddhismus der wahren Ursache ist der Geist grenzenloser Hoffnung und ewiger Entwicklung.
Wir kehren daher jeden Tag zum Ursprung des Lebens zurück und gehen aufs Neue voran. In dem Rezitieren von Gongyo und Daimoku liegt die geheime Lehre, zum Ursprung von kuon ganjo zurückzukehren. Wir gehen jeden Tag von kuon ganjo aus. Die Überzeugung, mit dem man täglich von diesem Ursprung aus geht, ist die Überzeugung des Buddhismus der "wahren Ursache".
Teil 30
Buddhismus, eine Philosophie, die unsere hedonistische Konsumgesellschaft verändern kann
Nen kon hi jitsu metsu-do. Ni ben sho gon. To shu metsu-do. Nyorai i ze hoben. Kyoke shujo. Sho-i sha ga. Nyaku buk-ku-ju o se. Haku-toku shi nin. Fu shu zengon. Bingu gesen. Ton-jaku go-yoku. Nyu o oku-so. Moken mo chu. Nyakken nyorai. Jo zai fu-metsu. Ben ki kyoshi. Ni e endai. Fu no sho o. Nan-zo shi so. Kugyo shi shin.
"Obwohl mein Leben nicht wirklich ausgelöscht wird, sagte ich, daß ich jetzt sterbe. Der Buddha wendet dieses geeignete Mittel an, um die Menschen zu lehren und zu bekehren.
"Was ist der Grund dafür? Wenn der Buddha lange in der Welt bleibt, wird jemand mit schwachen Tugenden keine guten Ursachen setzen, sondern wegen seiner Schwäche und Niederträchtigkeit den fünf Begierden[^209] anhängen und in einem Netz von irreführenden Gedanken und Vorstellungen gefangen sein. Wenn sie sehen, daß der Buddha beständig in dieser Welt ist und niemals stirbt, werden sie entweder arrogant und selbstsüchtig oder mutlos und nachlässig. Sie nehmen nicht wahr, wie schwierig es ist, dem Buddha zu begegnen, und sie werden sich ihm nicht mit Achtung und Verehrung nähern."[^210]
In diesem Abschnitt wird erklärt, warum der Buddha stirbt, obwohl sein Leben tatsächlich ewig ist. Die Aussage steht im Zusammenhang mit dem Abschnitt "es ist ein geeignetes Mittel, daß ich erscheine, um ins Nirvana einzugehen"[^211],worauf ich später in der Erklärung zum jigage, dem Versteil dieses Kapitels, eingehen werde.
Zunächst ist die Tatsache, daß Shakyamuni ins Nirvana eingeht, das einzige der geeigneten Mittel, die Menschen zum höchsten Zustand, zur Buddhaschaft zu führen. Die Lehre "Über die Lebensspanne des Buddhas" im
Wenn der Buddha andererseits für immer in der Welt bliebe, würden sich Menschen mit geringen Tugenden leicht damit zufriedengeben, ein Leben spiritueller Armut und der Furcht zu führen. Sie würden keinen Versuch unternehmen, gute Ursachen zu setzen, und sie würden irreführenden Lehren anhängen. Zweifellos würden sie arrogant und träge werden. Schließlich wären sie nicht mehr in der Lage zu erkennen, wie "schwierig es ist, dem Buddha zu begegnen" und sich "ihm mit Achtung und Respekt" nähern.
Aus diesem Grunde benutzt der Buddha das geeignete Mittel, ins Nirvana einzugehen, um die Menschen zur Suche zu bewegen. Der Buddha ist der "Lehrer des höchsten Weges". Er erscheint und geht ins Nirvana ein, um die Menschen zu bewegen, den höchsten Weg der grenzenlosen eigenen Entwicklung zu suchen.
Bliebe der Buddha immer in dieser Welt, würden seine Schüler bei dem Gedanken, der Buddha sei immer da, nachlässig und faul werden und den Weg der eigenen Entwicklung vergessen. Unter solchen Bedingungen würden sie möglicherweise die Buddhaschaft nicht erreichen.
Auch wenn sie den Buddha zunächst verehrten und fleißige Ausübungen machten, würden sie sich im Laufe der Zeit daran gewöhnen, daß der Buddha immer in der Nähe ist, und träge werden. Ihre Freude und Dankbarkeit, diesen Weg zusammen mit dem Buddha zu gehen, ginge verloren. Sie würden sich immer mehr ihren eigenen engen Gedanken hingeben und ihre buddhistische Praxis vernachlässigen. Das ist eine Tendenz der Menschen. Man kann davon ausgehen, daß Shakyamuni dieses Verhalten seiner Schüler voraussah.
Um ihnen zu zeigen, wie "schwierig es ist, dem Buddha zu begegnen" und "sich ihm mit Achtung und Verehrung zu nähern", verwendete Shakyamuni das geeignete Mittel, daß der Buddha ins Nirvana eingeht.
Freude, Begeisterung und Dankbarkeit, dem Buddha begegnet zu sein, und die Verehrung des Buddhas sind die echte Quelle des Glaubens.
So gesehen ist der Buddhismus eine Philosophie, die den Menschen zur Selbständigkeit verhilft. Er ist die Lehre, die es den Menschen ermöglicht, sich durch ihre eigenen Bemühungen zu entwickeln. Wir können keinen Zustand großer Tiefe im Leben entwickeln, wenn wir in Abhängigkeit vom Lehrer leben. Das ist das buddhistische Prinzip von Meister und Schüler.
Für uns Menschen ist es sehr schwer, gleichzeitig ein fundiertes Selbstbewußtsein und Achtung für andere zu entwickeln.
Es ist oft so, daß jemand, der sehr unabhängig ist, auch dazu neigt, auf andere hinabzusehen.
Andererseits tendieren diejenigen, die andere respektieren können, dazu, sich in einem Maß auf andere zu verlassen, das jede Selbständigkeit ausschließt. In beiden Fällen ist das ein Zeichen von Unmündigkeit.
Im Gegensatz dazu sehe ich, daß unter meinen Freunden viele Gelehrte und führende Persönlichkeiten sind, die erstaunliche Leistungen in völliger Unabhängigkeit erbringen. Sie alle sind bescheiden. Es ist erfrischend, mit welchem Respekt sie andere behandeln. Große Menschen haben beides, Selbstbewußtsein und Respekt vor anderen Menschen.
Der Buddhismus ist der Weg, die hervorragenden Charaktereigenschaften eines Buddhas zu entwickeln. Viele Probleme unserer Zeit sind auf das Versäumnis zurückzuführen, Menschen, wie es im Buddhismus gelehrt wird, zur Menschlichkeit und der Förderung ihrer guten Eigenschaften zu erziehen.
Dieser Abschnitt des Sutras spricht über das "Festhalten an den fünf Begierden". Ich glaube, das ist eine sehr treffende Beschreibung der Menschen unserer Zeit. Wir leben in einer Gesellschaft der Begierden.
Eine Gesellschaft, die nicht nach hohen Idealen strebt, wird immer mehr durch eine niedere Gesinnung unterminiert. Die Unaufrichtigkeit der Erwachsenen hat unausweichlich Einfluß auf die Kinder. Es scheint, als ob das Übel unserer Zeit sich auf "gefangen in den fünf Begierden und . . . gefangen im Netz von irreführenden Gedanken und Vorstellungen" reduziert.
Die grundlegende Ursache für die verschiedensten Probleme unserer Zeit, unter anderem gravierende Defizite in der Erziehung, ist darauf zurückzuführen, daß es keine Philosophie und keine Prinzipen gibt, die die "fünf Begierden" richtig steuern und leiten.
Shakyamuni sagte, er ginge ins Nirvana ein, um die Menschen von diesem grundlegenden Übel zu heilen. Er verkündete seine Lehre, die die Menschen zur Buddhaschaft führt, einem Zustand, erhaben wie der Himalaja. Denn er wußte, daß der Mensch sich unausweichlich zum Oberflächlichen hingezogen fühlt. Die große Aufgabe des Buddhismus liegt in der Bildung und Entwicklung des Charakters.
Daraus folgt, daß der Wunsch, ständig mit dem Meister zusammen zu sein, nicht der Weg des Schülers ist. Es geht vielmehr darum, die Lehre des Meisters anzunehmen und sich mit aller Kraft darum zu bemühen, sie selbständig auszuüben. Das ist der wahre Weg des Schülers.
Unter den Schülern Josei Todas gab es einige, die seine unendliche Barmherzigkeit genossen. Andere aus seiner nahen Umgebung machten sich seine Autorität zunutze und wurden arrogant. Wieder andere verließen ihn, als die Lage schwierig wurde, und machten ihn auch noch für den geschäftlichen Konkurs oder für andere Dinge verantwortlich.
Sie alle gehören zu denen, die das Sutra als Menschen bezeichnet, die "arrogant und selbstsüchtig" geworden sind. Sie waren nicht dankbar, daß sie einem Meister begegnet waren, wie man ihn nur selten trifft. Sie hatten nicht erkannt, wie "schwierig es ist, (einem solchen Meister) zu begegnen", und sie hatten keine "Dankbarkeit oder Achtung".
Josei Toda war der größte Lehrer, den man sich denken kann. Ich habe das erkannt und strikt nach dem Prinzip von Meister und Schüler gelebt. Deswegen kann mich heute niemand besiegen. Die Soka Gakkai hat sich so großartig entwickelt, wie Josei Toda es vorhatte, nein, sie hat sich noch mehr entwickelt. Ich möchte vor allem meinen Freunden in der Jugendabteilung ans Herz legen, diese Geschichte eines großen Kampfes und Sieges nicht zu vergessen.
Das Wesentliche ist unsere Entschlossenheit, das geistige Erbe des Lehrers ganz anzunehmen. Als seine Schüler zeigen wir uns im Gebet und darin, daß wir erkennen, welch einen großen Kampf er geführt hat. Das will Shakyamuni in diesem Abschnitt des Sutras erklären.
Shakyamunis Lehre, sich nicht von anderen abhängig zu machen und weiter den Weg zu suchen, mag uns streng erscheinen. Gleichzeitig aber muß uns das unendliche Mitgefühl Shakyamunis und sein Wunsch, alle sollten den Zustand eines Buddhas haben wie er, tief bewegen.
Shakyamuni, der große Lehrer der Menschheit, fordert uns auf: "Meine Schüler, entwickeln Sie Ihr Leben zu einem Leben der Würde".
Das Ziel ist ein wunderbares Leben
Der Gedanke, ins Nirvana einzugehen, also die Auseinandersetzung mit unserem eigenen Tod, gibt uns die Möglichkeit, das Wunder des Lebens zu erfahren. Dieser Gedanke ist für uns ein "geeignetes Mittel", ein reiches und erfülltes Leben zu führen.
Josei Toda sagte zu diesem Abschnitt des Sutras: "Das Schrecklichste wäre, nicht zu sterben. Wenn wir diesen Gedanken bei nur einem Menschen durchspielen, ist das eine Sache. Wenn aber alle Lebewesen nicht sterben würden, hätte das katastrophale Auswirkungen.
"Wenn Katzen und Hunde und Mäuse oder Tintenfische nicht sterben würden, was geschähe dann? Wenn jemand oder etwas erschlagen würde, oder getötet oder vom Zug überfahren, oder verhungerte, - und nicht sterben würde. Das Ergebnis wäre die Hölle.
Für die Menschen wäre es in der Tat problematisch, wenn sie nicht sterben könnten.
Andererseits wäre es sicherlich schwierig, wenn wir den Zeitpunkt unseres Todes wüßten. Wenn wir beispielsweise wüßten, wir hätten noch drei Tage zu leben, nähmen wir uns unter Umständen nicht die Zeit, beispielsweise eine Vorlesung wie diese zu hören.
Der Tod ist notwendig. Die Tatsache, daß wir nicht genau wissen, wann wir sterben, macht unser Leben interessant. Es ist mystisch. Weil unser Lebens mystisch ist, können wir an den Gohonzon glauben. Das Leben ist interessant."
An diesen Worten zeigt sich Josei Todas große und tiefe Einsicht in das Wesen von Leben und Tod.
Weil wir sterben, können wir das Wunder des Lebens schätzen. Wir können die große Freude spüren, am Leben zu sein. Das ist wahrhaftig die höchste Lehre über das Leben.
Wenn uns bei einer Krankheit oder einem Unfall Todesfurcht befällt, werden wir sofort deprimiert. Es nützt aber nichts, sich der Hoffnungslosigkeit hinzugeben. Ich kann nicht glauben, wenn jemand behauptet, er hätte keine Angst, sein Leben aufs Spiel zu setzen, oder sagt, er habe keine Angst vorm Sterben. Das ist reine Prahlerei.
Das Schlimmste aber ist der innere oder geistige Tod, wenn man sich nicht mehr wünscht, ein wahrhaft erfülltes und bedeutungsvolles Leben zu führen. Norman Cousins, den man auch "das Gewissen Amerikas" nannte, kam aufgrund seiner Erfahrung nach verschiedenen schweren Krankheiten zu dem Schluß: Die größte Tragödie im Leben nicht der Tod, sondern der Verlust der Persönlichkeit."[^212]
Niemand kann dem Tode entkommen. Wenn Menschen sich entschließen, jeden Augenblick mit voller Kraft zu leben, dem Augenblick dadurch Glanz verleihen, daß sie sich selbst treu sind und ein wahrhaft menschliches Leben führen, können sie eine immense Kraft entwickeln. Gleichzeitig können sie Achtung für ihre Mitmenschen hervorbringen.
Das ist das mystische Wesen des Lebens, der Mittlere Weg. Der Buddhismus ist eine Philosophie, die diesen erhabenen Weg lehrt.
Teil 31
Wegen unserer tiefen Beziehung zum Buddha konnten wir dem Gohonzon begegnen
Ze ko nyorai. I hoben setsu. Bi-ku to chi.
Sho-bus shus-se. Nan ka chigu. Sho-i sha ga. Sho haku-toku nin. Ka muryo. Hyaku sen man nok-ko. Waku u ken butsu. Waku fu ken sha. I shiji ko. Ga sa ze gon. Sho bi-ku. Nyorai nan ka tokken. Shi shujo to. Mon nyo ze go. Hit-to sho o. Nanzo shi so. Shin ne renbo. Katsu-go o butsu. Ben shu zengon. Ze ko nyorai. Sui fu jitsu metsu. Ni gon metsu-do.
U zen-nanshi. Sho-butsu nyorai. Ho kai nyo ze. I do shujo. Kai jitsu fu ko.
"Der Buddha benutzt daher das geeignete Mittel und sagt: 'Mönche, ihr solltet wissen, daß es selten ist, zu einer Zeit zu leben, in der ein Buddha in der Welt erscheint". Warum tut er das? Weil für Menschen mit geringen Tugenden gilt, daß in unermeßlichen hundert, tausend, zehntausend, hunderttausend Kalpas einige die Chance haben, einen Buddha zu sehen, andere aber niemals einem Buddha begegnen können. Aus diesem Grunde sage ich euch: 'Mönche, es ist schwierig, den Buddha zu sehen'. Wenn die Menschen diese Worte hören, werden sie bestimmt erkennen, wie schwer es ist, einem Buddha zu begegnen. Sie werden das Verlangen haben und danach dürsten, einen Blick auf den Buddha zu werfen. Erst dann beginnen sie, gute Ursachen zu setzen. Aus diesem Grunde spricht der Buddha davon, daß er stirbt, obwohl er in Wahrheit nicht stirbt. Freunde, die vielen Buddhas predigen das Gesetz, wie es ist. Sie handeln, um Menschen zu retten. Daher ist das, was sie tun, nicht falsch."[^213]
Hier wird die einzigartige Bedeutung und der höchste Wert des Lebens beschrieben, das jemand führt, der in Verbindung mit dem Buddha tritt.
Es ist außerordentlich selten, in einer Zeit zu leben, in der der Buddha in dieser Welt ist. Wie das Sutra sagt, kann es sein, daß Menschen, die wenig gute Ursachen gesetzt haben, den Buddha überhaupt nicht treffen, selbst wenn "unermeßliche hundert, tausend, zehntausend,hunderttausend Kalpas" vergehen. Daraus kann man schließen, wie schwierig es ist, in eine Beziehung mit dem Buddha zu treten.
Shakyamuni sagt seinen Schülern, daß es schwer ist, dem Buddha zu begegnen. Seine Aussage "Mönche, es ist schwierig, den Buddha zu sehen", die einem endgültigen Vermächtnis gleichkommt, zeigt uns, wie unerschrocken Shakyamuni ist.
Der Buddhismus lehrt, was es heißt, seinem Lehrer Dankbarkeit zu erweisen. Der Lehrer setzt seine ganze Energie ein, damit seine Schüler ihre Arroganz und Abhängigkeit überwinden können. Er führt sie auf den richtigen und erhabenen Weg von "Glaube und tägliches Leben sind eins". Dieser Abschnitt lehrt, welch großen Dank die Schüler dem Buddha schulden.
Bei diesen Worten wuchs in Shakyamunis Schülern zweifellos der tiefe Wunsch und der ernste Entschluß, ihre Einstellung zu ihrer buddhistischen Ausübung zu ändern, damit sie die Lehre ihres Mentors, die man so selten antrifft, mit ihrem ganzen Wesen aufnehmen konnten.
Schon allein dieser tiefe Wunsch wird zur guten Ursache im Leben eines Menschen und ermöglicht einen Zustand unzerstörbaren Glücks. Mit dieser Einstellung wird aus einem Menschen mit "geringen Tugenden" ein verdienstvoller und tugendhafter Mensch.
Das ist nur durch das große Mitgefühl des Buddhas möglich und der wahre Weg zur Rettung. Machte der Buddha die Menschen von sich abhängig, trüge er nicht im geringsten zu ihrer Befreiung vom Leiden bei. Die im Buddhismus gelehrte wirkliche Rettung besteht in der Vermittlung des richtigen Glaubens. Sie haben also nicht nur den ernsten Wunsch zu lernen, sondern entwickeln gleichzeitig die Fähigkeit, nicht abhängig zu sein. Das ist die einzige Möglichkeit, den Wunsch des Buddhas zu verwirklichen, alle Menschen von dem Leiden zu befreien.
Das Rezitieren von Daimoku ist die größte gute Ursache
Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens ist der Buddha zweifellos Nam-Myoho-Renge-Kyo oder der Daishonin selbst. "Ein Mensch mit geringen Tugenden" bezieht sich auf die Menschen im Späten Tag des Gesetzes.
Nichiren betete dafür, daß alle Menschen im Späten Tag "tugendhafte und verdienstvolle Menschen" werden. Sein Tod war das "geeignete Mittel", die Menschen auf diesen Weg zu leiten. Mit seinem Tod lehrte er die Menschen des Späten Tages die Wahrheit, daß "es schwierig ist, den Buddha zu sehen".
Für alle, die ihn nicht als Person treffen konnten, hat der Daishonin seine wahre Identität, das große Leben von Nam-Myoho-Renge-Kyo, in Form des Gohonzon manifestiert. Das ist sein Erbe für alle Menschen des Späten Tages. Das ist das große Mitgefühl des ursprünglichen Buddhas!
Wir sollten den Satz: "Sie werden in sich das Verlangen tragen und danach dürsten, einen Blick auf den Buddha zu werfen", und "erst dann beginnen sie, gute Ursachen zu setzen" in dem Bewußtsein lesen, daß damit die Menschen des Späten Tages gemeint sind. Wer sich nach dem Buddha sehnt und danach dürstet, einen Blick auf den Buddha zu werfen, glaubt an den Gohonzon. In den "Ongi Kuden" steht: "Gute Ursachen" bezieht sich auf (das Rezitieren von) Daimoku."[^214]
Dem Gohonzon zu begegnen entspricht der Begegnung mit dem ursprünglichen Buddha. Die Tatsache, daß wir den Gohonzon getroffen haben, ist auf eine tiefe und mystische Beziehung zurückzuführen.
Nichiren sagt:"Es ist außerordentlich selten, als Mensch geboren zu werden."[^215]
Wer den Gohonzon gefunden hat, ist nicht mehr ein Mensch mit geringen Tugenden. Der ursprüngliche Buddha sagt, daß wir Menschen von großem Verdienst und großer Tugend sind, die in der Vergangenheit zu unzähligen Buddhas eine Beziehung hatten.
Wie mystisch ist unser Leben; wie bedeutend unsere Aufgabe! Nichiren führte ein Leben großer Kämpfe und starb als ein wirklich vorbildlicher Mensch, um uns das zu lehren. Das bestätigen die Worte des Sutras: "wahr und nicht falsch". Mitglieder der SGI beweisen das mit ihrem Glauben.
Josei Toda bemerkte dazu: "Wir sollten sehr dankbar und stolz sein, daß wir die restlichen 20, 30, 40 oder gar 50 Jahre unseres Leben voller Freude verbringen können, in dem Bewußtsein, daß wir dem Dai-Gohonzon begegnet sind, den man selbst in Millionen oder Zehnmillionen von Jahren kaum einmal trifft."
Lassen Sie uns lebenslang mit Würde den Weg der Bodhisattwas aus der Erde gehen, unsere seltene Beziehung mit dem Buddha vertiefen und sein Vermächtnis erfüllen.
Der Buddha ist der "König der Ärzte", der das grundlegende Leiden des Lebens heilt
Hi nyo ro-i. Chi-e so-datsu. Myo ren ho-yaku. Zen ji shubyo. Go nin ta sho shi-soku. Nyaku ju niju. Nai-shi hyaku-shu. I u ji-en. On shi yo-koku.
"Angenommen, es gäbe einen hervorragenden Arzt, der weise und verständnisvoll ist, und weiß, wie man Medikamente zur Heilung der verschiedenen Krankheiten zusammenstellt. Er hat viele Söhne, vielleicht zehn, zwanzig oder sogar Hunderte. Wegen einer bestimmten Sache geht er fort in ein anderes fernes Land."[^216]
Parabeln sind Ausdruck des Mitgefühls des Buddhas
Hier beginnt die berühmte Parabel über den guten Arzt und seine kranken Kinder.
Im Hoben-Kapitel sagt Shakyamuni: "Durch unterschiedliche Ursachen und verschiedene Gleichnisse habe ich meine Lehre weit verkündet."[^217] Die buddhistischen Schriften sind in der Tat voller Parabeln, Beispiele und Metaphern. Um den Menschen seine tiefe Lehre zugänglich zu machen, erklärte der Buddha sie anhand einer Vielzahl brillanter Bilder und Vergleiche.
Der griechische Philosoph Aristoteles sagte einmal, es sei bei weitem das Größte, Meister der Metapher zu sein. Das könne man nicht von anderen lernen, sondern das sei ein Ausdruck von Genius, denn eine gute Metapher, so Aristoteles, setze die intuitive Wahrnehmung der Ähnlichkeiten in den Unterschieden voraus.[^218] Der Buddha war ein Meister des Gesprächs.
Wenn man Bilder und Metaphern mit gesundem Menschenverstand benutzt, um Dinge zu erklären, kann man das Herz der Menschen erreichen. Wenn die Menschen etwas anrührt, kann sich ihr Zustand ändern. Die Parabeln des Buddhas sind Ausdruck seines leidenschaftlichen Wunsches, den Menschen auf jede nur erdenkliche Weise zu helfen, sich zu ändern und glücklich zu werden. Diese Parabeln sind Ausdruck seiner Weisheit.
Shakyamunis Fertigkeiten als Meister des Dialogs finden im Lotos-Sutra vollkommenen Ausdruck. Unter den vielen großen Parabeln des Lotos-Sutras sind sieben besonders wichtig. Sie sind als die “Sieben Parabeln und Gleichnisse” bekannt. Neben der Parabel über “Den hervorragenden Arzt und seine kranken Kinder”, die wir hier studieren, gibt es die Parabel über die “Drei Fahrzeuge und das brennende Haus” die Parabel “Über den reichen Mann und seinen armen Sohn”, die Parabel “Über die drei Arten Heilkräuter und zwei Arten Bäume”, die Parabel “Über die Geisterstadt und das Schatzland”, die Parabel vom “Edelstein im Gewand” und die Parabel des “Edelsteins von unschätzbarem Wert im Haarknoten”.
Nur eine dieser sieben Parabeln findet sich in der wesentlichen Lehre des Sutras, nämlich die von dem hervorragenden Arzt und seinen kranken Kindern. Alle anderen sind in der früheren, der theoretischen Lehre enthalten.
An dieser Stelle des Juryo-Kapitels (16.) ist die letztendliche Lehre über das ewige Leben des Buddhas bereits verkündet worden. Aber das reicht noch nicht aus. Ich habe in der letzten Vorlesung darauf hingewiesen, daß es das Ziel des Buddhas ist, daß die Menschen diese höchste Lehre selbst ausüben und ihre Wahrheit selbst verkörpern.
Der Buddha geht scheinbar ins Nirvana ein; das ist das am besten geeignete Mittel. Die Parabel von dem hervorragenden Arzt und seinen kranken Kindern erläutert den Gedanken "Wenn ich erscheine, um ins Nirvana einzugehen, ist das ein geeignetes Mittel."[^219]
Diese Parabel zeigt auch, wie der Buddha zum Zeitpunkt seines Todes das Mystische Gesetz für die Menschen späterer Zeiten lehrt. Die Absicht ist, daß die Menschen im Späten Tag nach dem Tode des Buddhas verstehen können, daß er ihretwegen das Mystische Gesetz gelehrt hat.
Zu Beginn der Parabel werden die Hauptfiguren vorgestellt: Der hervorragende Arzt von großer Weisheit, der besser als alle anderen Medikamente zusammenstellt und die Krankheiten der Menschheit heilt. Er hat viele Kinder, es heißt, "zehn, zwanzig oder sogar Hunderte". Die Parabel berichtet dann, daß der Arzt sich wegen einer bestimmten Angelegenheit an einen anderen Ort begibt.
Der hervorragende Arzt ist Shakyamuni, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit von gohyaku-jintengo erlangte. Er ist der mit unendlicher Weisheit ausgestattete Buddha. Das Zusammenstellen von Medizin symbolisiert das Verkünden von Lehren. Es klingt ungewöhnlich, daß ein Arzt Hunderte von Kindern haben soll, aber sie stellen in Wirklichkeit alle Menschen dar, die der Buddha als seine Kinder betrachtet. Die Reise des Arztes ist die metaphorische Beschreibung dessen, wie Shakyamuni in der Vergangenheit nach der Erlangung der Buddhaschaft in der Zeit von gohyaku-jintengo diese Welt für eine gewisse Zeit verließ, um in anderen Welten zu erscheinen.
Oft wird der Buddha als der König der Ärzte bezeichnet, ein Arzt von unvergleichlichen Fähigkeiten. So wie ein Arzt entsprechend dem Zustand des Patienten die richtige Heilmethode anwendet, weiß der Buddha, welches das geeignete Mittel ist, die Menschen von ihren Leiden zu heilen. Aus diesem Grunde wird der Buddha als Arzt beschrieben.
Es gibt verschiedene Krankheiten. Bei Zahnschmerzen ist eine Kältebehandlung wenig hilfreich, so wenig wie ein Medikament für die Augen bei Magenschmerzen hilft. Ein hervorragender Arzt versteht vollkommen die Beziehung zwischen Krankheit und Medikament. Beispielsweise wird in Japan im Zusammenhang mit Religionen oft die Meinung geäußert, in gewisser Weise seien alle Religionen gleich. Auf die Medizin übertragen, würde das bedeuten, daß man bei jeder Krankheit jedes beliebige Medikament einnehmen könne. Zeigt sich hier nicht in eklatanter Weise, wie wenig Verantwortung man damit für sein eigenes Leben übernehmen will? Ich bin der Meinung, daß die Menschen sich genau ansehen sollten, welchen Einfluß bestimmte Religonen auf ihr Leben haben.
Darüber hinaus ist der Buddha nicht nur ein hervorragender Arzt, sondern der "König der Ärzte". Er kennt das Medikament, mit dem man die grundlegende Dunkelheit, die Wurzel allen Übels, heilt.
Diese höchste Lehre, die der Buddha allen zukünftigen Generationen als Vermächtnis hinterließ, ist das im Juryo-Kapitel enthaltene Mystische Gesetz.
Teil 32
Der Buddha gibt den Menschen die Kraft zu leben
Sho shi o go On ta doku-yaku. Yaku hotsu monran. Enden u ji.
Zeji go bu. Gen rai ki ke. Sho shi on doku. Waku shitsu honshin. Waku fu shis sha. Yo ken go bu. Kai dai kangi. Haiki monjin. Zen nan non ki. Gato guchi. Go buku doku-yaku. Gan ken kuryo. Kyo shi jumyo.
"Nach seinem Fortgehen trinken die Kinder ein Gift, das sie rasend vor Schmerzen macht. Sie winden sich und fallen zu Boden.
"Zu der Zeit kehrt der Vater nach Hause zurück und sieht, daß seine Kinder Gift getrunken haben. Einige von ihnen sind vollständig verwirrt, andere nicht. Als sie sehen, daß ihr Vater aus der Ferne zurückgekehrt ist, freuen sie sich, knien vor ihm nieder und flehen ihn an:'Wie gut, daß du gesund zurückgekommen bist. Wir waren dumm und haben versehentlich Gift getrunken. Bitte, heile uns und schenke uns das Leben.'"[^220]
Mit diesem Abschnitt studieren wir die Parabel “Vom erfahrenen Arzt und seinen kranken Kindern”.
Nachdem der Vater, der erfahrene Arzt, fortgegangen ist, trinken die Kinder versehentlich nicht die vom Vater zubereitete Medizin, sondern Gift, das jemand anderes zubereitet hat. Das Gift dringt in ihren Körper ein, und sie fallend rasend und gekrümmt vor Schmerzen zu Boden. Der Vater kehrt nach Hause zurück. Diejenigen, die nur wenig von dem Gift getrunken haben, sind noch bei Verstand. Aber andere haben so viel getrunken, daß sie vollständig verwirrt sind. Trotz aller Schmerzen freuen sich die Kinder, als sie sehen, daß der Vater zurückgekehrt ist. Seine Rückkehr muß sie beruhigt und ihnen ein Gefühl großer Sicherheit gegeben haben.
Wie erwähnt ist der Arzt der Buddha, und seine Kinder sind die Menschen. Das Gift, das die Kinder trinken, sind irreführende, nicht vom Buddha verkündete Lehren.
Der große Lehrer T'ien-t'ai aus China sagt dazu: "Das Trinken von Gift ist der Glaube an irreführende Lehren ", und er fährt fort, daß ein solcher Lehrer "wie ein Arzt sei, der sagt, er wolle eine Krankheit heilen, und sie dabei in Wirklichkeit nur verschlimmert". So nimmt er den Menschen die Kraft, etwas Gutes zu tun.
"Rasend vor Schmerzen" und "sich vor Schmerzen winden und zu Boden fallen" beschreibt Menschen, die sich wegen solchen Irrglaubens mit ihren Leiden abmühen und verzweifelt sind.
Das Leben des Juryo-Kapitels
Nichiren sagt dazu: "'Rasend' bedeutet, keine Luft zu kriegen. Sie (die Kinder) kriegen keine Luft, weil ihnen das Leben des Juryo-Kapitels fehlt."[^221]
Das Leben des Juryo-Kapitels ist einerseits die Weisheit des Buddhas, alle Leiden zu überwinden, da sie in ihrem Wesen erkannt werden, und andererseits die Lebenskraft, sich allen Schwierigkeiten zu stellen. "Rasend vor Schmerz" ist der Zustand derer, die durch falsche Lehren irregeführt, die Leben des Juryo-Kapitels nicht mehr sehen können und deshalb auch die Hoffnung zum Leben und den Mut zum Überleben verlieren.
