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EIN EINZIGES LEBEN
IST GENAUSO WERTVOLL
WIE DAS GANZE UNIVERSUM
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Trainingskurs der
SGI-D Männerabteilung in München vom 27.-29. Juni 2003
„Ich habe immer wieder betont, dass die Aufgabe der Soka Gakkai in der Gesellschaft darin besteht, den Geist, der aus der tiefsten Tiefe des Lebens hervorströmt, zu nutzen, um Kräfte wie Gewalt, Autorität und Materialismus auf der Welt zu bekämpfen, welche ständig die Würde des Menschen verletzen. Konkret besteht die Essenz dieser
Auseinandersetzung darin, niemals den Glauben an die Kraft des Wortes zu verlieren und sich unter allen Umständen dem Dialog zu widmen.
Tatsächlich ist das viel schwerer, als es klingt. Früher oder später stößt jeder auf ein Gegenüber, das lieber zu Gewalt greift, als sich auf ein Gespräch einzulassen. Diese Art von Bosheit verweigert sich der Sprache, die das Herz der Menschlichkeit darstellt. In genau so einem Moment wird unsere Überzeugung vom Dialog auf eine harte Probe gestellt und genau dort kann sich ihr wahrer Wert beweisen."
SGI-Präsident Daisaku Ikeda
Inhaltsverzeichnis
Grusswort..............................................................................................................................................4 Vorwort..................................................................................................................................................6 Lotus Sutra............................................................................................................................................7
Kapitel XX: Der Bodhisattwa Niemals Verachtender..................................................................................7
Die Tendenz des Landes..............................................................................................................................13
Erfahrung anlässlich des Besuchs der Gedenkstätte des Konzentrationslagers in Dachau.........................................13
Verantwortung für Frieden in unserem Land - Landestendenzen in der BRD.......................................14
Anhang................................................................................................................................................................................15
Bodhisattwa Fukyo.......................................................................................................................................19
Ein neues Weltbild..............................................................................................................................................................22
Der Kampf in Osaka 1956.............................................................................................................................25
Der Erfolg der Hauptstelle OST in den Jahren 2001 und 2002 - Was war das Geheimnis bzw. das Rezept
dafür?..................................................................................................................................................................................28
Ein neuer Kurs ..............................................................................................................................................48
Gekrönte Meister ..........................................................................................................................................64
GEDANKEN ZUR NEUEN MENSCHLICHEN REVOLUTION - 300................................................68
Der unbesiegbaren Männerabteilung ........................................................................................................68
Service-Seiten.......................................................................................................................................1 ZEITPLAN.........................................................................................................................................................1
© SGI-D e.v. 2003
Alle Rechte vorbehalten
Liebe Freunde, Männer für Kôsen-rufu,
ich freue mich sehr, dass so viele begabte Männer der SGI-D sich beim diesjährigen Männerkurs zusammen gefunden haben, um ihren Glauben zu vertiefen und einen neuen ‚Schub’ für die Bewegung der Verbreitung des Gohonzons in Deutschland zu entwickeln.
Es ist eine neue Zeit angebrochen – seit dem 23. Mai haben wir einen neuen Vorsitzenden der SGI-D e.V. (jap. rigicho = Generaldirektor), unseren SGI-D Männerleiter Matthias Gröninger! Zu diesem Generationswechsel möchte ich Euch von ganzem Herzen beglückwünschen. Nun hat ‚unser’ Matthias das scharfe Schwert von Kôsen-rufu in Deutschland übernommen, um als Schüler seines Meisters, Daisaku Ikeda, zusammen mit Euch die Welle der Verbreitung noch höher und intensiver schlagen zu lassen.
Es ist meine große Freude, ihn dabei unterstützen zu dürfen und an seiner Seite weiter für eine große, menschliche Entwicklung in der SGI-D zu kämpfen. Hier könnten wir Männer ein deutliches Beispiel für die Kraft des wunderbaren Gesetzes zeigen und damit die Frauen und jungen Menschen unserer Bewegung ermutigen und beschützen.
Das Thema unseres Studiums in diesem Monat erzählt von ‚dem großen Schwur des Buddhas’ und ‚dem großen Schwur der Soka Gakkai’. Dieses ‚groß’ bedeutet nicht (wie im Deutschen), dass es möglicherweise noch andere ‚große’ oder wichtige Dinge im Leben gibt, die gleichen Stellenwert haben.
‚Großer Schwur’ im Japanischen heißt ‚dai kakushin’, was etwa bedeutet: die eine absolute Überzeugung auf das Ziel hin, auf der das eigene Leben basiert und die sich in der Lebensaufgabe zeigt. Es geht hier in der Tat um ‚Sieg oder Niederlage’, ob man nämlich sein Versprechen aus der ewigen Vergangenheit erfüllt (‚oder nicht’ steht nicht zur Debatte).
Wir sprechen oft von ‚Gift in Medizin verwandeln’, von ‚die vorläufige Gestalt ablegen und die wahre zeigen’, oder ‚weltliche Begierden in Erleuchtung verwandeln’. Tun wir’s doch!
Der Löwe(nkönig) ist das Symbol der Männerabteilung. Ich bitte Euch von Herzen: Zeigt Eure ‚Kraft des angreifenden Löwen’ – es ist nicht notwendigerweise einfach nur die körperliche Kraft, sondern gleichermaßen die tiefe Ausdauer und Entschlossenheit, das eigene Ziel unbedingt zu verwirklichen - und das sobald wie möglich.
Bitte genießt die Tage des Kurses und verwandelt jede Minute in wertvolle, erinnerungswürdige Zeit. Und seid schon jetzt davon überzeugt, dass dadurch Euer Mitgefühl und Eure Aufrichtigkeit ungeahnte Früchte tragen werden – die Menschen werden Euch noch mehr vertrauen und Euren Rat suchen.
Diesmal kann ich nicht mit Euch sein, doch ich bin jetzt schon entschlossen, am SGI-D Männerkurs 2004 zusammen mit Euch mit vollem Einsatz zu kämpfen.
Passt auf Eure Gesundheit auf!
Immer an Euer Seite,
Peter Kühn
„Allein der Glaube ist wichtig“ „Allein das Herz entscheidet“
Matthias Gröninger
Jede Entscheidung erfährt sowohl Zuspruch als auch Ablehnung. Von denen, die sich direkt an mich gewandt hatten, um mir ihre Gedanken zu der Entscheidung, als Männerabteilung der SGID, nicht die KZ-Gedenkstätte Dachau zu besuchen, mitzuteilen, waren selbst kritische Stimmen sehr ermutigend. Ich möchte hier nur eine Stimme, und zwar aus einem Brief eines Münchner Mitgliedes der Frauenabteilung zitieren, da sie das Problem prägnant und kurz auf den Punkt gebracht hat.
„Wir müssen die Sprachlosigkeit und den Schmerz überwinden, das ist die Lösung, der Ort ist nicht wichtig, sondern der Entschluss, den Schmerz zuzulassen und zu überwinden. Die Herzkammer ist der Ort.“
Nicht alle, die am diesjährigen Trainingskurs der Männerabteilung teilnehmen wollen, können es schaffen. Viele
deshalb nicht, weil sie einfach nicht genug Geld haben. Andere sind vielleicht krank oder haben irgend einen anderen Kummer. Wir leben in einer schwierigen Zeit. Aus welchem Grunde auch immer es für einige Männer nicht möglich ist, zum Trainingskurs nach München zu kommen, denen möchte ich sagen: Bitte, macht Euch deswegen keine zusätzlichen Sorgen. Niemand braucht deswegen Reue oder ein schlechtes Gefühl zu haben. Natürlich freue ich mich, viele Männer auf dem Trainingskurs begrüßen zu können und dass sie es doch irgendwie möglich gemacht haben. Ihnen gegenüber bin ich dankbar und voll des Respekts.
Buddhismus ist jedoch auch Vernunft. Deswegen möchte ich die Gelegenheit nutzen und betonen, wozu ein Trainingskurs dient. Wir trainieren uns im Glauben an die Lehre Nichiren Daishonins und in unserer Entschlossenheit, die Herausforderungen des Alltags durch diesen Glauben zu meistern und ein glückliches Leben zu führen. Durch unser Beispiel, wie wir kämpfen, Glück aufbauen und unsere Menschlichkeit zeigen, ermutigen wir andere, durch die Ausübung dieses Buddhismus auch glücklich werden zu können. Buddhismus heißt Sieg oder Niederlage. Siegen wollen wir in unserem Alltag, auf der Arbeit, in der Familie, in der Gesellschaft und nicht zuletzt in unserer Menschlichkeit. Nach dem Trainingskurs, wenn wir wieder zuhause sind, können wir zeigen, was wir gelernt haben. Der Ort des Trainingskurses ist zwar hilfreich, aber nicht essentiell. Deswegen können alle, die zuhause geblieben sind, vor Ort dasselbe erreichen, wie wir in München.
„Allein der Glaube ist wichtig.“ „Allein das Herz entscheidet.“
An verschiedenen Orten haben sich Mitglieder der Männerabteilung entschlossen, an demselben Wochenende, an dem der Trainingskurs in München stattfindet, Männer-Versammlungen vor Ort abzuhalten und das gleiche Studienmaterial zu studieren. Als ich von dieser spontanen Aktion hörte, habe ich mich sehr gefreut, und mein Dank und Respekt ihnen gegenüber steht in nichts den Teilnehmern am Trainingskurs in München nach. Denn das bedeutet, dass alle Mitglieder der Männerabteilung an dem Trainingskurs teilnehmen, die einen in München und die anderen vor Ort. Der starke Wunsch der Mitglieder entscheidet schließlich alles. Und vielleicht haben diejenigen, die sich vor Ort, in der harten Realität des Alltags trainieren, nicht sogar allen, die in München sind, eine Nasenlänge voraus? Entscheidend ist allein der Glaube.
Das Durchführungskomitee wird das Kursheft allen Mitgliedern digital zur Verfügung stellen, so dass jeder es lesen kann.
Matthias Gröninger
Juni 2003
Zu dieser Zeit gab Buddha dem Bodhisattwa Der große Kraft erlangt hat diese Auskunft: »Du sollst wissen, dass, wenn die Mönche und Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen das Lotos-Sutra halten und jemand sie zum Gespött macht, sie beschimpft oder schmäht, dieser eine so große Strafe erhalten wird, wie schon weiter vorne angekündigt. Aber diejenigen, die Auszeichnungen (Verdienste) bekommen, wie vorher gepredigt, deren Augen, Ohren, Nase, Zunge und Geisteskraft werden rein und klar sein.
Der große Kraft erlangt hat ! In alter, lange vergangener Zeit von unermeßlichen, unbegrenzten, unvorstellbaren Asamkya-Kalpas gab es einen Buddha. Sein Name war König majestätischer Stimme, der, dem Verehrung angemessen, der allerorts das Wahre weiß (von universaler Kenntnis), der vollkommen in einem reinen Wandel der Erkenntnis, der gut hinüberkommt, der in Bezug auf die Welt frei ist, der unübertreffliche Meister, der Mann, der zu respektieren, Meister über Devas und Menschen, ein Buddha, der von aller Welt Verehrte. Sein Kalpa hatte den Namen Frei von Niedergang und sein Reich hieß Große Vollendung. Dieser Buddha König majestätischer Stimme predigte in jener Welt für die Götter, Menschen und Asuras das Gesetz. Für die, die nach der Sravakaschaft4 strebten, predigte er das entsprechende Gesetz der Vier Wahrheiten,5 Befreiung von Geburt, Alter, Krankheit und Tod und schließlich Erlangung des Nirwana. Für die, die die Pratyeka-Buddhaschaft6 erstrebten, predigte er entsprechend das Gesetz der zwölf Karma-Ursachen (nidänas)7. Für die Bodhisattwas predigte er auf der Grundlage der höchsten vollkommenen Erleuchtung entsprechend das Gesetz der sechs vollkommenen Tugenden (päramitäs) und veranlaßte sie, schließlich die Buddha-Weisheit zu erlangen, Der große Kraft erlangt hat! Die Lebenszeit dieses Buddha König majestätischer Stimme war vierzig Myriaden Kotis Nayutas von Kalpas, wie der Sand am Ganges. Die Zahl der Kalpas, während derer das wahre Gesetz in der Welt weilte, war wie die Staubkörner einer irdischen Welt Jambudvipa, die
Zahl der Kalpas, während derer das Bildgesetz in der Welt weilte, war wie die Staubkörner von
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den vier Kontinenten unterhalb. Als dieser Buddha den Lebewesen segensvolle Zuwendungen gegeben hatte, erlosch er und ging hinüber. Als das wahre Gesetz und das Bildgesetz in diesem Reich verschwunden und verbraucht waren, kam wieder ein Buddha. Er hatte auch den Namen Tathagata König majestätischer Stimme, der dem Verehrung angemessen, der allerorts das Wahre weiß (von universaler Kenntnis), der vollkommen in einem reinen Wandel der Erkenntnis, der gut hinüberkommt, der in Bezug auf die Welt frei ist, der unübertreffliche Meister, der Mann, der zu respektieren, Meister über Devas und Menschen, ein Buddha, der von aller Welt Verehrte. Wie diesen gab es in einer Reihenfolge zwanzigtausend Kotis von Buddhas. Sie hatten alle denselben Namen. Als der erste Tathagata König majestätischer Stimme erloschen und hinübergegangen war und das wahre Gesetz verschwunden war, erlangten während des Bildgesetzes[^1] Mönche von großem Hochmut große Machtfülle. Zu dieser Zeit gab es einen Bodhisattwa mit dem Namen Niemals Verachtender. Der große Kraft erlangt hat, aus welchem Grund war er Niemals-Verachtender genannt? Dieser Mönch, wann immer er jemanden sah, sei es Mönch oder Nonne, Laienanhänger oder Laienanhängerin - alle begrüßte er verehrungsvoll und lobte und pries sie, indem er sagte: „Ich verehre euch zutiefst. Niemals will ich euch verlachen oder verachten. Warum? Ihr alle geht den Weg des Bodhisattwa und werdet die Buddhaschaft erlangen“. Aber dieser Mönch las und rezitierte nicht in erster Linie die Sutrentexte, sondern praktizierte die verehrungsvolle Begrüßung. Auch wenn er in der Ferne die vierfache Gemeinde sah, ging er eigens zu ihr hin, grüßte sie verehrungsvoll, lobte und pries sie und sagte: „Ich kann euch niemals verachten. Denn ihr alle werdet Buddha werden.“ In dieser vierfachen Gemeinde gab es solche, die ärgerlich wurden und deren Herz nicht klar war; sie schalten mit bösem Mund und sagten: „Woher kommt denn dieser törichte Mönch, der sich selbst damit beschäftigt, zu sagen: ‚Ich kann euch nicht verachten', und der uns immer ankündigt: ‚Ihr werdet bestimmt Buddhas werden.’ Wir brauchen keine solche falsche Prophezeiung.“ So verbrachte er viele Jahre und war, obwohl er geschmäht wurde, niemals erzürnt, ständig sagte er dasselbe: „Ihr werdet bestimmt Buddhas werden.“ Wenn er diese Worte verkündete, schlugen ihn die Leute mit KeuIen und Stöcken, Scherben oder Steinen. Aber während er sich eilends davon machte und das Weite suchte, rief er noch mehr mit lauter Stimme: „Ich kann euch niemals verachten. Ihr alle werdet Buddhas werden.“ Da er immer solche Reden führte, gaben ihm die hochmütigen Mönche und Nonnen, die Laienanhänger und Laienanhängerinnen den Namen „Der niemals Verachtende“. Als dieser Mönch sich der Zeit näherte, da er zu sterben wünschte, hörte er vom Himmel zwanzigtausend Myriaden Kotis von Versen des Lotos-Sutra, die der Buddha König majestätischer Stimme früher gepredigt hatte, und er war fähig, sie aufzunehmen und festzuhalten. So erlangte er, wie oben gesagt, die Reinheit und Klarheit seines Gesichtsinns und Reinheit und Klarheit der Sinne seiner Ohren, Nase, Zunge, des Körpers und der Geisteskraft. Als er die Reinheit und Klarheit seiner sechs Organe (Sinne, Geist) erlangt hatte, verlängerte er seine Lebensdauer um zweihundert Myriaden Kotis Nayutas von Jahren, und er predigte das Lotus
Sutra weithin für die Menschen. Als dann die hochmütige vierfache Gemeinde, Mönche und
Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen, die diesen Menschen verlacht und verachtet hatten und ihm den Namen „Der Niemals Verachtende“ gegeben hatten, sahen, dass er die Kraft großer überirdischer Durchdringung, die Kraft beredter Diskussion und die Kraft großer guter Meditation erlangt hatte, und das hörten, was er predigte, da glaubten sie, waren vor ihm demütig und folgten ihm. Dieser Bodhisattwa verwandelte wiederum Tausende von Zehntausenden Kotis von Lebewesen und bewirkte, dass sie in der höchsten vollendeten Erleuchtung weilten.
Nach dem Ende seines Lebens traf er zweitausend Kotis von Buddhas, die den Namen Sonnen-Mond-Lampen-Leuchte trugen. Unter ihrem Gesetz predigte er dieses Lotos Sutra. Auf Grund dessen begegnete er wiederum zweitausend Kotis von Buddhas. Sie hatten alle gleicherweise den Namen Freier Licht-König der Wolken. Da er unter dem Gesetz dieser Buddhas wiederum diesen Sutrentext aufnahm und festhielt, las und rezitierte und ihn für die vierfache Gemeinde predigte, erlangte er die Reinheit und Klarheit des gewöhnlichen Auges und die Reinheit und Klarheit aller Organe, der Ohren, der Nase, der Zunge, des Körpers und der Geisteskraft. Als er in der vierfachen Gemeinde das Gesetz predigte, hatte er keine Furcht im Herzen. Der große Kraft erlangt hat ! Dieser Bodhisattwa Der Niemals Verachtende brachte so vielen Buddhas Verehrung dar, er huldigte ihnen und verehrte sie, er pries und lobte sie und pflanzte mannigfaltige gute Wurzeln. Danach traf er wieder Tausende von Zehntausenden Kotis Buddhas und predigte unter dem Gesetz aller Buddhas diesen Sutrentext. Er vollendete seine Verdienste und wurde Buddha. Der große Kraft erlangt hat, wie denkst du? War der Bodhisattwa Der Niemals Verachtende zu dieser Zeit eine andere Person? Er war ich selbst! Wenn ich in meinem früheren Leben diesen Sutrentext nicht aufgenommen und festgehalten, gelesen und rezitiert und für andere Menschen gepredigt hätte, wäre ich nicht fähig gewesen, schnell die höchste vollkommene Erleuchtung zu erlangen. Weil ich unter früheren Buddhas dieses Sutra annahm und beibehielt, las und rezitierte und es für die Menschen predigte, erlangte ich schnell die höchste vollkommene Erleuchtung. Der große Kraft erlangt hat l Weil mich zu jener Zeit die vierfache Gemeinde, die Mönche, Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen mit zornigem Sinn verhöhnten und schmähten, trafen sie während zweihundert Kotis Kalpas nicht den Buddha. Sie hörten sein Gesetz (dharma) nicht, sie sahen keine Mönche (samgha) und erlitten während tausend Kalpas große Leiden und Bedrängnisse in der Avichi-Hölle. Als sie ihr Vergehen abgetragen hatten, trafen sie wiederum den Bodhisattwa Der Niemals Verachtende, der für sie die höchste vollkommene Erleuchtung lehrte und sie verwandelte. Der große Kraft erlangt hat ! Wie denkst du? Bestand die vierfache Gemeinde, die diesen Bodhisattwa beständig verhöhnte, zu dieser Zeit aus anderen Menschen?
Sie sind jetzt in der Versammlung, die fünfhundert Bodhisattwas mit Bhadrapala, die fünfhundert Nonnen mit Löwen-Mond), die fünfhundert Laienanhänger mit Sugatacetana, die alle nicht mehr aus der höchsten vollkommenen Erleuchtung zurückfallen. Wisse, Der große Kraft erlangt hat, dieses Lotos-Sutra gibt allen Bodhisattwas und Mahasattvas segensvolle Zuwendungen und befähigt sie, die höchste vollkommene Erleuchtung zu erlangen. Deshalb sollten alle Bodhisattwas und Mahasattvas nach dem Erlöschen des Tathagata immer dieses Sutra annehmen und beibehalten, lesen und rezitieren, erläutern und abschreiben.«
Nun wünschte der von aller Welt Verehrte, diese Bedeutung noch einmal darzulegen, und er sprach lehrend die Gathas (Verse):
In der Vergangenheit gab es einen Buddha Mit dem Namen König majestätischer Stimme. Seine überirdische Weisheit war unermeßlich, Und er führte alle.
Götter und Menschen, Drachen und Geister zusammen Brachten ihm Verehrung dar.
Als nach dem Erlöschen des Buddha
Das Gesetz verlöschen wollte,
Gab es einen Bodhisattwa
Mit dem Namen Der Niemals Verachtende.
Zu dieser Zeit haftete die vierfache Gemeinde
Innerhalb des Gesetzes am (materiellen) Maßstab.
Wenn der Bodhisattwa Der Niemals Verachtende Sich ihr näherte, Sprach er zu ihr die Worte: „Ich verachte euch nicht. Ihr übt alle auf dem Weg
Und werdet sicher Buddha werden.“ Als die Menschen das hörten,
Beschimpften und schmähten sie ihn. Der Bodhisattwa Der Niemals Verachtende
War fähig, dies alles zu ertragen.
Als er seine Vergehen abgetragen hatte
Und er sich der Zeit näherte, wo sein Leben zu Ende ging,
Erlangte er es, dieses Sutra zu hören,
Und eine sechs Organe wurden rein und klar, Auf Grund seiner überirdisch durchdringenden Kraft Verlängerte er seine Lebenszeit. Und wieder predigte er für alle Menschen Weithin dieses Sutra.
Die vielfältige Menge,
Die an den Daseinselementen haftete,
Lehrte, verwandelte und vollendete der Bodhisattwa
Und führte sie, dass sie auf dem Buddha-Weg weilte Als Der Niemals Verachtende, sein irdisches Leben
beendet hatte,
Traf er die unzähligen Buddhas.
Er erlangte auf Grund dessen, dass er dieses Sutra gepredigt hatte, Unermeßliche Glückszeiten.
Nach und nach vollendete er seine Verdienste Und gelangte schnell auf den Buddha-Weg. Der Der Niemals Verachtende aus jener Zeit Bin ich selbst.
Die Menschen der vierfachen Gemeinde aus jener Zeit,
Die an den Daseinselementen hafteten und
Hörten, dass der Der Niemals Verachtende zu ihnen sagte:
»Ihr werdet Buddha werden!«
Trafen deshalb
Die zahllosen Buddhas;
Die Bodhisattwas dieser Versammlung,
Die Schar von Fünfhundert
Und auch die vier Abteilungen,
Männer und Frauen, von reinem Glauben,
Sie sind jetzt vor mir
Und hören das Gesetz.
Ich forderte in meinem früheren Leben
Alle diese Menschen auf,
Dieses Sutra,
Das höchste Gesetz, zu hören und anzunehmen. Ich eröffnete und zeigte es ihnen Und lehrte es die Menschen.
Ich veranlaßte sie, im Nirwana zu weilen;
Epoche für Epoche habe
Ich dieses Sutra selbst angenommen und beibehalten.
Während Kotis und Kotis von Myriaden Kalpas,
Unvorstellbar,
Erlangt man nur zu bestimmten Zeiten, Dieses Lotos-Sutra zu hören.
Während Kotis und Kotis von Myriaden von Kalpas,
Unvorstellbar,
Predigen die Buddhas, die von aller Welt Verehrten, Nur zu bestimmten Zeiten dieses Sutra.
Aufgrund dessen sollen die Anhänger,
Wenn sie nach dem Erlöschen Buddhas
Ein solches Sutra hören,
Keinen Zweifel und Irrtum aufkommen lassen.
Sie sollen mit ganzem Herzen
Weithin dieses Sutra predigen,
Und wenn sie Epoche für Epoche die Buddhas treffen, Werden sie rasch in den Buddhaweg eintreten.
Norbert Mascha
Als ich erfuhr, dass zur Vorbereitung dieses Trainingskurses ein Besuch in der Gedenkstätte in Dachau geplant ist, habe ich mich sofort entschlossen, daran teilzunehmen Mein Großvater, Paul Prob war in den Jahren 1938 und 1939 im KZ Dachau inhaftiert. Leider war mir nicht vergönnt, meinen Großvater kennen zu lernen, da er nach einer weiteren Inhaftierung im KZ Mauthausen im Jahr 1941 an die Ostfront geschickt wurde und von dort nicht mehr zurückgekehrt ist. Obwohl dieser Verlust sowohl für meine Großmutter als auch für meine Mutter ein schweres Leid gewesen sein muss, und wohl noch immer ist, war mein Großvater nie Gesprächsthema. Auch über das Dritte Reich oder den Krieg wurde nicht gesprochen.
Ich wusste nur, dass mein Großvater „in Dachau war", weil er sich gegen den „Anschluss" des Sudetenlandes an das Deutsche Reich ausgesprochen hatte. In meiner Schu1zeit war ich schon einmal in Dachau, habe aber keine persönliche Verbindung zu meiner Familie oder meinen eigenen Gefühlen gezogen, dies habe ich damals verdrängt. Als ich dieses Mal mit Myoko, Juan und einigen anderen Mitgliedern in der Gedenkstätte war, hatte ich sehr unterschiedliche Gefuhle. Zuerst einmal war die Atmosphäre sehr bedrückcn4, es regnete und es war kalt. Dann kam dazu, dass ich diesmal sehr bewusst nach Dachau fuhr, um an dem Block, in dem mein Großvater inhaftiert war, zu chanten und große Angst davor hatte, was dies in mir auslösen würde. Nachdem wir uns einen Film über die Geschichte des Lagers und der Gedenkstätte angesehen hatten, bat ich die Mitglieder, mit mir zu Block 15 zu gehen und mit mir für meinen Großvater zu chanten. Als wir dort Daimoku chanteten, konnte ich endlich meiner Trauer freien Lauf lassen und um meinen Großvater weinen. Dies war das erste Mal, dass ich so persönlichen Schmerz wegen des Verlusts meines Großvaters empfunden (oder zugelassen) habe. Gleichzeitig war ich unheimlich stolz darauf, diesem Leid die Kraft von Nam-rnyoho-renge-kyo entgegensetzen zu können. Danach ging ich zurück in das Besucherzentrum und las die Einträge der Menschen, die in den Jahren davor die Gedenkstätte besucht hatten. Aus den vielen persönlichen Einträgen ergab sich ein überwäItigendes Ganzes: Nie wieder soll irgendjemand in einem solchen Lager inhaftiert oder wegen seiner Abstammung oder Religion verfolgt werden, nie wieder soll irgendjemand seinen Vater, seine Mutter oder sein Kind aus solchen Gründen verlieren müssen, dies war der Wunsch aller dieser Menschen. Dies bewegte mich stark, da ich in diesem Moment spürte, dass wir alle, aus den unterschiedlichsten Ländern stammend, mit unterschiedlichsten Hintergründen und gleich, ob persönlich betroffen wie ich, oder nur entsetzt angesichts dieses Lagers und der Grausamkeiten, die in ihm begangen wurden, den gleichen Wunsch hatten: NIE WIEDER! Und dies ist der zweite Teil meiner Erfahrung: Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich durch meine buddhistische Praxis und durch Dialog meinen Teil dazu beitragen kann, dass sich der Wunsch all dieser Menschen realisieren lässt. In mir entstand an diesem Ort des Schreckens eine große Hoffnung: zusammen mit Sensei und allen Mitgliedern der SGI, durch Verbreitung und Dialog ein geistiges Klima auf der Welt zu schaffen, dass dieses NIE WIEDER Realität wird.
Ervin Kassai
Wir leben auch heute noch in einem Land mit einer speziellen Vergangenheit. Diese Vergangenheit tragen wir alle mit uns. Es ist die Vergangenheit unserer Familien, Eltern und Großeltern. Dadurch das unsere Vorfahren das „Dritte Reich“ erlebt haben, existieren noch etliche traumatische Erlebnisse. Genauso existiert in vieler Leben eine Art Schuldbewusstsein gegenüber den Getöteten, derer es viele waren. Manche werden sagen: „Lass doch die Vergangenheit ruhen.“ Jedoch sagt der Buddhismus oder der Daishonin etwas anderes. Er schrieb die Gosho „Über die Lehre, die Auffassungsgabe der Menschen, die Zeit und das Land.“[^2] Darin legt er grundsätzlich dar, wie wichtig es ist, alle Kriterien eines Volkes und Landes in Betracht zu ziehen, bevor man den Buddhismus anderen lehrt. Ebenso spricht er von den fünf Richtlinien der Verbreitung. (siehe Anhang). Somit wird klar, wie wichtig es ist, die Menschen, das Land und deren Tendenzen kennen zu lernen, um Kosen Rufu authentisch verwirklichen zu können. Präsident Ikeda spricht von einem Schlüsselproblem (engl. key-issue) im Leben der einzelnen Menschen und in der jeweiligen Gesellschaft. Durch die Menschliche Revolution können wir dieses bestimmte Problem orten und transformieren. Dazu sagt er, dass es nicht viele Schlüsselprobleme gibt, höchstens eins bis zwei. Wenn wir schaffen sie zu überwinden, verwandeln sich auf dramatische Weise alle Schwächen zu Stärken.
Angst und Trennung.
Mit dem Abklingen des Nationalsozialismus und dem Ende des Krieges waren wir natürlicher- weise traumatisiert. Die Hoffnung war zerstört aus der Bewegung von „Kraft durch Freude“ eine „perfekte“ Welt zu erschaffen. Eine Reflektion hat unmittelbar nach dem Krieg, und somit eine Art Aufarbeitung, nicht stattgefunden (zum Teil viel später).
Deutschland stürzte sich in den Leistungsstaat. Wobei hier die Stütze der Einzelne war. Jeder einzelne sollte es gut haben (materiell ). Jeder sollte abgesichert sein durch eine Art soziales Netz. Der einzige Weg aus der Misere war, dem Einzelnen zu ermöglichen, durch Leistung etwas aufzubauen. Sicherlich kann man das heute niemandem übel nehmen.
So entstand das Wirtschaftswunder im Kern. Was aber komplett fehlte, war die Begegnung mit dem Leid, mit der Hoffnungslosigkeit, mit der Betroffenheit aus dem „Dritten Reich“. Es fehlte letzten Endes die Konfrontation mit den Ursachen des Nationalsozialismus. In einem Interview von 1953 sagte in einer Reflektion Erich Fromm, dass die Ursachen des Nationalsozialismus, auf den einen Nenner der Trennung gebracht; zwischen der Rasse der „Arier“ und der der „Juden“ auf den großen Wunsch des einzelnen Nazis nach Stillstand und Ordnung zurückzuführen seien.
Er unterscheidet in seinem Buch „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ zwischen den beiden Grundtendenzen der Menschen: lebensbejahend und lebenszerstörend ( Biophilie – Nekrophilie ). Hinter der Nicht-Akzeptanz einer Andersartigkeit und einer Vielfalt der Völker steckt eine große Lebensangst. Es fehlt das dynamische Moment. Die Angst führt zu einer Kategorisierung von Gut und Böse. Er wies darauf hin, dass die Sehnsucht nach Stillstand und Ordnung gleichzusetzen mit einer Art Todessehnsucht ist. Denn was im Leben sicher ist, das ist nur der Tod. Deshalb riefen in Spanien die Faschisten nach ihren Reden laut „Viva la muerte“.
Ein dynamisches Leben der ständigen Veränderung.
Interresant war der Vorschlag von Erich Fromm, mit den o. e. Ursachen des Nationalsozialismus umzugehen und sie aufzulösen. Er meinte, daß, da die biophile Ader im Leben des Einzelnen erweckt werden müsse, demnach das Lebensbejahende, sich dem Neuen sich Stellende dominieren muß. So war sein Vorschlag die Kunst und die Kultur in der deutschen Gesellschaft viel stärker zu betonen und zu leben.
Der Einzelne müsse es lernen „jeden Tag neu“ zu leben. Jeden Tag neu anzufangen, das Leben als einen fortwährenden dynamischnen Prozess zu sehen. „Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen....“ ( Zitat S. 411 ). Das erfordert unendlichen Mut, da man nie weiß was auf einen zukommt. Es verändert sich ständig. Und wenn man sich auf diese permanente Veränderung einlässt, überwindet man so die große Lebensangst, die zu Trennung und Abgrenzung, Verurteilung und letzten Endes Wahnsinn führt. „Der biophile Mensch baut lieber etwas Neues auf, als dass er das Alte bewahrt. Er will mehr sein, statt mehr zu haben. Er besitzt die Fähigkeit, sich zu wundern, und er erlebt lieber etwas Neues, als dass er das Alte bestätigt findet. “ ( Zitat S. 411 ).
Durch diese Reflektionen wird uns schnell klar, welche Qualitäten wir in unserer spirituellen Ausübung des Buddhismus betonen müssen, um die Gesellschaft zu bereichern. Gleichzeitig ist klar, welche Grundtendenz wir in unserem Land begegnen und verändern müssen.
Es ist die Tendenz der Angst, der Lebensangst, die zu Trennung führt.
Im Bewusstsein dessen ist es umso wichtiger, Mut und Mitgefühl gegenüber unseren Mitmenschen zu leben. Sie eher zu integrieren, anstatt zu beurteilen, sie so zu nehmen wie sie sind und als Beispiel sie zu ermutigen.
Wir sind nicht stark, weil wir anders sind, sondern weil wir uns ergänzen.
Die Definition unseres Menschseins in unserer Leistungsgesellschaft passiert leider immer in Gegensätzen. Leider schaffen wir es oft nicht, diese Einstellung in unserer buddhistischen Gemeinschaft abzulegen.
Jedoch müßten wir hier anfangen, mit aller Konzentration.
„Diese Suche geht über die nur objektive Wahrnehmung hinaus; sie bezieht sich auf eine mitfühlende Energie, die in den Tiefen der subjektiven Leben aller Menschen pulsiert, gerade hier vereinigen sich individuelles und universelles Leben. (.....) Es ist eine Verschmelzung auf der tiefsten Ebene – des Selbst und des Anderen.“ ( Zitat Soft Power D. Ikeda Forum ).
