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Es liegt im Wesen der Tiere, die Schwachen zu bedrohen und die Starken zu fürchten. Unsere heutigen Gelehrten benehmen sich genau so. Sie verachten einen weisen, aber machtlosen Menschen, fürchten sich jedoch vor bösen Herrschern. Sie sind nichts als unterwürfige Höflinge. Nur indem man einen mächtigen Feind besiegt, kann man seine wirkliche Kraft beweisen. Wenn ein böser Herrscher in Übereinstimmung mit ketzerischen Priestern den Wahren Buddhismus zu vernichten und einen weisen Menschen zu verbannen versucht, dann werden diejenigen mit dem Herzen eines Löwen sicherlich die Buddhaschaft verwirklichen – so wie ich, Nichiren, sie verwirklicht habe. Ich sage dies nicht aus Überheblichkeit, sondern weil ich dem Wahren Buddhismus verpflichtet bin. Ein arroganter Mensch wird von der Angst überwältigt, wenn er einem starken Feind begegnet – genauso wie der hochmütige Ashura. Als ihn Taishaku tadelte, wurde er klein und versteckte sich in einer Lotosblume auf dem Menetchi-See.
(DG Band I, Seite 167)
„Das Wesen der Animalität ist, die Schwachen zu bedrohen und die Starken zu fürchten. Die Gelehrten (Priester) der gegenwärtigen Welt verhalten sich genau wie animalische Wesen. Sie verachten einen Weisen wegen seiner Schwäche, fürchten sich jedoch vor Machthabern wegen derer bösen Gesinnung. Sie sind es, die als unterwürfige Höflinge bezeichnet werden. Erst dadurch, dass man einen starken Kontrahenten besiegt, gibt man sich als mächtiger Ringer zu erkennen. Wer in dem Augenblick, in dem ein schlechter Herrscher beabsichtigt, das Wahre Gesetz zu vernichten, und zudem Priester irreführender Lehren auf seiner Seite stehen, um den wahren Weisen aus der Welt zu schaffen, das Herz eines Löwenkönigs hervorbringt, kann die Buddhaschaft sicher verwirklichen, wie zum Beispiel ich, Nichiren. Dies sage ich nicht aus Überheblichkeit, sondern weil mein Herz stark begehrt, das Wahre Gesetz zu schonen. Aus arroganten Menschen entspringt unweigerlich das Gefühl, sich zu fürchten, wenn sie einem starken Widersacher begegnen. Zum Beispiel machte sich Ashura, der wegen seines Hochmuts von Shakra gerügt wurde, klein und versteckte sich in einer Lotosblume auf dem Menetchi-See.“ (JG, Seite 957)
1. Die vorliegende Gosho wurde am 20. März 1272, als sich der Daishonin (16.2.1222-13.10.1282) im Alter von 50 Jahren auf der Insel Sado befand, an alle seine Schüler geschrieben, wobei Toki Jonin (?-1299), Shijo Kingo (1230-1300) und einige andere seiner engeren Gläubigen namentlich erwähnt wurden. Im Vorjahr, am 12. September 1271, ereignete sich die Verfolgung in Tatsunokuchi, wo Nichiren Daishonin heimlich enthauptet werden sollte, obwohl das offizielle Urteil lautete, dass er auf die Insel Sado verbannt werden sollte. Nach der misslungenen Hinrichtung wurde der Daishonin vorübergehend im Haus des Landvogts der Insel Sado, Honma Rokuro Saemon-no-jo Shigetsura, in Gewahrsam genommen, bis durch das Regime eine weitere Entscheidung getroffen wurde. Während dieser Zeit, in der in Regierungskreisen heftig diskutiert wurde, dass der Daishonin eigentlich unschuldig sei und deshalb freigelassen werden sollte, ereigneten sich in Kamakura mehrere rätselhafte Brände, Morde und Überfalle. Und es ging das Gerücht um, dass dies ein Werk von Nichirens Schülern sei. Unter solchen Umständen konnten diejenigen, die zuerst auf Freispruch des Daishonin plädierten, auf ihrem Plädoyer nicht mehr lange bestehen bleiben. Demzufolge wurde die entgültige Entscheidung getroffen, dass die über ihn verhängte Strafmaßnahme, die Verbannung auf die Insel Sado, doch ausgeführt werden sollte.
