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Die Welt der Schriften Nichiren Daishonins .

Gespräche über eine humanistische Religion

(3) Die Begründung der Lehre des Daishonin: Morgendämmerung einer Religion für

die gesamte Menschheit

Verantwortlicher der Soka-Gakkai-Studienabteilung Katsuji Saito: Am

  1. April (des

Jahres 2002, A d. Ü.) werden wir den 750. Geburtstag der Begründung der Lehre Nichiren

Daishonins feiern (nach der traditionellen japanischen Zeitrechnung). SGI-Mitglieder in 180 Ländern und Regionen der Welt werden sich an dieses bedeutsame Ereignis erinnern.

SGI-Präsident lkeda: Die weltweite Verbreitung von Nam-Myoho-Renge-K yo ist der Wille des Daishonin, wie es seinen Schriften "Die Verbreitung des Buddhismus nach Westen" und "die weite Verbreitung des Mystischen Gesetzes" zu entnehmen ist.1 Die SGI ist die einzige Gemeinschaft von Individuen, die diesen Wunsch des Daishonin in die Tat umsetzen und verwirklichen. Das ist eine wichtige Tatsache und beweist, dass die SGI das wahre,

rechtmäßige Erbe der Absicht und des Vermächtnisses des Buddhas antritt. Der Daishonin lobt mit Sicherheit unsere Bemühungen!

Saito: Ich glaube, vor fünfzig Jahren, als das 700jährige Bestehen der Lehre des Daishonin gefeiert wurde, bestand die Soka Gakkai nur aus 10 000 Haushalten. In der kurzen Zeit, die seitdem vergangen ist, haben wir ein astronomisches Wachstum erreicht. Das ist ein

großartiger Erfolg, der in den Annalen des Buddhismus leuchten wird. Daran zu denken erfüllt mich mit tiefen Gefühlen.

Bei einer kürzlich abgehaltenen Hauptstellenverantwortlichen-Versammlung sprachen Sie

davon, dass wir unseren Blick fünfzig Jahre in die Zukunft richten sollen: "In weiteren fünfzig Jahren (2052) werden wir den 800. Geburtstag der Begründung der Lehre des Daishonin

feiern. Wie weit werden wir Kosen-rufu bis dahin vorangebracht haben? Ich vertraue alles unseren Jugend- und Zukunftsabteilungsmitgliedern an. Ich zähle auf euch!" Auch diese Worte berührten etwas tief in meinem Innern.

Präsident lkeda: Nichirens Erklärung der Begründung seiner Lehre war ein großes

Versprechen, allen Menschen in den mehr als zehntausend Jahren des Späten Tags des

Gesetzes Glück zu bringen. Deshalb ist der Schwur, kontinuierlich um die Zukunft zu ringen,

indem man sich bemüht, die Menschen überall zum Glück zu führen, das Herz der Lehren des Daishonin.

Den Geburtstag der Deklaration des Daishonin anzukündigen, erfüllt von dem Geist, für

Kosen-rufu zu arbeiten und brennend vor Hoffnung für die Zukunft, ist die beste Art, diesen besonderen Tag zu feiern. Das ist der Geist der SGI-Mitglieder.

Die öffentliche Verkündung der Lehren des Daishonin war auch Ausdruck seines großen Schwurs, das Glück aller Menschen zu verwirklichen und das Leiden im Späten Tag des Gesetzes grundlegend zu vermindern. Wenn man das nicht versteht, kann man die wahre Absicht des Daishonin nicht verstehen, die hinter seiner heftigen Ablehnung der verschiedenen buddhistischen Schulen seiner Zeit steckt.

1 Der Daishonin sagt: "Der Mond bewegt sich von Westen nach Osten; das ist ein Zeichen, dass der Buddhismus von Indien, dem Land des Mondes, sich nach Osten ausbreiten wird. Die Sonne geht im Osten auf; das ist ein Zeichen, dass der Buddhismus von Japan, dem Land der Sonne, nach Indien zurückkehren wird." Gosho Zenshu, S. 589. Er erklärt auch: "Es ist sicher, dass die weite Verbreitung (des Gesetzes) sich nach und nach in der ganzen Welt durchsetzen wird." Gosho Zenshu, S. 816.

Zur Zeit des 700. Geburtstags war die Anzahl der Soka Gakkai-Mit.glieder sicher geringer. Aber das hielt Präsident Josei Toda nicht davon ab, alleine aufzustehen und zu schwören, Kosen-rufu zu verwirklichen.

Präsident Todas Blick war einzig auf das Glück der ganzen Menschheit gerichtet. Er war nicht einfach nur darauf aus, diese Religion zu verbreiten. Sein Lebenszustand war viel größer als das. Ich höre noch die Worte, die er so viele Jahre zuvor sprach (am 7. April-1952):

,,'Ich werde die Säule Japans sein' bezieht sich auf den Herrscher. ,Ich werde das Auge

Japans sein" meint. den Anführer, den Lehrer eines Landes. "Ich werde das Große Schiff Japans sein" meint die Eltern. Mit nur einem Bruchteil des Geistes des Daishonin, der die drei Tugenden von Eltern, Lehrer und Herrscher besaß, wollen wir uns anstrengen, den Menschen in Japan Glück zu bringen."2

Er wandte sich an die anwesende Jugend und enthüllte ihnen seinen Plan, Kosen-rufu in Asien und in der ganzen Welt zu verwirklichen.

Alles begann mit. dem Schwur, alle Menschen zum Glück zu führen. Präsident. Todas leidenschaftlicher Entschluss, dies zu erreichen, hat aus der Soka Gakkai das gemacht., was sie heute ist.

Saito: Heute würde ich gerne die Bedeutung der Begründung der Lehre des Daishonin am 28. April 1253 diskutieren. Folgende Gesichtspunkte würden mich interessieren: die Überlegungen des Daishonin vor seiner Erklärung, die Umstände, die seine Verkündung begleiteten und die Bedeutung der Ablehnung der wichtigen buddhistischen Schulen seiner Zeit.

Die Gedanken des Daishonin, ehe er seine Lehre begründete

Saito: Lassen Sie uns mit den Aktivitäten des Daishonin beginnen, die der Begründung seiner Lehre vorausgingen. Aus seinen Schriften geht klar hervor, dass er sich mit dem Thema ernsthaft auseinander setzte und sich in tiefe Kontemplation begab, ehe er zu einer Lösung kam.

Präsident Ikeda: In "Das Öffnen der Augen" und "Wie man seine Dankbarkeit erweist" beschreibt er sein Denken im Detail.3

Saito: Der Abschnitt in "Das Öffnen der Augen" heißt:

"Ich, Nichiren, bin die einzige Person in ganz Japan, die dies versteht. Aber wenn ich auch

nur ein einziges Wort äußere, das sich darauf bezieht, dann werden Eltern, Brüder und Lehrer mich sicherlich kritisieren, und die Autoritäten der Regierung werden Schritte gegen mich einleiten. Andererseits ist mir völlig bewusst, dass es mir an Barmherzigkeit fehlt, wenn ich mich nicht äußere. Ich habe überlegt, welchen Weg ich im Lichte der Lehren des Lotos- und des Nirvana-Sutras einschlagen muss. Wenn ich weiterhin stumm bleibe, mag ich dem Leid in

2 Josei Toda, Toda Josei Zenshu (Gesammelte Schriften Josei Todas), Tokyo 1983, Seikyo Shimbunsha, Bd.3, S.

472.

3 In "Wie man seine Dankbarkeit erweist" sagt der Daishonin: "Was soll ich tun? Vertrete ich meine Meinung vollkommen offen, dann bin ich dem furchterregenden Widerstand der ganzen Welt ausgesetzt. Schweige ich jedoch, dann entgehe ich kaum einer Verurteilung aufgrund der Unterlassung, die strenge Warnung des Buddhas nicht beachtet zu haben. Sowohl nach vorne als auch nach hinten ist der Weg versperrt.