Nichiren sagt auch, daß "sie gekrümmt vor Schmerzen zu Boden fallen" weist darauf hin, daß sie in die Avichi-Hölle fallen.[^222] "Boden" bedeutet in diesem Zusammenhang die Welt der Hölle bzw. in weiterem Sinne die Welt des Leidens der drei oder vier bösen Pfade. "Sie winden sich vor Schmerzen und fallen zu Boden" deutet darauf hin, daß man sozusagen den abschüssigen Weg der bösen Pfade hinabtaumelt.
Die Menschen können heutzutage nicht mehr auf die Kraft einer überzeugenden, vernünftigen Philosophie zurückgreifen, ihre Lebenskraft schwindet dahin, sie verarmen seelisch.
Die gesamte Menschheit ist in Gefahr, "sich vor Schmerzen zu winden und zu Boden zu fallen". Daher kommt es, daß die Menschen in ihrem Inneren eine Philosophie für den Menschen suchen, ein Gedankensystem, das grundlegend das Potential und die höchste Würde jedes Menschen darlegt.
Der Buddha gibt den Menschen die Kraft zu leben
Im Buddhismus wird der Buddha mit dem großen König der Ärzte verglichen. T'ien-t'ai schrieb, daß der Buddha wie ein Arzt von unübertroffenen Fähigkeiten ist, der nicht nur die Krankheiten der Menschheit heilt, sondern ihnen hilft, gesünder und lebendiger als je zuvor zu werden.
Um welche Krankheit es sich auch handeln mag, durch die gute Medizin des Mystischen Gesetzes können die Menschen die Dinge wenden und glücklicher als je zuvor werden, sie können ein Leben voller Lebendigkeit führen. Der Buddhismus lehrt, wie wir "Gift in Medizin verwandeln" und unser Schicksal zum Besseren ändern können.
Das Mystische Gesetz, der Kern des Buddhismus, verkörpert das Prinzip von "Öffnung , vollkommener Ausstattung und Wiederbelebung". Das Mystische Gesetz erhellt die Schatzkammer von Weisheit und Lebenskraft, die in unserem Leben von Anfang an vorhanden ist. Wir können unser Leben öffnen und seine Frische und Neubelebung erfahren. Die SGI hat immer diese höchste Lehre der Heiligkeit des Lebens beschützt und verbreitet.
“Einstellung” im obigen Teil des Sutras bedeutet den Glauben an das Mystische Gesetz. Nichiren sagt:"'Einstellung' bezieht sich auf den Samen der Erleuchtung, den der Buddha gesät hat."[^223] Alle Menschen sind im Augenblick von kuon ganjo mit dem Mystischen Gesetz verbunden. Alle Menschen sind von Anfang an Wesen des Mystischen Gesetzes. Wer zu dieser Wirklichkeit erwacht, manifestiert sein ursprüngliches Wesen oder seinen Glauben."
Der Gohonzon von Nam-Myoho-Renge-Kyo ist direkter Ausdruck des Lebens des Buddhas, der von Weisheit durchdrungen ist. An diesen Gohonzon zu glauben und ihn zu verehren, heißt, das Glück in seinem Leben zu säen. Das bedeutet, das Mystische Gesetz im eigenen Leben zu erkennen.
Nichiren sagt: "Die Tatsache, daß Nichiren und seine Anhänger jetzt Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, ist ein Zeichen dafür, daß sie nicht von ihrem ursprünglichen Wesen getrennt wurden."[^224] Nichiren bestätigt ausdrücklich, daß keiner von denen, die an den Gohonzon glauben und Ausübung für sich und für andere machen, "von Sinnen ist."[^225]
Unser usprüngliches Wesen nicht zu verlieren oder nicht von Sinnen zu sein, ist die Überzeugung, daß die Dinge sich zum Besten wenden, was auch geschehen mag, solange wir an unserem Glauben an den Gohonzon festhalten. Wer in dieser Überzeugung handelt, wird Wohltaten erfahren, die mit einer vollen Blüte vergleichbar sind.
Wir können unser Leben durch den Glauben verlängern
Die Kinder, die das Gift getrunken haben, bitten den Vater: "Laß uns unser Leben zu Ende leben". Josei Toda sagte, diese Worte bedeuteten soviel wie: "Bitte gib uns die Vitalität, auf allen Ebenen unseres Lebens zu bestehen und die Wohltaten, alle Leiden zu überwinden". Er nannte es den dokumentarischen Beweis des Grundsatzes, daß sich die Dinge durch unsere Praxis bessern.
Je nach dem Aufgabenbewußtsein kann der Glaube an das Mystische Gesetz auch zur Verlängerung des Lebens führen. Man sagt, daß Shakyamuni bereits auf der Schwelle zum Tode sein Leben um drei Monate verlängerte, um Subhadra und andere umherreisende Anhänger zur Erleuchtung zu führen.
Der Buddhismus lehrt, daß die Lebensdauer vorherbestimmt ist. Es heißt, sie sei unveränderliches Karma, das abhängig ist von den Wohltaten und Tugenden, die ein Mensch angehäuft hat. Nichiren sagt jedoch, daß das Mystische Gesetz die Kraft hat, auch das unveränderliche Karma eines Menschen zu ändern.
Nichiren erzählt zur Ermutigung eines Kranken davon, wie er das Leben seiner Mutter durch das Gebet verlängert hat: "Als ich, Nichiren, für meine Mutter betete, wurde nicht nur ihre Krankheit geheilt, sondern auch ihr Leben um vier Jahre verlängert."[^226]. Die Empfängerin dieses Briefes berührte diese mitfühlende Ermutigung Nichirens so sehr, daß ihr Glaube stark wurde und sie danach noch über 20 Jahre lebte.
Ende 1957 war der Gesundheitszustand Josei Todas wegen der Jahre, die er im Gefängnis hatte zubringen müssen, und der Schwierigkeiten in den Nachkriegsjahren sehr schwach. Trotzdem sagte er dem Arzt bei einer Untersuchung fröhlich: "Wenn es eine Frage von Lebenskraft ist, so bin ich absolut sicher, daß ich wieder gesund werde. Die Kraft des Buddhismus in den Worten 'Schenke uns das Leben' ermöglicht es, selbst eine vorbestimmte Lebensdauer zu verändern". Wie er es angekündigt hatte, erholte er sich auf erstaunliche Weise. Erst nachdem er die Zeremonie am 16. März 1958 durchgeführt hatte, starb er, als alle Kirschbäume in voller Blüte standen.
Ich selbst war als junger Mensch so schwach und kränklich, daß man mir einmal vorausgesagt hatte, ich würde bestimmt nicht älter als dreißig. Ich bin Josei Toda begegnet und habe mein ganzes Leben unermüdlich der Aufgabe von kosen-rufu gewidmet. Ich lebe bereits viel länger als mein Mentor. Ich habe das Gefühl, er hat sein eigenes Leben unermüdlich eingesetzt, um es mit mir zu teilen. Welch ein Glück, solch einem Mentor zu begegnen!
Im nächsten, dem 17. Kapitel des Lotos-Sutras heißt es, daß diejenigen, die den Buddha das Juryo-Kapitels lehren hören, daran glauben und es annehmen, in Zukunft ein langes Leben führen werden, um andere zu retten.[^227] Nichiren sagt auch: "Der Ausübende des Lotos-Sutras ist der Buddha des ewigen Lebens"[^228]. Wer sich also entschließt, die korrekte Lehre zu verbreiten und seine Aufgabe für kosen-rufu erkennt und durchführt, ist “Buddha des ewigen Lebens”.
Da wir alle viele Menschen kennen, ist es möglich, viele Menschen zum Mystischen Gesetz führen. So hat jeder eine Aufgabe, die niemand anders für ihn erfüllen kann. Entschließen Sie sich, so lange zu leben, bis Sie Ihre einzigartige Aufgabe erfüllt haben.
Wir sollten von dem Wunsch beseelt sein, noch einen Menschen mehr mit dem Mystischen Gesetz in Verbindung zu bringen, damit dieser eine Mensch glücklich wird. Mit der ernsthaften Einstellung, daß wir aus diesem Grunde noch einen Tag länger leben müssen, verlängern wir unser Leben und steigern unsere Lebenskraft.
Wer sich mit ganzem Herzen kosen-rufu widmet, strahlt von innen. Solche Menschen sind kraftvoll und guten Mutes. Im Vergleich zu einer normalen Lebensdauer kann ein Leben der Widmung für kosen-rufu ein Vielfaches an Werten schaffen. Die Länge unseres Lebens wird letztendlich durch die Werte bestimmt, die wir schaffen.
Wenn wir an die Verstorbenen denken, können wir davon ausgehen, daß diejenigen, die sich zu ihren Lebzeiten kosen-rufu gewidmet haben, schon ein neues Leben mit neuen Aufgaben begonnen haben.
Sie alle haben eine große Aufgabe. Ich bete jeden Morgen und Abend dafür, daß Sie ein Leben in dem Geist von "Schenke uns das Leben", mit Mut, Vitalität und Hoffnung führen.
Teil 33
Die Menschheit dürstet nach der wirksamen Medizin des Mystischen Gesetzes
Bu ken shi to. Kuno nyo ze. E sho kyobo. Gu ko yaku-so. Shiki ko mimi. Kai shitsu gu-soku. Toshi wago. Yo shi ryo buku. Ni sa ze gon. Shi dai ro-yaku. Shiki ko mimi. Kai shitsu gu-soku. Nyoto ka buku. Soku jo kuno. Mu bu shu gen.
"Als der Vater seine Kinder so leiden sieht, verwendet er verschiedene Rezepte. Er sammelt feine Heilkräuter, die alle Anforderungen an Farbe, Duft und Geschmack erfüllen, er mahlt, siebt und mischt sie. Er gibt davon seinen Kindern und sagt: "Dies ist eine hochwirksame Medizin, die alle Ansprüche bezüglich Farbe, Duft und Geschmack erfüllt. Wenn ihr diese Medizin nehmt, werden eure Leiden schnell aufhören, und ihr werdet von eurer Krankheit befreit sein."[^229]
Nichiren hat die strenge Liebe eines Vaters
Hier wird beschrieben, wie der hervorragende Arzt, der Vater der Kinder, erkennt, daß seine Kinder Gift getrunken haben und leiden. Er bereitet eine Medizin zu und gibt sie ihnen.
Kann man sich überhaupt Eltern vorstellen, die nicht versuchen, den Schmerz ihrer Kinder zu lindern, wenn sie sehen, daß sie leiden. Es ist, als sähen wir den Vater vor uns, wie er verzweifelt und eilig die Kräuter in einem Mörser zerkleinert und schnell die Medizin zubereitet und sagt: "Bestimmt fühlt ihr euch schlecht, haltet noch ein bißchen aus, gleich könnt ihr die Medizin trinken."
So teilt der Buddha die Leiden aller Menschen.
Wahre Zuwendung zeigt sich darin, den Menschen ihre Leiden zu nehmen und ihnen Freude zu geben. Dabei geht es nicht darum, nur Mitleid zu empfinden. Der Buddha schließt sich mit den Menschen in ihren Sorgen und Kämpfen zusammen, bis er ihnen tatsächlich ihr Leid genommen hat und mit ihnen Glück und Gelassenheit teilt.
Shakyamuni sagt im Lotos-Sutra: "Ich bin der Vater aller Lebewesen und muß sie von ihrem Leid erretten und ihnen die Freude der unermeßlichen und grenzenlosen Weisheit eines Buddhas geben."[^230]
Sein Mitgefühl ist wie die Liebe einer gütigen Mutter, die bedingungslos den Kummer mit den Menschen teilt, ohne einen Unterschied zu machen. Gleichzeitig ist sein Mitgefühl die strenge Liebe eines mitfühlenden Vaters, der alle Mühen auf sich nimmt, um dieses Leid zu vertreiben und wahren Frieden und Trost zu geben.
Das Lotos-Sutra offenbart die "strenge väterliche Liebe" des Buddhas.
Die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren zeigen uns ausschließlich Aspekte der "mütterliche Liebe" des Mitgefühls des Buddhas. Der große Lehrer Dengyo sagt: "Die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren beinhalten nur die Liebe. Sie enthalten zwar einen Teil des mütterlichen Aspekts der Lehre des Buddhas, nicht aber die Lehre der Strenge." Wichtig ist, daß die grundlegenden Ursachen der Leiden mit der "gütigen Liebe der Mutter" allein nicht beseitigt werden können.
Der Buddha kann alle Menschen deshalb retten, weil er die tugendhaften Eigenschaften sowohl des strengen Vaters als auch der gütigen Mutter hat.
Das gilt besonders für unsere Zeit, den Späten Tag des Gesetzes, die wesentlich unreiner ist als die Shakyamunis. Heute sind die Drei Gifte von Habgier, Dummheit und Ärger viel tiefer im Leben der Menschen verwurzelt. Es ist keinesfalls eine leichte Sache, diese Leiden zu beseitigen. Aus diesem Grunde führte Nichiren, der "strenge Vater des Späten Tages" den entschlossenen Dialog, um die Menschen zur Tiefe ihres Lebens zu führen.
Josei Toda sagt dazu: "Diese Lehre von Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die Liebe des strengen Vaters. Belohnung und Strafe sind im Buddhismus sehr strikt. Da wir es hier nicht mit der mütterlichen Liebe zu tun haben, finden wir beides, Kritik und Liebe, jeweils da, wo es erforderlich ist. Immer aber ist das Ziel, die Menschen zum Glück zu führen. Das ist die väterliche Liebe."
"Der strenge Vater und die gütige Mutter" sind natürlich nur Metaphern für die Tugenden des Buddhas. Auf keinen Fall soll dies ein Versuch sein, voreilige und überzogene Forderungen bezüglich der Rolle von Vater und Mutter in der Familie zu rechtfertigen. Bei uns zu Hause war die Mutter viel strenger als der Vater.
Wir besitzen die wirksamste Medizin
In der Parabel wählt der Vater Heilkräuter aus, mischt sie und macht daraus eine hochwirksame Medizin von außergewöhnlich guter Farbe, gutem Duft und Geschmack. Er gibt sie seinen Kindern. Das weist auf das Prinzip des Mitgefühls von "Leiden nehmen und Freude geben" hin.
Die Lehre, die allen Anforderungen bezüglich "Farbe, Duft und Geschmack" gerecht wird und die der Buddha den Menschen gibt, ist die Weisheit des Lotos-Sutras. Die Lehre des Buddhas beseitigt nicht einfach nur das Leiden. So wie ein Vater sein gesamtes Vermögen seinen Kindern vermacht, so gibt der Buddha allen Menschen den Samen des Glücks.
Der entscheidende Ausdruck seiner Lehre ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Das Vermächtnis Nichirens ist Nam-Myoho-Renge-Kyo der Drei Großen Esoterischen Gesetze. Das ist die wirksame Lehre, die alle Ansprüche an Farbe, Duft und Geschmack erfüllt.
Die Menschen können diese Medizin beruhigt nehmen, weil sie hervorragend ist in Farbe, Duft und Geschmack. Der große Lehrer T'ien-t'ai aus China sagt, daß in diesem Zusammenhang Farbe, Duft und Geschmack den drei Arten des Lernens oder der Disziplinen von Vorschriften, Meditation und Weisheit entsprechen. Das sind die grundlegenden Elemente, die man beherrschen muß, wenn man den Buddhismus ausübt. Nach seiner Auffassung bezieht sich die Farbe auf die Vorschriften, der Duft auf die Meditation und der Geschmack auf Weisheit.
Im Buddhismus Nichirens entspricht die Farbe dem Hochheiligtum des Buddhismus Nichirens, Duft dem Objekt der Verehrung und der Geschmack der Anrufung, d.h. dem Daimoku. Bei "Er mahlt, siebt und mischt sie" bezieht sich auf das Mahlen der Heilkräuter und auf die Zusammenstellung der richtigen Zutaten. Man kann das mit der Herstellung eines reinen Extrakts vergleichen. Das Wesen aller Lehren Shakyamunis ist im Lotos-Sutra enthalten. Das Wesen der Lehren Nichirens sind die Ursachen (Ausübungen) und Tugenden (Wirkungen aller Buddhas), die er "mahlte, siebte und mischte" und die ihren Ausdruck in den Drei großen esoterischen Gesetzen fanden.
Zu "alle Ansprüche (...) erfüllt" sagt Nichiren: "'Alle' bezieht sich hier auf die hochwirksame Medizin Nam-Myoho-Renge-Kyo, das alle zehntausend Ausübungen, zehntausend gute Taten und die Paramitas enthält."[^231] und "Der Buddha zeigte tiefes Mitgefühl für alle, die den Edelstein von ichinen sanzen nicht kannten".[^232]
Eine Medizin kann nur wirken, wenn man sie nimmt. Im übertragenen Sinne heißt das, die Doktrin von ichinen sanzen oder die von T'ien t'ai erläuterten "dreitausend Welten, die in einem einzigen Augenblick enthalten sind", ist nicht die Medizin für die Menschen des Späten Tages. Sie können sie so nicht nehmen. Wie aber kann man diese Lehre einfacher und klarer machen, daß jeder sie nehmen, d.h. praktizieren kann? Dieses Problem muß der Buddha in seiner Eigenschaft als hervorragender Arzt lösen.
Er ermutigt die Kinder, die Medizin einzunehmen und sagt ihnen: "Dies ist eine hochwirksame Medizin, die alle Ansprüche bezüglich Farbr, Duft und Geschmack erfüllt. Wenn ihr diese Medizin nehmt, werden eure Leiden schnell aufhören, und ihr werdet von eurer Krankheit befreit sein."
Aus der Sicht Nichiren Daishonins weist das auf die Wohltaten des Gohonzons hin. Der Gohonzon ist die absolut wirksame Medizin für die Leidenden. Seine großen Wohltaten sind (nach Nichikan) derart, daß kein Gebet unbeantwortet bleibt, kein Vergehen ohne Vergebung bleibt, beständiges Glück gegeben und alle Aufrichtigkeit bewiesen wird. "Alle Ansprüche (...) werden erfüllt". Wer den Gohonzon annimmt, wird sehen, daß nicht nur seine Leiden schnell verschwinden, sondern er auch glücklich und gesund wird.
Josei Toda bezeichnete diese Worte des Vaters als "das Versprechen des Buddhas". Von der Bedeutung her ist dieser Abschnitt die Erklärung Nichirens, daß alle Menschen des Späten Tages wirklich glücklich werden können.
Nichiren sagt: "Alles ist in den fünf Schriftzeichen des Daimoku enthalten. Wenn wir das also einnehmen, werden wir 'schnell von unseren Leiden befreit sein'."[^233]
Jeder hat das Recht, glücklich zu sein. Wer am meisten leidet, wird am glücklichsten. Wer am härtesten arbeitet, kann sein Leben weit mehr entwickeln als andere. Das ist das mystische Wesen der Ausübung. Wer an der Seite derer steht, die am meisten leiden, übt diesen Buddhismus wirklich aus.
Leiden ist die Voraussetzung dafür, daß man die Freude ganz genießen kann
Die einfachen Menschen haben zu allen Zeiten am meisten unter den Lasten und Ungerechtigkeiten der Gesellschaft gelitten. Es gibt nichts Schlimmeres als von ignoranten Menschen abhängig zu sein.
Menschen von wahrer Größe vergessen niemals, daß die einfachen Menschen der echte Schatz der Gesellschaft sind. Als Victor Hugo sein Werk "Les Misérables" vollendet hatte, schrieb er ein kurzes Vorwort mit der Bemerkung, daß Bücher wie dieses immer von Wert seien, solange sich in dieser Welt Ignoranz und Armut hielten.[^234]
Josei Toda erklärte voll Überzeugung: "Ich will die Welt von ihrem Elend befreien." Er war ein unvergleichlicher Lehrer, der immer auf der Seite der einfachen Menschen stand.
Einmal sagte er bei einer Vorlesung über diesen Abschnitt des Juryo-Kapitels mit dem ihm eigenen Humor:"Wir sind in diese saha-Welt gekommen, weil wir Freude erleben wollten. Aber ohne Leiden könnten wir die Freude nicht wirklich genießen. Tatsächlich ist es so, daß die Welt keineswegs ein Ort des Vergnügens sondern voller Leid ist."
Seine Zuhörer erfuhren dann, daß man mit der wirksamen Medizin des mystischen Gesetzes alle Schwierigkeiten des Lebens überwinden und einen Zustand tiefer Ruhe und Gelassenheit erreichen könne. Wie sehr müssen die gütigen Worte einer wirklichen Leitfigur die Wolken der Unruhe vertrieben und Licht ins Herz von Menschen gebracht haben, die unter den Wirren der Nachkriegszeit litten.
In diesem Verhalten erkennt man einen wahren Verantwortlichen. Wenn Josei Toda Mitglieder traf, die litten oder erschöpft waren, ermutigte er sie von ganzem Herzen, ungeachtet dessen, wie erschöpft er selber war. Auch die Mitglieder der SGI sollten mit dieser Einstellung und mit der gleichen Stärke diejenigen unterstützen, die Kämpfe durchstehen oder krank sind.
Sie alle haben bereits in diesem Sinne große Anstrengungen unternommen. Auch wenn sie selbst unter großen Schwierigkeiten litten, haben sie Menschen in sorgenvollen Zeiten unterstützt. Alle Müdigkeit vergeht, wenn man schließlich die gute Nachricht erhält, daß jemand glücklich geworden ist oder Wohltaten durch seinen Glauben erfahren hat. In der SGI gibt es ein Netz der Hilfe für einander, ein Schloß des Glücks, das durch die Herzlichkeit einfacher Menschen entstanden ist. Die Solidarität der Bodhisattwas aus der Erde kann niemand zerstören.
Nichiren sagt dazu, selbst wenn die Mächtigen Abbildungen des Buddhas oder Tempel zerstören, den Buddhismus selbst können sie nicht zerstören[^235] den Geist kann keine äußere Macht vernichten. Die Welt des Mystischen Gesetzes ist unzerstörbar, solange Einigkeit besteht.
In unserer Zeit sind die Drei Gifte besonders stark, und wir leiden unter ihnen wie die Kinder in der Parabel, die Gift getrunken hatten. Die Sackgasse unserer Zeit ist entstanden, weil Menschen ihre eigene innere Revolution vergessen haben. So ist das 20. Jahrhundert. Überall sind die Menschen auf der Suche nach einer Philosophie, die das "Gift" aus ihren Herzen nimmt.
Nichiren schrieb, daß seine Anhänger, die das Mystische Gesetz ausüben, "diese wirksame Medizin von Anfang an besitzen"[^236] Unsere leidenschaftliche Ausübung, andere von ihrem Leiden zu befreien und ihnen Freude zu geben, wird ohne Zweifel zur Wiederbelebung der Menschlichkeit und des Humanismus im 21. Jahrhundert beitragen.
Teil 34
Mit der Weisheit des Buddhas den Ungerechtigkeiten der Gesellschaft entgegentreten
Go sho shi chu Fu shis shin ja. Ken shi ro-raku. Shiki ko gu ko. Soku-ben buku shi. Byo jin jo yu. Yo shis-shin ja. Ken go bu rai. Sui yak-kangi monjin gu-shaku ji byo. Nen yo go yaku. Ni fu ko buku. Sho-i sha ga. Dokke jinnyu. Ship-ponshin ko. O shi ko shiki ko yaku. Ni i fu mi.
"Die Kinder, deren Wahrnehmung noch nicht getrübt ist, erkennen, daß dies die gute Medizin von hervorragender Farbe und Duft ist. Sie nehmen sie sofort und werden vollkommen von ihrer Krankheit befreit. Auch diejenigen, deren Wahrnehmung schon getrübt ist, freuen sich über die Rückkehr des Vaters und bitten ihn, sie zu heilen. Als sie aber die Medizin bekommen, weigern sie sich, sie zu nehmen. Wieso? Weil das Gift so tief in sie eingedrungen ist, daß sie nicht mehr bei Verstand sind. Obwohl die Medizin exzellent in Farbe und Duft ist, erkennen sie dies nicht."[^237]
Jeder will glücklich werden und mit anderen gut auskommen. Niemand will, daß es ihm schlecht geht oder er mit anderen in Haß und Feindschaft lebt.
Die Wirklichkeit aber ist die, daß die Menschen gerade unter solchen Bedingungen leben. Oft stolpern die Menschen ins Unglück, weil sie die Dinge falsch beurteilen. Hinzu kommt, daß sie sich auf Unwesentliches konzentrieren. In vielen Fällen kann man beobachten, daß Ursachen für Konflikte oder sogar Kriege, von einem höheren Standpunkt aus betrachtet, zumeist unbedeutend sind.
Nichiren sagt: "Fische wollen überleben, deshalb bedauern sie es, daß ihr Teich so flach ist, und graben Löcher, um sich zu verstecken. Doch auch sie werden von Ködern überlistet und gehen an die Angel. Vögel auf einem Baum fürchten, zu tief zu sitzen, und setzen sich auf die höheren Zweige, aber auch sie werden vom Köder angelockt und gehen ins Netz"[^238].
Obwohl die Menschen sich verzweifelt nach Glück sehnen, schlagen sie an entscheidenden Punkten doch den falschen Weg ein. Die kranken Kinder, von denen hier das Lotos-Sutra spricht, stehen für die Menschen, die verwirrt sind und deren Leben in Unordnung geraten ist, weshalb sie die Dinge nicht richtig beurteilen können.
Der Buddha korrigiert die Richtung des in Unordnung geratenen Lebens dieser Menschen mit seiner Weisheit und führt sie zum Glück. Das lernen wir von der Parabel des erfahrenen Arztes und seiner kranken Kinder.
Die richtige Einstellung bedeutet Glauben an das Mystische Gesetz
Unter den Kindern, die das Gift getrunken haben, sind einige, “deren Wahrnehmung noch nicht getrübt ist”. Beim Anblick der Medizin, die ihr Vater für sie zubereitet hat, stellen sie fest, daß sie “exzellent in Farbe und Duft ist”, und trinken sie ohne Zögern. Sie sind sofort von ihrer Krankheit geheilt.
Nichiren sagt: "Seele bedeutet das Herz, das an das Lotos-Sutra glaubt..."[^239]. An anderer Stelle sagt er: "...die Buddhanatur...die der Menschen wahres Wesen ist."[^240] Das aufrichtige Herz ist nichts anderes als das Wesen des Buddhas. Die Menschen, die sich mit den verschiedensten Illusionen herumschlagen, können an das Lotos-Sutra glauben, weil sie in der Tiefe die Buddhaschaft besitzen.
In der Parabel wird auch über die Lage der Kinder berichtet, “deren Wahrnehmung schon getrübt ist”. Auch diese Kinder freuen sich sehr, als sie den Vater wiedersehen, und bitten ihn, sie zu heilen. Als sie aber die wirksame Medizin erhalten, können sie sich nicht überwinden, sie zu trinken, “weil das Gift so tief in sie eingedrungen ist, daß sie nicht mehr bei Verstand sind”.
Die Kraft der Buddhaschaft kann sich also wegen der tief verankerten Illusionen nicht manifestieren. Sie können sie nicht wahrnehmen, obwohl sie das Glück suchen und - schlimmer noch - obwohl sie die tiefe Ursache für ihr Glück direkt vor Augen haben.
In ihrer Unfähigkeit, die "Medizin von excellenter Farbe und Duft" zu erkennen, fürchten sie, daß sie schlecht ist. Nicht nur, daß sie nicht an das Mystische Gesetz glauben, sie weisen es aktiv zurück. Sie sind verwirrte Menschen, die gut und böse sowie richtig und falsch verwechseln.
Nichiren sagt in den Ongi Kuden: "'Das Gift ist tief eingedrungen' beschreibt den Zustand derer, die eine starke emotionale Bindung an die verleumderische Doktrin der vorläufigen Lehren haben. Deshalb können sie nicht an die große wirksame Medizin des Lotos-Sutras glauben."[^241]
"Starke emotionale Bindung an die verleumderische Doktrin der vorläufigen Lehren" bezieht sich auf die verdrehte Beurteilung und das Verhalten derer, die wegen ihrer Bindung an vorläufige Lehren die wesentliche Lehre kritisieren. Im weitesten Sinne gilt das für alle, denen die eigene Entwicklung nichts bedeutet und die ein oberflächliches Leben führen. Hinzu kommt, daß sie die ernsthaften Menschen mit hohen Zielen kritisieren.
Josei Toda sagte zu der Parabel des guten Arztes: "Auf den ersten Blick scheint dies eine Beschreibung der Zeit Shakyamunis zu sein. Wenn wir aber diese Zeilen genauer betrachten, erkennen wir, daß es sich um Worte für unsere Zeit, den Späten Tag, handelt."
Zweifellos beleuchtet dieser Teil des Sutras auch die absurden Bedingungen der heutigen japanischen Gesellschaft.
Obwohl die Menschen geheilt werden möchten, “weigern sie sich” letzten Endes doch, “die Medizin zu nehmen”. Im Grunde ihres Herzens wünschen sie sich, ein ernsthaftes, aufrichtiges Leben zu führen, aber die Kraft des Guten wie Aufrichtigkeit, Mut, Wohlwollen und Weisheit ist schwach geworden. Das kommt daher, daß die Gesellschaft nicht auf eine Philosophie oder ein Gedankensystem, also auf Werte zurückgreifen kann. Die Menschen verwechseln Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Selbstlosigkeit und Egoismus, Erhabenes und Niedriges.
Der Buddhismus bezeichnet die illusorische Annahme, daß angenehme Umstände ewig dauern, als die "Vier falschen Ansichten". Das ist die Auffassung von Ewigkeit, Glück, Wahrem Selbst und Reinheit eines Menschen, der nur in seinem Vergnügen lebt. Das ist die oberflächliche Perspektive derer, die glauben, daß vergängliche Dinge, wie Vergnügen, Geld und weltlicher Ruhm immer andauern, daß sie Spaß machen und ein Leben der Selbstverwirklichung genau so aussehen muß und einfach wunderbar sei.
Für Menschen, die in dieser Überzeugung leben, lehrte Shakyamuni zunächst die Lehre von "Vergänglichkeit, Leiden, Selbstlosigkeit und Nicht-Substantialität" und griff sehr stark die Abhängigkeit vom Vergnügen an. Erst nachdem er diese Menschen durch geeignete Lehren stabilisiert hatte, lehrte er das Lotos-Sutra, in dem er schließlich den wahren Aspekt der unzerstörbaren Tugenden von Ewigkeit, Glück, Wahrem Selbst und Reinheit offenbarte.
Betrachten wir zunächst einmal das Glück. Was mit den "Vier falschen Ansichten" von Glück gemeint ist und sich in einem Gefühl wie "Hauptsache ich bin jetzt glücklich, alles andere ist mir egal" ausdrückt, kann natürlich nicht zu Spannkraft und Brillanz im Leben führen. Die Taten für Kosen-rufu schaffen echtes Wohlbefinden und Freude, die aus der Tiefe unseres Lebens kommen. Das ist eine vollständig andere Art Glück.
Wer die Menschen immer ermutigt und sich beständig fragt, "Wie geht es ihm (oder ihr)?" oder "Geht es diesem Menschen wirklich gut?", hat zweifellos keine leichte Aufgabe.
Wenn wir aber den Dialog fortsetzen, sehen wir schließlich wieder ein Lächeln auf den vorher so traurigen Gesichtern unserer Freunde oder wir bemerken, wie Menschen im Meistern von Schicksalsstürmen wieder stark werden. Was wir dabei an Freude und Glück empfinden, ist größer als das Vergnügen eines Menschen, der nur Zuschauer im Leben ist. So verläuft ein Leben auf der Basis von Ewigkeit, Glück, Wahrem Selbst und Reinheit.
