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Wenn Sie untereinander zanken, werden Sie so enden wie Seevogel und Meeresmuschel aus der chinesischen Parabel, die miteinander streiten. Genauso werden Ihre Feinde Ihre Uneinigkeit ausnutzen. Chanten Sie Nam-Myoho-Renge-Kyo und verhalten Sie sich stets umsichtig.
(übersetzt aus dem Englischen)
„Denken Sie bitte darüber nach, wie sich der verborgene Nutzen, den der Gohonzon Ihnen beiden gewährt, auswirken könnte, falls die Beziehung zwischen Ihnen beiden zwieträchtig geworden wäre. Seien Sie bitte vernünftig, seien Sie bitte weise. Jeder einzelne von Ihnen ist es, der (um des Lotos-Sutras willen) Feinde hat. Sollten Sie sich jedoch befehden, würde es so enden, wie einst ein Fischer sich den Streit zwischen einer Schnepfe und einer Venusmuschel schließlich zunutze machte. Rezitieren Sie Nam-Myoho-Renge-Kyo, bleiben Sie bitte bescheiden und seien Sie bitte umsichtig!“
(Japanische Gosho, Seite 1108)
1. Da in dieser Schrift nur ein Datum, aber ohne Jahrgang, angegeben wurde, ist es unbekannt, in welchem Zeitabschnitt sie geschrieben wurde. Diese Gosho, die von ihrem Inhalt her auch „Brief an die Brüder mit gleichem Herzen“ genannt ist, lässt sich vermuten, dass sie am 12. November von Nichiren Daishonin, der sich am Berg Minobu befand, an den jüngeren Bruder der Familie Ikegami, Hyoe-no-Sakan Munenaga (?-1283) geschrieben wurde, die in Ikegami, einem Stadtteil des Landes Musashi, der heutigen Metropole Tokio, lebte. Sein älterer Bruder hieß Uemon-no-Taifu-no-Sakan Munenaka (1223-1293) und war etwa im gleichen Alter wie Nichiren Daishonin (16.2.1222-13.10.1282).
2. Der Daishonin, der am 28. April 1253 zum ersten Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo verkündete, kam zum 1185 neu gegründeten politischen Zentrum Kamakura und begann mit der Verbreitung seiner Lehre. Nissho (1221-1323), der im November 1253 im Alter von 32 Jahren der erste Schüler des Daishonin wurde, war der Onkel der Brüder Ikegami. Es lässt sich vermuten, dass der ältere Bruder Munenaka durch die Beziehung mit seinem Onkel Nissho den Daishonin kennen lernte und etwa im Jahr 1256 begann, den Buddhismus Daishonins auszuüben, und kurz darauf sein jüngerer Bruder Munenaga.
3. Im Jahr 1275 – also etwa 20 Jahre später – begegneten die beiden Brüder großen Schwierig-keiten: Der ältere Bruder Munenaka wurde von seinem Vater Yasumitsu (?-1279) enterbt. Yasumitsu, der als einer der 13 Minister der Kamakura-Regierung ein hohes Amt für Architektur und Bauarbeiten innehatte, war von Anfang an dagegen, dass seine beiden Söhne Kontakt mit Nichiren Daishonin pflegten, da er selbst ein starker Anhänger Ryokans (1217-1303) vom Gokurakuji-Tempel der Shingon-Ritsu Schule war. Insbesondere nachdem der Daishonin im Mai 1274 Kamakura verlassen und sich nach Minobu begeben hatte, wurde ihre Ausübung des Glaubens an die Lehre Nichiren Daishonins umso heftiger von ihrem Vater behindert. Diese konsequente Verhinderung fand ihren Ausdruck schließlich als Folge in der Enterbung Munenakas.
