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Dr. Mina Gregori,
Präsidentin der Stiftung für Kunstgeschichtsstudien „Roberto Longhi“
So schön ist die Welt!
„Schönheit ist überall vorhanden.
Jedoch wird sie nur im Herzen derer erscheinen, die die Schönheit lieben.“
(Emile Male, Kunsthistorikerin)
Es war um 1602, also vor genau 400 Jahren. Die Geistlichen der römisch-katholischen Kirche schäumten vor Wut:
„Was soll denn das für ein Bild sein!“
„Nein, nein! Das ist keine Heilige Mutter! Sie sieht verbraucht und aufgedunsen aus!
Außerdem ist sie barfüssig, und ihre Fußsohlen sind auch noch gemalt. Es ist anstößig und pöbelhaft!“
„Dieser schamlose Halunke Caravaggio!
Es geht das Gerücht um, dass sein Modell eine Frau war, die man tot aus dem Fluss (Tiber) geholt hat.“
„Das ist Blasphemie! Hängt das Bild ab!
Lasst es irgendwohin verschwinden, wo man es nie wieder finden wird!“
Das Bild „Der Tod der Jungfrau“, das Michelangelo Merisi da Caravaggio (29.9.1573-18.7.1610) malte, gefiel den Geistlichen ganz und gar nicht. Sie lehnten es ab, sein Bild anzunehmen. Solche Abweisung widerfuhr ihm öfters.
Während er heutzutage als Quelle des neuzeitlichen Realismus bewundert wird, würdigte man Caravaggio zu seiner Zeit häufig als Maler der Unterschicht herab. Er idealisierte nämlich in seinen Bildern solche Menschen, die als Heilige bezeichnet wurden, nicht, sondern stellte sie als einfache Menschen dar, Menschen, die überall existierten.
Obwohl er Gönner hatte, badete er weder in Ruhm noch Reichtum. Während seine Rivalen einer nach dem anderen als Mitglieder in der staatlichen Kunstakademie aufgenommen und geehrt wurden, lebte und arbeitete er in ärmlichen Verhältnissen. Dazu trieb ihn sein Wunsch nach künstlerischer Freiheit.
Die herkömmliche Manier der Zeichnung, die von allen als selbstverständlich akzeptiert wurde, setzte er hintan:
Formelhafte Darstellungen!
Vornehm anmutende, affektierte Ausdrücke!
Das sind bloß schöne Floskeln!
Das sind Erfindungen und seelenlose Hüllen!
Mit solchen Darstellungen kann man nicht die Herzen der modernen Menschen erreichen!
Sie sind überholt!
Die Zeiten haben sich geändert!
Hartnäckig glaubte er seinen eigenen „Augen“ mehr als den Traditionen und Gebräuchen. Seine originelle „Lichtführung“ und dramatische Schnitttechnik des „Augenblicks“, die als theatralisch bzw. kinematographisch bezeichnet werden können, ermöglichten ihm, die Leinwand mittels Malerpinsel in eine Theaterbühne zu verwandeln.
„Caravaggio war jemand, der sich ernsthaft darum bemühte, die ‚Wahrheit des Lebens’ zu erkennen, und ständig auf der Suche war, was die ‚wahre menschliche Bindung’ ist. Er, glaube ich, war der ‚Maler der Menschen’ wie auch der ‚Maler für die einfachen Menschen’“, so sprach Frau Mina Gregori (geb. 1924), die Expertin der Caravaggio-Forschung.
Es war in einem Raum unseres italienischen Kulturzentrums in Florenz, in dem sie über ihn sprach. (29. Juni 1992) Das sommerliche Licht durchflutete jenseits der Fenster sanft die Zypressen-Allee.
Caravaggio!
Für diesen draufgängerischen und unerschrockenen Maler hatte ich ebenfalls große Sympathie.