Lassen Sie uns voll Stolz ein Leben führen, das durchdrungen ist von den Tugenden von Ewigkeit, Glück, Wahrem Selbst und Reinheit. Lassen Sie uns in unserer Umgebung mit den Taten von Bodhisattwas dazu beitragen, daß das Leben und wahre Werte wieder dadurch blühen, daß wir die Philosophie der Würde des Lebens verbreiten. Das ist der Weg der Veränderung einer Gesellschaft mit verzerrten Werten.
Bu sa ze nen Shi shi ka min. I doku sho chu. Shin kai tendo. Sui ken ga ki. Gushak-kuryo. Nyo ze ko yaku. Ni fu ko buku. Ga kon to setsu hoben. Ryo buku shi yaku. Soku sa ze gon. Nyoto to chi. Ga kon sui ro. Shi ji i shi. Ze ko ro-yaku. Kon ru zai shi. Nyo ka shu buku. Mot-tsu fu sai.
"Der Vater denkt: 'Meine armen Kinder! Sie sind völlig verwirrt. Obwohl sie sich freuen, mich zu sehen, und mich bitten, sie zu heilen, weigern sie sich, diese gute Medizin zu nehmen. Ich muß ein geeignetes Mittel verwenden und sie dazu bringen, die Medizin zu nehmen.' Er sagt also zu ihnen: 'Ihr solltet wissen, daß ich jetzt alt und gebrechlich bin und die Zeit meines Todes gekommen ist. Ihr solltet sie nehmen und euch darauf verlassen, daß sie Euch heilt.'"[^242]
Beim Anblick der Kinder, die sich hartnäckig weigern, die Medizin zu nehmen, denkt der Vater: "Meine armen Kinder!" Das sind bewegende Worte, die das unendliche Mitgefühl des Buddhas ausdrücken, der ausnahmslos alle zur Erleuchtung führen will. Trotzdem zwingt der Vater sie nicht, die Medizin zu trinken.
Die "Verwirrung" in den Herzen der Menschen kann nicht mit Gewalt verändert werden. Es ist wichtig, daß die Menschen aus freien Stücken die Medizin nehmen und sie trinken, denn in dieser Handlung liegt bereits die Fähigkeit, den eigenen Zustand unmittelbar und frei von Verzerrungen richtig zu sehen.
Der von dem Wunsch beseelte Vater, seine Kinder möchten dies aus eigenem Antrieb tun, will die Kinder mit seiner Weisheit dahin beeinflussen, daß sie die Medizin von sich aus nehmen, ohne sie zu bedrängen.
Er fragt sich: "Wie kann ich sie dazu bringen, die Medizin zu trinken? Ich muß ein geeignetes Mittel verwenden und sie dazu bringen, die Medizin zu nehmen.".
Das geeignete Mittel ist seine Ankündigung, daß er bald sterben werde. Der Vater sagt ihnen: "Ihr solltet wissen, daß ich jetzt alt und gebrechlich bin und die Zeit meines Todes gekommen ist. Ich lasse euch diese gute Medizin hier. Ihr solltet sie nehmen und euch darauf verlassen, daß sie Euch heilt.". Dann geht er fort und schickt jemanden, der sagt, er sei gestorben.
Tatsächlich aber ist der Vater nicht gestorben, seine Absicht ist lediglich, daß die Kinder annehmen, er sei gestorben. Er will sie so von ihrer Abhängigkeit vom Vater befreien, so daß sie sich von ihren falschen Ansichten lösen können.
Wie bereits vielfach erwähnt, ist solch ein geeignetes Mittel immer Ausdruck des Mitgefühls des Buddhas. Wenn der Buddha ständig in dieser Welt wäre, würden die Menschen von ihm abhängig werden, und es wäre für den Buddha unmöglich, sie zu einem Zustand zu führen, wie er ihn selbst hat. Der scheinbare Tod des Buddhas ist ein geeignetes Mittel. Auf einer Ebene bezieht sich "Ich lasse euch diese gute Medizin hier." auf Shakyamuni, der den Menschen das Lotos-Sutra hinterließ. Aber was bedeutet dieser Abschnitt aus der Sicht des Buddhismus Nichirens? In den Ongi Kuden sagt Nichiren: "Ich lasse euch diese gute Medizin hier" weist auf den Späten Tag des Gesetzes hin. 'Hier' bezieht sich auf Japan des Kontinents von Jabudvipa"[^243] Er beschreibt Japan als ein Land voller Menschen mit "unkorrigierbarem Unglauben".[^244] Nichiren erschien in einem Land, in dem die Menschen einen nicht korrigierbaren Unglauben haben. Er hinterließ das große Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo für die Menschen des Späten Tages.
Bei "Ihr solltet sie nehmen und Euch darauf verlassen, daß sie Euch heilt" sind laut Nichiren mit "Ihr" alle Menschen des Späten Tages gemeint, wobei "nehmen" sich darauf bezieht, daß die Menschen Nam-Myoho-Renge-Kyo annehmen und Daimoku rezitieren. Er sagt: "Sobald wir sie (die Medizin) nehmen, sind wir auf ewig mit den drei erleuchteten Körpern ausgestattet. Dadurch werden wir von der Krankheit der Abhängigkeit von dem Buddha befreit, der zum ersten Mal die Erleuchtung in diesem Leben erlangte."[^245]
"Die Krankheit der Abhängigkeit von dem Buddha, der zum ersten Mal die Erleuchtung in diesem Leben erlangte" bezieht sich auf die Tendenz von der Sichtweise abhängig zu sein, Shakyamuni als Buddha, der die Erleuchtung erstmalig in diesem Leben unter dem Bodhibaum in Indien erlangte, zu verstehen. Solange wir annehmen, es gäbe eine Trennung zwischen dem Buddha und den Menschen, können wir nicht verstehen, wie großartig unser Leben ist.
Das Mystische Gesetz ist die große Lehre, die jedem Menschen die Erkenntnis ermöglicht, daß er ursprünglich Buddha ist. Wenn sich das unendliche Leben des Buddhas in unserem Leben manifestiert, verschwinden unsere Leiden wie Tau bei den ersten Strahlen der Morgensonne.
Dann sind wir in dem Zustand, daß wir uns "darauf verlassen, daß die Medizin uns heilt". Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, wir werden glücklich. Das sagt der Buddha.
Teil 35
Die Bodhisattwas der Erde sind Boten des Buddhas, die die Menschen zum Glück führen
Sa ze kyo i .Bu shi ta-koku. Ken shi gen go. Nyo bu i shi. Zeji sho shi. Mon bu haiso. Shin dai uno. Ni sa ze nen. Nyaku bu zai sha. Jimin gato. No ken kugo. Konja sha ga. On so ta-koku. Ji yui koro. Mu bu jiko. Jo e hikan. Shin zui shogo. Nai chi shi yaku. Shiki ko mimi. Soku shu buku shi. Doku byo kai yu. Go bu mon shi. Shi chi toku sai. Jin ben rai ki. Gen shi ken shi
"Nachdem er diese Anweisungen gegeben hat, geht er in ein anderes Land, von wo aus er einen Boten mit der Nachricht 'Euer Vater ist tot' schickt.
Als die Kinder hören, daß ihr Vater sie verlassen hat und gestorben ist, sind sie traurig und bestürzt und denken: 'Wenn unser Vater noch lebte, hätte er Mitleid mit uns und würde uns beschützen. Aber er hat uns verlassen und ist in einem fernen Land gestorben. Wir sind schutzlose Waisen und haben niemanden, auf den wir uns verlassen können.'
Während dieser langen Trauer kommen sie schließlich zu sich und erkennen, daß die Medizin tatsächlich hervorragend in Farbe, Duft und Geschmack ist. Daher nehmen sie die Medizin ein und werden von allen Wirkungen des Giftes geheilt. Als der Vater hört, daß seine Kinder geheilt sind, kehrt er augenblicklich zu ihnen zurück."[^246]
Die Bodhisattwas der Erde sind Boten des Buddhas
Ein guter Verantwortlicher denkt beständig darüber nach, was geschehen wird, wenn er einmal nicht mehr da ist. Daß sich ein Verantwortlicher mit dem auseinandersetzt, was in der Gegenwart geschieht, ist selbstverständlich. Wenn er aber darüber nachdenkt, was man für zukünftige Generationen tun kann, und entsprechend handelt, macht ihn das zu einem außergewöhnlichen Verantwortlicher.
Wer sich als Verantwortlicher nur mit der Gegenwart beschäftigt, ist egoistisch. Seine Nachfolger und die zukünftige Gesellschaft müssen darunter leiden.
Man erkennt einen guten Verantwortlicher an seiner Sorge für die Zukunft. Dieses wichtige Prinzip gilt für alle Bereiche des Lebens.
Der Buddha ist der große Anführer aller, die Verantwortung übernehmen. Er setzt sich für das ewige Glück aller Lebewesen ein. Die Lösung der Frage, "Wie kann ich den Menschen auch über meinen Tod hinaus helfen?" ist das größte Anliegen des Buddhas, das ist seine Aufgabe.
Wenn wir uns mit den Worten des Sutras "von wo aus er einen Boten mit der Nachricht schickt" beschäftigen, erkennen wir, daß es hier um den Willen Shakyamunis geht, der diesen Punkt ausführlich erläutert.
Nachdem der hervorragende Arzt die Medizin zubereitet hat und abgereist ist, schickt er einen Boten nach Hause, der seinen Kinder berichtet, daß ihr Vater während der Reise gestorben ist.
Die Kinder sind wie vom Blitz getroffen. Voll Trauer öffnen sie schließlich die Augen und sehen, daß die wirksame Medizin, die der Vater ihnen dagelassen hat, tatsächlich "hervorragend in Farbe, Duft und Geschmack" ist, und nehmen sie ein. Dadurch werden sie vollkommen von ihrer Krankheit geheilt.
In diesem Zusammenhang ist wichtig, daß der Vater, der hervorragende Arzt, die Kinder dazu bringt, die wirksame Medizin zu nehmen, indem er sich verbirgt. Solange er bei ihnen war, weigerten sich die Kinder, die Medizin zu nehmen, die "hervorragend in Farbe, Duft und Geschmack" ist, und gerieten immer tiefer in das Leiden. In dieser Situation benutzte der Vater das geeignete Mittel, den Kindern die Nachricht von seinem Tode in einem anderen Land zu schicken. So konnte er schließlich seine geliebten Kinder dazu bringen, die Medizin zu nehmen und glücklich zu werden.
Der hervorragende Arzt ist natürlich Shakyamuni selbst; die Kinder sind die Menschen in der Welt nach dem Tode Shakyamunis.
Die Trauer der Kinder bei der Nachricht, daß der Vater gestorben ist ("wir sind schutzlose Waisen und haben niemanden, auf den wir uns verlassen können") ist die zu Herzen gehende Klage der Menschen, die den Buddha verloren haben. Man könnte sagen, es bezieht sich auf die Menschen unserer Tage, deren Leben von dem kühlen, frischen Wasser einer zuverlässigen Philosophie abgeschnitten und wie ausgedörrt ist.
Was ist denn die wirksame Medizin? Es ist die Lehre, die der Buddha uns hinterlassen hat. Es ist das Gesetz. Nach T'ien-t'ai beziehen sich die Worte ". . .dieses ist eine hoch wirksame Medizin" auf die Sutras und die Lehren des Buddhas.
Insgesamt weist die Parabel des hervorragenden Arztes und seiner kranken Kinder darauf hin, wie der Buddha (der hervorragende Arzt) das geeignete Mittel seines Todes verwendet, um den Menschen nach seinem Tode (hier die Kinder) zu ermöglichen, an die Lehre zu glauben, die er hinterlassen hat (hier die wirksame Medizin). Das ist eine neue Darstellung des Hauptthemas des gesamten Juryo-Kapitels.
Der Absatz "von wo aus er einen Boten mit der Nachricht schickt" wirft die Frage auf, wer denn der Bote ist, den der hervorragende Arzt schickt.
Der Bote, der die Nachricht des hervorragenden Arztes überbringt, teilt den Kindern den Tod des Vaters mit. Er kennt das Anliegen des Vaters, die Kinder irgendwie zum Glück zu führen, und übernimmt die wichtige Aufgabe, es den Kindern zu ermöglichen, die Medizin zu nehmen.
Ohne den Boten wären die Kinder möglicherweise an der Krankheit gestorben. Es ist in der Tat so, daß im Buddhismus mit dem Boten die Menschen mit der wichtigsten Aufgabe gemeint sind. Denn der Bote, den er "mit der Nachricht schickt", sind diejenigen, die den Menschen die korrekte Lehre nach dem Tode des Buddhas überbringen. Es sind die Boten des Buddhas, die die Lehre der Hoffnung in einer hoffnungslosen Zeit verbreiten.
Dazu sagt Nichiren: "Der ‘Bote’ in unserer Zeit verweist auf die Bodhisattwas aus der Erde, die zu Beginn des Späten Tages erscheinen werden”.[^247]
"Von wo aus er einen Boten mit der Nachricht schickt" bezieht sich also auf die Bodhisattwas aus der Erde, die die Aufgabe der Verbreitung nach dem Tode Shakyamunis übernehmen. Diese Bodhisattwas erscheinen mutig in der schlechten Welt des Späten Tages, wenn die Lehre Shakyamunis ihre Kraft verloren hat, und führen die Menschen zur Erleuchtung. Sie verbreiten die "wirksame Medizin" des Mystischen Gesetzes, die der Buddha hinterlassen hat. Diese Lehre ist in der Tat eine Botschaft der Hoffnung. Einerseits verbreitete Nichiren das Mystische Gesetz in Gestalt des Bodhisattwas Jogyo, des Anführers der Bodhisattwas aus der Erde. Andererseits ist er selbstverständlich im Sinne des Lotos-Sutras der ursprüngliche Buddha, der die hervorragende Medizin von Nam-Myoho-Renge-Kyo hinterließ, die alle Menschen des Späten Tages zur Erleuchtung führen kann. Nichiren selbst ist der "hervorragende Arzt" und der Vater aller Menschen.
Entsprechend sind wir die Boten, die die Lehre in genauer Übereinstimmung mit seiner Aussage verbreiten. Wir sind sowohl als Bodhisattwas aus der Erde wie auch als Schüler des ursprünglichen Buddhas die Boten des Buddhas, die zu anderen über die höchste Lehre des Mystischen Gesetzes sprechen und den Beweis der Größe der Lehre zeigen. Das ist der verehrungswürdige Zustand, den wir alle leben dürfen.
Niemals zuvor in der Geschichte des Buddhismus ist die korrekte Lehre stärker verbreitet worden. Niemals zuvor hat jemand so viele Menschen zum Glück geführt, wie wir es tun. Diese Tatsache ist der Beweis, daß wir die edlen Boten des Buddhas sind.
Nichiren ruft seinen Schülern zu: "Wir sind jetzt am Anfang des Späten Tages des Gesetzes, und ich, Nichiren, bin der erste, der die weltweite Verbreitung von Nam-Myoho-Renge-Kyo beginnt. Diese fünf Schriftzeichen sind das Herz des Lotos-Sutras und die Quelle der Erleuchtung aller Buddhas. . . .Meine Schüler! Schließen Sie sich zusammen und folgen Sie mir, und Sie werden selbst Mahakashayapa oder Ananda, T'ien-t'ai oder Dengyo übertreffen."[^248]
Nichiren sagt also: "Ich habe den Weg dafür geöffnet, daß alle Menschen das Gesetz erkennen können." "Folgt mir, meine Schüler und erfüllt die große Aufgabe, die selbst die von Mahakashyapa, Ananda, T'ien-t'ai und Dengyo übertrifft."
Als "Boten, die mit der Nachricht geschickt" werden, haben wir die Aufgabe, im Geist des ursprünglichen Buddhas zu handeln und das Mystische Gesetz allen Menschen nahe zu bringen.
Ohne den Boten hätte selbst der hervorragende Arzt die Kinder nicht retten können. In diesem Sinne könnte man sagen, daß ohne die weite Bewegung der Bodhisattwas aus der Erde, die die große wirksame Medizin des Mystischen Gesetzes annehmen, die Menschen unserer verwirrten Zeit nicht “geheilt” werden können.
Laßt uns zusammen diesem Weg als Bodhisattwas aus der Erde folgen.
Sho zen-nanshi. O i unga. Ha u nin no. Ses.shi ro-i. Komo zai fu. Hot cha. Seson. Butsu gon. Ga yaku nyo ze. Jo-butsu irai. Muryo muhen. Hyaku sen man naku. Nayuta. Asogi ko. I shujo ko. I hoben-riki. Gon to metsu-do. Yaku mu u no. Nyo ho setsu ga. Komo ka sha. Niji seson. Yoku ju sen shigi. Ni setsu ge gon.
"'Freunde, sagt mir, könnte jemand behaupten, daß der gute Arzt sich der Lüge schuldig gemacht hat?'
'Nein, Welt-Geehrter'.
Der Buddha sagt: 'Genauso geht es mir. Ich habe vor unermeßlichen, grenzenlosen Hunderten, Tausenden, Zehntausenden, Hunderttausenden nayuta und asamkhya kalpas die Buddhaschaft erlangt. Aber wegen der Menschen nutze ich die Kraft des geeigneten Mittels und sage, daß ich jetzt sterben werde. Unter diesen Umständen kann jedoch niemand sagen, ich hätte mich der Lüge oder Falschheit schuldig gemacht.'
Dann begann der Buddha, das Gesagte in Versform zu wiederholen."[^249]
Wir setzen uns allein "zum Wohle der Menschen" ein.
Nachdem Shakyamuni die Parabel vom hervorragenden Arzt und seinen kranken Kindern zu Ende erzählt hat, fragt er seine Schüler: "Könnte jemand behaupten, daß der gute Arzt sich der Lüge schuldig gemacht hat?"
"Was glaubt ihr", fragt er. "Ihr werdet nicht behaupten wollen, daß er lügt, nicht wahr?"
Er wartet, bis die Schüler ihm zustimmen, und sagt: "Genauso geht es mir". Dann erklärt er seine Absicht anhand des Beispiels des hervorragenden Arztes.
Auch dieser Abschnitt zeigt die Atmosphäre eines herzlichen Gebens und Nehmens zwischen Shakyamuni und seinen Schülern. Wir haben es hier keineswegs mit einer einseitigen Kommunikation zu tun. Shakyamuni war weder willkürlich noch dogmatisch. Es ist wirklich schwierig, in unserer heutigen Gesellschaft Persönlichkeiten von solcher Großmut zu finden.
In dem Ausdruck "wegen der Menschen" zeigt sich die Einstellung Shakyamunis, seinen Tod als “geeignetes Mittel” zu nutzen. Obwohl er "eine unermeßliche Lebensspanne" hatte, benutzte er dennoch die Kraft des geeigneten Mittels, seinen eigenen Tod zu offenbaren.
Zweifellos erreichte Shakyamuni mit diesem Mitgefühl seine Zuhörer, als er das Gesetz lehrte. Wer die Lehre offen und mit ganzem Herzen aufnahm, konnte kaum den Eindruck gewinnen, daß Shakyamuni sich der Lüge oder Falschheit schuldig gemacht hatte. Wir haben schon gelernt, daß alles, was der Buddha lehrt, "wahr und nicht falsch" ist.
Hier zeigt sich der gravierende Unterschied zwischen dem geeigneten Mittel und der Lüge. Was ein “geeignetes Mittel” auszeichnet, ist die Tatsache, daß es durch tiefes Mitgefühl für andere entsteht und ihr Leben besser macht. Das ist der wesentliche Punkt.
Der deutsche Philosoph Karl Jaspers (1883-1969) sagte in einem Gespräch, daß sowohl der Demokrat als auch der Tyrann sich an die Menschen wendet und daß es die Menschen sind, die entscheiden, wer von ihnen mit seinem Appell Erfolg hat. Er sagt weiter, daß die Menschen damit eine Entscheidung über sich selbst treffen.
Rein äußerlich unterscheiden sich demokratische Anführer und Diktatoren nicht voneinander, da sie sich beide an die Menschen wenden. Deshalb müssen die Menschen letztendlich immer selbst entscheiden, wer die Wahrheit sagt. Die Menschen müssen selbst entscheiden, in welche Richtung sie gehen wollen. Die einzige Möglichkeit für die richtige Entscheidung ist daher, daß die Menschen selbst weise werden.
Ein Buddha muß die Wahrheit sagen und darf sein Leben nicht schonen, wenn er sich entschlossen für die Menschen einsetzt; das ist mit "zum Wohle der Menschen" gemeint.
Der nachfolgende jigage-Teil gibt den Inhalt des Prosateils in Versform wieder.
Teil 36
Das Jigage ist ein Lobgesang auf das "große Ich"
Die Sonne des neuen Jahrhunderts geht auf, am Himmel und in unseren Herzen.
Die SGI ist die Sonne dieser Welt. Daher sind wir in gewisser Hinsicht alle eine Sonne. Das Licht des Lebens erleuchtet unser Zuhause, unsere nähere Umgebung und die Gesellschaft.
Die Sonne scheint von selbst. Sie ist ein sengender Feuerball. Nichiren sagt: "In der Brust eines Buddhas brennt ein großes Feuer".[^250]
Es ist das Feuer großen Mitgefühls, das den Buddha veranlaßt, zu den Leidenden zu gehen, um ihren Kummer ganz zu verbrennen. Der Buddha führt die Menschen mit dem großen Licht seiner Weisheit zur Erleuchtung.
Das Feuer in der Brust des Buddhas brennt ewig, es kann nicht verlöschen. Nichiren sagt, daß dieses große Feuer auch dann brennen würde, wenn die Welt überschwemmt und fortgespült würde.[^251] Der Buddha wird immer das Leben der Menschen erleuchten. Die Quelle dieses Lichts liegt im 16. (Juryo)-Kapitel des Lotos-Sutras. Der Versteil des Jigage am Schluß des 16. Kapitels enthält die unauslöschliche Flamme des starken Mitgefühls und der großen Weisheit des Buddhas.
Wir beginnen nun mit dem Studium über die Bedeutung des Jigage Teils.
Was ist das Jigage?
Zunächst einmal, was bedeutet das ge? In der Übertragung aus dem Sanskrit heißt es gatha oder auch keta oder kada. Das heißt "Vers".
Ein Text mit den Lehren des Buddhas oder mit Lobpreisungen über die Tugenden des Buddhas und Bodhisattwas in Versform heißt also ge. Bei ge handelt es sich um buddhistische Schriften, die man leicht rezitieren und auswendig lernen kann. Da dieser Teil mit den Worten "ji ga toku burai" beginnt, heißt er "Jigage".
Wie der englische Dichter Percy Bysshe Shelly (1792-1822) sagt, ist ein großes Gedicht die immer sprudelnde Quelle für Weisheit und Freude.
Das Jigage ist in der Tat ein nie versiegender Quell von Freude und Weisheit. Es ist ein Päon (Versfuß bestehend aus drei kurzen und einer langen Silbe) der Freiheit. Die Wohltaten, die denen entstehen, die das Jigage lesen und rezitieren, sind unermeßlich groß.
Nichiren sagt, daß das Jigage "die Seele der achtundzwanzig Kapitel des Lotos-Sutras" ist.[^252] Er sagt auch: "Die Buddhas der zehn Richtungen betrachteten das Jigage als ihren Lehrer und erlangten die Buddhaschaft. Ein Mensch, der das Juryo-Kapitel annimmt, stützt das Leben der Buddhas."[^253]
Er lehrt, daß das Leben aller Buddhas von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und der zehn Richtungen unerschöpflich durch unser aller Leben fließt. Daher, so sagt er, ist jemand, der sich zum Feind eines Menschen macht, der das Jigage annimmt, gleichzusetzen mit jemandem, der zum Feind aller Buddhas der drei Existenzen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft wird.
Was ist das Leben des Buddhas im Jigage, das der Daishonin so sehr lobt?
Der Prosateil des Juryo-Kapitels, den wir in der letzten Folge beendet haben, schließt mit den Worten: "Dann begann der Buddha, das Gesagte in Versform zu wiederholen".[^254] Die vom Buddha im Prosateil der Juryo-Kapitels verkündete Lehre wird im Jigage wiederholt. Man könnte auch sage, daß das Jigage aus der Entschlossenheit des Buddhas entstand, seine Lehre so zu vermitteln, daß alle Menschen sie verstehen können.
Aber das Jigage ist nicht lediglich eine Wiederholung des Prosateils dieses Kapitels. Das Jigage ist noch klarer und für die Zukunft gedacht,. Es drückt noch stärker das Mitgefühl des Buddhas aus.
Das Jigage ist auf die Zukunft gerichtet, es wendet sich an die gesamte Menschheit
Der Prosateil des Juryo-Kapitels offenbart das ewige Leben Shakyamunis. Es erläutert, daß er den Weg vor langer Zeit, in der fernen Vergangenheit, erlangte und seitdem unaufhörlich die Menschen in dieser saha-Welt gelehrt hat. Zum Wohle zukünftiger Generationen erklärt er, daß die Lebensdauer des Buddhas so ist, daß er "immer hier gewesen ist, ohne jemals zu sterben"[^255].
Nach der Interpretation des Großen Lehrers T'ien-t'ai geht das Jigage über diese in die Zukunft gerichteten Worte hinaus und lobt in weit größerem Maße das unauslöschliche Leben des Buddhas.
Das Jigage erläutert, daß der Buddha in dieser Welt erscheint, wenn die Menschen ihn suchen. Das Land, in dem der Buddha erscheint, wird zu einem Land des Buddhas von Frieden und Ruhe.
Wenn aber der Buddha “immer in dieser Welt ist, ohne jemals zu sterben”, warum können die Menschen ihn dann nicht sehen? Auch darauf gibt das Jigage die Antwort. Man könnte sagen, daß das Jigage offenbart, welcher Art das tiefe Band zwischen dem Buddha und seinen Schülern ist, "die den Buddha suchen". Damit erklärt das Jigage das ewige Band zwischen Lehrer und Schüler, das über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht.
Wie ich bereits sagte, lehrte Shakyamuni das Juryo-Kapitel als Antwort auf die Frage des Bodhisattwas Maitreya. Aber das Juryo-Kapitel als Ganzes wurde sicherlich nicht nur für Maitreya und diejenigen, die bei ihm waren, gelehrt. Es ist vielmehr die Lehre für spätere Generation, also für uns.
Daraus geht hervor, daß die wahren Hörer des Juryo-Kapitels alle Menschen sind, die nach Shakyamunis Tod geboren sind. Im besonderen gilt das für die Menschen des Späten Tages des Gesetzes. In Wirklichkeit ist das Jigage eine Botschaft für zukünftige Generationen der Menschheit.
Bekanntermaßen drücken die letzten Zeilen des Jigage den beständigen Wunsch des Buddhas aus: "Wie kann ich die Menschen dazu bringen, in den unübertroffenen Weg einzutreten und schnell den Körper eines Buddhas zu erlangen?"[^256] Das ganze Jigage strahlt den leidenschaftlichen Wunsch des Buddhas aus, die Menschen irgendwie in die Lage zu versetzen, in ihrem Herzen einen Zustand wahren Glücks zu errichten.
Jedes Wort des Jigage ist erfüllt von dem Wunsch des Buddhas, allen Menschen die Buddhaschaft zu ermöglichen. Aus der Sicht Nichirens ist jeder die Verkörperung des Mystischen Gesetzes. Alle Menschen sind Buddha. Das Jigage lobt die Wohltaten, die wir erlangen, wenn wir uns dieser Wahrheit öffnen.
Der Jigage-Teil des Sutras ist ein starker Appell an uns alle, auf dem Weg der Wahrheit und des wahren Glücks voranzugehen. Er ist allen Menschen offen, wie im bereits ersten Teil des Kapitels ausgesagt wird.
Nichiren sagt, daß jedes Schriftzeichen des Lotos-Sutras ein "goldener Shakyamuni" ist.[^257] Er erklärt, daß, wenn wir die goldenen 510 Schriftzeichen des Jigage lesen oder rezitieren, jedes einzelne zur Sonne und einem Buddha wird, die alle Welten und das ganze Universum erhellen und alle Menschen zum Glück führen[^258].
Das Jigage erhellt das Leben aller Menschen. Wir rezitieren täglich morgens und abends diese Schrift, die den größten Schatz der Menschheit darstellt. Daher sind die Wohltaten auch unermeßlich.
Wir rezitieren nicht nur das Jigage, sondern wir üben es auch aus und beweisen seine Wahrheit. Wir geben die Wohltaten des Jigage an alle Menschen weiter. Nichiren und alle Buddhas der drei Existenzen und der zehn Richtungen loben zweifellos unsere Anstrengungen. Wie wunderbar, welch ein Glück!
Das Jigage steht für das Selbst
Die Bedeutung der Aussage, daß jedes Schriftzeichen ein Buddha sei, ist: "Das Leben des Buddhas in seiner Gesamtheit ist im Jigage ausgedrückt".
In den Ongi Kuden (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren) sagt Nichiren: "Das ji (Selbst) des ji ga toku burai (seit ich die Buddhaschaft erlangte) steht für den Anfang, und das shin (Körper) des soku joju busshin (schnell den Körper des Buddhas erlangen) für das Ende. Das Jigage erhellt also vom Anfang bis zum Ende das Selbst (da das ji zusammen mit dem shin das Wort (der Mensch) selbst bildet".[^259]
Nichiren lehrt also, daß das Jigage vom Anfang bis zum Ende das Leben oder Selbst des Buddhas beschreibt. Er zeigt, daß der Teil des Jigage zwischen den Worten ji und shin in seiner Gesamtheit die Handlungen und das Verhalten des Menschen "selbst" sind. Daher heißt es in den Ongi Kuden: "Der Jigage -Teil ist der 'Körper, der frei empfängt und nutzt' oder der 'Körper der grenzenlosen Freude'."^260
Der Körper oder das Selbst, das "frei empfängt und nutzt" bedeutet die Erkenntnis, daß tatsächlich das ganze Universum das "Selbst" ist, das die Kraft des Mystischen Gesetzes, die Quelle des universalen Lebens, "frei empfängt und nutzt". Nichiren zeigt also hier, daß das Jigage den Zustand absoluter Freiheit des ursprünglichen Buddhas selbst darstellt.
Das Jigage erhellt das weite und ewige Leben unzerstörbaren Glücks, das frei von Hindernissen ewig existiert und frei und voll Freude im ganzen Universum wirkt.
Der "Körper, der frei empfängt und nutzt" bezieht sich auch auf die normale äußere Erscheinung des Buddhas. Es ist die Form normaler Menschen im Unterschied zu einem Buddha mit erhabenen Eigenschaften.
Josei Toda sagte, daß das Jigage die Schrift des Buddhas und auch die von uns selbst ist. Man könnte auch sagen, daß das Jigage ein Gedicht zum Lobe des großen Ichs (wahren Selbst) ist und die Freiheit im Leben dieses großen Ichs (wahren Selbst) besingt.
Der Daishonin sagt: "Das Beispiel eines Menschen zeigt die unparteiische Wahrheit im Leben aller Menschen".[^261]
Das Jigage feiert das "Selbst" des ursprünglichen Buddhas von kuon ganjo und preist gleichzeitig unser eigenes Ich. "Ein Selbst sing ich"
Auch Whitman sah in den Menschen, im Selbst, ein heiliges und edles Licht. Aus seinem Geist klingt wahrhaftig das Jigage. Der Buddhismus lehrt den Weg, auf dem alle Menschen ihr ursprüngliches "wahres Selbst" erkennen können.
Kurz nachdem Shakyamuni aufgebrochen war, um seine Einsichten zu verbreiten, begegnete ihm ein junger Mensch im Wald. Er rief ihm zu: "Suche dich selbst".
"Suche dein Selbst!" "Lerne es kennen!" "Grab da, wo du stehst!"
