1600041779 a:2:{s:7:"content";s:20856:"
Shankar Sharma,
Der 9. Staatspräsident Indiens
Lasst uns arbeiten! Unserem „Traum“ entgegen!
Das war eine große erfreuliche Nacht; es war ein heute kaum vorstellbares Ereignis, das eine riesige Freude in ganz Japan verbreitete.
Im Jahr 1949 stand Japan noch unter der Besatzungsmacht. Der indische Premierminister Jawaharlal Nehru (1889-1964), schenkte dem Tokioter Zoo in Ueno einen Elefanten.
„Aus Indien ist ein Elefant gekommen!“
Es war das große Ereignis, das den Herzen der Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg niedergeschlagen waren, auf einmal ein strahlendes Licht brachte.
In diesem Jahr (2002) ist seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Indien und Japan just das 50. Jubiläumsjahr zu feiern. Diese Geschichte geht jedoch in die Zeit zurück, bevor die diplomatischen Beziehungen hergestellt wurden.
Es erreichte uns eine Nachricht von Premierminister Nehru, die folgendermaßen lautete:
„Meine Lieben, bitte denken Sie daran, dass dieser Elefant kein Geschenk von mir ist, sondern ein Geschenk der Kinder Indiens an die Kinder Japans. Allen Kindern auf der ganzen Welt geht es in vielen Punkten sehr ähnlich. Dennoch fangen sie an, sich im Verlauf des Heranwachsens zu ändern, und streiten unglücklicherweise manchmal. Deshalb müssen wir solche Erwachsenen aufhören lassen, zu streiten!“
Der Elefant trug den Namen „Indira“; das war der Name der geliebten Tochter des Premierministers Nehru, Indira Gandhi (1917-1984).
Shankar Dayal Sharma (1918-1999), der neunte Staatspräsident Indiens, der sagt, „Nehru achtete stets auf die Beziehung mit Japan“, ist ein Politiker, der von Nehru trainiert worden ist. Premierminister Nehru lud zwei Jahre, nachdem er den Elefanten geschenkt hatte, auch Japan zu den Sportfesten Asiens ein, die in Indien stattfanden. Obwohl es unter den Teilnehmerländern viele Nationen gab, die sich der Teilnahme Japans vehement widersetzten, mit dem Argument, „Wir werden unsere Delegation nicht schicken, falls Japan daran teilnehmen sollte!“, bemühte sich Nehru darum, einzulenken. Das war nach Beendigung des Kriegs der erste Schritt Japans zur Wiederkehr in die internationale Ebene.
„Was für ein Mensch war Premierminister Nehru?“, fragte ich den Staatspräsidenten Sharma, als ich ihn in Neu-Delhi traf. (10. Feb. 1992)
„Der Premierminister war ein Politiker des Humanismus, ein menschlicher Politiker; er könnte als ein ‚pragmatischer Humanist’ bezeichnet werden, der ständig bedacht war, wie man die Menschen zum Glück führen kann, und stets konkrete Visionen besaß, um seine Ziele zu realisieren. Er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit!“
Seine Erzählung wurde von einem Ton begleitet, der seinen herzlichen Respekt ausdrückte. Neben ihm stand seine Gattin und nickte lächelnd.
Er fuhr fort:
„Ich nehme an, dass Sie, Präsident Ikeda, auch einen starken Eindruck gewinnen würden. In der Nacht zum 14. August (1947), an dem Indien seine Unabhängigkeit gewann, berief Premierminister Nehru alle Parlamentsabgeordneten ein [die Abhängigkeit Indiens von England trat um Null Uhr am 15. August in Kraft] und ließ alle, einen nach dem anderen, den Eid schwören: ‚Lasst uns für Indien arbeiten! Lasst uns für die Menschen arbeiten!’“
Premierminister Nehru wandte sich mit einer Ansprache an alle:
„Wenn heute Nacht um 12 Uhr die Stunde schlägt, während sich die Menschen in tiefem Schlaf befinden, wird Indien zum Leben und zur Freiheit erwachen. ... Der große Wunsch der größten Persönlichkeit unserer Zeit [Mahatma (Mohandas Karamchand) Gandhi, (1869-1948)] ist: ‚Ich möchte allen Menschen die Tränen abwischen.’ Dieses Ziel mag unsere Kräfte wohl übersteigen, dennoch geht unsere Arbeit nie zu Ende, solange es in dieser Welt Tränen und Elend gibt. Lasst uns deshalb arbeiten und noch mehr arbeiten, um unseren Traum zu realisieren! Dieser Traum gilt sowohl für Indien als auch für die ganze Welt. Denn alle Länder und Menschen sind gegenwärtig so wie ein Gewebe eng miteinander verbunden.“
Solche Nationen, die den „Ausgangspunkt“ besitzen, sind glücklich. Sie können immer dahin zurückkehren, selbst wenn sie in eine Sackgasse geraten sind.
