Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda ======================================== „Über das Öffnen der Augen“ ---------------------------- **(8) Die tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Lotos-Sutra ** > **- Beschützt den Ausübenden des Lotos-Sutras, der das große Gesetz** > > **für die Verwirklichung der Buddhaschaft verbreitet! ** ### Grundvoraussetzungen als Ausübender des Lotos-Sutras Bis jetzt haben wir gezielt versucht, den erhabenen Lebenszustand Nichiren Daishonins als Ausübender des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes zu erforschen. Wenn ich es hier einmal kurz zusammenfassen darf, zählt der Daishonin vor allen Dingen den „tiefen Schwur, innigsten Wunsch“ (Seigan) als die erste Grundvoraussetzung auf. Das ist der Schwur, für den er seinen Glauben an das Lotos-Sutra als die Lehre für die Verwirklichung der Buddhaschaft durch und durch beibehält, was ihm auch immer zustoßen mag, und dazu fest entschlossen bleibt, anderen davon zu erzählen und es zu verbreiten. Die als nächstes erläuterte Grundvoraussetzung ist das „Aushalten von Verfolgungen“ (Nin’nan). Gerade dadurch, dass sie ihren tiefen Schwur, innigsten Wunsch konsequent beibehält und alle möglichen Verfolgungen aushält, zeichnet sich die Person als Ausübende des Lotos-Sutras aus. Allerdings heißt „Verfolgungen auszuhalten“ hierbei sicher nicht, dass man sie einfach passiv zu erdulden hat, sondern dass man einen zähen Kampf führt, alle möglichen Verfolgungen zu überwinden und letztlich über sie zu triumphieren. Des weiteren zählt der Daishonin neben dem „Aushalten von Verfolgungen“ das „tiefe Mitgefühl“ (Jihi) auf, weil die zähe Kraft, Verfolgungen auszuhalten, diesem tiefen Mitgefühl entspringt. Angesichts des tiefen Mitgefühls des Ausübenden des Lotos-Sutras, der mutig aufsteht, um alle Menschen im Späten Tag des Gesetzes zu erretten, was auch immer geschehen mag, sind alle anderen Verfolgungen „nicht mehr bedeutend als Staub im Wind.“ (DG Band 2, Seite 186; JG, Seite 232) Zudem lehrt der Daishonin, dass sich der Ausübende des Lotos-Sutras, der den Texten des Lotos-Sutras gemäß praktiziert, was ihm ermöglicht, alle durch die unreine Welt bedingt erscheinenden Hindernisse und Widrigkeiten zu überwinden, in einem Lebenszustand der „Wonne“ befindet, indem er das buddhistische Prinzip „Karma wird vom Wunsch bekleidet“ (Ganken-ogo) als Beispiel dafür zeigt. ### Der „Zweifel in der Welt“ und die „Frage in meinem Herzen“ Es ist sicherlich überflüssig zu sagen, dass der Daishonin, der sich – auf „tiefem Schwur, innigstem Wunsch“ (Seigan), „Aushalten von Verfolgungen“ (Nin’nan), „tiefem Mitgefühl“ (Jihi) und „Wonne“ (Yorokobi) basierend – in diesem erhabenen Lebenszustand befand, mit voller Überzeugung als Ausübender des Lotos-Sutras stand. Dennoch zeigt uns der Daishonin, der, wie bislang erläutert, seine tiefe Überzeugung als Ausübender des Lotos-Sutras klargestellt hat, nunmehr eine der schwerwiegendsten Fragen offen auf. „Jedoch geht es um den Zweifel, der in der Welt vorherrscht, sowie um die Frage, die auch in meinem Herzen \[ungeklärt\] existiert: ‚Warum die himmlischen Götter mir, Nichiren, nicht beistehen.’ … Sollte das bedeuten, dass ich kein Ausübender des Lotos-Sutras bin?“ (DG Band 2, Seite 113; JG, Seite 203) „Jedoch geht es um den Zweifel, der in der Welt vorherrscht, sowie um die Frage, die auch in meinem Herzen \[ungeklärt\] existiert: ‚Warum die himmlischen Götter mir, Nichiren, nicht beistehen.’ Die Schutzgötter wie alle himmlischen Götter legten vor dem Buddha ihr Gelübde ab, \[den Ausübenden des Lotos-Sutras zu beschützen\]. Obwohl sie sich meines Erachtens eigentlich darum Gedanken machen sollten, dass, selbst wenn der Ausübende des Lotos-Sutras ein Affe wäre, sie diesen als Ausübenden des Lotos-Sutras würdigen und dadurch ihr vor dem Buddha abgelegtes Gelübde sofort erfüllen müssten, ist es noch nicht bewerkstelligt. Sollte das bedeuten, dass ich kein Ausübender des Lotos-Sutras bin? Da diese Frage den Kern dieses Schreibens sowie das Wesentlichste in meinem ganzen Leben darstellt, werde ich sie hier und öfter erheben. Darüber hinaus werde ich diese Frage umso stärker hervorheben und die Antwort darauf herausstellen. (DG Band 2, Seite 113; JG, Seite 203) Nämlich: Warum beschützen die himmlischen Götter den Daishonin, den Ausübenden des Lotos-Sutras, nicht? Sie gelobten sich doch vor dem Buddha feierlich, all diejenigen, die das Lotos-Sutra praktizieren, auf alle Fälle zu beschützen, ganz gleich, wer das Lotos-Sutra im Späten Tag des Gesetzes ausübt. Nichtsdestotrotz wurde kein Schutz durch sie erkennbar. Liegt es daran, dass der Daishonin selbst kein Ausübender des Lotos-Sutras ist? Diese Frage sowie der Zweifel zugleich, der unter der Bevölkerung vorherrschte, hängen mit dem Hintergrund, warum der Daishonin dieses Werk verfasste, eng zusammen. Das heißt, da die Verfolgung, die sich am 12. September 1271 in Tatsunokuchi