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Vorlesermaterial für März 2004

„Über das Verhalten des Buddhas“

Das Thema, dem wir uns in diesem Monat widmen möchten, ist der Sinn der Verfolgung, nämlich Hosshaku kenpon, „das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren“. Das heißt aber nicht, etwas Übermenschliches zu erlangen oder zu einer besonderen Existenz zu werden.

Dieses Prinzip bedeutet, mutig große Verfolgungen konsequent herauszufordern, um die tiefste Lebenskraft, die im Menschen ursprünglich vorhanden ist, hervorzubringen.

Der Daishonin zeigte bei der Verfolgung in Tatsunokuchi die unbegrenzte Kraft eines „Menschen“, indem er das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verwirklicht hat.

Wir wollen auch, mit dem Daishonin als Vorbild, unseren vorläufigen Status ablegen und unsere ursprüngliche Identität offenbaren und schließlich das Hosshaku kenpon der ganzen Menschheit verwirklichen.

Wichtige Punkte aus der „Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ über dieses Thema siehe den Anhang (Teil 10)

Goshosatz für diesen Monat:

Schließlich kamen wir an einen Ort, von dem ich wusste, dass er der Platz meiner Hinrichtung sein musste. In der Tat hielten die Soldaten an und begannen aufgeregt herumzulaufen. Shijo Kingo sagte unter Tränen: „Dies sind Ihre letzten Augenblicke.“ Ich antwortete: „Wie unüberlegt Sie sind! Sie sollten über dieses große Glück hocherfreut sein. Erinnern Sie sich nicht an Ihr Versprechen?“ Kaum hatte ich dies ausgesprochen, als ein leuchtender Himmelskörper, so hell wie der Mond, aus der Richtung von Enoshima erschien und quer über den Himmel von Südost nach Nordwest schoss. Es war kurz vor Beginn der Morgendämmerung und noch zu dunkel, um irgendein Gesicht zu sehen, aber das strahlende Objekt schien auf jeden wie helles Mondlicht. Der Henker fiel geblendet auf sein Gesicht. Die Soldaten waren völlig verängstigt und von Panik ergriffen. Einige liefen fort, andere sprangen von ihren Pferden und knieten nieder, und wieder andere kauerten in ihren Sätteln. Ich rief laut: „Hier, warum schreckt ihr vor diesem elenden Gefangenen zurück? Kommt her! Kommt näher! Aber niemand wollte sich nähern. „Was ist, wenn es hell wird? Ihr müsst euch beeilen mich hinzurichten, denn nach Sonnenaufgang werdet ihr das unerträglich finden.“ So drang ich weiter in sie, aber sie reagierten nicht. (Dt.Gosho B.I S. 189)

Hintergrund und Zusammenfassung dieser Gosho:

Bei dieser Gosho handelt es sich um einen langen Brief, den der Daishonin im März 1276, als er 54 Jahre alt war, von dem Berg Minobu an Frau Konichi-ama (auch Konichibo genannt) schrieb. Sie wohnte in der Nähe von Kominato (jetzige Präfektur Chiba), dem Geburtsort des Daishonin. Sie praktizierte mit einem reinen Glauben, obwohl ihr Mann und ihr Sohn verstorben waren. Diese Gosho beschreibt ausführlich sein Verhalten im Einzelnen während der ca. neun Jahre, beginnend mit der Ankunft der Boten aus der Mongolei im Januar 1268 bis zu dem Jahr 1276, in dem er diesen Brief schrieb, als er bereits drei Jahre auf dem Berg Minobu lebte. Während dieser Zeit begegneten dem Daishonin die schlimmsten Verfolgungen in seinem ganzen Leben. Wie er sich jeweiligen Verfolgungen gegenüber verhalten hatte, schilderte er nach dem Jahr. Mit der Ankunft der Boten aus der Mongolei hat sich eine seiner zwei Prophezeiungen, Invasion und innere Konflikte, in der 1260 geschriebenen „Rissho Ankoku Ron, nämlich die Invasion bewahrheitet. Da das Shogunat darauf nicht reagierte, ermahnte der Daishonin die Regierung erneut, das wahre Gesetz anzunehmen, mit dem Schreiben „Begründung für die Unterbreitung der Rissho Ankoku Ron“.(5. April 1268) Ferner forderte er eine öffentliche Debatte, um Recht und Unrecht der Lehre klarzustellen, indem er elf Briefe an die höchsten Machthaber und die einflussreichsten buddhistischen Tempel schickte.(11. Okt. 1268) Der Daishonin, als rufe er bewusst große Verfolgungen hervor, warnte sie, weil er sich das Glück des Volks wünschte und sich um die Zukunft des Landes sorgte. Das Verhalten entsprang seinem Mitgefühl, das er nicht abstellen konnte.

