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- Verantwortung –

Vortrag von Sakae Takahashi beim Trainingskurs der FA und JFA im Oktober 2000 in Trets

Das heutige Thema ist „Verantwortung“.

Wenn man von „Verantwortung“ spricht, ist das nicht gleichbedeutend mit der Aufforderung „Trage die Verantwortung“ oder mit der Schuldfrage.

Wenn wir das Wort „Verantwortung“ hören, assoziieren wir im allgemeinen Begriffe wie „Pflicht“.

Worüber ich heute sprechen will, ist aber nicht die Verantwortung aus Pflichtgefühl, sondern aus eigenem Willen.

Man lebt nicht nur für sich selbst, sondern sollte auch ein mitfühlendes Herz besitzen, um anderen Leuten zu helfen. Mit anderen Leuten sind Partner oder Partnerin, Kinder, Eltern und Freunde gemeint, außerdem die Gesellschaft und darüber hinaus die gesamte Welt.

Für das Glück dieser Menschen möchte ich mich einsetzen, ich kann nicht unbeteiligt am Unglück und Leiden der anderen bleiben, ich möchte andere unterstützen, ich möchte anderen Freude geben - ich meine dieses Herz, das Willen und Handlung mit einschließt.

Diese Funktion des Herzens nennt man die Eigenschaft des Bodhisattwas.

Jeder Mensch besitzt ursprünglich dieses Herz des Bodhisattwas. Wenn z.B. ein Baby lächelt, lächeln wir automatisch zurück. Das Baby lächelt nicht mit der Absicht, anderen Freude zu machen, aber man fühlt sich wohl und bekommt ein glückliches Gefühl beim Anblick dieses Lächelns.

Dies kann man auch als Bodhisattwa-Funktion bezeichnen, die jeder Mensch ursprünglich besitzt.

Aber der Mensch wird, während er heranwächst, egoistischer, weil das Ich-Bewusstsein immer stärker wird.

„Wie kann ich mich um andere kümmern, wenn ich selber nicht zufrieden bin?“ „Warum bin ich diejenige, die immer leiden muss?“ So denkt man dann.

Bei der Erziehung unserer Kinder fühlen wir uns manchmal von der Gesellschaft im Stich gelassen und haben das Gefühl, dabei etwas zu versäumen, obwohl wir sie lieben.

Dieses Ego in sich zu überwinden und aus eigenem Willen den Wunsch zu haben, andere Leute glücklich zu machen - das ist der Weg des Bodhisattwas.

Das Herz und die Handlung des Bodhisattwas sind die wichtigsten Mittel, eigenes Glück zu erlangen und selbst zufrieden zu werden. Je mehr man sich für andere einsetzt, desto weiter wird der eigene Lebenszustand, und man wird täglich freier.

Man sagt, die Erziehung der Kinder sei gleichzeitig die Erziehung der Eltern. Viele glauben, dass die Erziehung von Kindern eine Einschränkung der eigenen Freiheit sei, es ist aber die Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln. Man befindet sich dadurch in einem freien Lebenszustand.

\ Die Weisheit des Lotos-Sutras:

„Es gibt auf der Welt zahllose Menschen, deren Herzen aus dem einen oder anderen Grund verwundet sind. Wir müssen ihnen allen eine heilende Hand reichen. Durch solche Bemühungen heilen wir in Wirklichkeit uns selbst.

Wenn ihnen etwas Widriges geschieht, neigen die Menschen dazu zu glauben, dass niemand sonst so unglücklich und elend sein könnte wie sie. Sie schwelgen in Selbstmitleid und verschließen ihre Augen gegen alles und jedes. Aber sich im eigenen Schmerz und in Gefühlen von Unzufriedenheit und Hoffnungslosigkeit zu suhlen, lässt die Lebenskraft nur noch mehr schwinden.

Mir kommt es so vor, dass es menschliche Bindungen sind, der Wunsch, für andere zu leben, der einem zu solchen Zeiten die Kraft gibt zu leben. So lange man sich in Egoismus vergräbt, gibt es kein Glück. Wenn wir dagegen daraus ausbrechen und für andere handeln, quillt unser Leben vor Vitalität über.

