1600041780 a:2:{s:7:"content";s:13625:"

Grundlegendes zum Islam

Der Islam entstand im siebten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Sein Ursprung lag in der göttlichen Offenbarung, die Muhammad, sein Prophet, ab ungefähr 610 auf einem Berg in der Nähe Mekkas erhielt. Von seinen Gläubigen verlangt der Islam ein Glaubensbekenntnis und das dazu gehörende Verhalten. D.h., der Muslim muss sich zu Allah als einzigem und ausschließlichen Gott bekennen, der die Welt erschaffen hat und die Menschen für ihre Handlungen und Unterlassungen am Ende aller Tage beurteilen wird. Der Muslim nimmt die Offenbarung der göttlichen Botschaft an und vereinigt sich mit den anderen Gläubigen zu einer von Muhammad gegründeten und nach den Regeln Allahs geordneten Gemeinde. Dieses islamische Gemeinwesen (umma) ist eine einzige Gemeinschaft der Gläubigen, unabhängig davon, in welchem Staat die Muslime leben und welche ethnische Herkunft sie haben.

Das Wort Islam heißt “sich dem Willen Gottes ergeben”. Der Begriff Muslim – mit den gleichen Wurzeln s, l und m – bezeichnet entsprechend jemanden, der sich der göttlichen Offenbarung unterstellt. Aus der gleichen Sprachfamilie stammt auch der Begriff Salam, Frieden.

Ort der Offenbarung war der Berg Hira in der Nähe von Mekka. Ihr Überbringer an die Menschen war Muhammad, der von der göttlichen Botschaft zu berichten begann, die er vom Erzengel Gabriel empfangen hatte. Muhammad sah sich selbst als Instrument Gottes. Die in Mekka und Medina entstandenen Teile der Offenbarung wurden erst 20 Jahre nach Muhammads Tod gesammelt und im Koran schriftlich fixiert.

Nach Auffassung der Muslime hat Gott immer neue Propheten (Abraham, Moses, Jesus) auf die Erde geschickt, um den Menschen eine Grundlage für einen gemeinsamen Glauben und ein gemeinsames Handeln zu liefern. Mit dem Koran schuf Muhammad eine “Heilige Schrift” der Muslime, die mit der Bibel der Christen vergleichbar ist. Er beinhaltet in zahlreichen Abschnitten (Suren) die Darstellung der wesentlichen Etappen der Heilsgeschichte, die mit der Erschaffung der Welt beginnt und mit Muhammads Verkündung endet. Außerdem finden sich im Koran allgemeine Vorgaben für das tägliche Leben seiner Anhänger sowie detaillierte Vorschriften für die Gläubigen. Sie bilden mit ihren Kernelementen (absolute Gleichheit aller Menschen, Forderung nach Abschaffung sozialer Missstände, Solidarität der Gläubigen) die Basis für eine eigene Werteordnung der Muslime. Das Ziel, das Leben der Gläubigen in allen Bereichen zu regeln, ist deutlich erkennbar.

Nach Auffassung der Gläubigen bewirkt die Rezitation des Koran, dass der Muslim die Gegenwart Gottes verspürt und die Erinnerung an Muhammad als dem Vermittler der göttlichen Worte wach gehalten wird.

Neben dem Koran ist noch die Sunna von Bedeutung, in der das Leben Muhammads festgehalten ist. Waren es zunächst nur mündliche Berichte, so wurden diese Überlieferungen im neunten Jahrhundert schriftlich fixiert. Eine Erzählung wurde zur Norm, wenn sie sich durch eine gesicherte Kette von vertrauenswürdigen Überlieferern als Tradition etablieren konnte. Sie wurde dann als Hadith bezeichnet, was so viel heißt wie “Erzählung”, “Nachricht” oder “Überlieferung”.

Die “Fünf Säulen des Islams”

Im Koran sind die Grundpflichten eines jeden Muslims festgehalten:

Geschichte des Islams

Die Geschichte des Islams umfasst 14 Jahrhunderte. Im 16. und 17. Jahrhundert sorgten vor allem die Mongolen dafür, dass sich der Islam bis nach Indien und China ausdehnen konnte. Seit den Anfängen bis heute sind der Nahe und Mittlere Osten sowie der Norden Afrikas die Regionen der Erde, in denen der Großteil der muslimischen Weltbevölkerung lebt. Das Land mit der größten islamischen Gemeinde ist Indonesien.