Vielleicht war das aber auch zu erwarten. Denn wie das Lotos-Sutra besagt: ,Da Hass und Neid gegenüber diesem Sutra schon zu Lebzeiten des Buddhas reichlich vorhanden sind, um wie vieles schlimmer wird es in der Welt nach seinem Tode sein?" Dt. Gosho, Bd. 4, S. 175/176.

dieser Lebensspanne entkommen, aber in meinem nächsten Leben werde ich gewiss in die Hölle des unaufhörlichen Leidens fallen. Wenn ich die Dinge beim Namen nenne werde ich - dessen bin ich mir völlig bewusst - mit den drei Hindernissen und den vier Teufeln kämpfen müssen. Doch von diesen beiden Wegen muss sicherlich letzterer gewählt werden.

Wenn ich angesichts der Verfolgungen seitens der Regierung in meiner Entschlossenheit schwanken würde, könnte ich meine Aufgabe nicht erfüllen. In dem Fall wäre es vielleicht besser, nichts zu sagen. Während ich dies durchdachte, erinnerte ich mich an die Lehren des Hoto-Kapitels über die sechs schwierigen und neun leichten Taten. Menschen wie ich, die über dürftige Stärke erfügen, sollten doch in der Lage sein, den Sumeru-Berg hochzuheben und umherzuwerfen; Menschen wie ich, denen es an geistigen Kräften mangelt, sollten doch eine Ladung trockenen Grases auf die Schultern nehmen und dennoch im Feuer am Ende des Kalpas des Niedergangs unverbrannt bleiben können, und Menschen wie ich, die ohne Weisheit sind, könnten immer noch so viele Sutras lesen und auswendig lernen, wie es Sandkörner im Ganges gibt. Doch solche Taten sind nicht schwierig, so sagt man uns, wenn man sie mit der Schwierigkeit vergleicht, im Späten Tag des Gesetzes auch nur einen Satz oder Vers des Lotos-Sutras anzunehmen und beizubehalten. Nichtsdestoweniger gelobte ich, ein kraftvolles und unüberwindbares Begehren für die Errettung aller Wesen aufzubieten und in meinen Bemühungen niemals zu schwanken." (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 105/106.)

Dieser Abschnitt macht die tiefen Gefühle des Daishonin deutlich, die hinter der Begründung seiner Lehre lagen.

Präsident lkeda: Er spricht über einen großen Kampf gegen die teuflischen Funktionen, die das Universum durchdringen. Man kann dies auch als den fundamentalsten spirituellen Kampf des Buddhismus verstehen. Der Daishonin wusste, dass der Buddhismus nur beginnen würde, sich zu verbreiten, wenn er diesen Kampf resolut gewänne. Das Gleiche gilt für Shakyamuni - wenn er die Wahrheit sagte, sähe er sich großen Verfolgungen gegenüber. Wenn nicht, mangelte es ihm an Mitgefühl.

Die Sutras sagen klar aus, dass man frei heraus sprechen muss, wenn man die Menschen zur Erleuchtung führen will. Das ist es, worauf der Daishonin seinen Schwur begründete. Er entschloss sich, niemals zurückzuweichen, wenn er einmal frei heraus gesprochen hätte, , wie groß auch immer die Verfolgungen sein mochten, denen er sich dann gegenüber sähe. Es ist, als hätte er inmitten eines wütenden Sturms die Segel gesetzt. Aber er musste diesen Schritt machen. Er musste die Menschen retten, die inmitten der tosenden Meere der Gesellschaft Schiffbruch erlitten hatten.

Ein "Großes Schiff' ist deshalb ausschlaggebend für den Erfolg unseres Unternehmens: in anderen Worten müssen wir einen großen Schwur zu unserer Basis machen. Dieser Schwur liegt in unserer Entschlossenheit, gegen die teuflischen Funktionen zu gewinnen. Und diese Entschlossenheit muss der Ausgangspunkt sein.

Saito: Der Daishonin leistet diesen Schwur, nachdem er sich die sechs schwierigen und neun einfachen Taten ins Gedächtnis ruft, die im Schatzturm-Kapitel des Lotos-Sutras (11. Kapitel) beschrieben werden.4

4 Die sechs schwierigen und neun einfachen Taten: Die sechs schwierigen Taten sind, das Lotos-Sutra weit zu

verbreiten, es abzuschreiben, es zu rezitieren, es auch nur eine Person zu lehren, das Sutra zu hören und nach seiner Bedeutung zu fragen und den Glauben daran beizubehalten. Die neun einfachen Taten beinhalten solche Dinge wie mit einem Ballen Heu auf dem Rücken durch Feuer zu gehen, ohne zu verbrennen, ein größeres Weltensystem mit dem Zeh in eine andere Ecke des Universums zu treten oder den Berg Sumeru hochzuheben und ihn über unzählige Buddhaländer und durch das Universum zu schleudern. Obwohl die neun einfachen

Taten unmöglich scheinen, sind sie dennoch leicht im Vergleich zu der extremen Schwierigkeit, das Lotos-Sutra anzunehmen und weiterzugeben in dem bösen Zeitalter, das Shakyamuni ab dem Zeitraum kurz nach seinem Dahinscheiden voraussagte.

Präsident Ikeda: Shakyamuni Buddha erläuterte die sechs schwierigen und neun einfachen Taten während einer Versammlung von Bodhisattvas. Er forderte sie eindringlich auf, sich den großen Schwur des Buddhas zueigen zu machen und danach zu streben, ihn zu verwirklichen, egal, wie hart die Verfolgungen sein mochten, denen sie begegnen würden. Er schärfte ihnen folgendes ein: "Ich will, dass ihr den großen Wunsch des Buddhas realisiert, in vollem Bewusstsein, dass ihr enormen Verfolgungen begegnen werdet."

In jedem Fall existiert die korrekte Lehre des Buddhismus heute, weil Nichiren Daishonin begann, das Mystische Gesetz zu verbreiten. Er öffnete einen großen Weg des Glücks für Menschen überall auf unserem Erdball. Das war der erste grundlegende Schritt für Kosen-rufu auf der ganzen Welt.

Um den Geist des Daishonin in unserem Leben einzugravieren, möchte ich noch einmal näher auf den eben erwähnten Abschnitt aus "Das Öffnen der Augen" eingehen. Zuerst einmal ist es wichtig, was in dem Satz "Ich, Nichiren, bin die einzige Person in ganz Japan, die dies versteht" mit "dies" gemeint ist.

Saito: "Das Öffnen der Augen" wurde die "Lehre" genannt, die das Konzept von "Lehre, Ausübung und Beweis" aus dem Buddhismus des Daishonin darlegt.5 In dieser Abhandlung benutzt der Daishonin den fünffachen Vergleich 6, um die Lehre der dreitausend Bereiche in einem einzigen Augenblick zu erläutern, die in den Tiefen des 16. Kapitels zu finden ist. Es

ist die essentielle Lehre für alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes, um die Buddhaschaft zu erreichen. 7

Aber er sagt auch, dass in Wirklichkeit die meisten Leute ihren Glauben an das Lotos-Sutra aufgrund negativer Einflüsse aufgeben und als Konsequenz dessen in die bösen Pfade fallen.