4. Hinter dieser Tat waren Intrigen Ryokans versteckt. Seitdem er im Juni 1271 das Wettgebet um Regen gegen den Daishonin verlor, hegte er Zorn und Groll gegen den Daishonin und versuchte hartnäckig und besessen, durch Einflussnahme auf hohe Persönlichkeiten in Regierungskreisen den Daishonin am 12. September 1271 an der Hinrichtungsstätte Tatsunokuchi aus der Welt zu schaffen. Da ihm dies jedoch misslang, ließ er den Daishonin auf die Insel Sado verbannen.
5. Am 14. Februar 1274 entschied Hojo Tokimune (1251-1284), der Sohn Tokiyoris (1227-1263) und der siebte Shognat der Kamakura-Regierung, den Daishonin zu begnadigen. Am 26. März kehrte der Daishonin nach Kamakura zurück. Am 8. April wurde er zu einer Anhörung mit hohen Beamten der Regierung, unter der Leitung Hei-no-Saemon Yoritsunas (?-1293), geladen, wobei der Daishonin die Machthaber des Landes vor der Invasion fremder Großmächte als Folge ihres falschen Glaubens warnte und somit seine dritte Ermahnung aussprach. Die Regierung jedoch akzeptierte des Daishonins Ermahnung nicht. So begab er sich nach Minobu (am 12. Mai von Kamakura ab und am 17. Mai in Minobu an).
6. Nachdem Ryokan klar einsehen musste, dass all seine Versuche, direkt gegen den Daishonin zu intrigieren, scheiterten, begann er nun, sich gegen die Schüler und Gläubigen Nichiren Daishonins zu stellen. Es lässt sich vermuten, dass es eine Intrige Ryokans hinter der Enterbungsaktion Yasumitsus steckte, obwohl seine beiden Söhne bereits 20 Jahre lang Anhänger des Daishonin waren. Enterbt zu werden, bedeutete in der damaligen Zeit nicht nur, dass der Enterbte von der Vater-Kind-Beziehung abgeschnitten, sondern auch enteignet und schließlich von seiner Familie geächtet wurde. Demzufolge bedeutete dies für Munenaka sowohl den Verlust seiner gesamten finanziellen Basis als auch die Zerstörung seiner sozialen Existenz. Hingegen bedeutete es für seinen jüngeren Bruder Munenaga, dass, wenn er seinem Vater gegenüber gefällig gehandelt und seinen Glauben an die Lehre Nichiren Daishonins aufgegeben hätte, ihm das ganze Erbe der Familie zugeschrieben werden würde.
7. Die heimtückische Absicht Ryokans war es, die Beziehung der Brüder zu spalten und sie gegeneinander aufzuwiegeln, so dass sie schließlich ihren Glauben an die Lehre Daishonins aufgeben würden. Die teuflische Natur versucht immer, in die Schwäche von Person einzudringen und die Beziehung zwischen den Menschen zu spalten. In Anbetracht einer solch ernsten Situation schrieb der Daishonin den Brüdern Ikegami einen langen Brief (Brief an die Brüder) und ermutigte sie mit voller Kraft. Darin erklärte er, dass, obwohl es im allgemeinen angenommen wird, dem Willen der Eltern in vollem Umfang zu folgen eine Kindespflicht sei, was jedoch auf dem Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft nicht immer der Fall ist. Das heißt, wenn Eltern einen daran hindern, den richtigen Glauben zu praktizieren, ist es die wahre Kindespflicht, nicht ihnen zu gehorchen, sondern den buddhistischen Weg bis zum Ende zu führen. Des weiteren macht der Daishonin klar, dass, wenn solche teuflischen Kräfte auftreten, es ein Beweis dafür ist, dass die beiden Brüder das wahre Gesetz korrekt praktizieren. Ferner ermutigt er sie, indem er die Wichtigkeit betont, dass die beiden und ihre Ehefrauen, also alle vier, im Glauben gemeinsam und vereint weitergehen.
