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(1) „Das Öffnen der Augen (Kaimoku)“
- Öffnet die Augen für den Daishonin!
- Öffnet die Augen für die Menschen!
Religion ist die Säule der Menschlichkeit.
Philosophie ist das Knochengerüst des Lebens.
Die Soka Gakkai hat ihre Entwicklung vorangetrieben, aufgrund der Kraft, die aus der Vertiefung des Studiums herrührt, das der strengen Ausübung eines herausragenden Schwertkämpfers gleicht. Indem wir mit dem Gefühl, als könnten wir von Nichiren Daishonin unmittelbar wertvolle Führungen erhalten, die Gosho aufschlagen, um Glaube, Ausübung und Studium zu vertiefen und Mut hervorzubringen, haben wir bis jetzt in allen Kämpfen für die Verwirklichung von Kosen-rufu triumphieren können. Das Voranschreiten, das auf der Gosho basiert, kennt keine Grenzen.
In meinem Herzen hallen die Gosho-Vorlesungen, die ich vom zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda (1900-1958), erhielt, auch heute noch unaufhörlich wider. In jeder seiner Vorlesungen wurden viele Themen, darunter über das Leben, über das Glück, über den Staat, über die Kultur, über den Frieden, über die Beziehung von Meister und Schüler oder darüber, wie man verschiedene Persönlichkeiten betrachten sollte, weitreichend und gründlich behandelt. Durch die auf seiner tiefen Einsicht basierende, durchweg klare Erläuterung zu den Themen verfügte er über die Kraft, den Buddhismus Nichiren Daishonins für die moderne Zeit, für unser tägliches Leben und für die Gesellschaft wiederzubeleben.
Vor allen Dingen sprach er alle Mitglieder aufgrund der Gosho an: „Sie alle, Bodhisattwas aus der Erde, lassen Sie uns zum Kampf dafür, das Land Japan zu retten, aufstehen!“ Somit gab er allen eine liebevolle und mitfühlende Führung, die einen jeden dazu ermutigte, in der Tiefe jedes einzelnen Lebens Aufgabenbewusstsein und Mut zu erwecken und hervorzubringen.
Ich bin mir sicher, dass genau die Art und Weise, wie er die Schriften des Daishonin las, nämlich alle Menschen seien „Bodhisattwas aus der Erde“, seit dem Dahinscheiden des Daishonin siebenhundert Jahre lang nicht vorhanden war. Denn Präsident Toda selbst hielt seine Gosho-Vorlesungen aus seinem tiefen Aufgabenbewusstsein als Bodhisattwa aus der Erde ab, welches auf der Erlangung der Erleuchtung im Gefängnis basierte.
Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass seine Vorlesungen auch für mich persönlich zum Anlass wurden, über mein Leben zu entscheiden. Meine schicksalhafte Begegnung mit meinem Meister Toda ereignete sich bei seiner Gosho-Vorlesung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes (Rissho-Ankoku-ron)“. (14.8.1947) Dazu zählen ebenso seine Vorlesungen über das Lotos-Sutra, denen ich zuhörte, nachdem ich diesen Glauben angenommen hatte (24.8.1947), sowie die tiefgründigen philosophischen Prinzipien, die mir bei den gelegentlich frühmorgens abgehaltenen Vorlesungen erläutert wurden. Präsident Toda war zu Recht ein Meister des Vortrags. Ich kann mich daran erinnern, dass ich, von seiner hervorragenden Vorlesung stark beeindruckt, einmal notiert habe: „In bezug auf den Vortrag gibt es drei Arten: die erste ist ohne Technik, die zweite ist mit Technik und die dritte ist mit Kunst.“
Als Schüler meines Meisters Josei Toda habe auch ich mich, stets an der vordersten Front der Gosho-Vorlesung stehend, dafür eingesetzt, vielen Freunden den Buddhismus Nichiren Daishonins zu erklären. Das Löwengebrüll der Gerechtigkeit, das der Daishonin erhob, wirkt als die größte Kraft, um die im Leben aller Menschen latent vorhandene teuflische Natur zu durchbrechen. Die Schwingung der großen Lebenskraft des Daishonin, der vielen großen Verfolgungen begegnete und sie überwand, gibt denjenigen, die sich mit Schwierigkeiten konfrontiert sehen, Mut und Hoffnung sowie Zuversicht und Freude. Seine tiefgründig durchdachten Worte weisen uns den korrekten Weg von Kosen-rufu und des Lebens auf. Folglich stellt sich gerade das Prinzip, „die Gosho allem zugrunde zu legen“, eben auch für unseren Alltag und unser ganzes Leben als „korrekter Weg zum Sieg“ heraus.
Der Wunsch, den wir hegen, liegt einzig und allein darin, das einundzwanzigste Jahrhundert zum Jahrhundert des „Sieges des einfachen Volkes“, des „Sieges der Jugend“ und des „Sieges der Menschen“ werden zu lassen. Die Welt sehnt sich immer stärker nach einer humanistischen Religion. Sowohl als Angelpunkt, solch ein Zeitalter zu öffnen, wie auch als Nahrung für meine geschätzten Mitglieder habe ich mir vorgenommen, mit der Vorlesung der Gosho „Über das Öffnen der Augen“, das große Löwengebrüll des Daishonin, zu beginnen.
Ebenso um das „Jahrhundert des Lebens“ und das „Jahrhundert der Menschen“ stabil zu errichten, bin ich willens, über die Quintessenz des Buddhismus Nichiren Daishonins und die Gerechtigkeit seiner rechtmäßigen Glaubensgemeinschaft, der Soka Gakkai, klar und deutlich zu sprechen. Darüber hinaus möchte ich den Kern der Seele der Soka Gakkai hinterlassen.
Philosophie dient als Ursprung des Kampfes für den Sieg. Sie alle diejenigen, die Sie den Buddhismus Nichirens, die hehre und tiefgründige Philosophie der Praxis, ernsthaft studieren und in ihr Leben einprägen, werden zweifelsohne in aller Ewigkeit „Doktoren der Philosophie“.
Indem ich mir innigst wünsche, dass jeder einzelne die sich vertiefende Finsternis der modernen Gesellschaft mit dem Licht des Sutras der Hoffnung und der ewig wertvollen Schriften beleuchten und sich zu einem mutigen Kämpfer der Philosophie, die das Jahrhundert der Menschen erschafft, entwickeln wird, möchte ich mit meiner Vorlesung beginnen.
„Das Öffnen der Augen (Kaimoku)“:
Zu Recht, könnte man sagen, stellt sich das Hauptthema des ganzen Schriftwerks „Über das Öffnen der Augen“ ausschließlich in diesem Titel „Öffnen der Augen“ dar. Obwohl die Originalschriften dieser Abhandlung jetzt nicht mehr vorhanden sind, gibt es eine Aufzeichnung, die darauf hinweist, dass sie aus 65 Blättern Japanpapier mit den Texten und einem Blatt Japanpapier als Deckblatt, auf dem der Daishonin eigenhängig „Das Öffnen der Augen (Kaimoku)“ niederschrieb, also insgesamt aus 66 Seiten besteht.
„Das Öffnen der Augen (Kaimoku)“ bedeutet zum einen buchstäblich, die Augen zu öffnen. Und zum anderen könnte man es auch als Aufruf des Daishonin „Öffnet die Augen!“ verstehen. Wie man die Augen des verschlossenen Herzens öffnet? Mit welchen Lichtstrahlen man die Finsternis der fundamentalen Dunkelheit beleuchten sollte? Nichiren Daishonin, der Ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes, ist es, der den Weg zur Lösung dieser Fragen bahnte. Die Flamme des Kampfes, den er als Ausübender des Lotos-Sutras, der gegen jedwede teuflische Natur kämpft, zielend auf die „Errettung aller Lebewesen“ und die „Verwirklichung der Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes“, durchführte, entfachte sich selbst nach der Verbannung in die nördliche Provinz Sado umso heftiger, so möchte ich annehmen.
Das tiefe Gefühl des Daishonin zeigt sich in dem wohlbekannten folgenden Satz der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“:
„Letzten Endes: Verlassen mich die Götter! Widerfahren mir Verfolgungen! Allem zum Trotz bin ich darauf gefasst, mein Leben [für die Verbreitung des Gesetzes] zu geben! … Nun werde ich meinen großen Wunsch errichten. … Ich werde die Säule Japans sein. Ich werde das Auge Japans sein. Ich werde das Große Schiff Japans sein. Das habe ich mir gelobt, und das ist mein Schwur. Ich werde ihn nie brechen.“ (DG Band 2, Seite 185-186; JG, Seite 232)
Gesellschaftlich gesehen war der Daishonin ein Verbannter. Obwohl diese Strafe wegen falscher Anschuldigungen, bedingt durch die Verfolgung der Staatsgewalt, verursacht wurde, wurde er zur zweitschwersten Strafe nach der Todesstrafe, verurteilt; das kommt der Situation gleich, dass er sozusagen in einem „natürlichen“ Gefängnis eingekerkert war. Nichtsdestotrotz gab es keinerlei Fesseln, mit denen man das Herz des Daishonin hätte anketten können.
Sowohl in der alten sowie neueren Geschichte wie auch im Westen und im Osten kann man etwaige Weise sowie Heilige aufzählen, die Verfolgungen und die daraus entstandenen schweren Leiden ertrugen und durchhielten. Dennoch war der Daishonin meines Erachtens der einzige, der gerade am Ort der Verbannung eine offene Erklärung abgab, nämlich die Menschheit zu retten.
„Ich werde die Säule Japans sein.“
Der Daishonin, der seinen Schwur ablegte und zur Erfüllung seines innigsten Wunsches aufstand, alle Menschen zu retten, konnte weder durch eine der vielen Verfolgungen noch durch eine der unzähligen teuflischen Funktionen aufgehalten werden. Dadurch zeigte er klar, welchen höchstverehrungswürdigen Charakter ein Mensch, der zum „Gesetz des inneren Lebens“ erwacht ist, hervorbringen kann.
Nichiren-Buddhismus ist eine „Schule für die Menschen“. Der Daishonin ist es, der den großen Weg der „Religion für die Menschen“, gebahnt durch das Lotos-Sutra, die Quintessenz des Mahayana-Buddhismus, errichtete und ein Mittel für das Glück der gesamten Menschheit und für die Verwirklichung des Friedens für die Zukunft hinterließ. Folglich ist der Daishonin für die Menschheit „Säule“, „Auge“ und „großes Schiff“ schlechthin.