Studium und Zielsetzung HS Hessen
Verantwortlichen-TK in der Villa Sachsen 25/26. 1.2003
Das Jahr 2003 ist für uns in der HS Hessen das Jahr der Nachfolger. Nachfolger im Sinne, dass wir uns als Schüler Pr. Ikedas sehen und uns selbständig und eigenverantwortlich für den Frieden einsetzen, indem wir uns selbst revolutionieren. Wir erwecken in uns den ursprünglich großen Wunsch des Buddhas, die Erleuchtung zu erlangen und sie mit anderen zu teilen.
Aspekt: Was bedeutet es, Verantwortung für unser Land zu übernehmen? Was bedeutet es, ein Optimist im Sinne des Buddhismus zu sein?
Der Kernpunkt für die Verbreitung des Mystischen Gesetzes sind die fünf Richtlinien der Verbreitung. Nichikan Shonin schrieb: „Die Drei Großen Esoterischen Gesetze müssen im Einklang mit den fünf Richtlinien der Verbreitung bekanntgemacht werden “
Die fünf Richtlinien der Verbreitung – Wenn wir uns nicht über unser Land im weitesten Sinne Gedanken machen, werden wir nicht in der Lage sein Frieden zu schaffen, bzw. das Gesetz zu verbreiten.
1) Die Lehre kennen; 2) Die Tendenz oder Qualitäten der Menschen kennen; 3) Die Zeit kennen; 4) Das Land kennen; 5) Wissen, welche Lehren bereits gelehrt wurden. (Abfolge der Verbreitung).
1) Die Lehre kennen: Nichikan Shonin: “ Die korrekte Lehre zu kennen, bedeutet zu verstehen, wie tiefgründig oder oberflächlich, bzw. wie überlegen oder unterlegen die Lehren (von Shakyamuni) sind; T´íen-T´ai beurteilte die heiligen Lehren des Buddha, indem er sie der „fünf Perioden“ und der „acht Doktrinen“ unterzog. (Fünf Perioden: Kegon, Agon, Hodo, Hannya, Hokke, Nehan. – Acht Doktrinen aufgeteilt in 2 Gruppen: 1: die 4 Lehren des Keho (Doktrin) – 2: die 4 Lehren des kegi (Methode) also aufgeteilt nach Inhalt und Methode ) -weitere Ausführung am 25.1.03.- Die korrekte Lehre zu kennen, bedeutet, die höchste Lehre, Philosophie, Ethik und Lebensart unter allen Religionen und Weltanschauungen zu akzeptieren, die Tiefe und Überlegenheit ihrer Prinzipien zu akzeptieren. Nichiren Daishonin zeigte die Überlegenheit der Lehre von Nam Myo Ho Renge Kyo in der Zeit von Mappo anhand der fünf Vergleiche - ( 1 nichtbuddhistische Lehre-buddhistische Lehre / 2 HinayanaMahayana / 3 Lotos Sutra-provisorische Sutren / 4 Honmon-Shakumon / 5 Buddhismus des Sähens-Buddhismus der Ernte ) – Nichiren Daishonin ließ sein gesamtes Sein in die Überlegung über das „Wahre Gesetz“ einfließen, um letztendlich Nam Myo Ho Renge Kyo zu verkünden. Für uns bedeutet es, sich in der Tiefe über das Gesetz des Universums bewußt zu sein und die Lehre mit unserem gesamten Leben anzunehmen.
2) Die Tendenzen und Qualitäten der Menschen zu kennen oder ihre Aufnahmebereitschaft zu kennen. Zu sehen, welche dem Menschen angeborene Qualität existiert, den Buddhismus anzunehmen und zu verstehen. Welche Religion die Menschen suchen und mit welcher Doktrin es ihnen ermöglicht wird, die höchste Erleuchtung in dieser Existenz zu erreichen. Es existiert ein großer Unterschied zu den Menschen zur Zeit Shakyamunis. Die Menschen hatten zum Buddha (Shakyamuni) in ihren früheren Existenzen gute Beziehungen gebildet, indem sie die schwierigen Ausübungen des Buddhismus praktizierten. Es ist das Gegenteil für die Menschen in der Zeit von Mappo. Sie hatten nicht die Beziehung zum Buddha Shakyamuni geschaffen und somit müssen sie den Samen der Buddhaschaft direkt erhalten, um die Natur des Buddhas in der Tiefe ihrer Existenz zu wecken. Der Same der Buddhaschaft in der Zeit von Mappo ist Nam Myo Ho Renge Kyo, das Mystische Gesetz, verborgen in der Tiefe des Juryo Kapitels des Lotos Sutra (16 Kap.) Um auf korrekte Weise die Aufnahmebereitschaft der Menschen zu erkennen, heisst, zu verstehen, dass die Menschen in der Zeit von Mappo durch den Buddhismus des Daishonin die einzigartige Möglichkeit haben, direkt die Natur des Buddhas in ihrem Leben zu wecken.
3) Die Zeit zu kennen: Alle Aktionen der Menschen unterscheiden sich mit dem Lauf der Zeit. In einem Zitat aus der „Wahl der Zeit“[^3] heißt es: „Jemand, der die Lehren des Buddhismus studieren möchte, muß zunächst die Zeit verstehen lernen“[^4]. Weiter betont der Daishonin, dass, wer den „Wahren Buddhismus“ verbreiten will, die Zeit (im Sinne der Zeitgeist) perfekt kennen muß. Der Buddhismus wurde im Laufe der Zeit und Geschichte in die „Drei Perioden“ unterteilt: Der frühe, der mittlere und der späte Tag des Gesetzes. Die ersten 1000 Jahre, als der Buddhismus Shakyamunis korrekt weitergegeben wurde, bezeichnete man die Zeit als shoho. Die zweiten 1000 Jahre, in denen der Buddhismus zur Formalität wurde, Tempel gebaut wurden und nur wenigen die Lehre zugänglich war, bezeichnet man als zoho; den Späten Tag des Gesetzes bezeichnet man als mappo, eine Zeit, in der der Buddhismus Shakyamunis keine Wirkung mehr hat und an deren Stelle das Gesetz des Universums, oder „Das wahre Gesetz“ tritt. Nichikan Shonin stellte fest: „Nun sind wir in die Zeit von Mappo eingetreten, in der alle buddhistischen Doktrine zerstört sind ( keine Wirkung mehr haben ) Deshalb steht im Daijuku Sutra, dass das Reine Gesetz in der 5. Fünfhundertjahr-Periode verloren geht. Präzise in dieser Zeit sollten die Drei Großen Esoterischen Gesetze verbreitet werden ( 1-Honzon, 2-Daimoku, 3-Kaidan ). Deshalb sagt das Yakuo Sutra: ‚In der fünften Fünfhundertjahr-Periode nach meinem Tode verwirklicht Kosen Rufu und laßt niemals zu, dass sein Fluß versiegt.’( D.Gosho B I S. 156 ). Das zu verstehen, heißt, die Zeit zu verstehen oder zu verstehen, in welcher Zeit man lebt. Die Zeit zu verstehen und dabei die tiefe Einsicht darüber zu haben, dass die Verbreitung des Gesetzes dieser Zeit entspricht oder sie sogar notwendig macht, hat eine große Bedeutung.
4) Das Land zu kennen: Jedes Land und Gesellschaft hat verschiedene, geografisch natürliche Situationen. Auch die Politik, Wirtschaft, Erziehung, Kultur und Ideologien sind sehr unterschiedlich. Das Land zu kennen, bedeutet, sich tief über die Methode der Verbreitung Gedanken zu machen. Nichiren macht klar, dass man sich bezüglich der unterschiedlichen Länder Gedanken über die Verbreitung des Buddhismus machen muß und der Buddhismus auf die Eigentümlichkeiten der Länder eingehen muß. Diesbezüglich ist darüber nachzudenken, welche Lehre in diesem Land bereits existiert. Nichikan Shonin stellt fest: „Das Land zu kennen, bedeutet, aus einem Blickwinkel zu wissen, ob die Lehre eine Beziehung zum Lotos-Sutra hat oder nicht.... “. Das Mystische Gesetz wird heute weltweit verbreitet, jedoch ist die Methode vollkommen unterschiedlich, angepasst an die sozialen und kulturellen Gegebenheiten eines jeden Landes. Das Land zu kennen, bedeutet komplett die Traditionen des Landes zu kennen, in dem wir das Gesetz praktizieren; um so die Lehren des Daishonins korrekt in die verschiedenen kulturellen Situationen einfließen zu lassen, ohne den Eindruck von Fremdbestimmung und Engstirnigkeit zu erwecken.
5) Abfolge der Verbreitung: Die Welt wird mit fortschreitender Entwicklung immer komplexer. Überall gibt es eine Tendenz zu einer höheren Entwicklung, ohne den Menschen als komplexes Wesen in Beziehung (engi ) mit anderen in Betracht zu ziehen. Der Daishonin stellt fest, dass das Gesetz nur dann verbreitet werden darf, wenn man sich ein genaues Bild über die bis dato existierende Lehre im jeweiligen Land gemacht hat. Wenn wir das Gesetz verbreiten, müssen wir verstehen, was die Menschen denken und was sie suchen. Wenn wir eine Doktrin lehren oder verkünden, die sich nicht in die vorhandenen Umständen einfügt oder nicht tiefgründiger ist als die bereits vorhandene, werden wir den Menschen nicht helfen und darüber hinaus den Buddhismus zerstören. Wir müssen eine klare geschichtliche Vorstellung über die Verbreitung des Buddhismus in den jeweiligen Ländern haben. Nichikan Shonin: „Heute, im Späten Tag des Gesetzes, müssen wir die wahre ‚Essentielle Lehre’ verkünden.“
1) Die Frage stellt sich bei dem ersten Punkt: Wie funktioniert die Lehre am besten, was lehrt tatsächlich der Buddha, wie wenden wir die Lehre an.?Diesbezüglich gibt es folgende Punkte:
1. Die Lehre von Nam Myo Ho Renge Kyo funktioniert dann, wenn wir
das Prinzip der Verwandlung in der Tiefe verstehen. Das heißt,
ständige Frage, was mache ich daraus. Verwandelt werden
Illusionen und das Ergebnis ist Erleuchtung. Illusionen
bedeuten: Ziele, Wünsche, Probleme etc. Sie sind „Motivation“;
durch den Beweis unseres Glaubens werden sie zu Erleuchtung. Die
Fakten zählen. Sie ermutigen andere: In diesem Sinn Aufgabe der
Boddh. Aus der Erde, die andere zur Erleuchtung führen... Unsere
Wahre Identität ist Bodhisattwa aus der Erde, Erde heisst
Erleuchtung, kann aber auch als Gesellschaft, oder Realität
verstanden werden; jene Realität die wir verwandeln. Durch
unsere Wünsche betreiben wir einen Entwicklungsprozess, was
nicht nur Illusionen und Leiden hervorruft, sondern auch
Hindernisse und Schwierigkeiten im weitesten Sinne. Mit
fortschreitender Praxis teilen wir unser Leben – d. h. Leiden
und Freude, Wohltaten und Siege – mit anderen Menschen, das ist
der klare Beweis für das Wirken der Erleuchtung in unserem
Leben.
Demnach ist das Ziel, durch unsere persönliche Entwicklung Hindernisse sogar herauszufordern und sie zu überwinden, wobei wir gerade in Momenten der Schwierigkeitet andere ermutigen, den Weg der Erleuchtung einzuschlagen.
1) Tendenzen oder Auffassungsgabe der Menschen bezieht sich auf Menschen im allgemeinen in einem bestimmten Land. Welche Sehnsüchte haben Sie, welche Qualität des Buddhismus bringt besonders uns in diesem Land eine Inspiration?
1. Menschen leiden unter Isolation, also unter einer Desintegrität.
Es besteht eine Einstellung, berechnend zu leben. Der Buddhismus
lehrt, dass wir die Erleuchtung erlangen können, wenn wir die
Ausübung gemäß „Das Leben tut uns nicht leid“ ausführen. Die
beste Möglichkeit, auf schnellstem Weg die Erleuchtung zu
erreichen, ist die Art von selbstloser Widmung zu lernen. Eine
gewisse Tendenz der Angst hindert uns immer wieder daran, so zu
praktizieren.
2. Der wichtigste Faktor dabei ist das Vertrauen des Buddhas. Das
Vertrauen des Buddhas können wir als Verantwortkiche aufbringen
und weitergeben.
3. Was ist die Sehnsucht der Menschen in diesem Land ? Wie sieht
sie aus ?
2) Die Zeit zu kennen, heißt zu verstehen, dass die drei oder fünf Gifte - Ärger, Habgier, Unwissenheit, Arroganz und Zweifel - vorherschen. Um sie zu verwandeln, brauchen wir eine starke direkte Lehre. Es ist klar, dass unter Wahrheit jeder heute etwas anders versteht, jedoch geht es für uns Leiter darum, die Möglichkeit, Werte zu schaffen oder eine Einstellung zu gewinnen, die drei Gifte zu überwinden ( sie zu erkennen und verwandeln. Zitat:“Meine nichirens Schüler...“ aus „Über Blumen und Samen“, Dt.G.Bd.I,S.119f.)
Ärger – selbstbezogen, eigenen Vorteil suchend; Habgier - Geben und berechnend abwarten, dass man etwas dafür bekommt, das heißt nur mit Bedingungen zu arbeiten; Unwissenheit ist instinktives Handeln je nach Lebensgefühl, ohne sich über die Folgen bewußt zu sein.
1) Das Land zu kennen, bedeutet für Leiter, zu wissen, in welcher geographischen Lage sich Deutschland befindet. Großer reicher Mittelstaat, heißt viele Nachbarn, viele Kriege zur Behauptung. Buddhistisch verbirgt sich hier das Potenzial, Frieden zu schaffen, als ausgleichender Faktor zu arbeiten. Außerdem existiert hier die Tendenz, dass die Kinder ihre Eltern nicht respektieren, beziehungsweise schlechte Beziehungen haben. Vielleicht fehlt auf der anderen Seite die Vater- und Mutterliebe. Das führt zu Trennung in der Familie und zur Trennung zwischen uns als Erwachsenen und dem Kind in uns. Das kann ein Hindernis sein, Vertrauen aufzubauen und Beziehungen zu schaffen, deshalb sind persönliche Beziehungen zwischen Leitern und Mitgliedern immens wichtig.
Dabei muss sich der Leiter so öffnen, dass das Mitglied versteht, wie ernst und aufrichtig er das meint. 5) Um die Menschen zur Erleuchtung zu führen, ist es wichtig, die praktizierten Religionen zu kennen. Da in Deutschland der Buddhismus nicht praktiziert wurde, kann das Gesetz auch nicht verleumdet werden. Es ist besonderer Wert auf Beispiele zu setzen (Zitat Führung BRD 94 Sensei). Dann, wenn man die jüngere Geschichte betrachtet, sind die Menschen enttäuscht oder reingelegt worden. Demgemäß ist darauf zu achten, dass zunächst die Lehre im Vordergrund steht, wie sie funktioniert und mit welcher Praxis man damit Erfahrung machen kann. Es existiert bei uns eine Tendenz der Abhängigkeit von einzelnen „starken“ Persönlichkeiten, die oft Enttäuschung mit sich bringt. Die Ermutigung sollte immer eine Ermutigung zum Gohonzon sein, ein Hinführen zu der eigenen Fähigkeit, die Erleuchtung hervorzubringen. Wenn wir Menschen zu sehr an uns binden, wird die Enttäuschung immer groß sein, da wir selbst nicht perfekt sind und der einzelne in diesem Land zu großen Erwartungen, Makellosigkeit und Perfektionismus tendiert.
Deshalb sollte die Lehre, oder was der Buddha lehrt, immer im Mittelpunkt stehen. Folge dem Gesetz und nicht der Person.
Zusammenfassung:
Als Verantwortlicher darauf bedacht sein, selbst Beispiel zu sein. Was hindert uns daran? Wie sieht die beste Methode aus, andere zum Gesetz zu führen?
Die Lehre und die Grundlagen gut kennen und anwenden können. Wie können wir das Prinzip der Herausforderung und der Verwandlung tiefer verstehen und umsetzen?
Nicht mit Moralkodizes arbeiten, sondern sich auf das Gesetz von Ursache und Wirkung stützen. Was ist der Unterschied ?
Im Anderen die Fähigkeit suchen, was er einsetzen kann, um mit dem Gohonzon eine große Erfahrung zu machen. Wie sieht die dafür notwendige Einstellung aus?
Sich klar darüber zu sein, dass die Beziehung zum Gohonzon im Leben eines jeden sich widerspiegelt. Was bedeutet in diesem Sinne Ichinen Sanzen oder Esho Funi ?
Die korrekte gundsätzliche Einstellung aufrechthalten: Dass ein Entschluss vor dem Gohonzon immer ein Versprechen ist, und was hindert uns daran, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen und aufrechtzuerhalten.?
Matthias Gröninger
„Der Schlüssel zu allen Lehren Shakyamunis ist das Lotos Sutra, und der Schlüssel zur Ausübung des Lotos Sutras wird im Fukyo-Kapitel gelehrt. Was bedeutet Bodhisattwa Fukyos tiefe Achtung vor den Menschen? Die wahre Bedeutung des Erscheinens von Shakyamuni Buddha in dieser Welt lag in seinem Verhalten als Mensch.” (DG, II, S. 258)
Bodhisattwa Fukyo war Shakyamuni Buddha in einer seiner früheren Existenzen. Im Leben geht es darum, als Mensch zu leben. Von Bodhisattwa Fukyo kann man lernen, wie man sich als Mensch verhalten soll. Es geht nicht zuerst um Religion und erst recht nicht um ein Dogma.
Wenn man die Geschichte von Bodhisattwa Fukyo liest wie eine Geschichte aus einer anderen Zeit und aus einem anderen Universum - so kann man den Text des Lotos Sutras oberflächlich lesen - und man über diese Geschichte spricht, ohne Bezug auf das eigene Leben jetzt und hier zu nehmen, läuft man Gefahr, ein Märchenerzähler aus Tausend und einer Nacht zu werden. Ich möchte daher lieber darüber reden, was ich durch die geistige Auseinandersetzung mit der Figur Bodhisattwa Fukyo für mein Leben lernen konnte. Es sind folgende Punkte, über die ich sprechen will.
Der einzelne Mensch ist so wertvoll wie das ganze Universum.
Für meine „Gegner“ bzw. „Feinde“ Daimoku chanten.
Auch in schwieriger Zeit für das Glück der anderen kämpfen.
Dankbarkeit erweisen.
Wertschätzung der Individualität.
Seit Januar 2003 liegt mein Chef auf der Intensivstation. Was ich in dieser Zeit lerne, habe ich in den letzten zehn Jahren nicht gelernt. Angesichts einer Krise, z. B. Krieg oder Katastrophen oder Hungersnot oder Krankheit, sind wir Menschen entweder hilflos oder zeigen unsere egoistischen Seiten oder suchen die Nähe zu anderen Menschen, um Einsamkeit und Isolation zu überwinden. Durch das Gebet können Menschen in der Tiefe ihres Lebens, in ihrer Menschlichkeit einander nahe kommen.
Präsident Ikeda gibt einen Hinweis darauf in dem Dialog über das Lotos Sutra (VI, S. 84): „Wenn wir vor Krisen wie den sieben Arten von Unheil stehen, ... wünschen wir verzweifelt, irgendwie beschützt zu werden. Das Gebet ist die Destillation dieser aufrichtigen Gefühle. Die Religion ist aus einem solchen Gebet entstanden.“ In dem Dialog fügt Herr Endo hinzu: „Die Religion kam nicht vor dem Gebet, sondern zuerst gab es das Gebet.“
Zuerst geht es um das Glück und die Sicherheit der Menschen, um ihre aufrichtige Sehnsucht nach Frieden. Zuerst gibt es das Gebet. Daraus sind Religionen entstanden, leider muss man sagen, nicht nur gute, sondern auch böse Religionen.
Seit Januar d. J. bete ich für meinen Chef, dass er noch einmal an die Spitze unseres Verbandes zurückkehren kann, um seine Nachfolge im Vorstand regeln und noch einige Zeit mit seiner Frau zusammen leben zu können. Wenige Stunden, bevor er für fast vier Wochen ins Koma gefallen war, war ich an seinem Krankenbett. Wir sahen einander in die Augen, und ich versprach ihm: „Wir schaffen das!“ Seine Frau betet jeden Abend ihr christliches Gebet und chantet außerdem ebenfalls seit Januar d. J. jeden Abend zusätzlich Nam Myoho Renge Kyo, das sie von mir gelernt hatte. Das Gebet ist wahrhaftig der Ausdruck unserer gemeinsamen Menschlichkeit.
Auch bei Bodhisattwa Fukyo kam zuerst das Gebet, in welchem er die Heiligkeit jedes menschlichen Lebens verehrte. Sein Gebet, das er jedem Menschen entgegen brachte, lautet: „Ich habe tiefe Ehrfurcht vor Euch. Ich würde niemals wagen, Euch mit Verachtung und Arroganz zu behandeln. Warum? Weil Ihr den Bodhisattwaweg praktiziert und sicher die Buddhaschaft erlangen werdet.“
Bodhisattwa Fukyo wurde viele Jahre lang von zahllosen Mönchen, Nonnen und Laien gedemütigt, mit Stöcken geschlagen und mit Steinen beworfen. Und dies nur, weil er ihnen, weil er jedem einzelnen Menschen mit diesem Ausspruch von vierundzwanzig Schriftzeichen seine Verehrung erwies. Trotzdem verachtete er sie niemals, weil jeder einzelne Mensch ein Buddha ist. Die Konzentration auf einen Menschen öffnete in meinem Leben immer weitere Räume, die zuvor seit undenkbaren Zeiten in Dunkelheit verschlossen waren. Meinen todkranken Chef vor Augen, chantete ich für ihn Daimoku und erkannte dabei, dass ein einzelner Mensch ein ganzes Universum ist.
In Präsident Ikedas Friedensvorschlag d. J. fand ich diese bestätigenden Worte:
„Wenn wir uns wirklich auf einzelne Menschen konzentrieren, dann können wir in jeder Person sehen, wie sie einzigartige Aspekte eines ganzen Universums von menschlichen Möglichkeiten manifestiert - und sie tut es auf eine unschätzbare und unersetzbare Weise.“
Ich tue dies einerseits selbstlos und andererseits auch für mich. Denn der Machtkampf um die Nachfolge in unserem Verband hat bereits begonnen: es geht um meinen Arbeitsplatz und um die zukünftige Leitung unseres Verbandes.
Für meine „Gegner“ bzw. „Feinde“ Daimoku chanten, die Macht ausüben wollen und arrogant sind. Der moderne Bodhisattwa Fukyo wird nicht mit Stöcken geschlagen und mit Steinen beworfen. In der heutigen zivilisierten Gesellschaft geschieht das Schlagen und Beworfenwerden verbal durch Drohungen, Beleidigungen, Unterstellungen und Verdrehung der Wahrheit sowie auf dem Arbeitsplatz insbesondere durch Mobbing, Gehaltskürzungen bis hin zu Kündigungen. Ich habe begonnen, für diejenigen, die Macht ausüben wollen und arrogant auf andere herabsehen, Daimoku zu chanten, damit sie ihre Buddhaschaft öffnen. Obwohl sie versuchen, mich zu treffen - was hin und wieder passiert, wenn sie eine schwache Stelle bei mir entdecken - gingen ihre Angriffe bisher ins Leere. Noch. Denn solange mein Chef noch lebt, zügeln sie ihre Machtansprüche, zeigen sie sie noch nicht offen.
Von der Einstellung des Bodhisattwa Fukyo lerne ich vor allem, selbst bei eigenen großen Schwierigkeiten immer weiter Shakubuku zu machen und verstärkt für das Glück der anderen zu kämpfen. Dadurch werden im eigenen Leben ungeahnte Kräfte frei. „Es ist unglaublich,“ sagt Präsident Ikeda (im Dialog über das LS, VI, S. 129) „wieviel Energie, Weisheit und Mitgefühl aus unserem Leben hervorströmt und wie sehr die buddhistischen Götter für uns arbeiten, wenn wir wirklich für Kosen-rufu aufstehen.“
Mitten während der Mai-Aktivitäten, gerade als der Vorstand unseres Verbandes beschlossen hatte, dieses Jahr kein Urlaubsgeld zu zahlen, kam in mir ein Gefühl empor, das dunkel und schwer wie eine unendlich zähe Welle mich überwältigen wollte, und das ich seit einer undenkbar langen Zeit her kenne und schon glaubte, fast überwunden zu haben. Medizinisch würde man dieses Gefühl Depression nennen; in Deutschland heute die Volkskrankheit Nr. 1. Im Buddhismus nennt man es die „fundamentale Dunkelheit“, die im Leben genauso existent ist wie auch die Buddhanatur. Ich chante ganz bewusst Daimoku, gebe mein Bestes auf der Arbeit und mache viel Shakubuku, um so gegen die Depression anzukämpfen. Denn der Schutz der buddhistischen Götter ist nicht selbstverständlich, er ist abhängig von der Stärke des Glaubens. „Starker Glaube bedeutet selbständiger Glaube“, sagt Präsident Ikeda und zitiert die Gosho: „Sollen die Götter mich verlassen. Sollen alle möglichen Verfolgungen über mich kommen. Dennoch werde ich mein Leben für das Gesetz geben.“ Und als ob er mich persönlich mit den Worten ermutigen will, wenn er sagt, dass man zum Gohonson beten soll: „Bitte, lass mich mit der Kraft eines angreifenden Dämonen kämpfen.“ (Dialog über das LS, VI, S. 129, 131)
Dankbarkeit zu haben, auch Kleinigkeiten oder widrigen Umständen oder Schwierigkeiten oder Gegnern gegenüber, das entscheidet darüber, ob der eigene Glaube stagniert oder sich weiter entwickelt. Dies zu tun, ist wirklich nicht einfach und wird auch nicht sofort gelingen. Aber, genau so wie Bodhisattwa Fukyo jedem Menschen gegenüber seine Dankbarkeit erwies, darf man nicht aufhören, sich hartnäckig im Erweisen der Dankbarkeit zu trainieren. So kann man, wie Bodhisattwa Fukyo, sein schlechtes Karma abtragen. Da ich noch mitten drin in meiner seit Januar d.J. andauernden Erfahrung stecke, kann ich jetzt noch kein abschließendes Ergebnis vorweisen, sondern nur meine Entschlossenheit zum Ausdruck bringen. Beim Studium der sehr langen Gosho „Über das Öffnen der Augen“ konnte ich verstehen, dass Dankbarkeit zu erweisen unabdingbar ist, um die eigene Menschlichkeit zu entwickeln. Von meinem Chef habe ich alles, was ich als Geschäftsführer kann, gelernt. Dinge, die man an der Universität nicht lernen kann. Als Buddhist ist es noch viel wichtiger, zu verstehen, wie man seine Dankesschuld zurückzahlen kann. Wenn ich meinem Chef gegenüber, der in der Berufswelt mein Meister ist, nicht meine Dankesschuld zurückgeben kann, wie soll ich dann in der Lage sein, meine Dankesschuld meinem Meister im Glauben erweisen zu können oder meinen Glaubenskameraden, denen ich von meinem Chef erzählte und die ihm ebenfalls Daimoku schicken?
Die Wertschätzung und Bedeutung der Individualität im Gegensatz zur Verehrung der Kollektivmacht eines einzelnen Staates.
Im Dialog „Wähle das Leben“ (S. 358, sh. auch Welt der Schriften (WdS) NDs, Bd. V, S. 56 ff) zwischen Präsident Ikeda und Arnold Toynbee, entlarvt Toynbee die Verehrung der Kollektivmacht als Anbetung des Nationalismus. Und Präsident Ikeda bezeichnet sie als Totalitarismus, in dem das Individuum zum Wohle des Staates aufgeopfert wird. Der Mensch, und zwar jeder einzelne Mensch, muss zum obersten Anliegen gemacht werden. Im Mittelpunkt darf nicht der Staat oder eine Rasse oder das ökonomische Prinzip stehen und als „heilig“ verehrt werden, sondern der einzelne Mensch muss Dreh und Angelpunkt sein. Präsident Ikeda sagt, dass es Nichiren Daishonin in seinem Kampf, die Menschen vor den Unbilden der „drei Unglücke und sieben Katastrophen“ zu schützen, um die „Sicherheit der Menschen“ ging, nicht um die Sicherheit des Staates. „Jeder Mensch hat, unabhängig von Rasse, ethnischer Herkunft oder Geschlecht, ein grenzenloses und kostbares Potenzial. Man könnte sagen, dass die Daseinsberechtigung des Staates darin besteht, genau dieses Potenzial zur Blüte zu bringen. Die Erschaffung einer solchen Gesellschaft ist an sich schon ‚Frieden im Land’.“ (WdS NDs, Bd. V, S. 66). Menschen als Mittel zum Zweck benutzen, um den Wohlstand des Staates zu sichern, ist grundlegend falsch. Und eine Religion, die die Macht des Staates unterstützt, ist eine falsche, eine böse Religion. Präsident Makiguchi bezeichnete den Nationalismus als das Böse des Späten Tages des Gesetzes. Sowohl der Staat als auch die Religion haben ihre Daseinsberechtigung nur dafür, „das Glück der Menschen zu verwirklichen“ (WdS NDs, Bd. V, S. 59 ff).
Ein Gegenbeispiel zu Bodhisattwa Fukyo aus dem 20. Jahrhundert.
Der gefürchtete Henker des Warschauer Ghettos, „der schlimmste von allen“, wuchs in einer Gemeinschaft auf, in der, so die sorgfältig dokumentierten Ermittlungsergebnisse, Anpassung das höchste Ziel der Erziehung war. Diese Fähigkeit zur völligen Anpassung verhalf ihm, sich in der nationalsozialistischen Bewegung zuerst als Ordner und Saalschützer und später im „3. Reich“ bis in die Eliteeinheit der SS hoch zu dienen und sich an Erschießungsaktionen zu beteiligen. Im Warschauer Ghetto wurde er durch Sadismus und extreme Grausamkeit bekannt. Zum Beispiel verriet er Familien, die sich versteckten, und verbrachte sie zu den Eisenbahnzügen, die sie ins Vernichtungslager Treblinka fuhren. Oder er ließ bewohnte Häuser niederbrennen und hinderte die Feuerwehr mit der Pistole an Löschversuchen. An einem einzigen Tage, wie er später selbst angab, hat er eigenhändig etwa 75 Menschen erschossen. Nach dem Kriege lebte er – unerkannt – 20 Jahre lang in einem Dorf in Thüringen als treu sorgender Familienvater. Im Ort galt er als gesellig, humorvoll und hilfsbereit. Ermittlungen der Justiz in Hamburg brachten die DDRStaatsanwälte auf seine Spur. Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und durch einen Genickschuss hingerichtet. (Quelle: Der Spiegel Nr. 19/2003)
Dieses Beispiel zeigt, wohin die Unterdrückung und die totale Anpassung des Individuums führen kann, was aus einem Menschen werden kann, dessen Individualität durch Anpassung so sehr verbogen wurde, dass kaum noch Menschlichkeit übrig blieb. Und das Böse, wenn es „arbeitslos“ ist, verbirgt sich in der Maske der Banalität eines „treu sorgenden Familienvaters“.
Im Gegensatz dazu ist Bodhisattwa Fukyo ist ein beispielhaftes Vorbild für die Wertschätzung des einzelnen Menschen und seiner Individualität. Und die SGI, die Organisation von Itai Doshin (Äußerlich verschieden, einig im Herzen) ist beispielhaft für ein Zusammenleben von vielen verschiedenen Menschen, die einander zutiefst wertschätzen, da sie im jeweiligen anderen einen Buddha sehen, und zugleich ihre jeweilige Individualität frei entfalten können. So gesehen sind Menschen, die in Itai Doshin für das große Ziel von Kosen Rufu handeln, alle Bodhisattwa Fukyo oder, wie Präsident Ikeda die SGI einmal nannte, eine Ansammlung von Ionno- Buddhas.
Dietmar Vorfeld
Die ursprüngliche Bedeutung des Namens „Fukyo“ ist „Der, der immer verachtet wurde“. Kumarajiva hat daraus ein Aktivum gemacht: „Der, der niemals verachtet“. Die ursprüngliche Übersetzung macht mir eher deutlich, welche Funktion das Verachtetwerden denn nun eigentlich hatte. Nichiren Daishonin erläutert dies in der Gosho: „Die Erleichterung der karmischen Vergeltung“ (DG Bd.I,S.93) sehr gut::
„Das Nirwana-Sutra lehrt das Prinzip der Erleichterung karmischer Vergeltung. Wenn jemandes schlechtes Karma aus der Vergangenheit in diesem Leben nicht abgegolten wird, muß er die Qualen der Hölle in der Zukunft erleiden, aber wenn er extreme Härten in diesem Leben erfährt, werden die Leiden der Hölle augenblicklich verschwinden. Wenn er stirbt, wird er die Wohltaten der Ruhe und des Entzückens erhalten, so wie die der drei Fahrzeuge und des höchsten Fahrzeuges. Bodhisattwa Fukyo wurde nicht ohne Grund beschimpft und verleumdet, gesteinigt und mit Stocken geschlagen. Er hat vermutlich das Wahre Gesetz in der Vergangenheit verleumdet. Der Satz ‚Als er seine Vergehen abgetragen hatte`[^5] macht deutlich, dass - weil Bodhisattwa Fukyo verfolgt wurde - er seine Sünden aus dem vorherigen Leben auslöschen konnte.“
Der Buddha Shakyamuni möchte uns damit sagen, dass es keinen effektiveren Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft gibt, als diese Art Ausübung. Im Moment des Todes hörte Fukyo das Lotus-Sutra, reinigte die sechs Sinne und konnte dann unzählige Menschen zur Buddhaschaft führen. Die Verachtung und Ablehnung gehören also dazu.
Den Bodhisattwa Fukyo scheint das nicht zu interessieren. Im Gegenteil. Es scheint ihn in seinem Tun zu bestärken. Dies ist ein Beispiel für die „umgekehrte Beziehung“.[^6] Felsenfest davon überzeugt, dass jeder Mensch Buddha ist, macht er einfach weiter, weil die Menschen es nicht wissen. Er kann gar nicht anders. Würde er sich anpassen, würde er genau das verleugnen und lügen. Einmal gesagt, kann er gar nicht aufhören.
