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(6) „Schwur, innigster Wunsch“ (Seigan)
- die im tiefsten Grund des Lebens intrinsische Kraft,
die es ermöglicht, große Hindernisse zu überwinden
Menschen zu trainieren, zu stärken und es ihnen zu ermöglichen, einen herausragenden Charakter heranzubilden – das ist die Kraft des Geistes. Gerade eine verlässliche Philosophie und entschiedene Überzeugung ermöglichen die Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit.
Die Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ ist daher ein Werk, das sozusagen die tiefgründigste Philosophie und die stärkste Überzeugung erläutert.
Es wird deswegen die tiefgründigste Philosophie genannt, weil darin das große Gesetz zur Verwirklichung der Buddhaschaft für die gewöhnlichen Sterblichen, nämlich die höchste Lehre des tiefen Mitgefühls für die Errettung der gesamten Menschheit, klar begründet wird.
Nichiren Daishonin sah im scheinbar unbeständigen Leben der gewöhnlichen Sterblichen das beständig fortwährende Mystische Gesetz und bahnte für alle Menschen den Weg, die Kraft dieses Mystischen Gesetzes in ihrem eigenen Leben zu manifestieren. Darin können wir mit Ehrfurcht die grundlegendste Philosophie feststellen, die der gesamten Menschheit wahrhaft Hoffnung und Mut geben kann.
Die stärkste Überzeugung bedeutet hierbei die große Überzeugung, Kosen-rufu zu verwirklichen, mit seinem felsenfesten Schwur, dieses Mystische Gesetz für die Rettung der gesamten Menschheit zu verbreiten, völlig unabhängig davon, welche Hindernisse und teuflische Funktionen auch immer wetteifernd erscheinen mögen. Es ist nicht nötig zu sagen, dass dieser Überzeugung nebst seinem tiefen Wunsch, das große Gesetz zu beschützen, sein großes Mitgefühl, die Leiden der Menschen zu teilen und zudem das grenzenlose Potenzial der Menschen innigst zu schätzen, zugrunde liegt.
In der ersten Hälfte dieser Abhandlung wird das tatsächliche Ichinen-Sanzen, das in der Tiefe des Textes im Lotos-Sutra verborgene große Gesetz, als die Lehre zur Rettung der Menschen im Späten Tag des Gesetzes klargestellt. Diesbezüglich haben wir uns bereits vorgenommen, ihre Grundzüge zu verstehen.
Und in der zweiten Hälfte davon fährt er fort klarzustellen, wer als wahrer Ausübender des Lotos-Sutra dieses Mystische Gesetz verbreitet. Das heißt, nachdem er das grundlegende Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft klarstellte, verlagert sich der Brennpunkt auf die „Person“, die dieses Gesetz verbreiten wird.
Zu Beginn dieser zweiten Hälfte der Abhandlung äußert sich der Daishonin zum „Schwur“ (Seigan), den er zur Zeit der Verkündung seiner Lehre ablegte, nämlich aufgrund dessen er selbst zur Verbreitung der Lehre im Späten Tag des Gesetzes aufstand. Das weist darauf hin, wie wichtig „Schwur, innigster Wunsch“ (Seigan) in der Bemühung für die Verbreitung der Lehre im Späten Tag des Gesetzes ist.
Verleumdung des Gesetzes – die Dunkelheit des Lebens,
nicht daran zu glauben, dass man die Buddhaschaft verwirklichen kann
Wie schwierig und mühsam es ist, im Späten Tag des Gesetzes die wahre Lehre zu verbreiten? Diesbezüglich schreibt der Daishonin in dieser Abhandlung wie folgt:
„Der Buddha sagte im Nirwana-Sutra voraus: ‚Im Späten Tag des Gesetzes sind diejenigen, die das wahre Gesetz bewahren, so wenige wie Erde auf einem Fingernagel, während diejenigen, die das Gesetz verleumden, so viele sind wie Erde in allen zehn Himmelsrichtungen.’ Das Hometsujin-Sutra besagt: ‚Diejenigen, die die wahren Lehren verleumden, sind so zahlreich wie die Sandkörner des Ganges, jedoch diejenigen, die das wahre Gesetz bewahren, sind so wenige wie ein oder zwei Kieselsteine.’ Es ist schwierig, selbst innerhalb von 500 oder 1000 Jahren eine einzige Person zu finden, die das wahre Gesetz ausübt. Diejenigen, die wegen weltlicher Vergehen in die bösen Pfade fallen, sind so wenige wie Erde auf einem Fingernagel, während aber diejenigen, die wegen des Verstoßes gegen die buddhistischen Lehren in die bösen Pfade fallen, so viele wie Erde in allen zehn Himmelsrichtungen. Mehr Mönche als männliche Laien und mehr Nonnen als weibliche Laien werden in die bösen Pfade fallen.“ (DG Band II, Seite 103/104; JG, Seite 199/200)
Im Späten Tag des Gesetzes heißt es, dass das Zeitalter zusehends chaotisch wird und die Aufnahmebereitschaft der Menschen immer mehr nachlässt, wobei der moralische Verfall von Priestern und Nonnen seinen Tiefpunkt erreicht. Sei ein solches Problem wie es wolle, über den Kern des Problems, warum die wahre Lehre im Späten Tag des Gesetzes zu verbreiten weit schwieriger ist als in den beiden Perioden, im Frühen Tag des Gesetzes und im Mittleren Tag des Gesetzes, kann man, ohne das Thema „Verleumdung des Gesetzes“ in Betracht zu ziehen, gar nicht tiefgreifend sprechen.