ereignete, und die darauffolgende Verbannung auf die Insel Sado aus einer vom damaligen Militärregime initiierten, massiven Unterdrückung, die eine Auswirkung auf den gesamten Orden des Daishonins hatte, herrührten, konnten viele Schüler und Anhänger des Daishonins von der Welle der Verfolgungen auch nicht verschont bleiben; viele wurden ihrer Lehen sowie Besitztümer enteignet, manche wurden vertrieben, und nicht wenige wurden zu überhöhten Geldstrafen verurteilt. Dadurch fiel eine große Zahl von Schülern und Anhängern des Daishonins im Glauben an seine Lehre zurück. Hierzu schreibt der Daishonin beispielsweise: „Nichtsdestotrotz gab es unter den Schülern und Anhängern solche Feiglinge, die ihren Glauben überhaupt aufgaben oder denen danach zumute war, im Glauben zurückzufallen.“ (JG, Seite 1224) „Zum Zeitpunkt, als die \[über mich verhängte\] Strafe durch die Obrigkeit vollstreckt wurde, gaben auch in Kamakura 999 von 1000 Personen ihren Glauben auf.“ (DG Band 3, Seite 72; JG, Seite 907) Unter solchen Umständen wurde in der Öffentlichkeit die Kritik laut, warum die himmlischen Götter keinen Schutz gewähren, falls der Daishonin wirklich der Ausübende des Lotos-Sutras sein sollte. Oder es lässt sich vermuten, dass diejenigen Schüler, die mit der Zeit ihren Glauben aufgaben, möglicherweise in ihrem Herzen auch denselben Zweifel hatten. Obzwar selbst die Schüler, die noch standhaft blieben, ihren Glauben an die Lehre des Daishonins bis zum Ende beibehielten, fehlte ihnen keine Möglichkeit, gegen eine solche Kritik, die von der Öffentlichkeit und aus der Reihe derjenigen stammte, die ihren Glauben an die Lehre des Daishonins verloren, glaubwürdig und überzeugend zu argumentieren. Es könnte wohl möglich gewesen sein, dass solche Schüler sich nach einer buddhistisch-philosophisch klaren Antwort sehnten. Diese sowohl innerhalb als auch außerhalb seines Ordens existierende Frage unmissverständlich zu beantworten, war gerade dafür unabdingbar, die Dunkelheit im Herzen aller Menschen zu erhellen und ihnen eine feste Zuversicht zu geben. Der größte Teil dieser Abhandlung ist folglich der Mühe dafür gewidmet, diese Frage zu klären und den unter den Menschen existierenden Zweifel auszuräumen. Hier nennt der Daishonin zwar parallel zum „in der Welt vorherrschenden Zweifel“ ebenso die „in meinem Herzen \[ungeklärt\] existierende Frage“, das bedeutet jedoch natürlicherweise nicht, dass der Daishonin selbst daran einen Zweifel hegte, welcher zum grundlegenden Irrtum oder Misstrauen führte. Die Frage, mit der sich die Menschen in der Welt sowie manche seiner Schüler beschäftigten, oder der Zweifel, den sie im allgemeinen hatten, hieß, dass der Daishonin doch kein Ausübender des Lotos-Sutras sei. Im Gegensatz dazu besaß der Daishonin tief in seinem Herzen selbstverständlich eine glühend lodernde Überzeugung, dass er einzig und allein der Ausübende des Lotos-Sutras im Späten Tag des Gesetzes ist. Aus diesem Grund geht ein unbedingt klarzustellendes Thema hervor. Es ist nämlich die Frage, die lautet: „Warum machten sich die himmlischen Schützgötter nicht auf, ihre Schutzfunktion in Gang zu setzen?“ Gerade dieser Zweifel, bei dem es um die himmlischen Schützgötter geht, die den Ausübenden des Lotos-Sutras beschützen sollten, trifft auf die Kernfrage zu, mit der sich der Daishonin tief in seinem Herzen befasste, so können wir mit Ehrfurcht ersehen. Der Zweifel, der in der Welt weitgehend vorherrschte, ob der Daishonin in Wirklichkeit kein Ausübender des Lotos-Sutras sei, und die im Herzen des Daishonins ungeklärt existierende Frage, warum sich die himmlischen Schützgötter nicht aufmachten, ihre Schutzfunktion für den Ausübenden des Lotos-Sutras in Gang zu setzen – diese beiden Unklarheiten bilden ein gepaartes Problem, das sich nicht voneinander trennen lässt. **„Der Kern dieses Schreibens sowie das Wesentlichste in meinem ganzen Leben“ ** Der Daishonin bezeichnet dieses Problem, das von zwei Aspekten aus betrachtet werden kann, als „den Kern dieses Schreibens sowie das Wesentlichste in meinem ganzen Leben“. Das heißt, der Daishonin geht hierbei sogar soweit, um klar hervorzuheben, dass gerade diese Frage sowohl den Kern seiner Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ als auch das Allerwichtigste bei dem Kampf, den er sein ganzes Leben lang führte, ausmacht. Durchbricht er die dicken Wolken dieser Frage, so kann er auf ein weites Wolkenmeer herunterschauen, über dem sich das Strahlen der Sonne am blauen Himmel voller Überzeugung grenzenlos ausbreitet. Der Prozess, diese grundlegende Frage zu klären, zeigt uns den Weg, auf dem wir zum tiefen Verständnis über die „Manifestation des wahren Objekts der Verehrung in der Verkörperung der Person“ gelangen können. Deshalb sagt der Daishonin: „Darüber hinaus werde ich diese Frage umso stärker hervorheben und die Antwort darauf herausstellen.