Die buddhistischen Schulen verschworen sich gegen ihn, um ihn zu unterdrücken und zu verfolgen, indem sie die Macht der Shogunatsregierung beeinflussten. Schließlich erfuhr der Daishonin die Verfolgung in Tatsunokuchi durch die Intrige des Militäroberhaupts Hei-noSaemon, der mit dem Hohepriester des Gokurakuji-Tempels Ryokan zusammenarbeitete. Nachdem dem Shogunat misslang, den Daishonin in Tatsunokuchi zu enthaupten, verbannt es ihn auf die Insel Sado. In dieser Gosho wurden die näheren Umstände der Ereignisse, sein tägliches Leben in Tsukahara auf Sado, die Debatte in Tsukahara mit mehreren hundert Nembutsu-Anhängern und anderen, die Bedeutung der in Sado geschriebenen Gosho „Das Öffnen der Augen“ usw. ausführlich erläutert. Auch der Aufstand Hojo Tokisukes im Februar 1272, durch den sich seine Prophezeiung, dass sich ein innerer Konflikt ereignen würde, bewahrheitete, wurde darin erwähnt.

Im Februar 1274 wurde der Daishonin vom Shogunat begnadigt, und er kehrte nach Kamakura zurück. Gleich danach traf er den Hei no Saemon und ermahnte ihn zum dritten Mal, mit dem Gebet der irreführenden buddhistischen Sekten und mit den Spenden an sie aufzuhören, um den Zusammenschluss von Macht und Religion zu beenden. Nachdem er aber feststellte, dass der Machthaber sich überhaupt nicht ändern wollte, begab er sich auf den Berg Minobu. Den Grund erwähnt der Daishonin: „Wie ich die ganze Zeit erwartet hatte, waren meine Warnungen in den Wind geschlagen worden. Wenn jemand dreimal versucht hat, die Herrscher eines Landes zu warnen, und der Rat immer noch nicht befolgt wird, sollte er die Gegend verlassen“ (Dt.Gosho B I, S. 204) Das heißt aber nicht, dass er in den Ruhestand trat, sondern, aus weitreichender Überlegung, für die Verwirklichung von Kosen-rufu in der Zukunft, fortfuhr seine Schüler zu erziehen und den Dai-Gohonzon einschrieb.

Als er Hei no Saemon traf, antwortete der Daishonin auf seine Frage, wann die Mongolei Japan angreifen würde: „in diesem Jahr“. So wie er voraussah, fiel das große mongolische Heer im Oktober 1274 in den Süden Japans ein. Der Daishonin nahm sich zu Herzen, dass es viele Opfer gab und wies, Sätze aus Sutren zitierend, wiederholt darauf hin, dass die Ursache des Unglücks darin lag, das wahre Gesetz nicht annehmen zu wollen.

Zum Schluss erwähnte er das tägliche Leben auf Minobu und lobte das aufrichtige Herz von Konichi-ama, den Buddhismus beschützen zu wollen.

Der Daishonin machte klar, dass er selbst der Ausübende des Lotos-Sutra war, da er ohnegleichen Verfolgungen begegnete, denn so „las“ er mit seinem eigenen Körper das LotosSutra, in dem es heißt: „Es ist unvermeidlich für einen Ausübenden des Lotos-Sutras, großen Verfolgungen zu begegnen.“

Diese Gosho , die in der Zeit geschrieben wurde, in der der Daishonin Vorbereitungen traf, den Dai-Gohonzon einzuschreiben, ist deshalb eine sehr wichtige Schrift, weil er uns durch sein Verhalten zeigte, dass er der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes war.

Die wichtigen Inhaltspunkte:

Der Abschnitt, den wir in diesem Monat studieren, beschreibt den Moment, in dem er gerade enthauptet werden sollte. Das ist der Augenblick seines Hosshaku kenpon, das Oberflächliche abzulegen und das Wahre zu offenbaren.

Die Verfolgung in Tasunokuchi, bei der der Daishonin von den Machthabern hingerichtet werden sollte, war die heftigste in seinem Leben. Aber wie in dem Goshoabschnitt beschrieben ist, erschien ein riesiger leuchtender Himmelskörper, der den Henker blendete, als er im Begriff war, den Daishonin zu enthaupten. Vor Angst und Furcht konnte der Ritter seine Pflicht nicht mehr erfüllen.

In der gegenwärtigen Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung glaubt man, dass das so stark strahlende Objekt ein Komet sein muss, der sich der Erde näherte. Präsident Ikeda spricht darüber in seinem Dialog „die Welt der Schriften Nichiren Daishonins“:

„Der springende Punkt ist jedoch, dass er genau in dem Moment erschien, als der Daishonin enthauptet werden sollte. Die Naturerscheinungen an sich lassen sich wahrscheinlich physikalisch erklären, und mit dem Fortschritt der Wissenschaft wird die wahre Natur dieses Objektes sicher noch weiter aufgeklärt werden. Doch entscheidend ist der Umstand, dass es in genau diesem Augenblick erschien.

Wir können dies als Beweis dafür nehmen, dass der Daishonin die Dunkelheit besiegte und das Wesen des Gesetzes manifestierte, indem er die letztendliche Angst, die Angst vor dem Tode bezwang.“

Als ein durchaus gewöhnlicher Mensch überwand der Daishonin die teuflische Kraft der Macht und zeigte den Sieg eines Menschen, indem er die Schutzfunktionen im ganzen Universum frei und uneingeschränkt in Bewegung setzte. Er offenbarte das höchste Potenzial, das ein Mensch besitzt.