Die „Verleumdung des Gesetzes“ (Hobo) bedeutet, die wahre Lehre zu verleumden. Dieser Handlung liegt der Unglaube gegenüber dem wahren Gesetz zugrunde. Die wahre Lehre bedeutet hier das Lotos-Sutra, das erklärt, dass alle Menschen die Buddhaschaft verwirklichen können. Dass alle Menschen die Buddhschaft verwirklichen können, heißt wiederum, dass auch „ich“ die Buddhaschaft verwirklichen kann.
Jedoch ist gerade dies für uns so schwierig zu glauben, denn die meisten Menschen sind vom Gedanken befangen, ein Buddha existiere von den Menschen weit entfernt. Diejenigen, die an einer solchen alten, autoritären Anschauung über Religionen und Glauben festhalten, können an die wahre Lehre des Lotos-Sutra, das lehrt, dass alle Menschen Buddha werden können, äußerst schwierig glauben.
Zudem ist es von realen Lebenserfahrungen aus gesehen ebenso schwierig, daran zu glauben, dass „ich“ selbst Buddha werden kann. Wer sich in einer Notlage des realen Lebens befindet, kann sich kaum vorstellen, dass er, der gerade so sehr leidet, Buddha werden kann.
Im Gegensatz dazu, also in einer günstigen, problemlosen Situation, mag man wohl leicht denken: „Jetzt bin ich so glücklich, ich brauche nicht Buddha zu werden.“ Auf jeden Fall ist es für uns unwahrscheinlich schwierig, an die wahre Lehre zu glauben.
Da es für die meisten Menschen, wie eben erklärt, schwierig ist, daran zu glauben, dass alle Menschen die Buddhaschaft verwirklichen können, neigen viele Menschen leicht zu solchen autoritären Religionen, die die von Menschen unerreichbaren Gottheiten oder Buddhas predigen und zwischen sie und die Menschen einen Mittelsmann, Kleriker genannt, setzen.
Wenn in einer Gesellschaft, in der eine solche Anschauung über Religionen und Glauben herrscht, ein Ausübender des Lotos-Sutra erscheint, der dafür kämpft, dass alle Menschen die Buddhaschaft verwirklichen, halten viele Menschen an ihren eigenen konventionellen religiösen Anschauungen hartnäckig fest, und darüber hinaus hassen und verfolgen sie den Ausübenden des Lotos-Sutra, der den wahren Buddhismus verbreitet.
Zum Beispiel steht im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutra „Aufforderung zum Beibehalten“, dass der dritte starke Feind die Ausübenden des Lotos-Sutra verspottet: „Sie (Priester) behandeln uns mit Verachtung und sagen: ‚Ihr seid doch alle Buddhas, nicht wahr?’“ (LS, Seite 419) Wie dieses Zitat besagt, liegen der Handlung, den Ausübenden des Lotos-Sutra zu verfolgen, Unglaube sowie Verleumdung des wahren Gesetzes, das die Verwirklichung der Buddhschaft für alle Menschen erklärt, zugrunde.
Sowohl im Hinayana-Buddhismus als auch in vorläufigen Mahayana-Sutras wird erläutert, dass Menschen niemals wie Shakyamuni, dem darin ein Sonderstatus verliehen ist, werden können. Oder sie predigen darin solche Buddhas wie Amita (Amida)-Buddha und „Mahavairochana“ (Dai’nichi Nyorai), welche als von Menschen abgesondert existierend dargestellt sind. Je stärker buddhistische Schulen, die in den beiden Perioden, im Frühen Tag des Gesetzes und im Mittleren Tag des Gesetzes, entstanden und sich auf solche Lehren stützten, von Menschen abgesonderte Buddhas predigten, desto autoritärer wurden sie.
In den Späten Tag des Gesetzes eingetreten, fangen die Menschen an, die wahre Bedeutung des Lotos-Sutra nicht korrekt zu verstehen, und sie lassen sich immer stärker von Ideen fesseln, dass autoritäre Religionen authentisch seien, wodurch die Glaubensanschauung, sich an die Kraft der von Menschen entfernt existierenden Gottheiten und Buddhas anzulehnen, zunehmend dominant wird. Das hat zur Folge, dass das Gefühl der Menschen, in ihren eigenen religiösen Schulen zu verharren, umso stärker wird und dass dadurch eine verdrehte Ansicht überhandnimmt, wie dies in der Gosho beschrieben wird: „Anhand der Hinayana-Lehren weist man die Mahayana-Lehren zurück, und anhand der vorläufigen Mahayana-Lehren weist man das Lotos-Sutra, die wesentliche Lehre, zurück.“ Das zeigt, dass sich die buddhistischen Schulen, die das Lotos-Sutra verleumden, immer stärker behaupten.