Diejenigen, die versuchten, diese „Säule“ zu Fall zu bringen, waren Machthaber sowie Priester im damaligen Japan, die sich mit ihrer verdrehten Ansicht in der Welt der Animalität befanden.
Über den Grund, warum er diese Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ verfasste, schreibt der Daishonin in der Gosho „Über das Verhalten des Buddhas“ ausführlich:
„Nachdem alle fortgegangen waren, machte ich mich daran, ein zweibändiges Werk mit dem Titel ‚Über das Öffnen der Augen’, über das ich seit November des Vorjahres nachdachte, fertig zu stellen. Ich konzipierte es, weil ich die wundersamen Ereignisse, die ich erlebte, aufzeichnen wollte, für den Fall, dass ich enthauptet werden sollte. Das Herz dieses Schriftwerkes ist, dass die Existenz Japans von mir, Nichiren, abhängt. Beispielsweise kann ein Haus ohne Säule nicht standhalten, während ein Mensch ohne Seele tot ist. Ich, Nichiren, bin die Seele der Menschen in Japan. Hei-no-Saemon hat die Säule Japans bereits gestürzt. Demzufolge herrscht jetzt Unruhe im Land, und seit geraumer Zeit greifen Gerüchte wie ein Alptraum um sich. Dieser Clan [Hojo] ist in sich zerstritten und befeindet, und später wird Japan von einer fremden Macht angegriffen werden, wie ich es in der Abhandlung ‚Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des Wahren Gesetzes’ genau beschrieben habe. Aus dieser Überlegung habe ich sie verfasst und Nakatsukasa-Saburo-zaemon-no-Jyos (Shijo Kingos) Boten mitgegeben.“ (DG Band I, Seite 197/198; JG, Seite 919)
Dieser Abschnitt beschreibt das Gefühl des Daishonin, als er später auf den Zeitpunkt der Verfassung der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ im Februar 1272 zurückblickte. Zunächst einmal sagt er, dass er „seit dem November des Vorjahres“, nämlich unmittelbar nach der Ankunft auf der Insel Sado anfing, diese Abhandlung zu konzipieren. Es war der erste November, an dem der Daishonin in Tsukahara auf der Insel Sado ankam.
„Sanmai-do“ in Tsukahara auf der Insel Sado war ein Tempel, der sich auf dem Friedhof eines Landstücks befand, „wo Leichen abgeladen wurden“. (DG Band 1, Seite 192; JG, Seite 916). Es war der Tempel, der „Sanmai-do“ genannt wurde, ein Balken lang im Quadrat; dort war nicht einmal eine Buddhastatue, die es eigentlich [den damaligen Verhältnissen entsprechend] als Grundvoraussetzung in einem Tempel geben sollte, eingeschreint. Der über der Erde aufgestellte Fußboden aus Holz, der aus allen Fugen ging, und die Wände wurden in ihrem verfallenden Zustand belassen. Das war ein Gebäude, einer völlig verlassenen Hütte gleich, die dem Verfall durch Wind und Wetter preisgegeben war.
In einer Umgebung, wo ein kalter Wind schonungslos blies und die Schneedecke immer dicker wurde, legte er ein Fell auf den Boden, hüllte sich in einen Umhang aus Stroh und verbrachte so Tage und Nächte. Zusätzlich zur ungewohnten Kälte in diesem nördlichen Land mangelte es an Nahrung, weswegen er einige seiner Schüler, die ihn begleitet hatten, noch im November zurückschicken musste.
„Es ist unmöglich, diese Umstände schriftlich darzustellen.“ (EG, Seite 214; JG, Seite 956) Der Daishonin hinterlässt eine Schilderung, die uns vermuten lässt, dass er in einer unbeschreiblich schlechten Umgebung mit seinem eigenen Leibe die Welt des Hungers spürte und in die acht Kältehöllen fiel.
„Unter denjenigen, die in diese Provinz verbannt wurden, gab es kaum Menschen, die ihr Leben vollenden konnten. Und selbst wenn sie ihr Leben vollendeten, konnten sie doch nicht lebend zurückkehren. Zudem wurde niemand bestraft, auch wenn er einen der Verbannten tötete“, so hieß es. (DG Band 1, Seite 195; JG, Seite 917)
Unter diesen schlimmen Umständen vertiefte der Daishonin dennoch seine Ideen und verfasste ein großes Werk, um die Menschheit zu retten. Das bedeutet, dass der Daishonin dieses Schriftwerk, das weit mehr als 100 Seiten umfasst, falls dies nach einem heute gängigen genormten Schreibformat von 400 Schriftzeichen pro Seite geschrieben worden wäre, innerhalb von etwa drei Monaten konzipierte und verfasste. Gleich nach der Ankunft auf Sado begann der Daishonin, das Werk zur Rettung der Menschen zu schreiben.
Über den Lebenszustand des Daishonin auf der Insel Sado sprach Präsident Toda wie folgt: „Ein erleuchteter Zustand bedeutet der Lebenszustand absoluten Glücks; er lässt sich von keinem anderen stören und fürchtet sich vor nichts. Sein augenblickliches Leben ist kristallklar wie ein großer Ozean und ein wolkenloser weiter Himmel. Ich könnte mir vorstellen, dass der Lebenszustand, den der Daishonin in seinem Inneren während der Verbannung auf Sado offenbarte, etwa solch einer Beschreibung gleichkommt. Folglich sagte der Daishonin: ‚Seinen Körper mit dem Lotos-Sutra zu tauschen, ist damit vergleichbar, dass man Steine gegen Gold und Exkremente gegen Reis tauscht.’ (DG Band 1, Seite 185; JG, Seite 910) Oder: ‚Da meine, Nichirens Verbannungsstrafe ein nur kleines Leid in diesem Leben bedeutet, ist es nicht beklagenswert, und weil mir jedoch in meinem nächsten Leben großes Glück zuteil wird, ist es für mich eine große Freude.’ (DG Band 2, Seite 198/199; JG, Seite 237) Ich denke, dass solche Aussagen möglicherweise nur aus dem Lebenszustand des Ursprünglichen Buddhas im Späten Tag des Gesetzes hervorgingen.“
In der Tat, inmitten der äußerst widrigen Umstände, die die Grenze jeglicher sprachlichen Beschreibung weit übersteigen, machte sich der Daishonin Gedanken darüber, was er unternehmen sollte, um der gesamten Menschheit die Verwirklichung der Buddhaschaft zu ermöglichen. Aus dieser tiefen Intention heraus verfasste er die beiden Abhandlungen „Über das Öffnen der Augen“ und „Über das Wahre Objekt der Verehrung für die Anschauung des eigenen Herzens“ und bahnte den Weg für die Zukunft klar und deutlich. Selbst wenn es seit alters her solche Menschen, die große Verfolgungen aushielten, gegeben haben sollte, ist die Größe des Daishonin daran zu messen, dass er trotz der großen Verfolgungen, die ihm widerfuhren, anstatt sich um sich selbst zu kümmern, einen Grundstein zur Rettung der einfachen Menschen sowie für die Rettung der gesamten Menschheit setzte.
„Das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren“ und
„Über das Öffnen der Augen“
Nun, der Daishonin erklärt im vorhin zitierten Abschnitt der Gosho „Über das Verhalten des Buddhas“ seinen Beweggrund, warum er das Werk „Über das Öffnen der Augen“ verfasste, wie folgt: „Ich konzipierte es, weil ich die wundersamen Ereignisse, die ich erlebte, aufzeichnen wollte.“ Es ist so zu verstehen, dass, was die aufzuzeichnenden „wundersame Ereignisse, die Nichiren erlebte“ angeht, das größte davon „das Vorläufige ablegen und das Ursprüngliche offenbaren (Hosshaku-Kenpon)“ in der Zeit der Verfolgung um des mystischen Gesetzes willen in Tatsunokuchi war.
Zu diesem Zeitpunkt legte der Daishonin seinen vorläufigen Status als „gewöhnlicher Sterblicher in der Stufe ‚Myoji-soku’ (dass man an das Lotos-Sutra glaubt)“ ab, und offenbarte im Inneren des Lebens seinen ursprünglichen Daseinsgrund als „Tathagata in der Verkörperung der selbst frei verfügbaren Weisheit seit dem Urbeginn der ewigen Vergangenheit (Kuon-Ganjo-no-Jijuyu-Hoshin-Nyorai)“, ein Lebenszustand absoluter Freiheit, der mit dem ewigen mystischen Gesetz eins ist.
Dadurch, dass der Daishonin seinen vorläufigen Status ablegte und seinen Ursprünglichen Daseinsgrund offenbarte, konnte der „Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben“, wobei ein jeder im Status eines gewöhnlichen Sterblichen, so wie er ist, das Leben der Buddhaschaft offenbaren kann, für alle Menschen gebahnt werden. Wie in der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ detailliert erläutert ist, konnte der Daishonin den „grundlegenden Sieg des Lebens“, „das Vorläufige ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund offenbaren (Hosshaku-Kenpon)“ genannt, erringen, indem er die ununterbrochene Kette der Verfolgungen überwand und den Kampf gegen die teuflischen Funktionen unentwegt bis zum Ende führte.
Wir können genauso unser Selbst etablieren, das die fundamentale Dunkelheit des Lebens durchbricht und die Dharmanatur offenbart, was auch immer geschehen mag, wenn wir uns vor keiner einzigen teuflischen Funktion fürchten und den mutigen Glauben konsequent beibehalten. Das bedeutet für unser Leben, „das Vorläufige abzulegen und den ursprünglichen Daseinsgrund zu offenbaren (Hosshaku-Kenpon)“. Und dieses „unser Hosshaku-Kenpon, das Vorläufige ablegen und den ursprünglichen Daseinsgrund offenbaren“, wird zur Grundlage dafür, dass wir uns für die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben entscheiden.
Wie der Daishonin sagt: „wie es heißt, eine Person zum Vorbild zu nehmen, steht dafür, dass alle Lebewesen gleich sind.“ (JG, Seite 564) Demnach zeigt des Daishonins Hosshaku-Kenpon, das Vorläufige abzulegen und den ursprünglichen Daseinsgrund zu offenbaren, ein „fundamentales Prinzip“ für die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen im Späten Tag des Gesetzes auf. Und darin ist er wiederum sowohl ein Beweis als auch ein Vorbild für uns.
