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Diesmal habe ich mir erlaubt, mir etwas Zeit zu nehmen, um zum Gedenken einen Vortrag zu halten, und zwar in einer Atmosphäre, wie man sich im vertrauten Kreise unterhält.
Zuerst möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die an dieser Soka Universität, die ich gründete, studiert haben und sie bald absolvieren werden. Vielen herzlichen Dank! Ihnen möchte ich Goethes Worte widmen, die ich seit meiner Jugendzeit immer wieder lese.
„Benutze deine Zeit aufrichtig! (...)
Suche nicht in der Ferne, wenn du etwas zu verstehen suchst.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Diese sind die Worte, die ich beherzigte.
Ferner sagte Johann Wolfgang von Goethe:
„Wahrhaftig enthält die Jugend viele überströmende Kräfte.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Niemand ist großartiger und stärker als ein Mensch, der seine Jugend frisch und energisch lebt. Das war Goethes stolze Lebensweise.
Auf dem Weg, für den man sich entschieden hat, sein ganzes Leben lang unerschütterlich zu kämpfen – die Triebkraft dafür liegt in der Jugend! Mit dieser Determination habe ich auch meine Jugendzeit durchlebt.
Sie alle, „junger Goethe“ von heute, guten Tag! („Guten Tag!“, eine Erwiderung vom Publikum)
Ich freue mich sehr, dass ich Sie, denen es gut zu gehen scheint, sehe und Sie nach langer Zeit wieder treffe.
Und meine verehrten Professoren der Universität, für Ihre stetigen Mühen möchte ich mich auch herzlich bedanken.
Erringt Sieg und Ruhm!
Sind die Uni-Absolventen anwesend? („Ja“)
Dann Studenten im dritten Jahrgang? Die im zweiten Jahrgang? Die im ersten Jahrgang? Und Schüler von der Soka Schule? (nacheinander eine muntere Erwiderung vom Publikum)
Besonders an diejenigen, die die Universität diesmal absolvieren, meinen herzlichen Glückwunsch! (Applaus)
Alle, die nunmehr an die vorderste Front der Gesellschaft gehen, bitte bleiben Sie immer gesund! Die Gesundheit zuerst. Wenn Sie krank geworden sind, dann würden Sie andere unvermeidbar dazu veranlassen, sich um Sie zu kümmern.
Ich wünsche mir innigst, dass Sie, auch an der vordersten Front der Gesellschaft, alle Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden und sicher ein sieg- und glorreiches Leben erringen. Im Leben geht es um Sieg oder Niederlage. Eine Niederlage wird Ihnen selbst schaden und wird Sie zum Unglück führen.
Es ist unsere Soka Universität, die Ihnen ermöglicht, ein Fundament für Ihr langes Leben aufzubauen. Ich bitte Sie, die Soka Universität Ihr ganzes Leben lang zu lieben, hoch zu schätzen und stolz darauf zu sein.
Und richten Sie bitte Ihrem geliebten Vater und Ihrer geliebten Mutter meine besten Grüße aus! Das ist mein herzlichster Wunsch.
Ich sage nochmals: Sie, die Sie jetzt die Universität verlassen, stehen fortan der harten Gesellschaft entgegen. Die Gesellschaft ist voller Widersprüche, und Sie werden möglicherweise boshaften, hinterlistigen Menschen begegnen. Darin liegt aber ein Kampf, und wenn es um den Kampf geht, dürfen Sie sich niemals besiegen lassen. Ich will, dass Sie unbedingt Sieger werden.
Ich möchte, dass Sie eines Tages stolz sagen können: „Vater, diesmal habe ich eine große Gehaltserhöhung bekommen!“ (Lachen)
Anderenfalls fühle ich mich Ihren Eltern gegenüber schuldig, die Sie mit großer Achtsamkeit erzogen und Ihnen ermöglicht haben, bis zur höchsten Bildungsinstitution zu gehen. Bitte entwickeln Sie sich zu einer solch hervorragenden Persönlichkeit, über die sich Ihre Eltern freuen können.
Sie sind diejenigen, die die von mir gegründete Soka Universität absolvieren. Ich werde Sie mein ganzes Leben lang schützend beobachten. Das ist meine Verantwortung als Gründer.
Bitte bleiben Sie gesund! Ich bete dafür, dass Sie umso tätiger werden!
Was die heutige Vorlesung angeht, habe ich zuerst daran gedacht, dass ich über Goethe aus dem literarischen Aspekt sprechen sollte. Aber es ist mir bekannt, dass in dieser Universität Professor Ryohei Tanaka als Experte im Bereich der Literatur Goethes tätig ist. Ist Herr Professor Tanaka zugegen? („Ja!“, er steht auf)
Professor Tanaka ist ein herausragender Absolvent der Soka Schule, der im Forschungskursus der Tokio Universität studierte, und gehört der „Goethe Gesellschaft in Japan“ an. Heute noch kann ich mich gut daran erinnern, dass wir zusammen über Goethe gesprochen haben. (als „Gespräche über die Weltliteratur“ vom Ushio Verlag herausgegeben)
Ich nehme stark an, dass viele von Ihnen Goethe gelesen haben und ihn daher gut kennen. Ich habe erfahren, dass seit geraumer Zeit in der Soka Universität Goethe boomt und wahrscheinlich wohl daher in den der Universität naheliegenden Buchläden kein Buch von Goethe mehr zu finden sei. (Lachen)
Aber ich vermute, dass die meisten, die angefangen haben, Goethe zu lesen, gleich merken, dass Goethe schwer zu verstehen ist, und den Rest des Buches ungelesen lassen. (Lachen)
Auf jeden Fall: Wer sich an Goethe interessiert, möchte bitte ihn ernst lesen und sich dann mit Professor Tanaka auseinandersetzen. (Lachen)
In diesem Hörsaal sehe ich einige Vertreter aus der Soka Schule, deswegen denke ich, ich sollte lieber versuchen, meinen Vortrag nicht mit schwierigen, sondern einfach verständlichen Worten weiter zu führen, indem ich ihn aus der Sicht des „Menschen Goethe“ beleuchte.
Ich möchte, dass Sie meinem Vortrag, wie gesagt, nicht in Form einer schwerverständlichen Vorlesung an der Universität, sondern schön entspannt zuhören, als ob wir uns zusammen beim Tee oder Kaffee trinken unterhielten. Und ich wünsche mir, einen Vortrag zu halten, nach dessen Abschluss Sie ein Gefühl bekommen mögen: „Das war gut und interessant. Meine Müdigkeit ist verschwunden!“
Nun, fangen wir an!
Schauen wir einmal Goethes Familie an.
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main als erster Sohn eines 39 Jahre alten wohlhabenden Vaters (Johann Kaspar Goethe) und einer 18 Jahre alten Mutter (geb. Katharina Elisabeth Textor) geboren. Unter dem gebildeten Vater wurde Goethe von klein auf streng in vielen Bereichen unterrichtet. Der Lehrplan, der von seinem Vater erstellt worden sein soll, enthielt einerseits viele Sprachen, darunter Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Englisch und Italienisch. Ferner erstreckte er sich auf viele Fachgebiete wie zum Beispiel Geschichte, Geographie, Religion, Naturwissenschaft, Mathematik, Musik, Tanz, Fechten, Reiten usw.
Der Charakter seines Vaters war dadurch gekennzeichnet, dass er „Halbherzigkeit“ extrem hasste. Was auch immer, wenn er einmal mit etwas anfing, wollte er es entschieden bis zum Ende durchsetzen und zuwege bringen. Ansonsten konnte er sich mit nichts zufrieden geben; er war ein Mann von Konsistenz.