Und schließlich stellen diese Schulen böse Beziehungen her, durch die immer mehr Menschen dazu neigen, sich vom Glauben an das Lotos-Sutra abzuwenden und es gar zu verleumden. Dadurch entsteht eine ernste Lage, wie es heißt: „Diejenigen, die wegen des Verstoßes gegen die buddhistischen Lehren in die bösen Pfade fallen, sind so viele wie Erde in allen zehn Himmelsrichtungen.“ Die buddhistischen Lehren sind eigentlich dafür da, Menschen zu retten. Jedoch infolge ihres Glaubens an falsche buddhistische Lehren fallen sie in die bösen Pfade. Das zeigt den Zustand auf, der daraus entstanden ist, dass die wahre Lehre für den Späten Tag des Gesetzes außer acht gelassen wird.
Um die Menschen in solch einem Zeitalter, im Späten Tag des Gesetzes, in dem die wahre Lehre nicht gebührend beachtet wird, zu retten, stand der Daishonin allein auf.
Er setzte sich voll und ganz dafür ein, die in den Lehren vieler buddhistischer Schulen verborgene teuflische Natur konsequent zu erforschen. In dieser Abhandlung – bevor er seinen „Schwur“ (Seigan) ablegte, als er als Ausübender des Lotos-Sutra allein aufstand – durchschaute der Daishonin das wahre Wesen der teuflischen Natur, die in den Lehren der buddhistischen Schulen verborgen ist und die Menschen in die bösen Pfade führt, und stellte fest, dass „böse Dämonen in den Körper der Menschen eindringen werden“ (LS, Seite 419), indem er das Wesen dieser teuflischen Natur mit drakonischer Strenge zurückweist.
Prominente Priester, „in deren Körper böse Dämonen eingedrungen sind“,
sind das Grundübel der Verleumdung des wahren Gesetzes
In dieser Abhandlung weist der Daishonin darauf hin, dass böse Dämonen in den Körper eines angesehenen Priesters, der auf den ersten Blick den Anschein erweckt, als habe er den Buddhismus gründlich erforscht, eindringen und die einfachen Menschen täuschen. Das heißt, dass böse Dämonen in den Körper der im öffentlichen Leben spirituell einflussreichen Persönlichkeiten eindringen und viele Menschen dazu verleiten, in die bösen Pfade zu fallen, so der Daishonin.
Allerdings bedeutet dies sicher nicht, dass die davor gepredigten Lehren Shakyamunis in sich die Verleumdung des wahren Gesetzes enthalten. Das Problem liegt eher darin, dass die Menschen in solchen Lehren verharren, sie falsch interpretieren und das Lotos-Sutra verleumden. Gerade das ist das Grundübel der Verleumdung des wahren Gesetzes.
Des weiteren, kann man sagen, wird die Verbreitung der wahren Lehre im Späten Tag des Gesetzes nicht verwirklicht, wenn wir gerade die Ignoranz, die Dunkelheit des menschlichen Geistes, die die verleumderischen Priester unterstützen, nicht bewältigen können.
Ein Gosho-Abschnitt besagt: „Die fundamentale Dunkelheit offenbart sich als der Teufelskönig des sechsten Himmels.” (DG Band 3, Seite 276; JG, Seite 997) Das wahre Wesen des Teufelskönigs im sechsten Himmel ist, wie der Daishonin klar feststellt, die fundamentale Dunkelheit, die sich im Leben aller Menschen einnistet. Und deshalb müssen wir, um diese Finsternis der fundamentalen Dunkelheit aus der Tiefe unseres eigenen Lebens zu verdrängen, gegen böse Beziehungen im buddhistischen Sinne mit entschiedener Einstellung antreten und sie besiegen. Aus dem Grund predigt die rechtmäßige Lehre des Buddhismus in bezug auf böse Beziehungen im buddhistischen Sinne und fordert uns auf: „Sei damit nicht nachlässig! Durchschaue sie! Kämpfe dagegen!“
In den ersten gut 200 Jahren nach Beginn des Späten Tags des Gesetzes war es einzig und allein Nichiren Daishonin, der das wahre Wesen der bösen Priester, „in deren Körper böse Dämonen eindrangen“, durchschaute.
Wenn jemand in der Zeit, in der die Gerechtigkeit außer acht gelassen wird, die Wahrheit lautstark sagt, werden diejenigen, die das Volk betrügen, aus Furcht, dass ihr wahres Wesen entlarvt wird, den Ausübenden des Lotos-Sutra verfolgen. Und weil die einfachen Menschen, die von ihnen betrogen worden sind, ihrer eigenen Ignoranz nicht direkt ins Auge schauen können, versuchen sie, sich von der Person der Gerechtigkeit zu entfernen und sie zu schmähen. Darüber hinaus werden sie auf diese eifersüchtig und verfolgen sie schließlich. Solch eine Gesellschaft, die voll von Verleumdung des wahren Gesetzes ist, verwandelt sich unweigerlich in eine Gesellschaft, in der der Ausübende des Lotos-Sutra verfolgt wird.