Darin liegt die Quelle zum Glück und der Weg der Hoffnung.
Josei Toda ermutigte daher immer die Menschen, ihr eigenes Leben zu leben und sich selbst treu zu sein.
"Ob Sie nun arm sind oder geschäftlichen Mißerfolg haben, ob
Sie in Ihrer Ehe unglücklich sind oder sich beim Fallen über einen Holzkohlegrill verletzt haben, immer liegen diese Leiden ursächlich in Ihrem Leben. Sie sind Manifestationen des lebendigen Phänomens, Ihres Selbst. Wenn wir die Dinge so betrachten, sehen wir, daß alle Ereignisse unseres täglichen Lebens Veränderungen in unserem Leben sind. Wichtig ist daher, daß wir versuchen, mehr positive Veränderungen herbeizuführen und uns unermüdlich um das Glück zu bemühen.
Der Schlüssel ist also, sich selbst treu zu sein. Oder noch besser, Sie müssen erkennen, daß die einzige Möglichkeit zum Glück darin liegt, sich selbst treu zu sein. Wenn man ein Leben in der Abhängigkeit von anderen Menschen oder von den Umständen führt und sich immer denkt: 'Alles wäre gut, wenn nur dieser Mensch sich so und so verhielte' oder, 'wenn die Welt nicht so wäre, wie sie ist, dann könnte ich glücklich sein' , dann ist das ein Fehler, finden Sie nicht?"
Ganz gleich, wohin wir gehen, wir können unserem Selbst nicht entkommen. Glück und Unglück, alles ist in dem einen, dem Selbst begründet Schließlich liegen Sieg oder Niederlage im Leben in uns selbst, darin, daß man dieses unausweichliche Etwas, das Selbst, schult und ihm Würde verleiht.
Ein fröhliches "Jahr des Gelingens"
Unser Selbst darf nicht so schwach sein, das es mit dem Winde hin und her schwankt. Im Gegenteil, ein Mensch, der genau zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden kann, der ein gesundes Selbst hat, wird sich nicht von oberflächlichem Gerede und Hörensagen beeinflussen lassen.
Wir müssen ein überragendes Selbst entwickeln. Das Jigage preist das Wunder und die Größe eines Bewußtseins, das aus dem wahren Selbst kommt: "Ich bin ursprünglich ein Buddha".
Im letzten Jahr sprach ich bei einem Besuch in Nepal mit einigen Kindern in einem Dorf in der Nähe von Katmandu. Dieses Dorf liegt auf einem Hügel und bietet einen schönen Blick auf den Himalaja.
Sie waren intelligent und sehr nett. Ihre Gesichter glänzten, und ihre Augen leuchteten. Ich sagte zu Ihnen, daß der Buddha im Anblick des großen Himalaja aufwuchs. Er wollte so groß werden wie diese Berge. Er arbeitete an sich, weil er ein Mensch des Sieges und von überragender Erhabenheit werden wollte.
Bauen Sie ein Selbst, das so erhaben ist wie der Himalaja. Das ist der Geist des Buddhismus. Wir können alle dieses Selbst entwickeln, das vom Sieg gekrönt ist.
In diesem Jahr wollen wir voller Freude singen und das Gedicht des Lebens rezitieren. Wir wollen mit Haltung und Würde vorangehen, damit unser Leben besser wird, andere glücklich werden und der Weltfrieden erreicht wird.
Unser Verhalten ist ein großes Gedicht zum Lobe des Selbst, das ewig in den drei Existenzen leuchtet.
Teil 37
Wir selbst können den unendlichen Zustand des Buddhas erlangen
Ji ga toku bur rai . Sho kyo sho kosshu. Muryo Hyaku sen man. Oku sai asogi. Jo seppo kyoke. Mushu oku shujo. Ryo nyu o butsu-do. Nirai muryo ko
Seit ich die Buddhaschaft erlangte, ist die Menge von kalpas, die vergangen sind, unermeßliche Hunderte, Tausende, Zehntausende, Millionen, Milliarden asamkhyas. Ich habe immer das Gesetz gepredigt, habe unzählige Menschen gelehrt, überzeugt, habe sie dazu geführt, den Weg des Buddhas einzuschlagen und das über unermeßliche kalpas.[^262]
Vor einem Jahr ereignete sich das große Erdbeben von Hanshin. All zu viele wertvolle Leben hat das Unglück gefordert, zu viel Leiden verursacht. Solch ein Unglück darf sich nicht wiederholen.
Ich möchte den Hinterbliebenen und Opfern der Katastrophe mein aufrichtiges Mitgefühl übermitteln und denen danken, die sich um den Wiederaufbau der Region mit großem Einsatz bemüht haben. Ich bete jeden Tag für die Ruhe derjenigen, die ihr Leben verloren haben.
Der Geist von Kansai ist unzerstörbar. Kämpfen Sie weiter. Kansai führt den Kampf fort. Ich werde mich für Sie mit lauter Stimme einsetzen, und ich werde weiter Daimoku für Sie rezitieren.
Das Lotos-Sutra ist eine Schrift der Wiederbelebung. "Myo bedeutet wiederbeleben, das heißt, zum Leben zurückkehren"[^263].
Das Mystische Gesetz verkörpert Hoffnung, Mut und Vertrauen. Die Mitglieder von Kansai beweisen jetzt für uns die große Kraft des Mystischen Gesetzes, die große Kraft des Lebens. Sie sind ein Licht der Hoffnung für die ganze Welt.
Wir wollen jetzt einen Abschnitt voll Hoffnung dieser "Schrift der Wiederbelebung" studieren. Damit beginnen wir das Studium des Jigage.
Der Buddha ist auf ewig mit den zehn Welten ausgestattet
Wie bereits erwähnt erläutert das Jigage Dinge, die zum Buddha selbst gehören. Josei Toda erklärte jedoch ganz deutlich, daß dieser Text auf zwei Arten gelesen werden kann.
Vom literarischen Standpunkt bedeutet: "Seit ich die Buddhaschaft erlangte (ji ga toku bur rai)", seit der Zeit, als Shakyamuni Buddha wurde. Der Text bekommt aber eine tiefere Bedeutung, wenn wir die darin enthaltene Bedeutung betrachten. Mein Mentor Josei Toda sagte zu den Worten "die Buddhaschaft erlangte": "Die Buddhaschaft ist nicht etwas, das von außen zu uns kommt. Dieser Absatz erklärt vielmehr deutlich die Funktion des Buddhas, die aus unserem Leben hervorspringt".
Von der wörtlichen Bedeutung her weist dieser Absatz die Ansicht zurück, daß Shakyamuni die Erleuchtung erstmalig in diesem Leben in Indien erlangte, und stellt klar, daß er in Wirklichkeit in der fernen Vergangenheit Buddha wurde. Das ist die Wiederholung der Aussage dieses Kapitels, nämlich, daß das Leben des Buddhas ewig ist. Aber in einer tieferen Bedeutung lehrt dieser Absatz, daß das Leben aller Menschen auf ewig mit den drei Körpern oder erleuchteten Eigenschaften des Buddhas ausgestattet ist.
In den Ongi Kuden (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren) sagt Nichiren, daß dieser Absatz sich auf die drei Körper eines Buddhas bezieht.[^264] Er erläutert die drei Körper, d.h. das fundamentale Leben des Buddhas, und lehrt, daß auch unser Leben seit der Zeit ohne Anfang von kuon ganjo mit diesen drei Körpern ausgestattet ist. Das ist die Bedeutung des Buddhismus Nichirens.
Wenn wir die im Juryo-Kapitel gelehrte Ewigkeit des Lebens betrachten, ist die Welt der Buddhaschaft genau wie die neun Welten von Anfang an und im Leben vorhanden. Nichiren interpretiert "ji ga toku bur rai" so: "Der Buddha, der sowohl mit den neun Welten als auch mit der Buddhaschaft ausgestattet ist, erscheint (in dieser Welt)."^265
Von der in diesem Abschnitt enthaltenen Bedeutung her wurde der Buddha, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte, nicht zum Buddha, indem er die neun Welten auslöschte. Er besitzt gleichzeitig die neun Welten und die Welt der Buddhaschaft. Das ist die Bedeutung von "ewig mit den zehn Welten ausgestattet sein".
"Ewig ausgestattet" bedeutet vom Ursprung her oder von Anfang an besitzen. Es beschreibt das ursprüngliche Wesen des Lebens, das "nicht erarbeitet oder verbessert wurde, sondern existiert, wie es immer existiert hat".[^266] Man nennt es auch kuon oder "nicht geschaffen". Es ist der ursprüngliche und wahre Aspekt des Lebens. Dieses Wesen des Lebens zu manifestieren, bedeutet, die im Leben vorhandene Kraft voll zu nutzen.
Es ist, als wenn nach einem harten Winter die jungen Schößlinge sehr bald hervorsprießen. Das feine junge Grün wächst mit ungezügelter Kraft und glänzt in der Morgensonne. Da gibt es keine Halbherzigkeit, kein Zögern, nichts, was sonderbar oder unecht wäre. Leben Sie jeden Augenblick voll! Werden Sie nicht unbeugsam oder unflexibel. Bleiben Sie sich selbst ganz und gar treu! Dadurch leuchten Sie und kommen zu einer wunderbaren Harmonie mit Ihrer Umgebung.
Der französische Dichter Romain Rolland (1866 - 1944) beschreibt das folgendermaßen: "Ich habe meine Erfüllung, die Herrschaft über mich selbst erlangt! Keine Reichtümer dieser Welt wiegen das auf."
Wer das Mystische Gesetz getroffen hat, kann das "ursprüngliche Selbst" öffnen, so daß sein Leben ewig scheint. Welch eine Wohltat! Das ist wirklich ein großes Glück.
Ich vergesse nie eine wirklich wunderbare Vorlesung von Josei Toda über das Jigage:: "Schreiben Sie bitte alle die Schriftzeichen ji (ich) und toku (erlangt)" sagte er in seiner etwas rauhen Stimme. Alle schrieben diese beiden Worte auf. In den Blicken einiger spiegelte sich Faszination, während andere skeptisch dreinsahen, als wollten sie sagen: "Warum sollen wir das jetzt tun?"
Toda sah durch den Raum und nahm alle Reaktionen wahr. Dann sagte er: "Wenn wir diese beiden Worte verbinden, erhalten wir das "selbst erlangt" (jitoku). Was dann bleibt, ist: "Ich, der Buddha kommt" (ji ga bur rai) . "Ich" steht für den Dharma Körper oder die Eigenschaft des Gesetzes, "Buddha" ist der spirituelle Körper oder die Eigenschaft der Weisheit und "komme" ist der manifestierte Körper oder die Eigenschaft der Tat. Es sind also die drei Körper oder die erleuchteten Eigenschaften des Buddhas. Aus der Sicht des Buddhismus Nichirens heißt ji ga toku bur rai , selbst die drei erleuchteten Eigenschaften zu erlangen.
Wir erlangen aus uns selbst die drei erleuchteten Eigenschaften des Buddhas." Seine Zuhörer waren verblüfft. Die beiden Schriftzeichen ji und toku in dem oft gelesenen und nie klar verstandenen Satz ji ga toku bur rai standen da in absoluter Deutlichkeit. So lehrte er, daß die Buddhaschaft ein Zustand im Leben ist, der aus unserem Inneren kommt, daß die Buddhaschaft von Anfang an in unserem Leben existiert. Alle konnten die Bedeutung vollkommen verstehen.
Josei Todas Vorlesung war durchdrungen von dem aufrichtigen Wunsch, uns zu sagen, daß alle Menschen ursprünglich Buddha sind, daß normale Menschen, die das Mystische Gesetz rezitieren, Buddha sind.
Das war der Geist Nichirens. Die freie und undogmatische Interpretation des Lotos-Sutras in den Ongi Kuden mit Blick auf die Wiederbelebung und den Menschen ist die Kristallisation seines immensen Mitgefühls.
Wenden wir uns noch einmal den drei Körpern zu.
Der Dharma Körper, die Eigenschaft des Gesetzes, ist das Mystische Gesetz selbst, die ewige, unveränderliche Wahrheit. Das entspricht dem ursprünglichen Wesen des Selbst und entspricht dem ga (Selbst) in ga bur rai .
Der spirituelle Körper oder die Eigenschaft der Weisheit, zu dem Mystischen Gesetz zu erwachen, ist die Wirkung dessen, daß der Buddha zu dem Gesetz erwacht ist. Da ein Buddha ein Mensch ist, der zu seinem oder ihrem eigenen ursprünglichen Selbst erwacht ist, entspricht der spirituelle Körper dem butsu (Buddha), (was in der Verbindung mit dem Wort rai zu bur rai wird).
Der manifeste Körper sind die Handlungen des Buddhas, die Menschen zur Erleuchtung zu führen. Diese Handlungen entspringen dem Mitgefühl des Buddhas. Da der Buddha da erscheint, wo Menschen sind, entspricht dieser Körper dem rai (kommt).
Diese drei Körper sind Eigenschaften Shakyamunis, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte.
Als eine Einheit mit dem ewigen Gesetz nutzt der Buddha seine grenzenlose Weisheit, um fortwährend alle Menschen zum Glück zu führen. Dieser Buddha, der ewig die Menschen zur Erleuchtung führt, ist Shakyamuni, der die Erleuchtung in der fernen Vergangenheit erlangte. Nichiren ist der Buddha, der selbst (aus sich) die ihm angeborenen und "nicht erschaffenen" drei Körper des Buddhas erlangte.
Die drei Körper repräsentieren die dem Leben innewohnende Kraft, sein Leben ganz zu genießen und andere durch das Mystische Gesetz zum Glück zu führen. Zu dem "wahren Selbst" zu erwachen, "das sich nach dem eigenen und dem Glück anderer sehnt" ist in der Tat die größte aller Freuden und der Seelenfrieden schlechthin.
In den Ongi Kuden wird erklärt, daß die Schüler des Daishonin von Anfang an die drei Körper besitzen. "Wenn nun Nichiren und seine Anhänger Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, sind sie die Ausübenden des Satzes: 'Seit ich die Buddhaschaft erlangte'."[^267]
Wenn wir das Mystische Gesetz rezitieren und die Ausübung für uns und andere durchführen, können wir die drei Körper, die von Anfang an in unserem Leben vorhanden sind, also den gleichen Zustand wie Nichiren erlangen. Die drei Körper werden im Leben derjenigen manifest, die gegen das Unglück kämpfen und sich als Bodhisattwas aus der Erde für kosen rufu einsetzen.
Wenn unsere Freunde leiden, können wir nicht tatenlos zusehen. Wir können nicht so tun, als sähen wir nichts. Wir setzen uns für unsere Mitmenschen ein, das geht so weit, daß wir dabei unsere eigenen Schwierigkeiten zurückstellen. In der SGI handeln viele so. Das hat sich in Aktionen unserer Mitglieder, für die eine Niederlage undenkbar gewesen wäre, bei dem Erdbeben in Kansai gezeigt. Jeder war von dem Unglück betroffen. Aber sie handelten und gaben dabei ihr Letztes. Ihre Handlungen, Worte und Gesten der Ermutigung wurden zur Quelle von Hoffnung und Mut für zahllose Mitmenschen.
Die Mitglieder chanteten ernsthaft vor dem Gohonzon für ihre leidenden Freunde und vergaßen darüber die Zeit. Wenn sie in die vom Schmerz gezeichneten Gesichter der Freunde sahen, sprachen sie ihnen Mut zu. "Alles wird wieder gut. Das werden wir überwinden!". Niemand hatte ihnen gesagt, daß sie das tun sollten. Man hätte auch in der Situation nicht von den Menschen erwarten können, sich so unermüdlich für andere einzusetzen.
Wenn man davon abhängig ist, was andere denken, oder an Formalitäten oder Äußerlichkeiten hängt, kann man nicht die Kraft zeigen, die von Anfang an in unserem Leben vorhanden ist. Diese Kraft können wir jedoch hervorbringen, wenn wir uns aufrichtig den Menschen und kosen rufu widmen.
Der Buddha, der im Ursprung mit den drei Körpern, d.h. mit der im Leben vorhandenen grenzenlosen Kraft ausgestattet ist, manifestiert sich kraftvoll in einem Menschen mit einer solchen Einstellung von fester Entschlossenheit, einem Menschen der Tat.
Wie sonst sollte der Buddha erscheinen, wenn nicht in solch einem Menschen? Wer sonst könnte der "mit den drei Körpern ausgestattete Buddha" sein? Es ist unser Leben, das in dem folgenden Abschnitt der Ongi Kuden beschrieben wird: "Es dauert Millionen von kalpas, bis man den Weg des Buddhas erlangt, wenn Sie aber mit festem Glauben (an den Gohonzon) große Anstrengungen auf dieses Ziel richten, manifestieren sich die drei im Leben vorhandenen Körper des Buddhas sofort."[^268]
Wir selbst können die drei ewig im Leben vorhandenen Körper, den unendlichen Zustand im Leben des Buddhas manifestieren. Das ist der Zustand, der selten erreicht wird. obwohl man ihn anstrebt. Es ist ein Zustand, der so groß ist, daß den Menschen auch nur der Wunsch, ihn zu suchen, höchst selten kommt. Durch das eine Wort "Glauben", dadurch daß wir das Mystische Gesetz annehmen, ohne aufzugeben, können wir aus uns selbst die uns innewohnende Buddhaschaft manifestieren. Wie das Sutra sagt, können wir (aus uns) selbst die Buddhaschaft erlangen. Das Sutra sagt auch: "Wir haben diese Ansammlung unübertroffener Juwelen erlangt, ohne sie gesucht zu haben."[^269].
Wir haben den höchsten Schatz in unserem Herzen. Der Mut, Schwierigkeiten zu begegnen, grenzenlose Hoffnung, brennende Leidenschaft und unerschöpfliche Weisheit sind die Facetten des Juwels, das wir von Anfang an besitzen. Wer im Glauben mit dieser Überzeugung vorangeht, ist ein Buddha. Sein Leben wird zu einer "Ansammlung unübertroffener Juwelen". Leben für Leben wird er ein Mensch von Wohlstand und Einfluß sein und ein Leben großer Erfüllung leben.
Letztendlich erlangt man die Buddhaschaft (aus sich) selbst und erhält sie von niemandem. Wir erlangen sie durch unsere eigene Anstrengung. Durch den Glauben an das Mystische Gesetz können wir selbst den Zustand absoluter Freiheit des ewigen, unvergänglichen "Selbst" manifestieren. Das ist das Wesen des Jigage und die Schlußfolgerung des Juryo-Kapitels.
Teil 38
Wer sich beständig auf den Gohonzon verläßt, ist stark
I do shujo ko . Hoben gen nehan. Ni jitsu fu metsu-do. Jo ju shi seppo. Ga jo ju o shi. I sho jin-zu-riki. Ryo tendo shujo. Sui gon ni fu ken.
Um die Menschen zu retten, benutze ich das geeignete Mittel, und gehe scheinbar ins Nirvana ein. In Wahrheit aber werde ich nicht ausgelöscht. Ich bin immer hier und predige das Gesetz.
Ich bin immer hier, aber durch meine übernatürlichen Kräfte mache ich es möglich, daß die Menschen mich in ihrer Verwirrung nicht sehen, selbst wenn ich in der Nähe bin.[^270]
Ein geeignetes Mittel - der Buddha stirbt nur scheinbar
Im ganzen Land entwickelt sich jetzt eine Bewegung von Diskussionsversammlungen, ein blühender Dialog zwischen den Menschen.
Die Diskussionsversammlung ist ein wunderbares Forum des Lebens. Wo solche Freude, grenzenlose Lebenskraft und Solidarität im Glauben an den Gohonzon ist, müssen sich alle buddhistischen Götter des Universums versammeln, und die Buddhas und Bodhisattwas hüllen alle in Glück und Wohltaten ein. Durch diesen kraftvollen Austausch wächst die SGI schnell an Brillanz und Stärke.
Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda freuen sich zweifellos an dieser harmonischen Solidarität. Es ist sicher, Nichiren lobt Sie alle.
Wir wollen heute noch einmal gemeinsam die buddhistische Lehre vom Leben studieren.
Es ist ein geeignetes Mittel, daß ich scheinbar ins Nirvana eingehe
Shakyamuni, der die Buddhaschaft in der fernen Vergangenheit von gohyaku-jintengo erlangte, ist der Buddha, der ewig die Menschen in den drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Erleuchtung führt. Warum stirbt ein Buddha, dessen Leben ewig ist?
Die Antwort ist, daß das ein “geeignetes Mittel” ist, "um die Menschen zu retten". Der Buddha geht also ins Nirvana ein (er wird ausgelöscht bzw. er stirbt) und benutzt dies als ein ”geeignetes Mittel”, um die Menschen zur Buddhaschaft zu führen.
“Nirvana” bezeichnet einen Zustand der Ruhe, den man durch die Überwindung irdischer Begierden (Wünsche) erreicht. Die Lehren des Hinayana haben darüber hinaus das Ziel des vollständigen Nirvana. Diesen Zustand erreicht man dadurch, daß man sich nicht nur von den irdischen Begierden befreit, sondern durch den Tod auch von dem Einfluß des Körpers. Aus diesem Grunde galt demnach der Tod eines Buddhas als das Eintreten ins Nirvana.
Im Juryo-Kapitel (16.) des Lotos-Sutras steht, daß es ein “geeignetes Mittel” ist, daß der Buddha “scheinbar ins Nirvana eintritt”. Die Wahrheit ist, daß er wegen seines Mitgefühls und seiner Weisheit ewig alle Menschen zum Glück führt.
Diese grundlegende Stabilität im Leben des Buddhas resultiert aus seiner beständigen Tat, die Menschen zu retten, so wie die Stabilität eines Brummkreisels von der Geschwindigkeit des Dralls abhängig ist. Der Zustand im Leben des Buddhas, das durchdrungen ist von Mitgefühl und Weisheit, ist von absoluter Erhabenheit und Ruhe.
Das wirkliche Nirvana liegt nicht im körperlichen und geistigen Auslöschen, sondern in der Vervollkommnung der Weisheit. Vollkommene Weisheit ist grenzenlos. Sie wirkt zusammen mit dem Mitgefühl. Sie manifestiert sich als die ewige Tat des Buddhas, die Menschen zum Glück zu führen. In diesem Abschnitt des Sutras werden die "übernatürlichen Kräfte" des Buddhas erwähnt. Im Grunde genommen sind das die Funktionen von "Mitgefühl gepaart mit Weisheit", mit denen das Leben des Buddhas ausgestattet ist.
Vom Standpunkt des Buddhismus Nichirens ist diese vollkommene Weisheit eine ursprüngliche Eigenschaft unseres Lebens. Unser Leben ist auf ewig mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet. Wer sich nicht an dieses ursprüngliche Selbst erinnert, ist mit den Worten des Sutras "in der Wahrnehmung getrübt".
Der Buddha wacht über seine Kinder wie ein besorgter Vater oder eine besorgte Mutter
Für den Buddha sind "Menschen in ihrer getrübter Wahrnehmung" wie Kinder, die noch nicht das Alter erreicht haben, in dem sie unterscheiden können.
Es kann vorkommen, daß ausgelassene Kinder sich durch die ständige Aufsicht von Eltern bedrängt fühlen. Sobald aber Vater oder Mutter einmal für kurze Zeit fortgehen, ruft das Kind nach ihnen und sucht sie. Ähnlich kann ein verwirrter Mensch sein Glück, dem Buddha begegnet zu sein, nur dann schätzen, wenn dieser stirbt. Der Buddha betrachtet alle Menschen als seine Kinder. Er versteht die Menschen wie ein Vater oder eine Mutter und setzt sich auf unterschiedliche Weise für sie ein. Dabei verwendet er verschiedene “geeignete Mittel”. Sein Sterben ist das letzte ihm zur Verfügung stehende geeignete Mittel.
Der Buddha wacht beständig über die Menschen, er ist an ihrer Seite. Er ist "immer hier und predigt das Gesetz". Es ist jedoch seine Absicht, daß man ihn nicht sieht. So sagt Shakyamuni, daß er dafür sorgt, daß die Menschen "mich nicht sehen, selbst wenn ich in der Nähe bin".
Warum tut der Buddha das? Weil es erforderlich ist, um die Menschen zu ihrem wahren Selbst zu erwecken und dazu zu bringen, daß sie sich selbst vertrauen.
Um bei dem Bild von Eltern und Kindern zu bleiben - man könnte sagen, der Buddha regt uns mit einem Spiel wie "Verstecken" an. Man sagt, daß diese Spiele für die psychologische Entwicklung bei Kindern sehr wichtig sind, weil sie ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen fördern, daß jemand bestimmt in der Nähe ist und wieder auftauchen wird, obwohl man ihn im Augenblick nicht sieht.
Die Entwicklung dieses Bewußtseins fördert die Kraft des Selbstvertrauens. Man könnte sagen, im Herzen des Kindes ist ein Mensch, dem es fest vertrauen kann, selbst wenn dieser Mensch nicht anwesend ist. Das führt dazu, daß das Kind mit einem Gefühl der Freiheit und Selbstvertrauen handeln kann.
Dieses Prinzip funktioniert auch noch, wenn die Kinder längst erwachsen sind. Das ist ein Gefühl von absoluter Gelassenheit, die wir in dem Bewußtsein haben, daß es jemanden gibt, dem wir von ganzem Herzen vertrauen können. Das ist die Ursache für Mut und vor allem Stärke.
Unsere Beziehung mit dem Buddha beschränkt sich nicht auf dieses Leben. Vater oder Mutter, die ständig über uns wachen, sind der ewige Buddha, der im Juryo-Kapitel offenbart wird.
Aber die verwirrten Menschen können den Buddha in ihrem eigenen Herzen nicht sehen. Deshalb schrieb Nichiren das Leben des Buddhas, d.h. seine eigene Identität, in Form des Gohonzon ein. Dieser Gohonzon ist ein Spiegel für uns, so daß wir den Gohonzon in uns sehen können.
In der Gosho "Über den Schatzturm" schreibt Nichiren: "Abutsu-bo selbst ist der Schatzturm und der Schatzturm ist Abutsu-bo."[^271]
"Sie selbst sind tatsächlich der wahre Buddha, der die drei erleuchteten Eigenschaften besitzt. Sie sollten mit diesem Glauben Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten. Dann wird der Ort, an dem Sie leben und Daimoku chanten, der Schatzturm."[^272]
Wenn wir vor dem Gohonzon in Ehrfurcht beten, manifestieren wir das Leben des Gohonzon in uns. Durch den Spiegel des Gohonzon erleuchtet, tritt die Welt der Buddhaschaft spontan zutage.
Der Gohonzon, die Verkörperung der Seele des Daishonin, ist das Wesen des Lebens des Buddhas. Selbst wenn der Buddha ständig in dieser Welt ist, erscheint der Gohonzon jemandem ohne Glauben in seiner Form lediglich als Papier oder Holz. Trotzdem ist er die Verkörperung des edlen Lebens des Buddhas.
Zu dem "immer hier" des Satzes "Ich bin immer hier und predige das Gesetz" heißt es in den Ongi Kuden: "'Immer hier' bezieht sich auf den Ort, an dem die Ausübenden des Lotos-Sutras sind. 'Hier' ist die saha-Welt."[^273]
Der Buddha ist immer da, wo immer ein Mensch der Tat im Glauben und einem richtigen Lebenswandel Schwierigkeiten überwindet.
Zu "predige das Gesetz" heißt es in den Ongi Kuden : " . . . 'predige das Gesetz' ist der Klang der Worte aller Menschen, die das Gesetz mit der ihnen innewohnenden Weisheit predigen, die sie frei empfangen und nutzen. Jetzt im Späten Tag des Gesetzes bedeutet das Gesetz predigen, Nam-Myho-Renge-Kyo (zu chanten)."[^274] Der Buddha der grenzenlosen Freude (der Buddha des Mitgefühls und der Freiheit, der die Wohltaten des Mystischen Gesetzes frei empfängt und nutzt) manifestiert sich im Leben derjenigen, die Daimoku zum Gohonzon chanten. Nichiren lehrt also, daß wir auf der Grundlage des Glaubens die Weisheit des Buddhas hervorbringen und die Wohltaten des Buddhas in unserem Leben manifestieren können.
Wenn wir absolut darauf vertrauen, daß wir durch den Glauben an den Gohonzon ausnahmslos alle Leiden überwinden können, ist unser Leben voll grenzenloser Hoffnung. Dann tritt grenzenlose Stärke zutage. Das ist der kraftvollste und sicherste Weg zu leben.
Der Abschnitt: ". . . benutze ich das geeignete Mittel und gehe scheinbar ins Nirvana ein" beleuchtet nach Josei Toda die Frage, warum wir sterben, obwohl das Leben ewig ist. Er lehrte, daß aus der Sicht derjenigen, die die Wahrheit der Einheit von Leben und Tod sehen, der Tod ein geeignetes Mittel ist. Josei Toda verglich den Tod oft mit dem Schlaf. Wenn wir lange ohne Schlaf gewesen sind, werden wir müde und schlafen ein. Wenn wir nach einem gesunden Schlaf wieder erwachen, haben sich unsere Kräfte erneuert. Nach einem langen Leben werden wir schwach und sterben. Dann beginnen wir ein neues Leben voll frischer Vitalität.
Der Tod ist eine Phase des "Aufladens" für das nächste Leben. Wer sich dem Mystischen Gesetz widmet, wird sofort wiedergeboren, er kann sich in seinem neuen Leben zusammen mit den Freunden wieder für kosen rufu einsetzen. Diese Menschen können ein erfülltes Leben in Erfüllung ihrer Aufgabe führen, so wie sie es sich wünschen.
Im Buddhismus gibt es daher keine Furcht vor dem Tode oder ein Gefühl der Abwehr gepaart mit Resignation. Wenn wir unseren Blick auf die Wahrheit richten, daß der Tod ein geeignetes Mittel ist, können wir unter allen Umständen mit Würde und Haltung leben. So ist das Leben eines Buddhisten. Wir können jetzt und in allen Leben der drei Existenzen mit Kraft und Beharrlichkeit leben.
Wie Josei Toda jedoch immer betonte, gibt es trotz der Tatsache, daß wir "wiedergeboren" werden, keine Unterbrechung zwischen den einzelnen Leben. Unser Leben ist eine Fortsetzung des vergangenen Lebens und wird sich auch in einem zukünftigen Leben fortsetzen. Das Gesetz von Ursache und Wirkung wirkt ewig über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei verschwinden die in unserem Leben fest verankerten guten und die schlechten Ursachen nicht einfach.
Josei Toda lehrte, daß wir nach unserem Tode mit dem Universum verschmelzen: "Während unser Leben mit dem Universum verschmilzt, vermischt es sich nicht mit dem Leben anderer. Jedes Leben behält seine Integrität und erfährt Freude oder Trauer, je nachdem, was der Mensch während seines Lebens getan hat. Es ist, als würde man im Traum weinen oder lachen. Dann wird der Mensch in Übereinstimmung mit den richtigen äußeren Ursachen wiedergeboren, so als wenn man durch eine Störung vom Schlaf geweckt wird."
Aus diesem Grunde dürfen wir in diesem Leben nicht mit der Begründung aufgeben, daß es ja ohnehin immer ein neues Leben geben werde. Andererseits kann unverantwortliches und exzentrisches Handeln auch nicht damit gerechtfertigt werden, daß man ja schließlich nur einmal lebe.
Die Handlungen aus früheren Existenzen sind in unserem jetzigen Leben enthalten. Die Ursachen für unsere gegenwärtige Leiden oder Freude, für Glück oder Kummer, liegen alle in unseren Taten der Vergangenheit. Der Buddhismus Nichirens macht es möglich, daß wir unser Schicksal grundlegend verändern. Wenn wir die Ewigkeit des Lebens zum Grundsatz unseres Lebens machen, ist unser gegenwärtiges Leben das erste, was wir ändern.
