**Frieden Durch Dialog: Zeit für das Gespräch** **Gedanken über eine Kultur des Friedens** 26\. Januar 2000 Daisaku Ikeda Präsident der Soka Gakkai International Anläßlich des 25. Gründungsjubiläums der Soka Gakkai International (SGI) möchte ich einige Gedanken zu den Perspektiven des interkulturellen Dialogs und Friedens niederschreiben, nun, da wir ins dritte Jahrtausend eintreten. Die letzten Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erwiesen sich als eine Epoche dramatischer Veränderung und Umgestaltung. An ihrem Beginn schien das Ende des Kalten Krieges strahlende Aussichten für die Zukunft der Menschheit anzukündigen. Diese Hoffnung wurde allerdings bald zunichte gemacht, als die Welt von einer Flut regionaler und interner Konflikte heimgesucht wurde. Es war beinahe so, als hätte man die Büchse der Pandora geöffnet und all die dämonischen Kräfte des Krieges und der Gewalt entfesselt, die fortan die Welt quälen. Es wird geschätzt, dass in den zehn Jahren seit Ende des Kalten Krieges 1989 über fünfzig Staaten das zerreißende Drama gewalttätigen Konflikts, Teilung oder Unabhängigkeit durchgemacht haben. Diese Kriege forderten rund vier Millionen Leben. Die furchtbare Realität heutiger Konflikte: Es ist nicht mehr ungewöhnlich, dass neunzig Prozent der Opfer unbewaffnete Zivilisten sind; eine horrende Zahl davon Kinder. Überlebende werden oft in unsichere Lebensumstände als Flüchtlinge oder Zwangsumsiedler gezwungen. Das Büro des Hohen Kommissars für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass weltweit rund dreiundzwanzig Millionen Menschen internationalen Schutz und Unterstützung brauchen. (1) Als ein Bestandteil der weltweiten Bemühungen, das tragische Erbe des zwanzigsten Jahrhunderts zu verändern, erklärten die Vereinten Nationen das Jahr 2000 zum „Internationalen Jahr für die Kultur des Friedens“ und das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts (2001 – 2010) zum „Internationalen Jahrzehnt für eine Kultur des Friedens und Gewaltlosigkeit für die Kinder der Welt“. (2) Wir haben also die wahrhaft einzigartige Möglichkeit, die Willenskraft der internationalen Gemeinschaft zu bündeln und Aktionen zur Umgestaltung der uralten „Kultur des Krieges“ in eine neue Kultur des Friedens zu initiieren. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) bekräftigt in seinem jährlichen Bericht „Die Situation der Kinder der Welt 2000“ die Möglichkeit, tiefsitzende Muster von struktureller Gewalt, Armut und Diskriminierung innerhalb einer Generation zu überwinden und drängt uns zu unbedingter Entschlossenheit, dies zu verwirklichen. Wir können es uns nicht leisten, angesichts dieser Herausforderungen den Mut zu verlieren oder Problemen gegenüber, die uns nicht unmittelbar betreffen, gleichgültig zu sein. Wir dürfen die Krankheiten der Gesellschaft nicht übersehen. Statt dessen müssen wir nach Handlungsmöglichkeiten suchen, mit klar gesteckten Zielen vor Augen. Zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte sollten wir uns entschließen, alle unnötigen Leiden von diesem Planeten, der unsere Heimat ist, zu eleminieren. Es liegt in unseren Bemühungen, dieses Ziel zu erreichen und den Schlüssel zu finden, der sicherstellt, dass das neue Jahrhundert das alte nicht nachahmt, sondern der Ausgangspunkt für eine Ära des Friedens und der Hoffnung wird. Sich dem Frieden verpflichten ============================= Die Menschheit hat die Aufgabe, nicht nur einen „passiven Frieden“ – die Abwesenheit von Krieg – zu schaffen, sondern jene sozialen Strukturen auf fundamentaler Ebene zu transformieren, die eine Bedrohung für die menschliche Würde darstellen. Nur so können wir die positiven, aktiven Werte des Friedens verwirklichen. Dazu sind natürlich Anstrengungen notwendig, internationale Kooperationen voranzutreiben sowie eine internationale Rechtsprechung aufzubauen. Von noch größerer Bedeutung sind die schöpferischen Bemühungen jedes Einzelnen, eine vielschichtige und reich gestaltete Kultur des Friedens zu entwickeln. Denn sie bildet das Fundament, auf dem eine neue globale Gesellschaft aufgebaut werden kann. Überall auf der Welt widmen sich die Mitglieder der SGI aktiv der Aufgabe, eine Kultur des Friedens zu schaffen. Ein Beispiel: 1999 haben die jugendlichen Mitglieder der SGI-USA eine Kampagne unter dem Namen „Sieg über die Gewalt“ ins Leben gerufen, um jungen Menschen dabei zu helfen, die Ursachen der Gewalt in ihrem eigenen Leben zu erkennen und zu bekämpfen. Sie ermutigte junge Menschen, ihre eigenen sowie jedes andere Leben zu respektieren und Hoffnung in anderen wachzurufen. (4) Ein weiteres Beispiel: Vertreter der SGI nahmen im Mai an den NGO (Nichtregierungsorganisations-) Konferenzen in Den Haag und im Oktober in Seoul teil. In beiden Veranstaltungen organisierten sie Symposien zur Erforschung verschiedener Aspekte der Kultur des Friedens. Das der SGI angegliederte Boston Research Center for the 21^st^ Century (BRC) \[ein Institut zur Erforschung des Friedens\] veranstaltete in der ersten Hälfte des Jahres 1999 eine Reihe von Konferenzen und Diskussionen zu diesem Thema. (5) Was alle diese Dialoge miteinander verband, war die Frage, wie die tief verwurzelte und kulturell verstärkte Psychologie der Konfrontation und des Hasses in eine noch stärkere Psychologie der friedlichen und harmonischen Koexistenz verwandelt werden kann. Die SGI unterstützt seit langem die Bemühungen des UNHCR, das Leben der Flüchtlinge und Zwangsumsiedler zu beschützen und neu aufzubauen. Diese Menschen haben nicht nur unter der Geißel von Krieg und Zerstörung gelitten, sie wurden durch Gewalt und Furcht gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Ihre langfristigen Bedürfnisse müssen angesprochen werden. 1973 haben die jugendlichen Mitglieder der Soka Gakkai in Japan eine Spendenaktion für vietnamesische und westafrikanische Flüchtlinge organisiert. Seitdem haben sie in zwanzig solcher Aktionen nicht nur Geld gesammelt, sondern auch Aufmerksamkeit geweckt. Seit 1980 haben wir vierzehn Beobachtungs- und Recherche-Aktionen durchgeführt, um den Spendern und der Öffentlichkeit die aktuellsten Informationen über die Lebensumstände der Flüchtlinge und den Stand der Bemühungen um ihr Wohl zukommen zu lassen. Im Jahr 1999 haben Vertreter der SGI beispielsweise die Arbeiten zur Rückführung von Flüchtlingen in das kriegsverwüstete Kosovo ebenso wie die Zustände in den Flüchtlingslagern in der Demokratischen Republik Congo, Burundi und Ruanda beobachtet und veröffentlicht. Wir beabsichtigen, solche Aktivitäten weiterzuführen und auszubauen. Wir sind überzeugt, dass sie ein integraler Bestandteil der lebensnotwendigen humanitären und sozialen Aufgabe des Buddhismus sind. Als die SGI am 26. Januar 1975 auf der Insel Guam gegründet wurde, waren Repräsentanten aus 51 Ländern und Territorien anwesend. Seit damals haben sich unsere Basisaktivitäten für Frieden, Erziehung und Kultur auf dem Fundament der humanistischen Weltanschauung des Buddhismus Nichirens bis in 148 Länder und Territorien ausgeweitet. Es ist in der Tat eine Friedensbewegung von, durch und für die Menschen, die danach strebt, diese so sehr mit Leid und Elend angefüllte menschliche Geschichte in eine neue Ära des Friedens und der Hoffnung zu verwandeln. Eine Kultur des Friedens errichten ================================== Aber wie sollen es wir nun anstellen, eine dauerhafte Kultur des Friedens zu schaffen? Was ist mit dem Begriff „Kultur des Friedens“ wirklich gemeint? Hier möchte ich nun die Unterschiede zwischen der Kultur des Krieges und der Kultur des Friedens darstellen und versuchen, einen Weg von der einen zur anderen aufzuzeigen. In dem althergebrachten Gegensatz von Schwert und Feder ist es natürlich letzteres, was mit Kultur assoziiert und typischerweise ein Bild von Frieden hervorruft. Aber ist es wirklich so einfach? Wenn wir uns ansehen, wie sich bestimmte kulturelle Werte verbreitet haben, und wie unterschiedliche Kulturen einander begegnet sind, so wird deutlich, dass dieser Prozess nicht immer friedlich verlaufen ist. Wie der britische Historiker Arnold Toynbee beschrieben hat: „Die Wahrnehmung einer fremden Kultur ist ein ebenso schmerzhaftes wie riskantes Unterfangen.“ (6) Wie die Geschichte zeigt, sind solche Begegnungen oftmals durch Machtkämpfe belastet. Hier können Kräfte freigesetzt werden, die bei dem Versuch einer Kultur, die andere zu unterwerfen, zu Gewalt und Blutvergießen führen. In gewissem Sinn ist der unaufhörliche Streit, den wir in der Welt um uns herum sehen, der Beweis dafür, dass die Menschheit die bisherige destruktive Art der interkulturellen Begegnung überwinden muß. Ich werde hier nicht versuchen, mich in die schwierige Frage zu vertiefen, ob solche Gewalt dem Wesen der Kultur inhärent oder das Ergebnis bewußter Verzerrung und Manipulation ist. Es soll genügen, festzustellen, daß sich in der Kultur zwei gegensätzliche Aspekte manifestieren. Der Eine entspricht der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Kultur“ und beinhaltet die Kultivierung des Innenlebens der Menschen und ihre spirituelle Erhöhung. Der Andere ist das aggressive, invasive Aufzwingen der Sitten und Gebräuche eines Volkes auf ein anderes, wodurch Ressentiments eingebrannt und der Same zukünftigen Konflikts gesät wird. In diesem Fall dient Kultur nicht als Ursache für Frieden sondern als Ursache für Krieg. Kulturimperialismus =================== Ein klassisches Beispiel dieses invasiven, aggressiven Aspekts ist der Kulturimperialismus, der mit der europäischen Kolonialpolitik der modernen Zeit verflochten war, sie beschönigte und ihr Rechtfertigungen lieferte. Der Ausdruck „Kulturimperialismus“ entstand während der 1960er Jahre vor dem Hintergrund des weltweiten Prozesses der Dekolonialisierung und durch die Subkulturen und Protestbewegungen im Westen, die die Legitimität der überlieferten Traditionen und Werte in Frage stellten. Aber die Realität und die Erfahrung, die dieser Ausdruck beschreibt, lassen sich bis in die frühesten Tage der europäischen Erforschung und Expansion zurückdatieren und betreffen die gesamte fünfhundertjährige Geschichte des modernen Kolonialismus. In ihrer Essenz ist es eine Ideologie, die die Unterwerfung und Ausbeutung anderer Völker rechtfertigt, indem sie sie und ihre Kulturen einseitig als primitiv oder barbarisch definiert. Das ist ein Beispiel für das gewalttätige Potential der Kultur sowohl in ihrer Absicht als auch Anwendung. Die Kultur fungierte hierbei als Wegbereiter und ideelle Basis für den Krieg und die Gewalt kolonialer Herrschaft. Sie diente dazu, die einfachen und rohen Ausprägungen eines kollektiven Egoismus zu verschleiern und zu verheimlichen. Jetzt, da fast alle Kolonien Unabhängigkeit erlangt haben, mag es so scheinen, als ob dieser Schleier endlich entfernt worden wäre und die Kultur nicht länger zu solchen politischen Zwecken mißbraucht würde. Die Zerrissenheit und die Kämpfe, die weiterhin alle Regionen betreffen, zeigen allerdings deutlich, dass dies überhaupt nicht der Fall ist. Letztes Jahr initiierte ich einen Dialog über Jose Marti, den großartigen Essayisten des neunzehnten Jahrhunderts, Dichter und Anführer im Kampf für Kubas Unabhängigkeit, mit Cintio Vitier, dem Präsidenten des Jose-Marti-Studienzentrums in Havanna. (7) Diese Gespräche brachten mir erneut zu Bewußtsein, in welch starkem Ausmaß das Mißtrauen gegenüber den Vereinigten Staaten, das Marti vor über einhundert Jahren beschrieben hat, auch heute noch in den Herzen der Kubaner vorhanden ist. Diese Ängste können wir nicht als ungerechtfertigt abtun, denke ich. Der palästinensische Kulturkritiker Edward Said schreibt in seinem Buch „Kultur und Imperialismus“, das von vielen als ein zentrales Werk der postkolonialen Analyse betrachtet wird: „Die Bedeutung der imperialen Vergangenheit ist nicht allein ihr vorbehalten, sondern hat die Realität hunderter Millionen Menschen beeinflußt, in der ihre Existenz als gemeinsame Erinnerung und als höchst konfliktreiches Gewebe von Kultur, Ideologie und Politik immer noch unglaubliche Kraft entfaltet.