In der Psychologie hören wir oft, dass die Fürsorge für andere eine stimulierende Wirkung auf die eigene geistige und emotionelle Gesundheit hat. Menschen, die unter Stress oder Angstzuständen leiden, verbringen ihre Zeit oft damit, dass sie endlos über ihr Leiden nachgrübeln. Eine Behandlungsmethode für solche Zustände ist, eine Gruppe dieser Menschen zusammenzubringen und sie anzuleiten, ihre Energie darauf zu verwenden, über einander nachzudenken und einander zu helfen.

Damit sie lernen können, für andere Menschen zu sorgen, die auf die selbe Weise leiden wie sie? Ja. Es wird eine Atmosphäre geschaffen, in der Individuen einander leicht zuhören und miteinander sprechen können. Forscher haben festgestellt, dass eine solche Gruppentherapie bei allen Beteiligten zu einem deutlichen Anstieg an Kraft und Lebenswillen führt.

Wenn man jemand anderen ermutigt, wird der eigene Geist erfrischt. Das ist etwas, was wir bei unseren buddhistischen Aktivitäten oft erleben.

Wenn wir für andere sorgen und uns um sie kümmern, das heißt wenn wir anderen helfen, Lebenskraft zu gewinnen, vermehrt sich unsere eigene. Wenn wir Menschen helfen, ihren Lebenszustand zu erweitern, erweitert sich auch unser Leben. Das ist das Wunder des Wegs des Bodhisattwas; Handlungen zum Nutzen anderer können nicht von Handlungen zum eigenen Nutzen getrennt werden.“

Wunderschöne Worte, nicht?

Nur davon zu reden, sie nur für sich zu behalten, ist Egoismus.

Nur die Worte „Ich will andere retten“ zu sagen, ist scheinheilig. Dadurch wird man arrogant.

Das eigene und das Glück anderer erschaffen zu können, das ist Buddhismus.

Ein Beispiel:

Diejenigen, die in den Konzentrationslagern unter extremsten Umständen den Holocaust, hatten gemeinsam, dass sie sich gegenseitig unterstützten.

Die Weisheit des Lotos-Sutras:

„Sobald jemand den Geist verlor, mit anderen zu teilen, begann er zu sterben. Das ist eine erschreckende Beobachtung.“

Diese Erfahrungen in den Konzentrationslagern dürfen Menschen, die sie selber nicht gemacht haben, natürlich nicht verharmlosen oder locker darüber sprechen, weil es für die Opfer eine äußerst grausame Erfahrung war.

Sie ist eine große Lehre für die Menschheit, aus der man lernen sollte, und die sich niemals wiederholen darf.

Es wurde weiterhin gesagt, dass die Menschen der Moderne in Egoismus und Narzissmus gefangen sind.

Die Weisheit des Lotos-Sutras:

„Dr. Julius Segal, der Psychologe, der diese Erfahrungen vorstellte, warnte davor, dass die Menschen der modernen Zeit in einer Falle der Eigenliebe gefangen sitzen. Er sagt: „Narzissmus wird in unserer Kultur immer weiter verbreitet und akzeptiert. An andere zu denken ist jetzt unmodern.“ Dann zitiert er den Wiener Psychiater und Überlebenden der Todeslager der Nazis, Dr. Viktor Frankl (1905 - 1997), der bemerkte: „Man steht immer unter dem Zwang - dem Befehl - Freude zu verspüren, glücklich zu sein und Vergnügen zu haben.“ Dr. Segal fügt hinzu:

„Selbstaufopferung und Dank an andere werden als unwichtig, ja sogar als ungesund dargestellt.“

Das ist treffend bemerkt. Die Frage ist, ob wir dadurch eine glücklichere Gesellschaft verwirklicht haben. Ich glaube es nicht.

Allerdings. Die Menschen werden mehr und mehr isoliert und vergessen, was es bedeutet, einander zu ermutigen. Daher verlieren sie ihren Willen, vollständig zu leben.

Dann wird der Wunsch, etwas zu finden, was „noch mehr Spaß“ macht, nur noch überwältigender. Es ist ein Teufelskreis.

