Essay Nr. 13 ------------- „Das Leben ist wunderschön“ von SGI-Präsident Ikeda ==================================================== **Ernestine Anderson, ** **amerikanische Jazz-Sängerin ** **„Ich kann es nachholen ... auch noch von jetzt an!“ ** „Ach! War sie wirklich von so kleiner Gestalt?“ Bei unserem Wiedersehen fiel es mir augenblicklich auf. „Es könnte möglich sein. Vor zwei Jahren erschien sie mir sehr groß, weil sie am Singen war.“ Es war im Jahr 1983. Auf der Generalversammlung der SGI-USA, die in Alaska stattfand, sang sie ein Lied. Ihr Auftreten wirkte überwältigend in dem großen Saal. Ernestine Anderson, die virtuose „Jazz-Queen“, die weltweit treue Fans besitzt. „Herzlich Willkommen! Es ist schon zwei Jahre her!“ Als ich sie in der Seikyo Presse empfing, bemerkte ich, dass ihr linkes Auge knall rot war. „Aja! Ich war heute Morgen ein wenig nervös und habe mir dabei Haarspray ins Auge gesprüht“, erzählte sie. Wie sie sich genierte, wie ein junges Mädchen. Obwohl sie so alt wie ich sein sollte (geb. 11.1928), wirkte sie jedoch jung und frisch. Aber wenn sie auf der Bühne Trauer und Freuden des Lebens besingt, tritt eine große Tiefe hervor, die ihr Publikum die Altersringe des Lebens erkennen lässt. Ich denke, Künstler, deren geistige Kapazität immens ist, müssten beides, sowohl die Weisheit des Alters als auch das Feuer der Jugend, in sich bewahren. Es funktioniert sicher nicht in der Art, dass man langsam älter wird. Es steht ihnen völlig frei, wie man sich freut oder trauert, je nach der Zeit die Trommel der Jugend zu schlagen oder die Saiten meisterhaft pizzicato zu spielen. #### „Du bist ein Naturtalent als Jazz-Sängerin!“ „Mit 18 Jahren wurde ich Sängerin bei der Johnny Otis Band. Es war noch um die Zeit, als der Zweite Weltkrieg gerade zu Ende ging. Mit dem Bus durchquerten wir die Südstaaten. Oft waren wir viele Monate lang nur unterwegs. Wir mussten nach Unterkünften suchen, die bereit waren, uns zu beherbergen, denn die meisten Hotels schlossen uns Schwarze damals aus.“ Es war die Zeit, in der der Jazz auch in Japan auf einmal bekannt gemacht und verbreitet wurde. Während der Kriegszeit wurde der Jazz als Musik des Feindes verboten. „In die Südstaaten reiste ich ebenso als Vertragssängerin der Lionel Hampton Band. Es war ums Jahr 1952.“ Sie ist eine legendäre Band. „Was Mr. Hampton mir einschärfte, war die Verantwortung dem Publikum gegenüber. Selbst Sänger können nicht immer in der Laune sein, zu singen. Dennoch auf die Bühne zu gehen, kostet alle unheimlich große Anstrengungen. Jedoch sobald man auf der Bühne steht, bleibt einem nichts anderes übrig als sein Bestes zu geben. Eines Tages wurde Mr. Hampton wegen einer Vergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Arzt, der ihn behandelte, verordnete ihm absolute Bettruhe. Aber als es Zeit wurde, verließ er das Krankenhaus und stand auf der Bühne, und er lachte so heiter, als ob es ihm prächtig ginge. Alles war wie immer, nein, es war viel besser als sonst, sein Auftritt war 200 % besser.” „Als Profi solltest du wahrhaft glücklich sein, auch wenn du auf der Bühne sterben würdest!“ Es war ihre Großmutter, die ihr die Strenge des Berufes erstmals beibrachte. Als Ernestine 12 Jahre alt war, schickte ihre Großmutter eine Bewerbung zu einem Sängerwettbewerb, der in ihrer Heimatstadt Houston im Bundesstaat Texas stattfinden sollte. Sie wuchs in einer Familie von Musikliebhabern auf. Sobald sie drei Jahre alt war, fing sie an, im Gospelchor mitzusingen. Da sie zuhause kein Klavier hatte, malte die kleine Ernestine auf eine Fensterbank mit einem Bleistift die Klaviatur in Schwarz und Weiß. Während sie nach Gesängen der Lieder, die aus dem Radio zu hören waren, sang, spielte sie immer Klavier auf der Fensterbank. Deshalb konnte sie nicht begreifen, was gemeint war, als sie beim Wettbewerb von einer Person, die sie auf dem Klavier begleiten sollte, gefragt wurde: „Wie hoch soll der Ton sein?