“ (8) Wenn wir Saids sorgfältig entwickelter und wortreich gezeichneter Erörterung folgen, entdecken wir, wie tief die Ideologie vom Kulturimperialismus in den Herzen der „feinen Männer und Frauen“ – der gebildeten Klasse der imperialen Mächte – verankert ist. Der Kern von Saids Erörterung bildet seine Analyse literarischer Werke wie Joseph Conrads „Herz der Dunkelheit“, Jane Austens „Mansfield Park“ und Rudyard Kiplings „Kim“. Zugleich betrachtet er die grundlegenden Haltungen intellektueller Größen wie unter anderem de Tocqueville, J. S. Mill, Hegel und Marx, die das moderne Gedankengut geformt und auch dem intellektuellen Leben des sich modernisierenden Japan – selbst ein später Kolonialist, der den Völkern Asiens großes Leid zugefügt hat – ihren Stempel aufgedrückt haben. Er enthüllt, wie diese großen Denker bewußt wie unbewußt, mit einem erstaunlichen Nichtvorhandensein jeglichen Schuldbewußtseins, die Ziele des kulturellen Imperialismus unterstützt haben. So konnte beispielsweise der französische Philosoph Ernest Renan (1832 – 1892) einerseits Werke wie „Das Leben Jesu“ schreiben, andererseits Befürworter von Rassentheorien sein, die mit denen der Nazis konkurrieren könnten. Als ein letztes Beispiel dieser Haltungen möchte ich eine Aussage Albert Schweitzers zitieren, der durch das Krankenhaus in Äquatorialafrika, das er viele Jahrzehnte lang leitete, berühmt war. „Der Neger ist ein Kind, und bei Kindern kann man ohne den Gebrauch von Autorität nichts erreichen. Daher müssen wir die Umstände im Alltag so gestalten, dass meine natürliche Autorität ihren Ausdruck finden kann. Im Hinblick auf die Neger habe ich die Formel geprägt: ‚Ich bin euer Bruder, das ist wahr, aber euer älterer Bruder‘ “ (9) Es überrascht schwerlich, dass Schweitzers Reputation mit dem Aufkommen der Unabhängigkeitsbewegungen der durch den Kolonialismus unterjochten Völker rasch abnahm. Und die Tatsache, dass diese Worte mit offensichtlich guter Absicht gegenüber ihren Adressaten geäußert wurden, verstärkt nur umso mehr unser Gefühl der Abscheu vor der elitären, diskriminierenden Gedankenwelt, die sie enthüllen. Kultureller Relativismus ======================== Kultureller Relativismus ist ein wichtiges intellektuelles Erbe der letzten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Es entstand aus der Pionierleistung der Kulturanthropologen, die danach strebten, die arroganten, imperialistischen Anmaßungen zu korrigieren, die sich in die kulturelle Weltanschauung des Westens eingeschlichen hatten. Er basiert auf der Ansicht, dass bestimmte Praktiken im Hinblick auf die Kultur als ein Ganzes verstanden und geschätzt werden müssen; er lehnt die Versuche ab, eine Kultur nach den Werten einer anderen zu beurteilen oder sie in irgendein hierarchisches Schema einzuordnen. Das ernsthafte Unterfangen, seine eigene Kultur zu relativieren und Traditionen, auf die als unzivilisiert oder primitiv herabgesehen wurde, Wert beizumessen, verdient großen Respekt. Diese Anstrengungen haben viel dazu beigetragen, die schädlichen Auswirkungen des Kulturimperialismus zu lindern. Ich frage mich jedoch, ob dieses Verständnis als Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung – der wirtschaftlichen und technologischen Einheit der Welt – adäquat ist. Mit anderen Worten, ich befürchte, eine Haltung von bloßer passiver Zurkenntnisnahme oder widerwilliger Akzeptanz anderer Kulturen kann nicht mit den destruktiven Aspekten der Kultur umgehen, die die Logik von Ausgrenzung und Konfrontation weiter fortsetzen. Solange diese Aspekte nicht verändert werden, können sie aus der Kultur eher ein – mit Saids Worten – „Kampffeld, auf dem sich die Ursachen im Tageslicht zeigen und miteinander wetteifern“, als ein „friedliches Reich apollinischer Freundlichkeit“, machen. (10) In meinen Gesprächen mit Johan Galtung, dem Pionier der Friedensforschung, beschrieb er die Zerbrechlichkeit dieser Art kulturellen Relativismus als dessen „Tendenz, die Form einer passiven Toleranz anzunehmen anstatt aktiver Versuche, von anderen Kulturen zu lernen.“ (11) Streitfragen zwischen westlichen Ländern (besonders den Vereinigten Staaten) und Entwicklungsländern bezüglich der Allgemeingültigkeit der Menschenrechte haben zum Hintergrund den Versuch, die politische Kultur des Westens zu relativieren, dem Ursprungsort der modernen Menschenrechtstradition. Versuche von Seiten der westlichen Länder, die politischen Systeme und Praktiken in den Entwicklungsländern zu kritisieren, führen unausweichlich zu Gegenklagen wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates. Gleichermaßen typisch wie unhaltbar sind die Versuche des Westens, die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte zu verteidigen, während die Unterschiede der politischen Kultur, die Geschichte der Kolonialherrschaft und die daraus entstandene Ungleichheit in der wirtschaftlichen Entwicklung ignoriert werden. Das ist im besten Fall scheinheilig, im schlimmsten Fall die Fortsetzung der Arroganz der „Großmacht“ bis in die heutige Zeit. Jeder Versuch, solch komplexe Unterschiede und Konfrontationen zu entwirren, muß auf etwas weitaus Soliderem basieren als auf passiver Akzeptanz oder Toleranz. Solche Haltungen können unmöglich die Grundlage für eine Kultur des Friedens bilden, oder gar für eine neue weltweite Zivilisation, die das Leben der Menschen weit ins dritte Jahrtausend hinein bereichert. Frieden kann nicht einfach nur Stilstand sein, eine ruhige Episode zwischen Kriegen. Er muß eine lebenswichtige und energiegeladene Arena der Lebensaktivität sein – gewonnen durch unsere freiwilligen, proaktiven Bemühungen. Frieden muß ein lebendiges Drama sein – mit Spinozas Worten „eine Tugend, die der Stärke des Charakters entspringt“. (12) Passiver kultureller Relativismus bietet keine lebensfähige Alternative zur Selbstherrlichkeit des Kulturimperialismus. Ein notwendiger Aspekt einer Kultur des Friedens ist, dass sie eine Basis schaffen muß, auf der eine Vielzahl kultureller Traditionen mit Hinblick auf den Traum einer wirklich umfassenden globalen Zivilisation kreativ interagieren, voneinander lernen und sich gegenseitig wertschätzen können. Ohne ein solches allumfassendes Ziel riskieren wir, den Herausforderungen der Globalisierung ungenügend vorbereitet zu begegnen oder, schlimmer, in eine Haltung zynischer Ohnmacht zu verfallen. Vom Kulturellen Internationalismus zum Kulturellen Interpopulismus ================================================================== In diesem Zusammenhang möchte ich gerne die reichen Möglichkeiten untersuchen, die man in der Tradition des „kulturellen Internationalismus“ findet, und zudem versuchen, dieses Konzept zu erweitern und zu vertiefen. Akira Iriye, Professor für amerikanische Geschichte an der Harvard Universität, hat sich mit dem kulturellen Internationalismus beschäftigt, der in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts entstand. Diese Bewegung betrachtete Kultur als ein Werkzeug zur Errichtung kooperativer Beziehungen über nationale Grenzen hinweg und zur Entschärfung von grundlegenden Gegensätzen, die die Welt in ein selbstmörderisches Wettrüsten trieben. Ihre Befürworter strebten danach, die Grundlagen für den Frieden durch akademischen und kulturellen Austausch zu legen und begannen zunächst mit Bemühungen, den Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern und Medizinern zu fördern und Maßsysteme zu vereinheitlichen. Diese Netzwerke des Austausches konnten zwei weltweite Konflikte überleben und bildeten in der Tat eine Grundlage für die Bemühungen der Nachkriegszeit, wie sie sich in der Charta der UNESCO und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte manifestieren, zwei Schlüsseldokumenten, die die gemeinsamen Hoffnungen und das Bewußtsein der Menschheit ausdrücken. (13) In den letzen Jahren wurde dieser Faden durch die globalen Aktivitäten der NGOs und der so genannten „Globale Bürgergesellschaft“ wieder aufgenommen. Ich glaube, dass diese Aktivitäten die ersten Anzeichen einer entstehenden Bewegung sind, die als „kultureller Interpopulismus“ bezeichnet werden könnte, eine Bewegung für kulturelle Interaktion, in der normale Bürger die Hauptakteure sind. Ich bin davon überzeugt, daß dieser Ansatz eine Schlüsselrolle spielen bei der Aufgabe wird, eine neue Kultur des Friedens aufzubauen. Ryosuke Ohashi, Professor für Philosophie am Institut für Technologie in Kyoto, wies darauf hin, dass in den letzten Jahren in Europas intellektuellen Kreisen der Begriff „international“ zunehmend durch das Konzept „interkulturell“ ersetzt worden ist. Ohashi beschreibt unsere gegenwärtige Welt als Kreuzungspunkt „der vertikalen Achse einer Vielfalt lokaler Kulturen und der horizontalen Achse einer Technologie, die nach Universalität und Standardisierung strebt“. (14) Es gibt eine wachsende, wenn auch unausgesprochene Übereinkunft, dass die Realitäten einer solchen Welt durch Fokussierung auf die tieferen Aspekte kultureller Identität besser erfaßt werden können als durch oberflächlichere politische Definitionen und Belange. Es ist in der Tat so: Wenn wir zu sehr der in Dimension des Nationalen verstrickt sind, ist es leicht, die Tatsache aus den Augen zu verlieren, dass nationale Identitäten oftmals recht gut durchdachte Konstruktionen für politische Zwecke sind. Die größte Gefahr liegt natürlich darin, der Versuchung zu unterliegen, diese Konstruktionen zu vergegenständlichen, das heißt, sie als unveränderbare Wesenheiten oder Essenzen mit absoluter Daseinsberechtigung zu betrachten. Zugleich müssen wir die Unwahrscheinlichkeit erkennen, dass sich das Staatsgefüge - die nationale Ebene - in der nächsten Zeit auflösen wird. Staaten werden weiterhin eine zumindest funktionelle Notwendigkeit behalten. Wir müssen uns aber auch der Realität stellen, dass es eine sich vertiefende Identitätskrise gibt, die die Menschen überall quält, angetrieben von dem, was Toynbee als die „tieferen, langsameren Bewegungen der Geschichte“ (15) bezeichnet hat, die durch ausschließlich politische Mittel nicht in Ordnung gebracht werden können. Auf dieser grundlegenden Ebene wird ein Perspektivenwechsel hin zu einer interkulturellen Perspektive gebraucht. Die globale Bürgergesellschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Auf den Gebieten, wo kultureller Internationalismus gedieh, waren es immer noch zu einem großen Teil Regierungen und nationale Eliten, die die Initiative ergriffen. Die Hauptakteure des kulturellen Interpopulismus sind hingegen die vielen Bürgerinitiativen und -organisationen, die NGOs und internationalen NGOs (INGOs), die von einem starken Geist der Freiwilligkeit unter den Menschen selbst angetrieben werden. Hier sehen wir nicht die sorgfältig konstruierten Fassaden von Regierungen und Staaten, sondern die reichen, vielfältigen Gesichter der Menschheit. Ich glaube, dass es ein großes Potential für diese Art kulturellen Interpopulismus gibt, der mit zukunftsgerichteten polititschen Initiativen, die auf gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung der jeweiligen Aufgaben und Stärken beruhen, interagiert und diese unterstützt. Das ist einer der Wege, den wir erforschen sollten. Dann könnten wir für die komplexen Anforderungen gewappnet sein, unserer verschiedenen und sich schnell entwickelnden mulitkulturellen Welt zu begegnen. Die Stärke des Charakters ========================= Eine Tatsache sollten wir niemals aus den Augen verlieren, egal wie weit die Kommunikationstechnologie voranschreiten mag: Es sind immer noch die Menschen, die zählen. Es ist der Einzelne - der Charakter des Einzelnen -, der als Erschaffer und Hauptakteur der Kultur ausschlaggebend ist. Und so hängt die Frage, in wie weit die heute zu beobachtenden populären Bewegungen erfolgreich eine Kultur des Friedens aufbauen können, von mehreren Faktoren ab. Zuerst müssen wir den exzessiven Hang zur Unterscheidung erfolgreich überwinden, der in der Psychologie des Einzelnen tief verwurzelt ist – und wir müssen den Dialog auf der Basis unserer gemeinsamen Menschlichkeit führen. Ich glaube, dass wir nur durch die Konfrontation mit dieser wahrhaft schwierigen Herausforderung uns selbst und unsere Gesellschaften verändern können. Im Rückblick sehen wir, dass das zwanzigste Jahrhundert eine Ära war, in der verschiedene Ideologien und strittige Ansichten über Gerechtigkeit gewaltsam miteinander um die Vorherrschaft rangen. Insbesondere haben wir Ideologien gesehen, die auf äußere Unterschiede und Merkmale wie Rasse, Klasse, Nationalität, Brauchtum oder kulturelle Praktiken fixiert waren. Diese Ideologien behaupteten, derartige Faktoren seien die wesentlichen Bestandteile menschlichen Glücks und die Auslöschung von Unterschieden sei der sicherste Weg zur Vernichtung des Bösen und der Auflösung von Widersprüchen innerhalb der Gesellschaft. Die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts ist mit dem Blut der Opfer dieser irrigen Ideen geschrieben. Im Juni 1945, unmittelbar nach dem Sieg über Nazideutschland durch die Alliierten, richtete C. G. Jung die folgenden Worte an „die Teile des Körpers des deutschen Volkes, die gesund geblieben sind.“: „Wo die Sünde groß ist, ist Gnade ‘im Überfluß vorhanden’. Solch eine tiefe Erfahrung bringt innere Veränderung mit sich, und das ist unendlich wichtiger als politische und soziale Reformen, die alle ohne Wert sind in den Händen von Menschen, die nicht eins mit sich selbst sind. Das ist eine Wahrheit, die wir immer wieder vergessen...