Präsident Toda[^7]: „Wir selbst sind Nam-Myoho-Renge-Kyo. Selbst wenn wir geschlagen oder geschmäht werden, sollten wir daher, so lange wir leben, durch alles hindurch weiter Nam-MyohoRenge-Kyo chanten und uns für Kosen-rufu einsetzen, selbst wenn es bedeutet, sich von Wasser und Wurzeln ernähren zu müssen. Das ist Glaube.“
Das Leiden um des Gesetzes und der Menschen willen ist das Ziel ! Wie können wir das heute verstehen?
Dr.Kawada:[^8] „...Ein Zuhörer stellte die Frage, was man denn tun könne, um das Gute zu entwickeln. Meine Antwort ist: den Bodhisattwaweg einschlagen. Aber auf dem Podium war ein Sprecher, der sagte, er selbst könne nicht an das Gute im Menschen glauben. Das hat er zweimal wiederholt.
Wenn man so etwas hört, dann denkt man unwillkürlich, ein solcher Mensch habe kein gutes Herz. Unter Politikern gibt es viele, die so denken wie er. Aber an das Gute im Menschen zu glauben ist die Basis jeder Religion. Trotz seiner Behauptung, nicht an das Gute glauben zu können, sind wir unsererseits davon überzeugt, dass auch er es in sich trägt. Das ist Buddhismus.
Wie Sie wissen, lebte Bodhisattwa Fukyo diese Überzeugung aus seinem tiefsten Inneren heraus. Warum wurde er verachtet und angegriffen? Weil er stets verkündete, dass in jedem Menschen die Buddhanatur existiert und dass jeder, der den Bodhisattwaweg geht, die Buddhaschaft erlangen kann. Diejenigen, die das nicht glauben konnten und seine Überzeugung ablehnten, begannen, ihn zu bekämpfen und zu verfolgen. Das Schema ist bis heute das gleiche geblieben, auch in unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Die Frage ist also, wie können wir die Zweifler davon überzeugen, an die Buddhanatur des Menschen zu glauben? Fukyo hat es im letzten Augenblick seines Lebens gezeigt. Als diejenigen, die ihn zeitlebens verachtet hatten, den todkranken Fukyo sahen, ließ seine Persönlichkeit sie an das glauben, was er gesagt hatte. Seine Haltung gegenüber dem nahen Tod bewirkte eine Veränderung bei ihnen. Im Sutra steht darüber: „In dem Moment hörte man das Lotos Sutra...“ Vielleicht hatte er durch das Lotos Sutra sein Leben verlängert. Das sahen die anderen, und diejenigen, die seine Aussagen bis dahin nicht geglaubt hatten, konnten es nun endlich. Was er durch sein Leben gezeigt hat, ist der Bodhisattwaweg.
... Ein Bodhisattwa ist das Vorbild für den Weltbürger moderner Zeiten (, der keine künstlichen Grenzen auf Grund der Nationalität o.ä. errichtet und die Unterschiede zwischen Menschen nicht zu Diskriminierungen mißbraucht ).
.... Diese drei Bedingungen, ein Mensch voller Weisheit, ein Mensch mit Mut und ein Mensch voller Barmherzigkeit zu sein, sind die Eigenschaften eines Weltbürgers, anhand derer Präsident Ikeda den Bodhisattwaweg erläuterte.“
Präsident Ikeda fordert in den „Sieben Schritten zum Weltfrieden“ ein neues Weltbild. Dieses Weltbild basiert auf den beiden tiefen Erfahrungen Präsident Todas im Gefängnis. Er formuliert es so[^9]:
„Die erste Eingebung zeigte ihm, dass mit Buddha in den Sutras nichts anderes als das Leben selbst gemeint ist. Die zweite Eingebung ließ ihn erkennen, dass auch er zu den im Lotus-Sutra beschriebenen Bodhisattwas der Erde zählte. Diese Bodhisattwas sind das Symbol für die angeborene Fähigkeit zur Erleuchtung und zu mitfühlendem Handeln, die in allen Menschen ungeachtet ihres Bildungsstands oder ihres gesellschaftlichen Status vorhanden ist.
... Insgesamt kann man Josei Todas Erleuchtung vielleicht als tiefen Glauben an den unendlichen Wert und das Potenzial des menschlichen Lebens bezeichnen, verbunden mit einer festen Entschlossenheit, dieses den Menschen bewusst zu machen.
Dieses Weltbild liefert Antworten auf fundamentale Fragen der Menschheit. Überdies schafft es einen Kontext, der allen zugänglich ist, um aus der Identitätskrise zu führen und das Chaos in eine Welt zu verwandeln, in der alle Menschen einen Sinn in ihrem Leben finden können.“
Wenn ich also an den unendlichen Wert und das Potenzial des Menschen tief glaube, und ich es gleichzeitig den Menschen bewußt mache, erhält dadurch auch mein Leben einen Sinn. Was ist also das Sinnstiftende im Leben? Auf die absolute Kurzform gebracht: Shakubuku. Und so gesehen ist das neue Weltbild das alte Weltbild. Wie mache ich es? Präsident Toda:
„Es gibt keine Kunst oder Technik für Shakubuku. Ohne die feste Überzeugung, dass Sie selbst Nam-Myoho-Renge-Kyo sind, können Sie die Lehren Nichiren Daishonins nicht verbreiten. Das zu wissen ist das Wesentliche der Verbreitung im Späten Tag des Gesetzes. Das ist der einzige Weg.
Es gibt keine Regeln, wie man Nam-Myoho-Renge-Kyo verbreitet oder mit anderen teilt. Wir selbst sind Nam-Myoho-Renge-Kyo! Nam-Myo-ho-Renge-Kyo ist alles, was es gibt. Wir müssen fest entschlossen sein, dass Nam-Myoho-Renge-Kyo alles ist, was wir haben und wenn das nicht genug ist, können wir nichts machen, selbst wenn wir getötet werden sollten oder sterben. Fest davon überzeugt, müssen wir weiter anderen vom Gohonzon erzählen.[^10]
„Schmückt euch mit dem Lorbeerkranz des Sieges“ – Sensei’s Gedicht für uns in Deutschland vom 06.Juni1991 soll mein Schlußwort bilden, weil ich mir nichts sehnlicher wünsche als so einen Lebenszustand.
„Freunde“ - darin liegt der Geist der Demokratie,
der Geist des Bodhisattwas Fukyo, mit dem man an die eigene Buddhaschaft und die der anderen glaubt, einander lobt, und die Würde des Menschen verehrt. Und darin liegt der Geist der menschlichen Revolution,
der sich bewußt ist, ein ewig Ausübender, ein ewig Herausfordernder zu sein.
Der Kampf in Osaka 1956
Shinji Sato
1956, es ist gerade mal elf Jahre her, dass zwei Atombomben auf Japan gefallen waren. Die „alten Philosophien“ waren total diskreditiert und hatten für die Menschen ihre „Leitbildfunktion“ verloren. Diese Menschen waren auf der Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen. Da stand ein junger Mensch, Daisaku Ikeda, entschlossen auf, im Einklang mit dem Herzen seines Meisters Josei Toda, um diese Menschen, auf der Grundlage der Lebensphilosophie Nichiren Daishonins, von Grund auf zu retten und das Elend aus der Welt zu schaffen. Diesen Geist und diese mutige Tat für heute und die Zukunft in jedem von uns lebendig zu erhalten – das ist der Sinn des Erinnerns an diese Zeit.
Nachdem Josei Toda 1951 die Präsidentschaft der Soka-Gakkai übernahm, schlug ihm Daisaku Ikeda vor: „Wir sollten schnellstmöglich auch in Osaka einen starken Stützpunkt aufbauen, wenn wir an die Zukunft von Kosen-rufu in Japan denken." Josei Toda stimmte zu. 1955 sagte er zu einem Leiter: „Ich habe vor, Daisaku den Kampf in Osaka führen zu lassen, da er selber sagt, er will die Aufgabe übernehmen."
1955 wurden bei der Wahl des japanischen Oberhauses insgesamt fünf Kandidaten der Soka Gakkai aufgestellt. Toda legte die volle Verantwortung für die Kampagne im Wahlbezirk Osaka - der schwierigste von allen fünf Wahlbezirken – in die Hände von Daisaku Ikeda. Es war Josei Toda mehr als bewusst, dass es fast unmöglich war, den Sieg bei dieser Wahl in Osaka zu erreichen. Unabhängig vom Ausgang der Wahl wollte Toda seinen Schüler Daisaku Ikeda durch diese mühselige Aufgabe hindurchschicken. Er wollte mit Blick auf die nächsten Generationen nach seinem Tode feststellen, ob sein junger Schüler den mutigen Kampf in Osaka aufnimmt und das Potenzial eines „Bodhisattwa aus der Erde” entfaltet. Toda hatte sich bereits entschlossen, die Gesamtverantwortung für die Sicherung des ewigen Flusses von Kosen-rufu in die Hände dieses 28-jährigen jungen Mannes zu legen.
- Ziel des Kampfes in Osaka: Mit 30.000 Haushalten mehr als 200.000 Stimmen gewinnen Kampagnenziel war, mehr als 200.000 Stimmen zu gewinnen, um die Wahl zum Sieg zu führen. Angesichts der Realität (die damalige Mitgliederzahl in Osaka lag bei ca. 30.000 Haushalten) war dies ein „normalerweise” unerreichbares Ziel.
Spontane Entschlossenheit für das geistige Eins-Sein mit dem Meister
Ständiger Gedanke darüber, wie ich dazu beitragen kann, die Vision meines Meisters zu realisieren!
Gute Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist schon 90% des ganzen Sieges.
Dazu folgende Episoden:
Zuerst fiel Shin'ichi der Verzweiflung anheim: .Er befand sich in konstanter Qual. Inmitten dieser schmerzhaften Suche nach einer Lösung schrie er vor Schmerzen beinahe laut auf, als Abschnitte aus der Gosho
- wie aufkommende Wolken - in seinen Gedanken erschienen, einer nach dem anderen.
„Sin’ichi begriff nun durch und durch, dass die einzigen Dinge, auf die er zählen konnte, ‚der Gohonzon’ und ‚die Gosho’ waren“. (Roman „Menschliche Revolution”)
Viele neue Mitglieder wurden in Osaka durch die Kampagne von Daisaku Ikeda gewonnen, so dass es unmöglich wurde, jedes neue Mitglied zu betreuen. Diejenigen, die aufgestanden waren, um sich in dieser Situation als neu ernannte Gruppen- und Bezirksleiter für die Betreuung voll zu engagieren, waren die Teilnehmer der Gosho-Vorlesungen von Daisaku Ikeda in den vorangegangenen Jahren 1954 und 1955.
Starkes Gebet: Das Gebet im entscheidenden Augenblick sollte so stark sein, als wollte man mit einem nassen Holz Feuer machen oder Wasser aus dem Wüstensand herauspressen.
Daisaku Ikeda: „Wenn diese zwei Dingen – starkes Gebet und höchste Strategie – miteinander harmonisieren, dann wird auch etwas Unmögliches möglich“.
- Selbstüberwindung: Ohne Selbstüberwindung kann man den Kampf nie gewinnen. Daisaku Ikeda: „Selbst-Überwindung bedeutet hier ‚das Gebet" - Angriff ist die beste Verteidigung:
Daisaku Ikeda: „Mit Angriff ist hier gemeint ‚sich bewegen’" (Aktion, Handlung)
Praxisbezogene Gosho-Vorlesung:
Daisaku Ikeda ermutigte Mitglieder mit der Gosho. Doch seine Vorlesung war niemals eine leere Theorie, sondern es war das Studium der Praxis, das zum Sieg führte.
Dazu folgende Episode:
„Der Buddhismus ist wie der Körper und die Gesellschaft wie der Schatten. Wenn sich der Körper beugt, dann beugt sich der Schatten auch.” (jap. 992/dt. Gosho B , Seite )
Daisaku Ikeda sagte: „Ich werde denjenigen nicht vertrauen, die beruflich nicht arbeiten wollen. Wer im Beruf nur jammert, der ist auch nicht in der Lage, den mutigen Kampf für Kosen-rufu aufzunehmen.“
„Wenn man sein angesammeltes Glück aufgebraucht hat, hilft keine Strategie mehr.“
(dt.G..B1,S56)
Daiasaku Ikeda sagte: „Wenn man kein Glück mehr hat, nützen selbst eine gut durchdachte Strategie oder die beste Bemühung nichts mehr.“ Das „angesammelte Glück” kann mit dem Wort „Glaube” gleichgestellt werden. Weil man Zweifel hat, kann man weder das angesammelte Glück noch positive Wirkungen genießen.
Ein konkretes Ziel setzen:
Daisaku Ikeda’s Zielsetzung für die Shakubuku-Kampagne:
Für Februar 1956: 4.000 Gohonzon-Familien. (Ergebnis: 3.986 Gohonzon-Familien) Für März 1956: 5.000 Gohonzon-Familien. (Ergebnis: 5.005 Gohonzon-Familien)
Für April 1956: 8.000 Gohonzon-Familien. (Ergebnis: 9.002 Gohonzon-Familien) „Wenn man sich für das Ziel von Sensei einsetzt, kann man es tatsächlich erreichen.” Diese Überzeugung verbreitete sich schnell in Osaka.
-Spontane und freudige Aktivitäten jedes Mitglieds:
Daisaku Ikeda geht davon aus, dass die spontane und freudige Aktivität jedes Mitglieds für das Erreichen eines schwierigen Zieles unentbehrlich ist. Durch die Ermutigungen, mit denen Daisaku Ikeda ab Januar 1956 in Osaka begann, verbreitete sich der Hauch des Glaubens in ganz Kansai. „Die konsequenten Ermutigungsaktivitäten in diesen 2 Monaten ließen die Mitglieder erkennen, wie groß die Freude sein kann, wenn die Aktivitäten aus vollem Herzen auf dem Glauben basieren.” (Roman “Menschliche Revolution”)
Episode
Daisaku Ikeda kam zum Kansai-Hauptquartier zurück, nachdem er den ganzen Tag etliche anstrengende persönliche Führungen gegeben hatte. Er war vollständig erschöpft. Da sah er eine Frau, die ihren Mann durch einen plötzlichen Tod verloren hatte. Er kannte diesen Mann von dessen Teilnahme an einer Versammlung. Er ermutigte sie: „Sie sollen nicht weinen. Wenn Sie weinen, leidet ihr Mann auch und er wird traurig. Es gibt einen Grund, warum Sie ihren Mann so früh verlieren mussten. Ich verstehe, dass Sie jetzt sehr traurig sind, aber es ist das höchste Glück, den Gohonzon getroffen zu haben. Sie haben doch den Gohonzon, nicht wahr? Der Gohonzon schützt Sie! In fünf, zehn oder 20 Jahren werden Sie bestimmt glücklich. Ich werde auch Sie zur Reise von Kosen-rufu ins Ausland einladen!" Die Ermutigung unter Aufbietung aller Kräfte dauerte anderthalb Stunden.
Resumée:
Das Ergebnis der Wahl im Juli 1956 in Osaka war ein sensationeller Sieg. Das, was wir hier gelernt haben, war trotzdem nicht eine technische Lehre für uns über einen Wahlkampf! Das war ein entscheidender Glaubenskampf, der das heutige unbesiegbare Kansai entstehen lieβ. Das war auch der Kampf für das Eins-Sein mit dem Herzen des Meisters.
Dann ist das „nur“ eine Geschichte von vor knapp 50 Jahren?
Der Erfolg der Hauptstelle OST in den Jahren 2001 und 2002 - Was war das Geheimnis bzw. das Rezept dafür?
Leonardo Duricic
Als Verantwortlicher der Hauptstelle habe ich mich sehr gefreut, als ich erfuhr, dass wir die meisten Gohonzonempfänger hatten, nicht nur ein, sondern zwei Jahre hintereinander.
Es ist sicher nachvollziehbar, dass man in dieser Situation zuerst denkt, der Grund sei bei den anderen zu suchen, da sie so fähig sind. Später denkt man, dass es möglicherweise doch mit einem selber zu tun hat, aber als es darum ging, konkret zu sagen, was das Rezept des Erfolgs war, wurde es schwierig eine Antwort zu geben. Daher habe ich eine Weile intensiv darüber nachdenken müssen. Dann wurde mir folgendes klar.
Ab dem Jahre 2001 wurde die Betreuung unserer Hauptstelle von der MA von Herrn Takahashi wahrgenommen, die Frauen - Betreuerin war und ist Frau Masami Matsuno.
Natürlich habe ich persönlich viel mit Herrn Takahashi in dieser Zeit zu tun gehabt, wir besuchten zusammen viele Versammlungen, machten zusammen viele persönliche Gespräche mit Mitgliedern, ich übersetzte immer für ihn: Vom Englischen ins Deutsche und für die Mitglieder vom Deutschen ins Englische. Mit der Zeit merkte ich, dass ich mit nur wenigen Hinweisen bereits wußte, was er bei den Versammlungen sagen wollte, denn ich hatte die Sachen von ihm bereits gehört, oder er hatte mir die Sachen in unserem Gespräch beim Fahren erklärt, daher konnte ich seine Absicht bestens verstehen und übertragen. Manchmal fühlte ich, als sei ich das deutsche „Mundwerk“ von Herrn Takahashi.
Kürzlich erinnerte ich mich daran, dass ich am Anfang der neunziger Jahre, als Präsident Ikeda Deutschland besuchte, der persönliche Fahrer von Herr Takahashi war. Ich erinnerte mich daran, wie er manchmal zigmal vom Büro zum Sekretariat fuhr. Teilweise war es sehr spät, aber er machte weiter, so lang es notwendig war, unermüdlich. Ich fragte ihn damals, wie er das wohl mache? Er gab mir zu verstehen, dass das, was Sensei macht, viel mehr sei und dass im Rhythmus mit Sensei die Große Kraft entstehen würde.
Also, mir ist inzwischen klar, dass diese bereits bestehende Erfahrung als Fahrer von Herrn Takahashi, mich mit ihm sehr stark und seit längerem verband.
Aber zurück zur Frage, was wir anders, was wir besonders gemacht haben, um den Erfolg zu erbringen.
Wir hielten jeden Monat vor dem Aktionskomitee die Hauptstellenleiter-Versammlung, bereits am ersten Freitag des Monats zusammen mit unseren Hauptstellen - Betreuern Frau Matsuno und Herrn Takahashi ab. Dabei waren grundsätzlich die Verantwortlichen der vier Abteilungen anwesend und gleichberechtigt. Es gab keine geheimen oder sonstigen Absprachen, wir berieten und beschlossen die Themen oder Probleme, die die Hauptstelle betrafen, zusammen.
Im Februar 2001 machten wir in der Hauptstelle einen Trainingskurs für Gruppenverantwortliche und verdeutlichten die essentielle Bedeutung der Gruppe bzw. der Gästeversammlung als Kern der Gakkai - Aktivität.
Dann fingen wir systematisch an, bereichs- bzw. bezirksweise die Kandidaten für den Gohonzonempfang, gleichgültig, ob bereits entschieden oder nicht, auf einer Liste zu führen und besprachen den Fortschritt monatlich. Den Gohonzonempfang setzten wir von zwei- auf viermal im Jahr an.
Wir führten viele persönliche Gespräche und besuchten Mitglieder oder Verantwortliche. Wir besuchten Versammlungen zusammen mit Herrn Takahashi. Machmal mehrere nacheinander. Mir erklärte H. Takahashi, dass so eine Art auch von Sensei eingesetzt wurde.
Irgendwann berichtete Herr Takahashi gleich nach seiner Rückkehr aus Japan, was Sensei den amerikanischen Verantwortlichen hinsichtlich des Gohonzonempfangs gesagt hatte. ungefähr so: „Ein Monat ist genug“. So wurde klar, dass die Entschlossenheit des Gohonzonempfängers wichtig sei und wir keine Dogmen- bzw. Richtlinienhüter seien.
Dann kam die Möglichkeit, das neue Gongyo einzuführen. Mir wurde die Bedeutung sehr klar, ich war sofort dafür, die Änderung durchzuführen und Klarheit für alle zu schaffen. Das ist uns in der Hauptstelle auch sehr gut gelungen.
Regelmäßige Gespräche wegen den Danto - Mitgliedern mit deren Freunden in der SGI wurden hier zusammen mit Herrn Takahashi geführt. Er informierte us über die Danto. Ich merkte immer wieder, mit welcher Sorgfalt Hr. Takahashi etwas sagte, obwohl es manchmal sehr deutlich war, aber immer mit größter Hochachtung. Er sagte mir immer wieder, dass die Geduld die Tugend des Buddhas sei. Manchmal merkte ich natürlich, dass auch er sehr kämpfte, um die Geduld nicht zu verlieren. Sicherlich merkte ich so etwas nur deshalb, weil ich ihn lange und gut kenne.
Am wesentlichsten scheint mir die Tatsache, dass Herr Takahashi uns gezeigt hat, was der Geist von Meister und Schüler ist. Wie der Schüler die Vision des Meister niemals aus den Augen verliert und seine eigene Handlung immer im Sinne des Meisters vollzieht.
Ich möchte klarstellen, dass ich durch Herrn Takahashi gelernt habe, wie die Meister-und SchülerBeziehung aussieht und wie sie funktioniert. Regelmäßig haben wir vor dem Aktionskomitee das neueste Video mit Präsident Ikeda gesehen. Dabei war immer deutlich, dass Hr. Takahashi uns in einen Rhythmus mit Sensei bringen wollte. Dazu gab er uns als Ermunterung und Motivation immer die neuste Ermutigung von Präsident Ikeda und er lobte Sensei immer so aufrichtig und voller Dankbarkeit.
Mich hat die Haltung von Hr. Takahashi gegenüber Präsident Ikeda unendlich positiv beeindruckt. Ich habe jeden Hinweis aufgegriffen und versucht, ihn umzusetzen bzw. die anderen Verantwortlichen und Mitglieder zu informieren und entsprechend zu ermutigen. Ich wollte unbedingt die neueste Linie, den neuesten Impuls von Präsident Ikeda in die Tat umsetzen und konnte mich immer auf die Unterstützung, manchmal auch auf berechtigte – aber immer mit Sorgfalt erbrachte - Kritik von Herrn Takahashi verlassen. Wie die anderen das empfunden haben, kann ich nicht sagen, aber wir haben uns zusammen und einzeln für die Mitglieder und die Gruppen – die Hauptstelle - sehr eingesetzt.
Den vier Bereichen haben wir viel Verantwortung und Selbständigkeit übertragen. Je Monat hat einer der Bereiche die Verantwortung für den Kaikan: Putzen, Stellen von Kaikanleitern fürs Abendgonyo, Abhalten der Studiumvorlesung der Hauptstelle. Jeder Bereich hat sich um die Bildung neuer Gruppen und Strukturen gekümmert. Die Haupstellenverantwortlichen haben die Verantwortung für je einen oder teilweise zwei der vier Bereiche und die Betreuung einer oder mehr Gruppen für ein Jahr übernommen.
Regelmäßig Freitagabends ist „Langsames Gongyo“ im Kaikan. Dazu ist vor dem GohonzonEmpfangstermin ein Training für Gohonzonempfänger - entweder bereichs- oder hauptstellenweise - angeboten worden.
Der Bereich Sachsen-Thüringen mit Sachsen-Anhalt hat wegen der Größe und Entfernung des Bereichs ein spezielles, eigenes, auf ihn zugeschnittenes Programm entwickelt und wird von den Hauptstellenverantwortlichen so gut es geht unterstützt. Im Ergebnis wurde sehr viel Selbständigkeit und Eigeninitiative entwickelt. Bei Studienprüfungen hatte dieser Bereich eine große Teilnahme zu verzeichnen und Erfolge, basierend auf gemeinsamem Studium, erwiesen.
Rückblickend sehe ich, dass wir in unsere Aktivität in der Hauptstelle hinsichtlich der Versammlungen und Absprachen unter Verantwortlichen eine Regelmäßigkeit und Struktur eingebracht haben.
Als ich Ende 2002 erfuhr, dass wir zukünftig keine direkte MA-Betreuung vom SGI-D Gremium haben würden, da Hr. Takahashi eine andere Aufgabe übernommen hat, wurde mir mulmig und später deutlich, dass er uns trainiert hat und wir nun selber machen bzw. aufstehen müßten. Plötzlich verspürte ich ein großes Gefühl von Vertrauen, das uns entgegen gebracht wurde, dazu eine große Verantwortung, die uns übergeben worden ist.
Ob wir weiterhin so erfolgreich sein werden, weiß ich nicht. Allerdings erscheint es mir als viel wichtiger, dass wir mit unserer Erfahrung andere ermutigen können. Ich kann im Detail nicht sagen, wie die anderen Verantwortlichen unserer Hauptstelle das sehen, was sie für das Geheimnis unseres Erfolgs halten.
Es ist auch so, dass wir in der bundesweiten Bewertung der Hauptstelle OST schon als etwas chaotisch angesehen bzw. bewertet wurden. Ferner ist Fakt, dass unsere Hauptstelle sehr bunt ist, mit den verschiedensten sozialen und sonstigen Strukturen. Geographisch und historisch (West und Ost bei einander) natürlich besonders interessant. Gerade hierin sehe ich die multikulturelle Vielfalt, einen Mikrokosmos der Welt-Kosen-Rufu.
Vortrag von Daisaku Ikeda vom 6 Juni 1996 im Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles. Das Simon – Wiesenthal - Zentrum für das Gedenken an den Holocaust und den Schutz der Menschenrechte hat beschlossen, das Leben von Tsunesaburo Makiguchi durch eine jährliche Vortragsreihe, zu würdigen. Hierin werden Persönlichkeiten gewürdigt, die für Menschenrechte und religiöse Freiheit kämpften.
Im Januar 1993 hatte ich Gelegenheit, das „Museum für Toleranz" kurz vor seiner offiziellen Eröffnung zu besuchen. Die Geschichte des Holocaust muß als die Tragödie schlechthin bezeichnet werden, herbeigeführt durch menschlichen Haß und Intoleranz. Ich war sehr bewegt, als ich mir die Ausstellungsstükke ansah. Doch noch mehr war ich zutiefst empört. Diese Gefühle wurden noch von der Entschlossenheit übertroffen, es niemals zuzulassen, dass sich diese Tragödie wiederholt - ganz gleich, zu welcher Zeit und in welchem Land.
Mit den Worten von Simon Wiesenthal im Herzen, dass „Hoffnung lebt, wenn Menschen sich erinnern", und der großzügigen Unterstützung und Kooperation des Simon-Wiesenthal-Zentrums freuten sich die Beteiligten der Soka-Universität, die Ausstellung „Der Mut zur Erinnerung" organisieren zu können.
Bei der Eröffnung der Ausstellung in der Tokioter Regierungsbehörde leitete Rabbi Cooper eine ausgewählte Delegation des Simon Wielsenthal Zentrums, und der US-Botschafter Mondale sowie Diplomaten aus zwanzig Ländern beehrten uns mit ihrer Anwesenheit.
Am 15. August letzten Jahres, dem 5o Jahrestag des Endes des zweiten Weltkrieges, wurde die Ausstellung dann in Hiroshima eröffnet. Rabbi Hier repräsentierte während der Eröffnungszeremonie das Simon-Wiesenthal-Zentrum. DieAusstel1lung „Der Mut zur Erinnerung“ wurde später in Okinawa gezeigt und bis heute ist sie in 19 japanischen Städten gezeigt worden. Es gab durchschnittlich 5.000 Besucher pro Tag, und bis jetzt haben etwa eine Million japanischer Bürger die Ausstellung gesehen. Viele der Besucher sind Kinder und Jugendliche, und häufig beobachten wir, wie sehr das Beispiel der Jugendlichen Anne Frank sie berührt, deren Leben in der Ausstellung porträtiert wird. Es gab auch eine endlose Zahl von Eltern, die die Ausstellung mit ihren Kindern besuchten. Mit Genugtuung kann ich sagen, dass „Mut zur Erinnerung" als Ort des Lernens dient, wo in jungen Menschen ein starkes Gerechtigkeitsgefühl geweckt wurde.
Bei der Eröffnung kamen mir die Worte meines Mentors Josei Toda wieder in den Sinn: „Man muß von dem unbezwingbaren Geist der jüdischen Menschen lernen". In der Tat gibt es viel zu lernen aus der Stärke und Courage, die es den Juden ermöglichte, über die unendlichen Verfolgungen und Tragödien während der Jahrhunderte hinwegzukommen.
Indem sie sämtliche Verfolgungen, die sie erfahren haben, überstanden, haben die jüdischen Menschen gelernt, sich erinnert und ihre Weisheit und spirituelle Kraft an nachfolgende Generationen weitergegeben. Der Mut, sich zu erinnern, bedeutet gleichzeitig auch Mitgefühl zu lehren. Der Haß ist erlernt, deshalb muß Toleranz gelehrt werden. Der Buddhismus sagt, dass Ärger sowohl dem Guten als auch dem Schlechten dienlich sein kann.
Wenn Ärger sich um die eigenen, kleinlichen Geftihle oder Gier dreht, ist das schlecht. Ärger, der von Haß getrieben ist, bringt nichts als Konflikte und Konfrontation in die menschliche Gesellschaft.
Ärger, der sich jedoch gegen großes Übel richtet, gegen die Schändung von Menschlichkeit und die Mißachtung des menschlichen Lebens, dieser Ärger ist richtig. Diese Qualität von Ärger reformiert und erfrischt die Gesellschaft und macht den Weg frei für eine Welt der Humanität und des Friedens. Das Gefühl, das den Betrachter von „Der Mut zur Erinnerung" inspiriert, ist kein anderes als dieses Gefühl des „gerechten Ärgers".
Eine der wichtigsten Angelegenheiten, denen sich die Menschheit infolge des kalten Krieges gegenübersieht, ist die Frage, wie man den Abgrund aus Mißtrauen und Haß überwindet, der zwischen unterschiedlichen Völkern, Kulturen und Religionen besteht. Ich war tief getroffen von den folgenden Worten Dr. Wiesenthals, mit denen er sich letzten November an die 50. Abordnung der Botschaft der Vereinten Nationen richtete, und die darin mündeten, dass die Vereinten Nationen das Jahr der Toleranz verkündeten. Dr. Wiesenthal sagte: „Toleranz ist Voraussetzung für die friedliche Koexistenz zwischen allen Menschen auf dieser Erde und die einzige Alternative zu all dem Haß, der zu den schrecklichen Verbrechen gegen die Menschheit geführt hat."^1\ ^
Es muß hier erwähnt werden, dass Toleranz, ebenso wie Ärger, passive als auch aktive Seiten besitzt, hilfreiche und schädliche Formen zeitigt. Gleichgültigkeit und Apathie, die so vorherrschend in modernen Gesellschaften sind, können als Beispiele passiver Toleranz bezeichnet werden. Die japanische Tendenz zu Beginn dieses Jahrhunderts, faule Kompromisse mit Toleranz zu verwechseln, bedingte die geistige Atmosphäre, die zur Ausbreitung des Militarismus führte und zu der bitteren historischen Erfahrung, die folgte.
Im Gegensatz dazu ist aktive Toleranz nicht trennbar von dem Mut zum Widerstand und zur bestimmten Auflehnung gegen alle Formen von Gewalt und Ungerechtigkeit, die die menschliche Würde bedrohen. Es ist eine Lebenseinstellung, die sich auf Mitgefühl gründet, wo man die Welt mit den Augen anderer Menschen betrachtet, deren Leiden und Freuden wie seine eigenen empfindet.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum liefert ein Modell für positive Toleranz, wo aktiv nach Möglichkeiten gesucht wird, den Dialog zwischen Kulturen herzustellen, wo man sich einsetzt für gemeinsames Lernen und gegenseitiges Verstehen. Ein wirklich toleranter Mensch ist gleichzeitig ein mutiger Mensch der Tat, der dafür arbeitet, Einfühlungsvermögen und Wertschätzung unter den Menschen zu fördern.
Es ist für mich eine Ehre, hier im Simon-Wiesenthal-Zentrum über Tsunesaburo-Makiguchi zu sprechen, den Lehrer meines Lehrers und ersten Präsidenten der Soka Gakkai. Dieses Zentrum ist für mich wie eine Festung, die den Frieden und die Menschenrechte schützt. Ich möchte Ihnen gerne die Überzeugungen vermitteln, für die Makiguchi sein Leben gab, wobei ich mich auf die beiden Themen „gerechter Ärger" und "aktive Toleranz" konzentriere.
Die folgenden Zitate aus Makiguchis Schriften^2^ sollten genügen, um das Ausmaß aufzuzeigen, in dem sein Denken dem japanischen Militarismus zuwiderlief - der vorherrschenden Stimmung seiner Zeit.
„Das Schlechte zu tadeln und es zu beseitigen ist ein Bestandteil davon, das Gute zu ergreifen und es zu beschützen."
„Wenn du kein mutiger Gegner des Schlechten sein kannst, kannst du kein Freund des Guten sein."
„Man soll sich nicht mit passiver Güte zufrieden geben, man soll ein Mensch mit Mut und Stehvermögen sein, der aktiv nach dem Guten strebt."
Makiguchi opponierte gegen Japans Rolle im zweiten Weltkrieg und die Beschränkungen, die die Militärregierung der freien Religionsausübung auferlegte. Daraufhin kam er ins Gefängnis, wurde mißhamdelt und starb dort schließlich im Alter von 73 Jahren.
Tsunesaburo Makiguchi wurde 1871 in einem kleinem Dorf am Meer, in der Präfektur Niigata, geboren. Das Dorf hieß Arahama, was man übersetzen kann als „Strand der rauhen Meere." Maki guchi stand offen zu seiner bescheidenen Herkunft aus einem armen Fischerdorf, Die Armut seiner Familie und die Notwendigkeit, sie zu unterstützen, zwangen ihn, ein weiterführendes Studium nach der Grundschule aufzugeben. Dennoch nutzte er jede Gelegenheit, zu lesen und zu lernen und zeigte eine große pädagogische Begabung. Aufgrund seines erzieherischen Talentes wurde er von den Menschen, mit denen er zusammenarbeitete, eine kleine Summe Geld gesammelt, so dass er ein Lehrer-Kolleg besuchen konnte, wo er mit 22 Jahren seinen Abschluß machte.