Mit dem unerschütterlichen Glauben an das Mystische Gesetz können alle Menschen im sterblichen Fleisch ihres eigenen Lebens einen Lebenszustand von universeller Größe entwickeln. Nichiren Daishonin ist sozusagen derjenige, der als erster im Späten Tag des Gesetzes das Prinzip „das Vorläufige ablegen und den Ursprünglichen Daseinsgrund offenbaren (Hosshaku-Kenpon)“ verwirklichte. Und um zu beweisen, dass er seinen vorläufigen Status ablegte und seinen Ursprünglichen Daseinsgrund offenbarte, manifestierte Nichiren Dasihonin den Gohonzon als klaren Spiegel, mit dem alle Lebewesen ihren vorläufigen Status ablegen und ihren Ursprünglichen Daseinsgrund offenbaren können.
Gewiss ist der Daishonin die Säule der gesamten Menschheit. Denn die Möglichkeit, dass alle Lebewesen ihre Buddhanatur offenbaren können, beruht auf der Tatsache, dass der Daishonin selbst dieses Prinzip „das Vorläufige ablegen und den Ursprünglichen Daseinsgrund offenbaren“ durchlebte. Ich kann voller Respekt annehmen, dass gerade in diesem Punkt die tiefste Bedeutung seiner Aussagen „die Existenz Japans hängt von mir, Nichiren, ab. … Ich, Nichiren, bin die Seele der Menschen in Japan“ liegt. „Das Öffnen der Augen“ bedeutet, wie diese Zitate aussagen, einen Appell an alle: „Öffnet eure Augen für den Daishonin!“
„Das Öffnen der Augen für Nichiren Daishonin“ bedeutet, die Augen für den Ausübenden des Lotos-Sutras zu öffnen, und weist darauf hin, die Augen für das Lotos-Sutra zu öffnen. Wie dieses Beispiel zeigt, finden sich im „Öffnen der Augen“ vielschichtige Bedeutungen, die wir in der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ in verschiedenen Abschnitten feststellen können.
Hier möchte ich einige Aussagen zitieren, die uns dazu aufrufen: „Öffnet eure Augen für den Daishonin!“ Zuerst ist der Absatz, auf den der Aufruf, „Öffnet eure Augen für das Hosshaku-Kenpon, das Vorläufige abzulegen und den Ursprünglichen Daseinsgrund zu offenbaren“, beruht, sehr bekannt:
„Die Person namens Nichiren wurde am 12. September des vergangenen Jahres in den Stunden von der Ratte (23:00-1:00) zum Ochsen (1:00-3:00) enthauptet. Wenn seine Seele in der Provinz Sado angelangt ist und dieses Schreiben im Februar des darauffolgenden Jahres in tiefem Schnee verfasst und es seinen mit ihm in engvertrauter Beziehung stehenden Schülern schickt, ist dies für sie schreckenerregend. Jedoch habe ich nichts zu befürchten. Wie sehr werden diejenigen erschreckt sein, die es lesen!“ (DG Band II, Seite 165; JG, Seite 223)
Dies ist in der Tat ein Abschnitt, der uns dazu auffordert: „Öffnet eure Augen für die Seele des Daishonin!“ In diesem Zitat sagt der Daishonin: „Der gewöhnliche, sterbliche Nichiren wurde auf der Hinrichtungsstätte von Tatsunokuchi enthauptet. Und es ist Nichirens Seele selbst, die jetzt die Abhandlung ‚Über das Öffnen der Augen’ schreibt.“ Diese „Seele“ ist nichts anderes als der erleuchtete Lebenszustand des Daishonin, der seinen vorläufigen Status ablegte und seinen Ursprünglichen Daseinsgrund offenbarte, nämlich „der selbst frei verfügbare Körper seit dem Urbeginn der ewigen Vergangenheit (Kuon-ganjo-Jijuyushin)“, [was damit den großartigen Lebenszustand des Buddhas absoluter Freiheit darstellt].
Hier möchten wir, vom Aufbau der gesamten Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ her gesehen, unsere Aufmerksamkeit darauf richten, dass sich der zitierte Abschnitt gerade zu Beginn der Absätze befindet, die erläutern, dass der Daishonin selbst das Lotos-Sutra, insbesondere das dreizehnte Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“ mit seinem eigenen Leben las.
Das heißt, in diesem Abschnitt sagt der Daishonin, dass die Verfolgungen durch die drei starken Feinde im dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten (Kanji-bon)“, ganz gleich, wie schrecklich oder furchtbar sie sein mögen, für die Seele Nichirens überhaupt nicht furchterregend sind. Damit zeigt er uns einen Teil seines großartigen Lebenszustandes als des „selbst frei verfügbaren Körpers seit dem Urbeginn der ewigen Vergangenheit (Kuon-ganjo-Jijuyushin)“.
Im Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ sind die fürchterlichen Phänomene der Verfolgungen ausführlich erläutert, beispielsweise, wie die drei starken Feinde die Macht in Anspruch nehmen, um den Ausübenden des Lotos-Sutras zu verfolgen. Und gerade zu dem Zeitpunkt, in dem ihnen die große Verfolgung widerfuhr, wobei es um das Leben geht, legen 80 x 10.000 x 100.000 x nayuta (unzählige) Bodhisattwas den Schwur ab, mit dem Geist von „ohne Leib und Leben zu schonen (Fushaku-shinmyo)“ zu kämpfen.
Im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ steht folgendes: „Wir lieben nicht Leib und Leben / nur um den unübertroffenen Weg bemühen wir uns.“ (LS, Seite 420) Hierbei lehrt Shakyamuni den Geist von „ohne Leib und Leben zu schonen“, nichts zu fürchten und sich um den unübertroffenen Weg zu bemühen, den Geist, der allen Menschen ermöglicht, die Buddhaschaft zu erlangen, als Grundvoraussetzung für die Ausübung der Bodhisattwas.
Wenn eifersüchtige Priester, die Ruhm und Reichtum begehren, und dumme machtgierige Minister vereint durch unrechte Machtausübung die Ausübenden des Lotos-Sutras überfallen, kann nur derjenige, der das „Herz des Löwenkönigs“ von „ohne Leib und Leben zu schonen“ hervorruft und gegen sie kämpft, die Buddhaschaft verwirklichen – so schreibt Nichiren Daishonin in seinem „Brief aus Sado“, den er etwa zum gleichen Zeitpunkt wie die Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ verfasste.
Aus diesem Grund können wir verstehen, dass im „Öffnen der Augen (Kaimoku)“ eine Bedeutung enthalten ist: „Öffnet eure Augen für den Geist des Daishonin, der seinen Leib und sein Leben nicht schont.“
Wer gegen Hindernisse und Teufel kämpft,
ist der Meister im Späten Tag des Gesetzes
Als nächstes möchten wir einen Abschnitt derselben Abhandlung in Betracht ziehen, der als Fazit seiner genauen Nachforschungen dargestellt ist, dass die Phänomene der Verfolgungen, die dem Daishonin widerfuhren, mit den Phänomenen der Verfolgungen, die sich durch die im Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ erläuterten drei starken Feinde ereigneten, übereinstimmen. Denn darin können wir auch den Hinweis auf seine Aufforderung „Öffnet eure Augen für den Daishonin!“ ersehen:
„Der Buddha und Devadatta sind wie eine Gestalt und deren Schatten – Leben auf Leben sind sie nie voneinander getrennt. Prinz Shotoku und sein Erzfeind Monobe-no Moriya erschienen zur selben Zeit, so wie die Blüte und die Samenhülse der Lotosblume. Falls ein Ausübender des Lotos-Sutras erscheint, dann müssen die drei starken Feinde existieren. Die drei starken Feinde sind bereits existent, wer also ist dann der Ausübende des Lotos-Sutras? Wir sollten nach ihm suchen und ihn zu unserem Meister machen, was so selten ist, als könne eine einäugige Schildkröte einem Stück Treibholz im Ozean begegnen.“ (DG Band 2, Seite 181; JG, Seite 230)
„Wir sollten nach ihm suchen und ihn zu unserem Meister machen!“ – das ist seine Schlussfolgerung, dass gerade der Ausübende des Lotos-Sutras, der gegen die drei starken Feinde konsequent kämpft, der rechtmäßige „Meister“ ist, der alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zum Glück führen kann. Nur diejenigen, die gegen Hindernisse und teuflische Funktionen kämpfen, sind die „Meister im Späten Tag des Gesetzes“.
Gegen diejenigen, die die Wahre Lehre im Späten Tag des Gesetzes korrekt beibehalten und ausüben, treten Teufel unweigerlich wetteifernd auf, wie ein Abschnitt der Gosho besagt: „Wenn Teufel nicht wetteifernd erscheinen, sollte man sie (die Lehre) nicht als wahre Lehre anerkennen!“ (DG Band I, Seite 111; JG, Seite 1087)
Das Mittel zu etablieren, damit man die allen Menschen innewohnende Buddhanatur im Leben jedes einzelnen Menschen und ferner in der Gesellschaft manifestieren kann, ist der einzige Weg, um alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu retten. Dieser großartige Weg kann nur durch diejenigen erschlossen werden, die den tiefen und starken „Glauben“, die allen Menschen innewohnende fundamentale Dunkelheit zu durchbrechen, aufbauen können. Warum? Weil das Wesen aller teuflischer Funktionen gewiss die fundamentale Dunkelheit des Lebens ist. Solche Lehren, die nicht klar aufzeigen, wie wir gegen diese fundamentale Dunkelheit des Lebens kämpfen sollen, können sicher weder „wahre Lehre im Späten Tag des Gesetzes“ noch „Meister im Späten Tag des Gesetzes“ genannt werden.
Die fundamentale Dunkelheit des Lebens ist der grundlegende Zweifel am Mystischen Gesetz, dem eigentlich nur solche Bodhisattwas begegnen, die in die letzte Phase ihrer Ausübungen eingetreten sind. Man sagt, ausgerechnet ein Bodhisattwa, der „die mit der vollkommenen Erleuchtung vergleichbare Stufe (To-kaku)“ erlangte, wird sich wegen dieses Zweifels in seinem Weg irren und davon abkommen.