2. Hierzu erläutert Präsident Ikeda in seinem Sonderbeitrag „Über die Verfolgung, die Nichiren Daishonin widerfuhr“ wie folgt: „Ursächlich war die Verbannung des Daishonin auf die Insel Sado ebenso eine Verfolgung, die sich um des Gesetzes willen ereignete, herbeigeführt durch Ryokans Intrigen, wie es der Daishonin in seinem Brief klipp und klar definiert: ‚Aus welchem Grunde auch immer, müsste die Entscheidung, die über mich verhängte Todesstrafe aufzuheben und mich auf die ferne Insel Sado zu verbannen, sicherlich aus den Einflüssen des Priester Ryokan hervorgegangen sein.’ (aus „Petitionsschreiben von Yorimoto“; JG, Seite 1157) Kurz bevor der Daishonin auf die Insel Sado verbannt wurde, waren durch das Chaos in Kamakura begünstigt, sieben, acht Fälle von Brandstiftung gemeldet worden, ebenso setzten sich vermehrt Mordtaten fort. Hierüber schreibt der Daishonin: ‚Verleumder behaupten, dass Nichirens Schüler die Feuer legten. ‚Das müsste wohl stimmen’, dachte man [seitens des Regimes] und verzeichnete die Namen von mehr als 260 Personen, denen man es, wie es hieß, nicht weiter ermöglichen sollte, in Kamakura zu bleiben.’ (aus „Über das Verhalten des Buddhas“; DG Band 1, Seite 192; JG, Seite 916) Eine Serie der Brandstiftungen, die sich ereigneten, war in Wirklichkeit das Werk von Schülern Ryokans und Anhängern der Nembutsu-Schule. Um aus dem Daishonin einen Bösewicht zu machen, verursachten sie ein Chaos und verbreiteten: „Die Brandstifter und Mörder sind Nichirens Schüler und Anhänger!“ (JG, Seite 1289) Des weiteren behaupteten sie: ‚Sie werfen die Statuen des Amida-Buddha und des Bodhisattwas Kan’non ins Feuer.’ oder ‚Sie sammeln viele Aufrührer.’ Somit wurde im Verlaufe der Zeit unter den Menschen das ‚Image’ einer wahrhaft gefährlichen gewalttätigen Organisation gebildet.“
„Dann stellt sich hier die Frage, warum das Regime die falschen Anschuldigungen gegen den Daishonin akzeptierte. Wozu war es notwendig, den Daishonin zu unterdrücken? Als einer der Schlüssel dafür, diese Frage zu lösen, offenbart sich ein Fakt sehr symbolisch, dass das Regime am ‚13. September 1271’ Befehle gab, darunter zum Beispiel: ‚Diejenigen Landesfürsten, die auf der Insel Kyushu Domänen besitzen, müssen selbst in Richtung Kyushu aufbrechen oder ihre Vertreter dahin entsenden.’ Dieser Tag war der darauffolgende Tag, nachdem der Daishonin verhaftet worden war, und der Tag, an dem seine Todesstrafe auf der Richtstätte in Tatsunokuchi vollzogen werden sollte, und zwar genau gesagt in den frühen Stunden des 13. September. … Es war bekannt, dass das Regime seit August richtig begann, seine Maßnahmen wegen der Invasion der Mongolen vorzubereiten. Die ganze Reihe der Verfolgungen gegen den Daishonin ereignete sich vor diesem Hintergrund. Wie ist das zu verstehen? Um diese Zeit war das Regime in Kamakura im Begriff, vom anfänglichen Ratssystem zum diktatorischen System überzugehen, in dem die Herrschaft des Landes durch die Stammfamilie des Hojo-Klans in den Mittelpunkt gestellt werden sollte. Gerade unter solchen Umständen hörte man von einer Invasion ausländischer Großmächte. Das ganze System musste sich auf kriegerische Auseinandersetzungen einstellen. Die militärische Diktatur stärkte sich zusehends. Es war die höchste Dringlichkeit, dass das ganze Land in bester Ordnung Befehlen folgen sollte. Was inmitten der Verschärfung der Diktatur das Regime am meisten störte, war die Existenz des Daishonin, der gegen die Religionspolitik des Regimes scharfe Kritik ausübte. … Die Gruppe von Menschen, die den Daishonin unterstützten und dessen Taten befürworteten, breitete sich rasch aus. Die sich stets erhöhende Strömung von Kosen-rufu einerseits und die sich aufblasende Macht andererseits. Der Zusammenstoß zwischen den beiden zeigte sich als Tatsunokuchi-Verfolgung. Diesem Zusammenstoß lag aber die unbeugsame Behauptung des Daishonin zugrunde, dass das Volk in den Vordergrund gestellt werden sollte. Anders als andere Religionsführer sprach der Daishonin öffentlich aus, dass die Regierung eigentlich dafür da sein muss, ihrem Volk zu dienen.“