“ (DG Band 2, Seite 113; JG, Seite 203) Dadurch, dass er das Problem umso klarer verdeutlicht, zielt er darauf, es grundlegend und entgültig zu lösen. Wenn wir die von hier an nachfolgende Entwicklung dieser Abhandlung mit Ehrfurcht verfolgen, lässt es sich deutlich erkennen, dass seine thematische Darlegung, die darauf zielt, uns die Lösung des Problems aufzuzeigen, indem er diesen unter der Bevölkerung vorherrschenden großen Zweifel umso stärker hervorhebt, konzeptionell, von den folgenden zwei Säulen gestützt, aufgebaut ist. Als erstes stellt der Daishonin die „tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Lotos-Sutra“ klar, dass die Menschen in der Welt „Gemütsruhe“ (Nin-kai), die Menschen in der Welt „Himmlische Freude“ (Ten-kai) sowie die Menschen in der Welt „Bodhisattwa“ neben den Menschen der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), durch das Lotos-Sutra zum ersten Mal die Erleuchtung erlangen konnten. Und im Anschluss daran hebt der Daishonin den in der Welt vorherrschenden Zweifel umso stärker hervor, indem er selbst diese Frage offen stellt, ob der Grund, warum sie allem zum Trotz nicht erschienen, um den Daishonin zu beschützen, möglicherweise darin liegen könnte, dass er kein Ausübender des Lotos-Sutras sei. (DG Band 2, Seite 113-148; JG, Seite 203-217) Hierbei ist zu beachten, dass er in Wirklichkeit den Kernpunkt in bezug auf den Schutz der himmlischen Götter erörtert, wiewohl er anscheinend in einer Art und Weise versucht, der allgemein vorhandenen Frage Nachdruck zu verleihen. Das bedeutet, dass die Kraft, das Lotos-Sutra zu beschützen, als Ausdruck, gegenüber dem Lotos-Sutra, dem Gesetz für die Erlangung der Erleuchtung, Dankbarkeit zu erweisen, hervortritt. Und gerade dadurch wird der Kernpunkt aufgezeigt, dass ein Ausübender des Lotos-Sutras derjenige ist, der das Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft in die Tat umsetzt. Als zweites betrachtet der Daishonin die im elften Kapitel des Lotos-Sutras „Erscheinen des Schatzturms“ stehende „Dreifache Verkündigung“ (Sanka-no-Hosho), wobei der Buddha die Bodhisattwas dazu auffordert, einen Schwur abzulegen, um das Lotos-Sutra nach seinem Dahinscheiden zu verbreiten, die im zwölften Kapitel „Devadatta“ erwähnte „Zweifache Ermahnung“ (Nika-no-Kangyo), wobei der Buddha die Erlangung der Erleuchtung der gewöhnlichen Sterblichen erläutert, und die im dreizehnten Kapitel „Aufforderung zum Beibehalten“ dargelegten Verse der zwanzig Zeilen, die auf das Erscheinen der „Drei starken Feinde“ hinweisen. Aufgrund dessen stellt es sich klar heraus, dass die Ausübung, die der Daishonin selbst mit seinem eigenen Leibe verrichtet, allen Darlegungen im Lotos-Sutra genau entspricht, und gleichzeitig werden „die hässlichen Gesichter derjenigen, die das Gesetz verleumden“, (DG Band 2, Seite 149; JG, Seite 217) klar vor Augen geführt, nämlich eine Situation, dass das ganze Land Japan mit solchen Menschen erfüllt ist, die verhindern, das Lotos-Sutra, das Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft, zu verbreiten. (DG Band 2, Seite 148-185; JG, Seite 217-231) Hier hebt der Daishonin, indem er seine tiefe Überzeugung als Ausübender des Lotos-Sutras anhand dessen Text bestätigt, die in seinem Herzen ungeklärt existierende Frage, warum ihm die himmlischen Schutzgötter trotzdem nicht beistehen, umso stärker hervor. Obwohl die Antwort auf die in seinem Herzen existierende Frage aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt wird, möchte ich Betrachtungen darüber bei einer anderen Gelegenheit erneut anstellen. Wenn ich aber diese kurz zusammengefasst erwähnen darf, geht es im wesentlichen um den Punkt, dass der Schutz der himmlischen Götter deswegen nicht funktioniert, weil das ganze Land, das voll von solchen Menschen ist, die das Gesetz verleumden, von den himmlischen Schutzgöttern verlassen worden ist. Diese Betrachtung gilt jedoch noch als eine oberflächliche Antwort. Die wahre Antwort findet sich in dem Abschnitt, der nachfolgend damit beginnt: „Letzten Endes: Verlassen mich die Götter! Widerfahren mir Verfolgungen! Allem zum Trotz bin ich darauf gefasst, mein Leben \[für die Verbreitung des Gesetzes\] zu geben!“ (DG Band 2, Seite 185; JG, Seite 232) Gerade hierin tut der Daishonin seinen großen Wunsch kund. Das heißt, ob ihm die himmlischen Schutzgötter beistehen oder nicht, ist für ihn keine Frage, sondern worauf es ankommt, ist die Person, die ihren großen Wunsch, das Land zu erretten, das voller Verleumdungen des Gesetzes ist, ganz gleich, was auch immer geschehen mag, konsequent beibehält und sich dafür standhaft und unaufhörlich bemüht. Gerade solch ein Mensch ist der Ausübende des Lotos-Sutras. Schließlich stellt es sich durch diese zweite Darlegung klar heraus, dass, weil der Ausübende des Lotos-Sutras derjenige ist, der gegen das Böse, das Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft zu verleumden, kämpft, ihm große Verfolgungen widerfahren. Und gerade einem solchen wahren Ausübenden des Lotos-Sutras kann der Schutz der