Der Späte Tag des Gesetztes zeichnet sich dadurch ab, dass das reine Gesetz verdunkelt wird und verloren geht und dass sich verdrehte Ansichten verschlimmern, wie es heißt: „Das reine Gesetz wird verdunkelt und geht verloren. (Byakuho-Onmotsu)“ (DG Band 3, Seite 87; JG, Seite 258) Um die wahre Lehre in diesem Späten Tag des Gesetzes auszuüben, ist eine Auseinandersetzung mit der fundamentalen Dunkelheit des Lebens unbedingt vonnöten.
Dafür unterstrich der Daishonin in seiner Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ zwei Punkte. Als erster Punkt stellt er durch das Prinzip der „fünffachen Vergleiche“ klar fest, welche Lehre für den Späten Tag des Gesetzes die richtige ist.
Dies bezieht sich sowohl auf das Prinzip des „in der Tiefe der schriftlichen Darstellungen verborgenen Ichinen-sanzen, des augenblicklichen Herzens, das dreitausend Möglichkeiten enthält,“ als auch auf die „wahre Ursache und wahre Wirkung“ in der ewigen Vergangenheit, die im sechzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Unermessliche Lebensdauer des Tathagata“ erläutert werden. Kurzum können wir dadurch, dass wir die fundamentale Dunkelheit unseres Lebens mit unserem reinen, starken Glauben durchbrechen, den gegenseitigen Besitz des gegenwärtigen Selbst in den neun Welten und des ewigen Lebens in der Welt der Buddhaschaft verwirklichen. Das wird der „wahre gegenseitige Besitz der zehn Welten“ (DG Band 2, Seite 97; JG, Seite 197) genannt. Gerade das ist das Gesetz, das uns allen Menschen ermöglicht, in unserem Sein der neun Welten die Welt der Buddhaschaft hervorzurufen und dadurch die Buddhaschaft mit dem jetzigen Leib und in dieser Lebensexistenz zu verwirklichen. Und nur das ist das „wahre Gesetz für den Späten Tag des Gesetzes“.
Als zweiter Punkt betont der Daishonin den „Wunsch und Schwur (Seigan)“. Das in der Tiefe der schriftlichen Darstellungen im sechzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Unermessliche Lebensdauer des Tathagata“ verborgene wahre Gesetz ist schwer zu verstehen und schwierig zu glauben. Nichtsdestotrotz können wir dadurch, dass wir den großen Wunsch des Buddhas, alle Menschen zur Verwirklichung der Buddhaschaft zu führen, zu unserem eigenen machen und uns schwören, den Kampf für Kosen-rufu unentwegt bis zum Ende zu führen, unseren „Glauben“ vertiefen und verstärken. Und gerade der Daishonin, der das Prinzip „Hosshaku-Kenpon, das Vorläufige abzulegen und den Ursprünglichen Daseinsgrund zu offenbaren“, in seinem eigenen Leben verwirklichte und das große Gesetz für die Rettung aller Menschen im Späten Tag des Gesetztes begründete, ist der „Meister im Späten Tag des Gesetzes“ sowie der „Ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes“.
Was den Text angeht, der auf den „Wunsch und Schwur“ des Daishonin hinweist, habe ich ihn bereits zu Beginn zitiert, dennoch möchte ich ihn hier nochmals anführen:
„Letzen Endes: Verlassen mich die Götter! Widerfahren mir Verfolgungen! Allem zum Trotz bin ich darauf gefasst, mein Leben [für die Verbreitung des Gesetzes] zu geben. … Obzwar solch große Verfolgungen auftreten, werde ich den Lehren anderer Schulen niemals folgen, solange meine Lehre nicht durch einen Weisen widerlegt werden kann. Alle anderen großen Verfolgungen sind einem Staubkorn im Wind gleich. Ich werde die Säule Japans sein. Ich werde das Auge Japans sein. Ich werde das Große Schiff Japans sein. Das habe ich mir gelobt, und das ist mein Schwur. Ich werde ihn nie brechen. (DG Band 2, Seite 185-186; JG, Seite 232)
Die oben genannten zwei Punkte sind die Prinzipien, die den Kern der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ bilden, und später werde ich sie bei der Vorlesung der einzelnen Texte noch genauer erläutern.
Öffnet die Augen für „Ertragen der Verfolgungen und Mitgefühl“!
Im Zusammenhang damit möchte ich hier noch einen Abschnitt der Gosho zitieren: „Folglich: Obwohl mein, Nichirens, Verständnis über das Lotos-Sutra auch nicht ein Tausendstel oder Zehntausendstel dessen, worüber T’ien-t’ai sowie Dengyo verfügen, zu erreichen scheint, werden sie vor meiner Fähigkeit, Verfolgungen auszuhalten, und vor der Überlegenheit meines Mitgefühls Furcht empfinden.“ (DG Band 2, Seite 111; JG, Seite 202)
Dieser Abschnitt, den sich viele Gleichgesinnten tief ins Herz eingeprägt haben, ist meines Erachtens ebenso ein Text, der uns dazu auffordert: „Öffnet die Augen für den Daishonin!“ Obwohl der Daishonin hier seine Bescheidenheit zum Ausdruck bringt, dass sein Verständnis über das Lotos-Sutra dem T’ien-t’ais (538-597) in China und dem Dengyos (767-822) in Japan unterlegen sei, zeigt er, wie ich vorhin erläutert habe, in dieser Abhandlung die höchste Weisheit, die Kernlehre erfasst zu haben, damit alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes die Buddhaschaft verwirklichen können, klar und deutlich auf.
Jedoch ist diese Kernlehre das letztendliche Gesetz, das dafür bestimmt ist, dass jeder einzelne Mensch in seinem „augenblicklichen Herzen (Ichinen)“ den gegenseitigen Besitz der zehn Welten, das Hervortreten der Buddhschaft, realisieren kann. Deshalb ist dieses schon schwer genug zu erklären, es jedoch einem jeden verständlich zu machen, ist noch schwieriger.
Das alles führt zu einem Kampf, der von niemandem je zuvor geführt wurde. In bezug auf das Zeitalter lebte er in einer bösen Welt, vom Gesetz her verbreitete er eine schwer zu glaubende Kernlehre und von der Erscheinung her verblieb er als gewöhnlicher Sterblicher. Aus diesen Gründen waren große Verfolgungen absolut unausweichlich. Folglich setzte sich der Daishonin voll dafür ein, das Leben der Buddhaschaft in seinem eigenen Leben, dem eines gewöhnlichen Sterblichen, zu offenbaren, indem er aufeinander folgende große Verfolgungen aushielt. Und dadurch, dass er selbst seine Lebensführung sowie die Art und Weise der Ausübung des Buddhismus als Beispiele aufzeigte, etablierte er den sicheren Weg, diese für alle Menschen zu verbreiten.
Dabei ging die Triebkraft, seinen Kampf erfolgreich zu führen, von seinen einmal abgelegten „Wunsch und Schwur (Seigan)“ hervor, und in der weiteren Tiefe seines Herzens war sein großes Mitgefühl für alle Lebewesen zu finden. Gerade dieses große Mitgefühl ist der Grund dafür, dass wir den Daishonin als „ursprünglichen Buddha im Späten Tag des Gesetzes“ schätzen.
Der Daishonin selbst betrachtet den Kern der ganzen Bemühungen, seine Lehre zu verbreiten, um jeden einzelnen Menschen im Späten Tag des Gesetzes von Grund auf zu retten, in diesem großen Mitgefühl begründet, indem er sagt: „Ich, Nichiren, bin für alle Menschen Japans Herrscher, Meister, Vater und Mutter.“ (DG Band 2, Seite 197; JG, Seite 237) Dieser Abschnitt stellt das Fazit der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ dar, und wir können ihn als einen Aufruf verstehen: „Öffnet die Augen für des Daishonins Mitgefühl!“
Indem mein Meister Toda diesen Abschnitt der Gosho zitierte, stellte er „des Tathagatas Taten“ ausschließlich darin fest, alle Menschen zur Verwirklichung der Buddhaschaft zu führen und der gesamten Menschheit zu ermöglichen, ihren Lebenszustand grundlegend zu ändern, und dabei ermutigte er uns, diese Taten gleichermaßen auszuüben.
Er sagte: „Die gesamte Menschheit zum Buddha werden zu lassen und den Charakter der gesamten Menschheit zum Wertvollsten zu entwickeln, das bedeutet, ‚des Tathagatas Taten’ auszuüben. Die tiefe Absicht des Daishonin, die im Abschnitt der Gosho ‚Über das Öffnen der Augen’ – obwohl mein, Nichirens, Verständnis über das Lotos-Sutra auch nicht ein Tausendstel oder Zehntausendstel dessen, worüber T’ien-t’ai sowie Dengyo verfügen, zu erreichen scheint, werden sie vor meiner Fähigkeit, Verfolgungen auszuhalten, und vor der Überlegenheit meines Mitgefühls Furcht empfinden (DG Band 2, Seite 111; JG, Seite 202) – zum Ausdruck gebracht wurde, findet sich in seinem tiefen Herzen, mit dem er sein ganzes Leben dafür einsetzte, allen Lebewesen zu ermöglichen, den Lebenszustand des Buddhas zu erlangen. Das sind ‚des Tathagatas Taten’, die wir deutlich gesehen haben. Meine verehrten Mitglieder der Soka Gakkai, wir müssen ebenso ‚des Buddhas Taten’ ausüben. Denn, wie wollen wir der gesamten Menschheit ermöglichen, den Lebenszustand des Buddhas zu erfassen und beizubehalten?“ (aus „Gesammelte Werke“, Band 1)
Der Daishonin, der sich als Ziel die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen und die grundlegende Veränderung im inneren Lebenszustand der gesamten Menschheit setzte, brachte die Kraft des Mitgefühls, Verfolgungen auszuhalten, hervor, um den Kern des Gesetzes zu begründen und ihn zu verbreiten. Die Soka Gakkai hat diesen Geist des Daishonin übernommen, sodass sie seit der Zeit ihres ersten Präsidenten Tsunesaburo Makiguchi den Buddhismus Nichiren Daishonins als die Lehre zur Veränderung des realen Lebens aufgenommen hat und so im Kampf für die Rettung der Menschen weit vorangeschritten ist.
