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Andrés Rodriguez,
Ex-Staatspräsident der Republik Paraguay (1989-1993)
Mutter! Vater! Danke, dass Ihr überlebt habt!!
Paraguay war weit.
Von Japan aus liegt es genau auf der anderen Seite der Erdkugel.
In meinem Fall: Weil ich einmal von den Vereinigten Staaten von Amerika aus nach Kolumbien und dann über Brasilien und Argentinien dorthin reiste, kam es mir umso weiter vor (Februar 1993). Dennoch konnte ich das Land mit dem Flugzeug in kurzer Zeit erreichen. Früher brauchte man mit dem Schiff zwei Monate.
Überdies gab es nach den Erzählungen der japanischen Immigranten zwischen Hören und Sagen und der Realität einen großen Unterschied. Dort wartete auf sie eine Welt, die im Gegensatz zu den hoffnungsvollen Erzählungen stand, die ihnen in Japan geschildert wurden.
„Es war in der Nacht des Ankunftstags am Immigrationsort. Nachdem wir die Zelte aufgeschlagen und uns zum Schlafen gelegt hatten, kam ein Geräusch immer näher, als ob es regnete. Jedoch war es in Wirklichkeit kein Regen, sondern das Geräusch einer großen Schar Ameisen, die auf uns zukam! Die Ameisen näherten sich uns nach und nach in großen Scharen wie ein schwarzer Fluss. Wir sprangen auf, von Schlaf war überhaupt keine Rede mehr.“
Das ist eine Erfahrung von Kaoru Kurita, Generaldirektor der SGI Paraguay.
Selbst wenn es nur um kleine Ameisen geht, kann man sie dennoch nicht außer acht lassen. Wenn sie sich in großen Scharen in der Breite von einem bis zwei Metern bewegen, sagt man, blieben danach von Tieren nichts anderes als Skelette zurück.
Herr Kurita war damals 9 Jahre alt. Im Jahr 1955 übersiedelte seine Familie, die aus insgesamt sieben Personen bestand, darunter Großvater, Eltern und Geschwister, von der Präfektur Gunma in Japan nach Paraguay. Seine Familie machte sich auf den Weg zum Zielort Chavez, der von Encarnatíon, der zweitgrößten Stadt Paraguays, etwa 20 Kilometer entfernt liegt.
Er erzählt: „Obwohl wir Kinder von großer Spannung und hoffnungsvoller Erwartung erfüllt waren, war der Ort, an dem wir ankamen, ein ausgesprochener Dschungel; es gab selbstverständlich weder Strom noch fließend Wasser, es gab weder Haus noch Straße.“
Es gab auch keine exakte Karte, auf der eingezeichnet war, welches Land welcher Familie gehörte. Zusammengefasst: „Nichts war für ihre Ankunft vorbereitet.“
In den anderen Orten war es fast genauso:
„Wir waren über die unvorstellbar große Diskrepanz von dem in Japan gehörten zur Realität vollkommen entsetzt. Denn es wurde uns erzählt, dass alles, was man brauchte, wie Straßen, Schulen und Krankenhäuser, bereits komplett eingerichtet sei. Zu unserem Bedauern war das nicht der Fall.“ Die Straßen waren auch voller abgeholzter großer Baumstämme; „sie waren den Pfaden wilder Tiere gleich.“ (aus „Fundament zur Glorie – 50jährige Geschichte der japanischen Immigranten in Paraguay“)
Alle waren ratlos und dachten: Wir sind aber an einem ungeheuren Ort gekommen. Was sollen wir hier tun? Aber wir können jetzt nichts mehr rückgängig machen; wir haben auch keine Zeit, zu weinen. Solange wir diese Urwälder nicht kultivieren, können wir auch nichts ernten, wovon wir uns selbst ernähren könnten.
Schon gleich am nächsten Tag nach ihrer Ankunft begann die Arbeit der Urbarmachung. Auch der neun Jährige half seiner Familie mit ganzer Kraft. Um den Urwald urbar zu machen, muss man zuerst hochgewachsene Gräser und niedrige Bäume lichten und dann große Bäume fällen. Anders als heute gab es damals noch keine Kettensägen; alles musste man mit dem Handbeil bearbeiten. Die Moskitos waren auch eine ungeheuerliche Plage. Sie kamen unzählig geflogen, sodass Hände und Gesicht ganz schwarz bedeckt wurden.