Präsident Ikeda: Was diese negativen Einflüsse angeht, bezieht sich der Daishonin insbesondere auf Priester, "die aber tatsächlich von Teufeln besessen waren". (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 105)

Saito: Solche Priester, so sagt. er, sind ungeheuer raffiniert in ihren Bemühungen, die Leute in ihrer Ausübung des Lotos-Sutras zu behindern. Die Menschen werden deshalb betrogen und geben schließlich ihren Glauben an das Lotos-Sutra zugunsten vorläufiger Lehren auf. Dann geben sie die vorläufigen Lehren für die Hinayana-Lehren auf und schließlich wenden sie sich nicht-buddhistischen Lehren zu. Am Ende, erklärt er, fallen sie schließlich in die bösen Lebenszustände. (vgl. Dt. Gosho, Bd. 2, S. 105)

Präsident Ikeda: Zusammenfassend stellt der Daishonin mutig die Absurdität einer Situation dar, in der Priester, die von ihrer Funktion her "gute Freunde" der Menschen sein sollten, in

5 Lehre, Ausübung und Beweis: die Lehre des Buddhas, die Ausübung der Lehre und der tatsächliche Beweis resultieren aus der Ausübung der Lehre. Der 26. Hohepriester Nicbikan Shonin sagte, dass "Das Öffnen der Augen.' die Lehre erläutert, "Das Objekt der Verehrung, den Geist zu beobachten" die "Ausübung" erläutert und "Das Wesen des Mystischen Gesetzes" den "Beweis" erläutert.

6 Fünffacher Vergleich: Fünf aufeinanderfolgende Ebenen des Vergleiches, von Nichiren Daishonin angestellt, um die Überlegenheit von Narn-Myoho-Renge-Kyo über alle anderen buddhistischen Lehren zu zeigen. Diese sind: 1) Buddhismus vgl. mit nicht-buddhistischen Lehren; 2) Mahayana vgl. mit Hinayana; 3) Wahrer Mahayana vgl. mit vorläufigem Mahayana; 4) die wesentliche Lehre des Lotos-Sutras vgl. mit der theoretischen Lehre; und 5) der Buddhismus des Säens (Das Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo) Vgl. mit dem Buddhismus des Erntens (die wesentliche Lehre, die in der zweiten Hälfte des Lotos-Sutras offenbart wird.)

7 Der Daishonin sagt: "Die Lehre von ichinen sanzen kann nur an einer Stelle gefunden werden, verborgen in den Tiefen des Juryo-Kapitels der wesentlichen Lehre des Lotos-Sutras. Die Bodhisattvas Nagarjuna und Vasubandhu waren sich beide dieser Lehre bewusst, aber sie brachten sie nicht ans Licht.. Allein der Große Lehrer T'ien-t'ai nahm sie an und behielt sie immer im Herzen." Aus: "Das Öffnen der Augen Teil I", Dt. Gosho, Bd. 2, S. 75.

Wirklichkeit ihre "bösen Freunde" werden und das Gute im Leben der Menschen zerstören. Von diesen fehlgeleiteten Priestern ins Schwanken gebracht, geben viele Menschen ihren Glauben an das Lotos-Sutra auf. Das ist das zugrunde liegende Muster.

Nichiren Daishonin war die einzige Person in Japan, die diesen grundsätzlichen Widerspruch innerhalb des Buddhismus erkannte. Darum stand er alleine auf, um die teuflische Natur, die vom Buddhismus und den Menschen Besitz ergriffen hatte, zu bekämpfen. Sein Gefühl drückt sich aus in der Aussage: "Ich, Nichiren, bin die einzige Person..."

Saito: In der Frage, ob er das aussprechen soll oder nicht, konsultiert der Daishonin die Sutras.

Präsident Ikeda: Dies auszusprechen hieß, die teuflischen Funktionen zu konfrontieren. Es nicht zu tun bedeutete, vor der Herausforderung wegzulaufen. Worte waren die Triebkraft hinter den Kämpfen des Daishonin. Im Lichte der Sutras stellte er fest, dass es nur einen einzigen Weg gab: sich deutlich zu äußern.

Saito: Außerdem ist ihm klar, dass es ihm und seinen "Eltern, Brüdern und Lehrern"

Vorwürfe einbringen wird, wenn er alles offen anspricht und zudem diejenigen, die er am meisten liebt, dazu bringen könnte, ihn zu kritisieren. Auch ist es für ihn offensichtlich, dass er sich durch sein Handeln Verfolgungen seitens des Herrschers der Nation einhandeln wird. Aber wenn er nicht deutlich werden würde, wäre das ein Mangel an MitgefühI. Wie es im Lotos- und Nirvana-Sutra gelehrt wird: wenn er nicht seine Stimme einsetzt, wird er vielleicht in dieser Existenz Frieden und Sicherheit erfahren, aber in der nächsten sicher in die Hölle fallen. Andererseits steht im Sutra, dass klare Aussagen sicher zu Verfolgungen fuhren werden. Das liegt daran, dass er den Pfad zur Erlangung für alle menschlichen Wesen öffnen würde. Der Daishonin schließt daraus, dass er im Lichte der Sutras gar keine andere Möglichkeit hat, als sich deutlich zu äußern.

Präsident Ikeda: "Doch von diesen beiden Wegen muss sicherlich der letztere gewählt werden." (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 105) - dieses Urteil fällte er ganz klar auf der Basis der Sutras. Die Sutras sind die Worte des Buddhas. Sie sind ein Spiegel, in denen der Geist des Buddhas reflektiert wird. Für uns haben die Schriften Nichiren Daishonins diese Funktion.

Der Daishonin sagt, dass er zu dieser Entscheidung durch Auseinandersetzung mit dem Lotos- Sutra kam. Es war keine oberflächliche Frage, die der Sicherung seiner sozialen Stellung oder seinem eigenen Schutz galt. Es war ein Thema, das er in der Tiefe seines Lebens abhandelte - ob er in die grausame Hölle unendlichen Leidens fallen sollte oder den schwierigen Weg einschlagen sollte, alle Menschen in der warmen Umarmung des Mitgefühls zu umfangen, während er sich freiwillig Verfolgungen aussetzte. Natürlich war letzterer Weg aus Sicht der Sutras der korrekte.

Wie auch immer, gegen die teuflischen Funktionen zu kämpfen würde keine leichte Sache sein. Der Daishonin strebte daher danach, seinen Schwur noch solider zu machen.

Die Lehren des Buddhismus tatsächlich zu verbreiten, ist keine einfache Aufgabe. Wenn wir halbherzig sind, täten wir besser daran, es ganz zu lassen. Das waren die Gedanken des Daishonin.

Saito: Ja, er fühlt, dass er besser den Gedanken aufgeben sollte, seine Lehre zu etablieren, wenn er nicht bereit dazu ist, die Verfolgungen durch den Staat auf sich zu nehmen. Diese Erkenntnis lässt ihn zögern.

Präsident Ikeda: Der Daishonin erklärt, dass er sich an diesem Punkt die Lehre der sechs schwierigen und neun einfachen Taten aus dem Lotos-Sutra ins Gedächtnis rief. Das war der Moment, als er die teuflische Natur in seinem eigenen Leben für ein und alle Mal besiegte.

Saito: In Verbindung mit den neun einfachen Taten stellt er fest:

"Menschen wie ich, die über dürftige Stärke verfügen, sollten doch in der Lage sein, den Sumeru-Berg hochzuheben und ihn umherzuwerfen; Menschen wie ich, denen es an geistigen Kräften mangelt sollten doch eine Ladung trockenen Grases auf die Schultern nehmen und dennoch im Feuer am Ende des Kalpas des Niedergangs unverbrannt bleiben können, und Menschen wie ich, die ohne Weisheit sind, könnten immer noch so viele Sutras lesen und auswendig lernen, wie es Sandkörner im Ganges gibt. Doch solche Taten sind nicht schwierig, so sagt man uns, wenn man sie mit der Schwierigkeit vergleicht, im Späten Tag des Gesetzes auch nur einen Satz oder Vers des Lotos-Sutras anzunehmen und beizubehalten." (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 106)

Es wäre absolut unmöglich für einen gewöhnlichen Menschen, das Können, die physische oder sogar übernatürliche Kraft an den Tag zu legen, etwas zu vollbringen wie den Berg Sumeru weit weg zu werfen. Das wäre, als ob man versuchte, die Umlaufbahn einer Weltraumrakete mit einem Taschenrechner auszurechnen!