Nichiren Daishonin war sich ebenso dessen bewusst. Nichtsdestotrotz fasste er den Entschluss, um der Menschen willen allein aufzustehen. Seinen festen Entschluss können wir seiner unwiderstehlich zähen Überlegung sowie seinem beharrlich tiefgreifenden spirituellen Kampf mit tiefer Ehrfurcht entnehmen.
Ein Teil seiner gründlichen Überlegungen ist in dieser Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ als seine Erinnerung wie folgt beschrieben:
„Wer dies im Land Japan weiß, bin nur ich, Nichiren, allein. Sobald ich diesbezüglich auch nur ein einziges Wort sagen werde, werden die Verfolgungen durch meine Eltern, Brüder, meinen Meister und zudem durch den Herrscher des Landes unweigerlich auftreten. Als ich mir überlegte, dass es bedeuten kann, es fehle mir an Mitgefühl (Jihi), falls ich dies nicht sagen würde, stellte ich im Lotos-Sutra sowie im Nirwana-Sutra in bezug auf Sagen oder Nicht-Sagen doch fest, dass, obzwar mir in dieser Existenz nichts passiert, ich indessen in meiner nächsten Existenz in die Hölle unaufhörlichen Leidens fallen werde, falls ich es nicht sage, und dass die drei Hindernisse und die vier Teufel unbedingt wetteifernd erscheinen, wenn ich es sage. In Anbetracht dieser beiden Möglichkeiten steht fest, dass ich es sagen muss. Aber während ich einen Moment in Ruhe verweilend nachdachte, dass ich meine Idee besser von Anfang an zurückhalten sollte, als dass ich angesichts des Auftretens der großen Verfolgungen durch den Herrscher des Landes in meiner Entschlossenheit zurückfallen würde, erinnerte ich mich an das Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“ gerade mit dem Prinzip der sechs schwierigen und neun leichten Taten. Es heißt: Selbst wenn die Menschen wie wir, die nur über wenig Kraft verfügen, in der Lage sein könnten, den Berg Sumeru weit hinauszuwerfen, selbst wenn die Menschen wie wir, die über keine übernatürliche Kraft verfügen, in der Lage sein könnten, mit Heu auf dem Rücken unverbrannt aus dem wütenden Feuer herauszukommen, und auch wenn die Menschen wie wir, die keine Weisheit besitzen, in der Lage sein könnten, so viele Sutras wie Sandkörner am Ganges zu rezitieren und sie auswendig zu lernen, ist es für einen schwierig, auch nur einen einzigen Satz oder einen einzigen Vers des Lotos-Sutra im Späten Tag des Gesetzes beizubehalten. Das ist es, was darin erläutert wird. Jetzt zum letzten Mal habe ich mir gelobt, einen beharrlichen, suchenden Geist nach der Erleuchtung aufzubringen und im Glauben nie zurückzufallen.“
(DG Band II, Seite 106; JG, Seite 200)
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade die Spur der erhabenen Seele des Daishonin, die wir im oben zitierten Abschnitt seines wichtigen Schreibens mit tiefer Ehrfurcht ersehen können, als eine bedeutungsvolle Seite in die Geistesgeschichte der Menschheit eingraviert werden sollte.
„Wer im Land Japan weiß, bin nur ich, Nichiren, allein“ – wer wusste, dass das Land voller böser Beziehungen zur Verleumdung gegen das wahre Gesetz ist, war einzig und allein Nichiren Daishonin.
Ziehen wir anhand der Texte der Sutras wie Lotos-Sutra, Nirwana-Sutra usw. den Zusammenhang in Betracht, so wird uns klar, dass die drei Hindernisse und vier Teufel, für uns unweigerlich wetteifernd erscheinen, wenn wir anderen über die Tatsache erzählen, dass unsere Gesellschaft von Verleumdungen gegen das wahre Gesetz erfüllt ist.
Andererseits geht es ebenso aus den Texten der Sutras klar hervor, dass wir wegen der Unbarmherzigkeit in der späteren Existenz gewiss in die endlose Hölle fallen werden, falls wir nicht davon sprechen. Der Daishonin erwähnt selbst, dass er an der Schwelle zwischen Sagen und Nicht-Sagen im Licht der Texte der Sutras schlussfolgerte, dass er es sagen muss.
Im Vergleich zwischen der Schwierigkeit, hohen Wogen von Hindernissen frontal entgegenzutreten, und dem Leiden, auf den dunklen, tiefen Meeresgrund zu sinken, entschied er sich schließlich dafür, dass er doch den Weg einschlagen sollte, sich direkt nach vorne und auf die Zukunft blickend zum Kampf gegen alle Hindernisse furchtlos und mutig herauszufordern.
Im Späten Tag des Gesetzes das wahre Gesetz zu verbreiten, ist außergewöhnlich schwierig. Der Sturm der teuflischen Natur, die sich genau in der Zeit offenbart, wenn die autoritäre Gewalt ihre Zähne zeigt und die Verfolgung massiv verschärft, wird demjenigen einen psychisch wie physisch unvorstellbaren Schlag zufügen.
Gerade aus dem Grund, weil der Daishonin, der sich im wahren Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft für alle Menschen gründlich auskannte, die Buddhanatur von Menschen tiefgründig einsah, war er meines Erachtens ebenso imstande, tiefgreifend zu erkennen, wie furchtbar die teuflische Natur ist, die einen daran hindert, das wahre Gesetz zu verbreiten.