Die Grundlage ist Mitgefühl und Vertrauen zu den Menschen
Die Bedeutung über „Das Öffnen der Augen“, den Titel der Abhandlung, können wir, wie bis hierhin erläutert, vielschichtig verstehen, dennoch kann man sagen, dass ihr Grundtenor darin liegt: „Öffnet die Augen für den Daishonin!“ Und diesem Grundtenor liegt des weiteren sein Mitgefühl und Vertrauen den Menschen gegenüber zugrunde. Das ist etwas, das man gewiss so ausdrücken kann: „Öffnet die Augen für die Menschen!“
Der Buddhismus des Daishonin ist die „Lehre, die auf der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler“ basiert. Der Daishonin fordert seine Schüler auch dazu auf, auf dem Weg zu gehen, den er selbst durch den vollkommenen Einsatz seines eigenen Lebens errichtete, um allen einfachen Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu ermöglichen, die Buddhaschaft in ihrem eigenen Leib und Leben sofort zu verwirklichen, indem er sagt:
„Selbst wenn ich und meine Schüler verschiedenen Verfolgungen begegnen mögen, können wir natürlicherweise zur Welt der Buddhaschaft gelangen, solange wir in unserem Herzen keine Zweifel hegen. Zweifeln Sie nicht, selbst wenn Ihnen die himmlischen Götter keinen Schutz gewähren! Klagen Sie nicht darüber, dass sich Ihre gegenwärtige Existenz nicht in Ruhe und Sicherheit befindet! Trotzdem ich dies meine Schüler morgens und abends gelehrt habe, zweifeln sie daran und hören alle auf. Die Angewohnheit der törichten Menschen ist, dass sie ihre Versprechen im entscheidenden Augenblick vergessen.“ (DG Band 2, Seite 191; JG, Seite 234)
Dadurch stellt sich klar heraus, dass der Daishonin die Tat, den Glauben „ohne leisesten Zweifel zu hegen sowie ohne Leib und Leben zu schonen“ zu teilen, als den Weg der untrennbaren Einheit von Meister und Schüler definiert. Wie es klar daraus hervorgeht, dass der Zweifel durch diesen „Glauben“ abgewiesen ist, ist es wohl überflüssig zu sagen, dass darin der Kampf gegen die im Leben latent vorhandene teuflische Natur und die teuflischen Funktionen, die als äußere negative Beziehungen hergestellt werden, enthalten ist.
Im weiteren versichert uns der Daishonin, dass die Verwirklichung der Buddhaschaft als Wirkung zweifelsohne zu erwarten ist, falls wir uns dem Kampf des Daishonin anschließen. Denn ein jeder kann sowohl in der Ausübung als „Ursache“ wie auch beim Erhalten des Nutzens als „Wirkung“ mit dem Daishonin untrennbar werden.
Das bedeutet, dass der Aufruf „Öffnet die Augen für den Daishonin!“, der Aufruf, der in diesem Schriftwerk durchweg zu finden ist, in Wirklichkeit auf dem tiefen Vertrauen zu jedem einzelnen Menschen und zu allen einfachen Menschen basiert.
Aus diesem Grund möchte ich als Bedeutung über „das Öffnen der Augen“ dieser Abhandlung klar und deutlich erklären, dass nebst des Aufrufes „Öffnet die Augen für den Daishonin!“ weitere leidenschaftliche Aufrufe zu finden sind: „Öffnet die Augen für jeden einzelnen Menschen!“ und „Öffnet die Augen für alle einfachen Menschen!“
Die „Solidarität des Öffnens der Augen“, die Buddhanatur aller Menschen zu öffnen
Schlussfolgernd kann man sagen, dass die Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ respektvoll und tiefgründig zu lesen nichts anderes bedeutet, als dass wir Nichiren Daishonin zu unserem „Vorbild“ für die Verwirklichung der Buddhaschaft im Späten Tag des Gesetzes annehmen und ihn als „Herrscher der Lehren im Späten Tag des Gesetzes“, der den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft etablierte, korrekt verehren. Und vom humanistischen Blickwinkel des Buddhismus Nichiren Daishonins aus gesehen, kann man ebenso sagen, dass die Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ ehrfurchtsvoll und gründlich zu lesen der Tat gleicht, auf dem „Vertrauen zu den Menschen“ basierend aufzustehen.
Wenn ich diese Abhandlung soweit verstanden habe, frage ich mich, wo es überhaupt Menschen gibt, die dieses Schriftwerk des Daishonin im wahrsten Sinne des Wortes korrekt gelesen und verstanden haben. Erneut, könnte man sagen, wird der aus tiefer Weisheit herrührende scharfsinnige Blick Präsident Todas nunmehr erstrahlen. Zum Abschluss meiner ersten Vorlesung möchte ich Ihnen allen einen kurzen Abschnitt der Führung meines Meisters Toda vorstellen:
„Wenn ich mir erlaube, die Schriften des Daishonin zu lesen, wünsche ich mir inständig, dass ich das große Mitgefühl des Buddhas, dessen unerschütterliche Überzeugung, leidenschaftlichen Geist für die Rettung aller Menschen und unermüdliche würdevolle Willenskraft zur Verwirklichung von Kosen-rufu berühren kann, als Wörter oder Sätze der Schriften des Daishonin rein sprachlich zu verstehen. Jedes Mal, wenn ich die Gosho lese, fühle ich mich, von seinem leidenschaftlichen Herzen wie von der strahlenden Sonne des Hochsommers durchdrungen zu sein. Das kommt mir wiederum vor, als würde mir eine erhitzte riesengroße Eisenkugel an die Brust gedrückt. Zuweilen empfinde ich auch so, als werde kochendes Wasser aufsprudeln oder als ob ein gewaltiger Wasserfall, die Erde erschüttend, auf meinen Körper herunterfallen würde.“ (aus „Gesammelte Werke“, Band 3)
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade dieser Geist, mit dem Präsident Toda die Schriften des Daishonin las, die ewige Leitlinie ist, wie respektvoll wir, die Mitglieder der Soka Gakkai, die Gosho leben sollten. Die Gosho zu lesen bedeutet, des Daishonins großes Mitgefühl für die Rettung der Menschen und die tiefe Lebensphilosophie zu berühren. Und das ermöglicht uns, am Geist des Daishonin für Kosen-rufu Teil zu haben.
Wir wollen uns als mutige Kämpfer aus der Erde fest entschließen, die „Solidarität des Öffnens der Augen“ aufzubauen, um die blinden Augen der gesamten Menschheit und die Buddhanatur aller Menschen zu öffnen. Nach dem humanistischen Buddhismus Nichiren Daishonins sehnt sich jetzt die ganze Welt. Die ganze Welt sieht auf unsere große Bewegung für Frieden, Kultur und Erziehung.
(Fortsetzung folgt)
(aus „Daibyakurenge“, Mai 2004)
(2) Die drei Tugenden „Herrscher, Meister und Eltern“
- durch das Aushalten von Verfolgungen und
aus tiefem Mitgefühl die Lehren des Buddhismus
für die Menschen zu öffnen.
Das Hauptthema, das die gesamte Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ durchdringt, ist das Prinzip „Die drei Tugenden“. Dies stellt sich bereits im ersten Abschnitt dieser Abhandlung klar und deutlich heraus:
„Nun, es gibt drei Arten von Menschen, die von allen Lebewesen respektiert werden sollten; es sind sozusagen Herrscher, Meister und Eltern. Und es gibt drei Arten von Lehren, die sie studieren müssen; diese sind sozusagen Konfuzianismus, nicht-buddhistische Lehren und Buddhismus.“ (DG Band 2, Seite 67; JG, Seite 186)
Hier zählt der Daishonin drei Tugenden, „Tugend des Herrschers“, „Tugend des Meisters“ und „Tugend der Eltern“, welche alle Menschen zu verehren haben, auf. Und darüber hinaus zählt er als Philosophien sowie Religionen, hier vertreten durch Konfuzianismus, nicht-buddhistische Lehren und Buddhismus, welche studiert werden müssen, auf, nämlich Konfuzianismus, Taoismus u.a., also die Lehren in China, Brahmanismus, der hier alle anderen Lehren außer denen Shakyamunis in Indien repräsentiert, und Buddhismus. Das bedeutet, dass der Daishonin alle führenden Philosophien der Welt, die in der damaligen Zeit bis nach Japan überbracht wurden, aufzählt.
Diese führenden Philosophien und Religionen der Welt tiefschürfend zu untersuchen und dadurch klar herauszustellen, wer es ist, der mit den drei Tugenden von Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet und für alle Lebewesen wahrhaft verehrungswürdig ist, wird zum großen Thema, das als Knochengerüst diese Abhandlung durchdringt.
Die in diesen Philosophien und Religionen erläuterten Götter, Buddhas, Bodhisattwas, Heilige und Weise sind in der einen oder der anderen Form als diejenigen dargestellt, die mit einer der drei Tugenden von Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet sind, und sie wurden in der Tat von vielen Menschen verehrt. Was der Daishonin jedoch hier zum Thema macht, ist diejenige Person, die mit allen drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet ist. Weil gerade die mit diesen drei Tugenden ausgestattete Person eine Existenz darstellt, der von „allen Lebewesen“ Achtung und Respekt gebührt.
In seiner Abhandlung „Über das Gebet“ sagt der Daishonin wie folgt: „Selbst wenn man Vater und Mutter ist, kann man, wenn der Status niedrig ist, die Funktion eines Herrschers nicht ausführen, und selbst wenn man Herrscher sein mag, kann man einem Angst einjagen, wenn man nicht wie Vater und Muter ist. Selbst wenn man Vater, Mutter und Herrscher sein kann, reicht es nicht aus, Meister zu sein. Alle Buddhas [außer Shakyamuni] sind zwar Herrscher, weil sie Weltgeehrte sind, trotzdem können sie nicht Meister sein, weil sie nicht in der Saha-Welt erschienen sind. Außerdem haben sie auch noch nicht bekannt: ‚Die Lebewesen darin (in der dreifachen Welt) sind alle meine Kinder.’ Der Buddha Shakyamuni allein verfügt zugleich über die drei Funktionen von Herrscher, Meister und Eltern.“ (JG, Seite 1350)
Diese Aussage weist darauf hin, dass unter allen Buddhas einzig und allein der Buddha Shakyamuni mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet ist, und dieses Schema der Untersuchung bleibt nicht nur auf den Buddhismus beschränkt, sondern es kann auch in allen anderen religiösen Lehren erweitert angewendet werden. Und dabei kommt das gleiche Ergebnis heraus.