Die Quelle dafür, dass ein Mensch große Schwierigkeiten bekämpft und sie überwindet, ist die „Kraft des Schwurs“. Im o.a. Dialog sagt Präsident Ikeda:

„Wenn wir unser Leben der Erfüllung eines großen Versprechens und korrekter Ideale widmen, entwickelt sich unser Herz grenzenlos.“

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Durch die Verfolgung in Tatsunokuchi, das Ereignis von Hosshaku kenpon, das Oberflächliche abzulegen und das Wahre zu offenbaren, wurde die Großartigkeit eines Menschen gezeigt, der mit dem Lebensgesetz in Einklang lebt.

Der Daishonin legte das Oberflächliche eines gewöhnlichen Menschen ab und offenbarte doch als ein gewöhnlicher Mensch, so wie er war, seine ursprüngliche Identität (sein wahres Ich) als der Buddha der grenzenlosen Freude seit der ewig entfernten Vergangenheit. D.h. er zeigte den Ursprung des Lebens in der Gestalt eines gewöhnlichen Menschen, so wie er war. Präsident Ikeda erklärt dazu:

„Der Daishonin manifestierte das Leben des Buddhas der grenzenlosen Freude als ganz und gar gewöhnlicher Mensch. Wenn wir das übersehen, könnte die Vorstellung entstehen, dass die Buddhaschaft zu erlangen hieße, ein den Menschen überlegenes Wesen zu werden. Nichiren Daishonin gab sein Leben als gewöhnlicher Mensch nicht auf. Vielmehr manifestierte er glanzvoll das Leben des ewigen Buddhas innerhalb seines Lebens als gewöhnlicher Mensch.“

Deshalb hat dies für uns eine große Bedeutung. Er setzte im Dialog fort:

„Dieses Prinzip lässt sich nämlich auch auf uns anwenden. Wenn wir unser Leben Kosenrufu widmen, dabei schmerzhafte Leiden überwinden und im Glauben beharrlich bleiben, können wir ebenfalls das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen umsetzen. Als gewöhnliche Menschen können wir das gleiche Leben des Buddhas manifestieren wie der Daishonin.“


„Das Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen bedeutet, ein so stabiles Selbst zu errichten, dass wir alle schmerzlichen Schwierigkeiten überwinden, die Dunkelheit vertreiben und das wahre Wesen aller Phänomene manifestieren können.“

Der Daishonin zeigte uns ein vorbildliches Beispiel, die Buddhaschaft in diesem Leben zu verwirklichen.

Unser Leben wird durch Schwierigkeiten gestärkt und trainiert, und wir können dadurch die Buddhaschaft immer mehr manifestieren. Dazu sagt Präsident Ikeda:

„Da wir alle in diesem Leben eine Aufgabe haben, werden wir sicher auf viele schmerzhafte Schwierigkeiten stoßen. Doch solange unser Herz unerschütterlich bleibt und wir nicht im Glauben wanken, gibt es keine Härte, die wir nicht überwinden und kein Martyrium, aus dem wir nicht ausbrechen könnten. Den Menschen wohnt eine unermessliche Kraft inne. Es ist die Kraft des Buddhas der grenzenlosen Freude, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist.“

„Das abzulegende `Vorläufige´ ist Schwäche, es ist Feigheit. Der Daishonin konnte, indem er seine „ursprüngliche Identität“ des Mutes manifestierte, allen Menschen das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verdeutlichen. Wir selbst können dieses Prinzip verwirklichen, indem wir entschlossen allen Härten widerstehen und das mutige Herz des Daishonin zu unserem eigenen machen.“

Nachdem der Daishonin sein Hosshaku Kenpon, das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren, verwirklicht hatte, fing er als der ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes an, den Dai-Gohonzon einzuschreiben. Der einzige Grund dafür war, dass wir alle das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren können.

Warum der Dai-Gohonzon eingeschrieben wurde, möchten wir im nächsten Monat studieren.

Anhang : Auszug aus der „Welt der Schriften Nichiren Daishonins“ Teil 10

Morinaka: Schließlich erreichte der Trupp den Strand von Yui. Als sie sich dem GoryoSchrein[^1] näherten, sagte der Daishonin: „Halten Sie für einen Augenblick an, meine Herren. Ich habe eine Nachricht für jemanden, der in der Nähe wohnt.“ (Über das Verhalten des Buddhas, DG 1, 189) Er schickte einen Jungen namens Kumao, um Shijo Kingo zu holen, der in der Nähe in der Ortschaft Hase lebte.

Vor lauter Schreck kam Kingo barfuss angelaufen. Er griff nach den Zügeln von Nichirens Pferd und weinte vor Kummer.

Ikeda: Der Daishonin erklärte Kingo und seinen Brüdern, die sich ihm mittlerweile auch angeschlossen hatten, geduldig die Bedeutung dieser großen Verfolgung: „Heute Nacht werde ich enthauptet. Diesen Wunsch habe ich viele Jahre gehegt.“ (ebd.) Kingo seinerseits beschloss, sich an der Seite des Daishonin das Leben zu nehmen, falls sein Lehrer getötet würde.

Es war ein feierliches Drama von Meister und Schüler. Niemals den höchsten Lebensweg zu verlassen, was auch geschehen mag, bereit zu sein, gemeinsam das Leben für ihre Überzeugung zu geben – dieses Bild von Meister und Schüler muss bei allen Anwesenden, unabhängig von ihrem jeweiligen Glauben, einen gewaltigen Eindruck hinterlassen haben.