himmlischen Götter zuteil werden. Was diesen Punkt angeht, möchte ich erst, nachdem ich den ersten der bereits erwähnten zwei Punkte noch etwas näher erläutert habe, Betrachtungen darüber anstellen. ### Die tiefe Dankbarkeit der Zwei Fahrzeuge dem Lotos-Sutra gegenüber In seiner ersten Darlegung stellt der Daishonin klar, dass zuerst die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), und ihnen nachfolgend die Bodhisattwas und die Menschen in den Welten „Himmlische Freude“ (Ten-kai) und „Gemütsruhe“ (Nin-kai) dem Lotos-Sutra gegenüber ihre tiefe Dankbarkeit zu erweisen haben. Das heißt, sie konnten, erst als sie zum Lotos-Sutra gelangten, zum ersten Mal die Erleuchtung erlangen. Um diesem Lotos-Sutra gegenüber ihre große Dankbarkeit zu erweisen, gelobten sie sich vor dem Buddha, diejenigen zu beschützen, die das Lotos-Sutra ausüben. Hierbei handelt es sich um den Aspekt, der klarstellt, dass sie eigentlich natürlicherweise vor dem Ausübenden des Lotos-Sutras erscheinen sollten. Der Daishonin macht sich auf, zu erläutern, wie wichtig es ist, Dankbarkeit zu erweisen. (DG Band 2, Seite 113 f; JG, Seite 203- ) Mühe anderer mit Dankbarkeit zu erwidern, ist die höchst tugendhafte Eigenschaft eines Menschen. Im Gegensatz dazu werden solche Menschen, die vergessen, ihre Dankbarkeit zu erweisen, unweigerlich vom rechten Weg abkommen. Der Glanz der wahren Menschlichkeit erstrahlt im Verhalten der Menschen, die sich der Mühen anderer bewusst werden und sich ferner selbst darum bemühen, sie mit Dankbarkeit zu erwidern. Der Daishonin setzt seine Erläuterung fort, indem er klarstellt, dass die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), die Bodhisattwas und die Menschen in der Welt „Himmlische Freude“ (Ten-kai), welche an der im Lotos-Sutra stattgefundenen Zeremonie in der Luft anwesend waren, ihre tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Lotos-Sutra niemals vergessen können. Zuerst wird auf die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), Bezug genommen. Hier werden alle davor gepredigten vorläufigen Sutren, in denen die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge mit drakonischer Strenge gerügt wurden, dass sie auf gar keinen Fall die Erleuchtung erlangen können, und das Lotos-Sutra, das ihnen doch ermöglichte, die Erleuchtung zu erlangen, zum Vergleich gegenübergestellt. Es war eine schonungslose Strenge, wie Shakyamuni sie in den Sutren, die dem Lotos-Sutra hervorgehend gepredigt wurden, rügte und anprangerte. Um uns verständlicher zu machen, sagt der Daishonin, dass die heulende Stimme Kashyapas (Kasho), auch Mahakashyapa genannt, der vom Buddha in den davor gepredigten Sutren gerügt wurde, er könne keine Erleuchtung erlangen, in den dreitausend Welten, dem gesamten Universum, widerhallte. Das war eine strenge Rüge, die aus dem „tiefen Mitgefühl“ (Jihi) des Buddhas hervorging, der sich voll und ganz dafür einsetzte, die fundamentale Dunkelheit des Lebens der Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge zu durchbrechen, die vergaßen, zum Wohl und Glück anderer beizutragen, und nur nach ihrem eigenen Nutzen strebend lebten. Dann erlangen die Menschen in der Welt „Shravakas“ (Stimmen-Hörer) erst im Lotos-Sutra die „hervorragende Medizin der Unsterblichkeit“ (DG Band 2, Seite 114; JG, Seite 203). Die Erklärung, dass die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge niemals die Erleuchtung erlangen können, bedeutete quasi den Tod eines jeden Ausübenden des Buddhismus. Jedoch können sie, „ohne ihren Körper zu Asche zu verbrennen und ihre Weisheit zu erlöschen“ (Keshin-mecchi), die Weisheit des Mystischen Gesetzes erlangen. Erst dazu gelangt, können sie als Ausübende des Buddhismus zum Leben erweckt werden. Daher wird das Lotos-Sutra die „hervorragende Medizin der Unsterblichkeit“ genannt. Die vier großen „Shravakas“ (Stimmen-Hörer), \[Subhuti (Shubodai), Mahakatyayana (Kasen’nen), Mahakashyapa (Kasho) und Mahamaudgalyayana (Mokkenren)\], denen es erst im Lotos-Sutra gestattet wurde, die Erleuchtung zu erlangen, gelobten sich, indem sie sagten: „Wir sind jetzt wahre Shravakas geworden.“ (LS, Seite 235) Das heißt, über ihren bisherigen Zustand hinaus, in dem sie als Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge die Stimme des Buddhas nur oberflächlich hörten und nicht tief genug verstanden, erklären sie, dass sie sich als wahre Shravakas dazu fest entschlossen haben, die wahre Weisheit des Buddhas tiefgründig aufzunehmen und die Stimme des Buddhas alle Lebewesen hören zu lassen. Das deutet darauf hin, dass sie nunmehr als Bodhisattwas aufgestanden sind. Das ist zu Recht ihr tiefes Gelübde, ihre bisherige enge Welt zu verlassen, in der sie nur in den Gedanken verbohrt waren, sich von ihren eigenen Leiden befreien zu wollen, und einen Kampf mit ihrem Meister in untrennbarer Einheit zu führen, um hoch in die weite Welt hinaufzufliegen, in der sie sich um der Errettung aller Lebewesen willen frei