„Der Kampf Indiens geht nie zu Ende, solange es in der Welt Tränen und Elend gibt.“ – Welch edler Ausgangspunkt es ist!
Toda Sensei, unser Meister, sagte einmal:
„Ich will es schaffen, das Wort ‚Elend’ von der Erde verschwinden zu lassen.“
Apro pos war das kein Zufall, dass der Tag der Unabhängigkeit Indiens auf den „15. August“ fiel. Sir Louis Mountbatten (1900-1979), der als letzter Generalgouverneur aus England nach Indien entsandt wurde, hatte zuvor in Südostasien gegen die japanische Armee gekämpft. Er wählte gerade diesen Tag des größten Sieges, an dem Japan kapitulierte:
„Mit dem Tag, an dem das feudale Asien der Samurais zusammenbrach, hat sich das Ende einer Epoche in der Weltgeschichte angekündigt. Es kann keinen besser geeigneten Tag geben, um die Geburt des neuen demokratischen Asien zu feiern.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Dadurch kam das Schicksal Japans mit dem Indiens zusammen. Egal, was die eigentliche Absicht Sir Mountbattens war, ist der 15. August zu einem besonderen Tag der neuen Morgendämmerung für Asien und die Welt geworden.
Wie dem auch sei, wo befand sich zu diesem Zeitpunkt der Landesvater Gandhi, der die Unanhängigkeit für Indien brachte? Auf der Feier, die zum Anlass der Unabhängigkeit abgehalten wurde, war er nicht zu finden! Er war in Kalkutta; er war inmitten des Aufstands in Kalkutta. Dort dauerten schauderhafte Streitigkeiten zwischen den Muslimen und den Hindus bereits über ein Jahr an.
Seine Füße trugen den siebenundsiebzigjährigen Mahatma von einem Dorf zum anderen und von einer Hütte zur anderen. Indem er zuweilen von vielen Menschen beschimpft wurde, war er darum bemüht, die Menschen zur Besinnung zu bringen. Er veranstaltete Versammlungen zum Beten und fastete, was lebensgefährlich war, um die Menschen dazu zu motivieren, schließlich zu versprechen, dass sie nicht mehr streiten würden.
Gandhi dachte:
Indien, wo die Gewalt die Oberhand gewinnt, ist nicht das Land von Freiheit, das ich mir wünschte!
Wozu habe ich mein ganzes Leben lang gekämpft?
Ich habe gekämpft, um die Wahrheit „allein die Antigewalt kann die Menschheit retten“, allen Menschen in der Welt zu zeigen.
„Auge um Auge“ – wenn die Menschen dies endlos wiederholen, wird die gesamte Menschheit ihre Augen verlieren!
Geschweige denn jetzt, wo es Atombomben gibt.
Ausschließlich der Weg der Gewaltlosigkeit kann die Menschheit zum weiteren Bestehen führen.
Die Aufgabe Indiens liegt darin, dieses Experiment zum Erfolg zu führen.
Die Antigewalt ist wichtiger als die Unabhängigkeit.
Nichtsdestotrotz - - -
Der Anlass zur Aufruhr war, dass sich der islamische Staat Pakistan von Indien zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit Indiens abtrennen wollte. Das war ein tragisches Ereignis, in das Gandhi bis zum Ende nicht einwilligte. Diesbezüglich sagte er sogar:
„Wenn Sie Indien abtrennen wollen, dann sollten Sie zuerst meinen Körper auseinander reißen!“
Als Folge der Spaltung gab es unzählige Tote und mehrere hundert Millionen Flüchtlinge. Selbst in Neu-Delhi, der Hauptstadt Indiens, ereigneten sich Aufstände. Eine Schar aufgebrachter Hindu-Gläubiger drangen in die berühmten, belebten Straßen ein und fingen an, die Geschäfte der Islamiten zu zerstören; es waren Vergeltungsaktionen der Hindus, deren Glaubensbrüdern die Islamiten im Nordwesten Indiens grausame Verbrechen zugefügt hatten.
Obwohl es schon sehr spät wurde, begab sich Premierminister Nehru zu den Tatorten; er war bereits früher dort angekommen, noch bevor die Polizisten erschienen. Direkt in die Menge hineingetreten, versuchte er, sie zu beschwichtigen.