Mit ungefähr 40 Jahren – also um das Jahr 610 – begann Muhammad von seinen göttlichen Botschaften zu berichten. Er sah sich als von Gott auserwählter Prophet mit der Aufgabe, den Arabern die göttliche Offenbarung in ihrer, der arabischen Sprache zu übermitteln. Er war der Überzeugung, sein Allah sei mit dem Gott der Juden und Christen identisch. Statt wie bisher an die heidnischen Götter zu glauben, sollten sich die Araber von nun an dem einen Gott, Allah, unterwerfen. Darüber hinaus änderte der Prophet die religiös-geschichtliche Einordnung des von ihm verkündeten Glaubens: Abraham wurde nun zum bedeutendsten Vorläufer Muhammads. Der biblische Stammvater selbst habe zusammen mit seinem Sohn Ismail die bislang von den arabischen Heiden verehrte Kaaba in Mekka als islamisches Heiligtum erbaut. Abraham sei weder Jude noch Christ, sondern Muslim gewesen. Damit vollzog Muhammad den entscheidenden Bruch mit den beiden anderen monotheistischen Weltreligionen und stellte den Islam über Christen- und Judentum.

In Mekka stieß Muhammad auf heftigen Widerstand seitens der mächtigen Kaufleute. Der Konflikt mit den Quraisch zwang ihn 622 zur Emigration nach Medina. In der Folgezeit entwickelten sich heftige Auseinandersetzungen, bis im Jahre 630 die Muslime erfolgreich waren und Mekka fiel.

Noch zu Lebzeiten Muhammads trat der größte Teil der Bewohner der Arabischen Halbinsel zum Islam über. Mit den christlichen Gemeinden und den Juden wurden Friedensverträge geschlossen. Gleichzeitig gab es erste Vorstöße in Richtung Norden, wobei die bewaffnete Auseinandersetzung als Mittel der Ausbreitung des Glaubens zum festen Bestandteil des Islams wurde. Durch die Festigung seiner Macht auf der Arabischen Halbinsel schuf Muhammad die Basis für die Expansion des Islams, die nach seinem Tod begann.

Nach dem Tod Muhammads 632 setzten Streitigkeiten über seine Nachfolge ein, da er selbst keine eindeutigen Anweisungen gegeben hatte. Zunächst übernahmen die so genannten “rechtgeleiteten” Kalifen, deren letzte drei allesamt ermordet wurden, die Anführerschaft. Es folgte die Herrschaft der Umaiyaden und das Kalifat der Abbasiden, bis im elften Jahrhundert den Seldschuken ein Sieg über das christliche Byzanz gelang. Mamluken und Mongolen (anfangs nicht-muslimisch, später bekehrt) wetteiferten anschließend um die Herrschaft.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts änderte sich das Gesicht des islamischen Welt. Die drei Großreiche – der Osmanen in Anatolien und auf der Arabischen Halbinsel, der Safawiden im Iran und der Mogulkaiser in Indien – unterteilten die Welt der Muslime in drei politische, aber auch religiöse Machtbereiche. Während die osmanischen Herrscher und die Mogulkaiser dem Islam sunnitischer Prägung angehörten, waren die Safawiden im Iran Schiiten. Das Reich der Safawiden zerfiel im 18. Jahrhundert. Die Herrschaft der Mogulkaiser in Indien endete Mitte des

  1. Jahrunderts. 1947 jedoch wurde der islamische Staat Pakistan gegründet, dessen Grenze allein nach konfessionellen Gesichtspunkten gezogen wurde.

Das wichtigste islamische Großreich war das der Osmanen, das seinen expansiven Höhepunkt im 16. Jahrhundert erreichte: Die Osmanen dehnten ihre Herrschaft auf Syrien, Palästina, die Arabische Halbinsel und Nordafrika aus. Das Osmanische Reich war ein straff organisierter Staat, für dessen Ausdehnung und Macht vor allem das Militär verantwortlich war. Eine gut strukturierte Verwaltung war die Basis für den Machterhalt der Osmanen im Innern; das propagierte Ziel des “Heiligen Krieges gegen die Ungläubigen” (dschihad) diente als ideologische Grundlage der Expansion. Die Aufspaltung und damit das Ende des Reiches folgte im Anschluss an die im Pakt mit den Mittelmächten erlittene Niederlage im Ersten Weltkrieg.

Solange die islamische Welt nur wenig mit fremden Kulturen und Wertauffassungen konfrontiert wurde, galt das islamische Großreich, das alle Muslime in sich vereinte, als ideales staatliches Modell. Erst die Begegnung mit Europa sorgte für einen Anstoß, sich mit der westlichen Zivilisation und Kultur auseinanderzusetzen. Dazu gehörten die Erfolge der Wissenschaften und die weitgehend säkularisierten, liberalen Gesellschaften, deren Zusammenhalt vornehmlich auf dem Begriff der Nation gründete.