und grenzenlos bewegen können. Und in den darauffolgenden Texten des Lotos-Sutras wird unterstrichen, dass es ihnen auch nicht möglich ist, die Mühen des Buddhas überhaupt in gebührender Weise zu erwidern, selbst wenn sie nach all ihren besten Kräften versuchen würden, die Dankbarkeit dafür zu erweisen. Es kommt ganz und gar nicht in Frage, dass die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge, die das Auge des Buddhas sowie das Dharma-Auge, womit sie das gesamte Universum durchschauen können, erlangten, den Ausübenden des Lotos-Sutras übersehen. Wenn sie aber sehen und feststellen, dass es im Späten Tag des Gesetzes einen Ausübenden des Lotos-Sutras gibt, werden solche Heilige auf jeden Fall, selbst durch ein großes Feuer hindurch, herbeieilen und alle Bemühungen auf sich nehmen, um das Lotos-Sutra zu beschützen. Anderenfalls wird die Aussage des Buddhas „in der letzten Fünfhundert-jahrperiode weithin im ganzen Jambudvipa (Universum) verbreiten“[^1] zur Lüge. Allem zum Trotz, warum beschützen sie den Ausübenden des Lotos-Sutras überhaupt nicht, dem die große Verfolgung widerfährt? Stehen die Menschen in den Welten der zwei Fahrzeuge an der Seite derjenigen, die das Gesetz verleumden? Während der Daishonin sie derart scharf anprangert, stellt er wiederholt die Frage, warum der Schutz der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), nicht erscheint, und schließt somit diesen Abschnitt ab, indem er schreibt: „Diese grundlegende Frage wächst mehr denn je.“ (DG Band 2, Seite 122; JG, Seite 207) ### Die tiefe Dankbarkeit der Bodhisattwas und der Menschen in den Welten ### „Himmlische Freude“ und „Gemütsruhe“ gegenüber dem Lotos-Sutra Als nächstes erläutert der Daishonin die tiefe Dankbarkeit, welche die Bodhisattwas und die Menschen in den Welten „Himmlische Freude“ (Ten-kai) und „Gemütsruhe“ (Nin-kai) dem Lotos-Sutra gegenüber zu erweisen haben. (DG Band 2, Seite 122 ff; JG, Seite 207- ) Obwohl er in diesem Teil Unterschiede zwischen den davor gepredigten Sutren und dem Lotos-Sutra hervorhebt, macht der Daishonin doch die Lehre des Lotos-Sutras, das Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft, umso deutlicher. Das heißt, er bezieht sich auf die tiefgründigen Prinzipien „Gegenseitiges Enthaltensein der zehn Welten“ im zweiten Kapitel „Geeignetes Mittel“ sowie „Erlangung der Erleuchtung in der ewig entfernten Vergangenheit“ im sechzehnten Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“. Und dabei zeigt er uns klar, inwiefern die Bodhisattwas und die Menschen in den Welten „Himmlische Freude“ und „Gemütsruhe“, welche erst durch das Lotos-Sutra die Erleuchtung erlangen konnten, ihre Dankbarkeit gerade dafür zu erweisen haben. Zuerst erklärt der Daishonin, dass diverse Bodhisattwas, die in den dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten Sutren erschienen, nicht die Schüler Shakyamunis waren. Zum Beispiel waren die Bodhisattwas, die sich versammelten, als das Blumen-Girlanden-Sutra (Skt.: Avatamsaka-Sutra; Ja.: Kegon-kyo) gepredigt wurde, diejenigen, die aus Buddhaländern in den zehn Himmelsrichtungen vor Shakyamuni erschienen, der unter dem Bodhi-Baum die Erleuchtung primär erlangte. Daher können sie nicht Schüler Shakyamunis gewesen sein. Des weiteren wird erläutert, dass Shakyamuni in seinen dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten Sutren keine einzige Lehre predigte, welche den von ihnen gepredigten Lehren überlegen war. Die Bodhisattwas, die sich in solch einer Beziehung zu Shakyamuni befanden, verehren ihn zum Zeitpunkt der Predigt des Lotos-Sutras zum tiefen Respekt ihre Hände zusammenfaltend und tragen ihm höflichst den Wunsch vor, dass sie gerne die Lehre „Weg von ‚Enthaltensein und Ausgestattetsein’ (Gu-soku)“ hören möchten. Hierzu schreibt der Daishonin wie folgt: „Enthaltensein (Gu) bezieht sich auf das gegenseitige Enthaltensein der zehn Welten, während Ausgestattetsein (soku) bedeutet, dass, wenn es in der einen Welt die zehn Welten gibt, jede einzelne Welt alle anderen Welten enthält, was darauf hinweist, dass sie vollkommen ausgestattet ist.“ (DG Band 2, Seite 128; JG, Seite 209) Aufgrund des Prinzips „Gegenseitiges Enthaltensein der zehn Welten“ wird die Manifestation der Welt der Buddhaschaft in jeder einzelnen der zehn Welten verwirklicht, und dadurch stellt es sich klar heraus, dass alle Menschen ohne Ausnahme imstande sind, die Buddhaschaft zu verwirklichen. In bezug auf die „Lebewesen“ aus dem im zweiten Kapitel des Lotos-Sutras „Geeignetes Mittel“ stehenden Zitat „Weil sie (alle Buddhas) wünschen, die Weisheit des Buddhas für die Lebewesen zu öffnen, erscheinen sie in dieser Welt“ erklärt der Daishonin nachfolgend: „Der Begriff ‚Lebewesen’ bezieht sich auf Shariputra, er beinhaltet die Menschen mit unkorrigierbarem Unglauben (Skt.: Icchantika), und er trifft auf die neun Welten zu.