Aber es gibt Aufgaben, die weit schwieriger sind als diese; nämlich die sechs schwierigen Taten. Anders ausgedrückt: auch nur einen Abschnitt oder einen Satz aus dem Lotos-Sutra kontinuierlich umzusetzen, ist eine der schwierigsten Herausforderungen im Späten Tag des Gesetzes.

Präsident Ikeda: Den Glauben an das Lotos-Sutra in dieser bösen Zeit des Späten Tages beizubehalten ist ein unvergleichlich schwieriges Unterfangen. Und die schwierigste Unternehmung überhaupt ist es, das Sutra zu verbreiten.

In einer Zeit, die von den fünf Unreinheiten geprägt ist, den erhabenen Geist beizubehalten, dass jeder Mensch ein Buddha ist, anderen zu ermöglichen, ihr Potenzial zu verwirklichen und den Kreis derer, die in diesem Geiste arbeiten, zu erweitern, ist zweifellos ein extrem schwieriges Unterfangen. Obwohl die neun einfachen Taten derzeit unmöglich erscheinen, gibt es die Chance, dass Fortschritte in Wissenschaft und Technik Bedingungen schaffen, die sie ermöglichen. Aber unabhängig davon, wie die Wissenschaft voranschreiten mag, wird es immer eine schwierige Aufgabe sein, das menschliche Herz zu ändern.

Saito: Der Daishonin nahm als erster völlig auf sich gestellt die unglaublich harte Herausforderung auf sich, seine Lehre im Späten Tag des Gesetzes zu verbreiten.

Präsident Ikeda: Darum ist er der Buddha des Späten Tags des Gesetzes. Wir sollten stolz darauf sein, dass wir, die Mitglieder der SGI, die sich Kosen-rufu widmen, konkret handeln, um diesen erhabenen Weg zu gehen.

Aus diesem Grunde sollten wir SGI-Mitglieder, die in demselben noblen Geist wie der Buddha arbeiten, auch wie Buddhas verehren. Mit der festen Überzeugung, dass die Menschen selber Buddha sind, bemühen sich SGI-Mitglieder tagaus, tagein inmitten der Härten der Wirklichkeit. Sie üben den Buddhismus aus und teilen die Lehren des Daishonin mit anderen. Ihre Handlungen verdienen den allergrößten Respekt.

Saito: Im Wesentlichen sagt also die Lehre von den sechs schwierigen und neun einfachen Taten aus, wie schwierig es ist, das Lotos-Sutra in diesem vergifteten Zeitalter anzunehmen, was für eine großartige Tat dies ist und wie wertvoll diejenigen sind, die es tun.

Präsident Ikeda: Genau. Shakyamuni Buddha ermutigt seine Hörer sehr, das Lotos-Sutra nach seinem Dahinscheiden aufrecht zu erhalten und zu verbreiten. Und er sagt ihnen zugleich, was für ein erdrückendes Unterfangen dies ist Das ist ein sehr wichtiger Punkt.

Der Daishonin schreibt, dass er tief bewegt war von dem Geist und dem großen Schwur des Buddhas. Das versetzte ihn in die Lage, die teuflischen Kräfte, die in seinem eigenen Herzen am Werk waren, völlig zu verbannen und aufzustehen, um alle menschlichen Wesen im Späten Tag zum Glück zu führen. Um es anders auszudrücken: er besiegte die eigene teuflische Natur, indem er die Ursache dafür setzte, den Zustand der Buddhaschaft in seinem Leben hervorströmen zu lassen, wodurch er den großen Schwur für Kosen-rufu leistete. Er enthüllt das, wenn er sagt: "Nichtsdestoweniger gelobte ich, ein kraftvolles und unüberwindbares Begehren für die Errettung aller Wesen aufzubieten und in meinen Bemühungen niemals zu schwanken." (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 106) Dies ist Ausdruck des Schwurs, den der Daishonin zur Zeit der Begründung seiner Lehre von dem Standpunkt aus leistete, dass er die teuflischen Funktionen besiegt hatte.

Andererseits kann die berühmte Passage in "Das Öffnen der Augen", "Ich werde die Säule Japans sein. Ich werde das Auge Japans sein. Ich werde das Große Schiff Japans sein" (Dt. Gosho, Bd. 2, S. 186) als Ausdruck dieses Schwurs gelesen und zugleich als seine absolute Verwirklichung betrachtet werden.

Der Schwur des Daishonin blieb felsenfest, von der Zeit an, als er ihn im Alter von 32 Jahren leistete, durch sein Exil in Sado hindurch, bis sein Leben endete. Er änderte sich nicht im geringsten. Ein Schwur kann nur dann ein Schwur genannt werden, wenn er bis zum Ende durchgehalten wird. Echter, lebendiger Buddhismus ist nur in unermüdlichem Kampf zu finden.

Um dies zu verdeutlichen, möchte ich das Beispiel eines Pfeils wäh1en, der auf ein Ziel abgeschossen wird. Sobald die Sehne des Bogens losgelassen wird, fliegt der Pfeil direkt auf sein Ziel zu. Falls jedoch der Pfeil von Anfang an fehlgeleitet oder nicht mit genügend Kraft abgeschossen wurde, wird er sein Ziel nicht erreichen. In anderen Worten: niemand kann einen Menschen aufhalten, der mit tiefer Entschlossenheit aufsteht

Saito: In den "Ongi Kuden" (Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren), sagt der Daishonin:

"Jetzt, wo Nichiren Nam-Myoho-Renge-Kyo chantet, ermöglicht er allen lebenden Wesen in den zehntausend Jahren des Späten Tags des Gesetzes, die Buddhaschaft zu erlangen. Ist es daher nicht richtig zu sagen: ,Was ich seit langem hoffe, hat sich nun erfüllt'?

,Hat sich nun' bezieht sich auf das Daimoku, das am 28. Tag des vierten Monats der Kencho- Ära (1253) zum ersten Mal gechantet wurde. Daher können wir daran als etwas denken, das schon stattgefunden hat" (Gosho Zenshu, S. 720)

Der Daishonin chantete zum ersten Mal "Nam-Myoho-Renge-Kyo" an dem Tag, als er die Begründung seiner Lehre verkündete. Es ist das Große Gesetz, das allen Menschen in den zehntausend Jahren und mehr ermöglicht, die Buddhaschaft zu erlangen. Anders ausgedrückt war der große Wunsch nach Kosen-rufu bereits erfüllt, als der Daishonin seine Lehre begründete.

Verkündung einer humanistischen Religion, die die destruktiven Tendenzen des Lebens bekämpft

Präsident Ikeda: Nichiren Daishonins Begründung seiner Lehre war das erste Brü1len des Löwen, das durch das Leben aller Menschen in den zehntausend Jahren und mehr des Späten

Tags des Gesetzes hallte. Der darin enthaltene Schwur wird zweifellos bis in alle Ewigkeit die

Menschheit erleuchten. Der Daishonin sagt: "Es ist sicher, dass Kosen-rufu irgendwann auf der ganzen Welt erreicht werden wird." (Gosho Zenshu, S. 816) Die Begründung seiner Lehre entzündete die Flamme von Kosen-rufu, die für immer Licht in die Dunkelheit bringen wird, die sich über die Menschheit gelegt hat.

Der Daishonin verkündete seine Lehre mittags. Entsprechend wird seine Lehre bezeichnet als "ein Licht, das die Dunkelheit vertreibt". Es ist auch bemerkenswert, dass Nichi von Nichiren Daishonin "Sonne" oder "Tag" heißt.

Saito: Am Mittag des 28. April 1253 stand der Daishonin an der Südseite der Halle der Standbilder im Shobutsu-bo des Seicho-ji-Tempels und hielt eine Rede, in der er die Nembutsu-Schule zurückwies. Zu seinen Zuhörern gehörte Priester Joen-bo und eine Anzahl hochrangiger Priester des Tempels.8

Präsident Ikeda: Die Deklaration des Daishonin begann mit einer scharfen Widerlegung fehlgeleiteter Lehren. Nembutsu war weit verbreitet unter Priestern und Laien. Der Daishonin griff diese Lehre ganz direkt an. Später schrieb er über die Geisteshaltung, mit der er dies tat.