Wie in der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ erwähnt, ging man allgemein in Philosophien und Religionen, die im antiken Indien und China verbreitet waren, davon aus, dass Götter, die richten, wie Gottheiten als Schöpfer, idealisierte Kaiser und ferner Heilige wie Weise, die Lehren hinterließen, mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet seien. Jedoch kann man mit Sicherheit sagen, dass das bei keinem einzigen von ihnen der Fall war.
Selbst wenn der eine oder der andere mit Edelmut, Erhabenheit oder Kraft, also etwas, was der Tugend des Herrschers gleichkommt, ausgestattet war, kann man bei ihm doch keine Tugend, die der elterlichen Barmherzigkeit gleicht, ersehen. Oder gerade umgekehrt, gibt es eine Gottheit, der es an Edelmut fehlt, obwohl sie mit der elterlichen Barmherzigkeit ausgestattet ist. Des weiteren gibt es Götter, bei denen die Tugend des Meisters zu vermissen ist, weil sie keine Lehre, um die Lebewesen anzuführen, predigen, auch wenn sie über Edelmut und Barmherzigkeit verfügen. Wie diese Beispiele zeigen, besitzen die meisten von ihnen nur einen Teil der drei Tugenden.
In der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ setzt der Daishonin in bezug auf Herrscher, Meister und Eltern in Konfuzianismus, nicht-buddhistischen Lehren und Buddhismus seine Prüfungen fort, während er darauf fokussiert, welches „Gesetz“ jede einzelne dieser drei Lehren erläutert und welche Ausübungen die Lebewesen aufgrund des jeweiligen Gesetzes ausführen.
Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass eine klare Feststellung, welche Lehren für die Lebewesen gelehrt werden und inwieweit sie zur Ausübung der jeweiligen Lehre aufgefordert werden, gerade in bezug darauf, die Echtheit der drei Tugenden zu erkennen, sehr wichtig ist, weil die drei Tugenden eigentlich als grundlegendste Eigenschaften zu verstehen sind, die durch Buddhas, Bodhisattwas und andere Heilige just im Zusammenhang mit Lebewesen offenbart werden können.
Aus diesem Aspekt untersucht, schlussfolgert der Daishonin, dass Shakyamuni einzig und allein allen Lebewesen gegenüber mit den drei Tugenden ausgestattet ist und dass konfuzianische Gelehrte in China sowie Heilige und Denker der nicht-buddhistischen Lehren in Indien nicht als wahre Herrscher, Meister und Eltern bezeichnet werden können, weil sie sich in der „Ursache und Wirkung“ [des Lebens] nicht auskennen.
Das geht aus dem folgenden Gosho-Abschnitt hervor: „Der Große Erleuchtete und Weltgeehrte (Shakyamuni) ist für alle Lebewesen ein Großer Führer, ein Großes Auge, ein Großer Stützpfeiler, ein Großer Steuermann und ein Großer Acker der Wohltaten usw. Obwohl die vier Heiligen der nicht-buddhistischen (konfuzianischen) Schriften und die drei Einsiedler der nicht-buddhistischen (brahmanischen) Lehren Indiens ihrem Rufe nach als Heilige bezeichnet werden, sind sie in Wirklichkeit gewöhnliche Sterbliche, die von den drei Illusionen noch nicht befreit sind. Und obwohl sie Weise genannt werden, kommen sie in Wirklichkeit einem Säugling gleich, der das Prinzip von Ursache und Wirkung nicht kennt. Wie könnte man mit ihnen als Schiff je das große Meer von Leben und Tod überqueren? Es ist schwierig, mit ihnen als Brücke über die Wege der sechs niederen Welten zu gehen. Im Gegensatz zu ihnen ist unser Großer Lehrer (Shakyamuni) sogar imstande, über [Leben und Tod] der Stimmen-Hörer (Shravakas), Teilerleuchteten (Pratyeka-Buddhas) und Bodhisattwas zu stehen, umso mehr über den Kreislauf von Leben und Tod [der gewöhnlichen Sterblichen] in den sechs Welten. Darüber hinaus ist er vom grundlegendsten Zweifel, der fundamentalen Dunkelheit des Lebens, vollkommen befreit, umso mehr von den unbedeutenden Illusionen von [aposteriorisch-intellektueller] Erkenntnissen und [angeborenen, instinktiven] Gedanken, die den Zweigen und dem Laub eines Baumes gleichen.“ (DG Band 2, Seite 73-74; JG, Seite 188)
Das hier besagte Prinzip von Ursache und Wirkung weist auf die Ursache und Wirkung hin, die sich auf die drei Lebensexistenzen erstrecken und dafür entscheidend sind, ob die Menschen glücklich werden können oder nicht. Und in dieser Abhandlung wird durch das Prinzip vom „fünffachen Vergleich“ die „Wahre Ursache und Wahre Wirkung“, die wahre „Ursache und Wirkung für die Verwirklichung der Buddhaschaft“, herauskristallisiert. Gerade das ist das wahre gegenseitige Enthaltensein der zehn Welten, ausgehend von „einem augenblicklichen Herzen, das dreitausend Möglichkeiten enthält (Ichinen-sanzen)“, das Prinzip des Lebens, das in der Tiefe der schriftlichen Darstellungen des sechzehnten Kapitels des Lotos-Sutra „Unermessliche Lebensdauer des Tathagata“ verborgen liegt.
In der ersten Hälfte der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ stellt der Daishonin fest, dass innerhalb der bislang überlieferten konfuzianischen, nicht-buddhistischen und buddhistischen Lehren vorerst Shakyamuni allein allen Lebewesen gegenüber mit den drei Tugenden ausgestattet ist. Aufgrund dessen stellt der Daishonin des weiteren klar, dass innerhalb der gesamten Lehren Shakyamunis gerade das „in den schriftlichen Darstellungen verborgene Ichinen-sanzen“ das wahre Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft sowie das große Gesetz ist, das alle Lebewesen im Späten Tag des Gesetzes retten kann. Der Grund, warum der Daishonin klarstellt, dass gerade Shakyamuni allein mit den drei Tugenden ausgestattet ist, liegt darin, dass dieser selbst zu der wahren „Ursache und Wirkung für die Verwirklichung der Buddhaschaft“ erwachte, sie in seinem eigenen Leben offenbarte und schließlich als Lotos-Sutra predigte.
Herrscher, Meister und Eltern enthalten
In der zweiten Hälfte dieser Abhandlung wird der Kampf des Daishonin als Ausübender des Lotos-Sutra, der zu dieser wahren „Ursache und Wirkung für die Verwirklichung der Buddhaschaft“ erwacht ist, sein voller Kampf, diese für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu öffnen, klargestellt.
Der Daishonin kennt einzig und allein dieses in der Tiefe der schriftlichen Darstellungen des Lotos-Sutra verborgene große Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft und ist zudem darüber informiert, dass die bösen Lehren, die dieses Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft verhindern, in ganz Japan weit verbreitet sind, wie er sagt: „Es ist in Japan nur Nichiren allein, der dies kennt.“ (DG Band 2, Seite 106; JG, Seite 200)
Aber sobald er einmal dieses wahre Gesetz sowie die wahre Lehre verkündet hat, toben Stürme der Verfolgungen in unvorstellbarem, noch nie da gewesenem Ausmaße, wie sie beschrieben werden: „So wie sich Berge türmen und Wellen auf Wellen folgen, tragen Verfolgungen zu Verfolgungen bei, und Kritiken vermehren Kritiken.“ (DG Band 2, Seite 109; JG, Seite 202)
In solch einem Zeitalter voller Streitigkeiten und inmitten der die unreine Welt symbolisierenden Phänomene der Gesellschaft hörte der Daishonin, indem er die großen Verfolgungen (die Todes- und Verbannungsstrafe) überwand, dennoch niemals auf, seinen spirituellen Kampf für die Rettung der Menschen durchzuführen. Dieser Lebenszustand, die seinen ganzen Handlungen zugrunde lag, drückt sich in dem folgenden Gosho-Abschnitt aus: „Obwohl mein, Nichirens, Verständnis über das Lotos-Sutra auch nicht ein Tausendstel oder Zehntausendstel dessen, worüber Tiantai sowie Dengyo verfügen, zu erreichen scheint, werden sie vor meinem Vermögen, Verfolgungen auszuhalten, und vor der Überlegenheit meines Mitgefühls sogar Furcht empfinden.“ (DG Band 2, Seite 111; JG, Seite 202)
Eine ausführliche Vorlesung über diesen Abschnitt möchte ich auf eine spätere Gelegenheit verschieben, jedoch wenn ich hier nur das Fazit daraus schildern darf, geht es um eine große Deklaration, dass es in der gesamten Geschichte des Buddhismus nach Shakyamuni, in der Ebene des Mitgefühls, für die Rettung der Menschen Verfolgungen auszuhalten, keinen buddhistischen Führer gab, der den Daishonin übertrifft.
Warum dem Daishonin, dem Ausübenden des Lotos-Sutra, trotz dessen Versprechen kein Schutz von den buddhistischen Göttern gewährt wird? Und warum keine manifeste Strafe auf die Verfolger fällt? In der zweiten Hälfte dieser Abhandlung entwickelt sich seine Erläuterung gerade um diese Fragen.
Diese Fragen stellen ein sehr kritisches Element dar, das als einer der Hintergründe, warum diese Abhandlung geschrieben wurde, angenommen wird. Denn sie waren sowohl Schmähungen, die seitens der Öffentlichkeit gegen den Daishonin verübt wurden, als auch Kritiken derjenigen Schüler, die nicht nur im Glauben zurückfielen, sondern sich auch gegen ihn empörten.
Der Daishonin hebt diesen Punkt hervor, wie ein Abschnitt dieser Abhandlung besagt: „Weil diese Fragen der Kern dieses Schreibens sowie die wichtigste Angelegenheit für mein gesamtes Leben sind ….“ (DG Band 2, Seite 113; JG, Seite 203) Und er stellte sich diesen Fragen direkt und setzte sich dafür ein, die Zweifel der Menschen zu erhellen.