“ (16) Zu dieser Zeit erfuhr Jungs Bemerkung wenig Aufmerksamkeit. Aus der gegenwärtigen Perspektive kommt man nicht umhin zu staunen, mit welch historischer Tiefe und Präzision dieser Mann der Weisheit die Pathologie unserer Zeit offenlegte. Jungs Abtun politischer oder sozialer Reformen als „ohne Wert“ mag reichlich extrem erscheinen. Wir brauchen uns allerdings nur an das alptraumhafte Elend zu erinnern, das von den Mächtigen dieser Welt fabriziert wurde. Sie unternahmen politische und soziale Reformen ohne jeglichen Sinn für die notwendige eigene Reformation oder für die Menschlichkeit ihrer Opfer. Stalin fällt da ein. Im Gegensatz dazu konnte in Fällen, in denen sich prominente Einzelpersonen erfolgreich mit sich selbst konfrontiert hatten - zum Beispiel Zhou Enlai in Bezug auf China oder Jose Marti in Kuba - sogar die Schrecken des Blutvergiessens und der revolutionären Gewalttaten ein wenig gemildert werden, und der Prozess der sozialen Reform gewann auf lange Sicht die Unterstützung der Bürger. Die positiven Aspekte beispielsweise der chinesischen Revolution können fast alle auf die außergewöhnlichen Qualitäten von Zhou Enlai zurückgeführt werden. Gleichermaßen konnte ich durch die bereits erwähnten Gespräche mit Cintio Vitier eine neue Wertschätzung der Rolle gewinnen, die Jose Martis Erbe als spirituelle Quelle der kubanischen Revolution spielt. Wenn wir auf das zwanzigste Jahrhundert zurückblicken, ist es leicht, nur auf das negative Erbe dieser Zeit zu schauen. Aber einige großartige Leistungen im Hinblick auf die Überwindung sozialer Krankheiten müssen ebenfalls anerkannt werden. Eine, die besonders hervorsticht, ist die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten, die dramatische Reformen hervorgebracht hat, inklusive des historischen Civil Rights Act von 1964 und die darauf folgenden kühnen Aktionen gegen die Diskriminierung von Minderheitengruppen. Um maximal effektiv zu sein, müssen rechtliche und strukturelle Reformen von einer dementsprechenden Revolution des Bewußtseins begleitet werden, also der Entwicklung einer Form von universeller Humanität, die Unterschiede von innen heraus überwindet. Nur wenn sich ein erneuertes Bewußtsein unserer gemeinsamen Menschlichkeit im Einzelnen durch die gesamte Gesellschaft hindurch Wurzeln schlägt, kann der Traum von echter Gleichheit verwirklicht werden. Mit anderen Worten, es muß eine kreative Synergie zwischen den inneren - spirituellen, introspektiven - Reformen in den Einzelnen und den äußeren - rechtlichen und institutionellen Reformen in der Gesellschaft geben. Ich glaube, das ist eine der Lektionen, die von dieser dramatischen Ära der Veränderung und dem manchmal frustrierenden Ausbleiben des nachfolgenden Fortschritts gelernt werden kann. Es gibt vielleicht keine bessere Illustration des Ausdrucks „universelle Menschlichkeit“ als das Beispiel von Martin Luther King, Jr. Es findet Ausdruck in seinen Worten, die ein Jahr vor der Annahme der Bürgerrechtsgesetze gesagt wurden. „Ich habe den Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, wo sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach den Qualitäten ihres Charakters beurteilt werden.“ (17) Diese aufwühlenden Worte drücken einen tiefen Glauben in die Kraft des Charakters aus. In diesem Sinn stimmen sie mit den Lehren Shakyamuni Buddhas überein, der erklärte, dass man nicht durch seine Geburt, sondern durch seine Handlungen und Taten edel ist. Jose Marti erklärte während des Kampfes für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes Kuba, dass sein wahres Heimatland das der gesamten Menschheit sei. (18) Er erklärte auch, dass es keinen Hass zwischen den Rassen geben könne, weil es „keine Rassen gibt“ - das heißt, „Rasse“ sei ein künstlich konstruiertes Konzept. (19) Letztendlich sind Gesetze und Institutionen von Menschen geschaffen. Es sind Menschen, die sie ausführen und handhaben. Wenn wir die Aufgabe vernachlässigen, den inneren Charakter der einzelnen Menschen zu vertiefen und zu entwickeln, kann selbst vom besten System nicht erwartet werden, dass es funktioniert. Ich glaube fest, dass der Schlüssel zur Lösung aller Formen von Konflikten zwischen ethnischen Gruppen im Entdecken und Hervorbringen der universellen Menschlichkeit liegt, die so stark von M. L. King, Jr. - Amerikas Gewissen - und Jose Marti - Kubas Gewissen - verkörpert wurde. Jeder Versuch, die Probleme ohne Beschreiten dieses herausfordernden Pfades zu lösen, wird diese nur aufschieben und verlängern, fürchte ich. Die Innere Überwindung von Unterschieden ======================================== Als ich die Gelegenheit hatte, 1993 an der Harvard Universität zu sprechen, verwies ich auf eine Geschichte über Shakyamuni Buddha. Dort wird er als jemand beschrieben, der sagt, er habe einen unsichtbaren Pfeil wahrgenommen, der die Herzen der Menschen durchbohrt. In meinen Ausführungen interpretierte ich diesen „Pfeil“ als das übermäßige Fixiertsein auf Unterschiede und erklärte, dass die Überwindung dieser Art von Fixiertsein wesentlich für die Schaffung von Frieden ist. Während ich sprach, dachte ich an die besonderen Schwierigkeiten bei der Lösung interethnischer und kommunaler Streitfragen, und war dankbar für die positive Resonanz, die dieser Aspekt meiner Ausführungen hervorrief. Zurück zu Jung, der in „The Undiscovered Self“ schrieb: „Würde ein weltweites Bewußtsein dafür entstehen, dass jede Teilung und jeder Antagonismus aufgrund der Trennung von Gegensätzen in der Psyche erfolgt, dann würde man wirklich wissen, wo man angreifen muß.“ (20) Jung betont die Tatsache, dass wir uns nicht ausschließlich auf das konzentrieren dürfen, was außerhalb unseres Selbst liegt. Wir müssen der Versuchung widerstehen, „Gut“ ausschließlich einer Seite zuzuordnen und „Böse“ der anderen. Tatsächlich müssen wir die wirkliche Bedeutung von Gut und Böse neu untersuchen. Die äußeren Manifestationen von Gut und Böse sind relativ und veränderbar. Sie erscheinen nur dann als absolut und unveränderlich, wenn das menschliche Herz vom Bann der Sprache und abstrakten Konzepten gefesselt ist. Je mehr wir uns von diesem Bann befreien können, desto mehr erkennen wir, dass das Gute in sich selbst Böses enthält und das Böse in sich selbst Gutes. Deshalb kann das, was als Böse wahrgenommen wird, durch unsere Reaktion und Antwort in Gutes verwandelt werden. Wir können sogar dahin kommen, die Konfrontation von Gut und Böse als Bestandteil eines semantischen Netzwerks des menschlichen Herzens zu verstehen, das mittels Sprache und Symbolen den gesamten Kosmos umschließt. Aus dieser Perspektive können sogar Teilung und Konfrontation als letztendliche Hinweise auf unsere Verbundenheit miteinander und mit dem Universum geschätzt werden. Wir dürfen es nicht zulassen, uns von der Wahrnehmung von Unterschieden gefangen nehmen zu lassen. Wir müssen die Meister der Sprache sein und sicherstellen, dass sie immer den Interessen der Menschheit dient. Wenn wir uns zwingen, auf die Alpträume dieses Jahrhunderts zurück zu blicken die politischen Säuberungen, der Holocaust, ethnische Säuberung - werden wir erkennen, dass sie alle einer Umgebung entsprangen, in der die Sprache manipuliert wurde, um die Gedanken der Menschen ausschließlich auf ihre Verschiedenheit zu konzentrieren. Indem die Menschen davon überzeugt wurden, dass diese Unterschiede absolut und unveränderbar sind, wurde die Menschlichkeit der Anderen undeutlich gemacht und die Gewalt gegen sie legitimiert. In dieser Beziehung möchte ich gerne die Worte von Tschingis Aitmatov zitieren, dem begnadeten Autor aus Kirgisistan. In dem Vorwort des Dialogs, den wir zusammen veröffentlicht haben, drückt er eine wahrhaft tiefe Einsicht in die Natur der Sprache aus, was die Beziehung zwischen Menschen und ihren Worten anbelangt: „Es gibt keine ‘heimatlosen’ Worte. Menschen sind die Heimat der Worte, ihre Beherrscher. Sogar, wenn die Menschen sich an Gott wenden mit dem geheimen Wunsch, Seine Stimme zu hören, sind sie es selbst, die sie in ihren eigenen Worten hören. Worte leben in uns. Sie verlassen uns und kehren zu uns zurück. Sie dienen uns ergeben von dem Moment an, da wir geboren werden, bis wir sterben. Worte können die Lasten der Welt der Seele und die der Weite des Kosmos tragen.“ (21) Ich schätze zutiefst, was Aitmatov dazu motivierte, die Funktion der Sprache in dieser Tiefe und Schärfe zu untersuchen. Er lebte die meiste Zeit seines Lebens unter dem Sowjetregime, in einer Zeit, als die Menschen nie die Beherrscher ihrer Worte waren. für Menschen seiner Generation waren Worte und entmenschlichte Konzepte die „Beherrscher“ und die Menschen waren gezwungen, ihnen lebenslänglich ergeben zu dienen. Die Aufgabe, diese Umkehrung infrage zu stellen, war nicht nur auf literarische Figuren beschränkt, sondern bereitete jedem sensiblen und wachen Menschen Sorge, der während dieser Zeit gelebt hat. Unnötig zu erklären, dass der Kommunismus ein System war, das hingerissen und besessen von dem Konzept einer „klassenlosen Gesellschaft“ war. Einer Gesellschaft also, die danach strebte, Verschiedenheiten und Unterscheidungen ausschließlich durch äußere, „objektive“ Mittel zu überwinden. Die destruktive Verzauberung der Sprache, ihre Herrschaft über menschliche Realitäten, verzerrt die Prozesse des Innenlebens und veranlaßt die Menschen dazu, ihrer inneren Entwicklung eine unwichtigere Bedeutung zuzuweisen. Auf diese Weise macht sie die Menschen anfällig für Appelle an die Wirksamkeit von externer Macht, an den Gebrauch von Gewalt. Aitmatov überlebte die tiefgehende und bittere Erfahrung einer ideologisch dominierten linguistischen Kultur, die Gewalt akzeptiert oder sogar fördert. Aus diesem Grund - so glaube ich – fühlte er sich von dem buddhistischen Ansatz angezogen, der Gewalt in jeder Form ablehnt, unerschütterlich in seiner Verpflichtung zum Dialog ist und der menschlichen Realität absolute Priorität einräumt. Eine Welt in ständiger Veränderung ================================== Aus buddhistischer Perspektive liegt der wahre Aspekt des Lebens in seinem unaufhörlichen Fluss, in der Art, wie Erfahrungen durch die Interaktion zwischen inneren Tendenzen und äußeren Umständen entstehen. Mit anderen Worten, was wir als Gut und Böse erfahren, ist nicht festgelegt, sondern hängt von unserer Haltung und Reaktion ab. Gut und Böse sind keine unveränderlichen Wesenheiten. Um ein einfaches Beispiel zu geben: Ärger kann die Funktion des Guten zeigen, wenn er gegen die Dinge gerichtet wird, die die menschliche Würde bedrohen. Im Gegensatz dazu kann Ärger im Zuge eines selbstsüchtigen Egoismus die Funktion des Bösen zeigen. Also ist Ärger, den man typischerweise als Böse betrachtet, seinem Wesen nach neutral. Im Japan des dreizehnten Jahrhunderts beschreibt Nichiren, der buddhistische Denker, dessen Lehren die Aktivitäten der SGI inspirieren, dies wie folgt: „Sich vom Bösen abzuwenden ist Gut; sich vom Guten abzuwenden ist Böse. Gut und Böse existieren nicht außerhalb unserer Herzen und Gedanken. Die dem Leben immanente Neutralität ist in seiner Loslösung von Gut und Böse zu finden. Unsere Leben existieren nur in den drei Eigenschaften - Gut (zen), Böse (aku) und der grundlegenden Neutralität (muki) im Hinblick auf Gut und Böse. Es existiert keine andere Wirklichkeit als die in unseren Herzen.“ (22) Diese Perspektive mit dem Blick auf die Relativität von Gut und Böse kann uns helfen, dem Bann zu entkommen, Gut und Böse als feststehende, äußere Wesenheiten betrachten und andere in der entsprechenden Konsequenz als Böse zu bezeichnen. Neutral bedeutet jedoch nicht leer oder hohl. Weit davon entfernt, geistlos oder leer zu sein, sind unsere Leben Manifestationen des kosmischen Lebens selbst, ewig und bis zum Überlaufen angefüllt mit kreativer Energie. Nichiren sagt von dem wahren Aspekt des Lebens, dass es „ weder von den Feuern am Ende eines Kalpas verbrannt, noch von den Fluten weggeschwemmt, noch von Schwertern oder Pfeilen durchbohrt werden kann. Es findet Platz in einem Senfkorn, und obwohl das Senfkorn nicht wächst, braucht das Leben nicht zu schrumpfen. Es füllt das ganze Universum aus. Der Kosmos ist weder zu weit noch ist das Leben zu klein, um es auszufüllen.“ (23) Was hier beschrieben wird, ist ein absolut klarer, leuchtender Lebenszustand, unzerstörbar und unnachgiebig. Das buddhistische Verständnis des Lebens kann uns helfen, das Ideal einer inneren Überwindung von Verschiedenheit in die Wirklichkeiten des täglichen Lebens zu übertragen. Mit anderen Worten, wir können einen Zustand erreichen, in dem wir nicht länger durch unsere Wahrnehmung von Verschiedenheit gefangen oder eingezwängt sind. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Worte meines Mentors, des zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda, die er in der Zeit unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gesagt hat. Er beschrieb den Prozess, durch den es für den Einzelnen möglich ist, sogar zutiefst verwurzelte Tendenzen oder Karma zu verändern. Dem Buddhismus zufolge ist jeder Aspekt dessen, wer wir sind - Nationalität, Hautfarbe, Familienhintergrund, Persönlichkeit, Geschlecht - das gegenwärtige Ergebnis von Ursachen, die wir selbst in der Vergangenheit gesetzt haben. Das Gesetz von Ursache und Wirkung, das die Entstehung dieser Verschiedenheiten und Unterschiede regelt, wirkt unbeirrbar durch die drei Bereiche der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hindurch. Den Buddhismus Nichiren Daishonins zu praktizieren, so sagte Toda, „ist das Mittel, mit dem wir unser Karma verändern können. Wenn wir das tun, verschwinden alle vorübergehenden Ursachen und Wirkungen, und wir können das Wesen des gewöhnlichen Sterblichen, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist, offenbaren.