Ein Muslim wurde von einer Gruppe hinduistischer Anhänger gefangen genommen.
„Das ist äußerst gefährlich!“, dachte Nehru, als er davon hörte.
Der Premierminister schaltete sich sofort ein, um die ernste Gefahr abzuwenden. In diesem Augenblick rief eine Person, die den Premierminister erkannte, laut aus:
„Es ist Jawaharlal, es ist unser Jawaharlal. Verletzt unseren Jawaharlal nicht!“
Die Rufe weiteten sich in kürzester Zeit auf dem großen Marktplatz aus.
Dann passierte etwas merkwürdiges: Die Aufrührer blieben stehen und ließen ihre Arme mit den gefährlichen Waffen sinken. Die Männer, die in die Läden eindrangen und die Waren raubten, legten ihre Beute zur Seite. Der Sturm der Massenpsychose ging vorüber. Als die Polizeieinheit ankam, stellte sie schon fest, dass die Massen anfingen, auseinander zu gehen.
Am Tag danach warfen ihm seine Freunde vor:
„Die Situation war sehr kritisch, sodass du höchstwahrscheinlich hättest getötet werden können. Was hätten wir dann überhaupt machen sollen?“
Nehru erwiderte:
„Was wäre dann geworden? Die Wahrscheinlichkeit, getötet zu werden, traf nicht auf mich allein zu, sondern auch auf alle, die da waren.“
Diese Geschichte übermittelte mir der amerikanische Journalist Norman Cousins (1912-1990), der sich für die Hilfsaktionen für atomgeschädigte Mädchen voll einsetzte und das Gewissen Amerikas genannt wurde. Mit ihm traf ich mich öfter.
Er schreibt:
„Der Einfluss der Tatsache, dass Nehru sein eigenes Leben dafür einsetzte, um das Leben eines Muslims zu retten, blieb nicht nur auf Neu-Delhi beschränkt. Viele Muslime, die in weiten Teilen Indiens lebten und vorhatten, nach Pakistan zu flüchten, blieben doch in Indien. Sie vertrauten ihr Leben den Armen Nehrus an, der ihnen Schutz und Gerechtigkeit versprach. Dieses Vertrauen der in Indien lebenden Muslime zu Nehru konnte im späteren Zeitpunkt kräftig zum Aufbau und Fortbestehen des indischen Staats beitragen.“ (aus „Odyssee eines Redakteurs“, sinngemäße Rückübersetzung)
Um die Wahrheit zu sagen, war der Staatspräsident Sharma selbst ein Opfer der religiösen Konflikte; im Jahr 1985 wurden seine Tochter und ihr Ehemann von Terroristen erschossen. Das war für ihn eine bittere Tragik. Nach seinem Amtsantritt als Staatspräsident setzte er seine Bemühungen, trotz des immer stärker werdenden Hindu-Nationalismus interreligiöse Konflikte zu überwinden, unermüdlich fort.
„Wegen der religiösen Zugehörigkeit zu streiten“ – solch religiöse Konflikte mögen den Japanern befremdlich sein, jedoch müsste man dies auf seine Richtigkeit genauer untersuchen. Nach dem indischen Dichter Rabindranath Tagore (1861-1941) war der Nationalismus, an dem die Japaner festhielten, eine neue Religion in der Neuzeit. Er erkannte, dass Japaner vom fanatischen Glauben vergiftet waren, der bei ihnen vermeintlich einen Eindruck erweckte, dass sie den Nicht-Japanern all mögliche Grausamkeiten zufügen durften.
Anhand der Berichte über die Greueltaten der japanischen Armee in China schrieb Tagore an Nehru einen Brief (datiert: am 17. August 1939):
„Die unvermeidliche Zerschlagung ihrer volkseigenen Menschlichkeit, wozu die japanischen Militaristen entschlossen zu sein scheinen, würde den ungeheuren Schaden weit übertreffen, den Japan zurzeit China zufügt.“ (sinngemäße Rückübersetzung)
Das war eine Zerstörung der Menschlichkeit der Japaner durch die Japaner. Gandhi ermahnte auch, dass die Japaner durch die Invasionen in fremde Länder den „moralischen Zusammenbruch und den Niedergang zum roboterähnlichen Menschen“ erleben.
Wir dürfen die Erwartung wie die Ermutigung des Premierministers Nehru nicht vergessen, der sich aufgrund einer solch strengen Erkenntnis den Neuen Start Japans wünschte.
