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Gosho-Studium für April 2001
„Das Öffnen der Augen“
„Am 12. Tag des 9. Monats des vergangenen Jahres, zwischen den Stunden der Ratte und des Ochsen (23:00 bis 3:00), wurde diese Person namens Nichiren enthauptet. Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist und die, tief eingeschneit, im 2. Monat des darauffolgenden Jahres diesen Text schreibt, um ihn den engsten Anhängern zu schicken. Die Beschreibung des bösen Zeitalters im Kanji-Kapitel ist schreckenerregend. Jedoch habe ich, Nichiren, nichts zu befürchten, weil ich mich dem Wahren Gesetz gewidmet habe. Alle, die mich beobachten, werden tief verwundert sein. Diese Abhandlung ist der leuchtende Spiegel Shakyamunis, Tahos und aller anderen Buddhas 10 Richtungen, in dem sich das gegenwärtige Japan spiegelt. Gleichzeitig mag man es als ein Erinnerungsstück von mir ansehen“
(Gosho Band II, Seite 165)
„Die Person namens Nichiren wurde am 12. September des vergangenen Jahres in den Stunden von der Ratte (23:00-1:00) zum Ochsen (1:00-3:00) enthauptet. Wenn seine Seele in der Provinz Sado angelangt ist und dieses Schreiben im Februar des darauffolgenden Jahres in tiefem Schnee verfasst und es seinen mit ihm in engvertrauter Beziehung stehenden Schülern schickt, ist dies für sie schreckenerregend. Jedoch habe ich nichts zu befürchten. Wie sehr werden diejenigen erschreckt sein, die es lesen! Denn es (Kanji-Kapitel) ist wie ein klarer Spiegel, in dem das künftige Land Japan, nämlich seine gegenwärtige Lage beleuchtet wird, wie Shakyamuni, Taho und andere Buddhas der 10 Himmelsrichtungen prophezeiten. Deshalb sollten Sie dieses als Erbstück von mir betrachten!“ (aus dem japanischen Original, Seite 223)
Die vorliegende Gosho „das Öffnen der Augen“ schrieb Nichiren Daishonin im Februar 1272 in Tsukahara auf der Insel Sado und verlieh sie an Shijo Kingo, stellvertretend für alle Schüler und die gesamte Anhängerschaft. Der Daishonin war gerade 50 Jahre alt. Der Grund, warum er dieses Schreiben an Shijo Kingo adressierte, musste wahrscheinlich darin gelegen haben, dass der Daishonin in ihm seinen unerschütterlichen Glauben sah und ihm deswegen tief vertraute, weil er den Daishonin bei der Verfolgung in Tatsunokuchi bis zum Ort der Exekution begleitete, mit dem festen Entschluss, mit Nichiren Daishonin zusammen zu sterben.
Shijo Nakatsukasa Saburo Zaemon-no-jo Yorimoto, genannt Shijo Kingo (etwa 1230-1300), war unter den Schülern und Gläubigen des Daishonin eine Zentralfigur sowie Toki Jonin und diente Herrn Ema, einer der führenden Persönlichkeiten des mächtigen Familienclans Hojo, auch im Bereich der Medizin. Obwohl nicht bekannt ist, wann und aus welchem Grund er anfing, den Glauben auszuüben, ist wohl anzunehmen, dass ihn die direkte Begegnung mit dem Daishonin dazu geführt hat. Der Daishonin, der seine Lehre im April 1253 zum ersten Mal verkündete, begab sich unmittelbar danach in die Stadt Kamakura, die damalige Metropole Japans, und begann, seine Lehre zu verbreiten. In Matsubagayatsu, einem Stadtteil Kamakuras, richtete er eine kleine Behausung ein und machte diese zum Zentrum der Verbreitung. Dies wurde ermöglicht, durch eine gute Beziehung zur Familie Ema, der Nichiren Daishonin bei einem Rechtsstreit um ein Grundstück in der Provinz Awa geholfen hatte. Es lässt sich vermuten, dass Shijo Kingo dem Daishonin in der frühen Phase der Verbreitung seiner Lehre begegnete und alsbald anfing, den Glauben auszuüben (1256).