Es ist die Welt des Bodhisattwas, das Leben der „Nummer Neun“, wie Dr. Pauling es nannte, das die dunklen Ketten dieser Falle durchschneidet.“

Es folgt eine Parabel, die leicht zu verstehen ist.

„Es gibt eine bekannte Geschichte, die diesen Gedanken klar verdeutlicht: Jemand geht in die Hölle und sieht, dass alle dort leiden, weil sie nicht essen können, obwohl sie ein reiches Mahl vor sich haben, aber ihre Essstäbchen länger sind als ihre Arme und sie das Essen nicht in den Mund stecken können. Dann geht die selbe Person ins Buddhaland. Auch dort sind die Essstäbchen länger als die Arme der Menschen, aber alle sind zufrieden. Wieso?

Weil sie sich abwechselnd gegenseitig füttern.

Der Unterschied zwischen Hölle und Buddhaschaft ist mit anderen Worten kein Unterschied in der Umgebung. Der Unterschied liegt nur in den Herzen der Menschen, die in diesen Welten wohnen.“

Das ist eine interessante Parabel. Man kann daraus lernen: wenn man andere füttert, wird man auch selbst satt. Auf gleiche Weise bringt uns die Handlung des Bodhisattwas Glück und Zufriedenheit, wenn wir uns für das Glück anderer bemühen.

Warum funktioniert das?

Bitte schauen Sie sich das Bild an.

Vielleicht haben es bereits einige von Ihnen gesehen, weil ich es bei verschiedenen Trainingskursen gezeigt habe.

Das ist ein Bambushain. Wenn man die Bambusse betrachtet, so wachsen sie oberhalb der Erdoberfläche einzeln, wenn man aber ihre Wurzeln in der Erde betrachtet, so sind sie alle miteinander verbunden.

Der einzelne Bambus ist mit dem einzelnen Menschen vergleichbar. Wir sind alle individuell, aber in der Tiefe sind wir miteinander verbunden, und wir beeinflussen uns gegenseitig. Das ist die höchste Anschauung des Menschen aus der Perspektive des Buddhismus.

Anhand der „neun Bewusstseinsschichten“ kann man diese Theorie erklären. Die ersten sieben Schichten funktionieren individuell, in Vergleich dazu stehen die 8. und 9. Schicht im Zusammenhang miteinander. Sie sind eins.

„Die neun Bewusstseinsschichten“ sind nicht das heutige Thema, daher möchte ich nicht detailliert darüber sprechen. Um es kurz zu beschreiben: „Die neun Bewusstseinsschichten“ sind eine Erläuterung, das Herz des Menschen vertikal in der Tiefe zu betrachten oder das Leben des Menschen von der Oberfläche bis zur tiefsten Ebene anzuschauen.

Von den neun Ebenen des Bewusstseins entsprechen die ersten fünf, die auf den sogenannten „fünf Stämmen“ beruhen, den fünf Sinnen „Sehen“, „Hören“, „Riechen“, „Schmecken“ und „Fühlen (Tasten)“. Es sind Funktionen von Wahrnehmung und Bewusstheit.

Das sechste Bewusstsein integriert diese fünf zu zusammenhängenden Bildern. Unsere täglichen Aktivitäten verrichten wir vor allem mit diesem sechsten Bewusstsein.

Wenn wir weitergehen, kommen wir zum siebten und dem achten Bewusstsein, die dem Bereich des sogenannten Unbewussten entsprechen.

Im Buddhismus wird erläutert, dass die ersten sieben Bewusstseinsschichten individuell funktionieren, aber das achte Bewusstsein in Wechselwirkung mit der karmischen Energie anderer tritt. In der inneren Dimension des Lebens verschmilzt diese latente karmische Energie mit der latenten Energie der eigenen Familie, der eigenen ethnischen Gruppe und der Menschheit, ebenso wie mit jener von Tieren und Pflanzen.

Die neunte Ebene des Bewusstseins ist das universale Leben selbst.

Nicht nur die Menschen, sondern sogar die Tiere und Pflanzen verschmelzen in der inneren Dimension des Lebens, im sogenannten unbewussten Bereich, miteinander.