“ Sie gab darauf eine ungefähre Antwort. Aber sobald die Begleitung begann, bemerkte sie doch einen fürchterlichen Fehler. „In dieser Tonlage kann ich nicht singen! Was soll ich denn machen?“ Sie geriet innerlich fast in Panik. Unter dem Anschein von Ruhe sang sie, indem sie die Melodie improvisiert veränderte. Sie bot alle ihre Kräfte auf. Den Rat ihrer Großmutter bewahrte sie in ihrem Kopf: „Wenn du Profi werden willst, musst du bis zum Ende singen, was auch immer geschehen mag.“ Als sie ihren Gesang beendet hatte, stieg ein Mann aus der Jury auf die Bühne hinauf und sagte zu ihr: „Du bist ein Naturtalent als Jazz-Sängerin!“ Die Seele des Jazz, sagt man, liegt in der Improvisation. Alles ändert sich auf der Stelle, ständig und rasant. Es ist die Musik des Raumes, in dem die Atmosphäre sowie der Austausch mit dem Publikum hochgeschätzt wird. Das heißt, sie bewies diese Fähigkeit in wunderbarer Weise. Sie konnte also bestehen! Es wurde ein Vertrag abgeschlossen, nach dem sie einmal in der Woche auf der Bühne stehen sollte. Ihre Gage betrug 25 Dollar. Das war eine hohe Summe, die einer Monatsmiete entsprach. Die junge Sängerin bekam alsbald viele Fans, die ihr Geld auf die Bühne warfen. Im nächsten Jahr zog ihre Familie von Texas nach Seattle, das sich in der nördlichsten Region der Staaten befindet. Obwohl sie wegen ihres Südstaatendialekts ausgelacht wurde, entflammte ihr Traum auch in der neuen Umgebung, und sie wurde Profi-Sängerin. #### In der Dunkelheit des tiefen Abgrunds „Herr Ikeda! Worin liegt der Unterschied zwischen Überzeugung und Arroganz?“ Frau Ernestine fragte mich. Ihre Augen strahlten ernsthaft. Ich antwortete darauf schlicht und einfach: „Etwas, das sich im Herzen desjenigen entwickelt, der stets versucht, nach dem Besseren zu streben und sich anzustrengen, ist meines Erachtens die Überzeugung. Und im Gegensatz dazu gibt man schon auf, sich mit seinen ganzen Kräften selbst unter Leiden einzusetzen, indem man zu sich sagt: ‚Es muss schon genügen’ oder ‚irgendwie wird es schon weiter gehen.’ Eine solche Einstellung kann wohl als Arroganz bezeichnet werden.“ Ich gab ihr eine kurze Antwort, weil ich der Ansicht war, dass sie selbst die Antwort auf ihre Frage bereits gewusst haben musste. Denn sie ist jemand, der sich aus dem tiefsten Abgrund hinaufgezogen hatte. Die Überzeugung einer solchen Person ist echt, und gerade die Überzeugung, mit der sie, nachdem ihre kleinliche Arroganz erschüttert und zerstört worden war, dennoch immer weiter vorwärts schritt, und die sie gewinnen konnte. Nach ihrem Debüt war sie wie ein Schiff, das im günstigen Wind segelte. Im Vergleich mit der führenden Jazz-Sängerin wurde sie „die nächste Sarah Vaughan“ genannt. Ihre Platten verkauften sich gut. Ein Artikel des „Time Magazin“ lobte sie großartig, indem es sie als „geheime Waffe der Jazz-Welt“ bezeichnete. (in der Ausgabe vom 4.8.1958) Aber in den sechziger Jahren wurde der Jazz immer weniger gefragt. Im Gegenzug war der Rock and Roll nun im Vormarsch. So wie viele andere Sänger entschied sie sich, nach Europa zu gehen. Früher schon war sie in Schweden leidenschaftlich empfangen worden. Im Jahr 1965 ging sie nach London. Es gelang ihr aber nicht Fuß zu fassen. Sie