3. So machte sich Nichiren Daishonin am 10. Oktober 1271 auf den Weg, kam am 28. Oktober auf der Insel Sado an und ließ sich am 1. November in Tsukahara nieder. Der Zustand der Hütte, in der er als Sträfling untergebracht wurde, war unbeschreiblich schlecht. Hierzu erläutert Präsident Ikeda in seiner neusten Gosho-Vorlesung „Über das Öffnen der Augen (Kaimoku-sho)“ wie folgt:
„Sanmai-do“ in Tsukahara auf der Insel Sado war ein Tempel, der sich auf dem Friedhof eines Landstücks befand, „wo Leichen abgeladen wurden“. (DG Band 1, Seite 192; JG, Seite 916). Es war der Tempel, der „Sanmai-do“ genannt wurde, ein Balken lang im Quadrat; dort war nicht einmal eine Buddhastatue, die es eigentlich [den damaligen Verhältnissen entsprechend] als Grundvoraussetzung in einem Tempel geben sollte, eingeschreint. Der über der Erde aufgestellte Fußboden aus Holz, der aus allen Fugen ging, und die Wände wurden in ihrem verfallenden Zustand belassen. Das war ein Gebäude, einer völlig verlassenen Hütte gleich, die dem Verfall durch Wind und Wetter preisgegeben war. In einer Umgebung, wo ein kalter Wind schonungslos blies und die Schneedecke immer dicker wurde, legte er ein Fell auf den Boden, hüllte sich in einen Umhang aus Stroh und verbrachte so Tage und Nächte. Zusätzlich zur ungewohnten Kälte in diesem nördlichen Land mangelte es an Nahrung, weswegen er einige seiner Schüler, die ihn begleitet hatten, noch im November zurückschicken musste. „Es ist unmöglich, diese Umstände schriftlich darzustellen.“ (EG, Seite 214; JG, Seite 956) Der Daishonin hinterlässt eine Schilderung, die uns vermuten lässt, dass er in einer unbeschreiblich schlechten Umgebung mit seinem eigenen Leibe die Welt des Hungers spürte und in die acht Kältehöllen fiel.
4. Am 16. Januar 1272, als der Daishonin unter solchen Umständen lebte, versammelten sich mehrere hundert Priester anderer Schulen und ihre Anhänger aus der ganzen Insel Sado und vielen naheliegenden Regionen Nordjapans in Tsukahara, um für eine religiöse Debatte mit Nichiren Daishonin anzutreten, wobei von den jeweiligen Seiten Argumente über die Richtigkeit ihrer Lehren, die sie vertraten, gebracht und gleichzeitig die Falschheit der anderen Lehren mit theoretischen und tatsächlichen Beweisen belegt wurde. Nichiren Daishonin stellte sich alleine gegen diese Hundertschaft von Gegnern und konnte alle Anschuldigungen und Behauptungen widerlegen und die wahren Argumente bringen. Bei dieser Debatte errang der Daishonin einen eindeutigen klaren Sieg, wodurch viele Gläubige der Nembutsu-Schule ihren Glauben aufgaben. Unter ihnen waren zum Beispiel Abutsu-bo und Sen’nichi-ama, ein Ehepaar, das den Glauben Nichiren Daishonins annahm und ihn unter den schwierigsten Umständen aufrichtig beschützte.
Zusammenfassung:
1. Der Inhalt dieses Briefes ist in großen Zügen gleich der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“, die der Daishonin im Februar 1272, also einen Monat, vor diesem Brief fertig schrieb. Zunächst erklärt der Daishonin, dass der direkte Weg zur Erleuchtung darin liegt, das eigene Leben, den kostbarsten Besitz, dem Buddhismus zu widmen. Er sagt, dass man die Buddhaschaft nur verwirklichen kann, wenn man sich für die Verbreitung des Buddhismus aufrichtig einsetzt. Dann erklärt er, dass er die „Säule, die Sonne, der Mond, der Spiegel und die Augen“ des Landes Japan ist. Mit diesen Symbolen bezieht er sich auf die Drei Tugenden des Buddhas, nämlich die Tugend des Herrschers, die Tugend des Meisters und die Tugend der Eltern. Er erwähnt seine früheren Prophezeiungen, die er in der Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“ machte, nämlich dass sich die zwei der sieben Katastrophen, Insurrektion und Invasion fremder Großmächte, bewahrheiten.