Hier ein Beispiel: es war eines Abends im langen Winter. Mit der ganzen Familie lasen sie zusammen ein altes Geschichtsbuch. Es war für ihn ein ganz und gar uninteressantes und langweiliges Buch. Aber weil sie einmal damit angefangen hatten, bestand sein Vater strikt darauf, es bis zum Ende zu lesen.
Der Charakter eines Menschen kann sich nicht so einfach ändern. Daher ist es von Wichtigkeit, dass Sie in Ihrem Herzen eine gewisse Großzügigkeit und Weisheit entwickeln, um zu akzeptieren: „Das ist doch der Charakter meines Vaters.“ In diesem Bestreben offenbaren sich sowohl Menschenlehre als auch humane Erziehung.
Jedoch von diesem „unwilligen“ Lautlesen blieb vieles tief im Gedächtnis von Goethe zurück. Und das nutzte ihm im späteren Zeitpunkt sehr viel; das alles machte aus ihm einen großen Dichter. Nichts ist von Unnutz, und man lässt nichts unnützlich. Daran entscheidet sich, ob Sie sich zu einem „großen Menschen“ entwickeln, der eine Geschichte schreibt und sie hinterlässt, oder ob Sie als „gewöhnlicher Mensch“ Ihr Leben beenden. Hierin liegt wiederum eines der wichtigen Elemente der Erziehung verborgen.
Seine Mutter lehrte:
„Lerne, um zu leben, und lebe, um zu lernen!“
Dann die Mutter von Goethe: Was für ein Mensch war sie? Sie war eine freundliche und fröhliche Frau, sagt man. Mutter ist die Sonne. Dass die Mutter fröhlich ist, bedeutet für die Familie das größte Glück.
Goethes Mutter besaß „gesunde Augen, sowohl Menschen als auch Sachlagen klar zu sehen“, und war eine Person, deren „Herz stets von Munter- und Heiterkeit erfüllt“ war. Man sagt, dass alle, die sie trafen, ihre Freude teilen konnten. Überdies war sie eine starke, mutige Frau.
Es geschah einmal inmitten des Kriegs. Unter den Umständen, dass alle versuchten, aus Frankfurt zu fliehen, erzählte allein sie fröhlich:
„Ich dachte, es wäre schön, wenn alle Feiglinge fliehen würden. Denn kein Mensch würde mehr von Schrecken angesteckt werden.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Diese starke, fröhliche Mutter lehrte ihren Sohn:
„In dieser Welt gibt es unzählige Freuden! Es genügt schon, wenn du weißt, wie man sie sucht. Sodann kannst du die Freude bestimmt finden.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Diese Welt ist weder eine traurige Welt noch eine leidvolle Welt, sondern sie ist eine Welt voller Freude! – unter dieser weisen Mutter wuchs Goethe auf.
Mutter ist stark. Sie bleibt stark, weil sie um der Gerechtigkeit willen lebt. Selbst wenn man kein Geld hat, verfügt man im Herzen über ein Vermögen! – es genügt schon, wenn Sie ihre Kinder ebenso aufgrund der reichen Weisheit und mit wohlhabenden Herzen erziehen.
Goethes Mutter übermittelte ihm vor allen Dingen die Freude an der Literatur sowie an den Erzählungen. Der junge Goethe freute sich besonders darüber, seine Mutter Geschichten erzählen zu hören. Goethe selbst schreibt voller Stolz:
„Von meiner Mutter habe ich ein Talent, die Fantasiekraft hervorzubringen und alles, was erfassbar ist, fröhlich und kräftig auszudrücken, und ferner eine Begabung, den bekannten Geschichten eine Erfrischung zu geben, andere Geschichten schöpferisch zu erzählen und erzählend Neues zu schöpfen, geerbt.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Kinder sind, so wie sie eben dargestellt worden sind. Meine lieben Studentinnen! Wenn Sie künftig Mutter geworden sind, dann möchte ich Sie gerne bitten, so zu handeln. („Ja!“)
Es ist heute auch normal, dass Mütter nörgelig sind, indem sie zu ihren Kindern sagen: „Schalte den Fernseher aus!“, „Lese doch Bücher!“ oder „Bist du mit der Vorbereitung für die morgige Prüfung schon fertig?“ (Lachen)
Wer noch ein wenig, wie die Mutter von Goethe, weiser handeln kann, ist eine Person von wahrer Bildung. Die Erziehung manifestiert sich im täglichen Leben; selbst im scheinbar unbedachten täglichen Leben findet sich Eleganz und strahlt Weisheit. Obwohl man so viel und langes Studium hinter hat, kommt man einmal heim, dann wird man zum „Barbaren“. (Lachen)
Ich würde sagen, dass auch hierin eine Armut der pädagogischen Anschauung der Japaner zu finden ist.
Was war das Lebensmotto der Mutter von Goethe? Es hieß:
„Lerne, um zu leben, und lebe, um zu lernen.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Sie wurde später als „die hervorragendste unter allen Müttern“ gepriesen. Ungeachtet dessen ließ sie sich davon nicht stören, indem sie sagte: „Ich habe keinerlei Absicht, eine mir nicht ziemende Würdigung anzunehmen.“ Sie war eine gewöhnliche, jedoch großartige Mutter, die ohne Schein und Affekt weise lebte. Während Goethe die Vorzüge seiner Eltern direkt ererbte, bildete sich der „Mensch Goethe“ heraus.
Herr Professor Tanaka, ist das bis hierhin in Ordnung? („Ja“, antwortete Professor Tanaka)
Er hat es also bestätigt. (Lachen)
Vielen Dank. (Applaus)
Apropos, wie ich vorhin angesprochen habe, scheint es viele Studenten zu geben, die sich mit den Werken Goethes auseinandersetzen. Im allgemeinen, was die ausländische Literatur angeht, ist der Einführungsteil ziemlich lang. Zudem sind manche Übersetzungen oft nicht einfach verständlich. Dadurch lassen sich viele verdrießen, weiter zu lesen. Aber, wenn man an der Stelle etwas länger aushält und sie überwindet, kann man plötzlich ein besseres Verständnis gewinnen, und es wird interessant. In diesem Sinne möchte ich mit meiner Vorlesung fortfahren.
Wie war es mit seinen Eltern danach?
Da sein Vater wohlhabend war, verbrachte er fast die ganze Zeit zuhause, ohne sich mit einer bestimmten Anstellung zu beschäftigen. Seine Eltern lebten sehr lang, was damals ungewöhnlich war. Sein Vater wurde 72 Jahre alt, und seine Mutter 77 Jahre alt.
Goethe war das älteste von sechs Kindern, aber die vier jüngsten starben jeweils noch in jungen Jahren. Seine nächste Schwester (Cornelia) starb im Alter von 26 Jahren (1777).
Und später nach der Heirat bekam er fünf Kinder, jedoch von seinem ältesten Sohn (August) abgesehen, starben alle anderen wiederum so jung. Sein ältester Sohn, das einzig überlebende Kind, wurde geboren, als Goethe 40 Jahre alt war. Goethe liebte seinen Sohn besonders heiß und innig.
Dieser älteste Sohn war später unter anderen als Assistent seines Vaters beschäftigt. Jedoch da er die schwere Last als „Goethes Sohn“ scheinbar nicht ertragen konnte, versank er im Alkohol und starb in Rom (1830). Er wurde 40 Jahre alt. Der Tod seines ältesten Sohnes ereignete sich anderthalb Jahre, bevor Goethe verstarb. Es war für Goethe ein gewaltiger Schock.