Makiguchis ganze jugendliche Energie und Leidenschaft flossen in die Aufgabe, die Ausbildungsmöglichkeiten für seine unterpriviligierten Studenten zu erweitern. Viele, die von Makiguchi unterrichtet worden waren, beschrieben mit Dankbarkeit seine Bemühungen, die er als Lehrer unternommen hatte.
Während Makiguchis Zeit als junger Lehrer begann Japan eine nationale Politik zu verfolgen, die sich in dem Slogan „Nationaler Reichtum und militärische Stärke" ausdrückte (jap: fukoku kyohei) - der Weg imperialistischer Ausdehnung. Im pädagogischen Bereich wurde die höchste Priorität auf nationale Ziele gelegt, und alle Bemühungen richteten sich darauf, einen blinden, unkritischen Patriotismus zu vermitteln.
Makiguchi hingegen drückte seine Einstellung so aus: „Was also ist der Zweck einer nationalen Erziehung? Anstatt sich komplexe theoretische Interpretationen auszudenken, ist es besser, damit anzufangen, sich das liebenswerte Kind anzuschauen, das auf deinem Knie sitzt, und sich zu fragen: ‚Was kann ich tun, um sicher zu sein, dass dieses Kind fähig sein wird, das glücklichste Leben zu führen, das möglich ist?’“^3^
Makiguchis Interesse konzentrierte sich niemals auf den Staat, sondern immer auf Menschen, individuelle, menschliche Wesen. Dies veranschaulicht seinen starken Sinn für die Rechte des Menschen, welcher ihn zu der Erklärung veranlaßte, dass „die Freiheit und die Rechte des Individuums heilig und unantastbar sind"^4^ - und das zu einer Zeit, als die Prioritäten sehr stark auf der staatlichen Souveränität lagen.
1903, im Alter von 32 Jahren, veröffentlichte Makiguchi sein 1000-seitiges Werk „Die Geographie des menschlichen Lebens" (engl. The Geography of Human Life). Diese Publikation erschien am Vorabend des russisch-japanischen Krieges. Der Tenor der damaligen Zeit zeigt sich darin, dass sieben der berühmtesten Gelehrten der Tokioter Reichs-Universität der Regierung vorschlugen, eine harte Haltung gegenüber Russland einzunehmen und die öffentliche Begeisterung für den Krieg schürten. Makiguchi dagegen, ein unbekannter Schullehrer, vertrat die Haltung eines bewußten Weltbürgers, der, obwohl fest in seiner heimatlichen Gemeinschaft verwurzelt, den „engstirnigen Nationalismus" ablehnt.
Mit 42 Jahren wurde Makiguchi zum Rektor einer Tokioter Grundschule ernannt. Für die nächsten 20 Jahre arbeitete er in dieser Funktion und schuf eine der außergewöhnlichsten öffentlichen Schulen Tokios.
Einer der wichtigsten Einflüsse für Makiguchis Denken war die Philosphie des Amerikaners John Dewey, die er benutzte, um eine Änderung im japanischen Erziehungssystem zu bewirken. Als Anwalt einer pädagogische Reform war Makiguchi unter permanenter Kontrolle und Druck der Autoritäten. Unter seinen angefeindeten Vorschlägen war auch ein Aufruf zur Abschaffung des Systems der offiziellen Überprüfung, denn die Vertreter der zentralen Bürokratie konnten direkt in die Leitung örtlicher Schulen eingreifen.
Er weigerte sich auch, sich der herrschenden Sitte anzupassen und Kinder aus einflußreichen Familien bevorzugt zu behandeln. Dies führte schließlich dazu, dass sich ein führender nationaler Politiker dafür stark machte, Makiguchi aus seinem Amt zu entfernen. Studenten, Lehrer und Eltern versammelten sich, um Makiguchi zu verteidigen, und versuchten, den Versetzungsbefehl selbst mit Unterrichtsstreik zu stoppen. In der Schule, an die er versetzt wurde, begegnete Makiguchi den gleichen Schikanen. Doch dieses Mal konnte er die pädagogischen Autoritäten dazu bringen, den Schulhof zu renovieren, als Bedingung sozusagen, um die Versetzung zu akzeptieren.
Makiguchis Bemühungen erinnern auch an die große Liebe zur Menschlichkeit, die ein Zeitgenosse von ihm vorlebte, der außergewöhnliche jüdischpolnische Erzieher Janusz Korczak, der bis zuletzt kämpfte, um das Leben seiner Studenten zu beschützen, und mit ihnen zusammen im Holocaust starb.
1928 stieß Makiguchi auf den Buddhismus. Buddhismus kann als Philosophie einer allgemeinen Erziehung betrachtet werden, da es im Buddhismus darum geht, die allen menschlichen Wesen innewohnende Weisheit zu erkennen und ihr zur Entfaltung zu verhelfen. Makiguchi fühlte, dass er im Buddhismus die Möglichkeiten gefunden hatte, mittels derer er die Ideale realisieren konnte, die er sein Leben lang verfolgt hatte - eine Bewegung für eine soziale Reform durch die Erziehung. Er war schon 57, als er mit dem Buddhismus in Berührung kam, ein Ereignis, das die dramatischen letzten Entwicklungen seines Lebens einleitete.
Zwei Jahre später, am 18. November 1930, veröffentlichte Makiguchi zusammen mit seinem Lehrerkollegen Josei Toda, für den er gleichermaßen Vorbild und väterlicher Freund war, den ersten Band von „Das System der werteschaffenden Pädagogik" (The System of Value-Creating Pedagogy). Diesen Tag verstehen wir als Gründungstag unserer Bewegung, der SGI.
„Soka" ist japanisch und heißt „Das Schaffen von Werten". Nach Makiguchis Ansicht ist der grundsätzlichste und zentrale Wert der des Lebens an sich. Bezugnehmend auf Deweys Pragmatismus sagte er: „Der einzige Wert im wahrhaftigen Sinn ist der des Lebens an sich. Alle anderen Werte erscheinen nur im Kontext der Interaktion mit dem Leben."^5^ Das grundsätzliche Kriterium für Wert ist nach Makiguchis Ansicht, ob er die menschlichen Lebensumständen bereichert und den Lebenszustand verbessert oder verschlechtert, ihn voranbringt oder behindert.
Das höchste Ziel der Soka- bzw. der wertschaffenden Erziehung ist es, Menschen mit Charakter zu erziehen, die ununterbrochen nach dem „höchsten Gut", dem Frieden streben und die sich der Unantastbarkeit des Lebens, selbst unter schwierigsten Umständen, verpflichtet fühlen.
1939 fand das erste Treffen der Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für eine werteschaffende Erziehung) statt. Dies war das Jahr, als der zweite Weltkrieg mit der Nazi-Invasion in Polen begann. Japans Truppen waren ebenso in Bewegung und begingen schreckliche Greueltaten in China und Korea.
Zutiefst beunruhigt durch diese Entwicklungen startete Makiguchi eine direkte Kritik des militärischen Faschismus. Damals unterstützten die meisten Religionen und religiösen Organisationen in Japan den staatlichen Shintoismus, der die philosophische und spirituelle Untermauerung für die Weiterführung des Krieges lieferte. Makiguchi wehrte sich vehement gegen die brutale Mißachtung der Glaubens- und Gewissensfreiheit und weigerte sich, die ursprüngliche Zielsetzung seiner religiösen Überzeugung, die Verwirklichung des Friedens, aufzugeben.
Er empörte sich auch über den Versuch, den Menschen in Asien den Glauben an den japanischen Shintoismus aufzuzwingen, indem er schrieb: „Die Arroganz der Japaner kennt keine Grenzen."^6^ Seine strenge und kompromißlose Haltung dieser Sache gegenüber entsprang einer zutiefst toleranten Einstellung gegenüber dem kulturellen und religiösen Erbe anderer Menschen.
Im Dezember 1941 griffen die japanischen Truppen Pearl Harbor überraschend an und initiierten so den Krieg im Pazifik. Fünf Monate später mußte die Zeitschrift der Soka Kyoiku Gakkai, „Kachi Sozo" (Wert-Schaffung) auf Befehl der innenpolitischen Sicherheitsbe hörde eingestellt werden.
Indem man den Japanern ihre Gewissens- und Religionsfreiheit beraubte, war es ein leichtes für die faschistischen Militärmächte, die Freiheit der öffentlichen Rede zu unterdrücken. Die Militärmacht entzog den Menschen ihre fundamentalen Freiheiten und trachtete danach, eine gehorsarne, gleichgeschaltete Masse zu schaffen. Makiguchi drückte seine feste Überzeugung folgendermaßen aus: „Ein einziger Löwe wird über tausend Schafe triumphieren. Eine einzige mutige Person kann größere Dinge erreichen als tausend Feiglinge.“^7^ Makiguchis Haltung, sich jeglicher Form des Bösen und der Ungerechtigkeit offen entgegenzustellen, machten ihn und seine Gedanken zu einer starken Bedrohung für die herrschenden Mächte. Man betrachtete ihn als „geistigen Kriminellen", und seine Aktivitäten waren Gegenstand dauernder Überwachung des „Geheimdienstes".
Trotz alledem organisierte Makiguchi weiter kleine Diskussionsversammlungen, wo er freimütig seine religiösen und moralischen Überzeugungen ausdrückte. Obwohl eine Anklageschrift gegen ihn verfaßt war, nahm er während zweier Kriegsjahre an 240 solcher Versammlungen teil. Im Beisein der Polizei fuhr Makiguchi während dieser Treffen fort, den Militärfaschismus zu kritisieren. Oft wurde seine Rede von der Polizei vorzeitig abgebrochen. Obwohl selbst die Priester, die Makiguchis buddhistischem Glauben ausübten, vor dem Druck der Regierung kapitulierten und zum Shintoismus überliefen, lehnte Makiguchi dies bis zum Schluß ab.
Im Juli 1943 wurden Makiguchi und Toda vom japanischen Geheimdienst verhaftet. Sie wurden für schuldig befunden, gegen das berühmt-berüchtigte Friedenserhaltungsgesetz^8^ verstoßen sowie Respektlosigkeit gegenüber dem Kaiser gezeigt zu haben. Makiguchi war schon 72 und verbrachte das nächste Jahr und vier Monate, insgesamt 500 Tage, in Einzelhaft.
Er wich jedoch nie einen Schritt zurück. Es heißt, dass er aus seiner Einzelzelle hinausrief und die anderen Gefangenen fragte, ob sie sich langweilten. Er bot ihnen an, mit ihm zu diskutieren, z.B. darüber, ob es irgend einen Unterschied mache, ob man Gutes nicht tue oder absichtlich etwas Falsches begehe. ^9^ Er war ein Meister der humanistischen Erziehung, der stets den gleichwertigen und uneingeschränkten Dialog mit anderen suchte.
Er erklärte sogar seinen Wärtern und Vernehmungsbeamten geduldig und klar die buddhistischen Grundsätze. Die offiziellen Aufzeichnungen dokumentieren seine Ansicht, dass man durch eine Lebensweise, in der man „so abhängig vom gesellschaftlichen Lob bzw. Tadel ist, dass man, obwohl man nichts Schlechtes tut, doch nichts Gutes erreichen kann", sich letztlich gegen die Lehren des Buddhismus verhält.^10^
Es gibt einen berühmten buddhistischen Aphorismus, der besagt: „Wenn Du ein Licht für einen anderen anzündest, wird sich Dein eigener Weg erhellen."^11^ Makiguchis Leben war bis zum Ende ein Beispiel dafür, wie man etwas Positives zum Leben beiträgt, indem man das Licht der Hoffnung für sich und für andere entwickelt und bewahrt.
An anderer Stelle in den Aufzeichnungen seiner Verhöre bezeichnet er Japans Invasion in China sowie den „Großen ostasiatischen Krieg" als eine „nationale Katastrophe", ausgelöst durch die grundlegende geistige Desorientierung der japanischen Nation. Zu einer Zeit, als Japans Invasion als „heiliger Krieg" tituliert wurde und Presse und Meinungsmacher sich darin überboten, dieses Unternehmen zu glorifizieren, spiegeln Makiguchis Worte einzigartigen Mut und Entschlossenheit wider.
Seine Briefe aus dem Gefängnis an seine Familie blieben erhalten. In ihnen findet man Passagen^12^ wie diese: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist dies der Ort, wo ich, als alter Mensch, meinen Geist kultivieren werde."
„Ich bin in der Lage, Bücher zu lese was ein Vergnügen ist. Ich verlange nach nichts. Bitte paßt in meiner Abwesenheit auf das Haus auf und beunruhigt Euch nicht wegen mir."
„Da ich in Einzelhaft bin, kann ich über Dinge in Ruhe nachdenken, was ich bevorzuge."
Seine Briefe sind voll von Sorge, voll Rücksicht auf seine Familie und in ihnen spürt man seine Selbstbeherrschung, ja sogar Optimismus. „Selbst die Hölle hat ihre Freuden, es hängt nur von der eigenen Einstellung ab," schrieb er in einer Stelle, die vom Gefängniszensor ausgestrichen wurde.
Die Hölle der vier Wände seiner Einzelzelle, ihre Kälte, ihre Hitze, forderte ihren steten Tribut von Makiguchis altem Körper. Doch er war niemals niedergeschlagen. Angetrieben von gerechtem Ärger kämpfte Makiguchi weiter gegen die Mächte einer staatlichen Autorität, die sich weigerte, Menschenrechte zu respektieren. Sein Ärger war jedoch niemals von Haß belastet.
Schließlich führten Alter und Unterernährung zum unvermeidlichen physischen Ende und Makiguchi erklärte sich einverstanden, auf die Krankenstation verlegt zu werden. Er zog seine private Kleidung an, kämmte sich die Haare und ging ohne fremde Hilfe, mit schwachen, aber doch entschlossenen Schritten auf die Station. Am nächsten Tag, dem
- November 1944, dem Jahrestag der Gründung der Soka Gakkai, entschlief Tsunesaburo Makiguchi friedlich. Selbst der Tod konnte Makiguchi nicht dazu zwingen, sich zu ergeben.
Für menschliche Wesen ist vielleicht nichts furchtbarer als die Aussicht auf den eigenen Tod. Man könnte sogar sagen, dass die Angst vor dem Tod die Basis für instinktgesteuerte Aggression bildet. Und doch spricht der Buddhismus von der untrennbaren Einheit von Leben und Tod und behauptet, dass dies die beiden integralen Aspekte eines ewigen Kontinuums sind. Für jemanden, der mit dieser unerschütterlichen Überzeugung lebt und ein tiefgehendes Verständnis der wesentlichen Natur von Leben und Tod hat, ist sowohl das Leben als auch der Tod mit Freuden erlebbar.
In den kalten Mauern des Gefängnisses bewies Makiguchi die Wahrheit, dass es möglich ist, den Tod ohne eine Spur von Angst, Bedauern oder Abscheu zu begrüßen, wenn man vorher sein Leben den noblen und menschlichen Zielen vollkommen gewidmet hat. Unbemerkt von der Welt vollendete er sein Leben, das er durch seine Taten und seinen Geist großartig gemacht hatte. Sein stiller Tod war gleichzeitig ein neuer Start, eine neue Abreise.
Josei Toda sprach von seinem unerträglichem Schmerz, die ihn ergriffen, als er zwei Monate später von einem der Richter unverblümt benachrichtigt wurde: „Makiguchi ist tot." Er sprach vom Schluchzen in der Einsamkeit, vom Weinen, bis er keine Tränen mehr hatte. Doch aus der Tiefe seiner Verzweiflung entstand neue Hoffnung.
Toda, der Schüler, überlebte das Gefängnis, in dem sein Meister gestorben war. Der Zorn auf die autoritären Mächte, die seinem Meister das Leben geraubt hatten, wandelte sich in ein Versprechen und in eine Entschlossenheit, eine neue Bewegung für den Frieden aufzubauen.
Im „System der werteschaffenden Pädagogik" schrieb Makiguchi: „Aufgrund ihres Selbsterhaltungstriebes tun sich bösartige Menschen zusammen und verstärken die Kraft, mit der sie das Gute verfolgen. Im Gegensatz dazu wirken gütige Menschen immer isoliert und schwach. ... Es gibt keine andere Wahl für gütige Menschen, als sich zu vereinigen."^13^ Dies war seine tiefe Erkenntnis, die sich aus seiner persönliche Erfahrung entwickelt hatte.
Als ein Schüler, der sich den Zielen seines Meisters tief verbunden fühlte, begann Josei Toda inmitten der Nachkriegsverwüstung eine Bewegung aufzubauen, die auf der Solidarität normaler Bürger mit gutem Willen basierte. Wieder war seine Methode die des direkten Dialogs an der Basis und der kleinen Diskussionsversammlungen.
Verankert in dem Prinzip der Unversehrtheit des Lebens, wie es der Buddhismus erläutert, ist dies eine Bewegung, die die Menschen darin bestärkt, ihre innere Weisheit zu erwecken und eine Welt zu erschaffen, in der Gerechtigkeit und menschlichen Werten Respekt entgegengebracht wird.
In seiner Wertetheorie sagte Makiguchi, dass die Existenz einer Religion in dem Grade gerechtfertigt ist, in dem sie Leiden nimmt und Glück bringt, sowohl den Menschen (der Wert des Gewinnes, des Nutzens) als auch der Gesellschaft (der Wert des Vorbildlichen, des Guten). In seinem ungetrübten Humanismus stellte er fest, dass Menschen nicht existieren, um der Religion zu dienen, sondern dass Religion existiert, um den Menschen zu dienen. Im vergangenen April wurde ein Kirschbaum auf dem Tokioter Campus der Soka Universität gepflanzt, eine Institution, die Präsident Makiguchis Philosophie als ihre Grundlage betrachtet.
Um die Erinnerung an den letzten Premierminister Yitzhak Rabin zu verewigen, der sein Leben der Verwirklichung des Friedens im Nahen Osten gewidmet hatte, wurde dieser Baum während einer Zeremonie gepflanzt, an der der Vizepräsident Moshe Arad von der hebräischen Universität von Jerusalern teilnahm. Mit ihm wurden kürzlich Vereinbarungen für einen Schüler- und Studentenaustausch mit der Soka Universität beschlossen.
Von Rabin stammen diese unvergeßlichen Worte: „Es gibt keinen größeren Sieg als den Frieden. Es gibt die Sieger und die Bezwungenen. Aber im Frieden ist jeder ein Sieger."^14^
So wie jeder Frühling neue und üppigere Blüten an Rabins Kirschbaum wachsen läßt, so bin ich fest davon überzeugt, dass wir neue Generationen entstehen sehen, die sich der gleichen Vision von Frieden verpflichtet fühlen wie er. In der Erziehung drückt sich wirklich das Licht der Hoffnung und des neuen Lebens aus.
Makiguchis Leben war bis zum äußersten ein Kampf gegen die faschistische Macht, in dem es niemals einen Schritt zurück gab. Seine Botschaft von Mut und Weisheit wird immer widerhallen und das Bewußtsein der Menschen in den kommenden Jahrhunderten aufrütteln. Er erkannte, dass Prinzipien oder Glaube, so nobel sie auch sein mögen, nur an der Basis, mit vereinten Kräften verwirklicht werden können. In diesem Sinne ruft die SGI Charta^15^ zu Dialog und Kooperation zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens, auf, um eine Lösung der grundlegendsten Probleme, denen die Menschheit gegenüberstehen, zu finden. Dieser Geist des ersten Präsidenten Makiguchi lebt in der Soka Gakkai weiter und nimmt konkrete Formen in den Aktivitäten der SGI an. Wir werden immer fest und unbeugsam gegenüber jeglicher Form von Autoritarismus bleiben, und so werden Makiguchis Überzeugungen auch in der fernen Zukunft weiterleben. Es ist unser Entschluß, eine Friedensbewegung des Volkes, der Erziehung und der Kultur ins kommende Jahrhundert hinein weiter zu entwickeln, in Übereinstimmung mit der Vision Nichirens, dem Gründer der buddhistischen Schule, auf deren Grundlage wir unseren Glauben ausüben.
Für meine Person bin ich entschlossen, so lange ich lebe, mit Mut für die Verwirklichung einer Ära des Friedens zu arbeiten, für einen Frieden, der einen Sieg für alle bedeutet.
1) Statement Simon Wiesenthals als östereichischer Abgeordneter der Botschaft der Vereinten Nationen, 20. Nov. 1995
2)Tsunesaburo Makiguchi, Gesammelte Werke, (auf jap.) Tokio:Daisan Bummeisha, 1988, Band 9, S.97; Band 6, S. 71, 180
3) Makiguchi, Gesammelte Werke 1981, Band 4, S.27
4) Makiguchi, The Geography of Human Life (in japanisch), (Tokyo: Seikyo Shimbunsha, 1980), Band 5, S.16
5) Makiguchi, Gesammelte Werke 1982, Band 5, S.232 6) Makiguchi, Gesammelte Werke 1982, Band 10, S.84 7) Makiguchi, Anthologie seiner Werke (auf jap.), Hrsg. Takehisa Tsuji (Tokio: Daisan Bummeisha, 1994), S.26-27
8) Das Friedenserhaltungs-Gesetz (Peace Preservation Act) von 1925 war eines der wichtigsten legalen Mittel, kritische Meinungen zu unterdrücken. Das religiöse Organisationsgesetz von 1940 (Religious Organizations Act) vereinigte alle religiösen Organisationen in Japan unter der Führung des Shintoismus.
9)joseiToda, GesammelteWerke, aufjapanisch, (Tokyo: Seikyo Shimbunsha, 1988), Band 8, S.463
10) Makiguchi, Gesammelte Werke, Band 10, S.209-2 10
11) Nichiren Daishonin, Gesammelte Werke, (jap.), Die drei Tugenden des Essens", Hrsg. Nichiko Hori (Tokyo: Soka Gakkai, 1952, S. 1598
12) Makiguchi, Gesammelte Werke, Band 10, S.85, 276-278, 13) Makiguchi, Gesammelte Werke, Band 6, S.69
14) YitzhakRabin, Vorwortzu Rabins Memoiren (aufjap.),Hsg. Tetsuo
Sagara, Obers. Junko Takeda (Tokio: Mirutosu, 1966), S.19
15) Die SGI Charta wurde neu abgedruckt im Forum, Januar 1996
Jörg Feller
Wann ich genau von dem Männertrainingskurs in Bayern dieses Jahr erfahren hatte, kann ich gar nicht mehr sagen. Meine Gedanken und Aktionen waren auf ganz andere Dinge gerichtet, schließlich wollte ich zusammen mit zwei Freunden eine Firma gründen. Der Juni war noch weit weg. Bayern noch viel weiter. Und ebenso die Erinnerungen an meine Zeit in Bayern. Meine Gedanken waren auf die Zukunft ausgerichtet. Was scherte mich die Vergangenheit.
Mit dem konkreten Gedanken, an diesem Kurs teilzunehmen, setzte ich mich erst gar nicht auseinander, denn eigentlich war ich davon ausgegangen, ohnehin keine Zeit finden, mich auf den Weg nach Bayern zu machen. Also, nicht weiter beachten und nach vorne schauen. Nicht viel Energie auf diesen Kurs verwenden.
Doch nun sitze ich hier und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Es ist alles auf einmal so präsent wie es zuvor nie gewesen war. Und das nur, weil ich ebenfalls quasi nebenbei erfuhr, das geplant war, im Verlaufe des Männertrainingskurses gemeinsam einen Besuch im Konzentrationslager in Dachau zu machen. Der Gedanke daran hat mich tief betroffen und meine ersten Reaktion war ablehnend. Das ist keine gute Idee, dachte ich.
Dabei ist es noch nicht so lange her, dass ich selbst fast ein ganzes Jahr lang in Dachau arbeitete und lebte. Meine Familie kannte ich für diese Zeit nur am Wochenende. Sie war es schließlich auch, die mich bewegte, meinen Job dort aufzugeben und mein Glück wieder in NordrheinWestfalen zu finden. Aber dennoch möchte ich keine Minute missen, die ich in Dachau lebte ! Ich bin oft an der KZ-Gedenkstätte vorbeigefahren. Sehr oft sogar. Aber ich bin nie hineingegangen. Vielleicht hatte ich einfach Angst, dass die Erfahrung zu heftig sein und mich zu sehr bewegen könnte, um damit umgehen zu können. Das ist vielleicht auch der Gedanke, der mich im ersten Moment davon abhalten könnte, im Juni dorthin zu gehen. Wie tief muss der Glaube sein, um mit der Erinnerung an die Gräueltaten umgehen zu können.
Doch auch wenn ich die Gedenkstätte nie besucht hatte, so war sie immer präsent. Nicht allein physisch, als vielmehr in den Köpfen der Menschen, der Freunde und Bekannten, die ich in jenem Jahr in Dachau kennengelernt hatte. Und es gab etwas seltsames darum, dass ich, wie auch meine Gedanken zuvor, nicht so richtig greifen konnte. Es war schon etwas Mystisches. Eine unendlich große Kraft, die sich aus dem Käfig der eigenen und fremden Gedanken nicht befreien konnte. Ein innerlicher Aufschrei von all jenen, die mit Recht sagten, „Was können wir dafür!”. Und doch gingen sie dann wieder geneigten Hauptes ihren Weg weiter. Gerade so, als schämten sie sich der gesamten Geschichte dieser schönen Stadt.
Auch wenn die Last der jungen Geschichte so schwer auf Dachau liegt, so war und ist sie doch eine typische bayerische Stadt, eine oberbayerische Große Kreisstadt. Darauf war man schon stolz, denn das war mit ein Grund, von dem Einfluß der übermächtigen Metropole München weitestgehend verschont geblieben zu sein. Ja, wenn man auf München zu sprechen kam, dann war man wieder ein richtiger Dachauer. Man trotzte mit Stolz dem Expansionsdrang dieser übermächtigen Metropole, die stetig im Begriff war, sich alles um sie herum einverleiben zu wolllen.
Wenn es dann wieder um die eigene Expansion ging, um den Ausbau der Wirtschaft, um die Ansiedlung von ausländischen Dienstleistungen und Industrien, so war der böse Schleier der Erinnerung, die Gedenkstätte, erneut präsent - wie in keiner anderen Region im unmittelbaren Einzugsgebiet von München. Welche ausländische Unternehmung wollte ihre Niederlassung schon in Dachau wissen, dessen Name weltweit für den Inbegriff des nationalsozialistischen, des „deutschen” Terrors stand.
Der Widerstand z.B., den es auch in Dachau gab, die Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft ohne Rücksichtnahme auf das eigene Leben, zum Wohle anderer, findet kaum Erwähnung, wenn man von Dachau spricht. Die Namen von zwei Männern, stellvertretend für alle anderen Frauen und Männer, die in Dachau Widerstand leisteten und die Not vieler Unschuldiger mildern halfen, sind auf immer mit der Stadt verbunden – Walter Neff und Georg Scherer. Beides ehemalige Gefangene des Lagers, die teils auf grausame Weise schicksalshaft auch nach ihrer Entlassung noch unter dem Nazi-Regime mit dem Lager verbunden blieben.
Beide zeichneten für die Vorbereitung und die Durchführung des „Dachauer Aufstandes“ am 28. April 1945 maßgeblich verantwortlich. Sechs der Widerstandskämpfer fanden bei der Niederschlagung durch die SS den Tod. Es waren: Fritz Dürr, Anton Hackl, Erich Hubmann, Johann Pflügler, Anton Hechtl und Lorenz Scherer. Das war genau einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner in Dachau!
Der Aufstand selbst verfolgte vornehmlich zwei Ziele, nämlich zum einen zu verhindern, dass die Stadt in einem unheilvollen Gemetzel von den Amerikanern im Kampf hätte eingenommen werden müssen, und zum anderen, die Evakuierung des Konzentrationslagers durch die SS zu verhindern. Beides hätte selbst in jenen Tagen noch den grausamen Tod sehr vieler Menschen bedeutet.
So besetzten die Widerstandskämpfer strategische Positionen und das Rathaus, von dem aus sie Panzerarlarm auslösten, um die Besatzung des Lagers in Angst zu versetzen. Aber ihre Bewaffnung war nur leicht, und sie hatten der SS nichts entgegen zu setzen, so dass sie sich zurückziehen und verstecken mussten.
Auch wenn der Aufstand von der SS zerschlagen worden ist, so hat er dennoch seine Ziele nicht verfehlt. Die Evakuierung des Lagers wurde noch am Tage des Aufstandes abgebrochen, und nur einen Tag darauf, am 29. April 1945, marschierten amerikanische Truppen in Dachau ein. Endlich fand das Grauen dort ein Ende. Der Tod jener sechs Widerstandskämpfer mag vielen so kurz vor der Befreiung ein um so sinnloseres Opfer gewesen zu sein scheinen, aber für manch andere aus dem Lager mag es doch noch die Hilfestellung gewesen sein, die ein bisschen Zeit für die eigentliche Rettung gebracht hatte.
Oft genug wird gefragt, oder den Menschen gar vorgeworfen, warum habt „ihr” nichts getan, warum nicht früher, als es vielleicht noch früh genug gewesen wäre. Das Beispiel in Dachau zeigt, dass es Menschen gab, die etwas getan haben. Auch das ist ein Teil unserer Vergangenheit – was tut ein jeder von uns heute? Worin liegt mein Beitrag, die Welt friedlicher zu gestalten – allem Grauen ein Ende zu bereiten. Das ist die Frage, die ich mir Angesichts meiner Erinnerungen an Dachau stelle.
Es gibt nur eine Antwort darauf – Kosen-Rufu!
Meinen Weg als „“Bodhisattwa aus der Erde” entschlossener als je zuvor zu gehen !
Und es dem Buddha Fukyo gleich zu tun, der allen, aber auch allen Menschen gleich welcher Herkunft mit derselben Hochachtung und demselben Respekt begegnet.
Ja, ich möchte keine Minute meiner Zeit in Dachau missen !
(Quellen zum Thema 'Dachauer Aufstand':
http://www.dachau-online.de/_regio/index_regio.html
Gerald Seifert
Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstraße – 19431)
„Wenn Itai Doshin (äußerlich verschieden, einig im Herzen), die Vorherrschaft unter den Leuten gewinnt, werden sie all ihre Ziele erreichen, während sie in Dotai Ishin (gleiches Äußeres, uneinig im Herzen) nichts Besonderes erreichen werden. Selbst ein einzelner Mensch mit sich widersprechenden Zielen wird am Ende gewiss versagen. Doch hundert oder tausend Leute können bestimmt ihr Ziel erreichen, wenn sie in ihrem Herzen einig sind.“ (Itai Doshin, DG Bd. I, S. 24)
1943 lebten von den ursprünglich rd. 160.000 Berliner Bürgern jüdischen Glaubens nur noch etwa 27.000 in der Stadt, die in Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisteten oder in sogenannten Mischehen mit nichtjüdischen Ehepartnern zusammenlebten. Am 27.02.1943 hatten die Nazis jüdische Ehepartner von Deutsch-jüdischen Ehepaaren verhaftet. Dass diese Gefangenen aus dem Auffanglager für „arisch versippte“ Juden in der Rosenstraße, der ehemaligen Sozialverwaltung der jüdischen Gemeinde, nicht ohne Wiederkehr in den Vernichtungslagern verschwanden, hatten sie einem spektakulären Protest zu verdanken, einem beispiellosen Mut zum Widerstand.
Mehrere hundert Personen, zumeist Frauen, hatten sich aufgrund der Verhaftungen in der Rosenstraße 2-4, wo die jüdischen Ehepartner eingesperrt waren, eingefunden. Sie ließen sich auch nicht vertreiben, sondern blieben vor dem Gebäude. Die ganze erste Märzwoche hindurch nahm der Auflauf der Protestierenden kein Ende. Die Rosenstraße war manchmal schwarz von Menschen. Die Schätzungen der Augenzeugen schwankten später zwischen 100, 200, 1.000, zeitweise sogar 6.000 Leuten. Diese Menschen widersetzten sich den Machthabern mit einer geradezu selbstmörderischen Entschlossenheit. Sie waren durch ein gemeinsames Schicksal verbunden, hatten Erniedrigungen, Spießrutenlaufen in der Öffentlichkeit, Vorladungen zur Gestapo durchlitten. Sie waren gegenüber dem Druck standhaft geblieben. Nun drohte Ihren Angehörigen die Deportation. Die Sicherheitsbehörden reagierten auf den Protest zunächst unsicher und drohten dann mit Gewaltanwendung. Die Frauen begannen sich zu organisieren und demonstrierten nun auch beim „Judenreferat“ der Gestapo heftig gegen die Gefangennahme ihrer Angehörigen, sie informierten ausländische Journalisten, die das Geschehene aus der Nähe beobachteten. Es begannen Verhandlungen mit der Lagerleitung, die Auskunft darüber geben sollte, welche Menschen inhaftiert waren. Die Frauen begannen in Sprechchören zu rufen: „Gebt unsere Männer frei!“ .
Am 4. März versuchte die Gestapo, die Frauen durch Maschinengewehre einzuschüchtern; aber geschossen wurde nicht. Ein Teil der Menschen floh, andere drängten nach vorne. Die Frauen blieben und protestierten weiter und hielten durch. Betroffene berichteten, es sei ihnen nun alles egal. Sie dachten nur noch an ihre Männer, und sie brüllten: „Ihr Mörder! Ihr Feiglinge!“ - Dann geschah etwas Unerwartetes. Die Maschinengewehre wurden abgeräumt. Am nächsten Tag wurden 25 der Insassen weitestgehend unbemerkt aus der Rosenstraße zum Bahnhof Putlitzstraße gebracht und nach Auschwitz deportiert. Doch nach einer Woche des Protestes wurden die ersten der sich noch in Berlin befindlichen Gefangenen freigelassen, dann nach und nach alle anderen. Nach der Entlassung der „arisch versippten“ Juden protestierten die Ehefrauen der 25 bereits nach Auschwitz Deportierten bei der Gestapo gegen die „ungleiche“ Behandlung ihrer Männer. Schließlich wurde seitens der Behörden erklärt, die Häftlinge seien „versehentlich evakuiert“ worden und ließen die Häftlinge aus Auschwitz zurückholen – eine unglaubliche Maßnahme. Diese Männer kamen jedoch nicht frei, da sie in Auschwitz bereits zuviel gesehen hatten. Sie wurden mit Besuchserlaubnis ihrer Frauen in Lagern untergebracht.