Wenn die Menschen in der Führungsschicht hochmütig werden, gerät ihr Land in Gefahr. Staatspräsident Sharma machte sich auch stets darum Sorgen, dass jener großer Traum vergessen werden könnte, weil die Zahl der Menschen immer geringer wird, die den zurzeit der Unabhängigkeitskämpfe erlebten spirituellen Aufschwung kennen.
Dr. Sharma erinnerte sich an die Worte, die Gandhi am Unabhängigkeitstag vielen Führungspersönlichkeiten des Landes, darunter auch Parlamentarier, ausrichten ließ. Es waren keine Glückwünsche zur Feier des Tages, sondern eher die Mahnung des strengen Vaters:
„Ab heute werdet ihr euch eine dornige Krone aufsetzen. Der Kampf gegen die englische Kolonialherrschaft hat euch sicherlich zum Aufstehen ermuntert. Aber jetzt, nachdem uns die Engländer verlassen haben, werdet ihr selbst der Prüfung (ob sie als Führungspersönlichkeiten geeignet sind) unterzogen. Ihr werdet weiter und immer weiter geprüft.
Seid bescheiden!
Seid geduldig!
Kämpft unermüdlich und
Lasst Wahrheit und Gewaltlosigkeit heranwachsen!
Dient den armen Menschen!
Dient den Menschen, die in den Dörfern leben!“
Seither verging ein halbes Jahrhundert. Es schien, dass nicht alle Menschen ihren einst abgelegten Eid einhalten konnten. In der politischen Welt stieg die Zahl der Korruptionen an. Gerade in einer solchen Lage gewann der Staatspräsident Sharma als „Mr. Clean“ von vielen Menschen großen Respekt.
Jahre lang wohnte er in einem Haus mit nur zwei Zimmern. Als einer seiner Söhne, der beabsichtigte, den Forschungskursus der Universität zu besuchen, ihn um einen Rat bat, hörte er seinen Vater sagen:
„Ich habe die Studiengebühren und alle dazugehörenden Ausgaben ausgerechnet, aber es reicht keinesfalls. Gib bitte dein Vorhaben auf!“
Als seine Tochter auf der Liste der Studenten stand, die ausgewählt werden sollten, als Vertreter der Universität nach Moskau zu gehen, sagte er zu ihr:
„Ich werde niemals jemanden um Vermittlung bitten.“
Es waren fünf Monate vor seiner Amtseinführung zum Staatspräsidenten, als ich ihn traf; er war Vizestaatspräsident und bekleidete das Amt des Vorsitzenden des Staatenrats (Oberhaus). Als ich in ein Zimmer seines Amtsgebäudes eintrat, wurde ich gebeten, mich in das Gästebuch einzutragen. Vor mir waren die Unterschriften von Prinz Charles, Prince of Wales, und der verstorbenen Lady Diana, Princess of Wales, zu sehen. Das Paar aus England wurde bis vor kurzem im selben Empfangszimmer vom Vizestaatspräsidentenpaar willkommen geheißen.
Es war beeindruckend, dass im Raum indische Kunstgegenstände ausgestellt waren und eine kleine Marmorplatte, die Deklaration für Menschenrechte anlässlich der französischen Revolution eingraviert, in die Wand eingelassen wurde.
Ich stellte ihm eine Frage:
„Sie hatten als Gelehrter eine große Zukunft. Warum sind Sie Politiker geworden?“
Er wurde in einer Arztfamilie geboren, die zur brahmanischen Kaste gehört, er ist gesund und intellektuell begabt. Er gewann während seiner Studienzeit an der Universität bei der Schwimmmeisterschaft den ersten Platz. Nachdem er an den drei Universitäten in Indien Jura und die englische Literatur studiert hatte, setzte er sein Jura-Studium an der Cambridge Universität fort und promovierte zum Doktor. Danach bekam er eine Lehrstelle an der Lucknow Universität in seinem Heimatland. Auch an der Harvard Universität beschäftigte er sich mit seiner Forschung; er wurde dann Rechtsanwalt. Das alles geopfert, wurde er zum „Freiheitskämpfer“, der sich in ständiger Lebensgefahr befand.
Es war August 1942.
Der letzte Kampf, der die Unabhängigkeit bringen sollte, nämlich die “Verlasse Indien”-Bewegung begann; es war noch während des Zweiten Weltkriegs. Der vierundzwanzig Jahre alte Sharma trat in diese Widerstandsbewegung ein. Viele seiner Mitstreiter wurden ins Gefängnis geworfen, von Polizisten niedergeschlagen und von Soldaten erschossen, dennoch hielten sie an ihrer Linie zur Antigewalt konsequent fest.