Eine Stelle aus dem obigen Zitat beschreibt seine Überlegung wie folgt: „Aber während ich einen Moment in Ruhe verweilend nachdachte, dass ich meine Idee besser von Anfang an zurückhalten sollte, als dass ich angesichts des Auftretens der großen Verfolgungen durch den Herrscher des Landes in meiner Entschlossenheit zurückfallen würde, …“
Man sollte besser von Anfang an nicht auslaufen, wenn man inmitten einer Seefahrt wegen hoher Wogen zurückfahren wollte. Oder man könnte seine Idee zurückstellen, wenn man dessen gewahr geworden wäre, in der Entschlossenheit möglicherweise zurückzufallen, weil die teuflische Natur wütet – in dem Maße, in dem er derart denken musste, ist die Auswirkung des Teufels groß und heftig. Deshalb hatte der Daishonin seine Überlegungen gründlich vertieft, bevor er entschlossen und unentwegt zur Aktion überging.
Wenn er hier meint, dass er lieber nichts unternehmen sollte, wegen der Möglichkeit, in seiner Entschlossenheit zurückzufallen, heißt es natürlich auf gar keinen Fall, dass dieser Gedanke aus Feigheit oder Weichheit herrührt. Weil er sich im wahren Wesen der zu bekämpfenden teuflischen Natur auskennt, macht er sich darüber Gedanken, wie schwer es sein wird, die sich im ganzen Universum ausbreitende Armee des Teufels vollständig zu besiegen – dies stellt die ernste Überlegung eines wahrhaft Mutigen dar.
Seinem hierzu angewandten Ausdruck „in Ruhe verweilend“ entgegengesetzt, können wir mit Ehrfurcht annehmen, spielte sich im tiefen Herzen des Daishonin, der ruhig, besonnen und unerschütterlich war, der bittere Kampf der Seele ab.
Zu dieser Zeit, während er seinen Kampf der Seele fortsetzte, tauchte im Herzen des jungen Daishonin das Prinzip „Die sechs schweren und neun leichten Taten[^1]“ auf, das im elften Kapitel des Lotos-Sutra „Erscheinen des Schatzturms“ steht.
„Die sechs schweren und neun leichten Taten“ wurden deshalb gepredigt, weil Shakyamuni die Bodhisattwas dazu aufforderte, einen Schwur abzulegen, um seine Lehren nach seinem Tod zu verbreiten.
Die hierzu gepredigten „neun leichten Taten“, die mit Absicht als „leicht“ bezeichnet wurden, könnte man sagen, stellen jedoch solch schwierige Dinge dar, die sich in Wirklichkeit kaum realisieren lassen, wie zum Beispiel: „den Berg Sumeru zu fassen und ihn in die unzähligen Buddhaländer zu schleudern oder mit einem Bündel trockenem Gras über eine brennende Steppe zu gehen, ohne sich dabei zu verbrennen usw.“ Und die schwierigsten aller schwierigen Taten, die noch weit schwieriger sind als die eben genannten Taten, sind die „sechs schwierigen Taten“, nämlich nach dem Tod Shakyamunis das Lotos-Sutra anzunehmen, beizubehalten und zu verbreiten. Nachdem er ihnen dies klar und unmissverständlich erklärt hatte, forderte Shakyamuni die Bodhisattwas dazu auf, den Schwur abzulegen, dass sie alle möglichen Hürden und Hindernisse, die nach seinem Tod erscheinen werden, überwinden und auf dem Weg unerschütterlich voranschreiten, um das Lotos-Sutra zu verbreiten.
An der späteren Stelle der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ zählt der Daishonin diese Aufforderung Shakyamunis als eine der „dreifachen Verkündigung im Kapitel ‚Erscheinen des Schatzturms’“ auf.
„Nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu verbreiten“, ist der innigste Wunsch aller Buddhas in den drei Existenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im Bewusstsein all dieser ganzen Schwierigkeiten, fordert der Buddha seine Nachfolger, die Boddhisattwas, allem zum Trotz dazu auf, sich mutig herauszufordern.
„Die sechs schweren und neun leichten Taten“ drücken daher sozusagen die „wahre Absicht des Buddhas“ aus. Indem er ihnen klar und deutlich aufzeigt, dass „nach seinem Tod das Lotos-Sutra zu verbreiten“ in unübertroffenem Maße schwierig ist, fordert er sie in unerschütterlicher Entschiedenheit dazu auf, ihren Schwur abzulegen.
Das deutet meines Erachtens für den Ausübenden des Lotos-Sutra im Späten Tag des Gesetzes auf eine Botschaft hin, dass, wenn er den „Schwur“ ablegt und seinen Glauben an das Lotos-Sutra etabliert, es für ihn keine unüberwindbaren Schwierigkeiten mehr gibt.
Hier möchte ich den vom Daishonin zitierten drei Beispielen der „neun leichten Taten“ Aufmerksamkeit schenken. Indem der Daishonin darin absichtlich solche Ausdrücke verwendet, wie zum Beispiel „die Menschen wie wir, die nur über wenig Kraft verfügen“, „die Menschen wie wir, die über keine übernatürliche Kraft verfügen“ und „die Menschen wie wir, die keine Weisheit besitzen“, unterstreicht er, dass sie gewöhnliche Sterblichen sind.