Der Mut zum zivilen Ungehorsam in der Rosenstraße konnte zwar die Vernichtungsmaschinerie nicht aufhalten, aber er hat Hunderten das Leben gerettet.
^1)^ Nathan Stoltzfus „Widerstand des Herzens – Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstraße – 1943“, dtv
Und man müsste sich die Frage stellen, ob nicht der Erfolg dieses spektakulären Protestes, der die schärfste Form einer öffentlichen Auflehnung darstellte, und ähnliche Aktionen den Kurs der NS-Politik in andere Bahnen hätte lenken können.
Als ich von dieser Geschichte hörte, beeindruckte mich vor allem der große Mut und die immense Entschlossenheit der Frauen. Präsident Ikeda zitierte vor kurzem Gandhi2), der einmal bemerkte: „Besitzen die Frauen nicht größere Intuition, sind sie nicht aufopfernder, besitzen sie nicht die größere Kraft der Ausdauer, haben sie nicht größeren Mut? Seine Worte sind zu 100 Prozent wahr“, setzte Präsident Ikeda hinzu.
Vor ca. 20 Jahren war ich für 14 Tage in Auschwitz und Birkenau, um Grabpflege und Archivdienste zu leisten und an Informationsseminaren teilzunehmen. Ich werde diese Erfahrungen und Erlebnisse dort mein Leben lang nicht vergessen, aber habe mich mit den Themen „Nazis“ und „Judenverfolgung“ schon lange nicht mehr intensiver auseinandergesetzt.
Ich bin dankbar, dass wir uns in der Männerabteilung mit diesem dunkelsten Abschnitt unserer Geschichte in Deutschland auseinandersetzen.
Die buddhistische Philosophie betont Mitgefühl und Menschlichkeit. Diese zu zeigen, bedeutet in der heutigen Zeit, großen Mut zu haben.
Wir sprechen oft davon, unsere eigene menschliche Revolution zu machen. Wenn ich das sage, meine ich, dass ich mein Herz verändern will. Dass bedeutet, dass ich Mut aufbringen muss, mein Herz zu wandeln, mich zu öffnen, weg von meinem kleinen egoistischen Ich hin zu einem großen barmherzigen Ich, dass jeden, wirklich jeden Menschen respektiert und wertschätzt. Die menschliche Revolution zu machen, mein Herz zu ändern, bedeutet auch, den größten aller Siege davonzutragen, den Sieg über meine eigene fundamentale Dunkelheit, diese doch so präsente Negativität.
Wenn wir einen Mut aufbringen wie diese Frauen und Männer 1943, mit ihrem/seinem ganzen Leben für ein gemeinsames Ziel einzutreten, den Wunsch zu haben, gemeinsam mit vielen anderen, auch wenn ich vielleicht erst einmal allein stehe oder allein beginne, ein großartiges Ziel zu verfolgen und dafür zu kämpfen – dann werden wir es schaffen, so viel Menschlichkeit zu entwickeln auf der Grundlage der Ausübung von Bodhisattwa Fukyo, jeden Menschen zu respektieren und zu verehren, sodass unsere gemeinsame Menschlichkeit diese große Negativität des Holocaust überwiegt und wir ganz gewiss gemeinsam unser aller Karma ändern können. Allein auf unser Herz kommt es an!
Hinweis: Voraussichtlich im Herbst 2003 wird ein Film über die Rosenstraße Kinopremiere haben.
^2)^ 22. Hauptstellenleiterversammlung am 14.11.2002
Martin Schmid
Sophie Scholl studierte gerade sechs Wochen in München Biologie und Philosophie, als ihr zufällig in der Universität ein Flugblatt, unterzeichnet mit „die Weiße Rose“ in die Hände fiel.
Es begann mit den Worten:
„Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Treiben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.......Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muss jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewusst in dieser letzten Stunde sich wehren soviel er kann, arbeiten wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand – Widerstand – wo immer Ihr auch seid ...“* Später im Zimmer ihres Bruders Hans entdeckte sie in einem Buch von Friedrich Schiller ein Lesezeichen, in dem die gleichen Sätze angestrichen waren, die sie auf dem Flugblatt gelesen hatte.
Was fühlte Sophie Scholl, als ihr bewusst wurde, in welcher Gefahr sich ihr Bruder befand? Dieses Flugblatt gefährdete sein Leben.
Hans Scholl und seine Mitstreiter, Studenten der Medizin, veröffentlichten weitere Flugblätter bis sie in den Semesterferien als Sanitäter nach Russland eingezogen wurden.
Ihre Erlebnisse dort bestätigten sie, ihre Flugblattaktionen nach ihrer Rückkehr als passiven Widerstand fortzuführen. Was hatte die Gruppe um Hans und Sophie Scholl dazu bewogen, so gegen den Strom zu schwimmen und sich in Gefahr zu begeben? Sie überwanden die Grenze, hinter denen die Menschen sich wohnlich und sicher einrichteten, um die Situation, in der sie sich befanden, zu verdrängen. Konnte es zu dieser Zeit ein Leben als aufrechter Mensch geben?
Inge Scholl, die jüngere Schwester, berichtet in ihrem Buch über die Weiße Rose:
„Auf den Zeitungen standen Schlagzeilen wie ‚Hass ist unser Gebet- und der Sieg unser Lohn’, die Gefängnisse barsten vor Überfüllung, Mütter irrten mit ihren toten Kindern an der Hand durch die Städte. Was war ein Menschenleben wert in diesem Staat, nicht das menschliche Leben hatte den höchsten Wert, sondern die Vernichtung unwerten Lebens. Täglich nicht nur ein Todesurteil, sondern dutzende. Tausende junge Menschen mussten erfrieren, verhungern, verbluten. Diese ganze Zeit war wie ein Minenfeld, ganz Deutschland war zu dieser Zeit ein Minenfeld. Die Gruppe wollte den einzelnen, die gegen Hitler waren, zeigen, dass sie nicht allein sind, ihnen Mut und Ausdauer geben. Denjenigen die sich noch nicht klar sind über die Absichten des Regimes aufklären und auch in ihnen den Entschluss zu Widerstand und aufrechter Abwehr wecken.“**
Unter größter Gefahr transportierte die Widerstandsgruppe die Flugblätter in Koffern in süddeutsche Städte und verteilte sie dort. Von München aus sollten weitere Zellen in anderen Städten entstehen und eine studentische Widerstandsbewegung gebildet werden. Doch die Bewegung war nur von kurzer Dauer. Bei ihrer letzten Aktion im Februar 1943 verteilten Sophie und Hans Scholl Flugblätter an der Universität. Sie wurden dabei vom Hausmeister beobachtet, der sie an die Gestapo verriet.
Nach ihrer Verhaftung nahmen Sophie und Hans Scholl sowie Christl Probst alle Schuld auf sich, um die anderen Gruppenmitglieder zu schützen.
„Die Gefangenenwärter berichteten: ‚Sie haben sich so fabelhaft tapfer benommen. Das ganze Gefängnis war davon beeindruckt.’
.....Es war eine ungewöhnliche Lebensbejahung bis zum Schluss, bis zum letzten Augenblick.“***
Die letzten Worte von Sophie waren: ‚.....Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden.’ “****
Als Hans zu seinen Eltern geführt wurde, sagte sein Vater zu ihm:
„Ihr werdet in die Geschichte eingehen, es gibt noch eine Gerechtigkeit“
Nach der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl und Christl Probst gab es noch weitere Freiheitsstrafen und drei weitere Todesurteile durch den Volksgerichtshof: Professor Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell.
München war die Hauptstadt der Bewegung, aber auch die Stadt der Weißen Rose. Heute erinnert in München vieles an die Weiße Rose. Das Willi-Graf-Gymnasium, der Professor-Huber Platz, der Geschwister-Scholl-Platz und vieles mehr.
Die Geschichte der Weißen Rose ist für mich ein Beispiel für Mut und Entschlossenheit. Die Gruppe steht mit ihrem passiven Widerstand in einer Reihe mit Mahatma Gandhi und Martin Luther King.
Als ich die Geburtsorte und Geburtsdaten der Gruppe der Weißen Rose las, wurde ich aufmerksam. Die Mitglieder lebten in der Generation meiner Eltern, die 1919 und 1923 geboren sind und die in der Nähe von Ulm, der Heimatstadt von Sophie und Hans Scholl aufwuchsen. Ich wurde1968 geboren, aber durch meine Eltern habe ich einen sehr direkten Bezug zu dieser Zeit. Ihre Jugend war geprägt von Angst, Leid, Schmerz und traumatischen Erfahrungen. Meine Mutter verbrachte viele Nächte im Keller und im Weinberg zum Schutz vor Bombenangriffen. Mein Vater war lange in Kriegsgefangenschaft. Meine Eltern verloren drei ihrer Geschwister. Darunter war der Lieblingsbruder meiner Mutter, um den sie heute noch stark trauert. Seinen Vornamen gab sie mir als zweiten Namen. Die Kriegserlebnisse meiner Eltern sind für sie bis heute schmerzlich und nicht verarbeitet und haben meine Jugend ganz entscheidend mitgeprägt.
Zu Beginn meiner buddhistischen Praxis hörte ich, dass wir für unsere verstorbenen Familienangehörigen chanten können. Seitdem chante ich für meinen verstorbenen Onkel, und für die Toten dieses Krieges und für das Glück unserer Familie. Ich unterstütze heute die SGI und Präsident Ikeda in ihren Bemühungen um Dialog für den Frieden. Ich bin froh Mitglied dieser Organisation zu sein. Daisaku Ikeda schreibt in „Neue Menschliche Revolution“: „Nichts ist wertvoller als der Friede. Nichts erschafft größeres Glück als der Friede. Der Friede ist es, den die
Menschheit zum Ausgangspunkt für ihren Fortschritt machen muss.“*****
*-**** Inge Scholl Die Weiße Rose Fischer Verlag 1997 ***** Daisaku Ikeda Neue Menschliche Revolution Band 1
Sybille Siemens
Als ich vor ca. zwei Jahren als Vize JF-Verantwortliche ernannt wurde, machte ich mir Gedanken darüber, was ich mir für die JF Wünsche. Zu dieser Zeit las ich mal wieder ein Buch über die Weiße Rose. Die Bewegung der Weißen Rose berührt mich immer wieder unheimlich. Das Faszinierende für mich ist gar nicht so sehr, was sie getan haben, sondern mit welcher Einstellung. Gerade die Geschwister Scholl hatten ein so natürliches Unrechts-Bewusstsein, dass sie gar nicht anders konnten, als zu handeln. Ich habe mich damals entschlossen, dass die JF in Deutschland genau dieses Bewusstsein entwickeln können.
Woher aber kam diese Lebenseinstellung?
Die Geschwister Scholl hatten zu ihren Eltern eine sehr gute Beziehung. Aber besonders die Beziehung zu ihrem Vater scheint sie stark geprägt zu haben. Dieser Mann war ein kritischer Mensch, der nichts einfach hinnahm, ohne es genau zu durchleuchten. Die Geschwister liebten es besonders, mit ihrem Vater spazieren zu gehen. Bei dieser Gelegenheit diskutierten sie immer über tiefe Themen. Ihr Vater hat bei diesen Gelegenheiten seine Meinung immer sehr genau begründet und hat seinen Kindern immer Freiraum für eine eigene Meinung gegeben. Er hat nie gesagt: „Das ist so!“.
So lernten sie die Geschehnisse der Welt genau zu durchleuchten und sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie konnten um einiges deutlicher sehen, welches Leid diese Regime hervorruft und mussten einfach etwas tun. Das Faszinierende daran ist, dass sie unglaublich gutgelaunt zu ihrer Hinrichtung gegangen sind und dadurch die Gefängniswärter zum Zweifeln gebracht haben. Für mich ist diese Geschichte immer wieder ein Ansporn, meine Lebensaufgabe wirklich zu leben, denn wenn ich das tue, habe ich nicht einmal den Tod zu fürchten.
Wir leben in einem Land, das zweimal innerhalb kürzester Zeit die ganze Welt ins Unglück gestürzt hat. Daran sieht man, was für eine unglaubliche Energie in diesem Land ist. Sensei setzt schon immer große Erwartungen in Deutschland. Ich möchte mich noch einmal neu entschließen, meine ganze Energie in die Schaffung von Kosen-Rufu zu stecken. Wenn wir so schnell so viel Unglück verbreiten konnten, dann können wir auch so schnell Frieden in dieser Welt verbreiten. Ich bin überzeugt, dass das die Aufgabe von Deutschland ist und wir auch die Kapazität haben. Also, worauf warten wir noch?
Liebe Männerabteilung, ihr seid die Väter der JA und ich wünsche mir sehr, dass ihr für uns diese Diskussions-Partner werdet und uns helft, uns zu selbständigen mutigen Menschen zu entwickeln, ganz wie Papa Scholl. Damit wir Kosen-Rufu so schnell wie möglich verwirklichen können.
Susanne Hast
Ich war sechs Jahre alt, als mein Großvater (väterlicherseits) starb. Die Erinnerungen an ihn sind sehr vage. Ich hatte ihn lieb, wie man Großväter eben lieb hat: Er reparierte unsere Fahrräder, er tobte mit uns herum, und wenn wir bei ihm übernachteten, machte er jeden Unsinn mit. Ein ganz normaler Opa. Meinen anderen Großvater habe ich nie kennen gelernt. Er war schon kurz nach dem Krieg bei einem Unfall in einem Bergwerksschacht zu Tode gekommen.
Mein Vater war Maurer. Nach dem Krieg ein Beruf mit Zukunft. Aber sein wirkliches Ziel war es, als Lehrer mit Kindern zu arbeiten. Trotz vieler Hindernisse schaffte er es, ohne Abitur zum Studium zugelassen zu werden. Wir Kinder litten in dem kleinen Dorf, in dem wir aufwuchsen, unter dem Druck Lehrerskinder zu sein. Gute Noten waren erwünscht, trafen aber selten ein. Für mich entwickelte sich die Schulzeit zur „Angstzeit“, und mit den zunehmend schlechteren Noten gab es zu Hause immer mehr Ärger. Ich verheimlichte sie und geriet schnell in einen Kreislauf von Lügen und Ausweichmanövern. Natürlich flog irgendwann alles mit einem Riesenkrach auf und die Enttäuschung meiner Eltern drückte sich in Sprachlosigkeit mir gegenüber aus. Für mich war das vermeintliche Abgeschnittensein von ihrer Liebe ein schmerzhaftes Martyrium. Um diesen Schmerz auszuhalten, wusste ich mir als Kind nicht anders zu helfen, als den festen Entschluss zu fassen, mich innerlich von meinen Eltern zu trennen. So lebte ich mit 13 Jahren zwar in meiner Familie, aber ganz konsequent nicht mehr mit ihnen. Die Wirkungen waren verheerend: Wie bei einem schiefgeknöpften Hemd passte nichts wirklich zusammen. Es gab jeden Tag Krach, Misstrauen, Ärger, Beleidigungen und eskalierte, als ich 18 Jahre alt war, in einem unschönen Streit. Unbedachte Worte meines Vaters schnitten sich tief in mein Herz.
Die Dynamik unseres Familienlebens war aufreibend. Am Mittagstisch entzündeten sich Streitereien, manchmal nur aus Lust am Ärgern und Provozieren. Emotionen peitschten hoch. Wenn ich brüllte, bekam ich zu hören: „Du bist wie dein Großvater“. Rannte ich weg und schlug wutentbrannt eine Tür hinter mir zu, fiel der Satz „Das hast du von deinem Großvater geerbt“. Forderte ich zornig meine Rechte ein, folgte: „Du bist genauso jähzornig wie dein Großvater“. War ich lieb, dann war die Welt in Ordnung. Aber sobald ich von meinen Emotionen übermannt wurde, hatte ich das Gefühl, nicht mehr ich selbst sein zu dürfen, sondern dass meine Eltern in mir die Negativität meines Großvaters wiederbelebt sahen.
Manchmal ließen sich meine Eltern dazu hinreißen, und erzählten von meinem Großvater und davon, wie er ihnen das Leben schwer gemacht hatte. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass meine Eltern einen Teil seiner Geschichte auslassen würden Es war so, als ob eine gläserne Wand existierte, die mich davon abhielt, zum wahren Kern vorzudringen. Nach einer Polen-Reise, bei der mein Vater auch die Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau besichtigt hatte, engagierte er sich zunehmend in der „Christlich-Jüdischen Gesellschaft“. Ab den Siebziger Jahren hielt er Vorträge über Konzentrationslager. In mir keimte eine vage Vermutung, dass sein Engagement etwas mit meinem Großvater zu tun haben könnte. Aber ich stellte keine Fragen.
Unser Streit (als ich achtzehn war) hatte tiefe Wunden hinterlassen. Ich war nicht in der Lage, mein Verhältnis zu meinen Eltern zu klären und mein als Kind gefasster Entschluss wirkte noch immer: Die innere Distanz zu meinen Eltern vergrößerte sich im Laufe der Jahre noch mehr. Als ich schwanger wurde, fiel ich in eine tiefe Depression. Ich weigerte mich unbewusst, selbst Mutter zu werden. Nach der Geburt wurde mein Gesundheitszustand so instabil, dass man mir anriet, eine Psychotherapie zu machen.
Zuerst brach ich den Kontakt zu meinen Eltern ab. Doch in meinem Herzen war eine tiefe Sehnsucht danach, sie endlich wieder als meine Eltern annehmen zu können. An einem düsteren Novemberabend gab es nach 25 Jahren den erlösenden, lautstarken Streit.
Mein Vater machte mir gegenüber ein wichtiges Zugeständnis, in meinem Leben zu sehr Lehrer und zu wenig Vater gewesen zu sein. Unser Verhältnis normalisierte sich wieder.
Irgendwann schenkte er meiner Tochter ein Schriftstück. Wunderschön hatte er über seinen Großvater, über Ostpreußen und die Familie meiner Mutter geschrieben. Und wieder spürte ich jene gläserne Wand, die meinen Großvater umgab. Aber diesmal stellte ich Fragen und bekam sie auch beantwortet: Mein Großvater war im Dritten Reich ein „Sonderführer der Wehrmacht“, und als Bergmann betreute er Transporte in der Ukraine, und den Ölschieferabbau im Harz. Was er aber im Detail für eine Aufgabe hatte, das wird wahrscheinlich für immer im Dunkeln der Vergangenheit bleiben. Mein Vater konnte sich nur daran erinnern, dass mein Großvater voller Angst war, als man ihn nach dem Krieg in der Nähe eines russischen Lagers wiedererkannte.
Obwohl ich mit meinen Eltern sozusagen das Geschichtsbuch unserer Familie aufgeschlagen hatte und sich die Person und das Wesen meines Großvaters, aber auch die Aversionen meiner Eltern gegen ihn sich für mich zu erklären begannen, konnte sich in der Beziehung zwischen mir und meinen Eltern keine Leichtigkeit einstellen.
Im Zuge der Vorbereitung zu dem Männertrainingskurs wurde ich als Mitglied der Frauenabteilung eingeladen, das Konzentrationslager in Dachau zu besichtigen. Ich erschrak über mich selbst, wie weit ich die Bilder und Eindrücke von mir weghalten konnte. Aber ich musste an meinen Vater denken, wie stark er sein Leben lang versucht hatte, durch sein Engagement in der Aufarbeitung der Gräueltaten des „Dritten Reiches“ auch Fragen für sich selbst zu beantworten. Doch irgendetwas schien zu fehlen, um endlich Frieden mit sich und seiner Familie herstellen zu können. Nachdem alle anderen gegangen waren, entfesselte sich zwischen mir und einem Mitglied noch ein tiefes Gespräch über unsere Väter. Als ich mich ereiferte, erkannte ich auf einmal etwas sehr Entscheidendes: So wenig wie mein Vater seinen Vater angenommen und akzeptiert hat, ebenso wenig war ich imstande, meinen Vater so anzunehmen, wie er ist. Mir wurde auf einmal klar, dass ich meine Eltern für ihre Negativität verurteilte und ganz weit auf Distanz hielt. Und ich begriff, dass ich den Prozess des Verzeihens und des Verständnisses in Gang bringen muss, damit die Familie endlich wieder glücklich zusammenleben kann. Aber was würde nach einem Neustart geschehen? Wenn wir nicht die Kraft besitzen uns selbst zu ändern, würden wir doch bald wieder in den alten Schienen landen. Wie ein Blitz durchflutete es mich: Ich kann nicht am Schreibtisch verzeihen, sondern ich muss unbedingt zu meinen Eltern und ihnen Nam-myoho-renge-kyo bringen!!
Vierzehn Tage später war ich aufgeregt, mit Lotus-Sutra, Kette und einer Gongyokassette im Gepäck auf dem Weg zu meinen Eltern. Wir begegneten uns ein bisschen nervös und abwartend. Als ich aber am nächsten Morgen merkte, dass sie über die Familie sprechen wollten, fasste ich mir ein Herz und fiel mit der Tür ins Haus. Ich sagte ihnen, dass ich mit dem Wunsch gekommen sei, dass wir von jetzt an zusammen buddhistisch praktizieren. Sie reagierten ablehnend. Aber mein Wunsch, die Familie endlich wieder glücklich sehen zu wollen, öffnete ihre Herzen. Wir sprachen über die Vergangenheit, Probleme und Gefühle. Für mich war es sehr wichtig, ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wie der Buddhismus Leben und Tod erklärt und was wir durch die Praxis für meinen Großvater tun können. Mit einem mal gab es so viel zu sprechen und zu erklären. Das wichtigste Gespräch aber drehte sich um die Frage, warum der eine Großvater mit den Nationalsozialisten ging und der andere nie in die Partei eintrat. Das, was ich in diesem Gespräch ganz tief verstanden habe: Ich kann nicht verurteilen. Ich kann aber zuhören, kann verstehen und verzeihen.
Mit allem, was ich buddhistisch erklärt habe, habe ich bei meinem Vater offene Türen eingerannt. Was aber viel wichtiger ist, ist das, was wir tun. Ich hoffe sehr, dass durch all die Gespräche ein tieferes gegenseitiges Verständnis entstanden ist und „Das-Verzeihen-Können“ zum Alltag der Familie wird. Auf jeden Fall aber habe ich mich noch nie so glücklich und so frei mit meinen Eltern gefühlt wie jetzt.
von Ho Goku
Ein neuer Kurs 18 [^12]
Gegen Mittag des folgenden Tages, am 22. Oktober, verließen Shin’ichi[^13] und seine Truppe Paris zu ihrem nächsten Ziel Westdeutschland. Koichiro Sada[^14] und Michiya Moro’oka[^15], die beide in einem Kohlebergwerk arbeiteten, warteten am Frankfurter Flughafen, um ihn zu begrüßen. Als er sie sah, rief er ihnen zu: „Hallo, da seid Ihr ja! Das war schon eine ganze Weile her, nicht wahr? Wie geht es Euch?“ Sadas Wangen wurden rot vor Aufregung, als er antwortete: „Uns geht es gut. Und die anderen 10 Mitglieder, die aus Japan nach Westdeutschland kamen, um hier zu arbeiten, sind alle wohl auf und tun ihr bestes ebenfalls.
Shin’ichi lächelte. „Wunderbar“, sagte er. „Diese jungen Männer, die hier ihr Leben Kosen Rufu widmen, sind Schätze der Soka Gakkai. Bitte, passt gut auf sie auf.“
„Das werden wir tun!“ antworteten sie umgehend mit entschlossener Stimme.
Leicht nickend sagte Shin’ichi: „Lasst uns zum Hotel fahren und erzählt mir, wie es jedem so geht.
Ich möchte auch gerne die nächsten Schritte mit Euch durchsprechen, wie wir unsere Organisation hier in Westdeutschland entwickeln können.“
Sada war tief berührt von Präsident Yamamotos[^16] großen Erwartungen und seiner Fürsorge um die zehn jungen Männer, die kürzlich aus Japan gekommen waren. Im Oktober vorherigen Jahres hatte er Shin’ichi in Paris getroffen und mit ihm darüber gesprochen, Jugendliche mit starkem Glauben nach Westdeutschland zu holen, damit sie hier für Kosen Rufu arbeiteten. Shin’ichi ermutigte ihn zu diesem Zeitpunkt mit den Worten, wie wichtig es sei, dass im Glauben Erfahrenere für jüngere Mitglieder, die außerhalb Japans aktiv sein wollten, die Bühne bereit stellten, damit sie ihren Platz einnehmen könnten.
Ein neuer Kurs 19
Im folgenden Monat, Anfang November, nachdem er Shin’ichi in Paris getroffen hatte, kehrte Koichi Sada nach Japan zurück. Während er sich um erforderliche Papiere für die Verlängerung seines Aufenthalts in Westdeutschland kümmerte, hielt er nach Mitgliedern, die mit ihm nach Westdeutschland gehen wollten, Ausschau. Mit Hilfe von Freunden besuchte er in Hokkaido ein Mitglied nach dem anderen der Junge-Männer-Abteilung und fragte sie, ob sie mit nach Westdeutschland kommen wollten, um dort im Kohlebergwerk zu arbeiten und mit ihm zusammen für Kosen rufu kämpfen zu wollen. In der Zwischenzeit bereitete Michiya Moro’oka in Westdeutschland den Boden vor, so dass alle Mitglieder, die Sada von Japan mitbrachte, in der Kohlenmine, in der sie selbst arbeiteten, nämlich in Castrop-Rauxel, einen Job bekamen. Die deutschen Kohlebergwerke brauchten Arbeiter, und jeder, der Arbeit suchte, wurde mit offenen Armen empfangen. Im März 1965 kehrte Moro’oka ebenfalls nach Japan zurück.
Obwohl anfänglich ein gutes Dutzend Mitglieder der Jungen Männerabteilung Interesse für Sadas Vorschlag zeigten, kamen schließlich zehn zusammen. Der älteste von ihnen war mit 32 Jahren Hisazo Ogachi[^17], der als Automechaniker in Sapporo auf Hokkaido arbeitete. Drei Jahre zuvor war er dabei, seine Hochzeit vorzubereiten. Jedoch unmittelbar vor der Trauzeremonie erlitt seine Verlobte heftigste Schmerzen im Magen. Im Krankenhaus, wo sie untersucht wurde, entdeckte man einen bösartigen Tumor in ihrem Magen. Er war ziemlich groß und ihre körperliche
Verfassung war extrem schwach, so dass eine Operation ausschied. Während sie im Krankenhaus war, lernte sie ein Mitglied der Soka Gakkai kennen und entschloss sich, mit der Praxis zu beginnen. Ogachi hatte kein Interesse für Religion; da es aber um das Wohl der Person, die er um alles in der Welt liebte, ging, entschied er sich, der Soka Gakkai ebenfalls beizutreten. Dies war im Januar 1963.
Von diesem Tage an klingelte ein Mitglied der Junge Männerabteilung an Ogachis Haustür, um ihm das Gongyo beizubringen. Ogachi war von dem starken Engagement, das der junge Mann zeigte, beeindruckt, der Tag für Tag vier Kilometer über eisige Winterstrassen mit seinem Fahrrad fuhr, um ihn zu besuchen.
Bald darauf verstarb Ogachis Verlobte jedoch. Sie starb friedlich und im Kreise ihrer Familie. Ogachis Kummer war überwältigend. Den Grund für seinen Glauben hatte er verloren, und folglich begann er, sich von der Soka Gakkai zu distanzieren. Seine Mitgliedskameraden machten sich Sorgen um ihn und besuchten ihn regelmäßig, um ihn zu unterstützen und zu ermutigen. Trotzdem konnte Ogachi sich nicht zur Praxis durchringen.
Eines Tages hatte er einen Autounfall. Er kam unverletzt davon, obwohl sein Auto sich überschlagen hatte und er sehr leicht sein Leben hätte verlieren können. Danach hatte er das Gefühl, auf wunderbare Weise beschützt gewesen zu sein, und dass dies ein Zeichen war, seinen Glauben nicht aufzugeben.
Ein neuer Kurs 20
Hisazo Ogachi[^18] entschloss sich, es noch einmal mit dem Glauben ernsthaft zu versuchen, und nahm seit dem an den Gakkai Aktivitäten von ganzem Herzen teil. Als er die buddhistische Sicht von der Ewigkeit des Lebens lernte, stieg in seinem Inneren eine starke Entschlossenheit empor, - ein Entschluss, zum Teil in Erinnerung an seine verstorbene Verlobte, stark zu praktizieren und sich sein ganzes Leben lang Kosen Rufu zu widmen. Immer wenn er in der Seikyo Shimbun und anderen Gakkai Publikationen über die Aktivitäten und Erfahrungen der Mitglieder in Übersee las, fühlte er, dass er in gleicher Weise für Kosen Rufu gerne arbeiten würde.
Eines Tages, im Frühling des Jahres 1965, besuchte ihn ein Leiter der Junge-Männer-Abteilung aus seiner Heimat und sagte zu ihm: „Ein Mitglied namens Koichiro Sada[^19], der in einem Kohlebergwerk in Westdeutschland arbeitet, besucht gerade das Hauptquartier von Hokkaido. Er sagt, dass er zehn junge Männer mit sich zurück nach Westdeutschland nehmen will, um dort Kosen Rufu zu entwickeln. Hast du Interesse, mitzugehen?“
Es war ein überraschender Vorschlag, weshalb Ogachi zögerte, zu antworten. Aber er wollte gerne Sada treffen, um über diese Idee direkt von ihm zu hören. So ging er zum Gebäude des Hauptquartiers.
Während er dorthin fuhr, war sein Kopf am Rotieren. „Das ist das Zeitalter der weltweiten Kosen Rufu“, dachte er sich. „Präsident Yamamoto[^20] hat gesagt, dass es jetzt Zeit für junge Menschen sei, in die Welt hinauszugehen und die Lehren des Daishonins zu verbreiten. Bis heute ist alles, was ich tat, ebenfalls von dieser Vision getragen worden.“
Noch bevor er Sada traf, war sein Entschluss bereits gefasst: „Okay, ich werde mein Leben für die Verbreitung des Buddhismus in Westdeutschland widmen!“
Zwischenzeitlich hatte Sada davon gehört, dass Ogachi sich auf den Weg zu ihm machte, und erwartete ihn im Hauptquartier von Hokkaido. Als Ogachi eintraf, begrüßte er ihn lächelnd: „Vielen Dank, dass du gekommen bist. Ich hoffe, dass du mitmachen wirst, um Kosen Rufu in Westdeutschland voranzutreiben!“
Sada begann mit nachhallender Stimme enthusiastisch über die Aufgabe junger Menschen zu sprechen, hinaus in die Welt zugehen. Er brannte voller Leidenschaft, Buddhismus in Westdeutschland zu verbreiten.
Als Ogachi ihn danach fragte, welche Arbeit es gäbe, antwortete er: „Es gibt eine Menge Arbeit in den Kohlebergwerken. Du brauchst dir keine Sorgen machen, wie du deinen Lebensunterhalt verdienen kannst. Ich empfehle dir, zuerst im Bergwerk zu beginnen, und sobald du in gefestigten Lebensumständen bist, kannst du dich nach einer anderen Arbeit umschauen, vielleicht nach einer, die etwas mit dem, was du jetzt tust, dem Reparieren von Autos, zu tun hat. Das wichtigste jedoch ist, ob du bereit bist, für den Rest deines Lebens in Westdeutschland für Kosen Rufu zu arbeiten..“
Ogachi antwortete entschlossen: „Ich verstehe. Ich bin bereit, genau das zu tun. Bitte, lass mich mit dir gehen!“ Die Entscheidung war also getroffen.
Ein neuer Kurs 21
Das jüngste der Mitglieder, die freiwillig nach Westdeutschland gingen, war Daigo Aoyama[^21], ein 20 Jahre alter Koch, der in einem Restaurant in Kushiro in Hokkaido arbeitete. Er wurde von Shinji Tamaru[^22], der ebenfalls Koch und etwa seines Alters war und mit dem er zusammen arbeitete, in den Buddhismus, den er im Dezember 1963 zu praktizieren anfing, eingeführt. Die beiden jungen Männer stürzten sich in Soka Gakkai Aktivitäten, und nachdem sie in der Daibyakurenge, dem Studienmagazin der Gakkai, den Essay von Präsident Yamamoto „Jugend, werdet Leiter der Welt!“ gelesen hatten, diskutierten sie oft über ihren Entschluss, in die Welt hinauszugehen, um die Lehren des Daishonins zu verbreiten.
Koichiro Sada hatte früher in einer Kohlenmine in Kushiro gearbeitet, weshalb die Mitglieder dieser Gegend seine Geschichte gut kannten. Sie waren stolz, dass einer der ihren aus Kushiro ein Pionier für Kosen Rufu in Westdeutschland war, und beide, Aoyama und Tamaru hatten viel über ihn gehört. Von einem ihrer Leiter hatten sie erfahren, dass Sada Mitglieder suchte, die mit ihm zurück nach Westdeutschland für Kosen Rufu gingen.
Die jungen Männer waren begierig zu gehen; keiner zögerte auch nur für einen Augenblick. Als sie Sada trafen, erzählten sie ihm von ihrer starken Entschlossenheit, zur weltweiten Kosen Rufu beitragen zu wollen, und baten ihn, sie nach Westdeutschland mitzunehmen. Sada jedoch warnte sie vor dem harten Leben, das sie dort erwarten würde, und fragte, ob sie bereit wären, sich ganz und gar dieser Bemühung zu widmen. Ohne zu stocken antworteten sie ernsthaft, dass sie bereits darauf vorbereitet und entschlossen wären, ihr Leben der Verbreitung des Buddhismus zu widmen.
Durch ihre Entschlossenheit gerührt willigte Sada ein, sie mitzunehmen.
Ein junger Mann von Sapporo namens Kosaku Osanai[^23] hatte ebenfalls in der Daibyakurenge den Essay von Präsident Yamamoto gelesen und war dadurch tief bewegt. Auch er fasste augenblicklich den Entschluss, nach Übersee für die Verbreitung des Buddhismus zu gehen. Von diesem Tage an chantete er ernsthaft zum Gohonson mit dem Gebet, dass er innerhalb dreier Jahre diesen Traum wahr machen könnte. Ein Jahr später hörte er, dass Sada Mitglieder suchte, die mit ihm nach Westdeutschland gehen wollten. Osanai hatte Deutsch als eine der zwei Sprachen, die für das Studium an der Universität verlangt wurden, in Abendkursen studiert. Er fühlte daher eine tiefe Verbindung zu diesem Land. Nun war er überglücklich, denn Gohonson hatte sicherlich sein Gebet beantwortet, dass sich ihm diese Chance bot, seinen Traum zu verwirklichen. Er suchte Sada auf, um ihn zu fragen, ob er mit ihm nach Westdeutschland fahren könnte.