Ferner hatte Goethe drei Enkelkinder: sie waren Kinder seines ältesten Sohnes, nämlich zwei Söhne und eine Tochter. Die zwei Söhne lebten, bis sie 65 Jahre alt wurden, aber sie blieben ihr ganzes Leben lang unverheiratet, während die Tochter im Alter von 17 Jahren an einer Krankheit starb. Aus diesem Grund endete Goethes direkte Blutsverwandtschaft mit der Generation seiner Enkelkinder.
Wie dem auch sei, wurde Goethe, der große Literat, bis zum Ende seines Lebens vom Sturm des Schicksals heimgesucht. Weder Studium allein noch Bildung allein können das Schicksal, das Karma eines jeden verändern. Gerade hierin liegt eine zwingende Notwendigkeit, dass man auf Religionen absehen muss.
Bitte leben Sie alle lang, und geben Sie sich Mühe, dass Ihre Eltern länger leben können. Für Gesundheit und ein langes Leben mögen Sie bitte all mögliche Weisheit ausschöpfen und sie mit aller Geschicklichkeit anwenden.
Nun, wie war Goethes Studentenzeit?
Auf Empfehlung seines Vaters fängt Goethe mit seinem Studium an der Universität Leipzig an. Er war 16 Jahre alt. Sein Vater, der sich für ihn einen großen gesellschaftlichen Erfolg wünschte, erwartete von ihm nachdrücklich, dass er Jura studierte. Nichtsdestotrotz bekam Goethe an Jura kein besonderes Interesse und war eher dazu geneigt, Literatur und Geschichte zu studieren. Da Vorlesungen an der Universität monoton und langweilig abgehalten wurden, nahm seine Leidenschaft immer mehr ab. Denn, wenn er zur Vorlesung ging, ihm war bereits fast alles bekannt.
Lehrer können in dieser Beziehung nicht beruhigt sein. Wenn ihre Studenten streng und wissbegierig sind und sich nicht einfach zufrieden geben, werden ihre Lehrer zwangsläufig ernsthafter.
Ein Lehrer kritisierte Goethes Gedicht. Aber im Gegenzug übte Goethe dann anhand der neuen Gedichte auf die literarischen Werke seines Lehrers eine scharfe Kritik aus. Sozusagen lief es auf einen Kampf zwischen Goethe und seinem Lehrer hinaus. In Wirklichkeit aber war Goethe ihm weit überlegen. Der Lehrer war dem Studenten Goethe unterlegen. Daraus lässt es sich vermuten, dass sich sein Lehrer wahrscheinlich verdrossen zeigte.
Goethe sagt: „Manche der Seniorprofessoren machen schon lange Jahre keinen Fortschritt mehr, teilen, insgesamt gesehen, lediglich fixierte Ansichten mit und lehren uns, betreffs einzelner Dinge, viele zeitlich bereits überholte und als Fehler definierte Sachen.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Er meint damit, sie, die Seniorprofessoren, besaßen keine Geisteskraft, und es kam vor, dass sie etwas altmodisches und fehlerhaftes lehrten.
Ich glaube fest daran, das sich die Soka Universität davon klar unterscheidet. Meine verehrten Lehrer, ich danke Ihnen für Ihre stetige Mühe. Ich bedanke mich bei Ihnen recht herzlich.
Für Goethe bedeutete seine Universität nichts anderes als ein verödeter, reizloser Raum des Wissens. Eine solche Pädagogik soll vermieden werden, denn daraus können keine hervorragenden Persönlichkeiten hervortreten. Goethe war verwirrt und reagierte darauf aggressiv. Nichtsdestotrotz gestaltete er seine Studentenzeit nicht Unnutz und hatte nicht im Sinne, seine Jugendzeit zu vergeuden. Er schreitet weise und energisch immer weiter voran.
Wonach sich Goethe am meisten sehnte – „Dichter“. „Ich werde Dichter“, das war der Wunsch, den er tief in seinem Herzen hegte. Goethe fing schon mit sieben Jahren an, Gedichte zu schreiben. Er mochte sie. Ebenfalls war er an Theaterstücken interessiert. Schon mit fast zehn Jahren führte er selbst ein Theaterstück vor und schrieb Dramen.
Lass mich den Flügel der Literatur eigenständig trainieren und erweitern! – während seiner Studentenzeit fasste Goethe insgeheim diesen Entschluss.
Lass mich die Herzen der Menschen durch Schriften bewegen!
Lass mich die Wellen in der ganzen Welt durch Schriften ausbreiten!
Lass mich eine neue Zeit schaffen!
Lass mich es selbst schaffen! – mit einem solchen Entschluss fängt die große menschliche Revolution eines Menschen an.
Er bemühte sich dafür, während seiner Studentenzeit das Studium aller wissenschaftlichen Gebiete, angefangen mit Literatur, Naturwissenschaft, Sprachen, Geschichte usw. gierig zu absorbieren.
Für das Glück der Menschen und für den dauerhaften Frieden werde ich die Welt in Bewegung setzen!
Ich werde mich zu einem Menschen entwickeln, der die Herzen der Menschen bewegen kann! – wer sich so entschlossen hat, ist stark. Ich erwarte, dass Sie alle so handeln können.
Goethe las mannigfaltige Literaturwerke unablässig und konsequent. Er las keine schier Interesse erweckenden Bücher. Es ist wohl bekannt, dass er tiefgründig ausländische Literatur einschließlich die von William Shakespeare (1564-1616) und Jean-Jacques Rousseaus (1712-1778) las.
Und er selbst brachte viele Gedichte und Dramen hervor. Er schrieb und schrieb unaufhörlich. In bezug darauf, dass man sich das Studium zu eigen macht, ist extrem wichtig, zu schreiben. Es ist natürlich, dass sein positives Bestreben für seine bemerkenswert reiche menschliche Bildung zur Nahrung wurde.
Sie sollen schreiben und lesen. Das ist das Privileg der Jugendzeit. Und das gilt genauso für die Zeit, in der Sie älter geworden sind. Der Kopf dessen, der nicht lernt, nicht liest und nicht studiert, wird unweigerlich steif. Dann würden Sie weder von Ihren Kindern noch von Ihren Bekannten und Freunden geliebt. Ich möchte nicht, dass Sie so ein törichtes Leben führen.
Was bedeutete „Dichter“ für Goethe? Das war für ihn ein großes Thema. Er sagt:
„Solange man eine winzig kleine subjektive Gefühlsbewegung zum Ausdruck bringt, kann man noch nicht als Dichter bezeichnet werden. (...)
Wenn man sich die Welt zu eigen macht und dies ausdrücken kann, dann ist dieser bereits einwandfrei ein Dichter.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Man wird zum König des Geistes, das ist der wahre Dichter, und das ist in allen Ebenen und Dimensionen das Fundament. Ferner sagt Goethe:
„Der Dichter erzählt die Wahrheit, dennoch kommt es vor, dass das manchen Menschen in der Gesellschaft nicht gefällt.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Der Mutige der Feder, der die Wahrheit erzählt, selbst wenn er von der Gesellschaft mit zornigem Geschrei überschüttet werden sollte, ist der wahre Dichter. Er fuhr fort:
„Es ist eine Lüge, wenn ein Dichter über die Historie hinaus einem möglicherweise kein höheres und besseres anbieten kann.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Gerade das erhabene Unterfangen, die Menschen zur noch besseren und höheren Spiritualität zu führen, ist die Seele der Dichtung. Für Goethe bedeuteten Dichtung und Literatur sowohl der Aufbruch zum spirituellen Kampf als auch die Schlussfolgerung, seine eigene Aufgabe zu erfüllen.