Wenn wir vor dem Gohonzon beten, entsteht die Veränderung in der Tiefe unseres Lebens. Starke, reine Kraft tritt in Fülle zutage. Die schweren Ketten unseres Schicksals werden gesprengt. Es erscheint unsere ursprüngliche Identität, die frische, robuste Welt der Buddhaschaft.
Mit unserer eigenen menschlichen Revolution können wir immer diese neue Vitalität leben.
Teil 39
Unser Bestreben verleiht unserem Leben Glanz
Shu ken ga metsu-do. Ko kuyo shari. Gen kai e renbo. Ni sho katsu-go shin. Shujo ki shin-buku. Shichi-jiki i nyunan. Isshin yok ken butsu. Fu ji shaku shinmyo. Ji ga gyu shuso. Ku shutsu ryojusen
"Wenn die Menschen sehen, daß ich gestorben bin, wird man weit und breit meinen sterblichen Überresten Gaben darbringen. Alle sehnen sich in ihrem Herzen und dürsten danach, mich zu sehen. Wenn die Menschen wirklich treu, ehrlich und aufrichtig geworden sind, wenn sie in ehrenwerter Absicht und von ganzem Herzen den Buddha sehen wollen und nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet, dann werden ich und die Menge der Mönche zusammen auf dem Adlergipfel erscheinen."[^275]
Bei der Ausarbeitung dieser Vorlesung schrieb ich folgende Verse:
Jeden Morgen und jeden Abend,
wenn wir das Hoben- und das Juryo-Kapitel
rezitieren,
schwelgen wir
in der Harmonie des Universums.
Das morgendliche und abendliche Gongyo ist die Zeremonie, in der der Mikrokosmos unseres Lebens mit dem Makrokosmos des Universums in Harmonie verschmilzt. Der Klang des Mystischen Gesetzes - das sind die Stimmen, die Daimoku rezitieren - ist das Lied des Universums.
Beim Gongyo tauchen wir in die Symphonie des Mystischen Gesetzes ein, die im ganzen Universum erklingt. Die Buddhas, Bodhisattwas und buddhistischen Götter der drei Existenzen und zehn Richtungen überschütten uns mit Lob und beschützen uns. Ich hoffe und wünsche mir von Herzen, daß Sie alle in diesem Vertrauen ein fröhliches Leben führen.
Ich sagte bereits, daß jemand, der sich Kosen-rufu widmet, immer mit dem Buddha zusammen ist. In einer Zeit, in der auf viele die Bezeichnung "Hölle der Einsamkeit" zutrifft, gehen wir den einzigartigen Weg von Frieden, Ruhe und ewiger Freude eines Menschen, der immer mit dem Buddha zusammen ist. Außerdem gibt es jetzt überall in der Welt Bodhisattwas aus der Erde, die mit uns einig sind. Unser Leben ist in der Tat wunderbar.
Wer diesem einzigartigen Weg folgt, kann den Buddha jederzeit und überall treffen. Der folgende Abschnitt des Sutras vermittelt uns in dieser Hinsicht ein noch tieferes Verständnis.
Sich nach dem Buddha sehnen
Aus der Sicht des Buddhas ist "ins Nirvana eintreten" ein geeignetes Mittel. Tatsächlich ist der Buddha immer an unserer Seite. Es ist für die Menschen schwer, diese Wahrheit zu verstehen. Wenn aber der Buddha stirbt, werden sie ihn suchen, sich danach sehnen und dürsten, den Buddha zu sehen.
In der Absicht, die Leiden der Menschen zu bezwingen, sagt der Buddha: ". . benutze ich das geeignete Mittel und gehe scheinbar ins Nirvana ein"[^276]. Damit offenbart er die Bedeutung seines Todes. Danach spricht er voller Barmherzigkeit zu den Menschen:
"Wenn ich gestorben bin, werden die Menschen meinen sterblichen Überresten Gaben darbringen und danach dürsten, mich zu sehen. Wer ernsthaft den Buddha sucht, kann mich bestimmt treffen. Ich werde mit meinen Schülern hier auf dem Adlergipfel erscheinen". Mit diesen Worten offenbart der Buddha, wie besorgt er um die Menschen nach seinem Tode ist.
Die Beziehung zwischen dem Buddha und seinen Schülern ist nicht nur auf ein Leben beschränkt. Grundsätzlich besteht die Einheit von Meister und Schüler ewig über die drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich bin immer mit Josei Toda zusammen, das habe ich aus all meinen Kämpfen gelernt.
Obwohl der Buddha nahe ist, können wir unsere Beziehung mit ihm nicht fühlen, wenn wir herumsitzen und nichts tun. Dieser Abschnitt des Sutras zeigt uns deutlich die Einstellung, die wir gegenüber dem Buddha haben sollen.
Zunächst, sagt er: "wird man weit und breit meinen sterblichen Überresten Gaben darbringen". Damit ist nicht die Aufforderung im wörtlichen Sinne gemeint, den sterblichen Überresten Gaben zu machen. Es ist vielmehr der Ausdruck der Verbindung mit dem Buddha im Glauben.
Die höchste Gabe für den Buddha ist nicht die Verehrung von Erinnerungsstücken. Es geht um das Erbe der geistigen Einstellung des Buddhas. Es ist also das Bemühen, den Geist des Buddhas als den eigenen zu manifestieren. Der Buddha ist der Überzeugung, daß jeder Mensch Buddha ist, und er hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, die Menschen von ihrem Leiden zu befreien.
Das Lotos-Sutra verkörpert den Geist Shakyamunis. Der Geist Nichirens ist manifestiert in den Drei Großen Esoterischen Gesetzen und der bedeutenden Aufgabe von Kosen rufu, alle Menschen zum Glück zu führen. In unserer Zeit bedeutet "wird man weit und breit meinen sterblichen Überresten Gaben darbieten", vor dem Gohonzon Daimoku zu rezitieren und Aktivitäten für Kosen-rufu zu machen.
Glaube heißt letztendlich, sich von ganzem Herzen dem Gohonzon zu widmen und eine Einstellung zu entwickeln, daß man sich nach dem Buddha sehnt und danach dürstet, den Gohonzon zu sehen.
Nichiren schreibt in einem Brief an Myoichi-ama: "Was wir Glauben nennen, ist nichts Außergewöhnliches. Wir sollten unser Vertrauen in das Lotos-Sutra (den Gohonzon) setzen und Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, so wie eine Frau ihren Ehemann liebt, weil er sein Leben für sie einsetzt, so wie Eltern ihre Kinder nicht verlassen und ein Kind sich weigert, seine Mutter zu verlassen. Das verstehen wir unter Glauben."[^277]
Die Liebe zwischen Mann und Frau oder Eltern und Kindern ist Ausdruck der einfachen Menschlichkeit eines reinen menschlichen Herzens.
Es kann sein, daß selbst diese Liebe in unserer Zeit schwach und verwässert ist. Wenn ein Mensch, wie reich und angesehen er auch sein mag, keine menschliche Wärme mehr gibt oder bekommt, dann geht es ihm schlecht. Es gibt keine größere Qual.
Myoichi-ama, die Empfängerin dieses Briefes war eine Frau, die diese Einstellung sehr hoch schätzte. Trotz ihrer schwierigen Lebenslage besaß sie einen unendlichen inneren Reichtum. Darüber hinaus waren diese Worte des Daishonin für sie mehr als eine einfache Metapher.
Inmitten der stürmischen Attacken gegen die Anhänger Nichirens im Zusammenhang mit der Verfolgung von Tatsunokuchi und dem Exil auf Sado behielten Myoichi-ama und ihr Ehemann standhaft ihren Glauben bei.
Sie mußten verschiedene Verfolgungen wegen ihres Glauben an das Lotos-Sutra ertragen, bis hin zur Beschlagnahme ihres Lehens.
Hinzu kam, daß Myoichi-amas Ehemann starb, bevor ihn die Nachricht von der Begnadigung Nichirens erreichte. Myoichi-amas Kinder waren krank, sie selbst war sehr geschwächt.
Sie kämpfte heldenhaft, behielt ihren Glauben und machte die Ausübung für sich und ihren verstorbenen Mann. Trotz ihrer eigenen schwierigen Situation schickte sie ihre Arbeiter zu Nichiren nach Sado und später zum Berg Minobu, damit sie für ihn arbeiteten. Sie kämpfte hart und hatte immer die Botschaft der Hoffnung im Herzen, mit der sie der Daishonin immer wieder aufrichtete: "Wer an das Lotos-Sutra glaubt, ist wie im Winter, der sich unweigerlich in den Frühling wandelt"[^278].
Nichiren schrieb ihr auch diese Worte der Ermutigung: "Ihr Ehemann gab sein Leben für das Lotos-Sutra. Sein ganzer Lebensunterhalt hing von einem kleinen Lehnsgut ab, und das wurde wegen seines Glaubens beschlagnahmt. Zweifellos entsprach das der Tat, sein Leben für das Lotos Sutra zu geben. .... Ihr Mann war ein gewöhnlicher Sterblicher, deshalb war er seinen Leiden ausgeliefert wie ein in Feuer geworfenes Papier. Daher werden sein Nutzen mit Gewißheit so groß sein wie Ihre. Im Antlitz der Sonne und des Mondes wacht er jeden Augenblick über seine Frau und seine Kinder, Tag und Nacht. Da Sie und Ihre Kinder gewöhnliche Sterbliche sind, können Sie ihn nicht sehen und hören, aber genauso wenig hört der Taube den Donner oder sieht der Blinde die Sonne. Zweifeln Sie aber nicht, daß er in Ihrer Nähe ist und Sie beschützt."[^279]
Welchen Mut und welche Stärke müssen diese Worte Myoichi-ama gegeben haben!
Jemand, der am meisten leidet, verdient es, am glücklichsten zu werden. Das ist Buddhismus. Das ist der Geist Nichirens.
Das vorher genannte Gosho-Zitat: "Was wir Glauben nennen, ist nichts Außergewöhnliches" ist aus einem Brief an Myoichi-ama, den ihr Nichiren nach einem über sieben Jahre andauernden schwierigen Kampf schrieb. Sie war während dieser Zeit nicht einen Schritt zurückgewichen.
Myoichi-ama hatte diesen Kampf für sich und ihren verstorbenen Mann geführt, sie konnte ihre Kinder in hervorragender Weise erziehen. Nichiren ermutigt sie, zum Gohonzon mit der gleichen Liebe und Zuneigung wie für ihren verstorbenen Mann und ihre Kinder zu chanten. Das ist nach seinen Worten Glauben.
Die letztendliche Definition von Glauben ist schwierig und dennoch ganz einfach. Kurz gesagt bedeutet es, einen Geist der Suche gegenüber dem Gohonzon beizubehalten, ganz gleich wie unsere Umstände auch sein mögen. Wenn wir den Buddha mit dem ehrlichen und reinen Herzen eines Kindes suchen, das einfach nur Mama ruft, wenn die Mutter nicht da ist, oder einer Mutter, die ihr Kind umarmt, dann entsteht in unserem Herzen ein unzerstörbarer Palast des Glücks.
Im Gegensatz dazu wird die Verbindung im Glauben mit dem großartigen Leben des Buddhas für jemanden, der tiefe Zweifel hat und wie hinter einer undurchsichtigen Wand lebt, vollkommen unmöglich sein.
Das lehrt das Jigage. Glaube heißt, "sich danach sehnen und danach dürsten, den Buddha zu sehen". Das ist gemeint mit "wirklich treu, ehrlich und aufrichtig in ehrenwerter Absicht". Es bedeutet ganz und gar ehrlich und aufrichtig in seiner Einstellung gegenüber dem Buddha, dem Gohonzon zu sein. Das ist etwas anderes als die starre Haltung eines Menschen mit einem harten und verschlossenen Herzen.
Das Objekt der Verehrung
Dieser Abschnitt aus dem Sutra erläutert auch die richtige Glaubenseinstellung: ". . . von ganzem Herzen den Buddha sehen wollen und nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet".
Das ist die Einstellung eines Menschen, der von ganzem Herzen wünscht, den Buddha zu sehen, selbst wenn es sein Leben kostet. Wenn wir uneingeschränkt mit solch einem aufrichtigen Glauben praktizieren und von Herzen den Buddha suchen, dann erscheint der Buddha zusammen mit seinen vielen Schülern auf dem Adlergipfel. Wir können also den Buddha jederzeit sehen.
Josei Toda sagte dazu in einer Vorlesung: "Wenn sich der Buddha feierlich in unserem Leben manifestiert, sind wir zweifellos frei von allem Leiden. Wenn wir also den Gohonzon verehren, wird der Gohonzon in uns erscheinen, auch wenn wir uns dessen nicht bewußt sind. Unser Körper wird zum Adlergipfel. Die Kraft des Dai-Gohonzon, die Kraft des Daishonin, füllt unser Leben."
Wer die Einstellung hat, daß er von ganzem Herzen wünscht, den Buddha zu sehen, und auch nicht zögert, sein Leben einzusetzen, kann zweifellos den Zustand erreichen, der in den Worten ausgedrückt ist: "Dann werden ich und die Menge der Mönche zusammen auf dem Adlergipfel erscheinen."
In beiden Sätzen steht das "dann". Das legt dar, daß, wenn unser Herz ganz darauf gerichtet ist, "den Buddha zu sehen", wir ohne jeden Zweifel von dem immensen Mitgefühl des Buddhas umgeben sind.
Das "dann" heißt nicht "irgendwann" oder "in der Zukunft". Es bedeutet das Erlangen der Buddhaschaft durch das Prinzip von "das Gesetz annehmen ist Erleuchtung". Wenn wir mit starkem Glauben an den Gohonzon aufstehen, dann - zu dem Zeitpunkt, genau in dem Augenblick - tritt das Leben des Buddhas in uns zutage. Der Platz, an dem wir sind, wird zum Adlergipfel, zum Land des Buddhas. Das ist der Ort, an dem der Buddha wohnt.
Nichikan (Shonin) sagt: "Wenn man Nam-Myoho-Renge-Kyo im Glauben an den Gohonzon chantet, wird das Leben sofort zum Objekt der Verehrung von ichinen sanzen: es wird das Leben Nichirens."
Das Leben des Gohonzon, das Leben Nichirens, manifestiert sich sofort in uns. Es gibt keine größere Wohltat!
Alle Menschen besitzen ausnahmslos diesen höchsten Schatz der Buddhaschaft. Diese Gleichheit ist das "Herz des Lotos-Sutras". Das Herz des Daishonin hat allen Menschen des Späten Tages tatsächlich den Zugang zu diesem Schatz ermöglicht. Der Schlüssel dazu ist der Glaube von Menschen, die sich von ganzem Herzen danach sehnen, den Buddha zu sehen, und den Glauben so ausüben, daß sie "nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet". Die Voraussetzung, die Buddhaschaft zu erlangen, ist also, daß man den Buddha aufrichtig sucht. Hinzu kommt die ernsthafte Ausübung.
Allerdings beinhaltet dieses "und nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet" nicht eine Abwertung des Lebens. Wer sein Leben leicht nimmt, verstößt gegen den Geist des Lotos-Sutras. Die wahre Bedeutung dieses Abschnitts ist, daß wir unser Ego - unser kleines Selbst - ohne Zögern überwinden und statt dessen ein Leben auf der Grundlage unseres großartigen wahren Selbst führen.
Die wahre Bedeutung von "und nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet" liegt darin, sein höchstes Potential in dieser realen Welt hervorzubringen, indem man das Mystische Gesetz zur festen Grundlage seines Lebens macht.
Einem Menschen, der das Mystische Gesetz verehrt und die Ausübung in diesem Geiste macht, sind keine Grenzen gesetzt, sein Leben zu bereichern und zu erweitern. Deswegen ist es wichtig, daß wir den Wünschen unseres kleinen Selbst in der Ausübung unseres Glaubens nicht nachgeben. Das Mystische Gesetz ermöglicht uns ein vollkommen erfülltes Leben. Der Kernpunkt in der Ausübung dieses Buddhismus ist, daß man nie in eine Sackgasse des Leidens gerät.
Der Gohonzon ist eine "Ansammlung von Wohltaten". Er enthält alle Wohltaten. Unser Herz, unser Glaube und unsere Ausübung sind der Schlüssel zum gesamten Universum. Das wahre "Objekt der Verehrung" von "sein eigenes Herz zu sehen" ist das Objekt der Verehrung des Glaubens. Nichts zählt mehr als der Glaube.
Ein Mensch mit einem starkem Glauben, der den Buddha sucht, strahlt. Das Leben eines solchen Menschen wird zum Juwel. Das ist die Wirkung der Ausübung des Buddhismus Nichirens.
Wie bereits erwähnt, ist das Jigage ein Lied zum Lobe des wahren Selbst. Sie selbst sind es, Ihr Herz ist es, das das Objekt der Verehrung in Ihrem Leben öffnet. Solange wir einen unerschütterlichen Glauben haben, können wir ein würdevolles Selbst erschaffen. Dann ist es, als ob wir stark sind wie ein Berg, der keinen Sturm fürchten muß.
Nichiren sagt: "Betrachten Sie Leiden und Freude als Tatsache des Lebens und chanten Sie unter allen Umständen weiter Nam-Myoho-Renge-Kyo."[^280] Echter Glaube, der das Mystische Gesetz wirklich verehrt, zeigt sich darin, daß man die Ausübung in Zeiten des Leids und der Freude fortsetzt.
Teil 40
Geh auf, Sonne der ewigen Freude, über dem Meer der Leiden
Der 11. Februar ist der Geburtstag meines Mentors Josei Toda. Jedesmal, wenn sich dieses Datum jährt, hüpft mein Herz vor Freude. Der Geburtstag Josei Todas wird heute von Menschen in ganz Japan und in der Welt gefeiert. Dieser Gedanke freut mich wirklich.
Von besonderer Bedeutung ist an diesem Geburtstag, daß Josei Toda genau vor 50 Jahren begann, das Lotos Sutra nach dem Kriege zu lehren. Seine Vorlesungen sind mir immer im Gedächtnis. Ich habe in dieser Serie die einzelnen Teile seiner Vorlesungen zusammengefügt in dem Wunsch, die Gedanken meines Lehrers, die tiefgründig und einleuchtend waren, an zukünftige Generationen weiterzugeben. Seine Vorlesungen waren erfüllt von seiner Liebe zu den Menschen.
Nun können Menschen auf der ganzen Welt durch diese Vorlesungen seine grenzenlos tiefe Führung von Weisheit und Überzeugung studieren. So können sich Inspiration und Entschlossenheit ausbreiten. Das ist die größte Feier seiner Geburt. Mir ist, als sähe ich Josei Toda am Adlergipfel mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.
In der letzten Vorlesungsreihe haben wir im (16.) Juryo-Kapitel den folgenden Teil besprochen:
"Wenn die Menschen wirklich treu, ehrlich und aufrichtig geworden sind, wenn sie in ehrenwerter Absicht und von ganzem Herzen den Buddha sehen wollen und nicht zögern, selbst wenn es ihr Leben kostet, dann werden ich und die Menge der Mönche zusammen auf dem Adlergipfel erscheinen."[^281]
Hierin liegt für die Menschen des Späten Tages der Schlüssel zur Buddhaschaft. Die Erleuchtung Josei Todas im Gefängnis, die zum Ausgangspunkt der Entwicklung der Soka Gakkai in der Nachkriegszeit wurde, war, daß er diesen Abschnitt des Jigage mit seinem Leben gelesen hat.
In diesem Teil der Vorlesungsreihe wollen wir die Bedeutung dieser Zeilen aus einer noch tieferen Sicht, nämlich vom Standpunkt Nichirens betrachten.
Die feierliche Versammlung auf dem Adergipfel dauert an
Das Jigage ist ein Gedicht oder Lied für die Menschen nach dem Tode Shakyamunis, insbesondere für die Menschen im Späten Tag des Gesetzes. Innerhalb des Jigage offenbart gerade dieser Abschnitt den Schlüssel für die Menschen des Späten Tages zur Buddhaschaft.
Der Schlüssel liegt in den Worten "von ganzem Herzen". Der Buddhismus Nichirens erklärt das Geheimnis dieses "von ganzem Herzen" für alle Menschen in Form von Nam-Myoho-Renge-Kyo der Drei Großen Geheimen Gesetze und macht es ihnen zugänglich.
In dem "Brief an Gijo-bo" sagt Nichiren: " Im Jigage , dem Versteil dieses Kapitels, heißt es: 'Einzig beseelt vom Herzenswunsch, den Buddha zu sehen, tut ihnen ihr Leben nicht leid.'"[^282]
Nichiren erklärt die in "von ganzem Herzen" enthaltene Bedeutung folgendermaßen: "'von ganzem Herzen den Buddha sehen wollen', ist auch der Wunsch, den Buddha im eigenen Herzen zu sehen, sich innerlich darauf zu konzentrieren, den Buddha zu sehen. Wenn man sein eigenes Herz sieht, sieht man den Buddha."^283
Der Daishonin deutet das "von ganzem Herzen den Buddha sehen wollen" als sein eigenes Herz, (also den Buddha) sehen zu wollen. Er sagt, daß "das Herz eines gewöhnlichen Sterblichen, das den Buddha sucht", selbst das "Herz des Buddhas" offenbart. Er sagt auch, daß jemand, der die Buddhaschaft in seinem Herzen wahrnimmt, die Wirkungen des Buddhas erlangt, der in Ewigkeit mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist.
Darin liegt das tiefste Geheimnis des Lebens. Mit diesem Glauben ist der einfache Mensch ein Buddha, der die mystischen Prinzipien des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten und der Wirklichkeit der 3.000 Welten in einem einzigen Augenblick (ichinen sanzen) verkörpert.
Für uns im Späten Tag manifestierte Nichiren "das Herz des Buddhas" und "die Wirkung des Buddhas, der ewig mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist" mit dem Gohonzon. Im Späten Tag ist der Buddha, den wir "von ganzem Herzen suchen" sollten, der Gohonzon.
Entsprechend erklären die nächsten Zeilen "dann werden ich und die Menge der Mönche auf dem Adlergipfel erscheinen" das Erscheinen des Gohonzon. Das wird in den ongi kuden an der Stelle bestätigt, wo es heißt: "Der Gohonzon ist die Verwirklichung und die Manifestation dieser Stelle des Lotos-Sutras".[^284]
Die Zeremonie auf dem Adlergipfel im Lotos-Sutra ist die Zeremonie des Lebens, in der die Buddhaschaft Shakyamunis offenbart wird. Sie zeigt das Leben des Buddhas, das so groß ist wie das Universum.
Das "ich" in diesem Abschnitt bezieht sich auf Shakyamuni, also die Welt der Buddhaschaft, "die Menge der Mönche" bezieht sich auf die Bodhisattwas und die Menschen der zwei Fahrzeuge, und "zusammen" steht für alle Wesen der zehn Welten. Die Zeremonie auf dem Adlergipfel offenbart also das Leben des Buddhas, das die mystischen Prinzipien des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten und ichinen sanzen verkörpert. Der Daishonin stellte die Zeremonie auf dem Adlergipfel (d.h. die Zeremonie in der Luft) in Form des Gohonzon dar, das heißt, er manifestierte mit dem Gohonzon die in seinem Leben existierende Welt der Buddhaschaft - das Leben des Buddhas, das ewig mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist.
Aus diesem Grunde sagt Nichiren: "Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Versammlung auf dem heiligen Gipfel, die in der Feierlichkeit andauert und noch nicht aufgelöst ist."[^285] Die Zeremonie auf dem Adlergipfel dauert also noch an.
Nichiren sagt: "Wo immer wir wohnen und das eine Fahrzeug ausüben, wird dieser Platz zum"wichtigsten Ort" des ewig ruhigen Lichts. Ohne einen Schritt zu tun, können unsere Schüler und die Laien den Adlergipfel in Indien sehen. Sie gehen Tag und Nacht zum Land des ewig ruhigen Lichts, das immer existiert, und kehren von dort zurück."[^286]
Wenn wir vor dem Gohonzon Daimoku chanten, nehmen wir unseren Platz in der feierlichen Zeremonie in der "Versammlung auf dem Adlergipfel" ein. Wenn wir aufrichtig Daimoku rezitieren, erscheint der Adlergipfel in unserem Leben. Unser Leben selbst wird zur Zeremonie in der Luft. Unsere Handlungen im täglichen Leben werden zu Handlungen von Menschen, die auf dem Adlergipfel versammelt sind. Wie wunderbar!
Man könnte auch sagen, daß die Mitglieder der SGI, die als Schüler Nichirens in der Einigkeit von itai doshin (verschiedene Körper - ein Geist) Kosen rufu verwirklichen, in gewissem Sinne die "Versammlung auf dem heiligen Gipfel, die andauert (und noch nicht beendet wurde)" darstellen.
Josei Toda hatte während des Krieges im Gefängnis eine Erfahrung, in der er sich selbst während der Zeremonie in der Luft als Bodhisattwa aus der Erde wahrnahm. Er hat also selbst die "Versammlung auf dem heiligen Gipfel, die in ihrer Feierlichkeit andauert und nicht aufgelöst wurde" erlebt. Die damalige Erkenntnis Josei Todas, daß seine Aufgabe die eines Bodhisattwa aus der Erde war, wurde zum Ausgangspunkt für die Entwicklung der Soka Gakkai in der Nachkriegszeit.
Als Nichijun Shonin hörte, wie wir nach dem Tode Josei Todas schworen, uns in Einigkeit für die Verwirklichung von Kosen rufu einzusetzen, sagte er: "Für mich ist sie (die Soka Gakkai) wirklich 'die Versammlung auf dem heiligen Gipfel, die in Feierlichkeit andauert (und nicht aufgelöst wurde)'. Sie ist also das wahre reine Land des Adlergipfels. Sie ist die große Versammlung des Buddhas und verdient daher meine größte Hochachtung."
Die SGI ist wahrhaftig eine edle, erhabene Versammlung der Kinder des Buddhas. Sie ist die "Versammlung auf dem heiligen Gipfel, die in Feierlichkeit andauert (und noch nicht aufgelöst ist)". Die SGI ist eine Ansammlung von Bodhisattwas aus der Erde, die wie in der Zeremonie auf dem Adlergipfel erschienen sind, um alle Menschen des Späten Tages zur Erleuchtung zu führen und damit ihren ewigen Schwur zu erfüllen. Wir sind ewig Gefährten, die zusammen in den drei Existenzen das Gesetz verbreiten.
Ga jigo shujo. Jo zai shi fu-metsu. I ho-ben-rik ko. Gen u metsu fu metsu. Yo-koku u shujo. Kugyo shingyo sha. Ga bu o hi chu. I setsu mujo ho. Nyoto fu mon shi. Tan ni ga metsu-do. Ga ken sho shujo. Motsu-zai o kukai. Ko fu i gen shin. Ryo go sho katsu-go. In go shin renbo. Nai shutsu i seppo
"Zu der Zeit werde ich den Menschen erzählen, daß ich immer hier bin und niemals sterbe. Aber nur durch die Kraft eines geeigneten Mittels, zeige ich manchmal, daß ich gestorben bin und manchmal wieder nicht. Wenn es in anderen Ländern Menschen gibt, die glauben wollen, werde ich auch dort erscheinen und für sie das unübertroffene Gesetz predigen. Ihr aber habt nichts davon gehört, so daß Ihr annehmt, ich wäre gestorben. Wenn ich die Menschen ansehe, erkenne ich, daß sie in einem Meer von Leiden versinken, deswegen zeige ich mich nicht, so daß sie nach mir dürsten. Wenn ihr Herz voll Sehnsucht ist, erscheine ich schließlich und predige ihnen das Gesetz."[^287]
Der Buddha ist eine Sonne der Menschen
Der Buddha erscheint immer da, wo Menschen sind, die ihn suchen. Er erhellt ihr Leben mit einem Licht so hell wie die Sonne.
Einer der Schüler Shakyamunis verfaßte ein Gedicht zum Lobe seines Lehrers: "Seht den Glanz des Großen. Leuchtet er nicht wie die Sonne am Himmel?"
Die Sonne in ihrer Erhabenheit scheint immer, selbst wenn sie manchmal von Wolken verdeckt ist und man sie von der Erde aus nicht sehen kann. So ist auch der Buddha immer in dieser Welt. "Ich bin immer hier und sterbe niemals" beschreibt diesen wahren Aspekt im Leben des Buddhas.
Wäre der Buddha beständig an der Seite der Menschen, würden sie vollkommen von ihm abhängig. Um seine Schüler dazu zu bringen, daß sie sich auf sich selbst verlassen, nutzt Shakyamuni "die Kraft eines geeigneten Mittels": "Manchmal scheint es, ich sei gestorben und manchmal wieder nicht". Er vermittelt also den Eindruck, manchmal zu leben und manchmal tot zu sein. Wenn die Sonne an einem Ort von Wolken verdeckt ist, bedeutet das nicht, daß sie von einer anderen Stelle aus nicht zu sehen ist. "Andere Länder" weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß das Mitgefühl des Buddhas sich auch auf andere Länder erstreckt.
Der Abschnitt "Wenn es Menschen in anderen Ländern gibt, die den ehrfürchtigen und aufrichtigen Wunsch haben, zu glauben, werde ich auch bei ihnen erscheinen und das unübertroffene Gesetz predigen" zeigt, daß der Buddha erscheint und das unübertroffene Gesetz verkündet, wo es Menschen gibt, die aufrichtig an ihn glauben, wo immer dies auch sein mag.
Im Sinne des Buddhismus Nichirens ist der Gohonzon der Buddha, der immer in dieser Welt ist und niemals stirbt oder der Buddha Nam-Myoho-Renge-Kyo. Das von diesem ewigen Buddha gelehrte unübertroffene Gesetz ist Nam-Myoho-Renge-Kyo. Wenn wir mit vorbehaltlosem Glauben Daimoku chanten, wird unsere Stimme zur Stimme des Buddhas, der immer hier ist und das unübertroffene Gesetz verkündet. Wenn wir beispielsweise über den tatsächlichen Beweis in unserem Leben sprechen, lehrt uns die Stimme des Buddhas die unübertroffene Kraft des Mystischen Gesetzes.
Die Worte ". . .erkenne ich, daß sie in einem Meer von Leiden versinken", deutet darauf hin, daß das große Licht von Mitgefühl des Buddhas sich auf alle richtet, die im Leiden versinken. Das buddhistische Gesetz bringt das Licht ewiger Freude in die Gesellschaft, die mit einem Meer des Leidens verglichen wird.
Bei dem Studium des Juryo-Kapitels sagte Josei Toda folgendes:
"Zumindest unter denen, die als Erwachsene in unserer Gesellschaft aktiv sind, wird wohl kaum einer sein, der eindeutig und ehrlich sagen könnte, daß das wirkliche Leben "voll Freude" ist. Wahre Freude im Leben hängt nicht davon ab, daß man genug Geld hat oder gesund ist. Es ist vielmehr ein Zustand, in dem die Freude aus der Tiefe des Seins kommt."
Sein Gebet für alle Mitglieder war, daß sie einen Zustand absoluten Glücks erreichen könnten, in dem das Leben selbst eine große Freude ist.
Das Gebet des Buddhas ist, daß alle Menschen denselben Zustand wie er selbst erreichen. Das Lotos-Sutra ist die Schrift, in der er den Weg dahin zeigt. Der Wunsch Shakyamunis ist, daß alle Menschen wie er ein Leben führen können, das mit einer Sonne verglichen werden kann. Das ist seine Aussage im Juryo-Kapitel.