“ (24) Was Toda als „vorübergehend“ bezeichnet hat, sind die von uns gesetzten Ursachen, die die Unterschiede auf der Ebene der Phänomene hervorrufen - Unterschiede der Kapazitäten, physische, mentale und spirituelle sowie Unterschiede, die sich aus solchen Umständen wie Erziehung und Beschäftigung ergeben. Alle zusammen genommen sind es die Unterschiede, die jeden von uns zu dem einzigartigen Wesen machen, das wir sind. Wenn Toda sagte, dass diese vorübergehenden Ursachen und Wirkungen „verschwinden“, meinte er nicht, dass die Unterschiede zwischen den Menschen irgendwie ausgelöscht und wir alle in Gleichheit oder Uniformität fallen würden. Das könnte natürlich niemals geschehen. Genauso, wie keine zwei Menschen jemals das exakt gleiche Gesicht haben werden, so sind Unterschiede ein integraler, natürlicher und notwendiger Aspekt der menschlichen Gesellschaft. Was für Toda „verschwand“ war unser Fixiertsein auf Unterschiede und unsere negativen, beschränkenden Reaktionen darauf. Das ist ein Beispiel dafür, wie eine Glaubensausübung die innere Überwindung von Unterschieden ermöglichen kann. Ein natürlicher, ursprünglicher Lebenszustand ============================================= Wenn man den Buddhismus annimmt, dann ist das Ziel, in unserem Leben einen Zustand zu erfahren, den Toda als „der gewöhnliche Sterbliche, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist“ (kuon no bompu) beschrieb. In seinen eigenen Schriften erläutert Nichiren, dass das Konzept von kuon - der Zeit ohne Anfang - den natürlichen, ursprünglichen Grundzustand des Selbst bedeutet. (25) Wenn wir alles Künstliche aufgeben und die natürliche Pracht, die unserem Wesen inhärent ist, freilassen, können wir folglich über unsere Verschiedenheiten hinauswachsen, sie aus einer anderen Perspektive betrachten, und uns vom übertriebenen Fixiertsein auf sie befreien. Metaphorisch gesprochen, können „vorübergehende Ursachen und Wirkungen“ als Mond und Sterne betrachtet werden, die den nächtlichen Himmel schmücken, und „der gewöhnliche Sterbliche, der seit der Zeit ohne Anfang erleuchtet ist“, als die Sonne. Wenn sich nun die aufgehende Sonne im Osten erhebt, verschwinden diese Himmelskörper, die die Nacht hindurch solch eine lebendige Präsenz hatten, unmittelbar in eine scheinbare Nichtexistenz. Natürlich hören sie nicht auf, zu existieren, sondern werden vom Licht der Sonne, die unsere innere Lebenskraft und Weisheit repräsentiert, einfach überstrahlt. Dies ist die Funktion des religiösen Glaubens und Ausübens, denke ich. Als ich vorhin von einem „leuchtenden Lebenszustand, unzerstörbar und unnachgiebig“ sprach, und unsere Leben als „Manifestationen des kosmischen Lebens selbst, ewig und bis zum Überlaufen angefüllt mit kreativer Energie“ beschrieb, dachte ich dabei an die geschätzten Worte meines Mentors, Josei Toda. Das buddhistische Gesetz der Ursächlichkeit - dass jeder Aspekt dessen, wer wir sind, das Ergebnis von Ursachen ist, die wir selbst gesetzt haben - und die Betonung der inneren Überwindung von Unterschieden, bedeutet in keiner Weise, dass wir diskriminierende Verhaltensweisen passiv akzeptieren sollten. Der buddhistische Gedanke von innerer Ursache und Verantwortung sollte niemals zu der Art Fatalismus verkommen, der die Menschen blind macht für die realen sozialen Krankheiten. Es ist unsere natürlichste Aufgabe, solche Verhaltensweisen und Vorurteile sowie die sozialen Strukturen, die sie hervorbringen, herauszufordern. Immer, wenn eine Religion Menschen passiv und kraftlos werden läßt, verdient sie die unehrenhafte Bezeichnung „Opium“. Selbst wenn das Ideal - eine Gesellschaft vollkommen frei von jeder Diskriminierung - verwirklicht werden würde, auf der tiefsten menschlichen Ebene würden immer noch menschliche Unterschiede existieren. Die buddhistischen Bezeichnungen für die Welt, in der wir leben, sind alles Worte für Verschiedenheit, Unterscheidung und Abstand. Hier wird das Verständnis ausgedrückt dass dies die Bestandteile der erfahrbaren Realität sind. Dialog und Menschliche Vielfalt =============================== Die Überwindung der negativen Formen dieser Fixierung auf Unterschiede, also der Diskriminierung, und das Aufblühenlassen menschlicher Vielfalt sind der Schlüssel zur Schaffung einer dauerhaften Kultur des Friedens. Und Dialog ist das Mittel dazu. Der hier herausgestellte buddhistische Ansatz kann, so glaube ich, die Fesseln abstrakter Konzepte und Sprache lösen, die so destruktiv sein können. Auf diese Wiese befreit können wir die Sprache auf effektivste Weise nutzen und in einen Dialog treten, der den größten und dauerhaftesten Wert schafft. Dialog muß der Dreh- und Angelpunkt unserer Bemühungen sein, die Menschen überall zu erreichen, während wir danach streben, eine neue globale Zivilisation zu formen. Wie Nichiren schrieb, „In der Begegnung mit verschiedenen Zuständen von Gut und Böse erschaffen unsere Gedanken verschiedene Dharmas“ - in diesem Fall, Sprachen - „ von Gut und Böse.“ (26) Das beschreibt eine philosophische Haltung, die aktiv, engagiert und dessen Praxis die Art von Dialog ist, durch die sogar negative, destruktive Umstände und Bedingungen in positive, kreative Realitäten und Erfahrungen verwandelt werden können. Um dies in die konkrete Praxis umzusetzen, habe ich danach gestrebt, den Dialog unter den Gesellschaften zu fördern und mich mit Menschen von jedem Kontinent der Erde zu treffen. Ich habe mit intellektuellen Denkern von verschiedenstem religiösen Hintergrund - Christentum, Islam, Hinduismus, Judaismus, etc. - Dialoge geführt, die oft veröffentlicht wurden. Auf der Grundlage dieser jahrelangen Erfahrungen bin ich mir der Möglichkeiten des offenen Dialogs und der Bedeutung seines Einflusses in der Gesellschaft absolut bewußt. Die Organisationen der SGI engagieren sich überall auf der Welt, um eine friedliche Gesellschaft in ihrer jeweiligen Umgebung zu schaffen. Sie tun dies in Übereinstimmung mit einem der Grundsätze der SGI-Charta: „Die SGI wird, begründet auf dem buddhistischen Geist der Toleranz, andere Religionen respektieren, mit ihnen in Dialog treten und für eine Lösung grundlegender, humanitärer Probleme mit ihnen zusammenarbeiten.“ (27) Die SGI hat darüberhinaus den interreligiösen Dialog durch Unterstützung von Symposien und anderen Foren mit Institutionen wie der Europäischen Akademie der Wissenschaft und der Künste und anderen Körperschaften gefördert. Letztes Jahr besuchten unsere Vertreter das Parlament der Weltreligionen (PWR) in Cape Town, Südafrika. Es ist geplant, dass sie am „Millennium World Peace Summit of Religious and Spiritual Leaders“ (Jahrtausend-Weltfriedensgipfel der religiösen und spirituellen Oberhäupter) teilnehmen werden´, der im August stattfinden wird. Das Boston Research Center hat eine Essaysammlung „Den Hass Untergraben: Die Herausforderung der Gewaltlosigkeit in Religiösen Traditionen“ veröffentlicht. Hier schreiben Gelehrte, stellvertretend für verschiedene Religionen, über die Philosophie der Gewaltlosigkeit, die sich in den Traditionen von acht Religionen findet, und diskutieren über Wege zur Überwindung von Konflikten. Des weiteren hat das Institut für Orientalische Philosophie in vielerlei Hinsicht für das Zustandekommen eines interreligiösen Dialogs engagiert. Das Toda Institute for Global Peace and Policy Research (Toda Forschungsinstitut für Weltfrieden und Politik) plant eine internationale Konferenz zu dem Thema „Dialog der Zivilisationen: Ein neue Friedensagenda für ein neues Jahrtausend“ im Februar 2000 in Okinawa. Dort kommen Experten zusammen, um über die großen Fragen der Zivilisationen und den ihnen zugrundeliegenden religiösen Aspekte zu diskutieren. Im Juli des Jahres 2001, das zum „Jahr des Dialogs zwischen den Zivilisationen der Vereinten Nationen“ und ebenfalls zum „Internationalen Jahr der Mobilmachung gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenhass und die damit verbundene Intoleranz“ erklärt wurde, wird in Südafrika eine von der UN geförderte Weltkonferenz stattfinden (Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenhass und damit verbundener Intoleranz). Ich fühle mich verpflichtet, darauf zu drängen, dass die Menschheit nach den bitteren Lektionen des zwanzigsten Jahrhunderts die Herausforderung der Errichtung einer Gesellschaft von Frieden und Koexistenz ernsthaft angeht. Auf der Grundlage unserer Tradition weltweiter bewußtseinsfördernder Aktiviäten (wie zum Beispiel die Ausstellung „Aufbruch in das Jahrhundert der Humanität: Menschenrechte in der Welt von Heute“ und „Mut zur Erinnerung: Anne Frank und der Holocaust“, eine Ausstellung zur Unterstützung des „UN-Jahrzehnts der Erziehung in den Menschenrechten“ \[1995 - 2004\]) aufbauend, fühlt sich die SGI zutiefst verpflichtet, aktiv zum Erfolg dieser Konferenz beizutragen. Die UNESCO, die für die Koordination der Aktivitäten im „Internationalen Jahr für eine Kultur des Friedens“ verantwortlich ist, initiiert gegenwärtig die weltweite bewußtseinsfördernde Bewegung „Manifest 2000" mit dem Ziel, der UN-Jahrtausendversammlung einhundert Millionen Unterschriften zu einem Begehren vorlegen zu können, jene Werte, Haltungen und Verhaltensweisen umzusetzen, die eine Kultur des Friedens fördern. Die SGI unterschreibt die Ideale des „Manifest 2000“ und wird die Bewegung in verschiedenen Bereichen unterstützen, auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Bis heute hat die SGI das „Internationale Jahr der Literatur“ (1990) in Übereinstimmung mit den Zielen der UNESCO unterstützt, und die „World Boys and Girls Art Exhibition“ (Kinderbilderausstellung) wurde in zahllosen Ländern als Bestandteil unserer Bemühungen, ein Bewußtsein für die Kultur des Friedens zu entwickeln, gezeigt. Friedensvorschlag von SGI-Präsident Daisaku Ikeda, Teil 2 Frauen ebnen den Weg zu einer Kultur des Friedens =========================================================================================================== Ich möchte nun besonders die Rolle hervorheben, die Frauen bei der Schaffung einer Kultur des Friedens spielen können. In der langen Geschichte der Menschheit waren es die Frauen, die am meisten gelitten haben, wann immer eine Gesellschaft durch Krieg, Gewalt, Unterdrückung, Verletzung der Menschenrechte, Krankheit oder Hungersnot zugrunde gerichtet wurde. Es waren ebenfalls Frauen, die trotz allem unbeirrt daran festgehalten haben, die Gesellschaft zum Guten, zur Hoffnung und zum Frieden hin zu bewegen. Frauen haben eine Schlüsselfunktion, wenn es darum geht, eine Zukunft zu formen, die von Hoffnung erfüllt ist. Mahatma Gandhi betonte: “Wenn mit Stärke rohe Kraft gemeint ist, dann ist die Frau tatsächlich weniger roh als der Mann. Wenn mit Stärke die moralische Kraft gemeint ist, dann ist die Frau dem Manne grenzenlos überlegen. Wenn Gewaltlosigkeit das Gesetz unseres Daseins ist, so gehört die Zukunft der Frau.”