Hierin, denke ich, liegt eine Botschaft der grenzenlosen Hoffnung eingraviert, dass ein jeder unabhängig davon, ob man über eine physische Kraft verfügt, ob man eine übernatürliche Kraft besitzt oder ob man über die Weisheit verfügt, alle Hindernisse und selbst die größten Verfolgungen überwinden kann, weil die grenzenlose Kraft, der grenzenlose Mut und die grenzenlose Weisheit aus dem Innersten des eigenen Lebens hervorquellen, wenn man seinen unerschütterlichen Schwur beibehält und zusammen mit dem Buddha voranschreitet.
Selbst gewöhnliche Sterbliche ohne Macht können, wenn sie in dieser bösen Welt den Schwur beibehalten und den Glauben bis zum Ende durchsetzen, aus dem tiefsten Inneren ihres eigenen Lebens die Kraft, die Welt der Buddhaschaft, hervorrufen, Hindernisse überwinden und sich selbst revolutionieren.
Genau umgekehrt lässt es sich ebenso sagen, dass selbst für diejenigen, die über eine riesengroße Kraft, eine übernatürliche Kraft und eine hervorragende Weisheit verfügen, die Veränderung des Lebens eines Menschen schwer durchführbar ist.
Vor diesem Hintergrund legt der Daishonin seinen „Schwur“ (Seigan) ab: „Jetzt zum letzten Mal habe ich mir gelobt, einen beharrlichen, suchenden ‚Geist nach der Erleuchtung’ (Bodai-shin) aufzubringen und im Glauben nie zurückzufallen.“
Der ‚Geist nach der Erleuchtung’ ist das Herz, nach der Erleuchtung des Buddhas zu suchen. Demzufolge weist der „beharrliche, suchende Geist nach der Erleuchtung“ auf das Herz hin, nach der Erlangung der Erleuchtung beständig zu suchen, und das stellt den „Schwur, innigsten Wunsch“ (Seigan) der Boddhisattwas dar.
Eigentlich wird erläutert, dass die Bodhisattwas im Mahayana-Buddhismus als Grundvoraussetzung dafür, Bodhisattwas zu sein, die „vier Arten von Schwur und Wunsch“ (Shigu-Seigan) ablegen“. (aus „Große Konzentration und Einsicht“, Tiantai)
Diese heißen, „sich zu geloben, alle Lebewesen zum jenseitigen Ufer der Erleuchtung zu bringen“, „sich zu geloben, allen Begierden zu entsagen“, „sich zu geloben, die Lehren des Buddhas zu lernen und zu erkennen“ und „sich zu geloben, auf dem Weg der buddhistischen Ausübung die unübertroffene Erleuchtung vollständig zu erlangen“.
Die Worte, die als Prototyp vom „Schwur Bodhisattwas“ bezeichnet werden können, sind im fünften Kapitel des Lotos-Sutra „Parabel von den Heilkräutern“ als „Schwur“ des Buddhas auf folgende Weise ausgedrückt:
„Ich werde veranlassen, dass jene, die noch nicht gerettet sind, gerettet werden. Jene, die noch nicht verstanden haben, werde ich zum Verständnis bringen. Jenen, die noch nicht im Frieden sind, werde ich Frieden geben. Für jene, die noch nicht das Nirwana erlangt haben, werde ich bewirken, dass sie das Nirwana erlangen.“ (LS, Seite 242/243)
Dieser „Schwur und Wunsch“ des Buddhas drückt insgesamt den ersten „Schwur und Wunsch“ der oben genannten vier Arten von Schwur und Wunsch aus, nämlich „sich zu geloben, alle Lebewesen zum jenseitigen Ufer der Erleuchtung zu bringen“. Hier stellt sich klar heraus, dass der Buddha zu seinem Schwur fest entschlossen steht, alle Menschen unbedingt retten zu wollen. Außerdem lassen sich die Ausdrücke, die zu den anderen drei Arten von Schwur und Wunsch der Bodhisattwas führen, ebenso in den Worten des Lotos-Sutra erkennen.
„Schwur, innigster Wunsch“ (Seigan) im Buddhismus, könnte man sagen, ist die Kraft, die es ermöglicht, die Ketten des negativen Karmas zu sprengen und das neue Ich zu erschaffen, das auf die Zukunft hin voranschreitet. Es wird uns kraft des „Schwurs“ ermöglicht, durch die Lehren des Buddhas unser Selbst zu polieren, aufgrund des dadurch fest etablierten Herzens unserem Selbst in der Zukunft eine klare Richtung zu geben und unsere Bemühungen für die Verwirklichung davon kontinuierlich fortzusetzen.
„Schwur, innigster Wunsch“ (Seigan) ist sozusagen das „Prinzip für die grundlegende Veränderung“. Wie es beim „Schwur“ des Buddhas im Kapitel „Parabel von den Heilkräutern“ zu ersehen ist, weist dieser, von unserer eigenen Veränderung ganz zu schweigen, auf das Prinzip hin, alle Menschen zur Veränderung zu führen.