Der Buddhismus Nichirens lehrt, wie man als Mensch so werden kann, daß man mit einer Sonne vergleichbar ist. Er lehrt den großen Weg wahren Selbstvertrauens.
Das Leben ist keineswegs eitel Sonnenschein. Es gibt dunkle Tage, Tage, die kalt und naß sind. Es gibt Zeiten, an denen wir im Schneesturm vor Kälte erschauern.
Was immer auch geschehen mag, wir sollten mit der Sonne im Herzen ohne Furcht vorangehen. Selbst in den kältesten Wintermonaten kommt das Licht des Frühlings näher. Mit dem Frühling schmelzen selbst die dicksten Schneemassen dahin und werden zu Wasser, das die Erde für die Blütenpracht des Frühlings bewässert.
Teil 41
Wir besitzen mit unserem Leben ein unzerstörbares Paradies
Jin-zu-riki nyo ze. O asogi ko. Jo zai ryojusen. Gyu yo sho jusho. Shujo ken ko jin. Dai ka sho sho ji. Ga shi do annon. Tennin jo juman. Onrin sho do-kaku. Shuju ho shogon. Hoju ta keka. Shujo sho yu-raku. Shoten gyaku tenku. Jo sas shu gi-gaku. U mandara ke. San butsu gyu daishu.
"Meine außerordentlichen Kräfte sind derart, daß ich schon seit asamkya kalpas immer auf dem heiligen Adlergipfel und an verschiedenen Orten bin. Wenn die Menschen meinen, die Welt geht unter und alles wird von einem großen Feuer verzehrt, bleibt dieses mein Land sicher und ruhig, voll von himmlischen und menschlichen Wesen. Die Hallen und Pavillons in den Gärten und Hainen sind mit verschiedenen Edelsteinen geschmückt. Prachtvolle Bäume sind voll von Blüten und Früchten, wo diese Menschen sich grenzenlos erfreuen. Sie machen beständig wunderbare Musik mit verschiedenen Instrumenten. Mandarava-Blüten regnen auf den Buddha und die große Versammlung herab."[^288]
Die Welt, wie sie der Buddha sieht
Was ist der Sinn des Lebens? Glücklich zu sein. Was ist das Ziel einer Religion oder eines Glaubens? Es muß das Glück des Menschen sein.
Was aber ist Glück? Was ist ein glückliches Leben?
Wenn das Glück im flüchtigen Vergnügen läge, wäre die Welt voll Glück. Sollte wahres Glück in einem Leben von Vergnügungen zu finden sein, müßte man sich vernünftigerweise einem solchen Leben hingeben.
Aber angesichts der Ewigkeit des Lebens über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist solch ein Glück ein Trugbild. Letzendlich wird es sich als hohl erweisen.
Der Buddhismus lehrt, wie man auf ewig unzerstörbares Glück verwirklichen kann, also den Zustand absoluten Glücks, wie Josei Toda es nannte. Der Abschnitt, den wir heute studieren, zeigt, was das im wesentlichen beinhaltet.
". . . daß ich schon seit asamkhya kalpas immer auf dem heiligen Adlergipfel und an verschiedenen Orten bin" bedeutet wörtlich, daß der Buddha seit einer außerordentlich langen Zeit am Adlergipfel ist und auch in verschiedenen anderen Welten der zehn Welten erschienen ist.
Aus Sicht des Buddhismus Nichirens bedeutet es, daß der Gohonzon immer und an jedem Ort in unserem Leben existiert. Der Gohonzon ist immer mit uns "zusammen" und "an unserer Seite". Es gibt auch nicht einen Augenblick lang eine Trennung von unserem Leben. Er ist immer bei uns. Diesen Satz sollten wir uns fest einprägen.
Die nächste Zeile "wenn die Menschen meinen, die Welt geht unter" vermittelt uns die Beschreibung von zwei vollkommen getrennten Welten. "Wenn die Menschen meinen, die Welt geht unter und alles wird von einem großen Feuer verzehrt" beschreibt eine Welt des Leidens, das den Zustand der Menschen zeigt. Es ist in der Tat eine Hölle von Leiden und Angst. Dagegen ändert sich die Szene vollkommen mit der Zeile "bleibt dies mein Land sicher und ruhig". Hier ist Frieden, Ruhe und Energie. Hier ist Freude und Glanz, Musik und eine reiche Kultur. Das ist die wirkliche Welt, wie sie der Buddha in seinem erhabenen Zustand wahrnimmt.
Tatsächlich aber sind diese zwei Welten ein und dieselbe Welt. Einfache Menschen und der Buddha erleben diese eine Welt lediglich auf völlig unterschiedliche Weise.
Nichiren sagt, daß dieses "große Feuer", das die Menschen sehen, "das große Feuer irdischer Begierden" ist.[^289] Nicht die Welt, sondern ihr Leben wird von den Flammen verzehrt. Deshalb zittern sie vor Angst.
Der Buddha gibt ihnen den guten Rat: "Was habt Ihr zu befürchten oder zu beklagen. Ihr seht die ganze Wahrheit nicht!" Er sagt ihnen: "Das Land, in dem ich lebe, ist immer friedlich und ruhig."
Mit diesen wenigen Worte zerschlägt der Buddha die Illusionen der Menschen und öffnet ihren oberflächlichen, begrenzten Zustand. Das sind Worte großen Mitgefühls des Buddhas, der alle Menschen in den großen Zustand der Buddhaschaft erheben will.
Die vor dem Lotos-Sutra verkündeten Lehren vertraten die Ansicht, daß der Buddha und die Menschen in verschiedenen Welten leben. Daraus erklärt sich, daß die Menschen vermeintlich von dieser, der saha-Welt hinüberwechseln mußten in das Land des Buddhas, was man nur durch eine unendliche lange Ausübung erreichen konnte.
Aber das Juryo-Kapitel des Lotos-Sutras erklärt, daß der Buddha immer in dieser saha-Welt das Gesetz lehrt. Die Aussage in diesem Kapitel ist, daß diese Welt das Land des Buddhas ist, daß der Buddha und der einfache Mensch in derselben saha-Welt wohnen.
Nichiren schreibt in einer Gosho: "Hungrige Geister sehen den Fluß Ganges als Feuer. . ."[^290]
Was wir sehen, hängt von unserem Zustand ab. Wenn unser Zustand sich ändert, ändert sich auch die "Welt", in der wir leben. Das ist das im Lotos Sutra erklärte elementare Prinzip von tatsächlichem ichinen sanzen über die 3.000 Bereiche eines einzigen Augenblicks.
Nichiren sagt über sein Leben permanenter Verfolgung: "Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr bin ich wiederholten Verfolgungen ausgesetzt gewesen. Geringe Verfolgungen sind zu zahlreich, um überhaupt noch gezählt zu werden, aber die großen Verfolgungen zählen vier. Unter diesen vieren war ich zweimal Verfolgungen durch die Regierung ausgesetzt. Die kürzliche Verfolgung hätte mich beinah das Leben gekostet. Außerdem wurden meine Schüler, meine Laienanhänger und selbst diejenigen, die meinen Lehren nur zugehört haben, strenger Bestrafung unterworfen und behandelt, als wären sie des Hochverrats schuldig."[^291]
Während seines Exils auf der Insel Sado - eine in der Tat sehr schwere Verfolgung - erklärte Nichiren ruhig: "(Ich fühle) unsagbares Glück, auch wenn ich jetzt im Exil bin"[^292]. In seinem Zustand, der so weit ist wie das Universum, nahm er alles mit unerschütterlicher Haltung hin.
Tsunesaburo Makiguchi ertrug sein Leben im Gefängnis mit dem Gedanken: "Wenn ich an das Leiden Nichirens auf Sado denke, erscheinen mir meine Schwierigkeiten unbedeutend". Er schrieb in einem Brief: "Je nach dem Zustand, in dem wir sind, können wir selbst in der Hölle Freude empfinden."
Solch ein großer Zustand kommt aus einer tiefen Menschlichkeit. Ich erinnere mich auch an Josei Toda an dem Tag, als sein Verlag, der in Schwierigkeiten geraten war, den Betrieb einstellen mußte. Ich habe darüber in dem Roman "Menschliche Revolution" berichtet.
Ich war damals 21 Jahre alt. Ich hatte mit Enthusiasmus als Redakteur der Monatszeitschrift "Boy's Japan" gearbeitet. Dann mußte die Publikation plötzlich eingestellt werden. Das war ein großer Schock. Ich hatte das Gefühl, ich säße in einem Flugzeug, das mitten in der Luft stoppt.
Als ich aber einen Blick auf Josei Toda werfen konnte, sah ich, wie er vergnügt mit einem Freund shogi spielte. Er sah vollkommen ruhig und gelassen aus. Einen Augenblick lang konnte ich nicht verstehen, wie er in einer so schweren Zeit einfach weiter machen konnte. Aber einen Moment später verstand ich ihn. "Es geht ihm gut, nichts in ihm hat sich geändert. Mit seiner Haltung drückte er klar aus, daß er den Kampf weiterführen will". Ich fühlte mich inspiriert und erfrischt.
Ganz gleich, welche Schicksalsstürme über uns hinwegziehen mögen, das sollte unseren Kampfgeist nicht im geringsten ins Wanken bringen. Nichts darf unseren Glauben zerstören. Der Satz ". . . bleibt dieses mein Land sicher und ruhig" beschreibt diesen Zustand.
Ich bin Schüler Josei Todas. Seit ich mit neunzehn Jahren als sein Schüler zu ihm kam, habe ich bis heute über fast ein halbes Jahrhundert immer wieder in Stürmen und rauher See Geschichte geschrieben. Deshalb habe ich heute die Kraft, allen Schwierigkeiten zu widerstehen, ohne im geringsten zu schwanken.
Josei Toda lehrte mich, daß ". . . bleibt dieses mein Land sicher und ruhig", sich auf unsere Wohnung bezieht, wo der Gohonzon eingeschreint ist, daß unser Zuhause ohne Zweifel als Folge unserer Ausübung "sicher und ruhig" wird.
Wir dürfen unter keinen Umständen aufgeben, sondern sollten stolz und wohlgemut mit festen Schritten und einem frischen Geist vorangehen.
Das wunderbare Wirken des Herzens
Der Teil von "voll von himmlischen und menschlichen Wesen" bis "Mandarava-Blüten regnen auf den Buddha und die große Versammlung herab" ist wie ein Gedicht, das uns froh stimmen will, wenn wir morgens und abends das Juryo-Kapitel rezitieren. Es ist eine Darstellung wahrhaft erstaunlicher Bilder - miteinander wetteifernder Formen, Farben und Töne. So voll Freude, hell und lebendig ist die Welt des Buddhas im Lotos Sutra.
Wenn Josei Toda über diese Stelle des Lotos Sutras sprach, spiegelte sich in seinem Gesicht freudige Erregung. Er schien uns alle mit seiner warmen, barmherzigen Stimme zu umarmen.
Das war in den fünfziger Jahren; damals waren alle arm und alle hatten Schwierigkeiten. Ihr Leben war mit den Worten ". . . und alles wird vom Feuer verzehrt" genau beschrieben.
Und obwohl sie morgens und abends die Zeilen lasen "Die Hallen und Pavillons in den Gärten und Hainen sind mit verschiedenen Edelsteinen geschmückt", erschien es ihnen wahrscheinlich nur wie ein Märchen. Aber Josei Toda erklärte: "Wir sollten nicht denken, daß dieser Absatz nichts mit uns zu tun hat. Auch wenn wir arm sind, können wir ein herrliches Leben führen, ein Leben, in dem "die Hallen und Pavillons in den Gärten und Hainen mit verschiedenen Edelsteinen geschmückt sind".
Wenn Sie beispielsweise Setzlinge von Orangenbäumen pflanzen und sie täglich voll Freude gießen, ist das nicht, als ob sie einen herrlichen Garten oder Hain hätten? Zu den Hallen und Pavillons: vielleicht bewohnen wir nur ein vier mal fünf Meter großes Zimmer, aber es bleibt unser Palast. Mit dieser Überzeugung schmücken wir ihn feierlich mit Edelsteinen. Wenn ein Kind mit einem besonders guten Zeugnis heimkommt und die Eltern dieses Zeugnis an die Wand hängen, schmücken sie ihren Palast mit einem Edelstein, den sie von ihrem Kind bekommen haben. Die Schätze, mit denen wir unseren Palast schmücken, sind Schätze des Herzens".
Wenn er diesen Teil mit einem so großartigen Humor besprach, wurden die Herzen seiner Zuhörer hell und weit. Dann beschlossen sie: "Auch wenn wir arm sind, was fehlt uns denn an unserem glücklichen Zuhause?" "Laßt uns unser Heim mit den Schätzen des Herzens schmücken - wir wollen unser Zuhause zu einem Palast des Glücks machen!"
Selbst eine einzelne Blume kann die traurige Atmosphäre eines Zimmers vollständig verändern. Wichtig ist, daß wir das Herz und die Entschlossenheit haben, unsere Umgebung zu ändern, sei es auch nur ein wenig.
Es ist außerdem absolut unmöglich, das jemand mit ernsthaftem Glauben nicht glücklich wird und seine Umstände sich nicht bessern. Ebensowenig ist es möglich, daß die Umgebung keine Wiederbelebung erfährt. Das ist das universale Prinzip des Buddhismus. Ihr Herz verändert alles. Das ist das mystische Wesen des Lebens. Es ist eine unmiß verständliche Wahrheit.
Der Schweizer Philosoph Carl Hilty (1833 - 1909) sagt in seinem Werk "Bausteine, Aphorismen und Zitate aus alter und neuerer Zeit", anstatt sich über die Dornen einer Rose zu ärgern, solle man sich doch lieber freuen, daß etwas so Dorniges Blüten hervorbringe.
Die Dinge ändern sich entscheidend, je nach unserer Wahrnehmung - das geht so weit, daß selbst die drückendste, abscheulichste und auswegloseste Situation hell, schön und wertvoll werden kann.
Nichiren spricht von dem "wunderbaren Wirken des Herzens".[^293] Im Herzen eines Menschen, der an den Gohonzon glaubt, wirkt eine wunderbare Kraft. Wer diese elementare Energie des Herzens aktiviert, setzt auch sofort die dreitausend Phänomene in Gang. Alles ändert sich. Wir können aus jeder Situation Hoffnung und etwas Gutes schaffen.
" . . . sind mit verschiedenen Edelsteinen geschmückt" kann man auch darauf beziehen, daß die Versammlungsräume oder Studienzentren der Soka Gakkai gereinigt und gepflegt werden. Gruppen, die sich darum kümmern, und wenn Mitglieder vor Ort putzen, Blumen und Bäume pflanzen und alles mit großer Aufrichtigkeit schmücken, kann man das als den schönsten Edelstein bezeichnen.
Bodhisattwas aus der Erde mit reinem Herzen versammeln sich in diesen "Palästen des Gesetzes" und suchen ernsthaft den korrekten Weg zu leben, sie singen ein Lied von Hoffnung und Mut.
Das sind in der Tat die wunderbaren Gärten, die im Sutra beschrieben werden, wo "himmlische und menschliche Wesen" sich treffen.
Die SGI entspricht genau der Beschreibung dieses Sutra-Abschnitts. Sie ist eine Ansammlung wunderbarer Menschen, die immer froh, gutgelaunt und lebendig sind. "Immer voll von himmlischen und menschlichen Wesen" ist eine gute Beschreibung für diese Organisation.
Es ist das Ziel der SGI, unser Zuhause, die Gemeinden, die Gesellschaft, die ganze Erde in ein Paradies zu verwandeln, das "mit verschiedenen Edelsteinen geschmückt" ist. Wenn wir den unendlichen Zustand des Buddhas haben können wir selbst, unsere Mitmenschen und das Land im Licht von Glück und Hoffnung erstrahlen. Das ist die Kraft von Nam-Myoho-Renge-Kyo von ichinen sanzen, dem Prinzip der dynamischen Veränderung. Wenn wir diese große Lehre annehmen, bemühen wir uns in der Gesellschaft, diese Welt in ein Paradies des Glücks zu verwandeln. Das ist die Bewegung von Kosen rufu.
Teil 42
Wer sich dem Mystischen Gesetz widmet, führt ein wahrhaft glückliches Leben
Hoju ta keka. Shujo sho yu-raku. Shoten gyaku tenku. U mandara ke. San butsu gyu daishu
"(Prachtvolle Bäume sind voll von Blüten und Früchten) wo diese Menschen sich grenzenlos erfreuen. Sie machen beständige wunderbare Musik mit verschiedenen Instrumenten. Mandarava-Blüten regnen auf den Buddha und die große Versammlung herab."[^294]
Jeder Absatz des Lotos-Sutras kristallisiert die Weisheit des Buddhas, die den Weg zum ewigen Glück zeigt. Das Lotos Sutra wendet sich direkt an die Herzen der Menschen. Es fordert die Menschen auf, sich die Frage zu stellen: "Warum bin ich in dieser Welt geboren?"
Sind die Menschen geboren, um zu leiden und sich zu sorgen? Nein. Ist der Sinn ihres Lebens, ihr Schicksal zu beklagen? Ganz bestimmt nicht.
Zu dem Absatz "wo Lebenwesen sich grenzenlos erfreuen" sagte Josei Toda immer, "Wir sind in diese Welt geboren, um das Leben zu genießen. Wir sind nicht geboren, um zu leiden, wir sind hierher gekommen, um uns zu freuen und uns wohlzufühlen. Im Sutra steht, daß diese Welt der Ort ist, "wo diese Menschen sich grenzenlos erfreuen". Diese wunderbaren Worte sind stärker als oberflächliche Ansichten über das Leben und das Glück.
Natürlich bedeutet dieses "sich grenzenlos erfreuen" nicht, daß man sich oberflächlichen Vergnügungen hingeben soll. Angesichts der harten Wirklichkeit erweisen sich diese schon bald als nur allzu leer. Die saha-Welt ist eine "Welt des Aushaltens". Wie schwer ist es zu leben, das Leben zu ertragen in einer Welt voll von Leiden und Angst! Wenn wir in keiner guten Verfassung sind, werden wir schließlich besiegt.
Aus der Sicht des Buddhas wird diese saha-Welt zum Paradies, wenn wir einfache Menschen diesen Zustand der Buddhaschaft in unserem Leben öffnen, "wo diese Menschen sich grenzenlos erfreuen". Man könnte sagen, daß wir auf der Bühne der saha-Welt das Stück aufführen: "In Freude leben".
Nichiren sagt: "Es gibt kein größeres Glück für die Menschen als Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten."[^295] Wenn wir ein Leben auf der Grundlage des Mystischen Gesetzes leben, können wir das größte Glück erfahren, während wir Leiden und Freuden dieser Welt ganz fühlen.
Um noch einmal auf "sich grenzenlos erfreuen" einzugehen, man könnte sagen, daß das "frei" und "sich erfreuen" als "das Leben von ganzem Herzen zu genießen" zu verstehen ist. Tatsache ist, daß unsere innere Verfassung über alles entscheidet.
Auch in der Natur zeigt sich dieses Schauspiel. Die große Freude im Frühling entsteht nach dem harten Winter. Das Jahr ist schön, weil die Jahreszeiten wechseln.
Das trifft auch für das Leben der Menschen zu. Im Laufe unseres Lebens gibt es Täler und Hügel. Bei steilen Bergen können wir den Aufstieg genießen, Wellen können wir zum Surfen nutzen. Solange wir große Lebenskraft und Weisheit besitzen, können wir die Schwierigkeiten überwinden und uns gleichzeitig grenzenlos erfreuen. Dadurch entsteht ein unerschütterliches Selbst, das ausgestattet ist mit den vier Tugenden: Ewigkeit, Glück, Wahres Selbst und Reinheit.
Josei Toda nannte diesen freien, unzerstörbaren, einem Diamanten vergleichbaren Zustand "absolutes Glück".
Der Daishonin sagt: " . . . . sich unbegrenzt erfreuen" bezieht sich auf "die Freude, die aus dem Gesetz kommt, und . . . (das bedeutet), daß unser Leben, d.h. Körper wie Geist, wir selbst wie auch unsere Umgebung
Wahres Glück stärkt Körper und Herz mit den Früchten des Glaubens, das gilt für uns selbst, unsere Umgebung und unsere Mitmenschen. Wir beten und handeln nicht nur für unser eigenes Glück, sondern auch für das der anderen. Das ist der Geist des Lotos Sutras.
Wir gehen den Weg des höchsten Glücks und führen ein Leben, in dem wir "uns grenzenlos erfreuen".
"Beständig viele Arten von Musik machen"
In der Zeile "mit verschiedenen Instrumenten" ist im ursprünglichen Sinne mit den Trommeln der Donner gemeint. Es sieht so aus, als ob im alten Indien der Donner als himmlische Musik galt, die den ersehnten Regen ankündigte. Man könnte so die Freude beschreiben, die aus dem Glauben kommt.
Josei Toda erläuterte den Satz "Sie machen beständige wunderbare Musik mit verschiedenen Instrumenten" folgendermaßen: "Wenn es heißt, daß sie beständig Musik machen, ist das nicht so zu verstehen, als ob sie immer das Radio angeschaltet hätten. Vielleicht stellen wir uns vor, ein Vater kommt heim und sagt so etwas wie: "Heute hatte ich wirklich einen guten Tag, weil . . .", dann wird sich seine Frau mit ihrer Freude über die Ereignisse ihres Tages nicht zurückhalten und vielleicht eine Bemerkung machen wie: "Liebling, ich habe heute zufällig die Katze unserer Nachbarn schreien hören." Der Sohn sagt, er habe seinen Lehrer auf der Straße getroffen und so weiter. Könnte man nicht sagen, daß eine Familie in solcher Heiterkeit und Freude nicht viele Arten Musik macht?"
Wenn aber der Vater immer mit der Stimme einer zerbrochenen Trommel brüllt und die Mutter andauernd schreit und die Kinder zu weinen anfangen, dann ist das keine gute Musik."
Wir machen in unserem Leben jeden Augenblick, jeden Tag viele Arten Musik. Bei allem aber ist diese Musik abhängig von unserer inneren Verfassung.
Da wir nun einmal leben, wollen wir unser Leben mit dem Klang von wunderbarer Musik voll Hoffnung und Glück erfüllen. Laßt uns das Lied eines wunderbaren Lebens singen.
Die SGI ist ständig voller fröhlicher, hoffnungsvoller und vertrauensvoller Stimmen der Menschen, die ein erfülltes Leben haben wollen. Sie ist ein Ort, an dem "sie beständig wunderbare Musik mit verschiedenen Instrumenten machen". Jede Stimme ist ein "Sutra", das die Menschen mit Tönen des Glücks umfängt, eine lebendige Manifestation "der Stimme, die die Arbeit des Buddhas verrichtet"[^297].
Nichiren sagt: "Nam-Myoho-Renge-Kyo ist wie das Brüllen des Löwen".[^298] Der wunderbare Klang unserer Stimmen, die Daimoku rezitieren, vertreibt täglich die traurigen Klänge von Trauer und Klagen und erschafft beständig und sicher ein Zeitalter, in dem das Lied der Menschen erklingt.
Der Text fährt fort: "Mandarava-Blüten regnen herab". Mandarava sind himmlische Blüten, die das Herz erfreuen und vom Himmel auf die Welt des Mystischen Gesetzes herabfallen. Wer also in der Welt des Mystischen Gesetzes wohnt und ständig bemüht ist, den Glauben beizubehalten, ist umgeben von den Blüten dauerhaften Glücks und wird von den buddhistischen Göttern gefeiert.
"Mandarava-Blüten regnen herab" zeigt auch die Funktion, Freude im Herzen der Menschen hervorzurufen. Wenn beispielsweise ein Kind sich sehr anstrengt, etwas zu vollbringen, und die Eltern es mit: "Das hast Du wirklich gut gemacht" loben, kann das Kind voll Freude etwas anderes tun und noch größere Fertigkeiten zeigen.
"Regnen auf den Buddha und die große Versammlung herab" heißt, daß diese Blüten dauerhaften Glücks ohne Unterschied auf den Buddha und die Menschen herabfallen.
Daraus folgt, daß der Buddha und die Menschen in derselben saha-Welt wohnen. Das Hier und Heute unseres Lebens ist der Ausgangspunkt, von dem aus wir ewiges Glück erschaffen.
Glaube ist die große Revolution des Herzens
Ga jodo fu ki. Ni shu ken sho jin. Ufu sho kuno. Nyo ze shitsu juman. Ze sho zai shujo. I aku-go innen. Fu mon sanbo myo.
"Obwohl mein reines Land nicht zerstört ist, sehen es die Meschen als vom Feuer verzehrt, überall erfüllt von Angst, Furcht und vielen Leiden. Die Menschen müssen wegen der der Taten in ihrem schlechten Karma asamkhya kalpas verbringen, ohne den Namen der drei Schätze zu hören."[^299]
Die Einheit der drei mystischen Prinzipien
"Obwohl mein reines Land nicht zerstört wird" - welche Kraft liegt in diesen Worten.
Diese saha-Welt ist das wahre Land des ewigen Buddhas. Das ist die Bühne, auf der der Buddha, der nicht stirbt, darum kämpft, alle Menschen zum Glück zu führen. Aus diesem Grund kann sie keinesfalls zerstört werden. Das erklärt der Buddha.
Wenn wir unser Leben fest auf diesen Worten des Buddhas begründen, haben wir keine Angst. Unser Vertrauen, in einem unzerstörbaren, reinen Land zu leben, zeigt sich in unzerstörbarem Mut und unerschöpflicher Hoffnung. Die Kraft der Wandlung einer vergänglichen und unreinen Welt in ein "ewiges, reines Land" wird in unserem Leben offenbar.
Nichiren sagt: "Es gibt nicht zwei Arten Länder, reine und unreine. Der Unterschied liegt einzig im Guten oder Bösen unserer Herzen.[^300]
und: "Sie müssen rasch die Lehrsätze, die Sie in Ihrem Herzen hegen, verändern...."[^301]
Mit unserem Herzen und Glauben (ichinen) verändert sich die Welt vollkommen. Grundsätzlich gilt, daß Frieden nur durch die Revolution im Herzen der Menschen erreicht werden kann.
". . . sehen es die Menschen es als vom Feuer verzehrt" bezieht sich auf die saha-Welt, wie sie jemand wahrnimmt, der von einer Illusion in die andere fällt, von einer Dunkelheit in die andere. Am Ende eines solchen Weges stehen Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Deshalb erscheint es ihnen so, als ob die Welt in den Flammen eines alles verzehrenden Brandes untergeht, der das Ende der Welt ist. Es handelt sich jedoch nicht um ein alles verschlingendes Feuer, die Flammen, die sie sehen, sind nur das Feuer ihrer eigenen irdischen Wünsche.
Wie diese Zeilen sagen, "Überall erfüllt mit Angst und Furcht und anderen Leiden" erscheint es denjenigen, die unter Illusionen leiden, als eine Welt von Angst, Furcht und vielen unterschiedlichen Leiden.
In diesem Zusammenhang gewinnt das Wort "sehen" eine zentrale Bedeutung. Es erscheint den Menschen, als ob die Welt voll Leiden ist. Aber das entspricht nicht der Wirklichkeit. Aus der Sicht des Buddhas ist diese Welt das heilige Land des Buddhas, ein reines Land. Nichiren sagt deshalb: "Welche Schwierigkeit auch auftreten mag, bedenken Sie, daß sie so vorübergehend ist wie ein Traum und denken Sie nur an das Lotos Sutra."[^302] Wenn man die Schwierigkeiten und Sorgen des Lebens als "vergänglich wie ein(en) Traum" sieht, ist das eine große Kraft des Geistes. Es ist die Kraft einer festen Entschlossenheit, die Kraft des Glaubens. Glaube ist die große Revolution unseres Herzens. Diese Revolution ist die treibende Kraft, unser Leben und unsere Umgebung zu verändern.
Wer diese Kraft nicht kennt, leidet. Auf solche Menschen bezieht sich der folgende Abschnitt: "Diese Menschen müssen wegen der Taten in ihrem schlechten Karma asamkhya kalpas verbringen, ohne den Namen der drei Schätze zu hören".
"Die Taten" bedeuten im Grunde, nicht an das Mystische Gesetz zu glauben. "Schlechtes Karma" bezeichnet die ewige Wanderung durch irdische Begierden, Karma und Leiden.
Obwohl diese Menschen mit ihrem Körper im Land des Buddhas wohnen, hüllen sie ihre Umgebung in Nebel, so daß sie den Buddha direkt vor ihren Augen nicht sehen können. Wegen ihres Unglaubens schließen sie die Tür zu ihrem Herzen fest zu und können deshalb selbst nach einer langen Zeit wie asamkhya kalpas nichts von den drei Schätzen hören.
Die drei Schätze sind der Buddha, seine Lehre (das Gesetz) und die Ansammlung von Menschen, die die Lehre bewahren und verbreiten (die Priester). Die drei Schätze sind der Schlüssel zur Rettung der Menschen. Daher werden sie im Buddhismus als Schätze verehrt, die die Menschen zum Glück führen.
Wir bekennen uns feierlich zu den richtigen drei Schätzen des Späten Tages des Gesetzes. Der Buddha des Späten Tags ist Nichiren, das Gesetz ist Nam-Myoho-Renge-Kyo der Drei Großen Geheimen Gesetze, der Priester ist Nikko Shonin.
Der japanische Ausdruck für Priester (so) kommt von dem Sanskrit-Wort sangha, was Versammlung (Ansammlung) bedeutet. Daher bezieht es sich im weitesten Sinne auf eine harmonische Versammlung von Menschen, die den Buddhismus Nichirens unverändert bewahren und weitergeben und sich darin bemühen, andere zum Glück zu führen. Gleichzeitig ist es ihr Ziel, den Frieden zu verwirklichen. In unserer Zeit ist diese harmonische Ansammlung von Menschen natürlich die SGI!
An dieser Stelle möchte ich etwas zu der Doktrin der Einheit der drei mystischen Prinzipien im Juryo-Kapitel sagen. Der Absatz, der mit den Worten beginnt: "Wenn die Menschen meinen, die Welt geht unter", den wir bereits studiert haben, erläutert, daß die saha-Welt in Wahrheit ein unzerstörbares reines Land ist. Das ist die Offenbarung des mystischen Prinzips des "wahren Landes" in dem Prosateil dieses Kapitels und wird mit Worten wie "Ich bin immer in dieser Welt gewesen und habe das Gesetz gepredigt und die Menschen gelehrt und bekehrt"[^303] erläutert.
Textteile wie "seit ich die Buddhaschaft erlangte, sind unermeßliche, grenzenlose Hunderte, Tausende, Zehntausende, Millionen von nayutas kalpas vergangen"[^304] und "seit ich die Buddhaschaft erlangte, ist eine sehr lange Zeit vergangen"[^305] zeigen, daß der Buddha immer in dieser Welt und sein Leben unauslöschlich ist. Das ist das mystische Prinzip der wahren Wirkung.
Und schließlich "ursprünglich habe ich die Ausübung des Bodhisattwas gemacht, und die Lebensdauer, die ich dadurch erworben habe, ist noch nicht aufgebraucht, sondern wird noch zweimal so lange dauern"^306 zeigt die Beständigkeit des Lebens der neun Welten. Das ist das mystische Prinzip der wahren Ursache.
Diese drei mystischen Prinzipien werden im Juryo-Kapitel verkündet. Das bezeichnet man als die Einheit der drei mystischen Prinzipien.