Die Berge von abgeholzten Bäumen muss man eine Zeit lang trocknen lassen und dann abbrennen. Das ist die sogenannte Waldrodung. Der richtige Zeitpunkt dafür, sagt man, ist sehr schwer zu treffen. Wenn die Erde zu trocken ist, wird die nahrhafte Erdoberfläche mit abgebrannt. Und wenn sie noch nicht trocken genug ist, ist sie halb abgebrannt, was eine schwere Nacharbeit verursacht.
Der Himmel über Paraguay ist groß, und seine blaue Farbe ist frisch und strahlend.
Wenn die Waldrodung begann, stiegen viele Feuersäulen gen Himmel empor, und die Flammen breiteten sich brausend aus. Danach musste man noch öfters halbabgebrannte Hölzer einsammeln und weiter abbrennen, bis sie völlig abgebrannt waren. Erst dann erscheint der Boden, in den eingesät werden kann. Vorher aber bleibt noch übrig, die tief eingeschlagenen Baumwurzeln auszugraben. Die Urbarmachung war eine Arbeit, die die menschlichen Kräfte bis an die Grenze erforderte.
Der Großvater von Herrn Kurita verstarb wegen der zu hohen Anstrengung bald nach der Übersiedlung. Einen halben Monat später wurde sein Vater schwer verletzt, als ein abgeholzter Baum auf ihn fiel. Er erzählte:
„Mein Vater lag einfach unter dem Baum und konnte sich gar nicht bewegen. Ich allein konnte auch nichts tun, lief zu den Nachbarn, um Hilfe zu holen; die nächsten Nachbarn waren aber zwei Kilometer entfernt. Dann fertigten wir aus Efeu im Dschungel eine Trage an und trugen darauf meinen vor Schmerzen ächzenden Vater zig Kilometer bis in die Stadt, wobei wir über große Strecken hinweg erst selbst den Weg bahnen mussten. Das war ein Ereignis, das ich niemals vergessen kann, auch wenn ich es mir wünschte.“
Zuhause waren der Vater, der sich im Gips nicht bewegen konnte, und drei jüngere Geschwister. Der junge Kaoru, der älteste Sohn der Familie, ging in die Stadt und verdiente einwenig Geld, indem er als Page oder Schuhputzer arbeitete; so stützte er seinen Familienhaushalt. Seine Mutter pflegte ihren Mann und versorgte ihre Kinder mit Essen, während sie hart auf dem Acker arbeitete. Alle Familienmitglieder waren aufgrund der starken Unterernährung schon fast am Boden.
Selbst für die Familien, deren Säule gesund war, blieb die Urbarmachung mit unbeschreiblichen Mühen und Leiden verbunden. Nein, sie hatten unter diesen Umständen gar keine Zeit, sich in Ruhe über Mühen und Leiden Gedanken zu machen.
Da die Balance zwischen Nachfrage und Angebot schwankte, passierte es öfter, dass die mit großer Mühe geernteten Agrarprodukte fast keinen Erlös brachten. Es gab auch Familien, die eine große Anzahl von Ölbäumen, die sie mit Mühe und Not wachsen ließen, weinend abholzen mussten. Obwohl sie selbst Bauern waren, litten ihre Kinder mangels Gemüse unter ständigen Blutungen an ihren Händen und Füßen; es gab auch nicht wenige Kinder, die starben, weil sie trotz Krankheit nicht ärztlich behandelt werden konnten.
Es gab Tage, an denen man vor dem Heulen der wilden Tieren wie Puma und Panther zitterte und gegen die Klapperschlangen kämpfte. Wenn es eines Tages donnerte, hallte der Donner wie an den Tagen der Schöpfung der Erde wider.
„Entschuldige, dass ich euch allen derartige Widrigkeiten zumuten muss!“ Es gab ungehobelte Väter, die sich innerlich bei ihren Kindern und Frauen entschuldigten, dies aber nicht zum Ausdruck bringen konnten. Zum anderen gab es Mütter, die die Herzen ihrer Ehemänner erkannten und sie stillschweigend stützten.
Dennoch scheinen diese realen Zustände nur zögerlich bis nach Japan gelangt zu sein. Straßen, Brücken und Schulen bauten die Immigranten selbst auf; sie konnten sich auf niemanden verlassen. „Die japanische Regierung war nur imstande, die Immigranten auszuschiffen, stellte aber für ihre Aufnahme im jeweiligen Immigrationsland keine Hilfeleistung.“ (aus „Fundament zur Glorie – 50jährige Geschichte der japanischen Immigranten in Paraguay“)
Eben deshalb freute ich mich über die Worte des Staatspräsidenten, Andrés Rodriguez (1924-1997), als ich ihm in seinem Amtssitz einen Besuch abstattete. Ich war bewegt.