8. Besonders um den jüngeren Bruder Munenaga, der im Glauben oft schwankend war, machte sich der Daishonin tiefe Sorgen, schickte ihm des öfteren Briefe und ermutigte ihn, den Glauben bis zum Ende aufrecht zu halten. Wie oben erwähnt, erschien die Unterdrückung durch den Vater beim älteren Bruder Munenaka in Form einer Enterbung, dessen existenzielle Basis in der damaligen feudalen Gesellschaft zu vernichten, und beim jüngeren Bruder Munenaga andererseits in Form einer Verlockung, die gesamte Erbschaft zu übertragen. Den Glauben unter heftigen Angriffen unerschütterlich weiter auszuüben, ist schwierig, und noch schwieriger ist es, gegen die Verführung durch schmeichelnde, nette Worte zu kämpfen. Für uns Menschen ist es nicht leicht, unsere Überzeugung bis zum Ende beizubehalten, ohne uns von Verführungen oder Schmeicheleien beirren zu lassen.
9. Aus diesem Grund könnte man sagen, dass sich der jüngere Bruder Munenaga in einer denkbar schwierigeren Lage als sein älterer Bruder Munenaka befand. Darüber hinaus hatte Munenaga einen Grund, die Aufgabe seines Glaubens zu rechtfertigen, als er darüber nachdachte: „Meine Kindespflichten könnte ich bestimmt besser erfüllen, wenn ich mich dem Willen meines Vaters nicht widersetze, und das entspricht wahrscheinlich mehr meiner Vorstellung über die Beziehung zwischen Eltern und Kindern.“ Nichiren Daishonin, der jedoch seine inneren Konflikte durchschaute, ermutigte ihn mit aller Kraft: „Falls Sie jetzt Ihren Glauben aufgeben, werden Sie die Chance verpassen, zusammen mit Ihren Eltern glücklich zu werden. Bringen Sie gerade jetzt den Mut hervor und führen Sie Ihren Glauben mit Ihrem älteren Bruder vereint durch!“ Durch die Führung und Ermutigung des Daishonin setzten die Brüder ihren Glauben zusammen mit ihren Ehefrauen vereint fort, wodurch ihr Vater im darauffolgenden Jahr 1276 die Enterbung gegen Munenaka erst einmal aufhob.
10. Aber damit war das Wirken der teuflischen Kräfte noch nicht zu Ende. Hass und Groll Ryokans vom Gokuraku-ji Tempel gegen den Daishonin entflammten noch stärker, als Ryuzo-bo, der Schützlingspriester Ryokans, bei der sogenannten Kuwagayatsu-Debatte gegen Sanmi-bo, Schüler des Daishonin, am 9. Juni 1277 in Kamakura eine klare Niederlage einräumen musste. Das hatte zur Folge, dass der ältere Bruder Munenaka von seinem Vater im November abermals enterbt wurde.
11. Aus tiefen Sorgen um den jüngeren Bruder Munenaga, der dadurch im Glauben zum Schwanken kam, setzte der Daishonin seine strengen, aber auch warmherzigen Ermutigungen fort. Durch seine einfühlsamen Ermutigungen fest entschlossen, nahmen alle vier ihre Kräfte zusammen und behielten ihren Glauben gemeinsam und vereint bei, wodurch ihr Vater das zweite Enterbungsverfahren gegen Munenaka im Januar 1278 zurücknahm und schließlich begann, den Glauben an die Lehre Nichiren Daishonins anzunehmen und Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren. Darüber freute sich der Daishonin sehr und lobte die Brüder, die es erst nach mehr als 20 Jahren und drei Jahre nach der ersten Enterbung schafften, ihren Vater zum Glauben zu führen, indem er sagte: „Das ist der Sieg, den Sie mit vereinten Kräften errungen haben!“ Ein Jahr später (1279) entschlief der Vater Yasumitsu sanft, während er Daimoku chantete. In Anbetracht der Tatsache gab der Daishonin den Hinterbliebenen eine weitere Ermutigung, indem er sagte: „Sie sind die Kinder, die ihre Kindespflichten wahrhaft erfüllt haben!“
12. Nach dem Tod seines Vaters trat der ältere Bruder Munenaka das Erbe an und übernahm auch das Amt des Ministers für Architektur und Bauarbeiten. Fortan bemühten sich die beiden Brüder umso mehr, sowohl in der Ausübung des Glaubens als auch in ihrem Beruf. Als sie die Aufgabe, das Hauptgebäude des am 14. November 1280 in Flammen aufgegangenen Hachiman-Schreins wieder aufzubauen, zusammen übernahmen, wurden üble Nachreden verbreitet, und aufgrund dessen wurden sie noch vor Fertigstellung des Wiederaufbaus ihrer Aufgabe enthoben. Auch zu dieser Zeit ermutigte der Daishonin die Brüder von Herzen.