“ (DG Band 2, Seite 128; JG, Seite 209) Somit macht der Daishonin klar, dass nicht nur Shariputra, Vertreter der zwei Fahrzeuge, sondern auch alle Lebewesen in den neun Welten einschließlich der Menschen mit unkorrigierbarem Unglauben (Skt.: Icchantika) durch das Gesetz von ‚Enthaltensein und Ausgestattetsein’ (Gu-soku)“ die Erleuchtung erlangen konnten. Und dadurch, dass der Weg zur Erlangung der Erleuchtung für alle Menschen frei gemacht wurde, konnte Shakyamunis Schwur, „sich zu geloben, alle Lebewesen zum jenseitigen Ufer der Erleuchtung zu bringen“[^2], vollbracht werden. Zugleich wird dargestellt, dass alle Bodhisattwas und himmlischen Schutzgötter einräumten, die unübertroffene Lehre des Lotos-Sutras „Ichinen-sanzen“ zum ersten Mal gehört zu haben. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte das Lotos-Sutra für alle Bodhisattwas und andere mehr als genug als unübertroffene Lehre gelten, dennoch wird des weiteren im sechzehnten Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ die Lehre verkündet, in der offenbart wird, dass Shakymani „seine Erleuchtung in der ewig entfernten Vergangenheit erlangte“ (Kuon-Jitsujyo). Hierdurch stellt es sich entscheidend heraus, wie sehr sie gegenüber dem Lotos-Sutra dankbar sein sollten. Das heißt, durch die Predigt im Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“, dass Shakyamuni seine Erleuchtung bereits in der ewig entfernten Vergangenheit erlangt hatte, wird die Funktion aller Buddhas, die in sämtlichen Sutren erläutert wurden, jeweils als Emanationen Shakyamunis definiert. (DG Band 2, Seite 139 f; JG, Seite 214) Erst an dieser Stelle können die Bodhisattwas, Schüller aller Buddhas, letztlich als Schüler Shakyamunis erklärt werden. Wie erwähnt, werden im Kapitel des Lotos-Sutras „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ alle Buddhas, die in den davor gepredigten Sutren erschienen, mit dem Buddha, der die Erleuchtung in der ewig entfernten Vergangenheit erlangt hatte, vereinigt, und dadurch wird klargestellt, dass gerade Shakyamuni, der seine Erleuchtung ursprünglich in der ewig entfernten Vergangenheit erlangt hatte, der Buddha ist, der für sämtliche Bodhisattwas, die darauf zielen, die Erleuchtung zu erlangen, als Meister fungieren sollte. Der hier bezeichnete Buddha, der seine Erleuchtung ursprünglich in der ewig entfernten Vergangenheit erlangte, weist auf den ewig existierenden Buddha hin, der mit dem ewigen Mystischen Gesetz vereint ist. Der Aspekt der Erklärung, dass gerade dieser ewige Buddha auf den ursprünglichen Daseinsgrund des historisch existierenden Menschen Shakyamni hinweist, zeigt, dass es möglich ist, die Kraft des ewig existierenden Mystischen Gesetzes, des ursprünglichen Gesetzes des Universums, im Leben eines jeden Menschen zu manifestieren. Buddha bedeutet die Existenz des Lebens, in dem sich die Kraft des ewig existierenden Mystischen Gesetzes in voller und höchster Weise entfaltet, nämlich Myoho-Renge-Kyo. Gerade dieses Myoho-Renge-Kyo ist die wahre Wesenheit aller Buddhas und der Ursprüngliche Buddha zugleich. Nur aufgrund dessen manifestiert sich das ewig existierende Mystische Gesetz als Samen für die Verwirklichung der Buddhaschaft, und zwar innerhalb aller Sutren, die vom historischen Shakyamuni gepredigt worden sein sollen, zum ersten Mal in Form des Kapitels des Lotos-Sutras „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“. Der im Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ erschienene Buddha weist auf Myoho-Renge-Kyo, die wahre Wesenheit aller Buddhas, hin. Weil dieses Myoho-Renge-Kyo wiederum das dem Leben aller Menschen innewohnende Gesetz selbst ist, kann es sich für alle Menschen als Samen für die Verwirklichung der Buddhaschaft entwickeln. Und weil dieser Samen für die Verwirklichung der Buddhaschaft in der Tiefe des Textes des Kapitels „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ verborgen liegt, ist dieses sechzehnte Kapitel des Lotos-Sutras der Gipfel aller Sutren. Aus diesem Grund würdigt der Daishonin das Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ folgendermaßen: „Sollte unter allen Sutren dieses Kapitel ‚Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas’ fehlen, dann wäre es, als gäbe es keine Sonne und keinen Mond am Himmel, keinen großen König im Lande, keine Edelsteine in den Bergen und Flüssen sowie keine Seele im Menschen.