“Selbst wenn jemand zum Heiligen gesegnet wurde, sah Caravaggio in ihm nichts weiter als einen ‚gewöhnlichen Menschen’ und malte deshalb auch nichts weiter als ‚den Menschen’. Ich spüre die ‚Seele seines Widerstands’ gegenüber der autoritären Religion. Ich kann seine Überzeugung verspüren: gerade Menschen sind Könige; Menschen sind alle Menschen, und keine Existenz erhebt sich über eine andere.“
Sie antwortete:
„Das stimmt ganz genau. Seine Werke waren lange Zeit der Verfolgung ausgesetzt. Einer der Gründe dafür lag meines Erachtens darin, dass selbst in dieser Epoche sein fortschrittlicher Geist, sich gegen die Macht der Institution aufzulehnen, nicht verstanden werden konnte.“
Dr. Mina Gregori ist die dritte Präsidentin der Stiftung für Kunstgeschichtsstudien „Roberto Longhi“, die zum Gedenken an den herausragenden Kunsthistoriker Roberto Longhi (1890-1970) gegründet wurde.
Vor Jahren konnte ich mit Herrn René Huyghe (1906-1997), dem französischen Kunsthistoriker, eine freundschaftliche Beziehung herstellen und pflegen, und was die kunsthistorische Forschung anbetrifft, war R. Longhi sein Lehrer und ebenso derjenige, der den über 300 Jahre lang vergessenen und unbeachteten Maler Michelangelo da Caravaggio wieder entdeckte und dessen heutige weltweite Anerkennung stabilisierte.
Longhi schrieb nach seinen langjährigen positivistischen Forschungen einen „Dialog zwischen Caravaggio und Tiepolo“ im Stil eines Szenariums. Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) lebte ein Jahrhundert nach Caravaggio und war ein typischer Vertreter des Rokoko. In diesem fiktiven Gespräch ließ R. Longhi Caravaggio folgendermaßen sprechen:
„Wer hat dir überhaupt gesagt, dass man als Maler den Anforderungen der Epoche gehorchen muss? Was mich angeht, habe ich mich bemüht, diesem Zeitalter, das deutlich anders ist als meins, vorauszueilen.“
Über die Meister der Renaissance ließ er Caravaggio so sprechen:
„Ich schätze sie, aber werde sie nicht nachahmen. Aber, wie willst du zweihundert Jahre nach ihnen malen? Willst du dich in ihre Kleider hüllen? So malen wie sie? Siehst du nicht, dass sich die Realität nicht zurückdrehen lässt? (...)
Worüber ich sprechen will, ist noch mehr über Menschen, die gewöhnlichen Menschen, die sich mit ihrer jeweiligen Arbeit füreinander nützlich machen. (...)
Ist es in Ordnung, dass niemand sie wahrnimmt und auf die Idee kommt, sie zu malen? Ich habe zwar die Geschichten der alten Heiligen gemalt. Aber zur gleichen Zeit habe ich auch die Gäste der Trinkstuben und Hasardspieler, die Zigeunerinnen, die die Zukunft aus der Hand lesen, Musikanten und Sänger, Blumen und Früchte gemalt. Für mich gibt es keinen Unterschied.“
Ein solcher Gedanke wirkte nicht nur als eine revolutionäre Deklaration, sondern stellte ein soziales Ereignis dar.
Von Caravaggio gibt es ein Bild, das „Der Kartenspieler“ heißt. „Das war ein Werk, in dem er die Menschen der unteren Klasse in den armseligen Kneipen Karten spielend darstellte. Für seine Zeitgenossen war selbst die Idee, solch eine Szene malerisch darzustellen, völlig neu und überraschend.“
Etwa zur gleichen Zeit wurde das Vorhaben, eine staatliche Kunstakademie (in Rom) zu gründen, in die Tat umgesetzt. In dieser Akademie wurden die Gemälde in Genres klassifiziert.
„Das höchste Genre waren die Gemälde mit religiösen Motiven. Dem folgten zuerst Historienbilder, Portraits, Landschaftsbilder, Genrebilder und als letztes die Stilleben. Der Grund, warum das Stilleben als gewöhnlich angesehen wurde, lag darin, dass die Objekte des Stillebens, nämlich die Bereiche, in denen Früchte, Blumen, Gemüse, Küchengeräte usw. existieren, als minderwertige Realität betrachtet wurden.“
Nichtsdestotrotz ließ sich Caravaggio von solchen Regeln nicht stören. Er machte zwischen dem Alltag und den Heiligen keinen Unterschied.
Was soll die Autorität der Kirche!
Was soll die Autorität der Akademie!