13. Auch danach, den Führungen des Daishonin aufrichtig folgend, übten die Brüder Ikegami ihren Glauben weiter aus und bauten dadurch eine harmonische Familie auf. Der Daishonin, der Anfang September den Berg Minobu verließ und sich auf den Weg nach Hitachi machte und bei der Familie Ikegami eine Zwischenstation einlegte, hielt am 25. September seine letzte Vorlesung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“, und nachdem er sein Testament, indem steht, dass Nikko Shonin (1246-1333) die Nachfolge antreten sollte, im Ort Ikegami am 13. Oktober 1282 niedergeschrieben hatte, verstarb er um 8 Uhr am selben Tag.
Zusammenfassung:
1. Nichiren Daishonin schreibt den Brüdern Ikegami, dass sie den Feinden, den teuflischen Kräften nur Vorteil bieten, wenn sie beide gegenseitig streiten, und dass sie deshalb, egal was passiert, mit der Einigkeit von „Itai-Doshin (verschiedene Körper, gleicher Geist)“ ihren Glauben konsequent beibehalten mögen. Die Funktion der teuflischen Natur besteht darin, die Beziehung der Gleichgesinnten im Glauben zu spalten und sie gegeneinander auszuspielen, das ist ebenso ein gewohntes Mittel, das die teuflische Natur anwendet, denn sie wissen ganz genau, dass die Einigkeit unter den Gläubigen der Schlüssel für die Entwicklung von Kosen-rufu und der Schlüssel zum Sieg ist.
2. Jeder Mensch hat in seiner Umgebung solche Menschen, die ihm sympathisch sind und andererseits auch solche, die er nicht leiden kann oder mit denen er schwer auskommen kann. Außerdem hat jeder eigene individuelle, unterschiedliche Meinungen und Denkweisen. „Doshin (gleicher Geist)“ von „Itai-Doshin“ heißt nicht, die Unterschiede von Gefühlen und Meinungen zwangsweise anzugleichen. „Doshin“ bedeutet unter uns das gleiche Herz, „zum Gohonzon als Grundlage des Lebens zu beten“, „auf die Verwirklichung von Kosen-rufu abzuzielen“ und „in der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler zu handeln“, zu entwickeln.
3. Da wir im Buddhismus Nichiren Daishonins davon ausgehen, dass wir als Individuen verschieden sind, ist es natürlich ebenso selbstverständlich, dass wir Unterschiede in Gefühlen und Meinungen haben. Aber wenn wir aus egoistischen Motivationen in solchen Unterschieden befangen bleiben oder uns daran festklammern, können wir keine Einigkeit schaffen, denn die teuflische Natur drängt genau in diese Schwäche unseres Herzens hinein und macht sich dies zunutze, um die Bande unserer Freundschaft zu zerreißen.