Nach der buddhistischen Anschauung über die Menschen und das Leben ist der einzelne gleichzustellen mit dem Universum. Jedes Individuum beinhaltet das gesamte Universum in sich.

Daher können Individuen sich gegenseitig beeinflussen, sich stützen und sich zur positiven Änderung führen.

Darüber hat Sensei in seinem wunderbaren Essay „Deutschland - ein Märchenland“ geschrieben.

Ich werde einen Abschnitt daraus vorlesen.

...

Der Inhalt dieses Gedichtes hört sich sehr sanft und poetisch an. Jedoch verbirgt sich eine tiefgründige Philosophie dahinter, welche für die Lebensanschauung und das Menschenbild Deutschlands sehr wichtig ist.

Ein Merkmal des europäischen Menschenbildes ist der Individualismus.

Aus der Sicht der Japaner ist der Individualismus beneidenswert, aufgrund des Respektes vor dem Einzelnen. Da der Japaner mehr oder weniger unbewusst Angst vor dem Anderssein hat, entsteht in der japanischen Gesellschaft Abhängigkeit der Menschen untereinander.

Anders die Definition im Buddhismus: Im Buddhismus sind die einzelnen Wesen „eins“, was die europäische Sicht nicht wahrnehmen kann. Weil der Individualist nur das ihm Sichtbare im Leben versteht, hat er Schwierigkeiten, an diese Verbundenheit zu glauben und sie zu erkennen.

Denn genauso wie die unterirdische gegenseitige Verwurzelung des Bambushaines im Boden sind auch die 8. und 9. Schicht nicht sichtbar.

Neulich habe ich mit meiner Deutschlehrerin über die „neun Bewusstseinsschichten“ gesprochen. Ich erzählte ihr von diesem buddhistischen Prinzip. Darauf sagte sie sofort: „Das ist ja wunderbar, dann sind die Menschen nicht mehr einsam.“

„Genau, dieser Punkt ist der Schlüssel zum Glück“, habe ich geantwortet.

Aber da ich ihr das aufgrund meiner Sprachschwierigkeiten nicht näher erläutern konnte, schenkte ich ihr das Essay „Deutschland – ein Märchenland“. Ich bin gespannt auf ihre Meinung zu diesem Essay und hoffe auf ein weiteres Gespräch mit ihr.

Ich vermute, dass die Schattenseiten des Individualismus Einsamkeit, Unsicherheit und Angst sind.

Ich bekomme oft von Gesprächspartnern zu hören, dass sie sich einsam fühlen, ihren eigenen Wert nicht schätzen, sich auch nach der Ermutigung von anderen nicht aufraffen können oder keinen Mut haben.

Vielleicht liegt es daran, dass sie von klein auf nur zu hören bekommen haben, auf eigenen Füßen zu stehen und selbst Verantwortung übernehmen zu müssen.

Selbstverständlich ist es nicht falsch, selbständig zu sein. Aber viele wissen nicht, wie man standhaft wird, wie man eigene Schwächen überwindet, wie man sich entwickelt, und wie man immer stärker, immer großartiger, immer verständnisvoller werden kann.

„Alle sind verschieden, aber alle sind eins“. Wenn wir mit dieser Einstellung andere unterstützen, können wir unweigerlich unseren Lebenszustand erweitern.

Ich bin nicht einsam, weil ich weiß, dass ich in der inneren Dimension des Lebens mit anderen verbunden bin. Ich bin nicht kraftlos, weil ich dazu fähig bin, von innen eine unbegrenzte Kraft zu schöpfen.

Ich bin weder wertlos noch entbehrlich, weil ich eine Aufgaben habe, die nur ich erfüllen kann. Auf diese Weise kann man sein Leben gestalten, indem man anderen Leuten hilft.

Auf welche Weise?

Sensei sprach im Gespräch in der „Weisheit des Lotos-Sutras“ im Teil 33 über die Möglichkeit, unsere grundlegende Tendenz verändern zu können, anhand der Praxis des „gegenseitigen Enthaltenseins der zehn Welten“.