[^1] In der SGI gibt es eine Reihe von Projekten, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, wie z.B. eine Serie von Publikationen, die über Kriegserfahrungen von Frauen berichten, Ausstellungen zur Schärfung des Bewußtseins, und verschiedene Vorlesungsreihen. Auf der „1999 Seoul International Conference“ (Internationale Konferenz von Seoul) der NGOs (Nichtstaatliche Organisationen) im letzten Oktober wurde ein von der SGI unterstütztes Symposium mit dem Titel *“*Frauen ebnen den Weg zu einer Kultur des Friedens“ abgehalten. Das Bostoner Forschungszentrum für das 21. Jahrhundert, das verschiedene Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, aus Sichtweise der Frauen neu betrachtet und Herausgeber der „Women's Views on the Earth Charter“ ist, plant in diesem Jahr eine zweiteilige Veranstaltung mit dem Titel: “Verbindungen schaffen: Frieden mit sich selbst, der Schwester und der Gesellschaft” \[Peace with Self, Sister and Society\], um die Rolle der Frauen *bei der Schaffung von Frieden* näher zu beleuchten. Im Juni wird eine Sondersitzung der UN-Generalversammlung abgehalten werden mit dem Titel “Frauen 2000: Gleichheit der Geschlechter, Entwicklung und Frieden für das 21. Jahrhundert”. Die Teilnahme der SGI ist dabei vorgesehen. Ich habe große Hoffnungen, dass diese Zusammenkunft intensive Diskussionen über dieses Thema anregen wird. **Frieden im täglichen Leben** Zusätzlich zu diesen Bemühungen ist es unbedingt erforderlich, sich auf konkrete, greifbare Weise dafür einzusetzen, eine Kultur des Friedens im täglichen Leben zu erschaffen. Die Kultur des Friedens kann durch hartnäckiges und unablässig auf Frieden ausgerichtetes Verhalten des Einzelnen entwickelt werden, wie die berühmte Friedensforscherin Elise Boulding betont. In diesem Zusammenhang misst sie der Rolle der Frauen eine besondere Bedeutung bei. Frieden ist nicht etwas, das anderen Leuten an weit entfernten Orten überlassen bleiben sollte. Es ist etwas, das wir Tag für Tag durch unsere Anstrengungen erschaffen, Fürsorge und Rücksichtnahme anderen gegenüber zu kultivieren, und indem wir eine Bande der Freundschaft und des Vertrauens in unseren jeweiligen Gemeinschaften durch unsere eigenen Handlungen und unser eigenes Beispiel schmieden. Die Fundamente für eine Kultur des Friedens werden vertieft und gestärkt, indem wir unseren Respekt vor der Unverletzlichkeit des Lebens und der Menschenwürde durch unser tägliches Verhalten und unsere stetigen Bemühungen, Gespräche zu führen, zur Geltung bringen. Dadurch wird das Erblühen einer neuen Globalen Zivilisation ermöglicht. Wenn jede einzelne Person ein Bewusstsein darüber entwickelt und sich auch dafür einsetzt, werden wir die Gesellschaft davor bewahren können, in eine Kultur des Krieges zurückzufallen, und die Energie für die Schaffung eines Jahrhunderts des Friedens fördern und nähren. Frauen werden auf diesem Weg vorangehen. Die SGI hat sich immer schon für die Entwicklung von Fähigkeiten in den Menschen eingesetzt, ein Prozeß, den wir als Menschliche Revolution beschreiben. Die Essenz dieser Entwicklung von Fähigkeiten ist es, das grenzenlose Potential zu enthüllen, das in jedem menschlichen Wesen vorhanden ist. Dies gründet auf dem buddhistischen Verständnis, dass unser eigenes Glück unauflösbar mit dem Glück der anderen verbunden ist. Es ist unser Glaube, dass Frieden und Glück des einzelnen durch aktive Auseinandersetzung mit anderen und durch den Prozeß von gegenseitiger Unterstützung und Ermutigung verwirklicht wird, und die Grundlagen für den Weltfrieden dadurch weiter gefestigt werden. Es ist meine große Freude und mein großer Stolz, dass Mitglieder der SGI eine Solidargemeinschaft der Menschen durch ihre Bewegung für Frieden, Kultur und Erziehung als gute BürgerInnen ihrer jeweiligen Länder und Gemeinden geschaffen haben, indem sie sich der unscheinbaren aber stetigen Praxis der Entwicklung von Fähigkeiten in jedem Einzelnen gewidmet haben. Dies bedeutet, Freunde, die leiden, zu ermutigen, und deren Mut zum Leben und zur Hoffnung hervorzubringen. Ich möchte noch einmal betonen, dass der Aufbau persönlicher Beziehungen basierend auf Vertrauen und Respekt das ist, was die Kultur des Friedens Wirklichkeit werden läßt. Ich bin davon überzeugt, dass eine Kultur des Friedens in der Tat in globalem Ausmaß realisiert und dauerhaft erhalten werden kann, wenn der Friede im Herzen jeder einzelnen Person Fuß fasst. **Globale öffentliche Güter** Als nächstes würde ich gerne bestimmte Schritte untersuchen, die für die Errichtung eines neuen Jahrhunderts des Friedens und des schöpferischen Zusammenlebens bedeutsam sind. Die Menschheit muss das Zeitalter des Krieges und der Trennung hinter sich lassen. Wir müssen uns mit einem weit in die Zukunft gerichtete Blick auf die Herausforderung einlassen, die Ursachen von Krieg zu beseitigen. Wir müssen die Institution des Krieges *in sich selbst* abschaffen und das 21. Jahrhundert zum Ausgangspunkt eines Zeitalters machen, in dem der Krieg in der ganzen Welt abgelehnt werden wird. Die Globalisierung hat grenzübergreifende Probleme ans Tageslicht gebracht, wie Umweltzerstörung, Armut, und eine besorgniserregende Zunahme der Anzahl von Flüchtlingen und heimatlosen Personen. Ebenso breiten sich ansteckende Krankheiten in neuen und verstörenden Dimensionen mit immer größerer Reichweite aus. Wir müssen dringend Mittel und Wege finden, um mit diesen Dingen fertig zu werden. Innerhalb des Systems souveräner Staaten wurden Krisen lange als territoriale Angelegenheiten betrachtet, und viele Staaten haben dementsprechend ihre Bemühungen auf militärische Aufrüstung konzentriert. Den globalen Angelegenheiten, denen wir nun gegenüberstehen, kann jedoch nicht mit konventionellen Mitteln begegnet werden. In der Tat sind es diese Probleme, die interne Konflikte und Kriege in vielen Regionen heraufbeschwören, wenn diese sich selbst überlassen bleiben. Der frühere Premierminister Israels und die Schlüsselfigur im Friedensprozess des Mittleren Osten, Shimon Peres, beschrieb das gegenwärtige Zeitalter als ein Übergang von einer Welt voller Feinden zu einer Welt angefüllt mit Bedrohungen. Bezugnehmend auf das Beispiel Europa stellte er fest, dass die Politik gegenseitiger Abschreckung und der Kampf um Vorherrschaft hinfällig wird, wenn wir eine wirtschaftliche Entwicklung verfolgen, die auf gegenseitiger Abhängigkeit basiert[^2]. Was wir, die wir heute mit einer Eskalation globaler Krisen konfrontiert sind, wirklich benötigen, ist eine Zielsetzung, die nicht auf der Vorherrschaft nationaler Interessen und Sicherheit konzentriert ist, sondern auf die Interessen der gesamten Menschheit, und die uns dazu ermutigt, unsere gemeinsamen Probleme anzugehen. Das UN-Entwicklungsprogramm (United Nations Development Programme) (UNDP)**,** bekannt für seine Befürwortung des Konzeptes der Sicherheit des einzelnen Menschen als Alternative zu der auf den Staat konzentrierten Sicherheit, veröffentlichte 1999 einen Bericht mit dem Titel “Globale öffentliche Güter: Internationale Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert.” Der Begriff “globale öffentliche Güter” ist die Anwendung des wirtschaftlichen Standardbegriffs “öffentliche Güter” auf globaler Ebene. Das sind Güter, die zum Nutzen aller sind, wie z.B. ein gesetzlicher Rahmen, ein Justizsystem, eine gesunde Umgebung oder Erziehung. Globale öffentliche Güter bringen Nutzen, die von Nationen, Generationen und Bevölkerungsgruppen geteilt werden. Mit anderen Worten sind sie richtungsweisend für eine vollkommen neue internationale Gemeinschaft, die weder einen einzigen Staat, eine Gesellschaftsschicht und ein einzelnes Individuum ausschließt, noch zukünftigen Generationen Schaden zufügen wird.[^3] Der UNDP-Bericht zeigt drei Probleme auf, die hinsichtlich der Realisierung globaler öffentlicher Güter gelöst werden müssen: Lücken in der Zuständigkeit (jurisdictional gap), der Beteiligung (participation gap) und des Ansporns (incentive gap). Die *Lücke in der Zuständigkeit* bezieht sich auf die Kluft zwischen den globalen Grenzen der heutigen großen politischen Angelegenheiten und den nationalen Grenzen, innerhalb derer die politischen Akteure operieren. Die *Lücke hinsichtlich der Beteiligung* verweist auf die Tatsache, dass internationale Zusammenarbeit immer noch hauptsächlich auf die Zusammenarbeit der Regierungen unter sich beschränkt bleibt, obwohl es zahlreiche nichtstaatliche Akteure auf der Welt gibt. Die *Lücke des Ansporns* bedeutet, dass moralische Rechtfertigungen allein unzureichend sind, um betroffene Staaten davon zu überzeugen, ihre Politik zu ändern und kooperative Beziehungen aufzubauen. Neue Aufgaben für die UN ======================== Ich glaube, dass die Vereinten Nationen die einzige Körperschaft ist, die dazu fähig ist, diese drei Lücken zu überbrücken und die Grundlage für ein Gerüst der konzertierten Aktion legen kann, das auf den Interessen der Menschheit basiert. Nun, da wir an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend stehen, müssen wir einen großartigen Entwurf zeichnen, der der Ankunft eines globalen Zeitalters würdig ist, und wir müssen damit beginnen, diese Vision zu realisieren. Die entscheidendste Herausforderung ist es daher, die UN zu stärken, so dass sie als Sammelpunkt im gemeinsamen Kampf der Menschheit dienen kann. Dieses Jahr wird eine großartige Gelegenheit sein, die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Angelegenheit zu lenken. Die UN hat ihre 55. Generalversammlung, die im September 2000 stattfinden wird, zur Jahrtausend-Versammlung der Vereinten Nationen erklärt, und beabsichtigt “eine anregende Vision für die UN im neuen Zeitalter zu formulieren und zu bekräftigen” und “eine Gelegenheit zu geben, die Rolle der UN für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stärken[^4].” Als integraler Bestandteil ist ein Jahrtausend-Gipfeltreffen der Vereinten Nationen geplant, an dem die führenden Persönlichkeiten der Welt teilnehmen werden. Das übergreifende Thema des Gipfels wird sein: “Die Vereinten Nationen im einundzwanzigsten Jahrhundert”, mit den Unterthemen Frieden und Sicherheit, einschließlich der Abrüstung, Entwicklung, einschließlich der Ausrottung der Armut, Menschenrechte, sowie dem Unterthema Stärkung der Vereinten Nationen. Ich würde an dieser Stelle gerne einige konkrete Vorschläge in Übereinstimmung mit den vier Unterthemen anbieten. Frieden und Sicherheit ====================== Es ist meine Überzeugun, dass Frieden und Sicherheit von einem Standpunkt des Übergangs von einer “Kultur der Reaktion” zu einer “Kultur der Prävention” betrachtet werden muss, so wie es der UN- Generalsekretär Kofi Annan in seinem Jahresbericht im letzten Jahr forderte. Eine Kultur der Prävention ist ein Ansatz, der größten Wert auf die Vermeidung von Problemen legt, bevor sie überhaupt auftreten, und dadurch Folgeschäden im Voraus minimiert, statt erst auf die Probleme zu reagieren, nachdem sie aufgetreten sind.[^5] Das UN-Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) engagiert sich darin, für humanitäre Hilfe in Krisen und Notfällen einzutreten, sie zu koordinieren und zu unterstützen, wie z.B. bei Hungersnöten, die von regionalen Kriegen oder internationalen Konflikten ausgelöst oder kompliziert werden, ebenso wie bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überflutungen. OCHA operiert in enger Zusammenarbeit mit anderen internationalen Vertretungen und mit Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in zahlreichen Ländern und Regionen, einschließlich der Demokratischen Republik des Kongo und Ruanda, dem Schauplatz heftiger Konflikte, und dem von Katastrophen heimgesuchten Bangladesh und der Demokratischen Volksrepublik Korea.[^6] Nichtsdestotrotz ist die Reaktion auf eine bereits akute und schwerwiegende Notsituation in Bezug auf das Gebiet, das abgedeckt werden kann, und die Reichweite verfügbarer Maßnahmen begrenzt. Solche Maßnahmen müssen sehr genau gebündelt werden und sie kosten extrem viel Zeit und Mühe. Die UN hat eine führende Rolle darin gespielt, humanitäre Hilfe zu koordinieren, aber sie muss mehr darin involviert werden, Zustände zu verhindern, die zu Notsituationen führen können. Daher ist es unbedingt erforderlich, die Rolle, die die UN bei der Verhütung von Konflikten spielen kann und sollte, neu zu definieren. Die Klärung von Kontroversen ist eine der zentralen Funktionen der UN, die in der Charta ausdrücklich vorgesehen ist. Es wird jedoch zunehmend schwieriger, auf die wachsende Anzahl interner Konflikte in der gegenwärtigen Periode nach dem Kalten Krieg zu reagieren. In der Tat hatte während der Kosovo-Krise die Unfähigkeit der UN, die Situation vor einer Eskalation zu bewahren, einen Luftangriff der NATO zur Folge. Dieser wurde im Namen von humanitärer Intervention und ohne die Billigung einer Resolution des Sicherheitskonzils geführt. Danach wurden Richtlinien, einen Waffenstillstand herbeizuführen, auf dem G8-Gipfeltreffen in Köln diskutiert. Der Gipfel begrüßte den Einsatz von internationalen zivilen und Sicherheitskräften im Kosovo in Übereinstimmung mit der Resolution des UN-Sicherheitsrates vom 10. Juni 1999. Obwohl die Annahme dieser Resolution durch den Sicherheitsrat die UN dazu befähigte, die Lösung des Konfliktes im letzten Stadium zu koordinieren, bleiben die Fragen nach einem militärischen Eingreifen ohne die Zustimmung des Sicherheitsrates und ohne Beachtung der Kriterien für humanitäre Intervention bislang ungelöst. Vor diesem Hintergrund betonte das Kölner Abkommen die Notwendigkeit, “die bedeutende Rolle zu beachten, die die Vereinten Nationen bei der Verhinderung von Krisen spielen, und danach zu streben, ihre Kapazität auf diesem Gebiet zu verstärken.”