Was sich aber währenddessen allmählich klarer herausstellt, ist die vollkommene Übereinstimmung des Verhaltens desjenigen, der als Ausübender des Lotos-Sutra die Lehre, wie im Lotos-Sutra beschrieben, verbreitet, wodurch die Verfolgungen ausgelöst werden, die ihm widerfahren, und des Verhaltens des Daishonin.
Insbesondere des Buddhas Aufforderung dazu, dass die Boddhisattwas ihren Schwur ablegen sollten, und die Lehre der „sechs schwierigen und neun leichten Taten“ im elften Kapitel „Erscheinen des Schatzturms“, die Aufforderung dazu, dass alle gewöhnlichen Sterblichen (böse Menschen und Frauen) die Erleuchtung erlangen können, was im zwölften Kapitel „Devadatta“ erläutert ist, und die durch die drei starken Feinde veranlassten großen Verfolgungen auf den Ausübenden des Lotos-Sutra – das alles führt dazu, zu beweisen, dass gerade der Daishonin der Ausübende des Lotos-Sutra ist.
Gerade der Daishonin ist der wahre Ausübende des Lotos-Sutra, der zum in der Tiefe der schriftlichen Darstellungen verborgenen großen Gesetz erwacht ist und es verbreitet, um die Menschen im Späten Tag des Gesetz zu retten. Dieser Punkt wird erhebend umso deutlicher bewiesen, je klarer die Übereinstimmung von dem Verhalten des Daishonin und den Schriften des Lotos-Sutra bestätigt wird.
Als seine präzise Forschung anhand der Schriften des Lotos-Sutra in bezug auf sein eigenes Verhalten ihren Höhepunkt erreichte, verkündete der Daishonin, wie hervorströmend, seinen „Wunsch und Schwur zur Rettung der einfachen Menschen“. Dieses Löwengebrüll drückt sich mit keinem anderen aus als mit dem Abschnitt, der wie folgt beginnt: „Letzten Endes: Verlassen mich die Götter! Widerfahren mir Verfolgungen! Allem zum Trotz bin ich darauf gefasst, mein Leben [für die Verbreitung des Gesetzes] zu geben!“ (DG Band 2, Seite 185; JG, Seite 232)
Auf dem letztendlichen Gipfel des Geistes stehend, blickt der Daishonin in aller Ruhe darauf herunter, dass die Verfolger und diejenigen, die im Glauben zurückfielen, weit unten wimmeln. Das ist ein Ausbund des Gosho-Abschnitts, in dem der reine Klang der Seele, die über Ignoranz, Misstrauen und Zweifel hindurch kämpft, widerhallt.
„Lasst den Schatzturm eueres eigenen Lebens erstrahlen!“ – so können wir seinen erhabenen Lebenszustand wie ein Lichtstrahlen des Mitgefühls, das vom weiten und durchweg blauen Himmel herunterreicht, wahrnehmen.
Ferner wird in dieser Abhandlung seinen Schülern aufgezeigt, dass gerade die Ausübung des Buddhismus, die konsequent für die Rettung der einfachen Menschen bestimmt ist, sowohl der direkte Weg zur Erlangung der Prinzipien „die Veränderung schweren Karmas ermöglicht einem, das Karma leichter anzunehmen (Tenju-Kyoju)“ und „die Änderung des Karmas“ als auch der Hauptweg zur Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben.
Und schließlich wird darauf hingewiesen, dass die ganzen Bemühungen für die Verbreitung des Buddhismus substanziell aus dem „tiefen Mitgefühl (Jihi)“ herrühren. Wegen des tiefen Mitgefühls, sich um alle Lebewesen mit Aufrichtigkeit Sorgen zu machen, kämpft er gegen das Böse, hält Verfolgungen aus und verbreitet das universelle Gesetz. Aufgrund dieses Mitgefühls erklärt der Daishonin voller Überzeugung, dass er selbst im Späten Tag des Gesetzes einzig und allein derjenige ist, der mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet ist. Hierzu: „Ich, Nichiren, bin für alle Menschen im Land Japan Herrscher, Meister, Vater und Mutter.“ (DG Band 2, Seite 197; JG, Seite 237)
Das hier besagte Land Japan befand sich damals in einer Lage, in der die Lehren Shakyamunis im großen und ganzen zugrunde gingen. Die Menschen in solch einem Land Japan zu retten bedeutet, einem zu ermöglichen, die gesamte Menschheit zu retten. Demzufolge heißt es, dass dies nichts anderes ist als ein Gosho-Abschnitt, der unmissverständlich erklärt, dass gerade der Daishonin für alle Menschen in Japan und darüber hinaus für die gesamte Menschheit im Späten Tag des Gesetzes, der über zehntausend Jahre hinaus geht, das „grundlegende Objekt der Verehrung in der Verkörperung der Person (Nin-Honzon)“ ist, die mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet ist.
Wie soweit erläutert, bringt der Daishonin im Einführungsteil dieser Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern als Hauptthema vor und deklariert in ihrem Abschlussteil, dass gerade der Daishonin, der als Ausübender des Lotos-Sutra seinen Kampf durchführt, derjenige ist, der die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern manifestiert.
Bis jetzt habe ich den Ablauf dieser Abhandlung aus dem Aspekt „Herrscher, Meister und Eltern“ im Zusammenhang mit dem Daishonin zusammenfassend erläutert. Drauf basierend möchte ich jetzt die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern im Leben Nichiren Daishonins selbst, nämlich „Herrscher, Meister und Eltern des Säens im Späten Tag des Gesetzes“ noch eingehender untersuchen.
Der Daishonin ist nicht nur zu Myoho-Renge-Kyo, den Samen für die Verwirkung der Buddhaschaft erwacht, sondern er behielt auch Myoho-Renge-Kyo bis zum Ende bei, indem er fremde und nichtfremde Leiden aller Lebewesen, die im Späten Tag des Gesetzes leben, allein auf sich nahm. Und dieses große Gesetz predigte und verbreitete er für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes, ohne dabei seinen Leib und sein Leben zu schonen. In diesem großartigen Verhalten des Daishonin können wir die Tugenden von „Herrscher, Meister und Eltern des Säens im Späten Tag des Gesetzes“ mit Ehrfurcht ersehen, welche die Menschen im Späten Tag des Gesetzes aufklären und ferner ihnen ermöglichen, die Buddhaschaft zu verwirklichen.
Zunächst einmal ist Myoho-Renge-Kyo das ursprüngliche Gesetz des Universums. Der Daishonin war nicht nur zu diesem Gesetz erwacht, sondern er führte auch das Annehmen und Beibehalten des Mystischen Gesetzes durch, indem er große Verfolgungen überwand. Dieses Verhalten ist ein Beweis dafür, dass das Leben des Daishonin mit Myoho-Renge-Kyo vollkommen eins wurde. Dadurch wird meiner Auffassung nach sein mit der Gesamtheit des Universums vereinter erhabener Lebenszustand gezeigt, in dem sich das Universum und unser Selbst in einem manifestieren.
Dieser grenzenlose, erhabene Lebenszustand kann als „Tugend des Herrschers“ bezeichnet werden. Danach, dass die Tugend des Herrschers im Leben Shakyamunis im dritten Kapitel des Lotos-Sutra „Gleichnis und Parabel“ als „diese dreifache Welt ist ganz meine Domäne“ (Seite 191) definiert ist, könnte man die Tugend des Herrschers im Leben des Daishonin als „das Universum ist meine Welt“ bezeichnen.
In seiner Lebensführung, ganz und gar nach seinem einmal abgelegten „Wunsch und Schwur (Seigan)“, ohne sich im geringsten erschüttern zu lassen, unabhängig davon, welch große Verfolgungen ihn heimsuchen mögen, mit dem Herzen eines Löwenkönigs auf dem Weg zu Kosen-rufu voranzuschreiten, können wir die Erhabenheit und Würde des im Zentrum des Universums hochragenden großen Schatzturms im Lotos-Sutra bewundern.
Als nächstes hat der Daishonin Myoho-Renge-Kyo, welches er in seinem eigenen Leben als Tatsache manifestierte, allen Menschen ermöglicht, zu praktizieren. Das heißt, dass er mittels des Gohonzon, des klaren Spiegels, und Daimokus für Glauben und Praxis die Menschen auf den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft geführt hat, drückt meines Erachtens die „Tugend des Meisters“ schlechthin aus.
Und um die Menschen von den Leiden zu befreien, predigte er unermüdlich, dass die gewöhnlichen Sterblichen im Späten Tag des Gesetzes in ihrem Herzen die Welt der Buddhaschaft öffnen können, und er ermutigte sie unaufhörlich. Zugleich ermahnte er streng die Menschen, die verleumden, nämlich nicht an die Buddhanatur glauben, die dem Leben eines jeden Menschen innewohnt. Und er prangerte mit aller Härte die Lehren an, die die Menschen dahingehend irreführten, eine negative Beziehung herzustellen, wodurch die Menschen das wahre Gesetz verleumden. Und aus diesem Grund begegnete er den großen Verfolgungen, trotzdem hielt er sie aus. Das alles rührt aus dem großen Mitgefühl des Daishonin her.
Im dritten Kapitel des Lotos-Sutra „Gleichnis und Parabel“ stellt sich die Tugend der Eltern dar, wie es heißt: „Die Lebewesen darin (in der dreifachen Welt) sind alle meine Kinder.“ (Seite 191) Und in diesem Zusammenhang können wir gerade im Verhalten des Daishonin, Verfolgungen auszuhalten und die Lehre zu verbreiten, die „Tugend der Eltern“, die Menschen im Späten Tag des Gesetzes, als seien sie seine eigenen Kinder, aufzuziehen, ehrerbietig erkennen.
„Vorreiter“ und „Vorbild“,
dass die gewöhnlichen Sterblichen die Buddhaschaft verwirklichen können
Als „der Erste“ sowie „der Vorreiter“ für Kosen-rufu im Späten Tag des Gesetzes verbreitete der Daishonin das große Gesetz, um alle Lebewesen zu retten, und dieser Kampf ermöglichte es ihm, allein aus sich heraus die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern zu besitzen.