2. Schließlich gibt er eine genaue Erläuterung über das Karma. Er macht dabei klar, dass seine Probleme aus der Tatsache herrühren, dass er das Lotos-Sutra in seiner vergangenen Existenz verleumdetet habe. Obwohl er in seinem ursprünglichen Daseinsgrund als Wahrer Buddha keiner derartigen Verleumdung schuldig war, gebraucht er sich selbst als Beispiel, um die negativen Wirkungen von schlechten Ursachen zu verdeutlichen und damit seinen Schülern zu zeigen, wie sie ihr Karma ändern können. Er fügt hinzu, dass Menschen, die sich eifrig bemühen, den Buddhismus zu verbreiten, unweigerlich auf Widerstand stoßen werden und dass solch ein Widerstand ihnen tatsächlich aber die Chance gibt, ihr Karma zu ändern. Diejenigen, die ihren Glauben aufgaben, wurden vor den gravierenden Folgen ihrer Handlung gewarnt.
Thema und Schwerpunkt:
1. Von April bis Juni haben wir die Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ zum Thema genommen und dabei die Bedeutung des Gohonzon von verschiedenen Aspekten intensiv studiert. Jetzt in den nächsten drei Sommermonaten, von Juli bis September, wollen wir anhand der zwei verschiedenen Abschnitte der Gosho „Der Brief aus Sado“ studieren, und zwar in Juli/August in bezug auf den oben genannten Abschnitt in der ersten Hälfte der Gosho das Thema „Untrennbare Einheit von Meister und Schüler“ im Zusammenhang mit der Verfolgung auf die Schüler Nchiren Daishonins und im September anhand eines anderen Abschnitts in der zweiten Hälfte derselben Gosho das Thema „Veränderung des Karmas“.
2. Das „Herz eines Löwenkönigs“, um das es als Schwerpunkt im Gosho-Abschnitt für diesen Monat geht, weist eigentlich auf die „Seele der Kosen-rufu Bewegung“ hin, also die der Verbreitung des Buddhismus Nichiren Daishonins, worauf wir heute als Basis all unserer Aktivitäten den dauerhaften Frieden der Welt aufbauen, indem wir uns stets bemühen, unsere Bereitschaft, unsere Entschlossenheit und unsere Tatkraft zu verstärken, uns für das Glück jedes einzelnen Menschen immer mehr einzusetzen. Und das „Herz eines Löwenkönigs“ zeichnet sich wiederum besonders durch den Mut eines Menschen aus, der gerade diese Kosen-rufu Bewegung, völlig vereint mit dem Herzen unseres Meisters, unermüdlich vorantreibt, ganz gleich, welche Probleme oder Schwierigkeiten vor uns auch immer auftreten mögen.
Erläuterung von Präsident Ikeda zum Thema „Das Herz des Löwenkönigs“
1. Das ist der Gosho zufolge der Kern der Meister-Schüler-Beziehung. „Die untrennbare Einheit von Meister und Schüler“ bedeutet, den Geist Nichiren Daishonins weiterzutragen, der der „Löwenkönig“ ist. Wenn wir das tun, können wir uns als „Kinder des Löwenkönigs“ bezeichnen. Die wichtigste Voraussetzung für eine Führungspersönlichkeit im Buddhismus Nichiren Daishonins ist, das Herz des Löwenkönigs zu besitzen. Das Herz des Löwenkönigs zu haben heißt, den Mut zum Kampf hervorzubringen, auch die stärksten Widersacher, wie furchterregend sie auch immer sein mögen, beherzt herauszufordern, um das Gesetz zu beschützen.
2. Mut ist der Schlüssel dazu. Mut und gleichzeitig die ursprüngliche Lebenskraft, die aus unserem Leben hervorströmt, wenn wir Mut aufbringen. Einfacher ausgedrückt ist es die Stärke, die latent in uns selbst vorhanden ist. Wenn wir tapfer darum kämpfen, das mystische Gesetz zu beschützen, wird die Kraft unseres Mutes den Nebel der fundamentalen Illusion vertreiben, der unsere Herzen verschleiert, sodass die grenzenlose Kraft des Gesetzes aus unserem Leben hervortritt. Das ist der Lebenszustand der Buddhaschaft, der mit dem Mystischen Gesetz eins ist. Durch Mut wird unser Leben mit der ursprünglichen Lebenskraft vereint. Hieraus erwächst die ursprüngliche Hoffnung, die unserem Leben innewohnt und niemals versiegt, wie trostlos oder verzweifelt unsere Lage auch sein mag. Mut ist die Kraft, bis zum Ende voller Entschlossenheit zu leben.