4. Wenn wir auch unterschiedlicher Meinung sein mögen, wollen wir versuchen, so zu denken: „Jeder bemüht sich dafür, auf seine Weise mit dem Herzen der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler Kosen-rufu zu verwirklichen. Dieses Herz ist bestimmt gleich wie meines!“ Wichtig ist, dass wir uns in dieser Art und Weise weiter Mühe geben, unseren Mitgliedern zu vertrauen, und es ist entscheidend wichtig, dass wir zum Gohonzon für die Entwicklung unserer Kapazität zu beten, anderen vertrauen zu können. Dann hat die teuflische Natur keine Chance, in uns einzudringen, und dadurch können wir sie durchbrechen. Der Schlüssel zum Sieg liegt darin, dass wir uns, die Gleichgesinnten für Kosen-rufu, gegenseitig respektieren, verehren, unterstützen und unsere Solidarität des Guten weiter stärken. Dies möchten wir tief in unser Herz einprägen.
1. In der Meister-Schüler-Beziehung im Buddhismus Nichiren Daishonins geht um eine Beziehung von Mensch zu Mensch, die das „Gesetz“ zur Grundlage macht. Im allgemeinen ist die Meister-Schüler-Beziehung eine menschliche Beziehung, die erst dann entsteht, wenn ein Meister seinem Schüler „etwas“ weiterzugeben hat – sei es Wissen, Kunst oder Technik. Im Buddhismus geht es hierbei um das „Gesetz“. Um dieses Gesetz korrekt zu praktizieren und sicher weiterzugeben, ist die Meister-Schüler-Beziehung unbedingt notwendig. Sowohl in seiner eigenen Ausübung als auch in der Führung für seine Schüler legte der Daishonin stets großen Wert auf den Abschnitt „Verlasst euch auf das Gesetz, aber nicht auf Menschen“ (aus dem Nirwana-Sutra), und er behielt diese Worte bis zum Ende bei. Er forderte uns auf, indem er sagte: „Ihr müsst ihn [den Ausübenden des Lotos-Sutras, der es so ausübt, wie der Buddha es lehrt] suchen und zu eurem Meister machen.“
(aus „Über das Öffnen der Augen“, Gosho Band 2, Seite 181; japanische Gosho, Seite 230)
2. Der Glaube, den wir ausüben, basiert immer auf dem „Gesetz“. Das Gesetz auszuüben und es zu verbreiten – das heißt, um die Erleuchtung in diesem Leben zu verwirklichen und das erhabene große Ziel, Kosen-rufu, zu bewerkstelligen, ist es notwendig, dass wir uns in einem Geist zusammenschließen und mit der gleichen Absicht vorangehen. Gerade dafür ist der Meister, der das Gesetz korrekt ausübt, unweigerlich vonnöten. Deshalb machte Nikko Shonin (1246-1333), der Nachfolger des Daishonin, folgende strikte Aussage: „Ohne Meister und Schüler klarzustellen, ist die Verwirklichung der Buddhaschaft nicht möglich.“
3. Neben der Meister-Schüler-Beziehung gibt es noch eine andere Art der menschlichen Beziehung, die ebenso auf dem Gesetz basiert. Es ist ein Band zwischen den Gleichgesinnten im Glauben. Und wie es am besten sein sollte, zeigt sich im Prinzip von „verschiedene Körper, gleicher Geist (Itai-Doshin)“. Die harmonische Gemeinschaft der Ausübenden des Buddhismus (Skt. Sangha) kann von zwei Aspekten betrachtet werden. Diese kann man beispielsweise mit den Kett- und Schussfäden beim Weben vergleichen. Beim Weben eines Stoffes auf einem Webrahmen wird zuerst die Kette in Längsrichtung gespannt und dann mit dem Schuss in Querrichtung gekreuzt. Dabei symbolisiert die Kette die Bindung zwischen „Meister und Schüler“ und der Schuss die zwischen den „Gleichgesinnten“ im Glauben. Wenn beide miteinander verwoben sind, entsteht ein wunderschöner Brokatstoff von Kosen-rufu. In den meisten Webtextilien bildet die Kette die Struktur des Stoffes, wogegen der Schuss das Muster oder Design entstehen lässt. Gleichermaßen kann ein wunderbares Muster der Gemeinschaft zwischen den Schülern entstehen, solange die Organisation der Soka Gakkai auf dem grundlegenden Band von Meister und Schüler gestützt wird.