Goethe wurde kurz vor seinem neunzehnten Geburtstag schwer krank, wobei es um Leben und Tod ging. Das zwang ihn, sein Studium an der Universität Leipzig im dritten Jahr zu unterbrechen. Es war zwingend notwendig, sich auszuruhen, um die Krankheit zu heilen. Er kehrte in seine Heimat zurück. Er blieb dort anderthalb Jahre. Trotzdem nahm Goethe diese Tage der Prüfung zum Anlass, sich selbst genauer zu beobachten. Also, er nutzte diese Zeit, um sich selbst grundlegender anzuschauen.
Danach verließ Goethe wiederum seine Heimat und studierte anderthalb Jahre an der Universität in Straßburg. An diesem Ort gab es eine Begegnung, die einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Man kann sagen, dass sein Leben von da an eigentlich richtig begann.
Wichtig ist die „Begegnung“. Ein einzelner Mensch kann weder hervorragend werden noch ein großes Unterfangen zum Ende führen. Es gibt unbedingt irgendeine Begegnung.
Für Goethe bedeutete es die Begegnung mit dem Denker Johann Gottfried von Herder (1744-1803).
Einem großartigen Menschen zu begegnen, Gleichgesinnten zu begegnen und dem Meister fürs Leben zu begegnen – wer keinem von ihnen begegnen kann, ist unglücklich. Weder eine Begegnung mit uninteressanten Menschen noch eine Begegnung, die einen in den Untergang führt, sondern gerade die wahre Begegnung, die einem ermöglicht, als Mensch auf das hohe Ziel gerichtet den Sieg zu erringen, ist der höchste Weg des Lebens.
Kennt jemand den Denker Herder? („Ja!“, erwiderten viele Studenten)
Das ist fabelhaft. Dann brauche ich über ihn wohl nicht mehr zu sprechen!? („Doch, bitte!“ vom Publikum)
Das war der deutsche Denker und Schriftsteller Herder. Er war auch der junge Vorreiter der deutschen Literaturbewegung „Sturm und Drang“, die in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zur „Befreiung der Humanität“ führte. Zu seinen Hauptwerken werden „Die Ideen zur Philosophie und Geschichte der Menschheit“ (1784-1791) u.a. gezählt.
Goethe, der damals 21 Jahre alte namenlose Student, fing von sich aus an, den fünf Jahre älteren Herder als Meister zu betrachten und von ihm zu lernen.
Wichtig ist, einen guten Vorgänger zu haben. Gute Freunde und gute Nachfolger sind ebenso von großer Wichtigkeit. Der Schatz des Lebens befindet sich in der zwischenmenschlichen Beziehung.
Dank Herder öffnet Goethe allmählich seine Augen in die weite Weltliteratur, Gedichte der Völker der Welt und Folklore. Diese Periode des Trainings nennt Goethe „wunderbare glückliche Tage voller Inspirationen“.
Das Leben wird durch einen guten Vorgänger, gute Freundschaft und gute Lehrer entschieden. Herder ging mit Goethe sehr streng um. Dennoch dankt ihm Goethe bis zum Ende dafür, indem er sagt: „Er berichtigte bei mir die Möglichkeit, arrogant zu werden.“
Herder rief auf:
„Selbst wenn du dich im Abschaum der Zeit befindest, sollst du niemals verzweifelt sein. Was auch immer dich überfallen und hindern mag, sollst du die Bildung fortführen. Je größer Hindernisse sind, desto bessere, sicherere und fundiertere Bildung sollst du fortsetzen.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Das ist sein Aufruf. Daher ist die Bildung von höchster Bedeutung. Nur Menschen können Bildung erhalten. Dass Sie eine Chance haben, bis zur Universität zu gehen und die Bildung zu erhalten – wie großartig Ihr Vater und Ihre Mutter sind. Dafür sollten Sie sich bei ihnen tief bedanken.
Herder war bereits als junger Anführer in der Welt der Literatur wohl bekannt und aktiv beschäftigt. Goethe, der erfuhr, dass Herder sich in der gleichen Stadt aufhielt, wünschte sich so sehr, ihn zu treffen. Sobald Goethe eines Tages zufälligerweise bemerkte, dass Herder sich in der Nähe befand, sprach er Herder mutig an. Bald danach besucht Goethe Herder fast tagtäglich zuhause, um von ihm zu lernen. Von Herders umfassendem Wissen und tiefgründiger Anschauung wird Goethe tief bewegt.
Durch Dialoge mit Herder lernt Goethe immer mehr, was die Literatur ist. Herders Strenge war außergewöhnlich. Selbst mit Goethe ging er unvorstellbar hart und streng um. Tadel, Vorwurf, Schimpf und Spott. Dadurch erteilte Herder Goethe harte Prüfungen. Und wenn er in Goethes Einstellung zum Studium einen Schein oder eine Affektiertheit spürte, warf er es Goethe mit bitteren Worten vor. Denn man kann sich zu einer erstklassigen Persönlichkeit entwickeln, erst wenn man sich von Schein befreit hat.
Goethe folgte ihm trotz dessen Strenge und Schärfe mit großer Freude. Ich finde, Goethe ist ebenso großartig, weil er Herder unbedingt folgen wollte, was auch immer geschehen mag. Ein großartiger Mensch schafft einen großartigen Menschen. Das ist die wahre Beziehung zwischen Meister und Schüler, und das liegt der wahren Freundschaft zugrunde.
Aber wenn man heute so streng wie Herder mit den Menschen umgeht, werden alle davor flüchten. (Lachen) Und es wird elend, wenn man die Personen, denen man folgt, falsch ausgesucht hat. Seien Sie bitte deshalb damit sehr vorsichtig und beherzigen Sie diesen Punkt tief.
Goethe schreibt über die erfüllten Tage seiner Jugend folgendes, indem er sich daran erinnert:
„Es gab keinen einzigen Tag, an dem er mir nicht extrem nützliche Lehren erteilte.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Goethe jedes Mal, wenn er Werke schrieb, von seiner Umgebung gelobt und gepriesen. Aber aus der Welt, wie in einem lauwarmen Wasser, kann kein Mensch von wahrer Fähigkeit hervorgebracht werden. Goethe sagt, indem er später auf diese Zeit zurückschaut:
„Aus solchen Komplimenten aus Pflichtgefühl kann schließlich nichts anderes hervorgebracht werden als Ausdrücke, die inhaltslos und selbstbefriedigend sind.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Aus dem mittelmäßigen Leben können nur mittelmäßige Werke entstehen. Fall Sie keine voller Liebe erfüllte Strenge kennen, können Sie weder die wahre Entwicklung verwirklichen noch die menschliche Revolution machen. Und daraus kann kein großes Werk hervorgebracht werden.
Bei Goethe glänzte der Geist, nach dem Weg zu suchen:
„Wenn man sich zuweilen, auf die höhere Fähigkeit gezielt, nicht trainiert, geht seine Eigenschaft einfach verloren, während man an solchen leeren Worten künstelt.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Die Jugendzeit kommt nicht nochmals. Daher wünsche ich mir, dass Sie sich richtig und ordentlich trainieren – dieser Geist und diese geistige Einstellung wird Ihre Kapazität vergrößern und verstärken.
Goethe schloss sich dem strengen Vorgänger freiwillig an.
Im Leben kann kein Mensch allein einen Sieg erringen und sich entwickeln. Gerade aus diesem Grund gibt es Schulen wie Freunde. Der „Mensch“ kann nur zwischen den Menschen existieren.
Allein, von Herder streng und hart trainiert zu werden, bedeutete für Goethe eine Freude, und dafür war er voller Dankbarkeit erfüllt. Goethe selbst sagt folgendes:
„Selbstzufriedenheit, Eigendünkel, Eitelkeit, Stolz und Übermut – dass alles, was in mir nistete oder wirkte, einem äußerst strengen Training ausgesetzt wurde, dafür bin ich ausgesprochen dankbar.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Dass jemand, der einen trainieren kann, existiert, kann möglicherweise für denjenigen, der sich entwickeln will, das größte Glück bedeuten. Jedoch wird dieser unglücklich, wenn arrogante Menschen auf ihn herabsehen werden.