Die Einheit der drei mystischen Prinzipien in der wesentlichen Lehre, (das heißt der zweiten Hälfte des Lotos-Sutras - die die Aussage macht, daß der Buddha, die Menschen der neun Welten und das Land ewig und unzerstörbar sind) vervollständigt die Lehre des Lotos-Sutras von ichinen sanzen oder der dreitausend Bereiche in einem Augenblick. Diese Doktrin, die über die Unterscheidungen der zehn Welten und Leben und seiner Umgebung hinausgeht, stellt klar, daß die dreitausend Bereiche aller Phänomene ewig und unvergänglich sind. Es zeigt die Größe und Ewigkeit des Lebens, das in sich die dreitausend Bereiche aller Phänomene enthält.
Nichirens Lehre von ichinen sanzen öffnet den Weg, auf dem alle Menschen des Späten Tages dieses große und ewige Leben manifestieren können, das er als Nam-Myoho-Renge-Kyo bezeichnete.
Wer den Buddhismus Nichirens aufrichtig ausübt, ist daher ein edler Bote des Buddhas, der die Einheit der drei mystischen Prinzipien in der Gesellschaft umsetzt.
Teil 43
Es entstehen große Wohtaten durch die "ehrliche und aufrichtige" Ausübung des Mystischen Gesetzes
Sho u shu ku-doku. Nyuwa shichi-jiki sha. Sokkai ken gashin. Zai shi ni seppo. Waku-ji i shi shu. Setsu butsu-ju muryo. Ku nai ken bussha. I setsu busu nan chi.
"Alle, die den tugendhaften Weg ausüben und sanft, friedlich, ehrlich und aufrichtig sind, sehen, daß ich hier bin und das Gesetz predige. Manchmal beschreibe ich für diese Menschen die Lebensdauer des Buddhas als unermeßlich, und denen, die den Buddha erst nach langer Zeit sehen, erkläre ich, wie schwer es ist, dem Buddha zu begegenen."[^307]
"Sanft und friedlich" heißt, ein offenes Herz zu haben
Der Abschnitt, den wir zuletzt studiert haben, beschreibt, wie Menschen, durch Illusionen verwirrt, ihre Umwelt voll von Leiden und in einem alles verzehrenden Feuer sehen.
Obiger Abschnitt lehrt, daß man durch das standhafte Beibehalten eines ehrlichen und aufrichtigen Glaubens die großen Wohltaten des Mystischen Gesetzes erhält. Die Aussage ist, daß alle, die diese Wirkungen erworben haben und “sanft, friedlich und ehrlich sind”, den Buddha sehen können, der (oder auch, wie er) das Gesetz für das Glück der Menschen lehrt.
"Sanft und friedlich" heißt, daß man ein offenes Herz hat, das frei ist von Starrsin und Engstirnigkeit. Das bedeutet keineswegs, daß solch ein Mensch charakterschwach ist. Vielmehr ist die Einstellung, die Wahrheit so sehen zu wollen, wie sie ist, ohne Vorurteile, Voreingenommenheit, Äußerlichkeiten, etc.
"Ehrlich und aufrichtig" heißt, wie die Worte schon andeuten, eine Einstellung, direkt auf die Dinge zuzugehen und zu sehen, was gut und großartig ist.
Der ewige Buddha kann von denen gesehen werden, die "sanft, friedfertig, ehrlich und aufrichtig" sind. Das Leben des Buddhas ist ewig und unzerstörbar. Wer “sanft, friedvoll und aufrichtig” ist, kann beständig in einem Zustand absoluten Friedens im Herzen leben, weil er "immer mit dem Buddha zusammen ist". Diejenigen, die immer mit dem Buddha zusammen sind, verlieren das Gefühl der Einsamkeit und Ungeduld, von Angst und Hoffnungslosigkeit. Sie können in einem Zustand ewigen Glücks leben.
“Sanft, friedfertig, ehrlich und aufrichtig". zu sein, bezieht sich auf die Glaubenseinstellung zum Gohonzon. In der wörtlichen Bedeutung heißt, "den tugendhaften Weg" auszuüben, Wohltaten durch die Praxis verschiedener buddhistischer Ausübungen anzusammeln. Aber unsere Ausübung ist, vor dem Gohonzon für uns und andere Daimoku zu rezitieren.
Nichiren sagt: "Die fünf Schriftzeichen von Myoho-Renge-Kyo, das Herz der wesentlichen Lehre des Lotos-Sutras, enthält alle Wohltaten durch die Ausübungen und tugendhaften Taten aller Buddhas von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."[^308] Das Rezitieren von Daimoku schafft elementare Wohltaten und ist die Quelle aller positiven Wirkungen.
Daher lehrt dieser Abschnitt aus dem Sutra, daß wir beständig mit ernsthaftem und reinem Bestreben gegenüber dem Gohonzon das Mystische Gesetz rezitieren sollen. Wenn wir einen solch ernsthaften Glauben haben, manifestiert sich in uns ein Zustand der identisch ist mit dem des ewigen Buddhas. Eine offene und aufrechte Einstellung verbindet uns direkt mit dem Leben des Buddhas.
In dem obigen Abschnitt wird das mit folgenden Zeilen erläutert: "Alle, werden sehen, daß ich hier bin und das Gesetz predige". Der Buddha ist immer hier und predigt das Gesetz. Das heißt also, daß wir uns immer des Mitgefühls des Buddhas in vollkommener Übereinstimmung mit der Weisheit des Buddhas sicher sein können.
Wenn wir ein Leben auf der festen Überzeugung führen, daß wir immer mit dem Gohonzon zusammen sind, fürchten wir nichts. Wenn etwas geschieht, ändern wir ruhig die Situation und nutzen unsere Weisheit, indem wir beständig Daimoku rezitieren. Wer das tut, ist immer beschützt. Er führt ein siegreiches Leben.
Auch die Worte: "alle . . . werden sehen, daß ich hier bin" zeigt die Prinzipien des gegenseitigen Besitzes der zehn Welten und ichinen sanzen oder der dreitausend Bereiche in einem Augenblick.
Die Wesen der drei Welten können die Welt der Buddhaschaft wahrnehmen und werden von ihr umfangen. Die neun Welten sind also mit der Welt der Buddhaschaft und die Welt der Buddhaschaft ist mit den neun Welten ausgestattet.
In den Ongi Kuden sagt Nichiren: "Die Offenbarungen im Juryo-Kapitel machen klar, daß 'alle . . . werden sehen, da ich hier bin' auf das Prinzip von ichinen sanzen hinweist. Jetzt sind Nichiren und seine Anhänger, die Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, diese Personen."[^309]
Dieser Absatz bezieht sich auf "Nichiren und seine Anhänger, die Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten". Es ist sicher, daß die Mitglieder der SGI diesen "sanften, friedfertigen, ehrlichen und aufrichtigen" Glauben ausüben, wie der Buddha es lehrt. Die SGI ist eine Ansammlung von Menschen, die den "tugendhaften Weg ausüben, die sanft, friedfertig, ehrlich und aufrichtig sind". Es ist eine Organisation, deren Mitglieder entschlossen sind, den Willen und die Vorschriften des Buddhas zu erfüllen und seinen Geist in eine aufrichtige Praxis umzusetzen.
Aus diesem Grunde ist die SGI voll von der Kraft des Mystischen Gesetzes und der Stärke der Gerechtigkeit. Nichiren sagt: "Wenn der König der Löwen brüllt, wächst in hundert Jungen der Mut."[^310]
Daimoku ist das Gebrüll des Löwen; wir sind eine Ansammlung von Löwen!
Unsere Wohltaten aus den Bemhungen für Kosen-rufu sind groß; der Gohonzon kennt unsere Anstrengungen. Solange wir "das Brüllen des Löwen" haben, wird die SGI blühen und sich auf ewig entwickeln.
Im nächsten Teil "Manchmal beschreibe ich für die Menschen die Lebensdauer des Buddhas als unermeßlich, und denen, die den Buddha erst nach langer Zeit sehen, erkläre ich, wie schwer es ist, dem Buddha zu begegnen" wird die unendliche Weisheit des Buddhas, die Menschen zu retten, grundlegend erklärt. Vom Standpunkt des Buddhismus Nichirens wird hier über die große Kraft der Wohltaten des Gohonzon gesprochen.
Josei Toda bemerkte dazu: "Wenn wir diesen Teil mit einem klaren Verständnis lesen, entwickeln wir großes Vertrauen in unser Leben".
Einerseits offenbart Shakyamuni denen, die "sanft, friedfertig, ehrlich und aufrichtig" sind, daß das Leben des Buddhas unendlich ist, denen aber, die den Buddha erst sehen, nachdem eine lange Zeit vergangen ist, erklärt er, daß es "schwer ist, dem Buddha zu begegnen". Der Buddha lebt immer, aber man trifft ihn selten. Trotz des scheinbaren Widerspruchs ist das das zentraleThema des Jigage oder Versteils des Juryo-Kapitels.
Wenn Shakyamuni nur gesagt hätte, daß der Buddha immer lebte, gerieten die Menschen in völlige Abhängigkeit zu ihm, was dem Anliegen des Buddhimus, allen Menschen die Buddhaschaft zu eröffnen, widersprochen hätte.
Der Buddha wünscht, daß die Menschen unabhängig werden. Er möchte, daß sie die Buddhaschaft in ihrem eigenen Leben entwickeln. Das ist der Wunsch des Buddhas. Wenn der Buddha also scheinbar stirbt, ist das ein geeignetes Mittel. Damit bewirkt er, daß die Menschen ein Gefühl dafür bekommen, wie schwierig es ist, dem Buddha zu begegnen. So erweckt er in ihnen den Wunsch, den Buddha zu suchen.
Eine grundlegende Rettung ist nur möglich, wenn man die Ewigkeit des Lebens in seinem eigenen Leben wahrnimmt. Dieser Abschnitt des Sutras offenbart, wie klug und weise der Buddha predigt, um die Menschen zu dieser Erkenntnis zu führen. Die einfache Aussage, das Leben des Buddhas sei ewig, wäre lediglich Idealismus.Aus Sicht des Buddhismus Nichirens beinhaltet sie aber, daß unser Leben ewig ist. Wichtig ist, daß wir das jetzt, in diesem Leben, erkennen.
Um alle Menschen des Späten Tages des Gesetzes zur Erleuchtung zu führen, verkörperte Nichiren sein ewiges Leben in Form des Gohonzon. Sinn der Lehre Nichirens ist die Bedeutung von "ich beschreibe die Lebensdauer des Buddhas als unermeßlich".
Mit einem Glauben, der “sanft, friedfertig, ehrlich und aufrichtig ist”, bringen wir das Daimoku dem Gohonzon, die Manifestation des erhabenen Lebens des Daishonin, dar. Mit diesem Glauben und dem Bestreben um diese Erkenntnis können wir den Gohonzon, das Leben Nichirens, in unserm eigenen Leben sehen. Wir können in unserem Leben erkennen, welch einen ewigen und unzerstörbaren Schatz wir besitzen. Wenn wir Glauben entwickeln, können wir den Gohonzon in seiner wahren Eigenschaft sehen. Das ist die Bedeutung von "erkläre ich, wie schwer es ist, dem Buddha zu begegnen".
Josei Toda sagte dazu: "Wir lernen, daß unser Leben ewig ist. Wenn wir aber wirklich die Bedeutung von "ewig" verstehen, erkennen wir, daß unser jetziges Leben zählt. Wir dürfen unsere Zeit nicht vergeuden. darum rezitieren wir Daimoku und führen die Ausübung der Verbreitung durch".
Weil unser Leben ewig ist, wird der gegenwärtige Augenblick sehr wertvoll. Das jetzige Leben zu vernachlässigen, heißt, das Leben auf ewig zu vernachlässigen. Unsere Taten im Sinne "von heute an" sind daher von grundlegender Bedeutung.
Unser Leben ist wie das Leben des Buddhas ewig und mit unauslöschlicher Würde ausgestattet. Unser Leben ist in jedem Augenblick mit den zehn Welten ausgestattet. Das Potential unseres Lebens ist unendlich. Das ist die elementare Aussage des Buddhimus, der dem Augenblick hohen Wert beimißt. Auf dieser Aussage basiert der Gedanke der Heiligkeit des Lebens.
Ein Leben im Licht des Gohonzon
Ga chi-riki nyo ze. Eko sho muryo. Jumyo mushu ko. Ku shugo sho toku. Nyoto u chi sha. Mot to shi sho gi. To dan ryo yo jin. Butsu-go jip puko.
"Die Kraft meiner Weisheit ist so groß, daß ihre durchdringenden Strahlen unendlich scheinen. Die Lebensdauer von zahllosen kalpas
erwarb ich durch meine lange Ausübung. Ihr, die Weisheit habt,
zweifelt nicht daran! Werft die Zweifel ab, beendet sie auf immer, denn die Worte des Buddhas sind wahr und nicht falsch."[^311]
Dieser Abschnitt beschreibt die grenzenlose Weisheit des Buddhas, die wie die Frühlingssonne alles Leben verjüngt und nährt. Der Frühling bewirkt eine großartige Explosion des Lebens. Schöne Blüten und frisches Grün im Sonnenlicht zeigen ein solch ungebremstes Leben, als wollten alle einander übertreffen. So ist auch das große Licht der Weisheit des Buddhas, das auf den Keim der Buddhaschaft aller Menschen scheint und ihn nährt.
Wie bereits im vorangehenden Teil wird hier mit den Worten "Die Kraft meiner Weisheit ist so groß" gesagt, wie der Buddha seine Weisheit anwendet, um die Menschen klug zur Buddhaschaft zu führen, indem er manchmal die Wahrheit predigt und manchmal ein geeignetes Mittel anwendet.
Die Weisheit des Buddhas ist grenzenlos und aus diesem Grunde "scheinen ihre durchdringenden Strahlen unendlich". Das Licht der Weisheit des Buddhas vertreibt das Dunkel im Leben der Menschen. Das große Licht der Wohltat des Gohonzon scheint auf ewig im Universum und auf alle Menschen. Es geht über Leben und Tod hinaus.
"Die Lebensdauer von zahllosen kalpas" bezieht sich auf das ewige Leben des Buddhas. Das Leben des Buddhas von unendlicher Weisheit und unendlichem Mitgefühl ist ewig. Es ist der große Wunsch des Buddhas, daß alle Menschen das Licht der Weisheit besitzen und die Unendlichkeit ihres eigenen Lebens erkennen. Wir ermutigen jeden Tag die Menschen zu ihrem Glück und dazu, dieses Glück durch eigene Anstrengungen zu verwirklichen.
Alle Menschen sind verschieden. Das Leben ist kompliziert. Wir fragen uns, wie wir jeden einzelnen Menschen angesichts seiner persönlichen Situation ermutigen können. Mit diesen täglichen Bemühungen, geben wir den Menschen Mut und Hoffnung. Nichts verdient mehr Respekt. Wir führen ein wahrhaft edles und mystisches Leben. Wir manifestieren täglich grenzenlose Weisheit und erhellen das Leben von Freunden mit dem Licht der Hoffnung. In diesem Sinne scheinen "ihre durchdringenden Strahlen unendlich".
"Die Lebensdauer von zahllosen kalpas" bezieht sich auf uns, die als "Ärzte der Menschlichkeit" mit einem mit der Sonne vergleichbaren Zustand im Leben eine verwirrte Gesellschaft erhellen. Man könnte diese (edle) Funktion unseres Lebens so sehen, daß unser Leben große Lebenskraft vom Gohonzon erhält und sie in Form von Glück an die Menschen weitergibt.
". . . die Worte des Buddhas sind wahr und nicht falsch"
Das grenzenlose Leben des Buddhas "ist erworben durch lange Ausübung". In der wörtlichen Bedeutung sagt Shakyamuni hier, daß er die Lebensdauer durch lange buddistische Ausübungen erlangt hat. Das entspricht einem Absatz im Prosateil dieses Kapitels: "Ursprünglich habe ich den Bodhisattwa-Weg ausgeübt, und die dadurch erworbene Lebendauer ist noch nicht aufgebraucht".[^312]
Wie Josei Toda jedoch bemerkte, "ist die darin enthaltenen Bedeutung nicht etwas, das durch die Ausübung über eine lange Zeit erworben wurde, sondern bereits von Anfang an und auf ewig im Leben vorhanden". Jeder besitzt also ein vom Ursprung her ewiges Leben wie der Buddha.
Shakyamuni verkündet weiter: "Ihr, die Weisheit habt, zweifelt nicht daran! Werft die Zweifel ab, beendet sie für immer, denn die Worte des Buddhas sind wahr und nicht falsch". Damit sagt er, wir sollen darauf vertrauen, daß das ewige Leben des Buddhas auch in unserem Leben exisiert.
Ihr dürft "daran nicht zweifeln" sind starke Worte, lebendig und von großem Ernst. Gleichzeitig sind sie voller Mitgefühl. Der Buddha ist ein Mensch ohne Falschheit, ein ehrlicher Mensch. Seine wahren Schüler sind ehrlich und aufrichtig.
Der Buddha ist aufrichtig. Er ist ernst. Schüler, die dem Buddha direkt und aufrichtig, ohne Abweichungen oder Zögern folgen, können selbst die grenzenlose Weisheit des Buddhas manifestieren. Daran besteht kein Zweifel, das versichert uns der Buddha in diesem Abschnitt. Welch ein Glück!
Teil 44
Der Buddha ist ein Mensch der Tat, der sein Augenmerk auf die Menschheit richtet
Nyo i zen hoben. I ji o shi ko. Jitsu zai ni gon shi. Mu no sek komo. Ga yaku i se bu. Ku sho kugen sha
"Er ist wie der gute Arzt, der das geeignete Mittel benutzt, um seine verwirrten Kinder zu heilen. Obwohl er tatsächlich lebt, läßt er sagen, er sei gestorben. Doch niemand kann sagen, er habe gelogen. Ich bin der Vater dieser Welt, der die Leidenden und Gequälten rettet."[^313]
Das Jigage, der Versteil des Juryo-Kapitels, vermittelt uns das Wesen der Ewigkeit im Leben des Buddhas im Rhythmus eines wunderbaren Gedichts. Aus philosophischer Sicht ist das Juryo-Kapitel voll von wichtigen Prinzipien, deren Quintessenz in den Studien von T'ien-t'ai und anderen behandelt wird. Shakymuni vermittelte diese Prinzipien nicht direkt, sondern er war bestrebt, über die Schwingung der Verse das Herz der Menschen noch tiefer und weiter zu erreichen. Seine Worte kommen von Herzen und sprechen das Herz der Menschen an. Darin liegt die Größe Shakyamunis.
Wer nach dem Tode Shakyamunis mit dem Pulsieren des Jigage, dem Wesen der Buddhaschaft, in Kontakt kam, konnte zweifellos dessen Herz über Zeit und Raum hinweg spüren. Man könnte sagen, daß das auch ein Grund dafür ist, daß das Lotos-Sutra in allen Zeiten so beliebt war und so häufig von den Menschen rezitiert wurde.
Leiter müssen Dichtung studieren und einen Sinn dafür haben. Wer diesen Sinn nicht hat, verliert allmählich die Verbindung zu den Herzen der Menschen. Sie können die Herzen nicht bewegen oder sie wahrhaftig zum Glück führen. Aus diesem Grunde habe ich das verschiedentlich hevorgehoben.
Wir wollen jetzt zum Ende des Jigage kommen. In diesem Abschnitt wiederholt Shakyamuni mit lauter Stimme den Schluß der Parabel vom guten Arzt und seinen kranken Kindern. Um seine Kinder zu retten, die Gift getrunken haben und verwirrt sind, verwendet der Vater, der gute Arzt, ein geeignetes Mittel. Er beauftragt jemanden, seinen Kindern mitzuteilen, er sei gestorben. Damit will er sie dazu bringen, die Medizin zu trinken. Trotzdem kann, wie Shakyamuni sagt, "niemand behaupten, er sage die Unwahrheit".
Er fährt fort: "Ich bin der Vater dieser Welt, der die Leidenden und Gequälten rettet". Damit verkündet Shakyamuni laut, daß er selbst der Vater ist, der alle Menschen zur Erleuchtung führt. Das ist eine großartige Erklärung. Die große Aufgabe des Buddhas ist, alle Menschen auf der elementarsten Ebene (grundlegend) von ihren Leiden zu retten.
Was bedeutet "Ich bin der Vater dieser Welt" aus der Sicht des Buddhismus Nichirens? In den Ongi kuden sagt Nichiren, daß im Jigage die Tugenden von Herrscher, Lehrer und Eltern des Buddhas der wesentlichen Lehre enthalten sind.
"Dieses mein Land bleibt sicher und ruhig" ist Ausdruck der Tugend des Herrschers. "Ich bin immer in dieser Welt gewesen und habe des Gesetz gepredigt und die Menschen gelehrt und bekehrt" ist die Tugend des Lehrers und "ich bin der Vater dieser Welt" die Tugend der Eltern. Darüber hinaus erklärt Nichiren: "Nichiren und seine Anhänger, die Nam-Myoho-Renge-Kyo chanten, sind der Vater aller Menschen, denn wir retten sie von den Qualen der Hölle des unaufhörlichen Leidens".[^314]
Danach sind also Nichiren und seine Schüler, die das Mystische Gesetz rezitieren und verbreiten, die Eltern. Sie leiten alle Menschen zum Glück. Er sagt: Sie müssen meinen Geist weitergeben und kosen-rufu in diesem Bewußtsein vorantreiben. Das sind wunderbare Worte stärkster Ermutigung.
Die Ongi Kuden Nichirens erläutern, daß das Lotos-Sutra die große Lehre zur Rettung aller Menschen des Späten Tags des Gesetzes ist. Mit den Ongi kuden wird der Buddhismus zum ersten Mal zur Lehre für das Glück der gesamten Menschheit.
Es ist leicht gesagt, sich für die Welt, die Menschheit oder den Frieden einzusetzen. Wer aber tut das wirklich ernsthaft, auch wenn es das eigene Leben koste? Die Gesellschaft wird vom Egoismus und von Wünschen beherrscht. Es gibt genug Leute mit der Einstellung. "Letztendlich geht es nur um mich allein". Wer setzt sich denn in dieser Gesellschaft beständig für das Glück aller Menschen ein, trotz der Verfolgung und Verleumdung durch die, die in der Illusion leben? Shakyamuni, Nichiren und die Mitglieder der SGI, die direkt den Geist des Buddhas in unsere Zeit tragen. Die SGI ist die Säule und die Sonne der Gesellschaft. Viele Menschen in der Welt setzen sich ernsthaft zum Wohle der Menschheit ein, auch wenn sie möglicherweise nicht das Mystische Gesetz verehren. Laßt uns diesen Menschen, die ein Gewissen haben, die Hand reichen und unsere große Aufgabe erfüllen, die "Leidenden und Gequälten zu retten".
Erinnern wir uns doch daran, wie die Parabel des guten Artzes und seiner kranken Kinder endet. Die Kinder, die glauben, ihr Vater, der gute Arzt, sei gestorben, öffnen in ihrer Trauer die Augen und nehmen die gute Medizin, die er für sie dagelassen hat. Dadurch werden sie von den Wirkungen des Gifts geheilt. Als der Vater das hört, kehrt er zurück und ist glücklich mit seinen Kindern vereint. Was bedeutet diese Schlußszene?
Letztendlich heißt das, wenn die Menschen ernsthaft an die Lehre Shakyamunis (die Lehre) glauben und sie annehmen (trinken), dann erscheint der Buddha (der gute Arzt) in ihrem Herzen (kehrt in ihr Herz zurück). - Für uns beschreibt die Parabel die "große Wohltat" des Buddhismus, die darin liegt, daß wir das Leben des Buddhas manifestieren, wenn wir den festen Glauben an den Gohonzon beibehalten. Das ist nicht etwas, das von außen in unserem Leben erscheint. Das Leben des Buddhas, das wir von Anfang an besitzen, kommt aus uns hervor. Es wird wiederbelebt, wieder entdeckt. Wir erleben eine Renaissance des Lebens.
Josei Toda sagte bei einer Vorlesung über diesen Abschnitt "Ich bin der Vater dieser Welt, der die Leidenden und Gequälten rettet":
"Wir können davon ausgehen, daß dies Worte des Dai-Gohonzon sind. "Ich", der Daishonin, der Gohonzon, verspricht, die Menschen von Leiden und Qualen zu retten. Wir sollten tiefe Dankbarkeit fühlen, wenn wir das Jigage lesen. Der Gohonzon führt ohne jeden Zweifel alle, die leiden und gequält sind, zum Glück."
Diese Worte sind das feierliche Versprechen des ursprünglichen Buddhas. Was auch immer geschehen mag, alles sollte uns nur noch mehr dazu veranlassen, weiter mit "sanftem, friedfertigem, ehrlichem und aufrichtigem" Glauben voranzugehen. Dann wird unser Leben zweifellos voll von grenzenloser Kraft sein. Dann offenbaren wir unser "wahres Selbst" - einen Zustand vollkommener Erfüllung. Laßt uns in diesem Bewußtsein voll Freude gemeinsam vorangehen!
Das Lotos-Sutra ist der Weg
I bonbu tendo. Jitsu zai ni gon metsu. I joken ga ko. Ni sho kyoshi shin. Ho-itsu jaku go-yoku. Da o aku-do chu. Ga jo chi shujo. Gyo do fu gyo do. Zui o sho ka do. I ses\^shujo ho.
"Weil die einfachen Menschen verwirrt sind, lasse ich sagen, ich sei gestorben, obwohl ich lebe. Denn wenn sie mich immer sehen, wächst in ihrem Herzen Arroganz und Selbstsucht. Sie geben ihre Zurückhaltung auf und unterliegen den fünf Begierden, sie fallen in die bösen Pfade. Ich sehe immer, wer von den Menschen
den Weg ausübt und wer nicht. Weil ich sehe, wie sie gerettet werden können, predige ich für sie verschiedene Lehren."[^315]
Auch hier finden wir in bezug auf "verwirrte Menschen" dieselbe Kernaussage wie in den vorherigen Abschnitten.
Das heißt, wenn die Menschen denken, daß der Buddha immer da ist, können sie arrogant oder von ihm abhängig werden, um schließlich wegen ihrer Abhängigkeit von den fünf Begierden in die bösen Pfade zu fallen. Unter diesen Umständen können sie nicht die Buddhaschaft erlangen.
Deshalb benutzt der Buddha das geeignete Mittel und gibt vor, er sei gestorben. Der Buddha predigt das Gesetz aus Mitgefühl immer so, daß die Menschen wachsen und Selbstbewußtsein entwickeln.
"Die Verwirrung der einfachen Menschen" sind Worte, die mit der Beschreibung der Empfindlichkeit der menschlichen Psyche ins Schwarze treffen. Daran kann man die Qualität der Übersetzung Kumarajivas erkennen.
Obwohl die Menschen sich danach sehnen, den Buddha zu sehen und durch seine Lehre gerettet zu werden, können sie in Abhängigkeit zu ihm geraten, was schließlich dazu führt, daß sie von ihrer eigenen Schwäche verzehrt werden. Folglich vernachlässigen sie die buddhistische Ausübung und fallen schließlich in die bösen Pfade.
Obwohl sie das Glück hatten, dem Gesetz zu begegnen, das ewig in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existiert, schwanken sie zwischen Glaube und Zweifel, geblendet von spontanen Interessen und Wünschen.
Josei Toda sagte: "Wer am Gohonzon wegen eines Vorurteils der Höherstehenden in der Gesellschaft zweifelt, hat eine völlig falsche Sicht der weltlichen Angelegenheiten. Ihre Ansicht über das Leben ist ähnlich verdreht. Obwohl das Leben ewig ist, können sie nur den Tod sehen."
Man kann sich vorstellen, wie der Buddha mit seinem tiefen Einblick in die Wankelmütigkeit des menschlichen Herzens kämpfen mußte, um die Menschen dahin zu bringen, seinen erleuchteten Zustand zu erreichen.
Nichiren schrieb an die Brüder Ikegami und ihre Frauen: "Unter denen, die zuerst glaubten, haben viele später ihren Glauben abgelegt, weil sie die Ablehnung der Gesellschaft fürchteten. Unter diesen sind einige, die mich wütender bekämpfen als die, die mich von Anfang an verleumdeten."[^316] Nach seinen Worten greifen ihn die, die in Unglauben gefallen sind, stärker an als jene, die ihn von Beginn an angegriffen haben. Das ist die typische Verhaltensweise vewirrter Menschen.
(Seinem Schüler) Shijo Kingo schreibt der Daishonin: "Lassen Sie sich nicht von den Schwierigkeiten der Gesellschaft stören."[^317] Die Wichtigkeit liegt darin, fröhlich den geraden Weg zur Buddhaschaft zu gehen, ohne sich durch Verleumdung oder Beschimpfungen beinflussen zu lassen. Dadurch entwickelt man ein sicheres und unerschütterliches Selbst.
Josei Toda empfahl uns: "Kehrt zu dem gewöhnlichen Sterblichen von kuon ganjo zurück". Er war stolz darauf, ein "guter gewöhnlicher Sterblicher" zu sein. Auch wir sollten immer "gewöhnliche Sterbliche des Mystischen Gesetzes, großartige Kämpfer der Menschlichkeit" sein.
Im nächsten Abschnitt heißt es: "Ich sehe immer, wer von den Menschen den Weg ausübt und wer nicht. Weil ich sehe, wie sie gerettet werden können, predige ich für sie verschiedene Lehren." Der Buddha weiß immer, ob die Menschen sich in der buddhistischen Ausübung hervortun wollen und verkündet das Gesetz in angemessener Weise (mit dem richtigen Mittel), um sie zur Erleuchtung zu führen.
Zu "wer von den Menschen den Weg ausübt und wer nicht" heißt es in den Ongi kuden: "Nun sind Nichiren und seine Schüler, die Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, diejenigen, die 'den Weg ausüben', während andere, die nicht chanten, 'es nicht tun'".[^318] An der Stelle erklärt er auch, daß der "Weg" das Lotos-Sutra ist.
Josei Toda deutete diesen Sutra-Abschnitt als Erklärung für die immense Kraft des Gohonzon:
"'Den Weg ausüben' bedeutet an den Gohonzon glauben und die Lehre verbreiten. 'Den Weg nicht ausüben' heißt, es nicht zu tun. Der Gohonzon weiß, welche Menschen es tun, und überlegt, wie er sie am besten rettet, er belohnt oder bestraft sie entsprechend ihrem Verhalten. Der Gohonzon mißbilligt die Menschen nicht, weil sie keine Ausübung machen, sondern ist ständig bemüht, sie von da aus zum Glück zu führen. Dieser Abschnitt sagt uns, daß der Buddha genau weiß, ob jemand den 'Weg ausübt'."
Wer kämpft wirklich? Wer läßt in seinen Bemühungen nach? Der Gohonzon weiß alles über uns bis auf den Grund unseres Seins. Wir müssen einfach immer weiter vorangehen in dem vollen Vertrauen, daß der Gohonzon über uns wacht.
Das ist der "Weg". Wir gehen diesen Weg des Mystischen Gesetzes. Der Weg von Kosen-rufu, d.h. der Weg der weltweiten Verbreitung des Glaubens an das Mystische Gesetz, ist unübertroffen. Es ist der großartige Weg des Glücks.
Teil 45
Der große Schwur des Buddhas, alle Menschen zum Glück zu führen
Mai ji sa ze nen. I ga ryo shujo. Toku nyu mu-jo do. Soku joju busshin
"In jedem Augenblick habe ich nur diesen einen Gedanken:
Wie kann ich die Menschen retten, damit sie Zugang zu dem unübertroffenen Weg haben und schnell das Leben eines Buddhas offenbaren?"[^319]
Worte, mit denen das Juryo-Kapitel endet
Dieser Abschnitt erläutert die ewige Entschlossenheit des Buddhas, seinen großen Wunsch seit der Zeit ohne Anfang. Der Buddha sehnt sich nur nach einem: den Menschen zu helfen, unübertroffenes Glück zu erlangen. Das ist, so sagt Shakyamuni, sein beständiger Gedanke.