Caravaggio besaß das „neue Auge“. Er hatte den Mut, an die „neue Realität“ und die „neue Schönheit“, die sich in diesem Augen widerspiegelten, entschieden glauben zu können.
Etwas zu „sehen“ ist, wiewohl es so einfach scheint, doch nicht so einfach. Zum Beispiel, wenn wir das Blatt eines Baumes oder ein Möbelstück drei Minuten lang fortgesetzt anschauen, wird uns unschwer einfallen, wie viel Schönes wir gewöhnlich übersehen. Polierte Augen werden umso mehr erkennen; auch ein schönes Bild, das der Wind mit den Farben der Wolken am großen Himmel zeichnete, können wir genießen. Ebenso werden wir gewahr, dass der Morgentau auf den Feldern unzählige Kleinodien darstellt.
Im Buddhismus werden die fünf Arten von Augen gelehrt; es sind das Auge des gewöhnlichen Sterblichen, das Auge der himmlischen Wesen, das Auge der Weisheit, das Auge des Gesetzes und das Auge des Buddhas. Selbst wenn man ein und dasselbe ansieht, kann man es im Einklang mit der inneren Entwicklung umso tiefer und bis in die Feinheiten klar erkennen.
Während Shakyamuni kurz vor seinem Tod seine letzte Reise machte, rief er oftmals bewundernd aus:
„Aha! Diese Welt ist wunderschön! Das Leben ist voller Freude erfüllt!“ (...)
„Jener Baum ist schön, dieser Baum ist auch schön. In dieser Stadt zu sein, macht mir Freude. An der Klippe da drüben zu verweilen, ist Freude. Sich in jenem Garten zu befinden, ist Freude. Unter diesem Baum zu sein, ist mir auch eine Freude. Ich freue mich, diese Welt ist wunderschön, als ob sie mit allerlei Farben bemalt worden wäre! Wie schön sie ist!“
Im Gegensatz dazu ist es auch möglich, dass man nichts sehen kann, obwohl man es sieht. Wenn unsere Augen von fixen Gedanken überdeckt sind, können wir selbst etwas Naheliegendes nicht wahrnehmen. Es kommt bei uns Menschen allzu oft vor, dass wir selbst vieles nicht unbefangen sehen; wir finden es nur deshalb „gut“, weil der eine sagt, es sei „gut“, oder wir finden es „schlecht“, nur weil der andere sagt, es sei „schlecht“.
Vincent van Gogh (1853-1890) malte während seiner Lebzeit 2200 Bilder. Er konnte jedoch keinerlei Anerkennung gewinnen, so dass ihm nur ein einziges Bild abgekauft wurde. Es ist durchaus wohl möglich, dass heute noch irgendwo ein weiterer van Gogh existiert.
Wenn man nur der öffentlichen Meinung blindlings folgt, versucht man nicht, alles mit seinen „eigenen Augen“ zu schauen. Bei solchen Menschen ist es nicht möglich, dass ihr eigenes Herz durch die Bewunderung gereinigt wird. Demzufolge wird ihr Leben freudlos. Von ständiger Betrügerei ermüdet, sich den anderen nur oberflächlich anzupassen, wird ihr Herz allmählich sterben. In dieser Art und Weise wird eine Gesellschaft, in der die Menschen der Autorität gegenüber nur schwach reagieren, ihre Kraft und Vitalität verlieren und stagnieren.
Wir müssen uns von allen Vorurteilen befreien, umso mehr in der modernen Zeit, in der vermittels der „imaginären Kräfte“ versucht wird, die öffentliche Meinung zu manipulieren, bis es uns wie Schuppen von den Augen fällt. Dann öffnet sich die Zeit, in der die Menschen diese Welt „wieder entdecken“ können. Ein gutes Beispiel im großen Ausmaß dieser Art von Wiederentdeckung war die Renaissance.
Im Mittelalter war es in Europa nicht üblich, die „Berge“ als schön zu betrachten. Bis die Dichter Dante Alighieri (1265-1321) und Francesco Petrarca (1303-1374) die Berge erklommen und ihr grandioses Panorama priesen, wurden die Berge als nichts anderes als Objekte der Furcht oder als Hindernis für den Verkehr betrachtet.