4. Der Daishonin benutzt diesen Ausdruck „Itai-Doshin“ für eine Art der Einigkeit, welche die Einzigartigkeit aller Menschen wertschätzt und ihr ermöglicht, sich weiter zu entfalten. Gerade „verschiedene Körper, gleicher Geist“ ist das höchste organisatorische Prinzip, das jeden einzelnen Menschen wertschätzt und ihm ermöglicht, sein Potenzial zu vollem Erblühen zu bringen. „Verschiedene Körper“ sind so zu verstehen, dass jeder einzelne von uns verschiedene Aufgaben und Fähigkeiten besitzt und von verschiedenen Umständen umgeben ist. „Gleicher Geist“ bedeutet, dass wir uns trotz alledem in unserem Ziel einig sein müssen.
5. Es gibt keinen einzigen Menschen, der keine Aufgabe hat. Jeder einzelne verfügt über ein großes Potenzial. Was müssen wir tun, um es hervorzubringen? Wenn eine Person ihre menschliche Revolution macht, gibt sie dadurch anderen Mut, Hoffnung und Zuversicht. Eine Inspiration, die man gewonnen hat, kann die nächste hervorrufen. Das setzt eine Kettenreaktion in Gang, die eine gewaltige Energie zur Veränderung freisetzt. Die Soka Gakkai ist eine Organisation, die weder von wirtschaftlichen Interessen getragen noch von Machtstrukturen kontrolliert wird. Sie verkörpert die Essenz der Humanität, vereint im großen Ideal, den Buddhismus Nichiren Daishonins zu verbreiten, der das Potenzial jedes Einzelnen erstrahlen lässt. Und sie ist auch eine Kristallisation tiefen menschlichen Vertrauens von Herz zu Herz.
6. Die buddhistische Ausübung bedeutet einen ständigen Kampf gegen Hindernisse und teuflische Kräfte. Wir müssen unsere Ausübung in der Tat immer inmitten negativer Einflüsse fortsetzen und sind von schlechten Freunden umgeben. Wie zum Beispiel der große Lehrer im Buddhismus Chinas, T’ien-t’ai, könnte man möglicherweise auch heute den Buddhismus in tiefen Bergen zurückgezogen ausüben, wodurch man sich von allen negativen Einflüssen und schlechten Freunden abschirmt. Nichtsdestotrotz gibt es für uns einfache Menschen, die den Buddhismus im Alltagsleben der modernen Gesellschaft ausüben, nur einen einzigen Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft, indem wir inmitten der Umgebung von negativen Einflüssen als Mensch erstrahlen, so wie die „Lotos-Blüte im Wasser erblüht“. Daher ist die Gemeinschaft von guten Freunden für die Bewerkstelligung unserer buddhistischen Ausübung unentbehrlich.
7. Aus diesem Grund wird die Eintracht von „verschiedene Körper, gleicher Geist“ umso wichtiger. Der Daishonin sagt: „Es steht fest, dass böse Kräfte, selbst wenn sie übermächtig sind, das eine Gute nicht besiegen können.“ (Gosho Band I, Seite 24; japanische Gosho, Seite 1463) Um die vereinten Kräfte des Bösen zu besiegen, müssen die Menschen, die für das Gute einstehen, stark und noch stärker werden, und sie müssen sich im Glauben zusammenschließen. Wenn die guten Menschen nicht die Oberhand gewinnen, wird die Welt immer mehr von Menschen mit bösen Absichten regiert. Dass eine Organisation von guten Menschen, die um des Glückes der Menschen willen und um des Friedens und der Sicherheit der Gesellschaft willen gegen das Böse kämpfen, gegründet wird, ist eine natürliche Schlussfolgerung, um das Gute im Späten Tag des Gesetzes zu verbreiten. Das Wesen der teuflischen Natur findet sich darin, Gemeinschaften von guten Menschen zu spalten. Böse Menschen einigen sich leicht. Daher dürfen wir niemals vergessen, dass wir dagegen unaufhörlich kämpfen müssen.