An diesem Punkt dürfte das Gemüt der Soldaten völlig aufgewühlt gewesen sein. „Was für ein Verbrecher ist das nur?“, werden sie sich gefragt haben. „Kann es wirklich richtig sein, ihn mitten in der Nacht einfach so hinzurichten? Tun wir vielleicht gerade etwas Falsches, das niemals gesühnt werden kann?“ Es wäre nicht überraschend, wenn sie so empfunden hätten. Man sagt oft, das Leben sei ein Schauspiel. Diese Szene von Meister und Schüler, die sich wie eine Aufführung ganz großer Kunst vor ihnen abspielte, hatte sicherlich selbst die kampferprobten ostjapanischen Soldaten stark beeindruckt.

Morinaka: Der Trupp kam in der Nähe des Tempels von Gokuraku-ji vorbei und zog dann zu der Hinrichtungsstätte weiter. Die Beschreibung ihrer Ankunft möchte ich gerne aus Über das Verhalten des Buddhas vorlesen:

„Schließlich kamen wir an einen Ort, von dem ich wusste, dass er der Platz meiner Hinrichtung sein musste. In der Tat hielten die Soldaten an und begannen aufgeregt herumzulaufen. Shijo Kingo sagte unter Tränen: ‚Dies sind Ihre letzten Augenblicke.’ Ich antwortete: ‚Wie unüberlegt Sie sind! Sie sollten über dieses große Glück hoch erfreut sein. Erinnern Sie sich nicht an Ihr Versprechen?’ Kaum hatte ich dies ausgesprochen, als ein leuchtender Himmelskörper, so hell wie der Mond, aus der Richtung von Enoshima erschien und quer über den Himmel von Südost nach Nordwest schoss. Es war kurz vor Beginn der Morgendämmerung und noch zu dunkel, um irgendein Gesicht zu sehen, aber das strahlende Objekt schien auf jeden wie helles Mondlicht. Der Henker fiel geblendet auf sein Gesicht. Die Soldaten waren völlig verängstigt und von Panik ergriffen. Einige liefen fort, andere sprangen von ihren Pferden und knieten nieder, und wieder anderer kauerten in ihren Sätteln. Ich rief laut: ‚Hier, warum schreckt ihr vor diesem elenden Gefangenen zurück? Kommt her! Kommt näher!’ Aber niemand wollte sich nähern. ‚Was ist, wenn es hell wird? Ihr müsst euch beeilen mich hinzurichten, denn nach Sonnenaufgang werdet ihr das unerträglich finden.’ So drang ich weiter in sie, doch sie reagierten nicht. (DG 1, 189 f.)

Saito: Während sich der Henker mit gezogenem Schwert darauf vorbereitete, die Hinrichtung durchzuführen, begann Kingo unkontrolliert zu schluchzen. Im Gegensatz dazu blieb der Daishonin bis zum Schluss heiter und gefasst.

Ikeda: Seine Worte „dieses große Glück“ fassen seine Haltung perfekt zusammen.

Wie kann man solch einen starken Lebenszustand entwickeln? Wie kann ein Mensch solche Größe erlangen? Es gibt kein größeres Geheimnis als dieses. Ich glaube, dass dies von der Kraft eines Schwures herrührt. Wenn wir unser Leben der Erfüllung eines großen Versprechens und korrekter Ideale widmen, entwickelt sich unser Herz grenzenlos.

Der Buddhismus spricht von einem Versprechen aus der fernen Vergangenheit. So ein

Versprechen ist die Grundlage, auf der es uns möglich ist, die Dunkelheit zu vertreiben und in Übereinstimmung mit der wesentlichen Natur der Phänomene zu leben. Dies bedeutet insbesondere ein Herz zu haben, das sich nach Glück für sich selbst und für andere sehnt sowie danach, den großen Schwur für Kosen-rufu zu erfüllen.

Das Herz eines Menschen, der zu diesem ursprünglichen Schwur erwacht ist, kennt keine Hindernisse. Der Körper mag verletzlich sein, doch der Geist ist absolut unzerstörbar. Eine solche Kraft entwickelt jemand, der ein Leben des Mitgefühls führt. Selbst wenn sich ein solcher Mensch ganz allein höllischen Umständen ausgesetzt sieht, fürchtet er nichts. In der Gegenwart einer so vollkommen angstfreien Person fühlen sich eher die anderen etwas beklommen.

Man kann sagen, dass Nichirens Leben voller Verfolgungen beweist, dass die Kraft eines vollkommen entwickelten menschlichen Geistes ewig ist. Mit seinem ganzen Sein verkündete der Daishonin: „Seht, zu welcher Größe ein Mensch erwachsen kann!“

Morinaka: Es gibt unterschiedliche Theorien zu der Art des „leuchtenden Himmelskörpers“, der zu dieser Zeit erschien. Herr Ikeda, Sie haben über Vermutungen von Wissenschaftlern geschrieben, wonach es sich um ein Stück aus dem Taurid-Arietid-Meteoritenstrom handeln könnte.

Ikeda: Dieser „leuchtende Himmelskörper“ ist eine Sache von unendlicher Faszination. Der springende Punkt ist jedoch, dass er genau in dem Moment erschien, als der Daishonin enthauptet werden sollte. Die Naturerscheinungen an sich lassen sich wahrscheinlich physikalisch erklären, und mit dem Fortschritt der Wissenschaft wird die wahre Natur dieses Objektes sicher noch weiter aufgeklärt werden. Doch entscheidend ist der Umstand, dass es in genau diesem Augenblick erschien.