In der „Entdeckung von Menschen und Welt“, die sich in der Renaissance ereignete, war die „Entdeckung der landschaftlichen Schönheit“ ebenfalls enthalten. (aus „Die Kultur der italienischen Renaissance“ (1860), Jakob Burckhardt (1818-1897); sinngemäße Rückübersetzung)
Mit der körperlichen Schönheit angefangen, kam eine Schönheit, die man bis dahin nicht in Betracht zog, ans Tageslicht:
Ah, diese Welt ist wunderschön. Wir wollen sie noch tiefer kennen lernen und noch mehr sehen.
„Wenn wir es uns wünschen, gibt es nichts unmögliches, was die Menschen nicht schaffen können!“ Die Stimmung der Zeit war wie im Frühling, in dem die Sonne nach dem Winter ihre Kraft wieder gewinnt; es war eine Jahreszeit, in der sich alles Leben immer mehr ausdehnt und sich nach hellem Licht streckt.
In „Der Frühling“, dem Meisterwerk von Sandro Botticelli (1445-1510), sind sowohl am Kleid der „Frühlingsgöttin Flora“ als auch an ihren Füßen mehrere hundert Sorten von Blumen und Gräsern abgebildet; sie sind nach genauster Beobachtung der Natur so präzise gemalt, sodass sie alle bei ihrem Namen konkret genannt werden können:
Maßliebchen, Anemonen, Rosen, Erdbeeren, Hyazinthen, Löwenzahn, Nelken, Veilchen, Vergissmeinnicht usw.. Das alles war die „Schönheit in dieser Welt“, die der Maler mit seinem „neuen Auge“ entdeckte und liebte.
Und die Zeit entwickelt sich.
In der neuen Ära gibt es eine neue Realität.
Dennoch, wenn man ausschließlich die Schönheit aus der Vergangenheit für absolut hält und die „neue Wahrnehmung“ sowie das „neue Talent“ verweigert, wird die herkömmliche Schönheit als Werkzeug der Autorität dienen. Obwohl sie eine „Erschaffung“ bedeutete, die aus der Seele der Meister hervorquoll, verwandelt sie sich durch die Nachfolger, die sie lediglich durchpausen, doch in die „Formalität“. Wenn sich der Frühling der Erschaffung dem Ende entgegen neigt, beginnt die Saison der Stagnation, die einer Autoritätsgläubigkeit gleicht.
Caravaggio, der mit einer derartigen Autorität abermals zusammenstieß, zornig zuweilen in Frustration versetzt wurde und voller Wut getriebene Handlungen anhäufte, starb in jungen Jahren. Nichtsdestotrotz folgten ihm auf dem neuen Weg, den er bahnte, zahlreiche Maler mit ihrer Kreativität.
Hierzu kommentiert Prof. Dr. Giorgio Bonsanti folgendes:
„Wenn Caravaggio nicht da gewesen wäre, hätten wir die Drei Großen Maler des siebzehnten Jahrhunderts, nämlich Diego Rodriguez de Silva y Velázgues (1599-1660), Harmensz van Rijn Rembrandt (1606-1669) und Johannes Vermeer (1632-1675), nicht so gehabt, wie wir sie jetzt schätzen. (aus „Caravaggio“)
Präsidentin Gregori, die den erbitterten Kampf Caravaggios, stets Maler für die Menschen zu sein, anerkannte, sagt:
„Sein Kampf führt schließlich zum Ziel, für dessen Erreichung Sie, die Mitglieder der Soka Gakkai, und ich im festen Glauben gemeinsam kämpfen.“
Das ist ein Kampf, um die Kunst allen Menschen zur Verfügung zu stellen; es ist der Kampf, durch die Kunst die Menschen zu ermutigen, die Herzen der Menschen zu bereichern, zu kurieren, zu beruhigen sowie ihnen Freude und Bewunderung zu geben und zu ermöglichen, selbst eine höhere Spiritualität zu erweitern.
Dafür habe ich zwei Kunstmuseen in Tokio und am Fuß des Bergs Fuji sowie eine Gesellschaft für Musik „Min-On“ gegründet.