In den Briefen handelt es sich um verschiedene wichtige Lehren sowie buddhistische Prinzipien, welche wir für die Vertiefung unseres Glaubens im täglichen Leben anwenden können, wie zum Beispiel: „der Glaube, Hindernisse zu überwinden“, „der Glaube für das Glück der Familie“, „das Verständnis über die Beziehung zwischen Arbeit und Ausübung des Glaubens“, „Bedeutung des Gohonzons“, „Krankheit der Kinder“, „wie wir Eintracht schaffen und die Kosen-rufu Bewegung zusammen vorantreiben können“ usw.. Außerdem bekam er als Repräsentant der Schüler sehr wichtige Thesen oder Abhandlungen wie „das Öffnen der Augen“ und „über die Verfolgungen, die dem Buddha widerfahren“(Gosho Band I). Und selbst im „Brief aus Sado“(Gosho Band I) steht sein Name zusammen mit Toki Jonin und einigen anderen.
Der erste der 35 Briefe, die er und seine Frau vom Daishonin persönlich erhielten, stammt vom Mai 1271 und der letzte aus dem Jahr 1282. Das bedeutet, dass die meisten Briefe in einem Zeitraum von 9 Jahren, nämlich vom Zeitpunkt der Tatsunokuchi-Verfolgung an bis zur Einschreibung des Dai-Gohonzon verfasst wurden. Das war der wichtigste Zeitraum, in dem der Daishonin seinen ursprünglichen Daseinsgrund (Honchi) als der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes enthüllte und schließlich das letztendliche Ziel seiner Erscheinung verwirklichte. Shijo Kingo kämpfte mit Unterstützung seines Meisters Nichiren Daishonin und überwand verschiedene Problemen und Hindernisse gerade in dieser bedeutungsvollen Zeitspanne.
„Wie sollte ich das jemals vergessen!“ (Japanische Gosho, Seite 1193)
Oder: „Ich war zutiefst bewegt!“ (Gosho Band I, Seite 96)
Es war unvermeidbar, Verfolgungen zu begegnen, wenn man zu Lebzeiten des Daishonin dessen Schüler werden wollte. Obwohl die meisten Menschen sich dessen bewusst waren und verschiedentliche Verfolgungen bis dahin überwinden konnten, gab es doch zum Bedauern viele Schüler und Gläubige, die anlässlich der Tatsunokuchi-Verfolgung und während der darauffolgenden Verbannung auf die Insel Sado oder in stürmischen Zeiten der Unterdruckung seitens der Obrigkeit sowie der direkten oder indirekten Schikane in der Gesellschaft ihren Glauben aufgaben. Unter solch unerbittlichen Umständen blieb Shijo Kingo unerschütterlich, sein Leben für die Verbreitung der Lehre des Daishonin einzusetzen und ermutigte andere Schüler und Gläubige. Ferner schickte er seinen Boten mit Gaben mehrmals zur Insel Sado, und er selbst besuchte Nichiren Daishonin dort im Mai 1273, also einige Monate später nach Erhalt dieser Abhandlung.
„ ..., machte ich mich daran, ein zweibändiges Werk mit dem Titel ´das Öffnen der Augen´ fertig zu stellen, an dem ich seit dem November des Vorjahres arbeitete.“
(Gosho Band I, Seite 197; Japanische Gosho, Seite 919) fing der Daishonin unmittelbar nach der Ankunft auf der Insel Sado an, sich mit dem Konzept dieser Abhandlung zu befassen und vollendete sie im Februar. Der Daishonin, der am 12. September des Vorjahres der Verfolgung in Tatsunokuchi, wo er durch Intrigen von Ninsho-bo Ryokan, dem Hohenpriester des Gokuraku-ji Tempels, und Hei-no Saemon-no-jo Yoritsuna enthauptet werden sollte, entkam, wurde schließlich auf die Insel Sado verbannt. Er befand sich also weiterhin in der schwierigsten Lage seines ganzen Lebens. Unter den Schülern und Gläubigen gab es doch solche, die wegen unaufhörlicher Schikanen und Unterdrückung seitens der Obrigkeit ihren Glauben an den Daishonin nach und nach aufgaben. Einige wurden ebenfalls verbannt, manche wegen falscher Anschuldigungen, zum Beispiel Häuser in Brand gesetzt zu haben, festgenommen und ins Gefängnis geworfen oder es wurde ihnen Hab und Gut genommen.