Schließlich sind Sie selbst diejenigen, die dies genau zu durchschauen und zu unterscheiden haben. Daher ist es wichtig, dass Sie Weisheit entwickeln.
Goethe sagte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. (...) Insbesondere kann es nicht gut sein, dass er allein arbeitet. Vielmehr, wenn er vorhat, etwas erreichen zu wollen, sind Mitwirkung und Anreiz anderer notwendig.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Es ist sicher wichtig, dass man allein unverdrossen bis zum Ende arbeitet. Aber nur damit kann man kein großes Unterfangen durchführen.
Während seiner Studentenzeit im Alter von etwa 20 Jahren etablierte Goethe das Fundament als Dichter und Schriftsteller.
Diese Zeit um 20 Jahre ist am wichtigsten. In dieser Zeit wird vieles vom Leben entschieden. Selbst von meiner eigenen Erfahrung kann ich diesen Punkt bestätigen. Vergessen Sie bitte deshalb nicht, dass eines der Ziele während der Studenten- sowie Jugendzeit darin liegt, das Fundament des eigenen Selbst aufzubauen und zu etablieren.
Es ist wohl bekannt, dass der 75 Jahre alte Goethe einen Jugendlichen beriet, der ihn besuchte und fragte, welchen Lebensweg dieser aussuchen sollte:
„Was wichtig ist, (...) dass Sie ein Kapital erschaffen, das nie ausgeschöpft werden kann.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Somit führte ihn Goethe auf den für ihn geeigneten Weg. Ich möchte, dass Sie über diesen Punkt tiefgründig nachdenken.
Jugend, schaut euer eigenes Ziel ernsthaft an!
Baut dafür eine unerschütterliche Grundlage auf!
Das sind möglicherweise ebenso Punkte, die aus Goethes Menschenlehre hervorgehen, wie seine Worte besagen:
„Wer sich überhaupt mit etwas im Leben auseinandersetzt, soll sich aufs beste gezielt anstrengen.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 14. März 2003)
(2) Möge der Sieg den Studenten der Soka Universität sein!
Gegenwärtig wird an vielen Universitäten der Welt zu meiner Ehre eine Ausstellung „Gandhi, King und Ikeda – das Erbe zum Aufbau für den Frieden“ veranstaltet.
<Die „Gandhi, King und Ikeda – Ausstellung“ wurde von „the Martin Luther King Jr. International Chapel at Morehouse College”, “Gandhi Institute for Nonviolence” u.a. ins Leben gerufen und durch ihre Unterstützung im Jahr 2001 am Morehouse College in den USA zum ersten Mal veranstaltet. Der Gründer der Soka Universität wird als Erbe des gewaltfreien Kampfes von Mahatma Gandhi und Dr. Martin Luther King Jr. geschätzt>
Einst befand sich Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi (1869-1948) wegen seines Kampfes für die Gewaltfreiheit im Gefängnis.
Die Menschen, die großartig wurden, werden verfolgt und haben Zeiten hinter sich, die sie im Gefängnis verbringen mussten. Die Menschen, die ungehindert und mühelos eine hohe Position erlangten, sind in Wirklichkeit nicht großartig. Sie scheinen zwar großartig, aber das ist nur eine äußere Erscheinung und nichts anderes als eine Formalität.
Während seines Gefängnisaufenthalts las Gandhi Goethes namhaftes Werk „Faust“ ernsthaft und mit großer Leidenschaft. Das ist eine nur Kennern bekannte Episode und eine wichtige Tatsache. Als ich dies erfuhr, war ich sehr bewegt. Denn es war mir bekannt, dass Herr Tsunesaburo Makiguchi (1871-1943), der Gründer der Soka (Werteschaffenden) Pädagogik, im gleichen Zeitalter, in dem Gandhi lebte, gegen den Nationalismus in Japan kämpfte und die kantische Philosophie bis kurz vor seinem Tod gründlich las. Es kam mir vor, als würden diese beiden Bilder übereinander liegen.
Die Seele der wahren Forscher und zugleich Kämpfer für die Gerechtigkeit strahlte glänzend, selbst wenn sie ins Gefängnis geworfen wurden. Ob die Seele derjenigen Menschen, die im Gegensatz zu ihnen außerhalb des Gefängnisses aktiv sind, glänzt oder nicht, weiß man doch wohl nicht.
Ein großartiger Mensch strahlt überall, unabhängig davon, wohin er sich begibt. Und es ist die Erziehung, die dieses „Licht der Seele“ erschafft. Das tritt aus dem Kampf für die Gerechtigkeit hervor.
Die strahlenden Persönlichkeiten beziehen sich nicht auf solche Personen von Berühmtheit und Eitelkeit, wie sie nur von den Medien übermittelt werden. Das erhabene Licht strahlen zu lassen, das aus dem tiefen Inneren des Menschen hervorgeht – wer das schafft, ist der beste, höchste Sieger. Selbst wenn er im Fernsehen eine gute Miene macht, so lebt er doch in der Welt der Illusion und kann mit einem Gespenst verglichen werden.
Unabhängig davon, welch hohe Berühmtheit man gesellschaftlich erreicht oder welch großes Vermögen man angesammelt haben mag, bleibt die Seele in einer schieren Dunkelheit eingeschlossen, falls man seine Suche und sein Trachten nach Gerechtigkeit aufgibt.
Hier, gerade hierin liegt der essentielle Weg, den die Menschen einschlagen sollten. Heute findet sich niemand, der genau diesen Punkt lehrt: Es gibt weder Philosophen noch Menschen von Gerechtigkeit.
Es gibt zwar nicht wenige Menschen, die sich der Strömung der Zeit geschickt anpassen, gut reden können und klug sind. Aber obwohl solche Menschen weise zu sein scheinen, sind sie in Wirklichkeit doch töricht, weil sie als Mensch nichts davon wissen, worauf es im Leben ankommt.
Goethe sagte:
„Das Ansehen ist nichts, was man erlangen kann, auch wenn man danach sucht. Es ist von Unnutz, auch wenn man unendlich danach jagt. Es ist möglich, dass, indem man sich klug verhält und verschiedene Maßnahmen austüftelt, man ein gewisses Ansehen erlangen kann, trotzdem fühlt man sich leer, und es dauert doch nicht lange an, solange im Inneren kein Juwel existiert.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Er meint hiermit, dass das kein wahres Glück ist. Ich stimme ihm auch zu.
In seinem „Faust“, den er durch seinen Einsatz über 60 Jahre hinweg zum Ende brachte, gibt es einen Satz, den er unmittelbar vor seinem Tod letztlich zufügte. Wie lautet dieser Satz? Es war ein Satz, in den Goethe seinen großen Wunsch legte:
„Mit den freien Menschen am freien Ort möchte ich leben.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Wenn ich darüber nachdenke, hegte Goethe bereits seit seiner Jugendzeit solch einen großen Wunsch, eine ideale Gesellschaft aufzubauen. Nachdem Goethe mit 25 Jahren das Werk „Die Leiden des jungen Werthers“ verfasst hatte (1774), folgte er einer Einladung des Herzogs (Karl August) von Weimar (1775). Und in diesem Herzogtum setzte er seine ganzen Kräfte zehn Jahre lang für die „Reform der Politik“ ein.