Und wenn ich über diesen vorreitenden Kampf des Daishonin vom Standpunkt des ihm nachfolgenden Schülers aus sagen darf, möchten wir ihn sicher dafür, dass die gewöhnlichen Sterblichen im Späten Tag des Gesetzes die Buddhaschaft verwirklichen, als „Muster“ bzw. „Vorbild“ verstehen können.
Hierzu sagt der Daishonin wie folgt: „wie es heißt, eine Person zum Vorbild zu nehmen, steht dafür, dass alle Lebewesen gleich sind.“ (JG, Seite 564) Vor allen Dingen, wenn es um das „Vorbild“ geht, wonach die gewöhnlichen Sterblichen die Buddhaschaft verwirklichen können, gibt es außer dem Daishonin keinen anderen Menschen. Deshalb verehren wir den Daishonin als „das wahre Objekt der Verehrung in der Verkörperung der Person“.
In diesem Zusammenhang kann ich mir ins Gedächtnis rufen, dass der erste Präsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (1871-1944), den Standpunkt der sogenannten „Weisen und Heiligen“, die die Wahrheit entdecken und lehren, vom Standpunkt der „gewöhnlichen Sterblichen“, die an die Wahrheit glauben, in die Tat umsetzen und daraus Werte schöpfen, unterschied. Dabei dachte er, dass die „Weisen und Heiligen“, die die letztendliche Wahrheit entdecken, als eine Person ausreicht, und dass alle anderen ihre Aufgabe darin finden sollten, diese Wahrheit auszuüben und zu beweisen.
Hierzu sagt er folgendermaßen: „Der Prozess (nämlich das System der Predigt der Lehre), dass der zuerst zur Wahrheit erwachte ‚Heilige und Weise’ seine Lehre dafür offenbart, dass wir, alle Menschen, unser Vertrauen etablieren, und der Prozess im Alltagsleben von uns gewöhnlichen Sterblichen, die daran glauben, dadurch angeführt werden und sich darum bemühen, ein von höchstem Glück erfülltes Leben zu führen, sollten völlig im Gegensatz stehen.“ (aus „Gesammelte Werke – Tsunesaburo Makiguchi“, Band 8)
Das heißt, nachdem der „Heilige und Weise“ erschien und das grundlegende Gesetz, an das alle Menschen glauben und das sie praktizieren sollten, errichtete, genügt uns gewöhnlichen Sterblichen, es theoretisch zu verstehen, erst wenn wir sein Fazit ausgeübt und uns das daraus entstehende Ergebnis zu eigen gemacht haben, so Präsident Makiguchi. Es ist ein „gewaltiger Irrtum“ sowie ein „nutzloser Verbrauch von Zeit und Mühe“, wenn diejenigen, die die Lehre des „Heiligen und Weisen“ weitertragen sollten, von einfachen Menschen verlangen, selber den Prozess nachzuleben, wie der „Heilige und Weise“ dazu gekommen ist. Mit dieser Feststellung kritisiert er mit aller Strenge die Verwechselung von Wahrheit und Werten. (aus „Gesammelte Werke – Tsunesaburo Makiguchi“, Band 8)
Für den ersten Präsidenten Makiguchi, der der Ansicht war, dass gerade die Verwirklichung des Glücks für sich und andere zugleich das höchste Ziel der Menschen sein sollte, liegt das letzte Ziel darin, die Menschen von ihren Leiden in der Tat zu befreien und ihnen Glück zu bringen. Und alle Theorien dafür galten für ihn nur als ein Mittel.
Und wenn ich dazu noch hinzufügen darf, war er ebenso der Ansicht, dass die gewöhnlichen Sterblichen, also gewöhnliche Menschen, als „Vorbild“, nach dem sie streben, wünschenswerter sind.
Das heißt, wenn man sich als allzu „vollkommene Existenz“ darstellt, obwohl diese sicher einmal als das „höchstpraktische Ziel“ gelten könnte, würde unter den Menschen, die danach streben, doch ein Gefühl entstehen, dass diese Existenz, wiewohl verehrungswürdig, zu unerreichbar sei. Eher gerade jemand, der in der „Gestalt der niedrigsten Klasse“, d.h. in der Gestalt eines gewöhnlichen Sterblichen, den „Nutzen des Säens“ verbreitet, ist der „größte und unübertroffenste Charakter“, so Herr Makiguchi. (aus „Gesammelte Werke – Tsunesaburo Makiguchi“, Band 8)
Gerade derjenige, der für die Menschen, die im Alltag voller Leiden leben, als Vorbild fungieren kann, ist höchstverehrungswürdig.
Nichiren Daishonin wurde im Zeitalter, in dem die Menschen von Leiden stürmisch heimgesucht wurden, als ein Bürger geboren und führte seine Ausübung des Humanismus, den Menschen im Alltagsleben zu ermöglichen, die Welt der Buddhaschaft hervorzurufen, konsequent durch. Folglich widerfuhren ihm verschiedene Verfolgungen, was ihn dazu führte, mit seinem eigenen Leibe das Lotos-Sutra zu lesen, dessen Lehren und Prinzipien unter Beweis zu stellen und in seinem ganzen Sein das großartige Potenzial zu offenbaren, worüber alle Menschen verfügen.
Diesen Punkt erwähnt Herr Makiguchi wie folgt: „Wenn das [der Buddhismus Shakyamunnis, vor allem das Lotos-Sutra] durch das Erscheinen des Daishonin mit dieser Erde (mit dieser realen Welt) in Zusammenhang gebracht wird und darüber hinaus, wenn seine Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung im einzelnen bewiesen wird, bedeutet es, dass das als Ideal dargestellte Lotos-Sutra möglicherweise in unserem täglichen Leben tatsächlich Geltung wie Wirkung gefunden hat.“ Und ferner: „Dass dies nicht nur auf Nichiren Daishonin allein beschränkt bleibt, sondern das, wie bereits erwähnt, für alle Menschen gilt, lässt sich unter uns, die diesen Glauben ausüben, leicht beweisen.“ Damit unterstreicht er, dass allein Nichiren Daishonin, der alle Verfolgungen aushielt, dennoch seine Lehre verbreitete, der Ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes ist, den wir als Vorbild verehren sollten. (aus „Gesammelte Werke – Tsunesaburo Makiguchi“, Band 8)
So weit habe ich die überragende Einsicht Herrn Makiguchis in Betracht gezogen, woraus wir entnehmen können, dass er eine Anschauung des Glaubens bewahrte, konsequent auf der Seite derjenigen zu stehen, die an die Lehre glauben und diese in die Tat umsetzen. Zusammen damit kann man sagen, dass hier der Geist des „Humanismus“, in allen Menschen die gleiche Würde zu sehen, aufgezeigt wird.
Zum Abschluss möchte ich die „Wendung der religiösen Anschauung“ erwähnen, die dazu führt, klar zu erkennen, wie der Daishonin selbst die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern betrachtete.
In seiner Abhandlung „Über das wahre Wesen aller Phänomene“ schreibt der Daishonin wie folgt: „Der gewöhnliche Sterbliche ist die Wesenheit der drei Körper, deshalb ist er der ursprüngliche Buddha. Die Buddhas (Shakyamuni, Tathagata „Viele Schätze“ usw.) sind die Funktionen der drei Körper, deshalb sind sie vorläufige Buddhas. Demzufolge, obwohl man dachte, der Buddha Shakyamuni sei wegen uns gewöhnlicher Sterblicher mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet, ist es jedoch nicht der Fall, sondern im Gegenteil, es sind die gewöhnlichen Sterblichen, die ihm die drei Tugenden verleihen.“ (DG Band 1, Seite 36; JG, Seite 1358)
Von der konventionellen Denkweise über Buddhas und Gottheiten betrachtet, dachte man, dass Shakyamuni ein großer Buddha sei, der für die Menschen mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausgestattet ist. In Wirklichkeit ist es aber anders. Gerade weil die Menschen die Buddhanatur besitzen und mit der Möglichkeit ausgestattet sind, das Leben des Buddhas zu offenbaren, kann der Buddha Shakyamuni seine Tugenden von Herrscher, Meister und Eltern für die Menschen voll entfalten, und aus dem Grund, sagt der Daishonin, verleihen die Menschen dem Buddha Shakyamuni die drei Tugenden.
Hier wird im Zusammenhang mit der Denkweise über die drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern und ferner mit dem üblichen Verständnis über Religionen eine „revolutionäre Wendung“ durchgeführt. Nach der herkömmlichen Denkweise sind Herrscher diejenigen, die das Volk beherrschen und es gehorchen lassen, während Meister ihre Schüler anführen und trainieren, und Eltern stehen für die Existenz, Kinder auf die Welt zu bringen und von ihnen verehrt zu werden. Wenn man das nur von solchen Beziehungen aus betrachtet, sind Herrscher, Meister und Eltern mit einer gewissen Autorität ausgestattet, und auch wenn man dabei Buddhas mit Herrscher, Meister und Eltern vergleicht, können daraus lediglich autoritäre Religionen entstehen.
Jedoch können Herrscher nur Herrscher sein, wenn sie ihr Volk zum Glück führen, Meister können nur Meister sein, gerade wenn sie ihre Schüler befähigen, selbständig zu werden, und Eltern können erst Eltern sein, wenn sie ihre Kinder vortrefflich erzogen haben. Wenn man Herrscher, Meister und Eltern aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, können Herrscher ihr Potenzial als Herrscher voll entfalten, falls ihr Volk die Möglichkeit hat, glücklich zu werden, während Meister ihre Tugend als Meister gerade deswegen besitzen können, weil ihre Schüler das Potenzial besitzen, sich vortrefflich zu entwickeln. Gleichermaßen können Eltern ihre Aufgabe erfüllen, weil ihre Kinder über das Potenzial verfügen, sich zur selbstständigen Persönlichkeit zu entwickeln.
Das gleiche gilt für Religionen. Gerade deswegen, weil die Menschen das Potenzial besitzen, die Buddhaschaft zu verwirklichen, können sich Buddhas mit den drei Tugenden Herrscher, Meister und Eltern ausstatten.
Diese Aussage des Daishonin weist auf die Wendung hin, von „autoritären Religionen“, bei denen man Gottheiten oder Buddhas gehorcht und Priester ums Gebet bittet, zur „Religion des Humanismus“ überzugehen.
(Fortsetzung folgt)
(aus „Daibyakurenge“, Juni 2004)
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