versuchte auch in Nachtklubs zu singen. Jedoch hatte sie nur wenige Aufträge. Sie geriet in eine Sackgasse. Sie arbeitete auch in einem Motel, hörte aber am dritten Tag auf. Sie nahm eine Arbeit als Telefonistin an. Sie spürte, dass ihre Hand, die nach dem Hörer griff, immer schwerer wurde. Sie wollte singen und weinen. Sie wollte ihre Kinder, die sie in Seattle zurückgelassen hatte, unbedingt wiedersehen. Ihre Mutter sorgte für ihre Kinder. Als sie daran dachte, dass sie ihrer Familie um des Gesangs willen viele Opfer aufdrängte, war sie mit einem Gefühl der Trauer erfüllt. Als sie dann in die USA zurückkehrte, sah sie eine starke Veränderung innerhalb der Musikbranche. Sie sagte zu sich: „Ich gebe auf, zu singen.“ Obwohl sie, um ihre Stimmung von Grund auf zu heben, nach Los Angeles umzog, geriet sie mit ihrem Gemüt nur noch in ein weiteres Tief hinein. Sie sagte: „Ums Jahr 1968 war es mit mir am schlimmsten. Da ich mich dauernd in einem depressiven Zustand befand, war ich auch nicht in der Lage, selbst nur zum Einkaufen zu gehen. Die Idee, auf der Bühne zu singen, kam mir überhaupt nicht.“ Während dieser Zeit begegnete sie einem Mitglied der SGI-USA. Obwohl sie nichts davon verstand, was ihr erklärt wurde, konnte sie doch die Aufrichtigkeit und Wärme spüren, die aus diesem Mitglied hervorströmten. Dann besuchte sie eine Versammlung. Als sie den Versammlungsort verließ, fiel ihr auf, dass sie ihr Lächeln wieder zurückgewann. Das geschah nach vielen Jahren. Sie war sich dessen sicher: „Ich habe gefunden, wonach ich lange gesucht habe.“ Das war 1969. #### Die Sonne wie der Mond singen „Ich möchte nochmals singen.“ Ihr Wunsch war stark. Im Jahr 1974 kehrte sie nach Seattle zurück. Sie war bereits Ende Vierzig und hatte außerdem 10 Jahre nicht gesungen. Das Showbusiness hatte sich total verändert. „Was? Von jetzt an alles nachholen!” Ganz egal, was andere meinten. Sie wollte unbedingt wieder singen. Ein Leben ohne Lieder konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. „Was die Herausforderung im Leben angeht, ist es niemals zu spät. Wer hat entschieden, dass man seinem Alter entsprechend leben muss? Mein Leben gehört mir ganz allein. Ich ahme keinen nach!“ Außerdem war sie davon überzeugt, dass das Singen ihre Aufgabe ist. Sie betete und feuerte sich selbst an: „Ich schaffe es. Ich kann es schaffen. Ich kann es bestimmt schaffen!“ Und als sie im Jahr 1975 in einem Club in Vancouver sang, wurde sie von einem Mitglied der ehemaligen Band bemerkt und angesprochen: „Hast du Lust, wieder zurückzukommen?“ „Oh, Ja!“ Sie bekam eine Chance, beim „Concord Jazz Festival“ aufzutreten, und von da ab bahnte sich der neue Weg. Sie war bereits 47 Jahre alt. Sie konnte eine neue Platte mit dem Titel „Hello like before“ produzieren. Was sie vor allen Dingen freute, war, dass sie durch das Singen die Erfahrung, mit Menschen von Herz zu Herz zu kommunizieren, erneut erleben konnte. Singen bedeutet einen jeden anzusprechen, ein Gefühl von Herz zu Herz zu übermitteln und an andere zu appellieren. Sie hatte Gefühle, die sie anderen unbedingt mitteilen wollte. Ihr Körper war von Gefühlen, die sie nur durch das Singen zum Ausdruck bringen konnte, erfüllt, wenn sie meinte: „Ich bin im Grunde genommen eine Sängerin, die ihre eigene Emotion singt.