Ein neuer Kurs 22
Die Mitglieder, die nach Deutschland gingen, waren fest entschlossen, ihr bestes für die Entwicklung von Kosen Rufu zu geben. Weder ging es ihnen um Besitz noch Reichtum, weder um sozialen Status oder Anerkennung noch hatten sie den Anflug eines Wunsches, ein angenehmes Leben zu führen oder besser als andere zu sein.
Sie hatten tief darüber nachgedacht, welcher Weg im Lichte der unveränderlichen Lehren des Buddhismus für Menschen der beste zu leben sei, und sind, jeder für sich, zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Lehren zu verbreiten, die zur Verwirklichung von Frieden und Glück für die ganze Menschheit beitragen, die höchste Art, sein Leben zu führen, sei. In diese Richtung, sich selbst dieser Aufgabe völlig zu widmen, ging ihre Entschlossenheit.
Dies entsprach dem Gefühl vieler junger Leute in der Soka Gakkai. Diejenigen, die gefangen sind von dem alleinigen Streben nach Erfüllung ihrer eigenen unmittelbaren persönlichen Wünsche, verstehen nicht, wie edel dieser Geist ist.
Nichiren Daishonin schreibt „Fische wollen leben, deshalb bedauern sie es, dass ihr Teich so flach ist und graben Löcher, um sich zu verstecken. Doch auch sie werden von Ködern überlistet und gehen an die Angel.“ (DG, Bd. I, S. 166) Dies ist ein Abschnitt aus dem berühmten „Brief von Sado“. Um sich selbst zu beschützen, leben Fische am Grunde des Teiches in gebohrten Löchern, aber sie kommen aus Dummheit hervorgekrochen, wenn ein Köder vor ihnen baumelt, und schnappen nach ihm.
Der Daishonin schreibt weiter: „Menschen sind gleichermaßen anfällig. Sie geben ihr Leben für oberflächliche weltliche Dinge, aber selten für die edle Sache des Buddhismus. Kein Wunder, dass sie die Buddhaschaft nicht verwirklichen.“ (DG, Bd. I, S. 166)
Das Leben ist unendlich wertvoll; es gibt keinen größeren Schatz. Die wichtigste Herausforderung, die wir daher zu bestehen haben, ist, wie und für welchen Zweck wir unser wertvolles Leben widmen sollten.
Der Daishonin sagt uns, dass wir unser Leben für die Verbreitung des Buddhismus einsetzen, mit anderen Worten, dass wir für Kosen Rufu unser Leben widmen. Denn dies ist der direkte Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft, dem Lebenszustand absoluten Glücks, in diesem Leben.
Die jungen Männer, die nach Deutschland gingen, glaubten fest daran.
Keine Mühe zu scheuen, um Kosen Rufu zu verwirklichen und dafür überall hin zu gehen, wo es notwendig ist, ist der Geist der Jugendabteilung der Soka Gakkai. Ihre Familien, die diesen Geist teilten, freuten sich meistens, dass ihre Söhne in die Welt hinaus zogen.
Bevor Eiji Onoda[^24], ein Gruppenleiter der Junge Männer-Abteilung in Sapporo, sich entschloss, nach Westdeutschland zu gehen, besprach er seinen Entschluss mit seiner Mutter, die in der Nähe wohnte. Er war das dritte von sechs Kindern. Sein Vater und sein älterer Bruder waren gestorben. Seine Mutter lebte bei ihrem zweitältesten Sohn und dessen Frau.
Ein neuer Kurs 23
Eiji Onodas Mutter war die erste in ihrer Familie, die angefangen hatte, den Buddhismus des Daishonin zu praktizieren. Und sie setzte ihren Glauben fort trotz aller Kritik der anderen Familienmitglieder. Von ihr lernte Eiji die Praxis.
Eiji setzte sich aufrecht hin, als er der Mutter seinen Wunsch verkündetet, sich für Kosen-Rufu in Westdeutschland einzusetzen. „Mutter, darf ich nach Westdeutschland gehen?“ fragte er. „Wie viele Jahre willst du dort bleiben?“ fragte sich zurück. Ihre Stimme war ganz ruhig und ohne ein Anzeichen von Überraschung. Obwohl Eiji entschlossen war, den Rest seines Lebens dort zu verbringen, wollte er seine Mutter nicht ängstigen und sagte deshalb: „Nur zwei Jahre.“
Die Antwort seiner Mutter hatte er nicht erwartet: „Wenn du vor hast zu gehen,“ erwiderter sie, „solltest du dein ganzes Leben einsetzen, um dort für Kosen-Rufu zu arbeiten. Was auch geschieht, bleibe immer beim Gohonson, gib niemals deinen Glauben auf und tue immer dein bestes. Ich hoffe, du wirst dort ein glückliches Leben aufbauen.“ Tränen der Freude füllten Eijis Augen, als er diese Worte seiner Mutter hörte.
Die Mitglieder, die nach Westdeutschland gehen wollten, begannen sofort mit ihren Reisevorbereitungen. Das Geld für die Fahrt aufzubringen, war ihre größte Herausforderung. Keiner von ihnen hatte Ersparnisse und auch für die, die ein anständiges Gehalt von ihrer Firma bekamen, war es nicht genug, um die Kosten zu decken. Sie mussten zusätzlich Teilzeitjobs finden, um das nötige Geld zu verdienen.
Das Datum für ihre Abreise wurde auf den 12. August festgelegt. Als ein Verantwortlicher der JMA von Sapporo davon hörte, dass fünf junge Männer aus seiner Region nach Westdeutschland gehen würden, organisierte er eine Reihe von Studientreffen, damit die jungen Männer in der Lage sein würden, den wahren Geist des Buddhismus mit den Menschen in Westdeutschland korrekt zu teilen. Der Verantwortliche nahm sich Zeit trotz seines vollen Terminplanes, um ihnen Vorlesungen über Themen wie die Schriften des Daishonin und die Geschichte der Soka Gakkai zu halten. Die jungen Männer waren hocherfreut über seine besonderen Bemühungen für sie und hörten intensiv zu, damit sie sich später an jedes Wort erinnerten. Der Verantwortliche schenkte außerdem jedem der fünf einen Füller als Abschiedsgeschenk. Auf jedem Stift war eines der fünf chinesischen Schriftzeichen aus der „Parabel von der Phantomstadt“ aus dem Lotus Sutra eingraviert, in der es heißt: „Leben um Leben zusammen mit ihrem Meister wiedergeboren“ (LS7,
140). Er machte ihnen dieses Geschenk, um sie daran zu erinnern, wie wichtig es ist, in Einigkeit
zusammen zu gehen und niemals zu vergessen, dass sie an der Seite ihres Meisters des Lebens, Präsident Yamamoto, für Kosen-Rufu arbeiten, egal wo sie hingehen.
Zusätzlich wurde eine fröhliche Abschiedsparty für die jungen Männer im Hokkaido Hauptzentrum veranstaltet, an der alle Verantwortlichen der JMA ab Gruppenleiter teilnahmen.
Ein neuer Kurs 24
Während Ende Juni die zehn jungen Männer weiterhin ihre Abreise vorbereiteten, erhielt Michiya Moro’oka[^25], der zu Besuch aus Westdeutschland gekommen war, einen Brief von einem dortigen Freund. In dem Brief stand, dass die wirtschaftliche Situation des Landes sich plötzlich verschlechtert hatte und eine zunehmende Zahl ausländischer Arbeiter entlassen wurden. Von dieser Nachricht verunsichert beriet Moro’oka sich mit Koichiro Sada[^26]. Sie entschieden, dass Moro’oka und einer der neuen Pioniere, ein Student namens Teruo Sunayama[^27], nach Westdeutschland gehen sollten, um die Situation zu begutachten.
Moro’oka war auch nach Japan gekommen, um Michiyo Anzai[^28] zu heiraten, ein Mitglied der Junge Frauen Abteilung, die er schon seit der Junior High School kannte. Nebenbei gesagt, war Michiyos jüngerer Bruder Akito[^29] einer der jungen Männer, die nach Deutschland gehen wollten. Nach der Hochzeit am neunten Juli brach Moro’oka zusammen mit Sunayama nach Deutschland auf und ließ Michiyo für unbestimmte Zeit in Japan zurück. Michiyo war nicht sonderlich erfreut darüber, dass ihr Ehemann nach Deutschland ging, noch bevor sie die Gelegenheit hatten, Flitterwochen zu machen. Aber sie hatte auch ein Gefühl von Sicherheit wegen seiner ernsthaften Widmung für Kosen-Rufu.
Etwa zur gleichen Zeit wurde Koichiro Sada von einem Verantwortlichen der Männerabteilung Hokkaidos einer möglichen Ehepartnerin vorgestellt. Sie hieß Yukiko Kawada[^30] und war Mitglied der Junge Frauen Abteilung. Die beiden trafen sich am 11. Juli. Yukikos Vater war gestorben, als sie im zweiten Jahr der High School war. In ihrem Gespräch sagte Sada: „Mein Vater starb, als ich jung war und ich konnte die Grundschule nicht beenden. Meine Mutter starb, als ich 18 war. Ich habe keine tolle akademische Ausbildung oder viel Geld. Mein einziger Schatz ist mein Glaube. Ich bin sicher, dass niemand meinen festen Glauben in den Gohonson und meinen Entschluss, Präsident Yamamotos[^31] Führung in die Tat umzusetzen, übertreffen kann.
Es tut mir leid, dass das, was ich jetzt sagen werde, so plötzlich kommt, aber in einem Monat am zwölften August werde ich nach Westdeutschland gehen. Ein einfaches Ja oder Nein wird reichen, aber könntest du mich bitte bis morgen früh wissen lassen, ob du damit einverstanden bist, mich zu heiraten?“
Er sagte dies, nachdem sie sich gerade eine Stunde kannten. Yukiko war höchst erstaunt, aber gleichzeitig fühlte sie sich von diesem jungen Mann angezogen, der so geradeheraus und warmherzig war. In dieser Nacht chantete sie durch bis zum Morgen. Sie betete ernsthaft zum Gohonson für die Weisheit des Buddhas, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durchzieht, um sehen zu können, ob dies der Mensch sei, mit dem sie für Kosen-Rufu arbeiten und wahres Glück finden könne.Als sich das Tageslicht am östlichen Horizont zeigte, wusste Yukiko auf einmal, dass er die richtige Person für sie war. Sie traf ihre Entscheidung. Aber als sie ihrer Mutter davon erzählt, stellte sich die ganze Familie dagegen.
Ein neuer Kurs 25
Es war ganz normal, dass Yukiko Kawadas Familie ihre Hochzeit mit Koichiro Sada ablehnte. Sie hatte ihn ja erst am Tag vorher kennen gelernt und dann auch nur für eine Stunde getroffen. Obwohl sie nichts über ihn wusste, sprach sie schon vom Heiraten. Und nicht nur dass, nach der Hochzeit würde sie nach Deutschland gehen, wo sie nicht einmal die Sprache verstand, und dort in einer Kohlebergbau-Stadt leben.
Ihre Mutter bat sie mit Tränen in den Augen: „Du hast deinen Vater verloren und die besten Jahre deiner Jugend damit verbracht, dabei zu helfen, deine jüngeren Geschwister zu versorgen. Du konntest dir keine hübschen Kleider kaufen und es genießen, ein junges Mädchen zu sein. Deshalb wünsche ich mir, dass du ganz besonders glücklich wirst. Ich habe immer dafür gebetet. Aber ich weiß genau, wie schwierig es für dich wird, wenn du jemanden heiratest, den du kaum kennst und in einem fernen, fremden Land lebst. Wenn ich daran denke, wie viele Schwierigkeiten du wirst aushalten müssen, fühle ich mich so schlecht, dass ich es nicht übers Herz bringe, dieser Hochzeit zuzustimmen.“
Yukiko konnte die sorgenvollen Gefühle ihrer Mutter nur zu gut verstehen und sie war tief bewegt. Aber an ihrer Entscheidung änderte sich nichts. „Deine Sorge ist völlig verständlich und ich bin dir sehr dankbar“, sagte sie. „Aber ich bin klar mit mir. Ich will mit diesem Menschen in Westdeutschland für Kosen-Rufu arbeiten. Ich fühle, dass dies meine Aufgabe ist. Ich verspreche, dass ich glücklich werde und meine Pflicht als Tochter erfülle. Bitte gib mir dein Einverständnis zu heiraten.“
Sie saß auf den Knien, legte ihre beiden Hände auf die Tatami-Matte und beugte tief ihren Kopf in einer formellen Geste der flehentlichen Bitte. Ihre Mutter betrachtete sie eine Zeitlang konzentriert und sagte dann mit fester Stimme: „Wenn du so sicher bist, dass du es tun willst, dann kann ich nichts mehr dagegen sagen. Aber ich hoffe, wenn du gehst, wird es mit dem Entschluss sein, für mindestens fünf Jahre nicht in dieses Haus zurückzukommen, egal was passiert. Du kannst nichts erwarten, wenn du halbherzig bist.“
Tränen flossen aus Yukikos Augen. Sie war völlig einverstanden mit dem, was ihre Mutter gesagt hatte. „Danke, danke Mutter! Ich werde mein allerbestes tun. Du wirst es sehen!“ Sie drückte die Hand ihrer Mutter fest.
Sada und Yukiko heirateten am 21. Juli, nur 10 Tage nach ihrem ersten Treffen.
Ein neuer Kurs 26
Ende Juli 1965 erhielt Shinichi Yamamoto einen Brief von Koichiro Sada, in dem dieser ihm mitteilte, dass die 10 neuen Mitglieder für West Deutschland ausgesucht waren und als Datum für ihre Abreise der
- August festgesetzt worden war. Er besagte außerdem, dass einer der 10 Mitglieder bereits zusammen mit Michiya Moro’oka nach Deutschland gegangen war und das beide, Sada und Moro’oka geheiratete hatten.
Nachdem Shinichi den Brief durchgelesen hatte, sagte er zu einem Verantwortlichen, der bei ihm war: „Die Sommer-Trainingskurse im Haupttempel fangen bald an. Lass uns die jungen Leute, die nach Deutschland gehen, zu der Veranstaltung für die jungen Männer einladen. Wenn wir sie ihren Mitglieder-Freunden aus ganz Japan vorstellen, werden sie sicherlich in Hochstimmung abreisen, was meinst Du?“
Von den 10 Jugendlichen, die ein neues Leben in Westdeutschland beginnen würden, waren 8 aus Hokkaido und zwei aus der Kanagawa-Prefektur nahe Tokio. Anfang August – Sunayama war schon nach Deutschland gegangen – verabschiedeten sich die verbliebenen sieben Mitglieder aus Hokkaido von diesem nördlichen Landesteil und wurden mit den besten Wünschen ihrer Freunde fortgeschickt.
Am vierten August kamen Sada, die Jugendlichen aus Hokkaido und die zwei Mitglieder aus Kanagawa im Haupttempel zusammen und nahmen an der zweiten Veranstaltung der
Trainingskurse teil. Es war das erste mal, dass sich die jungen Männer alle zusammen trafen.
Am fünften August, dem zweiten Tag des Trainingskurses, kam Shinichi zu Sada und den anderen für ein Erinnerungsfoto. „Ich habe mich darauf gefreut, euch zu treffen,“ sagte Shinichi mit einem Lächeln. Er verstand sehr gut ihren uneingeschränkten Entschluss und die Gefühle der jungen Männer bei ihren Vorbereitungen für die Reise.
„Ich schätze euren Einsatz sehr“ fuhr er fort. „Ihr alle seid Pioniere für Kosen-Rufu und Schätze der Soka Gakkai. Jemand muss die Basis legen. Jemand muss den Weg bahnen. Ich zähle auf euch, dass ihr Kosen-Rufu verwirklicht zusammen mit mir und als meine Stellvertreter.“ Shinichis Worte berührten die jungen Leute tief.
An diesem Abend kamen Verantwortliche der jungen Männer Abteilung aus ganz Japan in der Großen Vorlesungshalle des Haupttempels zusammen und eine Sitzung für Glaubensratschläge wurde in Anwesenheit von Präsident Yamamoto abgehalten. Dabei wurde auch die Abreise der zehn jungen Männer bekannt gegeben.
„Ich möchte Euch heute Abend einige Mitglieder der JMA vorstellen, die bald nach Westdeutschland reisen werden,“ sagte Shinichi. Der Verantwortliche der Jugendabteilung, Eisuke Akizuki, las die Namen der Mitglieder laut vor, einen nach dem anderen. Als ihr Name verlesen wurden, antwortete jeder voller Energie. Ihre Stimmen erklangen wie der bewegende Schrei junger Krieger auf dem Weg in den Kampf, und ihre Augen strahlten vor starker Entschlossenheit.
Ein neuer Kurs 27
Während die Namen der zehn Mitglieder einschließlich Koichiro Sadas vorgelesen wurden, schüttelte Shinichi die Hand von jedem von ihnen und machte ihnen Mut. Zu Toshiyuki Osawa aus Yokohama sagte er: „Arbeitet in Eintracht zusammen!“ und zu Katsuzo Asada aus Sapporo: „Tue dein Bestes und achte auf Deine Gesundheit.“
Donnernder Applaus füllte die Halle zur Feier der Abreise der Gruppe. Der Sommer-Trainingskurs wurde zu ihrer Abschiedsparty. Die jungen Männer mussten ihre Tränen zurückhalten, als sie mit brennenden Engagement erneut ihren Entschluss bekräftigten, den Buddhismus in Deutschland zu verbreiten.
Am nächsten Morgen bestieg die Gruppe den Berg Fuji zusammen mit anderen JMA Mitgliedern, die an dem Kurs teilnahmen. Als sie den Gipfel betrachteten und daran dachten, dass sie diesen großartigen Anblick in den nächsten Jahren nicht sehen würden, waren sie tief bewegt. Im Stillen versprachen sie dem majestätischen Berg, der sich zum Himmel auftürmte: „Ich werde ein kraftvolles und mutiges Leben gewidmet an Kosen-Rufu leben, ebenso unerschütterlich wie der Berg Fuji!“
Die Gruppe blieb für kurze Zeit in Tokyo, bevor sie zum Haupttempel zurückkehrte, um an der vierten Veranstaltung der Sommertrainingskurse am achten August teilzunehmen. Diese Veranstaltung war für Junge Frauen und Mitglieder aus Übersee, und Koichiro Sadas Frau Yukiko und Michiya Moro’kas Frau Michiyo waren ebenfalls eingeladen.
Während dieser Veranstaltung hatten die Mitglieder, die nach Deutschland gehen würden, erneut die Gelegenheit ein Erinnerungsfoto mit Shinichi zu machen, und noch einmal wurden sie den Teilnehmerinnen des Kurses auf einer Versammlung vorgestellt. Shinichi nahm sich ebenfalls Zeit, Yukiko und Michiyo Mut zu machen, die so kurz nach ihrer Hochzeit mit der Gruppe nach Deutschland reisen würden.
Mit warmer Stimme sagte er: „Euer Leben in der Fremde wird vielleicht eine größere Herausforderung sein, als ihr euch vorstellen könnt. Aber ihr dürft euch nicht besiegen lassen. Ihr werdet mit Sicherheit glücklich werden. Der einzige Weg dahin ist, ernsthaft den Glauben auszuüben und viel Daimoku zu chanten. Ehemänner werden von ihren Frauen unterstützt. So lange ihr euch nicht besiegen lasst, werden sie in der Lage sein, ihr bestes zu geben. Verliert nie den Mut, egal was passiert. Ich hoffe, ihr werdet eure Rollen im großen Drama des Lebens heiter und fröhlich spielen, als Siegerinnen in Eurer jeweiligen Aufgabe. Ich werde Deutschland sehr bald besuchen und wir sollten uns dann wiedertreffen.“
Mit diesen Worten von Shinichi festigte sich der Entschluss der jungen Frauen. Gebadet im Sonnenlicht schien der Berg Fuji auf sie hinab zu lächeln.
Ein neuer Kurs 28
Der 12. August, der Tag der Abfahrt, war ein brütend heißer Tag. Gegen Mittag setzten Koichiro Sada und die anderen – sie waren insgesamt zwölf – die Segel im Hafen von Yokohama an Bord der Baikal. 30 oder 40 Mitglieder waren dort, um sie zu verabschieden. Um so viele Kosten wie möglich bei der Reise zu sparen, reisten sie mit dem Schiff zum sowjetischen Hafen Nakhoda. Von dort aus überquerten sie den Kontinent mit Zug und Flugzeug.
Jeder von ihnen hatte nur einen einzigen großen Koffer mit persönlichem Habe dabei. Neben dem Gohonson nahmen sie nicht viel mehr als ein paar Kleider für die Reise, eine Kopie der Gosho und andere Soka Gakkai Publikationen mit. Aber ihre Herzen waren bis oben hin erfüllt von großer Hoffnung für Kosen-Rufu und leidenschaftlicher Hingabe, die durch ihre Adern pulsierte.
In der Zwischenzeit suchte Moro’oka, der vor den anderen nach Westdeutschland gegangen war, verzweifelt nach Arbeitsplätzen für die jungen Männer. Als er in Deutschland angekommen war, musste er feststellen, dass die wirtschaftliche Situation sich verschlechtert hatte, so wie sein Freund ihn in seinem Brief gewarnt hatte. Die Kohlemine in Castrop-Rauxel, die ursprünglich offene Stellen hatte, war nicht mehr in der Lage, ausländische Arbeiter einzustellen und die Arbeitsplätze, auf die sie gezählt hatten, fiel damit aus. Moro’oka war stark erschüttert durch diese Wendung der Dinge. Er wusste, dass die Mitglieder ihre Stellen in Japan schon gekündigt hatten und ihre Pläne nach Deutschland zu kommen nicht einfach rückgängig machen konnten. Er wusste auch, dass er etwas tun musste. Er verbrachte seine Tage damit, überall nach Arbeit für die ankommenden Mitglieder zu suchen, aber ohne Erfolg. Und dann brachen die Mitglieder tatsächlich aus Japan auf.
Sie kamen am Morgen des 18. August im Hauptbahnhof in Dortmund in Westdeutschland an. Moro’oka, Sunayama und Mitglieder der Frauenabteilung, die in verschiedenen Teilen Deutschlands zum Teil 200 bis 300 Kilometer entfernt lebten, waren dort, um sie willkommen zu heißen.
Als die jungen Männer den freudig Wartenden die Hände schüttelten, löste sich die ganze Müdigkeit ihrer Reise in Luft auf. „Vielen Dank, dass ihr gekommen seid!“ riefen sie dankbar. Alle hatten lächelnde Gesichter. Nur Moro’okas Gesichtsausdruck war gramvoll.
Ein neuer Kurs 29
Die europäische Generalversammlung und das erste europäische Kulturfest sollten in Frankfurt am 29. August abgehalten werden. Bis zu der Generalversammlung konnten die jungen Männer, die vor kurzem aus Japan angekommen waren, vorübergehend bei anderen Mitgliedern zuhause wohnen, damit sie bei den Vorbereitungen für die Veranstaltung helfen konnten.
Nachdem sie alle zu ihren Unterkünften aufgebrochen waren, sagte Moro’oka zu Sada: „Herr Sada, die Kohle-Mine in Castop-Rauxel sagt, dass sie zur Zeit nicht genug Arbeit haben, um ausländische Mitarbeiter einzustellen, und obwohl ich noch mit einige anderen Minen Kontakt aufgenommen habe, hatte ich nirgendwo Glück.“
„Ich verstehe...,“ antwortete Sada, bevor er in Schweigen verfiel. Obwohl er sich auf Nachrichten dieser Art vorbereitet hatte, war er trotzdem geschockt von der ernsten Situation. Wenn sie nichts unternähmen, würden die jungen Männer, die ihm vertraut hatten und den langen Weg nach Deutschland gekommen waren, auf der Straße stehen. Von Anfang an war es seine Idee gewesen.
„Ich war derjenige, der Präsident Yamamoto gesagt hat, dass es keine Probleme geben würde, Arbeit für die jungen Männer zu finden,“ dachte er. „Wie wütend wird Präsident Yamamoto sein, wenn er erfährt, was passiert ist! Es ist alles meine Schuld. Ich hätte alles besser vorbereiten müssen, bevor ich irgendjemanden gebeten hätte zu kommen. Jetzt habe ich etwas getan, was nicht rückgängig gemacht werden kann.“ Er klagte sich selbst an. Aber wie sehr er auch mit sich ins Gericht ging, er hatte das Gefühl, es wäre nicht genug.
„Was machen wir jetzt?“ Moro’okas Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er merkte, das sich das Problem nicht dadurch auflöste, dass er die Situation einfach nur beklagte. Er entschied, dass er alles tun müsse, was nötig ist, um Präsident Yamamotos kostbare Schüler davor zu bewahren, auf der Straße zu stehen. Und alles, was er tun konnte, war, Daimoku zu chanten. Er wusste, dass sich ein Weg öffnen würde, wenn er mit ganzem Herzen Daimoku chantete.
Sadas Stimmung wurde besser und er sagte: „Lass uns chanten. Lass uns ernsthaft chanten. Und lass uns mit allen Kohle-Minen Kontakt aufnehmen, die uns einfallen. Wir haben den Gohonson auf unserer Seite, also müssen die Dinge gut ausgehen.“
Die Moral der neuangekommenen jungen Männer war hoch und sie waren entschlossen, sowohl die Generalversammlung als auch das Kulturfest zu einem großen Erfolg zu machen. Man entschied, dass sie ein Theaterstück über Shijo Kingo aufführen würden, denjenigen der Schüler des Daishonins, der durch seinen unbesiegbaren Glauben bekannt war. Sie widmeten sich leidenschaftlich den Vorbereitungen und den Proben. Sie begleiteten außerdem die Bezirksverantwortlichen vor Ort auf ihren Besuchen bei den Mitgliedern zuhause, um ihnen Mut zu machen und sie zur Teilnahme an der Generalversammlung einzuladen.
Ein neuer Kurs 30
Während sie sich auf die bevorstehende Generalversammlung vorbereiteten, suchten Koichiro Sada und Michiya Moro’oka weiterhin ununterbrochen nach Arbeitsmöglichkeiten für die jungen Männer aus Japan. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Aussicht.
In Hochstimmung fanden am 29. August die Europäische Generalversammlung und das Kulturfest in einer Halle in Frankfurt statt. Etwa 500 Mitglieder aus Westdeutschland, England, Frankreich, Italien und anderen Ländern nahmen teil und der Raum war erfüllt von dem dynamischen Geist eines neuen Starts.
Die Jugendlichen aus Japan waren eine treibende Kraft der Veranstaltung. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Organisation und der Vorbereitung. Das Theaterstück über Shijo Kingo, das die Japaner für das Kulturfest vorbereitet hatten, wurde ebenfalls sehr gut angenommen. Sada und Moro’oka aber blieben niedergeschlagen, weil sie immer noch keine Arbeit für ihre Kollegen hatten finden können.
Als aber die Veranstaltungen vorüber waren, erhielt Moro’oka noch am selben Tag eine Nachricht von der Kohlegrube Hamborn in Duisburg, mit der er schon früher Kontakt aufgenommen hatte. Die Mine wollte alle zehn jungen Männer einstellen. Sada und Moro’oka, die beide ebenfalls Arbeit suchten, könnten auch dort anfangen.
Die beiden waren hocherfreut. Allerdings bedeutete dies, dass sie für einige Zeit in einer Unterkunft der Kohlegrube, getrennt von ihren Frauen wohnen mussten. Die beiden jungen Frauen würden vorübergehend in Familien von Mitgliedern der Frauenabteilung bleiben.
Für die frischen Bräute war es ein sehr einsamer und trauriger Start in das Leben als verheiratete Frau. Aber beide verabschiedeten ihre Männer mit einem Lächeln und sagten ihnen, sie sollten sich keine Sorgen machen und ihr bestes geben. Als die Männer dann gegangen waren, hätten die Frauen sich am liebsten die Augen aus dem Kopf geweint. Sie kämpften darum, ihre Gefühle zu beherrschen. Sie wollten sich nicht besiegen und nicht den Kopf hängen lassen. Wenn sie an ihre Männer dachten, seufzten sie. Wenn sie an Japan dachten, weinten sie.
Das einzige, was sie tun konnten, war, nach vorne zu schauen. Sie träumten von der hoffnungsvollen Zukunft von Kosen-rufu in Deutschland und dachten an Präsident Yamamoto, ihren Mentor.
Am 1. September, drei Tage nach der europäischen Generalversammlung, begann für die jungen Männer das Leben in der Kohlegrube. Den ersten Monat verbrachten sie damit, die minimalen Deutschkenntnisse zu erlangen, die sie für ihre Arbeit brauchten, um die Maschinen und Geräte zu bedienen und für die Sicherheit. Vom 1. Oktober an arbeiteten sie unter Tage. Außer für Sada und Moro’oka war es für alle das erste mal, dass sie solche Arbeit machten.
Ein neuer Kurs 31
Die jungen Männer arbeiteten 1000 Meter unter der Erdoberfläche. Die Arbeit war härter, als sie sich jemals hätten vorstellen können. Es war extrem heiß, mehr als 30 Grad, und der Schweiß rann in Strömen ihren Körper herunter. Die 2-Liter-Flaschen Wasser, die sie bei sich hatten, waren bald leer. Zu Anfang waren sie so erschöpft von der Arbeit, dass sie nicht einmal essen konnten. Obwohl sie Handschuhe trugen, waren ihre Hände bald mit Blasen bedeckt und ständig wurden sie von herunterfallenden Steinen und Kohlestücken getroffen. Gelegentlich gab es auch Stolleneinstürze.
Sie waren beinahe nicht in der Lage, die harte Arbeit auszuhalten, und es gab Zeiten, in denen sie aufgeben und nach Japan zurückkehren wollten. Aber dann erinnerten sie sich daran, dass sie freiwillig nach Deutschland gekommen waren, um den Buddhismus zu verbreiten. Und sie ermahnten sich, nicht den Mut zu verlieren.
Jeden Tag, wenn die Arbeit in der Grube zuende war und sie ans Tageslicht zurückgekehrt waren, dachten sie voller Freude: „Ich habe wieder gewonnen heute!“ Ihre Zähne leuchteten in ihren vom Kohlestaub schwarzen Gesichtern und sie lachten herzhaft, machten Witze und schlugen sich gegenseitig auf den Rücken. „Wir sind wirklich Boddhisattwas, die aus der Erde kommen!“ Im Wohnheim legten sie ihre Einkünfte zusammen und nutzen das Geld für die notwendigsten Dinge. Das erste, was sie kauften, war ein Auto für Soka Gakkai Aktivitäten. Sie fuhren auf Deutschlands schnellen Autobahnen und begannen stolz ihr Aktionen für Kosen-Rufu. Ebenso steckten sie ihre Energie in das Studium des Buddhismus und der deutschen Sprache und spornten sich gegenseitig durch freundschaftliche Rivalität an. Ihr Zimmer war das einzige im ganzen Wohnheim, in dem noch bis spät in die Nacht Licht brannte.
Koichiro Sada und Michiya Moro’ka kümmerten sich um die jungen Männer und verbrachten Tag und Nacht mit Arbeit und Gakkai Aktivitäten, so dass sie fast keine Gelegenheit hatten, ihre Frauen zu sehen.
Eines Abends konnte sich Sada endlich mit Yukiko treffen. Ein wunderschöner Vollmond stand am Himmel. Sada zeigte auf den Mond und sagte: „Deine Mutter betrachtet in Japan den gleichen Mond wie wir hier. Denke daran, dass du nicht allein bist.“
Er blickte Yukiko an und fügte hinzu: „Alle geben ihr bestes und versuchen mit aller Kraft, sich an ihre Arbeit in der Mine zu gewöhnen. Sie alle verlassen sich auf mich und suchen nach meinem Rat. Auch wenn wir uns nicht oft sehen können, bin ich mir sicher, dass du meine Gefühle verstehst.“
Yukiko nickte schweigend. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie fing zu weinen an. Sie weinte vor Freude über die warme Fürsorge ihres Mannes, der sein Leben Kosen-rufu widmete.
Ein neuer Kurs 32
Unser Entschluss aus tiefsten Herzen kann das Universum bewegen. Weil Ursache und Wirkung gleichzeitig sind, enthält unser gegenwärtiger Entschluss bereits alle Ergebnisse. Entschlossenheit besteht nicht nur aus Worten. Wahre Entschlossenheit beinhaltet Gebete und ist voller konzentrierter Energie. Sie führt zu beherzten Handlungen und führt ohne Zweifel zum Sieg.
In dem Moment, als die jungen Männer sich entschlossen hatten, das Mystische Gesetz ungeachtet aller Härten in Westdeutschland zu verbreiten, und als sie dann tatsächlich in Westdeutschland angekommen waren, war der bemerkenswerte Fortschritt von Kosen-Rufu in diesem Land bereits entschieden.
Nach einiger Zeit erreichte die erwartete gute Nachricht die jungen Bergarbeiter. Am 11. Oktober kam Eiji Kawasaki[^32], der Europaverantwortliche, nach Westdeutschland, um ihnen mitzuteilen, dass Präsident Yamamoto und andere Verantwortliche aus Japan vom 20. Oktober an Europa besuchen würden. Nach Deutschland kämen sie am 22. Oktober.
Der Gedanke daran, dass Präsident Yamamoto wie er versprochen hatte nach Deutschland kommen würde, erfüllte alle mit großer Freude und die Erschöpfung von der harten Arbeit in der Grube verschwand.
„Auch wenn es nicht mehr lange ist, bis Präsident Yamamoto ankommt, lasst uns versuchen, einige Ergebnisse zu erreichen, die wir ihm als Beweis unserer bisherigen Arbeit für Kosen-Rufu zeigen können“ schlug einer von ihnen vor.