Wir können dies als Beweis dafür nehmen, dass der Daishonin die Dunkelheit besiegte und das Wesen des Gesetzes manifestierte, indem er die letztendliche Angst, die Angst vor dem Tode bezwang.

Der Daishonin schreibt die Erscheinung dieses „leuchtenden Himmelskörpers“ dem Wirken der buddhistischen Götter zu. Er sagt, der Mondgott, einer der drei himmlischen Götter des Lichts[^2], habe sich in dem „leuchtenden Himmelskörper“ manifestiert. (vgl. Die TatsunokuchiVerfolgung, DG 1, 97)

Morinaka: Jedenfalls war es äußerst ungewöhnlich, dass die Soldaten, die den Daishonin begleiteten, vor Angst zitterten, sich der Länge nach auf den Boden warfen, fortliefen oder sich niederkauerten. Ihr Verhalten ist wohl darauf zurückzuführen, dass der erhabene Lebenszustand des Daishonin in ihnen Gefühle religiöser Ehrfurcht weckte.

Danach wurde beschlossen, den Daishonin ins Exil nach Sado zu schicken. In Regierungskreisen jedoch, insbesondere seitens des Regenten Tokimune, wurde eingesehen: „Dieser Mensch ist nicht schuldig.“ (Über das Verhalten des Buddhas, DG 1, 191)

Aufgrund dieser Umstände gab es sogar Andeutungen, man könne doch den Daishonin einfach freilassen. Aber als Folge der anhaltenden Machenschaften durch die Gruppe von Feiglingen, die sich gegen ihn zusammengefunden hatte, wandte sich die öffentliche Meinung gegen den Daishonin, und man entschied, ihn nach Sado zu verbannen. Gleichzeitig wurden die Anhänger des Daishonin zur Zielscheibe größerer Repressalien.

Das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren

Saito: Auf die Einzelheiten werde ich später noch zu sprechen kommen, doch möchte ich betonen, dass die Tatsunokuchi-Verfolgung von allen Verfolgungen, denen der Daishonin Zeit seines Lebens ausgesetzt war, die bedeutendste war. Denn hier hat er das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verwirklicht.

In Das Öffnen der Augen, das er im Februar des folgenden Jahres [1272] auf der Insel Sado schrieb, sagt der Daishonin selbst:

„Am 12. Tag des 9. Monats des vergangenen Jahres, zwischen den Stunden der Ratte und des Ochsen [23.00 bis 03.00 Uhr] wurde diese Person namens Nichiren enthauptet. Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist, und die, tief eingeschneit, im 2. Monat des darauf folgenden Jahres diesen Text schreibt, um ihn den engsten Anhängern zu schicken.“ (DG 2, 165)

Ikeda: Die Aussage, dass er enthauptet wurde, obwohl dem tatsächlich nicht so war, bedeutet, dass sein bisheriges „Selbst“ an der Hinrichtungsstätte von Tatsunokuchi ein Ende fand. Einfacher ausgedrückt, wurde er als ein „neues Selbst“ wiedergeboren. In dem Satz „Seine Seele war es, die auf die Insel Sado gekommen ist“ ist mit „Seele“ dieses neue Selbst gemeint – die wahre Identität, die der Daishonin bei der Verfolgung von Tatsunokuchi manifestierte. Dieser Absatz wird als die Bestätigung des Daishonin dafür gesehen, dass er das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verwirklicht hat.

Morinaka: Das Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen bezieht sich auf den Buddha, der seinen vorläufigen Status ablegt und seine wahre oder ursprüngliche Identität offenbart. Das chinesische Schriftzeichen für „vorläufig“, das hier benutzt wurde, bedeutet „Spiegelung“ oder „Überbleibsel“.

Ursprünglich hat der Große Chinesische Lehrer T’ien-t’ai diesen Ausdruck verwendet, um den Gegensatz herauszustellen zwischen dem Buddha der theoretischen Lehre (dem vorläufigen Buddha), wie er im Lotos-Sutra beschrieben wird – Shakyamuni, der die Erleuchtung zum ersten Mal während seines gegenwärtigen Lebens in Indien erlangte – und dem Buddha der wesentlichen Lehre (dem wahren Buddha) – dem Buddha, der tatsächlich die Erleuchtung in der entfernten Vergangenheit erlangt hat. T’ien-t’ai erklärte, Shakyamuni, der die Erleuchtung erstmals während seines gegenwärtigen Lebens in Indien erlangte, sei eine „Spiegelung“ und der Buddha, der die Erleuchtung in der entfernten Vergangenheit erlangt hat, Shakyamunis wahre Identität. Er drückte dies mit dem Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen aus.

Dies lässt sich anhand der Analogie vom Mond und seinem Spiegelbild verdeutlichen. Der wirkliche Mond am Himmel ist die „wahre Identität“, während das vom Wasser reflektierte Bild des Mondes der „vorübergehende Status“ ist.