“ Blues, die traurigen Lieder, die sie früher nie mochte, konnte sie jetzt, wo sie Blues selbst gelebt hatte, aus ihrem ganzen Wesen singen. „Eine Stimme, die viel tiefer, reicher und überzeugender ist als früher“, kam positive Kritik. Erst nachdem sie ihr Comeback im Showgeschäft geschafft hatte, wurde sie viermal für den „Grammy Preis“ nominiert. Ihre Unbeugsamkeit rühmte ich herzlich, indem ich erklärte: „Gesang ist großartig. Die Sonne singt, und der Mond singt auch. Alle Phänomene im Universum singen. Alles, unabhängig von Exstenz und Nicht-Existenz, singt, indem es das mystische Gesetz, den Rhythmus der fundamentalen Gesetzmäßigkeit, in sich trägt. Der Glanz der Abendsonne gibt selbst müden Menschen eine grenzenlose Beruhigung, während er den Himmel purpur rot färbt, und die Morgensonne, die in morgendlicher Stille aufgeht, gibt uns eine Energie, um einen Tag kraftvoll zu leben. Die Musik hat die gleiche Kraft inne. Bitte singen Sie ihr ganzes Leben lang fortgesetzt! Liefern Sie bitte eine Melodie der Abendröte, den Menschen eine heilende Kraft zu geben, sowie eine Melodie der aufgehenden Sonne, den Menschen eine Hoffnung zu geben, allen Menschen von Herz zu Herz, und zwar mit Ihrer Stimme!“ #### Zusammen mit ihrer behinderten Schwester Hier habe ich etwas, das ich nicht versäumen darf, zu beschreiben. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie eine Zwillingsschwester. Ihre ältere Zwillingsschwester hatte eine Behinderung. Bei ihrer Geburt verletzte ein Arzt ihren Kopf mit einer Zange, wodurch ihr Gehirn geschädigt wurde. Ernestine wuchs gesund auf, ihre Schwester Josephine aber blieb mit ihrem Wachstum zurück. Und ziemlich spät erst bemerkte ihre Familie, dass neben ihrer langsamen Entwicklung auch noch etwas anderes nicht in Ordnung war. Als sie fünf Jahre alt wurde, sagte ein Arzt: „Sie wird kaum länger als zehn Jahre leben.“ „Josephine haben wir alle in der Familie Finnie gerufen. Finnie hatte eine Intelligenz, die etwa der von vier bis fünfjährigen Kindern entsprach. Und wegen der geschädigten Hypophyse konnte ihr Körper auch nicht mehr viel wachsen. Ohne eine Stütze konnte sie auch nicht laufen. Meine Mutter kümmerte sich die ganze Zeit um sie.“ Nun fing Frau Ernestine an, mit ihrer Familie zusammen zu leben. Aus Anlass, dass sie ihren Gohonzon zuhause einschreien wollte, kamen einige Mitglieder zu ihr, die in ihrer Nähe wohnten und länger praktizierten, und eines von ihnen empfahl auch der kleinen Finnie, zusammen Daimoku zu chanten. „Sie kann nicht mitmachen. Sie versteht es nicht.“ Obwohl Frau Ernestine versuchte, ihnen die Situation zu erklären, holte das Mitglied einen kleinen Stuhl her und setzte Finnie darauf. So fingen sie an, zusammen Daimoku zu chanten. Bald fiel Frau Ernestine auf, dass ihre kleine Schwester Finnie auch Daimoku chantete. Sie dachte: „Unglaublich! Jedoch kann sie nicht lange sitzen bleiben ...“ Trotzdem blieb Finnie doch bis zum Ende still sitzen. Seit der Zeit ging sie ebenfalls zu den Versammlungen mit. Auf den Versammlungen wirkte sie glücklich. Bald danach erlaubte die Mutter erstmals, dass Finnie auch abends ausgehen durfte. Im Jahr 1994 wurden Finnies Aquarellbilder in der Kunstgalerie von Seattle ausgestellt. Ein Lokalfernsehsender produzierte einen Dokumentarfilm „Die Kunst der Anderson Geschwister“. Das Programm, das ausgestrahlt wurde, verbreitete eine Welle der Begeisterung. Es brachte ein erstaunlich großes Echo. Und 1998 veranstalteten sie anlässlich ihres siebzigsten Geburtstags eine Spenden-Sammelaktion, bestehend aus Beiträgen der Lieder und Aquarellbilder. Sie wurde von unzähligen Menschen besucht. Diese Veranstaltung sollte zur Unterstützung für obdachlose und HIV-infizierte Kinder dienen. Als ein Jahr verging, wurde Finnie tot krank. Ernestine, die dadurch in Schrecken versetzt wurde, wurde von ihrer Tochter Sherry ermutigt: „Mama! Nimm dich zusammen! Sie benötigt jetzt deine Hilfe, ja, Mamas Stärke und Daimoku!