Das Prinzip des „gegenseitigen Enthaltenseins der zehn Welten“ besagt, dass jeder Zustand, nämlich „Hölle“, „Hunger“, „Animalität“, „Ärger“, „Ruhe“, „Himmel“, „Lernen“, „Teilerleuchtung“, „Bodhisattwa“ und „Buddhaschaft“, gleichzeitig das Potential der anderen in sich enthält.

Sensei erklärt uns erst mal „die grundlegende Lebenstendenz“, damit wir den Sinn dieses Prinzips verstehen können.

„Eine Möglichkeit, wie wir uns diesem Problem nähern können, ist vom Blickpunkt der grundlegenden Lebenstendenz. Alle Menschen gehören zwar zur Welt der Menschen, aber es gibt einige, die von ihrer grundlegenden Lebenstendenz zum Beispiel hauptsächlich aus der Welt der Hölle handeln, und andere, die hauptsächlich aus der Welt des Bodhisattwas handeln.

Jemand, dessen Leben sich an die Welt der Hölle klammert, wird beim geringsten Rückschlag niedergeschlagen und entmutigt sein. Das ist die Art von Tendenz, von der wir sprechen, glaube ich.

Wir könnten das als gewohnheitsmäßige Tendenz des Lebens dieses Menschen bezeichnen. Diese Tendenz wurde durch die angehäuften Ursachen geschaffen, die er bis zur gegenwärtigen Zeit gesetzt hat.

Dazu würde die Persönlichkeit gehören.

Es ist der grundlegende Energiezustand der Person, die Basis oder das Heim, in das sie sich immer zurückzieht.

Wie eine Feder in ihre Ausgangsform zurückkehrt, wenn sie gedehnt wurde, kehren wir zu unserer grundlegenden Tendenz zurück. Selbst wenn für jemanden die Welt der Hölle die Basis ist, bedeutet das nicht, dass diese Person immer in diesem Zustand bleibt, sondern ihr Lebenszustand wird vielmehr von einer Welt in die andere wechseln und manchmal in die Welt der Menschen und manchmal in die Welt des Ärgers eintreten.

Selbst eine Person, die danach strebt, anderen überlegen zu sein (die Welt des Ärgers), wird manchmal zum Beispiel die Welt des Bodhisattwas oder des Himmels manifestieren.

Das wäre die Welt des Bodhisattwas oder des Himmels, die in der Welt des Ärgers enthalten sind. Aber selbst wenn jemand, dessen Grundtendenz die Welt des Ärgers ist, kurzfristig die Welt des Bodhisattwas hervorbringt, wird er schnell in die Welt des Ärgers zurückfallen.

Unsere menschliche Revolution, die unseren Lebenszustand auf der tiefsten Ebene verändert, ermöglicht uns, diese grundlegende Tendenz zu verändern, unseren grundlegenden Geist zu verändern.

Unsere Grundtendenz bestimmt auf gewisse Weise unser Leben. So ist zum Beispiel ein Mensch, der aus der Welt des Hungers handelt, wie ein Reisender auf einem Schiff namens Welt des Hungers. Während er sich auf dem Weg des Hungers voran bewegt, wird er manchmal Freude und manchmal Leiden erleben. Es mag vielleicht viele Wechsel und Funktionen geben, aber das Boot fährt unbeirrbar weiter auf seinem Kurs voran. Daher sind die Ansichten dieser Person immer von den Schatten der Welt des Hungers gefärbt, und wenn sie stirbt, verschmilzt ihr Leben mit der Welt des Hungers im Universum.“

Zu welchem Lebenszustand tendiert Ihre grundlegende Lebenstendenz?

Um diese grundlegende Lebenstendenz zu ändern, praktizieren wir diesen Buddhismus.

Weiter heißt es:

„Die Welt der Buddhaschaft zu unserer Grundtendenz zu machen heißt, die Buddhaschaft zu erlangen. Natürlich werden wir noch immer die neun Welten besitzen, selbst wenn die Buddhaschaft zu unserer Grundtendenz wird, und wir werden daher noch immer Sorgen und Leiden haben. Aber Hoffnung wird zur Grundlage unseres Lebens, und wir erlangen einen Rhythmus der geistigen Ruhe und Freude.