3. Wenn sich die dunklen Wolken von Tod, Schicksal, Verfolgung, Hindernissen, Krankheit, Misserfolg oder Zerstörung bedrohlich zusammenziehen, neigen die Menschen dazu, sich von Furcht, Beklommenheit, Feigheit, Qual, Ängstlichkeit, Zweifeln und Ärger beherrschen zu lassen. Nur die Kraft der Hoffnung, die wir aus uns selbst schöpfen, vertreibt diese Dunkelheit. Das ist die Grundvoraussetzung für einen Verantwortlichen. Nur weil die Quelle der Hoffnung in unserem eigenen Leben sprudelt, können wir diese Hoffnung auch denen weitergeben, die mit uns arbeiten und kämpfen. Hoffnung zu geben, ist die grundlegende Aufgabe eines Verantwortlichen.
4. Napoleon sagte: „Ein Anführer ist es, der Hoffnung gibt.“ Indem man große Hoffnungen weckt, kann man ein großartiges Unterfangen verwirklichen. Es ist die Aufgabe eines Verantwortlichen, die Herzen der Menschen zu verändern. Nur wenn sich Menschen zusammenfinden, bedeutet dies nicht unbedingt, dass sie auch im Geist einig sind. Die Ausrichtung ihrer Herzen dürfte eher sehr unterschiedlich sein, und es herrscht ein Chaos. Was dabei wichtig ist, die Aufmerksamkeit jedes einzelnen auf ein gemeinsames Ziel hin zu lenken und sie zu inspirieren, einmütig auf dessen Verwirklichung hin zu arbeiten. Es obliegt dem Verantwortlichen, dort Einigkeit herzustellen, wo die Menschen sich befehden, diejenigen zu ermutigen, die von Furcht überwältigt sind und denen Vertrauen einzuflößen, die von Gefühlen der Ohnmacht geplagt werden. Das ist die Art von Führung, die die Menschen suchen.
5. Dr. Martin Luther King jr., eine zentrale Führungspersönlichkeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, folgte dem Weg von Mahatma Gandhis gewaltfreiem Kampf für Menschenrechte. Er erklärte: „Die vor uns liegenden Tage sind schwierig, aber ich habe die Hoffnung nicht verloren. Das ist das einzige, das mich aufrecht hält und vorantreibt.“ Die Quelle unbeugsamen Handelns liegt in unserem Leben. Dies kann uns durch nichts genommen werden. Wenn unsere Bemühungen auf der Kraft unserer inneren Motivation beruhen, können wir auf keinen Fall besiegt werden. Und wenn andererseits unsere Bemühungen nur unfreiwillig oder vorgetäuscht sind, oder wir andere damit nachahmen, wird unsere oberflächliche Haltung bald entlarvt werden. Ein Fuchs, der die Macht eines Tigers vortäuscht, ist feige. Ein Löwe, der alleine aufsteht, ist unbezwingbar.
6. Der buddhistischen Theorie nach heißt das „Herz des Löwenkönigs“ das Leben desjenigen, der durch seinen Glauben an das Mystische Gesetz die der Tiefe unseres Lebens innewohnende fundamentale Dunkelheit bezwungen und die Kraft der fundamentalen Erleuchtung manifestiert hat. Wir können auch sagen, dass es sich auf den Lebenszustand der Buddhaschaft bezieht, der hervortritt, wenn wir die fundamentale Dunkelheit unseres Lebens mit starkem Glauben überwunden haben. Daher ist das „Herz des Löwenkönigs“ mit der Weisheit und dem Mitgefühl im Leben des Buddhas ausgestattet. Glaube ist die Ursache, und der Lebenszustand der Buddhaschaft die Wirkung. Sowohl Ursache wie auch Wirkung sind in einem einzigen Moment des Lebens enthalten. Man könnte auch sagen, dass gerade das „Herz des Löwenkönigs“ die Essenz des Buddhismus Nichiren Daishonins ist, des Buddhismus der Wahren Ursache.
7. Das allerwichtigste ist die „untrennbare Einheit von Meister und Schüler“. Der Daishonin lehrt, dass wir mit dem selben Herzen wie der Meister kämpfen sollen. Ein Löwenjunge wächst zu einem Löwen heran. Ebenso werden die Kinder des Buddhas, obgleich sie gewöhnliche Menschen sind, die sich für Kosen-rufu einsetzen, unweigerlich Buddhas werden. Das ist das Wesentliche, das gerade den Buddhismus Nichiren Daishonins hervorhebt. Nichts anderes als darauf zu beharren, dass der Buddha außerhalb der Menschen existiere und dass gewöhnliche Menschen stets vom Buddha angeführt werden müssten, ist kein wahrer Buddhismus. Um allen Menschen zu ermöglichen, genau den gleichen erhabenen Lebenszustand zu verwirklichen, lehrt das Lotos-Sutra, dass alle Menschen Buddhas sind.