Erste Versuche gab es 1805 in Ägypten und durch die Jungtürken im Osmanischen Reich. Den meisten arabischen Staaten brachten erst der Ausgang des Zweiten Weltkriegs und die Beendigung der Völkerbund-Mandate in Syrien und Palästina die vollständige Unabhängigkeit, ohne dass freilich die arabischen Hoffnungen auf eine Einheit erfüllt wurden. Ganz im Gegenteil: Die Gründung Israels muss unter diesen Umständen – der nicht erfüllten arabischen Ambitionen und der willkürlichen Grenzziehungen durch die Kolonialmächte – wie ein ewiges Zeugnis westlicher Übermacht erscheinen.

Das islamische Schisma

Heutzutage existieren im Islam etwa 80 verschiedene Gruppierungen. Die beiden wichtigsten und bei weitem größten Gruppierungen sind die Sunniten, zu denen sich fast 90 Prozent aller Muslime zählen, sowie die Schiiten, die zusammen fast 10 Prozent aller Gläubigen ausmachen. Die Spaltung in Schiiten und Sunniten reicht bis ins siebte Jahrundert zurück und entzündete sich im Streit um die Nachfolge des Propheten.

Im Zentrum des sunnitischen Islams stehen die gemäßigten islamischen Rechtsgelehrten (Ulama), die als Interpreten des religiösen Rechts ihren gesellschaftlichen Einfluss ausbauen und festigen konnten. Eine Sondergruppe, die im 13. und 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, bildete die Bewegung des Sufitums.

Die größte Gruppe innerhalb des schiitischen Glaubens wird von den Anhängern der Zwölfer-Schia gebildet, die die elf leiblichen Nachfolger Alis als Führer und absolute Autorität der islamischen Gemeinde, d.h. als Imame verehren. Die meisten Schiiten leben im Südirak, im Iran und in einigen Gebieten des indischen Subkontinents. Konfessionelle Spaltungen in der Schia brachten die Zaiditen (Jemen), die radikalen Ismaeliten (indischer Subkontinent, Iran, Syrien), die Drusen (Libanon, Syrien, Israel) und die Alawiten (Syrien) hervor.

Der Koran als Sammlung aller göttlichen Offenbarungen an die Menschen ist für die Muslime Zeugnis dafür, dass allein Allah die Gesetze für das Zusammenleben der Gläubigen schuf und durch seine Regeln das Leben eines jeden Muslims bis ins letzte Detail hinein bestimmt. Konsequenterweise wird in der islamischen Welt zwischen Religion und Gesellschaft nicht getrennt, es gilt die Existenz einer einzigen, großen Gemeinschaft, der Umma.

Die Aufteilung in Nationalstaaten nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Siegermächte war von der Absicht geprägt, den potentiellen arabisch-islamischen Gegner durch Aufsplitterung zu schwächen, ein regionales Gleichgewicht zwischen den neuen Staaten zu gewährleisten und die Energieversorgung der Industriegesellschaften zu sichern. Auf ethnische Zugehörigkeiten wurde kaum geachtet.

Aus der Konfrontation mit dem Westen entstanden Mitte der sechziger Jahre der wahhabitische Fundamentalismus um die Familie Saud und die Gruppe der Islamisten. Diese führen in erster Linie einen Kampf gegen die weitere Bevormundung und Beherrschung der islamischen Welt durch den Westen mit seine anti-islamischen Grundüberzeugungen.

Dschihad

Das Wort Dschihad mit der Bedeutung “bemühen”, “kämpfen”, “streben” begegnet in der islamischen Literatur oft mit dem Zusatz “für die Sache Gottes” und ist fast immer durch die Formulierung “Kampf gegen Ungläubige” wiedergegeben. Die Übersetzung “Heiliger Krieg” für Dschihad trifft aber nicht den Inhalt des Wortes, da sie den Eindruck erweckt, als wäre Dschihad ein bestimmtes räumlich und zeitlich begrenztes kriegerisches Unternehmen. Die missionsbezogene Seite des Dschihad wird in der Aufforderung sichtbar, das “Gebiet des Krieges”, d.h. das Gebiet, das noch nicht Islamgebiet ist, in ein Gebiet des Islams bzw. Friedens umzuwandeln. Gegen einige fundamentalistische Gruppierungen, die auch heute noch die Anwendung von Gewalt in der Missionspraxis bejahen, betont jedoch die Mehrheit der Rechtsgelehrten und Schulen die friedliche Seite des Dschihad, d.h. die Bemühung mit der Zunge oder Schreibfeder. Neben der allgemeine und missionsbezogenen Seite besteht das dritte Element darin, dass jeder Muslim Dschihad machen kann, indem er sich bemüht, Gott gegenüber den geschuldeten Gehorsam zu leisten, seine Gebote beachtet und Caritas übt.

";s:12:"content_meta";N;}