[^7] Wir müssen uns an die Tatsache erinnern, dass militärisches Eingreifen unter der Charta der Vereinten Nationen nur das allerletzte Mittel sein darf. Um so entscheidender ist es*,* dass die UN ein Vorsorgesystem aufbaut, das als “sanfte Kraft” (Soft power) bekannt ist. Dies veranlasst mich, den Vorschlag zu unterstützen, ein Komitee zur Vorbeugung von Konflikten als Hilfsorgan der Generalversammlung der Vereinten Nationen einzurichten. Ein solches Komitee könnte mit einem Mandat ausgestattet sein, fortlaufend Regionen, die von Konflikten oder Krieg bedroht sind, zu überwachen, vorbeugende Empfehlungen zu unterbreiten und darüberhinaus Unbeteiligten Schutz zu gewähren. Um eine Situation vor einer Verschlimmerung zu bewahren, ist die Funktion der Vorwarnung entscheidend, da es unmöglich ist, effektive Maßnahmen zu ergreifen, ohne ein System zur Verfügung zu haben, das potentielle Auslöser von Konflikten und Anzeichen von eskalierenden Konfrontationen erkennt. Es wird ebenso bedeutend sein, ein System einzurichten, das der Öffentlichkeit die Informationen und Analysen zugänglich macht, die durch die laufende Überwachung von Konfliktherden angesammelt werden. Dieses Zugänglichmachen von Informationen ist eine Grundvoraussetzung dafür, mehr Staaten – eingeschlossen solche, die nicht Mitglieder des Sicherheitsrates sind – und Nichtstaatliche Organisationen dazu zu ermutigen, sich mit der Angelegenheit zu befassen und sich an dem Prozeß zu beteiligen, eine Lösung zu entwickeln und Ideen anzubieten, den Frieden zu fördern. Eine weitere Aufgabe für ein solches Konfliktpräventionskomitee wäre, ausreichende Maßnahmen zu treffen, um Unbeteiligte zu schützen und damit das Leiden zu verringern. Im gegenwärtigen Rahmen internationalen Rechts sind die Menschenrechte in Friedenszeiten durch die **Internationale Menschenrechtskonvention** und durch das **Internationale Humanitätsgesetz** in Zeiten bewaffneter Konflikte gesichert, wobei sich beide rechtliche Systeme gegenseitig ergänzen. Allerdings waren die Konflikte der vergangenen Jahre dadurch gekennzeichnet, dass die Zivilbevölkerung vermehrt in das Fadenkreuz kriegerischer Konflikte geriet, wie in der Völkervernichtung (Genozid) und der “ethnischen Säuberung” geschehen. Taten, die das Humanitätsgesetz verletzen, sind zum Ziel des Krieges geworden und sind nicht mehr, wie früher, die Folge von Krieg. Während eines Zeitraums von verschleppter sozialer Unordnung, wie es bei innerstaatlichen Konflikten oft der Fall ist, ist es schwierig, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann genau der Kriegszustand ausgebrochen ist. Tendenziell wird dadurch ein Vakuum erzeugt, in dem sowohl das Menschenrechtsgesetz als auch das Humanitätsgesetz mißachtet werden. Als Folge davon werden viele BürgerInnen Opfer offener Verletzung der Menschenrechte, die eigentlich zu allen Zeiten geschützt werden sollten. Um zu verhindern, dass Konfliktgebiete in Anarchie verfallen und dadurch grundlegende Menschenrechte straflos verletzt werden können, ist es grundlegend wichtig, eine Überwachung aufrechtzuerhalten und damit einen unverzüglichen Übergang vom Schutz des Menschenrechtsgesetzes zum Schutz des Humanitätsgesetzes zu gewährleisten, und dazu aufzurufen, Schritte zu unternehmen, um die am Kampf nicht Beteiligten gegen Angriffe zu schützen. Um dies zu erreichen, könnte ein Konfliktpräventioskomitee als neutrales Beobachtungsorgan dafür verantwortlich sein, offiziell zu entscheiden, ob die betreffende Region den Kriegszustand erreicht hat, was die Anwendung des Humanitätsgesetzes auslösen würde, oder nicht. Auf diese Weise würde ein Komitee der oben beschriebenen Art versuchen, die Sicherung der Menschenrechte zu allen Zeiten zu gewährleisten. Dieses Komitee sollte Untersuchungskommissionen einsetzen dürfen, um die Realität eines Konfliktes bestimmen zu können, um dringende Bitten von Einzelpersonen, die von Konflikten betroffen sind, zu erhalten und zu berücksichtigen, und um öffentliche Anhörungen abzuhalten, um die Beschwerden aller beteiligten Seiten zur Sprache zu bringen. Ich halte öffentliche Anhörungen für ganz besonders wesentlich. Wenn ein bewaffneter Konflikt erst einmal eskaliert ist, so ist es für die beteiligten Seiten nicht leicht, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, auch wenn es noch Bereiche gibt, über die diskutiert werden kann. Es wäre für die UN sehr bedeutsam, ein Forum für den gegenseitigen Austausch von Ansichten zur Verfügung zu stellen, bevor die Situation sich zu sehr verschlechtert. Wenn die beteiligten Seiten ihre Meinungen und Vorbehalte der internationalen Gemeinschaft auf diese Weise zu Gehör bringen, könnten ihre anschließenden Aktionen zurückhaltender sein. Am Toda-Institut für Globale Friedens- und Politikforschung denkt man darüber nach, eine internationale Konferenz in Zusammenarbeit mit anderen Nichtstaatlichen Organisationen abzuhalten, um mögliche Formen solcher Systeme wie dem Konfliktpräventionskomitee zu diskutieren. Wenn eine solche Konferenz in Afrika oder in anderen Teilen der Welt, die von Konflikten heimgesucht worden sind, abgehalten würde, könnte die Konferenz in ihre Diskussionen die Stimmen der Leute mit einbeziehen, die aktuelle Konflikte tatsächlich erfahren haben. So würde damit begonnen werden, die oben beschriebene Funktion von öffentlichen Anhörungen zu erfüllen. Entwicklung und Menschenrechte ============================== Im folgenden möchte ich Wege zur Stärkung der Rolle der UN auf den Gebieten der Entwicklung und der Menschenrechte näher untersuchen. Die Beseitigung der Armut, also eins der vier spezifischen Unterthemen des Jahrtausend- Gipfeltreffens, ist eine humanitäre Herausforderung von großer Dringlichkeit. Einer der Effekte der Globalisierung ist die immer größer werdende Kluft zwischen Reich und Arm. Während Menschen in einigen wenigen Ländern eine unproportional große Menge an Ressourcen verbrauchen und einen Lebensstil des Überflusses genießen, lebt ein ganzesViertel der Weltbevölkerung in extremer Armut. Für diese Menschen ist ihre Menschenwürde ständig bedroht. Wir müssen dieses abscheuliche Ungleichgewicht beseitigen, wenn wir unsere Verantwortlichkeit für das neue Jahrtausend erfüllen wollen. Es ist nicht unmöglich, dieses Ziel zu erreichen. Nach Schätzungen der UNDP würden sich die Kosten für ein Abschaffen der Armut auf ungefähr ein Prozent des globalen Einkommens und nicht mehr als zwei bis drei Prozent des nationalen Einkommens in allen Ländern belaufen, ausgenommen der ärmsten Länder. Kürzungen von militärischen Ausgaben, wobei die gesparten Gelder in die Reduzierung von Armut und in Mittel für menschliche Entwicklung fließen könnten, würden eine beachtliche Linderung des Problems darstellen.[^8] Armut ist ein Hauptgrund für Konflikte, weil sie Gesellschaften destabilisiert. Armut erzeugt Konflikte, die wiederum die Armut verschärfen. Die Entscheidung, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen, würde gleichzeitig zu der Ausrottung eines der Ursachen führen, die Krieg hervorbringen, und diese globale Ungerechtigkeit auflösen. Die Beseitigung der Ursachen von Krieg und Armut, die die menschliche Würde bedrohen, wird dazu führen, dass immer mehr Menschen in den Genuß der Menschenrechte kommen. Beim Kölner Wirtschaftsgipfel 1999 wurde die Kölner Schuldeninitiative ins Leben gerufen, um die Schuldenerleichterung für schwer verschuldete arme Länder (HIPCs) zu beschleunigen. Die Initiative strebt an, sicherzustellen, dass Ressourcen, die durch die Schuldenerleichterung frei werden, in die Linderung der Armut fließen, sowie in soziale Entwicklung auf Gebieten wie Erziehung, Ernährung, Hygiene und Gesundheitsvorsorge.[^9] Ich begrüße dies als einen greifbaren Schritt hin zu der Überwindung der Armut, und fordere zu immer kühnerem Denken diesbezüglich auf. Wir benötigen ein rückhaltloses Engagement, um diese Gesellschaften in die Lage zu versetzen, sich selbst aus der Armut herauszubringen – ein Programm, das mit Entschlossenheit und Unbeirrbarkeit ausgeführt werden muß, ähnlich vielleicht einem “Globalen Marschall-Plan”. Die UN sollte im Zentrum dieser Bemühungen stehen, um die Übereinkünfte des Gipfels auf einer tieferen Ebene zu einer globalen Gemeinschaft weiterzutragen, die alle Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft schützt und hegt. In Hinblick auf die Förderung menschlicher Entwicklung auf globaler Ebene möchte ich ebenfalls gerne für die Ausweitung der Funktionen von UN-Häusern plädieren: Dies sind Zentren, die die verschiedenen UN Programme und Vertretungen in jedem Land koordinieren. Die ursprüngliche Absicht der UN-Häuser war, die Zusammenarbeit der einzelnen UN-Vertretungen zu verbessern, die sich in der Entwicklung und damit verbundenen Projekten engagieren. Der Plan strebte danach, die verschiedenen Körperschaften, die in jedem Land aktiv sind, in einem gemeinsamen Gebäude unterzubringen, das als UN-Haus bezeichnet wird, um zu einer Koordinierung ihrer Aktivitäten unter dem Banner der UN zu ermutigen. Es ist mein Vorschlag, dass die Rolle der UN-Häuser noch einen Schritt weiter ausgeweitet wird, indem sie als UN-Botschaft in jedem Land fungieren und damit eine umfassende Rolle als örtliches Zentrum für die Förderung selbständiger Programme sowie als Informationszentrum für die Öffentlichkeit einnehmen. Bemühungen für eine Abschaffung der Armut und für menschliche Entwicklung erfordern insbesondere, dass eine eingehende Kenntnis der jeweiligen einzigartigen örtlichen Umstände die Basis für Pläne in diese Richtung bilden müssen. Das Ausführen solcher Pläne würde sicherlich reibungsloser ablaufen können, wenn die Kommunikationswege mit Regierungen stärker gebündelt und auf eine permanente Basis gestellt würden. **Die Vereinten Nationen stärken** Zu dem vierten Unterthema, der Stärkung der UN, möchte ich einen Vorschlag aus der Perspektive der Demokratisierung machen. Damit meine ich Wege, die sicherstellen, daß die Ansichten und Sorgen der gewöhnlichen BürgerInnen bei der UN Gehör finden. Ich glaube, die treibende Kraft für das Überbrücken jener Lücken in der Zuständigkeit, der Beteiligung und des Ansporns (also die drei oben erwähnten Probleme, die bei der Realisierung der Globalen Öffentlichen Güter gelöst werden müssen) ist einerseits eine „Graswurzel-Solidarität“ zur Unterstützung der UN, andererseits die weitreichenden und vielfältigen Aktivitäten von Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs). Es ist bereits erwiesen, daß die vereinten Bemühungen Nichtstaatlicher Organisationen (NGOs), in großem Umfang die Öffentlichkeit wachzurütteln, eine Kraft hervorrufen können, die die internationale Gemeinschaft vorwärts bringen kann. Nichtstaatliche Organisationen haben sich Themen angenommen, die innerhalb des Rahmens staatenzentrierter internationaler Systeme häufig vernachlässigt werden, und sind Pioniere darin, Wege zur Lösung von solchen Problemen vorzuschlagen – ihre Leistungen sind wirklich großartig. Ich sehe ungeheure Möglichkeiten in der Art und Weise, in der die NGOs die Kraft der Menschen zu bündeln verstehen, um die Kluften zu überbrücken, die Staaten alleine nicht überwinden können. Dank ihrer Rolle in einer Reihe von Weltkonferenzen, die mit dem Erdgipfel von 1992 ihren Anfang nahmen, haben NGOs mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Der UN Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali bemerkte im September 1994, daß “Nichtstaatliche Organisationen nun als volle Teilnehmer am internationalen Leben betrachtet werden”, und daß “Nichtstaatliche Organisationen einen entscheidenden Teil der Legitimität darstellen, ohne die keine internationale Unternehmung bedeutungsvoll sein kann”.10 Seit kurzem werden NGOs als „Zivilgesellschaftliche Organisationen“ (Civil Society Organisations) bezeichnet. Statt des herkömmlichen Namens, der hervorhebt, was die NGOs nicht sind, betont der neue Name ihre aktive Rolle als Stütze der globalen Gemeinschaft. 10"Relationships between international non-governmental organizations and the United Nations: A Research and Policy Paper," http://www.uia.org/uiadocs/unngos.htm, 1995, S. 254-65. Obwohl die Bedeutung der NGOs auf diese Weise zunimmt, ist ihre offiziell anerkannte Interaktion mit der UN auf bestimmte festgesetzte Kanäle begrenzt, wie beispielsweise ihr beratender Status im Wirtschafts- und Sozialrat. Ich habe schon früher Pläne für die Errichtung einer UN-Bürgerversammlung vorgeschlagen, die aus Vertretern der Zivilgesellschaft bestehen könnte. Eine Reform der UN erfordert, daß sie auf die Stimmen von gewöhnlichen Bürgern hört und mit ihnen zusammenarbeitet. Obwohl es natürlich schwierig sein wird, eine solche Bürgerversammlung auf die Beine zu stellen, halte ich die Schaffung von Möglichkeiten, mit denen die Stimmen der Menschen bei der UN Gehör finden, für absolut notwendig. Daher möchte ich bei dieser Gelegenheit vorschlagen, einen globalen Bürgerrat zu einzurichten, der der Generalversammlung als beratende Körperschaft dienen kann. Dieser Rat wäre befugt, der Generalversammlung Themen zur Beratung zu empfehlen, ausgehend vom Standpunkt der Realisierung Globaler Öffentlicher Güter. Der Rat könnte gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Generalversammlung auf mögliche Krisenherde lenken. Indem er größtmöglichen Vorteil aus der Sachkenntnis der NGOs bezüglich der Informationsbeschaffung und ihren Erfahrungen aus erster Hand zieht, könnte ein solcher Rat einiges zu den Beratungen der Generalversammlung beitragen, beispielsweise durch die Förderung weitergehender Diskussionen über Schlüsselthemen. Mit der Vollendung des Zyklus von UN-geförderten Weltkonferenzen über problematische globale Themen konzentriert man sich nun auf die nachfolgenden Konferenzen, die in Fünf - bzw. Zehnjahresabständen stattfinden sollen. Im Lichte dessen glaube ich, daß es für einen solchen Rat sehr bedeutsam wäre, den Durchführungsstand der bereits getroffenen Abmachungen zu überwachen. Sein anderer wichtiger Beitrag könnte sein, als Mittelpunkt des Netzwerkes von NGOs und Mitgliedsstaaten sowie als Verhandlungsort für eine nachhaltige Diskussion über eine erweiterte globale Zusammenarbeit zu dienen. Eines der Unterthemen für das NGO-Jahrtausendforum, das im Mai als Einleitung zu der UNJahrtausendversammlung geplant ist, lautet: „Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen stärken und demokratisieren“.11 Ich hoffe aufrichtig, daß das Forum sinnvolle Pläne beratschlagen wird, um die UN aus der Perspektive der Menschen zu stärken und zu reformieren. In diesem Zusammenhang ist die „Neue Diplomatie“ als eine bedeutsame Kraft in der Welt erschienen. Darunter versteht man gemeinschaftliche Bemühungen zwischen der zivilen Gesellschaft und den Regierungen, die sich zu einer fundamentalen Reform verpflichten. In einem bestimmten Sinne korrespondiert dies mit dem schöpferischen Zusammenwirken zwischen innerer, spiritueller Reform und äußerer, institutioneller Reform, auf das ich mich vorher bezogen habe. Ihr bisher größter Erfolg ist die Übernahme des „Paktes zur Ächtung von Landminen (Abkommen über das Verbot des Gebrauchs, der Lagerung, Produktion und des Transfers von gegen Personen gerichtete Minen und Über ihre Vernichtung)“ \[Landmine Ban Treaty. Convention of the Use, Stockpiling, Production and Transfer of Anti-Personnel Mines and on Their Destruction\] von 1997. Dies wurde in einem der Zehn Fundamentalen Prinzipien nochmals bestätigt, die aus der im Mai 1999 abgehaltenen Friedenskonferenz von Den Haag \[The Hague Appeal for Peace (HAP) Conference\]“ hervorgegangen sind. Darin wird erklärt: „Alle Staaten sollten die Neue Diplomatie integrieren, die aus der Partnerschaft von Regierungen, internationalen Organisationen und der Zivilbevölkerung besteht.