Der Daishonin gibt in dieser Gosho eine klare Antwort auf diese kritische Frage, um die Zweifel zu beseitigen, mit denen sich die meisten Schüler und Gläubigen auseinander setzten, und erklärt eindeutig, dass er selbst der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist. Seine Begründung dafür beruht auf der Tatsache, dass der Daishonin, der die drei starken Feinde zum Erscheinen herausforderte, mit seiner Handlung allen Aussagen und Prophezeiungen im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji)“entspricht und sie bewahrheitet. Darauf basierend erklärt Nichiren Daishonin, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, der die drei Tugenden von Herrscher, Lehrer und Eltern besitzt.
Zu Beginn dieser Gosho wird klargestellt, dass alle Menschen die drei Tugenden respektieren sollen. Ferner macht er auch klar, dass es unter diesen drei Tugenden noch Unterschiede gibt. Dazu zitierte er die Lehren des Brahmanismus in Indien, die des Konfuzianismus in China und schließlich die von anderen buddhistischen Schulen. Folglich legt er dar, dass derjenige, der die drei Tugenden von Herrscher, Lehrer und Eltern besitzt und die Menschen im Späten Tag des Gesetzes rettet, der „Ausübende des Lotos Sutras“ ist, der das Gesetz ausübt und verbreitet, welches in der Tiefe des Lotos Sutras verborgen ist.
„Ich, Nichiren, bin für alle Menschen Japans Herrscher, Lehrer, Vater und Mutter.“
(Gosho Band I, Seite 197; Japanische Gosho, Seite 237)
In der Sanmai-do, einer vom Wind und Schnee völlig ungeschützten Hütte auf dem Friedhof, in der äußersten Kälte des Winters auf der Insel Sado wurde der Daishonin ständig von Inselbewohnern belauert, die meistens fromme Gläubige der Nembutsu Schule waren. Unter den Umständen, in denen es ihm selbstverständlich nicht nur an Nahrung, sondern auch an kostbaren Schreibwaren wie Papier und Tinte mangelte, schrieb er diese 66 Seiten lange Abhandlung und machte mit löwenstarkem Ausruf klar: „Ich werde alle Menschen retten! Völlig unabhängig vom Schutz der Götter!“ – und er forderte seine Schüler aus voller Überzeugung auf: „Lasst uns zusammen kämpfen! Nur durch den Kampf, unser Leben einzusetzen, können wir den Horizont unseres Lebenszustandes grenzenlos erweitern.“
Im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“ legen die Bodhisattwas ihr Gelübde ab, nach dem Tod Shakyamunis dessen Lehre zu verbreiten. Ihr Eid wurde in einem Vers von 20 Zeilen verfasst. Darin gaben die Bodhisattwas ihren Entschluss, das Lotos-Sutra zu verbreiten, kund, selbst wenn sie unzähligen Verfolgungen, die durch die drei starken Feinde verursacht werden, begegnen und darunter leiden müssten.
Nichiren Daishonin betrachtet in dieser Gosho „das Öffnen der Augen“ dieses Gelübde in einem Vers von 20 Zeilen, das die Bodhisattwas im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“ ablegten, als einen klaren Spiegel, der nicht nur die reale Gesellschaftslage, sondern auch die Tatsache klar und deutlich zeigt, dass die Priester der damaligen Zen- und Nembutsu Schulen selbst als die drei starken Feinde das wahre Gesetz verleumdeten.
Diesmal studieren wir einen kurzen, aber sehr prägnanten Absatz, dem die ausführliche Erklärung über die Bedeutung des Verses von 20 Zeilen folgt. In diesem Absatz offenbart Nichiren Daishonin, der den Vers von 20 Zeilen im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“ mit seinem eigenen Leib und seiner Seele bewahrheitete, indem er die Verfolgung in Tatsunokuchi überwand, seinen tiefsten Lebenszustand, nämlich seinen ursprünglichen Daseinsgrund. Am Ende dieses Absatzes macht er auch klar, dass diese Abhandlung „das Öffnen der Augen“, in der die wichtigste Stelle des Kapitels „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“ zitiert wird, für all diejenigen Schüler und Gläubigen, die den Buddhismus ausüben, genau wie Nichiren Daishonin lehrt, gleichermaßen als ein klarer Spiegel dienen und auch betrachtet werden kann.