8. Ein gutes Beispiel dafür ist der Kampf, den die Brüder Ikegami, Munenaka und Munenaga, mit vereinten Kräften durchführten. Es ist uns wohl bekannt, dass ihr Vater Yasumitsu den älteren Sohn Munenaka wegen seines Glaubens an die Lehren des Daishonin zweimal (1275 und 1277) enterbte, und ebenso bekannt, dass hinter dieser Handlung von Yasumitsu Intrigen des Priesters Ryokan vom Gokuraku-ji Tempel geschmiedet wurden. Als es sich herausstellte, dass Yasumitsu seinen älteren Sohn Munenaka enterbte und dann versuchte, seinem jüngeren Sohn Munenaga das ganze Erbe zu vermachen, wurde Munenaga etwas verunsichert, ob er dem Wunsch seines Vaters entsprechen oder seinen Glauben konsequent ausüben sollte. Schließlich dadurch, dass er vom Daishonin ermutigt wurde, entschloss er sich, vereint mit seinem älteren Bruder gemeinsam zu handeln.
9. Auf jeden Fall durchschaute der Daishonin, dass der Schlüssel für die Lösung des Problems in der Sache „Enterbung von Munenaka“ einzig allein in ihrer Einigkeit liegt, und zwar lehrte er, dass die entscheidende Handlung, um die teuflischen Funktionen zu durchbrechen, darin liegt, dass alle vier, nämlich die Brüder Ikegami mit ihren Frauen, sich gemeinsam darum bemühen, eine starke Eintracht aufzubauen. Überall, wo wir mit anderen zusammentreffen, wird es Menschen geben, mit denen wir uns gut verstehen und solche, mit denen wir weniger gut verstehen. Einerseits ist es völlig menschlich, solche Gefühle zu haben, und wir brauchen uns dadurch wirklich nicht beunruhigen zu lassen. Andererseits ist es töricht, wenn wir uns von persönlichen Vorlieben oder Abneigungen beherrschen lassen und als Folge davon unsere eigene buddhistische Ausübung vernachlässigen. Denn die Folge davon ist, dass wir den teuflischen Kräften ermöglichen, sich in unser Leben einzuschleichen, und dadurch zu einer leichten Beute für sie werden. Darum warnt der Daishonin seine Schüler strengstens davor, innerhalb der Gemeinschaft von Gleichgesinnten über andere schlecht zu sprechen.
10. Wir alle sind Buddhas. Andere, die auch Buddhas verkörpern, zu verleumden bedeutet schließlich, den Buddha zu verleumden. Weil wir alle Buddhas sind, sollten wir uns gegenseitig respektieren. Die Soka Gakkai sollte überquellen von einer Einstellung, wie sie ein Abschnitt des Lotos-Sutras beschreibt: „ . . . sollst du dich erheben und sie von ferne grüßen, gerade wie du dem Buddha Verehrung bezeigst.“ (Seite 672) Der Daishonin geht sogar so weit, über Menschen zu sagen, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, andere zu verleumden: „Es sieht so aus, dass sie unaufhörlich von der falschen Einstellung befallen und für die bösen Pfade bestimmt sind.“ Aus diesem Grund betont er: „Sie sollten einander achten, wie Buddhas.“ (Gosho Band III, Seite 209) Außerdem bekräftigt er, dass wir freundlich zueinander sein sollten, genauso wie Shakyamuni und Thatagata „Viele Schätze“ ihren Platz im Schatzturm miteinander teilten, wie es im Kapitel des Lotos-Sutra „Erscheinen des Schatzturms“ beschrieben ist.