Präsident Toda hat das so erklärt:

,Selbst wenn wir krank werden, sollten wir die Einstellung haben: Mir geht es gut. Ich weiß, dass ich gesund werde, wenn ich zum Gohonzon chante. Bedeutet Buddhaschaft nicht, mit einem Gefühl der vollkommenen Ruhe des Geistes zu leben? Weil die Welt der Buddhaschaft noch immer die neun Welten enthält, werden wir noch immer manchmal zornig oder verwirrt; völlige geistige Ruhe zu genießen bedeutet zum Beispiel nicht, dass wir aufhören, Arger zu empfinden. Eine Sorge ist noch immer eine Sorge. Aber über allem verspüren wir tiefen Frieden des Geistes. Jemand in diesem Zustand ist ein Buddha.’“

Um die Welt der Buddhaschaft zu unserer Grundtendenz zu machen, darf in der grundlegenden Lebenstendenz kein Unsicherheitsgefühl da sein, nur eine feste Überzeugung.

Nehmen wir als Beispiel den Dialog zwischen einem Patienten und einem Arzt.

Da der Kranke sich an die Welt der Hölle klammert, werden die aufmunternden Worte des Arztes nicht wahrgenommen. Statt dessen vertieft sich der Patient nur noch mehr in sein Leiden.

Jedoch wenn seine Grundtendenz die Welt der Buddhaschaft ist, kann er mit starker Entschlossenheit und Überzeugung gegen die Krankheit ankämpfen.

Ein erfahrener Arzt sagte, dass ein und dieselbe Krankheit unterschiedlich verläuft, und zwar abhängig von der Einstellung des Patienten.

Wie kann man seine grundlegende Lebenstendenz auf die Buddhaschaft basieren?

Ihnen ist bekannt, dass ein Teil die kontinuierliche Praxis von Gongyo und Daimoku ist.

Sensei sagt hierzu:

„Indem wir ausdauernd und kontinuierlich die Praxis von Gongyo und Daimoku ausüben, wird die Welt der Buddhaschaft in unserem Leben gefestigt, so wie das Feststampfen eines Erdhaufens ein stabiles Fundament hervorbringt.“

Auch wenn die grundlegende Lebenstendenz der Buddhaschaft entspricht, gehen die restlichen neun Welten nicht verloren.

Oft werde ich gefragt, wann das Leid sein Ende findet, jedoch wird das Leben nie ohne Leid sein.

Die Überwindung eines bestimmten Leids ist absolut möglich, nur das Leben an sich wird nie ohne Leiden sein.

Es geht nicht um die Abschaffung des Leidens, es geht darum, sich nicht besiegen zu lassen. Im Gegenteil, Sensei sagt, dass man an den Leiden wachsen soll und somit die Buddhaschaft stabilisieren kann.

Der zweite Teil zur Erlangung der Buddhaschaft ist die Ausübung des Bodhisattwas: Verantwortung zu übernehmen und mit Warmherzigkeit die Probleme anderer mit anzupacken.

Die Weisheit des Lotos-Sutras:

„Wenn man sich entschlossen die Probleme anderer zu eigen macht, dann befestigt man seinen eigenen Lebenszustand der Buddhaschaft. Die Buddhaschaft selbst erscheint nur durch die Handlung des Bodhisattwas.

Und wenn die grundlegende Lebenstendenz die Buddhaschaft ist, können sowohl der Charakter als auch die Eigenschaften in eine positive Richtung gerichtet werden.“

...

„Sie haben bestimmt schon öfter erlebt, dass Menschen ihre negativen Seiten verleugnen und alles ablehnen, was sie an sich und anderen als Fehler ansehen?

Doch wenn man gerade diese schwachen Seiten um 180 wendet, d.h. die Ansichtsweise dazu ändert, dann werden sie in Energie umgewandelt, nicht wahr?“

...

„Durch den vollen Einsatz für Kosen-rufu und das Glück anderer, durch Ichinen und starkes Verantwortungsgefühl kann man das eigene Karma ändern und seinen Lebenszustand erweitern.“

Übersetzt von Mitsue Nakamoto

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