![](media/image1.png){width="4.138888888888889in" height="1.1701367016622921in"}**DEUTSCHE BUDDHISTISCHE UNION** BUDDHI STI SCHE REL I GI ONSGEMEI NSCHAFT ========================================= > **Erklärung der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) zur gegenwärtigen > Gentechnologie-Entwicklung** Die Lehre und Praxis des Buddhismus versteht sich seit ihrer Entstehung vor 2500 Jahren als empirischer Weg der Erkenntnis vom menschlichen Geist und den Grundwahrheiten der Wirklichkeit. Darum stehen Buddhistinnen und Buddhisten wissenschaftlichen Bemühungen und Einsichten grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Die moderne westliche Wissenschaft und Technologie hat in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung genommen und eine Fülle an wertvollen Einsichten und Entwicklungen hervorgebracht, die zu erheblichen Verbesserungen menschlicher Lebensverhältnisse geführt haben. Vielfaches Leid konnte gemildert oder gar völlig beseitigt werden. Dadurch haben sich für zahlreiche Menschen die Bedingungen für die freie und schöpferische Entfaltung ihres menschlichen Potentials entscheidend verbessert. Doch die Wirkungen von Wissenschaft und Technologie stellen die Menschheit heute auch vor gewaltige Herausforderungen und Bedrohungen. Über die bereits bestehenden Gefährdungen durch apokalyptische Massenvernichtungswaffen, extreme soziale Ungleichheiten und eine zunehmend aus dem Gleichgewicht geratende globale Ökologie hinaus, erfüllen uns Buddhistinnen und Buddhisten die jüngsten Entwicklungen jener Forschung und Technik, die unmittelbar auf die Grundlagen des menschlichen Lebens und des Lebens insgesamt zielen, mit großer Sorge. Der Pfad des Buddha hat die Überwindung des Leidens aller empfindenden Wesen zum Ziel. Dieser Weg der Befreiung vom Leiden ist ein Weg der Befreiung des menschlichen Geistes und damit ein Weg der Entfaltung dessen, was den Menschen vor allem anderen auszeichnet: Weisheit und Mitgefühl. Materielle Verbesserungen in der Lebenswelt oder körperlichen Konstitution des Menschen können zwar die Bedingungen für geistige Befreiung verbessern, diese Befreiung aber nicht ersetzen. Schon gar nicht dürfen sie diese verhindern oder den Menschen gar in die Selbstzerstörung treiben. Eben jene Gefahren sehen wir jedoch in den neusten Entwicklungen der Gentechnologie, die offensichtlich von dem Wunsch getragen sind, den Menschen mit Hilfe technischer Mittel von jeglichem Leiden und aller Vergänglichkeit und Unvollkommenheit zu befreien, ihn zum perfekten und unsterblichen Übermenschen zu machen. Der freie industrielle Warenmarkt soll endlich die grenzenlose Wunscherfüllung und Verwirklichung aller menschlichen Träume realisieren. Mit solcher Zielsetzung machen sich die moderne Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zum irreführenden Religionsersatz und irrationalen Heilsversprechen. Schülerinnen und Schüler des Buddha können darin nur eine Sackgasse verhängnisvoller Selbsttäuschung und vielfachen neuen Leids erkennen. Der Weg des herstellbaren Glücks und des vermeintlichen Rechts auf Einlösung aller Ansprüche ist zudem mit zahlreichen inakzeptablen, unvorhersehbaren Opfern und Risiken gepflastert und geht soweit, schwere Schäden, Leiden oder gar den Tod der menschlichen oder tierischen Versuchs- und Gebrauchsobjekte als notwendig und unvermeidlich zu akzeptieren. Buddha lehrte jedoch, dass wirkliches Glück und menschliche Erfüllung nur erlangt werden kann, wo unser Denken, Sprechen und Handeln kein lebendes Wesen mehr willentlich tötet oder verletzt. Der Schutz jeglichen Lebens ist deshalb die zentrale ethische Grundhaltung des Buddhismus. Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) erklären darum ihre Ablehnung der „verbrauchenden Embryonenforschung“, da sie auf dem Töten und Verbrauchen menschlicher Lebewesen beruht. Dies betrifft insbesondere die „Präimplantationsdiagnostik“ (PID), welche die Selektion menschlicher Embryonen beinhaltet, sowie das auf Züchtung, Tötung und Verwertung von Embryonen beruhende „therapeutische Klonen“. Wir fordern, dass das im bestehenden Embryonenschutzgesetz niedergelegte Verbot dieses Umgangs mit frühmenschlichem Leben unbedingt erhalten bleiben muss, ja im Hinblick auf den nicht verbotenen Import von „Embryonenmaterial“ noch verschärft werden sollte. Die Deutsche Buddhistische Union (DBU) lehnt des weiteren alle Aktivitäten ab, die auf das Klonen, das gezielte Züchten oder die sogenannte „Keimbahntherapie“ von Menschen gerichtet sind. Diese Verfahren sind sowohl mit erheblichen und noch unbekannten gesundheitlichen Risiken verbunden, wie auch mit unabsehbaren psychischen und sozialen Folgen für die betroffenen Menschen und die ganze Gesellschaft. Der Mensch wird hierbei zum Produkt der Wünsche und Ziele eines anderen und es erwächst die Gefahr, dass die Gesellschaft einem immer stärkeren Leistungs- und Perfektionszwang erliegt, der letztlich jedem Anderssein und jeder Art von geistig-körperlicher Behinderung, Schwäche oder Unvollkommenheit die mitmenschliche Solidarität und Akzeptanz entzieht. Diese Entwicklung kann gar zur unumkehrbaren, gentechnisch erzeugten rassischen Spaltung der Menschheit führen. Die Deutsche Buddhistische Union (DBU) verurteilt schließlich alle Forderungen, Wissen über menschliches, tierisches oder pflanzliches Leben insbesondere Erkenntnisse über genetisches Erbgut durch Patentierung zum Privatbesitz und Verfügungsrecht von Institutionen oder Einzelpersonen zu erklären. Leben ist grundsätzlich nicht besitzbar - nicht einmal unser eigenes Leben durch uns selbst - umso weniger einzelne Lebensformen und -prozesse anderer durch andere. Wir sehen darin eine extreme Form dessen, was Buddha „leiderzeugende Anhaftung“ nannte und eine unzulässige Freiheitsberaubung an anderen Menschen und Lebewesen. Die Mitgliederversammlung der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) appelliert an alle Beteiligten in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, sich ihrer hohen ethischen Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder, der gesamten Menschheit und aller empfindenden Wesen bewusst zu sein und das Leben auf diesem Planeten Erde nicht kurzsichtigem und kurzfristigem Eigeninteresse wie wissenschaftlichem Ruhm, politischer Macht oder wirtschaftlichem Profit zu opfern. Das irdische Leben ist in einem Jahrmillionen währenden, global miteinander vernetzten Prozess unzähliger Daseinsformen entstanden. Es ist zu kostbar, um es im illusionären Glauben an unsere menschliche Allmacht nun dem zwangsläufig scheiternden Experiment zu unterwerfen, es fehlerfrei, vollkommen und gänzlich beherrschbar machen zu können. Stattdessen brauchen wir Menschen heute den Mut zur wahren Selbstbestimmung, zur Einsicht in die Grenzen unseres Wissens, unserer Wünsche, Besitzansprüche und Machtbegierden. Darüber hinaus sollten wir alle unsere Erkenntnisse, Kräfte, Fähigkeiten und Mittel darauf verwenden, Bedingungen zu schaffen, die allen Menschen unserer Erde ein menschenwürdiges Leben gewährleisten, die allen Tieren die ihnen gemäßen Lebensrechte und -Verhältnisse zugestehen und jedem Menschen, der dies wünscht, die höchstmögliche Entfaltung seines innersten spirituellen Potentials - die Verwirklichung der Buddhaschaft - erlauben.