Saito: Zum Beispiel sagt er: "Solche Gedanken beschäftigen mich mehr als alle anderen, so dass ich mich entschlossen habe, mich deutlich zu äußern." (Aus: " Wie man seine Dankbarkeit erweist", Dt. Gosho, Bd. 4, S. 245); "Ich entschloss mich, deutlich zu werden" (Aus: "Antwort an Laienpriester Takahashi", engl. Gosho, S. 607); und "Mit dem Entschluss zu ertragen, was auch immer kommen möge, begann ich zu sprechen" (Aus: "Antwort an Yasaburo", engl. Gosho, S. 827). Er nahm kein Blatt vor den Mund, weil zu seiner Zeit eine große Anzahl Menschen das Nembutsu chanteten, (das bedeutete, den Namen des Buddhas Amida anzurufen, und war die Ausübung der Reinen-Land-Schule des Buddhismus).

Präsident Ikeda: Die Frage ist dann, was genau der Daishonin verkündete, als er seine Lehre begründete. Natürlich gibt es keinen Zweifel, dass seine Deklaration das Chanten von Nam- Myoho-Renge-Kyo beinhaltete. Es gibt maßgebliche schriftliche Beweise, die das bezeugen.9 Es war ebenfalls zu dieser Zeit, dass der Daishonin den Namen Zesho-bo Rencho ablegte und den Namen Nichiren annahm.

Wir sagten schon früher, dass der Name Nichiren die Bedeutungen "Sonne" und "Tag" beinhaltet. Der Daishonin sagt, er wählte diesen Namen, weil er aus sich heraus die Erleuchtung hervorbrachte. 10 Ohne irgend jemandes Hilfe erwachte er zu seiner Aufgabe, die Dunkelheit im Leben der Menschen zu vertreiben und die Sonne, die reine Blume des

8 In "Brief an die Priester von Seicho-ji" schreibt der Daishonin: "Mit diesem Bewusstsein habe ich am 28. Tag

des 4. Monats im 5. Jahr von Kencho (1253) zum erstenmal vor einer kleinen Zuhörerschaft, unter der sich auch Joen-bo befand, die Irrtümer der verschiedenen Sekten aufgezeigt. Diese Rede hielt ich an der Südseite der Jibitsu-do (Halle der Standbilder) in den Räumen von Dozen-bo im Seicho-ji- Tempel im Dorf Tojo in der Provinz Awa. Seit mehr als 20 Jahren bestehe ich auf dieser Deklaration, ohne einen Schritt zurückzuweichen." Dt. Gosho, Bd. 2, S. 245

9 In "Protest gegen Bodhisattva Hachiman" sagt der Daishonin: "Während der achtundzwanzig Jahre vom achtundzwanzigsten Tag des vierten Monats des fünften Jahres der Kencho-Ära, habe ich, Nichiren, mich ganz alleine bemüht, die funf oder sieben Silben von Nam-Myho-Renge-Kyo in die Münder aller Menschen von Japan zu legen. Mein ist das Mitgefühl einer Mutter, die ihr Baby zu stillen versucht." Gosho Zenshu, S. 585. Und in "Die einäugige Schildkröte und das treibende Stück Sandelholz" sagt er: "Ich, NlChiren allein, habe als erster in Japan Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitiert. In den über zwanzig Jahren, die jedem Sommer des fünften Jahres der Kencho-Ära (1253) folgten, habe ich allein, Tag und Nacht, morgens und abends, Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitiert. Die Anzahl derer, die das Nembutsu anrufen, beträgt zehn Millionen." Dt. Gosho, Bd. 4, S. 288.

10 In "Brief an Jakunichi-bo" sagt der Daishonin: "Ich gab mir selbst den Namen Nichiren (Sonnen-Lotos), wegen meiner eigenen Erleuchtung, was das Fahrzeug des Buddhas betrifft." Eng!. Gosho, S. 993.

Mystischen Gesetzes in der Gesellschaft erblühen zu lassen, vergleichbar mit der Lotosblume,

die im schlammigen Sumpf blüht.

Saito: Der Daishonin sagt, "Das Lotos-Sutra ist die Sonne, der Mond und die Lotosblume

zugleich. Daher wird es Myoho-Renge-Kyo (Sutra der Lotosblume des Mystischen Gesetzes) genannt. Auch Nichiren ist wie die Sonne und der Mond und wie die Lotosblume." (Aus: "Die leichte Geburt eines Kindes des Glücks", Dt. Gosho, Bd. 4, S. 84)

Präsident lkeda: Der Name Nichiren enthält Nichiren Daishonins großen Schwur des

Mitgefühls "für alle Menschen in zehntausend Jahren und mehr". Vom 28. April an begann er, Nam-Myoho-Renge-Kyo zu verbreiten.

Nam-Myoho-Renge-K yo ist der grundlegende Weg, der den Menschen im Späten Tag

ermöglicht, ihre Buddhanatur hervorzubringen. In dem Sinne, dass es der Daishonin war, der diesen Weg bahnte, könnte man sagen, dass er die "Nam-Myoho-Renge-Kyo-Schule des Buddhismus" begründete. Seine Lehre geht jedoch weit über die engen Grenzen einer vereinzelten Schule hinaus, weil ihre Türen allen Menschen überall geöffnet sind. Der Daishonin begründete also eine Religion für die gesamte Menschheit

Saito: Der fünfundsechzigste Hohepriester Nichijun Shonin (1898-1959) sagte ebenfalls

einmal, dass der Buddhismus des Daishonin nicht nur eine Religion fur eine einzige Schule, sondern für alle lebenden Wesen ist

Präsident lkeda: In dieser Hinsicht ist der Buddhismus Nichirens wirklich eine

"menschliche" Religion, eine Weltreligion im wahrsten Sinne des Wortes. Ich glaube, die

Verkündung der Lehre des Daishonin war der Beginn eines großen Kampfes gegen die Quelle des Bösen, das in den Tiefen des menschlichen Lebens schlummert, gegen die teuflische

Natur im Leben selbst und gegen die fundamentale Dunkelheit. Der Daishonin selbst sagt, dass er vom Zeitpunkt der Begründung seiner Lehre an einen fortwährenden spirituellen

Kampf gegen die negative Lebensfunktion geführt habe, die als der Teufelskönig des sechsten Himmels bekannt ist.

Saito: Er sagt:

"Der Teufelskönig des sechsten Himmels rief die zehn Kräfte herbei und, inmitten des Meers von Leben und Tod, kämpfte er gegen den Ausübenden des Lotos-Sutra um dieses

verunreinigte Gebiet, wo die Unerleuchteten und Erleuchteten zusammen existieren, um zu

sehen, wer es bekommen und wer es verlieren würde. Ich, Nichiren, habe in dieser Rolle seit zwanzig Jahren die mächtigen Kräfte (des Buddhas) angeführt. (In all dieser Zeit) wich ich nicht einmal zurück." (Gosho Zenshu, S. 1224.)

Die Bedeutung der vier Dikta

Präsident Ikeda: Aus dieser Perspektive wird völlig klar, dass der Daishonin absolut nicht

bezweckte, die Ausübenden einer bestimmten buddhistischen Schule anzugreifen oder einfach nur seine eigene Schule zu verbreiten. Die Essenz der Praxis des Daishonin lag im Kampf

gegen die teuflische Natur der Macht und Autorität, die dazu führt, Menschen mit Verachtung zu behandeln.