Hier beschreibt der Daishonin unmissverständlich, dass er in Tatsunokuchi „enthauptet wurde“. In Wirklichkeit jedoch wurde er nicht enthauptet, weil die Soldaten im entscheidenden Augenblick der Exekution, vom plötzlichen Erscheinen des hell leuchtenden Kometen völlig überrascht, ihr Schwert wegwarfen und schreckenerregt weit weglaufen mussten und nie mehr den Versuch wagten, den Daishonin zu enthaupten. Trotzdem schreibt Nichiren Daishonin, dass er „enthauptet wurde“ und „seine Seele in der Provinz Sado angelangt ist“. Warum? Und was bedeutet das? Das heißt: Nichiren Daishonin weist durch dieses bedeutsame Ereignis in Tatsunokuchi auf das Prinzip „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ hin.
Dieses Prinzip „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ bezieht sich im allgemeinen darauf, dass der Buddha die Vorläufigkeit seines Seins öffnet und seinen ursprünglichen Daseinsgrund offenbart. Den ursprünglichen Daseinsgrund zu enthüllen, bedeutet hierbei, dass der Buddha mit seinem ganzen Sein darauf beruht. Die Vorläufigkeit abzulegen, deutet darauf hin, dass der Buddha seine Erscheinung je nach der Suche der Menschen und Notwendigkeit verschiedentlich ändert und bewirkt, alle Lebewesen zum Glück zu führen. Der Daishonin erläutert, dass der ursprüngliche Daseinsgrund mit dem Mond (der Körper) am Himmel verglichen werden kann und die vorläufige Erscheinung mit dem im Teich sich widerspiegelnden Mond (der Schatten).
Das Prinzip „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ im Leben Shakyamunis zeigt sich im sechzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „unermessliche Lebensdauer des Tathagata“, wenn er lehrt, dass er, Shakyamuni, als ein Mensch in Indien geboren wurde und unter dem Linden- (Bodhi-) Baum seine Erleuchtung erstmals erlangte, – dies wird als die „primäre Erlangung der Buddhaschaft in dieser Existenz (Shijo-Shokaku)“ bezeichnet – um die Lebewesen zu retten. Das war seine vorläufige Erscheinung. Sein ursprünglicher Daseinsgrund jedoch besteht darin, dass er der Buddha ist, dessen Leben seit der unendlichen Vergangenheit von fünfhundert, tausend, zehntausend, hunderttausend, nayuta, asogi Äonen beständig über die drei Lebensexistenzen hindurch existiert – dies wird als die „Erlangung der Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit (Kuon-Jitsujo)“ bezeichnet.
„Die Person namens Nichiren wurde am 12. September des vergangenen Jahres in den Stunden von der Ratte (23:00-1:00) zum Ochsen (1:00-3:00) enthauptet.“
Das bedeutet, dass der Daishonin die Vergänglichkeit im Leben als ein gewöhnlicher Sterblicher abgelegt hat. Die darauffolgende Stelle „wenn seine Seele in der Provinz Sado angelangt ist“ weist darauf hin, dass er seinen ursprünglichen Daseinsgrund als der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes, der „seit dem Urbeginn der unendlichen Ewigkeit (Kuon-Ganjo)“ „sein Leben aus sich selbst lebt (Jiju-Yushin)“, enthüllt hat. Hierin liegt ein wesentlicher Aspekt, dass Nichiren Daishonin in seiner äußeren Erscheinung als ein gewöhnlicher Sterblicher unverändert geblieben ist und jedoch in seinem Sein den „ursprünglichen Daseinsgrund (Honchi)“ als der ursprüngliche Buddha offenbart hat.