Goethe schrieb:
„Dass er lernt, sich einer noch größeren Gemeinschaft zu widmen, außer für sich selbst für andere zu leben und sich den seiner Pflicht entsprechenden Aktivitäten einzusetzen, kommt einem zugute, wenn er eine gewisse Charakterbildung erreicht hat. Erst dann kann er sich selbst erkennen.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Goethe verpflichtete sich, dieser Ansicht gemäß zu handeln.
In der damaligen Zeit hatten die Bürger unter hohen Steuern, häufigen Feuersbrünsten und Flutkatastrophen zu leiden. Zudem waren die Staatsfinanzen wegen der Verantwortungslosigkeit der Staatsmänner völlig ausgeschöpft.
Inmitten dieser schwierigen Realität jedoch nahm Goethe als Geheimer Legationsrat (eine Art Minister) die Verantwortung allein auf seine Schultern: Wiederherstellung der Staatsfinanzen und Förderung der Industrie, Land- und Forstwirtschaft und des Bergbaus, Belebung der Bildung und Forschung und ferner Einführung eines fortschrittlichen Wohlfahrtsystems – das alles begann er, eins nach dem anderen sicher zu realisieren.
„Die eiserne Geduld!“
„Die steinerne Ausdauer!“
Indem Goethe dies zu sich selbst sagte, setzte er seine ganze Kraft, aus seinem tiefen Wunsch für das Glück der Bürger, bis zur äußersten Grenze ein und kämpfte unermüdlich. Seine Bemühung schien seine Nachfolger mit seinem eigenen Leib darauf hinzuweisen: „Werdet solche Menschen, die stolz sagen können!: ‚Ich habe bis zum Ende gekämpft.’“
Goethes zahlreiche große Leistungen sind in die Welt der Politik „als den Geist des Humanismus eingeführt zu haben“ sehr hoch geschätzt.
Ich wünsche mir innig, dass die jetzigen besonnenen Politiker diese Tatsache zur Kenntnis nehmen und auch Goethe tiefer lesen mögen. Denn viele Menschen bedauern, dass gegenwärtig Politiker und Dichter zugleich oder Politiker, die die Seele eines Dichters besitzen, sowie Goethe immer rarer geworden sind.
Zusammengefasst ist alles – Gedicht, Literatur, Bildung und Politik – eigentlich miteinander eng verbunden. Es ist jedoch ein großer Irrtum, zu denken, dass Goethe lediglich Gedichte und Romane geschrieben habe.
Wahre Dichter, Schriftsteller und Pädagogen sind diejenigen, die allen, mit der Politik angefangen, anstehenden Themen der Menschen und Gesellschaft mutig entgegenziehen sollten. Die Beziehung zwischen „Religion und Politik“ stützt sich auf das genau gleiche Prinzip.
Goethe durchschaute:
„Wenn die Menschen wahrhaft bösartig geworden sind, interessieren sie sich an nichts anderem, als andere zu verletzen und sich darüber zu freuen.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Die Menschen gehen möglicherweise mit ihrer Handlung soweit. Die gegenwärtige gesellschaftliche Lage mag in gewisser Hinsicht ähnlich sein.
Der junge Goethe unterhielt sich mit seinem Meister Herder über die Philosophie von Jean-Jacques Rousseau. Rousseau sagt entschieden:
Die falsche Anschuldigung – eine bösartige Demagogie ist ein abgenutzter Kunstgriff, die Menschen von Gerechtigkeit zum Sturz zu bringen.
Ich selbst bin durch falsche Anschuldigungen angegriffen worden. Sie waren alle reine Lügen und erfundene Geschichten, um dadurch Geld zu verdienen. Alle Prozesse dagegen haben wir klar und entschieden gewonnen. Dies wollte ich Ihnen allen hier an dieser Stelle der geweihten Bildung einmal unmissverständlich erklärt haben.
Goethe wurde ebenso einmal aus dem wichtigen Amt des Intendanten des „Weimarer Theaters“, das er mit Mühe und Not aufbaute, durch die Intrigen einer undankbaren Schauspielerin, wiewohl unschuldig, vertrieben. Ihm wurde das, was er mit seinem eigenen Schweiß aufgebaut hatte, weggenommen. Man kann wohl sagen, dass gerade dieses Schema, unabhängig von alt und neu oder von Westen und Osten, eine Finsternis der menschlichen Gesellschaft darstellt.
Im Zusammenhang mit der falschen Anschuldigung gegen die Menschen von Gerechtigkeit möchte ich bei dieser Gelegenheit kurz über den Kampf durch Worte und Dialoge, den Nichiren Daishonin – an dessen Lehre ich zutiefst glaube und sie ausübe – unermüdlich durchführte, als ein Typus sprechen. Denn ich wünsche, dass dies Ihnen allen dienen möge, die Sie in der Zukunft die Verantwortung für den Frieden übernehmen.
Nichiren Daishonin wurde in seinem ganzen Leben zwei Mal verbannt, nämlich auf die Halbinsel Izu (1261) und auf die Insel Sado (1271). Diese Verbannungen gingen aus vollkommen unrealistischen und falschen Anschuldigungen hervor. Der unbegründete Verruf, in den man Nichiren Daishonin aus rein widerlichen demagogischen Umtrieben brachte, wurde wahllos in der ganzen Gesellschaft verbreitet.
Des weiteren strengte Ryokan (1217-1303), der äußerst hinterlistige Priester der Shingon-Ritsu Schule, verrückt aus Eifersucht auf den Daishonin, anhand der erdichteten Anschuldigungen einen Prozess an.
Nichiren Daishonin holte zu einem heftigen Gegenschlag aus, indem er schrieb:
„Diesbezüglich müssen Sie (Ryokan) einen sicheren Zeugen vorweisen. Falls Sie keinen Beweis erbringen können, dann sind Sie und andere selbst diejenigen, die . . . die Übeltaten verüben und mich beschuldigen.“ (Japanische Gosho, Seite 181)
Der Daishonin versuchte, gegenüber allen falschen Behauptungen, die die einfachen Menschen irritierten, einen Punkt nach dem anderen klar zu stellen, indem er scharf Gegenfragen stellte, um die Lügen zu enthüllen: „In welchem Monat, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit die besagte Tat verübt wurde und wer sie genau beobachtete und aufschrieb.“ (aus „Japanische Gosho“, Seite 319)
Wenn Sie Jugend und Studenten sind, dann mögen Sie bitte die Seele, den Kampf der Gerechtigkeit durch Worte und Dialoge, entfachen und bis zum Ende mutig und tapfer durchführen! Das erwarte ich von Ihnen herzlich.
Hier ein plötzlicher Themenwechsel:
Es geht um die „Heirat von Goethe“. Goethe war 38 Jahre alt, als er die Lebensgemeinschaft einging. Es war im Juli 1788.
Bereits gelangte Goethe als Schriftsteller zu einem stabilen Ansehen. Ebenso war er als Politiker über zehn Jahre lange tätig.
Was für eine Frau war sie, die er zu seiner Lebensgefährtin aussuchte?
Weiß jemand etwas davon? („Ja“, antwortete eine Studentin, „sie war eine bürgerliche Frau.“)
Das stimmt. Das ist ganz toll!
Sie war keine Frau aus einer wohlhabenden Familie und hatte keine hohe Bildung.
Besonders hübsch war sie auch nicht.
Sie war eine gewöhnliche Frau, die in einer Kunstblumenfabrik in der Stadt arbeitete, und sie war damals 23 Jahre alt.
Woher wissen Sie das? (die Studentin antwortet: „Das habe ich von meiner Mutter gehört.“)
Dann, Ihre Mutter ist großartig! (Lachen)
Ihr Name . . . Herr Professor Tanaka, wie war er?