Ganz grundsätzlich ist es ein Kampf gegen die Kräfte, die die Menschen davon abhalten, den Weg der Erleuchtung einzuschlagen. Ich glaube, wir können sagen, dass die Deklaration der Begründung seiner Lehre eine Proklamation des Daishonin war für eine aktive, lebendige Philosophie des Humanismus, die den Weg für alle öffnet, die Buddhaschaft zu erlangen.

Saito: Die Grundlage der Praxis war also der Kampf gegen teuflische Kräfte und nicht das Ausschließen anderer Schulen.

Während er seinen Kampf fortführte, wies der Daishonin heftig die Nembutsu-, Zen-, Shingon- (Wahres- Wort), Ritsu- (Vorschriften) und andere Schulen zurück. Seine Kritik lässt sich in den sogenannten "vier Dikta" zusammenfassen. Dies sind: 1) "Nembutsu führt in die Hölle unaufhörlichen Leidens"; 2) "zen ist die Erfindung der himmlischen Teufel"; 3) "Shingon ist eine böse Doktrin, die die Nation ruinieren wird" und 4) "Ritsu ist ein Verrat am Volk". (vgl. "Brief an Akimoto", engl. Gosho, S. 1016.) Aber wegen dieser harschen Kritik bekam der Buddhismus des Daishonin den Ruf, selbstgerecht und exklusiv zu sein.

Präsident Ikeda: Die Formulierung der vier Dikta entstand nach und nach im Verlauf von Nichiren Daishonins Kampf gegen die teuflischen Funktionen in der Absicht, alle Menschen im Späten Tag zum Glück zu führen. Sie waren die Kristallisation seines Mitgefühls und seiner Weisheit. Sie waren weder selbstgerecht noch exklusiv, sondern dienten vielmehr als logische Kritik an diesen Schulen.

Die vier Dikta einfach als Angriff auf bestimmte buddhistische Schulen anzusehen hieße, die wahre Absicht des Daishonin zu verkennen. Er wurde in keiner Weise durch Selbstgerechtigkeit, Exklusivität oder Sektiererei motiviert.

Saito: Es scheint, dass Kritik an der Nembutsu-Lehre die Rede dominierte, die der Daishonin im Seicho-ji-Tempel hielt, als er die Begründung seiner Lehre deklarierte.

Präsident lkeda: Zu der Zeit wurde Nembutsu von den anderen buddhistischen Schulen als der leicht zu praktizierende Weg angesehen. 11 Zudem propagierten die Schüler Honens die ausschließliche Praxis des Nembutsu.12 Resultat dessen war, dass die Nembutsu-Lehre große Akzeptanz gewonnen hatte. Natürlich verbarg sich hinter dieser Popularität der tiefsitzende Pessimismus, der charakteristisch ist für den Späten Tag des Gesetzes.

Saito: Die Gründe des Daishonin, seine Kritik zuerst gegen die Nembutsu-Schule zu richten, können meiner Meinung nach folgendermaßen zusammengefasst werden:

1. Indem die Nembutsu-Schule behauptet, dass Rettung nur durch Wiedergeburt in einem anderen Land möglich ist, wendet sie sich gegen das Lotos-Sutra, das le\~ alle Menschen können die Buddhaschaft in dieser Welt erlangen.

2. Honens Versicherung, nur die alleinige Anrufung des Nembutsu, die zur Wiedergeburt im Reinen Land führt, könne im Späten Tag Rettung bringen, ist eine Lehre, die das Lotos-Sutra verleumdet.

3. Als sie in den Osten Japans reisten, manipulierten und veränderten die Schüler Honens und deren Schüler die Nembutsu-Lehren, um die Unterstützung der Regierung von Kamakura zu gewinnen. Dennoch hielten sie die selbstgerechte Ansicht aufrecht, man solle alleinig Nembutsu praktizieren.

4. Der Glaube an Nembutsu hatte sich im Leben vieler Menschen verankert, wodurch ein tief sitzender Pessimismus in der Gesellschaft verstärkt wurde.

11 Leicht zu praktizierender Weg: Eine von zwei Kategorien buddhistischer Ausübung, wie sie von der Reines- Land-Schule gelehrt wurde. Für diejenigen mit weniger Kapazität begründet, beinhaltete sie das Anrufen der Namen von Buddhas, wobei man sich auf ihre rettenden Kräfte verließ. Die andere Kategorie ist der Schwierig zu praktizierende Weg.

12 Ausschließliche Praxis des Nembutsu: Sich ganz und gar der Praxis zu widmen, Amida-Buddha anzurufen, um im Reinen Land wiedergeboren zu werden. In seiner Arbeit Nembutsu vor allem anderen gewählt (Senchaku shu), vertritt Honen, der Begründer der japanischen Nembutsu- (Reines Land-) Schule, dass die Menschen ausschließlich das Nembutsu praktizieren sollten, wenn sie im Reinen Land Amida Buddhas wiedergeboren werden wollen.

Präsident Ikeda: Es gibt noch andere Erklärungen, warum der Daishonin allem voran die Nembutsu-Lehren zurückwies.

Saito: Die Tatsache, dass eine Anzahl berühmter Nembutsu-Priester eitrige Beulen

bekommen und schrecklich und qualvoll gestorben war, trug vermutlich zu seiner Entscheidung bei. 13

Präsident Ikeda: Ein weiterer Faktor mag gewesen sein, dass Nembutsu in Seicho-ji, dem

Ort, an dem er zuerst seine Lehre verkündete, schon seit langem erblühte, und der Verwalter, Tojo Kagenobu, ein glühender Nembutsu-Anhänger war.

Saito: Kagenobu war anscheinend so leidenschaftlich in seinem Glauben, dass er versuchte, die Priester zum Nembutsu zu bekehren.14

Präsident Ikeda: Es scheint, dass es die Nembutsu-Schule war, deren Anhänger sich mit den bestehenden Mächten einließen, die selbstgerecht. und exklusiv war. Dem Daishonin muss in vielerlei Hinsicht die extrem starke teuflische Natur aufgefallen sein, die den Geist der Menschen vergiftete, welche in diesen Tagen zu den Nembutsu-Gläubigen gehörten.

Jede Religion wird die absolute Richtigkeit ihrer Lehren vertreten. Aus genau diesem Grund geschieht es leicht, dass eine Religion bösartige Aspekte annimmt und die Menschen in die

Irre führt. Der negative Einfluss ist davon abhängig, mit welchen Mitteln die Richtigkeit der Lehre behauptet wird.

In Reaktion auf die spezifischen, sich verändernden Bedingungen seiner Zeit widerlegte der Daishonin nach und nach die sich intensivierende teuflische Natur der anderen buddhistischen Schulen.

Saito: Als er die Begründung seiner Lehre verkündete, widerlegte er fast gleichzeitig die Zen- Schule und die Nembutsu-Schule. Als er aus dem Izu-Exil zurückkehrte, konzentrierte er sich auf die Shingon-Schule (östliche Esoterik) und die Ritsu-Schule. Und zuletzt, als er am Berg Minobu lebte, widerlegte er die esoterischen Lehren, die von der Tendai-Schule beibehalten wurden. 15

Präsident Ikeda: Wir werden die Diskussion der Details dieser Widerlegungen bei einer anderen Gelegenheit diskutieren. Ganz allgemein könnte man sie mit der Diagnose eines Arztes vergleichen - eine Diagnose, die auf den Symptomen der grundsätzlichen Krankheitserscheinungen beruht, die dem Leben innewohnen. Man könnte daher sagen, der Daishonin habe sich zuerst mit den oberflächlichen Symptomen befasst, ehe er zur Quelle der Krankheit vordrang.

Saito: Die gute Medizin, die er verschrieb, um diese Krankheit. zu kurieren, war natürlich Nam-Myoho-Renge-Kyo.

13 In "Über die Nembutsu-Gläubigen der heutigen Zeit, die in die Hölle fallen werden" sagt der Daishonin: "Sie sollten die verschiedenen schweren Krankheiten in Betracht ziehen, darunter faulende Schwären und die Verrücktheit, die unter den Heiligen von Nembutsu und unter wichtigen Laiengläubigen im Moment ihres Todes auftrat." Gosho Zenshu, S. 105.