Angesichts der Bemühungen dafür, dass wir den Schwur und Wunsch, alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zur Verwirklichung der Buddhaschaft zu führen, bewerkstelligen, betont der Daishonin insbesondere die „Kraft des Glaubens“.
Das heißt, dass wir an die grenzenlose Möglichkeit der Menschen als Wesenheit des Mystischen Gesetzes glauben, ist die Quintessenz des Lotos-Sutra. Darin zeigen sich sowohl der tiefe Glaube an das Mystische Gesetz als auch das tiefgreifende Vertrauen zu den Menschen, so kann man sagen.
Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ (Skr.: Sadaparibhuta)[^2], der im 20. Kapitel des Lotos-Sutra erläutert wird, stellt sich für uns, die wir im Späten Tag des Gesetzes die wahre Lehre Nichiren Daishonins verbreiten, als Vorbild dar. Obwohl er von den Menschen sogar mit Stöcken und Steinen verfolgt wurde, ließ sich Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ nicht verdrießen und setzte seine Ausübung, sich vor ihnen zu verneigen, unermüdlich bis zum Ende fort. Wenn ihn die Leute mit Scherben oder Steinen schlugen, machte er sich eilends davon, suchte das Weite und rief mit noch lauterer Stimme:
„Ich werde euch niemals verachten. Ihr alle werdet bestimmt Buddhas werden.“ (LS, Seite 558/559)
Fortgesetzt verehrte er auch solche Menschen, die ihn kritisierten und ihm gegenüber gewalttätig wurden – diese Ausübung des Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ stützt sich auf die Philosophie, die lehrt, dass alle Menschen, ohne eine Ausnahme, mit der Buddhanatur ausgestattet sind. Das kommt, so lässt sich erahnen, vor allen Dingen daher, dass Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ seinen Glauben daran, dass dem Leben aller Menschen die Buddhanatur innewohnt, bis zum Ende konsequent beibehielt.
Was als Gegenpol dieser Überzeugung des Boddhisattwa „Niemals Verachtend“ steht, wird in einer Geschichte um Shariputra dargestellt. Als er von einem Brahmanen[^3] um sein Auge angebettelt wurde, ließ sich Shariputra[^4] von seiner Missbilligung besiegen und fiel doch wieder in die hinayana-buddhistische Anschauung zurück. Als Shariputra wahrnahm, dass sein guter Wille mit Füßen getreten wurde, rief er unwillkürlich laut: „Dieser Mensch ist nicht zu retten!“ Kurzum, kann man sagen, verlor Shariputra als Fazit quasi seinen Glauben an die in allen Menschen intrinsische Buddhanatur.
Der Brahmane, der um das Auge bettelte, war eine Reinkarnation des Teufelskönigs im sechsten Himmel. Zu negieren, dass die Buddhanatur aller Menschen hervortritt – darin liegt die wahre Natur des Teufels.
Die wahre Eigenschaft des Teufels erscheint auf keine andere Weise als in der Handlung, den Glauben der Menschen daran zu durchbrechen, dass alle Menschen ohne jeglichen Unterschied Buddhas sind.
Ausgerechnet von denjenigen, die man gerade beabsichtigte, retten zu wollen, wird man gehasst und verfolgt. Obwohl das zwar ungerecht erscheinen mag, setzte Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ seine Ausübung fort, indem er zu den Menschen sagte, denen er begegnete: „Dennoch verehre ich euch.“ Die tiefe Überzeugung, unsere eigene Maxime, konsequent durchzusetzen, so wie Bodhisattwa „Niemals Verachtend“ es tat – gerade darin zeigt sich das Verhalten der Buddhisten im Späten Tag des Gesetzes.
Im gewissen Sinne ist die Kraft, die aus dem „Schwur und Wunsch“ hervortritt, etwas, das sowohl das tiefe Gefühl des Urvertrauens zur wahren Natur der menschlichen Güte als auch den darauf basierenden tiefen Optimismus untermauert.
Aufgrund seines tiefgründigen „Schwurs“ stand Nichiren Daishonin als Ausübender des Lotos-Sutra allein voller Entschiedenheit auf. Treu seinem „Schwur“, all die durch böse Beziehungen wegen der Verleumdung des wahren Gesetzes verwirrten Menschen zu retten, führte er seine Handlungen bis zum Ende konsequent durch. Die Folge davon war, wie er klar voraussah, dass er von Menschen in ganz Japan gehasst wurde und ihm große Verfolgungen wie heftiger Sturm widerfuhren.
Nichtsdestotrotz behielt der Daishonin seinen Entschluss fest bei, der sich so ausdrückt: „Hoch erfreut sagte ich: ‚Mit den Ereignissen habe ich schon lange gerechnet.’“ (DG Band 1, Seite 183; JG, Seite 910) Und er setzte mit einer erhabenen, himmelklaren Entschlossenheit seinen Kampf immer weiter fort, indem er sagte: „Trotzdem bin ich noch nicht decouragiert.“ (DG, Band 1, Seite 154; JG, Seite 1056) „Ich, Nichiren, habe kein einziges Mal daran gedacht, mich zurückzuziehen.“ (JG, Seite 1224) „Ich habe … die Schlacht der wahren Mahayana-Lehren gegen die vorläufigen Mahayana-Lehren begonnen.“ (DG Band 1, Seite 142; JG, Seite 501)
Die Triebkraft für den sein ganzes Leben durchdringenden tapferen Kampf war meines Erachtens einzig und allein die Kraft seines „Schwurs“. Dadurch, dass wir den „Schwur“ bis zum Ende durchsetzen, können wir aus dem tiefsten Grund des Lebens die unerschöpfliche Kraft der Buddhaschaft hervorbringen – das hat uns der Daishonin mit seinem ganzen Leben gezeigt und gelehrt.