Ikeda: Diese Vorstellung vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen aus dem Buddhismus T’ein-t’ais wurde in Nichirens Lehre eingefügt. Nichikan Shonin (1665-1726) erklärt die zuvor zitierte Passage aus Das Öffnen der Augen folgendermaßen:

“Die grundsätzliche Bedeutung dieses Abschnittes liegt darin, dass der Stifter unserer Schule Nichiren Daishonin tatsächlich der Buddha der grenzenlosen Freude wurde, der seit der Zeit ohne Anfang als ein gewöhnliches Lebewesen im Zustand des Hörens des Namens und der Worte der Wahrheit erleuchtet ist. Als er seine Erleuchtung verkündete und in seiner Person diese innere Wahrheit manifestierte, erschien er als der wahre Buddha des Säens im Späten Tag des Gesetzes.“[^3]

Nichiren Daishonin verwarf also zum Zeitpunkt der Tatsunokuchi-Verfolgung seinen vorläufigen Status als gewöhnlicher Ausübender im Zustand des Hörens des Namens und der Worte der Wahrheit; er manifestierte als gewöhnlicher Mensch seine wahre Identität als Buddha der grenzenlosen Freude, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist[^4]. Anders ausgedrückt manifestierte er den ewigen Tathagata, der eins ist mit dem Mystischen Gesetz, dem grundlegenden Gesetz des Universums, während er dennoch ein gewöhnlicher Mensch blieb. Nachdem er seinen vorübergehenden Status abgelegt und seine wahre Identität offenbart hatte, erhob sich der Daishonin als Buddha des Späten Tags des Gesetzes. Und als Buddha des Späten Tages begann er, den Gohonzon in Form eines Mandalas einzuschreiben, das alle Menschen als grundlegendes Objekt der Verehrung achten und an das sie als den Ursprung und die Basis ihres Lebens glauben sollten.

Bei der Gelegenheit sollten wir beachten, dass das chinesische Schriftzeichen für „ablegen“ in Ablegen des Vorläufigen auch „öffnen“ bedeutet.

Saito: Diesen Punkt kann man leicht missverstehen. Das Vorläufige ablegen bedeutet nicht, dass der Daishonin jemand anders geworden wäre. Sicher sind der vorläufige Status und die wahre bzw. ursprüngliche Identität so unterschiedlich wie Himmel und Erde. Doch wenn man sich einzig auf diesen Aspekt konzentriert, könnte man zu der Annahme neigen, dass er sich in ein völlig anderes Wesen verwandelt hätte.

Ikeda: Der Daishonin manifestierte das Leben des Buddhas der grenzenlosen Freude als ganz und gar gewöhnlicher Mensch. Wenn wir das übersehen, könnte die Vorstellung entstehen, dass die Buddhaschaft zu erlangen hieße, ein den Menschen überlegenes Wesen zu werden. Nichiren Daishonin gab sein Leben als gewöhnlicher Mensch nicht auf. Vielmehr manifestierte er glanzvoll das Leben des ewigen Buddhas innerhalb seines Lebens als gewöhnlicher Mensch. Ich möchte noch auf einen anderen Aspekt hinweisen. Dieses Prinzip lässt sich nämlich auch auf uns anwenden. Wenn wir unser Leben Kosen-rufu widmen, dabei schmerzhafte Leiden überwinden und im Glauben beharrlich bleiben, können wir ebenfalls das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen umsetzen. Als gewöhnliche Menschen können wir das gleiche Leben des Buddhas manifestieren wie der Daishonin.

Nichikan Shonin sagt: „Wenn jemand den Gohonzon annimmt, an ihn glaubt und Nam-MyohoRenge-Kyo chantet, wird sein Leben unmittelbar zum Objekt fundamentaler Verehrung der Dreitausend Bereiche in einem einzigen Lebensmoment. Es wird zum Leben Nichiren Daishonins.“[^5][^6] Er sagte auch: „Wenn wir uns des Objekts der Verehrung im Hinblick auf die Person bewusst werden, manifestiert sich unser Leben als untrennbar verbunden mit dem Leben unseres Stifters Nichiren Daishonin ... Wenn wir uns des Objektes der Verehrung im Hinblick auf das Gesetz bewusst werden, zeigt sich in unserem Leben das Objekt der Verehrung als Hochheiligtum des wahren Buddhismus.“[^7]

Wir können uns wirklich glücklich schätzen, diese Lehre kennen gelernt zu haben. Wenn das Ziel wäre, ein ideales, überlegenes oder anderes Wesen zu werden, wäre es unmöglich, in diesem Leben glücklich zu werden.

Morinaka: Die Vorstellung, Buddha zu werden, ist herrlich. Wenn das jedoch bedeutete, die wirkliche Welt zu verlassen oder ein anderer Mensch zu werden, wäre dies für die Menschen im Späten Tag nicht sehr verlockend.

Ikeda: Nichiren Daishonin ist gerade deshalb der Buddha des Späten Tages, weil er allen Menschen das Ziel vor Augen führte, Buddha zu werden, und ihnen die Mittel dazu offenbarte.

Morinaka: Denn Nichiren Daishonin verwirklichte das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen und schrieb sein Leben im Gohonzon ein, um auch uns zu ermöglichen, den Gohonzon zu unserem Objekt der Verehrung zu machen. Mit dem Gohonzon als klarem Spiegel können wir ebenfalls das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren. Vor diesem Hintergrund ist es eine enorm wichtige Tatsache, dass der Daishonin bei Tatsunokuchi das Vorläufige abgelegt und das Ursprüngliche offenbart hat.