„Gegenwärtig leben in Paraguay viele japanische Immigranten; sie sind alle so fleißig und strebsam. Sie leisten zur wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes einen großen Beitrag, dafür bin ich zutiefst dankbar. Ich habe Orte wie zum Beispiel Altparana(?), Iguacú und La-Colmena(?) besucht, wo sie sich niedergelassen haben. Die Leistung der japanischen Immigranten ist zu recht bewundernswert!“
Die japanischen Immigranten, die viele über sie kommende Hindernisse überwanden, erzielten hervorragende Ergebnisse, seitdem sie sich im Jahr 1936 angesiedelt hatten. Sojabohnen, die sie entwickelten, wurden zu einem wichtigen Exportartikel Paraguays. Überdies wurde durch neue Gemüsesorten die Esskultur der Paraguayer erheblich bereichert. Es entwickelte sich soweit, bis gesagt wurde:
„Ohne die japanischen Immigranten gäbe es keine paraguayische Wirtschaft.“
Das ist eine Geschichte, die klar aufzeigt, was Menschen erreichen können, auch wenn sie in eine verzweifelte Lage versetzt wurden. „Ich habe entschieden, hier an diesem Ort zu siegen! Uns bleibt nichts anderes übrig, als dass wir alle widrigen Umstände durch doppelte und dreifache Anstrengungen und größtmöglichen Erfindungsgeist bewältigen. Beklagen bringt nichts, gar nichts!“
Der Staatspräsident und viele andere wussten, dass sie, auch wenn ihr Getreide, das nach mühevollen Arbeiten endlich reif war, durch den Frost kaputt ging, vom starken Regen weggespült und durch eine große Schar Heuschrecken verwüstet wurde, dennoch fest an den morgigen Tag glaubten und schweigend ihren Schweiß vergossen, indem sie zu sich sagten:
„Ich lasse mich nicht besiegen, ich lasse mich nie besiegen!“
Sie erkannten die aufgeschlossenen Herzen der japanischen Immigranten, die den Weg wählten, mit den anderen Paraguayern gemeinsam zu leben, an, indem sie ihnen bereitwillig anboten, in der Siedlung zu wohnen, die sie mit Mühe und Not kultivierten, und mit ihnen ihre eigens entwickelte Technik teilten.
Wir Japaner sind womöglich diejenigen, die noch immer nichts von dieser Geschichte wissen. Wer baute zwischen den beiden Ländern das Fundament des Vertrauens auf? Es waren weder Politiker noch Diplomaten, sondern die Immigranten aus Japan. Weder durch die Macht der Autorität noch durch die finanzielle Kraft, sondern durch die humane Kraft der einfachen Individuen!
Gerade sie stellen die Brücken dar, die uns mit der Welt verbinden. Unabhängig davon, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, gerade sie sind Vorreiter des neuen Zeitalters der „Globalisierung“ im 21. Jahrhundert. Denn ihre leidvollen Kämpfe zur Zeit der Immigration bedeuteten eine fundamentale Schaffung der „Zivilisation für die Koexistenz“, an der sich auch die Japaner beteiligten.
Mit der Inselmentalität, die anderen auszuschließen, konnten sie nicht überleben; mit dogmatischen, einfach punktäugigen Gedanken wurden sie nur ignoriert. Und wenn bei ihnen eine bürokratische Kälte oder eine arrogante Art zu spüren war, konnten sie als Mensch kein Vertrauen mehr gewinnen.
Ein Immigrant, der in Brasilien eine große Farm erfolgreich betreibt, schrieb:
„Internationalität und Kooperation, die derart wunderbare, große Erfolge aufweisen, sind durch die japanischen Immigranten realisiert. Man spottete über sie: ‚Sie sind doch endlich zu Immigranten geworden und nach Südamerika gegangen.’ Die japanischen Immigranten, die von anderen als das im Stich gelassene Volk bemitleidet wurden und Gram tief im Herzen hegten, die Immigranten, die von ihrem Heimatland beinah vergessen und während des Zweiten Weltkriegs im Ausland zurückgelassen wurden, gerade sie haben m
it Vertrauen und Respekt von Menschen, was sich die Mitmenschen in Japan kaum vorstellten, an der Entwicklung des jeweiligen Lands teilgenommen, indem sie ihre Kinder und Kindeskinder zur höheren Schulbildung veranlassten. Dadurch haben sie den wahren Wert von Japanern erhöht. Zudem sind viele wichtige Unternehmen aufrechterhalten worden, die zum Anlass genommen wurden, dass Nicht-Japaner das Land neu bewerten.