“ 12 Die Konferenz initiierte neue Kampagnen, zum Beispiel das „Internationale Kleinwaffenkampagne**“** \[International Action Network on Small Arms\] (IANSA) und die „Globale 11United Nations Millenium Assembly Site, http://www.un.org/millenium/, 31. Januar 2000 12Siehe http://www.haguepeace.org/ Ratifizierungskampagne für den Internationalen Strafgerichtshof“ \[Global Ratification Campaign for the International Criminal Court\], und rief zur Beendigung des Einsatzes von Kindersoldaten auf. Ich habe diese Themen in meinen letzten Vorschlägen erläutert, und die SGI wird diese Kampagnen aktiv unterstützen und an ihnen mitarbeiten. Es ist besonders entscheidend, die von Generation zu Generation weitergegebene endlose Fortsetzung der Kultur des Krieges zu durchtrennen, indem man damit aufhört, Kindersoldaten einzusetzen. Es ist ein willkommener und großartiger Fortschritt, daß der Entwurf eines freiwilligen Protokolls zum Abkommen über die Rechte des Kindes (Convention on the Rights of the Child) schließlich im Januar 2000 übernommen wurde, der sich auf die Verwicklung von Kindern in bewaffneten Konflikten bezog. Dieser Entwurf stellt sicher, daß Personen, die das achtzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht haben, weder freiwillig noch gezwungenermaßen in die Armee eingezogen werden dürfen. **Kampagne zur Ratifizierung und Inkraftsetzung des CTBT** Zusätzlich zu diesen Kampagnen glaube ich, daß eine der Herausforderungen im Rahmen der Neuen Diplomatie das Vorantreiben der nuklearen Abrüstung ist. Zuerst möchte ich eine Kampagne vorschlagen, um die Ratifizierung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) zu beschleunigen. Das CTBT wurde im September 1996 von die UN Generalversammlung mit überwältigender Mehrheit als ein ergänzender Vertrag zum Atomwaffen-Sperrvertrag \[Nuclear-Non-Proliferation Treaty\] (NPT) angenommen. Diese beiden Verträge haben sowohl die Verhütung der vertikalen Verbreitung*,* (Zunahme der Zerstörungskapazität von Nuklearwaffen), als auch der horizontalen Verbreitung ( Zunahme der Anzahl der Staaten im Besitz von Nuklearwaffen) zu ihrem Ziel. Allerdings ist der CTBT bisher noch nicht in Kraft getreten. Der Grund dafür ist, daß erst sechsundzwanzig der vierundvierzig Staaten, die Nuklearwaffen besitzen bzw. zu dem Bau von Nuklearwaffen fähig sind, und deren Ratifizierung notwendig ist, um den Vertrag in Kraft zu setzen, ihn bisher tatsächlich ratifiziert haben.13 Von den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates - alle sind Staaten im Besitz von Nuklearwaffen - haben bisher nur Großbritannien und Frankreich den Vertrag ratifiziert. Er wurde noch nicht von Indien oder Pakistan unterzeichnet, die 1998 beide Nuklearwaffentests durchgeführt haben, noch von der Demokratischen Volksrepublik Korea, ein Land, dessen Nuklearwaffen-Politik und -Programm bisher unklar geblieben ist. Die Zurückweisung der Ratifizierungsvorlage durch den Senat der Vereinigten Staaten im Oktober 1999 warf die Aussicht darauf, das CTBT in Kraft treten zu lassen, weit zurück. Die Aussichten des Vertrages auf Erfolg sind extrem gefährdet, sollte der Einfluß der Entscheidung der USA andere Staaten entmutigen, die den Vertrag noch unterzeichnen oder ratifizieren müssen. Die UN Generalversammlung stimmte 1999 einer Resolution zu, die zur Ratifizierung des Vertrages drängt. Doch ein Durchbruch wird beinahe unmöglich sein, solange nicht die weltweite öffentliche Meinung dazu aufgerüttelt wird, die Ratifizierung zu unterstützen. Die SGI beabsichtigt, in Übereinstimmung mit unserer langjährigen Haltung der Unterstützung der Nuklearen Abrüstung, ein internationales Netzwerk zu fördern, das die CTBT-Ratifizierung vorantreiben soll. Ein solches Netzwerk könnte Staaten, die den Vertrag noch nicht ratifiziert haben, einen entscheidenden Impuls geben, indem es die Technik der Neuen Diplomatie anwendet, das heißt, 1341 "Signature and Ratification," CTBTO PrepCom Open Website, http://www.ctbto.org/ctbto/sig\_rat.shtml. mit anderen NGOs und den Regierungen, die sich der Förderung der Ratifizierung verschrieben haben, zusammenzuarbeiten. Ich glaube, daß diese Kampagne nicht nur jeden Staat zur Ratifizierung des CTBT ermutigen, sondern auch zwei weitere Punkte zur Steigerung seiner Effektivität befürworten sollte. Der erste dieser beiden Punkte ist, das Verständnis und die Zusammenarbeit aller Staaten in Hinblick auf die Sicherung der notwendigen Finanzierung für die im CTBT festgelegte Art des Überprüfungssystems zu suchen. Die Organisation für den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen \[The Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization\] baut gegenwärtig ein Überprüfungssystem auf, das Einrichtungen auf der ganzen Welt einschließt, die Nukleartests aufdecken. Diese Anstrengungen, die dem gemeinsamen Vorteil aller vertragsunterzeichnenden Staaten dienen, sollten ungeachtet des Status der Ratifizierung weitergeführt werden. Der zweite Punkt ist, einen Konsens für einen Entscheidungsmechanismus herzustellen, der darüber befindet, ob subkritische Experimente, die nicht ausdrücklich von dem CTBT verboten sind, der Absicht des Vertrages zuwiderlaufen. (Die Präambel des CTBT stellt klar fest, daß seine Absicht darin besteht, effektive Maßnahmen für nukleare Abrüstung und gegen die Ausbreitung von Nuklearwaffen in jeglicher Hinsicht zu ergreifen). Da viele nuklearwaffenfreie Staaten wegen der Durchführung subkritischer Experimente frustriert sind, würde die Einrichtung eines solchen Mechanismus viel bewirken, um auf diese Frustrationen zu reagieren und die Effektivität des CTBT voranzutreiben. Eine bemerkenswerte, unlängst entstandene Entwicklung ist die Kampagne zum Erlassen eines Vertrages zum Verbot von Nuklearwaffen, die sowohl von der „*New Agenda Coalition“* (NAC) befürwortet wird, einer Gruppe von Staaten, die aktiv nach Nuklearer Abrüstung streben, als auch von der Initiative der Mittleren Mächte (MPI) \[Middle Powers Initiative\], einer Koalition von NGOs. Beide Gruppen wurden 1998 ins Leben gerufen. Die MPI entstand aus der Kampagne Abschaffung 2000 \[Abolition 2000 campaign\], einem globalen Netzwerk von NGOs zur Abschaffung von Nuklearwaffen. Seit die NAC mit acht Staaten gegründet wurde, haben mehr und mehr Länder ihre Ziele unterstützt, und sie ist nun das Herz einer neuen Bewegung zur Förderung der Nuklearen Abrüstung. So haben zum Beispiel sechzig Staaten den Entwurf einer Resolution unterstützt, die eine neue Agenda für eine nuklearwaffenfreie Welt fordert und der UN Generalversammlung im Dezember 1999 unterbreitet wurde. Die vordringliche Priorität der NAC ist es, die Nukleare Abrüstung innerhalb des Rahmens der NPT zu verstärken. Wenn jedoch die „NPT Review and Extension Conference“ (Konferenz zur Überprüfung und Erweiterung des Atomwaffensperrvertrags), die für April oder Mai 2000 vorgesehen ist, keine positiven Resultate erzielt, wird sich die NAC auf das Inkraftsetzen eines Vertrages zum Verbot von Nuklearwaffen konzentrieren. Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Nuklearwaffenstaaten und ihre Verbündeten ihre Bindung an Nuklearwaffen grundlegend überdenken. Letztendlich kann Nukleare Abrüstung nicht wirklich vorangetrieben werden, wenn die Geisteshaltung der gegenseitigen Abschreckung nicht überwunden wird. Bereits im Jahre 1986 erklärte der damalige Sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow, daß kein Land wahre Sicherheit in militärischer Macht finden könne, sei es zur Verteidigung oder zur Abschreckung. Es ist notwendig zu erkennen, daß Sicherheit, die auf Abschreckung basiert, in gegenseitigem Mißtrauen wurzelt. Sie wird immer von einem Wettkampf der Waffen begleitet sein, was sie schon in sich unbeständig und gefährlich macht. In der Tat befürwortet eine Mehrheit von Menschen die Abschaffung von Nuklearwaffen selbst in Staaten, die im Besitz von Nuklearwaffen sind, wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien, sowie ihrer Verbündeten. Dies war das Ergebnis von Meinungsumfragen, die von NGOs durchgeführt wurden. Dabei wurden Forschungsinstitute in Ländern eingesetzt, die an der „Kampagne Abschaffung 2000“ teilnahmen. 14 Als Teil ihrer Rechtfertigung für den Besitz von Nuklearwaffen geben die Nuklearwaffenstaaten die Unterstützung ihrer BürgerInnen an, aber die Ergebnisse dieser Untersuchung strafen ihren Behauptungen Lügen. Es wurde bereits erläutert, daß die Nuklearwaffenstaaten sowie Staaten, die danach streben, dem Nuklearwaffen-Club beizutreten, in Nuklearwaffen zusätzlich zur nationalen Sicherheit eine Bestärkung ihres Nationalprestiges suchen. Daher ist ein Ansatzpunkt, um einen Wandel herbeizuführen der, dieses Paradigma und diese Mentalität der Macht zu hinterfragen, aus der sich diese Definition von Prestige ableitet. In diesem Sinne treffen die Anstrengungen der NAC und der MPI genauestens die Anforderungen unserer Zeit, weil sie die Stärke der sanften Macht \[soft power\] anwenden und danach streben, die Einstellungen der Menschen grundlegend zu verändern. Wenn diese Kampagnen mehr und mehr Unterstützung von den Menschen bekommen, wird eine neue Supermacht des Vertrauens und der Solidarität in die Welt kommen, welche die von Abschreckung und Bedrohung getriebenen nuklearabhängigen Supermächte ablöst. Dieses gemeinsame Ziel - der Erlaß eines Vertrages für das Verbot von Nuklearwaffen - kann nur durch die Stärkung der Solidarität unter den BürgerInnen erreicht werden. Auf dem Weg zum Inkraftsetzen eines Vertrags für das Verbot von Nuklearwaffen ============================================================================= In „Die Geographie Menschlichen Lebens“, das zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts veröffentlicht wurde, beschrieb der erste Präsident der Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi, den Wandel in der Art des nationalen Wettbewerbs: Von militärischem zu politischem hin zu wirtschaftlichem Wettbewerb. Nachdem er diese herkömmlichen Wettbewerbsarten beschrieben hatte, entwarf er voraussagend eine Vision dessen, was er „humanitären Wettbewerb“ nannte. Dies bedeutet eine tiefgründige qualitiative Umformung von Wettbewerb selbst, hin zu einem Modell, das anerkennt, daß wir in gegenseitiger Wechselbeziehung stehen, und die kooperativen Aspekte des Lebens hervorhebt. Er entwarf die Vision eines Zeitalters, in dem Menschen und Länder darum wetteifern würden -- in der ursprünglichen Bedeutung von „gemeinsam vorwärtsstreben“ -- den größten Beitrag zu menschlichem Glück und Wohlergehen zu leisten. In diesem Zusammenhang erklärte er, daß das letztendliche Ziel eines Staates in der vollendeten Ausbildung einer humanitären Gesinnung liegt. Er behauptete, daß Nationen stets Maßnahmen greifen sollten die weder nötigen noch direkt eingreifen, um ihre Einflußsphäre zu erweitern (d.h. ohne militärischen und wirtschaftlichen Druck). In diesem Sinne könnte man sagen, daß Makiguchi mit Voraussicht und Weisheit das erkannte, was wir heute als Sanfte Macht (soft power) kennen, das heißt die Fähigkeit, auf natürliche Weise die Herzen und den Geist der Menschen zu gewinnen. Als Buddhist fühle ich mich dazu verpflichtet, die tiefere Bedeutung von Nuklearwaffen und die Notwendigkeit ihrer Abschaffung hervorzuheben. 