8. Von der Sicht der Schüler, der Lebewesen, aus gesehen, sind diejenigen, die solch eine Einstellung besitzen, zum Buddha nur aus der Ferne emporzuschauen wie Zuschauer, als Schüler unfähig. Wenn wir nicht mit der selben Entschlossenheit wie der Meister den Kampf für das Glück aller Menschen aufnehmen würden, also nicht so wie es der Buddha und die Bodhisattwas aus der Erde seit der ewigen Vergangenheit vereint getan haben, wären wir doch nicht Löwenjunge. Nur in der Bemühung, uns das Herz des Löwenkönigs zu eigen zu machen und mit ihm vereint bis zum Ende zu kämpfen, findet sich die Weitergabe des Lotos-Sutra, der Schriften der „untrennbaren Einheit von Meister und Schüler“.
9. Kosen-rufu ist ein Kampf gegen teuflische Funktionen. Mit halbherziger Entschlossenheit können wir keinen Kampf zum Sieg führen. Der Daishonin war selbst immer wieder heftigen Verfolgungen ausgesetzt, wurde verbannt und beinahe hingerichtet. Die Welt der Buddhaschaft manifestiert sich in unserem Leben, wenn wir Mut hervorbringen und immer wieder Mut fassen, falls die Kraft nachgelassen hat, und uns unaufhörlich für die Verwirklichung von Kosen-rufu einsetzen. Ohne die Kraft der Buddhaschaft können wir nicht über mächtige Widersacher triumphieren. Und ohne eine felsenfeste Einstellung, „nicht Leib und Leben zu schonen (Fushaku-shinmyo)“, können wir die Menschen nicht beschützen. Dieses Prinzip gilt ebenso für jeden einzelnen von uns. Wenn wir zum Beispiel, sobald wir von unserem Schicksal heimgesucht werden, ohne diesem mit starkem Glauben entgegenzutreten, einfach davon laufen oder versuchen, Schicksalsschläge mit verschiedenen Taktiken und Strategien auszuweichen, wird alles nur noch komplizierter. Mut und starker Glaube sind ein und das selbe. Im Gegensatz dazu sind Feigheit und Unglaube in der tiefen Ebene des Lebens miteinander verbunden.
10. In der Gosho „Der Brief aus Sado“ lehrt der Daishonin, dass diejenigen, die, ohne Widersacher zu fürchten, mit dem Herzen eines Löwenkönigs gekämpft haben, sicher die Buddhaschaft verwirklichen können. „Wie zum Beispiel ich, Nichiren“, sagt er. Der Daishonin übt selbst zuerst aus und zeigt damit seinen Schülern ein Musterbeispiel. Ganz gleich, wie oft ihm Verfolgungen widerfuhren, ließ er sich nicht abschrecken, und dadurch, dass er gegen die teuflische Funktion konsequent kämpfte, verwirklichte er in seinem Leben das Prinzip „das Vorläufige abzulegen und den Ursprünglichen Daseinsund zu offenbaren“ und enthüllte seinen erhabenen Lebenszustand als Ursprünglicher Buddha im Späten Tag des Gesetztes. Aufgrund dessen fordert er seine Schüler dazu auf, genau wie der Daishonin zu kämpfen und dadurch die Buddhaschaft zu verwirklichen.
11. Verschwörung von „schlechten Herrschern“ und „Priestern irreführender Lehren“ – nichts ist stärker als diese Widersacher. Der Grund liegt darin, dass schlechte Herrscher sowohl materielle als auch gesellschaftliche Macht ausüben. Sich dieser Autorität zu widersetzen, kann zu persönlichem Ruin und möglicherweise sogar zum Tod führen. Böse Priester irreführender Lehren verfügen über religiöse Autorität, die das Herz der Menschen beeinflusst und beherrscht. Was bei ihnen gemeinsam festgestellt werden kann, ist, dass sie auf „Wahrheit und Gerechtigkeit“ keinen Wert legen. Eigentlich ist für Politik wie auch Religion eine hohe Spiritualität unentbehrlich. Was politischen und religiösen Führern jedoch, die einen Menschen der Gerechtigkeit verfolgen, gemeinsam fehlt, ist nichts anderes als die Tatsache, dass sie eigentlich weder an Wahrheit noch Gerechtigkeit glauben. Jemand, der die Gerechtigkeit unerschrocken beibehält, selbst wenn diese beiden sich vereinen und ihn verfolgt haben, ist eine wahrhaft weise Person, die in sich die Wahrheit sicher erfasst. Das „Herz des Löwenkönigs“ zeichnet sich durch Mut aus, der daraus herrührt, dass man die Wahrheit erfasst. Es ist der Mut, der daraus entsteht, das wahre Gesetz zu verehren und an das wahre Gesetz zu glauben. Aus dem Grund fürchtet diese Person keinen einzigen Feind, wie mächtig er auch sei.