“ (DG Band 2, Seite 139; JG, Seite 214) Hierin liegt der Grund, warum sich sämtliche Bodhisattwas, die darauf zielen, die Erleuchtung zu erlangen, in ihrem Herzen tief verpflichtet fühlen, ihre Dankbarkeit dem Lotos-Sutra gegenüber zu erweisen. ### „Nicht mehr als ein begabtes Tier“ Alle buddhistischen Schulen, die zu Lebzeiten des Daishonins dominant existierten, wussten nicht, dass unter allen Sutren gerade der Buddha im Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ eigentlich derjenige ist, den sie als wahres Objekt der Verehrung für die Ausübung, um die Erleuchtung zu erlangen, betrachten und behandeln sollten. Abgesehen davon, dass sie diesbezüglich keine Ahnung hatten, gab es sogar auch solche Schulen, die versuchten, diese Tatsache absichtlich zu verbergen und sie noch dazu verdreht zu erläutern. Der Späte Tag des Gesetzes wird dadurch gekennzeichnet, dass böswillige Priester erscheinen und das wahre Gesetz verbergen. Als Folge davon geht die Wahrheit des Lotos-Sutras aus den Augen verloren. Und allmählich irren sich alle anderen buddhistischen Schulen in ihrem Wahren Objekt der Verehrung. Was die Ansichten über das wahre Objekt der Verehrung bzw. darüber, wie man die Erleuchtung erlangen kann, welche damals unter allen anderen Schulen vorherrschten, angeht, prangert der Daishonin sie streng an, indem er klarstellt, dass sie sich im ursprünglichen Buddha, der, wie im Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ gepredigt, den Samen für die Verwirklichung der Buddhaschaft behält, im großen und ganzen irren. Hierzu nennt der Daishonin einige Beispiele und erklärt verständlich, dass dies bei einem Prinzen solchen Handlungen gleichkommt, als würde er sich in seinem eigenen Vater, dem König des Landes, irren und ihn verachten oder eine fremde Person als seinen eigenen König schätzen. Hierbei erklärt der Daishonin, dass solche Priester anderer buddhistischer Schulen, die den im sechzehnten Kapitel „Unermessliche Lebensdauer des Tathagatas“ erläuterten Buddha nicht kennen, so wie die Kinder sind, welche ihre Väter nicht erkennen können und es dabei nicht für nötig halten, das Gefühl zu entwickeln, ihnen dankbar zu sein. Und in aller Schärfe definiert er solche Leute, die bei einem den Anschein erwecken, als seien sie mit dem Buddhismus tiefgründig befasst, in Wirklichkeit als „begabtes Tier“. (DG Band 2, Seite 142; JG, Seite 215) Wie dem auch sei, müssen die Bodhisattwas, die, erst nachdem sie vom Lotos-Sutra gehört hatten, ihre Erleuchtung erlangen konnten und sich dann spontan dazu verpflichteten, den Ausübenden des Lotos-Sutras zu beschützen, so prompt und geschwind herbeieilen, wie Eisen vom Magneten angezogen wird oder wie der Mond im ruhigen, klaren Wasser reflektiert erscheint, und ihren Schwur, den sie einst vor dem Buddha ablegten, endlich erfüllen. Aber warum sind sie bislang nicht erschienen, um den Daishonin zu beschützen, obwohl das alles eigentlich derart geschehen sollte? Als Fazit davon verleiht der Daishonin dieser ungeklärten Frage Nachdruck, indem er sagt: „Sollte das bedeuten, dass ich kein wahrer Ausübender des Lotos-Sutras bin?“ (DG Band 2, Seite 148; JG, Seite 217) Und er fährt fort, bis er sich sogar soweit ausdrückt: „Wenn das so ist, finde ich es notwendig, den Text des Sutras wiederholt zu untersuchen, indem ich mein eigenes Leben darauf beziehe, und den Fehler in meinem Verhalten zu erkennen.“ (DG Band 2, Seite 148; JG, Seite 217) Somit setzt er seine Untersuchung dieses unter der Bevölkerung vorherrschenden „großen Zweifels“ in der darauffolgenden zweiten thematischen Darlegung weiter fort. „Demzufolge mag es so erscheinen, dass die verschiedenen Buddhas, Bodhisattwas und die Lebewesen in den beiden Welten ‚Himmlische Freude’ und ‚Gemütsruhe’, die in den Sutren beschrieben sind, die dem Lotos-Sutra vorausgehen, die Erleuchtung durch die jeweiligen Sutren, in denen sie erscheinen, erlangt hätten. Aber in Wirklichkeit konnten sie ihre wahre Erleuchtung nur durch das Lotos-Sutra erlangen. Der erste der allgemeinen Schwüre, die von Shakyamuni und den anderen Buddhas abgelegt wurden – alle Lebewesen zum jenseitigen Ufer der Erleuchtung zu bringen – ist durch dieses Lotos-Sutra vollbracht. Das trifft auf die Bedeutung des \[im zweiten Kapitel des Lotos-Sutras „Geeignetes Mittel“ stehenden\] Textes ‚Nun sind die Schwüre, die ich einst ablegte, bereits in Erfüllung gegangen’ zu. Wenn ich mir angesichts dieser Tatsachen darüber nachdenke, gibt es keinen Zweifel daran, dass diejenigen, die die verschiedenen Sutren wie z. B. das Kegon-, Kammuryoju- und Dainichi-Sutra ausüben, jeweils von Buddhas, Bodhisattwas und himmlischen Wesen der einzelnen Sutren, die sie verehren, beschützt werden. Aber wenn die Ausübenden, die das Dainichi-, Kammuryo-Sutra und andere Sutren lesen, dem Ausübenden des Lotos-Sutras Widerstand leisten, dann werden die Buddhas, Bodhisattwas und himmlischen Wesen sie verlassen und den Ausübenden des Lotos-Sutras beschützen. … Diesbezüglich sage ich, Nichiren, folgendes: Die himmlischen Götter wie z. B. die der Sonne und des Mondes, die an den drei Versammlungen an den zwei Orten anwesend waren, als das Lotos-Sutra verkündet wurde, müssten sofort herbeieilen, so wie Eisen zu einem Magneten gezogen wird oder der Mond im Wasser reflektiert erscheint, und die Verfolgungen an seiner Stelle auf sich nehmen und dadurch ihren Schwur erfüllen, den sie vor dem Buddha ablegten, wenn ein Ausübender des Lotos-Sutras erscheint. Trotzdem haben sie mir, Nichiren, bislang keinen Besuch abgestattet. Sollte das bedeuten, dass ich kein wahrer Ausübender des Lotos-Sutras bin? Wenn das so ist, finde ich es notwendig, den Text des Sutras wiederholt zu untersuchen, indem ich mein eigenes Leben darauf beziehe, und den Fehler in meinem Verhalten zu erkennen.