Anstatt über Globalisierung oder Weltfrieden auf einer rein ideellen Ebene zu reden, denke ich, müssen sich die Menschen in unserem Heimatland Japan aufgrund des Weges, den die japanischen Immigranten beschritten haben, ehrlich und ernsthaft Gedanken darüber machen, wie sie wahrhaftig und tatsächlich sein sollten.“ (aus „Japaner, von Südamerika gesehen“; Francisco S. Ito)
Die Menschen japanischer Abstammung, die in der ganzen Welt ca. 2,500,000 gezählt werden, sind sicherlich Bürger des jeweiligen Landes und zugleich die Schätze Japans. Sie sind diejenigen, die für die Bewusstseinsrevolution der Japaner eine Vorbildfunktion spielen. Daher müssen wir von ihnen aufrichtig hören und lernen.
Es wird gesagt, dass die heutige Jugend in Japan im Gegensatz zu früher eher introvertiert ist. Meint sie möglicherweise, dass sie, anstatt sich in der unbekannten Welt anzustrengen, lieber in Japan sorgenfrei und problemlos leben will? Sollte das der Fall sein, dann wäre es sehr bedauernswert.
Japan ist klein; das Land ist eng und die Herzen der Menschen sind auch verengt. Ich wünsche mir, dass sie vom engen Land in die weite Welt hinausgehen, sich mit allen Menschen der Welt verständigen und das Morgen für die Menschen kultivieren.
Dem Staatspräsidenten erzählte ich, was ich seit der Ankunft in Paraguay ununterbrochen empfand:
„Berge und Flüsse in Ihrem Land sind wunderschön; das Grün ist schön, der blaue Himmel ist besonders wunderschön. Das ist ein Land ohne Umweltverschmutzung. Der Gesichtausdruck der Menschen ist friedlich; ihre Augen strahlen lebendig. Jetzt sind wir Menschen in eine Ära eingetreten, in der jeder sich selbst fragt, was das wahre Glück der Menschen ist. Von einer tieferen Dimension aus gesehen kann man das „Glück“ nicht nur nach einem Maßstab der wirtschaftlichen Entwicklung messen. Auch wenn mehrere wunder
bare Hochhäuser nebeneinander ragen, sind sie doch nichts anderes als nur riesige Grabmale, falls die Herzen der Menschen, die dort wohnen, leblos bleiben. In solch einem Fall gehören sie zum „Entwicklungsland des Glücks“ und zum „Entwicklungsland der Humanität“!“
Das Amtsgebäude des Staatspräsidenten befand sich am Paraguay. Während meines Aufenthaltes stand ich oft am Ufer dieses großen Flusses.
Ror-Bastos(?), der paraguayische Schriftsteller, lässt in seinem Meisterwerk „Ihr, Kinder der Menschen!“ den Weisen Macario erzählen:
„Hört ihr, die Menschen sind sozusagen wie ein Fluss; es gibt sowohl Klippen als auch Ufer. Ein Fluss läuft mit einem anderen zusammen und wird wieder in den nächsten einmünden. Versteht ihr, die Menschen müssen so wie der Fluss für irgendetwas nützlich sein. Der Fluss, der im Sumpfland versiegt, ist ein schlechter Fluss.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Das Leben darf nicht im Sumpfland verbleiben. Vorwärts, immer nach vorne! Unaufhaltsam weiter zu laufen, bedeutet das Leben.
Unter den Immigranten gibt es auch manche, die aus verschiedenen Gründen nach Japan zurückkehrten. Jedoch die Tatsache, dass sie auch mit anderen Völkern zusammen kamen und poliert wurden und sich an dem Aufbau der jeweiligen Gesellschaft beteiligten, bleibt sicher unauslöschlich. Sie strebten bis zur Grenze ihrer Kräfte und sogar darüber hinaus, diese Tatsache selbst ist maßgeblich. Wenn Menschen sich für irgendetwas ernsthaft einsetzen, strahlen sie unabhängig von Erfolg oder Misserfolg an ihrer Oberflä
che glänzend, so wie sie sind.
Lasst uns deshalb kämpfen, solange wir am Leben sind!
Schreiten wir bis zum letzten Tag voran!
Irgendjemand schaut zu, wie wir leben; irgendjemand wird uns nachfolgen.
Lasst uns der nächsten Generation unsere Seele anvertrauen, so wie ein Fluss mit einem großen Fluss zusammenläuft!