Es ist nichts anderes als die Kraft des „Schwurs“, mit dem wir uns geloben, alle Menschen zu retten und zum Glück zu führen, wodurch wir in dieser unreinen Welt die teuflischen Intrigen, die das menschliche Misstrauen fördert, durchbrechen können.
(Fortsetzung folgt)
(aus „Daibyakurenge“, Oktober 2004)
[^1]: ^1^ Die sechs schwierigen Taten sind: (1) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu predigen, (2) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu schreiben und andere es schreiben zu lassen, (3) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra in der unreinen Welt auch nur eine kurze Zeit lang zu lesen, (4) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra anzunehmen und es auch nur einer einzigen Person ihretwillen zu erklären, (5) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra zu hören und nach seiner Bedeutung zu fragen und (6) nach dem Tod des Buddhas das Lotos-Sutra gut anzunehmen und beizubehalten.
Die neun leichten Taten sind: (1) zahllose Sutras außer dem
Lotos-Sutra zu lehren, (2) den Berg Sumeru zu fassen und ihn in die
unzähligen Buddhaländer zu schleudern, (3) die dreitausend großen
Tausenderwelten (ein großes Weltsystem) mit seiner Fußzehe in einen
anderen Teil des Universums zu treten, (4) im höchsten Himmel dieser
Welt zu stehen und zahllose Sutras außer dem Lotos-Sutra zu
predigen, (5) den Himmel mit der Hand zu fassen und sich überall
frei zu bewegen, (6) die Erde auf die Fußbeuge zu legen und damit in
den Brahma-Himmel emporzusteigen, (7) mit einem Bündel trockenem
Gras über eine brennende Steppe zu gehen, ohne sich dabei zu
verbrennen, (8) vierundachtzigtausend Lehren zu predigen und seine
Zuhörer befähigen, die sechs übernatürlichen Kräfte zu erlangen und
(9) unzählige Menschen zu befähigen, den Arhat, die höchste Stufe
der Lehren des Kleinfahrzeugs, zu erreichen, und die sechs
übernatürlichen Kräfte zu erlangen.
[^2]: ^2^ Sadaparibhuta heißt wörtlich im Sanskrit „immer verachtet“ (sada-paribhuta; sada bedeutet immer und ständig). Kumarajiva (344-413) nahm es aktiv und interpretierte diesen Namen als sada-aparibhuta, d. h. „niemals verachtend“ (Ch.: Ch’ang pu ch’ing) Er lehrte und verbreitete das Lotos-Sutra der vierundzwanzig [chinesischen] Schriftzeichen, indem er sie ständig rezitierte: „Ich verehre Euch zutiefst. Niemals werde ich Euch verachten. Was ist der Grund dafür? Ihr alle werdet den Weg des Bodhisattwas ausüben und es bestimmt schaffen, Buddhas zu werden.“ (LS, Seite 557) Und Buddha Shakyamuni, der dieses Sutra predigte, erklärte die Kausalität des Lebens, indem er sagte: „War Bodhisattwa ‚Niemals Verachtend’ zu jener Zeit eine andere Person? Er war ich selbst!“ (LS, Seite 561)
[^3]: ^3^ Ein Brahmane, der Shariputra um dessen Auge anbettelte: Diese Geschichte ist in der Abhandlung „Über die Vervollkommnung der großen Weisheit“ Nagarjunas gezeichnet. Als Shariputra sich in seiner früheren Existenz dem Weg des Bodhisattwas widmete, indem er eine Ausübung der Darbringung durchführte, kam ein Brahmane auf ihn zu und forderte ihn dazu auf, ein Auge zu spenden. Der Brahmane, dem Shariputra sein Auge darbrachte, roch kurz daran, warf es auf den Boden und trat es mit Füßen. Als Shariputra diesen Vorgang beobachtete, dachte er: „Dieser Kerl kann unmöglich zur Erleuchtung geführt werden. Es müsste schon genügen, wenn ich mich selbst allein vom Kreislauf von Leben und Tod befreien könnte.“ So fiel er wieder in die hinayana-buddhistische Anschauung zurück.
[^4]: ^4^ Shariputra: Er war anfangs Schüler des Skeptikers Sanjaya-Belatthiputtas, eines der sechs am meisten angesehenen brahmanischen Lehrer im antiken Indien, und nahm schließlich zusammen mit Maudgalyayana die Lehre Shakyamunis an. Da er den wahren Sinn der Predigt Shakyamunis hervorragend verstand, wurde er unter den Schülern Shakyamunis der Weiseste genannt.
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