12. Dass der Daishonin mit dem „Herzen des Löwenkönigs“ unermüdlich kämpfte, geht nicht aus Überheblichkeit, sondern, wie er sagt: „weil mein Herz stark begehrt, das Wahre Gesetz zu schonen.“ Das ist ein wichtiger Punkt. Wenn das Herz, das Wahre Gesetz zu schonen, stärker als alle anderen ist, werden wir vom „Gefühl, den eigenen Leib zu schonen“ sowie von der „Furcht vor dem Tod“ befreit, was uns ermöglicht, uns mit allen Herausforderungen mutig auseinanderzusetzen. Jemand, der aufrichtig nach der Wahrheit sucht, verhält sich demütig und von Mitgefühl und Sorge für andere erfüllt. Wenn die Menschheit es versäumt, die „ewige Wahrheit“ zu erforschen, wird unser Planet von Ärger und Habgier beherrscht. Das ist der direkte Weg zu einem Weltkrieg und in die Vernichtung. Gerade deshalb müssen wir Kosen-rufu weiterführen, ein Kampf, den wir mit der Fahne der neuen spirituellen Renaissance führen.
(aus „Die Welt der Gosho“ Teil 8)
Erläuterung von Präsident Ikeda zum Thema
„Unzerstörbares Band von Meister und Schüler“
1. Die Tatsunokuchi-Verfolgung und die darauffolgende Verbannung auf Sado wirkten sich nicht nur auf den Daishonin allein aus, sondern sein Orden wurde insgesamt verfolgt. Dies bot seinen wahren Schülern die Gelegenheit, ihren Glauben zu festigen und ein Band der untrennbaren Einheit von Meister du Schüler zu errichten. Wir können die Verbannung des Daishonin auf Sado auch für seine Schüler, die gerade wegen der Verfolgung ihren wahren Glauben aufbauten, als Beginn einer neuen Phase betrachten. Dadurch, dass die Schüler des Daishonin harte Widrigkeiten, ausgelöst durch des Daishonins Verbannung auf Sado, standhaft aushielten, konnten sie die wahre Untrennbarkeit von Meister und Schüler vollbringen. Glaube, der auf der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler basiert, bedeutet, einer Ausübung nachzugehen, wie der Daishonin selbst es tat. Der Daishonin lehrt uns eine „Ausübung selbstloser Widmung für die Verbreitung des Gesetzes“ mit der Einstellung, sein Leben nicht zu schonen.
2. Das trifft auch auf die Geschichte der Soka Gakkai zu. Als ihr erster Präsident, Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), wegen der Verfolgung als Direktor einer Grundschule mehrmals als Degradierung versetzt wurde, folgte ihm der zweite Präsident, Josei Toda (1900-1958), ein Lehrerkollege, und verstärkte das Band von Meister und Schüler. Und im Gefängnis schwor er, das Werk seines Meisters ganz allein fortzusetzen. Später, als er sich mit seinen Unternehmen in der schlimmsten Lage befand, diente ich ihm mit meinem ganzen Leben. Diejenigen, die sich bis dahin seine Schüler genannten hatten, gaben einer nach dem anderen ihren Glauben auf. Manche von ihnen beschimpften die beiden sogar mächtig. Leute, die sich vorher als ihre Schüler ausgegeben hatten, machten plötzlich eine völlige Kehrtwendung. Das menschliche Herz ist wirklich furchtbar. Wie Menschen reagieren, ist von Person zu Person verschieden; manche geben im entscheidenden Moment auf, während andere dem Weg ihrer eigenen Überzeugung rein und redlich folgen.