“ (DG Band 2, Seite 147-148; JG, Seite 216-217) **„Das Wahre Objekt der Verehrung ist die Wesenheit ** **des ganzen Lebens des Ausübenden des Lotos-Sutras.“ ** Nun, der Grund, warum der Daishonin in seiner ersten thematischen Darlegung die Schutzfunktion der zwei Fahrzeuge, Shravakas (Stimmen-Hörer) und Pratyeka-Buddhas (Teilerleuchtete), und der Bodhisattwas, welche im Lotos-Sutra erstmals das Gesetz für die Erlangung der Erleuchtung kannten und dadurch ihre Erleuchtung erlangt haben sollten, erläutert, liegt darin, dass sich die Schutzfunktion der sämtlichen himmlischen Schutzgötter auf die Kraft des Mystischen Gesetzes, des Gesetzes für die Verwirklichung der Buddhaschaft, stützt, so können wir mit Ehrfurcht ersehen. Mit anderen Worten manifestiert sich die fundamentale Dharmanatur als sämtliche himmlische Schutzgötter. Gerade aus dem Grund wird erläutert, dass alle himmlischen Schutzgötter ein solches Land, das voller Verleumdungen ist, im Stich lassen und sich davon entfernen. Nichtsdestotrotz füllen alle himmlischen Götter trotz der unreinen Welt, die von Verleumdungen des Gesetzes erfüllt ist, ihre Funktion aus, wenn sie sehen, dass es einen Ausübenden des Lotos-Sutras gibt, der das Mystische Gesetz schützt und verbreitet. Ganz gleich, wie schlimm die Welt sein mag, alle himmlischen Schutzgötter sind dazu verpflichtet und bestimmt, solche Personen, die sich voll und ganz für die Verbreitung des Buddhismus einsetzen, mit aller Macht ausfindig zu machen und sie in aller Entschiedenheit zu beschützen. Denn wer um des buddhistischen Gesetzes willen kämpft, wird sich, mit dem Mystischen Gesetz über die drei Lebensexistenzen hinaus ewig umfangen, zur Wesenheit entwickeln, die eins ist mit dem Mystischen Gesetz. Indem er die Schutzfunktion der zwei Fahrzeuge und der Bodhisattwas ausführlich darlegt, zeigt der Daishonin seine Anschauung über den „Ausübenden des Lotos-Sutras“ klar auf, also denjenigen, der einerseits das Mystische Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft ausübt und andererseits gegen solche Personen mutig ankämpft, die sich dem Mystischen Gesetz widersetzen und es verleumden. Jetzt im Späten Tag des Gesetzes kann sich das Mystische Gesetz nur im Leben eines jeden Ausübenden des Lotos-Sutras manifestieren. Sowohl das Prinzip „Gegenseitiges Enthaltensein der zehn Welten“, das im zweiten Kapitel „Geeignetes Mittel“ offenbart wird, als auch das „Mystische Gesetz des Samens, \[der Wahren Ursache\]“, worauf erst dadurch hingewiesen wird, dass der Buddha dargestellt wird, der die Erleuchtung in der ewig entfernten Vergangenheit erlangte und seit der Zeit beständig existiert, befinden sich nirgendwo außerhalb des ganzen Lebens desjenigen, der das Lotos-Sutra ausübt. Folglich stellt der Daishonin fest, wie es in der „Aufzeichnung der Vorlesungen über das Lotos-Sutra“ (Ongi-kuden) lautet: „Das Wahre Objekt der Verehrung ist die Wesenheit des ganzen Lebens des Ausübenden des Lotos-Sutras.“ (EG, Seite 142; JG, Seite 760) Das Wahre Objekt der Verehrung, das als klarer Spiegel für unsere Ausübung, um die Buddhaschaft zu verwirklichen, sowie als Wegweiser dazu dienen soll, können wir mit Ehrfurcht im ganzen Leben des Ausübenden des Lotos-Sutras ersehen. Gerade hierin liegt der eigentliche Grund, warum die Frage, bei der es um den Schutz der sämtlichen himmlischen Schutzgötter und um den Ausübenden des Lotos-Sutras geht, sowohl „der Kern dieses Schreibens sowie das Wesentlichste in meinem ganzen Leben“ (DG Band 2, Seite 113; JG, Seite 203) genannt wird und auch als das Werk, in dem „das Wahre Objekt der Verehrung in der Verkörperung der Person“ manifestiert wird, bezeichnet wird. (Fortsetzung folgt) (aus „Daibyakurenge“, Dezember 2004) [^1]: ^1^ Im dreiundzwanzigsten Kapitel des Lotos-Sutras „Frühere Taten des Bodhisattwas Medizinkönig“ steht: „Nach meinem Dahinscheiden müsst Ihr es (das Gesetz) in der letzten Fünfhundertjahrperiode weithin im ganzen Jambudvipa verbreiten und niemals zulassen, dass es unterbrochen wird, noch dürft Ihr Mara (einen bösen Dämon), seine dämonischen Leute, himmlische Wesen, Nagas (Drachen), Yasksas, Kumbhandas u. a. die Oberhand gewinnen lassen!“ (LS, Seite 601) [^2]: ^2^ Es wird erläutert, dass die Bodhisattwas im Mahayana-Buddhismus als Grundvoraussetzung dafür, Bodhisattwas zu sein, die „vier Arten von Schwur und Wunsch“ (Shigu-Seigan) ablegen“. (aus „Große Konzentration und Einsicht“, Tiantai) Diese heißen, 1) „sich zu geloben, alle Lebewesen zum jenseitigen Ufer der Erleuchtung zu bringen“, 2) „sich zu geloben, allen Begierden zu entsagen“, 3) „sich zu geloben, die Lehren des Buddhas zu lernen und zu erkennen“ und 4) „sich zu geloben, auf dem Weg der buddhistischen Ausübung die unübertroffene Erleuchtung vollständig zu erlangen“.