Während der Zeremonie in der Luft erklärt Shakyamuni vor allen Anwesenden: „Wahrscheinlich denkt Ihr alle, dass ich zum ersten Mal im Alter von 30 Jahren die Buddhaschaft unter dem BodhiBaum in der Nähe der Stadt Gaya erlangt habe, nachdem ich den königlichen Palast mit 19 Jahren verließ.“ Bis dahin glaubten die Menschen daran, weil sie es von Shakyamuni direkt gehört hatten. Er selbst hat in allen früheren Sutra und in der ersten Hälfte des Lotos-Sutras ausgesagt, er habe die Buddhaschaft erstmals in diesem Leben erlangt – dies wird als die „primäre Erlangung der Buddhaschaft in dieser Existenz (Shijo-Shokaku)“ bezeichnet. Aber im 16. Kapitel des Lotos-Sutras „unermessliche Lebensdauer des Tathagata (Nyorai-Juryo-bon)“ weist er seine eigene Aussage zurück und erklärt, dass er die Buddhaschaft vor einer unermesslichen Zeit erlangt hat – dies wird als die „Erlangung der Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit (Kuon-Jitsujo)“ bezeichnet. Shakyamuni hat somit die Vorläufigkeit in seinem Leben abgelegt und seinen ursprünglichen Daseinsgrund als Buddha, der die Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit erlangte, enthüllt. Den Schülern, die das hörten, muss es vorgekommen sein, als ob er Himmel und Erde verwechselte, denn die Darstellung über seine Erlangung der Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit und das Verständnis von der „primären Erlangung der Buddhaschaft in dieser Existenz (Shijo-Shokaku)“ schlossen einander aus wie Feuer und Wasser.
Aus buddhistischen Schriften geht hervor, dass Shakyamuni in früheren Existenzen Ausübungen als Sessen-Doji, als König Shibi oder Reh-König durchgeführt hatte. Diese Beispiele mussten zeitlich natürlicherweise lange nach dem Zeitpunkt, zu dem er erstmals die Buddhaschaft erlangt hatte, gelegen sein. Seine Offenbarung, die Buddhaschaft bereits in der unendlichen Vergangenheit erlangt zu haben, bedeutet, dass er in Wirklichkeit seit dieser Zeit von seinem ursprünglichen Daseinsgrund als Buddha ausging, unabhängig davon, ob er als Mensch, als Tier oder ein anderes Wesen der neun Welten buddhistische Ausübungen machte. Denn das Leben des Buddhas, der die Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit erlangte, ist ausgestattet mit den neun Welten, in denen er sich vollkommen frei bewegen kann. Die Buddhaschaft ist auch im Leben vorhanden, das sich in den neun Welten manifestiert. Dieser Buddha, der die Buddhaschaft in der unendlichen Vergangenheit erlangte, manifestiert das Leben, das mit den zehn Welten vollkommen ausgestattet ist und über die drei Lebensexistenzen hindurch beständig existiert.
Im Wortlaut (Monjo) des Lotos-Sutras bezieht sich das Leben, das mit den zehn Welten vollkommen ausgestattet ist und über die drei Lebensexistenzen hindurch beständig existiert, auf das „Ich“ in dem Satz „seitdem ich tatsächlich die Buddhaschaft erlangt habe“, nämlich auf Shakyamuni allein. Aus dem grundlegendsten Verständnis (Montei) jedoch definiert der Daishonin hingegen, dass sich dieses „Ich“ auf „alle Lebewesen der zehnen Welten“ sowie auf „jede einzelne der zehn Welten“ bezieht. (Japanische Gosho, Seite 753) Damit macht der Daishonin klar, dass alle Menschen in Wirklichkeit seit der unendlichen Vergangenheit Buddhas sind. Und dieses Leben des Buddhas seit der unendlichen Vergangenheit ist wiederum in der Tat in unserem eigenen Leben enthalten. Durch diese Lehre des Daishonin ist die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Lebewesen unmissverständlich garantiert worden. Wir können die Welt der Buddhaschaft jederzeit und überall manifestieren, solange wir die richtige Beziehung herstellen. Das ist ein grundlegend neuer Aspekt im Bereich der Verwirklichung der Buddhaschaft sowie eine völlige Gradwanderung in bezug auf das Prinzip von Ursache und Wirkung. Nichiren Daishonin machte deutlich, dass das seinem Leben innewohnende grundlegendste Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft Nam-Myoho-Renge-Kyo und er selbst Nam-Myoho-Renge-Kyo Buddha ist. Und er hat sein universelles Leben in Form des Gohonzons für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes manifestiert.