(„Sie hieß Christiane Vulpius.“)
Sie erhielt keine ordentliche Schulausbildung, denn sie verlor ihre Eltern früh, und ihr Leben war arm. Nichtsdestotrotz war sie ein gutmütiges Mädchen, das fröhlich, munter und stark von Charakter war, sagt man.
Ihr Bruder schrieb eine Bittschrift an Goethe, der als Politiker tätig war, dass dieser versuchen möge, ihm eine Arbeitsstelle zu vermitteln. Diese Bittschrift brachte sie direkt zu Goethe. Während Goethe sich mit ihr unterhielt, fühlte er sich innerlich von ihr immer mehr angezogen. Und sie begannen, als Paar zusammenzuleben. (Die formelle Heirat fand im Oktober 1906 statt)
Das war in der damaligen feudalen, hierarchischen Gesellschaft ein schier inakzeptabler „Klassenunterschied“. Die Menschen in ihrer Umgebung überschütteten sie mit tosenden Vorwürfen und Verhöhnungen.
Dennoch hielt sie alles mit Heiterkeit aus. Sie blieb gelassen, unabhängig davon, wie die Frauen der gehobenen Gesellschaftsschicht aus Eifersucht schlecht über sie sprachen; sie selbst aber redete über diese Frauen keinesfalls abfällig. Auch nahm sie von den kursierenden Gerüchten kein Wort in den Mund. Sie war eine weise Frau.
Goethe beschützte diese herzensschöne Frau konsequent und ermutigte sie. Während dieser Zeit schrieb er einen Brief, aus dem folgendes hervorgeht:
„Selbst wenn die Menschen in der Gesellschaft deine günstigen Umstände nicht gut heißen und willens sind, dich zu schädigen, denke bitte daran, dass das in der Welt nichts besonderes ist und dass du davor nicht fliehen kannst.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Im Brief hieß es weiter:
„Jetzt sehe ich auch lauter böswillige Menschen, die dadurch Geschäfte machen, meine Werke zu kritisieren. Ich lasse mich von ihnen nicht stören und setze meine Arbeit fort.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Trotz der Kritiken und Schmähungen blieb Goethe ruhig und gelassen.
Abgesehen von Neid und Unverstand in der Gesellschaft hatte sie auch viel zu leiden. Wie ich vorhin kurz erwähnt habe, wurden dem Ehepaar fünf Kinder geboren, und ihr ältester Sohn war unter ihnen das einzige Kind, das groß werden konnte, während die anderen vier ohne eine Ausnahme gleich nach der Geburt starben. Das waren für sie äußerst traurige Ereignisse.
Ihr zweiter Sohn wurde tot geboren. Ihre älteste Tochter und ihr dritter Sohn starben etwa zehn Tage nach der Geburt, und ihre zweite Tochter nur drei Tage nach der Geburt. Indem sie solch unbeschreibliche Trauer zusammen überwanden, vertieften sie gemeinsam ihr Leben und führten es in tiefer Verbundenheit stark und siegreich durch.
Ist man unglücklich, wenn man viel zu leiden hat?
Nein, das stimmt nicht.
Das Leben ist ein Kampf. Ich bitte Sie alle, durch und durch zu kämpfen und alles Unglück zu überwinden. Wichtig ist, dass Sie unabhängig davon, ob Sie zu leiden haben oder nicht, ein von nichts zu erschütterndes, absolutes „Glück“ erlangen. Diesen Punkt möchte ich stark unterstreichen.
Christiane unterstützte Goethe voller Widmung. Als Goethe Schwierigkeiten hatte, zu schreiben, wie er es sich wünschte, ermutigte sie ihn: „Es wird bald wieder gut gehen. Du sollst nicht gleich verzagen!“ (sinngemäße Rückübersetzung) Sie drängte sich ihm nicht auf. Sie sprach ganz geschickt.
Und als Goethe schwer erkrankte und neun Tage lang im bewusstlosen Zustand schwebte, pflegte sie ihn mit ihrer ganzen Kraft. Des weiteren: Als die Armee Napoleons ins Fürstentum einmarschierte und Goethe Schaden zufügen wollte, ging sie ihr tapfer entgegen und beschützte Goethe durchweg mit vollem Einsatz. Sie war durch und durch eine wackere Frau. Das sind sehr berühmten Episoden.
Christiane konnte, auch nachdem sie durch die Heirat mit Goethe „Frau von Goethe“ wurde, ihre Persönlichkeit nicht verlieren und blieb völlig unverändert. Ohne eitel zu werden, verbrachte sie ihre Tage lebhaft und energisch, indem sie ihr solides Leben voll und ganz genoss.
Goethe schreibt über sie voller Dankbarkeit:
„Seit sie in mein Haus einzog, habe ich nur freudiges erleben können.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Frau von Goethe starb im Juni 1816 im Alter von 51 Jahren, und Goethe war 66 Jahre alt. Über diesen Schock schreibt Goethe in seinem Schreibkalender (6. Juni):
„Sie verschied gegen Mittag. Leere und Totenstille in und außer mir.“ (Zitat)
Im Alter von 65 Jahren kam Goethe in die heutige Stadt Bingen und besuchte die Kirche, in deren Nähe sich unser Kulturzentrum „Villa Sachsen“ befindet.
<Das Kulturzentrum der SGID steht am Hang des kleinen Bergs zum Rhein, und die Kirche an der Spitze dieses Rochusbergs>
Vor den Augen fließt der Rhein, und dazu wirkt das stattliche Gebäude der Villa Sachsen. Hinter der Villa Sachsen erhebt sich der Rochusberg. Das Panorama von dort aus ist wunderschön. Goethe schreibt darüber in seiner “Reise am Rhein“.
„Der Rhein, den man von hier erblickt, ist am schönsten“ (sinngemäße Rückübersetzung) – dies sind die berühmten Worte von Goethe. Bitte nehmen Sie alle einmal die Gelegenheit wahr, hinzugehen.
Goethe wünschte, dass das Grün dieses Bergs kraft der Binger Bürger bewahrt bleibt und für die Nachkommen zur Freude werden kann. Und jetzt ist sein Wunsch verwirklicht. In der Villa Sachsen wurde neben verschiedenen Aktivitäten, im Sinne von Goethe, die Kultur sowie die Natur des mit Goethe verbundenen Orts zu beschützen, eine Feierlichkeit zum „250 jährigen Geburtstag von Goethe“ veranstaltet. (Sept. 1999) Darüber wurde in den lokalen Zeitungen berichtet.
Das obere Mittelrheintal, ab Bingen am Rhein flussabwärts, wurde von der UNESCO zum „Weltkulturerbe“ ernannt. Darüber hinaus möchte ich auch hinzufügen, dass das Gebäude und der Garten der Villa Sachsen als wichtiges Kulturerbe der Stadt Bingen von allen Bürgern sehr geschätzt und gern besucht werden.
Überdies verlieh mir die bekannte „Deutsche Burgenvereinigung“ als „Vorbild für die Erhaltung eines wichtigen kulturellen Erbes“ der Region Mittelrhein ein „Ehrendiplom“ (am 16. Juli 2002). (Applaus)
Wie verhielt es sich mit Goethes Tod? Wann und wo starb er? Und wie starb er?
Alle Menschen sterben ausnahmslos. Gerade aus diesem Grund möchte ich einmal darüber sprechen.
Goethe starb im März 1832, genauer gesagt, am 22. März um 11:30 Uhr. Er lebte sehr lang und wurde 82 Jahre und 7 Monate alt, als er in seinem Haus in Weimar, in dem er viele Jahre wohnte, die Welt verließ.