Ikeda: Der Daishonin hat uns mit seinem Leben ein Beispiel für die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben gegeben.

Das Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen bedeutet, ein so stabiles Selbst zu errichten, dass wir alle schmerzlichen Schwierigkeiten überwinden, die Dunkelheit vertreiben und das wahre Wesen aller Phänomene manifestieren können. Je größer die Schwierigkeiten sind, denen wir begegnen, umso stärker erstrahlt das Leben der Welt der Buddhaschaft. Solch ein Selbst zu errichten, ist der Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben. Indem wir den Glauben manifestieren, alle Schwierigkeiten bewältigen zu können, können wir unsere Menschlichkeit wahrhaftig polieren.

Morinaka: Ich glaube, bei uns Menschen ist die Neigung, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, viel stärker ausgeprägt als die Bereitschaft, Schwierigkeiten zu überwinden. Selbst wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, meint man noch, einen Ausweg finden zu können. Erst wenn wir vollständig in eine Sackgasse geraten sind und immer wieder versucht haben, einer Auseinandersetzung mit der Situation auszuweichen, entschließen wir uns endlich, uns dem Problem zu stellen

Ikeda: Darin liegt wohl der grundsätzliche Unterschied zwischen den Mitgliedern der Männerabteilung und den Mitgliedern der Frauenabteilung. (Gelächter)

Einerseits ist entscheidend, dass wir am Ende doch vor dem Gohonzon sitzen und Daimoku chanten. Wenn wir aber doch ohnehin am Ende vor dem Gohonzon sitzen, können wir auch gleich damit anfangen. Wir müssen uns unmittelbar mit dem Gohonzon verbinden. Das ist der Weg, als gewöhnlicher Mensch Buddha zu werden; das ist Glaube.

Der Daishonin sagt:

„Was Glaube genannt wird, ist nichts Ungewöhnliches. Glaube bedeutet, auf das Lotos-Sutra zu vertrauen, auf Shakyamuni, Viele Schätze, die Buddhas und Bodhisattvas der zehn Richtungen und die himmlischen Götter und wohlgesonnenen Gottheiten, und Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten, so wie eine Frau für ihren Mann sorgt, wie ein Mann sein Leben für seine Frau gibt, wie Eltern sich weigern, ihre Kinder aufzugeben oder ein Kind sich weigert, seine Mutter zu verlassen. (The Meaning of Faith, WND, 1036)

Das ist gemeint mit „aufrichtig die Hilfsmittel verwerfen“ (LS 2, 44) und „nicht einen Vers der anderen Sutren anzunehmen.” (LS 2, 79)

Das menschliche Herz lässt sich leicht verwirren. Alles hängt davon ab, dass wir einen klaren Schnitt machen und uns deutlich von diesem verwirrten Herzen distanzieren. „Aufrichtig“ bedeutet hier geradeheraus. Zur Veranschaulichung: Die beiden Hälften eines Bambusstabes lassen sich sauber trennen, wenn man ihn längs durchschneidet.

Wir stoßen nicht erst auf Schwierigkeiten, nachdem wir unseren Glauben vertieft haben. Vielmehr können wir unser Leben polieren und unüberwindbaren, diamantenen Glauben entwickeln, indem wir uns Problemen stellen. Welcher Art unsere Sorgen oder Leiden auch sein mögen, ist es wichtig, dass wir sie aufrichtig zum Gegenstand unseres Gebetes vor dem Gohonzon machen. Durch das Chanten von Daimoku können wir jedes Leiden überwinden. Oberflächlich gesehen mag dies nur ein feiner Unterschied in der Reihenfolge sein, doch es ist absolut entscheidend, ob wir dies auch umsetzen können.

Da wir alle in diesem Leben eine Aufgabe haben, werden wir sicher auf viele schmerzhafte Schwierigkeiten stoßen. Doch solange unser Herz unerschütterlich bleibt und wir nicht im Glauben wanken, gibt es keine Härte, die wir nicht überwinden und kein Martyrium, aus dem wir nicht ausbrechen könnten. Den Menschen wohnt eine unermessliche Kraft inne. Es ist die Kraft des Buddhas der grenzenlosen Freude, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist. Daher können wir um so mehr Kraft entwickeln, je mehr wir kämpfen. Glaube ist das Mittel, um diesen verborgenen Schatz zu heben. Große Schwierigkeiten führen zur Erleuchtung. Große Verfolgungen garantieren, dass wir schnell Buddhas werden.

Der Daishonin lehrte seine Anhänger diese Lebensweise, indem er jede einzelne der großen Verfolgungen überwand, denen er ausgesetzt war. Wir können davon ausgehen, dass er auch Shijo Kingo bei der Tatsunokuchi-Verfolgung einige Lektionen in dieser erhabenen Lebensweise erteilte. Er tat das für seine Schüler und für die Zukunft.

Shijo Kingo hatte kein verwirrtes Herz. Folglich waren Meister und Schüler gemeinsam imstande, die Wirkungen oder Früchte der Buddhaschaft zu erlangen. Und Tatsunokuchi selbst wurde zum Land des Ruhigen Lichts.