Mit klaren Gedanken und der entsprechenden Absicht plant der Buddha den Weg, dem die Menschen folgen müssen, um das Glück zu erlangen. Er weist die Richtung mit den Worten: "Geht diesen Weg!" Wenn man diesen Abschnitt liest, bekommt man das Gefühl, daß dieser wunderbare direkte Weg zu einem Zustand grenzenlos wachsenden Glücks zumindest in Sicht ist, beleuchtet von dem Licht des Mitgefühls des Buddhas.
Diese klangvollen, warmherzigen Worte beenden das Jigage und gleichzeitig das ganze Juryo-Kaptiel des Lotos-Sutras. Es sind die seelenvollen Worte, ein angemessener Abschluß des Epos zur Rettung der Menschheit, der Kristallisation des Lotos-Sutras und der Einstellung Shakyamunis.
Nichiren spricht von dem "leidenschaftlichen Schwur des Buddhas, dessen beständiger Gedanke unsere Rettung ist".[^320] Dieser ständige Gedanke, dieser Schwur ist das Wesen des ewigen Buddhas. Das ewige Leben des Budhas ist untrennbar mit diesem Schwur verbunden.
Er ist der Grund für das Erscheinen des Buddhas in dieser Welt. Im Hoben-Kapitel wird es der "eine große Grund" genannt, aus dem "der Buddha in der Welt erscheint".[^321] Wegen dieses Schwurs benutzt der Buddha das geeignete Mittel zu sterben. Darauf bezieht sich das Juryo-Kapitel mit den Worten "Ich benutze das geeignete Mittel und gehe scheinbar ins Nirvana ein."[^322]
Sowohl das Erscheinen als auch das Sterben des Buddhas geschehen in Übereinstimmung mit seinem Versprechen. Geburt und Tod des Buddhas sind Teil dieses "ständigen Gedankens". Nichiren sagt: "Die beiden Phänomene von Geburt und Tod sind das mystische Wirken nur eines Herzens".[^323] Die Schlußzeilen des Jigage zeigen das Wesen eines solch aufrichtigen Herzens.
Im Zusammenhang mit den Gedanken des Buddhas in den Zeilen "immer frage ich mich" sagt Nichiren: "Das ist der einzige Gedanke oder das ichinen, das der Buddha und alle anderen Wesen vom Ursprung her besitzen."[^324]
"Ich will glücklich werden und wünsche, daß alle anderen auch glücklich werden." Das ist dieses ursprüngliche Wesen, der reine Wunsch in der Tiefe des Seins ohne Anfang. Wer es ganz annimmt, ist Buddha. Es wird der "große Schwur" genannt, weil es der allumfassende Wunsch des Buddhas ist.
Nichiren, der Buddha des Späten Tages, führte ein Leben nach diesem Schwur. Sein einziges Anliegen war immer nur das Glück der Menschen. Seine epochale Abhandlung "Rissho Ankuko Ron" (Die Befriedung des Lands durch die Verbreitung des wahren Buddhismus) beginnt er mit der Beschreibung der miserablen Bedingungen, unter denen die Menschen durch viele aufeiander folgende Katastrophen litten.
Das Interesse Nichirens richtet sich immer auf die Menschen. In dieser Schrift fordert er Hojo Tokiyori, den mächtigsten Mann im Lande, auf, sich mit ihm zusammen Gedanken zu machen, was man zur Linderung dieser Leiden tun könne.
Sein Herz war immer auf das Glück der Menschen gerichtet, ob er nun einen Gläubigen in seinem Leiden herzlich ermutigte oder die Herrscher im Lande strikt ermahnte. Dazu schrieb er: "Von meiner Geburt an bis zum heutigen Tag habe ich, Nichiren, keinen Augenblick der Bequemlichkeit gekannt. Ich habe nur daran gedacht, das Daimoku des Lotos-Sutras zu verbreiten."[^325] Sein Leben war eine Folge von Härten, die er willig aus dem Wunsch, die Menschen zum Glück zu führen, auf sich nahm. In der Tiefe seines Lebens handelte der Daishonin entsprechend den Worten: "In jedem Augenblick habe ich nur diesen einen Gedanken".
Für den großen Schwur der Verwirklichung von Kosen-rufu zu leben, bedeutet, ein Leben zu führen, das sich auf dem ewigen Entschluß des Buddhas begründet. "Immer" bezieht sich nicht nur auf dieses Leben. Der Daishonin sagt: "'Immer' heißt ewig über alle drei Existenzen."[^326] Josei Toda sagte: "'Immer' bedeutet über Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. 'In jedem Augenblick habe ich nur diesen einen Gedanken' ist das beständige Gebet Nichirens seit der fernen Vergangenheit von kuon ganjo zu unser aller Rettung. Das ist ein sehr wichtiger Teil."
Der Pulsschlag dieses ständigen Gedankens liegt nur in der Verbindung zwischen Meister und Schüler. Aus diesem Grund fordert Nichiren seine Schüler auf, denselben großen Wunsch zu haben wir er. "Meine Schüler", drängte er sie, "widmet Euer Leben der Erfüllung des großen Schwurs des Buddhas. Bewahrt den Geist der Einheit von Lehrer und Schüler."
Er ermutigt uns zu einem Leben, das dem Lotos-Sutra gewidmet ist, mit den Worten: "Betrachten sie diese Gabe als einen Tropfen Tau, der in den Ozean fällt oder ein Staubkörnchen, das auf die Erde fällt."[^327] Wenn wir diesen großen Wunsch zur Grundlage unseres Lebens machen, verschmilzt unser Leben, das so klein und gering ist wie ein Tropfen Tau oder ein Staubteilchen, mit dem ewigen Leben des Buddhas, das so groß und prächtig ist wie das Meer oder die Erde.
Der Weg der Einheit von Meister und Schüler ist der Kernpunkt des Buddhimus. Er bedeutet, den gleichen Wunsch zu haben wie der Buddha.
Am 3. Mai 1951 wurde Josei Toda Präsident der Soka Gakkai - für mich ein unvergeßlicher Tag! Zu der Zeit entstand das ewige Band zwischen Meister und Schüler. Damals wurde eine neue Struktur in der Organisation der Soka Gakkai bekanntgegeben. Die Seikyo Shimbun titelte: "Eine neue Organisation, die alle Menschen zum Glück führen soll". Sich für dieses Glück aller Menschen einzusetzen, war der Geist, die Entschlossenheit Josei Todas.
Zu der Zeit gab es nur einige tausend Mitglieder. Es herrschte viel Verwirrung in der Gesellschaft der Nachkriegszeit. Im großen und ganzen war die Soka Gakkai eine Gruppierung von Menschen, denen es wirtschaftlich schlecht ging. Aber Josei Todas leidenschaftlicher Apell als neuer Präsident war wie das Brüllen des Löwen. Es entzündete die Flamme in allen Herzen, die Menschen zum Glück führen zu wollen.
Wir starteten mit der Einstellung, daß der "Glaube gleich der Gesellschaft" und "Glaube gleich tägliches Leben ist". Es war der Beginn einer Reise, die die Lehre Nichirens zu einer Religion für die Menschheit machen sollte. In der kurzen Zeit einiger schwerer Jahrzehnte haben wir eine beispiellose Grundlage für Kosen-rufu erschaffen. Wir haben auf der ganzen Welt die Saat des Glücks in die Herzen der Menschen gelegt. Wer hätte das voraussehen können? In der bekannten Geschichte unserer Zeit gilt das mit Sicherheit als das "Wunder des 20. Jahrhunderts".
Alle waren ernst, sie gaben alles. Sie kämpften mit dem Entschluß, daß sie auf jeden Fall den Willen des Daishonin für Kosen-rufu erfüllen würden.
In der Gosho steht: ". . . habe ich nur diesen einen Gedanken" in dem Satz 'In jedem Augenblick habe ich nur diesen einen Gedanken'. . . bezieht sich im besonderen auf den Buddha Shakyamuni und in einer allgemeineren Bedeutung auf die (Wesen) der zehn Welten."[^328] In diesem Sinn bezieht es sich auf die Wesen der zehn Welten, also auf uns. Wer immer an Kosen-rufu denkt, ist eins mit den Gedanken Nichirens, die von unendlichem Mitgefühl getragen sind.
Wenn wir denselben "unübertroffenen Weg" wie der Buddha gehen, teilen wir diesen ständigen Gedanken an die Erleuchtung aller Menschen. Der "unübertroffene Weg" steht im Gegensatz zu einem begrenzten Weg. Es ist der Leben auf der Grundlage einer überlegenen Philosophie, erfüllt von höchstem Glück.
In den Ongi Kuden heißt es: "Der Ausdruck "unübertroffener Weg" bezieht sich auf den Buddha, der ewig mit den drei erleuchteten Eigenschaften ausgestattet ist, so wie es das Juryo-Kapitel offenbart. Es gibt außer diesem keinen anderen "Körper des Buddhas", den man erlangen kann. Nichiren und seine Anhänger, die Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, werden ohne Zweifel "den Körper eines Buddhas erlangen".[^329]
Der Daishonin erklärt damit, daß jemand, der Nam-Myoho-Renge-Kyo chantet, ohne Zweifel "schnell das Leben des Buddhas offenbart", der die drei erleuchteten Eigenschaften besitzt. "Schnell" in diesem Zusammenhang bedeutet, obwohl wir einfache Menschen sind, können wir so, wie wir sind, Buddha werden, weil wir die drei erleuchteten Eigenschaften schon von Anfang an besitzen.
Der Buddha sagt also den Menschen: "Werdet glücklich." Er verspricht der ganzen Menschheit dieses Glück. Das Tor zum wahren Glück ist allen offen. Mit dem Glauben kann man durch dieses Tor eintreten.
Nichts erfreute Josei Toda mehr, als positive Erfahrungen der Mitglieder. Wann immer er von einer glücklichen Erfahrung hörte, rief er den Umstehenden zu: "Ich hoffe, Sie werden Ihren Glauben verstärken, damit wir mehr solche wunderbaren Zeugnisse hören. Das ist mein einziger Wunsch. Ich wünsche mir nichts mehr, als das Sie alle glücklich werden." Und "als Präsident stehe ich mit Ihnen allen zusammen auf, weil ich den Wunsch habe, daß alle Menschen glücklich werden. Das ist mein einziger Wunsch."
Ich habe die gleiche Einstellung, denn es ist die wichtige Pflicht der Kinder des Buddhas, gegen alle mit bösen Absichten aufzustehen, die den Menschen den Weg zum Glück versperren wollen. Seit dem 16. März 1958 sind nun fast 40 Jahre vergangen, als Präsident Toda in der historischen Teilungs-Zeremonie die Verantwortung für die Verwirklichung von Kosen-rufu den jungen Nachfolgern übertrug. Seine letzte Ermutigung war: "Kämpft entschossen gegen das Böse . . . Ihr dürft niemals im Kampf gegen das Böse nachlassen."
Es bedarf keiner Frage, daß diejenigen, die sich für das Glück der Menschen mit dem gleichen Geist wie der Buddha einsetzen, die gegen die Kräfte kämpfen, die das Glück zerstören wollen, die Boten und die Kinder des Buddhas sind.
Die Ausübung von, "In jedem Augenblick habe ich nur diesen einen Gedanken, wie kann ich die Menschen retten, damit sie Zugang zu dem unübertroffenen Weg haben und schnell das Leben des Buddhas offenbaren?" fortzusetzen, ist der Schwur des Buddhas und ebenso die Entschlossenheit seiner Schüler. Wenn wir uns immer das Glück der Menschen zum Ziel setzen, wird die SGI ewig blühen.
Über die stillen Gebete
Zum Schluß dieser Vorlesungsreihe möchte ich gern über die stillen Gebete während des Gongyos sprechen.
Diese Gebete sprechen wir im Herzen. Deshalb - selbst wenn wir die Worte der stillen Gebete lesen, entscheidend sind die Gedanken, die uns kommen und zum Gebet werden.
Josei Toda sagte einmal: "Da wir Menschen sind, es ist nur natürlich, daß uns beim Chanten verschiedene Gedanken durch den Kopf gehen. Aber wenn wir aufrichtig chanten, können wir uns schließlich vollkommen auf den Gohonzon konzentrieren. Wenn wir ernsthaft chanten, werden unsere Sorgen des täglichen Lebens gelöst. Dann erscheinen uns beispielsweise die Klagen des Ehepartners wie ein beruhigendes Wiegenlied.
Aber laßt uns bei den stillen Gebeten sorgfältig sein. Die Gedanken, in unserem Herzen kommen ganz klar zum Gohonzon. Wenn wir während der stillen Gebete denken: "Der da drüben ist wirklich ein komischer Kerl, dann ist der Gedanke in unserem Herzen: "Er ist ein komischer Kerl", und das wird dann unser Gebet."
Die stillen Gebete richtig zu sprechen, ist ein wahrer Kampf. Unsere Gebete spiegeln unseren Zustand. Gebete müssen konkret, ernsthaft und voll Entschlossenheit sein.
Ob man Daimoku chantet oder die stillen Gebete macht, es ist von großer Wichtigkeit, mit entschlossenem Herzen zu beten. Gebete sollen nicht abstrakt sein. Die Buddhas und die buddistischen Götter antworten auf ernste, starke Gebete, die aus der Tiefe des menschlichen Lebens kommen.
Fast ein Jahr lang habe ich Vorlesungen über das Hoben- und das Juryo-Kapitel gemacht. In diesen Kapiteln wird der Kern des Lotos-Sutras, der Schrift für die Menschheit, erläutert.
Ich sehe in Gedanken Josei Toda vor mir, wie er über das Wesen des Buddhismus spricht und gleichzeitig in den Stürmen der Gesellschaft gelassen bleibt. Lehrer und Schüler sind immer zusammen. "Heute kann ich noch einmal kämpfen, heute kann ich noch einmal Kosen-rufu vorantreiben. Ich beginne jeden Tag mit freudiger Erregung. In meinem Herzen begrüße ich Präsident Toda und beginne den vollen Kampf. Für mich ist jeder Tag wie ein freudiger Morgen.
Der lange Weg zum "Jahrundert des Lebens", dem "Jahrhundert von Soka" beginnt jetzt ernsthaft. Auf der Grundlage meiner Ausübung des Gongyo und von Daimoku will ich zusammen mit Freunden und Gefährten in der ganzen Welt den Kampf im Geist der aufgehenden Sonne aufnehmen.
Wie wir bis jetzt gelernt haben, leben diejenigen, die das Mystische Gesetz rezitieren, in der ewigen Dimension der drei Existenzen, in der Dimension der gesamten Menschheit und der ganzen Welt. Mit dieser wunderbaren Einstellung gehen wird sicheren Fußes durch die Wirklichkeit des Lebens. Das ist unser Weg.
Welch ein Glück haben wir, daß wir im Klang des Mystischen Gesetzes leben können, das das Universum durchdringt. Ich bete aufrichtig dafür, daß Sie, meine Freunde, die aus der Erde hervorgetreten sind, ein langes Leben haben, Gesundheit, Glück und Glory. Damit möchte ich meine Vorlesungsreihe beenden.
Als Champions des Soka-Geistes wollen wir voll Freude auf den 3. Mai 2005 zu gehen. Lassen sie uns gemeinsam auf das aufgehende Jahrhundert sehen.
[^1]: Lebenszustand: Übersetzung des japanischen Wortes kyogai, wobei kyo "räumliche Begrenzung” und gai "Ufer” bedeutet; im normalen Sprachgebrauch bezeichnet es die Lebensumstände einer Person, hier aber in dem Sinn "innerer Zustand, der innerhalb einer räumlichen Begrenzung herrscht” benutzt wird.
[^2]: Nutzen: das japanische Schriftzeichen kann je nach Aussprache eine materielle oder religiöse Bedeutung haben. Josei Toda benutzt diesen Begriff immer in seiner religiösen Bedeutung.
[^3]: Maka Shikan: ein Kommentar zum Lotos-Sutra, verfaßt von T’ ien-t’ai, einem chinesischen Gelehrten, ca. 700 n.Chr
[^4]: 24 Schriftzeichen des Bodhisattwas Fukyo: Bodhisattwa Fukyo wird im Lotos-Sutra Shakyamunis erwähnt; die Übersetzung der 24 Schriftzeichen lautet ungefähr: Ich verehre dich als Buddha so wie du bist.
[^5]: jap. Gosho, S. 336
[^6]: Ausübender: jap. gyoja, wörtl. Mensch der Tat, im Gegensatz zu shinja, Mensch des Glaubens und gakusha, Mensch des Studiums. Der erste Präsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi betonte immer, daß die Mitglieder der Soka Gakkai gyoja sind.
[^7]: Sechs schwere und neun leichte Handlungen: eine Serie von Vergleichen, die Shakyamuni im 11. Kapitel des Lotos-Sutras verwendet, um zu erläutern, wie schwierig es sein wird, daß Lotos-Sutra in der Zeit nach seinem Tod auszuüben. Als schwere Handlung bezeichnet er zum Beispiel, den Glauben an das Lotos-Sutra nicht aufzugeben, während es eine der neun leichten Handlung ist, mit dem großen Zeh ein Sternensystem durch das Universum zu stoßen
[^8]: Major Writings Nichiren Daishonin (MWND), Bd. 3, S. 52
[^9]: jap. Gosho, S. 834
[^10]: Glück: jap. kudoku, wörtl. "das Schlechte in sich überwinden und das Gute fördern”
[^11]: MWND, Bd. 5, S. 112
[^12]: jap. Gosho, S. 1015
[^13]: jap. Gosho S. 1016
[^14]: MWND, Bd. 6, S. 10
[^15]: MWND, Bd. 7, S.104-105
[^16]: Drei Existenzen und zehn Richtungen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; die vier Himmelsrichtungen, sowie Nordost, Nordwest etc, oben und unten
[^17]: Suchender Geist: jap. kyudo shin, wörtl.: kyu = suchen, do = Weg, shin = Geist, Herz
[^18]: Im japanischen Original setzt sich das Wort "Land des Buddhas aus folgenden Worten zusammen: Jo: ewig, immerwährend; Ja: Frieden, Erleuchtung; Ko: Licht; Do: Land)
[^19]: Die ersten beiden Handlungen gehen vom Buddha aus (öffnen, zeigen), die nächsten beiden (erkennen, eintreten) gehen von den Menschen aus. Der Buddha hilft ihnen dabei.
[^20]: Auch hier steht im Orignaltext das Wort samadhi, ergänzt um die Worte muriyo = unermeßlich, gisho = Erleuchtung
[^21]: ichinen sanzen: ichi bedeutet "eins" und wurde von T'ien-t'ai u.a. interpretiert als "Einheit von Körper und Geist", "Einheit von Mensch und Umgebung", "Einheit von Meister und Schüler"; nen besteht aus zwei Schriftzeichen, nämlich "Gegenwart" und "Herz", ichinen wird oft übersetzt mit "ein Gedankenaugenblick", "ein Herz", und bezeichnet die vollständige Widmung an das, was in diesem Augenblick ist; sanzen bedeutet "dreitausend"
[^22]: Das ist eine von 12 Unterscheidungen der Schriften, nach denen alle Sutras eingeteilt sind, d.h. entsprechend der Art ihrer Darlegung (Präsentation), ihrem Stil und Inhalt.
[^23]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 23 f.
[^26]: dt. Gosho, Bd.2, S.258
[^27]: jap. Gosho, S. 1151
[^28]: jap. Gosho, S. 722
[^29]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 23-24
[^30]: MWND, Bd. 4, S. 129
[^31]: Sessen Doji ist der Name von Shakyamuni in einer früheren Existenz, als er die strengen Ausübungen in den Schneebergen durchführte. (Jpn. sessen) Sessen Doji zeigt die Bereitschaft, sein Leben zu geben, um einen einzigen Vers einer buddhistischen Lehre zu hören.
[^32]: Shibi ist der Name von Shakyamuni, als dieser in einer früheren Existenz König war, der die Gebote des Almosengebens befolgte. König Shibi bot einem hungrigen Adler sein eigenes Fleisch an, um das Leben einer Taube zu retten.
[^33]: dt. Gosho, Bd 1, S. 65
[^34]: MWND, Bd 6, S. 306
[^35]: dt. Gosho, Bd.1, S. 28
[^36]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 23
[^37]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 228
[^38]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 131
[^39]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 23
[^40]: jap. Gosho, S.790
[^41]: MWND, Bd. 5, S. 281-82
[^42]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 180-81
[^43]: dt.Gosho, Bd. 2, S. 214
[^44]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, 3. Kap., S. 23-24
[^46]: kalpa: eine extrem lange Zeitspanne; eine Auffassung der Dauer eines kalpas vergleicht ein kalpa mit ca. 16 Millionen Jahren; der Begriff kalpa stammt aus der alten indischen Tradition
[^48]: dt. Gosho, Bd. 3, S. 67-68
[^49]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 121
[^50]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 61
[^51]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, 3. Kap., S. 24
[^52]: ebd., S.195
[^53]: dt. Gosho, Bd.2, S.191
[^54]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, 3. Kap., S. 24
[^55]: ebd., S. 43
[^56]: ebd., S. 44
[^57]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 43
[^58]: jap. Gosho, S. 971
[^59]: engl. Gosho, Bd. 5, S 147
[^60]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 24
[^61]: Innen (Sanskrit hetu-prataya): Dieser Ausdruck setzt sich zusammen aus zwei Wortelementen: in und en. Im Sinne der Zehn Faktoren des Lebens, die im Kapitel "passende Mittel" dargelegt werden, ist dieses in (bzw. nyo ze in) die innere Ursache und en (nyo ze en) die äußere Ursache oder Beziehung. Nach der buddhistischen Lehre sind alle Ereignisse als das Ergebnis des Zusammenwirkens von in und en, d.h. von innerer und äußerer Ursache zu sehen.
[^62]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 286
[^63]: jap. Gosho, S. 773
[^64]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S.24.
[^66]: ebd., S. 31
[^67]: Die Meditation des Atemzählens: Meditation über die Unreinheit des Körpers. Zwei der fünf Meditationsarten, deren Beherrschung die Menschen in die Lage versetzt, eine bestimmte Stufe "derjenigen, die die Lehre hören", der Hinayana-Lehre zu erreichen. Die fünf Arten der Meditation sind: über die Unreinheit des Körpers, des Mitgefühls für alle, die abhängige Entstehung, "right discrimination" und des Atemzählens. Die Meditation über die Unreinheit des Körpers richtet sich darauf, daß der Mensch die Unreinheit aller vergänglichen Phänomene erkennt und sich von seiner Abhängigkeit löst. Die Meditation des Atemzählens ist eine Methode des Atmens mit gleichzeitigem Zählen der Atemzüge, um so die innere Ruhe zur Meditation zu finden.
[^68]: jap. Gosho, S. 875
[^69]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 28
[^70]: dt. Gosho, Bd. 2, S. 128
[^71]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 228
[^72]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, Kap. 17, S. 237
[^73]: MWND, Bd. 6, S. 218-219
[^74]: The Lotus-Sutra, Über. Burton Watson, New York 1993, S.24
[^75]: ebd.; S.87
[^76]: MWND, Bd.6, S.304
[^77]: MWND, Bd.4, S.164
[^78]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 24
[^79]: Jap. Gosho, S. 840
[^80]: The Lotus-Sutra, S. 223
[^81]: Jap. Gosho, S. 1619
[^82]: The Lotus-Sutra, S. 24
[^83]: Engl. Gosho, Bd. 4, S. 82
[^84]: Jap. Gosho, S. 1617
[^85]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 24
[^86]: The Lotus-Sutra, S. 50
[^87]: Dt. Gosho, Bd..1, S.23
[^88]: Dt. Gosho, Bd..1, S.53
[^89]: Dt. Gosho, Bd..2, S. 263
[^90]: Jap. Gosho, S. 788
[^91]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 24
[^92]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 64
[^93]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 24
[^94]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 35
[^95]: Jap. Gosho S. 415
[^96]: Jap. Gosho S. 830
[^97]: Jap. Gosho, S. 412
[^98]: Jap. Gosho S. 1139
[^99]: Jap. Gosho, S. 412
[^100]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 24
[^101]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 66
[^102]: Engl. Gosho, Bd. 6, S. 142
[^103]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 244
[^104]: Dt. Gosho, Bd. 3, S. 304f
[^105]: Engl. Gosho, Bd. 5, S. 181
[^106]: D.H. Lawrence, Apocalypse (New. York: Penguin Books, 1976) S. 126
[^108]: Deutsche Gosho, Band 3, Seite 39
[^110]: saha-Welt: diese Welt, die voller Leiden ist. Saha kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Erdulden. Der Begriff saha-Welt bezeichnet einen Ort, wo die Menschen das Leiden erdulden müssen, das den drei Giften und dem Begehren entspringt.
[^111]: Japanische Gosho, Seite 752
[^112]: Deutsche Gosho, Band 1, Seite 35
[^113]: Japanische Gosho Seite 753
[^114]: Japanische Gosho, Seite 1022
[^115]: The Lotus-Sutra, Übersetzung Burton Watson, New York 1993, Seite 237
[^116]: Japanische Gosho, Seite 788
[^117]: The Lotus-Sutra, Seite 212-13
[^118]: The Lotus-Sutra, Seite 218
[^119]: Deutsche Gosho, Band 1, Seite 238
[^120]: Japanische Gosho, Seite 751
[^121]: Deutsche Gosho, Band 1, Seite 38
[^122]: The Lotus-Sutra, Seite 220
[^123]: Japanische Gosho, Seite 751
[^124]: The Lotus-Sutra, Seite 216
[^125]: The Lotus-Sutra, Seite 222
[^126]: The Lotus-Sutra, Seite 223
[^127]: The Lotus-Sutra, Seite 221
[^128]: Deutsche Gosho, Band 1, Seite 159
[^129]: The Lotus-Sutra, Seite 213
[^130]: Deutsche Gosho, Band 1, Seite 106
[^131]: Japanische Gosho, Seite 752
[^134]: Japanische Gosho, Seite 790
[^135]: The Lotus-Sutra Übersetzung Burton Watson, New York 1993, Seite 224-25
[^136]: vgl. Deutsche Gosho, Band 1, Seite 240 ff.
[^137]: Japanische Gosho, Seite 759
[^138]: Deutsche Gosho, Band 2, Seite 62-63
[^139]: Japanische Gosho, Seite 753
[^140]: Japanische Gosho, Seite 16
[^141]: Japanische Gosho, Seite 760
[^142]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, S. 225
[^144]: Dt. Gosho, Bd. 3, S. 138
[^145]: Dt. Gosho, Bd. 2, S 97
[^146]: Jap. Gosho. S. 753
[^147]: Jap. Gosho, S. 759
[^148]: Jap. Gosho, S. 753
[^149]: Romain Rolland, Jean-Christophe, trans. Gilbert Cannan, New York: Henry Holt and Company, 1910, S. 352
[^150]: Collected Works of Josei Toda (Tokyo: Seikyo Shimbunsha, 1985, Band 1, S. 342
[^151]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York, 1993, S. 225
[^152]: Dt. Gosho, Bd. 2, S. 165
[^153]: Jap. Gosho, S. 759
[^154]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 189
[^155]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 183
[^156]: Dt. Gosho, Bd. 1, S. 39
[^157]: Jap. Gosho, S. 737
[^158]: Jap. Gosho, S. 753
[^159]: avivartika: Ein Zustand der beständigen Weiterentwicklung, in dem es keinen Stillstand oder Rückschritt gibt.
[^160]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 225.
[^161]: jap. Gosho (Gosho Zenshu) S. 751
[^162]: The Lotus-Sutra, Kap.16, S. 225.
[^163]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 228 - 229. The Lotus-Sutra, Kap.16, S. 225.
[^164]: jap. Gosho, S. 759
[^165]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 225.
[^166]:
[^167]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 781.
[^168]: jap. Gosho, S. 771.
[^169]: jap. Gosho, S. 71.
[^170]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 226.
[^171]: The Lotus-Sutra, Kap. 16, S. 229.
[^172]: jap. Gosho, S. 752.
[^173]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 226.
[^174]: dt. Gosho, Bd 1, S. 37
[^175]: The Lotus-Sutra, Kap. 16, S. 226
[^176]: dt. Gosho, Bd 1, S. 216
[^177]: jap. Gosho, (Gosho Zenshu), S. 1187
[^178]: jap. Gosho, S. 585
[^179]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 226
[^180]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 1404
[^181]: ebd. S. 753
[^182]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 135
[^183]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 135
[^184]: Ralph Waldo Emerson, Society and Solitude (Boston and New York: Houghton, Mifflin and Company, 1904), S. 183
[^185]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 226
[^186]: engl. Gosho (Major Writings of Nichiren Daishonin), Bd. 6, S. 213
[^187]: Die drei erleuchteten Eigenschaften oder drei Körper sind drei wesentliche Aspekte des Buddhas. Die drei Körper sind: 1) der Dharmakörper oder Eigenschaft des Gesetzes, die fundamentale Wahrheit oder das Gesetz, zu dem der Buddha erleuchtet ist; 2) der spirituelle Körper oder Eigenschaft der Weisheit, die geistige Eigenschaft des Lebens des Buddhas, die ihm ermöglicht, die Wahrheit zu sehen; und 3) der manifestierte Körper oder die Eigenschaft der Handlung, d.h. der physische Aspekt des Lebens des Buddhas.
Die drei Körper werden in verschiedenen Abschnitten des
*Juryo*-Kapitels wie folgt beschrieben: Der Dharmakörper: "Es gibt
weder Ebbe noch Flut von Geburt und Tod, und es gibt keine Existenz
in dieser Welt und das spätere Auslöschen (dieser Existenz). Sie ist
weder vorhanden noch nicht vorhanden, weder gleichbleibend noch
wechselnd. Sie ist auch nicht das, wofür die Bewohner der dreifachen
Welt sie halten". Der spirituelle Körper: "Der Buddha nimmt den
wahren Aspekt der dreifachen Welt so wahr, wie sie ist". Der
manifeste Körper: "Manchmal spreche ich von mir, manchmal von
anderen, manchmal zeige ich mich, manchmal andere, manchmal zeige
ich meine Handlungen, manchmal die von anderen".
[^188]: engl. Gosho, Bd. 4, S. 124
[^189]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 753
[^190]: ebd. S. 750
[^191]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 226
[^192]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 1224
[^193]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 142
[^194]: dt. Gosho, Bd. 2, S. 278
[^195]: engl. Gosho (Major Writings of Nichiren Daishonin), Bd. 4, S. 272
[^196]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 227
[^197]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 334
[^198]: ebd. S. 335
[^199]: Hokke Mongu, Band 9
[^200]: dt. Gosho, Bd. 2, S. 97
[^201]: ebd, S. 75
[^202]: engl. Gosho (Major Writings of Nichiren Daishonin), Bd. 7, S. 65
[^203]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 227
[^204]: jap. Gosho (Gosho Zenshu), S. 863
[^205]: ebd. S. 864
[^206]: ebd. S. 768
[^207]: In der Zeit zwischen der "ursprünglichen Vergangenheit" und der Gegenwart
[^208]: dt. Gosho, Bd. 1, S. 93
[^209]: Die fünf Begierden sind irdische Begierden oder Illusionen die aus den Funktionen der fünf Sinnesorgane entstehen (Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körper).
[^210]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 227.
[^211]: The Lotus-Sutra, Kap. 16, S. 229.
[^212]: Norman Cousins, Anatomy of an Illness, New York: W.W. Norton & Company, 1979, S. 133.
[^213]: The Lotus-Sutra, Übers. Burton Watson, New York 1993, Kap. 16, S. 327.
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