14 In "Brief an die Priester von Seicho-ji" sagt der Daishonin: "Der niederträchtige T ojo Saemon Kagenobu jagte einst Rotwild und sonstige Tiere, die vom Seicho-ji- Tempel gehalten wurden und versuchte, die Priester in den verschiedenen Unterkunftstempeln zu zwingen, Nembutsu-Gläubige zu werden." Dt. Gosho, Bd. 2, S. 246/47.

15 Die Shingon-Schule, die von Kobo gegründet wurde, wurde "östliche Esoterik" genannt, während man sich auf die Tendai-Schule des Berges Hiei als "Tendai-Esoterik" bezog.

Präsident Ikeda: Das stimmt. Nam-Myoho-Renge-Kyo ist die überlegene und wunderbar wohltuende Medizin, die uns ermöglicht, die Weh der Buddhaschaft zu manifestieren.

Die Handlungen des Daishonin waren vor allem durch sein mitfühlendes Streben motiviert, das Leiden der Menschen zu mindern. Man nimmt auch an, dass der Daishonin streng und methodisch die teuflische Natur der repräsentativen buddhistischen Schulen seiner Zeit identifizierte, um die große Aufgabe zu erfüllen, Glück zu allen Menschen zu bringen, die im Späten Tag des Gesetzes lebten.

Saito: Man könnte vielleicht sagen, dass die vier Dikta Beschreibungen der Unpässlichkeiten sind, an denen die wichtigen Schulen seiner Zeit krankten, basierend auf ihrer aktuellen Form.

Präsident Ikeda: Jede Maxime verdichtet auf schlichte Weise die Essenz des jeweiligen Krankheitsbildes, die spezifische Charakteristik und die Prognose der Behandlung zu einem Satz.

Saito: Sie heute genauso anzuwenden, wäre nicht sinnvoll, denn die Umstände sind völlig anders.

Präsident Ikeda: Genau. Während die wohltuende Medizin von Nam-Myoho-Renge-Kyo unveränderlich ist, ändern sich andere Dinge mit der Zeit Was Krankheit angeht, so gibt es Fälle, wo der alte Name einer Krankheit nicht mehr ihre Essenz trifft.

Saito: Lassen Sie uns untersuchen, wie die vier Dikta formuliert wurden. Erst kommt "Nembutsu fiihrt in die Hölle unaufhörlichen Leidens." Wie wir bereits sagten, gewann die Nembutsu-Schule mit ihrer exklusiven Behauptung, man könne nur dann im Reinen Land wiedergeboren werden, wenn man das Nembutsu praktiziere, an Beliebtheit. Indem er sagte, dass Nembutsu die Menschen in die "Hölle unaufhörlichen Leidens" führe, anstatt zur

" Wiedergeburt im Reinen Land" widerlegte der Daishonin ganz klar die verleumderische Art, mit der diese Lehre das Lotos-Sutras negierte.

Präsident Ikeda: Er tat dies, weil das Lotos-Sutra erklärt, dass diejenigen, die das Lotos- Sutra verleumden, in die Hölle unaufhörlichen Leidens fallen werden. 16 Die Kritik des Daishonin basiert durch und durch auf den Sutras und seinen Einsichten in die wahre Natur dieser Schulen.

Saito: "Zen ist die Erfindung der himmlischen Teufel" war ein Kommentar zu den Zen- Priestern, die sich aufführten wie erleuchtete Heilige und von Mitgliedern der Krieger-Klasse und anderen verehrt wurden. Zen-Priester wie Doryu 17 vom Dencho-ju- Tempel waren fest bei der Militärregierung von Kamakura angestellt

Präsident Ikeda: Doryu erfreute sich der Unterstützung des fünften Regenten von Kamakura, Hojo Tokiyori. Der Daishonin identifiziert diesen Priester als einen der Haupt-Drahtzieher der Verfolgungen, die ihn heimsuchen.

16 Das dritte Kapitel ("Vergleich und Parabel") des Lotos-Sutra beschreibt die Vergeltung, die eine Person erfährt, die entweder das Lotos-Sutra oder einen Menschen, der es ausübt, verleumdet. Dort steht: "Wenn sein Leben zum Ende kommt I wird er in die Avichi-Hölle eintreten". (LS 3, 74)

17 Doryu (1213-78): Ein Priester der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus, er wurde auch Rankei genannt. Geboren in China, kam er 1246 nach Japan. Als Hojo Tokiyori 1253 den Kencho-ji-Tempel in Karnakura baute, wurde Doryu eingeladen, dort erster Hauptpriester zu werden. Er opponierte gegen Nichiren Daishonin und schmiedete Ränke gegen ihn, zusammen mit Ryokan vom Gokuraku-ji- Tempel und anderen, darunter Hei no Saemon, ein Staatsbeamter, der zwei Generationen lang den Hojo-Regenten diente, Tokimune und Sadatoki.

Saito: Der Daishonin nennt die Zen-Priester offen "himmlische Teufel". Er tut dies wegen ihrer schamlosen Arroganz, mit der sie behaupten, es gäbe eine "separate Übertragung außerhalb der Sutren" 18 und weil sie so tun, als hätten sie die Erleuchtung erlangt - was ganz klar nicht der Fall war.

Indem er Shingon "eine böse Doktrin, die die Nation ruinieren wird" nannte, widerlegte er

diese Schule, deren Hauptattraktion ihre Gebete zum Schutz der Nation waren. Als die Angst vor einer mongolischen Invasion wuchs, wandten sich der Kaiserhof und die Militärregierung ausschließlich diesen Gebeten zu. Der Daishonin klagte deshalb die Shingon-Schule an, die Nation zu zerstören, anstatt sie zu beschützen, indem er ihre leeren, okkulten Praktiken verdammte.

Präsident Ikeda: Diese Kritik beruhte auf der Tatsache, dass die Gebete des Shingon-

Buddhismus ein reiner Formalismus waren, da sie nicht auf dem Prinzip von einem einzigen Augenblick beruhten, der dreitausend Bereiche umfasst.

Das Fehlen dieses Prinzips im Shingon bedeutete, dass sie der Weitsichtigkeit und

philosophischen Einsicht entbehrte, das menschliche Leben grundsätzlich zu verstehen und zu verändern. Dennoch entwickelten sich ihre formalistischen Praktiken des Gebets und des

Mystizismus, wodurch der Eindruck entstand, es müsse etwas dahinter sein. Die Verwirrung, die durch die Jokyu-Unruhen19 entstand, macht das Versagen von Shingon deutlich.

Saito: Der Daishonin kritisierte die Ritsu-Schule als "Verräter am Volk", weil ihre Priester, so wie Ryokan20 vom Gokuraku-ji-Tempel, die Vorschriften als Fassade aufrecht erhielten und als lebende Buddhas und nationale Schätze verehrt wurden. Er nannte sie "Verräter" anstatt "Schätze", um ihre Verlogenheit hervorzuheben.

Die Schulen, auf die sich die vier Dikta konzentrierten, hatten beträchtlichen Einfluss auf die mächtigen Personen der Zeit, ebenso wie auf die gewöhnlichen Menschen Japans. In ihrer

klaren Kritik an den populären Elementen dieser Schulen trafen die vier Dikta sie direkt ins Herz und widerlegten ihre Essenz.

Diese Kritik muss damals einiges an Gewicht gehabt haben und sie muss weithin bekannt

gewesen sein. Wie auch immer, wenn wir die besonderen Bedingungen dieser Zeit ignorierten und uns vornähmen, diese Maximen unverändert auf die Gegenwart zu übertragen, würden wir uns selbst dem Vorwurf der Selbstgerechtheit preisgeben.