Alle hatten dasselbe Gefühl und sie kamen sofort überein. Sie waren sich der Bedeutung des gegenwärtigen Moments klar bewusst. Indem sie jetzt handelten, konnten sie den zukünftigen Sieg erreichen. Indem sie heute den Weg öffneten, würden sie den Erfolg in der Zukunft sichern. Diesmal beschlossen sie, eine Studienprüfung und ein Versammlung für Ratschläge im Glauben am 23. Oktober in Frankfurt abzuhalten. Die jungen Männer intensivierten ihre Gakkai Aktivitäten und strengten sich an, die Schriften Nichiren Daishonis zu studieren, um die Studienprüfung zu bestehen. Zur großen Freude der Mitglieder kam endlich der Tag von Shinichis Ankunft.
Als sie durch den Frankfurter Flughafen gingen, sagte Shinichi zu Koichiro Sada: „Ich bin so glücklich darüber, dass die jungen Adler los geflogen sind. Das Bild, wie sie sich mutig zum Gipfel von Kosen-Rufu im 21. Jahrhundert emporschwingen, entfaltet sich in meinem Herzen wie ein wunderschönes Gemälde. Aber von dem Moment an, wo sie sich in die Luft erhoben haben, dürfen sie nicht aufhören, mit den Flügeln zu schlagen. Wenn sie aufhören, werden sie fallen. Das darf nicht passieren. In diesem Jahr wird sich alles entscheiden. Der gegenwärtige Moment zählt. Jetzt ist die Zeit, um einen neuen Strom von Kosen-Rufu in Deutschland entstehen zu lassen.“
Ein neuer Kurs 33
Als sie im Hotel angekommen waren, begannen Shinichi und die anderen Verantwortlichen aus Japan mit Koichiro Sada und Michiya Moro’oka über die Neuorganisation der deutschen Gruppe zu sprechen.
Shinichi sagte zu Sada: „Wir haben entschieden, die Hauptstelle Europa zu teilen. Hauptstelle Europa 1 wird in Frankreich und Hauptstelle Europa 2 in Deutschland angesiedelt. Ich weiß, ich frage Sie, nachdem wir bereits Tatsachen geschaffen haben, aber wir haben schon in Paris bekannt gegeben, dass Sie, Herr Sada, der Verantwortliche der Hauptstelle Europa 2 sein werden. Wir möchten außerdem Sie, Herr Moro’oka zum Vize-Verantwortlichen der Hauptstelle ernennen. Nehmen Sie an?“
Beide nickten und stimmten zu, aber sie konnten Ihre Überraschung nicht verbergen. Nach einem kurzen Moment sagte Sada mit entschuldigender Miene: „Ich bin darauf eingestellt, alles zu tun, was mir möglich ist, aber ich habe wirklich keine Fähigkeiten. Um ehrlich zu sein, traue ich mir nicht zu, solch eine große Verantwortung zu erfüllen.“
Shinichi antwortete mit einem Lächeln: „Niemand kann sich seines Erfolges sicher sein, solange er es nicht versucht hat – außer man nimmt die Verantwortung nicht ernst oder ist einfach arrogant. Nehmen Sie Shigeo Nagashima von den Yomiuri Giants als Beispiel. Er gilt als der beste Baseball-Spieler Japans. Aber obwohl jeder ihn einen brillanten Schlagmann nennt, hatte auch er am Anfang wahrscheinlich kein Selbstvertrauen. Ich bin sicher, dass er viel darüber nachgedacht hat, wie er seine Schlagkraft verstärken kann und was seine schwachen Punkte sind. Dann suchte er nach Wegen, seinen Schwung zu verbessern. Allmählich entwickelte er ein Gefühl dafür, wie eine bestimmte Art zu Schlagen gute Ergebnisse erzielte und ihm ermöglichte erfolgreich zu sein. Aber nicht immer liefen die Dinge so, wie er es sich vorstellte. Dann studierte er weiter, versuchte neue Techniken, und übte noch mehr. In diesem Prozess verbesserten sich eigentlich seine Schlagergebnisse und das wiederum gab ihm Selbstvertrauen.
Selbstvertrauen bekommen Sie nicht über Nacht. Sie brauchen es auch nicht am Anfang. Das wichtigste ist der Geist der Herausforderung, der Mut, es weiter zu versuchen. Es ist die Kraft, beharrlich durch alles hindurchzugehen, ohne sich entmutigen zu lassen, ohne aufzugeben, und ohne einzupacken, egal was passiert.
Herr Sada, ich hoffe sie betrachten diese Ernennung als Ihre Aufgabe und beginnen zunächst damit, für ein Jahr Ihr bestes zu geben.“
„Das werde ich tun. Es kann sein, dass ich nicht die nötigen Fähigkeiten habe, aber ich werde mein Äußerstes geben“ antwortete Sada begeistert.
Dann begann eine Diskussion über die organisatorischen Veränderungen. Es wurde beschlossen, zwei neue Ortsgruppen zu gründen, eine in Frankfurt und eine in Nürnberg, so dass es dann in Deutschland drei Gruppen geben würde.
Ein neuer Kurs 34
Am nächsten Morgen, am 23. Oktober, machte Shinichi sich auf die Suche nach Material für den Bau des Sho-Hondo, während Eisuke Akizuki[^33], Ittetsu Okada und Bunji Nishimiya ein Mädchengymnasium in Frankfurt besuchten. Sie hatten um die Erlaubnis für diesen Besuch gebeten, um sich auf die Gründung der Soka Universität und der Soka High School vorzubereiten. Akizuki und die anderen waren sehr überrascht darüber, dass die Klassen nur aus zwölf bis 25 Schülerinnen bestanden – weniger als die Hälfte der üblichen Klassengrößen in Japan zu dieser Zeit. Sie bemerkten außerdem, dass die Fragen der Schülerinnen im Mittelpunkt des Unterrichts standen und großen Wert auf die individuelle Person und den Prozess der Erziehung gelegt wurde.
Ab 15.30 Uhr an diesem Nachmittag beaufsichtigten Akizuki und die anderen Verantwortlichen aus Japan eine Studienprüfung, die in einem gemieteten Raum in der Frankfurter Vorstadt abgehalten wurde. Kurz nach 18.00 Uhr an diesem Abend fand ein Abendessen in einem chinesischen Restaurant in Frankfurt für Shinichi und Repräsentanten der deutschen Mitglieder statt. Als Shinichi in dem Restaurant ankam, waren die Mitglieder bereits dort.
„Es tut mir leid, dass Sie warten mussten“, sagte er. „Nach Material für den Sho-Hondo zu suchen, hat länger gedauert als erwartet. Es gibt nach diesem Treffen sogar noch mehr zu tun.“
Ein runder und ein rechteckiger Tisch waren in dem Restaurant für das Essen reserviert worden. Shinichi und die Verantwortlichen, die in begleiteten, sollten zusammen an dem runden Tisch sitzen. Aber anstatt sich an den für ihn reservierten Platz zu setzen, ging Shinichi direkt zum dem Tisch, an dem die Mitglieder saßen und fragte: „Geht es den jungen Männer, die aus Japan hierher gekommen sind, gut?“
„Ja!“ sagte der Jugendliche, der die Gruppe vertrat.
„Ich bin froh, das zu hören, wirklich sehr froh, das zu hören“, sagte Shinichi. „Ihr seid sehr wichtige Menschen, die die Aufgabe übernommen haben, einen neuen Kurs für Kosen-Rufu zu erschaffen. Es war nicht die Arbeit oder irgendein persönlicher Grund, der euch nach Deutschland gebracht hat. Ihr habt Euch tatsächlich entschieden, hierher zu kommen für das Glück der Menschen in Deutschland. Ihr seid Kosen-Rufu-Freiwillige.
Ganz ohne Zweifel lobt Nichiren Daishonin euren mutigen Geist. Auch ich habe den größten Respekt vor euch. Ich hoffe, dass ihr euch niemals besiegen lasst, egal was für Schwierigkeiten euch begegnen. Sich niemals geschlagen zu geben, bedeutet Sieg.
Wegen des beschränkten Platzes konnten wir heute Abend nicht alle einladen, aber bitte seid versichert, dass ich jeden Tag für jeden von euch Daimoku chante.“
Shinichi gab daraufhin die Bildung der europäischen General-Hauptstelle bekannt und erklärte, dass sie aus zwei Hauptstellen bestünde - Hauptstelle Europa 2 in Deutschland angesiedelt. Als nächstes stellte er die neuen Verantwortlichen vor.
Ein neuer Kurs 35
Shinichi fuhr fort, die neue Besetzung für Deutschland bekannt zu geben, und sagte: Zusätzlich zu dem bestehenden Bereich werden zwei neue errichtet. Einer in Nürnberg, einer in Frankfurt. Ich hoffe, die neuen Verantwortlichen, die ich jetzt bekannt gebe, werden ihr bestes geben in ihrer jeweiligen Aufgabe als Bereichsverantwortliche, Frauenabteilungs- Verantwortliche und Verantwortliche der Junge-Männer- und Junge-Frauen-Abteilung. Wenn Sie irgendwelche Ideen haben in Bezug auf diese Ernennungen, bitte zögern Sie nicht, sie zu äußern. Wenn nicht, möchte ich sie bestätigen und nach Japan telefonieren, damit sie in der Seikyo Shimbun veröffentlicht werden.“
Dann fuhr Shinichi fort, die Ernennungen vorzulesen. Koichiro Sada, der neue Hauptstellenleiter von Europa 2, wurde als Verantwortlicher des Deutschland-Bereichs ernannt. Michiya Moro’oka, der neue Vize-Hauptstellenverantwortliche von Europa 2, wurde der neue Verantwortliche des Bereichs Frankfurt. Kosaku Osanai, der gerade von Japan nach Deutschland gekommen war, wurde als Verantwortlicher des Bereichs Nürnberg ernannt. Neben Osanai wurden einige andere Japaner, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen waren, für wichtige Aufgaben ernannt. Toshiyuki Osawa, Teruo Sunayama und Akito Anzai wurden verantwortlich für die Jungen Männer-Abteilung von Deutschland, beziehungsweise für den Bereich Frankfurt und Nürnberg. Sadas Frau Yukiko wurde Verantwortliche der Frauenabteilung von Deutschland und Moro’okas Frau Michiya wurde zur Verantwortlichen der Jungen Frauen für ganz Deutschland ernannt.
Nach diesen personellen Bekanntgaben fragte Shinichi: „Sind Sie einverstanden mit diesen Ernennungen?“ Alle stimmten voller Energie zu. Die jungen Männer, die kürzlich nach Deutschland gekommen waren, lebten in Duisburg, das etwa 20-30 Kilometer von Düsseldorf und mehr als 250 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt. Nürnberg war noch einmal 200 Kilometer von Frankfurt entfernt.
Sich um solch eine weit verbreitetet Organisation zu kümmern, würde sicherlich viel Zeit von den Verantwortlichen fordern, ebenso einen erheblichen finanziellen Aufwand für Benzin- und Reisekosten. Dennoch gab es keine Klage und niemand äußerte Bedenken.
Für Meister im Glauben, die sich entschlossen haben, den Weg für einen neuen Kurs für Kosenrufu zu öffnen, sind die Wogen der Schwierigkeiten und Härten niemals ein Hindernis. Im Gegenteil, je höher dieser Wellen schlagen, umso heller brennt der kämpferische Geist dieser Meister.
Schließlich wurde das Essen serviert. Nachdem er sich gesetzt hatte, blickte Shinichi konzentriert auf die Anwesenden und sagte: „Lasst uns essen! Heute feiern wir einen neuen Aufbruch.“
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Das Abendessen ging weiter. „Bitte bedient euch selbst“ sagte Shinichi zu den jungen Bergarbeitern. Er bemerkte, dass sie dünner aussahen als vorher und machte sich Sorgen um ihr Wohlergehen. Ohne Zweifel wurden sie fit durch die harte Arbeit in den Minen, aber Shinichi dachte, dass sie Schwierigkeiten haben könnten, sich an die hiesigen Essgewohnheiten anzupassen.
Tatsächlich hatten viele der japanischen Bergarbeiter Probleme mit dem Essen in ihren Wohnheimen. Sie alle mochten die deutschen Würstchen, aber nachdem sie einige Male serviert worden waren, verschwanden die Würstchen vom Speiseplan. Es hatte sich so entwickelt, dass Schweinefleisch für einige Zeit nicht auf dem Speiseplan des Wohnheimes gestanden hatte, weil viele der Bergarbeiter Türken und Anhänger des Islams waren und in ihrer Religion das Essen von Schweinfleisch verboten ist. Mit Rücksicht auf die japanischen Arbeiter hatte der Koch ihnen aber dennoch bevorzugt Würstchen serviert. Einige Arbeiter hatten sich über diese Sonderbehandlung beschwert und gefordert, dass jeder das gleich Essen erhalten sollte, und so wurden die Würstchen ganz aus dem Speiseplan genommen.
Ein Lächeln breitete sich auf den Gesichtern der jungen Japaner aus, als sie anfingen zu essen. „Ihr seid jung, also bitte esst so viel ihr könnt. Hier, nehmt dies auch noch,“ sagte Shinichi und reichte ihnen den Servierteller von seinem eigenen Tisch. Für die jungen Männer war dieser Ausdruck von ernsthafter Zuneigung von ihrem Meister das kostbarste Vergnügen von allen.
Nach einer Weile kam Michiya Moro’oka an Shinichis Tisch und sagte: „Sensei, es gibt einen Gefallen, um den ich Sie bitten möchte. Wir planen eine Zeitung hier in Deutschland herauszugeben und wir möchten Sie bitten, ihr einen Namen zu geben.“
„In Ordnung“, antwortete Shinichi. „Habt ihr selbst schon an irgendeinen Namen gedacht?“
„Eigentlich dachten wir an Seikyo Zeitung.“
„Seikyo Zeitung? Das ist eingängig, oder? Lasst uns dabei bleiben. Einfache Namen sind gut für Zeitungen, weil man sie leicht behalten kann.“ „Das ist wahr. Danke!“ antwortete Moro’oka.
„Ihr plant eine Zeitung herauszugeben, aber habt ihr eine Kamera?“ fragte Shinichi.
Als er hörte, dass sie keine hätten, lachte Shinichi und sagte: „Ich glaube, mir bleibt dann keine Wahl, als Euch die zu geben, die ich aus Japan mitgebracht habe. Ich möchte Eure Bemühungen unterstützen.“
Ein neuer Kurs 37
Das Abendessen wurde zu einem warmen, familiären Gespräch zwischen Shinichi und den
Mitgliedern.
Als alle mit dem Essen fertig waren, sagte Shinichi: „Ich habe noch etwas zu tun, deshalb muss ich jetzt ‚Auf Wiedersehen’ sagen. Bitte richtet allen Mitgliedern, die heute nicht hier sein konnten, meine besten Wünsche aus. Passt gut auf euch auf!“
Mit Bedauern verabschiedeten sich die Mitglieder von Shinichi.
Danach leitete Eisuke Akizuki ein Treffen für Glaubensratschläge in dem Raum, in dem die Studienprüfung stattgefunden hatte. Etwa 60 Mitglieder aus ganz Deutschland waren zu diesem Treffen zusammengekommen. Als Akizuki die Veränderungen und neu ernannten
Verantwortlichen für die deutsche Organisation bekannt gab, erhob sich lauter Applaus. Akizuki fuhr fort und sagte: „Als Präsident Yamamoto von diesem Treffen erfuhr, bat er mich an seiner Stelle eine Grußbotschaft zu übermitteln. Sie lautet: ‚Ich bedauere, dass ich an diesem Abend nicht dabei sein kann, aber mein Herz ist immer bei Euch. Ich schicke Euch jeden Tag Daimoku und bete für Eure Gesundheit und Euer Glück’.“
Zu dieser Zeit gab es über 200 Mitglieder-Haushalte, die Mehrheit waren Familien von japanischen Frauen, die Angehörige des amerikanischen Militärs geheiratet hatten und dann nach Deutschland gekommen waren, als ihre Männer dort stationiert wurden. Shinichis Botschaft richtete sich deshalb vor allem an diese Frauen, um ihnen Mut zu machen.
Akizuki fuhr fort, die Botschaft vorzulesen:
„Ich hoffe, ihr werdet nicht von Eitelkeiten und Äußerlichkeiten eingeholt, sondern werdet zu Menschen, die mit dem Glanz des Glaubens strahlen und denen alle vertrauen. Das Ziel des Glaubens ist es, ein Leben zu erschaffen, dass wir unbefangen genießen können, ein Leben, das freudvoller ist, als wir uns vorstellen können. Der Ort, an dem wir dies erreichen können, existiert nicht irgendwo anders; er ist dort, wo wir jetzt gerade sind.
Buddhismus lehrt, dass der Platz, an dem wir gerade sind, in das Buddhaland verwandelt wird, in das Land des ewigen ruhigen Lichts. Damit das passiert, müssen wir entscheiden, dass unserer gegenwärtiger Aufenthaltsort selbst die große Bühne ist, auf der wir unsere Aufgabe erfüllen werden, und dann mutig in Aktion treten, um Kosen-Rufu voranzubringen. Diejenigen, die mutig vorangehen, sind mit jugendlicher Kraft erfüllt. Ihr Leben quillt über vor Hoffnung und Freude. Und ein breiter Weg zu einem Zustand des absoluten Glücks wird sich ohne Zweifel vor ihnen öffnen. Ich hoffe, dass sie in Harmonie und Eintracht zusammenarbeiten werden, um die bestmögliche Soka Gakkai Organisation hier in Deutschland aufzubauen.“
Als Akikzuki Shinichis Botschaft beendet hatte, hallte der Raum von begeistertem Applaus wieder.
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Nachdem der Applaus verklungen war, sagte Akizuki: „Jetzt möchte ich Ihnen ein Gedicht präsentieren, das Präsident Yamamoto kurz vor diesem Treffen für die Mitglieder in Deutschland geschrieben hat. Herzlichen Glückwunsch! Das Gedicht lautet:
Das Gelöbnis, das wir gaben am Adlergipfel, reicht weit,
Ihr – nach Westen
Wir – nach Osten
Tapfer voran auf weißen Rössern
Noch einmal explodierte Applaus im Raum. Einige der Mitglieder waren zu Tränen gerührt. Als nächstes standen die neu ernannten Verantwortlichen einer nach dem anderen auf, um sich vorzustellen. Jedes dieser Grußworte hallte wieder von ihren energischen Entschlüssen für die Zukunft.
Das Treffen kam zu einem freudigen Ende, als alle Teilnehmenden einen Druck mit Shinichis Kalligraphy und ein Tuch für ihre Gebetsketten erhielten.
Akizuki verließ das Gebäude. Die Sterne strahlten wunderschön am Nachthimmel. Im Gegensatz zu der Wärme im Gebäude war die Luft draußen kalt, ein Zeichen des herannahenden Winters. Plötzlich erklang hinter ihm eine Stimme.
„Mr. Akizuki!“ Als er sich umdrehte, sah er Koichira Sada und einige andere Jugendliche herbeilaufen.
Außer Atem sagte Sada: „Wir haben ein Lied für die Junge Männer Abteilung von Deutschland komponiert und wir möchten es für Sie singen.“
„Das ist großartig, aber wie schade, dass ihr es nicht früher für Präsident Yamamoto gesungen habt. Wie dem auch seid, lasst es mich hören, ich werde ihm davon erzählen.“
Die jungen Männer stellten sich im Halbkreis im Hof vor dem Versammlungsraum auf. Ihre aufgeregten Gesichter wurden von dem schwachen Licht der Straßenlaternen erhellt. Die hocherfreuten Stimmen der jugendlichen Löwen erklangen durch die Nacht.
Wir zerstreuen den Nebel
Auf unserem Weg über die Autobahn.
Jugendliche Leidenschaft brennt hell.
Wir, die JMA von Deutschland, Werden die Dämmerung einleiten Eines neuen Zeitalters in Europa.
Egal wie herausfordernd
Der Weg der Pioniere sein mag,
Als glühende Champions für unsere Sache
Werden wir bis zum Ende kämpfen,
Den Geist unseres Mentors in unseren Herzen.
Wir schätzen hohe Ideale.
Wir von der Soka Gakkai in Deutschland
Rufen die Jugend auf, sich unter unserem Banner zu sammeln. Eine ewige Philosophie aufrechterhaltend
Werden wir eine dritte Zivilisation erschaffen.
Als sie ihr Lied beendet hatten, applaudierten ihnen die umstehenden Mitglieder. „Das ist ein sehr bewegendes Lied“, sagte Akizuki.
Ein neuer Kurs 39
Dass Akizuki so hoch von ihrem Lied sprach, ließ ein Lächeln auf den Gesichtern der jungen Männer erstrahlen.
Akizuki sparte nicht mit seinem Lob: „Ich glaube, es gibt kein kraftvolleres und bewegenderes Lied als Euers unter all den Liedern, die in letzter Zeit von der Junge-Männer- oder Junge-Frauen-
Abteilung in den verschiedenen Breichen Japans komponiert wurden.“
Auf dem Sommer-Trainingskurs der Jugendabteilung im gleichen Jahr war entschieden worden, solche Lieder zu schreiben, und jetzt tauchten sie in den Bereichen überall im Land auf.
„Es ist ein großartiges Lied. Ich möchte es gerne auf dem nächsten Junge Männer Verantwortlichen Treffen mit allen teilen, wenn ich zurück in Japan bin. Kann ich eine Kopie von den Noten bekommen?“
Koichiro Sada antwortete mit einigem Zögern: „Äh, eigentlich haben wir keine, denn keiner von uns kann Noten lesen.“
Die jungen Bergarbeiter hatten am 10. September angefangen, das Lied zu schreiben. Sie trafen sich in ihrem Wohnheim auf dem Grubengelände und entwarfen zuerst den Text. Dies geschah so, dass jeder die Worte oder Ausdrücke nannte, die seiner Meinung nach das Lied enthalten sollte. Als sie sich im groben einige waren, was in dem Lied auftauchen sollte, entwarfen zwei oder drei Freiwillige die Verse und dann kam die ganze Gruppe erneut zusammen, um es zu überarbeiten. Als die Verse fertig waren, standen sie einer neuen Herausforderung gegenüber - sie mussten sie vertonen. Keiner von ihnen hatte Erfahrung mit Komposition.
Jeder von ihnen erdachte sich Melodiestückchen und sang sie den anderen vor. Aber wenn jemand eine Melodie vortrug, die den anderen gefiel und er gebeten wurde, sie noch einmal zu singen, konnte er sie meist nicht wiederholen. Trotzdem schafften sie es, die Melodiefetzen zu einem Lied zusammenzubasteln, dass sie dann veränderten und überarbeiteten. Sie brauchten eine ganze Woche, bis das Lied fertig war.
Die jungen Männer schrieben den Text auf ein Papier und malten aufsteigende oder abfallende Zeichen über die Worte, um steigende oder fallende Tonhöhen zu kennzeichnen, damit sie die
Melodie nicht vergaßen. Außerdem sangen sie das Lied so oft sie konnten während ihrer GakkaiAktivitäten und während der Arbeit. Sie waren sehr stolz auf ihre Schöpfung, die ein Ausdruck ihrer tiefen Entschlossenheit war.
Tief bewegt von der Leidenschaft für Kosen-Rufu, die in dem Lied widerklang und jeden Mangel an musikalischer Technik wettmachte, sagte Akizuki zu den Jugendlichen: „Da ihr keine Noten habt, könntet ihr mir ein Tonband von dem Lied aufnehmen und es mir rechtzeitig zu dem Junge Männer Verantwortlichen Treffen am 28igsten diesen Monats schicken?“ Er fuhr fort: „Und jetzt möchte ich unbedingt das Lied noch einmal hören, bevor ich gehe.“
„In Ordnung!“ riefen sie, und ein weiteres Mal hallten ihre jugendlichen Stimmen im Nachthimmel wieder.
Ein neuer Kurs 40
Für den folgenden Tag, den 24igsten, war Shinichi Yamamotos Abreise geplant. Um acht Uhr morgens versammelten sich viele Mitglieder am Hotel, um ihn zu verabschieden. Um seine Dankbarkeit zu zeigen, nutzte Shinichi die verbleibende Zeit, um mit ihnen in der Lobby des Hotels zu sprechen. Er fragte sie nach ihrer Arbeit und schüttelte ihnen die Hände, während er ihnen Mut machte.
Unter den Versammelten waren drei junge Männer, die zwar in guter Stimmung, aber offensichtlich sehr erschöpft waren. Es waren Toshiyuki Osawa, Teruo Sunayama und Katsuzo Asada.
Shinichi wendete sich an sie: „Ihr seht nicht sehr gut aus. Bekommt ihr genug Schlaf?“
Osawa antwortete: „Wir sind tatsächlich letzte Nacht eine weite Strecke gefahren, um bei einem Freund den Gohonzon einzuschreinen und sind erst heute morgen zurück gekommen.“
Da sie von dem Treffen mit Präsident Yamamoto so inspiriert waren, fuhren die jungen Männer noch nach den Treffen am letzten Abend zu einem deutschen Freund. Sie hatten diesem Freund schon einige Male vom Buddhismus erzählt und er hatte den Wunsch geäußert, der Soka Gakkai beizutreten. Also fuhren sie zu ihm nach Hause, um einen Gohonzon einzuschreinen. Für eine Strecke brauchten sie drei Stunden, aber davon ließen sie sich nicht abhalten.
Sie hatten ihren Entschluss, Kosen-Rufu in Deutschland zu verwirklichen, erneuert und waren erfüllt von einem kraftvollen Drang, so vielen Menschen zu schnell wie möglich den Buddhismus vorzustellen. Deshalb ergriffen sie diese Gelegenheit, um zu handeln.
Nachdem sie den Gohonzon eingeschreint hatten, machten sie Gongyo und chanteten Daimoku zusammen. Dann fuhren sie zurück nach Frankfurt und kamen nach der Morgendämmerung dort an. Sie parkten ihren Wagen in der Tiefgarage des Hotels, in dem Shinichi untergebracht war, und machten ein kurzes Nickerchen, bevor sie in die Lobby gingen, um ihn zu verabschieden.
Als er ihre Geschichte gehört hatte, sagte Shinichi in einem strengen Tonfall: „Ihr solltet Euch nicht überanstrengen oder Aktionen starten, denen es an gesundem Menschenverstand mangelt. Alle Eure Bemühungen sind umsonst, wenn ihr einen Unfall habt oder etwas unternehmt, dass öffentliche Kritik herausfordert. Unüberlegte Handlungen ohne gesunden Menschverstand sind nur selbstsüchtig, egal wie gut Eure Absicht war.
Auf lange Sicht werden solche Aktionen nur unnötigen Widerstand gegen die Soka Gakkai in der Gesellschaft hervorrufen und schließlich unsere Bewegung zur Verbreitung der Lehren des Daishonin behindern. Deshalb hoffe ich, dass ihr viel schlaft, gut esst, ernsthaft Daimoku chantet und eifrig Aktivitäten unternehmt, die mit dem gesunden Menschenverstand übereinstimmen. „Der Weg von Kosen-Rufu ist lang. Um diesen ewigen Weg zu gehen, müsst ihr gut auf Euch aufpassen und stark und gesund bleiben. Habt ihr das verstanden?“
Shinichi war in erster Linie besorgt um die Gesundheit dieser kostbaren Schüler, die in Deutschland lebten.
Ein neuer Kurs 41
Die drei jungen Männer sagten, sie hätten verstanden, aber sie waren offensichtlich niedergeschlagen. Shinichi bemerkte es, lächelte und fügte hinzu: „Aber euer Enthusiasmus mit dem ihr gestern Nacht nach den Treffen losgefahren seid und den Gohonson bei eurem Freund eingeschreint habt, ist beeindruckend. Ihr seid wirklich Menschen der Tat. Genau so sollten Jugendliche sein.“ Als Shinichi dies sagte, kehrte das Lächeln auf die Gesichter der jungen Männer zurück.
Kosaku Osanai, der neu ernannte Bereichsverantwortliche von Nürnberg, fragte Shinichi daraufhin: „Der Daishonin schreibt: „Meine Schüler! Schließen Sie sich zusammen und folgen Sie mir, und Sie werden selbst Mahakashyapa, Ananda, T’ient t’ai und Dengyo übertreffen! (Dt. Gosho, Bd. 1, S.185). Kann man sagen, dass unsere Handlung nach Deutschland zu kommen, in Übereinstimmung mit dieser Passage steht?“
Unmittelbar vor diesen Worten sagt der Daishonin: „Wir sind jetzt am Anfang des späten Tages des Gesetzes, und ich, Nichiren, bin der erste, der die weltweite Verbreitung von Myoho-RengeKyo beginnt. Diese fünf Silben sind das Herz des Lotos-Sutras und die Quelle der Erleuchtung aller Buddhas.“ Er fährt dann fort zu beschreiben, welches Verhalten er von seinen Schülern erwartet. Mit anderen Worten ermutigt er seine Schüler, das Mystische Gesetzt in gleicher Weise zu verbreiten wie er selbst und so die anderen hervorragenden Ausübenden des Lotos-Sutras zu übertreffen.
Shinichi nickte. „Das ist richtig. Ihr, die ihr aufgestanden seid mit der Aufgabe, die Verbreitung der Lehren des Daishonin zu verwirklichen, seid die Nachfolger des Daishonin und die Pioniere von Kosen-Rufu. Weil ihr das höchste Gesetzt verbreitet, wird jeder von euch sogar Mahakashyapa, Ananda, T’ient t’ai und Dengyo übertreffen.
„Im Lichte der Gosho und vom Standpunkt des buddhistischen Gesetzes ist es klar, wie wunderbar das Leben derjenigen ist, die sich Kosen-Rufu widmen. Auch wenn ihr das jetzt noch nicht feststellt, es wird deutlich sichtbar werden in den nächsten 30 oder 40 Jahren. Bitte tut euer bestes!“
„Das werden wir!“ antworteten alle Anwesenden.
Shinichi blickte auf seine Uhr. Es war Zeit zu gehen. „Danke für alles“, sagte er. „Treffen wir uns wieder!“ Dann verbeugte er sich vor den Mitgliedern und stieg ins Auto.
Die jungen Männer pressten fast ihre Gesichter gegen die Fenster des Autos und riefen: „Sensei! Bitte passen Sie auf sich auf!“ „Bitte kommen Sie wieder nach Deutschland!“ „Wir werden unser bestes tun!“
Als das Auto losfuhr, rannten einige Mitglieder hinterher und winkten. Tränen glänzten in ihren Augen. Shinichi drehte sich um und winkte bis sie außer Sicht waren.
Die gekrönten Meister 44
Der 5. März war ein wunderschöner, klarer Frühlingstag in Tokio. Shin'ichi Yamamoto[^35] hatte mit großer Erwartung auf diesen Tag gewartet.
Am Abend würde eine Zeremonie für die Männerabteilung stattfinden, deren Gründung am 27. Februar beim Hauptstellenverantwortlichentreffen beschlossen worden war. Jedes Mal, wenn Shin'ichi während des Tages einen Mitarbeiter der Zentrale sah, der Mitglied der neuen Abteilung sein würde, bemerkte er freudig: „Die Zeit, in der die Männer in der Sokka Gakkai aufstehen, ist jetzt endlich da. Der Vorhang hebt sich für ein Zeitalter kraftvoller Aktivitäten für Kosen Rufu.“
Shin'ichi war fest davon überzeugt, dass die Mitglieder der Männerabteilung die Säulen bilden, die die großartige Bewegung für Kosen Rufu tragen. Zur Zeit Nichiren Daishonins spielten seine männlichen Schüler mittleren Alters eine zentrale Rolle unter den Laien. Shijo Kingo zum Beispiel, einer der führenden Schüler des Daishonins in Kamakura, war ungefähr 40 Jahre alt, als er den Daishonin während der Tatsunokuchi-Verfolgung begleitete und bereit war, sein Leben zu geben, um seinen Meister zu beschützen. Als er Mitte Vierzig war, versuchte er Lord Ema, seinen
Lehnsherrn, zu überzeugen, den Glauben an den Buddhismus des Daishonins anzunehmen. Tapfer ertrug er persönliche Angriffe und Verfolgungen, die aus diesem Grund gegen ihn erfolgten, bis hin zur Konfiszierung von Teilen seiner Ländereien.
Trotz alledem galt Shijo Kingo als jugendlicher Anhänger des Daishonins. Dieser Eindruck entstand teilweise aus dem Umstand, dass er 27 Jahre alt war, als er zu praktizieren begann. Der wahre Grund ist jedoch darin zu finden, dass er sich Kosen Rufu mit ganzem Herzen, mit Aufrichtigkeit und unglaublicher Leidenschaft widmete.
Der japanische Name für die Männerabteilung ist „sonen-bu“, wobei „bu“ Abteilung und „sonen“ wörtlich „Männer in ihren besten Jahren“ bedeutet. Deshalb ist es wichtig, dass die Mitglieder der Männerabteilung, während sie einerseits selbstbeherrscht und vernünftig sind, andererseits als Personen mit brennender und leidenschaftlicher Hingabe für Kosen Rufu fortwährend Mut, Energie und Tatkraft zeigen.
Außer Shijo Kingo in Kamakura zählten zum Kern der Schüler des Daishonins Toki Jonin, Ota Jomyo und Soya Kyoshin, alles ebenfalls Männer im besten Alter, die in der Shimosa Region (Teile der heutigen Chiba- und Ibaraki-Präfekturen) lebten.
Toki Jonin gewährte dem Daishonin nach der Matsubagayatsu-Verfolgung[^36] in seinem eigenen Haus Schutz. Um ein paar Jahre älter als der Daishonin nahm er in seinen Mit-Vierzigern an dem Kampf für die Verbreitung des Mystischen Gesetzes teil. Von Ota Jomyo, der durch Toki Jonin zum Buddhismus des Daishonins kam, wird angenommen, dass er im gleichen Alter wie der Daishonin war. Soya Kyoshin war zwei Jahre jünger als Jomyo.
Anders gesagt waren zu der Zeit der Tatsunokuchi-Verfolgung (1271) Toki Jonin etwa 56 Jahre alt, Ota Jomyo ungefähr 50 und Soja Kyoshin ungefähr 48.