“ Und im Krankenhaus, als Frau Ernestine neben Finnie, die im Bett lag, leise Daimoku chantete, wendete Finnie ihr Gesicht in die Richtung um, von der die Stimme des Daimoku kam. Dann war es so weit, dass das künstliche Beatmungsgerät abgestellt werden sollte. Nichtsdestotrotz blieb sie noch zwei weitere Wochen am Leben, ohne etwas zu sich zu nehmen. „Finnie strengt sich dermaßen an ... der Grund dafür ist ...“ Frau Ernestine begriff, weil sie mit ihr so eng verbunden war. „So ist es. Sie möchte heim kehren.“ Sherry kehrte dann zuerst nach Hause zurück und machte Finnies Zimmer nach besten Kräften schön sauber. Als sie zwei Tage später wieder ins Krankenhaus kam, sagte Sherry zu ihrer kranken Tante: „Nun, gehen wir jetzt schnell nach Hause zurück. Ich möchte, dass du dein wunderschön hergerichtetes Zimmer sehen kannst!“ In diesem Augenblick quollen die Tränen aus den geschlossenen Augen Finnies über, die schon nicht mehr in der Lage gewesen sein konnte, etwas zu hören. Nachdem sie heimgekehrt war, konnte sie noch zwei Wochen lang weiter leben. Obwohl ein Arzt zu ihr einst gesagt hatte, „Sie wird kaum länger als zehn Jahre leben können“, lebte sie doch bis zum Alter von 71 Jahren. Sie lebte die ganze Zeit zusammen mit ihrer Familie. Jetzt ist Frau Ernestine der tiefen Ansicht, dass der „Erfolg“ des Lebens nicht daran zu messen ist, berühmt oder reich, sondern glücklich zu werden. „Früher war ich immer darum bemüht, das Glück außerhalb meiner selbst zu suchen; Ich würde glücklich sein, wenn meine Lieder mehr verkauft werden könnten; wenn ich heiraten könnte; wenn ich ein neues Auto kaufen könnte. Jedoch das alles konnte mir kein dauerhaftes Glück bringen. Jetzt bin ich glücklich. Das Glück tritt aus dem Inneren hervor. Gerade dieses Glück ist das Glück, das mich von sich aus niemals verlässt.“ Das sind ihre Worte, die im Buch „I Dream a World: Portraits of Black Women Who Changed America“ stehen. Dieses Buch besteht aus einer Ansammlung von Interviews, die mit „den 75 schwarzen Frauen, die Amerika veränderten,“ durchgeführt wurden. Frau Ernestine wurde zusammen mit bedeutenden Persönlichkeiten wie z. B. Rosa Parks, der Mutter der Bürgerrechtsbewegung, ausgewählt. #### Das Lied „My Way“, das sie sang An jenem Tag unserer ersten Begegnung auf der ersten Generalversammlung der SGI-USA sang sie, die ihre dichtgedrängten Pläne gemanagt und sich auf den weiten Weg bis nach Alaska gemacht hatte, das Lied „My Way (Mein Weg)“ solo. (Mai 1983) Sie sagte offen, dass sie dieses Lied bis zu diesem Zeitpunkt ungern gesungen hatte: „Aber im Laufe der Proben rührte mich der Text in meinem Herzen, und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten.“ „Gewiss gab es Zeiten, die du sicher kennst, wo man mehr abbeißt, als man kauen kann. Aber immer wenn es Zweifel gab, aß ich sie auf und spuckte sie aus: Ich trotzte allem, blieb standhaft, und ging meinen Weg.“ Das weiße Kleid, in dem sie sang, wurde von Cocktailstrahlen in Rot, Blau und Gelb beleuchtet. Ins Herz aller, die ihr zuhörten, kam ihr tiefes Gefühl direkt hinein: „Auch ich trotzte allem, führte mein Leben fest auf diesem Weg. Gut, dass ich auf meinem Weg weiter gelebt habe, Gut, dass ich nicht aufgegeben habe, Gut, dass ich weiter gekämpft habe. Ihnen allen, vielen herzlichen Dank! Zu jenen leidvollen Tagen, besten Dank! Für alles im Leben, Dankeschön!“ Sie, 74 Jahre alt, fährt fort, noch heute an der vordersten Front zu singen. (aus „Seikyo Shimbun“ vom 25. Mai 2003)