3. In seinen bedeutendsten Schriften aus der Zeit auf Sado wie zum Beispiel „Der Brief aus Sado“ und „Über die Ausübung, wie der Buddha lehrt“ betont der Daishonin konsistent die Bedeutung eines Glaubens, der auf der Einstellung selbstloser Widmung beruht. Gerade weil das Leben wichtig ist, so lehrt er, sollte jeder von uns sein Leben um des Buddhismus willen einsetzen und an der Verbreitung des Buddhismus arbeiten, ohne das Leben zu schonen. Er lehrt uns, dass das der direkte Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft ist. Wir sollten dies jedoch nicht mit einem „Glauben an Märtyrertum“ verwechseln oder mit einer gleichgültigen Geringschätzung des Lebens. Märtyrertum hat mit dem Nichiren-Buddhismus überhaupt nichts zu tun. Vielmehr lehrt uns der Daishonin, trotz allem ein dynamisches und langes Leben zu führen. Wir können im wahrsten Sinne nicht „gut leben“, solange wir unseren Leib schonen. Denn nur in der Bemühung, den Buddhismus Nichiren Daishonins aufrichtig zu suchen und das Gesetz zu schätzen, ohne dabei den eigenen Leib zu schonen, wird unser Leben wirklich eins mit dem Mystischen Gesetz. Auf diesem Wege wird die würdevollste Lebensführung, die Verwirklichung der Buddhaschaft, möglich. Ein Verantwortlicher für Kosen-rufu sollte bereit sein, alle Schwierigkeiten und Hindernisse für alle auf sich zu nehmen. Wenn es solche Religionen geben sollte, die von einem verlangen, das Leben zu opfern, dann sind sie keine „Religion für Menschen“. Wir vollbringen Kosen-rufu, ohne auch nur eine einzige Person zum Opfer werden zu lassen. Wer gerade mit dieser Entschlossenheit die Leitung übernimmt, ist Führer für Kosen-rufu.
4. Nach der großen Verfolgung im September 1271 wurde die Organisation für die Schüler in Kamakura sicher einmal zerstört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Wiederaufbau nur eine Angelegenheit seiner Schüler war, die weit verstreut waren und sich ziellos wieder versammelten. Vielmehr schafften die Schüler, die den selben Kampfgeist hervorbrachten, unter der klaren Führung, die ihnen der Daishonin aus Sado zukommen ließ, eine harmonische Gemeinschaft von „verschiedene Körper, gleiches Herz (Itai-Doshin)“, die noch stärker und fester war als je zuvor. Sie gründeten einen ganz neuen religiösen Orden, der auf wahrem Glauben beruhte. Die Gemeinschaft zeichnete sich durch das starke Band von Meister und Schüler aus, das jeden von ihnen mit dem Daishonin verband. Eine felsenfeste Organisation für Kosen-rufu kann nur entstehen, wenn sie horizontal und vertikal von einem starken Band des Vertrauens zwischen Einzelpersonen durchzogen ist. Die Schüler des Daishonin führten ihre Aktivitäten inmitten eines tosenden Sturms durch. So müssten die Schüler des Daishonin in Kamakura während der Periode der Verbannung des Daishonin auf Sado gewesen sein. Niemals werden Menschen aufgrund formeller Weisungen einer Organisation oder Gruppe in Aktion treten. Sie können nur auf der Grundlage des einzelnen menschlichen Bandes einander unterstützen.
5. Die höchste menschliche Beziehung ist das „Band von Meister und Schüler“. Mitten in der größten Verfolgung erklärt der Daishonin: „Von Narren zu gelobt zu werden, ist die größte Schande.“ (DG Band 2, Seite 198; JG, Seite 237) Er ging sogar so weit zu sagen: „Da meine, Nichirens, Verbannungsstrafe ein nur kleines Leid in diesem Leben bedeutet, ist es nicht beklagenswert, und weil mir jedoch in meinem nächsten Leben großes Glück zuteil wird, ist es für mich eine große Freude.“ (DG Band 2, Seite 198/199; JG, Seite 237) Nur durch eine Versammlung von Löwen kann Kosen-rufu realisiert werden. Ohne eine harmonische Gemeinschaft von Gläubigen kann das Gesetz unter den Menschen verbreitet werden. Ich bin der Auffassung, dass diese wahre harmonische Gemeinschaft während dieser Sado-Periode gebildet wurde. Es ist zweifelsohne, dass seine erwachten Schüler gerade inmitten des heftigen Sturmes ernsthaft dem Ruf ihres Meisters entsprechend aufstanden. Gerade die größte Verfolgung ermöglichte ihnen, den wahren harmonischen Orden für Kosen-rufu aufzubauen.
(aus „Die Welt der Gosho“, Teil 14)
(überarbeitet)
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