11. Wichtig ist unser Glaube, auf die Verwirklichung von Kosen-rufu abzuzielen. Wenn wir uns von ganzem Herzen für Kosen-rufu einsetzen, haben wir keine Zeit mehr, zu streiten. Der Daishonin ermahnt uns wiederholt, wie töricht Zankereien zwischen Schülern im Angesicht des Feindes sind. Dies lehrt er uns streng, indem er die beiden Parabeln „Streit zwischen Schnepfe und Venusmuschel“ und „Nutzen des Fischers“ zitiert. Es ist ganz entscheidend, dass wir die „gleiche Absicht“ haben und offen miteinander sprechen. Ganz gleich, in welcher Situation wir uns befinden, ist Dialog das Gute, denn er schafft Solidarität und Einigkeit. Im Gegensatz dazu ist Verweigerung das Böse, denn sie ruft Spaltung und Zerstörung hervor. Wichtig ist, zuerst zusammenzukommen und miteinander zu sprechen. Dass unsere Sichtweise von der Sichtweise anderer abweicht, ist doch ganz natürlich. Dennoch, wenn man miteinander spricht, wird daraus trotz mancher Unterschiede Vertrauen entstehen. Auch auf gesellschaftlicher Ebene ist Dialog die Grundlage für den Frieden, während Verweigerung das Tor zum Krieg öffnet.
12. Wenn wir auf dem großen Wunsch, der unserem seit dem Urbeginn andauernden Leben zu eigen ist, nämlich auf dem ewigen Schwur, das eigene Glück und das Glück anderer zu wünschen, basieren, können wir unweigerlich eine solche Welt von „verschiedene Körper, gleicher Geist (Itai-Doshin)“ verwirklichen. Die Soka Gakkai ist eine Organisation, die sich der Umsetzung des Willens und Vermächtnisses des Buddhas widmet. Ohne dieses Versprechen aus der ewigen Vergangenheit zu vergessen, wollen wir uns noch tiefer gegenseitig respektieren und mit der Einigkeit von „verschiedene Körper, gleicher Geist“ gemeinsam die wertvollste Welt von Kosen-rufu verbreiten.
(aus „Die Welt der Gosho“, Teil 7)
Glossar:
Das stammt aus einer chinesischen Sage: Einst war Hui, ein König von Zhao, dazu fest entschlossen, sein Nachbarland Yun anzugreifen. Da erzählte Su Dai, ein General von Zhao, seinem Herrscher Hui:
„Als ich heute an einem Meeresstrand vorbeikam, sah ich, dass eine Venusmuschel ihre Schale im Sonnenschein öffnete. Da kam eine Schnepfe auf sie zugeflogen und streckte ihren langen Schnabel in die Schale, um das Muschelfleisch herauszupicken. Die Venusmuschel wehrte sich und klappte hastig ihre Schale zu, indem sie den Schnabel der Schnepfe einklemmte. Die Schnepfe tat ihr Bestes, konnte sich aber nicht freimachen. Auch die Venusmuschel konnte sich nicht freimachen. Es war ihr nicht möglich, in den Fluss zurückzukehren. Da stritten sich Schnepfe und Venusmuschel heftig. Die Schnepfe murmelte:
„Wenn es ein paar Tage nicht regnet, musst du letzten Endes ohne Wasser sterben!“
Die Venusmuschel erwiderte aber:
„Wenn ich dich nicht freilasse, kannst du deinen Schnabel nicht herausziehen. Nach ein paar Tagen wirst du auch sterben!“
Schnepfe und Venusmuschel stritten heftig ununterbrochen, und keine gab nach. In diesem Augenblick kam ein Fischer vorbei. Er fing beide auf einmal.
Mit diesem Beispiel versuchte General Su Dai, seinem König Hui nahezubringen und dessen Absicht aufgeben zu lassen, weil er eine Gefahr erkannte, dass, wenn Zhao Yun angreift und sie gegeneinander kämpfen, das dritte mächtige Land Qin, das auf die beste Gelegenheit für die Eroberung lauert, schließlich daraus Nutzen ziehen würde.
(überarbeitet)
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