Das wichtigste, das jeder kennt und bezweifelt – das ist die Würde des Lebens. Wenn die unantastbare Würde des Lebens zu einer unerschütterlichen Weisheit der Menschheit wird, können wir das Schicksal der Menschen, die ununterbrochen Krieg und Elend wiederholen, entscheidend ändern. Unser unermüdlicher Kampf und unsere ganze Bemühung sind nur darauf gerichtet. Jetzt ist der entscheidende Augenblick für den Wandel vom 20. Jahrhundert, einem Jahrhundert der Kriege, zum 21. Jahrhundert, einem Jahrhundert des Lebens, gekommen. Jetzt ist die „Zeit der wesentlichen Lehre“ des Lotos-Sutras sowie das „Zeitalter von Hosshaku-Kenpon – die Vorläufigkeit abzulegen und den ursprünglichen Daseinsgrund zu enthüllen“, gekommen. Es war und ist immer der Mensch, der die Zeichen der Zeit erkennt und aufsteht. Wenn es solch einen großartigen Menschen gibt, werden ihm zwei, drei sicher folgen. Das ist das Prinzip von Kosen-rufu. Lassen Sie uns jetzt den dynamischen Aufbruch in das Jahr 2005, zum 75. Jubiläumsjahr der Soka Gakkai, machen und gemeinsam mutig voranschreiten.
„Die Person namens Nichiren wurde am 12. September des vergangenen Jahres in den Stunden von der Ratte (23:00-1:00) zum Ochsen (1:00-3:00) enthauptet. Wenn seine Seele in der Provinz Sado angelangt ist ...“
Nichiren Daishonin hat im Sein eines gewöhnlichen sterblichen Menschen das Leben desjenigen offenbart, der „seit dem Urbeginn der unendlichen Ewigkeit (Kuon-Ganjo)“ „sein Leben aus sich selbst lebt (Jiju-Yushin)“. Das ist das Prinzip „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ im Leben Nichiren Daishonins. Der grundlegendste Daseinsgrund im Leben des Daishonin ist im Leben desjenigen, der „seit dem Urbeginn der unendlichen Ewigkeit (Kuon-Ganjo)“ „sein Leben aus sich selbst lebt (Jiju-Yushin)“ offenbart. „Sein Leben aus sich selbst leben (Jiju-Yushin)“ bedeutet, dass man sein Leben vollkommen frei empfangen und bewirken kann. Das ist der Zustand eines Menschen, der erkannt hat, dass das ganze Universum sein eigenes Leben ist, und der frei die Kraft des Mystischen Gesetzes, der Quelle des kosmischen Lebens, empfängt und anwendet.
„Nun ist die Zeit!“ (Gosho Band I, Seite 189; Japanische Gosho, Seite 913) Darauf erwiderte der Daishonin ihm in strengem Ton:
„Über derart großes Glück müssen Sie hocherfreut sein!“ (Seite 914)
Trotz der Verbannung auf die Insel Sado zeigt der Daishonin seinen grenzenlosen Lebenszustand, indem er sagt:
„Die Freude sowie das Glück, die ich verspüre, sind unermesslich, obwohl ich ein Verbannter bin.“ (Gosho Band I, Seite 39; Japanische Gosho, Seite 1360)
Unter äußert schwierigen Umständen verfasste Nichiren Daishonin so viele wichtige Gosho wie „das Öffnen der Augen“ und „das wahre Objekt der Verehrung (für die Anschauung des eigenen Herzens)“ und begann dort, den Gohonzon einzuschreiben.