Die Stiftung für Kunstgeschichtsstudien „Roberto Longhi“ publiziert eine Zeitschrift für Kunstforschung, veranstaltet verschiedene Kunstausstellungen, Vorträge und Symposien und setzt ihre Unterstützung für Forscher und Studenten vieler Universitäten im Ausland fort. Außerdem stellt sie ein Stipendium bereit, das jedes Jahr für 10 Studenten aus aller Welt, die sich mit der Kunstforschung beschäftigen und nach strengem Auswahlverfahren als Stipendiaten ausgewählt worden sind, zur Verfügung steht. Und dabei wählte sie zwei von zehn Studenten zu „Ikeda-Gedenkstipendiaten“.
Prof. Dr. Gregori erzählte mir:
„Ich bin der Ansicht, dass die Kunst von nun an ins Leben von mehr Menschen vordringen muss. Heute kann man ‚Dinge’ leicht erwerben. ‚Rechnen’ sowie ‚Gewinn und Verlust’ stehen im Zentrum der Interessen. Gerade die Kunst verfügt über die Kraft, ein solches Phänomen der Gesellschaft zu durchbrechen. Falls die Kunst reibungslos tief ins Leben der Menschen eindringt, kann sich alles total ändern.“
Ihr entgegnete ich:
„Ganz Ihrer Meinung! Wir müssen das ‚Zeitalter von Gewinn und Verlust’ zum ‚Zeitalter der Kunst’ umwandeln. Dafür wird es notwendig, dass die Kunst ‚für alle Menschen geöffnet wird’. Die Zeit, in der die Kunst das Eigentum von Privilegierten war, muss nun der Vergangenheit angehören.“
Eigentlich ist die Geburt des „Museums“ selbst eine Errungenschaft des Kampfes um die Demokratie im Westen. Man wünschte sich sosehr, die Kunstschätze, die einer privilegierten Klasse gehörten, allen Menschen zur Verfügung zu stellen und sie zu erfreuen.
Longhi schloss seine sagenumwobene Vorlesung mit dem folgenden Satz ab, mit dem er jeden einzelnen Studenten zu erreichen versuchte:
„Was essentiell zählt, ist, dass, und wenn es nur ein einziger von ihnen ist, der sich gelegentlich nach diesen 40 Stunden langen Vorlesungen über die Kunstgeschichte daran erinnern kann, dass neben Schnitzel und Zigaretten auch noch Gemälde und Skulpturen in dieser Welt existieren.“ (aus „Die italienische Kunstgeschichte“, sinngemäße Rückübersetzung)
Die Kunst ist weder „Liebhaberei gelangweilter Menschen“ zum reinen Zeitvertreib noch „Luxusgut der Reichen“. Wie unser Körper die Nahrung erfordert, muss es für unsere Herzen unbedingt die Kunst geben. Gewinn und Verlust, Geld und Rechnerei: Wenn es in unserem Leben nur darum geht, ob Sachen praktisch sind oder nicht, werden wir sicher ersticken; das bedeutet für uns ein graues Gefängnis.
Machen wir das Fenster auf!
Lassen wir den Wind und das Licht von frischem Geist herein!
Das Gemälde wird als „Fenster“ fungieren.
Ein Bild ist ein Mikrokosmos.
Die Meisterwerke sind die Kristallisationen der Künstler, die darum bemüht waren, ihr altes Selbst zu überwinden, abzuschneiden und nach vorne immer weiter voranzuschreiten.
Die Kunst gewinnt ihr „Leben“ aufgrund der harmonischen Zusammensetzung von „Kraft“ und „Form“, während die unsichtbare „Kraft“ der Seele zur sichtbaren „Form“ gestaltet wird. Wenn wir uns bemühen und uns unaufhörlich anstrengen, um ihre Seele zu berühren, werden wir schließlich etwas erfassen, dadurch verändert sich unsere eigene Anschauung; uns wird die Schönheit, die unsichtbar war, doch erkennbar. Davon ergriffen, wie tiefgründig die Menschen sind, erweitern sich die Oktaven des Geistes, und unser Leben stärkt sich intensiver.
Deshalb, solange wir die Herzen besitzen, die Schönheit zu lieben und zu bewundern, können wir jeden Tag frisch und heiter verbringen. Wie wunderbar das ist!
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 6. Oktober 2002)
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