Präsident Ikeda: Dem stimme ich zu. Die vier Dikta drücken im Wesentlichen die Weisheit des Daishonin aus. In strenger Analyse durchschaute er die Selbstgerechtheit der

verschiedenen Schulen seiner Zeit und die Doppelzüngigkeit, mit der sie ihre wahre Natur

hinter religiöser Autorität verbargen. Es versteht sich von selbst, dass die Grundlage der vier Dikta das Mitgefühl des Daishonin ist, mit dem er die Menschen beschützen will.

18 Eine Doktrin der Zen-Schule, die lehrt, des Buddhas Erleuchtung und seine wahre Lehre wären auBerhalb der Sutren übertragen worden. Die Zen-Schule behauptet, die Erleuchtung des Buddhas sei wortlos von Geist zu Geist übertragen worden, von einem Zen-Patriarchen zum nächsten. Daraufbezieht man sich auch als eine "separate Übertragung außerhalb der Sutren" und "separate Übertragung außerhalb der Schriften".

19 Jokyu-Unruhen: Ein Kampf, der 1222 zwischen dem Kaiserhofund dem Kamakura-Shogunat ausbrach. Die kaiserlichen Truppen wurden besiegt und das Shogunat setzte den amtierenden Regenten ab und setzte einen anderen auf den Thron. Die abgedankten Regenten wurden auf weit entfernte Inseln ins Exil geschickt.

20 Ryokan (1217-1303): Auch bekannt als Ninsho. Ein Priester der Shingon-Ritsu-Schule und Zeitgenosse des Daishonin. Er erhielt die Vorschriften von Eizon, der als Begründer der Ritsu-Schule in Japan verehrt wurde. 1261 kam Ryokan nach Kamakura. Später wurde er Hauptpriester von Gokuraku-ji, gegliindet von Rojo Shigetoki. Während der Dürre 1271, wetteiferte er mit Nichiren Daishonin im Gebet um Regen und verlor. Danach ersann er Anklagen, die er gegen den Daishonin vorbrachte und die zu der Tatsunokuchi- Verfolgung und dem Sado-Exil fuhrten.

Anders ausgedrückt bedeutet das Beibehalten der vier Dikta" dass man die Weisheit manifestiert, im jeweiligen Zeitalter Philosophien und Religionen zu widerlegen die das Glück der Menschen behindern.

Saito: Ich glaube, auf heute übertragen heißt das, die wahre Natur der Nikken-Sekte klarzustellen und zu widerlegen.

Präsident Ikeda: Die vier Dikta zu wiederholen, nur weil sie vom Daishonin stammen. und die Gefühle der Menschen und die sich ändernden Zeiten zu ignorieren hieße, den Geist des Daishonin zu verkennen. Die vier Dikta wären dann nichts als ein Dogma. Genau das ist es, was die teuflischen Aspekte von Religion stärkt.

Es sind die Menschen und das Herz, was zählt. Die vier Dikta sind die Manifestation der klaren Überzeugung des Daishonin, resolut die teuflischen Funktionen zu bekämpfen, die

dazu dienen, Menschen zu verwirren. Diesen wichtigen Punkt aus den Augen zu verlieren und die vier Dikta in oberflächlicher und dogmatischer Weise zu interpretieren, um dann auf dieser Basis den Buddhismus des Daishonin als exklusiv oder intolerant zu kritisieren, ist extrem flach.

Saito: In "Menschliche Werte in einer sich ändernden Welt" sagt Dr. Bryan Wilson von der Universität Oxford, dass es "einen Unterschied gibt zwischen bewusster und aktiv ausgeübter Toleranz und der Gleichgültigkeit, die innerhalb einer polytheistischen oder synkretistischen Tradition vorherrschen kann".21 Das klingt ziemlich kompliziert, aber es bedeutet, dass in einem spirituellen Klima wie dem Japans religiöse Gleichgültigkeit leicht mit Toleranz verwechselt werden kann. Auf derselben Grundlage kann starke religiöse Überzeugung fälschlich als ausschließend oder intolerant gebrandmarkt werden.

Präsident Ikeda: Die vier Dikta sind weder ausschließend noch intolerant, denn ihre Essenz ist die auf der Vernunft basierende Religionskritik des Daishonin, erleuchtet von der Weisheit des Mystischen Gesetzes.

Diese vier Schulen lassen sich auch als Veranschaulichung vier instabiler religiöser Archetypen verstehen. Die Kritik an ihnen ermöglicht daher einen Blick auf eine voll entwickelte Religion, wie sie der Daishonin entwirft. Es handelt sich um eine völlig ausgewogene Lehre, die harmonisch die fundamentalen Charakteristika einer Religion in sich vereint, ohne Vorurteile oder Verzerrungen. Kurzum, es ist eine Religion für die Menschen. Die Doktrinen dieser vier Schulen kann man zusammenfassen als: 1) Rettung durch die externe Macht eines absoluten Wesens (Nembutsu); 2) Erlangung der Erleuchtung nur durch direkte Betrachtung des eigenen Geistes und mit dieser Selbst-Erleuchtung zufrieden sein (Zen); 3) durch okkulte Mittel in diesem Leben Wohltaten zu erhalten (Shingon); und 4) von außen durch Vorschriften und Vorgaben kontrolliert werden (Ritsu).

Die perfekt ausgewogene Lehre verfällt in keines dieser Extreme, sondern vertritt das Verschmelzen interner und externer Kraft als Mittel, sowohl das Leben des Individuums als auch die ihn umgebenden Umstände zu transformieren. Interne und externe Kräfte zu verbinden heißt, in sich selbst eine Kraft zu entdecken, die größer ist als das Selbst. Das ist, worauf sich die Lehre des Daishonin als "innewohnende" und "manifeste" Buddhaschaft bezieht. Es ist das Wesen des Buddhismus Nichirens.

21 Bryan Wilson und Daisaku Ikeda, Human Values in a Changing World: A Dialogue on the Social Role of Religion, ("Menschliche Werte in einer sich ändernden Welt: Ein Dialog über die soziale Rolle der Religion"), Secaucus, NJ, USA: Lyle Stuart Inc., 1984, S. 315.

Saito: Das "Objekt der Verehrung, seinen Geist zu betrachten", das uns ermöglicht, die Welt der Buddhaschaft in unserem eigenen Herzen zu enthüllen, ist der Schlüssel zu dieser vollständigen Religion.

Präsident Ikeda: Lassen Sie uns ein andermal über das Objekt der Verehrung sprechen.

Im Buddhismus des Daishonin bekommen die erläuterten vier religiösen Archetypen eine

positive Bedeutung, indem sie die Transformation des Individuums unterstützen, weil sie die folgenden Qualitäten offenbaren: 1) die Fähigkeit, die Kranken und Müden mit dem

Lebenszustand der Buddhaschaft zu umfangen und ihnen ein Gefühl absoluten Friedens des Geistes zu geben 2) die Fähigkeit, zu glauben und wirklich zu fühlen, dass wir in uns die Kraft besitzen, uns selbst zu verändern 3) die Fähigkeit, mutig unsere Umstände

herauszufordern und 4) die Fähigkeit, irdische Begierden zu kontrollieren und das Böse durch innere Weisheit auszulöschen.

Die moderne Bedeutung der vier Dikta ist nicht auf das bloße Widerlegen der japanischen buddhistischen Schulen begrenzt, sondern liegt darin, die positive Kraft des menschlichen

Lebens voll zu entfalten. Das ist das Mystische Gesetz der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung, das dem menschlichen Leben innewohnt. Es anzunehmen schafft grenzenlosen Wert.

Indem er diese perfekte Lehre begründete und vertrat, hob der Daishonin den Vorhang für eine Religion der gesamten Menschheit. Er öffnete damit den ewigen und grundlegenden Weg, der alle Menschen zur Erleuchtung führt.

Fortsetzung folgt

(Aus: Daibyakurenge, Studienzeitschrift der Soka Gakkai, März 2002)

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