„Es gibt Menschen, die meinen, dass Nichiren Daishonin deswegen großartig gewesen sei, weil er derart unzählige große Verfolgungen erduldet habe. Sie könnten womöglich recht haben, aber was ihn in weit größerem Maße auszeichnet, ist die Tatsache, dass er trotz aller Verfolgungen das tiefe Mitgefühl (Jihi) hervorbrachte und unentwegt seinen Kampf durchführte, um alle Menschen zu retten.“
Wenn es im Leben des Daishonin um das Prinzip „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ geht, dürfte die eigentliche Bedeutung niemals in der Absicht gelegen haben, dass er sich selbst dadurch in eine für gewöhnliche Menschen unerreichbare Ebene erheben wollte. Was er uns bei der Verfolgung in Tatsunokuchi aufzeigte, war die unübertroffene Größe als ein Mensch. Er hat uns durch sein persönliches Verhalten klar gezeigt, wie großartig ein Mensch eigentlich sein kann, und wie würdevoll das Leben jedes einzelnen Menschen ist! Er hat niemals aufgehört, ein Mensch zu sein. Um allen Menschen zu ermöglichen, ihren inneren Lebenszustand zu erhöhen, hat Nichiren Daishonin seinen vollkommen freien Daseinsgrund enthüllt. Die Quintessenz der Lehre des Daishonin offenbart sich in dem Prinzip, dass ein jeder gewöhnlicher Sterblicher mit dem Wertvollsten identisch ist. Jeder kann in seinem Wesen das seit dem Urbeginn fortwährende Leben offenbaren. Das ist die Verwirklichung der Lehre „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ im Leben des Daishonin.
Ich wünsche von Herzen, dass jeder von uns bei der Ausübung des Glaubens sowie durch die Teilnahme an Aktivitäten für die Verwirklichung von Kosen-rufu seinen ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen kann. „Den ursprünglichen Daseinsgrund zu enthüllen“ bedeutet, zum tiefsten Bewusstsein zu erwachen und dieses Bewusstsein aufgrund der Umsetzung in die Tat „zu enthüllen“. Der „ursprüngliche Daseinsgrund (Honchi)“ ist ursprüngliches Selbst. Aus dem Leben desjenigen, der sich seiner eigentlichen Aufgabe bewusst geworden ist, wird das Leben des Buddhas kraftvoll hervorquellen. Sie können unter allen Umständen jedes Hindernis siegreich überwinden und ein mit Freude erfülltes, bedeutungsvolles Leben führen. Wer also mit dem Thema „Kosen-rufu und mein Leben“ lebt, wird nicht in die Sackgasse geraten. Das Leben des Daishonin sowie die Kraft des Gohonzons sind grenzenlos weit und groß, und sie haben kosmische Größe. Auch unser Leben besitzt unendliches Potential. Letzen Endes kommt es auf unseren Entschluss an. Falls Sie ein Gefühl spüren, Sie seien in eine Sackgasse geraten, dann sollten Sie die Schwäche Ihres Herzens herausfordern und die starke Kraft des Glaubens hervorbringen, um die Schwäche zu überwinden. Das ist die Verwirklichung des Prinzips „die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen (Hosshaku-Kenpon)“ in unserem Leben, so sagte Präsident Toda. Glaube ist Kampf gegen die Ausweglosigkeit. Glaube bedeutet Kampf zwischen dem Teufel und dem Buddha, die in unserem eigenen Leben existieren. Deswegen geht es im Buddhismus letztendlich darum, ob man seine eigene Negativität überwindet und besiegt oder in ständigem Kampf dagegen Niederlagen hinnehmen muss.
„Morgen für Morgen mit dem Buddha aufstehen, und Abend für Abend mit ihm niederlegen. Jeden Augenblick die Erleuchtung erlangen, und jeden Augenblick den ursprünglichen
Daseinsgrund enthüllen.“
(Japanische Gosho, Seite 737)
Wenn wir Daimoku chanten und uns für die Verwirklichung von Kosen-rufu einsetzen, erscheint in unserem Leben das ursprüngliche Selbst, das mit vollkommener Weisheit und Mut ausgestattet ist. Dadurch können wir ein Leben in absoluter Freiheit führen. Das ist unser „Hosshaku-Kenpon – die Vorläufigkeit ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund enthüllen“. (Auszug aus der Vorlesung Präsident Ikedas)
Anmerkung: Für das gründliche Studium über die Bedeutung dieses Prinzips lesen Sie bitte Präsident Ikedas Vorlesung über das sechzehnte Kapitel des Lotos-Sutras „unermessliche Lebensdauer des Tathagata (Nyorai-Juryo-bon)“ Teile 19 und 20, die im Forum August/September 1996 erschienen sind.
(Studienabteilung der SGID)
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