Im März des genannten Jahres war die Kälte besonders streng. Ungeachtet dessen setzte er seine Arbeit wie immer fort. Er empfing Besucher und unterhielt sich mit ihnen; er verbrachte seine letzten Stunden hochmotiviert. Der „Große“ arbeitete bis zum Augenblick seines Todes lebhaft und munter.
Aber um den 15. März zog er sich eine Erkältung zu. Obwohl er sich einmal davon erholt hatte, wurde er danach von Schüttelforst und starken Schmerzen in der Brust heimgesucht. Und ohne lange darunter zu leiden, schied er hin. Die Todesursache, die der Arzt diagnostizierte, war „Katarrhfieber, Lungenentzündung, Atemnot und Herzversagen“.
Sowohl seine Frau als auch sein Sohn gingen Goethe im Tod voraus. Er stand allein. Er verlor seine Frau vor 16 Jahren und seinen Sohn vor anderthalb Jahren. Nur wenige Menschen – Schwiegertochter, Hausarzt, Sekretär, Knecht – wohnten seinem Tod bei. Und in anderen Zimmern hielten sich seine Enkelkinder und hohe Beamte der Regierung auf.
An dem besagten Tag fragte Goethe seinen Knecht nach dem Datum:
„Der wievielte ist heute?“
Als er erfuhr, dass es der 22. März ist, sagte er zu ihm:
„Dann, bald ist es Frühling. Er wird mich schnell heilen.“
Eine Weile später setzte er sich langsam auf den Stuhl mit den Armlehnen, der neben seinem Bett bereit stand, und verstarb, als sei er eingeschlafen. Sein Arzt hinterließ einen Bericht darüber, dass es „ein seltener ruhiger Tod“ war.
Es wird überliefert, dass Goethes letzte Worte es waren: „Noch mehr Licht!“
Diese sind im allgemeinen so erklärt, dass er in Wirklichkeit gemeint habe: „Mache den Klappladen auf, damit mehr Licht hereinkommt.“
Abgesehen davon, erzählte mir mein Meister Josei Toda über diese Worte von Goethe folgendes:
„Aus seinen Worten ‚Noch mehr Licht!’ verspüre ich, einen Aufschrei zu hören, der aus der Tiefe des Lebens von Goethe hervortrat: ‚Ich möchte die Welt noch mehr ansehen, ich möchte von der Welt noch mehr lernen, ich möchte mit der Welt noch mehr Dialoge führen, und ich möchte für die Welt noch länger leben und für sie noch mehr handeln.’“
Das war das Fazit der Gespräche zwischen dem Meister und dem Schüler. Mit meinem Meister habe ich öfters darüber gesprochen. Da er davon wusste, dass ich gern Literatur las, sprachen wir immer miteinander, sobald wir auch im geringsten Zeit fanden.
Auf das Haupt des Leichnams von Goethe wurde ein Lorbeerkranz gelegt. Aus dem ganzen Land kamen Tausende von Menschen, die um den Tod Goethes trauerten, nach Weimar. Die Trauerfeier fand vier Tage nach seinem Tod, also am 26. März statt. Der Herzog und die Herzogin nahmen auch am Trauerzug teil, und die Menschenmenge, von der die Straßen und Wege gefüllt waren, nahm von ihm Abschied. Auf dem Friedhof wurden Goethes Gedichte von einem Chor feierlich gesungen.
Eine Strophe davon lautet:
„Eine unerschütterliche Absicht, nur diese vermag die Menschen zur unvergänglichen Existenz führen.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Nur Menschen voller Überzeugung können in ihrem Sein die Unvergänglichkeit verwirklichen.
Goethe durchschaute das größte Thema des Lebens, den „Tod“, ernst und tiefgründig. Das kann wohl daran gelegen haben, dass er seit seiner Studentenzeit oft schwere Krankheiten erlitt, wodurch er sich mit dem Tod unmittelbar auseinander setzte. Zudem sollten seine Erfahrungen, dass er seine Geschwister jung nacheinander und später seine Frau und seine fünf Kinder wiederum früh verlor, seiner Anschauung über Leben und Tod einen großen Einfluss gegeben haben.
Goethe schreibt:
„Selbst wenn ich über den Tod nachdenke, kann ich unerschütterlich bleiben. Der Grund dafür liegt darin, dass ich fest davon überzeugt bin, dass unser Geist eine niemals untergehende Existenz ist und von Ewigkeit zu Ewigkeit beständig tätig ist. Er ist der Sonne ähnlich, weil die Sonne, selbst wenn sie in unseren Augen auf der Erde unterzugehen scheint, in Wirklichkeit niemals untergeht und stets glänzend stahlt.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Goethe ruft uns an:
„Lasst uns unsere Aktivität unermüdlich fortsetzen, bis wir in das Universum zurückkehren.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Goethe müsste davon überzeugt gewesen sein, dass das Leben ewig andauert. Das ist eine Ansicht, die zur Anschauung der buddhistischen Lehre führt.
Er unterstreicht:
„Wir müssen uns darum bemühen, die Kraft, unbeirrt und unverdrossen unsere Aktivitäten fortzuführen, nicht zu verlieren.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Unermüdliche Aktivität und unaufhörliche Arbeit führen zur Ewigkeit, so dachte er.
Beständig zu arbeiten ist am wichtigsten.
Für die Menschheit, für alle Menschen und für sich selbst.
In der Tat vollendete Goethe sein Lebenswerk „Faust“ im Alter von 82 Jahren, nachdem er den Tod seiner Familienmitglieder und andere Trauer überwunden hatte. Es war ein halbes Jahr vor seinem Tod. Obwohl er schon im Bett lag und der Tod nahte, setzte er seine Arbeit fort.
In seinem letzten Brief, den er fünf Tage vor seinem Tod schrieb, steht folgendes:
„Nichts ist für mich dringend wichtiger als alles, mit dem ich ausgestattet bin und das mir übrig bleibt, möglichst zu entwickeln und meine Eigenschaft zu reinigen.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Zehn Tage vor seinem Tod soll er gesagt sagen:
„Auch wenn die Sonne untergeht, ist sie großartig und majestätisch.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Wie dem auch sei, führte er seinen Kampf bis zum Ende, und es war ein erhabenes Leben, das wie die Sonne voller Rot immerwährend strahlte. Das war das Leben von Goethe. Ich wünsche mir, dass Sie alle ein solches Leben führen mögen.
Der Sarg von Goethe wurde im Mausoleum der Familie des Herzogs von Weimar neben dem Sarg seines Herzensfreundes Friedrich von Schiller (1759-1805) beigesetzt. Wie das möglicherweise die schöne Freundschaft von Goethe und Schiller symbolisiert, sind die beiden auch nach ihrem Tod zusammen geblieben.
Obwohl Schiller zehn Jahre jünger als Goethe war, starb er am 9. Mai 1805 im Alter von 45 Jahren. Das Grab von Schiller befand sich eigentlich an einem anderen Ort. Jedoch veranlasste Herzog Karl August von Weimar, es im Jahr 1827 zu verlegen.
Goethe schrieb:
„Ich bin ein Mensch, und das bedeutet ein Mensch, der kämpft.“
(sinngemäße Rückübersetzung)
Ein Mensch zu sein, bedeutet, zu kämpfen.
Er fuhr fort:
„Wer fähig ist, ist jemand, der stets lernt.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Ein wahrer Mensch ist jemand, der studiert.
Sie alle, „mein künftiger großartiger Goethe“!
Indem ich von ganzem Herzen dafür bete, dass sich Ihre Zukunft grenzenlos erweitern und alle Kämpfe, die Sie durchführen, zum Sieg gelangen mögen, möchte ich meine Rede abschließen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Bleiben Sie bitte gesund! (Applaus)
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 15. März 2003)
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