Weil diese Männer aufstanden und tapfer kämpften und ihre Kameraden im Glauben dazu ermutigten, genauso zu handeln, dienten sie als Säulen der Stärke für viele andere, die dadurch in sich den Willen zum Durchhalten im Glauben inmitten großer Verfolgungen fanden. Wo solche Männer sind, fühlen die anderen sich sicher und beruhigt. Ihre Anwesenheit ist wichtig und ihr Potential ist gewaltig.
Die gekrönten Meister 45
Um 17.00 begann die Gründungszeremonie der Männerabteilung in der Halle des 3. Obergeschosses des Soka Gakkai Hauptquartiers. Die Strahlen der untergehenden Sonne ergossen sich in den Raum.
Shin’ichi führte jeden in ein feierliches Gongyo ein. Die Gesichter der Teilnehmer glänzten vor Freude, erregt durch den Gedanken, dass die Zeit, in der sie ihre wahren Fähigkeiten zeigen konnten, gekommen war. Shin’ichi betete aus ganzem Herzen, dass die Mitglieder der Männerabteilung, das große Bollwerk der Soka Gakkai, entschlossen aufstehen würden.
Nach dem Gongyo wandte sich der neuernannte Männerabteilungsleiter Generaldirektor Hiroshi Izumida[^37] an die Versammelten. Er ermutigte die Männerabteilungsmitglieder auf ihren Arbeitsplätzen zu gewinnen und herausragende Beiträge in ihren Gemeinden zu leisten und so das Vertrauen der Gesellschaft zu gewinnen.
Shin’ichi rückte auf seinem Sitz nach vorne und klatschte.
Männer in der Blüte ihres Lebens halten viele leitende Schlüsselpositionen in der Gesellschaft. Ein wichtiger Faktor, um eine friedliche Gesellschaft auf Grundlage der buddhistischen Ideale zu schaffen, liegt darin, dass die Mitglieder der Männerabteilung eine aktive Rolle in jedem Bereich der Gesellschaft spielen und dass sie sich in großartige Verantwortliche entwickeln.
Das Zeitalter der wesentlichen Phase von Kosen Rufu ist die Zeit, in der jeder Einzelne den tatsächlichen Beweis der Praxis zeigt, die auf dem Prinzip „Glaube ist gleich tägliches Leben“ beruht.
Nach der Rede des Generaldirektors kamen Grüße der Vizeverantwortlichen der neuen Abteilung und anschließend die Rede von Präsident Yamamoto.
Shin’ichi lächelte breit und sagte: „Herzlichen Glückwunsch zur Gründung der Männerabteilung. Ich bin überglücklich, dass dieser Tag gekommen ist und ich fühle mich sogar noch zuversichtlicher, was die Zukunft von Kosen Rufu betrifft.“
Das war das ehrliche Gefühl von Shin’ichi. Als nächstes sagte er, dass es um der stetigen Entwicklung von Kosen Rufu wegen sehr wichtig ist, die Kraft der konservativen Vorsicht mit dem jungvollen, lebenssprühenden Geist der Reform zu kombinieren. Er fügte hinzu, dass die beispielhaften gemeinsamen Bemühungen der Reife des Alters und der Jugend zum Fortschritt der Soka Gakkai bis jetzt beigetragen haben. Er sagte noch, dass zu dieser Zeit des Neubeginns in der Bewegung der Organisation, sowohl die Kraft der Jugend, die die Entwicklung von Kosen Rufu vorantreibt, und die Erfahrung und Weisheit der reifen, gut gerundeten Mitglieder der Männerabteilung entscheidend sei.
Shin’ichi sprach dann über die Rolle der Männerabteilung innerhalb der gesamten Soka Gakkai. „Man muss nicht extra erwähnen, dass unsere Organisation durch die Zusammenarbeit der verschieden Abteilungen voranschreitet. Trotzdem, so wie Väter das Rückgrat ihrer Familien sind, so hat die Männerabteilung eine wichtige Aufgabe, um den Erfolg unserer Aktivitäten zu gewährleisten. Das ist der Grund warum Männer die zentralen Figuren in jedem Bereich und Bezirk sind.
„Obwohl eine der Hauptaufgaben der Männerabteilung die des Erziehens von Männern ist, hoffe ich, dass Ihr Euch nicht nur noch als eine der Gakkai-Abteilungen betrachtet. Vielmehr sorgt Ihr für Harmonie zwischen allen Abteilungen und schultert die Verantwortung für den Schutz der Soka Gakkai und der gesamten Mitgliedschaft.“
Die gekrönten Meister 46
Rufe der Zustimmung und Applaus erfüllten den Raum. Shin’ichi wartete, bis sich der Applaus gelegt hatte, und sagte: „Wenn die MA ein herausragendes Beispiel abgibt, dann werden sich die Frauen-, Junge-Männer- und Junge-Frauenabteilungen prächtig entwickeln. Die ernsthafte Ermutigung der Männerabteilung wird dazu beitragen, wahrhaft fähige Menschen in jeder Abteilung zu erziehen.
Ganz besonders möchte ich Euch darum bitten, die Mitglieder der Junge-Männerabteilung dann zu unterstützen, wenn sie darum kämpfen, ihr Potenzial zu entfalten. Verschafft ihnen die Gelegenheit, aktiv an der vordersten Frontlinie zu kämpfen und überlasst ihnen die volle Verantwortung für ihre Entwicklung. Unterstützt ebenso herzlich die Frauenabteilung und JungeFrauenabteilung und beschützt sie. Die Männerabteilung ist für die anderen Abteilungen Vorbild im Glauben. Jeder beobachtet Euch, wie Ihr mit Eurem reichen Erfahrungsschatz die verschiedensten Herausforderungen besteht.
Wenn Ihr beständig mit starkem Glauben – egal, was geschieht – weitermacht, werden die
Mitglieder anderer Abteilungen ohne zu zögern Eurem bewundernswerten Beispiel folgen. Wenn
Ihr dagegen unaufrichtig seid, boshaft alles zu Euren Gunsten drehen wollt, Euch halbherzig verhaltet oder Euren Glauben aufgebt, wird es dazu führen, dass die anderen ihre Ziele aus den Augen verlieren und sogar den Glauben aufgeben werden. So bedeutend ist der Glauben der Männerabteilung.“
Shin’ichi wollte ihnen die Bedeutung lebenslanger Glaubensausübung klar machen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Leidenschaft der Männer mit zunehmendem Alter schwindet; auch wenn sie in ihrer Jugend ausgesprochen aktiv gewesen sein mögen und geschworen haben, sich Kosen-Rufu zu widmen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist, dass sie in ihrem Beruf stärker gefordert werden, weil sie dort mehr Verantwortung übernommen haben. Manchmal ist es auch Krankheit oder nachlassende Vitalität. Und es gibt Umstände, wo sie ihren Glauben erlauben, weich zu werden, weil sie meinen, sie hätten in der Vergangenheit schon genug Energie in Soka Gakkai-Aktivitäten `reingesteckt. So gönnen sie sich eine Pause.
Natürlich gibt es Zeiten, wo die Arbeit oberste Priorität genießt. Auch im Krankheitsfall ist es wichtig, sich auszuruhen und wieder zu genesen. Buddhistische Praxis ist aber etwas, das wir unser ganzes Leben lang beibehalten. Egal, auf welche Umstände wir treffen, ist es lebensnotwendig, niemals im Glauben zurückzufallen. Selbst der kleinste Gedanke daran, bedeutet, dass unser Glaube nachlässt, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.
Nichiren Daishonin schreibt: ‚Verstärken Sie Ihren Glauben Tag für Tag, Monat für Monat. Sollten Sie in Ihrem Bemühen nur ein bisschen nachlassen, werden die Teufel die Gelegenheit nutzen.’[^38] Wenn wir den Glauben aufgeben, oder wenn wir ein Opfer der Nachlässigkeit oder der Feigheit werden, öffnen wir den teuflischen Funktionen eine Tür, so dass sie versuchen werden, unseren Glauben und die Fundamente unseres Glücks zu zerstören.“
Die gekrönten Meister 47
Es war Shin’ichis Hoffnung, dass sich alle Mitglieder der Männerabteilung dem Weg der Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben widmen mögen; dass alle ihre menschliche Revolution machen, dass alle Ruhm und den Sieg durch die drei Existenzen hindurch erlangen. Den Glauben aufgeben, heißt, sich selbst zu betrügen. Indem er auf das schmerzvolle Ende derjenigen Mitglieder hinwies, die die Soka Gakkai verlassen hatten und Präsident Toda und die Organisation verleumdet und angegriffen hatten, sprach er zur Männerabteilung über die Bedeutung, den Glauben sein ganzes Leben lang auszuüben.
Seine Stimme erhob sich mit starker Entschlossenheit, nicht einem einzigen Mitglied zu erlauben, vom Weg abzukommen. „Niemand kann dem Wirken des strikten buddhistischen Gesetz von Ursache und Wirkung entkommen. Deswegen ist es wichtig, egal wie sehr ihr denunziert oder kritisiert werdet, standhaft im Glauben zu sein, immer auf den Gohonzon zu vertrauen, mit der Soka Gakkai zu gehen und sich der großen unsichtbaren Wohltaten, die ihr anhäuft, sicher zu sein.
Der Daishonin führt deutlich aus, indem er das Lotus Sutra zitiert, dass die, die einen starken Glauben beibehalten ‚Frieden und Sicherheit in diesem Leben erfahren und gute Umstände in zukünftigen Existenzen.‘[^39] Es gibt keinen Irrtum in den Worten Nichiren Daishonins.“
Shin’ichis Stimme wurde noch eindringlicher. „Ihr, die Mitglieder der MA, tretet in eine Phase der Sicherung der Fundamente für die letzten Kapitel Eures Lebens. Jeder von Euch besitzt große Fähigkeiten. Ich hoffe, Ihr werdet alle Eure Talente für den Fortschritt von Kosen-Rufu anwenden.
Der Daishonin schreibt: ‚Da der Tod für jeden gleich ist, sollten Sie bereitwillig Ihr Leben für das Lotus Sutra geben. Fass‘ diese Gabe als einen Tautropfen auf, der ins Meer zurückfließt oder als ein Staubkorn, das zur Erde zurückkehrt.‘[^40] Da niemand von uns dem Tod entgehen kann, fordert uns der Daishonin auf, unser Leben dem Lotus Sutra zu geben, dem ewigen Gesetz des Lebens. Mit anderen Worten: Er sagt uns, unser Leben dazu zu benutzen, für Kosen-Rufu zu arbeiten.
Das ist der einzige Weg, eins mit dem Mystischen Gesetz zu werden, dem großen Leben des Universums, und ein ewiges Leben zu leben, gerade so, wie ein Tautropfen wieder in den Ozean zurückfließt oder ein Staubkorn zur Erde zurückkehrt. Ein Leben vergeht schnell. Und die Phase im Leben, in der wir energiegeladen und aktiv sein können, ist begrenzt. Wenn die Menschen in die mittleren Jahre kommen, sieht es so aus, als ob alles in einem Augenblick vorbei ist.
Wenn Ihr jetzt nicht aufsteht, wann dann? Wenn Ihr Euch jetzt nicht verausgabt, wann dann? Wie viele Dekaden wollt Ihr warten, bevor Ihr Position bezieht? Es gibt keine Vorhersage, in welcher Verfassung Ihr dann sein werdet. Ihr seid auf der Höhe Eures Lebens! Es ist eine wertvolle Zeit in dieser gegenwärtigen, endlichen Existenz. Ich sage dies, weil ich mir wünsche, dass Ihr nichts zu bereuen habt!“
Shin’ichis Stimme, die wie das Brüllen des Löwen nachhallte, berührte die Herzen der Mitglieder der Männerabteilung ganz tief.
Die gekrönten Meister 48
Die Teilnehmer folgten ernsthaft Shin'ichis Ermutigung mit dem Wunsch, jedes einzelne Wort in sich aufzusaugen.
Er fuhr fort: „Präsident Makiguchi nahm den Glauben an, als er 57 Jahre alt war. Präsident Toda war 45, als er alleine aufstand, um die Kosen-Rufu Bewegung zu starten, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie waren beide etwa in dem gleichen Alter, wie die meisten von Euch, als sie einen standhaften Glauben erweckten und sich der Herausforderung stellten, KosenRufu voranzubringen. Das ist eine Tradition in der Soka Gakkai.
Auch ich bin ein Mitglied der Männerabteilung. Ich hoffe, dass Sie sich mir anschließen, mutig mit dem Gakkai Geist aufstehen und zu Goldenen Pfeilern werden, welche das Schloss von Soka stützen.“
Die Gesichter der Mitglieder strahlten mit der Entschlossenheit der Meister von Kosen-Rufu.
Zum Abschluss sagte Shin'ichi: „Ich zähle auf Euch. Wenn sich die Männerabteilung bemerkenswert entwickelt und einen festen Rahmen für Kosen-Rufu bildet, bleibt unsere
Organisation für immer sicher.“
Donnernder Applaus, verstärkt durch das stolze und fröhliche Versprechen der Mitglieder, KosenRufu durchzuführen, hallte endlos durch den Raum.
Als nächstes las Kazumasa Morikawa, einer der neuen Hauptverwalter, den Leitartikel vor, den Shin'ichi gerade für die April Ausgabe der Daibyakurenge Studienzeitschrift fertig geschrieben hatte, mit dem Titel: „Tapfere Meister des mystischen Gesetzes.“ In ihm zeigte Shin'ichi die Eigenschaften solcher Menschen auf.
Die erste war absolute Überzeugung in die Kraft des Gohonzons.
Die zweite war die Fähigkeit, Schwierigkeiten herauszufordern und durchzustehen.
Die dritte sollte einen Verantwortlichen darstellen, der mit allen Anliegen der Gesellschaft vertraut war.
Die vierte war die Leidenschaft, jüngere Mitglieder zu fördern.
Die fünfte sollte einen weitherzigen und humanistischen Verantwortlichen zeigen und die sechste war ein starkes Gefühl für die Aufgabe und die Fähigkeit, einen Aktionsplan aufzustellen.
Der Leitartikel umriss alle Ziele, nach der die Männerabteilung streben sollte.
Ungefähr sechs Jahre waren vergangen, seit Shin'ichi Präsident der Soka Gakkai geworden war. Jetzt waren die Vorbereitungen für eine neue Phase von Kosen-Rufu vollendet.
Shin'ichi verbeugte sich vor den Teilnehmern und wollte den Raum verlassen. Da stoppte er, hob seine Faust und rief: „Ihr alle! Lasst uns zusammen kämpfen! Lasst uns eine Geschichte von frischen Erfolgen schreiben! Wenn wir dieses eine Leben leben, lasst es uns verwenden, um dynamisch voranzustreben - um des Gesetzes willen!“
Die Mitglieder hoben als Antwort ihre Fäuste in die Luft und riefen laut in Übereinstimmung. Tränen glänzten in manch einem Auge. Ihre Herzen brannten mit kämpfendem Geist. Gefüllt mit Stolz, begannen diese Gekrönten Meister, diese großen Kämpfer des mystischen Gesetzes, ihren tapferen Weg in die Zukunft.
Draußen war der Himmel dunkel geworden, aber der dritte Stock der Soka Gakkai Hauptverwaltung funkelte mit dem Licht der Freude.
(Hiermit endet das Kapitel 4 „Die Gekrönten Meister“ sowie Band 10 der Neuen Menschlichen Revolution)
Von Ho Goku[^42]
Solange ich eine erhabene Philosophie habe, kann ich jegliches Unglück überwinden. Weil nämlich das beispiellose Drama des menschlichen Geistes in der Umwandlung von Unglück in großes Glück liegt. Genau da kommt setzt der Buddhismus an. Ich möchte die Fackel meines Glaubens – ihre niemals verlöschende nein, im Gegenteil, ihre immer höher lodernde Flamme, – an meine Kameraden und die zukünftigen Generationen weitergeben.
Welch heftigen Auseinandersetzungen ich auch begegnen mag, welche Verfolgung aus Eitelkeit und Eifersucht mich auch trifft, sollte ich verdammt und zerschlagen sein, ich bin dazu entschlossen, einen stolzen Sieg zu erreichen.
Meine Kameraden, meine geliebten Mitglieder! Egal, welch schrecklichen Ereignissen ihr begegnen werdet, möget ihr auch von Pfeilen durchlöchert werden, gebt euch niemals geschlagen! Welch heimtückischen und feigen Angriff auf eure Moral ihr auch erlebt, bleibt stolz und führt ein ehrenwertes Leben im höchsten der Zustände.
*
„Niemals einen Tag ohne Vorsatz.“(Nulla dies sine linea) – dies sind die Worte des antiken Schriftstellers Plinius d.Ä. (23-79 n.Chr.).
Voller Dank kann ich sagen, dass dies die 300. Ausgabe der Essays ist, die ich seit fünf Jahren schreibe. Ich widme diesen Essay, die Nummer 300, den goldenen Säulen von kosen-rufu, den Mitgliedern der Männerabteilung.
Das Leben ist voller Probleme und Schwierigkeiten. Wir wissen nicht, was als nächstes passieren wird. Am Arbeitsplatz gibt es immer wieder neue Herausforderungen. Sei es, dass Entlassung wegen einer Umstrukturierung des Unternehmens droht oder der Bankrott der Firma bevorsteht, oder jemand wird arbeitslos und muß eine neue Arbeit finden. Auch in unseren Gemeinden und Familien gibt es Probleme, die uns immer wieder bedrücken – Krankheit , Zwischenfälle mit den Kindern und Probleme in Beziehungen zu anderen.
Und an der Spitze aller Probleme, die vernichtenden Wellen einer tiefen Rezession, die die japanische Wirtschaft zu zerschlagen droht, mit all ihren Beschäftigten und Geschäften. Jede Art von Organisation ist in einem verzweifelten Überlebenskampf gefangen.
Auch ich bin ein Mitglied der Männerabteilung. In der Regel sprechen Männer nicht über diese Dinge. Dennoch bin ich mir sehr wohl dieser Härten bewußt, die ihr, meine Kampfgenosssen, durchsteht.
Ich erinnere mich, wie wir nach dem Krieg, als ich für Hr. Toda zu arbeiten begann, mitten in einer Periode dramatischen Umbruchs waren, der durch die Wirtschaftspolitik der U.S.-amerikanischen Besatzung verursacht war. Es war eine Zeit erbitterten und gnadenlosen Wettkampfs, den nur die Starken überlebten.
Sogar Hr. Toda, der ein brillanter Unternehmer war, erlitt wirtschaftlichen Schiffbruch. Eigentlich war er stark und unerschütterlich. Er litt aber so sehr, dass er jeden Morgen nach einer Nacht voller Sorgen im schweißdurchtränkten Nachthemd aufwachte. Als ein Jugendlicher widmete ich mich voll und ganz meiner Arbeit, fest entschlossen, meinem Meister zu dienen und ihn mit meinem ganzen Leben zu beschützen.
Letzten Endes kam Hr. Toda aus dem Gröbsten heraus und, wie die aufgehende Sonne, wurde er, als er 51 Jahre alt war, als zweiter Soka Gakkai–Präsident eingeführt. Das japanische Wort für „Mann“ weist auf „Kraft“ hin. Der wahre Geist der Männer in ihren besten Jahren ist ihre Einstellung, positiv in die Zukunft zu schauen.
*
Der amerikanische Unternehmer Dr.Armand Hammer (1898-1990), den ich mehrere Male getroffen habe, bemerkte einmal, dass wir uns selbst zum schlimmsten aller Feinde machen[^43], wenn wir uns erlauben, entmutigt zu sein.
Er sagte auch: „Wenn ich auf all die Leute gehört hätte, die gesagt haben, ‚Das geht nicht’, ich hätte nie irgendetwas geschafft. Ich habe immer gesagt, ‚Sagen Sie mir nicht, dass es nicht geht; sagen Sie mir lieber, wie es geht!’“25 Dr. Hammer lebte mit einen unermüdlichen Geist der Herausforderung.
In einer Rede vor zehn Jahren an der Soka Universität (Juni 1990) schaute er auf sein bewegtes Leben von 92 Jahren zurück und bemerkte: „Wenn Du bei Deinem ursprünglichen Ziel bleibst, kannst Du als einzelner die Situation ändern.“
*
Als Shijo Kingo, der berühmte Vorgänger unserer Männerabteilung, von seinem Lehnsherrn aufgefordert wurde, das Lotus Sutra fallen zu lassen oder den Verlust seines Lehns zu riskieren, gab ihm Nichiren Daishonin strikte Führung. Er sagte ihm, dass wenn Shijo Kingo auf dieses Verlangen einginge, dies seine Feinde dazu benutzen würden, alle Anhänger des Daishonin zu überreden, den Glauben aufzugeben. Gib’ Dich nicht geschlagen, bat er ihn. Die Säule durfte nicht fallen!
Der Daishonin schreibt: „Dieses Leben ist wie ein Traum. Man kann sich nicht sicher sein, morgen noch zu leben. Ein wie erbärmlicher Bettler sie auch werden mögen, geben Sie niemals dem Lotus Sutrad die Schuld.“ (WND, S.824)[^44].
Shijo Kingo hielt tapfer diese Prüfung durch. Er handelte mit großer Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit, gegründet auf dem Ratschlag des Daishonin, dass unser Verhalten als Mensch der größtmögliche Ausdruck des Glaubens ist. Er nahm alle seine Weisheit zusammen, um diese Hürde zu überwinden. Er verhielt sich bescheiden und war besonnen und aufmerksam gegenüber seiner Umgebung. Er ging aus dieser qualvollen Zeit des Leidens als Sieger hervor, gelobt von allen als „Shijo Kingo von der Lotus Schule“ (WND, S.319)[^45], so wie es der Daishonin sich erhofft hatte.
Im Buddhismus geht es darum, sich im Triumph zu erheben. Die Mitglieder der Männerabteilung sind die Säulen der Familien und der Gesellschaft; sie sind die großen goldenen Säulen von kosen-rufu. Gerade weil die Männerabteilung stark und energisch ist, können sich die Frauen- und die Jugendabteilung mit Zuversicht und Gelassenheit in ihre Kämpfe stürzen. Der antike griechische Dichter Sophokles (496-406 v.Chr.) schrieb: „Für Männer gilt: Anderen zu helfen - mit Macht und Stärke - ist von den Tugenden die größte.“[^46]
*
In euren Herzen strahlen Orden von höchster und ewiger Ehre. Ihr habt gesiegt. Ihr wurdet nicht geschlagen. Ein erhabenes Leben ist wunderschön. Diejenigen, die ihr Leben mit solch einer wahren Schönheit leben, sind Sieger. Die Essenz dieser Schönheit ist unsere innere Entschlossenheit, in Übereinstimmung mit dem Prinzip ichinen sanzen; es ist unser Herz, unser Geist.
Das Leben ist eine Folge von Labyrinthen. Meine Freunde, strebt bitte immer nach dem edlen Ziel, das ihr zu verwirklichen geschworen habt. Weicht nicht vom Weg ab! In der heutigen Zeit führen viele ein Leben voller Hoffnungslosigkeit. Die Gesellschaft ist voller Leid und Ursachen, die zu tragischer Zerstörung führen. Da gibt es diejenigen, die sich eher zurückziehen als den harten Kampf des Lebens zu führen. Und es gibt solche, die voll düsteren Jammerns ihrem Grab entgegengehen und Tränen voller Reue über ihre Dummheit vergießen und es gibt die eingebildeten Heuchler, die ihre Augen, schwer von Gewissensbissen, schließen, wenn sie aus dem Leben scheiden.
Das Leben ist lang.
Nein, das Leben ist viel zu kurz.
Mein Freunde, erhebt euer Glas auf den Sieg und genießt den Sonnenschein! Erhebt euer Glas auf den Ruhm und beobachtet die Bahnen der Sternschnuppen am nächtlichen Himmel. Und singt das Lied eures Schwures mit kräftiger Stimme, feierlich und überzeugt, schaut hinauf zum Mond, genießt das glühende Glück des Lebens.
Für uns gibt es kein Selbstmitleid, Niederlage oder Tränen! Wir werden unseren Kampf gewinnen. Gebt Narren, Feiglingen oder Verrätern niemals Raum!
Wenn ich euch treffe, bin ich voller Freude. Mit euch zusammenzugehen, ist wie einen ehrenhaften Weg zu beschreiten.
*
Wir haben eine wahrhaftige Mission im Leben angenommen. Von Neid genährte Attacken interessieren uns nicht. Es gibt Menschen, die den frenetischen Beifall genießen. Es gibt andere, die von den Medien gefeiert werden. Es gibt die bedauernswerten Individuen, die Gefangene ihres gierigen Egos sind. Und es gibt die, die tragischerweise an einem abschüssigen Hang stehen.
Das Banner des hohlen Ruhms und der Anmaßung ist dazu bestimmt, zerfetzt und zerfleddert zu weden. Ruhm ist nicht gleich Glück. Das ist kein wahrer Sieg.
Diejenigen, die falsche Anschuldigungen verbreiten, um den Untergang anderer zu verursachen, sind dazu bestimmt, ihr dummes Leben als Gegenstand von Verachtung und Lächerlichkeit zu beenden.
Wir dagegen gehen auf dem ewigen, großen Pfad des Lebens mit Zuversicht und
Unbescholtenheit. Wir erschaffen einen brillanten Zustand unerschütterlichen Glücks in unseren Herzen und Träumen und schreiten weiter jugendlich voran, bedeutungsvoll und entschlossen, Tag für Tag. Entlang dieses Weges blühen Blumen, die die Luft wohlriechen lassen. Wir verbringen jeden Tag unseres Lebens, indem wir die Freude zu leben genießen, liebkost von einer erfrischenden, nach Lorbeer duftenden Brise.
Meine Freunde, breitet verwegen eure Schwingen aus, zieht das Schwert der Wahrheit und der Gerechtigkeit, kämpft und triumphiert.
Leben ist Kampf. Wahrheit und Gerechtigkeit muß in diesem Kampf siegen. Meine Freunde, gebt euch nicht mit einem banalen und einfachen Weg zufrieden. Kämpft für eure eigene Freiheit und Ruhm, mit Stolz und Entschlusskraft. Werdet nicht zu Heuchlern oder Betrügern. Führt keine grauen, welken Leben voller Gewissensbisse. Erhebt euch aus eigener Kraft und kämpft tapfer für das, was Recht ist. Solange ihr lebt, nehmt die Herausforderung an und triumphiert über jeden Sturm, jede wütende Welle.
Meine Freunde, die ihr die Einstellung unbezwingbarer Entschlossenheit habt. Ihr strahlt voller Stolz, Glück und Unbescholtenheit, ihr Kaiser des Lebens! Mit jeder Herausforderung schreibt eine neue Seite der Geschichte, als Teil eurer ehrenwerten Mission, den Sieg zu erringen! Meine Freunde, erschafft keinen Weg der Niederlage und Tragödie! Erschafft einen Pfad des Glücks und des Triumphs.
*
Meine Freunde! Meine Freunde, ihr seht es. Ihr seht die Verbreitung des Buddhismus Nichiren Daishonins auf der ganzen Welt, eine Entwicklung, die so sicher ist wie der tägliche Sonnenaufgang, unfehlbar und ewig.
Das Gesetz des großen Pfades, das den ewigen Sieg verspricht, überragt euer Leben wie ein Schatzturm. Auf dem Weg vorwärts, da gibt es keine Angst, keine Niederlage, kein Rückzug und auch kein Ende. Dort gibt es Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und das helle Freudengeschrei der Menschen. Da gibt es keine Reue, keinen Ärger, nur das Lied des ewigen Glücks. Wir haben triumphiert. Allerdings müssen wir genauso weitermachen. Wir müssen ewiglich vorwärtsschreiten auf den Sieg zu.
Wir haben der Zeit der Albträume „Lebe wohl“ gesagt, in der wir ausgelacht wurden und laut geweint haben. Die Frühlingsbrise umhüllt euch. Die Sterne, diese unvergänglichen Orden der Ehre, schauen auf euch herab.
Euer Kampf und die ernste und engagierte Haltung, mit der ihr alles überwunden habt, hat tief inspirierte Leben geschmiedet, die für immer strahlen und leben werden. Euer Sieg ist keine Auszeichnung, die mit Blutvergießen beschmutzt ist. Es ist keine Auszeichnung, die durch die Qualen eines schrecklichen Kampfes zwischen Menschen erreicht wurde. Es ist keine prunkvolle Auszeichnung, die von arroganten Autoritäten verliehen wurde. Dieser Sieg ist die Kulmination all eurer Anstrengungen, um Wahrheit und Gerechtigkeit siegen zu lassen. Die Grundmauern eures Lebens werden nie wanken.Es gibt keine größeren Könige des Glücks als die, die den grenzenlosen und unermeßlichen Reichtum des „Viele-Schätze“-Zustands (Lebenszustand der Buddhaschaft) besitzen, der sehr viel wertvoller als jeder Preis oder jeder Orden ist.
Meine Freunde, vergeßt nie die Worte des russischen Denkers Nikolai Berdyaev (1874-1948), dessen Gedanken unsere Philosophie der menschlichen Revolution widerspiegeln. „Die wahre Revolution ist die des Geistes. Sie ist am wertvollsten.“[^47] In seinen 70igern rief er aus: „Mein Geist altert nie. Mein Geist bleibt für immer jung.“[^48]
27.Juni
Kümmere Dich um die Aufgaben, die direkt vor Dir liegen. Setze klare Ziele und fang’ dann an, in stetigem und gründlichem Einsatz eins nach dem anderen zu verwirklichen. Und vernachlässige auch kleine Details nicht. Durch fortgesetzten Einsatz kannst Du den Pfad vor Dir schließlich öffnen.
28.Juni
Der Daishonin beschreibt den Gohonzon als „Traube der Wohltaten“, und sagt weiter dazu: „Allein im Glauben kannst Du den Gohonzon finden.“ Alles hängt von der Stärke Deines Glaubens ab. Wenn Dein Glaube stark ist, wird Dein eigenes Leben zu einer „Traube der Wohltaten“.
Wenn Du in eine Sackgasse gerätst, verstärke Deine buddhistische Ausübung und festige Deine Überzeugung. Dann kannst Du jede Situation in Nutzen und Glück verwandeln.
29.Juni
Ein Leben voller Dankbarkeit ist hell und fröhlich – wenn Du Menschen begegnest, wenn Dich jemand im Auto mitnimmt, oder wenn Du zu Hause bei Deiner Familie bist. Dich aufrichtig bedanken zu können, ist ein Zeichen dafür, dass du ein wirklich glückliches Leben führst. Wo Menschen solch ein Gefühl der Dankbarkeit verkörpern, gehen von ihnen Wellen des Glücks aus, die sie und andere zutiefst berühren.
[^1]: Mittlerer Tag des Gesetzes des Ionno-Buddhas
[^2]: Dt.G.Bd.IV, S.11ff.
[^3]: Dt.G.Bd. III, S.81ff.
[^4]: Dt.G.Bd. III, S.81
[^5]: Lotus Sutra, Kapitel 20
[^6]: gakuen – „Die Gifttrommel“
[^7]: Die Weisheit des Lotos-Sutras – Ein Dialog über die Bedeutung von Religion im 21. Jahrhundert,Bd.IV,Kap.40, S.79
[^8]: Futura Mundi, Frankfurter Buchmesse 2002
[^9]: Die sieben Schritte für den Frieden“, S.168f.
[^10]: Toda Josei Zenshu (Gesammelte Werke von Josei Toda) (Tokio: Seikyo Shimbunsha, 1982), Bd. 2, S. 466–67)
[^11]: Band 10 Kapitel 3 – Vorläufige Übersetzung
[^12]: „EIN NEUER KURS“ ERZÄHLT VON NR. 18 BIS 41 DIE GESCHICHTE DER PIONIERE VON DEUTSCHLAND
[^13]: Shin’ichi = Daisaku (Ikeda)
[^14]: Koichiro Sada = Koichi Sato
[^15]: Michiya Moro’oka = Michio Morozumi
[^16]: Präsident Yamamoto = Präsident Ikeda
[^17]: Hisazo Ogachi = Tokuzo Oga
[^18]: Hisazo Ogachi = Tokuzo Oga
[^19]: Koichiro Sada = Koichi Sato
[^20]: Präsident Yamamoto = Präsident Ikeda
[^21]: Daigo Aoyama = Goro Hiyama
[^22]: Shinji Tamaru = Susumu Matamaru
[^23]: Kosaku Osanai = Kozo Osada
[^24]: Eiji Onoda = Shinji Onodera
[^25]: Michiya Moro’oka = Michio Morozumi
[^26]: Koichiro Sada = Koichi Sato
[^27]: Teruo Sunayama = Akio Sunagawa
[^28]: Michiyo Anzai = Miyoko Morozumi, geb. Ando
[^29]: Akito Anzai = Akio Ando
[^30]: Yukiko Kawada = Yukie Sato
[^31]: Präsident Yamamoto = Präsident Ikeda
[^32]: Dr. Yamazaki
[^33]: heutiger Soka Gakkai Präsident Einosuke Akiya, damals JA-Verantwortlicher der Soka Gakkai
[^34]: Band 10 Kapitel 4 – Vorläufige Übersetzung
[^35]: Daisaku Ikeda
[^36]: ein Attentat auf das Leben des Daishonins durch Gläubige der Reinen-Land-Schule, die ihn in seiner Behausung in Matsubagayatsu in Kamakura im Jahr 1260 angriffen.
[^37]: Satoru Izumi, heutiger Vizepräsident der Soka Gakkai
[^38]: WND, S.997
[^39]: Lotus Sutra, S.99
[^40]: WND, 1003
[^41]: Vorläufige Übersetzung
[^42]: Ho Goku ist das Pseudonym von Präsident Ikeda
[^43]: Armand Hammer, mit Neil Lyndon,(New York: A Perigee Book, 1987) ^25^ Ebd.
[^44]: Gosho: „Warnung vor dem Beklagen des eigenen Lebens“ (WND
[^45]: Gosho „Irdische Begierden sind Erleuchtung“ Dt.G.Bd.II, S.211
[^46]: Sophokles „Ödipus, der Tyrann“. Rückübersetzt aus „Sophocles’ Dramas, übersetzt von Sir George Young (London:J.M.Dent&Sons,Ltd..,1958) S.137
[^47]: Übersetzt aus dem Englischen aus dem Japanischen. Nikolai Berdjajew, Die Schriften von Berdjajew, Tokio, Hakusuisha, 1961,Bd.8 S.180f.
[^48]: ebd. S.433
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