Das abzulegende „Vorläufige“ ist Schwäche, es ist Feigheit. Der Daishonin konnte, indem er seine „ursprüngliche Identität“ des Mutes manifestierte, allen Menschen das Prinzip vom Ablegen des Vorläufigen und Offenbaren des Ursprünglichen verdeutlichen. Wir selbst können dieses Prinzip verwirklichen, indem wir entschlossen allen Härten widerstehen und das mutige Herz des Daishonin zu unserem eigenen machen.

Saito: Wenn wir die heutige Welt betrachten, scheint es, als hätte die Ignoranz die Herzen der Menschen verdunkelt. Das 20. Jahrhundert hat in allen Bereichen Finsternis hereinbrechen lassen

– die Finsternis des Krieges, die Finsternis der durch Egoismus bewirkten Umweltzerstörung, die

Finsternis der Armut, die Finsternis der Diskriminierung und die Finsternis kultureller Konflikte.

Ikeda: Doch all diese Probleme führen auch zu etwas Gutem: Gewissenhafte Menschen beginnen einzusehen, dass die Dunkelheit, die unsere Gesellschaft umgibt, nur vertrieben werden kann, wenn die Menschen selbst sich ändern.

Norman Cousins, der bekannte amerikanische Journalist und Friedensaktivist, war ein guter Freund von mir. Er selbst hatte mit vielen Problemen einschließlich ernsthafter Krankheiten zu kämpfen. Dennoch glaubte er bis zum Ende seines Lebens an die menschliche Stärke und behielt seinen Optimismus. Er sagte:

„Manche sagen, die Menschen könnten einfach nicht das notwendige Verständnis aufbringen, um mit den Veränderungen der modernen Welt zurecht zu kommen. Doch es gibt eine umfassendere Sichtweise des Menschen, eine Sichtweise, die die Geschichte bestätigen wird. Sie geht davon aus, dass die entscheidenden Antworten bereits im Menschen existieren und nur wachgerufen werden müssen, um sichtbar zu werden. Denn die Menschen sind unendlich formbar, unendlich der Vervollkommnung fähig, und haben eine unendliche Auffassungsgabe. Es ist das Privileg eines jeden in einer Führungsposition, an diese herausragenden Möglichkeiten zu appellieren.“[^8]

Die Dunkelheit zu erhellen, die die Menschheit befallen hat, bedeutet konkret, das Schicksal der Menschheit zu ändern. Man könnte das 21. Jahrhundert als Scheideweg bezeichnen, an dem die gesamte Menschheit das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren muss. Wenn das Schicksal der Welt nicht geändert werden kann, wird dieses Jahrhundert noch finsterer sein als das vergangene. In diesem Szenario hat die Menschheit keine Zukunft. Das gegenwärtige Zeitalter voller Not und Qual stellt für alle Menschen eine glänzende Gelegenheit dar, zu einem neuen globalen Bewusstsein zu erwachen.

Der Nichiren-Buddhismus lehrt, dass es für die ganze Menschheit notwendig und möglich ist, das Vorläufige abzulegen und das Ursprüngliche zu offenbaren. Daher glaube ich, dass die Lehre des Daishonin eine notwendige und unentbehrliche Religion für die Menschen des 21. Jahrhunderts ist. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass es die Aufgabe der Jugend des 21. Jahrhunderts ist, dies zu beweisen.

[^1]: Goryo-Schrein: zwischen dem Strand von Yui und dem Gokuraku-ji-Tempel gelegen. Mehrere hundert Meter vom Shugen-ji-Tempel entfernt, der auf dem Gelände von Shijo Kingos Wohnung errichten worden sein soll.

[^2]: Drei himmlische Götter des Lichts: die Götter der Sonne, des Mondes und der Sterne.

[^3]: Engl. Fassung aus dem Japanischen übersetzt. „Kaimoku Sho Guki“ (Kommentar zu Das Öffnen der Augen), in Nichikan Shonin Mondanshu (Kommentare Nichikan Shonins), Tokio: Seikyo Shimbunsha, 1980, S. 192

[^4]: „Gewöhnlicher Ausübender im Zustand des Hörens des Namens und der Worte der Wahrheit“: Ein gewöhnlicher Mensch, der die ersten Schritte in der buddhistischen Praxis unternommen hat, d.h. Annehmen und Verstehen der Worte der buddhistischen Lehren, der jedoch noch keine Ergebnisse oder Wirkungen mit der Praxis erzielt hat; d.h. ein gewöhnlicher Mensch mit der Einstellung, an die Lehren des Buddhas zu glauben. „Zeit ohne Anfang“ bezeichnet weder einen Zeitpunkt in der entfernten Vergangenheit noch den Anfang des Universums, sondern das Leben selbst, das ohne Anfang und Ende ist. Es bezieht sich mit anderen Worten auf das ursprüngliche und ewige Leben. „Buddha der grenzenlosen Freude“ bezeichnet den Buddha, der die unendliche Kraft der Welt der Buddhaschaft erschlossen hat, indem er erkennt, dass dieses ewige Leben sein eigenes Herz ist.

[^5]: „Kanjin no Honzon Sho Mondan“ (Kommentar zu Das Objekt der Verehrung zur Betrachtung des Herzens), S.

[^6]:

[^7]: „Totai gi Sho Mondan“ (Kommentar zu Die Wesenheit des Mystischen Gesetzes), S. 683

[^8]: Norman Cousins, Human Options, New York: W.W. Norton & Co., 1981, S. 49 f.

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