Es war ein Tag vor der Begegnung mit dem Staatspräsidenten. Die erste Generalversammlung der SGI Paraguay fand satt. In der vordersten Reihe war das Gesicht von Herrn Matsutaro Nagasawa zu sehen. Er ist der Vater von Frau Yuko Kurita.
Die Familie Nagasawa kam im Jahr 1959 von der Präfektur Iwate nach Paraguay und ließ sich in Fram nieder. Die Familie zählte sieben Personen inklusive fünf Kinder. Die älteste Tochter Yuko war 13 Jahre alt. Sie erzählte:
„Mein Vater ging einmal vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach China, kam aber nach der Niederlage ohne Hab und Gut nach Morioka, einer Stadt der Präfektur Iwate, zurück. Aber da wir eine Bauernfamilie mit nur einem kleinen Ackerland waren, hatten wir kein leichtes Leben. Daher sagte mein Vater: Lasst uns lieber einen großen Traum haben, wenn wir weiterhin die Agrarwirtschaft betrieben wollen! Wenn wir nach Paraguay gehen, können wir alle Kinder auch in die Universität schicken. So entschloss sich m
ein Vater ganz allein. Die Menschen in seiner Umgebung machten sich große Sorgen. Es gab sogar Menschen, die ihn auslachten. Aus unserer Familie wandte sich niemand gegen sein Vorhaben.“
„Der Winter wird unweigerlich zum Frühling!“
Sowohl Familie Kurita als auch Familie Nagasawa lernten erst in Paraguay die Soka Gakkai kennen und traten ihr bei. Frau Yuko setzte fort:
„Mein Vater, der einen festen Glauben entwickelte, ist umso stärker geworden. Als hühnereiergroße Hagelkörner fielen und dem Getreide ein großer Schaden zugefügt wurde, stand er strikt und unbeirrt, indem er sagte: ‚Macht euch keine Sorgen! Es wird alles gut!’ Es gab Zeiten, in denen die Sojabohnen durch langanhaltenden Regen verfault waren. Trotz aller widrigen Umstände pflegte er uns Kindern zu sagen: ‚Der Winter wird unweigerlich zum Frühling!’ Dieser Gosho-Satz wurde sein wiederkehrender Leitfaden.“
Dort fand sich ein Vater, der kämpfte. In einem von der Heimat weitentfernten und fremden Land, ohne Vermögen und Versicherung, und wenn es etwas gab, waren es nur Mühe und Not. Er war höchstwahrscheinlich noch nicht einmal imstande, etwas zu tun, das den Kindern Freude machte. Nichtsdestotrotz konnte er seine Kinder lehren, dass sie einen Weg öffnen können, solange sie nur ihren „Mut“ beibehalten. Er lehrte sie, dass der Frühling unbedingt kommt, sobald sie ihren Mut hervorbringen.
Familie Nagasawa machte im Jahre 1970 in Asunción ein Lebensmittelgeschäft auf, das durch guten Service bekannt wurde. Somit konnte sie ihr Geschäft stetig erweitern. Als ich im Jahr 1993 Paraguay besuchte, hatte es sich zu einem großen Supermarkt entwickelt.
In diesem Juni verstarb Herr Matsutaro, während sich alle Familienmitglieder in seiner Nähe befanden. Er wurde 79 Jahre alt. Es vergingen 43 Jahre, seit er nach Paraguay gekommen war. Sein Antlitz im Schlaf des Todes, sagt man, schien mit einer glatten Haut so schön, als sei er in seine Jugendzeit zurückgekehrt.
Am Tag, an dem er starb, war der Sonnenuntergang wunderschön. Der ganze Himmel färbte sich krapprötlich. Zu diesem Himmel emporschauend dachte Frau Yuko:
„Lieber Vater! Danke für alles, was du in diesen 43 Jahren getan hast. Wir, alle Kinder, wollten selber ungezwungen arbeiten. Obwohl es uns allen nicht gelungen war, zur Universität zu gehen, sind all deine 12 Enkelkinder prächtig aufgewachsen und haben eine Hochschulausbildung. Es ist realisiert worden, so wie du es dir gewünscht hast. Lieber Vater! Vielen Dank, dass du uns nach Paraguay mitgenommen hast. Vielen herzlichen Dank, dass du so lange gelebt hast! Wir, deine Kinder, haben kein einziges Mal ber
eut, nach Paraguay gekommen zu sein. In diesem Land werden wir alle miteinander freundschaftlich und vereint weiter leben. Hier ist unsere Heimat. Mein lieber Vater!“
Und nicht nur im ganzen Kontinent Südamerika, sondern auch in der gesamten Welt leben viele „Familien Nagasawa“.
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 1. September 2002)
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