Sie hatten nicht im Sinn, gegen die Imperialisten Vergeltung zu üben; sie hatten auch nicht vor, mit den Imperialisten aus dem Westen zu wetteifern, wie Japan es machte. Sie gaben sich lediglich Mühe, um die Imperialisten wieder zur Besinnung zu bringen, durch ihren gewaltlosen Widerstand:
„Wollen Sie immer noch zur Gewalt greifen, obwohl Sie sehen, dass wir keine Gewalt anwenden?“
Das war der Kampf, das Innere der Menschen zu reinigen, sowie der Mut, der sich weit größer erwies, als die Gewalt.
Kurz danach kehrte Herr Sharma nach Madhya Pradesh zurück, in das Land, in dem er geboren wurde. Dort nahm er an der Bewegung für die Vereinigung Indiens teil, weshalb er festgenommen und ins Gefängnis geworfen wurde.
Er erzählt:
„Als ich nach der Freilassung wieder zur Universität zurückkam, wurde ich von Premierminister Nehru einberufen, sodass ich in die Politik einstieg. Obwohl die Menschen in meiner Generation um die Freiheit der Menschen kämpften, hatten sie als Individuen weniger Freiheit.“
„Solange es Kriege gibt ...“
Staatspräsident Sharma pflegte zu sagen:
„Ich bin Gandhi für vieles dankbar, ich habe Nehru alles zu verdanken. Und dank unzähliger Menschen, die auf dem Weg des Kampfes um die Freiheit festgenommen, gefoltert und getötet wurden, existiert das jetzige Indien.“
Die Stimme des Staatspräsidenten, der normalerweise wie ein typischer Gelehrter seine Gefühle kaum anmerken lässt, zitterte, wenn er über die Menschen erzählte, die um ihrer Ideale willen verstarben, sagen viele, die ihn gut kennen.
In seiner Brust müssten wohl unzählige namenlose „bürgerliche Helden“ gelebt haben. Indem er ihre unermesslichen Wünsche auf seinen Schultern trug, wollte er auch für diejenigen, die verstarben, ohne die Morgendämmerung gesehen zu haben, jenem „gemeinsamen Traum“ entgegen voranschreiten, bis er 1999 im Alter von 81 Jahren hinschied.
Es gibt ein unvergessliches Gespräch. Als ich ihn fragte:
„Was war in Ihrem Leben das traurigste Ereignis?“, antwortete er darauf:
„Nebst Gandhis Ermordung war es der Abwurf der Atombomben über Japan. Das war nicht meine persönliche Trauer, sondern für die Menschheit und die Welt das traurigste Ereignis.“
Und er setzte fort:
„Den Frieden kann man nicht aufteilen. Es gibt keinen Frieden, solange irgendwo auf dieser Erde Kriege geführt werden. Das gilt genauso für die Freiheit und das Wohlergehen. Freiheit und Wohlergehen, welche ein einziges Land genießt, sind nicht echt. Wir müssen stets auf der Grundlage stehen, dass wir ‚eine Menschheit’ sind, und uns von diesem gesamten Standpunkt aus Gedanken machen.“
Solange es in einer Familie, nämlich der Menschheit, Kinder gibt,
die wegen des Hungers weinen,
Solange es Frauen gibt, die unter dem kriegerischen Chaos leiden,
wollen wir nicht in einer allein für uns geltenden Ruhe und Sicherheit abgekapselt bleiben!
Marschieren wir Schulter an Schulter zusammen vorwärts!
Das war der „Geist des 15. August“ Indiens.
Seine Ideale sind bis heute noch nicht verblasst.
Nein, es ist die Zeit gekommen,
in der wir daraus umso intensiver lernen müssen.
Der Ruf des Premierministers Nehru, der vor einem halben Jahrhundert durch die Radiosender ausgestrahlt wurde, klingt immer noch so lebendig und schlägt an die Ohren der Weltbürger:
„Die Welt ist heute von Streitigkeiten erfüllt. Und Desaster und Unglück steigen am Horizont hoch hinauf. Die Menschen sind in ihrem Herzen von Hass, Furcht und Argwohn befallen. Und diese verdunkeln die Augen der Menschen.“ (aus „Nehru“, sinngemäße Rückübersetzung)
Nun müssen wir zuerst unsere verdunkelten Augen mit dem Licht reinigen.
(aus „Seikyo Shimbun“ vom 18. August 2002)
";s:12:"content_meta";N;}