14"Recent Public Opinion Polls Indicate Overwhelming Support for Nuclear Weapons Abolition," March 1999, http://www.napf.org/abolition2000/polls.html. Es geht um mehr als um die bloße Abrüstung. Es geht darum, das schlimmste negative Vermächtnis des zwanzigsten Jahrhunderts zu überwinden: Mißtrauen, Haß und die Entwürdigung der Menschlichkeit als letztendliches Ergebnis eines barbarischen, hegemonialen Kampfes zwischen Nationen. Es erfordert, daß wir uns der grenzenlosen Kapazität des menschlichen Herzens stellen, das dazu fähig ist, sowohl Gutes wie Böses, Schöpfung als auch Zerstörung hervorzubringen. In diesem Jahr ist der einhundertste Geburtstag von Josei Toda, meinem Mentor und dem zweiten Präsident der Soka Gakkai. In seiner Erklärung gegen Nukleare Waffen vom September 1957 verdammte er Nuklearwaffen als ein absolutes Unheil, das die Menschheit ihres Rechts auf Leben beraubt. Durch ein tiefgründiges Verständnis der Vorgänge, die dem menschlichen Herzen zutiefst innewohnen, erkannte er scharfsinnig die wahre Natur von Nuklearwaffen und erklärte seine Entschlossenheit, die dämonischen Aspekte des Menschseins umzuwandeln, also jene Aspekte, die Nuklearwaffen erst möglich machen. Als Erben der Vision Todas hat die SGI kontinuierlich Wege gesucht, diese Botschaft in der ganzen Welt zu verbreiten. Die Wanderausstellung der SGI mit dem Titel „Nuklearwaffen: Eine Bedrohung für unsere Welt“, inmitten des Kalten Krieges begonnen, wurde bereits in fünfundzwanzig Städten in sechzehn Ländern der Erde gezeigt, einschließlich Nuklearwaffenstaaten wie die USA, die frühere Sowjetunion und China. SGI-Mitglieder haben mehr als dreizehn Millionen Unterschriften gesammelt, die die Initiative „Abschaffung 2000“ (Abolition 2000) unterstützen. Diese Kampagnen gründen sich vollkommen auf der Überzeugung, daß es keinen anderen Weg gibt, diese einschüchternd schwierige Aufgabe zu erfüllen -- die Abschaffung von Nuklearwaffen -- als den, die Solidarität unter den Menschen aufzubauen, und nationale und ethnische Unterschiede zu überwinden. Die Kampagnen sind außerdem Ausdruck einer resoluten Entschlossenheit, niemals der Macht von Nuklearwaffen nachzugeben, sondern statt dessen unnachgiebig das nagende Gefühl der Resignation und Machtlosigkeit zu bekämpfen, das von ihnen erzeugt wird und das den menschlichen Geist zersetzt. Frieden in Nordost-Asien ======================== Als letzten Punkt möchte ich auf das Thema des Friedens in Nordost-Asien eingehen, eine von mir seit langem gehegte Hoffnung. Mein Anliegen beruht auf dem Glauben, daß die Entwicklungen in Nordost-Asien nicht einfach auf die jeweiligen Örtlichkeiten begrenzt sind, sondern eine Angelegenheit von großer Tragweite darstellen, welche die zukünftige Richtung der Welt in vielerlei Hinsicht bestimmen wird. Der Direktor des Forschungs- und Studienprogramms am US-amerikanischen Friedensinstitut, Patrick M. Cronin, stellte zu diesem Punkt eine faszinierende Betrachtung an. Indem er vorhersagte, daß Nordost-Asien im 21. Jahrhundert das Zentrum von politischer, wirtschaftlicher, technologischer, sozialer und militärischer Aktivität sein wird, stellt Cronin fest, daß Frieden und Sicherheit in Nordost-Asien eine entscheidende Schlüsselposition einnehmen wird, wenn es darum geht, ob die internationale Gemeinschaft in ein Zeitalter der Harmonie eintreten kann, das sich auf Zusammenarbeit gründet15. Frieden in Nordost-Asien war immer meine aufrichtige Hoffnung, wenn ich an das Potential denke, das diese Region besitzt. Auch treibt mich ein tiefes Bedauern des großen Leids, das der japanische Angriffskrieg in der gesamten Region verursacht hat. Ich habe eine Reihe von Friedensvorschlägen gemacht, die sich insbesondere auf den Frieden auf der koreanischen Halbinsel bezogen. Dies beinhaltet: Die Nord-Süd Gipfelgespräche (Vorschlag von 1985), ein gegenseitiges Nichtangriffsund Nicht-Kriegsführungs-Abkommen (1986), Umwandlung der entmilitarisierten Zone für 15 Sekai shuho \[World Affairs Weekly\], January 1, 1998, New Year's special edition, (Tokyo: Jijitsushinsha), S. 6. friedfertige und kulturelle Belange (1986), die Errichtung eines Zentrums für die Wiedervereinigung von getrennten Familien (1994), und der Vorschlag, eine Beziehung des gegenseitigen Vertrauens aufzubauen, und zwar durch Projekte wie Eisenbahnverbindungen und andere TransportVerbindungen (1995). Die Beziehungen zwischen den beiden koreanischen Staaten sind nun dabei, sich nach langem Hin und Her zu verbessern. Unglücklicherweise befinden sich diese beiden Länder technisch gesehen heute immer noch in einem Kriegszustand, und stehen sich an der entmilitarisierten Zone seit dem Waffenstillstandsbeschluß im Juli 1953 feindlich gegenüber. Ich habe beständig darauf gedrängt, diesen unnatürlichen Zustand zu beenden. In diesem Jahr jährt sich der Ausbruch des Korea-Krieges zum fünfzigsten Mal, und ich fordere alle Seiten dringend auf, diese Gelegenheit zu nutzen, um ein Ende des Kalten Krieges herbeizuführen, und ernsthaft den Frieden einzuleiten. Um eine Atmosphäre zu schaffen, die dies ermöglicht, ist es wichtig, Gespräche einzuleiten und Vertrauen in der gesamten Region zu schaffen. Auf dieser Grundlage setzte ich mich in meinem Friedensvorschlag von 1997 für die Schaffung einer nuklearfreien Zone in Nordost-Asien ein, sowie in meinem Vorschlag von 1999 für eine Gemeinschaft des Friedens in Nordost-Asien*,* die die zwei Koreas sowie deren Nachbarstaaten umfassen könnte. Besonders das Letztgenannte ist eine Vision, den Dialog in Nordost-Asien zu fördern. Allerdings fehlt es dort gegenwärtig an einer Organisation für die regionale Zusammenarbeit. Die SGI sponserte ein Symposium zur Verwirklichung einer solchen Gemeinschaft auf der Internationalen Konferenz der NGOs in Seoul im Oktober 1999, und wir planen, ähnliche Gelegenheiten für zukünftige Gespräche zu schaffen. Wie bereits erwähnt, halte ich es für entscheidend, stets ein Forum für Diskussionen aufrechtzuerhalten, wenn es um Konfliktlösungen geht. Anstatt betroffene Seiten auszugrenzen, ist es wichtig, Spannungen nicht in militärische Konflikte eskalieren zu lassen. Auf der Konferenz in Seoul wurden Möglichkeiten diskutiert, Verbindungen zwischen chinesischen, koreanischen und japanischen NGOs aufzubauen. Es wäre sehr bedeutsam, Wege des Dialogs sowohl innerhalb der zivilen Gesellschaft als auch auf Regierungsebene zu sichern. Ich würde gerne vorschlagen, eine nordostasiatische Friedensuniversität zu gründen, also eine Institution wie die Europäische Friedensuniversität, die als Teil eines solchen regionalen Austausches mit der UN-Universität zusammenarbeiten könnte ---- möglicherweise mit dem Standort Mongolei. Ich schlage die Mongolei als Kandidatin aus folgenden Gründen vor: Sie ist ein friedensorientiertes Land, deren nuklearwaffenfreier Status durch die UN 1998 anerkannt wurde, und, wie Rußland und China, eines der Länder in der Region ist, das mit beiden koreanischen Staaten diplomatische Beziehungen pflegt. Wo auch immer sie gegründet wird, eine nordostasiatische Friedensuniversität könnte zu Frieden und Stabilität in der Region auf lange Sicht hin beitragen, wenn sie einen Ort bietet, an dem fähige Menschen gefördert werden, die sich dem Austausch an der Basis und der Friedensschaffung verpflichten. Man könnte sich in Nordost-Asien künftig auch etwas Ähnliches wie das SokratesProgramm vorstellen, ein akademisches Austauschprogramm, das von der Europäischen Union gefördert wird. Die Soka Universität, die bereits eine Tradition darin hat, den akademischen Austausch in der Region aktiv zu unterstützen, würde definitiv zu derartigen akademischen und Jugendaustauschprogrammen beitragen. Eines der Themen der Agenda des G8 Okinawa Gipfels 2000 ist Frieden in Asien. Ich hoffe, daß diese Gelegenheit, das Thema gründlich und von einer weitreichenden Perspektive aus zu diskutieren, voll ausgenutzt werden kann, so daß die nordostasiatische Region, insbesondere die koreanische Halbinsel, einen bedeutenden Schritt vorwärts in Richtung Frieden machen kann. **Die Kraft des menschlichen Geistes freisetzen** Wenn wir uns die Lehren und Warnungen des von Tragödien übervollen zwanzigsten Jahrhunderts zu Herzen nehmen, müssen wir „Handeln“ und „Solidarität“ zu Schlüsselwörtern für das einundzwanzigste Jahrhundert machen. Die Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, sind beängstigend in ihrer Tragweite und ihrer Komplexität. Während es schwierig sein mag, zu erkennen, wo oder auch wie man beginnen soll dürfen wir niemals dem Zynismus oder der Lähmung angesichts dieser Probleme Raum geben. Wir müssen beginnen, zu dahingehend handeln, was uns richtig erscheint. Wir müssen uns gegen die Versuchung wehren, uns passiv mit den gegenwärtigen Bedingungen zu arrangieren. Statt dessen sollten wir uns auf die Herausforderung einlassen, eine neue Realität zu erschaffen. Der menschliche Geist ist mit der Fähigkeit ausgestattet, selbst die schwierigsten Umstände umzuwandeln, und daraus einen Wert und immer reichhaltigere Bedeutung zu erschaffen. Wenn jede Person diese unbegrenzte spirituelle Kapazität zu voller Blüte bringt, und wenn gewöhnliche Menschen sich in der gemeinsamen Bemühung für positiven Wandel vereinen, wird eine Kultur des Friedens -- ein Jahrhundert des Lebens -- entstehen. Die Menschen sind die Hauptdarsteller in diesem großartigen Abenteuer. Die SGI wird darin fortfahren, die Ermächtigung der Menschen voranzutreiben-- der Menschen, durch die Menschen, für die Menschen -- mit immer stärkerer Widmung und Energie. Durch breit angelegten Dialog und Kooperationsbereitschaft sind wir entschlossen, einen neuen Weg zu Frieden und Hoffnung im neuen Jahrtausend zu öffnen. Endnoten ======== Anmerkungen der Übersetzer: Wird die Quellenangabe in Englisch angegeben, dann wurde der entsprechende Text aus dem Englischen übersetzt. 1) Tabelle 1, „UNHCR by Numbers“, UNHCR & Flüchtlinge,http://www.unhcr.ch/un&ref/numbers/table1.htm, 7. Juli 1999 2) „International Decades“, UNESCO Informationsservice,http://www.unesco.org/general/eng/infoserv/db/decades.html, 6. März 2000 3) „Introduction“ Situation der Kinder der Welt 2000. http://www.unicef.org/sowc00/main.htm, 27. Dezember 1999 4) „Victory Over Violence Peace Pledge“http://www.vov.com 5) Newsletter Nr. 13, Frühling/Sommer 1999 http://www.brc21.org/n13a3.html, 7. Januar 2000 6) Arnold J. Toynbee, The World and the West (London: Oxford University Press, 1953), S. 81 7) Siehe „Centro de Estudios Martianos“ http://www.infoarte.cult.cu/marti/indice.html, 8. März 2000 8) Edward W. Said, Culture and Imperialism (New York: Vintage Books 1994) S. 12 (deutsche Ausgabe: Kultur und Imperialismus. Einbildungskraft und Politik im Zeitalter der Macht, (1994) S. Fischer, Ffm.) 1) Albert Schweitzer, On the Edge of the Primeval Forest: The Experiences and Observations of aDoctor in Equatorial Africa, Fontana Edition (London und Glasgow: A. & C. Black Limited, 1956), S.96 2) Said, ibid., S. xiii 3) Johan Galtung und Daisaku Ikeda, Choose Peace, Übers. und Hg. Richard Gage (East Heaven,CT: Pluto Press, 1995), S. 127 4) Benedict de Spinoza, „Of the Best State of a Dominion“, politische Schriften, Hg. R. H. M. Elwes, Übers. A. H. Gosset (London: G. Bell & Son, 1883), http://www.constitution.org/bs/poltr\_05.htm, 25. November 1998 5) Akira Iriye, siehe Cultural Internationalism and the World Order (Baltimore: John Hopkins University Press, 1997) 1) Ryosuke Ohashi, Uchinaru ikoku sotonaru Nihon-Kasoku suru interculture sekai \[Das Fremde Land in uns, die Japanische Nichtwachsende Interkulturelle Welt\], (Tokyo: Jinbunshoin, 1999) 1) Arnold J. Toynbee, Civilisation on Trial (New York: Oxford Press, 1948), S. 213 2) C. G. Jung, „After the Catastrophe“, Essays über gegenwärtige Ereignisse, Üers. Elizabeth Welsh(London: Kegan Paul, 1947), S. 71 3) Martin Luther King, Jr., „I Have a Dream“, Ein Testament der Hoffnung: Die wesentlichen Schriften und Reden des Martin Luther King, Jr., Hg. James M. Washington, First Harper Collins Taschenbuchausgabe (San Francisco: HarperSanFrancisco, 1991), S. 219 1) Jose Marti, „Patria es Humanidad“, Komplette Werke des Jose Marti, Ausg. 5 (Havanna: Editorial Nacional de Cuba 1963 - 1965), S. 468 1) Ibid., S. 22 2) C. G. Jung, The undiscovered Self, Übers. R. F. C. Hull (Boston: Little, Brown and Company,1958), S. 101 3) Daisaku Ikeda und Tschingis Aitmatov, Oinaru tamashii no uta \[Das großartige Lied der Seele\],Ausg. 1 (Zokyo: Yomiuri Shimbun Press, 1991), S. 1 4) Nichiren Daishonin gosho zenshu \[Die Gesammelten Werke des Nichiren Daishonin\] Hg. NichikoHori (Tokyo: Soka Gakkai, 1952), S. 563 5) Ibid. 6) Josei Toda, Rede im Kanda Kyoiku Kaikan (Kanda Erziehungs-Center), Tokyo, 19. Oktober 1947 7) Nichiren Daishonin gosho zenshu, S. 759 8) Ibid., S. 564 9) Charta der SGI, 30. September 1998 http://www.sgi.org/about/sgi/charter.html [^1]: Rajkumari Amrit Kaur, "Gandhiji and Women," http://www.mkgandhi-sarvodaya.org/kaur.htm, March 21, 2000. [^2]: Yomiuri Shimbun, May 5, 1998, (Tokyo: Yomiuri Shimbun Press). [^3]: UNDP, "Global Public Goods," http://www.undp.org/globalpublicgoods/text/, October 11, 1999. [^4]: United Nations Millennium Assembly Site, http://www.un.org/millennium/, January 31, 2000. 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